1835 / 67 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

eresle) fand es seltsam, daß die Opposition so uͤber die Aufloͤ⸗ jung des vorigen Parlaments eifere, da sie doch wieder die Ma—⸗ jerität zu haben behaupte, und da so vlele ihrer Mitglieder suͤr eürzere Parlamente seyen und dem letzten vorgeworfen haͤt— ten, es tauge nichts und habe schen viel zu lange ge— dauert; er halte aber die Auflssung des vorigen Par— lamente besonders deshalb fuͤr angemessen, weil dasselbe noch unter der fieberhaften Aufregung, die durch den Triumph der Reform⸗ Bill enistanden, gewahlt worden und viele der nruen Wählerschaften nicht sowohl aus Staatsgruͤnden, als aus Dankbarkest diejenigen zu ihren Repräsentanten auserkoren haͤt— ten, die ihnen zur Erlangung des Wahlrechts behülslich gewe— sen; merkwürdig sey es wenigstens, daß, wie er gehoͤrt, jetzt ge⸗ gen 100 Mitglieder in diesem Hause sepen, die fruͤher noch nie⸗ mals gewahlt gewesen, und gegen 200, die nicht im letzten Par— lament gesessen hätten, und daß sich die Starke der konservati⸗ ven Partei in dem Verhältniß von 2 zu 1 vermehrt habe; wenn also die Wähler in einer Zeit vollkommener Ruhe ein von dem vorigen so wesentlich verschledenes Unterhaus gewählt harten, so sey dies doch wohl allein schon eine hinreichende Rechtfertigung fuͤr die Aufloͤsung des vorigen Parlaments. Herr Sheil (Mitglied für Tipperary) suchte den Vorwurf der Inkonsequenz zu wider— legen, der mehreren Mitgltedern der Opposition von der mini— steriellen Seite . worden war, indem man sie beschuldigt hatte, daß sie sich der Greyschen Verwaltung widersetzt hatten und sich doch uͤber die Entlassung der vorigen Minister unzufrie⸗ den zeigten.

„Man verwechselt“, sagte der Redner, „auf diese Weise die von Lord Grey gebildete Verwaltung, als dieselbe noch die vier Mit— glieder in sich faßte, die sich spaͤter von ihr trennten, mit der, wel⸗ che nach der Entfernung dieser Vier unter der Leitung des Grafen Grey fortbestand, und endlich mit dieser wieder die ganz davon ver⸗ schiedene Verwaltung, welche Lord Melbourne bildete, und die zum Zweck hatte, die Mißzbraͤuche der herrschenden Kirche in Irland ah⸗ zustellen und den Ueberfchuß der Kirch en-Einkünfte auf eine neue Art zu verwenden. (Beifall.) Dieser letztere Punkt ist es, in welchem ich besonders von den Ansichten der jetzigen Verwaltung abweiche, und um desstntwillen auch, wie ich glaube, Sr. Majestaͤt der Rath ertheilt worden ist, das vorige Parlament aufzuldsen. Der sehr ehrenwerthe Baronet zählte gestern Abend alle die Fragen auf, bei welchen er die vorige Verwaltung unterstuͤtzte. Es ist wahr, er that dies, so oft unsere Partei sich der Verwaltung widersetzt. und eben deshalb. (Beifall von beiden Seiten des Hauses.) ch will nicht sagen, daß der sehr ehrenwerthe Baronet mit der einen Hand dem vorigen Kabinet unheilschwangeren Beistand hätte lei⸗ hen wollen, während er ihm mit der andern einen toͤdtlichen Streich zu versetzen gedachte, aber es traf sich so, daß die vorigen Minister gerade in desi Punkten von demselben unterstuͤtzt wurden, hinsicht⸗ lich deren sie leider mit der ofemlichen Meinung in England und Irland im Biverspruch standen. (Beifall. Widersetzte sich der sehr ehrenwerthe Baronet nicht der Abschaffung der Kirchen⸗Steuern in Feland?“ Gir R. Peel: „Mein ich sprach mich ausdruͤcklich zu Gunsten dieser Maßregel aus.“ (Beifall.) Herr Sbeil: „Es freut mich, daß ich mich in dieser Betiehung geirrt habe; es ruͤhrt daher, weil der sehr ehrenwerthe Baronet sich der Irlaͤndischen Kirchen⸗Reform-Bill opponirte; aber erklaͤrte er nicht, daß die Par⸗ tei, zu welcher er gehörte, sich der Abschaffung der , , in Irland widersetzt habe?“ Sir R. Peel: „Niemals.“ (Hdrt, hbrt!? Herr Sheil: „Nun aber die Bill zur Verdesse— rung der Rechtspflege in Irland, dieser widersetzte sich doch die Partei des sehr chrenwerthen Baronets?“ Gir R. Peel: „Ich unterstůützte diese Maßregel.“ Herr Sheil:. „Der sehr eh⸗ renwerthe Baronet hat es sich selbst zuzuschrelben, wenn man ihn für cinen Gegner der genannten Maßregel haͤlt, da er sich mit der

artei verbunden hat, bie sich derselben opponirte. Diese Partei be⸗ fleht aus Anti⸗Reformern. Die Regierung hat zum Beispiel dem ehrenwerthen und tapferen Mitglied fuͤr Sligo (Oberst Perceval) ihre besondere Gunst zugewandt, einem Mann, der sich selbst als Neitglied eines großen und maͤchtigen Bundes bekannt hat, der ge⸗ gen die Majoriiaͤt des Irlaͤndischen Volk: geschlossen worden ist. Seine Ernennung muß große Sensation in Irland erregen. Dahin ist es mit der Regierung gekommen; 62 Irlaͤndische Mitg!i der, eine große Majoritaͤt, bat sie zu ihren Gegnern und wird von Mannern ünterstützt, die stets nach Ausübung einer Parteiherrschaft über Ir— land gestrebt haben.“ in zum erstenmal gewähltes Mitglied, der Oberst Chat⸗ terton (Repraͤsentant der Stadt Cork), der sich hierauf erhob, diente der Bersammlung zu einiger Belustigung durch die Unbe— holfenheit, mit der er sich ausdruͤckte. Gleich seine ersten Worte: „Ich bin ein so junges Mitglied“ erregten großes Gelächter. Der Redner wurde mehrere Male unterbrochen, und als er die Mitglteber herausforderte, offen gegen ihn auszutreten, statt zu zischtln und zu tuscheln, wurde er unter großem Laͤrm zur Ord— nung gerufen. Er schloß seinen kaum vernehmbaren Vortrag endlich folgendermaßen: „Ich bin ein Whig (großes Gelächter), aber ein Whig aus dem vorigen Jahrhunderte, wo der Whigis— mus nech darin bestand, die Freiheit des Unterthanen und die Loyalltaͤt gegen den Thron zu vertheidigen, dem Eigenthum Schutz und den Dissenters Duldung zu gewaͤhren Choöoͤrt, hoͤrt! ); und wenm ich eine protestantische Kirche gefährdet sehe, es mag in England oder in Irland seyn, so werde ich mich den auf ihre Vernichtung abzielenden Maßregeln aus allen Krästen widersetzen. Ich will nur wiederholen, daß keine Maßregel, die auf die Beeinträchtigung der Kirche in Irland, gegen die ich mich von Alters her entschieden feindselig erklart habe (die Zweideutigkeit dieser Acußerung erregte großes Gelaͤch— ter), berechnet ist, meine Unterstuͤtzung erhalten wird.“ Herr H. Grattan (Mitglied fuͤe Meath) fragte, was aus Irland werden solle, wenn man zu den Regierungs-Prinzipien zuruͤck— kehren wolle, die das Irlaͤndische Volk suͤr immer aufgegeben glaubte? (Lauter Beifall von der Opposition.) Irland, sagte er, sey fast in dem Zustande eines Bürgerkrieges; die Orangisten steckten die Haäuser ihrer Gegner in Brand (o, o! und hoͤrt!); sie hatten das Haus des Lord Charlemont niedergebrannt und hielten, der Polizei zum Trotz, Umzuͤge mit Flinten und Ba— jonnetten in den Straßen; sie hätten auch seinen Schwa— ger in elsigie verbrannt und gehängt. (Gelächter. Der Redntr wunderte sich sehr, daß die Versammlung uͤber solche Gräuel lachen konne, statt daß fle lieber Mitleid mit den Duldenden fuͤhlen sollte. Oberst Perceval (Schatz— meister des Feldzeug- Amts) rechtfertigte die Orangisten, als ei= nen Berein, dessen Statuten allgemein bekannt wären und sich sogar in den Händen des Mitgliedes fuͤr Dublin befaͤnden (was Herr O Connell leugnete); das ganze Geheimniß desselben bestehe darin, daß die Mitglieder sich gegenseitig durch Zeichen verstaäͤn— digten (großes Gelächter); uͤbrigens aber habe derselbe nur Gu— tes gestiftet and oft die Anwendung militairischer Huͤlse bei Streitigkeiten unnsthig gemacht. Sonst, fuͤgte der Redner hinzu, habe man der Regierung vorgeworfen, daß sie niemals einen Irländer zu einem Amt berufe, und jetzt eisere man darüber, daß sie drel untergeordnete Posten mit Irländern besetzt; freilich, das ehrenwerthe und gelthrie Mitglied fuͤr Dublin (Hr. O' Con— nell) möchte gern, daß die Regierung nur ihm gehorchte, aber die Folgen, welche es fuͤr die vorigen Minister gehabt, daß sie auf diesen Herrn gehört, wuͤrden den jetzigen zur Warnung dienen.

270 Lerd John Russell, als Wortfuͤhrer der Opposition, hielt eine sehr lange Rede, worin er Vieles von den schon vorgekommenen Argumenten gegen die Adresse und zu Gunsten des Amende— ments wiederholte; es duͤrfie daher aus seinem Vortrage nur etwa noch Folgendes hervorzuheben seyn:

„Ich will“, sagte er unter Anderem, „dem sehr ehrenwerthen Baronet gern die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er, wenn er die vorige Verwaltung unterstuͤtzte oder bekaͤmpfte, stets offen und maͤnnlich dabei zu Werke ging. Wenn man aber auf einige der von dem vorigen Ministersum eingebrgchten Maßregeln zuruͤckblickt, denen der sehr ehrenwerthe Baronet sich widersetzte, so hieße es in der That, einen außerordentlichen Gegd von Aufrichtigkeit seiner⸗ seits erwarten, wenn man meinte, er haͤtte sagen sollen, daß er sich denselben bloß aus Oppositionsgeist gegen die Minister widersetzt habe. Als mein edler Fceund, das Mitglied (rz Lancashire (Lord Stanley), die Bill uͤber die zeitlichen Guͤter der Kirche einbrachte und erklärte, daß Graf Grey mit dieser Bill zu stehen oder zu fal⸗ len gedenke, da verfeblte der sehr ehrenwerthe Baronet nicht, dage⸗ gen zu stimmen.“ Sir R. Peel: „Ich stimmte nur gegen eine Klau⸗ sel dieser Bill.“ Lord J. Rusfell: „Man hat behauptet, ich sey uüͤber gewisse Maßregeln mit meinen Kollegen nicht einverstanden gewesen, namentlich . ich die Protestanten in Irland in einigen Kirchspielen des Beistandes einez protestantischen Geistlichen berau⸗ ben und die protestantischen Kirchen abtragen lassen wollen, und Lord Melbourne habe diesen Plan verworsen. Diese ganze Ge⸗— schichte ist eine Fabel. Lord Dunegnnon war es, der mit Entwer⸗ fung der Maßregel uͤber die Irlaͤndische Kirche, die wir dem Par⸗ iament vorlegen wollten, beauftragt war, und ich sah von seiner Arbeit nicht eher etwas, als bis sie im Druck erschien. (Hort, hört ) Sie war ganz und gar von den obigen Behauptungen abweichend. Was das verbreitete Geruͤcht von einer Meinungs-Verschiedenheit anbetrifft, die zwischen Lord Landsdowne, Herrn Spring Nice und mir obgewalter haben soll, so kann ich erklaren, daß, wenn es Mit⸗ glieder des Kabinets gab, mit denen ich vor anderen uͤbereinstimmte, Lord Lansdowne und Heer Spring Rice diese Manner waren (bort, hört); aber ich kann noch weiter gehen und sagen, daß wir Alle über den Grundsatz einig waren, die Einnahmen der protestantischen Kirche müßten zuvoͤrderst fuͤr den religidsen Unterricht der Prote— stanten verwandt werden, nach Abzug der hierzu , . Sum⸗ men aber wärde es gesetzmäßig, politisch und billig seyn, den Rest füͤr die allgemeine Bildung des Irlaͤndischen Volks, ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses, zu verwenden. (Beifall.) Man glaubt und wirft dem vorigen Ministerium vor, daß es sich stets zu den Projekten des ehrenwerthen und gelehrten Mitgliedes fuͤr Dublin hergegeben, daß es mit Hinsicht auf Irland seinen Ansichten und Zweh⸗ ken gefolgt sey, und doch citirt man, um den Mangel an Vertrauen gquf die Melbourne'sche Verwaltung zu beweisen, einen Brief dieses Mitgliedes, worin dasselbe dieser Verwaltung nicht etwa schmeichelt, sondern den größten Widerwillen gegen einige Mitglieder derselben aus— spricht. Man wirst uns ferner vor, daß wir jetzt mit denen gemein⸗ schaftllche Sache machten, die uns fruher oft geschmaͤht haͤtten; erinnert sich aber der sehr ehrenwerthe Baronet nicht der langen und bitteren Philippika, die nach seiner Sinnes⸗-Aenderung uͤber die katholische Emancipation gegen ihn gehalten wurden, und wie ein Red⸗ ner die Hande erhob und ausrief: nun quam tuta files? Und wer war dieser Redner? Ei, der sehr ehrenwerthe Sir Edward Knatchbull, den der sehr ehrenwerthe Baronet seiner jetzigen Verwaltung als Zahlmeister der Armeen zuzugesellen nicht Anstand nahm. (Lau⸗ ter Belfall.“ Der sehr ehrenwerthe Baronet hat fallen las⸗ sen, daß unter der jetzigen Verwaltung die in diesem Hause vorgelegten Maßregeln ihres Erfolgs in dem anderen Parla⸗ mentshause sicherer seyen. (Hort, hoͤrt!“ Sollen diese Maßregeln denen der vorigen Verwaltung aͤhnlich oder davon verschteden seyn? Wenn das Erstere, will man uns dann sagen, daß das Oher⸗ haus nur dann Reform-Maßregeln anzunehmen geneigt sey, wenn sie von einem Ministerium seiner Wahl ausgingen? Wenn es aber andere weniger reformistische Maßregeln seyn sollen, will man uns dann sagen, daß wir dem Oberbause nachgeben mußten, und daß bier nichts vorgelegt werden duͤrfe, was dort nicht fuͤr nöͤthig be⸗ funden werde? (Hört!) Ich bin stets gegen jeden Angriff auf das Oberhaus gewesen. Ich wuͤnsche, daß es den ihm durch die Ver⸗ fassung angewiesenen Platz behalte, aber ich kann nicht zugeben, daß ein Versuch gemacht werde, ihm auf irgend eine Weise die Macht, die es vor der Annahme der Reform-Bill indirekt über das Unter⸗ haus auguͤbte, wieder zuzuwenden.“

Herr Goulburn (der Minister des Innern) suchte meh— rere Behauptungen des vorigen Redners zu widerlegen, ins be— sondere die auf die Einmuͤthigkeit des vorigen Kabinets bezuͤg⸗ lichen. Er sagte namentlich, daß die Lords Lansdowne und Brougham sich laut und oͤffentlich gegen die Verwendung des kirchlichen Eigenthums zu anderen Zwecken, als zu dinen der Anglikanischen Kirche, erklart, und die Meinungs-Verschiedenheit sey so auffallend gewesen, daß die einzelnen Minister bei einer vorkommenden Digkussion uͤber diesen Gegenstand entweder ihre Grundsätze oder einander selbst hätten aufgeben muͤssen. Der Minister erklärte auch fuͤr seine Person, daß er gegen eine Ab— stellung der Corporations-Mißbraäuche nichts einzuwenden habe, und daß er glaube, seine Kollegen stimmten darin mit ihm uͤber⸗ ein. Herr Harvey (Mitglied suͤr Southwark) sprach in sehr radikalem Sinn; er meinte unter Anderem, die Zusammensez—⸗ zung der Kirchen, Kommisston, welche die jetzigen Minister er— nannt hätten, erscheine ihm etwa so, als wenn eine Kommission zur Untersuchung der Pensions-Liste aus Pensionairs zusam— mengesetzt worden ware, und er schloß mit der Bemerkung, daß er den Sturz der vorigen Verwaltung und die Aufloͤsung des Parlaments nicht bedauere, denn beides wuͤrde allen kuͤnftigen Mintstern, sie mochten nun Whigs oder Liberale seyn, zur Lehre dienen, daß sie an dem Hofe und dessen Janitscharen keinen Stuͤtzpunkt finden konnten, sondern ihren Anker tief in den Bo⸗ den der Nation werfen mußten. Herr A. Baring (Praͤsident der Handels-Kammer,), der die heutige Debatte schloß, griff vor— zuͤglich die Repräsentanten der Hauptstadt an und behauptete, neun Zehntheile der Intelligenz und des Wohlstandes der Stadt London seyen im Parlament nicht vertreten, wovon die mit 5000 Unterschriften bedeckte Adresse der City an den König, worin sie sich zu Gunsten des vorgenommenen Ministerwechsels ausgespro— chen, den deutlichsten Beweis liefere.

Oberhaus. Sitzung vom 25. Februar. (Nachtrag.) Nachdem die Antwort des Koͤnigs auf die Adresse verlesen wor— den war, welche folgendermaßen lautete: „Ich danke Ihnen suͤr Ihre loyale und pflichtschuldige Adresse, und Ich nehme mit größter Zufriedenheit Ihre Versicherung entgegen, daß Sie alle solche Maßregeln annehinen werden, die geeignet seyn moͤchten, das Gluͤck und die Eintracht unter Meinen Unterthanen zu foͤr— dern“, entspann sich wieder ein Streit zwischen dem jetzigen Lord-Kanzler und seinem Vorgänger. Lord Brougham be— antragte nämlich (wie bereits erwähnt) die Vorlegung saͤmmt— licher Kommisssons-Ernennungen, welche in den Jahren 1828, 1829 und 1836 unter Beifügung des großen Staats-Siegels ausgefertigt worden sind. Er habe namlich, sagte er, aus der auf die Kommission zur Untersuchung der Mißbraäͤuche in den Munzzipalitaͤ⸗ ten bezuͤglichen Stelle der Thron Rede die Hoffnung geschspft, daß die Regierung jener (von dem Whig⸗Ministerium eingesetzten Kom⸗ mission) sich auch ferner bedienen werde, habe aber aus der Ant ˖ wort des Lord-Kanzlers abnehmen muͤssen, daß das nicht gesche—⸗

hen werde, weil die der Kommission ertheilte Vollmacht, nach

dessen Ansicht, widergesetzlich sey. Er (Lord Brougham) muͤsse

also wegen dieser Widergesetzlichkeit einer Anklage entgegen se⸗ hen und wuͤnsche sich durch die Durchsicht jener Dokumente auf seine Vertheidigung vorzubereiten. Der Lord-Kanzler wiederte, aus der Thron⸗Rede gehe weiter nichts hervor, als da man den Bericht der Municipal-Kommission, dessen Vorlage schon die Thron⸗Rede im vorigen Jahre versprochen habe, ohn das Versprechen erfuͤllen zu koͤnnen, jetzt, da die Arbeiten da Kommisston in wenigen Wochen beendigt seyn mußten, beiden

Haͤusern vorlegen, nicht aber, daß man von diesem Bericht G.

brauch machen werde; uͤbrigens habe er (Lord Lyndhurs nur einzelne derselben ertheilte Vollmachten fur wider, gesetzlich erklaͤrt, und daß sie das seyen, wolle er ha vorkommender Gelegenheit beweisen. Der Marquis von Lant, downe (Praͤsident des Geheimen⸗Raths in dem Whig⸗Kabinen machte dem Lord-⸗Kanzler bemerklich, daß jene Kommission schon wahrend der ganzen vorigen Parlaments-Session vor den Aug des Publikums bestanden habe, und daß es ihm (Lord Lynh hurst) doch niemals eingefallen sey, die Gesetzmäßigkeit derseihen anzufechten. Der Lord-Kanzler antwortete, er sey niemas im Hause gegenwartig gewesen, wenn man uͤber jene Kommi sion verhandelt habe; er habe auch die ausgefertigte Vollmagh selbst nie ze ehen er habe aber von einzelnen Paragraphen dez, selben gehort, die offenbar widergesetzlich seyen, doch wisse g nicht, ob die Kommission dieselben befolgt habe. Lord Broß ham erhob sich nun und sagte:

„Jetzt weiß ich wahrhaftig nicht, was ich dem Hause si soll. Seit Menschengedenken, glaube ich, ist kein solcher Aush vorgekommen, den ersten Theil der Seene des vorgestrigen Abenß ausgenommen. Ein edler und gelehrter Lord, nichts Geringeth als der Lord-Großkanzler von England, der nicht allein für gli, was in seinem eigenen Departement geschieht, verantwortlich sondern auch fur alles gerichtliche Verfahren im ganzen Konigrezg, tritt auf am vorgestrigen Abend, bei der feierlichen Biskussion khr die Kdresse an den König, und wirft seinem Vorgaͤnger in demfll— ben Amte vor, er habe das große Staatssiegel unter eine Urlunt gesetzt, deren hauptsaͤchlichste Artikel widergesetzlich seyen, und füg hinzu, es muͤsse darüber das geeignete Verfahren eingeleitet werde Und was geschleht nun? Ist je etwas der Art in irgend einen Gerichtshof, in irgend einem Parlament, an sonst einem Ort ge hbrt oder gesehen worden? Derselbe edle und gelehrte Lord, mil cher sich anheischig macht, die Widergesetzlichkelt der Vollmacht i beweisen, bekennt jetzt zu meinem Erstaunen offen und unumwun den, er habe dies Dokument nie in seinem Leben gesehen. (Hoh, hört!! Es war also nicht des edlen und gelehrten Lords eigch Ansicht von der Sache, sondern eine Ansicht, die er irgendwo m der zweiten Hand erhalten hat. Ich weiß aber nichts Anderes, daß die Autoritäten des edlen und gelehrten Lords daruͤber eben ß sehr im Dunkeln seyn muͤssen, als der edle und gelehrte Lord h gestaͤndlich selbst es ist. Aber das ist noch nicht Alles! Der 6 und gelehrte Lord laßt den Koͤnig in seiner Thron-Rede eben ser Kommissions-Ernennung erwähnen, eines Aktenstuͤcks, welt er selbft nicht einmal gr ff hat; er laͤßt den König die Votstz des Berichtes einer Kommission versprechen, deren Vollmachten (der Lord⸗Kanzler) selbst faͤr widergesetz lich erklaͤrt! Aber freillh wir haben von dem edlen und gelehrten Lord noch nicht vernom men, was denn eigentlich mit jenem Bericht geschehen soll, wen er beiden Haͤusern vorgelegt seyn wird.“

Des so hart angegriffenen Lord-Kanzlers nahm sich seh Kollege Lord Ellenb orough an; er meinte, wenn gleich enn

zelne Paragraphen der Instruction widergesetzlich seyen, so kon

man doch von den Nachforschungen Gebrauch machen, welth die Kommission kraft der nicht widergesetzlichen Artikel angestell habe. Diese Ansicht bestritt Lord Plunkett, während der Hu zog von Wellington sie fuͤr richtig erklaͤrte. Der Antrah des Lord Brougham wurde uͤbrigens angenommen.

Oberhaus. Sitzung vom 27. Februar. Der Her zog von Wellington legte einen Bericht uͤber die Ein um Ausfuhr des Vereinigten Koͤnigreichs vom 5. Januar 183 bit zum 5. Januar 1835 vor. Der Herzog von Richmond ͤb reichte eine Bill in Betreff der Abschaffung der jetzt in den vet schiedenen Staats-Departements uͤblichen Eide und die Ersetzun derselben durch einfache Erklaͤrungen. Diese Bill wurde zun ersten Male verlesen und dann an einen besonderen Aussch verwiesen. Der Graf von Mulgrave erhob sich darauf in bemerkte, da es, um eine unparteiische Rechtspflege zwischen d Herrn und dem Neger Lehrling zu sichern, die 1 der & setzgebung sey, daß die speziellen Magistrats⸗Beamten nicht Wa indische Eigenthuͤmer oder bei diesem Eigenthum betheiligte Pu sonen seyn sollten, so hoffe er, daß diese Absicht geachtet und n Verfahren des Marquis von Sligo, der die Forderung der! setzgebenden Versammlung von Jamaika, eine Anzahl von di ansässigen Personen zu Magistrats- Beamten zu ernenga zuruͤckgewiesen habe, von dem Grafen von Aberdeen gebll werden wurde. Der Redner fuͤgte hinzu, er erwarte zuverst lich, daß man Maßregeln treffen werde, um die Neger in Religion zu unterrichten. Der Graf von Aberdeen erh derte, es konne dem Grafen Mulgrave nicht angelegentlicher b um zu thun seyn, als ihm selbst, die Bestimmungen Emancipations-Bill ausgeführt zu sehen. „Das erste Votum sagte der Redner, „welches ich im Parlament abgab, wat ih auf gerichtet, die Majoritaäͤt dieses Hauses zu Gunsten gha Maßregel zur Abschaffung der Stlaverei zu vergrößern. Mm ich auch von dieser Zeit an nicht immer leder Anthll in den Eroͤrterungen dieses Gegenstandes nahm, so habe ich doch . Erreichung dieses Zwecks berechnete Maßregel stets mit meinen Win schen und mit meiner Stimme unterstuͤtzt.“ Der Graf erklaͤrte sodem seine erste Amtshandlung sey eine Einladung an den Margh von Sligo gewesen, seinen Posten als Gouverneur von Jama beizuhehalten, und er habe dem edlen Marquis auch bereits meldet, daß Se. Majestaͤt das von ihm bei der erwähnten 6 legenheit heobachtete Verfahren vollkommen gebilligt haͤtten; Folge dessen habe er die Anzahl der von Enaland nach Jamgh gesandten speziellen Magistrats⸗Personen von 30 auf 61 vermehl welche Zahl nun wohl hinreichend seyn duͤrfte, um die ersorbg lichen Pflichten gehörig zu erfuͤllen. Was die Bildung der N ger andelange, so versicherte Graf Aberdeen, daß der vo Schutz der Gesetze auf, die Mössiongire ausgedehnt we den solle, und fuͤgte hinzu: „Ich bin vollkommen u zeugt, daß, wenn wir nicht durch kraͤftige und energist Maßregeln während der Lehrzeit der Neger fuͤr debe Ausbilbung sorgen, wenn wir die Neger zwar personlich su aber geistig in Unwissenheit lassen wollten, die Emancipation Akte sich aus einem Segen in einen Fluch fuͤr 1 verkehr wurde.“ Mit Hinsicht auf die Aeußerung, welche Lord Hom im Unterhause in Bezug auf den Grafen von Aberdeen elh hatte, namlich, daß derselbe ein Feind des i e ii sey, schloß derselbe seine Rede mit folgenden Worten: „r hoffe“, sagte er, „daß meine ertheilte Antwort genuͤgen und de

demand Ursache haben wird, sich uͤber den . der dal obwaltet, zu beschweren. Ich habe so gesprochen, wie ich Herzen über diesen Gegenstand denke. Dessenungeachtet hat m mich kuͤrzlich geradezu als einen Feind des Menschengeschlec geschilderi und es fuͤr unerhoͤrt ausgegeben, daß meinen Händ

ni be ich, wie es sich auch mit i engeschlecht verhalten moge,

gium zur H

Wohlfahrt und das Gluͤck einer so ahlreichen Menschenklasse goerttaut werden solle. Alles, was ich darauf sagen will, ist, meiner Feindschaft gegen das Men⸗

wenigstens kein Feind des Red⸗ rs bin, der mir diesen Vorwurf gemacht hat.“ Der Graf zn Mulgrave fand sich darauf noch zu der Versicherung hranlaßt, daß er die Fragen, welche zu dieser Debatte Anlaß eben, in keiner feindseligen Absicht aufgeworfen und daß er ut Vergnuͤgen die Antwort des edlen Grafen vernommen habe. Diese Antwort“, sagte er, „wird schnell ihren Weg nach den alonleen nehmen und dort gewiß mit großer Freude aufgenom⸗ en werden, befonders in der Kolonie, zu weicher ich in näherer Be— ichung stand, und an deren Wohlfahrt ich unter allen Umstaͤnden im innigsten und waͤrmsten Antheil nehmen werde.“ Vor dem Schluß

) zer Sitzung fragte noch Lord Cloncurry den Herzog von Wel—

ugton, ob die Regierung eine Maßregel zu Gunsten derjeni—⸗ aan Irlaͤndischen Geistlichen einzubringen beabsichtige, die von br ihnen zu ihrer einstweiligen Unterstuͤtzung bewilligten Anleihe „n J Million Pfund Sterling Gebrauch gemacht, und die jetzt r Äbzahlung der ersten Rate des empfangenen Geldes aufge— war wurden, worauf der Herzog von Wellington antwor— ut, daß dieser Gegenstand binnen wenigen Tagen im Unterhause ur Sprgche kommen wuͤrde, und daß er bis dahin nichts Näͤhe⸗ es daruber sagen konne.

London, 28. Febr. Das Unterhaus hat beschlossen, nach dem 13. Maͤrz keine auf Privat-Angelegenheiten bezuͤgliche Pe— nütion mehr annehmen zu wollen und keine Privat-Bill vor dem 13. April zur ersten Lesung kommen zu lassen, so wie nach dem 22. Juni keinen Bericht mehr uͤber eine solche Bill entge— genzunehmen.

err Edward Ellice (der unter dem vorigen Ministerium Kriegs⸗Minister war) hat aus Neapel vom 24sten v. M. eine KPresse an seine Konstituenten zu Coventry erlassen, worin er sch auf das entschiedenste gegen das jetzige Ministerium erklaͤrt. kr beseichnet die Entlassung der vorigen Verwaltung und die eh des Parlaments als hoͤchst ungluͤckliche Ereignisse, und ü der letzteren Maßregel findet er um so weniger Grund, als r behauptet, das vorige Unterhaus sey mehr als irgend ein fruͤ—⸗ here „konservativ“ gewesen, in dem Sinne, welchen eine Par— ui diesem Worte beilege. Von einer den neuen Ministern zu gihährenden Erprobung will er nichts wissen; wenn man sie ih— un bewilligen wollte, meinte er, so wuͤrde man nur unnuͤtze zat verlieren, denn die Parlaments Sitzungen wuͤrden mit nichts 6 feindseligen und erbitterten Debatten hingebracht werden. Fuͤr bie wichtigste Frage, an der das Ministerium sogleich scheitern wuͤrbe, da selbst das vorige die groͤßten Schwierigkeiten dabei gefunden habe, haͤlt Herr Ellice die Angelegenheit der Irlaͤndi⸗ schen Kirche; das Höchste, was es in dieser Hinsicht wuͤrde vor— schagen koͤnnen, duͤrfte etwa den Ansichten der Stanleyschen Pariei gleichkommen, da aber die vorigen Minister selbst von diesen ihren Freunden, dem Lord Stanley, Sir James Graham, bem Grafen von Ripon und dem Herzog von Richmond,s sich haͤt— ten los sagen muͤssen, so konnten sie um so weniger jetzt ihren Gegnern, wenn diese dasselbe vorschluͤgen, sich anschließen und ihnen beipflichten.

Deutschlan d.

Neu⸗Strelitz, 4. Maͤrz. Seine Koͤnigl. Hoh. der Groß— herjog haben sich bewogen gefunden, dem Koͤnigl. Großbritani⸗ schin Schiffs-Capitain John Roß in Londen ein auf den Zeit—⸗ raum von 20 Jahren sich erstreckendes ausschließliches Privile— erausgabe einer in London zu veranstaltenden Deut— schen Üebersetzung seines Werks, betreffend seine letzte Ent— ckung s-Reise nach dem Nord-Pol ꝛc., zu ertheilen.

Ritzebüͤttel, 2. Maͤrz. Der Sturm hat endlich gestern aufgehört; die Posten sind von hier abgegangen, und zwar in verkehrter Ordnung, naͤmlich: das Dampfboot „Columbine“ mit den Posten vom 27sten v. M. gestern Morgen um 8 Uhr, „the Wm. Jolliffe“ mit den Posten vom 24sten gestern Morgen um l Uhr, und „the City of Hamburg“ mit den Posten vom Asten v. M. gestern Nachmittag um 1 Uhr. Dle „Columbine“ hatte die Nacht vom Wsten v. M. bei Krautsand geankert und hatte daher Wasser genug, um gleich nach dem Aufhoͤren des Sturms zu segeln; die andern beiden Dampfboͤte lagen hier im Hafen und waren nicht gleich flott, mußten daher die Fluth ab— warten, und so kam es, daß die „City of Hamburg“, welches das groͤßte Schiff ist (es mißt, beiläufig gesagt, von einem Staͤ— ben jum andern 130 Fuß Engl), zuletzt flott wurde. Das boͤse Wetier hat auch die Dampfboͤte von England zuruͤckgehalten, daher die Dampfboöͤte „Tourist“ und „Sir Edward Banks“ mit den Posten vom 24. und 27. Februar hier zugleich eintrafen.

Schweiz.

St. Gallen, 20. Febr. Die Regierung ist endlich gegen bie Wiedertäufer in unserm Kanton eingeschritten. Zu Anfang des Monats Februar wurde der Vikar Froͤhlich im obern Tog— genburg verhaftet und in sein Heimatland, das Aargau, hin⸗ kbergeschafft. In St. Gallen bemaͤchtigte man sich des Schuh— macher gesellen Arolch und brachte ihn uͤber die Graͤnze, worauf er in Bregenz verhaftet, dann aber nach Bayern gebracht wor— den seyn soll.

Inland.

Berlin, 7. Maͤrz. Am 26sten v. M. feierte in Swine—⸗ münde der Geheime Kommerzten-Rath Krause den Tag, an welchem er vor 50 Jahren das dortige Buͤrgerrecht erworben hatte. Das Fest wurde den Einwohnern durch eine Kanonen— zalve angekuͤndigt, welche zugleich den in dem inneren Hafen ligkenden Schiffin zum Zeichen fuͤr das Aufhissen der Flaggen dirnte. Nun begaben sich die staͤdtischen Behoͤrden und die kahlreichen Freunde des Jubilars in seine Wohnung, wo die Ma istrats- Mitglieder und eine Deputation der Stadtverordne⸗ ten Versammlung ihm Namens der Stadt einen in den ehren⸗ vollsten Ausdruͤcken abgefaßten renovirten Buͤrgerbrief in einer geschmackvoll gearbeiteten silbernen Kapsel uͤberreichten. Von den Miibuͤrgen und Freunden des Gefeierten war ein Festmahl veranstaltet, bei welchem nach dem Toaste auf das Wohl Sr. Majestaͤt des Königs dem Jubilar von dem Bürgermeister zwei Gratulations⸗Schreiben des Königl. Ober⸗Praͤsidiums und der Königl. Regierung zu Stettin überreicht wurden.

Aus Erfurt schreibt man unterm Zten d. M.: „Heute Nachmittags, kurz vor 3 Uhr, hatten wir hier ein Gewitter. Schon seit 5 Uhr Morgens hatte ein hestiger Wind aus NP. geweht, dessen Intensitaͤt sich stoßweise bis zum Nachmittage steigerte. Die Wolken zogen um diese Zeit sehr tief und waren, wegen der darin enthaltenen Graupen, nur wenig durchsichtig. Um die erst genannte Zeit erfolgte, nachdem der Wind sich ei⸗ was mehr noͤrdlich gewendet hatte, ein ziemlich starker Donner— schlag, wonach die Heftigkeit des Wolkenzuges nachließ, ohne

des Hypotheken⸗Buches erleichtern sollen.

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daß sich der Himmel jedoch aufklaͤrte. Das Thermometer sank wahrend dieses Ereignisses, welches etwa 2 Minuten dauerte, von 40 bis 140; diese schnelle Veraͤnderung der Temperatur ist aber ohne Zweifel groͤßtentheils der Verdunstungs kaͤlte zuzuschrei⸗ ben, da das Thermometer vom Winde ganz gerade getroffen wurde. Das Barometer stand auf 27“ O, *“ und sein Queck⸗ silber hatte die Temperatur von 40 R.“

In dem Koͤnigl. Land⸗Armen⸗Verpflegungs⸗Institute zu Tapiau in Ostpreußen befanden sich am Schlusse des Jahres 1833 362 Haͤuslinge; im Laufe des vorigen Jahres traten 584 hinzu, dagegen starben 32 und 445 wurden entlassen, so daß sich am 1. Januar d. J. noch 469 Personen in der Anstalt befan— den, wovon 367 maͤnnlichen und 102 weiblichen Geschlechts Hierzu kommen noch 113 Kinder und 119 Gebrechliche und Irre, die außerhalb des Instituts, jedoch auf Kosten des Land- Armen-Fonds unterhalten werden. Ueber die Einnahme und Ausgabe ist Folgendes zu bemerken: Die erstere betrug, mit Hinzurechnung einer Summe von 12,844 Rthlr. als Bestand aus dem Jahre 1833, 42,904 Rthlr. Die Unterhaltungskosten . h. sich auf 30,212, wonach ein Bestand von 12,692 Rthlr.

eibt.

Beilage zu II. 42.

des Landtags -Abschiedes fuͤr die zum ten Provinzial Landtage versammelt gewesenen Staͤnde der Provinz Westphalen.

Denkschrift des Justiz-Ministers Muͤhler.

Der Antrag der Staͤnde, Einrichtungen treffen zu lassen, daß die verschuldeten Grundguͤter in den Theilen der Pro⸗ vinz Westphalen, welche durch das Hyvotheken⸗Patent vom 22. Mai 1815 betroffen worden, unverzüglich zum Hy⸗ potheken-Buch ingrossirt wurden, wenn darauf nicht ausdrücklich verzichtet ist, und daß denjenigen In⸗ teressenten, welche es verlangen, von den Gerichten Hypo⸗ theken Scheine ohne Aufenthalt ertheist wu rden, laßt sich mit der durch die fruͤheren Antrage der Westphaͤlischen Staͤnde veranlaßten Allerhoͤchsten Kabinets-Ordre vom 31. Oktober 1831 nicht vereinigen, welche die fruͤhere, in der Hypotheken-Ord⸗ nung vorgeschriebene Zwangs-Verpflichtung zur Berichtigung des Besih⸗Titels aufgehoben und angeordnet hat, daß die Berichtigung des Besitz⸗-Titels nur auf den Antrag eines Interessenten, es sey des Besitzers oder eines Real⸗-Berechtigten, erfolgen soll.

Die Nachtheile, welche die aufgehobene allgemeine 3wangs— Verbindlichkeit zur Berichtigung des Besitz-Titels haͤtte hervorbrin⸗ gen koͤnnen, hat uͤbrigens die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 6. Oktober v. J. Gesetz⸗ Sammlung Seite 123, auch die Anordnung eines abgekuͤrzten Verfahrens schöon veseitigt.

Die Verordnung vom 4. Maͤrz d. R uͤber die Execution in Civilsachen aber hat den Glaͤubigern die Mittel gewahrt, auf dem ,, . Wege zur Eintragung ihrer judikatmaͤßtgen Anspruͤche zu gelangen.

1 Zustand des Hypothekenwesens in den Bezirken der Ober⸗ Landesgerichte Paderborn, Muͤnster und Hamm ist folgender:

L. Dber-Landesgerich te. ;

Ruͤcksichtlich der eximirten Guͤter und Grundstuͤcke ist die Hy⸗ potheken-Einrichtung ais abgeschlossen anzusehen. Nur wenige Guͤ⸗ ter sind in das Hypotheken⸗Buch noch nicht eingetragen, entweder weil Niemand die Eintragung verlangt, oder es stehen Hindernisse entgegen, die sich nicht sofort beseitigen lassen.

Il. unter⸗Gerichte. 1) Bezirk des Ober -Landesgerichts zu Paderborn.

Im Fuͤrstenthum Minden und in der Grafschaft Ravensberg ist der größere Theil der Grundstuͤcke in die Hypotheken- Bucher eingetragen. Die schon vor der Fremdherrschaft eingerichteten Hy⸗ potheken⸗Buͤcher erleichterten das Geschaͤft.

In dem Fuͤrstenthum Paderborn und im ehemaligen Bisthum Corvey hat diese Angelegenheit mit den größten Hindernissen zu kaͤmpfen gehabt, da es bis zur jetzt beendigten Kataster-Aufnahme an allen sichern Grundlagen fuͤr das Hypotheken- Buch fehlte, und die Verwirrung durch die große Zersplitterung der Grundstuͤcke so groß geworden war, daß das Ober⸗-Landesgericht an mehrere Ge⸗ richte besondere Kommissarien absenden mußte, um in die angehaͤufte Masse von Nachrichten, Gesuchen und Urkunden, Ordnung zu bringen.

Nach einem ungefaͤhren Ueberschlage betragt die Zahl der Grund⸗ Besitzungen in 6 Departement, wofuͤr besondere Hypotheken⸗ —ᷓ. anzulegen seyn werden, 100, 8s0. Am Schlusse des vorigen

ahres waren bereits 36,678 Hypotheken⸗-Folten angelegt. 2) Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Hamm.

Der sehr lebhafte Verkehr, vorzuͤglich in den Gebirgs⸗Gegen⸗ den, ist nicht ohne Einfluß auf das Grund- Eigenthum geblieben.

Die 3 auf Berichtigung des Besitz-Titels kommen in diesem Bezirk haͤufiger vor. Es ist daher auch von den Gerichten zur Regulirung des Hypothekenwesenz schon mehr geschehen.

Es sind uberhaupt 116,71 Folien anzulegen gewesen. Am Schlusse des Jahres 1832 waren bereits 69,012 Folien angelegt. Im Jahre 1833 sind hinzugetreten =

zusammen 71,359 Folien. z) Bezirk des Qber-Landesgerichts zu Muͤnster,

In diesem Bezirke ist verhaͤltnißmaͤßig am Wenigsten geschehen. Die Zahl der uberhaupt anzulegen gewesenen Folien wird auf 14,127 angegeben. Davon sollen nun zwar am Schlusse des Jah⸗ res 1832 bereits 1,5 A3 Tabellen angelegt seyn; die Zahl der wirk⸗ lich im Hyvotheken⸗Buch eingetragenen Grundstuͤcke betrug aber nur etwa 15 16,000.

Im Laufe des Jahres 1833 sind 1361 Hypotheken⸗-Folien neu angelegt worden. Zur Entschuldigung werden die noch nicht von⸗ endete Regulirung der gutsherrlichen und baͤuerlichen Verhaͤltnisse, die fortdauernden Marken- und Gemeinheits⸗-Theilungen und der Mangel an den erforderlichen Subaltern⸗ Beamten angefuͤhrt. Diese Gruͤnde sind nicht zureichend, da sie zum Theil auch in den übrigen Ober- Landesgerichts Bezirken der Provinz vorhanden sind, die letztern aber mit dem gleichen Personal doppelt so viel geleistet haben. Es wird jedoch darauf gehalten werden, daß der Oher Lan⸗ desgerichts Bezirk von Münster nicht hinter den uͤbrigen Westphaͤ⸗ lischen Ober⸗ Landesgerichts Bezirken zuruͤckbleibt. ;

Was nach vorstehender Darstellung, zur vollstaͤndigen Regulirung des Hypothekenwesens, noch zu thun ist, laßt sich nicht auf einmal und ünverzuͤglich vurchfuͤhren. Das Bestreben des unterzeichneten Justiz⸗Ministers wird indeß darauf gerichtet seyn, die mannigfachen Hinderniffe und Schwierigkeiten allmaͤlig zu veseitigen, welche der schnellern Erledigung dieses Gegenstandes noch entgegenstehen.

Große Schwierigkeiten liegen in mehreren Vorschriften der Hy⸗ potheken Ordnung, die nicht auf einen so oft wechselnden und so sehr theilbaren Grundbesitz berechnet sind.

In der so eben von Sr. Majestaͤt Allerhoͤchst vollzogenen Ver⸗ ordnung vom 31 Maͤrz d. J., wegen Einrichtung des Hypotheken⸗ wesens in dem Herzogthuin Westphalen, sind deshalb einige we⸗ sentliche Modificationen der Hypotheken⸗Ordnung aufgenommen wor⸗ den, welche die Berichtigung des Besitz-Titels und die Fuͤhrung Das vollendete neue Grund⸗Kataster bietet die Mittel dazu.

Es erscheint zweckmäßig, an diesen Erleichterungen auch die übrigen Theile der Provinz Westphalen, in denen das Kataster eben⸗ falls vollendet ist, noch vor der Beendigung der allgemeinen Revision der Hypotheken⸗-Ordnung, Theil nehmen zu lassen; es wird daher ein Gesetz⸗-Vorschlag in diesem Sinne fuͤr die Provinz Westphalen ausgearbeitet, und zur Berathung des Königlichen Staats-Ministe⸗ riums vorgelegt werden.

Die von Sr. Majestaͤt unter dem 4. Maͤrz d. J. vollzogene Verordnung uber den Subhastations⸗ Prozeß raͤumt bereits die Schwierigkeiten aus dem Wege, welche Fer Regulirung des Hypo⸗ thekenwesens bei den im Wege der nothwendigen Sub hastation ver⸗ kauften Grundstuͤcken bisher entgegenstanden, und wird, verstaͤndig gehandhabt, einen sehr wesentlichen Einfluß auf die Beförderung der Hyvotheken⸗Einrichtung aͤußern.

Berlin, den 10. Mai 1831. hler.

Nachdem jet saͤmmtliche Ausgaben fuͤr das, dem verstorbenen General von Scharnhorst von seinen Freunden und Waffengefaͤhr⸗ ten errichtete Grab⸗Denkmal hestritten sind, halten die noch leben⸗ den Mitglieder des zu jenem Zwecke zusammengetretenen Comité es fuͤr ihre Pflicht, von der Verwendung der dazu erhaltenen Bei⸗ traͤge hiermit oͤffentliche Rechenschaft abznilegen. An freiwilligen Beiträgen sind üͤberhatvt der General ⸗Militair⸗ Kaffe deponirt gewesen 62. 5 Rih Diese sind durch die Summe von.. 697 resp. durch zinsbare Belegung der successive eingegangenen Summen und durch Ver⸗ wechselung des Goldes vermehrt, so da im Ganzen ein Betrag von. ., hat verwendet werden koͤnnen.

Verausgabt sind dagegen: ; a) An Honorar dem Kuͤnstler fuͤr das bearbeitete Monument, ein—⸗

schließlich der Kosten des carrarischen Marmorblocks und dessen

Transport 3229 Rthl. Sgr. Pf. b) Fuͤr den Grundbau 1 ch Fuͤr das marmorne Fußgestell zum Mo⸗

nument d) Transport- Kosten fuͤr den aus Prag

hierher gebrachten Leichnam und dessen

Dr ung auf dem Kirchhofe der In⸗

aliden e) Fuͤr den auf dem Monumente ruhenden bronzenen Löwen 1107 Rthl. Sgr. Pf. 5) i ein Gitter von Gußeisen 6 464 9) ö und verschiedene andere

dosten

,,,, und bei ; . 11Pf. 2 2 9

a 2 O 0 QQ O s Dm, mm-, 6071 Rthl. 9 Sgr. 8 Pf.

in Summa Fri Rthl. 9 Sgr. .

Von der obgedachten Einnahme von.. 6974 9

J J m

ist mithin ein Bestand verblieben von 225 Rthl. Sgr. Yf.

Die unterzeichneten haben im Sinne der Herren Geber zu han⸗ deln geglaubt, wenn sie diese uͤbrig gebliebenen 228 Rthlr. dem In⸗ validen-Fonds unter der Bedingung üͤberwiesen haben dies Kapital zins bar zu belegen, und die dafuͤr eingehenden Zinsen demjenigen Invaliden zu verabreichen, welcher das Geschaͤft als Todtengraͤber auf dem Kirchhofe versieht; jedoch mit der Verpflichtung, daß der⸗ selbe dafür gehalten ist, das Denkmal besonders zu beaufsichtigen und durch zeitgemaͤßes Gießen im Sommer die innere Erd flaͤche des eisernen Umgedungs⸗Güitters gruͤn und sauber zu erhalten.

Berlin, den 3. Maͤrz 18385 v. d. Knesebeck, Schoeler, v Minutoli, Rühle v. Lilien st ern, Gen. d. Inf. u. Gen. General⸗ General⸗Lieute⸗ General ⸗Major. Adj. Sr. M. d. Königs. Lieutenant. nant a. D.

Berliner Börse. Den 7. März 1834. Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Hrergss. Cour) D , red. . ede, .

——

St. Schuld- Sch. A 100 Ostpr. Pfandbr. A 1023

Pr. Engl. Obl. 30). 4 972 bomm. do. 106 4

Prm. Sch. d. Sceeh. 6M Kur- u. Neum. do. 106 Kurm. Obl. m. JI. C. Schlesische do. Neum. Int. Sch. do. Rkst. C. d. K. - u. X. Berl. Stadt- Obl. L. Sch. d. K. u. N. Känigsb. do.

4 77 1 A Elbing. do. A1 4A 4

77

4 4 1

100 990 9 38.

102

1023

Holl. voll. Duk. Neue do. ie er . Misconto

171 18

Danz. do. in Th. Westpr. Pfundbr. Grossh. Pos. do.

Wechsel- Cours.

250 FI. 250 FI. 300 Mk. 300 Mb.

134 4

Hire s. Cour Hrief. Gel.

Amsterdam dito

Hamburg

dito London Paris Wien in 20 Xr. Augsburg Bre; lau ö Leipzig Frankfurt 2. M. W T. ...... Petersburg Warschau

100 ThI. 150 FI. ; 100 Rhl. Woch. 600 FI. (urz

XD s d D d m , de e R ö

Aus wüärtig e Börsen.

Amsterdam, 2. Mürz.

Niederl. wirkl. Schuld 553. 53 do. 1013.

Ranz-Bill. 255. MMS Amort. 9595. 313 793.

goz. Preuss. Prüm. Scheine 1135. do Az Anl. 33 272.

Ausg. Schuld 1. Russ. 99. Oesterr. Span. 53 .

Königliche Schauspiele. Sind am 7., 8. und 9g. Maͤrz geschlossen. Dienstag, 16. März. Im Opernhause: Othello, Oper in 3 Abth, mit Tanz. Musik von Rossini. (Dlle. Sabine Heine⸗ fetter: Desdemona, als Gastrolle.) Im Schauspielhause: Franzoͤsische Vorstellung.

Königstädtisches Theater. Sonntag, 8. Maͤrz. Lestoch, oder: Intrigue und Liebe, Oper in G Akten. Musik von Auber.

Markt⸗Preise vom Getraide.

Berlin, den 5. Maͤrz 18385.

. Zu Lande; Weizen 1 Rthlr. 20 Sgr., auch 1 Rthlr. 18 Sgr ; Roggen 1 Rthlr. 15 Sgr., auch 1 Rthlr. 14 Sgr.; große Gerste 1 Rihlr. 8 Sar. 2 Pf., auch 1 Rthlr. 6 Sgr. 8 Pf.; Hafer 27 Sgr. 6 Pf, auch 2 Sgr. 3 Pf. Eingegangen sind zà7 Wispel 12

Scheffel.

Zu Wasser: Weizen (weißer) 1 Rthlr. 28 Sgr., auch 1 Rthlr. 22 Sar. 6 Pf und 1 Rthlr. 15 Sgr:; Roggen J Rthlr 18 Sgr., auch 1 Rthlr. ] , 1 lr 17 Sgr. 65 Pf. Eingegang ĩ spel in Scheffel. . ln dh, den 4. Maͤrz gaz .

Das Schock Stroh? Rthlr; der Centner Heu 1 Rthlr. 2 Sgr.

6 Pf, auch 15 Sgr. pf Branntwein⸗Preise vom 27. Februar bis 5. Maͤrz 1835. Das Faß von 200 Quart nach Tralles 5a pCt. oder 40 pCt.

Richter gegen haare Zahlung und sofortige Ablieferung: Korn⸗