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allerdings bemuͤht, allein dieses sind keinesweges Kriegs-Ruͤstun— gen, sondern vielmehr durch die gemachte Erfahrung nothwendig gewordene Anordnungen. — An eine gaͤnzliche Umgestaltung un— serer inneren Verhaͤltnisse ist vor der Hand, bevor unsere Strei— tiskeiten mit Belgien nicht beendet sind, nicht zu denken. Doch kenn man es unserer fuͤr das Wohl ihres Volkes stets besorgten Regierung nur Dank wissen, daß sie des Moͤgliche hierin leißet. Nur blindes Vorurtheil kann hier anders richten. Die Ver— handlungen in der zweiten. Kammer der Generalstaaten und de— ren Beschlußnahme geben wiederholt das Zeugniß, welches Ver— trauen unsere Regierung von Seiten des Volkes genießt. Wich tige Gesetz- Entwürfe, namentlich der in Betreff der Zahlung des Belgischen Renten-Antheils, so hoͤchst wichtig fuͤt un— seren National-Kredit, sind durchgegangen und das Land
zollt diesem Beschlusse seinen Beifall. Es zahlt in dem Bewußtseyn, daß es eine ewige Gerechtigkeit giebt. Wenn nun aber auch der urspruͤngliche Gesetz⸗ Entwurf in Betreff der
Vertheilung der Grund-Steuer fuͤr 1835 verworfen wurde, so ist dieses ein Fall, fuͤr den die Regierung schon Fuͤrsorge trug. Sie weiß, daß seit 28 Jahren dieses Gesetz der beständige Streit punkt ist, worüber nie eine Vereinigung der kleineren und groͤ— seren Grund-Eigenthuͤmer in den verschiedenen Provinzen statt— finden wird. Darum bemerkte auch der Finanz-Minister in der Sitzung, daß er vom Köoͤnige bevollmächtigt sey, zu er klaͤ⸗ ren, wenn die Kammer das Gesetz verwerfe, die Regierung dem Antrage der Stäaͤnde-Kommission beitreten wolle, namlich
die Hauptsäümme der Grundsteuer um 409,090 Fl. zu verrin-
gern, daß aber dann das Gesetz auf laͤngere Zeit als auf 1 Jahr in Kraft bleiben solle. Man sieht nun ir bleser Beziehung neuen Berathungen entgegen. — Un— sere Volks Bildung und unsere wissenschaftlichen Anstal— ten beduͤrften allerdings einer zeitgemaͤßen Reform. Aber
Belgie n.
Brussel, 17. Dez. In der Sitzung der Repraͤsentanten— Kammer am 15. Dez. ward die Erorterung uͤber den Gesetz— antwurf eröffnet, wodurch alle Auflagen um 10 pCt. erhoͤhet werden, um einen Reserve-Fonds fuͤr einen eventuellen Krieg mit Holland zu bilden. , von Pollenus war der Mei— nung, daß es nicht statthaft sey, den Gesetz, Entwurf anzuneh⸗ men. Es ist, sagte er, kein Anschein eines Krieges vorhanden, und sollte ein Kreeg ausbrechen, so koͤnnte man sich an die Kam— nern wenden, die bereit seyn wurden, die noͤthigen Fonds zu bewilligen. Herr von Brouckere behauptete ebenfalls, daß keine Dringlichkeit da sey. „Etwas, was man mit Gewißheit zu Rathe ziehen kann“, sagte er, „ist der Cours der Stagts—⸗ Fonds, und man wird fehen, daß die Ersetzung des Whig-Mi— nisteriums durch die Tories nur einen augenblicklichen und fast unmerklichen Einfluß auf die Fonds gehabt hat. Man wird mir vielleicht antworten, daß ich Recht habe, daß zwar keine Wahr— scheinlichkeit, aber doch die Moglichkeit einer Wiedererdffnung der Feendseligkeiten vorhanden sey, und daß man Fonds haben muͤsse, um ie Kriegs-Beduͤrfnisse zu bestreiten. Diese Möoͤg lichkeit war auch n den Jahren 1332 und 1833 vorhanden, allein wir ha— ben deshalb nicht die Nation mit unnuͤtzen Auflagen uͤberlastet. Man hat gesagt, die Kammer koͤnne, wenn man die Fonds, velche die neu? Auflage aufbringe, nicht nöͤthig habe, uͤber de⸗ ren Verwendung entscheiden. Bewilligen Sie nur die Millio⸗ nen, welche die Minister verlangen, se werden Sie am Ende des Jahres mit irgend einem Deficit herankommen, und man wirb einen Theil dieser Fonds zur Deckung desselben fordern. Herr A. Rodenbach bemerkte, daß vor dem Monat August 13835. als die Holläͤndische Armee die Gränzen uberschritt, die Stgats-Zonds ebenfalls nicht gesunken seyen. Er glaubte, daß man für die Zukunft klug seyn, und den Entwurf annehmen müsse, der ihm bei den Wohlthaten, womit das Land seit der Revolution dotirt worden, nicht so lästig scheine, als man vor— gegeben habe. — Hr. Jullien erklärte, gegen den Entwurf zu stimmen, weil er die Ueberlastung als eine Verleumdung gegen die Thron⸗Rede und gegen die Erwartung des Landes be— frachte. In der Thron-Rede sey gesagt worden, daß Vermin⸗ rüngen Der Steuern möglich seyen, und einige Wochen spaͤter kemmè man, die Thron-Rede und die Worte der Kammer Li, gen zu strafen. „Man hehaupte nicht“, sagte er „daß seit jener Zeit sich die Lage des Landes durch den Eintritt bes Herzogs Den Wellington in das Ministerium bedeutend geändert habe. Der Minister des Auswaͤrtigen hat uns gesagt, daß kein Er⸗ aniß, kein Wort, kein Beschluß, welche eine Abaͤnderung des Systems des neuen Ministeriums in Bezug auf uns andeute— ten, zu seiner Kenntniß gekommen seyen, Ich weiß also nicht, wo man eine Gefaht gesehen hat. Uebrigens koͤnnte man im Falle eines ploͤtzlichen Krieges zu den Schatz ⸗Bons seine Zuflucht nehmen, die man nach Maßgabe der Beduͤrfnisse ausgeben döer von den fuͤr die Eisenbahn bestimmten 35 Millio⸗ nen erheben koͤnnte. Uebrigens glaube ich, daß man, um zu Frieden zu gelangen, wird vorab Krieg haben mussen; aber bis
sehe ich in dieser Hinsicht noch keine große Gefahr.“ — Herr Desmet stimmte fuͤr die außerordentliche Subsidie. Der Finanz-Minist er behauptete, es wuͤrde unklug seyn, zu war— fen, bis der Krieg ausbreche, um die noͤthigen Vertheidigungs Wzürctl vorzubereiten. Er bemerkte, daß man in Kriegszeiten Rumsglich seine Zuflucht zu den Schatz-Bons nehmen koͤnne. Uebrigens, sagte er, verspricht die Regierung, die durch den Ent⸗— wurf vorgeschlagenen zusätzlichen Centimes nicht mehr zu erhe⸗ ben, sobald sie nicht mehr nuͤtzlich seyn werden. Er ging sodann n Berechnungen ein, um zu zeigen, daß der Entwurf die Mauth⸗ Accise⸗Abgaben nur sehr maͤßig erhoͤhe. Schließlich sagte daß er init mehreren ehrenwerthen Repraͤsentanten hosse, ver Feiede nicht gestoͤrt werden wuͤrde. — Herr Meeus Belämpfee, den Entwurf, den er sehr schlecht sindet⸗ und far vöchst verderblich fuͤr die arbeitende, industrielle und handelnde Kuesse häͤlt. Herr von Roßau lx stellte die Frage Luf, ob die Kriegs- Subsidie noͤthig sey eder nicht? „Ich glaube“, sagte er, „daß es noͤthig sey, Vorsichts, Maßregeln zu nehmen, denn nach dem Stand der politischen Angelegenheiten scheint es mir klar, daß man um uns und ohne uns un eerhg n delt; Herr von Meulengers hat seit seinem Eintritt in das Mi⸗ nisterinm keine einzige Note inehr erhalten. Ich würde daher dem Entwurf mein Votum nicht verweigern, wenn er eine an— dere Basis hatte. Ich tadele den Entwurf, weil er die Existenz
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der aͤrmeren Klasse gefaͤhrdet, und finde ihn sehr unpolitisch, in so weit er die Mauth⸗Abgaben erhöht.“
In der Sitzung vom 16. Dezember setzte die Kammer die obige Debatte sort. Herr Desmanet de Biesme machte das Amendement, daß die Minister uber die außerordentlichen Kriegs— Beduͤrfnisse einen von dem vorliegenden ganz getrennten Gesetz⸗ Entwurf einreichen sollten, und dieser Antrag fand von mehre— ren Seiten Unterstuͤtzung.
Brussel, 10. Dez. (Allg. Ztg.) Unsere Blaͤtter wer⸗ den Ihnen die Interpellationen uͤberbracht haben, die vorgestern an das Mlinisterium in Betreff der auswärtigen Angelegenheiten gerichtet worden. Auch diesesmal waren es wieder nur ein Paar Glieder der Kammer, die der Neigung, das Ministerium zu be— unruhigen, nicht widerstehen konnten. Die Antwort des Herrn v. Meulenaere war, wie sie nicht anders seyn konnte. Ueber eine veraͤnderte Politik des Englischen Kabinets weiß man um so weniger etwas Bestimmtes, als man uber das Kabinet selbst noch nichts Gewisses weiß; und jedenfalls glaubt man, keine Ver— letzung der von dem vorigen Englischen Kabinette eingegangenen Verpflichtungen besorgen zu duͤrfen. Aus derselben Sitzung konnen Sie den sonderbaren Brief des Herrn Gendehien an ei— nen der Secretaire der Kammer kennen lernen. Diestr belei— digende Ton gegen Andersdenkende, diese Bitterkeit uͤber die Minister, dieser Kommentar uͤber den National-Konvent bei Ge— legenheit des Wortes „Montagne, dessen sich der Justiz-Mini— ster vor einigen Tagen, allerdings in mehr als Einem Sinne unpassend, bediente, dieses hoͤhnische und schneidende Absprechen, sind Dinge, welche die Kammer dem Herrn Gendebien eher als einem andern Mitgliede nachsieht, weil sie das Individuum be— ruͤcksichtigt, zu denen sie aber auch nur die Achseln zuckt, denn Hr. Gendebien hat sich in seinem Oppositionsgeiste so gegen alle vernuͤnftige Vorstellungen verschanzt, ist so sehr der Monoman seiner Ideen geworden, singt so sehr nur immer das alte Lied, Belgien sey von den Maͤchten verrathen, und quält sich dabei so unaufhoͤrlich mit angeblichen Verletzungen der Verfassung, die gerade nur er uberall aufzuspüͤren weiß, daß die Kammer ihm nur noch die Aufmerksamkeit des Mitleidens schenkt, wel— ches man einer innerlich guten, aber verirrten Natur nicht ver— sagen kann. Daher läßt man ihm auch die größte Schonung wi— derfahren. So beschuldigte er in eben jener Diskussion, auf die stin Brief zuruͤckkommt, den Minister des Innern der „Luͤge,“ und doch war alles Unrecht auf seiner Seite; der Minister wies es ihm unwiderleglich nach, sandte ihm aber nur das gelinde Wort „Irrthum“ zuruck. So ist es bekannt, daß Herr Gende— bien beim Anfange der Revolution gar nicht an die Moͤglichkeit eines unabhangigen Belgiens glaubte, und seinem damaligen Freunde de Potter nach Paris schrieb, es sey unvernuͤnstig, an etwas Anderes, als eine Vereinigung mit Frankreich zu den— ken, er strebe daher auch nur darnach (als Glied der Sicher— heits-Kommission), den Lauf der Ereignisse aufzuhalten, um Frankreich Zeit zu verschaffen, Belgien einzunehmen. Und doch giebt sich jetzt Hr. Gendebien fuͤr den besten, ja fur den einzigen Patrioten aus, und haͤlt sich wirklich dafuͤr, und diejenigen, die er so bitter angreift, sind nachsichtig genug, ihn nicht an jenen Mangel aller vaterlaͤndischer Gesinnung zu erinnern. ind er ist nicht das einzige Glied der Opposition, dem man Vieles, zu Vieles nachsieht. Ein paar Andere halten sich jede Unanständigkeit wider ihre Gegner fuͤr erlaubt, wobei Herr Jullien, von Bruͤgge, nie verfehlt, seine platten Spaͤße über Klerus und Kirche anzubringen. Jene Sitzung lieferte dazu neue Belege. Wahrend der Diskussion uͤber das Kom⸗ munal⸗Gesetz schlug, wie Sie wissen, der Minister des Innern vor, dem Buͤrgermeister und den Schoͤffen die Polizei des Thea— ters zuzuweisen, mit der Befugniß, Vorstellungen, die den guten Sitten oder der öffentlichen Ordnung zuwider seyen (egutraires aux bonnes moeurs ou à l'ordre public), noͤthigenfalls zu un— tersagen. Konnte man diesem Vorschlage einen Vorwurf ma— chen, so war es das unnuͤtze desselben, da die Handhabung der Kommunal⸗-Polizei schon an sich die des Theaters und zwar um so mehr in sich begreift, als die Theater uͤberall Kommunal— Gebäude sind und die Schauspieler durchgehends auch von der Gemeinde⸗Kasse einen Zuschuß erhalten. Eine Verordnung der provisorischen Regierung hatte die Theater frei gegeben, in dem Sinne nämlich, daß es Jedem frei stehe, ein Theater zu er— offnen. Dies hatte offenbar nichts mit jener Frage gemein; in— dessen hielt der Minister eine neue Disposition im Kommunal— Gesetze fuͤr zweckmaͤßig, machte dieselbe jedoch gelinder, als alle bisher bestandenen Dispositionen dieser Art der Franzoͤsischen Gefetzgebung, und blieb besonders, indem er die Regierung von der Theater-Polizei entfernt hielt, und sie dem Gemeinde⸗-Rathe anvertraute, dem Grundsatze buͤrgerlicher Institutionen treu. Weil aber die Intention eine sittliche war, die man wohl aus den Beschwerden herleiten durfte, welche seit einiger Zeit uͤber die einreißende Jinmoralität der Buͤhne gefuͤhrt worden, so sah die Minoritäͤt hierin nur die Katholiken und den Klerus, erhob heftigen Widerspruch wegen Verletzung der Verfassung: „Es sey das eine Ruͤckkehr zur Censur, eine Beeinträchtigung des Eigenthums-Rechts, eine Usurpation der Geistlichkeit u. s. w.“, und verwirrte dabei alle Begrisse. Am folgenden Tage war es, wo der Justiz⸗Minister sich des Ausdrucks Nontagnée“ bediente, den er wohl um so mehr haͤtte unterlassen sollen, als er selbst fruͤher mit den meisten Opponenten befreundet war. In diesem Sinne wurde ihm dann auch scharf geantwortet, uͤbrigens blie— ben seine Gruͤnde unwiderlegt, und das Amendement ging mit 45 Stimmen gegen 15 durch. In der Kammer geschlagen, suchte sich die Oppositlon im Theater und auf der Straße zu entschaͤ— digen und rekrutirte Knaben und Gassenbuben zum Laͤrmen und Pfeifen. Erst wurde „Tartuffe“ gefordert, denn „La tour de Féerlén und einige andere Stucke, in denen die moderne Fran— zoͤsische Literatur die Unsittlichkeit mit den rohesten Farben auf— getragen hat. Der „Liberal“, der sich bei diesem Anlasse selbst uͤberbot, versprach, jede Anspielung, jede Unsittlichkeit werde dop— pelt und dreifach beklatscht werden; der Courrier belge wuͤthete gegen den Justiz-Minister, gab uͤber die Vorstellungen im Theater die uͤbertriebensten Berichte, und scheute sich nicht der Unwahr— heit, der bekannte Vers Moliêre's, in dem das Lob des Köoͤnigs gesprochen wird, sey mit zweimaligem allgemeinem Pfeifen em— pfangen worden. Als aber die Helden der Theater-Freiheit und Unsittlichkeit gesehen, daß es der Regierung mit Handhabung der Ruhe Ernst ist, haben sie ihr Unwesen eingestellt. Recht eigentlich hat sich bei dieser Gelegenheit der Charakter derjeni— gen, die sich in Belgien mit dem Namen Liberale bruͤsten, an den Tag gelegt. In der Religion sind sie nicht uͤber Voltaire s Gespoͤtte und Seichtigkeit hinaus; in der Philosophie stecken sie noch im materialistischen Sumpfe des 18ten Jahrhunderts; in der Politik verwechseln sie Freiheit mit Zuͤgellosigkeit und Un—⸗ sittlichkeit. Nur zum Zersioͤren heben sie Geschick, denn jedes
sen. Davon aber haben sie keinen Begriff, dazu sind hig, und gefallen sich daher nur im r ee n f ) unft⸗
Antwerpen, 16. Dez. Gestern hat sich hier ei unbedeutender Vorfall ereignet, der jedoch 9 a n von besonderer Vorbedeutung erscheint. Es wurde naͤmli gien Feier des Geburtstages des Koͤnigs ein Feuerwerk abgehr ; und bei dieser Gelegenheit stuͤrzte das Fronton, auf welche ann die Worte: „Es lebe Leopold J.“ befanden, ploͤtzlich zan ic und zwar fiel die Krone zuerst auf den Boden nieder. U m Orangisten vergleichen diesen Zufall mit der bekannten Sch n se Eroͤffnung der Franzoͤsischen Lammern von 1830, wo Karl 7 s Hut fallen ließ, den ihm der damalige Herzog von Orleans ö. der aufhob. win
D eu ts ch land,.
Kassel, 13. Dez. (Schw. Merk.) Mit dem von Hohenlohe-Schillingsfuͤrst, Vater der beiden e tl des Landgrafen von Hessen-Rotenburg, ist der Fuͤrst von ohen lohe⸗ Langenburg hier eingetroffen. Beide Fuͤrsten wurden . wechselnd bei Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Kurfuͤrstin und ö. Königl. Hoheit dem Kurprinzen-Regenten zur Tafel geladen u sind von hier nach Notenburg abgereist. Im Testamente ö verstorbenen Landgrafen ist der Prinz Viktor von Hohe ss Waldenburg⸗Schillingsfuͤrst, Pathe des Landgrafen Viktor n. dens, zum Majoratsherrn des Herzogthums Ratibor erklärt n dessen Bruder, der Prinz Klodewig, Pathe der Sch wester ö Landgrafen, der Prinzessin Klotilde von He ssen Rotenburg Majorats herrn der anderen Allodial-Besitzung des kan nh des Fuͤrstenthums Corvey in der Preußischen Provinz Despha len bestellt. Man rechnet, daß das erstere Majorat ein Chen, men von jaͤhrlich zwischen 59 bis 60,900 Rthlr., das ande mehr als 276,000 Rthlr. abwirft.
In allen Städten und Gemeinden Kurhessens ist man j diesem Augenblicke mit den Vorbereitungen zur Vollziehung in vor kurzem verkuͤndeten neuen Staͤdte⸗ und Gemein de⸗Oronn beschaͤftigt, indem das neue Gesetz schon mit dem naͤchsten Itht in das Leben treten soll.
Stuttgart, 17. Dez. Unsere diesjährige Weihn Messe ist von Verkaͤufern sehr besucht, so n n. n, Marktplatzes nicht zureichte, und auf dem benachbarten Don theen⸗ Platz (Baͤren⸗ Platz) noch Buden aufgeschlagen werden mußten. Die Zoll-⸗Vereinigüng mit Preußen und Sachsen hn manche neue Verkaͤufer aus diesen Ländern herbeigeführt. Fe sonders aber sind viele Preußische und Baycrische Israeliten hier. Ob sie alle ihre Rechnung finden werden, ist eine andere Frage Indeß wird der reiche Ertrag der Weinlese allerdings vorthel⸗ haft einwirken.
Frankfurt a. M., 17. Dez. In der 6ten Sitzung un serer diesjahrigen gesetzgebenden Versammlung stellte Herr R Seufferheld einen Antrag auf Errichtung einer Schule nach n Bell⸗Lancasterschen Methode, lautend wie folat:
„Vielen unter den hier Anwesenden ist gewiß noch ein Mitgl unseres Gemeinwesens in gutem Andenken, welches nicht nur in i Zeiten der Noth, des Kriegs⸗Getuͤmmels und mancher inneren zu stigkeiten sich wesentliche Verdienste um Frankfurt erworben hh, sondern welches auch in dieser Versammlung kräftig durch Reden That bei vielen Gelegenheiten auftrat. Es ist der selige Staatz Moritz von Bethmann, den ich bier im Auge habe. Zwar hal in in einem Zeitalter, wo man weit unbedentenderen Menschenksperm nach ihrem Tode Denkmaͤler setzt, seine Vaterstadt kein Monynmem noch errichtet; aber Er, der großsinnige und edle Menschch- und Vaterlands⸗Freund, wollte sich selbst ein Denkmal stiften, daz wt dem ihm eigenen praktischen Takt an der großen Straße det t= bens stehen und nuͤtzen sollte, wo denn immer Wanderer vorhhet gehen, die mit dankbarer Anerkennung den Namen des Geschiedenn lesen. Er vermachte namlich in feiner letzten Will ens⸗Meinung si⸗ ner lieben Vaterstadt (wie er selbst dort Frankfurt nennt) ein gr pital von Vierzigtausend Gulden, das auf städtische Obligationen angelegt, und dessen Zinsen zur Unterhaltung einer Fresschule bet vandt werden sollen. Doch ich hin so frei, Fhnen den hierher ge hörigen Abschnitt seines Testaments nach einer von hochlobͤblichm Stadtgerichte beglaubigten Abschrift hier mitzutheilen. Daß unse selige Mitbürger die Bell-Lancastersche Methode zur Grundlaz— der von ihm zu stiftenden Unterrichts- Anstalt waͤhlt, ging ant seiner innigsten Ueberzeugung hervor. Moritz von Bethmann hatt die Vorzuͤge dieser Lehrart, dei sciner bfteren Anwesenheit in Fran reich und England, kennen und wuͤrdigen gelernt. Er stand . scht mit dem Direktor des eusgigucinent mutuel in Paris in naͤhet Verbindung, und alle Schriften, die uͤber diesen, fuͤr das Gemeh— wohl so wichtigen Gegenstand in Franzoͤsischer oder Englische Sprache erschienen, wurden ihm zugeschickt, und sind noch in sein Bibliothek vorzufinden. Auch hat sich daz Vertrauen, welchth du Selige auf diese Lehrmethode setzte, bis jetzt vielfach gerechtfertigt Nicht nur, daß die gewiß religbsen Engländer diese Methode, st—⸗ wohl in dem gewbhnlichen Kirchspiel, als auch in den Sonntag Schulen, mit großem Erfolg anwenden, nicht nur, daß in dem streng monarchischen Rußland und. Oesterreich diese Lehrmethode Beifall gewonnen; nicht nur, daß in Frankreich seit 18360 das en— Uignement uml uel uüͤber die sogenannten frores iänhrantins den ent— schledensten Sieg davongetragen, selbst in Spanien und Partuggl sind Lancaster⸗Schulen in Thaͤtigkeit. Indessen sind nun bald acht Fahre seit Bethmanns Tod verstossen, und noch hat man kene Kunde daruͤber erhalten, ob seine letzte Willensmesnung in di, ser Hinsicht von jenen obrigkeitlichen Behörden, welche die Sah naͤher angeht, in Vollzug gesetzt werden will, oder nicht Da nun, diese hochverehrte Bersammlung neuerdings wieder m Zulage fuͤr mehrere hiesige Schullehrer angegangen worden; da dt Zahl der Freischuͤler in den hiesigen Volksschulen sich in einem din steigenden Nahrungsmangel entfprechenden Berhaͤltniß taͤglich mehtt, und die gewiß nicht ungerechte Klage, daß nach dem gegenwaͤrtgen Stand der Dinge die noch zahlungsfahigen Aeltern hl nr Schil. kinder fuͤr den mittellosen mitbezahlen müssen, schon dͤfters in diestt hochverehrten Versammlung erschollen ist, so wuͤnschte ich, thef aus Verehrung gegen den Berstorbenen, theils aus reinem Gemein⸗ sinn veranlaßt, zu erfahren, warum man von der großmuüthigen Dit position des seligen Moritz von Bethmann bis jetzt keinen Gebruch geinacht hat. Da in jener Dispositlon von keinem Konfessions un, terschiede die Rede ist, es auch niemals in der Gesinnung des Var storbenen lag, seine Bruder niach ihren Glaubens-Artikeln zu chen den und zu zdͤhlen, so gehbrt gewiß nach der Constitutlons-Ergt!, zungs⸗Akte diefe Angelegenheit vor keine andere Behörde, als be die hochloͤbliche gemischte Kirchen- und Schul-Kommission. Es it. geht daher, an diese hochverehrte Verfammlung meine Bitte a), Diesen Antrag aks zuläͤssig zu erklaͤren, ) und denselben an hohen Sengt zur geneigten Beruͤcksichtigung und Rückaͤußerung ge= langen zu lassen.“ .
Nach einer kurzen Diskussion beschloß die Ver sammlung ohne Umsrage; den Antrag fuͤr zulaäͤssig zu erklären und hohem Senat zur Ruͤckaͤußerung mitzutheilen.
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Wien, 16. Dez. Aus Steben bürgen ist die Nachtibt eingegangen, daß Graf Nemes, Praͤsident der dortigen Staͤnde, mit Tode abgegangen ist. Er wird allgemein bedauert, dar er
Aufbauen setzt ein bestimmtes Ziel voraus, ein Ziel aber erfor— dert Maaß und Schranken, bie den Wirkenden heilig seyn muͤs⸗l
sich in gleichem Maße die Achtung des Landes wie das . trauen der Regierüng zu erwerhen gewußt hatte, Dieser ke
„ Hielleicht einige Stockung in die Verhandlungen des Land— pied ,. da ö. zwar nicht gegen die Verfassung, jedoch un— ö. zͤhnlich ist, daß der Gouverneur oder ein großfuͤrstlicher Com⸗ ö. ir bei dem Landtage, wenn er einmal eroͤffnet ist, den ä. führe, vielmehr der Präsident, der auch deshalb in be, gen Ruͤcksprache mit dem Gubernium steht, die Gegenstaͤnde vortraͤgt und die Verhandlungen leitet.
Jeali en.
Rom, 6. Dez. (Allg. Zeit.) Obgleich immer Reisende
n allen Nationen sich hier aufhalten, welche ganz verschiedene noltische Ansichten und Interessen haben, so werden dieselben an wenig geäußert, selbst wenn sie sich in den ersten Haͤusern unserer Stadt sehen. Aber seit der Nachricht von Wellington Ernennung bemerkt man, daß die Engländer sich einander schrof⸗ fer entgegenstellen. Als vor einigen Jahren die Nachricht von der Annahme der Resorm⸗Bill hier eintraf, so vertheilten die igs Geld an die Armen, oder vielmehr, sie warfen es zum Fenster hinaus; dagegen feiern gegenmartig die Tories di h chmaus und Tanz die Nuͤckkehr ihrer Partei zur Macht. Ve— Heutende Wetten sind geschlossen worden, ob das neue Min iste⸗ rium sich so lange im Amte halten werde, als das abgetgetent, Mehrere Engländer sind von hier abgereist, um Anstellungen unter der neuen Verwaltung zu suchen. Andere hoffen, bern en ju werden, um ihre fruͤher bekleideten Stellen wieder einzuneh— =— Dom Miguel hat heute dem Papst einen esuch ahge⸗
e un. Er wird hier mit vieler Auszeichnung behandelt, und in den ersten Zirkeln. Seine Anhänger ver—
sieht ihn erst . i ,,, . . bereite fuͤr ihn, so wie fuͤr Don Carlos bedeu—
ende Expeditionen in einem nordischen, Hafen, um vereint einen Einfall in die Pyrendische. Halhinsel zu unternehmen, Daffelbe Geruͤcht wurde aber auch schon. hier Yerbreitet, ehe bie Nachricht von dem Wechsel . Englischen Ministeriums ein⸗ traf, und findet daher wenig Glauben. — Man Hate, der Rit⸗ er Sebregondi sey abgerufen, um eine andere Milsion. für sei⸗ nen Hof zu uͤbernehmen. Indessen scheint sich dieses Gerücht nicht ü bestaͤtlgen, und seine Entfernung waͤre in der That ein wah— rer Verlust fuͤr unsere Verwaltung, da so manches Gute hei der dministration auf seinen Rath geschieht, und noch Vieles er⸗ wartet wird. — Wie man nun inmer mehr datauf dringt, un⸗ seren Finanzen einen geregelten Gang zu geben, 5 will gegen, waärtig die Regierung verschiedene Siadbtzdlle und Lokal. Abgaben in Pacht geben, wozu die Einladungen durch Anschlage = Zettel belannt gemacht sind. Auf diese Art hofft, man eine feste Sum⸗ me zu seiner Verfugung zu erhalten. Einige aͤltert Pacht Kon⸗ nmälte find, da ihre Zeit noch nicht abgelaufen ist, und die Ein— nahme sich während einiger Jahre sehr vermehrt hate durch ibontraktmaͤßige Berguͤtung aufgehoben worten, und sollen nun ju höheren Preisen ausgeboten werden,. Das neue Gene tzbuch st erschienen, enthält aber wenig Neues; ist mehr eine Samm⸗ lung aller nach und nach erschienenen, schon jetzt geltenden Ge⸗ setz. Bei einigen Gerichten ist hinsichtlich des Personals vor⸗ geschrieben, daß die eine Hälfte der Richter aus Juristent, die endere aus Geistlichen als Beisitzern bestehen soll. — Ich sah die Wagen, welche der Post beigegeben wurden, um diese Ge⸗ setzßucher in die Provinzen zu bringen; moͤchten sie nur streng Gzefolgt und dadurch den Willkürlichkeiten ein Ende gemacht wer⸗ den, die so viele Klagen veranlassen. Die Proztß-Kosten, so wie die Gebuͤhren der Advokaten, sollen bedeutend vermindert werden, woruͤber man die Verordnung in naͤchster Woche erwar⸗ tet. — Der Fuͤrst von Montfort ist aus Florenz hier ange— tommen.
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Spanien. — Ueber die (schon erwähnten) Unruhen in Cadir meldet ein im Messager enthaltenes Schreiben aus diesem Orte vom 20. November goch Folgendes: tern Abend fand in dem Italiani ö ine Darstellung der Oper „la Straniera“ Italiaͤnischen Theater eine Darstellung der Oper „la Stra: att und wegen der Feier des Jahrestages Ilabella's Il. war das Haus außerordentlich erleuchtet und zahlreich besucht. Nach dem ersten Akt sollte die Hymne Isabella's 11. gesungen werden, aber das Publikum verlangte mit großem Geschrei die Hymne Riego's. Da der Laͤrm fortdauerte, so redete der Subdelegat des Civil⸗Gouoverneurs, Domingo Vidart, der wegen seiner zwei— felhaften Gesinnungen bei dem Volke verhaßt ist, das Publi— tum mit folgenden Worten an: „„Ich will, daß die Hymne, velche ich anbefohlen habe, gesungen werde, und ich gebiete Stillschweigen und Maͤßigung!““ Diese Worte, so wie seine drohende Miene, reizten die Zuschgaer so sehr, daß sie anfingen, die Baͤnke zu zerbrechen und die Stuͤcke unter dem Ruf: „Stirb, Schurke, Verräther!“ nach der Loge des Subdelegaten zu werfen. Herr Vidart verließ seine Loge nicht, sondern sandte zum Militair⸗-Gouverneur, um sich Truppen zu erbitten. Dieser schickte ihm ein Detaschement, gab jedoch den Befehl, das Volk, welches den Subdelegaten hasse, nicht zu reizen. Das Volk sang die Hymne Riego's. Der zweite Ake vurde in einer Vlertelstunde beendigt, oder er wurde vielmehr nicht ganz gesungen, weil der Laͤrm und das Geschrei fortdauerten. Nach dem Schauspiele bildeten sich mehrere Gruppen auf dem Platze, um den Gouverneur zu erwarten und sich an ihm zu tichen, aber Herr Vidart blieb im Theater, bis Alle sich zer— freut hatten. Heute begab sich das Volk in Masse nach dem Theater deh Valone und verlangte vor der Darstellung die Hymne Riego's. obgleich zwei Bataillone Linien-Truppen dahin gesandt worden waren, um das Volk im Zaum zu halten, so hatten sie dem Pu— blikum nachgeben muͤssen und sangen zuletzt mit demselben ge— meinschaftlich die Hymne Riego's. Waͤhrend der Vorstellung wollten die Zuschauer die Rolle des Scchauspielers, welcher den Tyrannen darstellte, nicht hoͤren; so oft er erschien, riefen sie: Tod den Verraͤthern und Tyrannen!“ Hierauf verließen Alle das Theater und zogen in Masse nach der Wohnung des Sub— delegaten Vidart. Auf die Aussage der Dienerschaft desselben, daß er von Cadsx abgereist sey, begnaͤgte sich das Volk damit, die Fenster seines Hauses mit Steinen einzuwerfen. Dann ginz der Zug nach dein Italtaͤnischen Theater, um zu sehen, ob
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Herr Vidart nicht dort sey. Allein der Militair-Gou— erneur hatte schon die Garnison und die Stadt- Miliz
uf dem San-Antonio-Platze aufgestellt, um das Volk von deni Eintritt ins Theater abzuhalten und es aufzufordern, auseinan— er zu gehen. Wirklich begannen auch die jungen Lꝛute sich in ( lleinen Gruppen in die verschiedenen Straßen der Stadt zu ver— theilen, wahrend sie die Hymne Riego's sangen und die Later— nen zertruͤmmerten. Der Militair⸗Gouverneur redete die Grup— pen an und sagte, daß diese Unordnungen von den Karlisten er— regt worden wären; er entließ dann die Linientruppen in ihre ( Quartiere und blieb mit einigen Compagnieen Urbanos auf dem Platze, bis die Ruhe wieder“ vollkonnnen hergestellt war. Man
fürchtet, daß die Theater his auf weiteren? Befehl geschlossen
auch die Entwuͤrfe Santana's seyn mogen, so kann man doch
ware er der wahre Wiederhersteller seines Landes geworden. Er
rissen darstellen, um sich der Provinz Texas zu bemaͤchtigen!“
Potsdam) gemeldet, daß auch dort, bei der im Mai d. J. ge⸗— schehenen Einrichtung eines neuen Begraäbniß-Platzes, von dem
worden ist,
Dank fuͤr feine Geschichte der Entstehung desselben a priori ), doch
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Meri go.
Der Courrier des Etats-unis vom 22. Oktober stellt folgende Betrachtungen an uͤber den Stand der Angelegenheiten in Mexiko: „Die hier eingehenden Nachrichten aus Mexiko lassen keinen Zweifel uber den Zweck der von Santana bewirk— ten Contre⸗Revolution. Nachdem er die militairische Opposition, welche die National-Partei nicht verlassen und der Aristokratie und der Geistlichkeit sich nicht anschließen wollte, vernichtet hatte, erklärte er, daß er einem allgemeinen Kongreß die Wahl des zu befolgenden politischen Systems uͤberlasse, und des ganzen Ein— flusses, welchen er der Geistlichkeit und Aristokratie zu verschaffen wußte, versichert, beruft er ohne Furcht eine neue National-⸗Ver— sammlung auf den 1. Januar 1835. So hat der Buͤrgerkrieg, fuͤr jetzt, seine Verwuͤstungen in diesem Lande eingestellt, das so reich und gluͤcklich seyn konnte, das aber, Dank dem Ehrgeiz seiner Militair⸗Chefs, alle Civilisation von sich stoͤßt. Welches
unmoͤglich an die Fortdauer der Ruhe in einem Lande glauben, wo der Burger fuͤr nichts gilt, keinen Einfluß ausuͤbt, jedem von einem unternehmenden Offizier kommandirten Haufen Sol— daten weichen muß, und wo die Macht immer in der Hand des Staͤrkeren ist. Santana wird gestuͤrzt werden, wie er selbst seine Vorgaͤnger gestuͤrzt hat. Dies wird um so mehr gesche— hen, da eine zahlreiche, unnuͤtze, schlecht disciplinirte und schlecht besoldete Armee kein Gegengewicht im Volke und in der Na— tional-Miliz findet. Angeführt von einem Manne von Geist, wird sie ein sicheres Mittel zur Unterdruͤckung, und mehreren Anfuͤhrern uͤbergeben, die eben so ehrgeizig sind, als es ihnen gaͤnzlich an Patr otismus und Fahigkeiten ch wird sie ein Werk⸗ zeug beständiger Revolutionen. Mexiko wird noch lange Zeit hin— durch eine Beute militairischer Factionen seyn; ein Generalstab von S530 Generalen und eine Armee von 20,000 Mann, die dem Staat eine ungeheure Summe kostet, muͤssen jedes Element der oͤffent— lichen Wohlfahrt zerstören. Santana konnte, nachdem er zur Macht gelangt war, eine Rolle spielen, die seine Vorgänger, welche keinesweges constitutionnel waren, in Vergessenheit ge— bracht haͤtte. Er mußte den größten Theil dieser unnuͤtzen Armee entlassen, die Macht in den Händen des Volks befestigen und sich mit den wahren Repraͤsentanten desselben umgeben, dann
thut von Allem gerade das Gegentheil; er verbindet sich mit den Klassen von Leuten, die sich jeder Idee von Emanci— patio, Freiheit und Volks-Ausklärung widersetzen, um eine Macht zu erlangen, von der er schon lange traͤumte. Er wird fallen, wie die, welche vor ihm waren und wir werden ihn zuletzt an der gastlichen Kuͤste der Vereinigten Staaten lan— den sehen, um von denen ersetzt zu werden, die er jetzt verstoͤßt. Eine Zeitung der Regterung, el Procurador del Pueblo, enthält eine vier Spalten einnehmende vorgebliche Antwort auf einen unserer fruͤheren Artikel gegen Santana. Sie besteht aus unendlichen Lobeserhebungen dieses Befreiungs-Generals und aus den bestimmtesten Versicherungen von seiner Liebe fuͤr die Freiheit und Unabhängigkeit Mexiko's, enthält aber keine That— sache, um dies zu beweisen. Dieser offizielle Vertheidiger des Praäͤsidenten scheut sich nicht zu sagen, daß die religisse To— leranz die Hauptquelle alles Uebels sey und erklaͤrt die Mißbilligung, welche die letzten Handlungen Santana's hier er— fahren, dadurch, daß die Vereinigten Staaten die Gluͤckseligkeit Mexiko's beneiden und es nur deshalb als durch Factionen zer—
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Berlin, 22. Dejs. In Bezug auf die in der Nr. 349 d. St. Zeit. enthaltene Anzeige von dem in Wesel beabsichtigten Bau eines Leichenhauses, wird uns aus Nauen (Reg. Bez.
Magistrate und dem Kirchen-Vorstande ein Gebaͤude aufgefuͤhrt in dessen uͤber 7 Fuß hohem Souttrrain sich eine heizbare geräumige Leichenstube befindet. Hier konnen die bei— gesetzten etwanigen Scheintodten den oben im Hause selbst wohnenden heisen Todtengraͤbern durch besondere Vorrich— tungen sofort die noͤthige Nachricht von ihrer Wiederbelebung ertheilen. Auch zur Aufnahme solcher Leichen, deren Hinterblie— benen der erforderliche Raum mangelt, um sie ohne Nachtheil fuͤr die Gesundheit waͤhrend der gesetzlichen Zeit bei sich behal⸗— ten zu koͤnnen, ist dieses Lokal bestimmt.
— In Koblenz will man am 17. d. M. Morgens vor 6 Uhr eine kleine Erderschuͤtterung, die jedoch nur wenige Sekun— den dauerte, verspuͤrt haben. Ueber die Richtung, die dieselbe genommen, wird nichts Genaueres angegeben.
— Die Stadt -Verordneten zu Birnbaum im Reg. Bez. Posen haben, um den Tag der Einfuͤhrung der Staͤdte⸗Ordnung durch ein bleihendes Denkmal zu feiern, dem Waisenhause zu Großdorf einen angemessenen Zuschuß zugewiesen, um diese An— stalt in den Stand zu setzen, die Zahl der dort aufgenommenen Waisenkinder zu vermehren.
— Unter den aus Posen eingehenden Meldungen uͤber die Ungluͤcksfälle, die sich im vorigen Monate in dem dortigen Re— gierungs-Bezirk ereignet haben, befindet sich eine so drollige, daß wir uns nicht enthalten können, sie hier mitzutheilen. „Eine Frau“, so lautet dieselbe, „fand ihren Tod in Folge unmäßigen Branntwein⸗-Genusses, und ein Bauerwirth, der auf einer Hoch— zeit zu emsig uber einen großen Kalbsbraten hergefallen war, er— stickte, nachdem er denselben bereits zur Hälfte verzehrt hatte, an einem 27 Zoll langen und eben so dicken Stuͤcke Fleisch, wel⸗ ches ihm im Halse stecken blieb.“
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Geistliche Musik der Sing⸗Akademie. witer Mryttkel, (Vergl. Nr. 352 der Staats⸗Zeitung.) In dem dritten Theile des Briefwechsels zwischen Gothe und Zelter aͤußert der Letzte er halte den Messtas Händel's, als Ganzes betrachtet, fuͤr zufallig entstanden; der gute Rochlitz verdiene zwar
sey sie tadelnswerth wie alle Geschichten dieser Art; die Nothwen⸗— digkeit selbst konne nicht bestehen ohne Zufall u. s. w.
Diese Behauptungen beduͤrfen und verdienen eine naͤhere Pruͤ⸗ fung. Ein jedes echtes Kunstwerk muß hervorgehen aus freier Be— geisterung, unterliegt also keiner aͤuferlich unbedingten, mathema— tischen Regel. Diese Begeisterung ist aber andererseits nicht etwas Negelloses, oder gar allen Regeln Widersprechendes, oder bloßer Zufall und Willkür; sondern sie bezieht sich innerlichst auf ein hoͤ— heres Gesetz. Wer die Willkuͤr mit Begeisterung verwechselt, oder in der Gesetzmaͤßlgkeit nur Zwang erblickt, ist ohne Zwesjfel in der Irre. Ferner tritt die Selbstbestimmung von innen, mit Veranlas⸗ fungen, Ereignissen und Bedingungen von außen, in die mannig⸗ fachsten Wechsel⸗Bestimmungen; daher kann die Geschichte eines
Kunstwerks so wenig ganz à priori, als ganz a posterlori geliefert werden, und Rochlitz hat den ihm von Zelter zugeschriebenen Plan, unseres Erachtens, nie gehabt. Jede Construction eines Kunstwerks a„briori (wie man sich wohl ausgedruͤckt hat) ertddtet nicht allein alle die verschiedenen Möglichkeiten, welche vor dessen Erschaffung zur Hand waren, sondern verwandelt auch die eine hervorgetretene lebendige Wirklichkeit in eine todte Abstraction. Nicht weniger ta⸗ delnswerth aber waͤre es, wenn jemand aus Vorliebe fuͤr seine Ar⸗ rangements a posteriori nun glaubte: man duͤrfe ein gegebenes Kunstwerk nach Belieben umgestalten, weil sich nirgends ein ewiger, nothwendiger, unantastbarer Kern auffinden lasse. A priori kann man nicht erweisen, welche und wieviel Philosophen Raphael in sei⸗ ner Schule von Athen malen, wie er sie stellen, kleiden, anordnen sollte sind sie nun aber einmal gemalt und hingestellt, dann kann man nicht hintenngch kommen, umstellen, verrenken, auswischen oder zusetzen. Die fruͤhere schoͤpferische Freiheit stellt sich beim echten Kunstwerke nunmehr als eine gegebene Nothwendigkeit dar und wer dies, anmaßend oder leichtsinnig, nicht anerkennt, geraͤth hierdurch eben selbst in die todten Abstractio nen, welche er bekaͤmpfen wollte. Ihm fehlt die Ehrfurcht vor dem Vollendeten, und indem er die durch dasselbe neu erschaffene feste Regel verwirst, und willkuͤrlich eine andere aufsucht, ergiebt er sich einem Spiele mit Moͤglich keiten, welche tief unter dem bereits Vorhandenen stehen. — Gern wurden wir annehmen, Zelter habe mit seinen oben angefuͤhrten Worten nur in der Kuͤrze das bezeichnen wollen, was wir hier entwickelten; allein seine weitere Betrachtung und Behandlung des Messias scheint das Gegentheil zu erweisen.
Wir räumen willig ein, daß Haͤndel nicht mit einem Male zur Auffassung und Begraͤnzung des großen Ganzen kam, daß manche musikalische Motive fruͤher entstanden, und daß vielleicht das Amen eher als die Ouverture gesetzt ward; daß er versuchte, hinzufuͤgte und hinweg nahm, bis er endlich sagen konnte xi manumentam. Die Gruͤnde dieser letzten Entscheidung des Meisters, wodurch das, an⸗— fangs in gewissem Sinne Zufaͤllige, Haltung und Festigkeit erhielt, haben Rochlitz und Braniß in ihren Aufsaͤtzen uͤber den Messias auf 1öͤbliche Weise zu entdecken, und die Uebereinstimmung dichteri⸗ scher Begeisterung und kritischer Ueberlegung zu erweisen gesucht. Daß man dessenungeachtet einzelne Stuͤcke weglassen koͤnne oder muͤsse, wird nicht bestritten; diese Maßregel beruht aber auf aͤuße⸗ ren Gruͤnden und ist durchaus von einem Umstellen und Umgestal⸗ ten verschieden, welche den Sinn und die Bedeutung des Wesentli⸗ chen verandert.
Wenn also Zelter (im Gegensatz zu obigen Bemühungen des Rochlitz und Braniß) den Messigs, welchen der Komponist aus sehr uͤberwiegenden Gruͤnden in drei Theile theilte, in vier oder fuͤnf Theile zerfaͤllen will, so spricht sich schon in dem od er eine Unbe⸗ stimmtheit und Unsicherheit der Kunst-Kritik aus, wie sie Haͤndel gegenuber keineswegs zu dulden ist.
Nicht minder halten wir den Versuch, einzelne wichtige Stucke auf andere Stellen hinzubringen, und die aus dem ersten Handel schen Theile gemachten zwei Abtheilungen eigenthuͤmlich zu schlie⸗ ßen, für vollig mißlungen. Zelter namlich beendet seinen ersten Theil mit der Arie: „Das Volk, das im Dunkeln wandelt, sieht nun ein großes Licht“, und schiebt den folgenden Chor: „Denn es ist uns ein Kind geboren“, hinter die Worte des Evangelisten Lu⸗ kas ein, „denn euch ist heute der Heiland geboren u. s. w.“ Dies Verfahren trennt zuvorderst die Worte des Propheten Jesaigs (X. 1— 6), welche so wesentlich zu einander gehoͤren, daß der Nachsatz. die nothwendige und unerlaͤßfliche Erklärung enthalt: worin denn das neue Licht bestehe. Des Propheten Weissagung hinter die Erzaͤhlung der nach mals eingetretenen Thatsache einschieben, be— ruht auf einem volligen Verkennen des tiefsinnigen Zusammenhan⸗ ges. Aber selbst abgesehen hiervon, ist es thoöͤricht zu sagen: „Du siehst ein großes Licht“; nach diesen Worten aber das Licht auszu⸗ blasen und den Vorhang berunter zu lassen, so daß man eben nichts sieht und hoͤrt.
Ferner werden durch das Einschieben jenes Chors, die Worte und der Sinn der Stelle aus dem Evangelisten Lukas (II, 10 — 13) ungebuͤhrlich auseinandergerissen; denn das „Und alsobald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerschaaren u. s w“ bildet hier eben so den untrennlichen Nachsatz zum Vordersatze, wie dort das „Denn es ist uns ein Kind geboren“ ͤ
Eben so wenig konnen wir billigen, daß der angebliche zweite Theil des Messias, gleichwie der neuerfundene erste Theil, mit einer Arie „er weidet seine Heerde“ endigt. Haͤndel hat die großen Ab⸗ theilungen seiner Oratorien aus überwiegenden Gruͤnden immer mit Ehdren geschlossen. Ueberdies wird durch diese Neuerung zum drit⸗ tenmale der biblische Text zerrissen; denn nach den Worten (Mat⸗ thaͤus XI., 28 — 26): „so werdet ihr Ruhe finden fuͤr eure Seelen“ . nothwendig folgen, „denn sein Joch ist sanst und seine Last ist leich t⸗⸗
So hat Zelter's (nach Grundsaͤtzen a priori, oder ungenuͤgenden Abstractionen) versuchte wichtige Veranderung des Messias nür von neuem erwiesen, wie besonnen und tiessinnig derselbe aufer—⸗ baut ist. Gleichwie das ganze System des Christenthums, welches man en unzaͤhligen Orten zu beschneiden und umzugestalten versuchte, sich immer wieder in allen seinen Haupktheilen bewährt hat, so auch Haͤndel's darauf gegruͤndetes und damit uͤbereinstimmendes Werk. Die Sing-Akademie seilte deshalb nicht durch eine falsche Pietaͤt abgehalten werden, dem großen Mei⸗ ster Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und einstweilige Irrthuͤmer aufzugeben. Diese Forderung ist keinesweges anmaßend, denn nicht allein Haͤndel steht uns . Seite, sondern (sehr unerwartet) sogar Zelter selbst! Er sagt namlich in einer Recension ) „Die Müsik hat, so weit ihre Geschichte bekannt ist, in dieser Art kein Muster von Vollkommenheit und Rundung aufzuweisen, das diesem Messias an Allgemeinheit fuͤr die ganze christliche Kirche, an poetischer Er⸗ hebung und Begeisterung und kunstmaͤßiger Zusammensetzung zu vergleichen wäre; und man koͤnnte dieses Werk als einen Canon von Geist und innerer Wahrheit ansehen, der durch Wort und Ausdruck ein vollkommen klares Licht uͤber das Wesen des gesammten Chri— stenthums gewaͤhrte.“ 9 — o
) Reichardts musikalische Zeitung, Jahrgang 1896, S. 42.
Literarische Nachrichten.
Allgemeiner Wohnungs, Anzeiger fuͤr Berlin und dessen naͤchste Umgebungen mit Einschluß von Charlottenburg, auf das Jahr 1835, herausgegeben von J. W. Boike. Vier— zehnter Jahrgang. Berlin, Veit und Comp.
Wenn wir uns veranlaßt finden, in diesen Blaͤttern von dem so eben erschienenen Wohnungs⸗-Anzeiger fuͤr 1835 zu sprechen, so thun wir dies in der Ueberzeugung, daß ein so beharrlich fortge⸗— sehtes gemeinnuͤtziges Bestreben eine öffentliche Anerkennung ver⸗ diene. Schon seit dreizehn Jahren sind wir der Verfahrungsweise des Herrn Boike aufmerksam gefolgt, dessen Umsicht in jedem Jahre neue Huͤlfsmittel zu ersinden wußte, um sich moöͤglichst richtige und umfaffende Materialien zu verschaffen. Die eigenhaͤndige Unter⸗ schrift eines jeden hiesigen Einwohners würde gewiß die zuverläs⸗ sigste Grundlage eines solchen Unternehmens seyn, wenn wir nicht aüz Erfahrung wüßten, daß die Haus-Listen in manchen Haͤusern nicht in angemessener Weise zirkuliren. Wir glauben, unsere Mit⸗ bärger auf diesen Uebelstand aufmerksam machen zu müssen, weil es gewiß nur dieses Winkes bedarf, um einen Jeden, dem es um eine genaue Angabe seiner Adresse zu thun ist, zu veranlassen, die Liste von seinem Hauswirth zu verlangen. Da jedoch, wie in der Vorrede versichert wird, „durch fortgesetzte Vergleichung der An— zeigen in offentlichen Blaͤttern, so wie durch guthentische Nachrich⸗ ten bewaͤhrter Maͤnner und Privat- Mittheilungen aller Art eine Kontrolle der aus den Haus⸗-Listen eingetragenen Notizen gewonnen wird“, so duͤrfen wir uns versichert halten, daß uns von dem Herrn Herausgeber eine Arheit dargeboten wird, die unter den gegebenen
werden.“
„ Rochlitz, für Freunde der Tonkunst, Th 1.
Umstaͤnden der Vollstaͤndigkeit moͤglichst nahe kommt. Denn frei⸗