1835 / 64 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sen gewesen, mitnehmen und durch seinen Bedienten besorgen lassen zu wollen, und daß er unmöglich haͤtte so unhoͤflich seyn konnen, diese Bitte abzuschlagen, ergriff Lord Brougham das Wort und hielt eine sehr lange Rede gegen das jetzige und zur Vertheidigung des vorigen Ministeriums. Ihm erwiederte der Lord-Kanzler. Dann sprachen noch der Graf von Ri— pon, der Herzog von Richmond und der Graf von Mulgrave; die beiden Ersteren erklaͤrten zwar, daß sie nicht fuͤr das Amendement stimmen koͤnnten, fuͤgten aber hinzu, daß sie doch deshalb der jetzigen Verwaltung kein Vertrauen zu schenken geneigt seyen; der Letztere sprach sich zu Gunsten des Amendements aus. Dies wurde aber am Schluß der Sitzung ohne Abstimmung verworfen und der urspruͤngliche Adreß⸗ Entwurf angenommen.

Unterhaus. Sitzung vom 26. Februar. Um halb funf Uhr nahm bereits der Sprecher seinen Sitz auf dem Praͤsidentenstuhle ein. Im Namen des Sir Rob. Peel wur—⸗ den zwei Bills in Bezug auf die Abls lung des Zehnten füͤr den 17. und 24. Maͤrz angekuͤndigt. Nachdem der Spre— ch er eine Abschrift der Koͤnigl. Thron⸗Rede verlesen hatte, erhob sich Lord Sandon, um auf die gewohnliche Adresse als Antwert auf die Thron⸗Rede anzutragen. Er habe, sagte er, die Reformbill foͤrdern hel⸗ fen, sey aber darum immer doch auch ein Vertheidiger der Koͤnigl. Prarogative geblieben, die eben so wesentlich fuͤr die Freiheit des Volkes, als fuͤr die Wuͤrde der Krone sey. Er bekenne, daß er zu der Melbourne'schen Verwaltung kein Vertrauen gehabt und daß er darum eine Untersuchung der Gruͤnde, weshalb die— selbe entlassen worden, fuͤr uͤberflüͤssig halte. Was die Grund—⸗ sätze der Grey'schen Verwaltung, naͤmlich „Frieden, Sparsam— kest und Reform“ betreffe, so seyen dies auch die Grundsaͤtze des jetzigen Ministeriums, das sogar das Vertrauen der großen Machte Europa's in einem weit hoͤhern Maße besitze (Beifall von der Opposition). Es scheine dies, den Herren gegenuͤber, wie sich aus ihrem ironischen Beifall schließen lasse, nicht . sagen; so haͤtten jedoch die alten Whigs nicht gedacht; solche Ge⸗ sinnung habe der berühmte Fox nicht getheilt, der vielmehr der Ansicht gewesen, daß das Vertrauen der mächtigen Staaten Eu— ropa's eine Sache von großer Wichtigkeit fuͤr das Land sey. In Bezug auf die große Frage der Reform werde die gegenwartige Verwaltung gewiß eben so handeln, wie die des Lord Grey denn die letztere habe keine großere Zugestaͤndnisse machen wol— len, und die gegenwärtige werde das, was einmal zugestanden worden, nicht allein nicht zu schmaͤlern suchen (hort, hoͤrt!), son⸗ dern auch so weit, als es nur irgend moglich sey, mit der Ver— besserung der Institutionen des Landes fortfahren. Unrecht wurde es indessen seyn, die gegenwartigen Minister darum als Apostaten zu bezeichnen; denn wenn sie auch verstaͤndige und constitutionnelle Reformen beabsichtigten, so seyen sie doch weit davon entfernt, mit jenen Ideologen, die fuͤr ihre sogenann— ten Verbesserungen weder Maß noch Ziel kennen, gemein⸗ schastliche Sache zu machen. ö. Bramston unter⸗ stuͤtze den Antrag des vorigen Redners, und nachdem die von Beiden beantragte Adresse, welche ein bloßer Widerhall der Thron ⸗Rede war, vom Sprecher verlesen wor—⸗ den, erhob sich Lord Morpeth mit dem Gegen-Antrage, fol⸗ gendes Amendement der Adresse einzuverleiben: „Ew. Majestaͤt getreue Unterthanen erkennen dankbar an, daß die Akte zur Ver⸗ besserung der Volks-Repraͤsentation, mit Bewilligung Ew. Ma⸗ jestaͤt, dem Parlamente vorgelegt und durch Ew. Majestaͤt Ge⸗ nehmigung zum Gesetz erhoben wurde. Sie erwarten vertrauens— voll fernere Vortheile von jenen weisen und nothwendigen Maß— regeln, und hoffen, daß in dem Rathe Ew. Majestaͤt auch fer⸗ ner ein Geist wohlbedachter und wirksamer Reformen vorherr—⸗ schen wird, und daß die liberale und umfassende Politik, welche dem Volke das Recht, seine Repraͤsentanten zu wahlen, zuruͤck⸗ gab und die Emancipation aller Sklaven in den auswaͤrtigen Kolonieen und Besitzungen Ew. Majestat bewirkte, ohne Verzug in demselben ausgedehnten Sinne unsere Municipal⸗-Corpora⸗ tionen unter die wachsame Kontrolle des Volks stellen, allen wohlbegruͤndeten Beschwerden der protestantischen Dissen⸗ ters abhelfen und diejenigen Mißbraͤuche in der Kirche verbessern wird, welche ihre Wirksamkeit verringern, den Frieden in Irland stoͤren und den Charakter dieses Instituts in beiden Ländern herabwuͤrdigen. Ew. Maßjestaͤt getreue Unterthanen bit⸗ ten ergebenst, hinzufuͤgen zu duͤrfen, daß sie bedauern muͤssen, die Fortschritte jener Reformen durch die Aufiöͤsung eines Parla— ments, das sich ernstlich mit der krästigen Aussuͤhrung von Maß— regeln beschäftigte, welche den eben so eifrigen als gerechten Wuͤn⸗ schen des Volkes entsprachen, unterbrochen und gefährdet zu sehen.“ Indem er, bemerkte der Redner, in Antrag bringe, diese Worte zu dem vaͤterlichen Throne Sr. Majsestaͤt (Beifall) gelangen zu lassen, wolle er damit nicht ge⸗ sagt haben, daß die Thron-Rede nicht auch Manches enthalte, was überaus erfreulich sey; ja, er werde die angekündigten Kirchen-Verbesserungen gewiß unterstützen, der Vorschlag dazu moge nun von dieser oder von jener Seite kom— men (Beifall von den ministeriellen Banken); inzwischen hatte er doch zunaͤchst auch einige positivere Aeußerungen in Bezug auf die Kirche des so arg gequälten Irland erwartet. Eben so wenig wie der edle Lord, der die Adresse in Antrag gebracht, sey auch er (Lord M.) geneigt, die Prärogative der Krone hin—⸗ sichtlich der Ernennung der Minister irgendwie in Frage zu stel⸗ len; inzwischen bleibe es dech immer gestattet, zu fragen, wel— ches der Bewegungsgrund gewesen sey, Maßregeln und Manner zu bescitigen, die sich des Vertrauens eben so wohl Sr. Masje— stät, als des Volkes, zu erfreuen gehabt hätten. Nicht erst die Reform⸗Bill habe dem Hause die Macht verliehen, solche Fragen zu thun, diese Macht habe demselben vielmehr immer beige— wohnt. Das Haus rmuͤsse wissen, wer die Verantwortlich keit davon zu tragen habe, daß ein so allgemein geachtetes Ministerium entlassen und mithin seine ganze Wiresam⸗ keit in Frage gestellt worden sey. Die Gruͤnde dazu mußten sehr ernst und dringend gewesen seyn, sonst würde man ja wohl, wie es uͤblich sey, die Portefeuilles denjenigen Maäͤnnern, die damit bekleidet gewesen, so lange gelassen haben, his ihre Nachfolger ernannt worden; statt dessen habe man aber mehrere Ministerien auf ganz ungewöhnliche Weise einem einzigen Mann, dem Herzoge von Wellington, auf laͤngere Zeit anvertraut. So fehr er (der Redner) nun auch die militairischen Talente des Herzugs bewundere, so muͤsse er doch seine Fähigkeit bezweifeln, prei' Civil-Chargen auf einmal zu bekleiden. Er wolle nicht era sagen, daß dem Lande durch diese inter imistische Verwal— tung ein wirklicher Schaden erwachsen sey, aber man muͤsse sich doch dagegen, als gegen einen Präcedenz⸗Fall, verwahren, auf den man sich vielleicht noch kuͤnftig einmal berufen könnte. (Un⸗ gemein lauter Beifall.. Große Unordnungen haͤtten allerdings nicht vorfallen koͤnnen, denn das vorige. Ministerium habe Alles in so vortrefflicher Ordnung zuruͤckgelassen, daß es nur nͤͤthig gewesen sey, den bisherigen Gang nicht zu stoͤren.

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Angenommen aber, es waͤre in jenem Interregnum des Her—6 zogs irgend ein auswaͤrtiger Krieg, irgend eine Neger, Revolu— tion in den Kolonieen und irgend ein Kampf in Irland ausge⸗— brochen haͤtten dann die Schultern des einzigen Ministers alles dies ertragen koͤnnen? Endlich indessen sey der Kanzler der Schatzkammer (Sir R. Peeh) eingetroffen, von welchem er (der Redner) nur mit der groͤßten Hochachtung sprechen koͤnne. Nur in den Verwaltungs⸗-Grundsaͤtzen sey er mit demselben nicht ein⸗ verstanden, und daß sich der sehr ehrenwerthe Baronet in Be⸗

zug auf diese Grundsaͤtze nicht geaͤndert habe, koͤnne man schon

aus den Freunden abnehmen, mit denen er sich umgeben. (Bei— fall.. Der sehr ehrenwerthe Baronet stehe in direkter Opposi⸗ tion zu den Gesinnungen des Landes. Seine erste Maßregel sey eine Aufloͤsung des Parlaments gewesen, und daß diese Handlung den Wuͤnschen des Volkes entgegen gewesen, solle dem Throne jetzt erklart werden. Herr Bannerman unter— stuͤtzte das von Lord Morveth vorgeschlagene Amendement. Nachdem hierauf noch mehrere Mitglieder zum Theil fur und zum Theil gegen die urspruͤngliche Adresse gesprochen hatten (unter den Letztern befand sich auch das neugewählte Mitglied br. Bowring), trat endlich Sir Robert Peel selbst auf und redete von seinem Platze das Haus an. „Ich stehe hier“, sagte er, „als erster Minister der Krone, in welcher Eigenschaft ich, obwohl weit davon entfernt, mir irgend etwas anzumaßen, doch meine Ehre als Staatsmann dafuͤr verbuͤrgt habe, mich nur durch solche Motive leiten zu lassen, welche die Pflicht gegen meinen Souverain und gegen das Land mir eingiebt. Ich verkenne meine Verantwortlichkeit durchaus nicht und will sogar, wenn es verlangt wird, fuͤr die Entlassung des vorigen Ministeriums verantwortlich seyn. (Hort, hort! Doch muß ich, um der Wahrheit und meinem Eharakter nicht zu nahe zu treten, aus— druͤcklich bemerken, daß ich persoͤnlich nicht im allerentfernte— sten bei jener Entlassung betheiligt war. Nie habe ich an einer Intrigue Theil genommen; ich bin blotz dem Rufe gefolgt, der mir von der hoͤchsten Autoritaͤt des Landes zugekommen ist.“ Der Minister ging nun mehr in eine Recapitulation aller Maßregeln ein, die seit dem Jahre 1830 im Parlamente vorgekommen. Er erinnerte daran, daß, als die Reform -Bill erst zum Gesetze geworden, er der Erste gewesen sey, der Einigkeit empfohlen und Gehorsam dem Gesetze gelobt, um es in allen seinen Theilen zur Ausfuͤhrung bringen zu helfen. Keine factiöse Opposition habe er gegen das Grey'sche Ministerium gemacht, obgleich ihm dazu oft genug die Gelegenheit geboten worden sey. Als Graf Grey im Juni 1834 auszutreten gewuͤnscht, seyen Lord Melbourne, der Herzog von Wellington und er (Sir Robert) um ihre Meinung uͤber ein gemischtes Ministerium befragt worden. Lord Melbourne sey jedoch derjenige gewesen, der sich zuerst gegen eine solche Vereinigung ausgesprochen, und der der Meinung gewesen, daß so verschiedenartige Elemente niemals in Uebereinstimmung zu bringen seyen. In der Schwierigkeit, in der die Krone sich da— mals befunden, haͤtte der Koͤnig sich endlich veranlaßt gefunden, das Ministerium unter die Auspizien des Lords Melbourne zu stellen, doch mußte vorher noch Lord Althorp seine Einwilli⸗ gung dazu geben, daß er als Kanzler der Schatz Kammer bleiben wolle, weil ohne ihn die ganze Combination nicht moglich gewe⸗ sen ware. Lord Althorp sey also der EckLste in der Melbourne⸗ schen Verwaltung gewesen, und koͤnne man sich also noch dar⸗ uber wundern, daß, nachdem dieser Eckstein des Gebaͤudes ausge⸗ fallen, Se. Maj. sich veranlaßt gesehen, die Staats⸗-Angelegen⸗ heiten einer Revision zu unterwerfen, und ein neues Ministe⸗ rium zu bilden? (Wir behalten uns vor, auf den ferneren Inhalt der Rede des Ministers morgen zuruͤckzukommen, und be— merken nur noch, daß Sir Robert Peel auf eine Frage des Lord John Russell antwortete, es seyen bereits mehrere Reform-Maß⸗ regeln so weit vorbereitet, um dem Hause ehestens vorgelegt zu werden.) Das Haus vertagte sich sodann um 14 Uhr.

Unterhaus. Sitzung vom 25sten. Die Debatte uͤber die Adresse wurde wieder aufgenommen. Herr Robinson er— klärte, er wolle den Ministern eine offene Erprobung zugestehen. Er fuhrte zahlreiche Gruͤnde an, weshalb er in ein anti-refor— mistisches Ministerium kein Vertrauen setzen koͤnne, doch werde er fuͤr die Adresse und gegen das Amendement stimmen. Herr Ward sprach für das Amendement und machte auf den gro— ßen Unterschied zwischen beiden Patteien aufmerksam, indem die eine den Dissenters feindlich, die andere dagegen bereit sey, ih— nen aleiche Rechte zu gestatten; die eine sey den Corporations⸗ Mißbraͤuchen guͤnstig, die andere wolle dieselben abschaffen; die eine nenne eine etwas groͤßere Gleichstellung der Kirchen-Ein— kuͤnfte eine Kirchen-Reform, waͤhrend die andere die ungeheuren Einkuͤnfte der Kirche in Irland, die nur den Haß gegen die protestant ische Religion naͤhrten, zu nuͤtzlichen Zwecken ver— wendet wissen wolle. Er sprach am Schlusse seiner Rede die Hoff⸗ nung aus, daß das Oberhaus, anstatt dem Lande Gebote vorzu— schreiben, mit den allgemein verbreiteten Gesinnungen uͤberein⸗ stimmen werde. Lord Stanley hielt eine lange Rede zu Gun— sten der Adresse, tadelte jedoch den Herzog von Wellington des— halb, daß er drei oder vier Aemter zugleich inne gehabt habe, und zeigte, daß das von Sir Robert Peel aus den Zeiten der Königin Anna angefuͤhrte Beispiel des Herzogs von Shrews— bury hierauf nicht anzuwenden sey. Herr Praed vertheidigte die Minister und suchte die Auflösung des Parlaments durch den Erfolg derselben zu rechifertigen. Die Rede des Herrn Sheil, der zunächst das Wort nahm, ver— anlaßt? Sir Robert Peei mehrmals zu Widerlegungen. Lord John Russell erhob sich sodann und behauptete in sei⸗ nem Vortrage, es sey ein großer Unterschied zwischen dem bloßen Prahlen nüt Grundfaͤtzen und dem wirklichen Ausfuͤhren von Maßregeln. Die Minister koͤnnten das erstere thun, ohne die Be⸗ richte der zur Untersuchung des Zustandes der Irländischen Kir— che und der Corporationen ernannten Kommissionen zu haben, aber nicht das letztere. Herr Harvey sprach noch fuͤr das Amendement, worauf das Haus sich vertagte.

Oberhaus. Sitzung vom 26st en. Lord Ellenborsugh zeigte an, daß er einen Antrag zur Entschädigung gewisser Be— amten in Indien und zur Feststellung der Gesetze dieses Landes einbringen werde. Auf den Antrag Lord Brougham's wur— den Abschriften aller in den Jahren 1828 1833 vorgenomme— nen Ernennungen von Kommissionen verfuͤgt. Dieser Antrag gab zu einer interessanten Debatte Veranlassung, woran der Lordkanzler, der Graf von Radnor, der Herzog von Welling— ton, Lord Ellenborough und Lord Brougham Theil nahmen. Der Lord Kanzler behauptete in der Rede, welche er bei dieser Gelegenheit hielt, daß die zur Untersuchung der Corporationen

ernannten Kommissionen in einigen ihrer Theile ungesetzlich ge⸗

wesen seyen. Lord Brougham legte darauf eine Bill zur Verhinderung der Bestechungen bei den Wahlen auf die Tafel, nahm sie aber zuruͤck, auf die Bemerkung, daß eine Maßregel

der Art nicht vom Oberhause ausgehen duͤrfe. Er brachte dar— auf noch eine andere Bill ein, die Verhinderung der Pluralitz⸗ ten und den Aufenthalt der Geistlichen auf ihren Pfarren betref⸗ fend. Das Haus vertagte sich um 63 Uhr.

Unterhaus. Sitzung vom 26sten. Nachdem noch mehrere Mitglieder fuͤr und wider das Amendement gespro— chen hatten, unter den Ersteren Lord Dudley Stuart und Herr O'Connell, unter den Letzteren Herr Goulburn, Sir James Graham und Herr Shaw, wurde endlich gegen 2 Uhr nn,. zur Abstimmung geschritten, und es erga—

en sich:

gegen das Amendement 302

fuͤr dasselbe

also eine Majorität von 7 Stimmen zu Gunsten desselben, Die Verkuͤndigung der Annahme des Amendements wurde mit lautem und lange anhaltendem Beifall von Seiten der Op— position aufgenommen. Lord J. Russell fragte darauf, oh ez die Absicht des sehr ehrenwerthen Baronets sey, daß noch an diesem Tage der Bericht uͤber die Adresse mit dem Antrage auf Ausstreichung des Amendements abgestattet und zur Abstimmung gebracht werde, weil er in diesem Falle allen denen, welche heute Nacht zu Gunsten des Amendements gestimmt hatten, ratha wolle, heute wieder auf ihren Plätzen zu seyn. Sir R. Pell wollte fuͤr jetzt diese Frage nicht beantworten, sagte aber, er wolle denselben Rath denjenigen ehrenwerthen Mitglie dern ertheilen, welche die urspruͤngliche Adresse unterstuͤtz hätten, und er baͤte six, auf ihrem Posten zu seyn, um mor— gen die Stellung einzunehmen, welche jetzt die Ma— jorität von heute Nacht inne habe. Hierauf wuͤnschte ein Mitglied zu wissen, ob der sehr ehrenwerthe Baronet damit meine, daß er sich und seine Freunde morgen auf den Oppost— tions⸗Baͤnken zu sehen wuͤnsche, eine Bemerkung, die lautes Ge— laͤchter erregte, die aber der Premier-Minister keiner Antwort wuͤrdigte. Das Haus vertagte sich darauf um halb 3 Uhr Morgens.

London, 27. Febr. Der Koͤnig nahm vorgestern im St. James⸗Palast die Adresse des Oberhauses entgegen und ertheilte eine huldreiche Antwort darauf. Dann hielten Se. Masestat ein Lever, bei welchem mehrere zu neuen Aemtern und Wuͤrden befoͤrderte Personen dem Koͤnige vorgestellt wurden, unter An— deren der 6 Pair erhobene Lord Fitzgerald, der neue Lord— Advokat fuͤr Schottland, Sir Wiliiam Rae, und der neue Schah, meister des Feldzeug⸗Amtes, Odberst Perceval. Spaͤter ertheilten Se. Majestaͤt mehreren Mitgliedern der Verwaltung Audienz

Der heutige Globe meldet: „Die Angelegenheit der Fran

oͤsischen Ministerial-Krisis hat ein neues Interesse dadurch en . daß der Graf Sebastiani die Aufforderung erhalten hat, unverzuͤglich nach Paris zuruͤckzukehren, wohin derselbe auch be— reits aufgebrochen ist.“

Das Resultat der gestrigen Abstimmung im Unterhause scheint den Oppositions-Blaͤtiern doch einige Besorgnisse zu er regen, so sehr sie sich auch bemuͤhen, dieselben zu verbergen und sich durch erneuerte Aufforderungen an ihre Partei, heute hei der Abstimmung uͤber die Adresse selbst auf ihrem Posten zu seyn, Muth einzusprechen. Der Courier aͤußert sich folgender. maßen: „Die gestrige Abstimmung zeigt den Waͤhlerschasten, daß alle ihre Wachsamkeit noͤthig ist, um ihre saͤmmtlichen Re— praͤsentanten auf dem Pfade der Pflicht zu erhalten. Es wilr⸗ den sich noch mehr Abtruͤnnige finden, wenn nicht die Augen bo staͤndig auf sie gerichtet wuͤrden. Unserer Meinung wach, wird es heute Abend nicht erst zu einer Abstimmung daruͤber kommen, ob uͤber die dresse Bericht erstat⸗ tet werden soll; wenn es aber dazu kame, so glauben wir, daß das Resultat keinem Zweifel unterworfen ist. Das Haus wird eben so gegen die Minister entscheiden, wie bei dem Amendement zur Adresse. Um diesen Erfolg jedoch zu sichern, muͤssen die Mitglieder sich an ihren Plaͤtzen einfinden.“ Die Morning Chroniele beginnt ihr heutiges Blatt mit folgen⸗ den groß gedruckten Worten unter der Ueberschrift „Tag es-Ord— nung“: „Es wird heute ganz gewiß noch eine Abstimmung dar uͤber statifinden, ob der Bericht uͤber die amendirte Adresse ab⸗ gestattet werden soll, und jedes Reform⸗Mitglied wird die Noith= wendigkeit einsehen, heute um 5 Uhr ohne Saͤumniß auf seinem Platz zu seyn, damit die Minister das Haus nicht uͤberrum—⸗ peln und so die Opposition der Fruͤchte des gestrigen Sieges berauben.“ Der Globe nimmt eine ruhigere Miene an und meint, die Abstimmung von heute Morgen (wie sie eigentlich zu nennen ist, da sie erst gegen 2 Uhr in der Nacht erfolgte), durch welche das Amendement mit einer Masjoritkͤt von 309 gegen 302 Stimmen durchgegangen, zeige unverkenn, bar, daß das zweite reformirte Parlament auf die Ansichten und Intentionen des ersten eingehe. „Das Ministerium“, sagt dit fes Blatt, „hat nun seine „offene Erprobung“ erhalten. Ei wurde die Gewalt in seine Haͤnde gelegt, es bediente sich dem selben aus allen Kraͤften, um ein Tory-Parlament zu erhalten und seine Bemuͤhungen sind ihm fehlgeschlagen. Die Erprobung, z Verfuch ist zu Ende.“ Was die Unterstützung anbetrifft, wel Lord Stanley und sein Anhang dem Ministerium bei den beihnn ersten Abstimmungen gewahrt haben, so meint der Globe, disst muͤßten die Minister auch verlieren, wenn es zu der ersten grö ßen Reform-⸗Frage, zu der uͤber das Corporations-Wesen, kom men wuͤrde, da in den Ansichten uͤber diesen Gegenstand Lord Stanley und ein Jeder, der sich vor den Idus des Novembel noch einen Reformer genannt habe, jedenfalls von denen det jetzigen Ministeriums abweichen wurden.

Am Mittwoch hatten Lord Stanley und seine politischen Freunde eine Zusammenkunft. Die Morning Post versichert, es hatten 53 Mitglieder des Unterhauses daran Theil genommen und einstimmig beschlossen, die Adresse zu unterstuͤtzen; darunter seyen 13 gewesen, die bei der Sprecher⸗Wahl gegen das Mini⸗ sterium gestimmt hatten.

Sir Francis Burdett hat an der Abstimmung uͤber das Amendement zur Adresse im Unterhause eben so wenig Theil ge nommen, wie an der uber die Sprecher ⸗Wahl. Er entfernte scch gestern Abend aus dem Hause, ehe es zur Abstimmung kam. Lord Stanley und Sir James Graham ä n,

stimmt.

An der Boͤrse hat die Annahme des von der Opposition im Unterhause vorgeschlagenen Amendements zur Adresse keine sehr große Wirkung hervorgebracht; die Consols, welche gestern zu gl) schlossen, standen heute um 2 Uhr gl.

Der Courier zählt 10 Mitglieder auf, welche bei der Sprecher⸗Wahl fuͤr Herrn Abercromby gestimmt hatten, und ge— stern gegen das Amendement zur Adresse stimmten; 8 Mitalie— der, weiche fuͤr Sir C. Sutton gestimmt hatten und doch fuͤr das Amendement stimmten; 3 Mitglieder, welche fuͤr das Amen, dement stimmten, und die bei der Sprecher⸗Wahl nicht zugegen gewesen, und 6 Mitglieder, welche bei der Sprecher⸗Wahl eben⸗

; so wie sie fi Sir C. Sutton stimmten, so auch gegen das Amendement gen th

sehlten, und die gegen das Amendement stimmten; von snigen Mitgliedern welche fuͤr Sir C. Sutton gestimmt n, fehlten bei der gestrigen Abstimmung 11 und von denen, ö. für Herrn Abercromby gestimmt hatten, 9. Anwesend n in der gestrigen Sitzung, als es zur Abstimmung kam, oi9 Mitglieder; 3 von beiden Seiten aber verließen nach sseitigem ÜUebereinkommen noch vorher das Haus, und zwei sahmen das Geschaͤft der Stimmenzaͤhlung, so daß im Gan⸗ Bi Mitglieder mitstimmten, folglich 11 weniger, als bei der

Wa I.

65 ,,, Mercury meldet, daß die Nachricht her Erwaͤhlung des Herrn Abereromby zum Sprecher allge—⸗ ne Freude in Edinburg erregt habe, und daß auf Befehl der höeben zwei Stunden lang mit allen Glocken geläutet wurde. Der Bischof von Chichester ist von der hohen Geistlichkeit Inglikanischen Kirche auch fuͤr diese Parlaments-Session ner zu ihrem Wortsuͤhrer im Oberhause gewaͤhlt worden. Der Courier glaubt, daß Lord Palmerston naͤchstens doch ü einem Sitz im Unterhause gelangen werde.

er Lord Lieutenant von Irland, Graf Haddington, ist angekommen. . ͤ Gestern begab sich eine Deputation der Kirchspiele von sminster, hauptsaͤchlich aus Kirchspiel Beamten bestehend, zu Robert Peel, um sich uͤber die Absichten der Regierung Betreff der Fenster-Taxe zu unterrichten. Sir Robert Peel ie die Deputirten aufmertsam an, richtete mehrere Fragen sie, lehnte es aber ab, sich bestimmt uͤber die Absichten der glttung in dieser Beziehung zu äußern. Es wurde, sagte er, Laufe dieses Jahres eine Untersuchung der Einkuͤnfte und

ben des Landes staitfinden, und er werde dann zur Ermaͤ⸗ ung der letzteren thun, was in seinen Kraͤften stehe.

Der Graf Scarborough ist am 24sten d. M., in Folge ei⸗ Gturzes mit dem Pferde auf der Jagd, zu Marcome Moor

Doncaster gestorben. Durch seinen Tod wird der Parla— nutstw fuͤr die nördliche Abtheilung von Nottinghamshire er— ö, da ihm sein aͤltester Sohn, Lord Lumley, der seit 1826 shthsentant derselben ist, in der Pairswuͤrde folgt.

In Bristol hat sich eine Gesellschaft fuͤr den direkten Han— üt Ching mit einem Kapital von einer halben Million

fn und Actien zu 100 Pfd. gebildet.

Nach Berichten vom Cap, die bis zum 16. Dezember rei—⸗ n, war dort Alles ruhig, und die Arbeitsamkeit der Sklaven ni nach ihrer Emancipation nicht abgenommen.

Aus Athen hat man hier Nachrichten bis zum 26. Januar lten, die jedoch von keinem besonderen Interesse sind. Dem fun zufolge, sollen die bekanntgenigchten Namen der Richter ͤ Praͤsidenten der neuen Gerichtshoͤfe, welche am 6. d. eroͤff⸗ swerden sollten, große Unzufriedenheit unter der Bevoͤlkerung nt haben. „Viele von diesen Richtern“, heißt es in diesem ke, „sind junge Leute, die kaum ihre Majorennitaͤt erreicht bh also weder die geziemende Wuͤrde noch die zu einer wirksa⸗ n Handhabung der Rechtspflege unter einem nur halb civili= en Volke noͤthige Erfahrung besitzen. Auch sind ihre Gehalte chstgering, von 86 139 Pfund jaͤhrlich, so daß sie jeder Art von Be⸗ chung zuganglich seyn muͤssen. Dies ist ein großes Ungluͤck; aber noch el schimmer ist es, daß das Gesetzbuch, welchem diese Richter gen sollen, fuͤr den Eharakter des Volkes nicht paßt. Djese cel werden nicht etwa durch Vertrauen zu dem Ministerium sgewogen; im Gegentheil, man betrachtet dasselbe mit argwoͤh⸗ sschen Blicken. König Otto selbst aber wird sehr verehrt und äeze es noch mehr werden, wenn er die Dienste seiner Grie— schen Unterthanen den Diensten seiner Baperischen Landsleute shiehen wollte.“

Die hiesigen Zeitungen entlehnen dem Canton Register hhendes Nähere über die Behandlung, welche dem Lord Na⸗ e von Seiten der Chinesen widerfahren seyn soll-: „Als Se. herrlichkeit sich, weil er am Fieber erkrankt war, der verraͤthe— schen Regierung anvertraute, die ihn schleunigst nach Macao ite zuruͤckbringen lassen, indem sie zugleich den offenen Befehl in ihm forderte, daß die Englischen Fregatten sich nach Lintin tfernen sollten, ließ man ihn und seine Begleiter am ersten bend nicht uͤber das Fort hinaus, welches ungefahr 3 Engli— he Meilen von den fremden Faktoreien entfernt ist. Dort wurde ankert und die Nacht zugebracht, wahrend das Fahrzeug, auf helchem sich Lord Napier befand, von Mandarinen⸗Boͤten um⸗ eben war, die eine Eskorte von ungefaͤhr 300 Mann an Bord atten. Die abscheuliche laͤrmende Musik, welche die Chinesen fort⸗ bährend machten, ließ den Kranken kein Auge zuthun. Durch ndere Verzögerungen wurde die Ankunft zu Heangshan von Montag bis Dienstag um Mitternacht hingezogen, und dort nußte die Gesellschaft, unter dem Laͤrm dieses großen Handels— Plitzts, bis Donnerstag Nachmittags, gegen 40 Stunden, vor snker bleiben, unter dem bestaͤndigen Spektakel der Chinesischen Musik, trotz aller Bitten des Arztes Sr. Herrlichkeit, daß man sch etwas ruhig verhalten mochte, da der Kranke sehr leide. ine grausamere und qualvollere Behandlung laͤßt sich gar nicht enken. Erst am Freitag Morgen erreichte das Schiff Macao, . man bei dem Stande des Windes schon am Diensteag üh hätte dort seyn konnen. Wir hoffen ernstlich, daß die Bri— isce Regierung diese ihrem Repraͤsentanten zugefuͤgte Schmach gellemend rächen und dem Kaiser von China eine Vorstellung dethalb machen wird, damit die Schuldigen die ihnen gebuͤh⸗ rende Strafe treffe.“

Selg ien.

Bruͤssel, 26. Febr. Die Repraͤsentanten⸗ Kammer hat ge— ern die allgemeine Diskussion uͤber das Finanz ⸗Budget geschlos⸗ n. Man sprach hauptsaͤchlich uͤber die beiden nunmehr, in HBrissel bestehenden Bank⸗Institute, die beide von dem Abbé de Foere stark getadelt wurden. Auf eine von Herrn Demanet tufgeworfene Frage, erklaͤrte der Finanz-Minister, daß die Umstaͤnde es vorlaufig nicht gestatteten, die Erhebung der bewil— ligten 10 Zusatz⸗Lentimen einzustellen.

Folgendes ist ein Auszug aus den der Repraͤsentanten⸗Kam—⸗ mer in ihrer jetzigen Sitzüng vorgelegten und oͤffentlich bekannt gemachten offiziellen Urkunden, hinsichtlich der in den letzten 30 ahren vorgekommenen Hinrichtungen und angeklagten Mord aten:

Hinrichtungen we⸗ gen verschiedener

Verbrechen.

Belgien.

. Zeitraum. Jahre, endigend mit 1804 x 1809 ö 1814 9 5 1819 ö . 1824 v ö 1829 V V 1833

Anklagen wegen ef iel Mordthaten.

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Schweden und Norwegen.

Stockholm, 21. Febr. Durch eine Königl. Verordnung vom 7ten d. M. sind die Hamburgischen und Bremischen Schiffe, hinsichtlich der Entrichtung von Abgaben, den Schwedischen Schiffen gleichgestellt worden.

Im Buͤrgerstande des Reichstages ist unter Anderm der Antrag gemacht worden, das Verbot zu erneuern, wodurch den Juden der freie Verkehr auf den Schwedischen Jahrmaͤrkten un⸗ tersagt wird. Nachdem das Gutachten des Kommerz⸗-Kollegiums hieruͤber eingegangen, haben Se. Maj. darauf erwiedert, daß es der Erneuerung eines Verbotes, welches nicht zuruͤckgenommen sey und wonach es also den Betheiligten freistehe, gegen die Kontravenienten klagbar zu werden, nicht beduͤrfe, und wuͤrde es vielmehr angemessener scheinen, wenn ein den gegenwaͤrtigen Zeit Umstaͤnden mehr entsprechendes neues Reglement uber die in Schweden ansaͤssigen Juden in Vorschlag gebracht wuͤrde. Die bekannte Anklage⸗Motion des Herrn Crusenstolpe wei— gerte der Landmarschall im Pleno des Adelstandes am 16ten d. zur Verhandlung zu bringen, weil sie bloß bezwecke, einen schon gefaßten Beschluß wieder ruͤckgangig zu machen. Der Antrag— steller selbst war nicht da, und Niemand machte irgend eine Ein⸗ wendung.

Das nya Aftonblad meldet, daß mit erstem offenen Wasser eine regelmäßige Dampfschifffahrt zwischen Stockholm . Lubeck durch ein Holländisches Schiff in Gang kommen werde.

In Finnland ist eine Unterzeichnung zum Ankaufe eines Dampfschiffes eroͤffnet, wozu sich in Abo allein 600 Actionatre fuͤr 120,000 Rubel gefunden haben, so daß eine Dampsschifffahrt zwischen dort und Stockholm in Gang kommen duͤrste.

Dent schlan d.

Hamburg, 2. Marz. An die Stelle des verstorbenen Hrn. Martin Garlieb Sillem, ist heute Herr Senator Christian Daniel Benecke zum Buͤrgermeister dieser Stadt erwählt worden.

Gedern, 30. Februar. Heute wurde hier die Gemahlin des Erbgrafen zu Stollberg⸗Wernigerode, geborne Graͤfin zu Er— bach⸗Fuͤrstenau, von einer Tochter gluͤcklich entbunden, welche in der heiligen Taufe den Namen Eleonore erhalten wird.

Frankfurt a. M., 28. Febr. Unsere Boͤrse war im Laufe der letzten Februarwoche ungewöhnlich belebt. Die von aus⸗ warts gekommenen Nachrichten brachten ein starkes Schwanken der Notirungen hervor. Anfangs war die Kauflust in Oesterreichischen und Hollaͤndischen Fonds sehr merklich, wodurch die Course einen Punkt erreichten, worauf man sie seit mehreren Jahren nicht gese⸗ hen hatte. Man bezahlte proc. Met. 5 es, Hollaͤndische Integrale 5 und 5proc. Hollaͤndische Obligationen 9. Schon an der Montag⸗ Boͤrse war indessen die guͤnstige Konjunktur unterbrochen; es zeigten sich viele Abgeber und saͤmmtliche Notirungen erlitten einen Stoß. Man hatte gesunkene Renten⸗Course von Paris, so wie auch von Lon⸗ don die Nachricht von der auf Abereromby gefallenen Wabl. Am Dienstag (24. Febr.) traten noch mehr Verkäufer auf und wurden starke Posten Integrale zu weichenden Preisen abgegeben Doch wuͤrde der Markt sich bei allem dem gut gehalten haben, waͤre nicht die ministerielle Krisis zu Paris kund geworden; viele Speku⸗ lanten aufs Steigen geriethen in Besorgniß, um so mehr, als man am Mittwoch die gefallene Londoner Notirung vom 20. Febr. er⸗ hielt. In den Nachmittagstunden des 25. Febr. war alles ausgebo⸗ ten, und man konnte Integrale zu A*, Aproc. Metalliques zu 91 und Actien zu 1568 haben. Am 26sten erholte man sich etwas von dem panischen Schrecken, weil es sich zeigte, daß trotz des Ruͤckfalls der Course die effektiven Stuͤcke fehlten und das haare Geld abon— dant blieb. Unter solchen Umständen siel auch die Liquidation fuͤr den Monat, welche gestern stattfand, ganz befriedigend aus. Saͤmmt⸗ liche Ausgleichungen gingen ohne Schwierigkeit vor sich. Depot⸗ Geschaͤfte waren willig zu 5 pCt zu machen. Uebrigens standen die Fonds, trotz des Weichens in den letzten Tagen, am Schlusse des Monats dennoch hoher, als beim Anfang desselben. Die 3proc. Metalliques stiegen im Ganzen um J pCt., Aproc. Metalliques um pCt., Bank⸗Actien 12 Fl. pro Stuͤck, Integrale ; pCt. Saͤmmt⸗ liche Partial-Loose gingen im Laufe des Monats bedeutend besser. Preußische Praͤmien⸗-Scheine von 527 auf 6235, Polnische Loose von 20 auf 706, Darmstaͤdtsche Loose von 235 auf 26 Fl. pro Stuck, Badesche Loose von 903 auf 9. Im Wechsel Geschaͤft blieb es stille; nur fur kleine Posten Amsterdam, Augsburg, London und Paris war Frage. Diskonto-Papier konnte man zu . „* 23 pCt. gern placiren. Nachschrift. Hente, am Sonnabend, erfuhren die Fonds bei wenigen Umsaͤtzen nur geringe Veraͤnderung. Inte— gralt und Metalliques blieben etwas flauer im Cours; Acetien wa— ren gesucht; in Spanischen ging nichts um.

O esterre ich. Wien, 27. Febr. Unsere Hauptstadt ist durch eine ploͤtz=

versetzt worden. Die hiesigen Zeitungen vom gestrigen Tage publizirten daruͤber das nachstehende Bulletin:

„Wien, 25. Febr. Se. Majestaͤt der Kaiser sind gestern gegen Mittag von einem entzuͤndlichen Fieber befallen worden. Der Verlauf der Krankheit ist regelmäßig und laͤßt sonach mit Grund die baldige Genesung Sr. Majestäͤt erwarten.“

Heute fruͤh enthielten unsere Zeitungen folgendes Bulletin:

„Wien, 26. Febr. Nachdem heute bald nach Mitternacht in dem Krankheits-Zustande Sr. Majestaͤt durch Steigerung des Fiebers einige Verschlimmerung eingetreten war, fuͤhlten sich Allerhoͤchstdieselben bereits um 5 Uhr Morgens wieder bedeutend erleichtert. Diese Erleichterung dauerte bis Mittag an. In den Nachmittagsstunden steigerte sich das Fieber wieder, jedoch nicht in dem Grade, daß man nicht hoffen duͤrfte, daß Se. Majestaͤt eine ruhigere Nacht, als die vorhergehende, zubringen werden. Auf Allerhoͤchsteigenes Verlangen wurde Sr. Majestaͤt heute in um 8 Uhr das Sakrament des heiligen Abendmahles ge— reicht.

Im Verlaufe des heutigen Tages haben sich, wie man ver— nimmt, die Krankheits⸗ Symptome nicht verschlimmert. Inzwi— schen sind in allen Kirchen Gebete fuͤr die baldige Wiederher— stellung Sr. Majestaͤt des Kaisers angeordnet worden.

Der Oesterreichische Beobachter versichert, daß die Herzogin von Berry, welche, nach den Meldungen zweier Kor— respondenten der Allgemeinen Zeitung, incognito in Frank— furt a. M. angekommen seyn sollte, die Stadt Brandeis in der Nahe von Prag, wo sie seit langerer Zeit verweilt, nicht ver— lassen habe

J nlansd.

Berlin, 4. März. Es ist bereits in der Nummer 269

der Staats-Ftg. vom vorigen Jahre berichtet worden, daß des Koͤnigs Majestät die Trennung des Gymnasiums zu Posen in

zwei Gymnasien zu genehmigen geruht haben. Das eine dieser

Gymnasien hat den Namen des Königl. Friedrich⸗Wilhelms—⸗

Gymnasiums, das andere den des Koͤnigl. Marien / Gymnasiums

erhalten. Zur Beschaffung eines Gir g udẽs fuͤr das erstere ha⸗

ben Se. Maj. eine Summe von 20,000 Rthlr. allergnaͤdigst be⸗

liche Erkrankung Sr. Majestät des Kaisers in große Betruͤbniß

willigt, wogegen das letztere in dem bisherigen Gymnasial⸗Ge⸗ baͤude bleibt. Die Unterrichtssprache soll in dem Friedrich⸗Wil⸗ helms⸗Gymnasium alle Klassen hindurch die Deutsche seyn; in dem Marien⸗Gymnasium ist sie es nur fuͤr die vier obern Klas⸗ sen, in den beiden untern ist es die Polnische. Um jedoch die Schuͤler dieser beiden unteren Klassen soweit mit der Deutschen Sprache vertraut zu machen, daß sie dem Deutschen Vortrage in den vier oberen Klassen mit Leichtigkeit folgen und sich der Deutschen Sprache in ihrem eigenen muͤndlichen und schriftlichen Ausdrucke mit Fertigkeit und Richtigkeit bedienen koͤnnen, sind diejenigen Anordnungen fuͤr die Ertheilung des Unterrichts in den unteren Klassen getroffen, welche die Erreichung dieses Ziels sichern. Dagegen ist die Polnische Sprache in dem Friedeich⸗ Wilhelms ⸗Gymnastum fuͤr alle Schuͤler oͤffentlicher Lehrgegenstand. Da die Trennung des Gymnasiums zu Posen besonders auch deshalb fuͤr noͤthig erachtet worden ist, weil es sich in seiner bis⸗ herigen Gestalt nicht wohl dazu eignete, junge Leute katholischer Konfession fuͤr den geistlichen Stand zu gewinnen und auszubil— den, so soll mit dem Marien ⸗Gymnasium zu diesem Zwecke ein Alumnat fuͤr 50 bis 0 junge Leute katholischer Konfession, die sich dem geistlichen Stande widmen wollen, verbunden werden, welchen, se nach ihrem Beduͤrfnisse, eine Unterstuͤtzung gewahrt werden soll. Durch die Verbindung dieses Alumnats mit dem Marien-Gymnasium wird dieses jedoch nicht so ausschließlich den Charakter einer katholischen Unterrichts-Anstalt erhalten, daß in dasselbe nicht auch evangelische Schuͤler sollten aufgenommen wer⸗ den koͤnnen. Es soll vielmehr als Grundsatz angenommen und festgehalten werden, daß die Konfessions-Verschiedenheit hei den beiden Gymnasien nur soweit es zur Erreichung der eben aus⸗ gesprochenen besonderen Bestimmuug des Marien⸗Gymnasiums nothwendig ist, beruͤcksichtigt werden, und daß den Aeltern die Wahl eines der beiden Gymnasien fuͤr den Unterricht ihrer Kin— der ohne aile Ruͤcksicht auf Konfession freigestellt seyn soll.

Im Jahre 1834 sind in der Provinz Schlesien bei den Königlichen Regierungen 47 Dispensations-Fälle vorgekom⸗ men, wo die Erlaubniß zum Aufgebot und zur Trauung in evan— gelischen Kirchen von Katholiken nachgesucht wurde, deren fruͤher eingeschrittene Ehe getrennt worden war, und deren zweite Ehr von der Geistlichkeit ihrer Konfession des entgegenstehenden Dogma wegen nicht eingesegnet werden konnte. Es wurden daher 2 katholische Wittwer mit katholischen Frauen, 1 katholischer un— verheiratheter Mann mit einer katholischen Frau, 5 katholische bisher unverheirathete Frauen mit katholischen Maͤnnern, 11 katholische Männer mit evangelischen Frauen, 10 katholische Frauen mit evangelischen Maäͤnnern, 5. unverehelichte Katholiken mit evan⸗ gelischen Frauen, 10 unverheirathete Frauen mit evangelischen Maͤnnern und 3 katholische Wittwen mit evangelischen Mannern in evangelischen Kirchen verbunden.

Die gemeinnuͤtzigen Anstalten in Naumburg gedeihen fortwährend auf eine sehr erfreuliche Weise. Der so eben be⸗ kannt gemachte Bericht uͤber die dortige staͤdtische Waisen-Ver⸗ sorgungs-Anstalt zeigt fuͤr das Jahr 18356 einen Bestand von 37 Knaben und 38 Maͤdchen, die von Naumburgischen Bürgern und Buͤrgerinnen beaufsichtigt werden. Die Ausgaben betrugen im verwichenen Jahre 1647 Rthlr., die mit Ausnahme eines Zuschusses von 150 Rthlrn. aus der Armenschul⸗Kasse, aus Privatmitteln auf⸗ gebracht worden sind. Eben so erweitert sich das wohlthäatige Institut der stadtischen Sparkasse fortwaͤhrend. Im Jahre 1834 wurden 459 Einlage-Buͤcher ausgegeben. Die Einlage⸗Kapita⸗ lien beliefen sich auf 245,651 Rthlr., die aufgesparten Zinsen auf 3109 Rthlr., die abgehobenen Zinsen auf 2539 Rthlr., die Ka— pitals⸗Ruͤckzahlung auf 57,634 Rthlr., der verzinsliche Kassen“ Bestand auf 191,127 Rthlr.

Aus einer Nachweisung der im vorigen Jahre in den Gemeinde⸗Waldungen des Reglerungs-Bezirks Minden aus— gefuͤhrten Forst-Kulturen ergiebt sich, daß in den landraͤthlichen Kreisen Minden, Herford, Wiedenbruͤck, Paderborn, Duͤren, Warburg und Hoͤxter 820 Morgen durch Saaten und 121 Mor— gen durch Pflanzungen mit verschiedenen Hoͤlzern kultivirt, außer⸗ dem aber in den Kreisen Minden und Herford 53,400 Pflänz— linge zur Ausbesserung von Waldbloͤßen verwendet worden sind.

Ueber die Verwaltung der Straf-Anstalt zu Görlitz fuͤr das Jahr 1831 erhaͤlt man folgende Notizen: Am 1. Jan. 1834 befanden sich in der Anstalt 409 Gefangene; im Laufe des Jahres wurden 304 eingeliefert, und eben so viel entlassen, so daß am 1. Jan. 1835 wieder 409 Personen detinirt waren, nämlich 333 männlichen und 71 weiblichen Geschlechts. Unter den Detinirten befanden sich 130 Ruͤckfaällige und zwar 74 zum erstenmale, 23 zum zweiten, 14 zum dritten, 8 zum vierten, à zum fuͤnften, 2 zum sechsten, 3 zum siebenten, und 2 zum zehn— ten Male. Nach der Sitzzeit berechnet, waren am Ende des Jahres 1834 in der Straf-Anstalt: 21 auf Lebenszeit, 3 über 30 Jahre, 11 von 20 bis 30 Jahren, 65 von 10 bis 20 Jah— ren, 57 von 5 bis 10 Jahren, 65 von 3 bis 5 Jahren, w 1 6 3 g ter 6 Monaten, 6 vor Abfassung des Urtels eingeliefert. Verdient haben die Gefangenen im Jahreslaufe tos Rihlt.

Berichtigung. Im gestrigen Blatte der Staats Zeitg., S. 252, Sp. 1, Z. 36 v. o. lies: zuläßt, statt: erheischt.

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des Landtags-Abschiedes fuͤr die zum ten Provinzial-Landtage versammelt gewesenen Stande der Provinz Westphalen

n t, die Anträge der Westphälischen und der Rheinischen Provinzial⸗Stände auf Ermäßigung des von den Provinzen bisher entrichteten Grund Steuer, Kontingents betreffend.

Die Staͤnde der Provinz Westphalen und der Rhein Provinz haben bereits auf den in den Jahren 18325 und 1837 für Westpha⸗— len, so wie in den Fahren 1828 und 1830 fur die Rhein-Provinz gh— gehaltenen Landtagen die Ausdehnung der Grund-Steuer- Revision auf die anderen Provinzen der Monarchie, und, in der Voraussez— zung, daß jene letzteren Provinzen mit einer nach Maßgabe ihres Boden-Ertrags weit geringeren Grund-Steuer belegt seyen, die Ausgleichung der Grund-Steuer⸗Leistung unter saͤmmtlichen Provin⸗ zen der Monarchie, somit eine Heruntersetzung der vermeintlich zu ho⸗ hen Grund⸗Steuer jener beiden westlichen Provinzen in Antrag gebracht.

Die Regierung hat nicht gesaͤumt, sobald ihr diese Wünsche und insbesondere aus den Antraͤgen auf dem zweiten Westphaͤlischen Land— tage die Begründung dieses Anspruchs auf eine vermeintliche Be— guͤnstigung der östlichen Provinzen bekannt wurden, deren gründliche Erbrterung zu veranlassen, und die Resultate der letzteren den Stan⸗ den der reklamirenden Provinzen mit derjenigen Offenheit mitzuthei⸗ len, durch welche allein das Vertrauen zwischen den Vertretern der einzelnen Provinzen und einer die Gesammtheit der letzteren mit

m Sorgfalt umfassenden Verwaltung aufrecht erhalten werden ann.

Die Denkschrift vom 18. Mai 1830, welche auf Befehl Seiner

Majestaͤt dem Abschiede fuͤr den zweiten Westphalischen Landtag und