1834 / 360 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 29 Dec 1834 18:00:01 GMT) scan diff

Besimmung stand nicht dem Praͤsidenten zu; nicht ihm ge— bährte es, zu entscheiden, ob die Zeit, wahrend welcher die Kammer prorogirt ist, als Sessions-Zeit zu rechnen sey

oder nicht. Er hat daher an die Comptabilttaͤts- Kom mission der Kammer keinen Antrag irgend einer Art in Bezug auf sein Gehalt gerichtet. Bielmehr war es diese

Kommission selbst, die bei der Verifizirung des Etats von 13834, in Betracht der Un;ulaänglichkeit des dem Praͤsidenten ausgesetz— ten Gehalts, von der Kammer einen Zuschuß zu verlangen, fuͤr gut sand; sie ist es, die das Gesetz in diesem Sinne ausgelegt, und die Frage einmuͤthig entschieden hat; ihrer Berathschlagung

Bericht der Quaͤstoren in gleichem Sinne vorangegan— gen. Der Praͤsident hatte ausdruͤcklich erküärt, daß er an der ganzen Debatte keinen Antheil nehmen wuͤrde. Nur hatte er sich uͤber die Frage, ob eine Prorogirung der Kammer die Rechte und Amts-Befugnisse des Praͤsidenten unterbreche, die Bemer— kung erlaubt, daß er, bei einer Prorogirung ganz wie im Laufe einer Session, die Kammer repraͤsentiren und diejenigen seiner Kollegen, die in Paris geblieben, die Fremden von Distinction und die vornehmsten Personen, die sich gewohnlich in seinem Salon einfaäͤnden, empfangen muͤsse. Er hat dies gethan, indem er, nach wie vor, den Palast Bourbon bewohnte.“ Das ob gedachte Blatt meint uͤbrigens, man wurde sehr unrecht haben, wenn man der Verweigerung des Gehalts-Zu— schusses suͤr den Praͤsidenten eine politische Absicht unterlegen wollte; die Kammer sey bei ihrer Abstimmung lediglich von dem Wunsche geleitet worden, die moͤglichsten Ersparnisse im Staats— Haushalte zu bewirten.

Großbritanien und Frland. London, 20. Dez. Die Admiralitaäͤts-Jacht „Lightning“

hat Befehl erhalten, die Prinzessin von Hessen-Homburg nach England zu bringen.

Der Morning Herald glaubt, daß, wenn Sir R. Peel aufcichtig handle, das Land die Veraͤnderung des Ministeriums wenig zu bedauern haben werde. Die demokratische Partei würde natuͤrlich gegen die Adresse gewaltig losziehen, da letztere von der verheißenen Illiberalitäͤt der neuen Regierung viel hin— wegnehme, aber die Wohlgesinnten, die Aufgeklärten und beson— ders die achtbaren gewerbtreibenden Klassen, deren Interesse das Unterdrilcken politischer Gaͤhrung und Ungewißheit erheische, dese würden in der Adresse Hoffnung und Vertrauen finden.

Der Globe meldet in seinem City-Artikel, daß die Versi— cherung des Sir Robert Peel, in Bezug auf die auslandisch Politik einen guͤnstigen Einfluß auf die Fonds gehabt habe, welche, während sie sich sonst am Ende des Jahres meistentheils in einem Zustande vollkommener Passivität befinden, diesmal eine merkliche Neigung zum Steigen verspuͤren lassen.

Die Times billigt den Aemter-Tausch, der zwischen den Grafen De Grey und Aberdeen stattgefunden: „Ki mit dem Kolonial⸗ Departement“, sagt sie, „jetzt mehr wie jemals höchstwichtige Geschäfte verknüpft sind, so ist ein Beamter von der langen Erfahrung und praktischen Fähigkeit des Lords Aber— deen ein besserer Verwalter fuͤr dasselbe, als es ein Edelmann eyn wuͤrde, der bis jetzt noch kein Amt bekleidet hat. Bei ger Abmiralitaͤt, zu deren Leitung sowohl ein Buͤreau als ein erster Lord da ist, dedarf es weniger der Erfahrung; gesunder Sinn und Redlichkeit sind die Haupt-Erfordernisse, und diese wird wohl Niemand dem Grafen De Grey abstreiten. Graf v. Had— dington, der ein persoͤnlicher und politischer Freund des Herrn Canning war, wird, wie es heißt, das Herzogthum Lancaster zu verwalten bekommen.“ .

Sir F. Burdett ist angekommen. Ein Ausschuß der West— minsterschen Waͤhler wird ihn sofort begruͤßen, um ihm anzu⸗ kundigen, daß man, falls er sich als Kandidat zur nächsten Wahl fuͤr Westminster meldet, von ihm erwarte, er werde sich ver— pflichten, sich dem jetzigen

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Ministerium zu opponiren und einen Antrag auf dreijäͤhrige Parlamente und auf Abstimmung durch Kugelung zu unterstuͤtzen.

Graf Grey wird mit vielen seiner Freunde die Festtage in Howick Hall zubringen.

Der katholische Erzbischof von Tuam, Hr. M. Hale, hat einen langen Brief an den Herzog von Wellington gerichtet, in welchem er das Abschaffen der Zehnten in Irland in einem ge— bieterischen Tone anempfiehlt und erklärt, daß, wenn dies nicht geschähe, er keinen Pfennig mehr als Zehnten zur Unterstuͤtzung des groͤßten Mißbrauches, der je in einem Lande existirt, bezah— len wuͤrde.

Durch die Ernennung des Sir C. Pepys und des Sir Ed. Sugden zu Richtern faͤllt den ubrigen Advokaten des Kanz— leigerichts eine Praxis von dem jährlichen Werthe von 20,9060 Pfund zu.

Der Standard erwaͤhnt eines Prevatbriefes aus Paris, demzufolge dem Anleihe⸗-Kontrakte des Herrn Ardouin ein gehei— mer Artikel angesuͤgt sey, durch welchen ihm das Recht ertheilt werde, seinen Verpflichtungen sich zu entziehen, wenn der Aus— schuß der Londoner Fonds-Boͤrse sich weigere, die Anleihe an der Londoner Boͤrse notiren zu lassen.

Die Cholera ist in Portsmouth ausgebrochen; von sieben Erkrankten starben fuͤnf.

Mit dem aus Malta angekommenen Dampfboote „Carrion“ erfahren wir, daß die Britische Flotte unter Sir Josias Row— leyss Befehl am 1. Okt. von Vurla absegelte und nach einem dreitägigen Kreuzzuge nach jenem Hafen zuruͤckkehrte, woselbst sie noch am 28sten desselben Monats vor Anker lag, indem die Ausfuͤhrung des Befehls zu ihrer Ruͤckkehr nach Malta suspen— dirt worden war. Die „Caledonia“ war in der Bay von Sar— dinien auf eine Sandbank gerathen und der „Portland“ im Meerbusen von Smyrna auf den Strand getrieben worden, aber heide hatten keinen beträchtlichen Schaden erlitten.

Das Schiff „Sesostris“ hat einen Brief aus Colombo (Cey— lon) vom 25. Juli uͤberbracht, worin es heißt: „Die Regierung hat den Häuptling Adizan und mehrere der Dessavis und Bud— hist Priester festnehmen lassen, indem diese im Begriff standen, eine Rebellion anzufachen, von der die Regierung schon seit vier Monaten unterrichtet und daher im Stande war, die Aufruͤhrer zu bewachen. Es hieß, daß es ihre Absicht war, sammtliche Briten in Kandy zu einem großen Fest einzuladen, sie zu ver— giften und, wenn das Gift nicht wirkte, sie niederzumetzeln und nachher auch die Truppen zu massakriren. Der Aufstand sollte an mehreren Orten gleichzeitig am 22sten dieses stattfinden; die näheren Umstaäͤnde werden natuͤrlich erst durch das Verhör vor Gericht bekannt werden. Im Innern ist indessen nunmehr Alles ruhig.“

Die neuesten Nachrichten aus Trinidad sind nichts weni— ger als guͤnstig. Die Insubordination, die, wie man hoffte, un— terdruͤckt war, hatte wieder angefangen, die Neger auf vielen Plantagen hatten sich geweigert, anders als nach Belieben zu arbeiten, und als die Aerndtezeit herannahte und ihre Arbeit

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noͤthig ward, weigerten sie sich; die Pflanzer haben großen Ver— lust zu erwarten.

Im Morning Herald liest man: „Die neuesten Be— richte aus Kalkutta liefern einen Auszug aus der Delhi Ga— zette, der in der „Stadt der Palaͤste“ sehr große Sensation er— regt hatte. Es geht naͤmlich daraus hervor, daß ein Russischer Gesandter in Bokkara angekommen war. Die Anzeige der An— kunft eines Russischen Gesandten an einem Hofe, der unseren Indischen Besitzungen so nahe ist, hatte natuͤrlich großes Er— staunen in Kalkutta erregt.“

Laut Briefen aus Kaschmir starben dort fortwährend Tau— sende vor Hunger, und das Elend und die Noth waren ganz unbeschreiblich. Der Radschah hatte zwar Korn aus den ande—

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ren Provinzen beordert, man befürchtete aber, daß sein Befehl

sehr schlecht beachtet werden wuͤrde.

Die interessante freie Neger⸗Kolonie von Liberia (an der Westkuͤste von Afrika) macht an Zahl ihrer Bewohner, Handel und Civilisation so schnelle Fortschritte, als sich vernuͤnftiger Weise erwarten ließ. Die Zahl der Schiffe, welche in der Haupt— stadt Monrovia im letzten Jahre einliefen, belief sich auf mehr als 100, und die Ausdehnung des Handels der Kolonie ist im Grunde uͤbermäßig im Verhaͤltnisse zu der des Ackerbaues; allein es laͤßt sich erwarten, daß, wenn die Konkurrenz den Handels— Gewinn auf die gewohnlichen Vortheile reduzirt haben wird, die neuen Ankoömmlinge sich dem Ackerbau mit gleichem Eifer wid— men werden. Die Kolonit enthaͤlt 3000 freie Neger, die sich un— ter Aufsicht Eines weißen Agenten selbst administriren; sie hat kurzlich ein neues Territorium von 200 Englischen Quadrat-Mei—⸗ len am Ausflusse des Flusses San Juan angekauft, und zu Eh— ren der Stadt Edinburg eine Stadt unter dem Namen Edina gegruͤndet, welche schon 150 Haͤuser enthaͤlt, und deren Territorium gesunder ist, als das von Monrovia, welches wegen der Leich— tigkeit, die es fuͤr die Vertheidigung gegen die damals feind— seligen Stämme der Umgegend bot, gewahlt wurde. Gegen— wärtig sind alle umliegenden Stämme in friedlichem Vtrkehr mit den Kolonisten, und bieten ihnen bestaͤndig neue Landstriche zum Verkauf an; sie fangen an, den Handel mit ihren eigenen Produkten vortheilhafter als Sklavenhandel zu finden. Die Kolonie ist im Begriff, mehrere Exptditionen ins Innere zu schicken, um das Land zu erforschen und Handels-Verbindungen mit den maͤchtigeren Staͤmmen des Innern zu eroͤffnen. Es bestehen sechs Schulen, welche von Damen in Philadelphia er— halten und fast von allen Kindern der Kolonisten besucht werden. Die umliegenden Neger⸗Stäͤmmt legen einen großen Werth dar auf, ihren Kindern eine Europaͤische Erziehung geben zu lassen, und dieser moralische Einfluß der Kolonie ist unberechenbar groͤ— her, als ihr direkter, so bedeutend dieser auch seyn mag. Die Ko— lonie hat darin einen Vorzug uͤber alle denkbaren Etablissementt, die aus Weißen bestuͤnden, weil die Neger diese als eine ganzlich verschiedene Klasse von Wesen ansehen, mit denen sie sich gleich zustellen nicht hoffen, während die Civilisation der schwarzen Ko— sonisten von Liberia ihnen ein Beäspiel giebt, dem sie folgen zu konnen glauben. Die Huͤlfsmittel der Gesellschaft von Phila— belphia sind im Steigen; im Jahre 1820 betrugen ihre Einnah⸗ men nur 5630 Dollars, wahrend sie im Jahre 1833 auf 37,000 gestiegen waren. In Monrovia ist der Hafen mit Magazinen, aus Stein gebaut, bedeckt, die Quais sind wohl angelegt und die Stadt voll Leben und sichtbarem Wohlstand. Trunkenheit ist selten, und die Einwohner im Allgemeinen reinlich und arbeitsam; man findet in den Häusern alle Mittel Europaäischer Bequemlich— keit und sogar Luxus, und das Ganze bietet den Anblick eines wohlhabenden Europäischen Hafens dar. Mehrere Schiffe von beträchtlicher Größe sind auf den Werften der Stadt gebaut wor— den, und es ist davon die Rede, ein bewaffnetes Dampfschiff zum Kreuzen gegen Spanische Sklaven-Haͤndler auszuruͤsten. Der gluͤckliche Erfolg der Gesellschaft von Philadelphia hat andere Staaten des Vereins zur Nachahmung derselben getrieben, und der Staat Maryland hat am Kap Palmas eine ähnliche Kolonie fuͤr seine Sklaven gegruͤndet, wosuͤr er 2600 Quadratmeiltn Land angekauft hat. Dieser Distrikt begreift das Kap und den Hafen, welcher fuͤr den besten zwischen Sierra Leone und Fernando Po gilt. Die Negerstämme, welche das Terrain besaßen, haben als eine der Bedingungen des Verkaufs stipulirt, daß die Gesell— schaft in ihren drei hauptsächlichsten Städten je eine Schule zum Unterrichte der Eingebornen errichte, und sie zeigen über⸗ haupt die groͤßte Neigung, sich zu unterrichten und die Kolonie zu beioͤrdern. Es ist davon die Rede, daß Virginien ebenfalls eine Kolonie fuͤr seine Sklaven errichte, und diese Vertheilung der Kolonieen ist weit vortheilhafter, als eine große Central⸗-Ge— sellschaft ware, indem die Verschiedenheit der Systeme, welche in den verschiebenen Staaten befolgt werden, natuͤrlich zu Er— fahrungen fuͤhren muß, welche ein einfoͤrmiges System nicht geben konnte.

Getraide⸗Durchschnittspreise in vergangener Woche.

Wöchentl. Sechs woͤchentl. Zoll. Hen e, , , , 4 Gh 38 M. 109 * ;

ö ,, 16 19 *

Gerste ..

k k , . 141 k Bohnen.. 38 » . ö . 6 * Erbsen .. 41 ö . ö

Niederlande.

Aus dem Haag, 23. Dez. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der General- Staaten war das Gesetz uͤber die Aushebung der Miliz im Jahre 1835 an der Tagesordnung. Mehrere Mitglieder, namentlich Herr Schimmelpennink von der Oye, Luzac u. A., sprachen sich gegen den Gesetz⸗ Entwurf aus, weil derselbe im Widerspruche mit dem Grund— gesetze sey, welches nur suͤr Kriegszeiten eine solche Aushe— bung feststelle; Holland befinde sich jetzt aber im Frieden und brauche daher keine so außerordentliche Ausgabe zu machen. Der Minister des Innern vertheidigte das Gesetz, in—

—“

dem er bemerkte, daß Holland allerdings sich jetzt nicht im Kriegs-Zustande befinde, aber es sey auch nicht im Zustande des Friedens. Wenn einige Mitglieder politische

Aufschluͤsse verlangten, so bedaͤchten dieselben nicht, daß die Regierung nicht immer im Stande sey, dergleichen zu machen, ohne das Interesse des Landes zu gefährden. Schließlich sprach der Minister die Hoffnung aus, daß die Versammlung auch die— ses Mal bei der dritten Wieder-Erneuerung desselben Gesetzes einen Beweis von Verträuen in die Regierung und von gegen— seitiger Uebereinstimmung geben werde. Der Gesetz- Entwurf wurde darauf durch eine Mehrheit von 460 gegen 10 Stimmen angenommen.

. Bruͤssel, 23. Dez. In der Sitzung des Senats vom 22sten äußerte sich Herr Lefebyre-Meuret bei Gelegenheit der Diskussion des Gesetzes uͤber das Kontingent der Armee

folgendermaßen: „Ehe wir die Diskussion beginnen, mein Chun als die Grundlage seines Europaͤischen Rechts. Ueber die Herren, verlange ich von dem Minister des Auswaͤrtigen, Hern Auslegung einiger Artikel kann man allerdings wohl verschiedene

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von Meulenaere, einige Aufschluͤsse. Meinem ehrenwerth

Freunde, Herrn von Robaulr, hat der Herr Minister gen wortet, daß er vor der voͤlligen Konstituirung des Torh⸗Minisf riums sich nicht erklaͤren könne. Wir kennen nunmehr die Y. glieder des Englischen Kabinets. Maͤnner, wie Lord Stan der Herzog von Richmond, haben sich geweigert, an dem . lingtonschen Ministerium Theil zu nehmen, und zu Lerd Ih deen, so wie zu Sir Robert Peel, welche durch ihren 6 gegen alle aus der Revolution hervorgegangene Inf tionen bekannt sind, koͤnnen wir durchaus kein Vertrauen haha Dies der Belgischen Revolution feindselige Ministerlum, z Ministerium des Widerstandes, welches zu seinen Mitgliedern x nen Feldmarschall unseres naturlichen Feindes, des Königs . Holland, zaͤhlt, soll unsere Interessen vertreten und unsere Enn tigkeiten mit Holland ausgleichen. Welche traurige Rolle win unser Gesandter in dem Foreigu office spielen! Welche Pon werden nun unsere Staatsmänner befolgen? Werden sie n den Weg der Zugestaäͤndnisse einschlagen, der so verderblich fi das Land geworden ist? Wenn der Minister der aus waͤhtgen

ö

3 n ö n ; ; 6 Angelegenheiten sich nicht energisch gegen jede gewalt am ] regel des Herzogs v. Wellington ausspricht, wenn er sch nicht an den wahren Patriotismus der Belgier wendn

.

so ist das Land in Gefahr! In einem aͤhnlichen Ann

blick, wie der jetzige, wird das Ministerium, nicht u gegenwaͤrtige, aber doch mehrere Maͤnner, welche noch t der Regierung Theil nehmen, es beklagen muͤssen, daß et le wisse Patrioten, deren kraftige Stimme das Land verthesisjn koͤnnte, mit Verachtung behandelt hat. Ja, meine Herren, in, ter diesen Umständen beduͤrfen Sie der Unterstuͤtzung der init die Sie in uͤblen Nuf bringen wollten, indem Sie ihnen in Namen Montagnards gaben. Diese allein koͤnnen Belgien y ten, weil sie das Geheimniß kennen, den Patriotismus des 4 wieder anzufachen, den vier Jahre der Arglist, der Schande nh Treulosigkeit fast ganz erstickt haben. Ich frage Sie, min Herren, ob, im Falle eines Angriffs von Seiten Hollands, die tz ten Patrioten zu Männern, wie Rogier, Devaux und Ernst, In, trauen haben werden? Dadurch, daß Sie unpopulaire Maͤnnern Amte lassen, berauben Sie sich einer großen Siuͤtze, naͤmlich der Eist der Nation! Erinnern Sie sich, meine Herren, welche mij sche Gewalt die mit der dreifarbigen Schärpe geschmuͤckten Mn praͤsentanten des Franzoͤsischen Volks auf die Soldaten un Offiziere ausuͤbten. Es sey mir erlaubt, einen Blick auf die h genwaͤrtige Lage Europa's zu werfen. Es wird mir leicht sen zu zeigen, wie viel wir von unserem Uebergewicht verloren s ben, und wie viel wir von der Zukunft zu befuͤrchten habn, wenn wir nicht sogleich Vorkehrungen treffen. Zur Zeit, q Frankreich das Joch Karls X. abschuttelte, stand Wellington g der Spitze des Englischen Ministeriums. Er mußte den nein

Koͤnig der Franzosen anerkennen, und die Foctschritte h offentlichen Meinung fuͤhrten eine Veraͤnderung des K binets herbei. Wir konnten hoffen, daß unsere Unabht gigkeit bald fest begruͤndet seyn wuͤrde. Dies war sehyß nicht der Fall, denn die kleinliche Politik Frankteith

ließ uns in einem Zustande, der unsere Industrie vernichtet ip jeden wahren Freund des Landes mit Besorgniß erfuͤllt jt. Spanien ist eine Beute der Schrecken des Buͤrgerkrieges, ib der Eintritt des Herzogs von Wellington ins Ministerium y die Karlisten ermuthigt; Dom Miguel bereitet sich zu einem En falle in Portugal vor; Frankreich seufzt unter der do enninairen Regierung, und das Ministerium scheint sich dadurch halten z wollen, daß es in jedem Monat eine von den im Juli erkämpf ten Freiheiten opfert. Das Tory-Ministerium sucht die Fu schritte in England zu hemmen, und mitten unter diesen lp meinen Aufgaben der Prinzipien, welche unsere Revolution sy beigefuͤhrt haben, stehen wir unserem Feinde allein gegenllt und haben Manner an der Spitze, in die das Volk kein Un trauen setzt. Wenn ich nicht befriedigt werde, wenn man in nicht die zur Rettung des Landes ergriffenen Maßregeln vort so werde ich eine Adresse an den Koͤnig vorschlagen, um Seh Masjestaͤt zu bitten, Maͤnner an die Spitze zu stellen, zu denn die Nation Vertrauen hat, und die zur Zeit der Heß r den Lande nutzlich seyn koͤnnen. Bis dahin verweigere ich jede lin terstuͤtzung.“ Hierauf erwiederte der Minister der auswäm— tigen Angelegenheiten: „Meine Herren, ich bin stets hr reit, die im Namen des Senats an mich gerichteten Fragen su beantworten; ich werde auch sehr gern auf die von den Mllji— dern dieser Versammlung an mich gerichteten Fragen antworten, so wenig auch meine Erwiederungen den Interessen des Land zu nützen vermögen. Der vorige Redner hat mich in ein eigenthuͤmliche Lage versetzt; er verlangt Aufschluͤsse, ohne be stimmt zu sagen, worüber. Das Englische Kabinet ist allerdinzß konstituirt, aber wie wird seine Politik seyn? Bis jetzt hahn wir nur das durch den Praͤsidenten des neuen Kabinets puh zirte Dokument, worin er erklaͤrt, daß seine Ansichten dit aller sͤri⸗ gen Mitglieder des Kabinets sind. Ueber die auswaͤrtigen Ang legenhriten hat sich Sir Robert Peel (von dem ich eine andert

Meinung hege, als der vorige Redner, denn ich habe die gröst 84

69 1 . . 2 . 2 . . * * 3 Feoͤhlich'chen darin unterschied, daß das Oberhaus ohne Ruck—

Achtung vor den Talenten dieses Ministers) sehr kur auth sprochen. Hiernach wird das Bestreben des neuen Mini riums die Erhaltung des Friedens und die genaue Ausfuͤhrmnt aller von dem vorigen Ministerium abgeschlossenen Verttii seyn. Dies ist eine merkwuͤrdige Erklaͤrung. Wollte man s in Konjekturen uber den Gang der neuen Englischen Regierum einlassen, muͤßte man nicht sagen, das Britische Kabinet durch die Handlungen des vorigen gebunden? Damit indc kein Zweifel entstehen koͤnne, erklärt der Premier-Minister, mm wolle bei Erfuͤllung der Vertraͤge nicht die Motive zur Abschln, ßung derselben untersuchen, es sey genug, daß sie einmal vrt handen seyen. Ich bin überzeugt, daß wir weder von Eh

land, noch von Frankreich oder von irgend einer 9 ren Macht etwas zu fuͤrchten haben. Alle Europaͤsh Staaten wuͤnschen die Holläͤndisch- Belgische Frage end

erledigt zu sehen, damit Europa enblich der Ruhe genleßen lan deren es bedarf. Obgleich wir daher durchaus keine Deren sung zur Besorgniß haben, und obgleich in den Kabinetten . Aenderung der Gesinnungen in Betreff Belgiens stattfinden nn, so ist doch nicht weniger wahr, daß, da Holland seine el kraͤfte vermehrt, die Vorsicht uns befiehlt, vor einem liehets auf der Huth zu seyn. Die Erfahrung macht uns dies . Pflicht. Der ehrenwerthe Senator fragt, ob die Verholtñ zu den fremden Maͤchten dieselben bleiben? Ich wuͤnsche, f sich in dieser Hinsicht nichts andern moge. Belgien steht 1 ö. freundschaftlichsten Beziehungen zu den meisten Maͤchten i, pas. Der Neoner fragt ferner, ob die 24 Arkikel in Kraft 66 werden? Ich glaube, mich in dieser Beziehung nicht weiter ,

sprechen zu durfen. Der Vertrag vom 15. Novemt ; die Basis unseres politlschen Rechts, und wir koͤnnen ihn n nicht verwerfen. Belgien hat ihn angenommen und betta

worfen. Frhr. Moritz Klingsporr war dawider mit einer

5 ö . 3

nen andern Antrag machte Hr. Lefrén.

Ansichten hegen, ich fuͤhle mich aber nicht verpflichtet, in dieser Beziehung meine persoöͤnliche Meinung oͤffentlich darzulegen. Die Eenvention vom 21. Mai ist von Frankeeich und England ga— rantirt, und diese Mächte wurden sie auch in Ausführung brin— en, wenn es noͤthig seyn sollte. Frankreich hat keines weges, der vorige Redner befuͤrchtet, die Absicht, den Traktat vom 2t. Mai nicht zu erfuͤllen. Diesem kann ich auf das Bestimmteste widersprechen, allein Frankreich glaubt nicht an die Moͤglichkeit, daß Holland sich der Ausfuͤhrung der Con— vention widersetzen werde. Auf die Frage in Betreff einer remden Intervention, kann ich erwiedern, daß, wenn Belgien von Holland angegriffen werden sollte, es sich auch ohne die Huͤlfe einer anderen Macht zu verthe digen wissen wird. Bei einer Armee, wie wir sie jetzt besitzen, bedi rfen wir der Unter— stuzung Englands und Frankreichs nicht.“

X

Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. Dez. Ueber das Schicksal der Anträge

auf Repraͤsentations⸗ Aenderung am jetzigen Reichstage ist noch gol endes mitzutheilen: „Ein ziemlich auf den Grund (auf all⸗ gemeine Wahlen und Waͤhlbarkeit) gehender Amrag, den Frhr. Kantzew auf, dem Ritterhause im etober entwickelte, wurde dort nach mehrtägigen Debatten mit 99 gegen 25 Stimmen ver, . theidigung unserer gegenwärtigen Formen aufgetreten, und Fihr. Boye stellte mit seinem gewoͤhnlichen Eifer die großen Ge⸗ fahren vor, die durch eine solche Aenderung über das Vaterland herein brechen wurden. Zwar nicht gegen alle Aenderungen wolle ir sich erklart haben, doch wider solche in solchem Geiste. Des⸗ Alb schlug er die Errichtung einer Dairs-Kammer vor, und die BVeschraͤnkung des Repraͤsentations Nechtes auf ein Zõjahriges Alter (er selbst zahlt 5 Jahre). Die Grafen Froͤlich und Horn trugen einen andern Vorschlag vor, demjenigen gleich, den der Buͤrgerstand fuͤr seine Gesammt-⸗nsicht erklaͤrt hatte. Noch ei⸗

Hr. Dalman (Redacteur

am Dagligt Allehanda) trat jetzt mit einem Bande der Ritterhaus—

protokolle von 1815 auf, aus welchem er eine Rede eben desselben Frhrn. 8. Boye vorlas, der auf jenem Reichstage die Norwegische

i

.

Repraͤsentation gepriesen und geäußert hatte, daß eine National—

Repraͤsentation, die nicht auf Staͤnde und Corporationen ge—

gruͤndet sey, von der ganzen Nation eifrig gewuünscht werde.

Dieser Gegensatz erweckte große Heiterkeit in der Versammlung. Die Herren von Troil, Stuart, Lars Hjerta (Herausgeber des

Uöonblads), Graf Horn, gingen auf ausfuhrliche Kritiken des—

jenigen ein, was die Freiherren Boye, Klingsporr, Lagerhjelm ünd Herr von Hartmannsdorf zur Vertheidigung der jetzigen viertheiligen Repraͤsentation gesagt hatten.

Dieses vermochte je⸗

doch nicht, den Freiherrn Boye niederzuschlagen, der in der

lung sehr vergnuͤgt stimmte. abend, und am Montage darauf wurde die Debatte fortge⸗ setzt, wo

nen Lieblings⸗Ideen gehoͤrenden Repraͤsentationsweise

Nachmittags- Sitzung desselben Tages mit verstaͤrkten Kräften Jedweden aufforderte, ihm die Ungleichheit zwischen seiner heu— nigen Rede und der von 1815 zu beweisen, was die Versamm— Dies geschah an einem Sonn—

denn der sonst liberale Professor Cederschoͤld eine lange weitlaͤufige Vertheidigung der gegenwaͤrtigen, zu sei—

begann

und mit einer wahren Ruͤhrung schloß, die einzelne Beifalls-Zu—

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rufungen erzeugte. Mit ihm vereinigten sich die Herren Rojsen—

des, uͤberall uͤber die Frage von einem allgemeinen Wahlrechte zu votiren.

blad, Klingsporr, Boye, Cederstroͤm. Herr Dalman sprach fuͤr das allgemeine Wahlrecht, schlug aber vor, die Wahlbarkeit auf gewisse Handthierungen oder Erwerbszweige einzuschränken, wo von er doch hernach insofern abging, daß er nicht auf Abstim— mung daruͤber drang. Die Herren L. Hjerta, Graf Horn und Freiherr Kantzow zogen hingegen stark gegen Professor Ceder— schoͤld zu Felde. Als es nun zur Abstimmung kommen sollte, protestirten die Herren von Harimannsdorf, Lagerhjelm, Ceder— schoͤld, Straͤle und Boye eifrig wider die Befugniß des Stan—

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6. . 2. 35 R 8 nannte sie eine fuͤr das Vaterland

Freiherr Boye

»döchst ungluͤckliche, und ungeachtet der Land-Marschall (Graf Jakob de la Gardie) mit vieler Klarheit entwickelte, weshalb sei— ner Einsicht nach die Abstimmung auch hleruͤber nicht gesetzwidriz sey, schlugen doch einige der genannten Mitglieder schließlich vor,

mung zu bringen. vie noch keiner auf diesem Reichstage gewesen.

daß der Land-Marschall es verweigern solle, die Frage zur Abstim— Der Auftritt war so stuͤrmisch und laͤrmend, Endlich kam

es doch zur Abstimmung, welche fuͤe diesen Tag bei dem Kan—

Forschen Antrage, der, wie gemeldet, verworfen wurde, stehen blieb. Am folgenden Tage verwarf dann der Adelsstand mit

44 gegen 23 Stimmen den Vorschlag des Grafen Froͤhlich, der

dahin ging, daß durch Wahl jeder der vier Stände auf eine

gleiche Zahl beschränkt, und die Gewählten in Eine Kammer

vereinigt werden sollten, wo sie per capisa votiren und aus

ihrer Mitte eine gewisse Anzahl zu einem Oberhause waͤhlen

pllten; mit 109 gegen 24 den des Herrn Lefrén, der sich auf

zwei Kammern gruͤndete, zusammengesetzt aus den mehrsten seliellen Standes-Klassen, die sich im Lande finden; mit gegen Ll den des Herrn von Troil, der sich von dem

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cht auf Stand und fuͤr mehrere Reichstage zu wählen sey.

zvei Tage darauf wurde auch in demselben Stande das Aus— schußbedenken uͤber Errichtung von Landtagen oder Lehnstingen

Hrovin zial Ständen) verworfen. Ein sehr schwacher Nach— hall aller dieser Anträge ist es wohl nur zu nennen, daß nun

dieser Tage im Buͤrgerstande durch Herrn Petrsé vorgeschlagen worden, bie Regierung um die Inittative anzugehen, d. h. ( nur um die Niedersetzung eines Comité von 12 bis 16 Sach—

andigen von allen Meinungen zur Ausarbeitung eines Vor—

hlages uͤber die Repraͤsentation, zoelcher noch vor dem naͤchsten

eichstage zum Drucke befoͤrdert werde. Auch der Antrag

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uuf eine bestimmter ausgesprochene ministerielle Verantwortlich—

elt war am J. Oktober im Adelsstande mit 27 gegen 25 Stim—

men verworfen worden.“

nen Leib

e n nn k Kopenhagen, 20. Dez. Zum Commandeur der beritte—⸗ garde statt des verstorbenen Prinzen von Hessen-Phi—

ippsthas i 5 ; ; . l n ist der Oberst und General? Quartiermeister-Lieutenant hu . von Bardenfleth ernannt, so wie auch zum diensi— Juen den Chef des Koͤnigl. Land⸗Kadetten⸗Corps, weichem Posten

lassung

Regierungsfaͤcher,“

. er ter benz gleichfali fuͤr den abwesenden Landgrafen Karl Dessen vorstand. ö in Faͤdreland, welche die naͤchste Veran— zkhng zur Anklage wider Prof. David gegeben, sind haupt— Uchlich in No. 10. „Von ö. . ö ir m rr, gh und in No. 7: „Ueber das Petitionsrecht ach Ves zalst nde. K]öb enh avnspo sten bemerkt: „Wenn schaffenheit der Sache Antrag auf Bestrafung nach §. 2

1471 der Verordnung vom 27. September 1799 gemacht seyn sollte, also auf Landesverweisung, oder die spaͤter an deren Stelle ge— setzte Zuchthausstrafe, so wuͤrde dieser Preßfreiheits-⸗Prozeß von besonders ernstlicher Art werden. Woruͤber man sich sedoch je— denfalls freuen darf, das ist die Ueberzeugung, daß unsere Ge— setzgebung nicht dem Prinzip der buchstaͤblichen Auslegung folgt und daß unsere Gerichte bereits hinlaͤnglich beurkundet haben, baß sie in ihrer Function nichts anders als die Gerechtigkeit im Auge haben.“ Dem Vernehmen nach hat der Justizrath Spo— ron die rechtliche Vertheidigung fuͤr den Angeklagten uͤbernommen.

Nach der Kjöͤbenhavnspost beabsichtigen die hiesigen Abgeordneten, in gemeinschaftlichen Zusammenkuͤnften sich uͤber die Gegenstäͤnde zu berathen, welche bei der bevorstehenden Staͤnde— Ver sammlung vornehmlich in Betracht kommen durften und ein gleiches soll auch von den Seelaͤndischen Gutsbesitzern heschlos— sen seyn. Itzehoe, 20. Dez. Gestern war der Tag, an welchem der hochverehrte Statthalter der Herzogthuͤmer, Landgraf Karl, sein neuntes Decennium zuruͤckgelegt hat. Unter den theilnehmend— sten Wuͤnschen fuͤr sein Wohlseyn erklangen im hiesigen Kasino die gefuͤllten Glaͤser; die ruͤhrendste Feier aber fand im hiesigen Watsenhause statt, wo die Durchl. Tochter des Nestors der Fuͤrsten unseres Zeitalters, die hochwuͤrdige Aebtissin, Prinzessin Juliana, 24 der aͤltesten klöͤsterlichen Armen, Maͤnner und Frauen, unter wilchen auch eine gijaͤhrige Frau war, um sich her ver— sammelte, und in ihrer und vieler edlen Frauen Gegenwart mit einer herrlichen Mahlzeit erquickte.

Swe ut l Braunschweig, 25. Dez. Die hiesige Zeitung berich⸗

tet von der Weser: „Seit einigen Jahren schon mußten wir uns an den Anblick gewoͤhnen, daß unser Strom in geeigneter Jahres— zeit taglich Schiffe mit Deutschen Auswanderern uns zeigte, deren Ziel Nord-Amerika war, und die aus mehr oder minder wohl— habenden, kurz aus Menschen bestanden, welche die Ueberfahr— Kosten selbst noch bezahlen konnten. Am Ende des Monats Sk— tober hatten wir aber den Anblick, auf einem Schiffe an 500 Seelen nach dem von der Sklaverei befreieten Jamaica von hier abschiffen zu sehen, die nicht selbst die Unkosten der See— Ueberfahrt trugen. Eine amtliche Untersuchung ist eingeleitet, weil die Behoͤrden befuͤrchteten, daß unerlaubte Mittel die Aus— wanderer verleiteten. Wie man hoͤrt, giebt es hier noch eine Menge Menschen, die gleiche Wuͤnsche, uͤbersiedeln zu konnen, hegen, und werden wir daher wahrscheinlich im naͤchsten Fruͤh— jahre die Schiffe mit Menschenladungen wieder gefuͤllt sehen, wenn die Gesetze solches nicht verhindern, oder wenn nicht etwa unguͤnstige Nachrichten von den diesjährigen Auswanderern aus Jamaica die uͤbrige Bevoͤlkerung davon zuruͤckhalten.“

Munchen, 20. Dez. Die täglich sast sich wiederholenden großen Brande hoͤren nicht auf, das Publikum zu beschaͤftigen, und man erschoͤpft sich in Muthmaßungen daruͤber. Den Brand Assekuranzen wird das Jahr 1834 lange in Andenken bleiben, in boͤsem, aber auch in gutem, denn soviel ist wohl noch nie daran gedacht worden, zu assekuriren, als jetzt, und namentlich soll das Schätzlerische Comtoir, welches die General-Agentie der Muͤn⸗ chener und Achener Gesellschaft fuͤhrt, kaum vor Andrang fertig werden koͤnnen. Minder gut geht es den Franzoͤsischen Gesell— schasten, denn nicht allein, daß sie am meisten bezahlen mußten, werden die Maßregeln der Regierung gegen sie und andere fremde Gesellschaften immer strenger. So spricht man zum Beispiel davon, daß alle die jetzigen Schilde der aus— rartigen Assekuranzen im ganzen Koͤnigreich abgenommen wer— den sollen. In der That hat sich nun schon durch zwei Bei—

spiele gezeigt, was wir von auslaͤndischen Assekuranzen zu er—

warten haben. Fruͤher schon weigerte sich die „Gothaer Bank

faͤr Hagel Versicherung“, die sie betroffenen Schaͤden zu zahlen,

vorgebend, daß sie sich in unserm Lande dafuͤr nicht wieder er— holen könne, weil ihre Agenten ferner darin nicht geduldet wer— den, und jetzt macht es die „Gesellschaft zur Sonne“ nicht besser, indem sie anzeigen laßt, „daß, nachdem sie die Koͤnigl. Bayeri— sche Ermächtigung, fernerhin Versicherungen aufzunehmen, nicht

erhalten habe, sie sich gemaͤß dem Artikel 13 der Versicherungs—

Urkunde aufloͤse, und vom Tage an (9. Nov.) keine Schad- loshaltung mehr verguüͤte.“

Frankfurt a. M., 23. Dez. Nach Privatbriefen aus Rotterdam wuͤrde sich der Herzog v. Leuchtenberg an jenem See— platze einschiffen, um sich nach Portugal zu begeben. Ein zur Aufnahme und Ueberfahrt des hohen Reisenden bestimmtes K. Portügiesisches Fahrzeug wahrscheinlich ein Dampfboot oder eine Fregatte wurde daselbst erwartet; jedoch wußte man den Tag von dessen Ankunst noch nicht mit Gewißheit anzugeben.

Zu Mainz hat kuͤrzlich eine bedeutende Lederhandluüng ihre Zahlungen eingestellt, wobei auch hiesige Haäuser, vorgeblich zum Betrage von etwa ä0,0Oh0 Fl, mit betheiligt sind. Die Passiv— masse soll sich auf 260,000 Fl. belaufen; inzwischen ist den Kre—⸗ ditoren das Anerbieten gemacht worden, sich eine sofortige Baar— zahlung von 50 pCt. oder eine Fristzahlung von 60 pCt. gefal— len zu lassen, zu deren Bestreftung die Activmasse hinreichen soll. Bei dlesem Anlasse ereignete sich der sonderbare Fall, daß einem hiesigen Banquier ein von jenem Hause auf ihn ge— zogener Wechsel gerade in dem Augenblicke zur Accepte praͤsen— tirt ward, als die mit der juͤngsten Post angekommenen Briefe uͤberbracht wurden. Den Unfall nicht ahnend, acceptirte er den Wechsel, um die Nachricht davon unmittelbar darauf aus einem jener Briefe zu entnehmen.

Sch welz.

Die Zuͤrcher Zeitung bemerkt:; „Die in der Schweiz neu hervorgerufene politische Krisis geht raschen Schrittes ihrer Entwickelung entgegen; es ist eine unleugbare Thatsache, daß das diplomatische juste-milieu, welches in der Sprache der Ra— dikalen das Hirzel-⸗Bombellische System genannt wird, in Zuͤ— rich selbst, wo es seinen Ursprung und seinen Mittelpunkt hatte, durch die im großen Rathe in dieser Woche hervorgetretenen Er— scheinungen nicht bloß einen Schlag erlitten hat, wie man etwa meinen moͤchte, sondern wirklich und unwiderruflich vernichtet ist, und daß dieses verhaͤngnißvolle Ereigniß nothwendig auf die gesammte radikale Partei in der Schweiz einen solchen ermuthigenden Einfluß uͤben muß, daß der weitere Gang zunächst die Wuͤnsche der Leiter selbst uͤbertreffen duͤrfte. Fürs Erste ist demnach, um uns der radikalen Sprache zu be— dienen, die voroͤrtliche Note vom 24. Juni noch vom Vororte Zuͤrich selbst, ehe er das Direktorium verlaͤßt, zerrissen, und die Schmach des an der Schweiz verletzten Voͤlkerrechts glaͤnzend ausgewischt. Fuͤrs Zweite ist wohl nicht zu bezweifeln, daß demnaͤchst der urspruͤngliche Kasthofersche Antrag, durch das Ge— wicht aller drei Vororte verstaͤrkt, aufs neue erscheinen und Aus— sfuͤhrung erhalten werde. Die neuesten Wahlen in Bern sprechen

laut, daß auch dort der Radikalismus sich neu aufgerafft, und mit dem St. Gallischen und Zuͤrcherischen verstaͤndigt hat.“

Der bereits uͤber ein Jahr zwischen der Stadt Basel und der Landschaft gefuͤhrte Prozeß, dessen Kosten sich nahe an 60,000 Schweizer-Franken belaufen, naͤhert sich seinem Ende. Nachdem der Obmann, Herr Dr. Keller, das Zeughaus, den Kirchen- und Schul-Fonds, so wie das gesammte Staats-Ver— moͤgen nach der Kopfzahl getheilt, welche Ungefaͤhr im umgekehr— ten Verhaͤltniß zu den Beitraͤgen steht, nachdem er das Univer— sitaͤts Vermögen, ein unantastbares Corporations- und Stiftungs⸗ gut, um 300,900 Franken gebrandschatzt hatte, blieb noch der Streit uͤber die Staats-Waldungen zu schlichten uͤbrig, dere— Werth auf 2,800, 00 Franken geschaͤtzt worden war. Da hier zu fuͤrchten stand, es werde die Landschaft in Nachtheil kommen, weil sie natuͤrlich die in ihrem Gebiet liegenden Wal— dungen als baares Geld hätte annehmen muͤssen, so wurden die darauf zu Gunsten einzelner Ortschasten lastenden Seroituten zu 1 des Gesammtwerthes geschaͤtzt, so daß nur 337,000 Fr. als gemeinsames Staats-Vermögen nach dem beliebten Theilungs— fuß von 61 36 zu vertheilen blieben Endlich mußte Basel noch als Zins 330,000 Fr. zahlen, wahrend das Universitäts«— Vermögen, ein nach der Dotations-Urkunde der Stadt angehöͤ— riges Corporations-Gut, jederzeit nach seinem Zwecke verwendet worden war.

Ein Schreiben aus der noͤrdlichen Schweiz in der Munch⸗ ner politischen Zeitung sagt: „Die am 15. Dez. von 6em Berner großen Rathe vorgenommene Zusammensetzung des vor— ortlichen Staatsrathes, d. h. der Behörde, welche die eidgensssi— schen Angelegenheiten unmittelbar leitet, ist von der Art, daß sie uͤber den Geist, nach welchem der neue Vorort handeln wird, nicht einen Schatten von Zweifel uͤbrig laßt, denn in ihr wurde Alles vereinigt, was der Kanton Bern, ja die ganze Schweiz an uͤbertrieben radikalen Notabilitaͤten und entschiedenen Freunden und Befoͤrderern revolutionnairer Grundsaͤtze besitzt; es sind die Herren Kasthofer, Jagagi, Schnell, Neuhaus, Blumenstein, Tscharner und Stapfer. Diese Namen sagen Alles, und lassen selbst den Kurzsichtigen einen hellen Blick in die naͤchste Zukunft der Schweiz werfen. Die von mehreren der genannten Männer im großen Rathe gefallenen Aeußerungen von Mäßigung sind nichts anderes, als eine Maske, mit der man die Schweiz und das Ausland zu täuschen sucht. Herr Schnell selbst, indem er den ungestuͤmen Antraͤgen Kasthofers entgegen trat, und bei diesem Anlaß den Maͤßigen spielte, sagte geradezu, daß derartige In— structionen fuͤr die vorsrtliche Behoͤrde deshalb gar nicht nöͤthig seyen, weil es sich ja von selbst verstehe, daß diese freiwillig Alles thun werde, was der echte Geist des Radikalismus fordere. Daß unter diesen Umstaͤnden alle um das Wohl und die Ruhe ihres Vaterlandes besorgten Schweizer mit bangen Erwartungen 3. herannahenden neuen Jahre entgegensehen, begreift sich n ht,

Ytalte n. Rom 13. Dez. (Allg. Ztg.) Briefe aus Madrid His

zum 22. Nov. machen eine traurige Schilderung von dem Zu— stande Spaniens. Von dem Saͤkular-Klerus wird versichert, er verhalte sich groͤßtentheils ganz ruhig und wolle den Ausgang des Kampfes abwarten, welches ihm auch von Rom aus zur Pflicht gemacht worden seyn soll; die Moͤnche halten es fast ohne Ausnahme mit Don Carlos. Der Marquis Los Lanos, welcher von der Koͤnigin-Regentin nach Italien geschickt ward, soll aus Neapel zur Antwort erhalten haben, man werde ihn zwar gern dort sehen, aber nicht unter einem diplomatischen Cha— rakter, sondern als Privat-Person. Er scheint hieruͤber neue Instructionen aus Madrid abwarten zu wollen. Reist er noch nach Neapel, so wuͤrden dort zwei Abgesandte aus Spanien, aber beide ohne offentlichen Charakter, zusammen treffen, denn der Marquis Toledo ist schon seit längerer Zeit von Don Car— los hingeschickt. Der Kardinal Spinola geht wieder nach Bo⸗ logna als Legat, nachdem man ihm das Versprechen gegeben, die freiwilligen Centurioni dort nicht einzufuüͤhren. Auch sollen die Bewohner von Bologna eine Bittschrift eingereicht haben, worin sie um die Wiedereinsetzung des Kardinals in seinen Pesten als Legat bitten und gegen die Einsetzung des Instituts der Centu— rioni protestiren.

Portugal.

Lissabon, 1. Dez. Hier ist ein Dekret in Betreff der Fremden erschienen, welches selbige in zwei Klassen theilt. In die erste derselben kommen die Grundbesitzer, Professoren der Medizin und Chirurgie, Kaufleute, die im Großen Handel trei— ben, Ober-Buchhalter, Eigenthuͤmer von Fabriken, die in Thaͤ— tigkeit sind, und Alle, die zu gleichen und ahnlichen Kategorieen gehoͤren, doch unter der ausdruͤcklichen Bedingung, daß sie sich uͤber acht Jahre in der Hauptstadt befunden haben muͤssen. Diese erhalten Erlaubniß⸗Scheine, um auf unbestimmte Zeit in derselben zu bleiben, und koͤnnen vermittelst dieser Scheine Paͤsse zum Aufenthalte auch im Innern des Landes erhalten. Falls sie sich aber verdächtig machen, gehen sie zur zweiten Klasse uͤber, welche alle Personen von einer oben nicht benannten Art in sich begreift und den Bestimmungen der Reglements vom 65. Maͤrz 1810 und 25. Mai 1825 unterworfen ist.

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In einem Schreiben aus Calcutta vom 2. Aug. heißt es: „Die Augen von ganz Indien sind gegen den Westen gerichtet, wo in diesem Augenblicke Ereignisse vorfallen, welche von der allerhoͤchsten Wichtigkeit sind, und die zum Ungluͤck fuͤr Indien in der Zeit eines Interregnums eintreten. Denn Lord W. Ben⸗ tink ist krank in den Gebirgen von Madras, und wird genoͤthigt seyn, sich einzuschiffen, ehe er nur die Angelegenheiten von My— sore, die im kläglichsten Zustande sind, geordnet haben kann. Gott weiß, welchen General-Gouverneur man uns schicken wird; wenn man ihn nach Partei⸗Ruͤcksichten, und nicht mit aus— schließlicher Ruͤcksicht auf Indien, wahlt, so kann ein un— ermeßliches Uebel daraus entstehen. Denn hier, wo es Hochverrath ist, an der Unfehlbarkeit eines General— Gouverneurs zu zweifeln, ist eine unfaͤhige Administration unend— lich schaͤdlicher, ais in Staaten, wo eine freie Presse existirt. Die große Wichtigkeit, welche die Angelegenheiten unserer West— graͤnze erreicht haben, macht es uͤberaus nothwendig, daß ein Mann, der diese Verhaͤltnisse kennt, gewaͤhlt werde, und in In— dien ist nur Eine Stimme daruͤber, daß die Umstaͤnde die Er— nennung von Elphinstone verlangen; aber was sind die Wuͤnsche von Indien dem Englischen Ministerium? Es gehet seit gestern in den Basars das Geruͤcht, daß Mohammed Chan, der Re— gent von Cabul, todt sey; man kennt keine näheren Umstaͤnde, und das Faktum selbst beruht auf einem Geruͤcht; allein poli— tische Neuigkeiten verbreiten sich hier mit einer unbegreiflichen

Schnelligkeit unter den Eingebornen, die oft weit besser und

schneller unterrichtet sind, als das Gouvernement. Die Schlacht