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——
Ihr werdet denken, daß wir ihnen doch Kleider und Hausgeraͤth und Thee und Zucker und Seife fuͤr die Schweine und anderen Dinge zuruͤckschicken mußten. Den Reichen freilich, und den Kaser⸗ nen; aber die Millionen Arbeiter haben nur Lumpen, um hin und wieder einen Theil ihres Korpers damit zu bedecken; sie besitzen keine Guter, weder Thee, noch Zucker, noch Geschirr, noch Mes— ser, noch Gabel, noch Theekessel, noch Becher, noch Bruͤhnapf. Die Sache ist die: die Eigenthuͤmer aller großen Landguͤter leben in England, oder in Frankreich, oder in Italien. Die Ren⸗ ten werden ihnen zugeschickt; und da es keine Armen-Steuern giebt, so bekommen sie den ganzen Ertrag des Landes von dem armen Paͤchter, der nur gerade so viel behält, um sein Le— ben zu fristen. Sie verzehren diese Renten außerhalb Ir— lands, so daß das arbeitende Volk hier, wahrend es des Tages dreimal Fleisch essen konnte, von den erbärm— lichsten Kartoffeln leben muß. Und seyd versichert, daß dies auch das Loos des arbeitenden Volks in England seyn würde, wenn es den Schottischen Landstreichern gelange, ihre Projekte gegen unsere Armen-Gesetze durchzuführen. Wenn das geschaäͤhe, so wuͤrde aus den Englischen Paͤchtern ein Haufen bettelarmer Sklaven werden, die Gutsherren wuͤrden so viel von ihnen er— pressen, daß sie den Tageloͤhnern nicht mehr als 6 Pence täglich zu geben im Stande wären, und Ihr wuͤrdet Alle in Schuppen ohne Schornsteine leben und mit den Ferkeln zusammen essen muͤssen, die Ihr fuͤr Anderer Magen aufzöget und maͤstetet. Soll es dahin kommen? Lieber moͤchte ich, daß Ihr Alle umkaͤmet, und ich mit Euch!“
Vorigen Sonnabend ist die Armen-Bill in volle Kraft ge⸗ treten. Den Armen⸗Kommissarien wurde neulich von dem Kirch— spiel Ely Trinity folgende Frage vorgelegt: „Es sind in diesem Kirchspiel 50 arme alte Männer und Weiber in dem Alter zwi— schen 0 und 100 Jahren, die in ihrer Behausung vom Kirch⸗ spiel unterstuͤtzt werden. Die armen Geschoͤpfe wuͤrden sich viel gluͤcklicher fuͤhlen, wenn sie in ihrer jetzigen Lage verbleiben duͤrf— ten, als wenn man sie nach dem Arbeitshause brächte. Haben die Aufseher wohl das Recht, ihnen die Unterstuͤtzung in der bis— herigen Weise auch ferner angedeihen zu lassen?“ Die Antwort war: „Sie sind allerdings dazu berechtigt, in dieser . fer⸗ ner so wie vor der Annahme des jetzigen Armen-Gesetzes zu verfahren.“
Niederlande.
Aus dem Haag, 7 Nov. Heute hat eine aus Mitglie⸗ dern beider Kammern bestehende Deputation der Generalstaaten Sr. Maj. dem Könige die nachstehende Adresse uͤberreicht: „Sire! Mit tiefer Betruͤbniß empfingen die Gencralstaaten von Eurer Majestaͤt die Anzeige von dem Ableben des Prinzen Wil— helm Friedrich Nikolaus Karl, Enkel Eurer Majestät. Sie em— pfinden den ganzen schmerzlichen Umfang dieses Verlustes, durch welchen so unerwartet das Koͤnigliche Haus in Trauer versetzt worden ist. Ehrerbietig bezeugen sie Eurer Majestät ihre auf— richtige Theilnahme, der sie den Wunsch hinzufuͤgen, daß es der göttlichen Vorsehung gefallen moge, dieses Leid so viel als moͤg— lich zu lindern, und das Wohlseyn des Koͤnigl. Hauses, das der Nation so theuer ist, zu besestigen.“
Wegen Unwohlseyns des Präsidenten der ersten Kammer, Baron Rocll, war der Graf von Reede damit beauftragt por⸗ den, diese Adresse Sr. Majestaͤt vorzulesen.
Amster dam, 6. Nov. Unsere Zeitungen haben es bei der Mittheilung der Antworts-Adresse der General, Staaten an der ur Gewohnheit gewordenen Phrase nicht ermangeln lassen, daß ain. im Wesentlichen nichts als ein Widerhall der Thron⸗ Rede sey. Nach und nach aber fangen sie an zu vergleichen, und da finden sie denn jetzt manche, ganz und gar nicht unbe— deutende Verschiedenheiten. So zwischen den ersten Saͤtzen der Koͤniglichen Rede, wo es heißt: „Unsere Beziehungen zu den fremden Maͤchten sind beruhigend, ich erhalte von vielen fort— während die Beweise aufrichtiger Freundschaft, sehe mich indeß noch stets in der billigen Erwartung einer endlichen Regulirung der, durch den Belgischen Aufstand so unverschuldet verletzten Rechte und Interessen Niederlands getäͤuscht. Die unvorherge— sehenen, in dem Fortgange der Unterhandlungen erfahrnen Hinder⸗ nisse: “ = und den folgenden Ausdrücken der Antwort beider Kam⸗ mern; „Nicht ohne gemischte Empfindungen haben wir Ewr. Maj. Mittheilungen hinsichtlich unserer auswärtigen Angelegenheiten empfangen. Wir freuten uns uͤber den beruhigenden Zustand unserer Beziehungen zu auswärtigen Mächten und uͤber die Be— weise aufrichtiger Freundschaft, welche Ew. Maj. von denselben erhalten haben. Von vielen dieser Maͤchte haͤtten wir zugleich erwarten durfen, daß, in Folge dieser freundschaftlichen Gesin⸗ nung, unsere Interessen und Anspruͤche einem endlichen Arran⸗ gement näher gebracht wuͤrden, aber die unvorhergesehenen, im Laufe der Unter handlungen fortwährend eingetretenen Hindernisse haben unsere Erwartungen getäuscht. Bei der Gerechtigkeit un— serer Sache sehen wir inzwischen, auf den Schutz des Hoͤchsten und die Leitung Ew. Maj. bauend, der von uns so feurig ge— wuͤnschten Beseitigung dieser Hindernisse mit Vertrauen entge⸗ gen, während die General-Staaten den ehrerbietigen Wunsch he— gen, von Ew. Maj. einige politische Eröffnungen zu erhalten.“ — Gegen die Stelle in der K. Rede, unsere Ostindischen Besitzun— gen betreffend: „Die Vermehrung der dortigen Production ver— breitet ihren wohlthätigen Einfluß auf die Schifffahrt und den Handels-Verkehr mit dem Mutterlande, wo gegenseitig die Be⸗
steebungen, durch eigene Erzeugnisse die Beduͤrfnisse des Nie— derlaͤndischen Indiens zu befriedigen, dadurch ermuntert werden“, nimmt sich ferner die Antwort auf eine eigene Art aus: „Die Vermehrung ihrer (jener Besitzungen) Erzeugnisse, wodurch ih⸗ nen jetzt (vie es ebenfalls vom Koͤnige bemerkt war) die Moͤg— lichkeit geworden, sich ihrer Geldverpflichtungen gegen das Mut⸗ terland zu entledigen, und dessen Schifffahrt und Handel belebt werden, konnten wir nicht anders als mit dem groͤßten Interesse vernehmen.“ Unser Handelsblad bemerkt hierzu: „Man sieht, daß die , nur von ihrem Interesse an der belebteren Schifffahrt und dem Handel sprechen, aber von den „Bestrebungen, durch eigene Erzeugnisse die Beduͤrfnisse des Nie⸗ derländischen Indiens zu befriedigen“, schweigen, mit welchen gu— genscheinlich einige seit kurzem hier zu Lande angelegte Fabriken gemeint find. Wir bezeugen den General⸗Staaten unsern Dank für die bewiesene Vorsicht. Mit Recht haben sie einstweilen Bedacht genommen, diesen neuen Anstalten das Siegel ihrer Güathetißung aufzudruͤcken. Ehe man uͤber den Nutzen der Er— richtung dieser Fabriken wird urtheilen koͤnnen, muß man erst sehen, ob sie fich ohne hohe schuͤtzende Abgaben werden erhalten können. Können sie dieses nicht, dann ist ihre Bluͤthe jener von Pfanzen in Treibhäͤusern gleich, die welken, sobald die kuͤnstliche Nahrung aufhoͤrt; sie werden, wenn sie es nicht koͤnnen, diesem Lande unendlich mehr Nachtheil als Vortheil bringen, denn man wird, um sie zu unterstuͤßen, den hohen Zolltarif beibehalten
1280 beduͤrfen, diesen neuen Fabriken zum Opfer gebracht werden, wie
sie fruͤher zur Zeit der Vereinigung der Belgischen Industrie geopfert wurde.“
ei B n
Bruͤssel, 7. Nov. Der Moniteur Belge meldet, daß die Regierung ein aus Altenburg vom 30. Sept. datirtes Schrei— ben erhalten habe, worin der jetzt regierende Herzog Joseph das am 29. September erfolgte Ableben seines Vaters, des Herzogs Friedrich, anzeigt.
Die Regierung hat, in Verbindung mit dem Platz-Kom⸗ mandanten, nächtliche Patrouillen fuͤr das Innere der Stadt errichtet.
Der Gouverneur der Provinz Brabant hat die Orts-Behoͤr— den aufgefordert, sich unverzuͤglich mit der Anfertigung der Bud— gets der Wohlthätigkeits⸗Burcaux fuͤr 1835 zu beschaäͤftigen und den genannten Budgets einen Reserve⸗Fonds beizufügen, um au— ßerordentlichen Ausgaben, welche durch Krankheiten, Theuerung der Lebensmittel und andere ungluͤckliche Ereignisse veranlaßt wer— den koͤnnten, zu begtgnen. Diese Budgets muͤssen, mit den noͤ— thigen Bemerkungen öersehen, vor dem 10. Dezember d. J. den Distrikts⸗Kommissarien uͤbersandt werden, die sie dann nach der Reihenfolge dem Gouverneur mittheilen.
In Luͤttich starb am 7. Nov. der Abbé Boucqueau de Vil— leraie, Dechant der Kathedrale zu Luͤttich und Mitglied der De— putirten Kammer.
Vor einigen Tagen wurde ein neuer Versuch mit einem nach der Erfindung des Herrn Manronne erbauten Dampfwagen gemacht, der zur voͤlligen Zufriedenheit ausfiel. Der Kessel nimmt den hintern Theil des Wagens, die Gallerie genannt, ein. Die Maschine befindet sich vorn und der Vorrath an fri— schem Wasser unter den Sitzen der Reisenden. Das ganze Ge— wicht des Wagens, mit der Maschine und den Vorraͤthen an Kohlen und Wasser, beträgt etwa 6000 Pfund. Er ist auf 14 Personen berechnet, koͤnnte aber leicht fuͤr noch mehrere einge— richtet werden. ;
Die Woͤlfe haben sich auf eine wahrhaft beunruhigende Weise in den Provinzen Namur, Luxemburg, Luͤttich und in dem waldigen Theile Hennegau's vermehrt; in mehreren Be— meinden greifen sie bei hellem Tage das Vieh an, das man auf die Weide sendet. Diese Vermehrung schreibt man dem Man— gel an Schnee im verflossenen Winter zu, wodurch man verhin— dert wurde, auf sie Jagd zu machen. Der Minister des In— nern hat Klopf⸗Jagden zu ihrer Ausrottung verordnet.
Lüttich, 7. Nov. Der Graf von Limburg-Styrum, Oberst und Adjutant des Prinzen von Oranien, kam kuͤrzlich ohne Paß zu Luͤttich an. Er begab sich nach Paris. Waͤhrend seiner An— wesenheit ward er im Hotel der Diligence streng bewacht, und am folgenden Tage kehrte er in Begleitung der Personen, die seinen Austritt aus dem Belgischen Gebiete des Koͤnigs konsta— tiren mußten, nach der Graͤnze zuruͤck.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 31. Okt. Es war in dem Plenum des Adels⸗ standes von gestern Vormittag, als beim Vortrage des Beden— kens uͤber die Regulirung der Extra⸗Staats-Ausgaben Herr Crusenstolpe auf sein Verlangen das Wort erhielt und einen Aufsatz vorlas, worin er die Frage von ihrer politischen Seite abhandelte, und dabei mehrerer Thatsachen sowohl als Geruͤchte, betreffend die große Zuvorkommenheit, womit Fuͤrst Mentschikoff hier bei Hofe aufgenommen worden, die Entlassung des Frei— herrn Stedingk u. s. w. gedachte. Dem Landmarschall schien dieses zu lange aufzuhalten; er erinnerte den Redner, nichts , . was nicht zur Sache gehoͤre, welche Erin— nerung durch das Fußstampfen mehrerer Mitglieder unterstuͤtzt wurde; da aber Herr Crusenstolpe in seiner Vorlesung mit der Aeußerung fortfuhr, daß der Stand ihn wohl uͤberstimmen koͤnne, er sich aber durch keine Gewalt sein Recht, sich zu aͤußern, nehmen lasse, erklaͤrte der Landmarschall mit einem Hammer schlage, daß er dem Redner verbiete, weiter fortzufahren. Wider diese Maßregel reservirten sich jedoch mehr ober min— der stark Graf Frölich, Frhr. L. Boye, die Herren Ceder— schiöld, Harne, Dalman, Frhr. Tersmeden und Frhr. Kantzow, mit deren Ansicht sich, unter Beifalls-Aeußerungen des Standes, der Minister Graf Wetterstedt vereinigte. Dies gad dem Landmarschall Anlaß zu einer warmen Explication des Inhalts: Da der Vortrag des Herrn Cr. dem 5. 90 der Regierungsform zuwidergelaufen, so gebe sein Gewissen ihm das Zeugniß, daß er pflichtmäßig gehandelt habe. Herr Crusen-; stolpe zeigte nun an, daß er, um seinem Vortrage eine vielleicht constitutionnellere Form zu geben, ihn dem Constitutions-Aus— schusse uͤbergeben wolle, mit der Erkläͤrung, daß darin Grund zur Anklage der Königl. Rathgeber in Kommando-Sachen und ministeriellen Angelegenheiten sey. Die von ihm verlangte Ueber— weisung an den gedachten Ausschuß wurde bewilligt.
Der verdiente Chef der Lehr-⸗Anstalt auf Marleberg, Oberst⸗ Lieutenant und vormals General-Feldzeugmeister Breitholtz, ist mit Tode abgegangen.
Dänemark,
Kopenhagen, 6. Nov. Die hiesigen Zeitungen melden den am 4ten d. erfolgten ploͤtzlichen Tod des General-Majors von Haxthausen, Deputirten im Königl. General ⸗Kommissariats, Kollegium u. s. w.
Die Wahlhandlungen fuͤr die Stadt Kopenhagen sollen am 17ten d, an den, fuͤr jede der bestimmten acht Seetionen dazu angewiesenen Oertern ihren Anfang nehmen.
Deut schlan d.
Braunschweig, 8. Nov. Nachdem die vom Herzogl. Staats-Ministerium Behufs Erledigung der vorliegenden Arbei⸗ ten wieder berufenen Stande sich versammelt hatten, ist in der Sitzung vom 5ten d. der denselben sofort wieder vorgelegte Ver— trag zwischen unserer und der Hannovtrschen Regierung uͤber Einfuͤhrung eines fuͤr beide Lander gemeinschaftlichen Systenms der indirekten Steuern definitiv angenommen worden.
Hamburg, 10. Nov. kan schreibt aus Ostende vom 30. Oktober. „Der Schiffer einer hiesigen Fischer-Pinke hat angezeigt, daß er am vergangenen Sonntag den 26östen d. am Eingange der Nordsee ein Dampfboot ohne Steuerruder ge se⸗ hen, auf dessen Verdeck er deutlich etwa 15 Passagiere und 3 bis Pferde bemerkt, und dessen Capitain ihn in Englischer Sprache um Huͤlfe angerufen habe. Da die See aber fehr hoch gegangen und der Wind heftig aus Norden gewehet, so fey das Fischer⸗ Boot selbst in großer Gefahr gewesen und habe dem Dampfboote sich nicht nähern konnen. Der Capltain soll ge⸗ sagt haben, er komme von Rotterdam. — Am 2ssten d, Abends,
muüssen, und damit wird die Handelsfreiheit, deren wir so sehr
eickelung des bösartigen Stoffes veranlaßt zu haben schienen
bei Furnes, die Daͤnische Galleasse „Henriette Magdalen Capt. J. H Kröger, mit Gerste von Neustadt nach Glouck, bestimmt. Die Mannschaft, so wie ein großer Theil der Ladt— sind gerettet, das Schiff aber wird verloren gehen. — M. glaubt gestern zwei Fischer Fahrzeuge aus Blanckenbergen, welt ein Schiff im Schlepp⸗Tau hatten, bemerkt zu haben.“ !
In Cuxhaven dauert der stuͤrmische Gegenwind fort und verhindert die Abfahrt der auf der Rhede und im Hafen liege, den Schiffe; nur einige haben versucht, die Fahrt nach Norden anzutreten, wovon jedoch der groͤßte Theil wieder zuruͤcktehten mußte.
Lloyßs Agent, der Konsul I). Nissen in Thisted auf Iñ⸗
Talgs auf der dortigen Kuͤste angetrieben und geborgen waͤrz
Deckel einer Kiste war gleichzeitig ans Land getrieben, woran
Portsmouth.“ Bremen, 7. Nor.
Symptomen der Cholera begleiteie Krankheit, welche hier sei
dem 18. Sept. in einigen Theilen der Stadt und der Voꝛrstzy
hat, darf nun, so weit sie in eine Epidemie ausgeartet, aß he⸗ endigt betrachtet werden. Wenn man uͤberhaupt er wagt, he von einer Bevölkerung von mehr als 50, 000 Seelen in der an zen Zeit nur 298 Personen von der Krankheit befallen und n, von 148 gestorben sind, so darf man ihr Erscheinen bei uns st
Gegenden, wo sich die Krankheit gezeigt, noch von den benhtz barten Regierungen an den Gränzen, Absperrungen veranlt⸗ worden; und wenn gleich an den Orten, wo sich der Krankheit stoff im vorzuͤglichsten Grade entwickelte, auch die größte An breitung erfolgte, so erschten die Krankheit doch mehrmals n ganz davon entfernten Gegenden, wo ahnliche Ursachen die En ohne daß nach den angestellten Untersuchungen die be fallen Personen mit den andern Kranken in die mindeste Beru hrun gekommen; so daß von neuem sich die Unnuͤtzlichkeit der Abspn
geben hat. d se .
Wien, 7J. Nov. Auch in Lemberg ist in den letzten Tag des vorigen Monats der Postulaten-Landtag der Provinz al
ö
Zurich, 3. Nov. (Allg. Ztg.) Die Berner Regierun beobachtet gegenwärtig eine sonderbare Politik. Sie scheint sih fuͤr alle moglichen Chancen freie Hand offen behalten zu wollt, um je nach Umstaͤnden handeln zu konnen. Allein dabei bemernn jeder die auffallenden Inkonsequenzen, und selbst ihre Freunh werden an ihr irre. So giebt sie dem Oesterreichischen Gesan ten eine unhoͤfliche Antwort, die ihn veranlaßte, die Verbindin, gen mit Bern abzubrechen. Dann thut sie wieder mehr, als gefordert hatte, indem sie die Handwerksbur schen⸗ Ver sammlungn verbietet und eine Anzahl der Unruhigsten wegschickt. Um r nicht den Schein zu erhalten, als ob sie solches aus Nachgichz keit gethan habe, macht sie davon keinerlei offizielle Anzeige, my der an den Vorort, noch an den Oesterreichischen Gesandaen, un verlangt doch zugleich, daß der Vorort gegenuͤber dem Kaisen staate ihr Benehmen rechtfertige. Zugleich scheint sie ihre Hof nungen auf Herrn von Rumigny zu setzen, nicht begreifend, daß Ludwig Philipp der entschiedenste Gegner ihrer Prinzipien ißt. Sogar der Republikaner hat daher den Bernern schon gedroht,
nirgends Freunde finden. Eine strenge Consequenz halten o Berner fuͤr Pedanterei; und in der That laͤßt sich, vom po
schen Standpunkte aus, diese Behauptung wohl rechtfertigen Aber sie sollten nicht vergessen, daß Konsequenz die Hauptkras des neuen, noch nicht fest gewurzelten RNadikalismus ist, daß, wenn diese aufgegeben wird, und Schwanken eintritt, seine Herr schaft aufs hoͤchste gefaͤhrdet ist. Nur die Kraft des Srundstj zes, die schneidende Schärfe seiner Entwickelung und Durchfuͤh rung vermag ihn einige Zeit oben zu halten. Er muß kon sequen despotisch seyn. Sonst tauchen die natürlichen Ungleichheiten auf, und er wird eine Zeit lang allen Gesahren des Kampfe ausgesetzt, ohne das Bewußtseyn der Herrschaft zu haben, hiß dieser Lampf sich mit theilweiser Aufloͤsung und dein Erstehen neuer Macht endigt. — Der Regierungsrath des Vororts hl
gen lassen wolle, vorerst seine voͤlberrechtlichen Verpflichtungen wirklich zu erfuͤllen. Wenn der Graf Rumigny die Berner in seinen Hoffnungen hinhalten kann, so werden sie hoͤchst wahr⸗ scheinlich nichts Entscheidendes thun, und ihre neue Stellung als Vorort abwarten.
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Bologna, 1. Nov. Das hiesige Institut hat den Rllter Olbers in Bremen, den Freiherrn Alexander von Humboldt in Berlin und den Hofrath Gauß in Goͤttingen zu ordentlichen Mitgliedern ernannt.
N Der von Don Carlos an die Stelle von Zavala zum Boa fehlshaber in Biscaya ernannte General-Major Erazo hat bei der Uebernahme seines Kommando's, nächstehende Proclamation erlassen: „Biscayer! Der Konig, unser Herr, har mir interi⸗ mistisch den Oberbefehl in Biscaya zu uͤbertragen geruht. Vor
in dem Koͤnigreich Navarra ab, aher heute folge ich dem Rufe meines angebetenen Herrn und Königs. Ungeachtet der Wöch— tigkeit des Amtes, welches auf mir ruht, ist mein Herz doch mit Freude erfuͤltt durch die Erinnerung an Eure Tugenden, Eure Treue und Liebe für Euren legitimen Herren. Ich schaͤtze mich gluͤcklich, daß die göttliche Vorsehung, durch den Willen meines erhabenen Fuͤrsten, meinen Befehlen diese Helden anvertraut hat, die zuerst im Angesicht von ganz Europa den legitimen Erben der Krone Spaniens, den unsterblichen Carl V. von Bourbon, zu ihrem Koͤnige erklärten und dadurch einen unwider⸗ leglichen Beweis gaben, daß die Nachkommen der tapferen Barone, welche sich der kolessalen Macht der Gothen und Sarazenen nicht unterwarfen, sich eben so wenig mit den Anhängern der Usurpation und der Zuͤgellesigkeit, mit den Feinden ihrer Ge— wohnheiten, ihres Herrn und ihrer heiligen Religlon verbandin. Da solche Tugenden meinen unermuͤblichen Eifer fuͤr Euer Wohl
strandete während eines furchtbaren Sturmes, unwest Panne,
und Euer Gluͤck unterstuͤtzen, so werdet Ihr bald den Lorbeer—
land, meldet unterm 5ten d, daß bereits 700 Fässer Russish,;
dahingegen sey durchaus kein Schiffswrack ans Land gekomm', woraus man hätte sehen oder vermuthen koöͤnnen, von welch Schiffe die besagte bedeutende Partie Talg herruͤhre; nur .
folgende Adresse stand: „Capt. Nicholson, Mr. Lindegreen Agen (Bremer Zeitung.) Die von dy .
geherrscht und sich auch auf einige Doͤrser des Gebiets erstrecc
ziemlich milde halten. Es sind weder hier gegen die Haͤuser in J
rungen, ihrer positiven Schädlichkeit nicht zu gedenken, hier
die gewoͤhnliche feierliche Weise eroͤffnet und abgehalten worden
sie wuͤrden bald in der Eiögenossenschaft ganz allein stehen, um
nun Bern aufzefordert haben, wenn es durch ihn sich rechtferi
einem Jahre lehnte ich die Uebernahme einer? ahnlichen Stell
kranz, welchen Eure eigenen Haͤnde seit dem Beginne dieses ge— rechtesten und glorreichsten Kampfes geflochten haben, gewinnen. Um indeß diesen Zweck zu erreichen, mußt Ihr Euch stets daran erinnern, daß das unerlaßlichste und vorzuͤglichste Mittel hier zu die Subordingtion, daß es der blinde Gehorsam gegen die hoͤhe— ren Befehle ist, wovon das Gelingen aller Operationen abhängt. Se. Majestaͤt der Koͤnig hat mir und auch Euch dies dringend empfohlen, als er neulich Euch seines Wohlwollens und seines Köoͤniglichen Wortes zu versichern geruhte. Lasset uns zeigen, welche Gewalt dies Wort uͤber unsere Herzen hat. Der beste Beweis hiervon ist die Erfuͤllung seines 'erhabenen Willens. Und Ihr, würdige Chefs und Offiziere, muͤßt die ersten seyn, welche das BVeispiel eines wechselseitigen Gehorsams geben, ver— gesset niemals, daß Ihr das Vorbild Eurer Untergebenen seyd und daß diese Eurem Beispiele folgen. Gehorchet und man wird Euch gehorchen. Verbannet aus Euren edlen Herzen alle fremden Gefuͤhle und fliehet die Zwietracht. Ihr köntit ver, sichrt seyn, daß ich Euch mit der von meinem Charakter un— zertrennlichen Rechtlichkeit werde Gerechtigkeit widerfahren las— sen, und daß ich, durch gleiche Gesinnungen und Interessen mit kuch verbunden, Euch zu dem glorreichen und ersehnten Ziele fuhren werde. Hauptquartier Villaro, 17. Okt. 1834.
J Vereinigte Staaten von Nord-Amerika. Das Journal des Débats enthaͤlt ein Schreiben seines Gortespondenten aus Clinington (Virginien) vom 24. Auaust. worin sich derselbe uͤber den jetzigen Stand der dortigen Par⸗ teien folgendermaßen aͤußert: „Die Wahlen fuͤr die Repräsen— tanten⸗Kammer werden fuͤr die Hauptstaaten der Union, New— Hork, Pensylvanien und Ohio, im Oktober und Novemler statt kfnden. Obgleich die zu wählenden Deputirten erst in der mit dem Dezember 1835 beginnenden Session ihre Sitze einnehmen konnen, so sieht doch Jedermann dem Resultat dieser Wahlen nit der gespanntesten Aufmerksamkeit entgegen. Man bereitet sich auf beiben Seiten mit der größten Thaͤtigkeit vor. Jede partei hat ihre Maßregeln genommen. So wie man einerseits durchoͤffentliche Neden uͤber die Geldaristokratie, die Vorurtheile der arbeitenden Klasse, welche die Majorität unter den Waͤhlern bildet, gegen die Bank aufgereizt hat, so thut die Opposition andrer seits, als sey es ihr gar nicht um die Bank zu thun. Sie sagt zu den Waͤhlern, indem sie die letzten Handlungen des Praͤsidenten, velche gegen die Bank gerichtet waren, anfuͤhrt: „Die execu— tive Gewalt ist durchaus usurpirt. Eilet, die Constitution vor den unerhörten Eingriffen zu bewahren. Es handelt sich nicht um die Bank, es handelt sich um unsere, durch das Blut unse— rer Vaͤter erworbene Freiheit, welche einem verwegenen Solda— ten, und einem Haufen serviler Beamten zum Spielwerk dient“ Die Orposition konnte wirklich nichts besseres sagen, denn der General Jackson hat sich bei der Bank-Angelegenheit, so wie bei den meisten Vorfaͤllen in seinem Leben, wenig um die Form he— kümmert. Er ging gerade auf sein Ziel los, ohne eben zu sehr darauf zu achten, wohin er den Fuß setzte. Die Partei der Verwaltung, welche wohl welß, daß die Bank unter dem Volke unpopulair ist, hat, indem sie die oͤffentliche Meinung zu bear— beiten sucht, diese Unpopularitaͤt an den Tag gebracht! „Die
Die Frage, um die es sich handelt, und die bei den Wahlen zur Entscheidung kommen wird, ist die Frage in Betreff der Bank. Aber an wem liegt die Schuld, wenn die Opposition jetzt ge⸗ rechte Beweggruͤnde hat, die Buͤrger zur Beschuͤtzung der Con— stitution aufzufordern?“
ö
Berlin, 12. Nov. Des Koͤnigs Masestät haben nachste— ende Allerhoͤchste Kabinets-Ordre an das Staats-Ministerium u erlassen geruht:
„Die Koͤniglich Franzoͤsische Regierung hat in neuerer Zeit den Grundsatz aufgestellt, daß das Exequatur einem Konsul Lin— sritig von der Regierung, bei welcher er angestellt ist, entzogen verden kann, ohne vorher mit der Regierung, die ihn ernannt hat, Ruͤcksprache zu nehmen, und diesen Grundsatz auf den preußischen Konsul Bardewisch zu Bayonne angewendet. Da in allen Verhaͤltnissen dieser Art die Reciprocitaͤt zwischen zweien Regierungen die einzige Norm abgeben kann, so finde Ich Mich veranlaßt, denselben Grundsatz in Hinsicht der Fran, oͤsischen Konsuln anzunehmen und festzuͤstellen. Sollte also ihr Beneh— men von Seiten der Provinzial⸗Behoͤrden zu Klagen Anlaß ge—
ben, so wird Mir der Minlster der auswärtigen Angelegenhei⸗ ten unverzuͤglich daruͤber berichten und auf Meinen Befehl dem beschuldigten Konsul ohne Weiteres das Exequatur entziehen. In Ansehung der in Meinen Staaten angestellten Konsuln aller andern Maͤchte bleibt es bei dem durch das Herkommen festge— stelten Verhältniß. Berlin, den 9. November 1833.
(gez.) Friedrich Wilhelm.
An das Staats⸗Ministerium.“
— Am Ilsten v. M., als am Tage des Reformationsftstes, wurde in Guben das von der dortigen Kommune neu erbaute Llementar⸗ Schulhaus feierlich eingeweiht und der zum Rektor des gesammten Buͤrger- und Elementar-Schulwesens erwaͤhlte Kandidat der Theologie, Sam. Lehmann, in sein Amt eingesetzt. Nach beendigtem Gottesdienste, wo zugleich eine bedeutende An— lahl Bibeln von der ihren Jahrestag' feiernden Bibel⸗Gesellschaft n, arme Schuler vertheilt wurden, begaben sich faͤnmmtliche Schultinder, uͤber 1360 an der Zahl, mit ihren Lehrern im feier— ichen Zuge und unter dem Gelaͤute der Glocken nach dem neuen cul⸗Gebaͤude, wo der Superintendent Homuth die Weihe des auses und die Installation des Rektors vollzog, und der Letz. tere demnaͤchst in seiner Antritts-Rede die Zwecke der Anstaͤst entwickelte. Ein heiteres Festmahl gab Gelegenheit, dem allver⸗ Ihrten Landesvater ein Lebehoch zu bringen,‘ da' erst durch bas
eschenk der revidirten Staͤdte⸗Ordnung die Reorganisation des chul-Unterrichts möglich geworden wär. Auch die Schulkin⸗
1281
sicht ihrer Aeltern und Lehrer ein Ball fuͤr sie arrangirt. —as dortige Schulwesen kann nunmehr als vollstaͤndig geordnet betrachtet werden. Nachdem im vorigen Jahre das neue Gymnasial⸗Ge⸗ baͤude eingeweiht, und mit dem Gymnasium eine hoͤhere Buͤr— gerschule verbunden worden, hat nun die Stadt ihre fruͤheren 8 Elementar⸗Schulen in eine einzige Buͤrger⸗ und Elementar⸗Schule mit 14 Klassen vereinigt, einen Rektor zu deren Leitung bestellt, durch Anstellung von 3 neuen Lehrern und einer Lehrerin die noͤthigen Lehrkraͤfte gewahrt, und ein geschmackvolles und zweck⸗ mäßiges Schulhaus mit 11 Lehrzimmern und einer Rektorats— Wohnung erbaut, außerdem auch noch ein Kommunal, Gebaͤude zu Schul Zwecken eingerichtet. Die Opfer, welche noͤthig wa— ren, um diese Verbesserungen, an denen der Buͤrgermeister Both— mer einen wesentlichen Antheil hat, ins Werk zu setzen, sind zwar, da die Stadt Alles aus eigenen Mitteln zu bestreiten hatte, sehr bedeutend; indessen werden auch die Fruͤchte derselben nicht aus— bleiben, und die wissenschaftliche, sittliche und religioͤse Bildung ihrer kuͤnftigen Buͤrger wird der schönste Lohn ihrer Bestrebun— gen seyn.
— Das Amts- und Intelligenz⸗Blatt von St. Wendel vom 28. Okt enthaͤlt eine Bekanntmachung des Herrn Ober ⸗Praͤsi⸗ denten der Rhein-Provinz, wonach an die Stelle des Ober-Re— gierungs-Raths Cramer der Landrath Görtz zu Merzig als Köoͤ— niglicher Konmissarius mit dem Vorsitz im Kollegium der Re— gierung zu St. Wendel und mit ber Leitung der Vorarbeiten fuͤr die Grganisation des Farstenthums Lichtenberg beauftragt ist.
— Man schreibt aus Berneagstel im Regierungs-Bezirk Trier unterm 3Zten d. M.: „Die Stille im Handel mit 1834er Wein ist auf eine fuͤr den Winzer sehr erfreuliche Art seit dem 28. Oktober gebrochen. In mehreren Gemeinden der Umgegend,
B. in Dusemond, Zeltingen, Uerzig, sind schon bedeutende Ankaͤufe zu guten Preisen geschehen. Nirgends ist aber noch mehr verkauft worden, als in Zeltingen. Man giebt in einem ungefaͤhren Ueberschlage an, daß kaum mehr ) des ganzen Herb— stes unverkauft liegt. Die Preise sind aber sehr verschieden, und wechseln zwischen 145 — 2350 Rthlr. per Fuder. In Weh⸗ len und Graach, wo schon mehrere Keller verkauft sind, sollen die Preise, so viel man bei dem Geheimhalten des Betrags er⸗ fahren konnte, zwischen 170 — 211 Rthlr. wechseln. In Duse⸗ mond, wo nach Zeitingen am meisten verkauft ist, stehen die Preise zwischen 170 — 220 Rthlr., in Berneastel zwischen 160 — 20 Rthlr., in Cues zwischen 125 — 170 Rihlr. Der 1834er Wein wird daher nicht bloß wegen seines Zucker-Gehaltes und seiner Siaͤrke beim Publikum, sondern auch wegen seines schoͤnen Prei⸗ ses beim Winzer, der nun wieder Mittel gefunden hat, seine Glaͤubiger zu befriedigen, lange im Andenken bleiben.“
Königliches Schau spiel.
Das Raupachsche Trauerspiel: „Tasso's Tod“ hatte waͤhrend der Fruͤhjahrs- und Sommer-zeriode geruht; wir wollen hoffen, nur deshalb, weil in solcher Zeit der Besuch des Schauspiels wohl gegruͤndete Hindernisse findet, und andererscits die Schauspieler 'in dtesem Zeitraum ihre Besuche andern Theatern abzustatten pflegen. Tasso's Tod ist, auch mit den besten fruheren dramatischen Ar⸗ beiten Raupachs verglichen, den „Nibelungen“, der „Tochter der Luft“ und den herborrggendsten aus der Geschichte der Hohen⸗ staufen, ein Drama ersten Ranges, und macht, was Schwung der Phantasie, Sprach-Gewandtheit in wohlgehaltener rhythmi⸗
scher Form, und Gedanken-Reichthum betrifft, vielleicht allen
seinen fruͤhern Productionen den Vorrang streitig. Ein solches Werk läßt eine, fuͤr die gute Sache der Porsic durchdrungene, nicht bloß fluͤchtig enthusiasmirte Verwaltung der Bühne nicht deshalb ruhen, weil etwa eine und die andere der fruͤheren Vorstellungen nicht das Haus und die Kasse gefuͤllt hatten; sie weiß, daß zu einer solchen poetischen Hoͤhe das große Publikum nur all maͤlig hinauf⸗ steigen kann, daß aber die Gelegenheit bazu so oft und so gut als moͤglich geboten werden muß und daß innerhalb dieser Entwickelungs⸗ Periode die Stimmen nicht gezählt, sondern gewogen werden müssen; ohne Zweifel weiß sie auch, daß sie in Ausbreitung des Reichs der Poesie weit weniger mit bem Mangel an Bildung, als mit der Verbildung zu kaͤmpfen hat; namentlich sind in unserm Berlini— schen Publikum der Elemente, Fahigkeiten und Triebe zur gruͤnd⸗ lichen Ausbildung des geistigen Lebens so viele, daß, wenn man ih⸗ nen nur nicht mißtrant, die Schuld nicht an dem Publikum, son⸗ dern nur an dem Dichter liegen kann, der entweder nicht mit der rechten Kraft, oder wenn er diese besaß, nicht mit der gehbrigen Sorge fur die Fassungskraft seines Publikums zu Werke ging. Et⸗ ner der falschesten und verkehrtesten Irrthuͤmer sst, daß ein ech⸗ ter Dichter nicht vom Volke gefaßt werden könne; freilich nicht in jedem seiner gewahlten Stoffe; dann liegt aber die Schuld nicht an seiner Darstellung, sondern an der Wahl des Stoffes, und daß er nicht vermocht hätte, durch die Darstellung selbst den Inhalt ver— staͤndlich und klar zu machen. Was braucht es mehr, als Shakespegre zum Beweise anzufuͤhren, der ganz auf dem Grund und Boden sei⸗ nes Volkes stand und von dem doch gewiß Niemand vermesfen genug seyn wird, zu sagen, daß er nicht ungeheuer über dem selben stand. Genug, wir sind in unserem Vaterlande, oder bestimmter zu sagen in der Hauptstadt unseres Vaterlandes noch nicht bis zu der Fri⸗ zolitaͤt der sogenannten enpitale e tout le monde gesunken, von der ein geistreicher, kundiger Schriftsteller berichtet, daß von den her⸗ abgéesuürzten Autoritäten des Racine und Corneille gar nicht mehr die Rede seyn koͤnne (ec nt daucitens cis). — Wir unscrerscits haben, Gottlob! die Lessing, Gothe und Schiller und den Gewaltigen, den wir den Unsrigen zu nennen ein Recht haben, Shakespeare, noch nicht her⸗ abgestuͤrzt, und mit ihnen wollen wir auch unsern Raupach hoch⸗ halten, haͤtte er auch nichts weiter, als das in Rede stehende Dranja „WTasso 's Tod“ geschrieben. Es waͤren, da er eben kein historisches Schauspiel schreiben wollte, die Febler gegen die Geschichte nicht mit Grund zu ruͤgen; aber et beweiset fur seinen Beobachtungs⸗ Geist, daß seine Dichterkraft hier in gleichem Schritt mir der Wahr⸗ heit der Geschichte geht und daß er ihr nichts, als die Kraft seiner Rede, gleich sam eine Deutsche Restauration des Italianischen unsterbli⸗ chen Dichters beizuzeben hatte. Aber freilich geyört dazu ein Bichter. Es ist schon oben gesagt, wie treu auch in diesem Sch ausplel Rau— pach der wahren, neuerdings noch mehr aufgeklaͤrten Geschichte Tasso s, namentlich im Punkte seines Wahnsinns, geblieben ist; doch dies ist sein geringstes Verdienst; er hat den Taffo, wie er in diesem Drama von Ludovies dem Antonio und der Prinzessin geschildert wird, auch in Wort und That dargestellt, so wahr, daß man nicht umhin kann, an diesem schoͤnen Schwärmer es ganz natuͤrlich zu finden, wenn er stirbt, ehe er das Kabstol zu seiner Bichter-Bekrö— nung besteigt. Einen so excentrischen reizbaren Menschen mußte die Macht des Vorgefuͤhls, ehe er jenen Triumph wirklich erreicht hatte, aufreiben.
Wir haben oben bemerkt, daß ein so geistreiches Drama der steten ununterbrochenen Beachtung der Buͤhne wuͤrdig seyn muͤßte, und wir gedachten dabei vorlaufig nur seiner dichterischen Eigenschaften. Aber wenn wir hierbei zugleich an die wahrhaft meisterhafte mimische Darstellung erinnert werden, wodurch sich besonders die Aufführung am sten d. M. auszeichnet, welche Se. Majestaͤt der König und Ihre Majestaͤt die Kaiserin von Rußland mit Allerhöchstihrer Gegenwart beehrten, und in der sich eine Har⸗ monie in Kunst, Adel, Wahrheit und Anmuth bekundete, wie sie in diesem Augenblicke vielleicht keine andere Deutsche Buͤhne aufweisen
kann, so wird es keiner ausdrücklichen Mahnung bedürfen, uns
dergleichen Genuͤsse nicht zu sparsam ju gehen.
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Ausstellung auf der Koͤnigl. Akademie der Kuͤnste.
Daß aus der Wach schen Schule diesmal so wenig erschien, scheint in zufaͤlligen Umstaͤnden zu liegen, aber es kann auffallen, daß von den zahlreichen Schuͤlern dieses Ateliers auch nicht eine einzige historische gomposition ausgestellt wurde, und um so mehr, als diese Schule sich durch ihre Eigenthuͤmlichkeit ganz besonders der Historie zuwendet.
Wir beginnen mit einem nunmehr selbststaͤndigen Kuͤnstler, der aber die Richtung seines Talents offenbar dem genannten Meister verdankt, mit Eduard Daͤͤge. Die solideste und edelste Zeichnung bei einem feinen Gefuͤhl fuͤr abgewogene Gruppirung, für Würde und Styl, sowohl der Formen alz Farben, zeichnen den Kuͤnstler seit laͤngerer Zeit aus, und alle diese Vorzuͤge finden sich auch in gegenwaͤrtigem Bilde (Nr. 1195); nur scheint der Gegenstand fuͤr dieselben nöch nicht einmal der guͤnstigste. Wir muͤssen uns eine Plünderung, das Eindringen der Feinde nach einer Erstuͤrmung denken; cins Mutter hat sich mit den Ihrigen in eine Kirche geret⸗ tet und haͤlt ihren Saͤugling der Mutter Gottes schutzflehend dar, während die aͤlteren beiden Kinder, ein Knabe und ein Maͤdchen, sich angstvoll an sie anklammern: durch die offene Thuͤr sieht man auf der Straße ie eindringenden
wilden Kriegechaufen. Dieser Vorwurf, der gewiß anziehend genug ist, scheint dennoch mehr eine Aufgabe für einen Künstler, dessen Talent dem bewegten Leben und dem Ausdruck nachgeht; allein das Gebiet, auf dem Daͤge es der Meisterschaft nahe gebracht hat, scheint nach einer ganz an⸗ deren Seite hin zu liegen, und gewiß wuͤrden wir schon von den Tugenden dieses Bildes, von der studirtesten Zeichnung und dem durchgaͤngigsten Adel aller Formen etwas aufopfern wollen, wenn hier nur dafuͤr mehr momentanes Leben und ein noch ergreifenderer Ausdruck erreicht waͤre Wenigstens scheint in einem solchen Ver⸗ haͤltniß der Grund liegen zu muͤssen, weshalb das Bild hei aller seiner Trefflichkeit doch nicht die volle Wirkung macht, deren der Gegenstand gewiß faͤhig waͤre. Hieran ist vielleicht auch eine ge⸗ wisse Maͤßigkeit des Colorits Schuld, indem der Kuͤnstler der Kraft der Farben entsagt hat, die der Oelmalerei zu Gebot stehen
Wir wuͤnschen nichts mehr, als daß Dage seinen Beruf recht bestimmt erkennen und festhalten moge; dieser scheint uns in ruhigern Compositionen des höheren Styls zu liegen, welcher sich in der Naͤhe architektonischer Anordnung hält, so wie wir denn eine fruͤhere Com⸗ vosition der Art, die vier Jaöreszeiten, fuͤr das Gelungenste halten, was uns von diesem Kuͤnstler zu Gesicht geköommen. Will er sich freier bewegen, so bliebe ihm immer noch ein schoͤner Raum offen bis hin zur Arabeske. Und dies moͤchten wir denn auch allgemeiner der ganzen Schule sagen:; das Dramatische und das bewegtere Leben scheint ihr am wenigsten zu gelingen und sie mußte dazu vielleicht auch einen ganz anderen Anlauf nehmen.
Und . haben wir schon zum groͤßten Theil un⸗ sere Ansicht uͤber zwei Bilder von H opfgarten verrathen, der, fruͤher auf dem Felde der Historie geuͤbt, diesmal, der Zeitrichtung folgend, zum Genre herabgestlegen ist. Das erste Bild des Kuͤnst⸗ lers stellt eine Sicilianische Bauernfamilie dar, die mit ihrem Wa⸗ gen von Sargeenischen Piraten uͤberfallen worden und jetzt wahr⸗ scheinlich nach den Schiffen zu in die Sklaverei abgeführt wird. Nicht ohne Wehr muͤssen sich die Bauern in ihr Schicksal ergeben haben, das sieht man an einigen Verwundungen; die Seeraͤuber ha⸗ ben sich des Gespanns bemaͤchtigt, daz sie antreiben, und sogar einige Mönche muͤssen das Schicksal theilen. Man sieht, namentlich unter den Weibern einige sehr schoͤne Gruppen; allein wenn der Kuͤnstler hierauf sein Haupt-Augenmerk gerichtet hat, so scheint dies doch nicht die erste Forderung des gewahlten Vorwurfs. Sch dne Wendungen, Stellungen und Gruppirungen wurden sich in einem ruhigern Vorgang bei weitem besser geltend machen;: hier aber koͤn⸗ nen sie nicht entschaͤdigen fuͤr den Mangel einer kraͤftigern und hinrei⸗ fendern Auffassung des Moments. Nicht als ob das Dramatische ver— saͤumt ware, der Künsiler hat vielmehr uͤberall an spezielle Handlungen gedacht, und dangch den Ausdruck vertheilt: allein hier fehlt noch eine Stufe, damit der Eindruck des Freilebendigen erscheine, und man kann vor diesem Bilde nicht vergessen, daß es ein Bild ist. Immer aber bleibt es das Werk eines tuͤchtigen Kuͤnstlers, der nur freilich bis her eine zu entgegengesetzte Richtung verfolgt hat, als daß er ploötz— lich vermoͤchte, sich mit Horace Vernet und Leopold Robert auf ih⸗ rem Gebiet zu messen. Im Kolorit bemerken wir eine gewisse Kaͤlte, in der Behandlung der Reflexe aber hat sich der Kuͤnstler in einer Uehertreibung gefallen, namentlich der Luftreßere und wo die weiße Waͤsche von unten die Kopfe anleuchtet.
Ein zweites Bild desselben Kuͤnstlers, Italiaͤnische Bauern vor einem Marienbilde zur Abendandacht versasßmelt, steht dem vori— gen an Werth bei weitem voran. Schon weil es lauter ruhende Fi⸗ uren und eine stillere Scene darstellt, schien es der Weise des Künst⸗ ers mehr zuzusagen, allein der Ausdruck aller Kopfe ist hier auch lebendiger, wahrer und tiefer. Der edle Kopf einer Alten, aus wel cher innige Andacht spricht, ist sehr anziehend, aber noch höher moch ten wir die Figur eines jungen Jaͤgers stellen, der gelegentlich das Banditenhandwerk nicht zu verschmähen scheint. In seinen rohen Zuͤgen laßt sich kein freundlicher und offener Charakter lesen, allein er ist noch nicht verstockt, und wenigstens in diesem Augenblicke, wo er betet, scheint er seiner Suͤndhaftigkeit sich bewußt zu werden. Auch fehlt es nicht an schoͤnen jungen Muttern, denen die Fröoͤm⸗ migkeit so wohl steht, noch auch an Jungfrauen, die abcr da— neben sich unbefangen umschauen. Die Mönche, die aus der Thür des Klosters hervortreten, tragen den Charakter ciner guten Behaglichkeit, als wuͤßten sie mit dem Geistlichen auch das Welt— liche zu verbinden. Sehr schön ist auch das ganze Lokal gedacht; das Marienbild befindet sich an einer Klostermauer, hinten ragen Cypressen in den heitern Abendhimmel; die Landstraße fuͤhrt vorbei, wo eben ein stattlicher Bauersmann mit seiner Gattin reitet, der, als er das Muttergottesbild erblickt, im Begriff ist, seinen Hut ab⸗ zunehmen. Es fehlt uͤberhaupt nicht an einem Reichthum schoͤner Einzelheiten, und recht beachtenswerth sind ein Paar sehr schoͤne Hunde. Bei alledem koͤnnen wir uns auch hier einch gewissen 3wie— spalt des Styls nicht verhehlen, denn blicken wir auf die eden Stellungen der Weiber, und namentlich auf die Behandlung der Formen und der Gewandung, so scheinen wir hier in einer ganz andern Kunstsphaͤre zu seyn, als diejenige ist, welcher der betend Jaͤgersmann in seiner abgenutzten Bauerntracht und in feiner zwar sehr charakteristischen, aber nicht gleich edeln Auffassung ange— hoͤrt. An sich aber auch vermissen wir noch in der Gewandung, namentlich in dem Leinenzeuge, die eigentliche Natucwahrheit, dent so ausgewaͤhlt auch die Formen des Faltenwurfs sind, fo stellt sich hier eine ganz besondere Manier ein, wonach alle Stoffe gleichsam das Ansehn des Wattirten oder Aufgeblasenen erhalten. In den Reflezen ist vielleicht auch hier zu weit gegangen, und im Banzen haftet dem Kolorit eine gewisse Schwere an. Unter den juͤngern Schuͤlern gab Keil (Nr. 315) einen Reiter aus der Zeit des dreißigjaͤhrigen Krieges, und man muß in der auf⸗ gestuͤtzten Stellung eine sehr erfreuliche Keckheit und in der Miene ein echtsol datisches Selbstvertrauen ruͤhmen Er hat das Gesd fur die Zeche hingezaͤblt, ein Fall, der nicht haͤufig vorzukommen scheint, denn er bildet sich darauf nicht wenig ein. Ein kräftiges und har monisches Kolorit macht das Bild noch ansprechender. Dagegen hat der Spanische Ritter von A. Cretius, der seinem Rädchen auf der Zitter vorspielt (Nr. 131), bei seinen bluͤhenden Farben und der zierlichen Ausmalung, etwas Kostbares, was in der KÜünst nie ei— nen guten Eindruck machen kann. Das Schonfarbige ist noch sehr vom eigentlichen Kolorit verschieden und der Mangel an Leben und Seele enn weder durch jene äußerliche Zierlichkest, noch auch durch bloße Gefaͤlligkeit der Formen aufgewogen werden. Ein Bildchen von Krig ar (Nr. 177) gehort ins Genre: ein 3igeunermadchen wahrsagt in einer Schenke einigen Soldaten im Kosum des dreißiz= jäbrigen Krieges. Das Madchen ist sehr artig und das Ganze fein und interessant, dabei die Malerei kraͤftig. Alles, was wir von Hrn. Professor Wach selbst diesmal erhielten,
der wurden festlich bewirthet und Abends war unter der Auf,
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beschraͤnkt sich auf einige Portraits, worunter namentlich das Eine in Neu⸗Griechischem Kostum durch Ernst der Auffassung und einen fast