1834 / 306 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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rend der groͤßten Sonnenhitze, sich eine Gehirn⸗Entzuͤndung zu⸗

welchem das Parlament brannte, in Dudley, 119 Englische Mei⸗ sen von London, von diesem Feuer sprechen hoͤren, sey von Sin— nen; andere, er habe dies nur in der Absicht ausgesagt, um die Untersuchung von der fehlerhaften Veh un art abzulenken, der man allgemein die Ursache des Brandes zuschreibt, da er Associés des Fabrik-Geschaͤfts ist, welches die Ofenlieferung fuͤr das Parlament hatte.

Heute sollen zwar durch Expressen Nachrichten vom 19. Okt. dus Madrid eingeg⸗ngen seyn, die Sache ist aber noch ungewiß. Uebrigens bemerkt man in den Cortes⸗ Obligationen in Folge betraͤchtlicher Einkaͤufe auch an der heutigen Boͤrse ein . Steigen. Sie hoben sich von 563 bis 2 Uhr auf 563.

In Portsmouth und Gosport halten sich noch immer Karlistische Offiziere (meist aus den ersten Familien Spaniens) nebst i0 Bedienten auf; sie befinden sich in der bittersten Ar⸗ muth; die Prinzessin von Beira hat ihre Huͤlfsmittel fast gaͤnz— lich erschoͤpft; Lord Beresford hat 1090 Pföo. fuͤr dieselben her⸗ ge zehen.

Die Spanische Regierung hat das Dampfschiff „Royal Wil⸗ lian“ angekauft, um in den Baskischen Gewaͤssern zu kreuzen, und Commodore Henry hat seine Flagge als Ober-Befehlshaber am Bord desselben aufgezogen. -

Neue Beschwerden der Inhaber der Cortes-Schuld, die sie durch Schreiben vom 17ten und 26sten d. dem Lord Palmerston vortrugen, haben eine vom 23sten d. datirte Antwort im Namen bes Leßteren veranlaßt, worin er anzeigt, daß der Englische Ge— sandte in Madrid abermals mit ernstlichen Vorstellungen in Be— zug auf die ruͤckständigen Zinsen der Cortes Obligationen beauf⸗ tragt worden sey.

Die Englischen Blätter enthalten schon jetzt die Denk⸗ schrift der Inhaber von Cortes-Obligationen, welche durch einen „gnen Agenten und unter Mitwirkung des Britischen Botschaf⸗ ers in Madrid der Königin und beiden Kammern der Cortes überreicht werden soll. Sie wird auch in Deutscher, Franzoͤsi⸗ scher, Spanischer und Hollaͤndischer Uebersetzung gedruckt und zur Unterzeichnung in Umlauf gebracht werden.

Der Globe enthalt Folgendes: „Die juͤngsten Nachrichten aus Madrid scheinen das erschuͤtterte Vertrauen zur Spanischen Re⸗ göerung wieder zu beleben, und die Speculanten erscheinen wie⸗ der an der Börse, in der Hoffnung, daß die bessere Gesinnung, welche die Proceres-Kammer dei dieser Gelegenheit gezeigt hat, einigermaßen dem Haß gegen die schwankende Politik der Pre⸗ Curadoren-Kammer das Gleichgewicht halten, und daß letztere die gefaͤhrliche Lage, worin sie den Credit des Landes versetzt, er— ennen und durch Annahme der Amendements der Proceres— Kammer ihren Irrthum verbessern werde.“ —⸗

Die Admiralitaͤt wird die Einrichtung treffen, daß wahrend des be vorstehenden Winters eine regelmaͤßige Post Verbindung ermittelst Dampfboͤten zwischen London und Lissabon stattfin⸗ den soll.

. ist ein Plan im Werke, von Greenwich uͤber Woolwich nach Grapesend eine Eisenbahn zu fuͤhren. ö.

Die Bank von England hatte, dem von ihr publizirten Be⸗ richt zufolge, vom 29 Juli bis zum 21, Okt. im Durchschnitt für 7 133,‚5060 Pfund Gold und Silber in Häͤnden, welches ge— gen früher eine Abnahme von 1,ů 716,000 Pfund und eine Um⸗ jaufs Verminderung von 636,009 Pfund ergiebt. Der Belauf der Depositen hatte um 3,720,009 Pfund und der Belauf der Schuld⸗ Papiere um 553,009 Pfund abgenommen.

err Muntz in Birmingham hat ein Patent auf eine gelbe Metall⸗Composition erhalten, die zur Schiffsbekleidung dienlicher und dabei billiger seyn soll, als Kupfer.

In Glasgow ist eine Theeladung von Canton angekommen, zie aber nach London wird gebracht werden muͤssen, weil sie nicht fuͤr jenen Ort assortirt war, und man glaubt, daß London, schon der Natur der Sache nach, der Haupt-Markt fuͤr diese Waare bleiben wird.

Auf dem Dampfboote „Sir Edward Banks“ wurden am Sonnabend 49 Jagdhunde, als Geschenk des Koͤnigs fuͤr den Herzog von Braunschweig, eingeschifft.

Die schoͤne Jacht „Gossamer“ Eigenthum des verstorbenen Herrn C. Coote, wurde in voriger Woche auf Befehl der Wittwe desselven zerstoͤrt. Der Eigenthuͤmer war ein großer Liebhaber von Yachten und machte in Begleitung seiner Familie eine Neise nach Neapel, wo er, durch zu häufiges Baden im Meere waͤh—

de ihm? dei Tod brachte. Die Leiche wurde in dem „GosÜ 5 1. England gebracht und in der Familien⸗Gruft bei⸗

sammer acsert. Die Witwe befchloß hierauf, das Fahrzeug, wesches gesetzt. D versenken zu lassen, damit keine

ura 7000 Pfd. gekostet hat, 4 : Spur von ö. äbrig bliebe. Spaͤter aͤnderte sie jedoch diese Best mmung in sofern ab, daß sie in voriger Woche das Schiff, obgleich ihr 1500 Pfd. dafuͤr geboten wurden, in Stuͤcke schla⸗ gen ließ. Auch ö, graues . des Herrn Coote, 99 Guineen werth, wurde getsdtet. ö. Von den Enallschen Kuͤsten gehen die betruͤbendsten Nach— richten uͤber Schiffbruͤche und Havarieen ein. Mehrere Tage hindurch fehlten in London alle Nachrichten vom Festlande, und eErst am 27sten d. M. kamen fast alle Posten auf einmal an. Gir Robert Wilson, der Praͤsident des Comitè' s, welches zusemmengetreten ist, um die Rechte der Mexikanischen Staats⸗ iäubiger wahrzunehmen, hat aus Mexiko vom 25. Aug. ein Schreiben erhalten und durch die Times bekannt machen lassen, gäs welchem hervorgeht, daß der Finanz-Minister den Agenten ez Eomité's in Mexiko erklärt hat, die Regierung werde sich er u ganz kurzer Zeit im Stande seyn, Rimessen nach Londen, Vehufè der Abtfagung der fälligen Däwiden den, zu machen, die wär' durch die polltischen Wirren bisher verhindert worden sey 1rbrigens hat seitdem der Mexikanische Finanz⸗Minister Eche— varra' seine Stelle niedergelegt.

Nach Berichten aus Dominica und S Lucia weigerten sich die dortigen Neger fortwährend, zu arbeiten. Auf e,. maica war am 6. September Alles ruhig.

Ein Brief aus Jamaica vom 7. September bringt die Nachricht, daß die Stadt Kingston von einem starken Erdbe— ken heimgesucht worden ist. Es herrschte mehrere Tage lang große Hitze (das Thermometer stand im Schatten auf 287 und 3h e R., mit furchtbaren Gewittern und heftigem Regen. Am September, um 1 Uhr Morgens, fuͤhlte man acht bis zehn er schledene Stöße, deren Staäͤrke bis zu dem letzten allmaälig sich zit vermindern schien. Zuletzt erfolgte jedoch noch ein Stoß, ä Ille vorhergehende an Heftigkeit uͤbertraf Die Dauer des rdbebens fberiraf die aller sruͤheren; es waͤhrte dreißig Sekun⸗ Sen. Glacksicherweise hat es in Kingston keinen bedeutenden

Schaden angerichtet. Nteder lande. Aus dem Haag, 29. Sept. Gestern war die zweite

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melt, um den Bericht uͤber die Adresse als Antwort auf die Throͤnrede zu vernehmen. Dem Vernehmen nach, ist ein Amen⸗ dement dazu, welches das Gesuch enthält, daß die Kammer mit dem Stande der Unterhandlungen uͤber die Belgische Frage naͤ— her bekannt gemacht werden moge, mit 21 gegen 16 Stimmen durchgegangen. Heute wird die Adresse dem Koͤnige uͤberreicht werden.

Die Geruͤchte, daß die letzten Sturmfluthen den Daͤmmen und Deichen der Stadt Amsterdam bedeutenden Schaden zuge— fuͤgt haben, werden jetzt fuͤr ungegruͤndet erklart.

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Bruͤssel, 29. Okt. Die Handelskammer hat sich in einem von dem Minister des Innern verlangten Gutachten gegen die Nothwendigkeit einer zum Schutze des Belgischen Handels zu errichtenden Kriege flotte ausgesprochen und sich dabei auf das Beispiel Preußens berufen, dessen Handelsflagge in allen Mee⸗ ren geachtet werde, obgleich es keine Marine zu ihrer Beschůz⸗ zung besitze. Haͤtte Preußen, so bemerkt die Handelskammer, die Nothwendigkeit einer solchen Marine nur irgendwie erkannt, so wurde es gewiß mit Errichtung derselben um so weniger ge— zoͤgert haben, als ihm die Materialien dazu leichter zu Gebote staͤnden, als irgend einem anderen Lande

Man schreibt aus Nieuport vom 265. Oktober: „Durch ein Umschlagen des West- und Nordwest-Windes nach Norden vermehren sich die Ungluͤcksfälle an unsern Kuͤsten. Gestern Morgens um 3 Uhr ist der mit Kohlen beladene Engl. Kutter „la Providence“ bei Osdunkerque, eine halbe Meile westlich von unserm Hafen, gesunken. Drei Mann wurden gerettet. Der Kapitän, seine Gattinn und ein Schiffsjunge kamen um. Die beiden erstern wurden in ihrer Kajuͤte todt gefunden. Um Mittag strandete die Schwedische Brigg „LUnion“ zwischen hier und Ostende zu Middekerque. Das Schiff leidet schrecklich, es geht ganz in Truͤmmern. Man zahlt 8 Menschen im Tackel⸗ werk, die um Huͤlfe schreien. Es ist 7 Uhr Abends und noch sind sie nicht gerettet. Das Wetter ist fortwährend furchtdar und die See hört nicht auf zu toben. N. S. Diesen Morgen ersaͤhrt man, daß die Schiffsmannschaft gerettet ist; der Kapi— taͤn ist umgekommen.“

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Dresden, 30. Okt. Nachstehendes ist die (gestern erwaͤhnte) Erwiederungs-Rede des Praͤsidenten der ersten Kammer beim Schlusse der Stände Versammlung: „Allerdurchlauchtigster ze. Eine lange, lange Zeit ist verflossen, seit jenem Augenblick, wo wir die nach der neuen Verfassung berufenen Vertreter des Volks uns zum erstenmale versammelt sahen, an den Stufen unserer hochverehrten Regenten. Damals faßten wir den Vorfatz, mit treuer Hingebung und Thätigkeit die uns werdenden ehren⸗ vollen, aber schweren Aufgaben zu loͤsen, damals gelobten wir uns felbst, in der treuen Brust nur die waͤrmste Anhaͤnglichkeit an Kdͤ⸗ nig und Vaterland zu bewahren. Unser einziger Wunsch ging da mals nur dahin, es mochte am Ende unseres Tagewerks uns das lohnende Gefuͤhl zu Theil zu werden, den Beifall unserer hochver⸗ ehrten Regenten, die Zufriedenheit unsers ) zu haben. Jetzt stehen wir an diesem Ziele, an dem Ende dieses langen, allerdings denkwuͤrdigen Landtags, Ihro Maj, und Hoheit haben uns so eben auf das huldvollste Höͤchstihre Zufriedenheit ver⸗ sichern lassen; hoffen durfen wir demnach, fuͤr das Wohl des Landes glücklich gewirkt zu haben. Do n oft stellten sich uns Schwierigkeiten entgegen; die Neuheit der noch nicht betretenen Bahn, die Menge, Wichtigkeit und umfaͤnglichkeit der zu bearbeitenden Gegenstaͤnde, hervorgegangen aus einer vblligen Umgestaltung der Verfassung, der Gesetzgebung, des gesammten Fi⸗ nanzwesens; die Nothwendigkeit, das Wort der Verfassung in die That übergehen, sie selbst in das Leben treten zu lassen, nahmen gleichmaͤßig in Anspruch so den festen Willen, wie die Thatkraft. Gern und willig ward so manches Opfer auf hem Altar des Vaterlandes niedergelegt, bereitwillig kam man sich entgegen zu dem Abschluß über die wichtigsten. Ange legenheiten, der Geist der Einigkeit und des gemeinsamen Strebens zuin allgemeinen Wohl besestigte sich immer mehr und bewahrte auf bas deutlichste die gluͤckliche Zusammensetzung der Saͤchsischen Kam⸗ mern und das hier in Anwendung gebrachte System zweier Kam- mern. Bei unsern Verhandlungen war frei wie der Gedanke das Wort, doch herrschte Mäßigung und Haltung, angemessen der Wurde des Verhaͤltnisses, und täglich mehrte sich das Vertrauen zu einer weisen und gerechten Regierung. Geleitet von diesen Gesinnungen konnte es wohl gelingen, die geistigen und materiellen Interessen der Nation mit gleicher Sorgfalt zu umfassen, und die Sorge fuͤr Kir⸗ che und Unterricht verdrangte nicht die fuͤr die übrigen Theile der Gesetzgebung und des Fingnzwesens. Besondere Schwierigkeiten aber verursachte diesmal die Berathung des Budgets; dennoch ge— lang es, außer der gluͤcklichen Beseitigung derselben, sich zu verei⸗ nigen, äber ein neu Linzufüͤhrendes Grundsteuer-System, über Aus gleichung bisher bestandener Befreiungen und Ungleichheiten im Steuerwesen, es gelang, ein neues System zu begründen fuͤr die in⸗ direkten Abgaben, dem bald ein glücklicher Anschluß an ein größeres Zollsystem folgte, auch ward es ermbglicht, die bisher minder innig ver⸗ dundenen Landestheile mehr zu einem gemeinschaftlichen Ganzen zu ver⸗ einigen. Alle diese Gegenstaͤnde, verbunden mit einer unendlichen Menge anderer, die ohne den regsten Willen und ohne die Thatkraft her Staͤnde nicht in der Art zu erreichen gewesen seyn durften, moͤ— gen darthun, daß diefer zwar so lange dauernde Landtag für, das, was geleistet ward, doch nicht zu lange gedauert habe. Ruhig und mit stets wachsendem Vertrauen muß nun das Volk von der Zukunft die Fruͤchte der jetzt ausgestreueten Saat erwarten und mit Zuversicht blicken auch Staͤnde und Volk auf das Walten einer wei⸗ fen und wohlwollenden Regierung, vertrguensvoll sehen sie das Wohl ber Nation in den Haͤnden der hochgefeierten Regenten liegen, die, Vater des Bols zu feyn, ihnen zusichern. Zurücklehrend jetzt zu anserer Heimath, bitten wir nur hoch Gott, Ew, Köͤnigl Mgjestät und Hoheit, so wie das ganze theuere Koͤnigshaus in seinen gnaäͤdigen Schutz zu nehmen, und vereinigen uns zu einem Wunsch, Allerhdchst⸗ und Hoͤchstdieselben mochten von der Aechtheit unserer Gesinnungen, pon unserer unbegraͤnzten Treue und Ergebenheit fest überzeugt seyn. / Der vom 30. Oktober 1834 datirte Landtags-Abschied, wel⸗ cher nach den Bestimmungen des §. 119 der Verfassungs⸗Ur⸗ kunde die Koͤnigl. Erklaͤrung uͤber die Verhandlungen mit den Standen enthaͤlt, bildet, seinem wesentlichen Inhalt nach, fol— gende Rubriken! Die Abtheilung unter 1. beschaͤftigt sich mit den Vorlagen an die Stande und fuͤhrt A) unter sechts und dreißig Nummern diejenigen Gegenstaͤnde auf, in deren Betreff theils Gesetze erlassen worden sind, oder zu deren Erle⸗ digung das Erforderliche eingeleitet wurde und die deshalb noͤ— thige Anordnung erging. Es folgen zu gleicher Zeit die Aller⸗ höchsten und Höchsten Eröffnungen, insoweit wegen einiger der vorbemerkten Gegenstände in den betreffenden staͤndischen Schrif— ten annoch besondere Voraussetzungen, Wuͤnsche oder Antraͤge der Allerhoͤchsten und worden sind. Unter B folgen die Eroͤffnungen uͤber die von den Standen zwar bereits berathenen, allein Höhern Orts noch nicht zur ee , un gebrachten Gegenstaͤnde. Unter den hier⸗ her gehörigen fuͤnf und swanf i Nummern ist vornehmlich die I9te wegen der darin enthaltenen Eroͤffnungen, die Bearbeitung eines neüen Grundsteuer⸗ Systems und Aufhebung der bisher bestan⸗

Kammer der Generalstaaten in elnem General Comitè versam⸗

denen Realbefrefungen hetreffend, bemertenswerth, eben so die Er—

eliebten Volks verdient!

Doch oft war es schwer dieses Wirken,

Hoͤchsten Genehmigung anheimgestellt

öffnungen uͤber den mit einigen Modificationen zu bestatigen den Ober⸗ lausitzer Particular · Vertrag, in deren Gemaͤßheit die gesetzliche Publi⸗ cation der uͤber die fragliche Uebereinkunft zu vollziehenden Urkunde zu seiner Zeit erfolgen wird. Zugleich wird unter dieser Abthei⸗ lung hinsichtlich der Zusammensetzung des Staats Gerichishofes erwähnt, daß bis zum Schluß des naäͤchsten ordentlichen Landtags die Allerhoͤchsten und Hoͤchsten Orts ernannten zeitherigen Mit— glieder in dieser Eigenschaft auch fuͤr den vorerwaͤhnten Zeitraum bestaͤtigt, und das zur Zeit erledigte Präsidium dem kuͤnftigen Praͤsidenten des Ober⸗Appellatians-Gerichts uͤbertragen werden wird. (Die neuen staͤndischen Wahlen haben in den letzten Ta— gen ebenfalls stattzefunden. Unter C. werden acht bereits von den Staͤnden berathene Gesetz⸗Entwuͤrfe erwahnt, hinsichtlich deren die daruͤber erst kurz vor dem Schlusse des Landtags ein— gegangenen staͤndischen Schriften in naͤhere Erwaͤgung zu ziehen sind. „So viel aber“, heißt es dort, „diejenigen Gegenstaͤnde anlangt, die im Drange der Zeit oder aus andern Gruͤnden von den getreuen Staͤnden entweder gar nicht, oder nicht vollstaͤndig haben berathen werden konnen, behalten Wir Unsere Entschlie—= ßung hieruͤber annoch vor und nehmen diesfalls insonderheit auf dassenige Bezug, was unterm 3. Juni dieses Jahres in dem Dekret, die wegen Abkuͤrzung des Landtags zu treffenden Maß— regeln betreffend, den getreuen Ständen bereits eröffnet worden ist.“ Die Rubrik 11. beschaͤftigt sich mit den ständischen Pe— titionen. Am Ende des Landtags Abschiedes heißt es: „Wat die sonst noch von der Staͤnde-Versammlung beschlossenen An— traͤge anlangt, so behalten Wir Uns vor, solche in weitere Erwaͤ— gung zu nehmen und das Erforderliche darauf zu verfuͤgen. Schließlich eroͤffnen Wir Unsern treuen Staͤnden, daß Wir sie,

in nothwendiger Ruͤcksichtnahme auf die zunächst noch in Aus,

fuͤhrung zu bringenden, so wie auf die fuͤr den naäͤchstbevorstehen— den Landtag vorzubereitenden Gegenstäͤnde, erst so kurz vor Ab— lauf der dermaligen Finanz-Periode, als dies durch die bis da— hin zu beendigenden Geschaͤfte bedingt wird, wieder zusammen—

treten zu lassen gedenken, solches auch um so unbedenklicher er⸗

achten, als Wir Uns der Erwartung hingeben, es werde zu

Beendigung dieser und der sonst vorzulegenden, nur auf das

Nothwendige zu beschraͤnkenden Gegenstaͤnde, keines zu langen Zeitraums beduͤrfen.“

Leipzig, 31. Okt. Heute, an dem Tage des Reforma— tions-Festes, fand in der Universitäts-Kirche nach dem Gottes, dienste der feierliche jährliche Rektoratswechsel statt. Das Hal— lelusah! von Niemeyer und ein Chor-Gesang eroͤffneten die Handlung. Vor der feierlichen Uebergabe seines Amtes an den Nachfolger erinnerte der zeitherize Rektor, Herr Dr. Haase, Professor der Therapie und der Arzneimittellehre, in einer La— teinischen Rede an die wichtigsten Ereignisse in dem verflossenen akademischen Jahre. Aus der Chronik der Universitaͤt in dem

verflossenen Jahre fuͤhrte der Redner unter Anderem Folgendes 9 3

an: Die Zahl der im verflossenen Jahre immatrikulirten Stu— direnden war 324, namlich 217 Inländer und 107 Auslaͤnder. In dem letzten Semester betrug die Zahl der Studirenden nach einem genauen Verzeichnisse 1101. Da die Aufnahme der Stu— direnden nur nach der gewissenhaftesten Prufung ihrer sittlichen und Maturitaäͤts-Zeugnisse erfolgt, so erklart sich schon hieraus das Lob, welches der Rektor der Gesammtzahl der Studirenden wegen ihres wahrhaft musterhaften Verhaltens wahrend des ver— flossenen akademischen Jahres oͤffentlich ertheilte. Nachdem er fuͤr die Universitaͤt und die Erreichung ihrer Zwecke den göͤtt— lichen Schutz angerufen, uͤbergab er, in alter, ehrwuͤrdiger, sym⸗ bolischer Art das Rektorat, nach abgelegtem Eide, dem vom Se— nate gewaͤhlten und Allerhoͤchst fuͤr das neue akademische Jahr

bestatigten Rektor, dem Professor der Geschichte, Herrn M. W.

Wachsmuth.

Hannover, 31. Okt. schreibt aus Norden: „Nachrichten von Langeoog zufolge, ist in dem Sturme vom 17ten und 18ten d. M. in den aͤußersten Sandbaͤnken dieser Insel ein dreimastiges Schiff mit 2 Verdecken total verungluͤckt, und waren von der Equipage erst 2 Leichen ohne Erkenntniß— Zeichen angespuͤlt, dagegen sind einige Truͤmmer vom Hintertheil Und der Kajuͤte des Schiffs, mit dem Spiegel, worauf die Buch— staben F. S. befindlich, auf den Strand geworfen. Sodann hat man ein Mannshemde mit dem Namen F. Salomons gefunden, ferner am Strande ein Faß Porter, gezeichnet London, nebst einigen Stuͤcken Brasilholz, und vermuthet man, daß, falls das Schiff beladen gewesen, die Ladung mit dem Boden des Rum— pfes annoch zwischen den Sandbaͤnken sitze, das Fleeth aber weg— getrieben sey. An denmselben Tage strandete an Wangero og das Schiff „Amalia“, Capt. Freese, mit Holz von Norwegen nach Norden bestimmt. Desgleichen strandete am 2ö5sten d. M. an der Insel Juist ein Norwegisches dreimastiges Schiff von

Man

2i0 Tonnen, Capt. Eggersen, mit Helz von Christiania nach Hamburg bestimmt, und mit einer aus 19 Mann bestehenden Von beiden Schiffen ist die Mannschaft gerettet:

Besatzung. auch wird bei fortdauernder guͤnstiger Witterung sowohl ven den Ladungen als von den Fleeths beider Schiffe Vieles zu ber— gen seyn.“

Emden, 28. Okt.

von Anker und Tau auf hiesiger Rhede angekommen. Vor der Ems hat Schiffer Scheper die Mannschaft einer Daͤnischen Ga— leasse, bestehend aus 7 Mann, aufgenommen und hierher ge— bracht. Das Schiff ist darauf gesunken. Die Galeasse gehoͤrte in Kopenhagen zu Hause und hieß Camilla, Capitain A. A. RNauberg, mit Waizen von Navskow nach Lissabon bestimmt.

Aus Defzyl berichtet man, daß vor der Ems viel Wrack— holz, Thran und Schwedische Dielen treiben.

Braunschweig, 1. Nov In dem Schlosse Bevern, das seit kurzem zu einer Corrections-Anstalt eingerichtet ist, brach am 27sten v. M. Feuer aus. ses Schlosses befindliche Thurm ist ein Raub der Flammen ge— worden. Von den 120 in der Anstalt gewesenen Straͤflingen sind 4 entsprungen, die Uebrigen jedoch in dem unversehrt ge— bliebenen Theile des Schlosses untergebracht. Waͤren die Straͤf— linge nicht glücklicher Weise auf dem Hofraum zur Empfang— nahme der Brod Portionen versammelt gewesen, so wuͤrde wahrscheinlich mancher von ihnen in den Flammen umgekom— men seyn.

Hamburg, 1. Nov. Das Dampfschiff „William IV.“, Capitain Knocker, von Hamburg nach Hull bestimmt (am 14ten v. M. in See gegangen), fuͤr welches wir so große und gegruͤn— dete Besorgnisse 9 war am 24sten v. M., freilich mit zer— rissenen Segeln und sonst beschaͤdigt, in Harwich ein zelaufen und hatte seine Reise zwei Tage spaͤter nach Hull weiter fort— gesetzt. Leider ist aber noch immer nichts uͤber das Schicksal des Dampfschiffes „Superb“ mit der Englischen Post vom 2tstem v. M. bekannt. ;

X.

Die Buise Leer“, Schiffer Anton Scheper, mit Hering von der Nordsee zuruͤck, ist mit Verlust

Der auf der suͤdwestlichen Seite die⸗ ge

Muaͤnch en, 30. Okt. Nach Briefen aus Ankona vom ig. Okt. war der Geheime Rath v. Klenze Tags vorher wohl— chalten aus Griechenland dort angekommen.

Frankfurt a. M., 28. Okt. (Nuͤrnb. Korr.) Unsere zinanj⸗; Angelegenheiten werden nun aufs Neue zur Sorache temmen, und zwar in einem weitern Stadium der desfalsigen HBerathungen, da, wie man hoͤrt, unsere staͤndige Buͤrger Repra⸗ sentation, nachdem sie bisher dem wichtigen Gegenstande die sorgfaltigste Pruͤfung gewidmet hatte, ihre Erklaͤrung abgegeben hat. Diese soll nun, dem Vernehmen nach, gegen das Fortbe⸗ stehen der Einkommen-Steuer gerichtet seyn, und dagegen die Einfuͤhrung einer Vermoͤgens⸗ und Gewerbe-Steuer bezwecken, und eben so die bereits in diesen Blattern erwaͤhnte Uebernahme der Brand versicherungs⸗Anstalt von Seiten des Staates wuͤn— schen. Der Gegenstand wird jetzt in der neu zusammentretenden tsetzgebenden Versammlung zur Entscheidung kommen, und hier verden, wie fruͤher immer der Fall war, sehr lebhefte Dit kus⸗ sionen darüber entstehen, da stets viele Anhaänzer der Einkom⸗ men⸗Steuer in derselben sitzen, und bisher alle Versuche, dieselbe ach andere Steuern zu verdrängen, gescheitert sind. Die ingsten Wahlen haben jedoch mehrere neue Mitglieder in die ccschgebende Versammlung berufen, welche zu den reichern zaufleuten gehoren, die wahrscheinlich Gegner der Einkommen— Steuer seyn werden. Es waͤre demnach moglich, daß diesesmal mne gänzliche Reform unseres Steuerwesens eintraͤte; jedenfalls der Entscheidung das Re— sustat der Verhandlungen wegen des Zoll-Vereins abzuwarten, ha dieses auf unsere Finanz-Angelegenheiten in jedem Falle den xröͤßten Einfluß haben muß. Das Badische Volksblatt enthaͤlt einen Brief aus Kon⸗ Fanz vom 18 Ott., in welchem uͤber das Unwesen geklagt wird, 2s ein pensionirter Secretair, Namens Eigler, ein Nachaͤffer Hohenlohe s, daselbst oͤffentlich treibe. Dieser schreibe sich die zacht zu, durch Beten, Segensprechen u. s. w. Kranke heilen können; aus der Schweiz und aus Schwaben wallfahrten die horen in Menge zu dem betenden Wunder,-Doktor, und die al— finsten Dinge und Wunderwerke werden von dem hoͤhern und hiedern Psbel erzählt, verbreitet und zum Theil auch geglaubt. ö.

uͤrfte es indessen raihsam seyn, vor

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MNantua, 22. Okt. Heute ist hier, von Venedig kom—

nend, der Infant Dom Miguel von Braganza nebst Gefolge angekommen. .

Rom, 23. Okt. Der General-Lieutenant Graf T. Seba— stianl, außerordentlicher Gesandter des Koͤnigs der Franzosen bei Sr. Majestaͤt dem Koͤnige beider Sizilien, ist am 20sten d. von Florenz hier eingetroffen.

Neapel, 10 Okt. Der Englische Arzt Dr. Forster von Cam, ridge, hat bei den Beobachtungen, die er waͤhrend seines Aufenthalts e Reapel uͤber den Vesuv anstellte, die Bemerkung gemacht, daß die 6ößten Ausbruͤche dieses Vulkans, so wie jene des Aena und nderer feuerspeiender Berge, fast immer gegen den Neumond der den Vollmond hin stattfanden, ein Umstand, der nach sei— r Ansicht den lunarischen Einfluß auf die Phaͤnomene der Erdkugel bewiese Dr. Forster hat auch bemerkt, daß die Aus— FHuüͤche der Vulkane von Epidemien nicht in der Nahe, sondern n der Ferne derselben begleitet waren, ein Umstand, den er in ner Geschichte der Epidemien bewiesen zu haben glaubt.

Unter der Aufschrift: „Die Schulen im Köoͤntgreich beider Bizilien“ enthält das Mailaͤnder Echo folgende Nachrichten: st der Unterricht im Königreich beider Sizilien auch noch nicht berall verbreitet, so befinden sich die Schulen doch in einem mlich beftiedigenden Zustande, wenigstens was den mannlichen heil der Bevölkerung betrifft. In dem auf dem Festlande lie— enden Theile des Reiches, den man unter dem Namen der HDtaaten diesseits des Phatus begreift, ist der Grundsatz ange— 0Mmmen, soll jede Gemeinde eine öffentliche Schule zum Unter— ülchte der Knaben im Lesen, Schreiben und Rechnen haben. Waͤre der Grundsatz in der Wirklichkeit ausgefuhrt, so n. uͤßte ssich die Zahl der Schulen wenigstens auf 1790 belaufen, be— funde gar in jeder Pfarrei eine, wie es im Lombardisch-Vene, fianischen Königreiche er Fall ist, so wuͤrden ihrer nicht weni⸗ r seyn als 37466. Aber man muß gestehen, daß keineswegs E Gemeinde ihre Schule hat, und daß es 30 volkreiche Staͤdte ebt, die deren mehr als eine bedurften. An den Unterricht der swraäͤdchen hat man noch beinahe gar nicht gedacht. Nur fuͤr den del, fuͤr die Toͤchter verdienter Militair- Und Civil⸗Beamten be— ehen zu Neapel zwei Koͤnigliche Kollegien, wo Geschichte, Geo— aphie, Arithmetik gelehrt wird, dann, was die Italiäner mit n Franzosen Literatur nennen, Franzoͤsisch, Englisch, Zeichnen, hustt und Tanzen. Die Madchen aus dem Mittelstande und le àrmeren finden noch in 25 Schulen, in Kloͤstern und ommen Stiftungen Unterricht im Lesen, Schreiben, Rech— hen, Katech!« mus und weiblichen Arbeiten. Indeß ersieht man dus dem 1829 erschienenen statistischen Werke uͤber Neapel und ne Umgebung von Luigi Galanti, daß von den 2600 Maͤd— hen, die wirklich zur Schule gehen, nicht einmal der fuͤnfte heil es zum wirklichen Lesen bringt; die meisten gehen nur da— gn, um dort zu sitzen. So viel man ubrigens in der neuern Feit wirkllch dafuͤr gethan hat, um die Bildungs Mittel zu ver— vielfältigen und allen Standen zuganglich zu machen; so ist S6 doch Thatsache, daß die von der Hauptstadt entferntert Be— völkerung sich noch immer im Zustande völliger Ignoranz be— findet. Aus den zu Ende Dezembers 1833 gedruckten statisti— shhen Angaben uͤber die diesseitigen Abruzzen, von Gregorio de Filippis Delfico, entlehnen wir folgende Stelle uͤber den ö.

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ffentliche; die ganze Provinz hat nur zwei erbaͤrmliche Pächerkrämer; nur langsam und konfus dringt ein neuer Ge— danke ein. Bei allen diesen Hemmungen jeder Bildung muß men es als ein wahres Wunder betrachten, wenn hier Und da

1245 doch einer, beinahe ganz aus eigener Kraft, sich zu Nutzen und Ehre des Landes auszeschnet. Waͤre der Unterricht verbreiteter, das Volk wuͤrde bald neben den gebildeten Nationen Europas stehen, so sehr hat die Natur es mit Geist und Talent ausge—⸗ statte. Nur die Lehre fehlt ihnen, um sie zu Meistern und Lehrern der andern zu machen.

Spanien.

CortesVerhandlungen. Pr oceres- Kammer. Siz— zung vom 18. Okt. Nachdem der Antrag des General Alava in Betreff des Herrn Burgos von der Kammer einstimmig ge— nehmigt worden war, nahm Graf Parsent, der Berichterstat— ter der Finanz-Kommission, das Wort und suchte den Kommis— sions- Antrag durch Hinweisung auf das dringende Beduͤrfniß des Staatsschatzes zu rechtfertigen, welches nicht erlaube, durch Mo— dificirung des Gesetzes die Nothwendigkeit herbeizufuͤhren, die Annahme desselben durch abermalige Ruͤcksendung an die Kam— mer der Prokuradoren noch mehr in die Laͤnge zu ziehen und dadurch den Abschluß der unentbehrlichen neuen Anleihe noch länger hinauszuschieben. Uebrigens habe sich die Kommifsion ausdruͤcklich das Recht vorbehalten, späterhin geeignete Antraͤge zu Gunsten der Guebhardschen Anleihe einzubringen. Gegen den Kommissions-Antrag erhob sich der Herzog von Gor. Er beantragte die Weglassung der Worte „mit Ausnahme der Guebhard—⸗ schen Anleihe“, die sich in dem ersten Paragraphen des Entwur— ses der Prokuradoren befinden. Ein hierauf erfolgter erster Vortrag des Ministers Toreno ließ sich zwar uͤber die Frage, ob es zweckmaͤßig sey, den Vorschlägen des Herzogs von Gor gleich jetzt beizutreten, noch nicht unumwunden aus, allein er nahm sich dennoch der Anerkennung dieser Anleihe somwohl aus dem Gesichtspunkte des Rechtes, als auch aus dem Gesichtspunkte der Politik an. Da er in letzterer Beziehung der Verstellungen erwahnte, welche die Franzoͤsische Regierung uͤber diesen Gegen—

stand gemacht habe, so wurde er vom Herzoge von Rivas

aufgefordert, sich zu erklären, welche Bewandniß es mit den Schwierigkeiten habe, die man, dem Vernehmen nach, der No— tirung der neuen Spanischen Papiere an der Pariser Böoͤrse entgegenstellen wolle, um durch einen solchen Beschluß das Zu— standekommen der neuen Anleihe zu hintertreiben. Namentlich verlangte der Herzog Aufschluͤsse uͤber die etwanige Theilnahme der Franzoͤsischen Regierung an solchen Beschluͤssen. Graf To— reno erwiederte, die Maßregeln der Franzoͤsischen Boͤrse seyen lediglich auf die Hintertreibung von allzu gewagten Lieferungs— Geschaͤften berechnet, und uͤberdies habe die Franzuͤsische Regie— rung keinen Theil an ihnen. Sie sey zu sehr dabei interes— sirt, die Sache der jetzigen Spanischen Regierung gedeihen zu sehen, als daß sie derselben Hindernisse irgend einer Art in den Weg legen sollte. Alle bisherige Maßregeln der Franzoͤsischen Regierung muͤßten die Ueberzeugung erwecken, daß sie es init dem

Fortschreiten der Sache der Freiheit in Spanien wohl meine.!

Sollte uͤbrigens spaäͤterhin an dieser oder jener Boͤrse der Be— schluß gefaßt werden, die neuen Spanischen Papiere nicht zu notiren, so wuͤrden diejenigen, die einen solchen Beschluß faßten, mehr darunter zu leiden haben, als der Spanische Schatz. Nach— dem hierauf Herr Gil de la Ouadra ein Anathema uͤber die sämmtlichen seit 1823 kontrahirten Anleihen, und insbesondere über die Guebhardsche, ausgesprochen hatte, fanden dieselben in Herrn Martinez de la Rosa einen beredten Vertheidiger. Die allgemeine Diskussion wurde sodann geschlossen. Graf Par- sent faßte die Debatte zusammen, und verlangte eine kategorische Erklarung des Finanz-Ministers, ob es unerlaͤßlich sey, das Pro— jekt unmodifizirt anzunehmen, weil man zum unverzuͤglichen Ab⸗ schlusse der neuen Anleihe schreiten muͤsse? Da nahm der Graf Toreno abermals das Wort. Das Beduͤnrfniß des Schatzes, erklaͤrte er, sey nicht so dringend, daß dadurch die Zulaͤssigkeit von Modificationen behindert wuͤrde. Er selbst beabsichtige uͤbri⸗ gens, eine Modification zu Gunsten der ruͤckstaͤndigen Zinsen der Cortes-Bons zu beantragen, sobald es der Kammer zweckmaä— ßig scheine, uberhaupt Modificationen mit dem Projekte vorzunehmen, nämlich, daß jene Zinsen vom 1. Januar an von Jahr zu Jahr, und zwar im Verlauf von 12 Jahren, in die aktive Schuld aufgenommen werden sollten, unbeschadet sonstiger Verfuͤgungen, die etwa noch im Interesse der passiven Schuld getroffen werden mochten. Vergeblich bemuͤhte sich Herr Gil de la Quadra, indem er bemerkte, der Torenosche Antrag sey darauf berechnet, die Beguͤnstiger der Cortes-Anleihen zugleich fuͤr die Guebhardsche Anleihe zu interessiren, die Verschiedenheit anschaulich zu machen, die zwischen den Inhabern von Cortes— Bons und Coupons und den Inhabern der Guebhardschen An— leihe obwalte. Die Kammer erklaͤrte sich mit einer Mehrheit von etwa zwei Drittheilen der Stimmen fuͤr die Ausstreichung der in Betreff der Guebhardschen Anleihe gemachten Ausnahme und nahm sodann auch die ubrigen Paragraphen des Entwur— fes, mit Einschaltung des oben erwähnten, von Herrn Toreno redigirten Amendemenis an.

In Englischen Blättern liest man folgendes Privat— Schreiben aus Madrid vom 18. Oktober: „Es duͤrfte der Re— gierung sehr schwer fallen, die Prokuradoren fuͤr die Annahme der von der Proceres-Kammer in dem Finanz-Gesetz-Entwurfe vorgenommtnen Modificationen zu gewinnen, zumal da die Op— position in der zweiten Kammer naͤnmehr in den Herren Ga— liano und Arguelles zwei Redner auszuweisen hat, deren Talente den Fähigkeiten der Minister mindestens gewachsen sind, und deren unter allen Umständen bewährte Charakterstärke mehr ge— eignet ist, als das fruͤhere und jetzige Treiben der Herren Mar— tinez de la Rosa und Toreno, Vertrauen zu erwecken und Ein— fluß zu äußern. Schon haben jene beiden Erstgenannten in den Sitzungen der Prokuradoren⸗Kammer vom 15ten und ihten Be— weise gegeben, daß sie noch immer die Alten sind. Galiano setzte in der Sitzung vom 15ten, in welcher es sich um die Zu— lassung des Herrn Arguelles handelte, in einem kurzen und ener— gischen Vortrage die Grunde aus einander, welche der Kammer die Zulassung dieses „Spanischen Cate“ zur Pflicht machen. So allgemein war man uͤberzeugt, daß sein Antrag durchgehen werde, daß man sich hoͤchlichst verwunderte, Herrn Martinez de la Rosa, ungeachtet der vorauszusehenden Erfolglosigkeit seines Bestrebens, dennoch wider die Zulassung des Mannes sprechen zu hoͤren, dem er seine erste parlamentarische Ausbildung verdankt und zu dessen Ansichten auch er fruher schwor, so lange sie Anspruͤche auf Macht nnd Ausehen verliehen. Geschickter benahm sich To— reno. Am folgenden Tage, an welchem es sich um die Restitu— tion der, unter der constitutionnellen Regierung verliehenen Grade, Wuͤrden u. s. w. handelte, hatten sich die Gallerieen, sowohl in Erwaͤgung der Wichtigkeit dieser Materie, als auch in der Eec— wartung, Galiano werde abermals das Wort nehmen, ungewoͤhn⸗ lich fruͤhzeitig gefuͤllt. Die allgemeine Spannung stieg, als man Arguelles eintreten und den Eid leisten sah. Die Erwartung des Publikums wurde nicht getäuscht. Galiano rechtfertigte

wenn sechs Eremplare an sechs verschiedene Perse nen

in einem langen und höchst ausgezeichneten Vortrage die consti—

tutionnelle Regierung von 1823 gegen die manniglaltigen Vor wüurfe, welche, wie er sich ausdruͤckte, von den „Apostaten der

Freiheit“ gegen sie ausgesprengt worden. Unter diese Apostaten glaubte er auch den Minister Martinez de la Rosa zaͤhlen zu muͤssen. Sein Vortrag wurde öfters durch den lauten, anhalten— den Beifall der Zuhoͤrer unterbrochen, den eine vom Praͤsiden— ten ausgegangene Verweisung auf das Reglement nicht zu be— schwichtigen vermogte. Schlimmer noch kam Herr Martinez de la Rosa in einer Rede des Herrn Lopez weg. Es wurde ihm in der⸗ selben in Erinnerung gebracht, daß er im Jahre 1823 bei der Annäherung der Franzosen in Maobrld verblieben sey, anstatt sich, seiner Pflicht gemäß, mit den Cortes nach Sevilla und Cadix zu begeben. Nachdem Toreno seine Kollegen zu ver— theidigen gesucht, wurde die allgemeine Diskussion durch eine Rede des Herrn Arguelles geschlossen. Freilich war die Kraft seiner Sprache durch sein vorgeruͤcktes Alter etwas gebrochen, allein der Adel seiner Gesinnungen und die Ordnung seiner Ge— danken waren noch wie fruͤher zu bemerken. Die Minister be— saßen für diesmal Takt genug, der Petition nicht zu widerspre⸗ chen; sie nahmen sogar bie Miene an, sich fuͤr dieselbe interessi⸗ ren zu wollen. Man erblickt darin, da ihre sonstige Handlungs⸗ weise allen Erinnerungen an die Cortes - Zeit nach Kraͤften wi— derstrebt, einen sicheren Beweis des Einflusses, welchen die nun— mehrige Anwesenheit der beiden bewahrten Verfechter der Frei— heit, die sich durch fruͤhere parlamentarische Kaͤmpfe genug sam gestählt haben, auf den kuͤnftigen Gang der Berathungen aus— üben wird.“

Portugal.

Der Morning Herald enthaͤlt folgende Nachrichten gus Lissabon vom 12. Oktober: „In einem fruͤheren Schreiben erwahnte ich, daß der Finanz⸗Minister, noch während Dom Pe— dro's Leben, die Cortes benachrichtigte, daß die Regierung Be— fehle zur Befriedigung aller Forderungen Britischer Offiziere und Soldaten gegeben habe; dies ist ein Beweis, daß es der Regierung damals Ernst war, und daß sie Anstalten getroffen hatte, diese Maßregel auszuführen. Da indeß seitdem eine theilweise Veraͤnderung im Kabinet stattgefunden hat, so aͤrndtet die neue Verwaltung den Ruhm fuͤr das, was ihre Vorgaͤnger gethan haben. Am Donnerstag wurden 150 Britische Seesoldaten au— ßer den 50, welche mit Capitain Henry nach Spanien abgegan⸗ gen sind, durch die Kommission abgelohnt. Die gemeinen Sol— daten erhielten 2 Pfd. 5 Sh. fuͤr den Mond⸗Monat (13 auf ein Jahr gerechnet) und werden auf Kosten der Portugiesischen Regierung in ihre Heimath gesandt. Die Offiziere, nit Ein— schluß derer, welche im Portugiesischen Dienste bleiben, emp far gen außer ihrem Solde eine zweijaͤhrige Gratification. Die Kom— mission in London hat der Lissaboner ein Verzeichniß ven den Forderungen derjenigen Soldaten, die schon in England sind, ugesandt, um auch diese zu befriedigen. Der Herzeg von erceira hat erklärt, daß er es fuͤr eine Handlung der Gerech— tigkeit halte, den Ex⸗-Hbersten Pizarra wieder in seinen Nang einzusetzen. Saldanha bleibt an der Spitze der Opposition und ist sehr geachtet wegen seiner Mäßigung, Festigkeit und des Mangels an Ehrgeiz. Ich habe nie gehort, daß Saldanha dar— uͤber aufgebracht sey, daß er nicht zum Herzog erhoben worden ist, eine Waͤrde, welche in Portugal niemals mehr als zwei Personen zu gleicher Zeit fuͤhren, und deren gegenwartige In— haber die Herzöge von Terceira und Palmella sind, denn die beiden Miguelistischen Herzoͤge von Cadaval und von Lafoens haben sie unter der constitutionnellen Regierung und wie es scheint unwiderbringlich verloren. Das aber weiß ich, daß er einen Sitz im Kabinette und ein Portefeuille, welches ihm schon lange bestimmt war, abgelehnt hat. Die oft wiederholten An—⸗ griffe Englischer Blaͤtter, welche hier, um es gelinde auszudruͤcken, all⸗ gemeines Mißfallen erregen, koͤnnen ihm hoͤchstens ein Laͤcheln entlok ken. Einige seiner Feinde geben ihm Schuld, er habe intriguirt, um der Infantin Isabella die Regentschaft und sich selbst unter ihr den Vorsitz im Ministerium zu verschaffen; andere dichten ihm ein Hinneigen zu republikanischen Prinzivien und die Absicht an, eine solche Regierungsform in Portugal einzufuͤhren. Aus— gezeichnete Personen aber, welche wohl unterrichtet seyn muͤssen, sprechen ihn von dem ersteren Verwurfe frei und stellen es naͤ— mentlich in Abrede, daß er sich, noch bei Lebzeiten des Kaisers, spät in der Nacht mit einer Deputation zu diesem Zweck bei der Infantin eingefunden habe; und da Republiken, nach dem bekannten Ausspruch Montesquieu's, auf Tugend (virtus) (wie Despotismus auf Furcht und Monarchie auf Ehre) begruͤndet seyn muͤssen, so wird der Marschall seine Landsleute hinlänglich kennen, um zu wissen, daß eine Republit noch nicht fuͤr Portu— gal, oder vielmehr Portugal noch nicht fuͤr eine Repubhk taug— lich ist. Die Königin befindet sich wohl, doch ist sie nicht mehr so stark, wie vor dem Tode ihres Vaters. Darf man de— nen glauben, welche sich damit beschäͤftigen, Staats⸗Geheimnisse auszuplaudern, so hat die Königin im Consest erklärt, sie wolle dem Herzoz von Leuchtenberg ihre Hand giben. Der Conseils— Praͤsident soll bei dieser Gelegenheit, wahrscheinlich mit Roͤck— sicht auf seinen eigenen, unvermaͤhlten Sohn, sehr bemuͤht c e⸗ wesen seyn, die Koͤnigin zu uͤberreden, daß sie jetzt volltomraeiz— Freiheit habe, selbst eine Wahl zu treffen; aber Donna Maria il erklaͤrte bestimmt, daß sie den Willen ihres Vaters befol en werde. Vielleicht stimmt die vaͤterliche Wahl mit hren , . gen uͤberein. Die Tiscussion uͤber das Pré agesetz ist in? den Kammern fortgesetzt worden. Der 14. Paragraph, wescher fuͤr Blasphemie oder fur bloße Zweifel an den bestehenden Dogmen der kacholischen Kirche schwere Gelds und Gefaͤngnißstrafen“ fest— setzt, ist sehr getadelt worden. Der J. und 2. Artikel, zur Be— schuͤtzzung der Heiligen der Kirche gegen Ubelgesinnte Schriftstesler und Maler, kommt dem Bourbonischen Sacrilegiums⸗Gesetze sehr nahe. Die Artikel 5 und 6, welche das Verbot der Werke, die zum Aufstand oder zur Beleidigung der Königlichen Fam lte aufreizen. enthalten, wurden ohne Widerspruch angenomm Der J. Artikel verpflichtet die Schriftsteller, drei Exemplare ih— rer Werke zum Gebrauch der Bibliotheken abzuliefern. Zufolg des 10. Artikels wird ein Werk nur dann fuͤr publizir: k drei verkauft sind, oder eins auf einem ffentlich D , . stellt worden ist. Der 12 Artikel . autwortlichkeit auch auf die Buͤcher aus, welche in Portugrest scher Sprache im Auslande gedruckt werden. Nach 66 13. zlrritel muß ders'nige, fär desfen Fiechnung die im Mus ne lin Pogtugtesischer Sprache gedrückten Bücher eingeführt werden, in Portugal wohnhaft senn, und doppelte Verzeichniffe derselben dem Zollhause und dem General-Anwalt uͤbergeben Dasse lb. gilt auch von den Spanischen Buͤchern.“ ö.

Türkei.

Konstantinopel, 10. Okt. (Allg. Ztg.) Di =

; . . (. . Die e st ich⸗ tet sortwährend große Verheerungen an; es fallen . bis achthundert (5) Opfer. Das diplomatische Corps her zie un—