1835 / 66 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

von diesem Schritte des Königs unterrichtet. Die vorigen boc— trinairen Minister scheinen jedoch Kenntniß davon gehabt zu ha— ben. „Der König“, sagt ein hiesiges Blatt, „der die Schwierigkeiten voraussieht, die sich der Bildung eines Soult— schen Ministeriums entgegenstellen duͤrften, scheint sich auf einen Versuch mit dem Ministerium Sebastiani vorbereiten zu wollen. Die Frage ist nun, welche Maͤnner sich dem Letztern anschließen wuͤr⸗ den. Denn fuͤr ihn ist die Schwierigkeit ungefaͤhr dieselbe, wie fuͤr den Marschall Soult. Die Ruͤckkehr des Herrn Sebastiani hat dem seit einigen Tagen verbreiteten Geruͤchte neue Nahrung ge— geben, daß die Herren Thiers und Guizot insgeheim daran daͤch⸗ ten, ihre Portefeuilles zu behalten. Sie wurden sich, heißt es, von dem Grafen von Rigny losmachen und mit den Herren Sebastiani und Broglie, von denen der Eine Kriegs ⸗Minister, der Andere Minister der auswärtigen Angelegenheiten werden wärde, die neue Verwaltung bilden. Die Combination Du— pin scheiat gegenwartig weniger Chancen zu haben, als in den letzt? Tagen. Der Konig kann sich nicht dazu entschließen, die Prasidentschaft des Conseils aufzugeben, und bei der letzten Zu— sammenkunft, die er mit Herrn Dupin gehabt, schien er nicht sehr zu desfen Gunsten gestimmt. Andererseits wollen die Her⸗ ren Gérard und Passy kein Portefeuille mehr annehmen, und die Wahl des Marschalls Clauzel, den Herr Dupin dem Koͤnig vorgeschlagen hat, scheint Sr. Majesta auch nicht anzustehen. Mit Spannung sieht man der Entwickelung dieses ministeriellen

Wirrwars entgegen. Die Intriguen kreuzen sich jetzt so, daß es

gar nicht mehr mit irgend einer Wahrscheinlichkeit vorauszusehen ist, auf welche Seite sich der Sieg neigen wird.“

Der Impartial sagt, in Uebereinstimmung mit den gge— stern mitgetheilten) Aeußerungen des Constitutionnel: „Bis fetzt ist weder dem Marschall Gerard noch dem Herrn Dupin, noch ihren gemeinschaftlichen Freunden irgend eine Eroͤffnung gemacht worden. Es ist notorisch, daß keiner von Beiden an einer ministeriellen Combination arbeitet oder gearbeitet hat. Wir können n gr „daß die Herren Gérard und Dupin sich bis zu die⸗ ser Stunde noch nicht gesehen haben. Und doch, welche Geruͤchte setzen nicht die Doctrinates uͤber die angeblichen Ministerien Gérard und 6 in Umlauf! Der Zweck dieser Umtriebe ist klar; man will nämlich das, was noch gar nicht versucht worden ist, fuͤr unmöglich erklaͤren. Dies hat man im vergangenen Monat November gewollt und gethan, und dies will und thut man jetzt wieder. Man sagt und laßt übgrall sagen: „„Dies oder zenes Ministerium ist unmoglich“ wenn auch noch gar nicht die Rede davon gewesen ist und zieht den Schluß daraus: „„Wir al— lein sind möglich.““ Dies war das Ende der Intriguen im Monat November, und dies wird auch jetzt das Ende seyn.“

Die Gazette de France enthaͤlt folgenden Artikel: „In 55 Monaten find 51 Minister ernannt, verändert, abgesetzt oder entlassen, und 35 Staats-Maänner sind verbraucht und abge— nutzt wotden. Wir lassen hier das lange Verzeichniß der 35 Ehrgeizigen folgen, welche verdammt waren, sich auf die Schmerzensbank zu setzen, und deren 51 Ernennungen und 5! Entlassungen in dem . vom 1. August 1830 bis zum 1. Maͤrz 1835 durch den „Moniteur“ publizirt wurden. Wir reihen sie nach der Dauer ihrer ministeriellen Existenz, indem wir mit denen, die nur einige Stunden als Minister geathmet haben, anfangen, und so, Tag fuͤr Tag, Monat fuͤr Monat, bis zu denen steigen, welche die seltene Erscheinung eines ministe— riellen Lebens von laͤnger als 12 Monaten darbieten: Todtgeborene Minister, oder solche, deren

nach Tagen berechnet wird.

Admiral Roussin haben kluͤglicherweise die ihnen angebotenen

Herr Bresson Herr Sauzet Portefeuilles abgelehnt.

Der Herzog 93. Bassano Der General Bernard Acht Ta , , .

ge, vom 8. bis 15. No— Derr Zest æ vember is.

Leben

Herr Karl Dupin

Herr Passy

Der Marschall Jourdan Herr Bignon

Herr Tupinier Der General Maison. Vierzehn Tage im Jahre 1830.

Minister, deren Leben nach Monaten berechnet wird. 22 Tage. 1 13 *

Zehn Tage, vom 1. bis 11. Aug. 1830.

Herr Lassitte Herr Dupont (von der Eure) Herr Girod (vom Ain) Ber Marschal Gérard, in zwei Malen Der Admiral Jacob Herr Merilhou, in zwei Malen .... Herr Duchatel, in zwei Malen Herr Persil Ueber ein Jahr waren Minister:

err Casimir Périer err von Argout, in zwei Malen ... Herr von Broglie, in zwei Malen ... err Louis, in zwei Malen err von Montalivet, in drei Malen Derr Thiere, in zwei Malen General Sebastiani, in zwei Malen. err Guizot, in vier Malen * Humann, in zwei Malen .... Admiral Rigny, in drei Malen .... Herr Barthe Der Marschall Soult 3 * 5.

Ein solcher Verbrauch an Ministern in einer so kurzen Zeit möchte vielleicht ohne Beispiel in der Geschichte seyn.“

Die Gattin eines der jetzigen Minister soll gesagt haben: „Man spricht so viel von der jetzigen Ruhe, Wahrhaftig, eine schöne Ruhe, die alle 2– Stunden unsere Existenz auf's Spiel setzi! Wir lebten weit ruhiger, als es noch Emeuten gab!“

Die zweite Ausgabe der Broschäre „Adresse eines Consti⸗ tutionnellen an die Eonstitutionnellen“ ist gestern hier erschienen. Diesesmal hat sich der Verfasser, Graf Roöderer, genannt und in einer Vorrede die ganze Verantwortlichkeit fuͤr die in dieser

Schrift aufgestellten y . übernommen.

Der äaͤlteste Franzoͤsische General- Lieutenant, Baron Des bureaux, ist vorgestern im 80sten Lebensjahre hierselbst mit Tode abgegangen. .

In einem Schreiben aus Bayonne vom A23sten d. heißt es: „Die Truppen der Koͤnigin halten noch immer dieselben Punkte besetzt. Der General Ming ist, nachdem er die im Bastan, Thale stehenden Truppen inspicirt hat, nach Elisondo zurückgekehrt, wo er sich gestern befand, und von wo aus er die Aufforderung erlassen hat, 200 Maulesel zu seiner Verfuͤgung

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zu stellen, welche wahrscheinlich dazu dienen sollen, das Geld zu transportiren, das auf Befehl des Generals nach den Alduden gesandt worden ist. Zumalacarreguy hat in aller Eile mit j0 Bataillonen die bisher inne gehabte Stellung verlassen und ist nach der Gegend von Estella aufgebrochen, wo er mit dem Transporte, der sich von Vittoria nach Pampelona begiebt, bes⸗ ser fertig zu werden glaubt, als mit dem, welcher fruͤher von hier abging.“

In der Sentinelle des Pꝛprenées vom 2ästen d, liest man: „Der Platz-Kommandant von Orduña schreibt, daß am 18. d. bei Tagesanbruch dieser Ort plötzlich von den Karlisten angegriffen worden sey. Ein großer Theil derselben uͤberstieg auf Leitern die Mauern der Stadt in der Gegend des sogenann⸗ ten Schlosses und bemaͤchtigte sich der Haͤuser und des Walles der zweiten Linie. Aber sie wurden schnell wieder aus dieser Stellung vertrieben, und mußten einige Todte und Verwundete

auf dem Platze lassen.“

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz—⸗ zung vom 25. Februar. (Nachtrag.) In der von Lord Stanley gehaltenen (und vorgestern vereits erwahnten) Rede sagte derselbe unter Anderem, er wolle mit wenigen und, wie er hofft, uͤberzugenden Worten dem Hause die Gruͤnde ange— ben, weshalb er fuͤr die Adresse stim me. Bei dem jetzigen Stande der Parteien glaube er, ats rechtlicher Mann, der sich zu rechtlichen Reform-Grundsaͤtzen bekenne, verpflichtet zu seyn, gegen das Amendement zu stimmen.“ Diese Ansicht theile er mit einer großen Anzahl von Mannern, deren Namen im Lande von Gewicht seyen.

„Was das Amendement betrifft“, fuhr er fort, „so muß ich zuerst mein Wohlgefallen zu erkennen geben uber die passende und ganz constitutionnelle Weise, in der mein edler Freund dasselbe ein⸗ brachte. (Großer Beifall von beiden Seiten des Hauses;) In Be⸗ treff der constitutionnellen Rechte und Privilegien dieses Hauses, und namentlich des Rechtes, die Auflbsung des vorigen Parlaments in Berathung zu ziehen, so wie darin, daß die jetzigen Minister fuͤr jene Auflösung und für die Entlassung des vorigen Ministeriums verantwortlich sind, stimme ich meinem edlen Freunde voͤllig het. Ich pflichte ihm ferner in dem vollkommen bei, was er uͤber die außerordentliche Vereinigung der Gewalt in einer n, Person während laͤngerer Zeit bei Entlassung des vorigen Ministeriums sagt. (Hört, hoͤrt! Ich gebe ihm vollkommen Recht, daß dies Verfah⸗ ren durch den Umstand, daß kein Mißbrauch dargus entstanden ist, nicht gerechtfertigt wird. Ich erkenne die hohen Talente des Her⸗ zogs von Wellington an, aber ich bin der Meinung, daß ein solches Verfahren, ohne daß die Repraͤfentanten des Volks davon unter= richtet sind, ein gefaͤhrliches Beispiel, für die Freiheiten des Landes ist. (Lauter und anhaltender Beifall von der Opposition.) Der sehr ehrenwerthe Baronet hat zur Refertigung dieses Verfah⸗ rens ein Beispiel aus den letzten Tagen der Koͤnigin Anna ange⸗ führt, wo dem Grafen Shrewsbury die höchsten Staatsgewalten übertragen wurden. Allein damals war die Lage des Landes eine vollig andere. Die Königin lag auf dem Sterbebette, die Thron⸗ folge war streitig, und ein fremder Praͤtendent bedrohte das Land mit einem Bürgerkriege, jenes Verfahren war daher nothwendig fuͤr die Erhaltung der Freiheiten des Volkes. Einer Stelle des Amendements kann ich jedoch meinen Beifall nicht versagen, derje⸗ nigen namlich, welche die Erlaͤuterungen des sehr ehrenwerthen Ba⸗ ronets in Hinsicht der Munizipal-Corporationen fuͤr unzulänglich erklärt. (Großer Beifall von der Opposition.) Das Englische Volk hofft auf eine gänzliche Reform der Munizipal⸗Corporationen, und ich erwarte mit großer Ungeduld die Maßregeln, welche die Regie rung in dieser Beziehung ergreifen wird, KVestaͤnde daher das Amendement nur aus der hierauf bezuͤglichen Stelle, so wuͤrde es mir schwer geworden seyn, irgend etwas dagegen vorzubringen, Doch muß ich bekennen, daß mein Grundsatz, die Maßregeln des fetzigen Ministeriums nicht zu verdammen, bis ich im Stande bin, zu beurtheilen, welcher Art sie sind, mich nicht abhaäͤlt, der Adresse meine Zustimmung zu geben, da sie nichts weniger, als eine Ver⸗ weigerüng aller darin übergangenen Dinge enthält, oder uns zu einer Genehmigung der Einzelheiten oder der Prinzipien jeder Maß⸗ regel verpflichtet. In der Rede Sr. Majestät wird von mehrcgen Gegensͤnden im Sinne einer gründlichen und, constitutionnellen Reform gesprochen, aber durch ein eigenthuͤmliches Verhängniß kommt daͤs Wort „Reform“ selbst darin nicht vor. Gelaͤch ter. Ich glaube, dies ist denen zu Gefallen geschehen, die dieses Wort nicht lieben. (Großes Gelaͤchter.) Ich will daruber nichts weiter sagen, sondern, zwar begierig, aber mit Geduld und Maͤßigung, die Erfüllung der in jener Rede gegeben Versprechungen erwarten Ich hoffe, so der Erklarung geniaß zu handeln, die ich meinen Konsti⸗ iuenten gegeben habe, daß ich, obgleich ich es ablehnte, mich dieser Verwaltung anzuschließen, und obgleich ich kein Verrrauen zu dem jetzigen Ministerium habe, dennoch keinen Schritt zu seinem Sturz thun werde, ehe ich nicht laͤngere Zeit die Grundsaͤtze, wonach es handelt, zu beobachten Gelegenheit gehabt habe. Ich bin uͤber⸗ zeugt, daß das Amendement in der Absicht entworfen ist/ das setzige Ministerium zu stuͤrzen oder einen solchen Triumph über dasselbe zu erringen, der es in eine große Verlegen⸗ heit bringen sollte. Beides halte ich fur unrecht. (Hört!) Zu der Erdrterung der Frage uͤber die Entlassung des vorigen Mi⸗ nisterlums, die meln edler Freund (Lord Morpeth) eine Frage von der hoͤchsten Wichtigkeit nennt, fehlt es uns an der genauen Kennt⸗ niß der Umstaͤnde, die dazu führten. Ich will mich nicht auf eine Untersuchung der Zweckmäßigkeit oder Nothwendigkeit dieser Maßre⸗ gel einlassen, aber ich widersetze mich jeder Entscheidung dieser Frage auf dem Wege eines Amendements zu der Adresse. Ich widersetze mich der Erklarung in dem Amendement, daß die Resorm-Bill durch die Auflöͤsung des Parlaments gefaͤhrdet sey, denn wenn dies der Fall ist, wenn“ sie durch einen Auͤfruf an die Waͤhler des Reichs in Ge—= fahr kommt, so ist sie eine ganz unnütze und werthlose Maßregel. Meine Achtung vor der Reform⸗= Bill und vor den Wählern dieses Landes erlaubt mir nicht anzunehmen, daß eine Regicrung den Strom heilsamer Reformen zurfckzuhalten im Stande, sey, und ich bin der Meinung, daß die Aufloͤsung eines Parlaments bie Ausdehnung der Reform auf alle nützliche und nothwendige Zwecke nicht verhindern werde. Die angefuhrten Gründe bestim— men mich, dem von meinem edlen Freunde vorgeschlagenen Amen⸗ dement meine Zustimmung zu versagen, weil es nicht nur den An⸗ schein haben würde, als ob ich dasjenige unterstuͤtzte, was meiner Ansicht entgegen ist, fondern guch, weil ich der Melnung bin, daß diefer Antrag unter den gegenwartigen Umstaͤnden fuͤr das Land und die Sache der eonstitutionnellen Reform von gefaͤhrlichen Folgen seyn kann. Unabhängig von dem jetzigen Ministerium, und keine anderen Ver⸗ pflichtungen kennend, als die, welche jedes unabhängige Parlaments⸗ Mitglied zu erfuͤllen hat, begierig auf die Befoͤrderung der Reform und zugleich bemuͤht, eine allgenieine Zerstoͤrung des Bestehenden zu verhindern, fuͤhle ich mich verpflichtet, der zur Beantwortung der Thron⸗Rede beantragten Adresse meine Zustimmung zu geben, ob⸗ gleich ich Manches in derselben kraftige hervorgehoben wuͤnschte, und zugleich mich dem Amendement zu widersetzen, das, neben man⸗ chem höchst Wäünschengwerthen, doch auch viel Verwerfliches ent— hält.“ (Lauter Beifall von den Ministeriellen.)

Unterhaus. Sitzung vom 27. Februar. Nach der (gestern unter London erwähnten) Erklarung Sir R. Peel s, daß er nicht auf einer neuen Abstimmung Über die Adresse be— stehen wolle, nahmen noch mehrere Mitglieder, die an den drei vorhergehenden Abenden nicht zu Worte gekommen waren, die Gelegenheit wahr, ihre Bemerkungen aber das Ministerium und

über die Auflosung des Parlaments zu machen, namentlich Herr

Hume, der noch eine sehr lange Rede hielt und es an beleibj— genden Ausfaͤllen nicht fehlen ließ, und es wurde sodann der Bericht uͤber die amendirte Adresse verlesen. Das Haus ver, tagte sich um 1 Uhr.

London, 28. Februar. Bei dem letzten Lever, welches der Koͤnig im St. James-Palast hielt, wurden Sr. Majestäͤt der General Soubleite durch den Mexikanischen Gesandten und die Barone von Schimmelpenningk und van Gagern durch den Niederlaͤndischen Gesandten vorgestellt.

Gestern Nachmittags wurde im auswaͤrtigen Amte ein Ka— binets- Rath gehalten, der von 2 bis halb 5 Uhr dauerte.

Der Standard meldet die Abreise des Generals Seba stiani in solgender Weise; „Am Dienstag Abend kam im Fran zoͤsischen Gesandtschafts-Hotel ein Courier aus Paris an, der eine Depesche vom Koͤnig Ludwig Philipp an den Grafen St bastiani uͤberbrachte, wodurch die Anwesenheit des Letzteren in Paris gewuͤnscht wird. Er und der Legations-Secretair, Herr Brennier, verließen am Mittwoch London. Man vermuten daß, im Fall der Marschall Soult die Praͤsidentschaft des Con seils nicht annehmen sollte, die Bildung des Ministeriums den Grafen uͤbertragen werden wuͤrde. Die Graͤfin Sebastiani bleiht hier und bezieht das Haus der verstorbenen Mar qussn von Hertford in Manchester- Square.“ Der Co uri glaubt ebenfalls, daß die Abreise des Grafen Sy stiani mit der Bildung eines neuen Franzoͤsischen Minsn riums in Verbindung stehe. Die Times will wisg daß der Botschafter nur sehr kurze Zeit in Paris zu verwelhn gedenke, und fuͤgt hinzu: „Waͤhrend der Abwesenheit des Gu⸗ fen Sebastiani wird der erste Franzoͤsische Gesandschafts, Senn tair, Herr von Bourquenay, seine Stelle vertreten; er wur am Mittwoch Sr. Majestaͤt als Geschaͤfisträger vorgestellt. Han Pontois, der vorige Geschaͤfistraͤger, ist im Begriff, nach R Janeiro abzugehen, wo er zum Gesandten des Königs der Fran zosen ernannt ist. Herrn Pontois Abreise ist fuͤr seine Freunze in England eben so betruͤbend, wie seine Ankunft in Brasilin fuͤr seine zahlreichen Bekannten in jenem Lande, wo er fruͤhn schon als Geschaͤftsträger fungirte, erfreulich seyn wird. Wo nige Franzosen haben vielleicht so viel diplomatische Dienste g leistet, wie Herr Pontois. Sein Name figurirte auf jeden seit 1314 gehaltenen Kongreß.“

Die ministeriellen Blatter heben aus der Rede, welche Ei Robert Peel am Dienstag Abend im Unterhause gehalten, he sonders die weitläuftigen und unumwundenen Erlaäͤuterumn hervor, welche derselbe zu dem nothwendiger Weise kurz gesss⸗ ten Inhalt der Thron⸗Rede gegeben. In Bezug auf die auwsñ tige Politik, welche das jetzige Minislerium zu befolgen gedal, machen sie in diesem „gesprochenen Manifest“, wie sie die Nut des Premier-Ministers nennen, besonders auf folgende ESitlt aufmerksam: „Der erste in der Thron⸗-Rede erwahnte Punk sagte Sir Robert, „sind unsere Verhaͤltnisse zu aus waͤrtigtn Fursten und Staaten. Die Regierung hat erklärt, daß es ih ernstlichster Wunsch sey, die freundschaftlichen Beziehungen s ihnen aufrecht zu erhaiten. Sie hat versichert, daß sie int zuversichtliche Hoffnung hege, die Segnungen des Friedens h⸗ wahren zu koͤnnen. Sie sagte ferner, daß sie bereits auf Seiten einiger von den großen Mächten Europa's eine Tendenz zu su nehmendem Vertrauen in das Britische Ministerium gewahlt, und daß sich dieses Vertrauen durch die Verminderung der Ml litair⸗Macht derselben kundgegeben habe. Andererseits hat man hat in ein schlimmes Anzeichen finden wollen, daß die militairischen Ri gierungen des Kontinents zu dem Englischen Ministerium Ver⸗ frauen hatten. Nun sind aber die Minister gegen jene Regi rungen keine Verpflichtungen eingegangen, die sie noͤthig en lönn ten, von ihren Grundsätzen und von ihrer Abneigung gegen di Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Laͤnder ah zugehen. Aber nichts kann ich fuͤr unseliger halten, h das gelegentlich in diesem Hause eingeschlagene Verfth ren, diesenigen mit persoͤnlichen Angriffen und mit daf häͤrtesten Tadel zu uͤberhaͤufen, welche in jenen Laͤndern angis hen sind, mit denen wir, wenn ihre Institutionen auch von daß unsrigen abweichen, ein herzliches Vernehmen zu unterhaltn bemuͤht seyn muͤssen. Was fuͤr eine Inkonsiquenz sollte dal liegen, wenn wir bei den Grundsaͤtzen einer freien Repraͤsa tativ-Regierung bleiben und doch, die Verschiedenheit unsett Institutioönen beiseitsetzend, mit unumschraͤnkten Regierung Freundschaft pflegen? Es waͤre wohlgethan, wenn jene Herten die sich zu liberalen Grunosätzen bekennen, das Beispiel einc Landes nachahmen wollten, dessen Institutionen noch liberil— sind, als die unsrigen, ich meine die Vereinigten Staaten,? teine Folgewidrigkeit und kein Aufgeben ihrer Grundsaͤtze dal finden, sich um die Freundschaft unumschränkter Maͤchte zu d werben. Welcher Vortheil wäre es fuͤr uns, frage ich, wen wir sie uns durch ein Benehmen entfremden wollten, welches wohl erbittern, aber ihre Macht nicht schmälern, uns sed och lh hindern könnte, einen heilsamen Einfluß auf ihre Rafthschls auszuüben? Aber, sagt man, dies zunehmende Vertrauen der Britischen Regierung von Selten einiger fremden Müh ruͤhre jedenfalls von unserer Entfremdung gegen einen unt jetzigen Verbuͤndeten, gegen Frankreich, her. Ich kann aber lh einsehen, weshalb man der jetzigen Regierung diesen Vorn machen will? Wer war es denn anders, als der Herzog bh Wellington, der zuerst Ludwig Philipps Regierung durch th unverzuͤgliche Anerkennung derselben befestigte? Warum soll das jetzige Ministerium den wachsenden Wohlstand Frankreic mit Eifersucht betrachten, warum sollten wir nicht ein gutes Verng men mit jener Macht aufrecht zu erhalten wuͤnschen, von welcher, m ner Ueberzeugung nach, der Frieden Europa's hauptsaͤchlich abh ang Ferner fuͤhren jene Blaͤtter die bestimmten Versicherungen welche der Premier⸗Minister dem Ünterhause in Bezug auf! wichtigsten Reformen gegeben. „So hat Sir R. Peel“, sagt! Times, „sein Kabinet unter Anderem dazu verpflichtet, dig sst eine Maßregel zur schließlichen und billigen Ausgleichm der Irlaͤndischen Zehnten-Frage, eine andere zur Abloͤsung! Zehnten in England und Wales, eine dritte zur Ver bessern der Rechtspflege in aller der kleinen geistlichen Ortsgerichte und auf die Errichtu von Ober⸗Gerichtshöͤfen an deren Stelle, und eine vierte zur win sameren Aufrechterhaltung der Kirchenzucht durch Her rn der Autorität der Bischoͤfe uͤber ihre Geistlichkeit und zur V hinderung von Vorfällen, die der Kirche zum Aegerniß gereich und die bei der Kraftlosigkeit der jetzigen Gesetze bisher nur oft ungestraft blieben, dem Parlamente vorzulegen. Die Regietn will auch eine Maßregel zur Abstellung der jetzigen Beschwerden Dissenters mit Hinsicht auf die Feier und Emregistrirung iht Heirathen und auf die Einregistrirung der Geburten und Tobt faͤlle vorschlagen. Wir zweifeln nicht, daß Sir Robert Peel diesem Punkte wenigstens dem edlen Fuͤhrer der Opposition (i J. Ruffell, dem ungeschickten Verfasser der vorigen Bill ib die Trauungen der Diffenters, nur wenig Raum zum Triump

Kirchensachen, gegruͤndet auf die Abschafun h

a übrig lassen wird. Doch wir wollen auch ganz offen sagen, wenn Sir R. Perl in der den Dissenters zu gewaͤhrenden I usse nicht weiter gehen, wenn er nichts fuͤr sie thun will, um e gen Hindernisse wegzuraͤumen, welche ihnen den Zugang

gelehrten Wuͤrden versperren, und entweder die Nebengesetze r suristischen Kollegien und des ärztlichen Kollegiums zu nterdruͤcken oder einer Universitaͤt fuͤr die Dissenters selbst ei— n Freibrief zu verleihen, er weder von Seiten der Letzteren zemeine Dankbarkeit und Zufriedenheit, noch von Seiten des tien Volks in Betreff seiner Achtung fuͤr religioͤse Freiheit mnehrtes Vertrauen zu erwarten hat. Ueber diesen Punkt cht unsere Ansicht seit langer Zeit fest. Was die Frage uͤber e Munizipal⸗Reform anbetrifft, so wartet Sir Robert Peel n Bericht der von der vorigen Regierung ernannten Kommis⸗ rien ab und bedient sich in dieser eziehung derselben Worte, eiche Lord Grey in der Thron-Rede am Anfange der Session n 1832 gebrauchte.“

Der Standard sagt: „Die Minister hatten bei der Ab— inmung uͤber das Amendement zur Adresse, eben so wie bei r Sprecher Wahl, eine entschiedene und unzweideutige Majo⸗ nüt der Englischen Mitglieder fuͤr sich. Die Gesammtzahl der ümmenden belief sich bekanntlich auf 614. Darunter befanden tz Li Schottische und Irlaͤndische Mitglieder, von denen 92 r das Amendement und 53 dagegen stimmten. Unter den Englischen Mitgliedern stimmten 249 fuͤr die ministerielle Adresse im 217 fuͤr das Amendement der Opposition. Es ergiebt sich nso eine Majorität von 32 Englischen Mitgliedern zu Funsten der Minister. Dies ist das Verhaͤltniß, in wel⸗ wem sich Englands Stimme fuͤr das Ministerium Sir Robert Deels erklaͤrt hat; aber es scheint, als sollte das Unterhaus ins⸗ sinstie durch O' CTonnell's Schweif geleitet werden

Der Erzbischof von Canterbury ist durch ein haͤusliches glück, das Ableben seiner Tochter, der Lady Beaumont, die uf den Hyerischen Inseln gestorben ist, bis jetzt verhindert borden, im Oberhause zu erscheinen. Dieser Prälat hatte erst zur kurzem den Schmerz gehabt, seinen einzigen Sohn durch n Tod zu verlieren.

Im gestrigen Boͤrsen⸗Bericht der Times heißt es: „Die Erwartung, welche gestern in der City allgemein gehegt wurde, di die urspruͤngliche Adresse durchgehen wuͤrde, ist nicht in Er⸗ lng gegangen, und der Geld-Markt hat dadurch ein schlim⸗ eres Ansehen erhalten. Es ist plotzlich ein Mangel an Geld itzetreten, waͤhrend es vor wenigen Wochen noch im Ueberfluß harhanden war.“

Niederlande.

Aus dem Haag, 28. Febr. Der Geburtstag Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Friedrich ist heute hier durch Aufsteckung festicher Flaggen, durch Glockengeläͤute und eine große Parade feiert worden. Vormittags war großes Dejeuner bei Sr. Kö— igl. Hoheit und darauf Diner bei Hofe, bei welchen beiden m auch Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien rschien.

Man erwartet naͤchstens, und zwar noch vor dem 15. Maͤrz, de Wiedereroͤffnung der zweiten Kammer der Generalstaaten. err Byleveld, bisheriges Mitglied derselben, ist von Sr. Maj. jum Mitgliede der ersten Kammer der Generalstaaten ernannt worden.

Deutschlan d.

Dessau, 3. März. Se. Durchlaucht der regierende Her⸗ zog von Anhalt-Dessau haben, auf Ansuchen des Ober-Jaͤger⸗ miisters von Harling, denselben nach einer fuͤnfundsechzigjaͤhrigen lttuen Dienstzeit in den Ruhestand versetzt und sich bewogen gtsunden, den zeitherigen Jagd-Junker Graf zu Solms zum hof⸗Jaäͤgermeister, mit Uebertragung der saͤmmtlichen Jagd-An⸗ gelegenheiten, zu ernennen.

Kassel, 24. Febr. Am 22. d. hatte der Großherzogl. Hes⸗ sche Ceremonienmeister, Kammerherr und Legationsrath, Graf z. Goͤrlitz, die Ehre, das allerhoͤchste Schreiben, wodurch der— be als außerordentlicher Gesandte und bevollmaͤchtigter Minister Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Hessen bei Sr. Ho— heit dem Kurprinzen und Mitregenten beglaubigt worden ist, Höͤchstdemselben zu uͤberreichen.

Auf dem letzten Hof-Maskenballe bildeten viele Offiziere und Damen ein vollzaͤhiiges Kartenspiel, und die Costuͤms der

Bilder waren genau wie auf den Karten. Die uͤbrigen Blaͤtter

waren durch weiße Anzuͤge mit silbernen Barets, z. B. Coeur 5 mit zwei rothen Herzen auf den Schultern, eins als Schnalle nd zwei unten am Kleide angedeutet. Vier Harlekins spiel⸗ ten mit diesen lebendigen Karten in einem wohleingeuͤbten Tanze

Vhist.

Munchen, 1. Maͤrz. Am 7Jten d. wird der Koͤniglich dayerische Minister und außerordentliche Gesandte am Hester— nichischen Hofe, Freiherr von Lerchenfeld, sich auf seinen Posten

nach Wien begeben, wohin der Legations-Secretair, Freiherr v.

erger, bereits am Freitag abgegangen ist. Se. Masestaͤt der König haben den Banquier, Baron Fer— dinand von Schäzler, zum Kammerherrn ernannt.

Folgende Schriften wurden mit Beschlag belegt: Das 1ste und Ite Heft der Zeitschrift „der Geächtete, herausgegeben von J Venedy, Paris 1834.“ Das 1ste und 2te Heft der Druck— schrift unter dem Titel: „Polemische Blaͤtter, betreffend Christen—⸗ thum, Bibel, Glauben und Theologie von G. Fr. Daumer.“

Die vom Landgericht Haßfurth verfuͤgte, von der Koͤnigl. Negierung des Unter Main⸗Kreises fortgesetzte Beschlagnahme von Schnupftabacks-Dosen mit unstttlichen Abbildungen und Auf— schriften wurde durch das Koͤnigl. Staats-Ministerium unter Anardnung der Confiscation und des oͤffentlichen Verbots der Verhteitung der bezeichneten Dosen bestaätigt. Saͤmmtliche Koͤ—

nigl. Polizei⸗Behoöͤrden haben diese Entschließung ungesaͤumt in

olzug zu setzen.

Stuttgart, 2. Maͤrz. Se. Majestaͤt haben den als Ge— schäͤftzträger am Königl. Preußischen Hof functionirenden bis— erigen Major im Königl. Generalstabe, Freiherrn von Linden, aus den Militairdiensten entlassen, und dem Departement der gn, Angelegenheiten mit dem Titel und Rang eines Le— gations, Raths, unter Belassung in seinen Dienst-Verhaͤltnissen

als Geschaͤftsträger, zugetheilt.

Frankfurt a. M., 2. Marz. In den Sitzungen unserer n,, Versammlung vom 25. und 28. Februar war die orisetzung der Berathungen uͤber die Reduction der Zinsen der staͤdtischen Schuld, von 4 pCt. auf 3 pCt., an der Tagesordnung, nach deren Beendigung die Versammlung mit 47 gegen 32 Stim— men und 1 suspendirte beschloß: „von der Reduzirung der Zinsen der Staatsschuld von 4 pEt. auf 3 pCt. dem Prinzip nach zu abstrahiren.“ Die weitere Berathung wurde auf die naͤchste Sitzung verschoben.

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Türkei.

Konstantinopel, 4. Febr. (Hamb. Korr.) Seit ei— nigen Tagen zirkuliren wieder verschiedene Geruͤchte von neuen Mißhelligkeiten zwischen der Pforte und Mehmed Ali. Es heißt, obwohl unverbuͤrgt, daß in der Gegend von Jerusalem neue Unruhen ausgebrochen, und daß diese Stadt durch die Aegypter zum Theil niedergebrannt worden sey; ferner, daß wie⸗ der mehrere Aegyptische Kriegsschiffe und eine große Menge Pulver und Munition nach der Syrischen Kuͤste abgeschickt wor⸗ den seyen ze. Wie weit diese Angaben gegruͤndet sind, laßt sich nicht mit Gewißheit angeben; moͤglich, daß das Ausbleiben der so bestimmt erwarteten Zahlungen Mehmed Ali's Stoff zu die⸗ sen Geruͤchten geliefert, oder wenigstens i ihrer Vergrößerung beigetragen hat. Offenbar und sicher ist uͤbrigens, daß die Pforte sich auf jeden möglichen Fall in Bereitschaft setzt. Die Truppen— sendungen nach Asien haben aufs neue begonnen. Im Arsenal bemerkt, man wieder groͤßere Thätigkeit und an der Befestigung Koniah's wird mit groͤßtem Eifer gearbeitet. Die Englische Flotte, welche erst kurzlich nach Malta abgesegelt ist, wird dort nur so lange verweilen, als zu ihrer frischen Verproviantirung nothwendig ist, und dann wieder ihre fruͤhere Station in den Gewaͤssern von Smyrna einnehmen. Man spricht von bedeuten⸗ den Verstaͤrkungen, welche derselben von England zukommen sol—⸗ len. Die Verhandlungen zwischen den Pforten-⸗Ministern und den Botschaftern Englands und Frankreichs, wegen des Vertrags von Chunkiar Iskelessi, dauern mit gleichem Eifer fort. Man spricht seit einigen Tagen geruͤchtweise von der nahe bevorstehen⸗ den Ankunft eines Russischen Diplomaten mit besondern Auftraͤ— gen an den Sultan, und gruͤndet hierauf schon die Vermuthung, daß diese Mission auf jene Verhandlungen Bezug habe, und so⸗ fort die Hoffnung, daß es dann doch endlich zu einer Verstaͤn— digung kommen durfte. Unsere Nachrichten aus Alexan— drien reichen bis zur Mitte Januars und melden, daß Meh— med Ali von einer nicht unbedeutenden Unpaͤßlichkeit wieder her— gestellt sey, während sie zugleich versichern, daß unter den Be⸗ wohnern von Hedschas die groͤßte Aufregung und Unruhe herr sche, wodurch sich die Regierung gezwungen sehen duͤrfte, neue Truppen-Sendungen nach diesem Lande anzuordnen. In den letzten vier Wochen war die Hauptstadt wieder durch mehrere Feuersbraͤnste heimgesucht worden, wobei auch Menschen⸗ leben zu Grunde gingen; die Veranlassung war immer ufäͤllißt. CVon der in Englischen Blaͤttern gemeldeten Feuersbrunst in Adrianopel wird nichts erwahnt.) Die unseligen Mauth-Verhaͤltnisse, deren unser letztes Schrei— ben erwahnte, dauern noch fort, indessen sollen nun von Seiten der Englischen und Franzoͤsischen Botschaft Vorstellungen dage— gen gemacht worden seyn, und man darf sonach eine baldige Abstellung des Mißbrauches mit Zuversicht hoffen. Wie man mit vieler Bestimmtheit versichert, wird die Beschneidung des Erb-Sultans Abdul Medschid, aͤltesten Sohnes des Sultans, demnaͤchst mit großer Feierlichkeit vollzogen werden. Die Kauf— leute freuen sich schon auf die Geschaͤfte, welche sie aus Anlaß dieser prachtvollen Ceremonie zu machen gedenken. Das Bai— ramsfest wurde am 30sten v. M. auf die uͤbliche Weise gefeiert, indem sich der Sultan aus dem Serail von Konstantinopel, wo— hin er sich Tags vorher begeben hatte, in die Moschee Sultan Achmed's in Begleitung seiner Hof- und Staats-Wuͤrdentraͤger verfuͤgte. Bei diesem Anlasse war, außer den neuen Muͤtzen der Peiks und Solaks, welche nach Art der Europaͤischen Czako's geformt, jedoch mit keinem Schirme versehen sind, keine sonstige Veraͤnderung sichtbar.

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Berlin, 6. Maͤrz. Der am 30. Juni v. J. zu Neuen— dorf bei Koblenz verstorbene Pfarrer und Schul-Inspektor Lange hat der Stadt Koblenz seine Bibliothek und seine Gemalde⸗ Sammlung (jene zu 375 Rihlr., diese zu g35 Rthlr. abgeschaͤtzt) vermacht, auch ein Kapital von 3000 Fl. oder 1666 Rthlr. 20 Sgr. er Erhaltung dieser beiden Legate, endlich fuͤr die Armen von Neuendorf ein Kapital von 5474 Rihlr. ausgesetzt, und haben diese Vermaͤchtnisse die Allerhoöͤchste Sanction erhalten.

Am 25sten v. M. Abends gegen 9 Uhr brannte zu Schmottseiffen, im Kreise Loͤwenberg des Regierungs-Be— zirks Liegnitz, das dem Franz Arnold gehoͤrige Lehngut nebst der zunaͤchst gelegenen Gaͤrinerstelle ganzlich darnieder. saͤmmtlichen Mobilien des ꝛc. Arnold sind dessen Wirthschafts— Utensilien, Getraide,, Stroh- und Heu-Vorraͤthe, so wie auch, außer anderem Vieh, 17 Kuͤhe und gegen 4600 Schafe ein Raub der Flammen geworden. Als Merkwuͤrdigkeit duͤrfte nicht uner— wähnt bleiben, daß man waͤhrend dieser Feuersbrunst in Bunz— lau und der Umgegend, in der Richtung nach Schmottseiffen hin, ein Feuerzeichen bemerkte, welches in Hinsicht der Gestalt, Große und des Lichtglanzes voͤllig einem Kometen glich.

Obwohl der Fall uberhaupt nicht selten vorkommt, daß Nach⸗ richten emsig gesucht, und schmerzlich vermißt werden, welche in Buͤchern enthalten sind, die Jedermann sich leicht verschaffen kann: so verdient doch besonders hervorgehoben zu werden, wie wenig eine Anstalt benutzt wird, die ganz besonders bestimmt ist, zuverlaͤßige Nachrichten uͤber die ortlichen Verhaͤltnisse des preu—⸗ ßischen Staats bis in die kleinsten Einzelnheiten hinab zu ver— breiten. Unmittelbar nachdem der preußische Staat im Jahre 1816 seine jetzige Begranzung und Eintheilung erhalten hatte, wurden saͤmmtliche Regierungs-Kollegien desselben veranlaßt, Ortschafts⸗Verzeichnisse von ihren Verwaltungs bezirken heraus⸗ zugeben. Diese waren zunaͤchst nur bestimmt, von jeder einzel— nen Ortschaft anzuzeigen:

1) zu welchem landräthlichen Kreise, und, wo diese noch Un— terabtheilungen haben, zu welcher derselben sie gehoͤre;

2) ob sie Stadt, Flecken, Dorf oder abgesondert liegende land⸗ wirthschaftliche, gewerbliche oder polizeiliche Anlage, wie Vorwerk, Schaͤferei, Forsthaus, Ziegelei, Muͤhle, Huͤtten⸗ werk, Zollstaͤte, Gasthof u. s. w. sei;

3) wie viel Einwohner sie enthalte, welche meist auch nach Verschiedenheit der Konfessionen vertheilt angegeben sind;

) ob sie eigne Kirchen habe, oder wohin sie eingepfarrt sey;

5) und welches die naͤchste Poststation oder die Entfernung von der Kreisstadt ist.

Schon hieraus lassen sich sehr anziehende Uebersichten zu— sammenstellen. Aber diese Ortschafts-Verzeichnisse enthalten durch⸗ gaͤngig außerdem noch viele sehr brauchbare Angaben. Wo die neuern Zeiten die Landeseintheilung wesentlich veraͤndert haben, ,, angezeigt, wohin jede einzelne Ortschaft vormals gehoͤrte.

Die Einleitungen geben meist, mehr oder minder ausfuͤhr— lich, Gewaͤsser, Gebirge, Beschaffenheit des Bodens, wichtigste Natur- und Kunst-Erzeugnisse, Handelsstraßen und andre wich⸗ tige wirthschaͤftliche Verhaͤltnisse an.

Außer den;

Mehrere Regierungen haben im Laufe der sechzehn bis acht⸗ zehn Jahre, die seit der ersten Ausgabe dieser Verzeichnisse ver⸗ flossen sind, neue, in der Regel gaͤnzlich umgearbeitete Auflagen derselben veranstaltet; und es ist ein ruͤhmlicher Wetteifer ent⸗ standen, diese neuen Ausgaben zweckmäßiger anzuordnen und rei⸗ cher auszustatten.

Ohne irgend einer dieser achtbaren Bestrebungen minder Ge⸗ rechtigkeit widerfahren zu lassen, darf doch hier besonders be⸗ merkt werden die neue Ausgabe des Ortschafts-Verzeichnisses der Regierung zu Trier, welche unter dem Titel

Topographische Beschreibung des Regierungsbe—

zirks Trier

am Ende des Jahres 1833 in der Blattauschen Druckerei zu Trier in Quartformat erschienen, und bei dem Buchhaͤndler J. J. Lintz daselbst fuͤr 25 Silbergroschen käuflich ist. Eigent— lich ist sie schon das dritte Ortschafts-Verzeichniß, das von die⸗ sem Bezirke auf Veranlassung seiner Regierung herausgegeben wird; indem das erste in Oktav im Jahre 1816, das zweite in Quart 1820 erschien.

Das jetzt vorliegende zeichnet sich nicht nur durch eine sehr uͤbersichtliche Anordnung, fondern vornaͤmlich auch durch einen Anhang von 36 Quartseiten aus, der den Zustand des Regie⸗ rungsbezirks nach dem bei der Herausgabe des Werks eben voll⸗ endeten Grundsteuer Kataster, und einer zu Ende des Jahres 1832 von der Regierung besonders angeordneten Zählung darstellt.

Dieser Bezirk, der suͤdlichste des preußlschen Staats außer Neufchatel ist in vielen Beziehungen einer der merkwuͤrdig⸗ sten desselben. Seine Hauptstadt war schon die Residenz roͤmi⸗ scher Imperatoren, als der oͤstliche Theil des Staats, den gebil— deten Voͤlkern jener Zeit kaum durch dunkle Sagen bekannt, noch in einem Zustande lag, vielleicht am treffendsten vergleichbar dem Zustande der Eingebornen, welchen die Gruͤnder der Kolonien vorfanden, woraus der nordamerikanische Freistaat erwuchs. Sein Boden hat mit dem angraͤnzenden Regierungsbezirke Koblenz den Kontrast zwischen milden Ehn an deren steilen Abhaͤn⸗ gen schon die Roͤmer Reben pflanzten, und den rauhen Eindͤden gemein, worin menschlicher Fleiß die Spuren der Verwuͤstungen noch nicht zu tilgen vermochte, von Vultanen angerichtet, die schon erloschen waren, als die Geschichte dieses Landes begann, Auch hier ist es zunächst die wirthschaftliche Benutzung dieses Bodens, welche seine Bewohner beschaͤftigt und ernährt: der Kunstfleiß selbst hat kaum einen andern Gegenstand, als die große Man⸗ nigfaltigkeit der Mineralien des Landes, deren Benutzung, wie vieljährig und vielfach sie bereits auch war, doch vielleicht noch einer großartigern Entwickelung harrt.

Nach den hier gegebnen Uebersichten hatte der Regierungs— bezirk Trier am Ende des Jahres 1818 .. 292,999 Einwohner, dazu kamen in 16 Jahren bis zu Ende des Jahres 1832 durch den Ueberschuß der Ge— bornen uͤber die Gestorbnen

wodurch die Einwohnerzahl sich erhoͤht ha— ben wuͤrde auf 3 Es wurden aber bei der Zahlung zu Ende des Jahres 1832 noch

mehr, naͤmlich uͤberhaupt

aufgefunden. Die zuletzt angegebne Vermehrung kann ebenso— wohl durch einen Ucberschuß der Einwanderung uͤber die Aus— wanderung, als durch die wachsende Sorgfalt im Zaͤhlen entstan⸗ den sein; und wahrscheinlich haben beide Ursachen Antheil dar⸗ an. Wenn aber auch ganz davon abgesehn, und nur allein auf die am Ende des Jahres 1816 gefundne Anzahl der Einwohner, und die seitdem erfolgte Vermehrung durch den Ueberschuß der Gebornen Ruͤcksicht genommen wird: so betragt der Zuwachs in sechzehn Jahren doch 26, Prozent; also jährlich im Durch⸗ schnitte j, sé, oder nahe 13 Prozent. Das ist sehr bedeutend fuͤr ein schon so stark bewohntes Land ohne greße Fabrikation. Die Zahl der Gebornen betrug in diesen sechzehn Jahren 210167, die Zahl der Gestorbnen nur 132,577. Das arithmetische Mittel der am Anfange und am Ende dieses Zeitraums gezahlten Ein— wohner ist aber 334,776. Aus der Vergleichung dieser Zahlen ergiebt sich, daß auf 160,060 Lebende jährlich im Durchschnitte geboren wurden 3, 924, dagegen aber nur starben.. ...... 2,476. Oder es wurde in minder genauen, aber uͤbersichtlichern Zahlen von 25 Lebenden Eins geboren, wärend nur erst von 40 Le— benden Eins starb. Es beruht awo die starke Zunahme der Bevoͤlkerung nicht sowohl auf einer hohen Anzahl von Geburten, als vielmehr auf einer geringen Sterblichkeit, welche doch nur das Ergebniß der Sittlichkeit und des Wohlstandes sein kann. Noch Vieles und sehr Achtungswerthes laßt sich aus den in dieser Schrift enthaltnen Angaben ermitteln. Hier kam es nur darauf an, in wenigen klaren Beispielen zu zeigen, wie fruchtbar eine naͤhere Betrachtung derselben fuͤr die Staatswissenschast, Laͤnder- und Voͤlker-Kunde werden koͤnnte. 5

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Beilage zu II. 28. des Landtags-Abschiedes fuͤr die zum 4ten Provinzial, Landtage versammelt gewesenen Stande der Provinz Wesphalen.

Denkschrift, die Anträge der Westphälischen und der Rheinischen Provinztal-⸗-Stäaͤnde auf Ermäßigung des von den Provinzen bisher entrichteten Grund-Steuer— Kontingents betreffend. (Schluß.)

Weit entfernt also, daß im allgemeinen in der Bezeichnung der⸗ jenigen Gegenstaͤnde, welche von den Gemeinen aufgebracht wer⸗ den muͤssen, die Gemeinen der öͤstlichen vor denen der westlichen Provinzen beguͤnstiget waͤren, haben erstere vielmehr in manchen oͤst⸗ lichen Provinzen nöch sehr ansebnliche Beitrage zur Verzinsung und Abbuürdung von Kreis- und Provinzial-Schulden besonders gufzu— bringen, wahrend letztere in den westlichen Prʒhvinzen zum weit grö ßeren Theile aus den allgemeinen Staats⸗Revenüen bestritten wer⸗ den; und es sind ferner auch die Corporations⸗ Schulden der Ge⸗ meinen in den oͤstlichen Provinzen bedeutender, als in den westli⸗ chen, da den ersteren diejenige Huͤlfe hierunter nicht gewahrt wor⸗ den ist, welche waͤhrend der Französischen Verwaltungs⸗-Periode den Gemeinen des linken Rheinufers freilich theils auf Unkosten ihrer Glaͤubiger zu Theil wurde. Die Kurmark (Regierungs- Bezirk Potsdam, ausschließlich Ber⸗ lin) hat far Provinzial⸗Schulden aus den Kriegesjahren von 1806 ab eine jaͤhrliche Summe von zoo, 099 Rthir., die Neumark (der Regierungs⸗Bezirk Frankfurt, ausschließlich der ehemals Sachsischen Zubehdrungen) jahrlich sꝰ, O99 Rthlr. aufzubringen. .

In anderen Regierungs⸗Bezirken sind diese aus Kriegs Lieferun—⸗ gen, Contributionen u. s. w. herruͤhrenden Schulden auf die ein⸗ ö. Kreise vertheilt, und muͤssen in der Form von Zuschlaͤgen zu en Staats⸗-Steuern aufgebracht werden.

Die Schulden der Stadt Berlin, welche sich zum groͤßten Theile