1835 / 69 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

verlangen. Sir R. Peel sagte, um alle Zwtisel und Besorg— nisse zu entfernen, wolle er auf das unzweideutigste erklären, daß er von diesem Gegenstande, nämlich von der Prärogative der Krone, ohne die Aufruhr-Bill ein stehendes Heer zu unter— halten, heute Abend zum ersten Male reden gehoöͤrt habe. (Hort, hört!) Lord Ebrington wuͤnschte noch zu wissen, ob die jetzi— an Mintter in den Grundsaͤtzen des Irlaͤndischen Unterrichts, Systems eine Aenderung vornehmen, oder es nach denselben Prinzipien, wie unter dem Greyschen Ministerium, fortbestehen lassen wollten, worauf Sir H. Hardinge (der Seecretair fuͤr Irland) erklärte, die jetztge Regierung beabsichtige keine Veraͤn— derung in diesem System, und was die zu diesem Zweck ange— setzten Veranschlagungen betreffe, so glaube er, sie wuͤrden noch größer werden, als im vorigen Jahre die Ausgaben hätten sich vermehrt, und man werde von dem Parlament eine großere Summe zur Bestreitung derselben fordern muͤssen. Herr Hume, der sich (wie bereits gestern erwahnt) mit den Erkläͤrungen des Pre— mier⸗Ministers nicht begnuͤgte, warf demselben vor, er wolle die Fragen absichtlich nicht verstehen und weiche ihnen aus, man muͤsse daher auf andere Mittel bedacht seyn; der heutige Antrag

auf Verwandlung des Hauses in einen Subsidien-Ausschuß sey

nur eint Formalität und werde deswegen keinen Widerstand Fuden, wenn aber das Ministerium gegen den ausdruͤcklichen Wih en des Hauses, und ohne dessen Zutrauen zu besitzen, am Ruder blen ben wollte, so werde es die Pflicht der Stellvertreter des Velkes, bei dem naächsten Anttag auf Bewilligung von Subsidien die Frage in Er⸗ wägung zu ziehen, ob es unter solchen Umstaͤnden augemessen sey, Sr. Majestaͤt und den Ministern uͤberhaupt Gelder zu be— willigen. CHört, hort!) Mit unerschüͤtterlicher Ruhe anrwor— tete Sir R. Peel, er koͤnne in dem Amendement zur Adresse keine Erklärung des Mißtrauens finden und werde deswegen nicht zurücktreten. Nach einigem Wortwechsel fragte zuletzt noch

Herr O Connell, mit Bezug auf die Erklärung des Ministers,

daß kirchlich's Eigenthum nur zu kirchlichen Zwecken verwendet werden darfe, was der sehr ehrenwerthe Baronet unter kirchli—⸗ chen 3ivecken verstehe, worauf jener antwortete, er verstehe unter dem Ausdrucke „zu kirchlichen Zwecken“ allerdings „zum Besten der Anglikanischen Kirche“; auf die fernere Frage des Herrn Bulwer aber, ob unter jenen Zwecken auch Volks-Unterricht und Bildung mit begriffen sey, weigerte sich der Minister, zu antworten. Herr Alex. Baring, der Präsident der Handelt— Kammer, erklärte, daß er dem Parlament eine Maßregel zur Ver— hinderung des Schleichhandels mit fremdem Getraide, der von den Inseln Man, Jersey und Guernsey nach Großbritanien ge— trieben wird, und eine andere zur Verhinderung des Einschwäaͤr— zens von Schiffsbauholz aus den Ostsechaͤfen uͤber Kanada vor— legen werde.

London, 3. Marz. Der Herzog von Wellington wird Abermorgen, zur Feier des Geburtstages Ihrer Masestaͤt, den fremden Gesandten in Apsley⸗House ein großes Bankett geben. An demselben Tage geben Sir R. Peel, als Kanzler der Schatz, kammer, und der Graf v. Aberdeen, als Staats Secretair fuͤr das Kolonial⸗Departement, offizielle Diners.

Die Hof-Zeitung meldet nun die Erhebung des Sir Ch. M. Sutton zum Pair, unter dem Titel eines Viscount Canterbury und Baron Bottesford.

In Folge der Ernennung des Sir C. M. Sutton zum Pair ist ein Partaments-Sitz fuͤr die Universitaͤt Cambridge erledigt, im den sich nun der Recorder von London, Herr C. E. Law, be⸗— wirbt, der auch von den Mitgliedern des Senats sehr unter— stuͤtzt wird, so daß man an seiner Erwählung nicht zweifelt.

Lord Durham hat, obwohl sehr unpäßlich, an der Debatte in Oberhause über das Amendement Theil genommen, was bei ihm einen bedenklichen Ruͤckfall zur Folge hatte,

Der Marquis von Wellesley ist von seiner Krankheit wieder voͤllig hergestellt.

Die Morning Chronicle meint, wenn Sir R. Peel sich genau erkundigt habe, so muͤsse er erfahren haben, daß die— jenigen Mitglieder des Unterhauses, welche durch Zufall verhin— dert wurden, uber das Amendement zur Adresse mitzustimmen, meistentheils zur Opposition gehörten. „Eine Erklärung des Herrn O'Connell“, sagt dieses Blatt, „daß er nach 9 Uhr nicht mehr sprechen, sondern sich seine Rede auf den nächsten Abend vorbehalten wolle, bewog am Donnerstag allein von den Irlaͤn— dischen Mitgliedern sechs, das Haus zu verlassen, weil sie glaub— ten, daß die Abstimmung erst am folgenden Abende stattfinden wurde. Einige andere Mißverstäͤndnisse veranlaßten die Abwe— senheit anderer Herren von der Opposition. Der sehr ehren— werthe Baronet hätte hinzufuͤgen koͤnnen, daß die Stanley'sche Section sich weigerte, am Freitage ihr Votum noch einmal zu wiederholen.“

Die Schottischen Mitglieder haben sich im Unterhause groͤß— tentheils gegen die Stelle in der Thron⸗Rede ausgesprochen, wel—⸗ che der Kirche in Schottland Unterstuͤtzung verheißt. Man brauche dort, meinten sie, keine neue Kirchengebäude, denn es gebe de— ren nur zu viel, die leer ständen, weil die Geistlichteit der ande— ren Sekten meist viel beliebter bei dem Volk sey, als die der Anglikanischen Kirche, da sie sich den Unterricht und die Seel⸗ sorge weit mehr angelegen seyn lasse, als letztere.

Der Standard sagt, er wolle nicht durch eine Schilderung der Begleitung, in welcher der Sprecher bei Uederreichung der Adresse des Unterhauses vor Sr. Maj. erschien, die dem Sou⸗ verain gebuͤhrende Achtung verletzen. „Wer sollte nicht,, fügte er hinzü, „die Festigkeit, den guten Sinn und die Mäßigung der Königlichen Antwort bewundern, nur Schade, daß sie an solche Personen fortgeworfen wurde, wie die, welche wir am Sonnabend in Kabrioets und Miethskutschen nach dem St. James⸗Palast fahren sahen, um die Majestät eines Britischen Parlamentshauses zu repraͤsentiren. Der Schweif, der jaͤmmer— liche Schweif war es, aus dein fast die ganze Begleitung des Hertn Abercromby bestand.“

Die Times meint, es sey klar, daß die Gewißheit, Sir Robert Peel werde sich nicht zuruͤckziehen, eine große Anzahl von Unterhaus-Mitgliedern vermocht habe, fuͤr das Amendement zur Adresse zu stinimen, denn sonst wuͤrden die Minister sich, besonders nach den radikalen Reden der Herren Gisborne und O Connell, sicherlich in einer siegreichen Majoritaͤt befunden haben.

Eben dieses Blatt iheilt jetzt den zweiten Bericht mit, den die zur Untersuchung der Kirchen-Einkuͤnfte und Patronate in Irland ernannte Kommission, an deren Spitze der Bischof von , . steht, erstattet hat.

Die Aufruhr Akte (muliny-aci)h, deren Lord John Russell in der gestrigen Sitzung des Unterhauses mit dem Bemerken erwahnte, daß das Geruͤcht gehe, die Minister glaubten sich be— rechtigt, ohne daß dieselbe vem Parlament genehmigt worden, ein stehendes Heer zu unterhalten, ist ein Gesetz zur Bestrafung von Meuterei und Desertion unter der Armee, so wie uͤber die Vesoldung und Einquartierung der Truppen. Die Genehmi—⸗

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gung desselben muß alle Jahre von Seiten des Parlaments er— neuert werden und dient hauptsaͤchlich dazu, der Regierung die uöthige Gewalt zur Ausübung der militairischen Justiz zu uͤber— tragen. Wenn diese Akte nicht bewilligt ist, kann der König in Friedenszeiten kein stehendes Heer halten.

Aus den Bemerkungen, welche der Herzog von Richmond bei Gelegenheit der von ihm im Oberhause eingebrachten Bill uͤber die Eid Leistungen machte, geht hervor, daß in der Armee allein jaͤhrlich fr den Halbsold 342,000 und in dem Halbsolde und Pensions⸗Departement jährlich 47.00 Eide geleistet werden.

Der General, Gouverneur der Windward-Inseln, Sir Lio⸗ nel Smith, ist auch zum General-Gouverneur von Britisch Guiana, Trinidad und St. Lucia ernannt worden.

Der in Ching verstorbene Lord Napier war vor der Auf— soͤsung im Jahre 1832 einer der repraͤsentativen Pairs von Schottland, auch Capitain der K. Marine und Kammerherr. Er war der neunte Baron Napier von Thirlestane und hinter— läßt eine Gattin und fuͤnf Kinder, von denen das aͤlteste, 15 Jahr alt, gegenwartig Lord Napier ist. Dieser und die uͤbrige Familie des Verstorbenen werden binnen kurzem aus Macao hier zuruͤck erwartet.

In Peterborough sind durch eine Feuersbrunst 70 Haäͤuser ein Raub der Flammen geworden, und der Schaden betraͤgt we— nig stens 10000 Pfund, wovon aber nur 3000 versichert sind.

Im Standard liest man: „Die Blokade von Bilbao, Coruna und den anderen Haͤfen Biscaya's und Galiziens, die vor kurzem noch von den Schiffen der Königin von Spanien blokirt wurden, ist aufgehoben worden, wenigstens in so weit, als sie bisher von der Englischen Regierung anerkannt wur de.“ (Man vergleiche hiermit den in Nr. 61 der St. Ztg. unter Spanien mitgetheilten, von Herrn Martinez de la Rosa unter— zeichneten Königlichen Befehl.) ö

Nachrichten aus Malta zufolge, hat ein Englaͤnder, Herr Cochrane, mit der Franzoͤsischen Regierung einen Kontrakt abge— schlossen, um eine regelmaͤßige Dampfschifffahrt zwischen Mar—⸗ seille, Genua, Livorns, Neapel, Malta, Athen, Smyrna und Konstantinopel einzurichten.

Das Dampfboot „Blazer“ ist am 26sten v. M. unerwartet von Plymouth nach Malta beordert worden, angeblich mit De— peschen, welche die Ruͤckkehr eines Theils der dort stationirten Linienschiffe befehlen, da man beabsichtigen soll, die Flotte im Mittelländischen Meere zu vermindern. Nach der Ruͤckkehr des Geschwaders nach Malta sind nur noch 3 Englische Kriegsschiffe in den Gewaͤssern der Levante, zwei Fregatten, wovon die eine bei Smyrna, die andere bei Vurla, und eine Korvette, die bei Kon— stantinopel stationirt ist. .

Handelshriefen aus Smyrna zufolge, sank dort der Cours in Folge der vielen Tratten auf London und Paris, welche Meh⸗ med Alus Banquiers aurgeboten, um seine Schuld an den Sul— tan in Folge des letzten Vergleichs der Angabe nach 70 Mill. Turkische Piaster zahlen zu koͤnnen. Der Sultan hatte ein— gewilliat, allen Griechischen Konsuln Fermane zu ertheilen.

Es ist dem fuͤr die Förderung der Communication mit Ost— Indien so thaͤtigen Herrn Waghorn gelungen, eine Gesellschaft zu diesem Zwecke unter den Kaufleuten in Liverpool zu Stande zu bringen. Die damit in Verbindung stehende Eisenbahn in Aegyvten soll zwischen Januar und Maͤrz 1836 fertig seyn.

Nach Berichten aus Kanada bis zum 2ten v. M. hatte in der Repräsentanten-Kammer von Ober-Kanada ein heftiger Kampf wegen der Sprecher-Wahl stattgefunden, und die soge⸗ nannte revolutionnaire Partei setzte die Wahl ihres Kandidaten mit 31 gegen 27 Stimmen durch.

Die Nachrichten vom Vorgebirge der guten Hoffnung bis zum Anfange des Januars lauten nicht guͤnstig. In Gra— hams Town herrschte zufolge eines von den Kaffern unternom— menen Angriffs große Aufregung. Eine Abtheilung der Soldaten war in das Gebiet der Kaffern geschickt worden, um einige verirrte oder gestohlene Pferde zuruͤckzusordern, allein die Ein⸗ geborenen widersetzten sich und ioͤdteten einen Soldaten. Der Dberst Somerset und die Graäͤnz⸗Behoͤrden beschlossen darauf, das neutrale Gebiet der Kaffern zu verlassen. Letztere griffen die Engländer an, von denen mehrere auf dem Platze blieben. Man erwartete einen Angriff der Kaffern auf Grahains Town und traf deshalb alle Vorkehrungen, um jede Feindseligkeit zu⸗ ruͤckzuweisen. Alle waffenfaͤhige Männer waren aufgefordert worden, sich bereit zu halten, im Falle man ihrer Dienste beduͤrfe, und man zweifelte keinesweges daran, einem etwaigen Angriff hinreichenden Widerstand entgegensetzen zu koͤnnen. Die Kaffern hatten indeß schon mehreres Vieh geraubt und den Besitzungen Scha⸗ den zugefügt. In einem Privat Schreiben aus Grahams Town vom 25. Dez. heißt es uͤber diesen Gegenstand: „Die Nachgie⸗ bigkeit der Regierung bringt die Kolonie um 20 Jahre zuruͤck. Wir sind alle unter den Waffen, und haben unsere Frauen und Kinder an einen sicheren Ort gebracht. Wir sind von den Kaf— fern umcingt und die schauderhaftesten Mordthaten werden be⸗ gangen. Die Straßen unserer Stadt sind mit Pallisaden ge— sperrt. Die Graͤnz-Truppen haben hauptsachlich die Außenposten besetzt und sind sehr gequalt. Man hatte das nuͤtzliche Corps der Hottentotten nicht entlassen sollen, da sie mehr als alle An—⸗ deren' geeignet waren, die Kolonie gegen die Einsaͤlle der wilden Kaffern zu schuͤtzen.“

Derutschland.

Kassel, 4. Marz. In der heutigen Sitzung der Stände— Versammlung berichtete Herr Wippermann uber eine Mit⸗ theilung der Staats Regierung, die Errichtung eines Land— Krankenhauses in Rinteln betreffend. Es wurden nach dem An⸗ trag des Ausschusses 1900 Rthlr. zu diesem Zweck bewilligt. Ferner berichtete derselbe Deputirte uber die von der Staats⸗ Regierung begehrte Verwilligung von 400 Rthlr. fuͤr den zur Beförderung der Deutschen Geschichtskande bestehenden Verein. Es wurden nach dem Antrag des Ausschusses diese 400 Rthlr. in der Art bewilligt, daß 200 Rthlr. fuͤr den genannten Verein, und 200 Rihlr. fuͤr den zur Befoͤrderung der Hessischen Ge⸗ schichtskunde bestehenden Hessischen Verein verwendet werden sollen. Eine Mittheilung des Landtags-Kommissars, den Bau der Artillerie⸗Kaserne betreffend, ward dem Budget— Ausschuß zur Pruͤfung uͤberwiesen. Es wurde dann der achte Abschnitt des GrundsteuerGesetzes diskutirt und mit wenigen Moddifica⸗ tionen angenommen. Herr Henkel berichtete dann uͤber die Instruction des permanenten Ausschusses und verlas dieselbe. Die Instruction, die im Wesentlichen dieselbe ist, wie die fruͤ⸗ heren, ward angenommen. Der Landtags-Kommissar, Herr Re— gierungs⸗Nath Koch, legte Namens der Staats- Regierung Pro⸗ test gegen diese Instruction ein. Die Protestation des Land⸗ tags-Kommissars ward zu den Akten genommen, und Gegen— Protestation einzulegen beschlossen. Nachdem sodann verschiedene Petitionen ihre Erledigung gefunden hatten, ward die Sitzung

geschlossen.

Dresden, 5. Maͤrz. Da ain 3Zten Abends kein Coutst⸗ von Wien eingeiroffen war, fing man am Hofe und in der Stab an, neue Hoffnung wegen des lebensgefaͤhrlichen Zustandes dez Kaisers Franz zu schoͤpfen. Se. Majestaͤt der Koͤnig fuhr mich Weesenstein, und man sprach von allerlei Gastaählern und Fu⸗ milien-Festen, womtt der heutige Namenstag des auverehrin Prinzen Friedrich begangen werden sollte, einer Sitzung de „Flora“ und einer Blümen-Ausstellung auf der Brüuͤhlischn Terrasse, Tableauxstellung, einem Caroussel u. s. w. Allein plz lich ist der ganze Hof in die tiefste Trauer versetzt worden Denn in dieser Nacht gegen Morgen ist ein Kaiserl. Oesterrfh chischer Ordonnanz-Osfizier, vom Generalstabe, eiligst hier durch gegangen, und hat in der an die hiesige Oesterreichische Gesandt schaft abgegebenen Depesche die betruͤbende Nachricht gehrach⸗ daß Kaiser Franz in der Nacht zwischen dem 1sten und An verschieden ist, und sogleich der Koͤnig von Ungarn und Erzhn, zog Ferdinand die Regierung angetreten hat. Der Courier gin von hier nach Berlin und St. Petersburg.

Muͤnchen, 4. Marz. Münchener Blätter melde „Se. Majestaͤt der Koͤnig begaben sich gestern Nachmittags hah z Uhr, in Begleitung der großen Cortege, zum Schluß zz 40stündigen Gebetes mit Prozession, in die St. Michaels, hi Kirche.“

den abgebrannten Staͤdte Wunsiedel und Reichenhall nach m System des Sonnenbaues wieder aufgebaut werden.

Augsburg, 3. Maͤrz. heute früh 7 Uhr fiel das Barometer um 2 Linien, Und dim bis 6! Abends noch um 2 Linien; die West- und Nordmej winde steigerten sich zu einem Sturm von der Stärke des In bis 4ten Grades, mit Schneegestoͤber und Hagelkoͤrnern. Wh rend dieses Sturms zeigte sich um 7 Uhr 28‘ Abends ein heft ger Blitz in Nordwest mit starkem Donner, dem bis gegen; Uhr noch mehrere und immer nahere folgten. Von 6 Uhr 9 an begann das Barometer schnell zu steigen, und stand um Uhr Nachts um 1 Linie hoͤher als Abends 6! Uhr, wo es Zoll 3 Linien gezeigt. Zwischen 11 und 11 Mittags stand Llkysmometer (Erdbebenmesser) 1 Linie gegen Suͤdwest und cillirte ein wenig in dieser Richtung. Die positive Elektrizin der Atmosphaͤre war Mittags 5 Grad und bei dem Gewinm Abends 8,0 Grad; die negative nur 6 Grad.

Stuttgart, 4. März. Se. Majestät der Koͤnig hahe aus Veranlassung der Darstellung des „Fiesko“ auf der hiesig Hofbuͤhne zum Besten des unserem greßen Schiller zu ett tenden Denkmals, fuͤr diesen patriotischen Zweck ein wahrh Koͤnigliches Geschenk von 10900 Fl. auf Hoͤchstihre Kabine Kasse anweisen lassen. Der Ertrag der Darstellung 27sten v. M. belaͤuft sich auf 672 Fl. 9 Kr.

Frankfurt a. M., 5. Maͤrz. Das in der Nacht v Isten zum 2ten d. zwischen 1 und 2 Uhr erfolgte. Hinsgk den Sr. Maj. des Kaisers Franz J. von Oesterreich hat be ders auch hiesige Stadt aufs Schmerzlichste berührt; denn nun Hoͤchstfeligen Monarchen verdankt sie in dessen thaͤtiger M wirkung die Wiederherstellung ihrer Selbststäͤndig keit. Die Tra um den so allgemein geliebten Monarchen ist daher unter al Staͤnden hiesiger Stadt recht bemerkbar, wenn auch nicht, es ehemals geschah, sobald ein Deutscher Kaiser das Zeult mit dem Ewigen verwechselte, ein taglich zweimal wiederhol⸗ vier Wochen andauerndes Trauergeläute uns den schmerlich Verlust verkuͤndigt. Die stille Trauer wohnt tief in der Bur unsrer Buͤrger, die innig fuͤhlen, was Deutschland, was sie sel in dem veréwigten Monarchen verloren haben.

In Hanau sind in der Nacht vom Zten zum aten d. bei stürmischem Wetter vier Haͤuser abgebrannt. Das Feu kam in einem Brauhause zum Ausbruch.

Mainz, 25. Febr. Im Weinhandel dauert die kurz begonnene giöͤßere Lebhaftigkeit fort. Der hiesige Weinhang Dahm hat unter Berathung des ältesten und erfahrensten Wen händlers unserer Stadt, Herrn Lauteren, eine Qualitaͤts / (i fication der Rheinweine versucht, welche die Zustimmung der ner erhielt. Von 783 bis 1834 bestimmt derselbe 49 Wu Sorten. Den Ehren-Rang uͤber alle ertheilt er dem 178 dann läßt er sie in nachstehender Ordnung folgen: 11Ir, Zär, gar, ir, zr, Jr, 27r, 25r, 2r, 26zr, 31r, 88r, àr, 98r, 1500r, 18r, 15r, Ir, 33r, 23r, 32r, 30r, 12r, 10x, Ir, Ir, , gir, 92r, 1är, 13r, 97r, 87)r, 2ir, 86r, 89r, 20r, g96r, 16, 6 2Ir, 24r, gr, 29r, 85r und gr. f

Oesterreich.

Wien, 2. März. TLeipz. Zeitg.) Das traurige En niß, das mein vorgestriger Brief ahnen ließ, ist eingetreten, der hochverehrte Monarch ist heute fruͤh drei Viertel Stan nach Mitternacht verschieden; die Seelengroͤße und christh Fassung, mit welcher der Kaiser die letzte Stunde hat heranng sehen, ist seiner Regierung wuͤrdig; es war kein Stumpssinn, die Krankheit hatte ihm sein ganzes Fassungs-Vermoͤgen gl sen, eben so wenig Gleichguͤltigkeit fuͤr länzern Lebensgm sondern heldenmuͤthige Ergebung in die Fuͤgungen des Hoͤtzsn Zwischen 9 und 10 Uhr Abends empfing der Kaiser die hiz Sterbe-⸗Sakramente in Gegenwart der ganzen Ra serlichen milie und aller hohen Staats- und Hof⸗Beamten; der Athem mij immer schwerer und um 105 Uhr stellte sich das Roͤcheln in Am Freitag haben Sene Hoͤchstselige Majestaͤt mehrere 6 den, man sagt vier Stunden, dictirt und eine halbe Etu selbst geschrieben, und sich auf diese Weise mit Verfuͤgungen die Zukunft beschaͤftigt. Die ersten Aerzte waren der Leiben Baron Stift, und der Hofarzt Guͤnther; am Sonnahend wurden neue Aerzte, unter denen Dr. Wießner, zu einer Consultation gerus sie erklärten sich mit der Behandlung des hohen Patienten ganz kin standen, fanden ihn in großer Gefahr, glaubten jedoch noch an die M lichkeit einer Schweiß-Krisis als den einzigen Weg der Hel lung. Gestern um Mittag trat das Redoublement mit verme ter Starke ein, von da ' ging es schnell zu Ende; die Ah beraubungen traten oͤfter und stärker ein und noch ʒweimal Aderlassen gewährte keine Erleichterung; um 8 Uhr wurden! zwei Aerzte, Baron Türkheim und Dokter Birkner, zum he Patienten geholt, die den Zustand als hossnungslos er kann und sich dem fruͤheren Gutachten vereinigten. Als der Ka zum letztenmale die Aerzte entließ, reichte er jedem die Hu dankte ihnen fuͤr ihre Bemuͤhungen, versicherte sie seiner h und Liebe und fuͤgte hinzu, er wisse, wie sehr auch sie ihn! ten und wie sie Alles gethan hätten und thun wuͤrden, ihm das Leben fristen koͤnne, übrigens sey er in den Wi Gottes ergeben. Alle, die ihn sahen und horten, waren in! höchsten Bewunderung, die Geistlichen sagten, er kame h wie ein Heiliger vor.

Schweiz. Man schreibt aus Genf vom 25. Februar: „Die o

Nach dem Willen Sr. Majestaͤt des Koͤnigs sollen die he⸗

Von gestern Nachts g Uhr s

zrt eißes großen Theils unserer Civil, und Militair-Behör— , so wie fast der ganzen Bevoͤlkerung Genss statt. Die goshcne Bildsaͤule, ein Werk des Genfers Pradter in Pa— *, ist auf der kleinen Insel des Barques, einem mit Bäumen ipflanzten Platz, nahe beim Aussluß der Rhone aus dem See, ufgestellt worden. Ihre Verhaͤltnisse (sie ist 7 Fuß hoch uͤber en Fußgestell) und ihre Stellung auf einer Ecke der Insel ma— zen sie weit sichtbar. Sie wird vor der Hand von einem Sok— (getragen, der späͤter durch ein Piedestal von rothgeaͤdertem Marmor mit verschiedenen Inschriften ersetzt werden soll. Ob— ohl die Errichtung der Bildsäule durch eine Privat Unter⸗ heichnung bewerkstelligt worden, und die staͤdtische Behörde nur lurch Ueberlassung des Platzes dabei betheiligt ist, ist dies doch mnug, um das Vaterland Rousseau's von dem lange Zeit ver— dienten Vorwurfe der Gleichguͤltigkeit gegen das Andenken seines herühmtesten Burgers zu reinigen. Abends wurden die Insel s Barques, die Straße J. J. Nousseau und ein Theil der Fhonequais erleuchtet. Mehrere froͤhliche Gastmaͤhler vereinig— zen die Buͤrger, die an der Feierlichkeit des Morgens Theil ge— sonmen hatten. Ein Rousseau'sches Gelegenheits-Stuͤck: Le sevin de village, beendigte passend den der offentlichen Freude gewidmeten Tag, den kein Unfall truͤhte. Es ist zu bemerken, baß mehrere Mitglieder der Genfer Geistlichkeit sich unter den nterzeichnern befinden.

Ital!ien.

Venedig, 22. Febr. Im Jahre 1833 sind in dem hiesi⸗ gen Hafen 302 Schiffe eingelaufen, nämlich 251 Oesterreichische, I3 Britische, 1 Daͤnisches, A Griechische, Z von Bremen, 3 Hol— sandische, L von Malta, 4 aus den Päpstlichen Staaten, 1 Preu⸗ sisches,! Sardinisches und 5 Schwedische. Die Zahl der ab— gegangenen Schiffe belief sich auf 274.

Livorno, 20, Febr. Im Verlaufe des vorigen Jahres ist ier eine Maßregel in das Leben getreten, welche dem Handel Bieses Platzes einen großen Umfang verspricht. Die Regierung hat naͤmlich die bisher bestandenen Eingangs-Zoͤlle ganzlich ab—⸗ escafft. Dagegen hat sie der hiesigen Kaufmannschaft eine sihrliche Contribution von 309,090 Florentiner Lire, und fuͤr das eite Jahr noch einen Extra⸗Zuschuß von 200,000 Lire auferlegt. Nit dieser Auflage glaubt sie einen Theil der abgeschafften Zoͤlle zu decken. Ferner sind die Stadtmauern so weit hinausverlegt worden, daß alle Vorstaͤdte, und diese enthalten eine großere Anahl Einwohner als die Stadt selbst, mit eingeschlossen wer— den. Die Einnahme der Accise-Gefaͤlle, von welchen die Vor⸗ sädte bis jetzt befreit waren, wird dadurch um ein Bedeutendes erhoͤht werden.

Seit wenigen Jahren ist eine ganz neue Vorstadt erbaut worden, so wie auch nach allen Richtungen hin neue Gebaͤude die fruͤheren Vorstädte vergroͤßern. Diese Zunahme liegt indes⸗— sen mehr in dem Beduͤrfniß der enge zusammengedraͤngten Be— völkerung, besonders der Israelitischen, sich auszudehnen, als in der Zunahme von Einwohnern. Im vorigen Jahre hat sogar zie Bevoͤlkerung, welche siebenzig und einige tausend Seelen be— ägt, um mehr als 1000 Serlen abgenommen. Grund dieser Abnahme ist zum Theil die lockende Kuͤste der Barbarei, wohin manche Familien uͤbersiedeln, indem sie jetzt dort auf Europaͤischen Schutz rechnen koͤnnen.

Eine neue Quelle des Reichthums dieses Landes sind die seit etwa 15 Jahren entdeckten Quellen von Borax (Sal borace) worden, welcher Artikel fruͤher nur aus Indien kam. Die nöendung, welche von dieser Saure seit mehreren Jahren in

den Färbereien gemacht ward, steigerte den Preis derselben um bas Dreifache, während die Kosten der Production durch An— sendung der vulkanischen Hitze, welche den Gruben nahe liegt, att des Holzes oder der Kohlen, bedeutend vermindert wurden. Diese Gruben sind nahe bei Volterra befindlich.

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

Washington, 7. Febr. Der Praͤsident hat in Beziehung auf eine fruͤhere Anfrage des Herrn Adams dem Repräsen—⸗ tanten-Hause noch mehrere Mittheilungen aus Schreiben bes Herrn Livingston aus Paris von Anfang und Mitte De— jembers uͤbersandt. Erstere enthalten einige Angaben uͤber eine Unterredung mit Ludwig Philipp, in welcher derselbe sein Eh—⸗ renwort als Koͤnig und Mensch ertheilte, Alles zu thun, was in seiner Macht staͤnde, um die Vollziehung des Entschaͤdigungs—

. Vertrages u erzielen, mit der Versicherung, daß derselbe eine Kabinets-Maßregel seyn solle.

Herr Livingston äußert nicht den mindesten Zweifel an der Aufrichtigkeit des Koͤnigs, doch aber an seinem Einflusse. Das letzte Schreiben lautet bei weitem nicht so , n. und laßt sogar die Ansicht durchblicken, daß die Kammern den Vertrag nicht ratifiziren wuͤrden, indem die Minister es nicht wagten, die Verantwortlich keit fuͤr densel— ben zu übernehmen und ihn zur Kabinets-Frage zu machen. Nach Verlesung dieser Mittheilung trug Herr Adams auf de— len Ueberweisung an den Ausschuß nebst Instructionen zur un—⸗ verzuͤglichen Berichterstattung uber die Verhältnisse der Verei— nigten Staaten zu Frankreich an. Er hielt eine sehr energische Rede, worin er zuletzt erklärte, die Ehre der Nation erfordere eine Meinungs-Aeußerung der Repraͤsentanten, und der Geist der Botschaft des Praͤsidenten, wie man auch uͤber ihre Klugheit lrtheilen moge, gereiche ihm und der Nation zur Ehre. Bei der lebhaften Debatte, welche auf Herrn Adam's Vortrag folgte, stimmten mehrere Redner seinen Außerungen vollkommen bei; hur wurde sein Antrag dahin amendirt, daß die Kommission nicht sofort, sondern erst am 20. Februar Bericht erstatten sollte. Diese Verhandlung hat auch die Ansichten der Amerikanischen Blatter etwas umgestimmt, und das Journal of Commerce agt: „Die vorherrschende Meinung ist jetzt, daß der Kongreß der Vereinigten Staaten noch vor seiner Vertagung den Praͤsi—⸗ denten ermächtigen wird, Kaperbriefe gegen Franzoͤsische Handels⸗ schife auszugeben.“

Der Mann, welcher wegen des Mord-Versuchs auf den Präsidenten arretirt wurde, ist von den Aerzten untersucht wor—

den und scheint geistes verwirrt zu seyn.

Die Zahl der Deutschen, die in den vier Nord⸗Amerikani—

schen Häfen New⸗Hork, Baltimore, Philadelphia und New⸗Or⸗

leans, von Bremen aus, im vorigen Jahre gelandet sind, be—

1 wis, mit Einschluß der nach Jamaika weiter verschiff—⸗ 5.

In Boston erscheint unter dem Titel: „American Annals

ol Education:: eine Zeitscheift in monatlichen Heften, die aus— chließlich dem Unterrichtswesen gewidmet ist. Der Herausgeber, William C. Woodbridge, durchreiste mehrere Jahre Europa und hielt sich auch einige Monate zu Hofwyl auf, um Fellenberg's

eruͤhmte Schul- Anstalten kennen zu lernen.

Vereinigte Staaten vom La Plata. Buenos-Ayres, 14. Dez. Die hiesigen Zeitungen

weihung von J. J. Rousseau's Statue fand gestern in Gj beschaftigen sich viel mit Betrachtungen uͤber den traurigen Zu⸗

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stand der Finanzen. In der Repraͤsentanten⸗Kammer hat am 28. Oktober der einstweilige Gouverneur Masa einen um⸗ ständlichen Bericht uͤber die Ausfaͤlle in den Einnahmen vorge— legt und auf die Nothwendigkeit gedrungen, Abhuͤlfe dagegen zu treffen. Die Schulden des Schatz⸗Amtes bestehen in mehr als 8 Mill. Doll. fuͤr Anweisungen, welche auf dasselbe lauten, und Promessen, die von ihm ausgestellt sind, ferner 1,500, 000 Doll. an Gehalten, fuͤr Lieferungen u. s. w., ungerechnet die gegen dasselbe erhobenen Reclamationen und Entschaͤdigungs-Forderun⸗ gen. Bei solcher Bedraͤngniß schien keine Wahl als ein Natio⸗ nal⸗Bankerott zu seyn, den man nun durch theilweise Zahlun— gen auf die Forderungen und durch Herabsetzung der Staats— Beduͤrfnisse abwehren will. Es wurden drei Vorschlaͤge gemacht, wovon zwei eine Anleihe von 4 Mill. Doll. mit einem Tilgungs—⸗

Fonds von 40,9009 Pfund und Verpflichtung der Regierun keine weitere Schuld einzugehen, bezweckten; der dritte W 6 die Haͤlfte von gewissen, von November bis Maͤrz faͤllig wer⸗

denden Zahlungen abzutragen. Dieser wurde angenommen. Spaͤ⸗ terhin ging auch ein Dektet wegen Emittirung von Obligatio—⸗

nen zum Belauf von 5 Mill. Dollars in den Kammern durch.

Nach Berichten aus Monte vid eo ist in der Brasilianischen Pro— vinz Rio Grande ein Revolutions-Versuch von General Carneiro gemacht, jedoch unterdruͤckt worden, wobei etwa 50 Personen, worunter der General selbst, das Leben verloren. Der neue Bri— tische Gesandte in Buenos-Ayres, Herr Hamilton, ist nach Uru— guay abgegangen, um mit dieser Republik einen Handels-Ver⸗ trag abzuschließen.

Inland.

Berlin, 9. Maͤrz. Der in Folge der Allerhoͤchsten Be— stimmung vom 24. April 1824 gestiftete Fonds zur Tilgung der Schulden des ehemaligen Freistaats und der Kommune Danzig aus den Jahren 18397 1814 hat im verflossenen Jahre uͤber— haupt 386,33 Rthlr. 26 Sgr. 6 Pf. in verifizirten Danziger Obligationen und Anerkenntnissen eingezogen und diese an die Königliche Regierung zu Danzig zur Vernichtung durch den dortigen Magistrat gesandt.

Am z3ten d. M., zwischen 12 und 1 Uhr Mittags, zog ein heftiges, mit Sturm und Hagelschlag begleitetes Gewitter uͤber die Stadt Werben im Magdedurgischen; ein Blitzstrahl fuhr in einen rings von Gebaͤuden umgebenen Obstbaum und zerschmetterte denselben. Der mit dem Blitze verbundene Don⸗ ner war furchtbar; weitere Schlaͤge erfolgten jedoch nicht.

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Königliches Schauspiel.

Die Wiedererweckung der Braut von Messina aus einem lan⸗ en Schlummer wird hoffentlich kein rasch voruͤbergehendes Meteor eyn. wir wollen wuͤnschen, daß sie oder aͤhnliches uns wie der Mond wenigstens monatlich wiederkehre; denn dem Mond ist sie al⸗ lerdings insofern vergleichbar, als sie die Nachtseite der menschli⸗ chen Natur beleuchtet; aber wie Goͤthe's „Faust“ trefflich sagt: das Ganze der Natur und ihr stetes Licht ist nur fuͤr einen Gott ge⸗ macht, dem Menschen taugt einzig Tag und Nacht. Die Deutsche Literatur mag es sich darum wohl ruͤuͤhmen, daß diese Nachtseite zu beleuchten einem wahren Dichter anheimgefallen. Schiller ist hart daruͤber angefochten, daß er das Schicksal und endlich gar den Chor wieder in die Tragödie eingeführt; bekanntlich hat er sich selbst in der Vorrede zur „Bräut von Messina“ daruͤber er⸗ klaͤrt und unsers Erachtens genugsam n, ,, Referent bat diese Vorrede jetzt noch einmal mit der ernstlichsten Aufmerk⸗ samkeit gelesen, und zwar nur im Gedaͤchtniß, aber einem bereit⸗ willigen und treuen, damit verglichen, was seit der ersten Erschei⸗ nung der „Braut von Messina“ viel und mancherlei uͤber das Schicksal und den Gegensatz des antiken und modernen gesprochen und geschrieben worden. Das Resultat davon ist, wie er unverho⸗ len bekennen muß, daß diese Vorrede entweder nicht gehdrig gelesen oder nicht verstanden worden ist. Fast überall legte man Schiller die Absicht bei; den Chor der Griechischen Tragödie wieder in die unsrige einzufüͤhren; er sagt aber ausdrücklich in jener Vorrede: der Chor der alten Tragoͤdie war ein natuͤ rliches Organ, er folgte aus der poetischen Gestalt des wirklichen Lebens; in der neuern wird er zu einem Kunstorgan, er hilft die Poesie hervorbringen, der neuere Dichter muß ihn poetisch erschaffen und einfuͤhren u. s. w. Statt, daß dies entscheidende Prinzip zum Schluͤssel seiner gan⸗ zen, allerdings nicht fuͤr Federmanns Fassungsgabe geschriebenen Vorrede harte dienen sollen, hielt man sich an die Schluß⸗ worte „So viel über die Befugniß, den alten Chor wieder auf die tragische Bühne zuruͤckzufähren“, da doch diese nicht aufheben konnten und sollten, was er vorgedachtermaßen als wesentlichen Un⸗ terschied seines neueingefüͤhrten Chors von, dem alten angegeben hatte. Der ganze Streit, der damals gegen ihn erhoben wurde, war also im Grunde genommen nichts anders, als der Windmuͤhlen⸗

Kampf des Don Quixgote. Die Gelehrten widerlegten etwas, was er gar nicht behauptet und gewollt hatte, und gewisse Sachwalter des Gemeinen und Alltaͤglichen (Ref kann das, was er eben anfuͤh⸗ ren will, mit Beweisen belegen) meinten ihrerseits, daß Schiller, wenn es nicht seine Absicht gewesen sey, unserm Theater das ganz fuͤr unsere Zeit und Sitten ünpassende Griechenthum wieder aufzu⸗ burden, etwas ganz uͤberfluͤssiges gethan habe, da wir ja schon in Kotzebue's „Hüssiten vor Naumburg“ durch das darin auftretende Kindergeschrei ein Muster empfangen haͤtten, wie unser heutiger Chor auf der Buͤhne gestaltet werden muͤsse. In gewissem Betracht hatte indeß Schiller sich selber zuzuschreiben, daß er mißverstanden wurde; warum schrieb er die Vorrede? Den Gelehrten ist gut predigen, sagt das Sprichwort; Ref. seinerseits moͤchte aber mit gutem Grund sagen, auch schwer predigen, denn sie gehen meistens mehr oder weniger von vorgefgßten Meinungen aus, und sind um so schwieriger eines andern zu uͤberzeugen, je redlicher sie mit ernstlichem Studium ihre Meinungen erworben haben. Schiller hatte sich demnach an diese gar nicht wenden sollen, und was dagegen das Publikum betrifft, sich, ohne weiteres Wort als sein eigenes Werk, der Empfaͤng⸗ lichkeit desselben hingeben sollen; er sagt ja selbst: Hes sey falsch, was man gewdͤhnlich behaupten hoͤre, daß das Publikum die Kunst heraͤbziehe; der Kuͤnstler zieht das Publikum herab, und zu allen Zeiten, wo die Kunst verfiel, ist sie durch die Kuͤnstier gefallen; das Publikum braucht nichts als Empfäng⸗ lichkeit und diese besitzt es; es tritt vor den Vorhang mit einem unbestimmten Verlangen, mit einem vielseitigen Vermoͤgen; zu dem Hoͤchsten bringt es eine Fahigkeit mit, es erfreut sich an dem Ver⸗ saͤndigen und Rechten, und wenn es damit angefangen hat, sich mit dem Schlechten zu begnuͤgen, so wird es sicherlich damit aufhd⸗ ren, das Vortreffliche zu fordern.“ Referent hat diese Worte des unsterblichen Dichters darum vollstaͤndig gllegirt, weil er da⸗ mit zugleich sein Glaubens-Bekenntniß uͤber unser Publi⸗ kum sest einem drittel Jahrhundert von der ersten Erscheinung und Wirkung der „Braut von Messina“ an hat ablegen können. Es wird der Bemerkung nicht beduͤrfen, daß, wenn hier von dem Publikum die Rede sst, nicht das zufallig einmal daseyende ge⸗ meint seyn kann, am wenigsten rin kleiner, aber desto factiöser Theil desselben; was Stimme des Publikums in gutem Sinn heißen kann, muß nach einem laͤngern und durchgreifenderen Maß entnommen werden. Genug; wie Schiller selbst sagt: ein poetisches Werk muß sich selbst rechtfertigen, und, wo die That nicht spricht, da wird das Wort nicht viel helfen, man konnte es also wohl dem Chor uͤberlassen, sein eigner Sprecher zu seyn, wenn er nur selbst auf die gehörige Art zur Darstellung gleichkaͤme.

Dies letztere giebt uun eben den Punkt an, worüber sich bel der gegen waͤrtigen, sichtbar mit Ernst und Fleiß einstudirten und ausgeführ= ten Vorstellung ein Wort sagen laͤgt. Aber dies greift zu innig in die Idee dieser Traghdie und ihre ideale Welt, als daß es sich mit den Paar Worten, der dem Theater- Artikel in diesen Blaͤttern gin geräumt werden kann, in Einem Blatt abfinden ließ. Nur so ziel noch als Voraussetzung zu dem Bericht über diesen Gegen. stand: Schiller fah in dem gaufe feines Lebens nur zu oft, daß ein unpberlscher Geist sich unferer tragischen Bühne je langer, 1e mehr bemächtige, das bürgerliche Träuerspiel nicht mit der erfor⸗ derlichen Kraft und Wurde erscheine, und das Wesen und der Cha rakter der Tragödie faß durchgängig verkannt werde, Ein richtiges Gefühl lehrte ihn, daß er, um das wahre tragische Pathos wieder herzustellen, die Theilnahme durch die Wichtigkeit der handelnden Personen und durch die Sprache erhöhen müsse. Daher seine Hel den und Heldinnen, daher seine rhyihmische Sprache und endlich auch, aus dem ihm eigenen unruhigen Trieb, der sich niemals ge= nug that, die Einführung des Chors in der in Rede stehenden Tragddie und ihre Erhebung zum lyrischen Flug.

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. Haupt ⸗Momente neuerer Finanz und Polizei⸗Gesetzgebung des Auslandes, so weit selbige den Handel betrifft.

XVIII.

Berlin, 2. Februar 1835.

Großbritanien. Ein in der Londoner Gaiette von 13ten d. M publizirter Geheimer⸗Raths⸗-Befehl verordnet, „daß Schiffe des Vereinigten Königreichs, so wie auch alle frem de Schiffe, welche bo⸗ sen Wetters wegen Schutz in einem Britischen oder Irländischen Hafen suchen (ausgenommen solche, welche ihre Ladung in einem solchen Ha⸗ sen brechen oder in einem solchen Hafen laden wurden, oder auch solche, welche länger darin verweilen, als das Wetter oder die Ausbesserung eines Schadens erfordere), frei seyn sollen von allen Feuer⸗ oder sonsti⸗ gen uümgeldern, welche der Corporation des Trinity⸗Hou se zukommen; auch soll kein Schiff verpflichtet seyn, die (ebenfalls jener Corporation zu⸗ kommenden) Ünigelder irgend eines Feuers ju beiahlen, welches etme von einem solchen Schisse passirt, und demselben, wenn durch böses Wetter von seinem Lauf verschlagen, nützlich wurde.“ ;

Aus HOstindien wird berichter, daß, unmittelbar nach Herabsetzuns der Landzölle in Bengalen, das Gouvernement von Bombay die Stadt⸗ zölle auf 19 pCt. ermäßigt, und alle inneren Zölle abgeschafft hat, so daß z. B. künftig die Banimwolle, welche durch das bisherige neuere Zollsystem mit Erportations-Abgaben von 18 20 pCt. belasiet war. für 5 pCt. wird ausgeführt werden können. Auch meldet man, daß

die Bestimmungen der neuen Charte, welche die Europäer zum eigen⸗

thümlichen Besitze von Grund und Boden berechtigen, auf mehreren Punkten bereits in einer für Indische Agrikultur und Gewerbsamkeir Gutes verkündenden Weise zur Ausführung zu kommen beginnen.

Frankreich. Das neue Douanen⸗-Gesetz ist noch immer nicht in die Kammern gebracht, und die Wahrscheinlichkeit schwindet immer mehr, daß es noch in gegenwärtiger Sitzung zur Diskussion gelangen könne. Unterdesffen beschäftigen sich die Tagblätter, jedes in seine m Sinne, mit Muthmaßungen über Geist und Inhalt der von der Re— gierung zu machenden Anträge. Das Memorial Bordelais will wis⸗ sen, selbige dürften dennoch mehr im Geiste einer verständigen Han—⸗ dels-Freiheit ausfallen, als man bisher zu hoffen gewagt babe. Es redet von einer Ermäßigung der Steinkohlen-Einfuhr-Abgabe um 10 bis so pCt. nach Verschiedenheit der Einfuhrpunkte; von einer augen= blicklichen Ermäßigung der Einfuhrzölle auf fremdes Roheisen von 25 auf 7 Fr. und auf A Fr. nach zwei Jahren; von einer successiven Er⸗ mäßigung des Einfuhrzolls auf fremde Wolle um 5 pCt. jährlich; von

gänzlicher Aufhebung des Einfuhrzolls auf rohe Baumwolle, Blei und

Pottasche u. s w. Ran wird ja sehen! So viel scheint aber vorläung aus allen Umständen hervorzugehen, daß diese Gerüchte nicht ohne Ein⸗ fluß der Regierung durch die mehr oder minder ju ihrer Disposttion stehenden Departemental-Blatter verbreitet werden; ob als Ausdruck wirklich gehegter Absicht, oder als Pulsfühlung der öffentlichen Mei— nung? steht freilich dahin.

Dem Französtschen Salz-Steuerwesen scheint eine bedeutendere Reform bevorzustehen, als nach dem am 13. Juli v. J. den Kammern über diesen Gegenstand vorgelegten Gesetz-Entwurfe zu vermuthen war— Eine Königliche Ordonnanz vom 11ten d. M, ernennt eine, unter Vor⸗= sitz des Pairs von Frankreich, Grafen Sim Lon, aus acht Mitgliedern höhen Gerichts,, Bergwerks-, Rechnungs⸗, Steuer-Beamten und De- putirten zusammengesetzte Kommission, welche den erwähnten Gesetzes⸗ Entwurf, mit Berücksichtigung verschiedener dagegen erhobener Reela⸗ mationen, einer Revision unterziehen, besonders auch mit der etwanigen Nothwendigkeit und eventuell mit den Mitteln sich beschäftigen soll« eine Ermäßigung des Salipreises, besonders in den durch das Gesetz vom 6. April 1825 benannten östlichen Departements herbei zu füh— ren. Eine andere Königliche Ordonnanz vom 13ten d. M. modifsizirt die Taxe, welcher die Salz-Fabrieation zu Salies im Departement der Nieder-Pyrenäen durch Verordnung vom 15. Oktober 1817 unter⸗ worfen gewesen war, auf den Grund einer seitdem stattgefundenen genaueren chemischen Konstatirung des wahren Saligehalts der dorti⸗ gen Quellen.

Durch Königliche Ordonnanz vom 19. v. M. wurden die von der „Caisse des dépols el consignäations“ an die Inhaber der daselbst

freiwillig niedergelegten Fonds zu zahlenden, durch das Reglement:

vom 3. Juli 1816 auf 3 pCt. bestimmt gewesenen Zinsen auf 2 pCt- herabgesetzt; doch soll diese Herabsetzung, hinsichtlich aller vor Publieg⸗— tion der Verordnung schon eingezahlt gewesenen Depositen erst drer Monate nach derselben zur Ausführung kommen. stimmt, daß Fonds, welche nicht wenigstens 60 Tage lang bei der Kasse—

deponirt waren, übergll keine Zinsen tragen sollen, und die Verbind⸗— lichkeit der Kasse zur Rückzahlung freiwillig bei ihr niedergelegter Ka⸗

pitalien erst 5 Tage nach gehörig geschehener Kündigung derselbem

eintritt. Hinsichtlich der unfreiwilligen Depositen öffentlicher Stiftun⸗

gen und Institnte bleiben die Bestimmungen des Reglements vom 3. Juli 1816 unverändert.

Das halb offizielle Journal des Debats verkündet die Absicht des Finanz-Ministers, die bisher steuerfrei gewesenen, und, der Angabe: nach, jetzt auf ein Jahresprodukt von 20 Millionen Kilogrammen gestie⸗ gene einheimische Zucker Fabrication aus Runkelrüͤben und andern in— ländischen Stoffen einer Abgabe zu unterwerfen; dagegen erheben sich denn viele Stimmen in den Tagesblättern der Opposttion, wie wohl zu erwarten war. Es wird nach;uweisen gesucht, theils daß die Gründe— beim Mutterlande nicht existiren, welche eine Besteuerung seines Ko lonial-Zuckers (etwa 60 Mill, Kilogrammen jährlich) gerecht und aus- führbar machen; theils daß die einheimische Zucker-Production und Fa—⸗ brieation des kontinentalen Frankreichs noch keinesweges auf einer Stufe sich befinde, wo sie selbst eine mäßige Steuer würde tragen kön— nen, ohne ihre ganze Existenz gefährdet zu sehen Es wird bei dieser Gelegenheit in sehr detaillirter Berechnung und mit vielem Anschein die Glaubwürdigkeit nachgewiesen, daß bis jetzt in Frankreich der Retto⸗ Gewinn der vereinigten Runkelrüben-Zucker⸗-Production und Fabrication für eine geförderte Quantität von 106,000 Kilogrammen noch nicht über vl30 Franken hinausgeht. 3 66.

Eine sonderbare Lücke hat sich gezeigt in den Bestimmungen des Reciprocitäts-Vertrages zwischen Frankreich und den Vereinigten Staa⸗ ten von Nord-Amerika, wonach die resp. Schiffe beider Nationen, ge⸗ genseitig in i. Häfen ankommend, hinsichtlich der Schifffahrts-Ge⸗ bühren, auf dem Fuße der resp. National-Schisse behandelt zu wer⸗ den Anspruch haben. Es findet sich namlich, daß unter den im Trak— tate spezifizirten Französischen Kolonial-Besitzungen, auf welche jene Be⸗ stimmung gleichfalls anwendbar seyn soll, die kleine Insel Gorea unfern der Afrikanischen Nord⸗West⸗Küste) aufzuführen verqessen wor—⸗ den ist; und so geschah es ganz kürzlich, daß ein von Gorég zum er⸗ stenmale, seit Existenz des Traktats, zu New-⸗Vork ankommendes Schiff

Zugleich wird be⸗