1835 / 54 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 23 Feb 1835 18:00:01 GMT) scan diff

rethen, in Eagland eines unter Vorsttz des Herrn Warburton, das Herrn Spring Rice begäͤnstigte, in Irland das andere, von QLConnell zusammenberufen, welches fuͤr Herrn Tennvson wirkte. Da nun keines der Comitéis den von ihln beguͤnstigten Kandi— daten aufgeben wollte, soll O'Connell den Vorschlag gemacht haben, beide fahren zu lassen und sich zur Unterstuͤtzung des Herrn Abercromby zu vereinigen.

Gestern Abend gaben die reformistischen Wähler der Tower

Hamlets ihren Repraͤsentanten, dem Doktor Lushington und Herrn William Clay, in der London Tavern ein Diner, um ih— ren Sieg uͤber die Tories bei den letzten Wahlen zu feiern. Der Vorsitzer zeigte der Gesellschaft an, daß die Lords Durham, J. Russeül w und Brougham auch eingeladen seyen, sich aber ent— schuldigt hätten. Lord Brougham hatte folgenden Brief ge— schrieben:

Mein Herr! Ich fuͤble mich durch die von Ihnen und Ihren Kollegen erhaltene gůtige Einladung sehr geehrt, und es wurde mir zum groͤßten Vergnuͤgen gereicht haben, sie anzunehmen und mit Ihnen einen Sieg zu feiern, uͤber den ich mich, sowohl aus bͤffent⸗ lichen als Privat-Ruͤcksichten, von ganzem Herzen freue. Aber ich bedaure, daß ich durch Geschaͤfte, die sich nach einer so langen Ab⸗— wesenheit nicht aufschieben lassen, verhindert bin. Seyen Sie ver⸗ sichert, daß das alberne Geschrei, welches von einer zu veraͤchtlichen Srite her, als daß es Beachtung verdiente, gegen mich erhoben worden ist, weil ich wahrend meiner Amtsfuͤhrung Versammlungen meiner Landsleute beiwohnte, bei dieser Gelegenhelt durchaus keinen Einfluß auf, mich ausgeübt hat. Ich kenne keinen Grund, wes— halb ein Minister es fuͤr zu niedrig halten sollte, einer Versamm— lung seiner Mitbuͤrger beizuwohnen. Selkbst die Tories, meine Vor— gäͤnger, haben dies gethan, und was mich betrifft, der ich stets mit tem Volke gelebt und mit ihm gegen die Gewalt gekämpft habe, so wurde es eben so unmoglich seyn, mich ploͤtzlich r fn Umgang zu entziehen, als es unmbglich ist, daß ich jemals die Freundschaft desselben vergessen oder seine Interessen vernachlaͤssigen sollte.

Broug ham.“ Man hat es auffallend gesunden, daß O'Connell sich, ob— gleich er fruher haufig erklart hatte, von dem Koͤnige niemals

ein Amt annehmen zu wollen, jetzt in einer Rede, die er in ei⸗

ner Versammlung der Tory-Association gehalten, dahin geaͤußert hat, er werde bei einer abermaligen Ministertal-Veraͤnderung in Sinne der Reformer kein Bedenken tragen, einen Sitz im Kabinette, wenn er ihm angeboten werden sollte, anzunehmen. Der Behauptung des Albion zufolge, ist der Einfluß O'Con— nells indeß merklich im Abnehmen; wenn seine Wahl fuͤr un— aultig erklart werden sollte, muͤrde er in Dublin keine Aussicht zur Wiedererwaäͤhlung haben. Er soll fuͤr diesen Fall die Absicht

haben, sich in der Grafschaft Louih, wo ein Parlaments-Sitz

erledigt ist, zu melden.

Herr O'Connell wird mit seinen Soͤhnen, Morgan und John O'Connell, heute in London erwartet. Vorgestern kamen 13 Irländische Parlaments-Mitglieder von Dublin in Liver— pool an.

Am 13. Februar starb in einem Alter von 63 Jahren Henry Hunt, das sruͤhere Parlaments-Mitglied fuͤr Preston. Er hatte vor drei Wochen einen Anfall von Schlagfluß, der ihn der Sprache beraubte Durch schnelle Huͤlfe wurden zwar die ersten beunrthigenden Symptome gehoben, und seine Freunde hofften bei seiner kräftigen Natur auf seine voͤllige Genesung, obgleich die Aerzte zweifelten, daß die Lähmung der linken Seite sich je— mals verlieren werde. Wahrend der schweren Krankheit, die ihn hierauf befiel, hatte er den Gebrauch aller seiner Geistes— kräfte und war gefaßt und heiter bis zu seinem Tode. Hunt war mäßig und gelassen, stand früh auf und fuhrte eine regel— mäßige Lebensweise. Die langen Nächte, welche er im Unter— hause zubrachte, und die Hitze, welcher er beständig daselbst aus—⸗ gesetzt war, wirften nachtheilig auf seine Gesundheit. In einer (Hitzung, spät in der Nacht, klagte er uͤber UGnwohlseyn, und seine Freunde bemerkten, daß seine Gesichtszuͤge sich verandert hätten. Gleich darauf empfand er in dem einen Schenkel eine geringe Lähmung, die offenbar ein Vorbote der Krankheit war, welche spaäͤter seinem Leben ein Ende machte. Er war ein nuͤch— riger Jager, ein ausgezeichneter Schuͤtze und ein geschickter Ang— ler. Er hinterläßt wei Sohne, Thomas und Henry.

Der Albion meldet unter seinen Korrespondenz-Nachrich— ten, daß an der Pariser Böoͤrse auf das bestimmtest« behaupiet werde, es seyen dem Herzug von Palmella Instructionen zuge— sandt worden (von wem, wird nicht gesagit), welche es ihm zur Pflicht machten, die Anerkennung der Anleihe Dom Miguel's durch die Cortes zu bewirken, als eine Maßregel, welche zur Konsolidirung des Thrones der Donna Maria unumgaͤnglich nothwendig sey. Die Boͤrsen⸗Spekulanten, von denen wahrschein⸗ lich diese Nacricht ausgeht, fuͤgen hinzu, Palmella habe bereits e ne große Anzahl jener Obligationen aufkaufen sassen.

Die durch widrige Winde so lange aufgehaltene Expedition nach dem Euphrat ist endlich am 10ten d. M. abgesegelt. Ein Theil der Expedition soll zu Scanderun landen.

Ein Schreiben aus Hobart Town auf Van Diemens— Land vom 26. Sept. 1834 enthält Nachstehendes: „Die weib— lichen Emigranten sind am 13. August nach einer Fahrt von 104 Tagen hier angekommen. Saͤmmtliche Passagiere waren gesund und froh. Außer einem Kinde starb Niemand auf der Reise. Am Ende der ersten Woche nach ihrer Ankunft hatten schon 150 ein Unterkommen gefunden, und jetzt sind alle versorgt. Der Lohn beträgt im Durchschnitt 12 Pfd. jährlich. Zwei sind bei dein hiesigen Theater engagirt und erhalten jahrlich 75 Pfund; eine ist mit einem Gehalte von 40 Pfund Haushaͤlterin bei der Gemahlin des Gouverneurs Arthur; andere sind mit 30 Pfund jährlich bei Schulen u. s. w. angestellt, so daß sie keine Ursache haben, ihre Auswanderung zu beklagen; auch finde ich, daß Alle mit ihrem Schicksale sehr zufrieden sind. Auch die Kolonisten sind sehr ersreut uͤber dies Auswanderungs⸗System.“

Nieder lande.

Aus dem Haag, 17. Febr. Wie man vernimmt, ist das See Departement ermächtigt worden, gegen März das Trans—⸗ portschiff „Prins Willem Frederik Hendrik“, befehligt vom Lieu— tenant van der Hart, und in Helvoetsluis liegend, mit den Be— duͤrfnissen fuͤr die Kriegsschiffe in Westindten versehen, nach Surinam und Curacao abzuschicken. An die Stelle des auf sein Ersuchen von dem Befehl der Koͤnigl. Seemacht in O stin— dien ehrenvoll entlassenen Contre, Admiral Bolken ist bekannt lich der von Antwerpen her so beruͤhmte Capitain Koopman ernannt.

Die nach Köoͤnigl. Beschlusse fuͤr dieses Jahr auszuhebenden Milizen, 863 Mann, werden als eine verhaͤltnißmaͤßig sehr kleine Verstaͤrkung unserer Streitkräfte betrachtet.

Das vor einigen Tagen erschienene Jaarboekje voor het Koningryk der Nederlanden over 1835“ bringt folgende statisti= sche Nonzen: Am 1. Jan. 1835 betrug die Seelenzahl Hollands 2,8 l, 332; davon kommen auf die verschiedenen Provinzen: Nord⸗ Brabant 352,661; Gelderland 318,962; Nord⸗Holland 420, 955; Sud Holland 88, 341; Zeeland 138, 6/5; Utrecht 132, 115; Vries⸗

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land 215,447: Over⸗-Yssel 183,703; Gisningen 163,972 und Drenthe 56,26t. Im Jahre 1833 wurden geboren S7, 116 Kin— der, namlich 444619 männlichen und 42,497 weiblichen Geschlechts. Die gesammte Bevoͤlkerung Hollands hat 1833 um 19.378 See— len zugenommen. .

Die Javasche Courant meldet nunmehr ebenfalls aus Batavia vom 190. Oͤkt.: „Nach mehrtägiger sehr warmen und druckenden Witterung wurde heute fruͤh um 5) Uhr hier durch⸗ gaͤngig ein ungewöhnlich schweres Erdbeben verspuüͤrt, das von ziemlich langer Dauer und von einem starken unterirdischen Ge— raͤusche begleitet ward. Die Einwohner, welche hier noch nie ein so starkes Erdbeben erfahren hatten, verließen aus Schrek— ken eilends ihre Häuser. Mehrere Wohnungen und steinerne Gebäude, worunter der Palast in Weltevreden, das Stadthaus und ein Landes⸗Packhaus sind mehr oder weniger beschaäͤdigt. Bis jetzt weiß man nicht, daß jemand Verletzung erlitten.“ Pri— vat-Briefe sind ausführlicher und sprechen auch von Beschaäͤdi—⸗ gungen an dem Palast in Buitenzorg, der Freimaurer⸗-Loge u. s. w.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 13 Febr Am Namenstage Ihrer Maj. der Koͤnigin und Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen gab der Nor— wegische Staats, Minister, Freiherr Lowenskiöld, einen glaͤnzen⸗ den Ball, dem der Kronprinz, welcher die Norwegische Uniform trug und den Ball mit der Schwiegertochter des Ministers er— oͤffnete, beigewohnt hat.

Durch eine neuerdings erlassene Verordnung des Kommerz Kollegtums ist die bisher angeordnet gewesene Quarantaine fuͤr alle aus den Haͤfen Ostfrieslands, Oldenburgs, Englands und New-⸗Yorks kommenden Schiffe nunmehr wieder aufgehoben; dagegen sind einige Franzoͤsische, fast alle Spanische, so wie die Marokkanischen Häfen und der von Philadelphia als von der Cholera angesteckt etklaͤrt worden.

Das Silberbergwerk von Kongsberg in Norwegen hat im

Zahre 1834 eine Ausbeute von ungefahr 252,173 Schwedischer

Spezies-⸗Thaler geliefert.

Dänemark.

Kopenhagen, 14. Febr. Man liest im Soͤndagsblad: „Das Relief, Alexanders Einzug in Babylon vorstellend, wel— ches Thorwaldsen 1811 fuͤr den Quirinalschen Palast ausfuͤhrte, war die erste Arbeit dieser Art, wodurch der reine, antike Styl in geschmackooller Anordnung der Figuren und in der Behand— lung der neueren Plastik angeeignet wurde. Man war so all— gemein ergriffen von der seltenen und wunderbaren Schoͤnheit dieses Werkes, daß ein ausgezeichneter Deutscher Kuͤnstler, Frie— drich Overbeck, schon damals beschloß, gleich nach dessen Voll— endung Zeichnungen darnach auezufuͤhren. Dieses Overbecksche Werk wurde von zwei Italiaͤnern, Bertelini und Marchetti, in Kupfer gestochen. Inzwischen wuͤnschte Thorwaldsen spaͤter, daß ein Deutscher Kuͤnstler, Samuel Ameler, der sich durch vortreffliche Kupferstiche nach mehreren seiner Statuen einen beruͤhmten Namen erworben, eine neue Ausgabe des Alexander— zuges besorgen sollte, durch welche das plastische Verdienst seines Werkes mit mehr Treue wiedergegehen werden könnte. Dieses Geschaäft uͤbernahm Amsler um so lieber, da Thorwaldsen inzwi— schen von Hause eine Besteßung erhalten hatte, dieses Werk in Marmor für den großen Saal auf dem Schlosse Christiansburg auszufuͤhren, dessen Umfang es ihm nothwendig machte, die Ar— beit noch zu erweitern und mehrere Gruppen und Figuren hin⸗ uzufuͤgen. Die Overbeckschen Zeichnungen hat Amsler bei den älteren Theilen dieses Werkes benutzt, die neueren nach Zeich— nungen von tuͤchtigen Italiänischen Kuͤnstlern gestochen. Seine Behandlung des Werkes ist einfach, aber sorgfaͤltig und kraftvoll und er hat seine Aufmerksamkeit mit gleicher Strenge auf Form und Charakter der Gegenstände und auf die ausfuͤhrlichste Mo— dellirung der Einzelnheiten verwendet. Die ganze Arbeit, welche einen ruͤhmlichen Platz unter den besten in dieser Art einnimmt,

hesteht aus 22 Kupfertafeln mit erklaͤrendem Text in verschiede—

nen Sprachen.“

Dentschlen d.

Schwerin, 19. Febr. Se. Durchl. der Prinz Georg von Altenburg und Gemahlin sind am 16ten d. von Ludwigs— lust hier eingetroffen und auf dem Schlosse abgestiegen.

Dresden, 15 Febr. Die Koͤnigl. Gemälde-Gallerie er— fährt nun auch in dem äußeren Umfange ihrer Raume dieselbe Anordnung und Aufstellung, die sie seit zwei Jahren in ihren inneren Räumen, wo sich die Italiäͤnischen Schulen befinden, erhielt. Durch eingezogene Zwischenwände ist nun der Raum zur Aufstellung von vielen werthvollen, bis jetzt nicht aufstell— baren Gemälden gewonnen worden. Der milde Winter beguͤn— stigt die ununterbrochenen Tischler-,, Tapezirer- und Vergolder— Arbeiten so sehr, daß man hoffen darf, daß mit dem Mat, wo die Gallerie dem Publikum erdͤffnet zu werden pflegt, Alles vor— bereitet und in Stand gesetzt seyn wird; auch wird dann der neue, ganz umgearbeitete Katalog ausgegeben werden koͤnnen, welchen der Direktor der Gallerie, Prefessor Matthäi, jetzt drucken laßt. Unstreitig wird, wenn Alles vollendet ist, eine ausfuhrliche Anzeige daruͤber ins Publikum von ihm selbst ge— bracht werden. Die auf der entgegengesetzten Seite hinlaufende Gewehr Gallerie ist in den Rang eines Königl. Schau-⸗Kabinets eingetreten und hat unter Mitwirkung eines Kenners in diesem Fache eine solche Einrichtung erhalten, daß ein Katalog davon abgefaßt und Beschauenden kuͤnftig in die Hand gegeben werden kann. Die Jagdliebe der Saͤchsischen Regenten zeigt sich in den kostbarsten damascirten und Bild-AUrbeiten.

Munchen, 14. Febr. (Deutscher Courier.) Die Wiederherstellung der Benediktiner⸗-Kloͤster in Bapern mag im Auslande und besonders in den protestantischen Ländern man— chen Stoff zu krittelnden Bemerkungen und der falschen Ansicht Nahrung geben, als beabsichtige die Koͤnigl. Staats-Regierung mittelalterliche Institutionen wieder ins Leben zu rufen. Allein es ist vielleicht nicht genuͤglich bekannt, und muß daher wieder holt bemerkt werden, daß das am 5. Juli 1817 zu Rom ab— geschlossene Konkordat zwischen dem heiligen Stuhle und der Krone Bayern, welches am 24. Oktober 1817 von dem hoch— seligen Koͤnige Max Joseph ratifizirt wurde, ausdruͤcklich die Wiederherstellung einer Anzahl von Kloͤstern stipulirt, und es somit nicht in der Befugniß der Koͤnigl. Regierung liegt, sich vertragsmäßigen Verbindlichkeiten zu entziehen. Es ist viel— mehr eine ehrenwerthe Gewissenhaftigkeit der hoöͤchsten Staats— Behoͤrde, alle ihre Verpflichtungen sowohl die verfassungsmaͤ— ßigen gegen das Volk und die Staͤnde, als ihre Bundespflichten gegen das Gesammt-Vaterland und so auch ihre sonstigen Ver— bindlichkeiten, die auf Staats-Vertraͤgen beruhen geireu und redlich zu erfuͤllen, ohne irgend eine Neben-Ruͤcksicht. Da aber nun einmal Kloͤster errichtet werden muͤssen, so ist es offenbar zweck, und zeitgemäßer, nur gebildete Manner darin zuzulasse

und dieselben suͤr Unterricht und Erztehüng nuͤtzlich zu ma als sie mit Muͤßiggaͤngern zu bevölkern. Das Konkokdat ssh Verfassungs⸗ Urkunde (vom 25. Mai 1818 vorausgegang und liegt also außer der constitutionnellen eurtheilung, in ein Staats-Gesetz, das die Koͤnigl. Regierung vollzichen na wie jedes andere. Wurde die vollstaͤndige Ausfuͤhrung hig . nicht ins Leben gerufen, so giebt das kein Recht, noch . damit zu zoͤgern, sondern ist vielmehr eine moralische Verhn lichkeit, endlich Dem nachzukommen, was fruͤher zu erfüllen Umstaͤnde nicht gestatiet haben mogen.

Der Buchhändler Franz und der Koͤnigliche Baurath Nansou beabsichtigen hier die Herausgabe eines Blattes um dem Titel Studienfruͤchte, welches nur Aufsäße von Stun den enthalten soll. Abonnenten jenes Blattes, welches fuͤr ein halbes Jahr 1] 30 Kr. kostet. ̃

Oeffentliche Blätter enthalten folgenden At von der Isar: „Vor kurzem wurde in mehreren Zeitun der traurigen Erscheinung gedacht, daß im vergangenen 3 in Munchen mehr unehöliche als eheliche Geburten stash den haben, und dabei angedeutet, daß in dem sittenlosen Zusn dieser Hauptstadt ein wesentlicher Grund der uͤberhand nehn den Armuth zu suchen sey. Wenn nun auch die angegt Thatsache dadurch etwas gemildert wird, daß nach den ams chen Verzeichnissen in Muͤnchen im verwichenen Jahre i eheliche und (nur!) 1291 uneheliche Kinder geboren worhn sim so wird sich doch wahrscheinlich im gegenwartigen Imte 9 Ueberschuß der unehelichen Geburten ergeben, da das Dult niß seit Jahren im Steigen ist. Nach einer Angthi nn Bayerischen National-Zeitung belief sich in dem zu raume vom 1. Januar 1824 bis i, 31. Dezember 183 n Zahl der ehelichen Geburten zu Muͤnchen auf 14,831, um der unehelichen auf 12,219, ein Verhaͤltniß, welches in ken Hauptstadt Europa's zum Nachtheil der Sittlichkeit diese hij erreicht. Die Ursachen hiervon mit Gewißheit anzug mochte schwer seyn. Unleugbar ist, wenn es auch nicht zur 6 schuldigung gereicht, daß es auf dem Lande im suͤdlichen Ban nicht sehr viel besser ist; mit dem Unterschiede jedoch, daß in s unehelicher Geburten mehr Ehen geschlossen werden, als in Munch Die Menge von Dienenden und Arbettenden, welche sich fortwöhn vom Lande zur Hauptstadt drängt, kommt daher wohl eben n mit den festesten Grundsaͤtzen nach Muͤnchen, und ist dasl wo in allen Ständen so viele ehelos leben, der Verfuͤhn schutzlos preisgegeben. Die Genußsucht ist im Allgemelsnen stiegen; die unteren Staͤnde folgen dem verderblichen Bei der höheren; zum Heirathen braucht man eine schone Einm tung und viel Geld; auch ist die Ehe unaufiöͤslich, aber fuͤ eheliche Suͤnden hofft man im Beichtstuhle Vergebung. N kann es nicht ohne nachtheiligen Einfluß bleiben, daß geistlich Stand, der das Muster des sittlichen E fuͤr die uͤbrigen Staͤnde seyn soll, in Ehelosigkeit denn letztere wird darum von Vielen fuͤr etwas Ehren wen gehalten, ohne daß sie die Kraft zu einem wirklich reinen! enthaltsamen Leben haben. Es thut eine Abhuͤlfe dieser st chen Pest dringend Noth; allein das Mittel, an weschtt Bayerische National-Zeitung vor kurzem erinnerte, n nicht dazu fuͤhren. Die Kammer der Reichsraäͤthe . nun in der vorjährigen Stände-Versammlung darauf angettn man solle die Vaterschafts-Klage aufheben, nur die Muͤttt Polizei- und Arbeits-A nstalten angemessen bestrafen, fut Kinder aber sorgen. Die Kammer der Abgeordneten antwan darauf: „daß diese Anträge sich weder mit den Ruͤcksichten! Menschlichkeit noch den Grundsätzen des Rechtes und der e lichkeit vereinigen ließen; daß dadurch das schwache Geschlecht gestellt und nicht selten ein unichuldiges Maͤdchen zur Verzweiflun bracht werden wuͤrde.“ Wer sollte diese Antwort bei unht gener Erwägung nicht recht und wahr finden? Erkennt! nicht aus obigen Antraͤgen die Herren der Schöpfung, w den Mann ungestraft seinen Luͤsten froͤhnen lassen und dat! ihm versuͤhrte Weib auch noch bestraft wissen wollen? gebe einmal die Gesetzgebung uͤber diesen Gegenstand in Hände der Frauen, und man wird erleben, daß diese min j selben Rechte, weil sie dann die Gewalt hätten, nur die lt der unehelichen Kinder, nicht aber die Mutter werden hesnt wollen, welche ja ohnehin die Folgen des . Unyttlj nach den Gesetzen der Natur, hart genug zu buͤßen haben m uͤberdem meist in Noth und Elend gerathen. In einem hip haft christlichen Staate wuͤrde man zu einem gang andern im gen Mittel greifen, um dieses Uebel zu mindern. Man pin sedem fleischlichen Vergehen unverehelichter Personen di gt. lichen Zwang zur unauflöslichen Ehe und zu standesmaͤhst h terhaltüng der Geschwächten und ihrer Kinder folgen isu Waͤre aber ein Ehemann der Vater eines unehelichen Kin so mußte er dasselbe wenigstens oͤffentlich anerkennen und in der Mutter seinem Stande gemäß ernaͤhren lassen. Dit Fu vor den Bestimmungen eines solchen Gesetzes wuͤrde eben s wiß auf die Auffuͤhrung der jungen Maͤnner wirken, als n von der Wirkung der Furcht des schwaͤcheren Geschlechtes! harten Strafen eine Minderung des Uebels hofft. Die Hu sache dabei wäre nur, daß nicht etwa ein privilegirter Gert stand für hohe Personen in diesem Punkte einträte. Man! heirathe nur ein Paar Dutzend junger Leute aus hoheren el den mit den Opfern ihrer Verfuͤhrung aus den untersten Kl und man wird Wunder sehen von der Furcht vor dem Gest

Freiburg, 14. Febr. Bei der heute hier stattgehth Wahl ist der bisherige Abgeordnete Duttlinger mit Stim Einhelligkeit wieder zum Abgeordneten der zweiten Kammer Staͤnde⸗Versammlung erwaͤhlt worden.

Oesterreich.

Agram, 10. Febr. Wie wir aus Gallacz verncht

hat der jetzige Hospodar der Moldau, Fuͤrst Michael Stoun zer

auf Ansuchen des Galaczer Handelsstandes, die Bewilligum theilt, daß die Stadt Galacz zum Freihafen erhoben, und Mauthlinien außer deren Weichbilde verlegt werden.

muß jedoch nach dem Vorbilde anderer Europaͤischen Frei

und mit Bedachtnahme der aͤrztlichen Verhaͤltnisse, ein

ment ausgearbeitet und der Fuͤrstlichen Genehmigung unters werden. Ferner wird von dort her berichtet, daß im des letztverflossenen Sommers durch den in Galacg statht gewesenen Russischen Kommandanten drei Pontons, deren

ein Bataillon fassen kann, fuͤr den Dlenst bei Silistria, fu durch einen Joönischen Kaufmann, eine Brigantine von

Tonnen gebaut und vom Stapel gelassen wurden. Zwei nere Handelsfahrzeuge sind im Bau begriffen. Bet der anhaltenden Kalte, welche in der ersten Woche des Januars unter 0O war, ist die Donau noch immer zugefroren, unt Flußschifffahrt gaͤnzlich unterbrochen. In dem dortigen He

Die Einsender von Artikeln sind jugend

6 unter anderen kleineren Fahrzeugen die Sardinische Brigan— tine „Santa Casa di Loretto“ eingefroren.

Jetalien.

Nom, 7. Febr. Gestern, als am Jahrestage der Kroͤnung des Papstes, wurde in der Sixtinischen Kapelle ein feierlicher Hottesdienst gehalten, nach welchem Se. Heiligkeit in Ihren Gemaͤchern die Gluͤckwuͤnsche der hohen Geistlichkeit und der Beamten annahm. Dom Miguel war gegenwartig, und der papst unterhielt sich laͤngere Zeit mit ihm. Zur Feler des Ta— g wurden bedeutende Summen Geldes an die Armen ver— heilt. Die Illumination der Peters-Kirche, der oͤffentlichen Gebäude und der Paläste wurde durch schlechtes Wetter verhin— irt, welches gegen Mitternacht zum Orkan wurde; man will auch . in Florenz an demselben Tage) einige Erdstoße ver— irt haben. fing diplomatische Note, welche der Englische Gesandte in Flarenz, in Betreff Portugals, nach Rom gesendet hat, ist bis hrute noch nicht dem Kollegium der Kardinäle vorgelegt worden, woraus man schließen will, diese Mote werde von Paͤpstlicher Geite nicht als eine offizielle Mittheilung betrachtet, sondern man erwarte erst die Meinung der ubrigen Kabinette, bevor man sich arten werde. Indessen wurde dieser Tage ein geheimes Kon⸗ sstotium gehalten, dessen Gegenstand dem Publikum unbekannt hieh, was sonst selten der Fall ist.

Der Staats-Secretair, Kardinal Bernetti, ist wieder stark pon Podagra heimgesucht, und soll aus dieser Ursache seine Ent— stsung von diesem Posten begehrt haben, da er sich, sobald es seine Gesundheit erlaube, auf seine Guͤter bei Fermo zuruͤckzie—⸗ hin wolle. Der Papst soll dieselbe aber nicht angenommen, son⸗ bern in einem eigenhaͤndigen Schreiben ihm vorgestellt haben, tie nachtheilig sein Zuruͤcktreten fuͤr den Staat seyn wuͤrde.

Neapel, 6 Febr. Der diesjaͤhrige Karneval hat ein be— sonders lebendiges und fröhliches Ansehen. Die Gruppen in der Straße Toledo und noch mehr die Wagen haben sich besonders am letzten Sonntage und am gestrigen Donnerstage gedrängt. Auch Ihre Majestaͤten und die Mitglieder der Koͤnigl. Familie wurden auf dem Corso bemerkt. Gestern Abend fand der erste

große Maskenball im Theater San Carlo statt, der mit einem Russischen Nationaltanz eröffnet wurde, an welchem die ersten Tänzer des Königlichen Ballets Theil nahmen.

Spanien.

Madrid, 31. Jan. (Allg. Ztg.) Die Folgen der Sopl— daten, Empörung vom 18ten fangen an sich zu entwickeln. Be— kanntlich hat die Königin-Regentin ihr Wort verpfaͤndet, und die Minister haben es oͤffenllich vor den Repraͤfentanten der Nation ausgesprochen, jenes Vergehen sey mit dem Schleier der Vergessenheit bedeckt und die Theilnehmer sollten zu keiner Rechenschaft gezogen werden. Dieses Versprechen hat man auf folgende Weise zu loͤsen angefangen. Der Lieutenant Car—˖ deto, welcher die rebellischen Truppen in dem Posthause bsehligte, fand auf dem Marsche zur Nord Armee in Villaoolid die Ordre vor, sich nach Majorka zu bege— ben, um in ein Regiment einzutreten, welches nach den Phi— lhnnischen Inseln bestimmt ist. In Folge dieses Befehls sl Cirdero nach Frankreich entflohen seyn, und dadurch wäre dann die Regierung eines weitern Verfahrens gegen ihn uͤber⸗ beben. Lardero ist aus Malaga gebürtig, 35 Jahr alt, Unter⸗ Lieutenant seit ig Jahren, und wird als? ein kaltbluͤtiger, kennt⸗ nißreicher und unbescholtener Mann geschildert. Der General— Lapitain von Cadix, Don Cahyetano Valdes, ist sein Adoptiv— Vatet; vermuthlich um diesen uber das Schicksal seines Sohnes zu trösten, schickte die Koͤnigin an demselben Tage, an welchem der Befehl zur Abreise nach Majorka an Carderd abging, dem General Valdes die Ernennung zum General, Eapitain der Flotte. Mittlerweile ist ein Tagesbefehl Mina's vom 23sten angekommen, in welchem er seine äͤußerste Mißbilligung der Rebellion aus— pticht, und ausdruͤcklich erklart: „Zur Stunde werden die Ur, hher solcher Schaͤndlichkeiten, zur Genugthunng der öffentlichen Gutchtigkeit, bereits die verdiente Strafe erlitten haben.“ Zu— gei soll sowohl er als der General Carratala erklart haben, hes aufrührerische Regiment nicht unter die Truppen ihres immando's aufnehmen zu wollen. Eine aͤhnliche ͤffintliche Mißbillizung des Vorgefallenen hat der General ⸗Capitain von Dtlencia, Don Geronimo Valdes, unter dem 2lsten eingesandt. Der Ernennung des Letzteren zum Kriegs-Minister, welche die ssentlihe Stimme verlangt, soll sich die Königin,Regentin wi— derseht, und dem neuen General, Capitain von Castilken, Espe— kn, das Kriegs, Ministerium angeboten haben. Bei diesen In⸗ trznen scheind vorzuͤglich der General Eordova thaͤtig gewcfen ü sn; der Ausgang steht noch zu erwarten. Was 'die Kam— mar betrifft, so haben die Proceres sogleich in ihrer ersten lung am L6sten beschlossen, der Koͤnigin eine Adresse zu ichen, in welcher sie ihre äußerste Mißbilligung der Em— bötun und ihre feste Anhaͤnglichkeit an den Thron ausspre— . Dieser Schritt hat die Prokuradoren von ihrem Ent dl in jener Ängelegenheit nichts zu beschließen, zuruͤckge= . . In der Sitzung von vorgestern wurde von ihnen eine lt Adresse, in welcher die Mißbilligung des Vorgefallenen 1 das Anerbieten, die Sicherheit des Thrones und Aufrecht— ung der öffentlichen Ruhe zu unterstuͤtzen, ausgesprochen nd einstimmig beschlossen. Man stritt sich vorher lange, o ea. 1dresse eine Petition genannt werden koͤnne, da nur zu m solchen die Prokuradoren, dem Estatuto real gemäß, be— echtit sind. Da das Benehmen der Minister zwar laut in uefa mer pnicht aber ausdruͤcklich in der Adresse gemißbilligt un so betrachten jene den Beschluß als einen uͤber die Oppo— 4 netrungenen Sieg. Herr Martinez de la Rosa, Praͤstbent : Minister⸗ Raths und interimistischer Kriegs-Minister, ist r n heftigen Anstrengungen der vorigen Woche ernstlich n geworden (man spricht von einer Gehirn-Entzuͤndung); ne Minister versammein sich an seinem Beite. General Llau— ö 9 am 26sten wirklich von hier abgereist, nachdem er der nigin das Versprechen gegeben, nicht eher in Barcelona ein—

Von hiehen, als bis er die Karlistischen Banden in Catalonien ver—

9 haben wuͤrde. An dem Tage seiner Abreise erklärte der p guis de Moncayo (General Quesada) in der Kammer der fen, die Regierung handle äaußerst unvorsichtig, den Ober— ; J der wichtigsten Provinz Spaniens einem Manne zurück, geben, welcher wie ein Meteor in das Ministerium gefallen ö die Regierung wie die Kammern zu stuͤrzen entschlossen i Hier wurde der Marquis von dem Prässdenten. zur Ord⸗ 9 gerufen. Llaußer reiste mit einer Eskorte von 300 ihm ö . ergebenen Cataloniern ab; als ihm sogleich ein Courier ge schicet wurde, verbreitete sich das Gerücht, die Regierung . ln nach Madrid zuruͤckberufen; indessen erfuhr ich, daß . ihm nur befahl, die Halfte seiner Eckorte in Guadala—⸗ s zurüickzulassen, weil in her dortigen Gegend, eine kleine

derte, daß der Winter daran Schuld sey.

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Tagereise von hier, der Pfarrer Merino mit einer zahlreichen Bande, vielleicht um den General Llauber zu bewillkommnen, erschienen war. Uebrigens koͤnnen die Naͤherstehenden hier deutlich bemerken, daß die Englische Gesandtschaft uͤber den Sturz Llauders sehr erfreut ist. Graf Toreno, welcher fruͤher— hin im Einverständniß einer gewissen dem Franzoͤsischen Inter⸗ esse ergebenen Cotterie den Eintritt Llauders in das Ministe⸗ rium hetrieben haben soll, ist ein zu feiner Staatsmann, um nicht bald den gethanen Mißgriff gewahr zu werden er bot also seine Entlassung an, auf den Fall, daß Llauder nicht aus— treten wuͤrde. Dies entschied. Von Bedeutung scheint es auch, daß der unter Llauders Auspizien in Barcciona erscheinende „Vapor“, welcher bisher ganz ministeriell war, seit dem 19ten 9 Opposition uͤbergetreten ist, und namentlich den Grafen toreno heftig angresft. Da am gestrigen Tage die Infan⸗ tin Donna Maria Luisa, zweite Tochter der Köͤnigin⸗Regentin, ihr viertes Jahr antrat, so fand bei Hofe feierlicher Handkuß und Gala statt. Von dem diplomatischen Eorps erschienen die Franzoöͤsischen, Englischen, Nord⸗Amerikanischen und Portugiesi⸗ schen Gesandtschaften, so wie die Geschaͤftsträger von Daͤnemark, Sch weden und Belgien. Graf Rayneval wurde durch einen Anfall von Gicht zu Hause gehalten. Der Englische Gesandte,

Herr Villiers, stellte feinen Attaché, Herrn Otway (Sohn des

General⸗Lieutenants) vor. Ein gestern' früh eingetroffener Cou⸗ rier überbrachte dem Herrn Villiers Depeschen von seiner Re— gierung. Man erwartet hier mit Ungeduld die ersten Berichte des Generals Alava, welcher nun in London angekommen seyn muß; er hat von dem hiesigen Hofe die Vorschrift mitgenom— men, dem Britischen Ministerium den Wunsch zu erkennen zu geben, Herrn Villters auf seinem Gesandtschaftsposten bestaͤti⸗ gen zu wollen.

Turkei.

Am 27. Januar langte das Dampfboot „Kaiser Nikolaus“ von Konstantinopel in Odessa an; es war am 4ten d. von Odessa bei einem heftigen Nord⸗QOst⸗ Wind abgegangen, der bald zum Sturm wurde und es ziemlich aufhielt; dessenungeachtet kam es in 4 Stunden zu Konstantinopel an; zur Rückfahrt brauchte es 45 Stunden, weil ihm die Ausbefserung eines Schadens, den es durch das Zusammenstoßen mit einer Korvette erlitt, einige Zeit hinwegnahm. Es hatte 8 Passagiere und eine Menge Waaren an Bord. Der Capitain Cowh, der es kommandiri, hat unterweges nicht geringe Proben von Unerschrockenheit und Geschickllchkeit abgelegt. Die Nachrichten aus Konstantino— pel, welche dies Fahrzeug mitgebracht hat, reichen bis zum 24. Januar. Es hieñß, die Türkische Regierung Heal l ht hr, diejenigen Rajas, welche sich nicht lobenswerth aufflhren oder keine Beschäftigung haben, als Rekruten auszuheben. Die jetzigen Rekruten⸗Aushebungen betragen immer einen Mann auf 10 Einwohner. Nach großer Kälte, wie sie sich selbst Greise nicht erinnern koͤnnen, und vielem Schnee war in Konstantinopel wieder Fruͤhlings⸗Wetter eingetreten. In Folge der schlechten Witterung und des Ramasans waren die Lebens— mittel sehr im Preise gestiegen; das Fleisch kostete 3 Piaster die Oka, und ein Huhn wurde, wenn man es noch erhalten konnte, mit 5 Piaster bezahlt. Vor etwa einer Woche hatte der Sultan die Griechtsche Kirche in Augenschein genommen, die zu Balukli gebaut wird; er erkundigte sich bei den Geistlichen genau nach allen Einzelheiten, fragte, was jedes Bild bedeute, und wun— derte sich, daß der Bau noch nicht beendigt sey. Man erwie— J Als er darauf erfuhr, daß zur Einweihung dieser Kirche eine gottesdienstliche Feier stattfinden und daß der Patriarch dabei gegenwaͤrtig seyn wuͤrde, befahl er, daß man ihn, den Sultan, davon be— nachrichtigen solle, damit er dieser Feier beiwohnen koͤn⸗ ne. Der Ramasan, die Fastenzeit der Tuͤrken, zeichnet sich jetzt auch durch die Fortschritte aus, welche die Eivilifation bei ihnen gemacht hat. Sonst, als noch der wilde und fanati⸗ sche Des potie mus der Janitscharen auf dem Volk lastete, wagte man es in dieser Zeit kaum, in den engen Straßen von Kon— stantinopel der uͤblen Laune zu begegnen, welche ihnen die unzaͤh⸗ ligen durch den Islam auferlegten Entbehrungen verursachten; jetzt werden die Christen uͤberall hoͤflich aufgenommen, und selbst diejenigen, welche sich ehemals durch ihre Unverschaͤmtheit aus, zeichneien, gruͤßen sie jetzt freundlich und gehen ruhig ihren Weg weiter. Die Flotte wird wieder ausgeruͤstet; man glaubt, sie sey nach den Kuͤsten von Albanien besiimmt, und der Groß— Admiral Tahir Pascha werde sie kommandiren. Aus Alexandrien hatte man in Konstantinopel folgende Nach— richten; „Waͤhrend sich ein Dampfboot auf Befehl Meh⸗ med Alis nach Syrien begab, um Ibrahim Pascha abzuho⸗ len, kehrte dieser zu Lande nach Aegypten zuruͤck und zog mit großem Pomp in Kahira ein, wo das Volk: „Es lebe Ibrahim!“ schreien mußte. Mehmed Ali hatte schon mehrere Privat-Konfe— renzen mit seinem Sohne gehabt, und es schien, als sollte in Folge derselben eine minder tyrannische Regierung in Syrien eingeführt werden, um die Einwohner zur Rühe zu bringen und sie auf dem Wege der Guͤte in den Zustand zu versetzen, in welchem sich die ungluͤcklichen Aegypter befinden. Ibrahim Pa— scha sollte unverzuͤglich nach Syrien zurückkehren. Mehmed Ali hat eine große Quantitat Gerste an verschiedene Kaufleute in Alexandrien verkauft, die damit mehrere Schiffe nach der Levante, und besonders nach Konstantinopel befrachteten, in der Hoffnung, diese Waare, so wie im vorigen Jahre, dort zu hohen Preisen nach den Haͤfen des Schwarzen Meeres ab— setzen u koͤnnen, weil sie wußten, daß die letzte Aerndte daselbst ebenfalls mißrathen war. Die fuͤr diese Gerste geloͤsten Sum— men sollen in Konstantinopel an den Agenten des Pascha's ge— ahlt werden, um damit den Tribut zu decken, den Mehmed

li dem Sultan zu entrichten hat. Es sind mehrere Pestfaͤlle zu Alexandrien vorgekommen, und alle Personen, die sich nicht fluͤchten konnten, haben sich mit Vorsichts-Maßtegeln umgeben und in ihre Haͤuser eingeschlossen. Uebrigens hat * diese Pest, die von Konstantinopel eingeschleppt worden, im Ganzen nur wenig Opfer hinweggerafft.“

Inland.

Berlin, 22. Febr. Man meldet aus Ober-Schlesien unterm 17ten d. M.: „Vorgestern wurde Ihre Durchlaucht die verwittwete Frau Landgraͤfin von Hessen⸗Rotenburg von einem entzundlichen Gallenfieber, welches heute einen recht bedenklichen nervöͤsen Charakter angenommen hat, ergriffen; jedoch glaubt man zuversichtlich, daß es der sorgsamen , Behandlung, die der Frau Fuͤrstin durch einen der bewaͤhrtesten Aerzte Hes⸗ sens zu Theil wird, gelingen werde, die mit der Krankheit ver— bundene Lebensgefahr, ohne Nachtheil fuͤr den sonstigen koͤrper— lichen Zustand der Patientin, zu beseitigen.“

Im Laufe des vorigen Jahres hat sich in Posen ein Verein gebildet, der sich die allmaͤlige Werschönerung der Stadt

solche anzuschaffen

und ihrer naͤchsten Umgebungen zum Ziel seines Wirkens gesetzt hat, und dessen Mitglied jeder Einwohner von Posen und der Umgegend werden kann, der sich zu einem regelmäßigen Beitrage von wenigstens 19 Sgr. monatlich verbindlich macht. Der Ver⸗ ein zahlt bereits 333 Mitglieder, deren Beitrage eine jährliche Einnahme von etwa 1700 Rthlr. gewähren, und wodurch der⸗ selbe in den Stand gesetzt worden, schon sehr augenfaͤllige Be⸗ weise seines Wirkens zu geben. Zu ihnen gehören mehrere, zum Zweck der vorzunehmenden Pflanzungen angelegte Baum—

schulen, und eine Anlage auf dem Kanonen Platze, wodurch die⸗

sem ein hoöͤchst freundliches Ansehen verschafft worden ist. In der Stadt Schwerin (ebenfalls im Regierungs-Bezirk Posen) ist unter den Glaubens- Genossen beider Confessionen ein gemein⸗ schaftlicher Verein zu Stande gekommen, der milde Beitrage ein⸗ sammelt, um davon verwaisten Kindern, die wegen Mangels an den nöthigen Kleidungsstuͤcken die Schule nicht besuchen koͤnnen,

Berichtigung. In Nr. 49 der St. 3., Art. Ber⸗ lin Zeile 2, lese man ssatt „Schlatius“. Schlutius.

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A uswüärti ge Börsen. Amsterdam, 17. Februar.

Niederl. wirkl. Schuld 56 EJ. S3 do. 1013. Ausęg. Schuld kunn- Bill. Bt 5. AI 3 Amoct. S6 Ee. 3 3 81J. Russ. . Oesterr. . Preustz. räm. Scheine —. do AS Aul. —. Spau. 58 Abr 33 27.

Aut werpenu, 16. Februar.

35 27. Guebhard . Zinal. 155 London, 17. Februar.

z3 925. Spun. 28. Cortes 58. Holl. 253 565. 58 103.

Engl. Russ. 110. Columh. 38]. Mex. 423. Belg. 102.

Shan. 53 46. kelg. M9. ont. Port. 92. Bras. S533. Wien, 17. Fehrnar. 58 Met. 10133. AS 953. Bank- Actien 1318. 1834 3883.

Neues Anleihe *,

Königliche Schau spiele.

Montag, 23. Febr. Im Schauspielhause: Die Braut von Messing, Trauerspiel in 4 Abth., von Schiller. (Madame Crelinger: Isabella. Dlle. Bertha Stich: Beatrice, als Gastrollc. Hr. Grua: Don Cesar.)

Zu dieser Vorstellung bleiben die bereits gelösten, mit Mon— tag bezeichneten Schauspielhaus-Billets guͤltig; auch werden die dazu noch zu verkaufenden Billets zum Parterre à2 15 Sgr. und zum Amphitheater à 7. Sgr. ebenfalls mit Montag bezeich⸗ net seyn.

Dienstag, 24. Febr. Im Schauspielhause: Lustspiel in 1 Akt, nach dem Franz., von L. Angely.

Der Roman, Hierauf

Die Einfalt vom Lande, Lustspiel in 4 Abth. (mit Benutzung

eines Englischen Stuͤckesh, vom Dr. C. Toͤpfer. Königstädtisches Theater.

Montag, 23. Febr. Johannes Guttenberg, historisches Ori⸗ ginal⸗Schauspiel in 3 Abth., von Ch. Birch-Pfeiffer. Erste Ab⸗ theilung, in J Akt: Guttenberg zu Straßburg. Zweite Abthei⸗ lung, in 3 Akten: Guttenberg zu Mainz. Dritte Abtheilung, in 1 Akt: Guttenberg am Wanderstab. (Mad. Birch⸗-Pfeiffer: Bertha, als Gastrolle.)

Dienstag, 24. Febr. Zum erstenmale wiederholt: Das Au⸗ tomaten ⸗Kabinet, großes Tanz⸗Divertissement in 1 Abth., aus⸗ gefuͤhrt von der Ballet Taͤnzer⸗Gesellschaft des Hrn. Cassel. Vor⸗ her: Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten, Posse in 5 Akten, von L. Angely.

Donnerstag, 26. Febr. Zum erstenmale: Fausta, Oper in 2 Akten, nach dem Italiaͤnischen. Musik von Donizetti.

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Neueste Nachrichten.

Paris, 16. Febr. Der Herzog von Orleans wird in ei⸗ ö. Tagen nach Bruͤssel abreisen, wo er eine Woche verwei⸗ en wird.

In der heutigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer protestirte, unmittelbar nach der Annahme des Protokolls, Herr Sauveur-Lachapelle gegen das Beiragen der ministeriellen Deputirten in der vorigen Sitzung. (S. oben den Art. Paris vom 18ten. „Kaum“, aͤußerte er, „hatte der Namens⸗Aufruf begonnen, als die Centra in Masse den Saal verließen. aber gerade derjenige Theil der Versammlung, der von sich be— hauptet, daß er das Schicksal Frankreichs in Haͤnden habe, sich in demselben Augenblicke entfernt, wo eine Abstimmung vor sich gehen soll, so ist dies ein sehr schlechtes Zeichen, und jede Be— rathung erscheint fortan als uüͤberfiuͤssig.“ Diese Bemerkung er⸗— regte gewaltiges Murren unter den ministeriellen Depertirten. Die Herren Fulchiron und Kératry verlangten gleichzeitig das

Wort. Der Erstere meinte, daß, wenn der vorige Redner auch für dere

vorliegenden speziellen Fall Recht habe, er seine Bemerkungen doch nicht auf das ganze Centrum hätte ausdehnen sollen. Diese Debatte hatte sonst keine weiteren Folgen, und man schritt alsbald zu einer zweiten Abstimmung uͤber die Proposition des Herrn Martin in Bezug auf das Tabacks-Monopol. Die Versamm— lung war diesmal sehr zahlreich, denn der Namens-Aufruf er— gab 381 anwesende Deputirte, woraus sich ergiebt, daß die Centra alle ihre Kraͤfte aufgebuten hatten. Nichtsdestoweniger fiel die Abstimmung zu ihrem Nachtheile aus, denn der Antrag des Herrn Martin ober vielmehr der erste Paragraph desselben wurde mit 241 gegen 110 Stimmen angenommen. Derselbe lautet wortlich also: Es soll sofort mittelst Kugel-Wahl von der Deputirten- Kammer eine aus 9 Mitgliedern be— stehende Untersuchungs-Kommission ernannt werden, die den Auftrag hat, alle Thatsachen und Dokumente in Betreff des Baues, der Fabrication und des Verkaufs des Tabacks in ihren Beziehungen zu den Interessen des Schatzes, des Ackerbaus und des Handels zu sammeln.“ Durch die Annahme dieses S. mit einer Majorität von 101 Stimmen hat also die Kammer ihr Recht behauptet, Unter suchungs⸗Kommissionen uͤber Gegenstaͤnde, bei denen sie es fuͤr nuͤtzlich hält, zu ernennen, und schon am folgenden Tage soll demgemäß zur Ernennung der betreffenden Kommission geschritten, und so der Triumph uͤber die Centra vollendet werden. Einen minder starken Widerspruch fanden die beiden letzten S5. der Proposition, wonach jene Kommission, noch vor dem Schlusse der Session, der Kammer ihren Bericht ab— statten, falls aber die Untersuchung bis dahin noch nicht beendigt wäre, zu Anfang der nächsten Session eine neue Kommission mit der Beendigung derselben beauftragt werden soll. Auf die Frage des Hrn. Vatout, ob solche Deputirte, die bereits Mit— glieder . rn Kommissionen sind, auch noch Mitglieder der Ta— backs-Kommission seyn konnten, bemerkten mehrere Anwesende, daß dies dem Reglement zuwider laufen wuͤrde. Herr Dupin vertheidigte aber auch hier wieder die Rechte der Kammer, denn

Wenn.

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