—
Fremden zu denken. Zu jener Fuͤrsorge aber braucht man wie— der als Grundlage Koͤnstituirung der Gemeinden, und Ausschei— dung ihres Eigenthums und des von ihnen anzubauenden oͤffent— lichen Landes, und dazu ist unsere statistische Kommission noch nicht gelangt. Mehrere Abgeordnete von Gesellschaften aus Schwaben und vom Oberrhein waren wegen Unterhandlung angekommen, und machten gute Anerbietungen von einer be— traͤchtlichen Zahl nicht unbemittelter Familien. Vor der Hand ließ sich nichts abschließen, und die Kommissarien haben ihre onds in den Handel gesteckt, der setzt zwischen Athen und Triest wegen Herbeisuͤhrung der Bau-Materialien in Holz und Eisen großen Vortheil verspricht. — Die einheimische Co— lonisation macht indeß wenig Fortschritte. Statt, daß wir Einwanderer aus den Landern der Tuͤrkei saͤhen, schicken wir ihnen dergleichen aus dem Koͤnigreiche zu. Aus den In— seln sind seit Einsetzung der Regentschaft allein 9000 Männer nach der Tuͤrkei ausgewandert. Die Kreter haben zwar die Ermaͤchtigung, sich hinter Nauplia an dem schoͤnen Hafen To— lone niederzulassen, aber dabei ist es geblieben Eben so wenig haben sich die Pfarioten in Eretria angesiedelt, und die Sa— mioten, statt eine neue Stadt auf Eubsa zu gruͤnden, draän— gen sich in Chalkis zusammen und fallen den Einwohnern zur Last. Am Ersten werden noch die Chioten, die gebornen Han— delsleute von Griechenland, zum Ziele kommen, die sich im Pi— räus ansiedeln wollen. Freilich zieht ihr Abgang von Syra den Verfall dieses ersten Handelsplatzes von Griechenland und der Hoffnungen nach sich, welche man an sein Aufbiuͤhen ge— knuͤpft hat. — Ackerbau, Gewerbe, Handel — in der alten Lage!
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Berlin, 14. Dez. Außer den gestern namhaft gemachten Generalen haben noch folgende Stabs Offiziere von Seiner Ma— sestat dem Koͤnige die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen von des Kaisers von Rußland Majestaäͤt verliehenen Orden erhalten:
An Obersten: Der Oberst und Commandeur des 1sten Garde⸗Regiments zu Fuß, v. Prittwitz, den St Stanislaus, Orden 2ter Klasse; der Oberst und Comniandeur des 2ten Garde— Regiments J Fuß, v. Ziethen, den St. Annen-Orden 2ter TRlasse mit Brillanten; der Oberst und Commandeur des Kaiser Franz ⸗Grenadier⸗Regiments, v. Witzleben, den St. Stanis— laus⸗Orden 2ter Klasse; der Oberst und Commandeur des Garde— Reserve, Infanterie⸗ Regiments, v. Knobelsdorff, den St. Annen⸗-Orden 2ter Klasse; der Oberst und Inspecteur der Jaͤger und Schuͤtzen, v. Neumann, und der Oberst und Comman— deur des Garde-Dragoner-⸗Regiments, v. Barner, den St. Annen-Orden 2ter Klasse mit Brillanten; der Oberst und Com— mandeur des Garde⸗Husaren- Regiments, Graf Puͤckler, den St. Annen ⸗Orden 2ter Klasse; der Oberst und Commandeur des 1 sten Garde⸗Uhlanen⸗Regiments, v. Tuͤmpling, den St. Annen⸗Orden 2ter Klasse mit Brillanten; der Oberst und Brigadier v. Safft, den St. Wladimir-Orden Zter Klasse; der Oßerst vom Kriegs-Mi— nisterium v. Restorff, den St. Annen-Orden 2ter Klasse; der Oberst und Commandeur des 6ten Kuͤrassier⸗Regiments v. Brandenstein, den St. Wladimir-Orden Ztee Klasse; der Oberst und Fluͤgel⸗Adjutant v. Lindheim und der General— Stabs-Arzt hr. Ru st, den St. Stanislaus-Orden „ter Klasse.
An Oberst ⸗Lieutenants: Der Obetst- Lieutenant und Commandeur des Regiments Garde⸗du⸗CLorps, Graf Waldersee, den St. Annen-Orden 2ter Klasse mit Brillanten; der Oberst— Lieutenant und Commandeur des Garde-Kuͤrassler-Regiments, v. Sydow, den St. Stanislaus-Orden 3ter Klasse; der Oberst— Lieutenant und Commandeur des Lehr-Infanterie⸗Bataillons, v. Werder, den St. Annen⸗Orden 2ter Klasse mit der Krone; der Oberst-Licutenant und Commandeur des 2ten Garde, Uhlanen— Regiments, v. Duncker, und der Oberst Lieutenant v. Eisen— hardt, vom Iten Uhlanen⸗ Regiment, den St. Stanislaus— Orden 3ter Klasse.
An Majors: Der Major Salpius, Chef des General— stabes des Garde-Corps, den St. Annen-Orden 2ter Klasse; der Major und Commandeur des Garde⸗Schuͤtzen⸗ Bataillons, v. Thadden, den St. Stanislaus-Orden Iter Klasse; der Ma— jor und Commandeur der Lehr-Eskadron, v. Heydebrand, den St. Wladimir⸗Orden ter Klasse; die Masort v. Hahn und v. Strotha, von der Garde-Artillerie⸗Brigade, so wie der Major v. Brandt vom Generalstabe, den St. Stanislaus— Orden Zter Klasse; der Major v. Bohlen, vom 6ten Kuͤrassier— Regiment, den St. Annen-Orden 2ter Klasse; der Major v. Dassel, von demselben Regimente, den St. Stanislaus— Orden Iter Klasse; der Major v. Wurmb, vom Zten Uhlanen— Regimente, den St. Annen Orden 2ter Klasse; der Major Graf v Roͤder, von demselben Regimente, den St. Stanislaus— Orden Zter Klasse; die Majors Lautier und v. Kaphengst, von demselben Regimente, den St. Wladimir-Orden 4ter Klasse; der Major v. Radowitz, vom Generalstabe, den St. Annen— Orden 2ter Klasse mit Brillanten.
— In der Sitzung der geographischen Gesellschaft am 13ten d. M. sprach Herr Professor Dove uͤber die Gestalt der Fluth— welle nach Wheavells neuen Untersuchungen, und theilte die Re— sultate derselben mit. — Herr Dr. Meyen gab Beitrage zur Kenntniß der Provinz Tarapacä im suͤdlichen Peru, besonders uͤber die Bergwerke in Huantajaya und Santa RNosa, und schenkte zugleich der Gesellschaft die zu seinem Reiseberichte gehörige Karte von Chile und Peru. — Herr Professor Ritter trug alsdann ein Schreiben des Herrn von Krusenstern an den Hrn. Dr. von Siebold vor, betreffend die von dem Letzteren mitgebrachten Japa—⸗ nischen Originalkarten, uͤber welche er sich bewundernd ausspricht, und durch welche bedeutende Luͤcken in der Geographie jener Ge— genden ausgefuͤllt werden. Herr Dr. von Siebold gab dazu Er— läuterungen, und legte einen Theil der mitgebrachten Karten von Japan vor, so wie auch die von ihm nach diesen Materialien für sein reichhaltiges Nippon-Archiv zur Beschreibung von Japan bearbeitete Generalkarte. — Ein Brief des beruͤhmten Thunbergs, der letzte von ihm an Herrn von Siebold, wurde vorgelesen. — Herr Geheime Rath Lichtenstein uͤberreichte Namens des Ver— sassers als Geschenk de Laborde's neue Karte des von demselben berei— seten peträischen Arabiens, und legte dann de Stuer s „Meémoires sur la guerre de l' de Java de 1825 à 1839“ zur Ansicht vor, indem er den Inhalt des Werkes kuͤrzlich referirte, insonderheit aber Aber die, unter Leitung des Koͤnigl. Niederländischen Ge— neral-Lieutenant H. M. de Kock stattgehabte Kriege führung auf der Insel sprach, wozu der Herr General, dessen Anwesenheit sich die Gesellschaft erfreute, muͤndliche Mittheilungen machte. Als Geschenke gingen ein: von Herrn Major v. Oesfeld: die nen erschienenen Sectionen der Reimannschen Karte von Deutsch— land Nr. 168. 169., ein Relief von Reinerz und eine Karte des Regierungs-Bezirkes Posen. Von Herrn Major v, Streit: des⸗— sen neu erschie nene Karten von Frankreich, von Australien und von Neuchatel. Von Herrn Major O'Etzel die neue Auflage seiner Terrainlehre. Von Herrn Licentiaten Dr. Meyerhoff des⸗—
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sen Werk: die Thaͤler der Waldenser, und von Herrn Jul. Klap—
roth der gedruckte Inhalt seinet in der letzten Sitzung gemach—
ten Mittheilung, so wie auch dessen Lettre à Mons. le Baron
de Humboldt sur l'invention de la Boussole zur Ansicht vor—
. ane Fuͤr jene Geschenke stattete die Gesellschaft ihren ank ab.
Wissenschaftliche Nachrichten. Ueßer die Flecken des Jupiter.
Jupiter ist nicht nur der groͤßte Planet unseres Sonnen Systems, sondern er bietet auch, Ungeachtet seiner großen Entfer— nung von der Erde, der Beobachtung mitt Fernroͤhren mehr Gegen⸗ staͤnde seiner Oberflaͤche dar, als jeder andere Planet, und er wird hierin von den ubrigen Weltkoͤrpern nur allein vom Monde und von der Sonne uͤbertroffen. Das bewaffnete Auge erblickt auf ihm mehrere graue Streifen, die fast genau parallel mit dem Aequator gehen, die aber der ö Oberflache des Planeten nicht anzugehoͤ— ren, sondern wegen ihrer Veraͤnderlichkeit einigermaßen ein Analo⸗ gon unserer Wolken zu seyn scheinen. Sie haben, wie dlese, sehr derschiedene Schattirungen, die bald langsamere, bald schnellece Aenderungen erleiden, unterscheiden sich aber hauptsaͤchlich dadurch, daß sie stésts aus feinen dunkeln Parallel-Linien bestehen, von denen selbst die hellsten Zonen des Jupiter nie ganz frel sind. Jedoch nur mit sehr guten Instrumenten lassen sich diese feinen Linien wahr— nehmen und am augenfaͤlligsten sieht man sie in den beiden dunkel— sten Mittelstreifen, die noͤrdlich und suͤblich dem Acquator am naͤch— sten liegen, denn hier kann man sich uͤberzeugen, daß das wolken— artige gunschen derselben von einer großeren Breite und dunkleren Farbe dieser Parallel-Linien herrührt. Nur nach den Polen, beson— ders dem Nordpol zu, ist die graue Farbe gleichmaͤßiger vertheilt
Außer diesen wolkenartigen Verdichtungen, die stets auf allen Streifen sichtbar sind, . sich noch dunklere und schaͤrfer be— grenzte Stellen und auch in dieser Beziehung sind die beiden er— waͤhnten grauen Mittelstreifen besonders merkwuͤrdig, denn die dun— keln Flecken, die sich in ihnen bilden, wurden schon von Dominikus Cassini und Maraldi mit unvollkommenen Instrumenten wahrge— nommen.
So häufig nun dergleichen Flecken vorkommen, so sind doch gegenwartig drei sichthar, welche sich vor allen andern durch Groͤße und Dunkelheit auszeichnen, die ich seit 1829, wo ich mit einem Fraunhoferschen Fernrohr von 6 Fuß Brennweite und 5A Linien Oeffnung zu beobachten anfing, gesehen habe. Sie befinden sich saͤmmtlich auf dem nördlichen Mittelstreifen, der seit einigen Jahren so abgebleicht ist, daß er zwischen seinen Begraͤnzungen sich nicht von dem hellen Lichte der Fupiters-Oberflaͤche unterschtidet; seine nördliche Gränzt bildet jetzt ein feiner, sehr hellgrauer und nur mit guten Fernrdöͤhren zu unterscheidender Strich, der zuweilen dop— pelt erscheint; seine fädliche Graͤnze dagegen besteht schon seit laͤn— gerer Zeit aus einem breiten dunkeln Strelfen, an dessen innerer Begraͤnzung sich obenerwahnte Flecken befinden. Die zwei größten
derfelben bildeten sich im Jahre 1831, und schon am 7. September
eigten sie dieselben merkwürdigen Erscheinungen, die im November ö , den . , , 9865 der Kammer eine Propositlon wegen der Amnestie mittheilen u
des gegen artigen Jahres statthaben. Der bͤstlichsste von beiden iaͤmlich besteht aus drei dunkeln Punkten, welche bis zum 7 No— vember 1831 nicht ganz scharf begraͤnzt und mit einem grauen Ne— bel umgeben waren, so daß dieser Flecken mit 216⸗ und 2858maliger Vergrbßerung eine außerordentliche Aehnlichkeit mit einem kleinen behoften Kernflecken der Sonne hatte; jedoch fand ich schon am 29. November d. J., daß die Kernpunkte mehr zusammengeflossen, schaͤrfer begraͤnzt und vom nebligen Hof befreit waren, so daß der Flecken da, wo er ein wenig tiefer in den grauen Streifen hinein— reicht, eine helle Umgebung hatte.
Der zweite Flecken liegt ziemlich dicht westlich bei dem ersten und ist weniger Veranderungen unterworfen, denn obgleich er in den Jahren 1831 und 1832 aus einzelnen Punkten bestand, so zeigt er sich seit dieser Zeit meistens aus zwei großen scharföegraͤnzten dicht neben einander stehenden Punkten zusammengesetzt. Beide Flecken sind nicht immer gleich an Deutlichkeit und Farbe sichtbar und letzte besitzt auch in ihrer groͤßten Dunkelheit nicht ganz die tiefe Schwaͤrze der Trabanten⸗Schatten.
Der dritte Flecken, der in einem weitern Abstande am west— lichsten liegt, wenn naͤmlich die drei Flecken zugleich sichtbar sind, besteht ebenfalls schon seit einigen Jahren, jedoch war er fruher so veränderlich und blaß, daß er keine besondere Aufmerksamkeit er— regte, allein in diesem Jahre erscheint er bestaͤndiger und ausgehil— deter, da in dem wolkenähnlichen verwaschenen Flecken, der nur wenig dunkler ist, als der Mittelstreifen, ein kleiner, schwarzer, ziem— lch scharfer Punkt gesehen werden kann.
Hierbei ist noch bemerkenswerth, daß die Bildung dieser dun— keln Flecken jetzt haaptsaͤchlich in dem ndedlichen Mittelstreifen statt— sindet und man dieselbe nur als außerordentliche Ausnahme in dem sͤüͤdlichen Mittelstreifen bemerkt, wahrend Schröter in den Jahren 1785 bis 1787 diese Fleckenblldung ausschließlich in dem suͤdlichen Mittelstreifen durch Beobachtungen bestaͤtigte, die man in seinen Beiträgen zu den neuesten astronomischen Entdeckungen durch gute
Figuren erlaͤutert sindet. . Dessau, den 9. Dezember 183. Heinrich Schwabe.
Meteorologische Beobachtung.
1834. Morgens Nach mitt. Abends Nach einmaliger 13. Deibr 6 Uhr. ß 10 Uhr. Beobachtung.
1 1
Luftdruck . 343,37 Par 343,3 2 Par. 343, s z Par Quellwärme 8, 3 9 R. Luitwaͤrme - 10 R. 4 2,7 R 4 O, R. J(luwaär 9
U Thaupunkt ĩᷣ. . 0 R. k 0, o R. . 1, 0 o R Flußwärme 2, o R. Dunstsättg. 81 pCt. 7h v Ct. Sh pCt. Bodenwärme 2,7 9 R. R 4 bblig. rů be. albhei r . . ö. ö 244 he . lutdinst. , o 27 Rh. KBolkenzus ö — WPiederschlag o.
Aus värtißtz-e Börsen. Ameter dam, 9 Dezember. Niederl. wirk!. Schuld 5A... 53 do. 995 Aus. Schald 123.
Kanz-Bill. 245 A3 Amort. E26. 333 76. Hugs. 684. Oesterr. 98]. FPeeuss. räm. - Scheine 1077 do. A3 Aul. 99]. Span. 53 H] 3. 3 n.
Ant wer pen, 8 Dezember.
23 — Gurbhard — Zinnl. 153. Neap. — Bel. —. Oesterr 100.
llamburz, 12. Dezember.
Hnzl. Russ. 102. Hops in Cert. —. Hreuss. Prüm. -Scheine — . Polin. 136.
Gpan. 53 A do. Coup. 25.
Corten A0. Bras.
Wien, 9. Dezember.
53 Met. 993. AS 9. Bank-4Actien 1275. Neue Anleihe v.
1834 vas].
Königliche Schausptele. Montag, 15. Dez. Im Schauspilelhause: Tassos Tod, Trauerspiel in 5 Abth., von E. Raupach. Dienstag, 16. Dez. Im Opernhause: Auf Begehren: Die Hochzeit des Figaro, Oper in 2 Abth., mit Tanz. Musik von tozart.
Im Schauspielhause: 1) Une mere, drame vaude visse , 1
2 actes, par Mr. Bay ard. actes. par Mr. Mangres.
In Potsdam: Zum erstenmale; Damen und Husaren, lu. 9 , Mittwoch, 17. Dez. Im Schauspielhause. Zum erstenmal
spiel in 3 Abth., nach dem Polnischen des Grafen Fredro, . Zimmermann. Hierauf: Der Luͤgner und sein 6c Posse in 1 Akt.
Damen und Husaren, Lustspiel in 3 Abth. Hierauf: Der bi ner und sein Sohn. d
Königstädtisches Theater. Montag, 15. Dez. Zum erstenmale: Peter von Szayn großes Schauspiel in 5 Akten, von Ch,. Birch-Pfeiffer. Ma Birch-⸗Pfeiffer: Helena, als zweite Gastrolle.) Dienstag, 16. Dez. Norma, Oper in 2 Akten. Musi yn Bellini. n
Neueste Nachrichten.
Paris, 8. Dez. Der Herzog von Orleans ist gestmn Abend von hier nach Bruͤssel abgereist.
Sir Robert Peel ist endlich heute hier eingetroffen.
Die Pairs-Kammer hielt heute eine oͤffentliche Stn in welcher jedoch bloß die Ernennung der Comptabilitäts, Ian missien und die Aufnahme des zum Pair ernannten Prafehnn von Lyon, Herrn Gasparin, erfolgte. Die Versammlung loni tuirte sich sodann wieder als Gerichtshof.
In der QDeputirten⸗Kammer hatten sich heute mut ne nige Mitglieder eingefunden; auch die oͤffentlichen Tribunen ha ren ziemlich leer, so daß diese Sitzung einen auffallenden gun, trast gegen diejenigen des 5ten und Gten bildete. Herr Pisp der ain tzten berelts nach Louviers abgereist war, um sich fin Kommittenten persoͤnlich zu ö wohnte dieser Sitzung tz der bei und empfing die Gluͤckwuͤnsche des Vice-Praͤsshenmn Herrn Peltt, woraus man schloß, daß er wiedergewählt worden n An der Tagesordnung war zunächst die Verificirung verschieden Vollmachten. Herr B. Delessert verlas darauf seinen schonh der vorigen Session eingebrachten Gesetz Entwurf, des Jihal, daß in jedem Departement eine Sparkasse errichtet werde. R Entwickelung dieser Proposition wurde bereits auf den naͤchsn Sonnabend angesetzt. Herr Parant entwickelte darauf sesnn Antrag wegen Abschaffung der Majorate, den die Versammm obgleich sie der Rede des Proponenten nicht die mindeste An merksamkeit geschenkt hatte, in Erwägung zu ziehen beschh Die Sitzung dauerte uberhaupt nur Stunde und die Dun tirten trennten sich ohne Anberaumung ihres naͤchsten Sitzun⸗ tages.
Der Deputirte, Herr Janvier, hatte heute in den Burfu
len, war jedoch von dem Grafen von Sade, der einen ahnlich Antrag beabsichtigte, dahin vermocht worden, sich ihm ahb schließen, und mit ihm einen gemeinschaftlichen Vorschlag zu m chen. Herr Janvier hatte dieses Anerbieten angenommen. Du Graf von Sade hat indessen plotzlich auf seine Propesltion ph zichtet, und Herr Janvier hat die seinige vertagt. Man nil wissen, daß die Oppositions-Partei dahin uͤbereingelamnen sey, eine jede Motion dieser Art bis nach den Beta thungen uͤber das Gesetz wegen eines Kredits von 360 (0 Fun ken zu einem neuen Gerichts-Saale auszusetzen. Nachstehen war der Inhalt der vereinigten Proposttion jener beiden he ren: „Fuͤr alle politische Verbrechen und Vergehen wird in Amnestie bewilligt. Alle bereits ergangene Veruͤrtheilungen ß solche Verbrechen und Vergehen sind unguͤltig. Diejenigen dividuen, die fuͤr buͤrgerlich todt erklärt worden sind, treken h der in den Genuß ihrer Guͤter und aller ihrer Rech, Alle eingeleitete Prozesse fuͤr solche Verbrechen und M gehen sind einzustellen. Die Freilassung der Ammestirten si unverzuͤglich geschehen. Schwierigkeiten, die sich uͤber die h wendung der Amnestie erheben möchten, sind den Koͤnigl. Ge richtshoͤfen zur Entscheidung vorzulegen. In Faͤllen, wo n Verurtheilung sich nicht bloß uͤber politische Berbrechen in
Vergehen, sondern zugleich uͤber Verbrechen und Vergehen
derer Art erstreckt hat, können die Königl. Gerichtshoͤfe, wen sie die Amnestie auf die betreffenden Individuen nicht fuͤr an wendbar halten, wenigstens die verhaͤngten Strafen mildern“
Auf den Antrag des Finanz ⸗Ministers hat der Koͤnig n
aus 9 Mitgliedern bestehende Kommission ernannt, die sich m der Pruͤfung der Staats-Rechnungen des laufenden Jahres kh schaͤfätigen soll. An der Spitze dieser Kommission steht d Staatsrath und Pair, Baron von Freville.
Der Moniteur enthalt folgende Mittheilungen aus Enn nien: „Die Karlisten hatten in Bayonne die Nachricht von n
ner Niederlage verbreitet, die der General Oraa erlitten hah und in deren Folge dieser am 30sten v. M. in der Baranca hp fangen genommen worden sey. Durch eine Depesche vom ihn wird dieses Gerücht vollstaͤndig widerlegt. Zumalacarreguy im Cordova haben zwei Tage lang einander gegenuͤber gestandn, ohne jedoch handgemein zu werden. Am dritten Tage ist zz malacarreguy in der Richtung nach Villasranca abmarschit Briefen aus Madrid vom Ihsten zufolge, sind die Unruhen ih
Cadsix und Granada voͤllig wieder gedämpft.“
In einem Briefe aus Bayonne vom Zten heißt es: „Ou General Mina meldet unterm 18ten v. M. eigenhaͤndig hierhrn daß zwei Transporte in Pampelona angekommen waͤren, ohhh von den Karlisten belaͤst'gt werden zu seyn. Mina stand damm im Begriff, sich an die Spitze der Truppen zu stellen, um seh militairischen Operationen zu beginnen.“
— Heute schloß 5proc. Rente pr. compi. 196. 60. sin edh, 106. S0. Z3vroc. pr. compt. coup. dét. 77. 10. fin Cour. Il 3 compt. 93. 80. in cour. 94. = Fproc. Span. Rente 433. Zproc. do. 273. Cortes 403. Aut Span. Schuld 155. 22 proc. Hollaͤndische 55. 15.
Frankfurt a. M., 11. Dez. Oesterr. 5proc. Menn 100 1006 4proc. 92 917 2zproc. 5373. G. 1xroe. V 253. Bank⸗Actien 1539. 1537 Part. Oblig. 1397 139. Loost s 106 Gulden 2105. G. Preuß. Praͤm. Sch. 60 60. do. spth⸗ Anl. 945. Br. Holl. proc. Obl. von 1837 977 973. Pohh .. ö 68. 5proc. Span. Rente 433. 435. 5proc. do. pilh⸗ 26. 26.
Redacteur Co tel.
Gedruckt bei A. W. Hayn,
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ten Dezember
Amtliche Nachrichten.
, Kronik des Tages.
9n Bezirke des Königl. Konsistoriums der Provinz Brandenburg äisst der bisherige Prediger in Lychen, Ferdinand Hohl— eld, as Prediger in Hammelspring, der bisherige Pre izr in Groß⸗Wusterwitz, Johann Wilhelm Stämmler, a6 Prediger in Groß-Leppin und Glsöwen, der bisherige Pre— dizer in Losse, Ludw. Ferd. K rau se, als Prediger in Nackel, und der Kandidat Karl Gottfried Heinrich August Wil— erg als Prediger zu Bresch und Reez angestellt worden.
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Asgereist: Se. Durchlaucht der Prinz Alexander u Solms-Braunfels, nach Braunfels.
. . .
Zeit ungs-⸗Nachrichten. ( k I. Rußland. 1 — — Riga, . Dez. Der 3. Dez. d. J. war ein fuͤr Röäga unvergeßlicher Tag aängstlicher Besorgniß und des freudig sen Jubels. Die Ankunft Ihrer Majestaͤten des Kaisers und tr Kaiserin, so wie Ihrer Kaiserlichen Hoheiten des Thronfol— gers und der Großfuͤrstin Maria, auf ihrer Ruͤckreise von Ber— in nach St. Petersburg, wurde durch die Unbestaͤndigkeit der TVuerung verzoͤgert, indem diese die Ueberfahrt uͤber den Duͤ— Mikron sehr erschwerte. Schon mehrere Tage vorher war durch öe noch unsichere Eisdecke eine offene Bahn fuͤr ein Fluß⸗-Fahr— ug unterhalten worden, welches letztere auf die von dem Ge— era Gouverneur an den hiesigen Stadtrath ergangene Auffor— erung, mit groͤßter Sorgfalt eingerichtet, zur Ueberfahrt der Hohen Reisenden bereit lag. — Schon am Morgen des 3. Dez. ter hatte bie anhaltend gelinde Witterung, begleitet vom See— winde, Eisstuͤcke abgeloͤst, die sich zusammenschoben und die Ueber— fahrt erschwerten. Gegen Mittag war der offene Weg groͤßten— heils mit Eistruͤmmern bedeckt. Jetzt begaben sich der Gene— al Gouverneur, der Polizeimeister und der Rathsherr v. Stre— pw, unter dessen Leitung und spezieller Aufsicht jenes Fahrzeug singerichtet worden war, in offenen Schaluppen nach dem gegen— kitigen Dung Ufer, um die erhabenen Reisenden bei ihrer An— unft daselbst zu empfangen. Allein mit eintretender Dunkelheit, Pie durch den Kontrast der Illumination der Häuser in Stadt Und Vorstaͤdten, der Kirchthuͤrme, Thore und oͤffentlichen Ge— aͤude an beiden Usern dem von Eise starrenden Strom ein och schauerlicheres Ansehen gab, stellte sich Frost ein; der Nord— zest-⸗Wind wurde heftiger und das Wasser im Strome, weit das Auge nur reichen konnte, mit Eistruͤmmern ckt, stie zu einer bedeutenden Hohe. — Tausende von Nenschen hatrten des Signals der Ankunft, harrten des lugenblicks, wo das Fahrzeug, das zu seiner hohen Bestim— ung bereit lag, wuͤrde in Bewegung gesetzt werden. Aengstlich haute man dort hinüber, wohin nun schon seit Stunden keine ahtt mehr hatte unternommen und woher keine Nachricht her— bergebracht werden konnte. Endlich um 8 Uhr Abends, nachdem ine Stunde fruͤher Se. Kaiserl. Hoheit der Großfsuͤrst Thron— digit in Begleitung des General-Adjutanten Kavelin eingetrof— en war, gab die veranstaltete Raketen-Signalisirung das Zeichen Eintreffens Ihrer Kaiserl. Majestaͤten in Olai; und ihm gte eine Stunde später die Ankunft der hohen Herrschaften in er Vorstadt des jenseitigen Duͤna-Ufers selbst. — Se. Kaiserl. Nasestaͤt, nachdem Sie den Rapport des General-Gouverneurs nofangen, begaben Sich mit der Allerdurchlauchtigsten Gemah— nin die im Voraus in Dereitschaft gesetzten Zimmer des Sa— offekischen Hauses, wo Se. Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst die trhabenen Aeltern an der Treppe empfing. Von der Schwierigkeit er Ueberfahrt, wee sie sich in der Zwischenzeit gestaltet hatte, in untnitz gesetzt, begaben Sich Se. Kaiserl. Majestät unverzuͤg— üch an das User und nahmen die zur Ueberfahrt bestimmten finen Bote in Augenschein. Der Altmeister der Schiffergilde cherte Bedenken, die großen Wagen jetzt heruͤber zu bringen; sbrigens aber, sagte er, staͤnde er mit seinem Leben ein far wohlbehaltene Ucherfahrt der hohen Reisenden selbst. — „Dem Ruffen ist nichts unmoͤzlich“, versetzte ermuthigend der Kaiser. Das Ge— ick ward in offene Boöte gethan, und Ihre Kaiserlichen Majestaͤ— en nebst dem Thronfolger begaben sich entschlossenen Sinnes nuf das fuͤr Sie in Bexeitschaft gestellte Fahrzeug. Auf dem Zerdeck war ein innerhalb mit Draperieen, G maͤlden und Fapferstichen gezierzer elegant möblirter Pavittan erbaut, von ußen mit In dieser mit großen
ußer Flaggen heiter geschmuͤckt. nern versehrnen Kajuͤte verweilten während der Ueberfahrt Senders die Kaiserin und die junge Großfuͤrstin. Und nun regte sich das mit Fackeln und Lampen festlich erleuchtete ö In, Schiff mittelst der Trosse am Ufer von hunderten von eenschen gezogen und von kleinen Boͤten begleitet, die unter . ackeischein das sich entgegenstemmende Eis wegräumten. Diese Fährt, die Anfangs den Strom etwas hinunter ging und dann meg dem. Stadt, Ufer näherte, leuchtend und doch in 9 6 Dunkel gehuͤllt, welches letztere der Lichtschimmer aus 4 ie, in, so weit das Auge reichte, an beiden Ufern unter— 4 . hrte einen malerisch, großartigen Anblick, der auf ill slim, n ger, die am Ufer harrten und bebten, daß H. ie Fahrt unterbreche, einen mächtigen Eindruck In lautem Jubel brach das Volk aus, als das Schiff
em diesse nigen User Linige hundert Schritte unterhalb der ei—
1 Landung. Stelle sich naherte und nun das Ufer ent— nr 9 dieser heraufgezogen ward. — Hier stiegen die er— ö. lenden ans Land unter einem mit gruͤnem Tuche
eutcund mit Lampen erleuchteten Bogenqange, wie „ne dcher shon am, senseitigen UfLer in s Dort gefaͤhrt 1 in die hereitstehenden Equipagen begebend, welche,
Allerhoͤchstdieselben von einer reitenden Buͤrger-Garde es kortirt, um 11 Uhr Abends unter feierlichem Glockenge—
jede Ungewißheit uͤber diesen Punkt beseitigen zu können.
Kammer hat dies durch ihre Tages-Ordnung geihan.
läute und lautem Jubel des freudebewegten Volks nach dem
Schlosse brachten. Abreise Ihre Kaiserlichen Majestaͤten geschah, hat uns der sige Zuschauer umstaͤndlich referirt — Am 5. d. M. um 9 Uhr Morgens verließen die hohen Gaͤste die begluͤckte Stadt. Sie verließen Riga, begleitet von den heißesten Wuͤnschen der Enwohner, denen diese Tage in der dankbaren Ruͤckerinnerung
)e⸗
Was ferner am folgenden Tage und bis zur
Die Jetzt da der Grundsatz der nothwendigen Eintracht zwischen der Kammer und dem Ministerium in Anwendung gebracht worden ist, wer⸗ den alle anderen Grundsaͤtze unserer Regierung leicht und ein— fach anzuwenden seyn. Es gilt als Grundsatz, daß die Kammer ein Gesetz nach Gefallen verändern koͤnne; aber oft nahm die
Kammer Anstand, dieses Recht auszuuͤben, weil sie fuͤrchtete, ein Ministerium zu stuͤrzen, wahrend sie doch bloß ein Amendement
an die huldvollen Beweise des Allerhoͤchsten Wohlwollens noch
lange gegenwärtig seyn werden.
St. Petersburg, 6. Dez. Die hiesigen Zeitungen enthalten die wichtige Nachricht von dem Tode Feth Alis, Schachs von Persien. Derselbe ist am 20. Oktober zu Is— pahan erfolzt und die Anzeige davon am Eten v. M. in Tabris eingetroffen.
Der landwirthschaftlichen Zeitung zufolge, ist im Gouver— nement Wilna die Flachs-Aerndte duͤrchaus mißrathen und im Tschernigeffschen hat dieselbe zuerst durch Hagelschlag und sodann durch Schneegestober sehr gelitten.
Odessa, 25. Nov. Am 2o0sten d. brach hier in den Häu—⸗ sern des verstorbenen Herrn v. Blaramberg eine Feuersbrunst aus, die diese Gebäude sammtlich in Asche legte und sich auch uͤber die Magazine des Handelshauses Stieglltz verbreitete, aus denen nur wenige Waaren gerettet werden konnten. Der Ver— lust ist sehr bedeutend; auch der Niederlaͤndische Konsul, Herr Taitbout de Marigny, hat durch das Feuer viel verloren.
Ein Jonisches Fahrzeug, kommandirt vom Capitain N. Bo—⸗ eagtaro, ist am 1sten d. M. bei Sulina zu Grunde gegangen. Der Capitain und 10 Matrosen ertranken, und nur 6 von der Mannschaft wurden gerettet.
Fran ren ch.
Paris, 8. Dez. Gestern Abend arbeitete der Konig nach einander mit den Ministern des Innern, des Handels und des offentlichen Unterrichts.
Da die Sprache des Journal des Débats jetzt wieder mehr als je von Bedeutung ist, so duͤrfte die ausfuͤhrliche Mit— theilung seines heutigen ralsonnirenden Artikels von besonderem Interesse seyn. Derselbe lautet also: „Mehrere Journale spre⸗ chen von dem Siege, den das Ministerium davongetragen habe. Dies ist, wie wir glauben, ein Wort, welches das Ministerium nicht gelten lassen kann. Es hat kein Kampf zwischen zwei sich gegenuͤberstehenden Systemen stattgefunden; es kann also auch nicht von einem Siege die Rede seyn. Es herrschte eine Unge— wißheit uͤber den Sinn der Adresse vom Monat Auqust. Diese Un— gewißheit hatte sich durch gegenseitige Mißverstäͤndnisse zwischen meh—⸗ reren Theilen der Majorität vermehrt. Sie mußte gehoben werden. — Die Entscheidung der Kammer hat allen Zweifeln ein Ende ge— macht; sie hat den Sinn der Adresse auf die deutlichste Weise festgestellt, und es ist jetzt Niemanden mehr erlaubt, denselben in Zweifel zu stellen. Das Ministerium hat keinen eigentlichen Kampf begonnen; es hat nur die Kammer aufgefordert, selbst den Sinn ihrer Worte auszulegen. Die Kammer hat dies ge— than, und ihr Gedanke ist jetzt dem Lande offenbart worden. Nach dieser Auslegung, durch welche die Session eroͤff— net werden mußte, hat die Kammer sich jetzt nur noch mit der Pruͤfung der ihr vorgelegten verschiedenen Gesetz— Entwuͤrfe zu beschaäftigen. Diese Gesetze sind von gro— ßer Wichtigkeit, und alle Nuͤancen der Majoritaͤt werden dazu beitragen, sie zu verbessern, in soweit sie dessen beduͤrfen sollten. Die Kammer wird bei diesen Erorterungen und bei ihren Geschaͤften im Allgemeinen gewiß beweisen, daß sie durch die motivirte Tagesordnung sich ihrer Unabhängigkeit nicht be— geben hat. Und warum sollte die Kammer heute nicht eben so frei seyn wie gestern? In wie fern sollte die Zustimmung zu der von dem Ministerium im Allgemeinen befolgten Politik ih— rer Freiheit fuͤr die Zukunft schaden? Nein! Der Kammer steht es auch heute noch vollkommen frei, das Budget zu ermaͤ— ßigen und die Ausgaben auf die Hohe der Einnahmen zu be— schraͤnken. Die Kammer kann auch heute noch das Ge— setz uͤber die Verantwortlichkeit der Minister modifiziren;
und wir muͤssen hinzufuͤgen, daß die Freiheit, welche sie sich in dieser Beziehung herausnehmen sollte, keines—
weges mit ihrem vorgestrigen Votum im Widerspruche stehen wurde. Es wuͤrde im Gegentheil die natuͤrliche Folge desselben seyn; die Kammer hat sich zu einer allgemeinen Politik bekannt, aber dadurch nicht besondere Gesetze blindlings gutgeheißen. Es konnte sich allerdings ereignen, daß das Ministerium im Laufe der Session bei diesem oder jenem Artikel eines Gesetzes die Majorität verlͤre. Man wuͤrde dann nicht ermangeln, zu sa— gen, daß die Masoritaͤt sich widersprochen habe, daß sie durch
Verweigerung dieses oder jenes Gesetzes das durch die moti— virte Tagesordnung abgelegte Versprechen der Zustimmung Luͤgen gestraft habe. Die Majorität kann aber, ohne Furcht inconsequent zu erscheinen, Gesetze, die sie fuͤr schlecht haͤlt, verwerfen; denn, wir wiederholen es, sie hat sich nur fuͤr allgemeine Grundsaͤtze ausgesprochen. Zu gleicher Zeit hat das Ministerium nicht zu fuͤrchten, daß die Verweigerung eines be— sondern Gesetzes fur eine allgemeine Weigerung der Mitwirkung gelten werde. Die glaͤnzende Zustimmung, welche ihm so eben zu Theil geworden ist, sichert es dagegen, daß man dergleichen einzelne und besondere Weigerungen auf eine unguͤnstige Weise auslegen koöͤnnte. Dies ist, beiläufig bemerkt, der Vortheil der genauen und gewissenhaften Anwendung der constitutionnellen Grundsaͤtze. Einer der heiligsten dieser Grundsaͤtze ist der, daß sedes Ministerium, welches nicht die Majorität in den Kammern hat, sich augenblicklich zuruͤckziehen muß, um einem Mi— nisterium Platz zu machen, welches die Majoritaͤt unterstuͤtzen zu wollen scheint. Da die Gesinnungen der jetzigen Kammer in Bezug auf die gegenwärtige Verwaltung zweifelhaft schienen, so glaubte das Ministerium, sie in den Stand setzen zu muͤssen,
beabsichtigte. Nach den freimuͤthigen Erklärungen in der vorge⸗— strigen Sitzung ist kein Grund mehr vorhanden, dergleichen Be⸗ sorgnisse zu hegen; die Kammer und das Ministerium wissen, wie sie mit einander stehen. Wir sind es uͤberzeugt: je weiter die Kammer vorschreiten wird, desto mehr wird sie die guten Wirkungen jener feierlichen Debatte einsehen, desto mehr wird sie sich überzeugen, daß nur eine offene und freimüͤthige Erklaͤ⸗
rung gut und wirksam seyn konnte, und daß eine Verlangerung
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der Ungewißheit und der Mißverstaͤndnisse die Zwietracht der Nuͤancen der Majoritaͤt im Stillen nur genaͤhrt haben, und end⸗ lich mit solcher Gewalt ausgebrochen seyn wuͤrde, daß kein Mit⸗ tel mehr gegen das Uebel vorhanden gewesen wäre. So aber ist die Krankheit im Keime erstickt worden, und der Kampf, wenn wir ihn so nennen konnen, welcher zwischen edlen Gegnern stait⸗ fand, wird keine andere Wirkung gehabt haben, als eine schnel⸗ lere Versoͤhnung herbeizuführen.“ .
Die Gazette de France sagt dagegen: „Wir behaupte⸗ ten vor drei Tagen, daß bei dem bevorstehenden Kampfe ein Todter auf dem Schlachtfelde bleiben wuͤrde, und in der That haben wir einen Todten, namlich die Juli⸗Revolution. Die Re— praͤsentativ⸗ Regierung ist vernichtet worden, und die Kammer ist nur noch ein Staatsrath im Großen; sie hat sich von der Presse und der oͤffentlichen Meinung getrennt; sie hat sich dem Systeme unterworfen, das sie in der Adresse getadelt hatte; sie hat die Amnestie, die Sparsamkeit im Staats-Haushalte, und die Wahl⸗ Reform verworfen, sie hat sich dem unwandelbaren Gedan⸗ ken dessen angeschlossen, der ihr als der eigentliche Conseils⸗ Praͤsident bezeichnet worden ist. Man schmeichle sich jetzt nicht mehr, das verlorene Terrain wiederzugewinnen. Die 1o0 abwesenden Deputirten sind Leute, die sich nicht haben ausspre⸗ chen mogen, und die dem Sieger angehören. Nachdem das Sy⸗ stem einmal gebilligt worden, will die Verwerfung einzelner Gesetze nichis mehr heißen; die Minister werden in solchen Fäl= len sagen, daß die Kammer sie eines Besseren belehrt, und daß sie dabei nur gethan habe, was als Rathgeberin der Doktrin ih⸗ res Amtes war.“
In einem hiesigen Blatte liest man: „Das gestrige Diner bei Herrn Dupin dem Aeltern war nicht so ernst und traurig, wie man haͤtte glauben sollen. Am Abend wogte es in den Sälen des Präsidenten der Deputirten⸗Kammer. Eine große Anzahl von Deputirten der Opposition und des tiers-parti hatte sich eingefunden. Man bemerkte besonders die Herren Dubois, Valazé, Charamaule, Etienne, Passy u. A. Keiner der Mini—⸗ ster ließ sich blicken, selbst nicht Herr Persil, der sich bisher re⸗ gelmaͤßig zu allen Abend⸗Gesellschaften des Herrn Dupin einge— funden hatte. Man sprach viel von dem letzten Votum der Kammer. Der tiers-parti schien uͤber seine Niederlage keines⸗ weges betruͤbt. Wahrend die Menge sich in den Salons des Herrn Dupin draͤngte, hatte sich der ganze Schwarm der doc— trinairen Deputirten zu Herrn Guizot begeben, indeß bemerkte man doch, daß viele von den Deputirten, welche in der Kam⸗ mer zu Gunsten der Verwaltung gestimmt hatten, sich nicht bei dem Minister einfanden.“
Der Constitutionnel enthaäͤlt Folgendes: „Einige Per⸗ sonen, die auf vertrautem Fuße mit dem Fuͤrsten von Talleyrand leben, und die ihn seit seiner Ruͤckkehr vom Lande besucht ha— ben, wollen bei dem greisen Diplomaten einen großen Wider⸗ willen gegen die Geschaͤfte und den Wunsch, gaͤnzlich von dem politischen ,, abzutreten, bemerkt haben. Dieser Ge⸗ muͤthszustand des Fuͤrsten giebt seiner Unterhaltung etwas Ruͤck⸗ haltloseres, und er hat sich mit ziemlicher Bestimmtheit uͤber die großen politischen Fragen geäußert. Herr von Talleyrand glaubt nicht an eine Weigerung des Sir Robert Peel; er glaubt so⸗ gar, daß schon vor seiner Reise nach Italien Alles zwischen ihm und den Tories verabredet gewesen sey; aber zu gleicher Zeit hält er es nicht fuͤr moglich, daß das Ministerium des Herzogs von Wellington sich vor dem Parlamente werde halten können; Herr von Talleyrand, der England genau kennt, zahlt 130 torystische Mitglieder in dem jetzigen Unterhause. Sir Ro— bert Peel habe außerdem uͤber 30 bis 40 Stimmen zu verfuͤgen, und im Fall einer Aufloͤsung des Parlaments konne das Ministerium vielleicht noch 89 bis 190 Stimmen gewinnen, was aber noch bei weitem nicht ausreiche, um eine Majoritaͤt zu bilden. Hr. von Talleyrand sprach von einem Schreiben, welches er von dem Herzoge von Wellington erhalten habe, und worin ihn dieser auffordere, nach London zuruͤckzukehren. In diesem Schreiben gaͤbe ihm der Englische Premier-Minister die Versicherung, daß in den Beziehungen Englands zu den fremden Maͤchten nichts geaͤndert werden wuͤrde.“
Großbritanien und Irland.
London, 9. Dez. Sir Robert Peel ist heute hier einge— troffen.) Der Courier berichtet Folgendes uͤber seine Ankunft: „Heute Morgen in aller Fruͤhe kam ein Expresser von Dover mit der Nachricht hier an, daß Sir Robert Peel in der verwi— chenen Nacht um 12 Uhr dort angelangt und sogleich nach London weiter gereist sey. Sir Robert erreichte die Hauptstadt und seine Wohnung heute frtuͤh um 8 Uhr. Schon um 1 Uhr Mittags besuchte ihn der Herzog von Wellington und hatte eine lange Konferenz mit ihm. Beide begaben sich darauf zusammen ) Sir Robert Peel war nicht am 8. 6 7. in
wie gestern in der Nach⸗ emeldet worden, sondern bereits in der Nacht vom 6. zum ; aris eingetroffen, und hatte am 7. Vormittags die Reise nach London fortgesetzt.