1835 / 70 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Antrag des Herrn Roebuck werde dies aber geleugnet und viel— mehr die Meinung aufgestellt, als beduͤrfe es noch fernerer Vor— schüsse aus den allgemeinen Fonds des Landes zur ünterstuͤtzung des Unterrichts; ehe das Haus diesen Grundsatz genehmige, müsse es sich vorher davon uͤberzeugen, daß alle zu diesem Zweck vorhandene Mittel und Huͤlfsquellen erschöpft seyen; er koͤnne nin aber nach genauer Durchsicht der aus 26 Folio-Baͤnden bestehenden Kommissions⸗ Berichte dem Hause versichern, daß nicht weniger als 1 Million Pfund zur Berwendung fuͤr den Volks-Unterricht vorhanden und daß nicht ein Viertel von die⸗ ser Summe wirklich dazu verwendet worden sey. Er trug da— her auf folgendes Amendement zu der urspruͤnglichen Motion an: „Die Kommission soll ermaͤchtigt werden, den jetzigen Zu⸗ tand des Unterrichts in England und Wales sowohl mit Hin⸗ sicht auf den Belauf des zu diesem Zwecke vorhandenen Eigen—⸗ thums und der Beschaffenheit desselben, als mit Hinsicht auf die Verwendung der bereits dazu bewilligten Fonds zu untersuchen.“ Da jedoch mehrere Mitglieder die Ansicht aussprachen, daß dies ein Gegenstand der Untersuchung fuͤr eine besondere Kommission sey, und das Haus dieser Ansicht beistimmte, so sah Herr Har— vey sich genöͤthigt, sein Amendement zuruͤckzunehmen, und der Antrag des Herrn Roebuck wurde genehmigt. Hierauf erhob sich Herr O' Dwyer und trug darauf an, daß dem Hause Ab— schrlften von allen in der letzten Zeit an die Truppen, Commandeurs en Irland erlassenen Befehle vorgelegt würden, durch welche diesen Commandeurs eingeschaͤrft worden, kuͤnftighin bei der Erhebung des Zehnten ohne hesonders Vorschrift des Ober-Befehlshabers keine mlitairische Kaife mehr anzuwenden und bei eiwanigen

Rollisionen zwischzn dem Militatr und dem Volk den bisher zuwellen

besolgten ungagemessenen Gebrauch, uͤber die Koͤpfe des Land— volks hüuwegzufeuern, nicht mehr zu gestatten, sondern die Trup— ben nur inlt der Absicht, zu treffen, Feuer geben zu lassen. Herr Hume, Herr O' Eonnell und Herr C. Grant sprachen sich für diesen Antrag, Herr Littleton aber (der Sectetair fuͤr Irland unter der vorigen Verwaltung) und Lord J. Russell dagegen aus; ja, Letztere erklärten geradezu, daß sie, wenn es Üüder die Motion zur Abstimmung kaͤme, mit den Mintstern stimmen wurden. Der Antrag wurde jedoch ohne Abstimmung zu— raͤckgenommen. Eben so sahen sich die HH. Gisborne, O Connor und Sir S. Wh alley genöthigt, ihre Antraͤge zurückzunehmen; der Antrag des Ersteren bezog sich darauf, wer die Kosten tra— gen solle, wenn Wahlen wegen Bestechungen fuͤr unguͤltig er— klaͤrt wurden, der des Zweiten auf die Vorlegung der von dem Coroner in Bezug auf die Vorfälle bei Rathcormac aufgenom— menen Zeugenaussagen, und der des Letztern auf die Abstimmun⸗ gen im Unterhause; es sollte, nach seinem Vorschlage, jeden der Zaͤhler ein Secretair des Hauses mit einer gedruckten Namen— Liste der Mitglieder begleiten und jedes Mitglied, das mit— stimmte, anstreichen. Sir J. Campbell fragte noch, ob das Ministerium eine Maßregel in Betreff der Errichtung von Lokal-Gerichtshöͤfen vorschlagen wolle, worauf der Genkeral—⸗— Prokurator antwortete, er werde naͤchstens um die Erlaubniß nachsuchen, eine Bill zur Erleichterung der Rechtspflege in Eng— land einbringen zu dürfen, und er hoffe, daß diese Maßregel die Beduͤrfnisse und Wuͤnsche des Landes vollkommen befriedigen wuͤrde. Schließlich wurde der Bericht des Subsidien⸗Ausschus⸗ Es eingebracht und angenommen, und das Haus verordnete den Druck der finanziellen Veranschlagungen fuͤr dieses Jahr.

London, 4. März. Beim Koͤnige war gestern Abend im St. James-Palast Diner, zu welchem die Landgraͤfin von Hes— sen⸗Homburg, die Baronin von Stein, die Prinzessin Auguste, der Prinz Georg von Cambridge, die Barone von Schimmel— penhinagk und von Gagern, der Herzog von Dorset, die Grafen von Wilton, von Howe und Broöwnlow, der Bischof von Wor— cester, Lord Wharncliffe und andere angesehene Personen einge— laden waren. f

Die Königin stattete gestern der Herzogin von Kent und der Prinzessin Victoria im Kensington-Palast, und dann der Herzogin von Gloucester in Gloucesterhouse einen Besuch ab.

Die Hof⸗Zeitung meldet die Ernennung des General— Majors Sir Howard Douglas zum Lord-Ober-Commissair der Jonischen Inseln.

Der Standard widerspricht nochmals auf das allerbe— stimmteste dem Gerücht, als ob der Herzog von Wellington sich aus dem Ministerium zurückziehen wolle. „Zwar ist Se. Gna—

den“, fügt das genannte Blatt hinzu, „nur mit Widerstreben;

Minister, aber dasselbe Pflichtgefuͤhl, welches den erlauchten Herzog bewog, in den Dienst seines Souverains und des Lan— des einzutreten, wird ihn auch bestimmen, so lange darin zu verbleiben, als er in seiner Stellung nuͤtzlich seyn kann, das heißt, bis sich ein besserer Minister der auswärtigen Angelegen— heiten findet, und unter dieser Bedingung durfte wohl das Ver— bleiben Sr. Gnaden im Amte noch viele, hoffentlich sehr viele Jahre lang sichtr seyn“

Die Times spricht heute die feste Ueberzeugung aus, daß die radikalen Whigs und die Repealer mit der Sprecher⸗Wahl und dem Amendement zu der Adresse ihre ganze Munition ge— gen das Ministerium verschossen hatten, und daß sie mit ihren ferneren Angriffen nur leeres Geraͤusch machen, und nichis weiter ausrichten wurden, als sich selbst bei der Nation immer mehr in Mißkredit zu bringen. Das Amendement, meint das genannte Blatt, habe doch in der That weiter nichts besagt, als daß die Oppositlon ein Unterhaus vorgezogen haben wuͤrde, in welchem ihre Partei etwas staͤrker gewesen waͤre, als in dem jetzigen, in dem sie wenigstens an 1360 Stimmen verloren; die Nation habe mit dem Amendement nicht sympathisiren koöͤn⸗ nen, und der Werth desselben habe sich bloß auf die Koterieen der geschwäachten Whigs beschraͤnkt. Mit Hinsicht auf die n ,, Interpellationen des Lords John Russell be— merkt die Times, daß der Erfolg derselben kein anderer gewesen, als daß die radikale Whig⸗ Faction von ihren beiden großen Schlachtrossen, auf denen sie gegen die jetzige Verwal— tung hätten ankaͤmpfen wollen, herabgeworfen worden, denn die Antworten Sir R. Peel's auf die wegen der Kirchen- und der Corporations-Reform en an ihn gerichteten Fragen haͤtte die Opposition ganz zu Boden geschlagen. Zwar ist die Times mit der Ansicht des Premiers⸗Ministers, daß das Kirchen⸗ Eigenthum zu keinen anderen als kirchlichen Zwecken verwendet werden dürfe, nicht einverstanden und glaubt, daß, nachdem fuͤr den Kirchendtenst und den Unterhalt der Geistlichen gehörig ge— sorgt wäre, die dann noch abrigen Fonds nicht besser als zur Unterrichtung der Jugend in den Lehren und Grundsätzen der Anglikanischen Kirche benutzt werden konnten, doch scheint ihr das bloße Zugestaͤndniß von Seiten des Ministe⸗ riums, daß das Parlament ein Recht habe, Gegenstände, die fruͤher seinem Bereich entzogen wurden, zu unterfuchen, schon hinzureichen, um die Nation zu überzeugen, daß die alten Forts der Tories im Stillen geräumt worden seyen, und daß es fuͤr ein reformirtes Parlament keinen geweihten und unnahbaren

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Grund und Boden mehr gebe, sondern daß Alles der Gerichts— barkeit der unabhaͤngigen und vernünftigen Erwägung und Be— rathung unterliegen muͤsse. Bereits, meint dieses Blatt am Schluß seiner Betrachtungen, haͤtten auch die besseren Whigs das ganze Spiel der Opposition in seinen wahren Farben ge= sehen und seyen uͤberzeugt, daß die Fortdauer des jetzigen Mi— nisteriums unvermeidlich sey, weil ein anderes sich nicht zusam⸗ mensetzen lasse, ohne die Monarchie zu gefaͤhrden. Die Times weist in dieser Beziehung auf die Rede hin, welche Lord Howick, der Sohn des Grafen Groy, am vorigen Donnerstag im Unterhause gehalten (vergl. den Artikel London im vor— gestrigen Blatte der Staats-Zeitung), und schließt mit folgen—⸗ den Worten: „Wir glauben ganz zuversichtlich, daß Sir R. Peel und seine Kollegen mehr dauerhafte und gruͤndliche Refor— men von Mißbraͤuchen und Abstellung von Beschwerden beab— sichtigen und durchsetzen werden, als Lord John Russell und die Männer, mit denen er sich haͤtte verbinden konnen, aus— zufuͤhren im Stande gewesen wären. Gewiß, das ganze Land ist von dieser Wahrheit uͤberzeugt, wie der Stand der oͤffentli— chen Fonds zur Genuͤge erweist.“

Es hat einiges Aufsehen erregt, daß Herr O'Connell im Unterhause gestern seinen Platz wechselte und sich von der ersten Reihe der Oppositions-Bäͤnke weiter nach hinten, auf die dritte Reihe hinter seinem fruͤheren Sitz begab. Die Morning Post vermuthet daher, es mochte zwischen ihm und seinen bishe— rigen Freunden auf den vorderen Bänken zu einem Bruch ge— kommen und das ehrenwerihe und gelehrte Mitglied Willens seyn, seinen Ton zu aͤndern. .

Die gegen die Wahl der Herren O'Connell und Ruthven von Dublin eingereichte Blitschrift ist die laͤngste, welche jemals vor das Unterhaus gekommen; es werden uͤber 500 Zeugen in dieser Sache zu verhoͤren seyn. .

Der Bischof von Norwich, ein Greis von 91 Jahren, ist seit einiger Zeit sehr schwach geworden, so daß man seinem na— hen Ende entgegensieht.

Im gestrigen Boͤrsen-Bericht der Times heißt es: „Geld war an der heutigen Englischen Stock-Boͤrse wieder etwas ge— sucht, und es wurden auf Schatzkammer-Scheine fuͤr kurze Zeit Anleihen zu 4 pCt. gemacht. Es scheint dies nur aus oͤrtlichen und wahrscheinlich voruͤbergehenden Ursachen hervorzugehen. Auch hatte es auf die auswaͤrtigen Fonds und auf den Zinsfuß im Handels-Distonto keinen Einfluß. Alle Arten von Fonds hielten sich heute ziemlich fest, und das Vertrauen zu der Dauer der jetzigen Verwaltung nimmt im Publikum immer mehr zu. Einige Aufmerksamkeit hat der an sich unbedeutende Umstand

erregt, daß Herr O Connell so viel Bank-Stocks gekauft hat,

daß er ermächtigt ist, kuͤnftig an den Versammlungen der Bank-Eigenthüͤmer Theil zu nehmen. Man glaubt, daß der gelehrte Herr, der in der letzten Zeit großen An— theil an den Bank-Angelegenheiten in Irland genommen, nun einsieht, wie wichtig eine Stellung fuͤr ihn ist, die ihn in den Stand setzt, uͤber die Verhandlungen einer Corpo— ration zu wachen und Einfluß auszuuͤben, welche das ganze Bank-System des vereinigten Koͤnigreichs beherrscht. Einige Vorfaͤlle, die sich seit der letzten General-Versammlung der Direktoren zugetragen haben, werden vermuthlich die näͤchste Zusammenkunft, welche im Laufe dieses Monats stattfindet, zu einer der wichtigsten machen.“

De ntschkland.

Leipzig, 8. Marz. Se. Durchlaucht der Prinz Frie— drich Karl Emil von Holstein-Sonderburg-Augustenburg, wel— cher vor funflig Jahren Buͤrger unserer Hochschule geworden war, empfing heute, an Seinem Geburtstage, das von der philo— sophischen Fakultät der hiesigen Universitaͤt Ihm als ein Zeichen ihrer Verehrung geweihte Diplom eines Doktors der Philo— ophie.

. 7. Marz. Fuͤr Se. Majestaͤt den Höchstseligen Kaiser Franz haben Se. K. H. der Großherzog vilerwoͤchentliche Hoftrauer anbefehlen lassen.

Die in Paris erscheinende Bibliothek der Deutschen Klas— siker ist Höchster Anordnung gemaͤß durch Großherzogliche Landes— Direction in dem Großherzogthume einzufuͤhren verboten wor— den. Nicht nur den inlaͤndischen Buchhaͤndlern ist der Handel mit diesem Nachdrucke streng untersagt, sondern auch saͤmmtliche Unterthanen vor der Annahme von Subscriptionen auf diese Sammlung, imgleichen vor eigenem Subscribiren und Ankaufen dieses Werks, so wie auch vor jeder Unterstuͤtzung und Besoͤrde⸗ rung dieser Unternehmung verwarnt.

Von einem fleißigen echt Deutschen Nationalwerke: von Schliebens geographisch-statistischem Handlexikon ist hier (bei Wilh. Hoffmann) die erste Lieferung ausgegeben wor— den. Das Werk wird in 6 Monaten vollständig erschienen seyn und einem gefuͤhlten Beduͤrfnisse abheifen.

Es ist nicht gegruͤndet, daß die Kunststraße von Weimar uber Eckartsberga nach Naumburg veraͤndert werden und ihre Richtung uͤber Apolda und Sulza erhalten wurde. Dagegen ist es im Werke, zur Erleichterung des Fuhrwesens den Lauf dieser Straße an den steilen Anhoͤhen bei dem sogenannten Neuen Werke wesentlich zu verbessern. .

Stuttgart, 6. Marz. Die erste Nachricht von der Krankheit Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich hatte hier, wie allerwaͤrts, die groͤßte Theilnahme erregt, und wenn auch die folgenden Bulletins etwas beruhigender lauteten, so zeigte doch das in Wien gleichmaͤßig fortdauernde Fallen der Course der Staats-Papiere, daß man dort die Krankheit fuͤr hoͤchst bedenklich halte. Gestern Vormittag kamen Estaffetten und Cou— riere mit der Trauerpost des Todes Sr. Maj. hier an, die zum Theile sogleich weiter nach Straßburg eilten; und wenn die truͤbe Witterung nicht den Telegraphen zu arbeiten hindert, so kann die Nachricht heute (Freitag) bereits in Paris, morgen in London eintreffen. Hier wurde sogleich ein auf gestern bestimmter Ball bei Sr. Excellenz dem Minister der auswaͤrtigen Angelegenhei— ten abgesagt, und heute bleibt das Theater geschlossen.

Dem Vereine fuͤr Schillers Denkmal ist von St. Peters— burg abermals eine Sammlung von 2300 Rbl. Beo Ass. Cäan— gefaͤhr 1100 Fl.) zugekommen, an welcher Ihre Majestaͤt die Kaiserin mit 10065 Rubeln Theil zu nehmen geruht haben.

Auch fuͤhrt die Liste der Beitragenden wiederholt die Namen

Seiner Kaiserlichen Hoheit des Großfuͤrsten Thronfolgers und Seines erhabenen Bruders, des Großfuͤrsten Konstantin, Kai—

serliche Hoheit, auf; außerdem aber auch Beisteuern vom Eis—

meere her, nämlich von Archangel. Es duͤrfte wohl noch eine dritte Sendung aus dem Kaiserreiche des Nordens erfolgen. Frankfurt a4. M., 5. Marz. Vorgestern war ein glaͤn—⸗ zender Ball bei Sr. Excellenz dem Koͤnigl. Preußischen Bun⸗ destags-Gesandten und General-Postmeister, Herrn v. Nagler, auf welchem sich alles vereinigte, was der Kreis der hier anwe— senden Diplomaten und die Stadt selbst Ausgezeichnetes darbie⸗ ten. Unter den Herren bemerkte man nicht nur die meisten hier

anwesenden Preußischen Militairs und Civil-Beamten, sondetn auch viele K. K. Oesterreichische Offiziere in Civil und mehrere Englische Familien. ö .

Frankfurt a. M., 7. Maͤrz. Daß eine so wichtige Nach. richt, wie die von dem Ableben des Kaisers von Desterreich, ein große Bewegung an unserer Boͤrse und im ersten Augenblick aug ein starkes Fallen der Notirungen hervorbringen mußte, war nich zu verwundern. Doch hielt sich unser Platz auch in dieser Krit weit besser, als man erwartet hatte. Ueber die Schwankungen den Coursen der Staats-Effekten wahrend der ersten Maͤrzwoch. laͤßt sich Folgendes angeben: Am Sonntag war noch Alles sehr e gehrt; die Nachrichten aus Paris und London lauteten guͤnstig; i den Nachmittags-Stunden wurden Aprocent. Metalliques mit 9, Actien mit 13578 bezahlt; Integrale erreichten 33. Diese ssel gende Tendenz wurde indessen schon am Montag (2. Maͤrz) unter— brochen; man hatte Estaffetten aus Wien mit niedrigerer Nottrung, einer Folge der Erkrankung des Kaisers. Viele aͤngstliche Inhahͤr von Effekten traten als Verkaͤufer auf; alle Notirungen gingen zu— rück. Die Konjunktur dauerte an und steigerte sich am 3. und) Maͤxrz, weil die Berichte aus Wien wenig Hoffnung auf Besserum ließen. Nan konnte zuletzt Zproc. Metall, zu 9oz, äproc, zu , Actien zu 1530, Integrale zu 5 haben. Es waren aber stets Na, mer am Markt, wodurch ein weiteres Sinken verhindert wur, Und nachdem man am Donnerstag (3. Marz) Gewißheit von din Trauerfall, zugleich aber auch die Versicherung erhielt, daß die Ro— litik des Kaiserhofes durch den Tod des Monarchen keine Aendern erleiden werde, nahm der Stand der Fonds wieder eine steiguh, Richtung, um so mehr, als mehrere erste Haͤuser staͤrke Posten Me talliques und Actien aufkaufen ließen. Vom 5. Marz Morgn zum 6ten Nachmittags stiegen die 5proc. Metall, um 1 pCt, h ä4proe um 21 pCt., Äetien um 30 Fl. Wer also mit Vertraun la hausse operirt hatte, machte einen namhaften Gewinn. ga Schlusse der Woche waren die Darmstaͤdtischen Loose besonders hh gehrt; man zahlte die 25 Fl. Loose dis 27 Fl., d. h. 108 pCt. “= Im Wechsel⸗Geschaͤft ereignete sich nichts Bemerkenswerthes. Am, sterdam, Wien und Augsburg sind gesucht. Das baare Geld ß fortwährend abondant. Diskonto⸗ Papier wurde zu 21 pCt. plachh, Nachschrift. Heute, am Sonnabend, zeigten sich für saͤmmt— liche Fonds bereite Kaͤufer; besonders waren Jesterreichische, Hul. laͤndische und Spanische Papiere gefragt; die Notirung besserte stt im Verhaͤltniß des Gesuchs. Die Boͤrsen-Nachrichten aus Pari London und Wien waren guͤnstig. ,

Schweiz.

Bern, 2. Marz. (Schwäb. Merk.) Die heutige Groß raths-Sitzung, in welcher die kuͤrzlich erwahnten Anträge übn die auswaͤrtisen Verhältnisse verhandelt wurden, hat einen gem anderen Erfolg gehabt, als Viele erwarteten. Bis zum legten Augenblick vor der Sitzung wendete die herrschende Schnellsch Partei alles Erdenkliche an, um fuͤr sich einen Sieg herbeihn fuhren. In dem gestrigen Volksfreund war halb offiziell mi dem Austritt der einflußreichsten Mitglieder des Regierungz Rathes gedroht, wenn der Antrag durchginge. Man war vo der Wirkung dieser Drohung mit Grund uͤberzeugt, weil Viel Unordnungen von einem solchen Schritte befürchteten und daht auf die Seite der Schnellschen Partei rraten, obgleich se sonst deren Handlungsweise mißbilligen. Viele Besonnent besorgten, daß durch den Antrag die politische Lage des Kam tons zu sehr auf die Spitze gestellt wuͤrde; ginge er durch, si koͤnnte ein Aufruf zu den Waffen als die letzte Folge nothwen— dig werden. Die Schnellsche Partei ließ den beabsichtigten Bor antrag auf eine geheime Sitzung fallen. Die Verhandlungmn uber den Antrag waren im Ganzen uninteressant, weil sich die Oppositions⸗Partei ungeschickt und unpraktisch benahm. Schult. heiß von Tavel erstattete einen kurzen Bericht uͤber den Stand ker Verhaͤltnisse zu dem Auslande, welcher darauf hinautäef, daß der Regierungsrath nichts mehr zu sagen wisse, als wat bereits bekannt sey, und daher der Antrag keinen Zweck habe. Damit begnuͤgte sich der große Rath und der Antrag wurde mit 153 Stimmen gegen 36 fuͤr unerheblich erklaͤrt. Die Schnellsche Partei triumphirt nun; die Radikalen dagegen sind bis zum aäͤußersten Grade erbittert. Mu hort sie sagen: „Wir haben in der Schweiz Regenerationen gehabt, diese fuͤhren zu nichts; wir beduͤrfen Revolutionen, bleibt uns zuletzt nichts uͤbrig, als damit anzufangen, einen gro ßen Rath zu sprengen.“ Die Ausfuͤhrung solcher Pläne bi der Unzufriedenheit des Landvolks in manchen Theilen des Lam des wäre nicht unmdglich. Daher sind auch die Radikalen noch nicht fuͤr ganzlich geschlagen zu halten und ein zweiter Akt eineñ radikalen Schauspiels koͤnnte mit der Zeit erfolgen. Mit Bo stimmtheit koͤnnen wir versichern, daß einige von den Antrag stellern, und unter diesen wahrscheinlich auch Kasthofer, aus deln großen Rathe austreten, so wie sonstige Stellen, die sie beglth ten, niederlegen werden, um, nach ihrer Meinung, entschiedent gegen das herrschende System auftreten zu konnen. Du Tilliersche Antrag ist ebenfalls mit bedeutender Stimmen⸗Mehßn heit fuͤr un erheblich erklart worden. .

In Deutschen Blaͤttern liest man: „Bei dem wieda unbestimmt umlaufenden Geruͤchte uͤber neue Umtriebe der Fluͤchh linge in der Schweiz mag Folgendes als Fingerzeig dienen, dij man schon vor einiger Zeit von den dortigen Vorbereitungth ziemlich genau unterrichtet war, und daß man wohl daran thtj Vorsichts-Maßregeln anzuordnen. Es war naͤmlich fuͤr den ü Februar von den in der Schweiz befindlichen Deutschen ch General-Versammlung ausgeschrieben. Diese Zusammenluss sollte in der Gegend von Lausanne oder in Greyerz (Kann Freiburg) stattfinden. Der Zweck derselben sollte seyn, eine Verth— nigung aller Parteien und sodann ein gemeinsames Wirken zu erzielen Von Zuͤrich sollten Rauschenplatt (Kader) und Schrader (Schwarh dahin abgeben. In Zuͤrich waren zur Zeit des Abgangs diese Nachrichten folgende Deutsche Fluͤchtlinge anwesend: Rauschel, platt, Schrader, Alban Welz, Vinzenz, Geisel, Trunk, Sch Loder Schulz), Stoer, Hausmann, Diefenbach, Kammer, Eht— hardt, Menzel, Schwab, Laning, Weiland, Kombst, Gießer, Conradi, Craz, Goebel, Stoeber, Bohemann, Thoma, Glim, men, Lessing, Bach, Herzer u. s. w. Das Zusammenseyn dieset meistens ganz muͤßigen Leute lleß auf die tollsten Projekte schlie, ßen. Harro Harring ist ebenfalls wieder in der Schweiz ange langt. Garnier? wird erwartet. Der Antrag, Bajonnette si die Sectionen (der Handwerksbursche) anzuschaffen, ist durchge gangen. Noch fehlt es aber an den Mittel. Hofrath M in S. soll eine Reise in die Schweiz vorhaben, um die Kom, plottirungen zu erforschen. Er soll bis jetzt mit Garnier in Koh

respondenz gestanden haben.“

Spanien.

Madrid, 19. Febr. (Allgemeine Zeitung ). Der Ministerwechsel, welchen ich Ihnen als bevorstehend angt, kuͤndigt, hat sich nun zum Theil verwirklicht. Don Geronimo Valdes ist definitiv zum Kriegs-Minister ernannt worden, nach dem man lange hin und her geschwankt hatte. Auf welche Ab⸗

wege man gerathen war, moͤgen Sie aus dem Umstande schlie, ͤ

ßen, daß inan sich allgemein? mit dem Geruͤchte irug, Genera Cordova sey fuͤr dieses Ministerium bestimmt. Man hat ihm

3 Großkreuz des Ordens Ferdinand VII. ertheilt, was freilich „e eine Entschaͤdigung aussieht. An die Stelle von Valdes „ard Cartatala zum General- Capitain von Valencia ernannt. has Portefeuille des Innern war dem sehr verdienten Civil⸗ zouverneur dieser Provinz, Marquis de Viluma, angeboten, u ihm aber abgelehnt worden. Es ist nun der Vice Praͤsi=

dt ent der ProOiadoren⸗ Kammer, Don Diego Medrano, zum

seinister des Innern ad interim ernannt. Herr Medrano war scher Civil Gouverneur von Ciudad-Real, und gilt fuͤr streng üarchisch gesinnt. Auch der Ju stiz-Minister Gareli hat seine katlassung eingereicht, und man bot sein Portefeuille dem Hrn. scantara Navarro an, einem sehr geachteten Geistlichen, wel— r 1823 als Mitglied der Cortes dem Koͤnige bis Sevilla gte; er bekleidet jetzt das Amt eines Secretairs bei dem Pa— riärchat von Indien. Allgemein aber heißt es, er habe das Uinisterium ausgeschlagen, und man nennt jetzt die Herren An⸗ ni Cano Manuel, Garcia Herreros, Calatrava und Gomez Becerra als Kandidaten. Der Austritt des Herrn Martinez de Rosa scheint bevorzustehen; einerseits ist seine Gesundheit ichst schwankend, und dann kann er sich nicht verhehlen, daß a der neuen Gestaltung des Ministeriums der Einfluß, wel— hen er bisher auf seine Kollegen ausübte, ganzlich in die hinde des Grafen Toreno uͤbergeht. Dieser ist jetzt der ei—⸗ entliche Präsident, und hat so eben von der Koͤnigin das große Hand Karls III. erhalten. Zur Widerlegung des Geruͤchts, als o Toreno seine Sachen zu Gelde mache, um Spanien zu ver— assen, bemerke ich Ihnen nur, daß er erst kuͤrzlich hier ein großes

Hotel gekauft, und mit fuͤrstlicher Pracht eingerichtet hat. Auch

herr Moscoso hat das Großkreuz Karls III. erhalten. Von mmtlichen Ernennungen meldet die heutige Gaceta noch nichts. Ene harte Demuͤthigung ist dem Justiz-Minister noch kurz vor Iinem Austritte geworden. Der Secretair des Koͤnigl. Hof— Btaates, D. Salvador Enrique de Calvet, den ich Ihnen be— ts früher als Mitglied der Camarilla bezeichnete, ließ unter e Prokuradoren eine Druckschrift verbreiten, in welcher er den justtz Minister anklagt, seine Pflicht gegen die Koͤnigin verletzt haben. Jener hatte naͤmlich in der Sitzung der rote nde, n vom: 2. Januar erklaͤrt, daß, da die Krone geneigt sey, dem hr einverleibten Großmeisterthum der militairischen Orden zu stsagen, man naͤchstens diese Privilegien wuͤrde abschaffen koͤn— n. Herr Calvet fuͤhrt nun in seiner Schrift den Satz aus, e Koͤnigin koͤnne und duͤrfe Nechten nicht entsagen, welche der rone zustaͤnden, und habe auch durchaus diese an nicht; er P'schuldigt demnach den Justiz-Minister der Unwissenheit und r Unwahrheit. (Vergl. die daruͤber nach Englischen Blaͤttern machten Mittheilungen. Der Gouverneur von Cadix, Gene— apitain D. Cayetano Valdes, ist gestorben; Alcala Galiano t ihm im Mensagero eine Trauerrede gehalten, welche den beten Geist des Alterthums athmeᷓr.“

Bei den Prokuradoren wurde vorgestern eine von 33 De— nlirten unterzeichnete, sehr lange und in starken Ausdruͤcken ab— faßte Petition verlesen, welche dahin gerichtet ist 1) die Koͤ— gin moͤge ungesaͤumt die Handels, und Familien-Verbindun— In der Europaͤischen Spanier mit ihren transatlantischen Bruͤ— kn wieder herstellen, ohne die definitive Schlichtung der ver— ckelten politischen Frage abzuwarten; 2) damit die Regierung n so großes und schwieriges Werk mit aller erforderlichen Ge— tzmäßigkeit und Nationalwuͤrde unternehmen koͤnne, moͤge sie ie Cortes in Ausdruͤcken, welche sie fuͤr gut finden werde, um eren Autorisation angehen.

Die Times enthaͤlt eine Reihe von Privat ⸗Schreiben aus Radrid. In dem einen vom 18. Februar datirten heißt es: Die bevorstehende Ministerial⸗Veraͤnderung wird zu wichtigen sesultaten fuͤhren. Martinez de la Rosa wird sich, seiner ge⸗ hwächten Gesundheit wegen, nach seiner Geburtsstadt Granada geben, um die dortigen Heilquellen zu benutzen. Er wird als mnseils-⸗Prasident und Finanz⸗Minister interimistisch durch dreno ersetzt werden, der jetzt bei der Koͤnigin sehr in Gunst ht und die folgenden Ernennungen veranlaßt hat. Es ist nam— th der General Valdez zum Kriegs-Minister, Diego Medrano, drtes-Mitglied fuͤr Ciudad Real und Vice-Praͤsident der Pro— radoren, an die Stelle von Moscoso de Altamira interimistisch m Minister des Innern, und Alcantara Navarro, Cortes— Ritglied unter der Constitution von 1820, an die Stelle von lcolßs Maria Gareli zum Minister der FJustiz und der Gna— n ernannt. Doch betrachtet man diese Ernennungen noch als

tifelhaft, wenn Martinez de la Nosa sich nicht vollig von dem

luswärtigen Ministerium zuruͤckzieht. Die Entlassung Ga—

is, eines der aufgeklärtesten Männer Spaniens, der, wahrend it Abwesenheit des Hofes von Madrid im vorigen Jahre, be— andig um die Koͤnigin war, wird dem Umstande zugeschrieben, er hei seiner Ruͤckkehr seinen Kollegen erzählte, womit der hf sich dort beschaͤftigt habe, und daß er vor einiger Zeit in ner der Kammern sagte, die Krone sey geneigt, der Nation bisse Rechte und Privilegien abzutreten, die dem Oberhaupte Staats, als Großmeister der vier Ritter-Orden, gebuͤhren. diese Erklärung des Ministers hat die verwittwete Koͤnigin sehr gebracht, und sie verlangte, er solle sich bei erster Gelegenheit trückßziehen. Es giebt in Spanien ganze Distrikte, welche die— m Heden gehören, und worin der Souverain als Großmeister Civil', Kirchen, und Finanz -Angelegenheiten entscheidet. piese Anomalie konnte ein liberaler Minister nicht dulden, und äateli wartete daher nur auf eine Bulle vom Papst, um diese ittrikte mit den uͤbrigen Theilen des Koͤnigreichs auf gleichen zu setzen. Die Einkuͤnfte derselben waren, feit der Regie⸗ ung Ferdinands VII., dem Tilgungs⸗ Fonds aͤberwiesen, dennoch das Patronat so einträͤglich, daß die Höflinge Alles daran ßen, den Minister Gareli, der sie mu dem Verlust ihrer smahmen bedrohte, zu verdraͤngen. Martinez de la Rosa „elt seiner Krankheit, heute zum erstenmale wieder in der okuradoren Kammer erschienen, wo auch Gareli zugegen a, um der Diskussion eines Gesetzes, uͤber die an die Käufer bewirkende Zuruͤckgabe der während der Constitution verkauf—

üter, beizuwohnen. Es war ein merkwuͤrdiger Anblick,

se beiden Minister kurz vor ihrer Entlassung so ruhig und suißigt zu sehen, während Toreno, der gewöhnlich so gefaßt bleich und aufgeregt erschien. Moscoso war, obgleich Pro—

mor, nicht zugegen. In den Fonds herrscht jetzt ein voͤlsiger tillstand, der durch die bekannte Meinungs⸗Verschiedenheit veran⸗ ö wird, die zwischen der Kommission der Prokuradoren⸗-Kammer dem Finanz-Minister hinsichtlich einzelner Theile der inne,

Schuld besteht. —Die Liberalen von 1823 sind sehr mißmuͤ⸗

geber den geringen Erfolg Mina's, und sie haben sich durch Erfahrung uͤberzeugt, daß das Land keinesweges ihre Lieb— e Theorien angenommen hat. Die in Folge der Unruhen 18. Fanuar der Koͤnigin überreichten Adressen zeigen, daß fertün digungen einer ausgedehnteren Freiheit keinen Anklang E dem Volke gefunden haben, dessen allgem einer Wunsch

mehr zu seyn scheint, die jetzigen Institutionen beizubehalten

283 oder en Don Carlos oder die absolute Regierung zuruͤckzubtingen. Die Liberalen setzen ihre Hoffnungen vorzuͤglich 'auf die Menge derjenigen Personen, die nach ihrer Meinung zu sehr kompro— mittirt sind, als daß sie sich von neuem der veistlichkeit und einem absoluten Monarchen unterwerfen koͤnnten. Die Re— krutirungen sind an einigen Orten ruhig von Statten gegangen, an anderen Orten haben sie zu Unruhen Veranlassung gegeben. Letzteres soll in Asturien, Leon, Galicien, Estremadura, La Mancha, Andalusien und Catalonien der Fall gewesen seyn.

Aus den Nachrichten aus Santander uͤber die Gefangenneh⸗

mung von 27 Karlisten am Bord eines Englischen Schooners und die Wegnahme dieses Fahrzeugs ergiebt sich, daß der Capi⸗ tain Henry dem Lerd John Hay, als derselbe an Bord kam, sein Bedauern daruͤber zu erkennen gab, daß er gezwungen ge⸗ wesen sey, ein Schiff unter Englischer Flagge wegzunehmen, und er sprach zugleich die Hoffnung aus, daß das Lehen der Gefan— genen nicht wuͤrde gefaͤhrdet werden. Das Geruͤcht, der Sohn des Don Carlos sey am Bord des Schiffes, entstand wahrschein, lich aus einem Irrthum hinsichtlich der Zahl der Gefangenen. Die Erzählung, daß derselbe auf Verwendung der Britischen Offiziere wieder freigelassen worden, ist von den Karlisten er— funden, um zu zeigen, daß das jetzige Britische Ministerium ihren Forderungen guͤnstig fey. Der Graf de las Navas sah sich hierdurch veranlaßt, in der Prokuradoren-Kammer die Mi— nister zu fragen, ob dies gegruͤndet sey, worauf Toreno antwor— tete, daß die Regierung weder eine offizielle, noch eine vertrau— liche Mittheilung uͤber diesen Gegenstand erhalten habe. Die hiesigen offiziellen Zeitungen enthielten in dieser Woche auf Be— fehl des hoͤchsten Gerichtshofes von Spanien und Indien eine Aufforderung an Don Joaquim Abarca, Lischof von Leon, sich binnen zwei Monaten personltch in dem hiesigen Dreieinig keits⸗ Kloster zu stellen und sich wegen seiner heimlichen Entweichung aus seiner Diöͤcese im Januar 1833 und wegen der gegen ihn er— hobenen Anklage des Hochverraths, da er an der Insurrection zu Gunsten des Don Carlos Theil genommen, zu vertheidigen.“

Ein Schreiben vom 20sten ebendaher enthalt Folgendes: „Waͤhrend der letzten beiden Tage wurde die Aufmerksamkeit

des Publikums durch die zahlreichen Geruͤchte uͤber die Veräͤn⸗

derungen im Kabinet beschaäftigt. Alcantato Navarra hat sich geweigert, ein Amt anzunehmen. Er ist Priester und ein Mann von Talent. Medrano soll die ihm angebotene Stelle angenom— men haben, und am Dienstag wurde ein Courier an Valdez mit der Nachricht von seiner Ernennung zum Kriegs⸗-Minister abge⸗ sandt. Dieser General wird von Allen als derjenige bezeichnet, der am geeignetsten ist, Mina zu ersetzen. Er that fruͤher, an der Spitze ei⸗ ner sehr geringen Macht und von der Regierung schlecht unterstuͤtzt, mehr, als Ming in drei Monaten. Die Entschuldigungen, wel— che man fuͤr Mina's Unthaͤtigkeit anfuͤhrt, sind, außer seinem schlechten Gesundheits⸗Zustande, die Strenge der Jahreszeit im Gebirge und der gaͤnzliche Mangel an Disciplin bei der Armee, als er das Kommando uͤbernahm. Moscoso, eines der reich— sten und unabhaängigsten Mitglieder der Prokuradoren⸗Kammer, ist seit seiner Entfernung aus dem Ministerium sehr in der Volks— gunst gestiegen. Er hat es abgelehnt, in der Proceres-Kammer, seinen Sitz zu nehmen, weil er es fuͤr eine größere Ehre halte, seinen Heimaths-Distrikt zu repraͤsentiren, als Procer zu seyn.“ Nachschrift vom 21. Februar: „Das Königl. Dekret zur Ernennung des neuen Ministeriums ist in der heutigen Hof-Zeitung erschienen. De la Dehesa, einer der Richter beim Kriegs-Tribunal, ist definitiv zum Justiz— Minister ernannt. Valdez und Medrano uͤbernehmen ihre Aem— ter nur interimistisch. Die Dekrete sind an Martinez de la Rosa, als Conseile⸗Praͤsidenten, gerichtet, aber sie sollen das Werk Toreno's seyn. Man spricht von dem nahe bevorstehenden Aus⸗ tritt Martine; de la Rosa's. Die Hof-Zeitüng enthaͤlt eine Nachricht uͤber die letzte Niederlage des Obersten Gcaña bei Elisondo und eine Schilderung des furchtbaren Wetters in Na— varra. Der neue Justiz⸗-Minister de la Dehesa ist der Ueber— setzer von de Lolme's Werk uͤber die Britische Verfassung.“

Türkei.

Konstantinopel, 13. Febr. (Allgemeine Zeitung.) In meinem letzten Briefe erwahnte ich, daß, nach einem Schreiben aus Smyrna zu urtheilen, Ibrahim Pascha noch nicht nach Aegypten abgereist sey, ich bezweifelte aber noch diese Angabe, weil die Pforte seine Entfernung aus Syrien mit so vieler Zuversicht angekuͤndigt hatte. Jetzt zeigt es sich aber, daß jene Nachricht richtig gewesen, daß Ibra— him noch am 18. Jan. in Haleb war, und daß er sich erst am 22sten auf einem Dampfboote einschiffen wollte, das zum zweiten⸗ mal von Alexandrien mit dem bestimmten Befehl, unverzuͤglich nach Cairo zu kommen, an ihn abgeschickt worden war. Warum Ibrahim nicht gleich den Befehlen seines Vaters nachgekommen ist, weiß man nicht mit Gewißheit. Daß es aber in Sycien sehr schlecht aussieht, leidet keinen Zweifel, da neuerlich wieder ein ernster Aufstand in dem Gebirge von Kislis ausgebrochen war, der nur mit vieler Muͤhe gedaͤmpft werden konnte, und den Aegyptiern ein Regiment regulairer Infanterie, drei Kano— nen und eine ansehnliche Zahl Reiterei gekostet haben soll. Auch in der Gegend von Adana ist es zu Thatlichkeiten zwischen den Aegyptiern und den Einwohnern gekommen, wobei ein Araber— Haͤuptling mit vieler Geschicklichkeit die Insurrection leitete, die zwar an Kraft verloren haben, aber noch nicht vollig unterdruͤckt seyn soll. Dies kann allerdings Ibrahim bestimmt haben, seine Abreise zu verschieben, obgleich seine Gegenwart in Aegypten dringend verlangt wird, und von großer Wichtigkeit ist, wenn die Nachrichten, welche man hier dus Alexandrien his zum 13. Januar erhalten hat, nur halb wahr sind. Nach diesen Nach— richten waͤre Mehmed Ali in Folge der vielen Verdrießlichkei⸗ ten, die er in der letzten Zeit erduldet, seit mehreren Wochen in eine tiefe Melancholie verfallen gewesen, von der er sich feit kurzem wohl befreit gesehen, die aber sein ganzes Nerven— System so erschuͤttert haben soll, daß er noch in einer ungewoͤhn— lichen Aufregung ist, und die Aerzte fuͤr die Dauer seiner Tage fuͤcchten. Er selbst soll von seinem nahen Tode mit vieler Re— signation sprechen, aber dabei sein Bedauern ausdruͤcken, daß er sein Vorhaben, den Sultan zu entthronen, nicht noch durch— gesetzt habe. Er soll sich daruͤber wie ein Verzweifelter aäͤußern, und mit Ungeduld seinen Sohn erwarten, um ihn ganz in die Geheimnisse seiner Politik einzuweihen, und sein Gelübde zu empfangen, daß er die wohl erwogenen Plaͤne seines Vaters treulich durchfuhren wolle. Einstweilen scheint noch Mehmed selbst das Aeußerste versuchen, und mit der Pforte foͤrmlich bre— chen zu wollen, denn es wird versichert, daß die acht Millionen Piaster, die schon an Bord einer Aegyptischen Brigg gebracht waren, und dem Tuͤrkischen Commissair, der nach Alexandrien geschickt werden, um den Tribut zu reklamiren, als erste Zah— lungsrate uͤbergeben werden sollten, auf Befehl Mehmed's wie— der ausgeschifft worden sind. Dem Commissair soll angedeutet

worden seyn, augenblicklich Alexandrien zu verlassen, da er keine Zahlung zu erwarten habe, indem der Vice⸗Koͤnig nicht laͤnger dem Sultan und den fremden Konsuln zum Spielball dienen wolle. Diese Nachricht hat hier ungemeines Aufsehen erregt, und den Sultan aufs hoöͤchste gereizt. Er ließ den Divan au— genblicklich zusammenberufen, und soll ihm die Frage vorgelegt haben, ob Mehmed's insolentes Betragen nicht die strengste Zuͤchtigung und die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten for⸗ dere. Der Divan war allerdings dieser Meinung, glaubte aber, daß, da dem Anschein nach der Gesundheits⸗-Zustand Mehmed's voͤllig zerruͤttet sey, und sein Verfahren fast eine Geistes-Abwe⸗ senheit verrathe, übrigens die Hoöͤfe von London und Paris die Unterhandlungen in Alexandrien betrieben, und gewissermaßen sich fur die richtige Abtragung des Tributs mit verpflichtet hätten, es besser seyn wuͤrde, nicht gleich zum Aeußersten zu chreiten, sondern sich erst mit den beiden Seemaͤchten zu verstaͤndigen und dann nach Umstaͤnden zu handeln. Diese Ansicht erhielt den Beifall des Sultans, und der Reis, Efendi ward beaguf— tragt, mit den Botschaftern Englands und Frankreichs in Be— rathung zu treten. Am g. Febr. fand also eine Konferenz zwi⸗ schen den beiden Botschaftern und dem Reis-Efendi statt, in welcher der letztere mit vielem Nachdruck verlangte, daß die Hoͤfe von London und Paris Mehmed zur Erfuͤllung seiner eingegan⸗ genen Verpflichtungen anhalten sollten. Lord Ponsonby solt dieses Verlangen unbillig gefunden, und zugleich die Gelegen⸗ heit benutzt haben, um den Reis-Efendi auf seine zu wiederhol⸗ tenmalen gemachten Vorstellungen wegen oes Traktats mit Rußland aufmerksam zu machen, und die Verlegenheit, welcher sich die Pforte aussetze, falls sie die Forderungen Englands zu umgehen gedenke, zu schildern. Doch soll er sich bereit erklart haben, Alles genau an seinen Hof e berichten, und sich wegen dieses unerwarteten Zwischen⸗Vorfalls Instructionen zu erbitten. Admiral Roussin soll nicht abgeneigt gewesen seyn, der Pforte die verlangte Unterstuͤtzung zu versprechen, vorausgesetzt, daß Frankreich dabei freie Hand gelassen werde; doch wollte er sich das Recht vorbehalten, nach erhaltener Aufklaͤrung uͤber den wahren Verlauf der Sache einen schiedsrichterlichen Spruch zu faͤllen, welcher sowohl fuͤr die Pforte, als fuͤr Mehmed Ali rechtsguͤltig seyn und genau befolgt werden muͤsse. Hierzu schien der Reis-Efendi keine Neigung zu haben, und die Konferenz hatte kein anderes Resultat, als daß beide Botschafter Couriere an ihre Hoͤfe schickten, um sie mit dem ngen Vorfall bekannt zu machen und Verhaltungs-Befehle zu verlangen. Inziwischen ist der Sultan entschlossen, das Aeußerste zu wagen, und man sieht an den Ruͤstungen, die von neuem beginnen, wie ernst er es meint, sich Genugthuung zu verschaffen. Gefahr durfte die Pforte bei einem Kriege mit Mehmed jetzt weniger als fruher laufen, wenn sie es mit ihm allein zu thun hat, und die beiden Seemaͤchte sich nicht in den Streit mischen.

Schiffer-Nachrichten aus der Levante zufolge, soll auf der Aegyptischen Flotte bei Alexandrien wegen ruͤckstaͤndigen Solds eine Meuterei ausgebrochen seyn, die nur dadurch beschwich tigt werden konnte, daß ein Theil der Mannschaft befriedigt wurde, worauf man beinahe die Haͤlfte der Schiffe nach Candien ge— schickt haben soll.

Die Verhandlungen der Serbischen Volks-Versamm-⸗ lung schreiten rasch fort; wie man hoͤrt, hat Fuͤrst Milosch sei— nem Volke wichtige Rechte eingeraͤumt, und die daruͤber abge— faßte Akte soll schon von dem Fuͤrsten und der Volks-Versamm⸗ lung beschworen worden seyn. Dem Fuͤrsten sind durch einhelligen Beschluß der Repraͤsentanten jahrlich 240,000 Fl., seiner Ge— mahlin 109,000 Fl., jedem seiner Soͤhne 40,000 Fl., und jedem seiner Bruͤder 20, 000 Fl. als Civilliste ausgesetzt worden. Die Minister sind verantwortlich, und ein aus zwoͤlf fuͤr Lebenszeit gewaͤhlten Mitgliedern bestehender Senat soll organisirt werden. Uebrigens scheint die beste Harmonie zwischen Regierung und Volk zu herrschen; im Namen des letztern sind dem Fuͤrsten ein prächtiger Säbel und andere Gegenstaͤnde von Werth, die aus einer deshalb eroͤffneten Subscription in Wien bestellt und verfertigt waren, als ein Huldigungs-⸗Geschenk uͤberreicht worden.

Inland.

Berlin, 10. März. In Meseritz ist ein Verein zur Erziehung armer verlassener Kinder zusammengetreten, welcher eine, seinen Zwecken entsprechende Anstalt in Rokitten gegruͤndet hat, in die mindestens 30 Kinder aufgenommen werden sollen. Die Zwecke des Vereins sind dahin gerichtet, Kinder aus der Provinz Posen, deren Verwahrlosung nach den Verhaͤltnissen ihrer Aeltern zu besorgen waͤre, zum Bauern- und niedern Buͤr⸗ gerstande von 6 bis 15 Jahren in der Anstalt zu erziehen, dann sie diesem Berufe gemaͤß unterzubringen und bis zum 20sten Jahre unter fortdauernder Kontrolle zu erhalten. Die Geld⸗ mittel dazu bestehen theils in freiwilligen Beiträgen, theils in einem Stamm-Kapital, das durch Zuschlag eines Theils seiner Zinsen bis zu einem bestimmten Maximum anwachsen soll, theils in laufenden Zuschuͤssen zur fortdauernden Unterhaltung. Se. Majestaäͤt der Koͤnig haben, mittelst Allerhoͤchster Kabinets-Ordre vom 29. Oktober v. J., dem Vereine Corporations, Rechte zu verleihen geruht; naͤchstdem hat das Koͤnigliche Justiz-Ministe⸗ rium ihm, wie andern wohithaͤtigen Anstalten, die Sportel⸗Frei⸗ heit in seinem gerichtlichen Angelegenheiten zu Theil werden lassen, und Seitens des Herrn General-Postmeisters sind ihm Beguͤnstigungen in Beziehung auf Porto-Freiheit der Brief⸗ und Paket⸗Sendungen zugestanden worden. Die Direction des Vereins wird gegenwärtig von dem Landgerichts-Praͤsidenten von Kurnatowski, dem Landgerichts-Direktor Henke, dem Guts⸗ besitzer von Gersdorff, dem Ober-Amtmann Viebig und dem Hauslehrer Muͤller gefuͤhrt, welche alle Jahre uͤber Einnahme und Ausgabe, so wie uͤber den Fortgang des Instituts einen Jahres-Bericht abfassen und oͤffentlich bekannt machen werden.

In einigen Kreisen des Regierungs-Bezirks Posen, namentlich im Bomster Kreise, beschäftigt man sich auch mit dem Weinbau, der im Jahre 1834, so wie uberall, also auch im dor⸗ tigen, dem Weinbau nichts weniger als guͤnstigen Klima einen ungewoͤhnlichen Ertrag gewahrt hat; dies ergiebt sich aus folgen⸗ der Uebersicht: Im Jahre 1833 waren im Bomster Kreise 472 N Morgen, im Jahre 1834 506 ]. Morgen mit Wein be— pflanzt; davon betrug der Gewinn im Jahre 1833 1227 Eimer, im Jahre 1831 33471 Eimer, von welchen die Steuer im Jahre 1833 56 Rthlr, im Jahre 1834 mit 609 Rthlr. entrichtet worden ist.

Auf saͤmmtlichen Getraldemaͤrkten des Reg. Bez. Ste t⸗ tin, vorzuͤglich in Stettin, Anklam und Demmin, ist nicht al⸗ lein in fruͤheren Monaten, sondern auch im Monat Februar ein sehr lebhafter Verkehr gewesen. Die genannten 3 Staͤdte ha—⸗ ben im verflossenen Jahre 13,286 Lasten Getraide, und Dem— min außerdem noch 15,039 Ctr. Mehl seewaͤrts ausgefuhrt.