1834 / 307 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

in diesem Zweige des Handels bezeichnen, und daß ihre Wirkung in den Provinzen nur von sehr geringer Bedeutung seyn wird. Die Haͤuser, welche in London ihre Zahlungen eingestellt haben, sind die der Herren Thomas Carter, der Herren Halliley und Carter und dir Herren Brown, Danson und Compagnie. Die Schulden des Herrn Thomas Carter sollen sich auf un— gefaͤhr 60, 000 Pfund belaufen; wir haben jedoch ge— hart, daß der Verlust der Glaͤubiger nach vorgenommener . Regulirung nicht sehr groß seyn wird. Die Herren Brown, Danson u. Comp., Amerikanische Kaufleute, haben keine bedeu— tende Verbindlichkeiten und namentlich in HYorkshire nur sehr wenige. Das Haus Halliley und Carter steht nicht mit U dem Hause der Herren Halliley und Brarke jn Dewsbury in Compagnie, leider hat sich jedoch das letztere, das seit so langen Jahren in der Grafschaft Jork in hohem Ansehen stand, da durch, daß es auf das Haus Halliley und Carter Wechsel zu trassiren pflegte und deren zum Belauf von 1sß 21,0 Pfund in Ümlauf hatte, genoͤthigt gesehen, in Folge der Insolvenz des Londoner Hauses seine gh an en einstweilen einzustellen. Es ist uns aber aus guter Kuelle versichert worden, daß das Ver— mogen dieser achtbaren Firma mehr als hinreichend ist, um allen ihren Verpflichtungen zu genuͤgen, daß sie, mit Ausnahme obi— ger Wechsel, nur sehr geringe Schulden hat, und daß sie daher, wenn ihr Zeit vergoͤnnt wird, ihre Zahlungen wieder aufnehmen zu konnen hofft. Nach Allem, was wir hoͤren, zweifeln wir nicht im mindesten daran, daß sie alle Forderungen wird befrie— digen koͤnnen. Ihre Fabriken sind fortwährend im Gange, und sie werden es auch hoffentlich bleiben, da das Stillstehen dersel— ben in Dewsbury großes Elend herbeifuͤhren wuͤrde. Diese un. gluͤcklichen Ereignisse haben weit mehr Aufsehen geinacht, als sie wirklich zu bedeuten haben. Wir sind uͤberzeugt, daß kein Grund zu Besorgnissen vorhanden ist. Mit dem Handel in Yorkshire steht es keinesweges schlecht; es ist in der letzten Zeit zu wenig spekulirt worden, als daß etwas zu befuͤrchten ware; die hohen Wollpreise haben die Fabrikanten vorsichtig gemacht und den Speculationsgeist, das rohe Material selbst ausgenommen, im Zaum gehalten; und selbst von letzterem haben die Haͤndler nicht viel mehr angekauft, als der Markt erforderte und das Verhaͤlt. niß zwischen Vorrath und Nachfrage rechtfertigte.“

Die Kommissarien der Admiralitaͤt haben kurzlich neue Ver— ordnängen in Bezug auf die Bemannung der Königl. Marine . erlassen, wodurch die Mannschaft betrachtlich reduzirt wird, und zwar im Allgemeinen in dem Verhaͤltniß von 1 auf 15; nur in / wenigen Faͤllen sind Ausnahmen davon gestattet worden; auch ist

den ECapitainen erlaubt worden, wenn sie es wollen, immer sꝓatt zwei Schiffsjungen einen Matrosen zu nehmen. ;

Am Sonnabend wurde in einer Kirchspiels Versammlung zu Marylebone darauf bestanden, daß man sich der Zahlung der Kirchen-Steuern, als einer druͤckenden, willkürlichen und unven— antwortlichen Abgabe nicht laͤnger unterwerfen wolle; eben so wurde anempfohlen, sich der Entrichtung der Grafschafts⸗ Abga⸗ ben, wegen ihrer ungleichen Vertheilung, zu widersetzen.

Die Arbeiter, welche mit dem Ausgraben des Fundaments fuͤr die Eisenbahn zwischen London und Greenwich beschaͤftigt sind, haben bei der London-Bruͤcke eine große Anzahl Roͤmischer Muͤnzen gefunden.

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. RN ieder l g nd e. ;

Aus dem Haag, 30. Okt. Gestern empfingen Se. Maj. von einer Deputation beider Kammern die Adresse als Antwert auf die Thronrede, worin es zunaͤchst heißt: „Sire! Ehrerbietig treten bei Erneuerung ihrer Wirksamkeit die Vertreter der ge— ö. treuen Niederlaͤnder vor Ew. Maj, um Allerhoͤchstderselben ihre uldigungen auf's neue darzubringen. Nicht ohne gemischte Empfindungen haben wir Ewr. Maj. Mittheilungen hinsichtlich unserer auswärtigen Angelegenheiten empfangen. Wir freuten uns uͤber den beruhigenden Zustand unserer Beziehungen zu aus— wärtigen Maͤchten und uͤber die Beweise aufrichtiger Freundschaft, welche Ew. Maj. von denselben erhalten haben. Von vielen die⸗ ser Maͤchte haͤtten wir zugleich erwarten durfen, daß, in Folge dieser freundschaftlichen Gesinnung, unsere Interessen und Anspruͤche einem endlichen Arrangement näher gebracht würden, aber die unvorhergesehenen, im Laufe der Un—⸗ terhandlungen fortwährend eingetretenen, Hindernisse. haben unsere Erwartungen getaäͤuscht. Bei der Gerechtigkeit un, serer Sache sehen wir inzwischen, auf den Schutz des Hoͤchsten und die Leitung Ew. Majestaͤt bauend, der ven uns so feurig gewuͤnschten Beseitigung dieser Hindernisse mit Vertrauen entgegen, waͤhrend die General-Staaten den ehrerbie⸗ tigen Wunsch hegen, von Ew. Majestat einige politische Er off nungen zu erhalten.“ . danken die Kammern fuͤr die Ermäßigung in den Ausgaben in dem Kriegs ⸗Departement, na- mentlich durch Entlassung der Schutters, druͤcken ihre Genug thuung uͤber den regelmäßigen Gang der inneren Verwaltung aus, erkennen die Gute der Vorsehung, daß die hefitgen Stürme im vorigen Winter keinen so ansehnlichen Schaden angerichtet haben, als zu befuͤrchten stand, freuen sich uͤber die aufmun⸗ ternden Aussichten der Landes-Industrie, des Handels, der Fi scherei und der Schifffahrt, druͤcken den Wunsch aus, daß die Lasten des Ackerbauers, der unter den niedrigen Preisen der Feldprodukte so sehr leide, bald vermindert werden mögen, äͤu⸗ ßern uͤber den bluͤhenden Zustand der uͤberseeischen Kolonieen und daruͤber, daß die Staats-Einkuͤnfte den fruͤheren Veran⸗ schlagungen davon im Ganzen entsprochen haben, ihre Freude und die Hoffnung, daß dies auch bei der Abgaben⸗Ermäßigung in folgenden Jahren der Fall seyn werde, versprechen den von der Regierung vorgelegten und noch vorzulegenden Gesetz⸗Ent⸗ wuͤrfen die groͤßte Aufmerksamkeit und Thaͤtigkeit . und schließen dann mit folgenden Worten: „Mit Ruhe ihren Weg fortfetzend werden die Generalstaaten, als Volks vertreter, die durch ihre echte Liebe fuͤr Fuͤrst und Vaterland und durch ihr standhaftes Festhalten an den grundgesetzlichen Institutionen bekannt sind, nach allen ihren Kräften wirken, um, in Einklang mit den Beduͤrfnissen und der Eigenthuͤmlichkeit der Nation, . deren Interessen zu ordnen, deren gesellschaftliche Einrichtungen . zu verdolltommnen und deren wahre Freiheit zu befestigen.“

3 Heute versammelt sich die zweite Kammer, um den Bericht . ihrer mit Ueberrelchung der Adresse beauftragt gewesenen De⸗ 59 putation und die Antwort Sr. Königl. Majestät zu vernehmen. . Die Sectionen sind bereits mit der Pruͤfung der ihnen vorge— legten Finanz ⸗Gesetze beschaͤftigt. r

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und bei Rhein re.

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Schweden und Norwegen.

Stockholm, 28. Okt. Die amtliche Zeitung enthaͤlt bereits einen Bericht uͤber die von der Regierung veranlaßten Anstalten zum Wiederaufbau der abgebrannten Stadt We— nersborg.

Der Fuͤrst Mentschickoff hat vorgestern seine Ruͤckreise an— getreten. Einige Leute von der Besatzung des Russischen Dampfbootes haben sich in Haͤndel verwickelt, um derentwillen sie gefaͤnglich eingezogen werden mußten.

Das Kommerz-Kollegium hat unterm 2äisten d. M. die Staͤdte Bremen und Emden als von der Cholera angesteckt und alle uͤbrigen Hafen Ostfrieslands, so wie die des Großherzog— thums Oldenburg, als verdächtig erklärt, weshalb die von den Weser, und Ems-Muͤndungen nach Schweden kommenden Schiffe mit einer Quarantaine zu belegen sind.

Polen.

Warschau, 3t. Okt. Der Fuͤrst Statthalter besuchte am Montage die hiesige Bank; der Präsident, der Vice-Praͤsident und die Direktoren fuhrten den Fuͤrsten in allen Buͤreaus um— her, und zeigten ihm die ganze Einrichtung dieses Instituts., Se. Durchlaucht besuchte auch die Druckerei der Bank, und be— sichtigte alle Details.

Der General Rozniezki ist von Moskau hier angekommen.

Der Briefwechsel zwischen Napoleon und Josephine ist hier in einer Polnischen Uebersetzung erschienen.

In der Stadt Isbiza im Krasnostawer Bezirk brach in der Nacht vom 12ten auf den 19ten an zwei verschiedenen Punkten Feuer aus; nur der schnellen Huͤlfe, die durch die eifrigen Be— mühungen des Beamten Herrn Kowatsch herbeigtschafft wurde, ist es zu verdanken, daß nicht die ganze Stadt in einen Aschen— haufen verwandelt wurde, was bei dem raschen Umsichgreifen des Feuers und der Bauart der Stadt sehr zu befuͤrchten stand; 10 Haͤuser wurden indeß ein Raub der Flammen.

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Dresden, 1. Nov. (Leipz. Ztg) Der Schluß unserer Stände Versammlung, welche 21 Manate gedauert und alle ge— heime und einzelne Sitzungen an denselben Tagen mit einge— rechnet, wohl uͤber 700 Sitzungen gehabt haben mag, ist in den JZ letzten Tagen des v. M. der Gegenstand gewesen, um welchen sich ale Unterhaltungen des gebildeten Publikums bewegten. Ungemein ergreifend sind, dem Vernehmen nach, die Schluß— Sitzungen in beiden Kammern am 2ysten in schon späten Abend stunden durch die Abschieds-Reden der Praͤsidenten v. Gers— dorf und v. Leyser gewesen, sowie die ö. Erwiederung aus— gesprochenen Danksagungen, die in den Beilagen zur Leipziger Zeitung zu lesen seyn und wohl den sprechendsten Be⸗ weis von dem harmonischen Einverständnisse aller Abge— ordneten und Mitglieder bis zur letzten Stunde ablegen werden. Ein Zeugniß von der ungeheuchelten Zufriedenheit bei— der Kammern gegen ihre Praͤsidenten giebt wohl der Umstand, daß beiden von ihren Mitstaäͤnden ein schoͤn gearbeiteter, durch die darauf ausgesprochene Zueignung ausgezeichneter Pocal feier— lich uͤberreicht worden ist. Viele hatten fuͤr eine Denkmuͤnze ge—

stimmt. Allein es wurde mit Recht bemerkt, daß dergleichen An⸗

erkennung besser vom Staate selbst ausgehe; wie dies die schoͤne Constitutions⸗Muͤnze mit den Koͤpfen des Koͤnigs und des Prin— en Mitregenten auf der Vorderseite und mit der Rolle der Ver— fn e s fende von 1836 auf der andern Seite gezeigt hat.

Gotha, 1. Nov. Ihre Koͤnigliche Hoheit die Prinzessin Friedrich von Preußen, Hoͤchstwelche seit dem 20. v. M. von Bernburg kommend, sich zu einem Besuche bei Ihrer Tante, unserer verwittweten Frau Herzogin Hoheit, in Gotha befand, ist heute Vormittag von hier nach Duͤsseldorf abgereist.

Kassel, 31. Okt. Se Hoheit der Kurprinz und Mitre—

gent haben den Vorstand des Ministeriums des Innern, Ge— heimerath Hassenpflug, nunmehr zum Minister des Innern er—

nannt.

München, 29. Okt. Se. Durchl. der Herzog von Leuch— tenberg ist heute nach Tegernsee, und der Koͤnigl. Portugiesische Kabiners-Courier, Chevalier Bayard, nach Wien abgereist.

Karlsruhe, 31. Okt. Der Erbprinz und die Erb-Prin— zessin von Hohenpollern-Sigmaringen haben gestern gegen Mit⸗ tag Karlsruhe verlassen, und, von der verwittweten Frau Groß—

herzogin bis nach der Favorite begleitet, die Reise nach Sigma—

ringen angetreten.

Darmstadt, 30. Okt. Das Großherzogl. Hessische Re—⸗

gierungs-⸗Blatt enthalt folgende Verkuͤndigung:

„Ludwig 11., von Gottes Gnaden Großherzog von Hessen Durch Unser Edikt vom 24sten d M, haben Wir die Staͤnde⸗-Versammiung des sechsten Landtags aufgelbst und Wir sinden Uns bewogen, Unserem treuen Volle die Gründe zu verkuͤnden, welche Uns veranlaßt haben, eine Maßregel zu ergrei⸗

fen, ju der Wir nur aus einer unabwendbaren Nothwendigkeit und

mit dem lebhaftesten Bedauern schreiten konnten. Es ist bekannt,

welche Richtung die zweite Kammer des fuͤnften Landtags in ihrer Mehrheit genonimen hatte, und Unsere Verkuͤndigung vom 2. Nov.

v. J. enthält die Thatsachen, welche Uns damals die uUeberzeugung eben mußten, daß ein ferneres Verhandeln mit jener Kammer zu ker, Vereinigung fuhren konnte. Wir sprachen wohlmeinend die Erwartungen aus, welche Wir von den bevorstehenden Wahlen beg— ten. Aber kaum hatte das Wahlgeschaͤft begonnen, so wurden ver⸗ brecherische Druckschriften im Verborgenen unter den Waͤhlern ver⸗ breitet, darauf berechnet, durch Entstellung wahrer und Vorspiege⸗ lung falscher Thatsachen den verderblichsten Einfluß auf die Wablen zu üben. Wenn sonach aus diesen Wahlen, mit geringen Kusnah—⸗ men, die Majorität der früheren Kammer wieder hervorging, so aben Wir Uns doch gern der Hoffnung hin, es werde die gemachte re, den Weg der Klugheit und Mäßigung kennen gelehrt haben, welchen Stände⸗Versammlungen einhalten muͤssen, wenn sie nicht selbst die Verwirklichung der von der Verfassung dargebotenen Wohlthaten hemmen wollen. Ünsere Erwartung ist getaͤuscht worden! Bet der am 2 Mai d. F. geschehenen Erdffnung des nun aufgeldbsten sechsten Landtags ließen Wir den Ständen verkünden, daß ihnen hauptsaͤchlich nuͤr Gegenstaͤnde der Finanz⸗Verwaltung vorgelegt wer⸗ den sollten und daß Wir daher erwarteten, es werde ihnen möglich seyn, ihre Arbeiten binnen drei Monaten zu beendigen In der That hatte der Voranschlag der Staats-Einnahmen und Ausgaben fuͤr die Jahre 1833 18635 der vorhergegangenen 2ten Kammer naͤchst eilf Monate lang vorgelegen und wenn schon deren Ausschuß in diesem langen Zeitraume darüber nicht berichtete, so bestand doch der Ausschuß der

Belgien.

Bruͤssel, 30. Okt. Hiesige Blätter melden aus Pa— ris, daß unsere daselbst befindlichen Handels⸗Kommissarien bin⸗ nen wenigen Tagen die vorbereitenden Unterhandlungen zu einem Handels-Traktate beendigt zu sehen hoffen. Bei unserm Mi— nisterium des Innern wird eifrig an der Herstellung eines ge— nauen statistischen Tableaus von Belgien, namentlich in Betreff

zweiten Kammer des sechsten Landtags, seinem größeren Theile nach, aus den naͤmlichen, mit der Materie bereits vollkommen vertrauten Mitgliedern, welche den ersten Ausschuß der vorhergegangenen Kam⸗ mer gebildet hatten; und dennoch ließ jener Ausschuß die vorbe⸗ stimmte Dauer von drei Monaten und noch laͤngere Zeit verstrei⸗ chen, ehe er über das Staats⸗Budget Bericht erstattete. Wahrend sonach der Landtag in der 2Tten Kammer auf eine schwer zu verant⸗ wortende Weise verzögert wurde, sah ingn Antraͤge wiederkehren, deren Realisirung, in der gestellten Weise, Wir schon fruͤher fuͤr

von Handel, Fabriken und Landbau, gearbeitet.

unmoglich erklart hatten. Es war jene enggeschlossene Majoritaͤt

wieder aufgelebt, welche sich dem beklagenswerthen Wahne hingege., ben, das Wohl des Landes und der Beruf der Staͤnde bestehe darln, auf jede Weise die landesherrlichen Rechte zu beschraͤnken und die Befuügnissé der Kammern zu erweitern. Trotz allen dem wollten Wr die Hoffnung nicht aufgeben, es werde Unsere Langmuth durch ein befricdigendes Ende des Landtags segensreiche Fruͤchte tragen; Wir estatteten eine dopppelt groͤßere Dauer, als Wir anfaͤnglich vorge⸗ fr, hatten, und schon glaubten Wir dem Ziele entgegensehen

zu duͤrfen, welches mit Uns auch Unsere getreurn Unter. thanen ersehnten, als sich in der Mitte der 2ten Kam— mer ein Vorfall ereignete, der klar zu Tage legte, wie

sehr Wir Uns getdͤuscht hatten, wenn wir der in der Dank. Adresse dieser Kammer vorkommenden Belobung ihrer Vorgaͤngerít wohlmeinend eine mildere Auslegung gestatteten. Ein Mitglied der zweiten Kammer erlaubte sich in oͤffenilicher Sitzung gegen diejeni⸗ gen, welche Wir an die Spitze der Geschaͤfte berufen, und welcht dieselben ganz in Unserem Sinne und zu Unserer voll kommenstemn Zufriedenheit bisher gefuͤhrt haben, einen so beleidigenden und her—

abwuürdigenden Ausfall, daß dadurch das Ansehen und die Achtung, die jede Regierung anzusprechen hat, im hoöͤchsten Grade gefaͤbrder war. Kenn aber der Praͤsident der Kammer bei dieser Gelegenheit von den anwesenden Regierungs-Kommissarien vergeblich aufgefot,;. dert wurde, jenes Mitglied zur Ordnung zu verweisen, und wenn end. lich die Majoritaͤt dieser Kammer durch einen in oͤffentlicher Sitzung gefaßten Beschlußz aussprach, daß keine Ruge zu verhaͤngen sey un sich somit jener schweren Beleidigung selbst theilhaftig machte, so wa ein System aufgestellt, das in seinen nothwendigen Folgen Unser Reglerungs-Eommiffaire, ja fogar die nicht mit der Majoritaͤt siin menden Abgeordneten, jeder Beleidigung preisgegeben und die Kam mer selbst zum Tummelplatze strafloser Ausbruͤche der Leidenschaf lichkeit und Achtungslosigkeit , . haben wurde. Es we die Discivlin der Kammer in die Haͤnde der Majoritaͤt gelegt; konnten ünsere Regierungs- Kommissarien und die Minoritaͤt der Abgeordneten an den Beräthungen der zweiten Kammer nicht meht ÄAnkheil nehmen; die Wurde der Staats -Regierung und ihr Ve haͤltniß zu den Staͤnden erschien auf das Tiefste erschuͤttert und di Kammer hatte sich selbst in die Lage gebracht, ihren verfassungsmi⸗ ßigen Beruf nicht mehr erfuͤllen zu koͤnnen. Die landesfuͤrstlicht Entschließung, welche Wir zu fassen hatten, konnte keinen Augen. blick zweifelhaft seyn. Wir waren abermals zur Auflöͤsung der Staͤnde-Versammlung gendthigt. Es erfuͤllt Unser Herz mit leb. haftem Kummer, daß Wir den Gang der Staats ⸗Verwaltung in feine: Entwickelung noch langer gestoͤrt, und die Verwirk. lichung mancher Wohlthat entruͤckt sehen muͤssen, die Unseren get liebten Unterthanen zugedacht war; Wir beklagen den großen ver- geblichen Kosten - Aufwand und Wir bedauern insbesondert, daß die aufrichtige und mit namhaften Opfern verbundene B

strebung füͤr das allgemeine Wohl, welcher sich die ersten Kam⸗ mer und nicht weniger eine achtungswerthe Minderzahl der 2ten Kammer hingegeben hat, und wodurch gegruͤndete Anspruͤche auf Unseren und des Landes Dank erworben worden sind, zu keinem andern Resultate führen konnten. Aber alle diese Ruͤcksichten muß—

ten verschwinden vor Unserer Regentenpflicht, daruͤber zu wachen, daß das Ansehen, welches Unserer Regterung gehührt, wie außer in der Kammer bewahrt werde, ein Ansehen, ohne welches der Staat der Anarchie anheim fallen wuͤrde. Auf der Majoritaͤt der 2t Kammer der Staͤnde-Versammlung, welche deren Aufldsung herbei—

gefuͤhrt hat, ruht hiernach die Verantwortlichkeit fuͤr alle aus einer

solchen Maßregel folgende Nachtheile; an diejenigen aber, welche verfassungsmaͤßig berüfen sind, an den nun bevorstehenden neuen Wahlen Theil zu nehmen, lassen Wir unsere landesvaͤterliche, wohl— gemeinte, aber auch ernstliche Mahnung ergehen, wohl zu erwaͤgen, ob die Interessen des Volkes durch eine Kammer gefördert werden konnen, deren Mitglieder der Reglernng mit entschiedener Feindse— ligkeit entgegentreten. Welche, aber auch die Ergebnisse ihrer Wah len seyn mogen, so thun Wir hier den unwandelbaren Entschluß kund, gleichwie Wir die bestehende Verfassung ehren, so auch durch keinerlei Versuche, so oft sie sich auch erneuern mogen, die Recht schmalern zu lassen, welche verfassungsmäßig Uns zustehen und in deren Besitz Wir Uns befinden. Urkundlich Unserer eigenhäͤndigen unterschrift und des beigedruckten Staats⸗Siegels. . Darmstadt, den 30. Oktober 18531. (L. S.) Ludwig du Chil. . Der Schwaͤbische Merkur schreibt aus dem Groß— herzogthum Hessen vom 27. Oktober: „Die vorgestern stattge. habte Aufloͤsung der Landstaͤnde hat im Großherzogthume, wo sich die Kunde davon mit Blitzesschnelle verbreitete, einen sehr un⸗ angenehmen Eindruck erregt. tag 66,000 Fl. gekostet hat! Allein die Schuld daran ist, wie aus dem ganzen Hergang der Sache erhellt, keinesweges der Regie rung zur Last zu legen; denn indem die Kammer mit 20 gegen 14 beschloß, der Abgeordnete von Gagern sey nicht zur Ordnung u verweifen, eignete sie sich dessen Ausdruck selbst an. Die ufloͤsungs-Akte verkuͤndigt zwar die unverzuͤgliche Vornahme

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stehendes, besonderes Gesetz publizirt worden.

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Also abermals ein nutzloser Land ,

von sechs Monaten, der den Steuerpflichtigen mindestens sterium eingegangene Depesche: Der General Capitain von Alt—

gen der Durchlauchtigsten Infanten, des regierenden Herzogs von Lucca und der Prinzessin von Beira, die legitime Regle— rung Allerhoͤchstihrer erhabenen Tochter, der Koöͤnigin Donna Isabella, anzuerkennen, die denselben auf den Koͤniglichen Schatz angewiesenen Pensionen nicht mehr ausgezahlt werden sollen. Die Bestimmungen des Finanz⸗Gesetz-Entwurfs in Bezug auf die Anleihe von 400 Millionen sind von dem uͤbrigen In— halt dieses Gesetz Entwurfs abgesondert und als ein einzeln da— Die vorgestrige Hof ⸗Zeitung enthalt nämlich ein vom 19ten d. datirtes De—

fret der Königin, welches den Zeitpunkt feststellt, bis zu welchem

man Anerbietungen entgegennehmen wird. Der erste Artikel bestimmt, daß alle in Betreff der Kontrahirung der von den Cortes bewilligten Anleihe zu machende Vorschläge bis zum 20.

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November bei dem Finanz- Mintster eingereicht werden muͤssen.

Der zweite Artikel besagt, daß der Finanz-Minister an demsel—

ben Tage saͤmmtliche Vorschlaäͤge einer diestm Zweck ernannten Kommission einhaͤndigen werde; diese Kommission besteht aus dem Procer Don Antonio Martinez, dem Prokurador Don Jose Ventura d'Aquirre Solarte, dem Direktor des Tilgungs Fonds, Don Antonio Barata, dem Direktor der Peri a nnd n , Don Domingo de Torres, dem General-Militair-Intendanten Don Joachim Liagno, dem Direktor der Bank von San Fer— nando, Don Andreas Caballero, und dem Direktor des Schatzes, Don Julian Aquilino Perez. Die Anerbietungen sollen dann, mit Beifuͤgung der Gutachten der Kommission, an den Regent— schafts-⸗Rath uͤberwiesen werden, der seine Meinung daruber äußern soll, und die Koͤnigliche Autorität wird demnaͤchst die letzte Entscheidung uͤber die Annahme der Vorschlaͤge treffen. Ein dritter Artikel verfuͤgt, daß der Finanz-Minister, sobald die Koͤ⸗ nigliche Genehmigung ertheilt seyn wird, mit der Person oder Gesellschaft, deren Vorschlaͤge angenommen werden, einen Kon— trakt abschließen und daß dieser Kontrakt auf amtlichem Wege bekannt gemacht werden soll. . Der Finanz⸗Gesetz⸗Entwurf ist in der Gestalt, wie ihn die Proceres angenommen haben, so unvollstaͤndig und schlecht ab— gefaßt befunden worden, daß man es fuͤr noͤthig erachtete, ihn

noch einmal durchzusehen und theils die widersprechenden Be—

stimmungen desselben zu modifiziren, theils die bemerkten Luͤcken auszufuͤllen, ehe er wieder an die Peokuradoren⸗Kammer zuruͤck⸗ gesandt wurde. Es ward daher zu diesem Zweck eine gemischte Kommission ernannt, aus 5 Proceres und 5 Prokuradoren be—⸗ ehend, namlich den Herren von Ofalia, Alava, Gonzales Val— jo, Albeida und Castejon von Seiten der Proceres- Kammer, und den Herren Flores Estrada, Montevirgen, Arguelles, Al— cala, Galiano und Carrillo de Albernoz von Seiten der Proku— radoren⸗Kammer. Die Zuruͤcksendung des Entwurfs an die letz—

tere Kammer erfolgte am 20. Oktober.

; Die Hof⸗-Zeitung enthaͤlt auch folgenden, von dem Mi— nister des Innern gegengezeichneten Königlichen Befehl in Be— zug auf die Mobilmachung der Stadt-Miliz: „Um die edle Begeisterung der Stadt-Miliz fuͤr die gerechte Sache unserer

Koöͤnigin nicht unbenutzt zu lassen, und damit diese Miliz stets in Bereitschaft seyn moͤge, die Linien-Truppen zu ersetzen und

sowohl Garnison⸗ als andere Kriegsdienste zu verrichten, so wie in der Absicht, diese Miliz zu dem wichtigen Zweck der Erstik— kung emporkeimenber Aufstände unter die verschiedenen Propin⸗

zen zu vertheilen, hat Ihre Majestaͤt beschlossen, daß ein Theil derselben unter der Aufsicht der General Capitaine, um Verzoͤ=

gerungen und Konflikte mit den z zu v fo⸗ gleich mobil gemacht werden soll. Die mobil gemachte Stadt-⸗Mi—⸗ tz soll nach Verhältniß der Bevoͤlkerung der Gemeinden in Com— pagnieen, halben Compagnieen und Drittel⸗Compagnieen organi— sirt werden; auch in Bataillonen und halben Bataillonen, je

nach der Anzahl der Freiwilligen und dem Erforderniß der oͤrt—⸗ lichen Verhaͤltnisse.

Die einzelnen Vorschriften, so wie alle die den Sold und die Eidleistung betreffenden Bestimmungen, sollen auf das Franzoͤsische Gesetz hinsichtlich der beweglichen National— Garde basirt werden.“

Dasselbe Blatt enthaͤlt nachstehende, beim Kriegs-Mini—

Castilien zeigt an, daß die von dem Rebellen Alonzo el Toresano angefuͤhrte gar der Aufruͤhrer bei Matacomba von den Trup— pen, welche die mobile Kolonne von Palencia bilden, geschlagen worden ist. Die Fluͤchtlinge haben ihre Waffen zuruͤckgelassen; zwei von ihnen fielen in die Hande der Koͤniglichen . und ihr Anfuͤhrer ist gezwungen gewesen, sich nach Biscaya zu—

neuer Wahlen; indessen erfordern die Vorarbeiten zu denselben ruͤckzuziehen.“

immer einen Zeitaufwand von mehreren Monaten, weshalb denn abzusehen, daß vor Ende Januar k. J. kaum der Anfang ge— macht werden duͤrfte.“

Gießen, 28. Okt. (O. P. A. 3.) Die Entruͤstung uͤber

Herr v. Gagern an der Spitze, die Aufioͤsung des Landtags het⸗

beifuͤhrten, ist hier allgemein und spricht sich an oͤffentlichen O

ten laut aus. Die Mehrzahl der hiesigen Bewohner erklärt un. verholen, sie wuͤrde sich zu einer dritten Wahl fuͤr diese Finanz Periode, in welcher die Staͤnde das Land beinahe 200, 000 Gul

den kosteten (jede Wahl allein kostet 10,000 Fl.), ohne daß sie

die Interessen des Volkes in irgend einer Beziehung gefoͤrdert hatten, nicht draͤngen. Die plumpen und unbegruͤndeten Aus faͤlle gegen die hiesige Universitaͤt, welche in der Kammer gehoͤrt wur⸗ den, ohne daß eine Stimme ihnen entgegen getreten wäre, und welche die Frequenz der hohen Schule und sonach die Interessen unserer Stadt bedeutend gefaͤhrden, haben ohnehin hier einen sehr unguͤnstigen Eindruck gemacht. Die schon am Tage nach der Aufioͤsung der Kammer hier zirkulirenden Briefe, welche dit

Aufloͤsung ganz andern Ursachen, als den wahren und bekannten,

zuschreiben wollen, sind, wie man sich nach Obigem denken kann, mit Verachtung aufgenommen worden.

Frankfurt a. M. 31, Ott, ͤ wete Frau Fuͤrstin von Thurn und Taxis ist gestern Abend hier angekommen.

Frankfurt a. M., 1. Nov. Der Senat hat in seiner Sitzung vom 30sten d. M, in Gemäßheit Art. 9 und 10, der EConstitutions-Ergänzungs-Akte nunmehr ebenfalls seine 29 Mit glieder zur diesjährigen gesetzgebenden Versammlung gewahlt. Demoiselle Haus, Koͤnigl. Wuͤrtembergische Hof⸗Saͤngerin, hat sich ihrer Kontrakt-Verbindlichkeit vor der bestimmten Zeit entzogen, befindet sich gegenwartig hier, und soll, wie man sagt, bereits in Braunschweig engagirt seyn. Als Ursache giebt man an, daß dieser Sängerin ihr Gesuch um eine lebenslaͤnglich Anstellung, und somit um Gleichstellung mit den Herren Dob ler, Roßner u. s. w. abgeschlagen worden sey.

Spanten.

Madrid, 23. 9kt. amtlichen Artikel: „Ihre Masestaͤt die Köͤnigin, Regentin hat fuͤt angemessen befunden, zu befehlen, daß, in Folge der Weigerun⸗

Mittels zu bedienen.

Die Hof-Zeitung enthaͤlt pie, ten; es heißt

Madrid, 23. Okt. Der Vorfall in der Proceres⸗ ammer mit Herrn Burgos, welcher genoͤthigt wurde, den Saal verlassen, ohne daß er sich vertheidigen konnte, nimmt fort—

die unwürdige Weise, in welcher ein Theil unserer Landstaͤnde, während die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Kam—

er hatte nicht das Recht, einem von der Regierung ernannten procer seinen Sitz in der gesetzgebenden Versammlung zu neh— en; man ist der Meinung, daß sie sich in diesem Falle ein Recht angemaßt habe, das zu den Koͤniglichen Praͤrogativen gehoͤrt.

aͤre Herr Burgos schuldig, so sollte man ihn verhaften und dem richterlichen Ausspruche unterwerfen. Wäre er dann ver— 'theilt oder freigesprochen worden, so hatte er entweder das echt gehabt, in der Kammer zu sitzen, oder sich der Strafe ei— nes schimpflichen Ruͤckzugs zu unterwerfen; ehe es aber zu die— m Extrem gekommen waͤre, hätte es jedenfalls eines Prozesses durft. Die Kammer vergaß, daß Hr. Burgos in seiner Eigenschaft s Procer, unverletzlich ist und zog es vor, sich eines schnellern Uebrigens hat diese Angelegenheit fuͤr den ich entfernenden Procer nicht das Aufsehen und die Gefahren hervorgerufen, welcht aus einem Urtheilsspruch, der sein ganzes nrecht in ein helles Licht gestellt haben wuͤrde, erfolgt seyn wuͤr—

den. Vier Stunden nach diesem Vorfall fuhr Herr Burgos in ö . hnem praͤchtigen Wagen im Prado spazieren, indem er seiner Ihre Hoheit die verwitt—

Eitelkeit wahrscheinlich mit dem troͤstenden und natuͤrlichen Ge— nken schmeichelte, daß man sein schlimmes Abenteuer der gro⸗ n Zahl von Feinden zuschreiben wurde, die er in der Kam— hat. Das Publikum theilte bei dieser Gelegenheit cht die Leidenschaftlichkeit der Kammer und ließ den Mann, dem eben ein so blutiger Schimpf von Seiten der Pairs derfahren war, ruhig seinen Weg ziehen. Man versichert, err Bargos habe es sich angelegen seyn lassen, sich mit Paͤssen ns Ausland zu versehen; Herr Vallesteros, sagt man, habe ein Gleiches gethan; man glaubt jedoch, daß Herr Burgos sich nicht her zur Entfernung aus dem Lande anschicken werde, bis er auf die taͤglich erwartete Broschuͤre des Herrn Galiano wuͤrde ha— n antworten koͤnnen. Der Ex-Minister wird eine Entgeg— ng publiziren und dann abreisen. Es moͤchte schwer

halten, die eigentliche Lage der Finanz-Angelegenheiten anzugeben. Die Kommission, welche die Prokuradoren ernannt haben, um

die von der ersten Kammer zu dem Entwurf hinzugefügten zu pruͤfen, laßt sich noch nicht genau charakterisi— zwar, die Minister hatten mehrere Deputirte auf

Amendements

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ihre Seite bekommen; die Opposition aber legt ihrerseits auch die Hande nicht in den Schooß. .

Saragossa, 18. Okt. (Allg. Ztg.) Nach Ueberwindung unbeschreiblicher Schwierigkeiten und Gefahren bei Uebersteigung der Pyrendaen und dem Zusammentreffen mit Banden bin ich gestern hier angekommen. Ober Aragonien von der Franzoͤ⸗ sischen Graͤnze an bis gegen die Ebene zu genießt einer lesdlichen Ruhe. Jaca, eine mit Karlistisch gesinnten Mönchen und Prie— stern angefuͤllte Stadt, wird durch ein Kastell und eine zahlreiche Garnison, die aus zwei Linien-Bataillonen und dem Miliz⸗Regi— mente von Burgos besteht, im Zaume gehalten. Naͤher nach Saragossa zu wird die Gegend etwas unsicherer; als wir vorgestern Abend das Thor der kleinen Stadt Yerves erreichten, waren dle dort aufgestellten Soldaten, welche uns, da wir zu Pferde waren, fuͤr In⸗ surgenten hielten, schon im Begriff, auf uns Feuer zu geben, als wir sie noch zur rechten Ztit von unsertn friedlichen Gesinnun— gen unterrichteten. Wir erfuhren in dem Orte, daß Carnieer am Tage zuvor mehrere benachbarte Ortschaften uͤberfallen und

die Entfernung einer Stunde von der Stadt eine Eskorte mit. In Nieder-Aragonien wird eine Bande von 1000 Mann durch den Oberst Rebollo verfolgt, und auch von Valencia aus sind Truppen gegen sie geschickt. Hier in Saragossa lief gestern die Nacht icht ein, daß es dem Zumalacarreguy gelungen ist, mit 6000 Mann in der Gegend von Soria in Castilien einzudrin— gen; dies erregte hier große Bestuͤrzung, da man voraussetzte, daß er bedeutenden Anhang finden wuͤrde, und er, zumal Don Car— los sich bei ihm befinden soll, gegen Madrid vorzudringen beab— sichtige. Gestern Abend jedoch versicherte der General-Kapitain Ezpeleta, die Nachricht erhalten zu haben, daß Zumalacarreguy bereits wieder über den Ebro zurückgegangen sey, nachdem er sich mit Lebensmitteln versehen. In einer hier angeschlagenen amtlichen Bekanntmachung heißt es, Zumalacarreguy sey am 12. drei Leguas oberhalb Logronßso mit sechs Bataillonen und der Ka— vallerie uͤber den Ebro gegangen, und habe vier andere Batail— lone auf dem linken Ufer zuruͤckgelassen, um seinen Ruͤkzug zu deken; die Generale Cordova, Graa und Lopez seyen ihm 39 gleich nachgeruͤckt, und wuͤrden ihn zwingen, die Flucht zu er— . Uebrigens ist dite Ansicht derjenigen falsch, welche in

umalacarreguy nur einen fanatischen und grausamen Banden— Chef erblicken. Spanische Offiziere von Rang und Ansehn, die mit ihm gedient, haben mich versichert, daß er immer fuͤr einen der tuͤchtigsten Offiziere der Armee gegolten, und der groͤßten Achtung genossen habe; er war stets der constitutionnellen Sache aufrichtig zugethan, und folgendes ist das wahre Ver. haͤltniß, welches ihn bewog, die Rolle zu uͤbernehmen, die er gegenwaͤrtig spielt. Als im vorigen Jahre unter den Galeeren— Sklaven in Ferrol, wo Zumalacatreguy als Obrist stand, eine Revolte ausbrach, kam eine Meldung nach Madrid, daß Zu— malacarreguy bei dieser Angelegenheit seine Pflicht nicht gehoͤrig erfuͤllt habe. Ohne ihn sich vertheidigen zu lassen, schickte ihm der General Quesada, welcher damals General⸗Inspektor der Ar— mee war, seine Entlassung zu. Zumalacarreguy, im hoͤchsten Zorn uͤber diese Ungerechtigkeit und Beschimpfung, eilte nach Madrid, und stellte dem Kriegs-Minister das ihm widerfahrene Unrecht vor. Dieser verwies ihn an Quesada, der die Sache zu verantworten habe. Als nun Zumalacarreguny letzteren bat, ihn nicht ohne Urtheil und Recht zu verdammen, erklärte Que— sada, er wuͤrde ihn unter keiner Bedingung wieder im Kriegs— dienste anstellen. „Nun gut, rief Zumalacarreguy in Wuth aus, so werde ich mich selbst anstellen und euch den Krieg erklären.“ Darauf ging er nach Navarra. Die Regierung hat vor Kur— zem seinen Bruder zum Beisitzer des Gerichtehofs von Vittoria ernannt, und man vermuthet, daß sie auf diese Weise mit ihm zu unterhandeln suchen werde. Allein Zumalacarreguy ist nicht der Mann, der von dem einmal gefaßten Entschlüsse so leicht ,, Die ganze gegen ihn operirende Macht be— aͤuft sich, den Versicherungen unterrichteter Offiziere zufolge, auf hoͤchstens 8000 Mann. Auf Mina setzt man kein großes Ver— trauen, da viele seiner fruͤheren Anhänger jetzt dem Zumalacar— reguy folgen. Nur der eintretende Winter wird vielleicht beide Parteien zwingen, sich ruhig zu verhalten, da seit dem 14. die Gipfel der Pyrenäen mit hohem Schnee bedeckt, und dadurch die Paͤsse ganz unzugaͤnglich gemacht worden sind. In Barcelona ist die Cholera ausgebrochen; Alles fluͤchtet von dort nach Frank— reich, oder uͤber hier nach Madrid; die Plaͤtze auf den dorthin gehenden Diligencen sind auf vierzehn Tage im Voraus belegt. Auch hier rafft die Krankheit noch täglich beträchtliche Opfer hin.

Sprien.

Die Allg. Zeitg. meldet in einem Schreiben aus Trie st vom 20. Okt. „Schon vor 8 Tagen war aus Alexandrien ein Schiff hier eingelaufen, durch welches dem Vernehmen nach Herr Jussuff, der hiesige Agent des Aegyptischen Vice-Königs, wichtige Depeschen empfangen haben sollte, die nichts Geringere als dessen Unabhaͤngigkeits-Erklaͤrung betrafen. Da indessen viele Handels-Briefe, die mit dieser Gelegenheit gekommen waren, nichts oder nur mit Zweifeln davon erwaͤhnten, so schenkte man dieser Angabe nur wenig Glauben, da man zu gleicher Zeit aus Konstantinopel erfuhr, daß der Sultan einen Kom— missair nach Alexandrien geschickt habe, um die wegen der Syri— schen Angelegenheiten entstandenen Differenzen auszugleichen. Allein bald wurde bekannt, daß Hr. Jussuff in Folge der empfan— genen Mittheilungen eilig nach Wien gereist seh, was dann dem Geruͤchte wieder mehr Gewicht gab, obgleich man nichts Vestimmteres oder Genaueres erfahren konnte. Heute ist nun wieder nach 21 taͤgiger Fahrt ein Schiff aus Alexandrien hier eingelaufen, welches Briefe an verschiedene Handelshaͤuser uͤber— bringt, die heinahe einstimmig melden, daß Mehemed Ali's Un⸗ abhaͤngigkeits-Erklaͤrung definitiv beschlossen und daher taͤglich zu erwarten sey. Wie dem nun auch seyn mag, so viel ist gewiß, daß Mehemed Ali den Gedanken, sich unabhaͤngig zu machen, ernstlich erfaßt hat, und daß nur besondere Zufaͤlle oder fremde Vermittlung diesen Schritt noch verzoͤgern konnen. Ohne Zwei— fel wuͤrde derselbe eintretenden Falls von der Pforte als eine Kriegserklaͤrung betrachtet werden, und den Ausbruch der Feind— seligkeiten, da beide Theile dazu geruͤstet sind, zur unmittelbaren Folge haben. Nachschrift vom 21. Okt. Ein Schreiben aus Aleppo von glaubwürdiger Hand meldet den neuen Ausbruch von Unruhen in Syrien mit aller Bestimmtheit, und fuͤgt bei,

daß die Lage Ibrahims dadurch abermals kritisch geworden sey,

indem ihm auch der Drusenfuͤrst Emir Beschir seinen Beistand entzogen habe. Aus welchen Gruͤnden diese kurze Allianz wie⸗ der ein Ende genommen hat, wird nicht angegeben, doch ist zu vermuthen, daß die Stimmung seiner Untergebenen den Emir gezwungen hat, die Aegyptische Sache zu verlassen. Dieser Um— stand koͤnnte Mehemed Ali's Unabhaͤngigkeits-Plane plotzlich durchkreuzen; ja selbst die Frage wegen des Besitzes von Syrien

wieder zweifelhaft machen.

ausgepluͤndert hatte; man gab uns am folgenden Tage bis auf

In Italiantschen Blättern liest man: „Ein Engli— sches Schiff, welches kurzlich aus Tripoli in Sprien zu Palermo eingetroffen ist, brachte nach Handelsbriefen folgende Nachrich—⸗ ten mit: „Die Unruhen in Syrien sind noch keinesweges been—

digt. Die Autoritaͤt Mehmed Ali's wird nicht laͤnger aner— kannt, wenige feste Städte ausgenommen, welche sich noch gegen die Insurgenten halten. Die Drusen des Libanon stehen unter den Waffen. Ihre unvergleichliche Reiterei hat sich wie ein Strom uͤber alle Theile Syriens ergossen, und Ibrahim Pa—⸗— scha wird vielleicht kapituliren muͤssen. Dieser allgemeine Aufstand, der schwer zu unterdruͤcken seyn wird, hat mehrere Veranlassungen. Ibrahim hat durch seine Ausschweifungen und Grausamkeiten die Langmuth des Volkes erschöͤpft. Seine Schwelgereien und unmaͤßigen Forderungen an Leuten und Geld sind die eine Ursache des Aufstandes; die zweite liegt in dem Buͤndnisse der Pforte mit Rußland, und in dem Glau— 9 der Sprier, kraͤftigen Beistand von beiden Seemächten zu erhalten.“

Mexiko.

Mexiko, 25. Aug. Der Kongreß von Tamaulipas hat den Hafen von Tampico in Santana de Tamaulipas umgetauft zu Ehren des jetzigen Praͤsidenten, der dort im Jahre 1829 die Spanische Expedition unter General Barradas vertrieben hat. Von der Kaufmannschaft wird zwar der Name Tampico noch gebraucht. Dagegen muͤssen alle gerichtliche Dokumente unter dem neuen Namen ausgefertigt werden.

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Berlin, 4. Nov. Ihre Majestaͤt die Kaiserin von Ruß⸗— land hatte sich am 31sten v. M. zu einer Zusammenkunft mit Sr. Koͤnigl. Hoh. dem Großherzog von Sachfen⸗ Weimar und dessen Gemahlin Kaiserl. Hoh. nach Wittenberg begeben, von wo aus uns nunmehr uͤber die dortige Anwesenheit dieser Aller— höͤchsten und Hoöͤchsten Herrschaften unterm 1. Nov nachstehende gefaͤllige Mittheilung zugeht: „Kanonendonner und Festgeläͤute verkuͤndigten den wn nn hiesiger Stadt gestern Nachmit— tags bald nach 2 Uhr die erfreuliche Ankunft Ihrer Majestäͤt der Kaiserin von Rußland und der Großfuͤrstin Martg Kaiserl.

oheit. Vom Schloßthore an bis jenseits einer von Seiten der

tadt errichteten Ehrenpforte, auf welcher 2 Fahnen mit den Nationalfarben Rußlands und Preußens angebracht waren, hatte die Bargerschaft mit ihren Fahnen sich aufgestellt, durch deren Reihen, umwogt von einer freudig bewegten Volksmenge aus allen Staͤnden, die erlauchte Tochter und Enkelin unseres All⸗ verehrten Koͤnigs, begleitet von den Prinzen und Prinzessinnen Wilhelm und Karl Koͤnigl. Hoheiten, . Einzug hielten, unter Fuͤhrung des Kommandanten, General⸗Majors von Brock— husen, welcher Ihre Kaiserl. Majestaͤt am Fuße des Glacis der Festung empfangen hatte. In dem Kommandantur-Gebäude, wo das Quartier bereitet und freundlich dekorirt worden war, wurden Allerhoͤchstdieselben von Sr. Königl. Hoheit dem Groß— herzog und von Ihrer Kaiserl. Hoheit der Frau Großherzogin von Sachsen⸗Weimar, Hoͤchstwelche schon am 30. Oktober ange⸗ kommen waren, erwartet, und von dem kommandirenden Gene— ral der Provinz, General der Infanterie von Jagow, in 3 mehrerer anderer Generale aus Magdeburg, dem Geheimen Staats⸗Minister von Lwitz, dem Bischof Dr. Draͤ⸗ secke und dem Regierungs- Prässsnten von Bonin, so wie von dem Offizier⸗Corps der Garnison, von der Geistlichkeit des Orts und den Stadt⸗Behorden freudigst und ehrfurchtsvoll empfangen. Abends war die Stadt aus freiem Willen und Antriebe der Hausbewohner erleuchtet, wodurch besonders der Marktplatz mit seinen Umgebungen ein lebhaftes Ansehen erhielt. Ueberall herrschte die froheste Bewegung, bis, heute Nachmittags halb 3 Uhr, Ihre Majestät die Kaiserin und die mit anwesenden uͤbri— gen Mitglieder des Koͤnigl. Hauses die Zuruͤckreise nach Pots⸗ dam antraten. Das freudige Wiedersehen, wie die schmerzliche Trennung machte auf Alle, denen das Gluͤck zu Theil würde, Augenzeugen dieses vertraulichen Zusammenkommens erlauchter Familienglieder zu seyn, den tiefsten Eindruck. Uns, den Be— wohnern Wittenbergs, werden diese beiden Tage unvergeßlich bleiben, ein erfreuliches Denkmal in den Jahrbüchern der Stadt, deren treue Anhaͤnglichkeit an das Königl. Haus keine Gränzen kennt in den weiten Räumen, welche die erhabene Koͤnigstschier außerlich trennen von dem theuren Vaterlande.“

Der Hallesche Courier meldet aus Halle vom 2. November: „Freitag den 31. Okt. beging die Universität Halle— Wittenberg ein höchst denkwuͤrdiges Fest. An eben diesem dem Andenken der Reformation heiligen Tage wurde das neue Uni— versitaͤts-Gebaͤude, zu welchem am 3. Aug. 1832 der Grundstein gelegt worden war, feierlich von der Universitaͤt in Besitz genom— men und eingeweiht. Nachdem sich der akademische Senat, das gesammte Lehrer⸗Personal und die Beamten der Universitât Vor⸗ mittags um 9 Uhr zum letzten Male im Waage⸗Gebaͤude versam⸗ melt hatten, begaben sich dieselben unter dem Geläute aller Glok— ken zu Wagen nach dem neuen Universitäͤtsgebaude. Am großen Aufgange desselben, wo ein Spalier des Militairs aufgestellt war, bildete sich sodann der feierliche Zun, welcher lang— sam durch die schoͤne Eintritts, Halle die prächtigen Treppen hinanstieg. Voran schritten die Pedelle in ihrer Amtstracht mit den Zeptern der Halltschen und Wittenberger Universitaͤt, Stu— dirende mit den Insignien beider Universitäten, und, den Pro— rektor und die Dekane im Amts-Ornate an der Spitze, folgte nach seiner Ordnung das gesammte Universitaͤts⸗Personal, von Studirenden als Marschällen begleitet. Nachdem der Zug unter festlicher Musik in die Aula eingetreten war und Alle die be⸗ stimmten Plaͤtze eingenommen hatten, ordnete der Herr Prorek⸗ tor eine Deputation ab, um den Spezial⸗Bevollmaͤchtigten und Kommissarius Sr. Excellenz des Herrn Geheimen Staats- Mi— nisters 3. von Altenstein, Herrn Geheimen Regierungs- Rath Delbruͤck, zur Vollziehung seines hohen Auftrags einzuladen und feierlich einzufuͤhren. Als dies geschehen war, bestieg der Herr Kommissarius die Rednerbuͤhne, richtete gedankenreiche ergreifende Worte an die Versammlung und vollzog den feierlichen Akt der Uebergabe der Schluͤssel an die Universitaͤt, welche der Herr Prorek— tor in Empfang nahm und den Insignien der Universität bei— fuͤgen ließ. Hierauf druͤckte der Prorektor, Herr Professor Ger⸗ mar, in einer eben so wuͤrdigen als gemuͤthvollen, auch an die Schicksale und , Erinnerungen der Universitaͤt mahnenden, Rede den Dank derselben gegen Se. Majestat den Koͤnig aus, dessen väterliche Huld und Gnade sich von jeher und jetzt aufs neue und glaänzendste an unserer Hochschule verherrlicht hat. Nach einem von dem Herrn Universitäts⸗Musik-Diretktor Naue eigends fuͤr diese Feierlichkeit komponirten Gesange, wurde ein y, . uͤber den Akt der Uebergabe aufgenommenes Pro— tokoll von dem Herrn Universitäts- Richter Schulze ver— lesen. Jetzt machte die Universitaͤt zum erstenmale in ihrem

neuen Eigenthum einen feierlichen Gebrauch von ihren Rech—