1835 / 121 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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beklagenswerthör, als in England. Sir Edward Sugden, einer der besten, wo nicht der beste Rechtsgelehrte Englands, ein Mann von der groͤßten Erfahrung in der Rechtspflege, muß dem eigensinnigen und zänkischen Lord Plunkett, als Lord-Kanzler von Irland, weichen, einem Manne, der bisher auch noch nicht durch das Geringste bewiesen hat, daß er die noͤthigen Eigenschaften besitze, um die Geschaͤfte des Gerichts— hofes, welchem er zu praͤsidiren berufen ist, zur Zufriedenheit der Parteien oder der Barre zu verwalten. Die letzte aber nicht die geringste Thorheit, sondern eine, die uͤber alle Beschreibung geht, ist die Ernennung des Lord Morpeth zum Nachfolger des Sir Henry Hardinge, als Secretair für Irland. Letzterer, ein alter Krieger und ein eben so gewandter Staatsmann als Militair, war von seinen fruͤhsten Jahren an das echte Muster eines erfahrenen, kenntnißreichen und energischen Geschaͤftsman— nes; wogegen Lord Morpeth, wenn er auch ohne Zweifel die besten Absichten hat, und so groß an Koͤrper und reif an Jahren er auch seyn mag, doch an Geist noch ein wahrer Schuͤler ist, ohne Kraft und Erfahrung, und nicht fähiger, die Fluth Irlaͤn⸗ discher Volkswuth zu beschwichtigen, als den Irlaͤndischen Kanal zu durchschwimmen.“ Der Courier erwiedert nun hierauf: „Vergleichungen zwischen lebenden Personen sind immer mißlich, weil man in der Regel die eine von beiden dadurch beleidigt, und selten richtig, weil das Benehmen der Personen von nichts so sehr abhangt, als von den Umstaͤnden, unter denen sie han— deln. Wir bewundern und achten die Talente und die großen offentlichen Dienste Sir R. Peel's eben so sehr als irgend Je⸗ mand. Seine Festigkeit und Einsicht retteten das Land aus der Gefahr und Schmach eines Staats-Bankerotts, und er hat um deswillen hohe Anspruͤche auf das Vertrauen und die Achtung des Landes. Aber jeder Achilles hat seine Ferse, und wenn auch Sir Robert Peel noch zehnmal geschickter und verdienstvoller waͤre, als er es ist, so hat er doch auch seine verwundbare Stelle, und wir wuͤrden uns auf alle moͤgliche Weise bemuͤht haben, seine Verwaltung zu stuͤrzen, denn er hat sich wie es gekommen ist, wissen wir nicht mit dem Fortbestehen der Irlaͤndischen Kirche in ihrer gegen⸗ waͤrtigen Gestalt, das heißt mit dem groͤßten Mißbrauche, der in irgend einem Theile Europa's vorhanden ist, identifizirt. Ir— land hat eine Bevslkerung von ungefähr 7 Millio— nen Katholiken, von einer halben Million Mitglie— dern der Anglikanischen Kirche und von einer halben Million Presbyterianern. Wenn nun in einem solchen Lande eine herrschende Kirche bestehen soll, sagt uns dann nicht

der gesunde Menschenverstand, sagen uns nicht die natuͤrlichsten

Grundsaͤtze der Gerechtigkeit und Politik, daß es die katholische Kirche seyn muß? Die Gruͤnde dafuͤr sind um so staͤrker, als die katho—⸗ lische Religion fruͤher die herrschende in Irland war und die katholische Geistlichkeit nur mit Gewalt durch Englands Truppen von ihren Pfruͤnden vertrieben wurde, ohne daß in dem religiöͤsen Glauben des Volks eine Veraͤnderung vorging. Und doch sieht Sir R. Peel nichts Argloses in allem diesen, sondern nennt es vielmehr Kirchenraub, wenn die Einkuͤnfte einer Pfarre, in deren Bereich es keinen einzigen Protestanten giebt, genommen und zum allge— meinen Volksunterricht verwendet werden sollen. Wir bedauern dies sehr, sowohl um Sir R. Peel's, als um des Landes willen. Aber es ist nun einmal so, und folglich kann Sir R. Peel unmoͤglich wieder ans Ruder gelangen, bevor nicht die Irlaͤndische Kirchenfrage erledigt und entweder die herrschende Kirche als solche in Irland ganz aufgehoben oder bie katholische Religion mit der protestantischen auf ei— nen gleichen Fuß gesetzt ist. Aber, sagt die Times, Herr Spring Rice soll der Nachfolger Sir R. Peel s seyn. Ja, und dieser hätte gewiß in den Functionen eines Kanzlers der Schatz— kammer keinen besseren Nachfolger finden koͤnnen. Hr. Rice be— sitzt ein gutes Talent, großen . und genaue Kenntnisse im Finanz-Fach, und, mit Ausnahme Sir R. Peel's, ist er ge— wiß der geeignetste zu diesem Posten unter Allen, die ihn in den letzten 29 Jahren bekleidet haben. Was sodann den Lord Pal— merston betrifft, so wollen wir zwar das große Talent des Herzogs von Wellington nicht bestreiten, auf das je—

der Engländer stolz seyn muß, glauben aber auch, daß

Lord Palmerston sich als tuͤchtig bewaͤhrt hat. In den 4 Jah— ren, wo er Staats-Secretair der auswaͤrtigen Angelegenheiten war, hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, und daß er dessenungeachtet den Europaischen Frieden und die Wuͤrde und Ehre der Britischen Krone zu erhalten wußte, ist kein ge— ringer Beweis von Talent und amtlichem Takt. Mit al— lem dem, was die Times zum Lobe des Lord Lynd⸗ hurst sagt, sind wir vollkommen einverstanden; er ist ohne Zweifel einer der geschicktesten Richter, der je in einem Ge⸗ richtshofe den Vorsitz gefuͤhrt hat, und es ist sehr zu bedauern, daß ein alter Gebrauch bei jeder Veraͤnderung des Ministe— riums die Abdankung der beiden obersten Richter von England und Irland nothwendig macht; waͤre dies nicht, so wuͤrden wir mit Freuden Lord Lyndhurst und Sir Edward Sugden haben im Amte verbleiben sehen; vielleicht wird sogar der Erstere bald wieder eintreten; sein Wiedererscheinen wuͤrde von der Barre und vom Publikum mit reinem Beifall aufgenommen werden. Aber wenn wir Sir Robert Peel, den Herzog von Wellington, Lord Lynd— hurst und Sir Henry Hardinge abrechnen, was waren dann die Bestandtheile des vorigen Ministeriums? War der Ueberrest jenes Kabinets nicht eine Auswahl des Schwaͤchsten und Trau— rigsten, was im Unterhause zu finden war? Manner, wie Sir J. Hobhouse, Sir H. Parnell, Lord Howick und Herr Poulett Thomson, wuͤrden sich beleidigt fuͤhlen, wenn wir fie mit jenen vergleichen wollten. Sir Robert Peel selbst schaͤmte sich solcher Huͤlfs-Truppen und focht seinen Kampf allein aus; er kaͤmpfte maͤnnlich und edel, aber seine Kollegen brauchte er bloß als Zaͤh— ler. Auch Lord Mulgrave hat die Vergleichung mit dem Grafen von Haddington nicht zu scheuen, und ein so trefflicher Offizier und Staatsmann auch Sir H. Hardinge ist, obwohl ein wenig zu kampflustig, so wird sich doch auch Lord Morpeth, der ein ta— lentvoller und humaner Mann ist, als ein guter Secretair fuͤr Irland bewaͤhren. Von Lord Melbourne brauchen wir wohl

nichts zu sagen. Seine Talente, seine Rechtlichkeit, Erfahrung.

und Amtstüuchtigkeit werden von Jedermann anerkannt.“

Der Standard behauptet, Herr O Connell verlange durch aus die Absetzung des bisherigen Ünter-Secretairs fuͤr Irland, Sir William Gossett, aber Lord Melbourne weigere sich, . Begehren zu erfuͤllen. Eben dieses Blatt glaubt, daß dem Ko— lonial⸗Secretair Herrn Charles Grant nur fuͤr den Fall die Pair—⸗ Wuͤrde zugedacht sey, daß er bei der Wahl in der Grafschaft Inverneß durchfiele, was jedoch sehr wahrscheinlich waͤre. Eine revolutionnaire Flugschrift unter dem Titel „Gedanken uͤber die Aristokratie in England“ erregt hier großes Aufsehen. Man haͤlt Lord Brougham fuͤr den Verfasser dieser Schrift, die in dem beißendsten Tone geschrieben ist.

Der True Sun erklart, die Mehrheit der Britischen Kauf

leute sey dem Prinzip der Handels⸗Freiheit abgeneigt, und selbst

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der groͤßte Theil derjenigen unter ihnen, die hinsichtlich ihrer sonstigen politischen Grundsaͤtze mit dem jetzigen Ministerium uͤbereinstimmten, seyen ihm in diesem Punkte entgegen.

Die hiesigen Zeitungen stellen jetzt uͤber die Genehmigung des Franzoͤsisch⸗Amerikanischen Traktats von Seiten der Franzoͤ— sischen Deputirten-⸗Kammer ihre Betrachtungen an, und dem Sun giebt namentlich die eingefuͤgte Klausel, wonach die 25 Mil— lionen nicht eher gezahlt werden sollen, als bis die Vereinigten Staaten fuͤr die beleidigenden Ausdrücke in der Botschaft des Praͤsidenten Jackson der Franzoͤsischen Regierung eine Ehrener— klaͤrung gegeben haben, zu folgenden Bemerkungen Anlaß: „Die einzige Schwierigkeit wird nun darin bestehen, diese Ehrenerklaͤ⸗ rung zu erlangen. Die Schwierigkeit liegt nicht darin, daß der Praͤsident im geringsten zögern duͤrfte, dasjenige zuruͤckzunehmen, was einen unangenehmen Eindruck gemacht hat, sondern darin, daß der Kongreß nicht versammelt ist, denn der Praͤsident moͤchte in diesem Punkt schwerlich ohne Zustimmung des Senats und des Repraͤsentantenhauses etwas thun. Da sich aber, der Ver⸗ fassung gemaͤß, der Kongreß nur einmal im Jahre versammelt, und da die nächste Sesslon auf den Monat Dezember festgesetzt ist, so folgt daraus, daß ein Jahr verfließen wird, ehe die Sache definitiv entschieden werden kann, der Praͤsident muͤßte denn eine außerordentliche Versammlung des Kongresses ausschreiben. Er hat diese Befugniß, sobald er glaubt, daß sonst die Union in Ge— fahr kommen koͤnnte. Aber da bieten sich noch zwei Schwie— rigkeiten dar; erstens werden die Wahlen in den Staa—⸗ ten Alabama, Tennessee, Kentucky, Louisiana, Mississippi, Illinois, Missuri und Indiana, die 48 Mitglieder in das Re— praͤsentantenhaus senden, nicht vor dem Monat August beendigt seyn; zweitens findet im Monat Mai eine neue Praͤsidenten⸗ Wahl statt, so daß, wenn der General Jackson nicht wieder ge— waͤhlt wird, die Ehrenerklärung, so stark sie auch seyn mochte, aus dem Munde eines Anderen ausgehen muͤßte, und dann daͤrfte sie den Ohren der Franzosen gewiß nicht so angenehm klingen.“ Die Times, welche ebenfalls einen langeren Artikel uͤber diesen Gegenstand enthalt, bemerkt, daß die Vereinigten Staaten die 25 Millionen vorzuͤglich der diplomatischen Gewandt— heit des Herrn Rives verdankten, der zur Zeit der Juli-Re— volution Rord⸗-Amerikanischer Gesandter in Paris war; dieser habe sich naͤmlich sehr zu aristokratischen und monarchischen Grund⸗ satzen hingeneigt und sey daher von dem damaligen Herzoge von Orleans ersucht worden, den General Lafayette auf dem Stadt— hause mit seinem Rath zu unterstuͤtzen, und Letzterer sey bei sei⸗ ner großen Vorliebe fuͤr alles Amerikanische durch Herrn Rives leicht zu bewegen gewesen, seine republikanischen Ansichten etwas zu moderiren; fuͤr diese Dienstleistung habe sich dann der Amerika— nische Gesandte von der neuen Franzoͤsischen Regierung die Be— ruͤcksichtigung der Entschaͤdigungs-Forderungen seiner Landsleute ausbedungen. . .

Man hat hier die Nachricht, daß in Coruna 4 Englische Kriegsschiffe angekommen seyen, deren fernere Bestimmung aber unbekannt ist. Hiesige Blaͤtter bemerken bei dieser Gelegenheit, daß die Englische Marine jetzt 534 Fahrzeuge zähle, von denen aber nur 118 in aktivem Dienst seyen, daß es jedoch leicht seyn wuͤrde, noch 217 auszuruͤsten. .

Am 2hsten d. ging das Koͤnigliche Dampfschiff „Comet,“ in welchem zum erstenmal ein Versuch mit der Anwendung des Quecksilbers gemacht wird, zu einer Probefahrt von hier nach Lissabon ab. Wenn der Versuͤch gelingt, so wird eine bedeutende Ersparniß an Brenn-Material bei der Dampfschifffahrt bewirkt werden.

Wie der Franzoͤsische Admiral Mackau das Kriegsschiff „Orest“ zum Schutz der Weh n, so hat der ,, der Englischen Station zu Barbadoes das Dampfschiff „Dee“ mit Waffen, Munition und Soldaten nach Para gesandt, um das Britische Eigenthum daselbst zu schuͤtzen.

Nach den letzten Berichten aus Ostindien, soll Dost Ma— hommed Chan mit einer Kriegsmacht von 25,0900 Mann gegen Peschawer auf dem Marsche seyn und Schach Schuja wieder Truppen sammeln, um seine Versuche zur Wiedererlangung des Throns von Kabul zu erneuern.

Der Imam von Maskate in Arabien, der als ein zuverlaͤs⸗ siger Freund der Britischen Regierung gilt, hat, wie Ostindi— sche Blätter melden, eine ziemlich bedeutende Seemacht; sie besteht aus dem „Liverpool“ von 7 Kanonen, dem „Schach Al— lum“ von 5, der „Karoline“ von 98, der „Sultanieh“ von 12, der Brigg „Psyche“ von 10 Kanonen, alle in Bombay ge— baut, ferner der „Piedmontese“ von Iz und der Korvette „Ra⸗ hanranee“ von 26 Kanonen, beide in Cochin gebaut, dann dem „Prinz von Wales“ von 36 Kanonen, in Rangun gebaut, dem „Mustapha“ von 2 Kanonen, in Muttra gebaut, und der Brigg „Curlew“, in Maskate gebaut. Außerdem besitzt er mehrere große Kauffahrteischiffe.

Briefe aus Tun kin melden, daß die Verfolgung der Christen dort nicht mehr so heftig ist, daß diese wieder zu athmen anfan— gen und die Missiongire Anstalten treffen, um in ihre Missio⸗ nen zuruͤckzukehren. Die Nachrichten aus Coch inchina lauten minder guͤnstig. Der Pater Odocico und Herr Jaccardt waren zum Tode verurtheilt worden, und das Urtheil sollte 13 Tage nach der Hinrichiung des Herrn Gagelin an ihnen vollzogen werden. Da die Koͤnigin sich aber fuͤr sie verwendet hatte, so war die Strafe in ewige Verbannung nach den äußersten Graͤnzen des Reichs verwandelt worden. Allein der Koͤnig ertheilte dem Mandarin, der dieVerwaltung in dieser Provinz leitet, den Be—⸗ fehl, die Verbannten Hungers sterben zu lassen, und man hielt daher ihren Tod fuͤr unvermeidlich.

Niederlande.

Aus dem Haag, 26. April. Se. Koͤnigliche Hoheit der Prinz von Oranien ist gestern Abend von Soestdyk zuruͤckgekehrt.

Man glaubt nunmehr doch, daß der Besuch der Koͤniglichen Familie in Amsterdam schon im Laufe dieser Woche und zwar am Mittwoch, 29. April, stattfinden werde.

Deutsch land.

Hannover, 28. April. Die hiesige Zeitung findet sich veranlaßt, auf die (in Nr. 117 der Staats⸗HStg. befindlichen) Beschluͤsse des Hamburgischen Eisenbahn-Comité Nachstehendes zu erwiedern: „Indem die Regierung im Allgemeinen auf den Plan einer Eisenbahn eingegangen ist, hat sie nicht umhin ge— konnt, und ihrer Stellung nach die unabweisliche Verpflichtung gehabt, die eigenthuͤmlichen Verhaͤltnisse unseres Landes, und die

nteressen, welche jetzt oder in Zukunft bei der Ausfuͤhrung der Eisenbahn betheiligt n mochten, sowohl oͤffentliche als beson— dere, in sorgfältige Erwaͤgung zu ziehen. Sie ist dabei zu der Ueberzeugung gekommen, daß 1) es fuͤr das Land von Wichtig— keit k. die Anlage eines Hafens in Harburg nicht ganz un— moglich zu machen; sie hat daher nicht einwilligen kön— nen, daß die Eisenbahn behufs des Waaren - Trans⸗ ports auf Hamburgischen Gebiete anfange. 2) Sie hat

sich nicht bewogen finden konnen, den augenblicklichen Wohl stand zweier der bedeutendsten Staͤdte des Landes, moͤg— licherweise aufs Spiel zu setzen, vielmehr hat sie die Be— dingung ausgesprochen, daß die Eisenbahn, von dem aufbluͤhenden Harburg anfangend, uͤber Luͤneburg gefuͤhrt, und so diese Stadt, deren Buͤrgerschaft seit Jahrhunderten durch Gewerbthaͤtigkeit, Wohlstand, tuͤchtige Gesinnung und Treue gegen die Landes— fuͤrsten ausgezeichnet gewesen ist, in unmittelbare Verbindung mit Harburg, annover und Braunschweig gesetzt werde. 3). Sie hat endlich das eigenthuͤmliche Verhältniß wuͤrdigen muͤssen, welches sich daraus ergiebt, daß einer Gesellschaft mei— stentheils auslaͤndischer Kapitalisten welche ihrer Stellung zum Lande und der Natur der Sache nach nichts anders als die An— legung ihrer Gelder gegen einen angemessenen Gewinn beabsichti— gen koͤnnen ausschließende Rechte fuͤr ein Unternehmen zuge— standen werden sollen, welches an Umfang, Gewicht und einem jeder Vorausberechnung entzogenen Einfluß auf die Gewerbe, in diesem Lande nicht seines Gleichen findet. Bei einem Gegenstande von solcher Bedeutung ist das erste Gesetz fuͤr jede Regierung, klar zu , sie muß wissen, wofuͤr sie Rechte zugesteht, und wie ihre Zugestaͤndnisse wirken werden; sie muß, wo dieses, der Natur der Sache nach, nicht vollstaͤndig erreichbar ist, nicht nur die Bedingungen, unter denen ein solches Verhaͤltniß jetzt beginnt, sondern auch diejenigen, unter denen es sich einst wieder aufloͤsen, und ohne Schaden des Landes aufloͤsen soll, mit groͤßter Bestimmt— heit auffassen, um nicht demnaͤchst in unaufloͤsliche Verwickelungen zu gerathen. Aus diesem Gesichtspunkte scheint uns die Bedingung hervorgegangen zu seyn, daß entweder der Regierung eine Controle uͤber Einnahme und Ausgabe zustehen, und der Ueberschuß eines zu bestimmenden Maximums zu Ruͤckzahlung des Anlage⸗Kapitals ver wendet, oder aber die Eisenbahn in einer demnaäͤchst zu bestimmen—⸗ den Reihe von Jahren nachdem sie also den Unternehmern nicht nur Ersatz ihres Kapitals und ihrer Zinsen, sondern auch einen

billigen Gewinn abgeworfen haben wurde, dem Lande ohne

weitere Verguͤtung anheimfallen solle. Schoͤpfungen von sol— cher Wichtigkeit, wie die in Frage stehende, koͤnnen nicht im— provisirt werden. Je eilfertiger man Anfangs darauf hineingeht, desto schimmere Verwickelungen ergeben sich im weiteren Ver— laufe und bei der Ausfuͤhrung. Man erinnere sich unter andern

Wasserbau⸗- und Zollverhaͤltnisse. Wir koͤnnen es daher fuͤr das Land wie fuͤr das Unternehmen selbst nur fuͤr guͤnstig halten, daß die so eben hervorgehobenen Ruͤcksichten schon jetzt, da die Sache noch ganz in den Haͤnden der Regierung liegt, so ernst— lich erwogen und mit Bestimmtheit zur Sprache gebracht wor—

den sind, und wir zweifeln daher auch nicht, daß, wenn dem

naͤchst eine Vereinigung zu Stande kommen sollte, die weitere Berathung der Angelegenheit bei der Allgemeinen Staͤnde-Ver— sammlung dadurch eben so sehr abgekuͤrzt als erleichtert wer— den wird.“

Gotha, 30. April. Die hiesige Zeitung enthaͤlt einen Bericht uͤber die herzliche Aufnahme, welche die beiden jungen Prinzen von Sachsen Koburg-Gotha bei ihrem Durchlauchtigsten Ür-Großvater, Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Großherzog von Meck— lenburg-Schwerin, in Ludwigslust gefunden haben. Die Prin— zen werden sich mit dem Mecklenburgischen Hofe von Ludwigslust nach Schwerin begeben.

Deßau, 28. April. Das neueste Stuͤck der Gesetz⸗ Sammlung fuͤr das Herzogthum Anhalt⸗Deßau (Nr. 108 vom 21. April) enthalt das, schon seit laͤngerer Zeit erwartete Gesetz, die Be⸗ schraͤnkung des Lotteriespiels betreffend. jetzt nur das Spielen in der Koͤnigl. Saͤchsischen Landes-Lotterie zu Leipzig bewilligt, das Spielen in anderen Lotterieen aber bei 100 Thalern oder verhaͤltnißmaͤßiger Gefaͤngnißstrafe verboten. Zum Verkauf der Loose hat die Herzogl. Kammer einen Haupt— Collecteur fuͤr das ganze Land angestellt und diesem die Aus— wahl von zehn Unter-Collekteurs uͤbertragen, welche konzessionirt und oͤffentlich bekannt gemacht werden. Auch das Hel mit Lotterie-Loosen, so wie das Anbieten und Aufdringen derselben wird mit 100 Thaler Strafe und dem Verlust der Konzession geahndet. Das ganze Gesetz besteht uͤbrigens aus 14 größeren und kleineren Pa— ragraphen, welche die Unterthanen mit dem Willen des Herzogs aus— fuͤhrlich bekannt machen. Unter der Leitung unseres genialen Hof— Kapellmeisters Dr. Fr. Schneider wird vom 11 bis 13 Juni d. J. das achte Elb⸗Musik⸗Fest hier stattfinden. Die Zerbster und Magdeburger Saͤnger-Choͤre, so wie viele andere gefeierte Kuͤnstler und Kuͤnstlerinnen, wie wir hoͤren, auch die Herren Mantius, Krause und Dlle. Lenz aus Berlin, die Gebruͤder Muͤller aus Braunschweig, Madame Schmid aus Halle und noch andere Vokalisten und Instrumentalisten werden die ver— schiedenen Auffuͤhrungen unterstuͤtzen. Naͤheres wird das noch zu erwattende Programm enthalten, woraus später ein Auszug mitgetheilt werden soll. Deßau's reizende Umgebungen, die nahe gelegenen, weitberühmten Gaͤrten zu Worlitz und Granienbaum, prangen zu der Zeit gerade in der uͤppigsten Fruͤhlingsbluͤthe und versprechen die herrlichsten Genuͤsse. Die gastfreundlichen und biedern Deßauer werden Alles aufbieten, auch bei dieser Gelegenheit ihren Gaͤsten zu zeigen, daß Kunst und Wissenschaft bei ihnen stets die freundlichste Aufnahme finden und mit Liebe gepflegt werden.

Darmstadt, 26. April. Se. K. . der Großherzog 33. heute in feierlicher . aus den Haͤnden des Grafen v. uol⸗Schauenstein das neue Beglaubigungs-Schreiben empfan⸗ gen, durch welches der Graf in dem Posten eines K. K. Oester— reichischen außerordentlichen Gesandten und bevollmaͤchtigten Mi— nisters bei dem Großherzoglichen Hofe bestaͤtigt wird.

Gestern hat die erste Kammer ihre konstituirende Sitzung gehalten. Der Prinz Emil von Hessen war von dem Großher— zoge wieder zum ersten Praͤsidenten ernannt worden und uͤber— nahm das Praͤsidium der Kammer. Diese schlug zum zweiten Praͤsidenten den Fuͤrsten von Solms-Lich und die Grafen von Isenburg-Buͤdingen und Solms-Laubach vor, von welchen der Großherzog den Fuͤrsten von Solms-Lich zum zweiten Praͤsiden— ten ernannte. Die hohe Kammer waͤhlte hierauf zu ihrem ersten Secretair den Freiherrn von Tuͤrkheim, zum zweiten Secretair den Grafen von Stollberg.

Se. K. Hoheit der Großherzog hat den Wirklichen Gehei

men Rath, Praͤsidenten der Ober-Finanz⸗-Kammer, zum lebenslaͤnglichen Mitgliede der ersten Kammer ernannt.

Darmstadt, 27. April. Heute Mittag fand die feierliche Eröffnung der Staͤnde⸗Versammlung statt. Se. K. Hoheit der Großherzog hielt vom Throne folgende Rede:

„Meine Herren Stande! Ich freue Mich, Sie um mich ver— sammelt zu sehen und wurde Sie fruher einberufen haben, wenn Ich Mich darauf hatte beschraͤnken wollen, Ihnen das Budget der

saufenden Finanj⸗Periode vorlegen , n ,. i

dahin geht, Ihnen einen nochmal ersparen, daß Ich, gleich nach der Erledigung jenes Budgets, auch das der künftigen Periode ju Ihrer Berathung gelangen lassen

Nach demselben ist fuͤr

werde, so war ich gendthigt, die Beendigung verschiedener Vorar⸗ baten abzuwarten. Die Finanz⸗-Verwaltung befindet sich fort- während in einem befriedigenden Zustande, und die Bilan; ist im Hanzen aufrecht erhalten worden, obgleich die Zeitumstaͤnde ver⸗ schiedene Ausfalle in der Einnahme herbeiführten. Hinsichtlich der Gtaatsschuld wird Ihnen Vorlage über eine Finanz⸗Operation gemacht werden, die Ich autorisirt habe weil sie Mir in staatswirthschäftlicher noch mehr als in sinanzieller Beziehung wichtig und nuͤhlich fuͤr daz Land schien. -In dem Budget fuͤr die laufende inanz⸗ Periode sind Fonds für gewisse gemeinnützige Ausgaben vorgesehen, die, wenn ite ach von Ihnen bewilligt werden sollten, doch schwerlich in die⸗ sem Jahre vollstündig werden verwendet werden koͤnnen. Das Land würde daher offenbar unter dem Gange, den die letzten Landtage genommen haben, empfindlich leiden, wenn Sie Ihre Zustimmung kazu versagen wollten, daß jene Fondz fuͤr die kuͤnftige Finanz⸗Pe—= riobe, in so weit sie nicht verwendet sind, aufbewahrt werden, und hre Verausgabung ausnahmsweise in derselben stattfinde. Meine Entschließungen auf die an Mich gelangten gemeinschaftlichen Adres⸗— sen beider Kammern des vorigen Landtags habe Ich bereits bffent⸗ lich verkünden lassen. Die Gesetze ader, welche auf jenem und dem rüheren Landtage keine Erledigung fanden, werde Ich Ihnen aber— mals, nebst verschiedenen neuen, vorlegen lassen. Ich hege das feste Pertrauen, daß der gegenwartige Landtag zu manchen, von Mir be— absichtigten Verbesserungen im Zustande des Landes, zu welchen Ich Ihrer Mitwirkung bedarf, fuͤhren werde. Ich zaͤhle unter Andern dahin: die schnelle Vollendung der bereits projektirten Provinzial⸗ Straßen, die sich, selbst ohne Erhohung des dem Gegenstande jetzt schon gewidmeten Aafwandes, in wenig Jahren bewirken lassen bärfte. Es wuͤrde Mir zur großen Genugthuung gereichen, wenn Ich allen Theilen Meines Landes eben so vollstandige und ausge— Fdehnte Communications-Wege geben konnte, als andere Theile des⸗ selben sie schon laͤngst besitzen; wenn Ich die gegenwartige Generation in dem Genuß all der Vortheile sehe, die sich an den erleichterten Verkehr knuͤpfen, die sie aber, auf dem bisher betretenen Wege noch lange entbehren wurde. Diesen Gegenstand, uͤber welchen Ich Ihnen eine eigene Vorlage werde machen lassen, empfehle Ich daher Ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Eben so nimmt ein anderer, die Ab— lösung der Grundrenten namlich, Meine Sorgfalt in Anspruch. Die Abschaffung aller persoͤnlichen, so wie der auf Grund und Boden ruhenden Lasten, die der Bluͤthe des Ackerbaues im Wege stehen, ist durch Unsere Gesetzgebung theils voll— fuhrt, theils sehr reeit gediehen, und wenn gleich die Grund⸗Ren⸗ ten an und fuͤr sich nicht als ein unmittelbares Hinderniß der freien

in manchen Beziehungen von Nutzen seyn, wenn auch sie allmaͤlig auf gesetzlichem Wege verschwinden und eine gaͤnzliche Entlastung des Bodens von Grund-Beschwerden eintritt; wenigstens ist es Mir bekannt, daß die Erreichung dieses Zieles von vielen Meiner unter⸗ sthanen sehr ersehnt wird; gern biete Ich daher die Hand dazu und habe demgemaͤßß die Bearbeitung des Gegenstandes, welcher aller⸗ dings sehr große Schwierigkeiten darbletet, anbefohlen. Ich hoffe, Ihnen noch auf diesem Landtage angemessene Vorschlaͤge deshalb machen lassen zu koͤnnen. Ich kann nicht umhin, die Befriedigung nochmals auszudrücken, welche Mir die erfreulichen Ergebnisse gewäh—⸗ ren, die in allen Theilen des Landes aus dem Institute des landwirth⸗ schaftlichen Vereins bereits hervorgegangen sind. Ihrer Erwägung bleibt es anheim gegeben, ob nicht diese Resultate, durch eine ver— mehrte Unterstüzung aus Staatsmitteln, sehr bedeutend vervielfaͤl—⸗ tigt werden koͤnnten? Die Gewerbe indessen nehmen nicht min« der, als der Ackerbau, die Fuͤrsorge der Regierung in Anspruch, und ein aͤhnliches, ihnen gewidmetes Institut durfte eine Forderung der eit seyn, welcher mit geringeren Mitteln, als auf den erstgenann⸗ ten Verein verwendet werden, entsprochen werden koͤnnte. Ueber die Mittel, die Ich zur besseren Aufnahme des öoͤffentlichen Unter⸗ richts, von der Hochschule his zur Elementarschule herab, fuͤr noͤthig erachte, habe Ich schon früheren Staͤnde⸗Versammlungen Vorlage machen lassen. Dem auf dem letzten Landtage laut ge— wordenen Wunsche, daß die Besoldungen der Mitglieder der Justiz⸗ Kollegien definitiv festgesetzt werden mochten, habe Ich entsprochen. Von dem großen Zuwachs an Gebiet, welchen der Deutsche Zollverein in der Zwischenzeit erhalten hat, haben Sie bereits Kenntniß. Vor einigen Wochen ward ein Ver— rag uͤber den Beitritt des dies⸗rheinischen Theiles der Landgraf⸗ chaft Hessen⸗ Homburg und die Uebertragung der dortigen Zollver⸗ valtung auf die hiesige Zoll- Direction abgeschlossen. Auch mit drei anderen Nachbar-Staaten werden Verhandlungen uͤber deren eitritt zum Verein gepflogen, die jedoch noch nicht zu einem Ver— trage gefuhrt haben. Mit den Wirkungen der neuen Organisa— tion der Verwaltungs-Behdͤrden, die Ich vor einigen Jahren an⸗ ordnete, habe Ich Ursache vollkommen zufrieden seyn. Es ist durch dieselbe eine großere Gleichfzrmigkeit und mehr Einheit in der Verwaltung, besonders aber ein rascherer Geschaͤftsgang her— beigefuͤhrt worden. Vorzuͤglich wohlthaͤtig wird die strengere Auf⸗ sicht wirken, der das Rechnungswesen aller geistlichen und welt— lichen Corporationen unterworfen ward. Gestuͤtzt auf die bis— herigen Erfahrungen und Beobachtungen habe Ich Mich daher vor kurzem veranlaßt gesehen, dieselben Verwaltungs⸗-Formen auch auf die Provinz Rheinhessen zu uͤbertragen Zu den erfreulichen Erscheinungen dieser Zeit gehort es, daß das Band, delches die Staaten Deutschlands umschlingt, noch fester ge⸗ nüpit ward und der Deutsche Bund sich immer mehr zu einer seloͤst2 aͤndigen nationalen Macht ausbildet, die, kraͤftig genug, sich gegen äußere und innere Feinde zu schuͤtzen, doch ihre Stärke haupffaͤch= lich in der Achtung fuͤr erworbene Rechte und wobhlbegruͤndete Ver—⸗ häͤltnisse der Völker, wie der Regierungen, sucht. Leider aber ba⸗ zen wir gegenwartig den Verlust. esnes der ersten Stifter dieses Bundes betrauern, der unabläͤssig um dessen Befestigung und Vervolllommnung bemuͤht war. Diesem verchrungswuͤrdigen Mo⸗ archen, der die lange Reihe Deutscher Kaifer . den aber Deutschland, auch nachdem er dessen Krone abgelegt hatte, gleich inen Vater zu lieben und zu ehren fortfuhr, war Ich und Mein Daus durch Bande der Verwandtschaft, der Freundschaft und An⸗ haͤnglichkeit, und seinem Kaiserhause durch Erinnerungen von Jahr— Hunderten her zu eng verbunden, als daß Ich es Mir versagen kannte, Mei⸗ em tiefen Schmerz uber seinen unvergeßlichen Verlus auch be diesem Unlasse Worte zu keihen. Mich, Meine Herren, werden sie fort⸗ aͤhrend bereit finden, allen billigen Wuͤnschen ein gencigtes Ohr zu schenken; alle Maßregeln zu ergreifen, die, ohne die Kraft der iegierung zu lahmen, oder die Ordnung im Staate zu gefaͤhrden, dazu dienen konnen, Mißtrauen zwischen Regierung und Volk zu dannen, das dauernde Wohl Meines Landes zu fördern und eine, uf vernünftige Grundlagen gebaute Zufriedenheit stets allgemeiner ha verbreiten. Von Ihrer Seite verspreche Ich Mir dagegen vor lem Vertrauen und nnterstütßzzung bei Meinen wohlwollenden Kö— ichten, so wie Mir Ihr Eifer fuͤr has bffentliche Wohl dafür buͤrgt, da Sie, ungeachtet der Wichtigkeit und des Umfangs Ihrer Ar— Raetten, doch durch angestrengte Thätigkeit und Entfernung unndͤthi— ger Abschweifungen und Weitlaäufigkelten, zur Abkuͤrzung des Land⸗

9 ags beizutragen wissen werden. Schließlich versichere Ich Sie Mei⸗

es landesherrlichen Wohl wollens⸗ Nachdem nach der Eides-Ablegung der dirigirende Staats

von Kopp, Ninister die Stände Versammlung, auf Befehl des Großherzogs,

nr eroͤffnet erklaͤrt, hatten die Mitglieder der staͤndischen Ver— ammlung die Ehre, Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge, Sr. Peheit dem Erbgroßherzoge, ünd hierauf auch IJ. 3 HH. 1. Großherzogin, der Erbgroßherzogin und den uͤbrigen höͤchsten ebe vorgestellt und zur Großherzoglichen Tafel gezogen . en. [ „Frankfurt a. M., 25. April. Es ist hier die Polizei= Srrordnung erneuert worden, wonach das muͤßige Zusammen— hen vieler Personen auf der Straße, das Durchziehen der . , mit Geschrei und Laͤrmen, so wie das Versammeln und . rmende Toben auf unseren Landstraßen ꝛc, fuͤr Einheimische und

nur der bei dem Uebergange über die Elbe in Frage kommenden Benutzung, ds, Bodens betrachtet werden koͤnnen, so ward es doch

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Fremde, unter Androhung angemessener Strafe, verboten wird. Was das unschickliche Larmen auf unseren Landstraßen betrifft, so muß es dahin verstanden werden, daß befonders fremde Handwerksburschen, wenn sie von den uns nahe gelegenen Ort— schaften im trunkenen Zustande nach Hause ziehen, wiederum an—⸗ gefangen haben, politische Lieder zu singen, welche verboten sind. Sowohl die Behoͤrden unserer Stadt als auch die der Nachbar— staaten, haben die strengsten Maßregeln getroffen, daß es keinen e , Personen gelingen kann, einen neuen Anschlag aus— zufuͤhren.

Jtaelien.

Der Schwäbische Merkur schreibt von der Italiaͤnischen Graͤnze vom 19. April: „Seit laͤngerer Zeit scheint zwar Dom Mi⸗ guel auf jeden Versuch, die verlorene Krone Portugals durch einen Gewaltstreich wieder an sich zu reißen, verzichtet zu haben; nichtsdestoweniger aber dauern von Seiten der Regierung Donna Marias die Vorsichts-Maßregeln noch fort, um einen solchen Versuch, sollte er wirklich gewagt werden, gleich im ersten Au— genblick wo moͤglich zu vereiteln. So liegt in dem Hafen von Genua eine Portugiesische Fregatte, welche alle Beweguͤngen, die zu jenem Behufe seewärts gemacht werden duͤrften, zu beobach— ten den Auftrag hat; die Franzoͤsische Kriegs-Flotte zu Toulon aber soll, wie versichert wird, die Weisung haben, auͤf Requisi— tion des Befehlshabers dieses Fahrzeugs huͤlfreiche Hand zu leisten, und, sofern solches erforderlich seyn duͤrfte, um eine Migueiistische, Expedition zu verhindern, in See zu stechen. Zu Mailand schmeichelt man sich, daß Se. Majestaͤt Kaiser Ferdinand J. gegen den Herbst seine Italiaäͤnischen Staa— ten besuchen wird. Die Akte der Milde, die der Monarch bald nach seiner Thronbesteigung gegen die auf dem Spielberg sitzen⸗ den Strafgefangenen geuͤbt, haben demselben Aller Herzen zuge⸗ wandt. Ein Besuch in der Lombardei wuͤrde daher gewiß mit aufrichtiger Begeisterung gefeiert werden. Da die Seiden— Aerndte wiederholt mißrathen ist, so sind die Preise der rohen Seide noch fortwährend im Steigen, zumal da besonders fuͤr Englische Rechnung große Qantitaͤten davon erst kuͤrzlich wieder angekauft worden sind. Man will sogar wissen, daß eine be— traͤchtlich Martie der diesfaͤlligen Aufträge seither noch unausge— fuͤhrt geblieben sind.“

Spanien.

Die Election de Bordeaux meldet aus Madrid vom 13. April: „Es wird hier eine neue Bank errichtet werden, in⸗ dem die Bank von San Fernando dem jetzigen Beduͤrfnisse nicht mehr entspricht. Sie wird dieselbe Verfassuͤng erhalten, wie die Banken von Brüssel und Rom, die unter den Auspicien des Hauses Rothschild gegruͤndet sind, und in den uͤbertragbaren Actien werden, wie in den Spanischen Fonds, an den Boͤrsen von Paris und London Geschaͤfte gemacht werden. Mehrere Banquiers haben schon Actien genommen. Die ersten Gruͤnder dieses In— stituts sind die Herren Carraso; der Graf von Toreno hat ihnen den Schutz der Regierung versprochen. Man erwartet, daß die Bank durch die Geschäfte mit dem Schatz und durch Dis— kontirungen einen Gewinn von 15 pCt. abwerfen wird. Die Groͤße des Kapitals ist noch nicht bekannt, doch glaubt man, daß es dem der Bruͤsseler Bank gleich seyn wird. Es ist vorge— schlagen worden, Zweig-Banken in den wichtigsten Handelsstaäͤd— ten zu errichten. Vor einigen Tagen hieit die Koͤnigin einen Minister⸗Rath, worin eine fremde Intervention, als das einzige Mittel, den Krieg in den insurgitten Provinzen zu beendigen, vorgeschlagen wurde. Allein der Kriegs-Minister widersetzte sich mit dem groͤßten Eifer, und man sagt sogar, er habe seinen Degen gezogen und gelobt, so lange er ihn noch zu fuͤhren vermoͤge, werde er niemals zugeben, daß Fremde sich in die Angelegenhei⸗ ten Spaniens mischten. Als der Minister sich wieder gesammelt hatte, wandte er sich an die Koͤnigin und entschuldigte sein un— passendes Benehmen mit seiner großen Vaterlandsliebe. Zu andern Zeiten wurde Jeder, der in dem Palaste der Koͤnige von Spanien das Schwerdt zu ziehen gewagt haͤtte, mit dem Tode bestraft worden seyn. Die Truppen, welche vor einigen Ta— gen in solcher Eile Madrid verließen, sind nicht nach Toledo, sondern nach Aranjuez gegangen, wo die Insurgenten eingedrun— gen und von den Moͤnchen empfangen worden waren. Sie wur— den jedoch von der Stadt-Miliz und dem Militair wieder verjagt und darauf alle Moͤnche, denen es nicht gelang, sich durch die Flucht zu retten, ermordet.“

Franzoͤsische Blätter enthalten nachstehendes Schreiben aus Murcia vom T. April: „Der gestrige Tag war zur Ent— scheidung uͤber die Bewerbung um das Doktorat der hiesigen Kirche bestimmt. Von den beiden Kandidaten gilt der eine fuͤr einen Karlisten, der andere dagegen, welcher ausgezeichnete Faͤhig⸗ keiten besitzt, hegt liberale Gesinnungen. Der Bischof und das Kapitel waren dem ersteren geneigt, während die Liberalen den letzteren beguͤnstigten. Das Volk begab sich in Masse nach der Kathedrale und dem Palast des Erzbischofs, wo ernstliche Un— ruhen stattfanden. Ein Schriftsteller, der Lieutenant unter den Noyalisten gewesen war, wurde toͤdtlich verwundet. Die Aufruͤhrer drangen darauf in den Palast, und da sie den Erzbischof nicht fanden, so zertruͤmmerten sie die Möbel, pluͤnderten Alles aus und verwundeten sieben Personen von der Dienerschaft. Die Ordnung wurde zwar fuͤr den Augen⸗ blick wieder hergestellt, aber um 8 Uhr Abends rottete sich der Pöbel bewaffnet wieder zusammen und verlangte, daß der Erz⸗ bischof und sein Haushofmeister die Provinz verlassen sollten. Ein läͤrmender Haufe ging nach der Wohnung des Letzteren, ver— brannte die Thuͤr, und drang in Masse hinein; der Haushof— meister hatte jedoch Zeit gehabt, zu entfliöühen. Der General— Tapitain und der Civil-Gouverneur versammelten die Municipa— litat, schickten den Erzbischof und seinen Haushofmeister, unter Eskorte, nach Albacete, und die Ruhe war wieder hergestellt.“

Portugal,

ren n, Blätter melden aus Lissabon vom 6. April; „Man hat gemeint, der Papst werde einer Vermaͤhlung der Koͤnigin mit dem Herzog Maximilian von Leuchtenberg Schwierigkeiten in den Weg legen, allein der Patriarch von Lis— sabon hat die Macht, Dispensationen aller Art zu ertheilen. Diese außerordentliche Vollmacht ist dem Patriarchen von Lissa— bon schon seit langer Zeit verliehen, und der jetzige Papst wird sie ihm nicht entziehen, da hierdurch eine voͤllige Trennung der Lusitanischen Kirche von Rom herbeigefuͤhrt werden wuͤrde. Wegen dieses Supre— mats des Erzbischofs von Lissabon, der in Portugal den Papst selbst re⸗ praͤsentirt, gehen, ungeachtet der Spannung zwischen dem hiesigen Hofe und Rom, alle kirchlichen Angelegenheiten ihren gewoͤhn— lichen, regelmaͤßigen Gang, und Niemand hat noͤthig, sich deshalb nach Rom zu wenden. Aus diesem Grunde fand die Vermaͤh—⸗ lung der Koͤnigin mit dem Prinzen August statt, obgleich sie mit Dom Miguel verlobt war, ein Hinderniß, das nur die Kirche heben konnte. Eben so wird es mit dieser neuen Schwie—

rigkeit gehen. Man wird sich, der Form wegen, an den Papst wenden, der auch wohl die Dispensation gar nicht verwei⸗ gern wird.“

Griechenland.

Die Münchener politische Zeitung enthält ein Schrei—⸗ ben aus Athen vom 1. April, worin es heißt: „Endlich ist der beruͤchtigte Raͤuber Kontobunisios unschädlich gemacht. Verfolgt von der Gendarmerie und einigen Zügen irregulairer Truppen, verbarg er sich in einem Dorfe, das lange sein Schlupf⸗ winkel gewesen, wurde aber entdeckt, und nach kurzem Wider⸗ stande verwundet und gefangen. Der Kommandant der Gendar— merie⸗ Abtheiluug, welcher die Katastrophe der Kontobunisischen⸗ Rotte herbeifuͤhrte, ist derselbe Capitain Deligeorgopulos, welcher vor zwei Monaten von einem Kriegsgerichte weil er zur Zeit der letzten Messenischen Unruhen seinen militairischen Pflichten nicht genuͤgt hatte zu einem Jahr Gefaͤngniß verurtheilt, von Sr. Majestat aber begnadigt worden war. Die Garnison zon Athen bezieht nun das vor der Stadt angelegte Lager. Zum Lager-Kommandanten ist der Oberst Zavellas ernannt. Es wird aus 3 Infanterie-Bataillonen, 1 Eskadron Uhlanen und 1 Ar— tillerie⸗Lompagnie bestehen. Das herrlichste Fruͤhlings wetter be— guͤnstigt dieses Arrangement. Man spricht neuerdings von Neductionen der Armee, namentlich auch der kostspieligen Pionier Compagnieen. Die schon seit einiger Zeit bestan⸗ denen Reibungen theils des Militairs unter sich, theils ge— gen die niedrige Klasse der hiesigen Griechen, hat sowohl gestern Abend zu unangenehmen Auftritten und blutigen Schlägereien gefuͤhrt, als auch heute Mittag einen Auflauf auf dem soge— nannten Platanen Platze veranlaßt. Die hier garnisonirende Abtheilung der Uhlanen-Escadron war so gereizt, daß beinahe saͤmmtliche Gemeine bewaffnet auf den genannten Platz zogen und hier, in Verbindung mit mehreren Pioniers, mit Griechen, worunter auch einige Griechische Militairs, und selbst der Gen— darmerie handgemein wurden. Zum Gluͤcke wurde dieser Unordnung alsbald gesteuert, und schon nach einer Stunde hatte sich die Volks- masse wieder zerstreut. Zu bedauern ist nur, daß in Folge dieser mehrmaligen Raufereien mehrere bedeutende Verwundungen vor— fielen und ich hoͤre, daß einer der gestern Abend verwundeten Soldaten kaum diese Nacht uͤberleben wird. Es haben uͤbrigens diese bedauerlichen Unordnungen keinen tiefern, am wenigsten einen politischen Grund; nur die Wirthshaus-Beruͤhrungen ha— ben diese Excesse hervorgerufen. Die Aufmerksamkelt und Um— sicht der Civil‚ und Militair-Behoͤrden wird jeder weiteren Stoͤrung vorzubeugen wissen.“

Inland.

Verlin, 1. Mai. In Folge der Allerhöͤchsten Verordnung vom 16. Juni v. J., betreffend die Einrichtung der Justiz— Behoͤrden im Großherzogthume Posen, wird das Ober-Landes— Gericht zu Bromberg seine Wirksamkeit als Hypotheken-, Prozeß, Spruch und Vormundschafts-Behoͤrde in den, ihm durch das gedachte Gesetz uͤberwiesenen Sachen, am 2. Funi d. J. be— ginnen. Die Aufsicht uͤber diejenigen Landgerichte, welche sich am Tage der Einfuͤhrung noch in Thaͤtigkeit befinden, so wie uͤber die neu eingefuͤhrten Land- und Stadtgerichte des Brom— berger Regierungs-Bezirks und uͤber das Inquisitoriat zu Koro— nowo verbleibt vorlaͤufig und bis auf weitere Bestimmuͤng dem Ober⸗Appellationsgerichte zu Posen.

2 Man schreibt aus Frankfurt 4. d. O. unterm 28. April: „Am gestrigen Tage waren es funfzig Jahre, daß der menschenfreundliche Herzog Leopold von Braunschweig bei den Ueberschwemmungen der Oder sein schoͤnes Leben im Dienste der Menschenliebe opferte. Einer von Berlin ausge⸗ gangenen Stiftung gemaͤß wird das Andenken seines edelmuͤthi⸗ gen Todes alljährlich in unserer Stadt auf eine wuͤrdige Weise erneuet; die staͤdtischen Behoͤrden wollten aber, daß es in die— sem Jahre mit besonderer Feierlichkeit geschehe und hatten zur Verschoͤͤnerung des am Oderufer dem Hochseligen errichteten WMo— numents die Summe von 320 Thalern bewilligt. Dle Feier des fuͤr unsere Stadt ewig denkwuͤrdigen Tages wurde mit einer kirchlichen Andacht in unserer schoͤnen Oberkirche eröffnet, wel— cher Se. Durchlaucht der Divisions-Commandeur, Prinz Georg zu Hessen, mit dem Corps der Herren Offiziere, Se. Excellen; der General der Infanterie von Brause, die Provinzial⸗ und staͤdtischen Behoͤrden, so wie die gesammte Geistlichkeit und der groͤßte Theil der Buͤrgerschaft beiwohnten. Die Predigt hielt der Superintendent Dr,. Spieker uͤber Spr. Sal. 16, 7. Nach Beendigung derselben begann die Feierlichkeit in der Leopolds schule (die der große Menschenfreund selbst erbaut und eingerich— tet hatte) der Stiftung gemäß durch Vertheilung der Prämien und Lehrbuͤcher, durch Darstellung der 15 neu gekleideten Sol, datenkinder u. s. w. In der Todesstunde des Herzogs zwischen l2 und 1 Uhr) zogen die Kinder dieser Anstalt Unter dem Ge— laͤute der Glocken und unter einer feierlichen Musik von dem Rathhausthurme nach dem Monumente des edlen Fuͤrsten. Die, sem Zuge schlossen sich die Geistlichkeit, die staͤdtischen Behörden und mit der Buͤrgerschaft viele hochachtbare Einwohner der Stadt an. An dem Denkmale, das mit einer Ehrenwache versehen war empfingen Se. Durchlaucht der Prinz Georg zu Hessen mit den Herren Stabs-Offizieren den Zug. Unter Begleitung der Instrumental⸗Musik des Hautboisten-Corps vom 124ten Infante— rie⸗Regiment wurde hier ein Trauerchor von Maͤnnerstimmnen ge⸗ sungen. Ueberall zeigte sich eine rege Theilnahme an der Feler dieses fuͤr Frankfurt einst so verhaͤngnißvollen Tages, und die all— gemeine Ruͤhrung bewies, wie einheimisch das Andenken an den hochgeliebten Fuͤrsten in den Herzen der Einwohner ist.““)

Aus einem Berichte uber die Verwaltung der Straf— und Besserungs-Anstalten zu Spandau und Brandenburg fuͤr das Jahr 1831 und uͤber den dermaligen Zustand dieser An— stalten ergiebt sich Folgendes: In der Sträf-Anstalt zu Spandau betrug die taͤgliche Durchschnitt-Zahl der unterhaltenen Zuͤchtlinge Sh7, und in der zu Brandenburg 491. Die am Schlusse des v. J. in beiden Anstalten befindlich gewesenen 1273 Zuͤchtlinge theilten sich nach der Dauer der Straßfzeit in 33 auf Lebenszeit 364 uͤber 10 Jahre, 651 von 1 10 Jahren, 154 unter 1 Jahr und 121 vor Abfassung des Erkenntnisses eingelieferte Verbrecher. Unter jenen 1273 Personen befanden sich an weiblichen ʒJuͤcht⸗ lingen nur 242, also etwa , und es waren allein von der Kriminal-Deputation des Stadtgerichts zu Berlin 747, ) Wir fuͤgen diesem Berichte die Bemerkung hi r Herr , Dr. Spieker zu Fee nf url! ö und Nachwelt ein treues Bild von dem edlen Her og aufzustellen, bei dieser Gelegenheit dessen Biographie in Dru herausgegeben und den Ertrag, dieser kleinen 14 Bogen starken Schrift dem Gursch'schen Stifte fuͤr verwahrloste Kinder in Frankfurt beslimmt hat. Die Vorderseite des Umschlags giebt das wohlgetröffene Brußs⸗

bild des Herzogs, und die Ruͤckscite einen Abriß von dem ihm er— richteten Denkmale. Auch ist der Schrift ein Fac fimile beigefügt.