1835 / 61 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 02 Mar 1835 18:00:01 GMT) scan diff

Über sich alle die Mitglieder, welche vorgestern fuͤr den Sprecher stimmten, einigen duͤrften. Wenn man nicht die gan— en Geschäfte der Session auf die Fabrication von Sprechern ehr kann, so muͤssen sich gleich im ersten Monat wohl „zwanzig Todeswunden“ in dieser Majoritaͤt zeigen. Sie muß in unzählige Stuͤcke zersplittern und als die einzige feste, geschlos⸗ sene und ausgebreitete Partei im Hause die Konservativen zu⸗ ruͤcklassen, die von dem Sprecher nicht repraͤsentirt werden und kein angemessenes Organ ihrer Gesinnungen auf dem Sprecher⸗ Stuhl haben. Aber der eigentliche Grund und das wirkliche Band dieser momentanen Verbruͤderung, vermittelst welcher Sir C. M. Sutton verworfen worden, ist das Bestreben, das Mi⸗ nisterium zu stuͤrzen. Und was dann? Was wollen die radika⸗ len Whigs machen, wenn der König nach einem von ihnen sen— det, um die Verwaltung 6 rekonstituiren? Gesetzt, er sendet nach Lord Melbourne, wird Lord Melbourne mit einem Irlaͤndischen Nepealer oder mit einem Vertheidiger jaͤhrlicher Parlamente in einem und demselben Kabinet sitzen wollen? Wird Lord Spen— cer, wenn er auch duldsamer gegen solches Pack ist, mit demsel⸗ ben aus Einer Krippe speisen wollen? Der O'Lonnellsche Theil der Sprecher⸗fabrizirenden Majoritaͤt, die Englischen Destrukti⸗ ven mit eingerechnet, uͤberwiegt im jetzigen Parlamente die alte Whig⸗Partei. Wuͤrde also die letztere ihre Gebieter von Dow⸗— ning⸗ Street auszuschließen im Stande seyn? Wenn nicht, so haben wir sogleich ein destruttives Ministerium. Und was soll dann werden? Wenn die Whigs die Absicht haben, die Destruktiwen von der Theilnahme an der Verwaltung auszuschließen, und es ihnen gelingt, die Ministerial⸗Stellen mit Personen ihrer eigenen Coterie zu be— setzen und jeden Anderen zu entfernen, wie viel laͤnger, als eine einzige Woche, wuͤrde eine solche Verwaltung sich halten koͤn⸗ nen? Ihre ganze Armee wuͤrde kaum aus 1560 Stimmen be— stehen, mit einer entschiedenen und erbitterten Ultra⸗Radikal⸗Op—⸗ position von ungefaͤhr 170 Stimmen auf der einen, und einer konservatien von etwas mehr als 300 auf der anderen Seite. Wir stellen es also der Nation anheim, diese ganze Frage genau zu prüfen, den folgerichtigen Schluß aus jenen politischen Praͤ⸗ missen zu ziehen und zuzusehen, ob es nicht unvermeidlich ist, dat, wenn Sir R. Peel''s Verwaltung gesturzt wird, entweder eine aus Whigs und Destruktiven gemischte Verwaltung gebildet werden muß, die zum großeren Theil aus Destruktiven bestehen und mit deren baldigem Sturz auch die Monarchie selbst zu Grunde gehen muͤßte, oder aus einer seynsollenden reinen Whig— Verwaltung, die wie ein Kartenhaus vom ersten Hauch der Opposition umgeweht werden wuͤrde.“

Der bekannte Herr Jeremie ist aus Mauritius wieder hier angekommen; er hatte am 17ten d. eine Unterredung mit dem

Grafen von Aberdeen.

Nieder lande.

Aus dem Haag, 24. Febr. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien hat gestern Vormittag zum erstenmale wie— der öffentlich Audienz ertheilt. Viele angesehene Personen beeil⸗ ten sich, bei dieser Gelegenheit dem Prinzen ihre Gluͤckwuͤnsche zu seiner Wiederherstellung abzustatten.

Die Nachricht von der Ernennung des Capitain Koopman zum Contre⸗-Admiral (Schout⸗by⸗nacht) wird jetzt von Hol⸗ landischen Blaͤttern als voreilig erklart.

Selg ien.

Bruͤssel, 23. Febr. Der Herzog von Orleans wird heut wieder hier erwartet.

In der Senats⸗Sitzung vom 19ten d. warf Herr Vander⸗ straeren die Frage auf, ob die Regierung 1. nicht ihre 5proe. Obsigatsonen, nachdem sie das Par erreicht haͤtten, auf 4 pCt. reduziren wollte? Der Finanz ⸗Minister antwortete, daß fuͤr jetzt der Zeitpunkt noch nicht gekommen seyn duͤrfte, eine so schwie⸗ rige Frage zu erledigen.

Das Haus Roihschild hat, wie hiesige Blätter berich⸗ ten, fuͤr 2 Mill. Fr. 5pCtige Tresorscheine, die in einem Jahre zahlbar sind, uͤbernommen. Herr James von Rothschild ist gestern nach Paris zuruͤckgekehrt.

Dänemark.

Kopenhagen, 21. Febr. SHamb. Korr.) Bei der tie— sen Ruhe, deren die Daäͤnische Monarchie seit so vielen Jahren in ihrem Innern ungestort genossen, bei der allgemeinen Aner⸗ kennung, welche den vaͤterlichen Gesinnungen ihres Beherrschers widerfahren, und der Dankbarkeit, mit welcher die im vorigen Jahre ertheilten Institutionen von der Nation aufgenommen worden, hat man sich nicht wenig verwundern duͤrfen, die hie— sige Presfe einen Ton annehmen zu sehen, der jenen von der Masse der en,, empfundenen Gesinnungen nicht immer entsprach, und dessen Scharfe allerdings, dem Wohlwollen und der Humanitaͤt gegenuͤber, welche den Wuͤnschen der Regierten stets zuvorzukommen gestrebt haben, verletzend erscheinen mochte. Inzwischen ist von oben herab bisher Nichts 2 um diesem Treiben, welches vielleicht nur durch den Reiz der Neu⸗ heit hie und da Eindruck gemacht, Einhalt zu thun, zwei Falle ausgenommen, bei denen man sich veranlaßt gesehen, an den Ausspruch der Gerichte zu provociren. Es haben sich mitt⸗ lerwetle Geruͤchte verbreitet, über deren Begruͤndung sich freilich noch nichts Bestimmtes ausmitteln laßt daß es namlich aller⸗ dings im Werke sey, dem Umfuge der Presse durch eine verän⸗ derte Gesetzgebung oder durch Einfuhrung der Censur zu steuern; wenigstens wurde versichert, daß eine aus dret der geachtetsten Staalsmännern bestehende Commission zu diesem Behufe nieder⸗ gesetzt sey. Dieses Geruͤcht, welches hier ziemlich allgemein be⸗ sprochen wurde, soll nun auch den Deputrten der Hauptstadt, die bereits seit der Mitte v. M. provisorische Zusammenkuͤnfte zu halten pflegten, um ihre Aasichten auszutauschen und sich äber National⸗Angelegenheiten zu verständigen, zu mehreren au⸗ ßerordentlichen Versammlungen Anlaß gegeben haben. Ueber die Nesultate dieser Berathungen, die ubrigens in keiner Weise einen öffentlichen Charakter haben können, da die Staͤnde⸗Versamm— lang noch nicht zusaminengetreten, geschweige denn konstituirt ist, theilt man sich verschiedenartige Angaben mit. Einige be⸗ haupten, die Kopenhagener Abgeordneten, denen sich spaͤter auch pie Steilverireter und andere Mitglieder der Roeskilder Staͤnde⸗ Verfammlung angeschlossen, haͤtten die Absicht geäußert, fuͤr den elwanlgen Fall der Einführung der Censur, ihrer Mission zu entsagen, indem sie sich darauf berufen, daß die Preß-Angele— genheiten in der Verordnung v. J. in Betreff der Provinzial⸗ Stände zu deren Wirkungskreise gerechnet worden; allein jeden⸗ falls ist nichts Definitives bes hl fer worden, indem, wie von einigen richtig bemerkt wurde, immer nur erst Geruͤchte vorlaͤgen, die man nicht als Basis einer Resolution aufstellen koͤnne, wenn man auch wirkliche Besorgnisse fuͤr die Preßfreiheit hegen duͤrfte. Als einziges Resultat dieser Versammlungen ist daher bis jetzt wohl nur der Uimstand anzusehen, daß saͤmmtliche Abgeordneten und

244 Stellvertreter eine bereits fruͤher abgefaßte Bittschrift an den Koͤnig unterzeichneten, die seit dem 17ten d. auch in der Stadt in Umlauf gebracht wurde. Als Verfasser derselben wird Prof. Clausen genannt, welcher auch unter dem 18ten d., im Verein mit den Prof. Hoyen, Schouw und Sibbern, dem Justizrath Hoegh-⸗Guldberg, den Commandeur-Capitains Luͤtken und Seidelin, dem Etatsrath Hvidt und den Grossirern Meinert und Suhr, in der Kjdbenhavns-Post zur Stiftung eines Vereins gegen den Mißbrauch der Presse aufgefordert hat, um dadurch etwanigen Zwangs-Maßregeln vorzubeugen. Jene Bitt— schrift, die uͤbrigens in geziemlichen Ausdruͤcken abgefaßt ist, spricht das Gesuch aus, daß das bisherige Maß der Preßfrei⸗ heit ungeschmaͤlert erhalten werden, und daher die Einfuhrung

der Censur oder die Vorlage eines darauf bezuglichen Gesetzes

unterbleiben moͤge. Dieses Dokument, welches bis gestern etwa 600 Unterschriften erhalten haben foll, worunter hiesige Profes⸗ soren, Advokaten, Assessoren des Hoͤchsten-Gerichts, viele Kauf⸗— leute ꝛc,, und welchem ahnliche aus Roeskilde und Helsingoͤr heute gefolgt sind, ist, dem Vernehmen nach, bereits gestern an Se. Majestät eingesandt worden. Ueber die Aufnahme, die sel⸗ bigen zu Theil geworden, wuͤrde es voreilig seyn, eine Meinung zu äußern, so wie auch der Anklang, den jenes Gesuch in der Bevölkerung gefunden, sehr uͤbertrleben geschildert seyn mag: jedenfalls versieht sich die Nation in Ruhe und mit dem innig— sten Vertrauen zu den wohlwollenden Gesinnungen ihres allge— liebten Königs.

Dentschland.

Schwerin, 27. Febr. Nach dem diesjährigen Staats—⸗ Kalender belaͤuft sich die Volksmenge von Mecklenburg-Schwerin auf 463,362 Seelen (worunter 3110 Juden), also der Zuwachs im verflossenen Jahre nur auf 2883; es kommen nun auf jede unserer 228 geographischen Quadrat-Meilen 2032 Seeren, also 12 mehr, als im vorigen Jahre.

Kassel, 18. Februar. (Allg. Ztg.) Die mehrfachen Ver— wickelungen, die der Streit um die Hessen⸗Rotenburgische Erb— schaft besorgen laßt, beschäftigen in diesem Augenblick die oͤffent⸗ liche Aufmerksamkeit. Als streitende Theile erscheinen das regie⸗ rende Haus, welches sich als alleinigen Erben betrachtet, und die Landstände. Fur einen Staat wie Kurhessen ist es allerdings von Wichtigkeit, ob ein zugefallenes jährliches Einkommen von 60, 000 Rthlrn. so hoch schaͤtzt man die Revenuͤen von den Domainen der Landgrafschaft Rotenburg in Zukunft zur Vermehrung der Einnahme der Staatskasse dienen sollen, wo— durch zugleich ein Mittel gegeben ware, das vorhandene Deficit im Ausgabe⸗Budget zu decken, oder ob dasselbe bloß zur Ver⸗ groͤßerung des schon so ansehnlichen Fideikommiß-⸗Vermoͤgens des Kurhauses zu gereichen bestimmt werde. Selbst aber wenn die⸗ ser Rechsstreit zu Gunsten des Fuͤrstenhauses entschieden ware, entstaͤnde wieder die Frage, ob Se. K. H. der Kurfuͤrst, als zei— tiger und lebenslänglicher Inhaber und Nutznießer des Fidei⸗ kommiß⸗Hausvermoͤgens, oder Se. H. der Kurprinz, als derma— liger Staatsregent, nach Vertraͤgen mit dessen Durchl. Vater auf den Genuß der von diesem an ihn abgetretenen, auf ein jährliches Ein⸗ kommen von 392,009 Rthlrn. sich belaufenden Civilliste, wiewohl unter Stipulation von mancherlei Abzuͤgen, beschraͤnkt und gewis⸗ sermaßen abgefunden, die am meisten rechtlichen Anspruͤche auf die Rotenburgische Hinterlassenschaft zu machen habe. Weiter stellen sich als streitende Parteien der das Kur⸗Hessische regierende Haus und die durch das Testament des Landgrafen von Hessen— Rotenburg als dessen Allodial⸗Erben erklaͤrten beiden Soͤhne Vik— tor und Klodwig des Fursten von Hohenlohe-FSchillingsfuͤrst. Nach den Worten der bestehenden alten Haus-Vertraͤge sollen im Falle des Aussterbens der Seitenlinie die dieser angehörigen Schloͤsser mit ihrer ganzen Ausruͤstung an die Hauptlinie wie— der zuruͤckfallen; es fragt sich aber, welche Gegenstaͤnde als zu der Ausruͤstung der landgraͤflichen Schloͤsser zu rechnen seyen. So sah man hier z. B. den hinterlassenen Marstall des Land⸗ grafen als zur Ausruͤstung von dessen Schlosse zu Rotenburg gehörend an, und machte nicht nur Anspruch auf die landgraͤf— lichen Pferde in Rotenburg, sondern auch auf die aus dem Mar— stall zu Rotenburg nach Ratibor in Schlesien mitgenommenen. Der vom verstorbenen Landgrafen bestellte Testaments-Exekutor, Gerichts⸗Direktor Duddenhausen aus Hoͤrter, schlug die Anord—⸗ nung von Schiedsrichtern zur Entscheidung dieser und ahnlicher Streitfragen und deren guͤtlicher Beilegung vor; dieser Vor— schlag wurde aber hiesiger Seits abgelehnt. Die vielen bei die—⸗ ser Sache sich darbietenden Fragen werden zu ihrer Zeit die Federn der Publizisten noch gewaltig in Bewegung setzen, und man wird sie nach dem positiven Staatsrechte, dem Hessischen Familien⸗Rechte, selbst nach dem vormaligen Deutschen Reichs—⸗ staats⸗Rechte haarscharf untersuchen. Einstweilen wird der moͤg⸗ licherweise eintretende Fall der Erscheinung eines Posthumus ab⸗ gewartet, nachdem die verwittwete Landgraͤfin, vier Wochen nach dem Tode ihres Gemahls, von Schlesien aus die Anzeige ge— macht, daß sie glaube, in gesegneten Leibes-Uwmstaͤnden sich zu befinden, und späͤter die Nachricht in Rotenburg eingelaufen ist, daß die Landgräͤfin im kommenden Monate August ihrer Nieder— kunft entgegensehe. Die Kur⸗Hessischen Landstaͤnde werden durch die Betrachtung dieses eventuellen Falles, ungeachtet das Finanz⸗ Ministerium bei seiner mitgetheilten Erklarung denselben nicht unberuͤhrt gelassen hat, nicht davon abgehalten, schon jetzt keinen Schritt unversucht zu lassen, um die betraͤchtlichen Domainen des Hauses Rotenburg dem Staate zu vindiziren; aber man sieht nicht, wie der Streit am Ende geschlichtet werden soll, denn die vorhandenen gesetzlichen Bestimmungen uͤber Rechts— streite zwischen dem Landes Fuͤrsten und den Landstaͤnden zeigen sich als hier ungenuͤgend.

Munchen, 22. Febr. Se. Majestaͤt haben den bisher mit der Koͤnigl. Gesandtschaft am K. Wuͤrttembergischen Hofe verei— nigten Gesandtschaftsposten in Karlsruhe von derselben zu tren⸗ nen, und diesen letztern Posten mit einem eigenen Geschaͤftstraͤ⸗ ger in der Person Allerhoͤchstihres ehemaligen Geschaͤftsträgers am Koͤnigl. Griechischen Hofe, Legationsraths und Kollegial— Direktors Karl v. Gasser, besetzt.

Hr. Baron v. Roihschild, der eine sehr bedeutende Summe (außer den schon fruͤher gezeichneten 3 Millionen Gulden), die auch von den uͤbrigen Actionairs genehmigt, neuerdings submit— tirt haben soll, wird, nachdem er den Armen verschiedener Con⸗ fessionen ansehnliche Unterstuͤtzungen hatte zukommen lassen, die⸗ ser Tage Muͤnchen verlassen.

Stuttgart, 24. Febr. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben Ihren Geschaͤftsträger am Koͤniglich Preußischen Hofe, Lega— tionsrath von Linden, zum Kammerherrn ernannt.

Frankfurt a. M., 24. Febr. Nach dem so eben im Druck erschienenen neunten Bericht uͤber den Bestand und Fortgang des hier bestehenden „Vereins zur Befoͤrderung der Handwerke unter den israelitischen Glaubensgenossen“ im Jahr 1833 1834 ist die Zahl der vom Vereine unterstuͤtzten Individuen in diesem Jahre von 321 auf 354 angewachsen. Von diesen sind 170 aus

dem Großherzogthum, 58 aus dem Kurfuͤrstenthum Hessen, 2 aus Hessen⸗Höomburg, ß aus dem Herzogthum Nassau, 11 aus dem Königreich Bayern und 40 aus hiesiger Stadt gebuͤrtig Nach gehörig vollendeter Lehrzeit wurden im Laufe dieses Jah res eine Anzahl von 31 Lehrlingen ausgeschrieben.

Oesterre ich.

Wien, 21. Februar. (Schles. Ztg. Der Landtag in Siebenbuͤrgen ist nun foͤrmlich aufgelöst und Se. Kaiserl. Ha heit der Erzherzog Ferdinand zum einstwerligen Civil- und litair⸗Gouverneur dieser Provinz mit sehr ausgedehnten Voll machten ernannt worden.

Gestern gab Se. Durchlaucht der Staatskanzler Fuͤrst von

Metternich dem nach London bestimmten großherrlichen Gesanz=

ten, Nuri Efendi, ein Diner, zu welchem neben dem hiesigen Tuͤrkischen Gesandten Herrn von Maurojeni und der Suite de Ersteren, auch der Kaiserl⸗Russische Botschafter, der Konig Großbritanische und der Koͤnigl. Preußische Geschäftsträger am hiesigen Hofe, eingeladen waren. Heute wird Nuri Efendi de Ehre haben, Sr. Majestaͤt dem Kaiser und der Kaiserl. Famss vorgestellt zu werden.

Aus Bitoglia melden die neuesten Briefe das Ableben des Rumely Wallessy Kawanosoglu. Der Verstorbene wird si ner stets bewiesenen Harte wegen wenig betrauert. Von dn Albanesischen Angelegenheiten melden diese Briefe nichts. Eh

Sendung alter Tuͤrkischer Muͤnzen, welche ins Ausland wanden sollten, wurde in Bitoglia aufgefangen und den Eigenthuͤmem da die Ausfuhr des alten Tuͤrkischen Geldes verboten ist, mu gegen 30 pCt. Strafe, in neuen Muͤnzsorten zuruͤckgestellt. Di ser Vorfall bietet nur in sofern einiges Interesse, als er nebn und Poliges⸗

anderen einen Beleg liefert, daß das neue Mauth⸗ System sich auch in der Tuͤrkei verfeinert.

Wien, 24. Febr. In Bezug auf den (bereits mehrfach von uns erwaͤhnten) Artikel des Journal de Paris zur Wider gung der von der Allg. Ztg. gemachten Mittheilungen hinsich lich der uͤber die Schweiz zwischen dem Franzoͤsischen Kabinn und dem Grafen v. Apponh gepflogenen Verhandlungen, bemerh der Oest. Beobachter in seinem heutigen Blatte: „Wir the len vollkommen die vom Journal de Paris aufgestellte Behaup tung, daß die in der Allgemeinen Zeitung befindliche Mittheilum uͤber die vom Franzoͤsischen Kabinet beschlossene Verfahrungt— weise in Betreff der Schweizerischen Verhaältnisse ungenau sth Ein Kabinet kann schwerlich je den Entschluß fassen, kein In, teresse mehr an den Angelegenheiten und den Schicksalen eln Nachbarlandes nehmen zu wollen. Das Aufgeben aller Thu nahme steht jedem Privatmanne zwar unbedenklich frei; das N teresse einer Regierung wird ihr aber haufig durch Umstaͤnde 7 boten, die von ihrem Willen eben so unabhaͤngig sind, als vun ihrer Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit den Ereignissen. Aus diesen Gruͤnden glauben wir nicht, daß die Franzoͤsische Rr gierung eine Drohung völliger Theilnahmlofigkeit fuͤr nen gewissen Fall auch nur ausgesprochen haben konnte, well die Erfuͤllung derselben eben so außer ihrer Macht, als eine shl— che Drohung selbst außerhalb des Gebrauches in der Diplomall ie,. 64 öh. 9 z

ie heutige iener Zeitung publizirt in Lateinischer und Deutscher Sprache das nachstehende Koͤnigl. Reskript 1 Aufloͤsung des Siebenbuͤrgischen Landtages:

„Franz der Erste zc. 1. Wohlgeborne, Ehrwuͤrdige, Cöh⸗ 1c. 31. Seit dem Antritte Unserer Regierung waren Wir jmmer darauf bedacht, die altherkommliche Verfassung Unseres Großfuͤrsten⸗ thums Siebenbuͤrgen, wie Wir selbe von Unseren Vorfahren über—⸗ nommen, unversehrt den Nachkommen zu uͤberliefern. Wenn sihh nun Einiges ereignet, woraus sich ergeben koͤnnte, daß auch h festesten menschlichen Versaͤtze, wie Alles, Zujaͤllen unterworfen sinh, haben Wir bei Unserem aufrichtigen Streben, die Verfassung zu er halten, Uns nichts so sehr angelegen seyn lassen, als daß dasselh, auf die Art, welche die Heiligkeit der Gesetze erheischt, auf M rechte Bahn zuruͤckgefuͤhrt werde. Die uͤberaus ernsten Verhält nisse, mit denen Wir und die Unserem Seepter gehorchenden Vll ker anhaltend zu ringen hatten, sind Uns bdesonders deshah druckend gewesen, weil . in der neuesten Zeit und inmitten h Friedens, mehrere Hindernisse eintraten, welche die Verwirklichun Ünsers festen Vorhabens verzögerten, uͤber die Angelegenheiten, welch vor den Landtag gehoren, mit den getreuen Staͤnden unseres 9 fuͤrstenthums Siebenbürgen, und der demselben wieder einverleibt̃ Landestheile zu verhandeln, und sie zu diesem Ende zusammenzubt rufen. So gesinnt, konnten Wir, obschon die gegenwartigen Zet Verhaͤltnisse von jenen der Vergangenheit wenig oder gar nicht vu schieden sind, dennoch nicht laͤnger anstehen, durch die Einberufun dieses Landtages einen unbestreitbaren und einleuchtenden Beweis s

ehen, wie ünser Wille fest und bestaͤndig dahin gerichtet sey, n

unicipal⸗Rechte, Gesetze und bestaͤtigten Gewohnheiten ünsenn Großfuͤrstenthums Siebenbuͤrgen und der demselben wieder einpth⸗ leibten Theile unverletzt aufrecht zu erhalten. Dies ist au von den Jurisdictionen und Unserem gesammten treuen Voll mit gebuͤhrender Dankbarkeit anerkannt worden, welchen Ihr 4h weder durch e ng, Ergebenheit, noch bereitwilligen Elfer em sprochen habt. Schon am Beginne des Landtages hat sich Mu⸗

ches ereignet, was sich weder mit der althergebrachten Verhand lune

weise, noch mit den Anforderungen der Umsicht, Besonnen heit i e, . vereinen ließ Dürch lange Erfahrung mit der u und Beschaffenheit landstaͤndischer Berathungen vertraut, glauhhh Wir jedoch von Eurer, an Uns, die Gesetze, die altherksmmlit Sitte geäußerten Anhaͤnglichkeit, in der Folge Besseres erwarten s durfen, da Ihr in Euren ersten Verhandlungen die unterlassene h haltung der Landtage und die eben deshalb unterbliebenen Wahln zu den Kardinal⸗ und diplomatischen Aemtern, als die Quelle Eh rer Klagen bezeichnet hattet. Nachdem Wir nun den Landtag be reits ausgeschrieben, und Euch auf diese Weise auch zur haldigtk Erreichung des anderen Wunsches, der Wahlen naͤmlich zu den Kan dinal⸗ und diplomatischen Aemtern, den Wir ohnehin im ersten Punhh Unserer Koͤnigl. Propositionen aufgenommen hatten, Gelegenheh darboten, mußten Wir Uns als nothwendsge Folge versprechen, da die Landtags-Verhandlungen alsobald gehörigen Fortgang nehmth wuͤrden. In dieser Hoffnung, der Wir uns gerne hingaben, han Uns nicht wenig bestaͤrkt, daß Ihr auch inmitten der Rlufwallungch jener ersten Verhandlungen, selbst anerkannt und allwaͤrts kund . geben habt, die Heiligkeit der Gesetze erfordere, daß Unsere Kbnsg

ropositionen , ,, verhandelt wuͤrden, daß ohne Unsmh

,, ,. kein Landtags⸗Beschluß irgend einer Art Gesetzeskta erlangen könne, endlich, daß Ihr, wiewohl erst nach langerer Ibge⸗ rung, zur Wahl des Staͤnde⸗Praͤsidenten, so wie der Protonotgike zu schritten seyd, und diese Unserer Konig! Bestaͤtigung vorgelegt habt.. Diese Bestätigung haben Wir ohne Verzug gnaͤdiast ertheilt; denn

ß war uns wohl bekannt, daß nicht nur vermöge des sten Ärtl i kels vom Jahre 1791, sondern . die auf dem Landtage in den z

eben erwaßnten Jahre versammelten Stande dieses ünseres Gros fuͤrffenthums Ssebenbürgen, und der wieder einverlelbten Thel mittelst ihrer gehorsamsten Repraͤsentation vom 18. Januar mit au druͤcklichen Worten erklaͤrten) sogar auch nach der uralten gesehll chen Institution, um den Landtag zu bilden, wesentlich erforde

werde, daß sowohl der Staͤnde⸗Praͤsident als auch die Protonotahts s gesetz maͤßig bestellt sejen, so zwar, daß im Sinne der Gesetze, na K

mentlich des einzigen Artikels des 12ten Titels Pars III. der Appro batal⸗Eonstitutionen, nicht minder der Novellar⸗Artikel 9 vom 3 17M, und7 vom Jahre 1751, ohne jene Individuen weder ein Diaͤtal⸗

zla verfaßt, noch die Artlkular-Sanetlon erlangt werben kant. rell. 6 der posttiven Grundgesetze, und nach dem rilaut des oben erwahnten 11ten Artikels vom Jahre 1791 der

i aus dem hn g Gubernium, der Koͤnigl. Tafel, den ober⸗

Beamten der Comltate, Distrikte und Szekser⸗Stuühle, aus den

stzalisten, und aus den Deputirten der Ungarischen Comitate und

itt, der Szekler⸗Stuͤhle, der Saͤchsischen Stuͤhle und Distrikte,

gt minder der Königl. Freistaͤdte und der unter dem Namen der l-Srteé vorkommenden Maͤrkte, als der Repraͤsentanten der 1 der drei Nationen des ganzen Großfuͤrstenthums bestebt, die ruft der Landtags-Traktate aber von dem gesetzlichen Zusammen⸗ und der Mitwirkung aller Jener abhängig ist, welche nach Gefetz berufen sind, den Landtags-Koͤrper bilden, haben Wir mene ben Reskript vom 18. Juli 18314, mit welchem Rir Euch ' vige Betätigung des von Euch geinätztten Ständz Fragen. n ünd der gleichfalls gewahlten Protonotaire kund gaben, Euch uleich ermahnet, daß ohne Verzug von Euch zur Wahl der uͤbri⸗ J erledigten Kardinal= und diplomatischen Aemter im Sinne des⸗ ben 11ten Artikels vom Jahre 1791 geschritten werde, damit sichergestalt die weitere Verhandlung Unserer Königlichen Propo⸗ tonen und jene der anderen Landtags-Gegenstaͤnde in gesetzlicher hie aufgenommen werden konnen; üm so mehr, da Ihr selbst ge⸗ gt, daß der Landtag elnes wesentlichen Bestandtheiles, wie das Baetland der, durch die Wahl der Staͤnde und die Königl. Bestä⸗ lung zu bestellen den, d e zle, ur u nere beigefuͤgt habt, daß nür die gesetzlich, und mithin im des mehrerwähnten 11ten Artikels vom Jahr 1791 zusam⸗ Repraͤsentanten der Nation Unseres vollen Vertrauens huͤrdig scyen. Haͤttet Ihr auf die Heiligkeit der Gesetze, das Her⸗ ommin, und selbst Eure vorerwähnten eigenen Erklaͤrungen pflicht⸗ gemäß Kücksicht genommen, so wurdet Ihr mit dersel ben Beflissen⸗ gat, mit der Ihr in Eurer Repraͤsentation vom 19 Juli 1834 Löt erkannt habt, daß vor Allem zur Wahl des zur ge⸗ chlichen Organisatien des Landtages vorzugsweise und wesent⸗ sh nothwendigen Staͤnde⸗-Praͤsidenten und der Protonotaire schtltten werden müsse, Eich beeilt haben. den Praͤsiden. n sowohl, als die Protonotaire nach den herkömmlichen Formeln ö beesden, und um den Landtag auch in seinen uͤbrigen. Bestand⸗ hellen zu ergänzen, wuͤrdet Ihr dann die Wahl der ubrigen Kar⸗ hcl- und diplomatischen Aemter ohne Zeitverlust vorgengmmen hben, und dies zwar um so mehr, als die Funetlon des einstweil gen Fraͤsidenten ausdrücklich nur guf den Zeitpunkt der in gesetzli⸗ ihr Heife erfolgten Wahl und Bestaͤtigung des ordentlichen Staͤn de⸗ shtästenten beschraͤnkt und die letzte bereits erfolgt war. (Fortsetzung folgt.)

Schweiz.

Bern, 19. Febr. Da Hr. v. Rumigny von den diploma⸗

ichen Verhandlungen zwischen Frankreich und Oesterreich keine

Kenntniß haben wollte, so fing man hier schon an, zu glauben, her Artikel der Allg. Ztg., welcher jenen Verkehr zwischen den heiden Höoͤfen zur Oeffentlichkeit brachte, habe eine Mystisication ür die Schweiz enthalten. In dieser Meinung glaubte der Börort einige Beruhigung zu finden. Leider scheint sie sich nicht belätigen zu wollen, wie übrigens auch zu erwarten stand. Es blen naͤmlich bei Hrn. v. Rumigny Boischaften angelangt seyn, welche gänzlich im Sinne jener Verhandlungen lauteten und shm ein von dem bisherigen abweichendes Benehmen gegen Bern porschreiben. Damit haͤtte also Bern, wenn sich diese Nach⸗ icht bestaͤtigt, woran kaum zu zweifeln ist, seinen getraͤumten sckhalt an Frankreich wirklich verloren. Bei den dadurch nur

um so mehr gespannten Verhältnissen zu dem Auslande koͤnnte die Eroͤffnungs-Rede des diesjährigen Landammanns in der ersten Sitzung am 16. Febr. der zweiten Haͤlfte der Winter ⸗Zusammen⸗ kinfte des großen Raths auffallen. Sie enthaͤlt gewissermaßen eine Verwahrung gegen den Vorwurf, der Bern gemacht werde, uuß dasselbe einen ruͤckschreitenden Gang gehe, und seine bisherige Hahn verlassen habe. Diese Antritts⸗Rede wird wahrscheinlich nicht die beste Wirkung bei den auswärtigen Mächten hervorbringen. Im großen Rathe wurde von dem Kantons- Stallmeister Elias der Antrag gestellt, daß kuͤnftig in keinem Berner Blatt ano— mme Artikel erscheinen sollen. Die Radikalen erklaren den Antrag fuͤr einen indirekten Angriff auf die Preßfreiheit. We⸗ nigstens ware eine solche Maßregel unzulaͤnglich, und wuͤrde den beck, vor den Angriffen der Zeitungen zu schuͤtzen, gar nicht rrreichen. Es wuͤrden nur desto gereiztere Artikel in die Blaͤt—⸗ ter der andern Kantone kommen, und so die Gegner der Regie⸗ rung nur auf einein kleinen Umweg ihre Meinungen dem Ber—

ner Publikum zu bringen.

Spanien.

Madrid, 17. Febr. In hiesigen Blattern liest man: „Ihre Majestät die Koͤnigin hat, um einen oͤffentlichen Beweis P geben von der hohen Achtung und Freundschaft fuͤr ihren

ruder und Verbuͤndeten, den Koͤnig der Belgier, demselben, in Namen Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin Isabella II., durch ein Dekret vom 10. d. M. den Orden des goldenen Vließes ver lie⸗ 3 Zugleich hat Ihre Majestaͤt die Köoͤnigin-Regentin der thabenen

Finne nenberufenen

Gemahlin dieses Fuͤrsten die Insignien des Marien⸗ küsen⸗ Ordens uͤbersandt.“ ö Don Louis Sorela ist zum Direktor der Liquidirungs-Kom—⸗ misson der offentlichen Schuld ernannt, und zugleich die Entlas— sung des Don J. de Recalde, mit Beruͤcksichtigung seiner Kraͤnk⸗ lchleit, angenommen worden. 9 Der erste Staats-Secretair hat unter dem 11. Februar ben Spanischen diplomatischen Agenten und Konsuln im Aus— kunde nachstehenden Königlichen Befehl uͤbersandt: „Ihre Majestaͤt die Koͤnigin⸗Regentin hat in der Absicht, den Handel swischen ihren Unterthanen und dem Auslande zu erleichtern, und zugleich die fuͤr die Vertheidigung des Koͤnigreichs so wich⸗ tie Einfuhr von Waffen und Munition fuͤr die Anhaͤnger des Prätendenten zu verhindern, geruht, den Koͤniglichen Befehl vam 11. Dezember v. J, welcher den Spanischen, aus fremden Hisen kommenden Schiffen gestattet, Waaren und andere Dinge in ze Häfen von Coruüg, Gijen, Santander und Bilbao ein, zuflhren, unter den durch die Sicherheit des Staates in diesem ugenblick gebotenen Bedingungen auch auf die Schiffe der mit Spanien befreundeten und verbündeten Nationen auszudehnen. Sie sind daher hierdurch ermaͤchtigt, alle fremde Schiffe, welche sch, wie die Spanischen, den Vorschriften des erwahnten Köͤ⸗

fniglichen Befehls unterwerfen wollen, in die genannten Haͤfen

zuzulassen. Gez.) Martinez de la Rosa.“

In der Sitzung der Pfrokuradorenz Kammer vom 12ten b. M. bat Hert Ferrer um die Erlaubniß, einen im Men sa— gero unter der Ueberschrift „oͤffentliche Fonds“ erschienenen Ar— el vorlesen zu duͤrfen. Es wurde in diesem Artikel gesagt, einige Mitglieder der Kommission fuͤr die innere Schuld im Abend vorher Fonds von dieser Kategorie gekauft und so

g jum Steigen derselben bedeutend beigetragen haͤtten. Herr Fer—

ter war der Meinung, daß man die einzelnen Mitglieder einer Kommission nicht angreifen konne, ohne zugleich die Kommission Albst anzugreifen; daß ein Angriff gegen die Mitglieder einer ommission zugleich ein Angriff gegen die Kammer selbst sey, und daß durch die anticipirte Bekanntmachung der Ansicht, wel⸗ che die Kommission annehmen konnte oder nicht, ein Einfluß auf

hoͤchsten Magistrats-Personen ermangle, und

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43 die Kammer sowoht als auf die oͤffentliche Meinung ausgeuͤbt werde. Er ersuchte die Kammer, zu entscheiden, ob es nicht zweckmaͤßig sey, eine Kommission zu ernennen, welche die Her— ausgeber des Mensagero auffordern sollte, diejenigen Kommis⸗ sions⸗Mitglieder zu nennen, welche die genannten Operationen gemacht, um ö diese Weise allen Verdacht von den uͤbrigen Mitgliedern der Kommission und der Kammer abzuwenden, und damit man nicht glaube, die Kommission gehe bei ihrem Bericht an die Kammer parteiisch zu Werke. Er bestand darauf, diese Frage in einer oͤffentlichen Sitzung zu verhandeln, obgleich dies eigentlich in einer geheimen geschehen sollte. Die Kammer ging darauf zur Tagesordnung uͤber und nahm mehrere Artikel des Budgets des Ministeriums des Innern an, dessen Diskussion in der Sitzung der Prokuradoren-Kammer am 13ten beendigt wurde. Der 43ste Artikel uͤber den Quadragesimal⸗Indult nahm einen großen Theil der Diskussion hinweg. Herr Vi sedo be⸗ trachtete die Paäͤpstlichen Bullen als eine indirekte Abgabe und unterstuͤtzte deshalb den Vorschlag der Kommission. Er sprach noch gegen die sogenannten Compositions- Bullen, weil sie un⸗ moralisch waͤren, und fuͤgte hinzu, es sey laͤcherlich, daß die Geistlichen, um eine Peruͤcke nm foramine aut sine foramine tragen zu duͤrfen, der Erlaubniß des Papstes beduͤrften, und forderte das Ministerium auf, sich bei dem Papste wegen Auf— hebung dieser Bullen zu verwenden. Die Kammer verwandelte sich hierauf in einen geheimen Ausschuß.

Von denjenigen Personen, welche der Theilnahme an den Ereignissen am 18. Januar im Kloster Atocha angeklagt waren, sind 31 theils zu verschiedenen Corrections-Strafen, theils zur Verbannung verurtheilt.

Der Messag er enthaͤlt ein Schreiben aus Madrid vom 12ten, worin es heißt: „Die Ereignisse des 18. Januar sind in ihren Folgen guͤnstig suͤr das Ministerium gewesen und haben den Einfluß Martinez de la Rosa's und Toreno's noch mehr be— festigt; denn man halt jene Vorfälle fuͤr das Resultat der ruͤck⸗ schreitenden Politik Llauder's und daher natuͤrlich fuͤr ein Zeug niß zu Gunsten des liberalen Systems seiner Kollegen. Herr Moscoso, welcher etwas von der Politik Martinez de la Rosa's abweicht, wird, wie man sagt, aus dem Ministerium ausschei⸗ den, sobald der zum Kriegs-Minister ernannte General Valdez ankommt, dessen Ansichten nicht mehr Besorgniß erregen, da man welß, daß er von seinem politischen Mentor, dem ehemali— gen Deputirten Infantes, einem gemaͤßigten Liberalen, begleitet ist. Die Koͤnigin⸗Regentin hat durch jene Vorfaͤlle an Popula— ritaͤt verloren, da man sie in Verdacht hat, daß sie den militai— rischen Entwuͤrfen Llauder's nicht ganz abgeneigt gewesen sey.“

Portugal.

Lissabon, 1. Febr. Der Herzog von Santa Cruz ist eingetroffen, und seine Trauung mit der Königin hat mit den bel solchen Gelegenheiten herkömmlichen Feierlichkeiten und Volks⸗Demonstrationen stattgehabt. Da unsere Zeitungen, die Quelle der Englischen, zur Genuͤge daruͤber berichtet haben, so halte ich es fuͤr unnoͤthig, ausfuͤhrlicher darauf zuruͤckzukommen. Die Hofleute folgerten aus jenen Demonstrationen, daß der Herzog sich bereits eine ganz besondere Popularitaͤt erworben habe. Die unparteiischen Zuschauer erinnern aber daran, daß eine in fuͤnf Tagen erworbene Popularität jedenfalls nur auf fluͤchtigen Eindruͤcken beruhen koͤnne, und daß allen Machthabern, die, seit dem Beginnen der Umwaͤlzungen, im Jahre 1820, in diesem Lande hier auf einander folgten, ähnliche laute Volks— Demonstrationen zu Theil geworden seyen. Sie raͤumen aber auch zugleich ein, daß das erste Auftreten dieses jungen Prinzen im ganzen einen fuͤr ihn guͤnstigen Eindruck bei der herrschenden Partei hervorgebracht zu haben scheine. Die— ser Eindruck wird auch von der Opposition getheilt, die in diesem Augenblicke noch nicht die Hoffnung aufgegeben zu haben scheint, den Herzog einst mehr oder weniger fuͤr sich zu gewinnen. Leicht wird es uͤbrigens diesem, wie ich fruͤher schon einmal andeutete, nicht werden, eine ganz richtige Stel— lung zwischen den verschiedenen Fractionen der herrschenden Par— tei zu behaupten, und es duͤrfte ihm daher nicht die Gelegen⸗ heit mangeln, die „hohen Tugenden und erhabenen Eigenschaf— ten“ zu bethäͤtigen, welche er, nach der Versicherung der jungen Koͤnigin in ihrer Antwort auf eine Gluͤckwunsch-Adresse der Mu⸗ nizipal⸗ Kammer von Lissabon, besitzt. Diese Muntzipal⸗Kammer selbst druͤckt in ihrer Adresse an den Prinzen bescheiden die Hoff— nung aus, daß Lissabon, unter dem Einflusse des Munizipal⸗Re— gimes, einst mit den andern Hauptstaͤdten, die der Prinz be— reits gesehen, werde wetteifern koͤnnen. Die Bestimmung von jährlich drei Contos von seiner Apanage, die der Herzog getroffen hat, um daraus Pensionen fuͤr die Wittwen der unter den Fahnen Dom Pedro's gefallenen Militairs zu stiften, hat einen guͤnstigen Eindruck hervorgebracht. Haͤtte der Herzog seine ganze Apanage aufgeben konnen, so wuͤrde seine hiesige Stellung noch unendlich besser geworden seyn. Nichts steigert so die bekannte angeborene Eifersucht der Portugiesen gegen jeden Fremden, als wenn dieser ihr Geld be— zieht. Der bekannte Graf von Buͤckeburg hatte dieses sehr richtig erkannt, indem er jede Besoldung ablehnte, und ist darum unter allen Fremden, die in Portugal hohe Stellungen beklei— deten, vielleicht allein in Fiesem Lande populair geblieben. Der Finanz-Minister hat das Budget fuͤr das laufende Jahr der Deputirten⸗Kammer vorgelegt. Dasselbe resumirt sich in ei⸗ nem eingestandenen Defizit von 4400 Contos. Die Armee und der Marine-Etat sind zu 13 Millionen Crusados veranschlagt; die auswaͤrtigen Angelegenheiten auf 300 Contos. Diese That— sachen machen Kommentare uͤberfluͤssig. Die Portugiesischen Fi⸗ nanzen bestehen in diesem Augenblicke nur durch die Huͤlfsmit⸗ tel des Kredits, und dieser Kredit haͤngt wieder ganz von ge— wissen Persoͤnlichkeiten ab, die leicht entweder durch den Tod oder durch irgend eine der in diesem Lande so rastlosen Intrigue beseitigt werden koͤnnen. Der Antrag der Opposition, die Regierung um Einberusung einer neuen Deputirten-Kammer zu bitten, ist in letzterer gescheitert. Dagegen dringt die Oppo— sition jetzt lebhaft auf die Ausfuͤllung der ungefahr zwanzig an der Zahl betragenden Vakanzen, die in der Deputirten⸗Kammer in Folge doppelter Wahlen vorhanden sind. Dies Verlangen setzt die Regierung in eine um so großere Verlegenheit, als das⸗ selbe formell durchaus begruͤndet ist, und bei der geringen Ma—⸗ jöoritaͤt der ministeriellen Partei und dem hoͤchst zweifelhaften Ausfalle der Mehrzahl jener Wahlen, seine Gewährung moͤgli⸗ cherweise den Verlust der Masjoritaͤt fuͤr das Ministerlum zur Folge haben koͤnnte. Ueber das jetzt bei den Deputirten ernst— lich in Anregung gekommene sogenannte Indemnisations-Gesetz behalte ich mir weitere Entwickelungen fuͤr einen meiner naͤch— sten Briefe vor.

Griechenland.

Athen, 13. Jan. Bekanntlich ist der Beschluß gefaßt, die Burg von Athen solle kuͤnftig nicht mehr als Festung dienen,

sondern allein den Bau⸗Denkmaͤlern auf ihr, und den Samnmm⸗ lungen alter Kunst gewidmet werden. Seit der Abreise des n. v. Klenze, welcher diese Sache in Ordnung brachte, den

ang durch die Propplaͤen wieder oͤffnete, und die Restauration des Parthenon begann, hofften wir nun, die Arbeiten zur Säu⸗ berung, Umgrabung und Umgestaltung dieses wichtigen Bezirkes anfangen und ungestoͤrt fortsetzen zu 16 indeß gehen die Dinge nicht so leicht und schnell, wie man denkt und wuͤnscht. Dem Kriegs⸗Ministerium scheint es, kamen nachträglich militairische Be⸗ denken uͤber die neue Bestimmung dieser Anhoͤhe, welche auf jeden Fall die Stadt beherrsche, wie sie ihrerseits allerdings vom Musaion beherrscht wird. Auch war die Moschee im Parthenon, und was sonst ein Unterkommen dort oben gewährte, fortdauernd mit Soldaten gefuͤllt. Die Garnison raͤumte das Feld nicht, und die Archäologie kam durch die Strategie lange Zeit in das Ge⸗ draͤnge. Endlich kam der Befehl, daß auf jeden Fall und auch noch bei Anwesenheit der Kriegsleute das Werk anzugreifen, und ungeachtet ihrer Gegenwart, die Alt⸗Venezianischen Bollwerke ab⸗ zubrechen seyen. Das ist denn nun mit Verwendung einer beträchtlichen Zahl Arbeiter begonnen, und zwar bei dem suͤd⸗ westlichen Vorsprung an der Stelle, wo der Tempel der un⸗ befluͤgelten Niki gestanden hat. Was von alten Bautruͤmmern von Marmor aufgehoben wird, findet sorgfaͤltige Aufbewahrung; aus den gesammelten Truͤmmern, die von diesem Tempel oder den Propyläen kamen, hat sich die Palikarische Schutz⸗ wache der alten Denkmaͤler vorlaufig eine Huͤtte zusammenge⸗— legt, und schirmt die ihr anvertrauten Kleinodien gegen die raubsuͤchtigen Haͤnde der Milordi mit derselben Beharr⸗— lichkeit und Treue, wie fruͤher die Derbennien gegen die Ein⸗— faͤlle der Tuͤrken. Bruchstuͤcke von Reliefen und Inschriften kom— men uͤberall zum Vorschein, hie und da auch ganze; Sachen von groͤßerer Bedeutung erwartet man erst bei Aufhebung der tie— fern acht Truͤmmerschichten um den Parthenon. Hr. Rost ist darauf bedacht, uͤber Fortgang und Erfolg der Unternehmung ein Journal herauszugeben. Leider fehlt an Ort und Stelle, bei der andauernden Versaͤumniß alles Literarischen, Gelegen heit und Unterstuͤtzung, und wir hoͤren, daß er sich deshalb nach Deutschland gewendet. Wir seufzen zwar daruͤber, daß Hel— las fuͤr solche Sachen noch nicht vorbereitet und zur Hand ist, wuͤnschen aber, daß sein Unternehmen dort guten Eingang und Fortgang habe.

Aegypten.

Ueber Triest hat man Briefe aus Alexandrien bis zum 13. Januar, welche die Ruͤckkehr Ibrahims aus Syrien ünd dessen Ankunft in genannter Hauptstadt anzeigen. Die Pest war daselbst fortwaͤhrend im Abnehmen, und die Besorg⸗ nisse wegen derselben waren beinahe wieder gaͤnzlich verschwun⸗ den. Hinsichtlich der Verhältnisse Mehmed Ali's zur Pforte war man in Alexandrien vollkommen beruhigt. Die Geldsen— dungen nach Konstantinopel, auf Rechnung des Tributs, dauer ten regelmäßig fort; kurz vor Absegelung des Schiffes, welches diese Briefe brachte, waren wieder 2 Millionen Tuͤrkische Piaster von Abukir abgegangen. Hinsichtlich des Baumwollen⸗Handels lauten die Berichte ebenfalls guͤnstig; man hoffte mit großer Zuversicht, daß der Preis keine Steigerung erleiden, sondern daß der Pascha selbigen auf 21 bis 217 Rthlr. pr. Centner fest— stellen, und zu diesem Preise den Verkauf ohne alle andere Ruͤck⸗ sicht freigeben werde.

Inland.

Berlin, 1. Maͤrz. Erst jetzt erhalten wir Mittheilung von einer Feier, die bereits vor mehreren Monaten im Sieg— Kreise des Regierungs-Bezirks Koͤln stattgefunden hat, die wir aber um dieser Verspaͤtung willen unsern Lesern nicht ganz vor⸗ enthalten moͤgen. Am 22. Oktober v. J. beging naͤmlich der Landrath des gedachten Kreises, Herr Scheven zu Hennef, sein 50jaͤhriges Dienst⸗Jubilaͤum. Das Fest begann mit einer got— tesdienstlichen Feier in der Pfarr-Kirche, worauf die versammel⸗ ten Militair- und Civil-Beamten, die Geistlichkeit, so wie viele von den uͤbrigen Ortsbewohnern, und an der Spitze des Zuges die von der Koͤnigl. Regierung zu Koͤln abgesandten Regierungs- Raͤthe sich nach der Wohnung des Jubilars verfuͤgten, um dem— selben ihre Gluͤckwuͤnsche darzubringen. Die Theilnehmer an dem Feste vereinigten sich darauf zu einem gemeinschaftlichen Mahle, bei welchem der Jubilar den Toast auf das Wohl Sr. Majestaͤt des Koͤnigs ausbrachte, in welchen die ganze Versamm— lung jubelnd einstimmte. Der zweite Trinkspruch galt dem Ju— bilar selbst, und wurde von einem der Herren Kreisstaͤnde aus— gebracht. Die Feier des Tages beschloß ein Ball und eine Be— leuchtung der umliegenden Dorfschaften, die hierdurch auch ih— rerseits ihre freudige Theilnahme an dem Feste bekunden wollten. Auch die Allerhoͤchste Anerkennung der mannigfachen Verdienste des Jubilars ist nicht ausgeblieben, indem Se. Maj. der Konig demselben (wie bereits in der amtlichen Rubrik der Nr. 30 der St. Ztg. gemeldet worden) den Rothen Adler-Orden dritter Klasse zu verleihen geruht haben.

Ueber die in der Nr. 53 der Staats-Zeitung (unter „Wissenschaftliche Nachrichten“) erwahnten, in der Naͤhe von Hildburghausen aufgefundenen Thierfaͤhrten in buntem Sand⸗ steine hat Herr Professor Wiegmann in dem so eben hier (in der Nicolaischen Buchhandlung) erschienenen ersten Hefte des von ihm herausgegebenen „Archives fuͤr Naturwissenschaft“ ei— nen lesenswerthen Artikel abdrucken lassen. Hiernach, so wie nach dem Urtheile Kaups in Darmstadt, duͤrfte wohl nicht leicht anzunehmen seyn, daß die entdeckten erhabenen Figuren, bei ih⸗ rer uͤbereinstimmenden Form und regelmäßigen Stellung, als zu⸗ faͤllige Bildungen im Sandsteine zu betrachten waͤren.

Das Gymnasium zu Potsdam wird zu Ostern dieses Jahres eine bedeutende Erweiterung erhalten, indem namentlich eine hoͤhere Realschule mit demselben verbunden werden soll.

Der Gewerbe⸗Verein zu Elbing versammelte sich am 21sten d. M. in einem der dortigen Gasthoͤfe unter dem Vor— sitze seines Direktors, des Landraths Abramowski, um den sieben⸗ ten Jahrestag seiner Stiftung zu feiern.

In der Erziehungs-Anstalt fuͤr verwahrlosete Knaben zu Benninghausen im Reg. Bez. Muͤnster befanden sich im verflossenen Jahre 39 Zöglinge, und noch 7 andere Kinder aus der Nachbarschaft nahmen in der Schule am Unterricht Theil. Es wurden 13 Zoͤglinge entlassen und bei Lehrmeistern oder Dienstherrschaften untergebracht und 15 neue wieder aufgenom men. Der Lehrer Beiderbecke hat im vorigen Sommer eine dreiwoͤchentliche Reise gemacht, um die entlassenen Zoͤglinge an ihren Aufenthalts- Orten zu besuchen, und ist mit erfreulichen Erfahrungen zuruͤckgekehrt Unter den 27 Juͤnglingen, die er besuchte, waren nur ein Paar, uͤber deren Betragen die Lehr— meister und Dienstherrschaften noch kein voͤllig gutes Zeugniß geben konnten. Im Dezember erhielt die Anstalt von einem un⸗ genannten Menschenfreunde wieder ein Geld⸗Geschenk, fuͤr wel⸗