1835 / 134 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mehr vorsehen vor einer Taktik, deren wiederholter guͤnstiger Er— folg endlich selbst bessere Truppen als die ihrigen demoralisiren, und zum Theil aufreiben werden. Wir haben uͤber die Vorfaͤlle vom 22sten bis zum 2ästen noch keine anderen Nachrichten, als die Karlistischen Buͤlletins und Korrespondenzen; aber das fort— dauernde Stillschweigen der Christinos uͤber diese Kampfe laͤßt uns fuͤrchten, daß die Sache sich bestätige, mit Abrechnung der in die Augen fallenden Uebertreibung, die aus folgendem, dem Morning-Herald entlehnten Berichte spricht:

„Jan gi, 26. April 6 Uhr Morgens.

Das erste Auftreten des Valdez ist unglücklich abgelaufen. Er ist gezwungen worden, sich vor den Truppen Zumalacarreguy's zuruͤckzuziehen. Ich habe nur so viel Zeit, Ihnen folgende amt— liche Nachrichten mitzutheilen. Den 20sten Abends war Valdez mit 12, 000 Mann bei Contrasta und dessen Umgebungen gela— gert. Zumalacarreguy hatte drei Compagnieen zu Larroana, un— gefaͤhr drei Meilen von Contrasta, und fuͤnf Bataillone zu Ar— ranarache, Eulate und San Martin Doͤrfern in den obern Amescoas aufgestellt. Den 21 sten begab sich Valdez auf den Marsch nach Amescoa und gelangte bis nach San Martin; al— lein, angegriffen von Zumalacarreguy, ward er gensthigt, sich nach Eulate und Arranarache, auf der Straße der Sierra de Ur— basa, zurückzuziehen. Den 21 sten Abends hielt sich Valdez in keinem dieser beiden Doͤrfer langer sicher; er bivouakirte in der Sierra de Urbasa, nachdem er vorher 8 Schaͤferhuͤtten hatte abbrennen lassen. Den Tag darauf, ain 22sten Morgens, griffen die Kar⸗ listen, welche die Nacht die Amescoas passirt hatten, den Vor— trab des Feindes an, und nach einem langen Gemetzel, welches den ganzen Tag bis 3 Uhr waͤhrte, mußte sich Valdez in Un— ordnung zuruͤckziehen, indem er die Reste seiner Truppen auf Estella dirigirte. Zumalacarreguy schnitt ihm jedoch den Ruͤck— zug ab und noͤthigte ihn, zur Linken der Hoͤhen von Eraul sei— nen Weg zu nehmen und in Abarzuza eine Zuflucht zu suchen. Zumalacarreguy, der so die Vereinigung der Truppen des Val— dez mit der Besatzung von Estella vorhergesehen hatte, will jetzt seinen Sieg verfolgen. Man hat die Einzelnheiten dieses Vor— falls noch nicht alle erfahren, doch schon ist eine große Anzahl von Gefangenen eingebracht worden. Lord Elliot hat die Vor— posten des Königs am 23sten verlassen und den 2Asten zu Alzazua in der Borunda uͤbernachtet. Se. Herrlichkeit beab⸗ sichtigt sich zuerst in das Hauptquartier von Zumalacarreguy und n in das des Valdez zu begeben, dessen Niederlage er er— fahren hat. Se. Herrlichkeit muß uͤber Pampelona nach Ba— vonne zuruͤckkehren.“

z „Acht Uhr Morgens.

So eben habe ich einen Augenzeugen der von Valdez am 22sten erlittenen Niederlage geseheig. Der von den Truppen der Koͤnigin erlittene Verlust war sehr bedeutend und hat alle Pläne des Ober-Befehlshabers vereitelt.“

„Vom 27sten. Diesen Augenblick erhalte ich folgendes amtliche Bulletin: 9 ;

Hauptquartier des Königs, Onate, 25. April.

Zu meinem groͤßten Vergnuͤgen bin ich im Stande, Ihnen amtlich anzuzeigen, daß unser braver General Zumalacarreguy, an der Spitze von nicht mehr als z Bataillonen, dem Emporer Baldez, der im Besitz von Cordova und Aldama war und 31 Bataillone, welche eine Armee von 14,900 Mann bildeten (?), bei sich hatte, eine vollstaͤndige Niederlage beigebracht hat. Der Kampf dauerte 3 und einen halben Tag, vom 2lsten bis zum 2ästen. Die Ebenen von Abarzuza und Eraul sind mit den Todten des Feindes bedeckt, von denen mehr als 1000 bereits begraben sind. Alle Equipagen, Pferde und eine große Zahl feindlicher Offiziere sind in unsere Hände gefallen; auch haben wir 3660 Gewehre gesammelt. Der Tschako's, die wir aufgele⸗ sen haben, sind fo viele, daß ich zweifle, ob ein einziger der nach Estella geflüchteten Christinos eine Kopfbedeckung hatte. Auf seinem , Ruͤckzuge warf der Feind Alles weit von sich, was seinen Lauf hemmen konnte. Der Nachtrab, gefuͤhrt von Cordova, hat das meiste gelitten; wir haben 600 Gefangene ge— macht. Unter den Todten befinden sich viele hohere Offiziere.

In Eile. (gez) Cruz Mayor. An die Junta von Navarra.“

„N. S. Ein zweiter Bericht von einem Augenzeugen schlägt den Verlust des Feindes auf 3090 Mann an. Ich gebe diese Zahl nicht als offiziell. Valdez ist in Verzweiflung nach Pam⸗ pelona gekommen.“ .

Die Sentinelle des Pyrenées vom 2. Mat giebt das⸗ selbe Bulletin mit Ausdruͤcken des Zweifels uͤber die Wahrheit der einzelnen Angaben.

Großbritanien und Irland.

London, 8. Mai. Gestern fand in der St. Pauls-Kathe— drale die Jahresfeier der unter der Regierung Karls II. gegruͤn— deten wohlthäͤtigen Stiftung fuͤr Soͤhne der Geistlichkeit in Ge— genwart des Herzogs von Cumberland und mehrerer Praͤlaten statt. Abends versammelte man sich zu einem Diner, bei welchem der Lord-Mayor den Vorsitz fuͤhrte. Ihm zur Rechten saß der Herzog von Cumberland, zur Linken der Erzbischof von Canter— bur. Der Lord⸗-Mapor brachte den Toast auf das Wohl des Herzogs und der uͤbrigen Königlichen Familie aus und erwahnte der großen Segnungen, welche England sowohl in Betreff der Verfassung als in Betreff der Kirche von dem erlauchten Hause Hannover erlangt habe. (Großer Beifall.) Der Herzog von Eumberland dankte und bemerkte, es sey jetzt sechs Jahre her, seit er in Beziehungen zu der wohlthätigen Stiftung getreten, die man heute feiere, und die er, als mit den Interessen der herr⸗ schenden Kirche eng zusammenhaͤngend, zu unterstuͤtzen fuͤr seine heilige Pflicht halte,. Beifall.) „Von einem geliebten und hoch⸗ geehrten Vater in Gefuͤhlen der Achtung und Ehrfurcht fuͤr diese Kirche erzogen“, fuͤgte der Herzog hinzu, „werde ich bis an das Ende meines Lebens stets bereit erfunden werden, ihre Interessen zu unterstuͤtzen.“ (Beifall.) Nachdem sodann noch einige andere Toasts ausgebracht worden, erhob sich Sir James Graham, einer der Vorsteher der Stiftung, und sagte unter Anderem:

„Niemand kann der reformirten Religion und den damit ver— bundenen Institutionen, worunter auch diese Stiftung zehöͤrt, auf⸗ richtiger zugethan seyn, als ich. Ich habe der herrschenden Kirche sehr viel zu veranken, und in der jetzigen Krisis ist es an der Zeit, dies anzuerkennen. (Beifall. In den Lehren dieser Kirche wurde ich erzogen; aus ihnen schöpfte ich Trost und Erquickung; sie ge⸗ währten mir eine sichere Zuflucht in den Stürmen dieses Lebens, indem sie die Hoffnung auf ein besseres belebten und aufrecht er⸗ hielten. Wir sind jenen Maͤnnern innigen Dank schuldig, die uns in Grundsaͤtzen unterrichteten, welche dazu geeignet waren, der Gesellschaft zu so unschaͤtzbarem Heil zu dienen, und es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, daß unsere Kinder nicht dieser Wohlthat beraubt werden. Man spricht in unserer zeit von üverfluüssigen Fonös der Kirche. Diese Stiftung selbst aber ist cin Beweis, daß es Defijzlis giebt, die man durch ei⸗ nen Aufruf an die allgemeine Woblthätlgkeit za ersetzen suchen muß, und daß also die Kirche, meit entfernt, üherfluͤfsig: Geldmittel zu haben, vielmehr der Unteistuͤtzung bedarf. Ich werde stets bercit

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eyn, Fffentlich sowobl als privatim, diese Ansichten ju aͤußern, und 6 n daß 9 damit nh nur Englands Gesinnungen, sondern die der Mehrheit des Vereinigten Königreichs ausspreche. Beifall.) Auf meinem Platz im Parlament werde ich es stets fuͤr meine Pflicht halten, die protestantische Geistlichkeit dieser Reiche in allen ihren Rechten, Freiheiten und Privilegien zu schutzen.“

Lord Brougham gab am Mittwoch dem Marquis von Lans— downe, dem Lord Palmerston und Herrn Spring Rice ein Diner.

Die Erhebung des Herrn Charles Grant zum Pair soll von der Regierung deshalb vorgenommen worden seyn, weil man im voraus an der Durchsetzung seiner Wahl in der Grafschaft Inverneß verzweifelte, woselbst der Herzog von Gordon, Lord— sseutenant der Grafschaft Aberdeen, der mit Lord Hill und an— deren Militairbeamten in engen Verbindungen steht, der Lord— lieutenant der Grafschaft Inverneß selbst, Oberst Grant, der General Macdonnell, Lord Macdonald und andere einflußreiche Personen alles Moͤgliche zu Gunsten des konservativen Kandida— ten, Herrn Macleod, aufboten. Die ministeriellen Blaͤtter for— dern daher auch das Ministerium auf, jene Beamten, die ihm so offenbar entgegenwirkten, von ihren Posten zu entfernen.

Die Lords Russell und Palmerston sollen, wie es heißt, mit zwei Mitgliedern des Unterhauses wegen ihrer Parlaments- sitze in Unterhandlung stehen, Letzterer mit einem Rechtsgelehr— ten, dem dafuͤr ein Posten in Ostindien versprochen worden seyn soll. .

Herr Steuart, einer der Lords des Schatzes, ist in Had— dington ohne Opposition wieder gewahlt worden. .

Die Niederlage des Lord John Russell in Devonshire wird von den Organen des jetzigen Ministeriums hauptsaͤchlich der z0Pfund⸗Klausel zugeschrieben, wodurch viele kleinere Land⸗ Paͤchter vom Wahl-Rechte ausgeschlossen sind, und dem Um⸗ stande, daß man dem dortigen Landvolke, welches zwar dem Zehnten-Systeme abhold, aber doch der Anglikanischen Kirche sehr zugethan sey, aͤngstliche Besorgnisse vor dem Auftommen des Katholizismus einzufloͤßen gesucht habe, so wie endlich dem gro— ßen Einfluß des Tory-Adels in jener Grafschaft. Dagegen ma— chen die konservativen Blaͤtter bemerklich, es sey nicht zu uͤber⸗ sehen, daß gerade in der Grafschaft Devon auch die angesehensten Haͤuser der Whig-Partei, namentlich der Vater des Lord John, der Herzog von Bedford, und die Familie Fortescue große Besitzungen hätten, und daß die Schatzkammer, so wie die zahlreichen Comité's es gewiß nicht un⸗ terlassen haben wuͤrden, zu Gunsten Lord Russell's auf die Wähler einzuwirken, und dennoch sey dieser durchgefallen. Die ministeriellen Zeitungen troͤsten sich uͤber diese Niederlage un⸗ ter Anderem auch durch die Bemerkung, daß es dem Sir Ro— bert Peel im Jahre 1829, als er seine Meinung umgeaͤndert und sich zu Gunsten der katholischen Emancipation erklaͤrt, bei der Universitaͤt Cambridge nicht besser ergangen sey, und die radika— len Blaͤtter freuen sich sogar fast uͤber das Ungluͤck des Lord Nussell, indem sie hoffen, daß die Verdraͤngung der gemaͤßigten Whigs aus dem Unterhause nur der radikalen Partei um desto großeren Aufschwung geben werde.

. Parker, der siegreiche Gegner Lord Russell's, hielt nach Beendigung der Wahl in Exeter noch auf dem Wahlplatze eine Anrede an seine nunmehrigen Kommittenten und dankte ih— nen dafuͤr, daß sie dem ganzen Lande eine Lehre gegeben und ih— ren festen Entschluß ausgesprochen haͤtten, die Constitution und den Protestantismus unverletzt aufrecht zu erhalten; wogegen Lord John Russell, der sich in Folge seines Mißgeschicks unwohl befunden haben soll, sich mit einer schriftlichen (gestern im Aus— zuge mitgetheilten) Adresse an diejenigen Wähler, welche ihn un— terstuͤtzt hatten, begnuͤgte.

Derr O Eonnell hat erklaͤrt, daß er es, bei der großen Pu— blizität, welche sein Streit mit Lord Alvanley durch die Zeitun⸗ gen erlangt habe, fuͤr seine Pflicht halte, den in der an ihn er— gangenen Herausforderung liegenden Bruch der Privilegien des Unterhauses zum Gegenstande einer Beschwerde in diesem Hause zu machen. ;

Die Veranlassung zu dem Briefwechsel zwischen Herrn de'Israeli und Herrn Morgan O'Connell schreibt sich von Aeuße⸗ rungen her, deren sich der Vater des Letzteren, Daniel O' Con— nell, am Sonnabend vor acht Tagen in einer Versammlung des neuen Dubliner Wahlrecht-Vereins gegen Ersteren erlaubte. Er sagte namlich unter Anderem, es sey spaßhaft, daß die Konserva— tiven ihn (O Connell) gewissermaßen als Wehrwolf aufstellten, aber noch merkwuͤrdiger, daß ein gewisser d Israeli sich erlaubt 36 gegen ihn loszuziehen; nie sey ihm ein solcher Grad von Niedertraͤchtigkeit und Frechheit vorgeko]mmen, und die Annalen der Schufterei haͤtten nichts Aehnliches aufzuweisen.

„Dieser d Israclt“, führ er fort, „den ich bis 1832 nur als Novellenschreiber gekannt, lockte mir unter dem Vorwande, daß er sich zum Radikallsmus bekenne, damals ein Empfehlungsschreiben an die Wähler von Wycombe ab, siel aber dennoch durch, da die Waͤhler ihn besser kannten. Ein Gleiches widerfuhr ihm in Mary— lebone, und nun will er sein Gluck als Tory versuchen. Er hat sich erfrecht, mich zu Taunton einen Brandstifter und Hochverraͤther zu schelten, und ich kann darauf nur erwidern, daß dieser Renegat eine lebendige Luͤge ist, und daß das Britische Reich sich schäͤmen muß, einen so verworfenen Elenden zu dulden. Diese Sprache ist allerdings hart, aber nur gerecht, und ich bedaure, im Englischen keine schaͤrfere Bezeichnungen fur solches Ungeziefer zu finden. Dem Namen nach ist dieser neu bekehrte Konservative judischen Ursprungs, womit ich jedoch keinesweges etwas Beleidigendes sagen will, da ich es mir zur wahren Ehre schaͤtze, zu mehreren achtbaren juͤdischen Fnmilien in London in freundschaftlicher Beziehung zu stehen, son⸗ dern nur, daß alle Völker Hefen enthalten; zu diesem Abschaum nun gehbrt auch d'Isrgelt, der, wenn man seinen Stammbaum ver⸗ folgen wollte, verniuthlich in gerader Linie von dem gotteslaͤster⸗ lichen Missethaͤter abstammt, der mit Christus zusammen gekreuzigt wurde

. d'Israeli, uͤber diesen Angriff empoͤrt, schrieb nun ei— nen Brief an Herrn Morgan O Connell, worin er von diesem, da er schon einmal als Stellvertreter seines Vaters gegen Lord Alvanley aufgetreten, auch fuͤr den ihm zugefuͤgten Schimpf Genugthuung forderte. Dieser erwiederte hierauf unterm Sten d., er habe den Lord Alvanley herausgefordert, weil derselbe sei— nen Vater waͤhrend dessen . absichtlich beleidigt habe; uͤbrigens aber sey er fuͤr die Aeußerungen seines Vaters nicht verantwortlich und muͤsse nicht allein Herrn d' Israeli mit seiner ungebuͤhrlichen Herausforderung zuruͤckweisen, sondern auch uͤber⸗ dies seines Schreibens wegen Erklärungen verlangen. Hierauf antwortete Herr d Israeli noch an demselben Tage, er habe keine persoͤnliche Beleidigung gegen Herrn Morgan O Connell beabsich— tigt. Zugleich richtete er aber ein Schreiben an dessen Vater, Herrn Daniel O' Connell, worin er sich gegen den Vorwurf der Apostasie rechtfertigt und seinen Gegner eines noch weit hoheren Grades von Wankelmuth beschuldigt.

„Was die pbbelhafte Anspielung auf meinen uUrsprung anbe⸗ langt,“ so schließt er seinen Brief, „so uͤbergehe ich dieselbe mit Vergchtung, und was meine Niederlage bei der Wahl zu Wycombe betrifft, so erwiedere ich, daß ich den Wählern weder mit Mord und Brand gedroht, noch mit Geld habe um mich werfen loͤnnen, da

ich nicht, wie Andere, im Besttz einer fuͤrtlichen Einnahme bin

64 ö. ernden Race fanatischer Sklaven abgeschwatzt wird. nun gens jweisle ich nicht daran, nachstens einen Sitz im Parlament zu erhalten. Bei Philippi werden wir uns wiedersehen, und dann werb; ich die erste Gelegenheit wahrnehmen, Sie auf eine solche Weist iu zuͤchtigen, daß Sie noch lange die Beleidigungen bereuen sollch welche Sie ausgestoßen gegen Benjamin d' Israeli

Noch am ten ist die Polizei (wie bereits erwähnt) in die, ser Sache eingeschritten. Zwei juͤngere Soͤhne des Herrn Da, niel O'Connell, Maurice und John, wurden in Haft genommen und mußten Buͤrgschaft dafuͤr stellen, daß fie . des gan zen Jahres Niemanden von Sr. Majestaͤt Unterthanen befehden wurden. Gegen Herrn Morgan O'Connell und Herrn d I raeli sind Untersuchungen eingeleitet.

Die Morning-Chroniele behauptet, die Actien d „Times“ seyen fuͤr eine betraͤchtlich: Summe an Personen, h der Tory⸗Partei angehörten, verkauft und es sey dabei festgess worden, daß dieses Blatt gaͤnzlich unter der Kontrolle sesn nunmehrigen Eigenthuͤmer stehen solle.

Ueber den gegenwaͤrtigen Stand der Parteien in Eng land giebt ein in der Allg. Zeitung enthaltenes, mit grosn

Sachtenntniß abgefaßtes Schreiben aus London nachstehen;

Auskunft; „Trotz der von Lord Melbourne im 9Oberhause gesp benen Erklarung, „„er stimme gar nicht mit O'Connell uͤberen und er wisse nichts von einer mit demselben eingegangenen Vn abredung““, weiß Jedermann, was man, ohne gerade Lord M bourne einer direkten Unwahrheit zu zeihen, von dem Verhis nisse des neuen Ministeriums zu dem erklaͤrten Erzfeinde d Herrschaft Englands uͤber Irland zu denken hat. Lord In Russell's Resolution wider die J Kirche das Prinzip, auf welchem das Buͤndniß der Whigs mit OM nell beruht; diese Resolution ist die Basis, auf der das jethh

ministerielle Gebaͤude aufgerichtet ist; die Ausfuͤhrung dieser

solution ist die unmittelbare, vielleicht die einzige Bestimmun desselben.

gehen die jetzigen Minister, die Englischen und Schottischen R

dikalen und die O' Connelliten den naͤmlichen Weg sobald h

ses Ziel erreicht ist, trennt sich ihre Straße. Allerdings ist

in diesem Augenblick nicht moglich, mit Bestimmtheit zu wisqn was ., dem Koͤnig und Lord Melbourne vorgegangen usschließung der Englischen und Schottischen Radikalen unn

die 2 der O'Connelliten von dem Kabinet und den höhern Stellen d Verwaltung scheint aber allerdings dahin zu deuten, daß der nig zwar seinerseits zu der praktischen Ausfuͤhrung der Russch schen Resolution seine Stimme gegeben hat, daß aber Lord Mt bourne dem notorischen Wunscht des Königs, demnaͤchst eine Autsth

nung und Vereinigung der Whigs und Tories herbeizufuͤhren, imm

aus keine unuͤbersteiglichen Hindernisse in den Weg legen wollte. N nächste Frage ist jetzt: wird das Oberhaus die Maßregel, welhe man im , . auf die Nussellsche Resolution gruͤnden with annehmen? die Majoritàͤt des Oberhauses, wenn sie ih rer eigenen Ansicht folgen will, eine jede solche Maßregel wthr werfen wuͤrde, unterliegt keinem Zweifel, und sicherlich hat Lom Melbourne diesen sehr moglichen Fall bei seiner Unterhandlum mit dem Koͤnige vorausgesehen. Eine so zahlreiche Pairs-Crtn tion vorzunehmen, wie wohl bei ahnlichen Gelegenheiten in Frankreich geschehen ist, scheint mir bis jetzt hier noch außet den Graͤnzen aller Wahrscheinlichkeit zu liegen. Eher mochte ich annehmen, daß der König seinen persoͤnlichen Esnstuß den Mitgliedern des Oberhauses, und namentlich bei den Eng lischen und Irlaͤndischen Bischoͤfen, deren Zustimmung ohnt wä— teres die beifaͤllige Entscheidung der weltlichen Lords in diesem Falle nach sich ziehen wuͤrde, geltend zu machen suchen wird um sie zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Auch ist es durchau nicht unwahrscheinlich, daß die im Hintergrunde stehende Ah sicht des Koͤnigs und vielleicht Lord Melbourne's glett nach der legislativen Ausfuͤhrung der Russellschen Resolltitß eine Coalition der gesammten Aristokratie, aller konservativen M teressen der Whigs wie der Tories herbeizufuͤhren, wirklich ij Majoritaͤt des Oberhauses dahin bringe, durch Nachgiebigkz die Aufloͤsung der Allianz, welche gegenwärtig zwischen da Whigs, den O Connelliten und den Radikalen faktisch besteh und die durch den Widerstand des Oberhauses natuͤrlich nin inniger werden muͤßte, moͤglichst zu beschleunigen. Ueberdies s die Nussellsche Resolution bis jetzt nur ein allgemeiner Grun

satz, und es haͤngt von einem Kompromiß der verschiedenen Ma

teien ab, in wie weit die Anglikanisch-Irlaͤndische Kirche wis

lich dadurch in ihren Einkuͤnften und in der Zahl ihrer Gei chen beschraͤnkt werden soll. Hat doch das Oberhaus auch zu din vorjährigen Irlaͤndischen Kirchen⸗Reform-⸗Bill, wodurch zehn Si thuͤmer aufgehoben wurden, seine Zustimmung gegeben; es i mithin eine Kollision der beiden Haäͤuser uͤber diese Frage nich unausweichlich. Sollte diese Kollision aber doch durch Verwerfun der Russellschen Resolution im Oberhause eintreten, so schein es mir sehr moglich, daß das Parlament aufgeloͤst werden, un das Ministerium versuchen wird, sich eine großere, eine fuͤr ) Ansicht und das Verfahren des Oberhauses selbst imposantn Majoritaͤt im Unterhause zu verschaffen, um dann die naͤmlich auf Lord John Russells Resolution zu gruͤndende Maßrth von neuem vorzuschlagen in ahnlicher Weise, wie man , der Reform-Bill am Ende im Oberhause durchse Der Ausgang einer solchen neuen Parlaments-Wahl laͤßt s uͤbrigens nicht berechnen, und es koͤnnte dann moͤglicherweise! hin kommen, die jetzigen Minister in einer Minorität zu seht,

Dies fuͤhrt mich auf das größte Uebel in dem gegenwäh

gen Zustande der Dinge in England das Gleichgewit der Parteien und die daraus natuͤrlich hervorgehende Hi nung der einen wie der anderen, nach einer erlittenen Nich lage, vermittelst einer geringen Veraͤnderung der Umstaͤnde, n neuem das Uebergewicht zu erhalten. Solche Hoffnungen seh den Bemuͤhungen des Koͤnigs, setzen dem Nachgeben, der soͤhnung derjenigen Parteien, die im Grunde das naͤmliche gin Interesse haben, naͤmlich der Aristokratie im weiteren Sinne Wortes, der Besitzenden, die geen, ja vielleicht unth⸗ steiglichen Hinderniffe entgegen. Vllerdings hatte man glath sollen, daß die Whigs durch die Niederlage, die sie bei den

ten Parlaments- Wahlen erlitten haben, zur Besinnung gelim waͤren; aber das Mißlingen der Bemühungen des Königs Anfange der Session, sie theilweise mit Percl auszusoͤhnen, weist das Uebergewicht des Parteigeistes uͤber die einfach und deutlichsten Lehren des Verstandes. Das Abweisen en Aussoͤhnung mit Peel, und dann die Coalition Melbourne Mh seiner Freunde mit O'Connell, weiß ich mit nichts Anderm vergleichen, als mit etwas, wovon wir in der aͤltern und neu Deutschen Geschichte mehr als Ein Beispiel kennen, wenn ni lich einzelne Deutsche Regierungen sich durch Caprice oder n mentane, verhaͤltnißmaͤßig unbedeutende Vortheile haben bewe lassen, mit fremden, mit feindlichen Maͤchten, namentlich Frankreich in Buͤndnisse zu treten und dadurch das gesamm Deutsche Vaterland und sich selbst ins Verderben zu st

So lange diese Resolution noch nicht ausgefuͤhrt .

zer Gerechtigkeit Und der Biüigkelt zu vereinigen,

. Erlassung diefes

Im vorigen Unterhause zaͤhlten die Whigs beiläufig drei⸗ undert Mitglieder, die Englischen und Schottischen Radikalen nahe an hundert, OH Connell vierzig, die Tories hundertundfunf⸗ h., Im setz gen Unterhause sitzen nicht mehr als hundertund— smnfʒig Russellsche Whigs, sechzig bis siebenzig Stanleysche Whigs,

ee aber gegenwärtig in der Regel auf der Seite der Tories ste— hen, zweihundertundvierzig Tories, sechzig O Connelliten und mas mehr als hundert Englische und Schottische Radikale.

(Cine Vereinigung der Whigs und Tories wuͤrde mithin eine mächtige Majoritaͤt von mehr als vierhundertundfunfzig bilden, zie sich aber allerdings, wenn die Russellsche Resolütion zum Gesetz. wird und O Connell's Einfluß auf die Wahlen verhaͤlt⸗ nihmäßig zunimmt, vielleicht um 135 bis 20 Irländische Parlaments—

leder und durch die beabsichtigte sogenannte Reform der Cor—

brationen um eine noch großere Anzahl Engliseher Mitglieder vermindern durfte. Diese Reform der Corporationen wird nämlich, wenn sie nach den jetzt beliebten populairen Grund⸗ sitzen erfolzt, wie hschst wahrscheinlich ist, eine ziemliche An—

„hl von Berough“ Wahlen mehr in die Hände der 19. Pf. Haus- Inhaber, d. von deren natuͤrlichen Vormuͤndern, her Radikalen bringen und die den Whigs oder Tories zugehoͤ— finden Stimmen um eben so viel verringern. Wenn ich uͤbri— gens von einer kuͤnftigen Aussoͤhnung und Coalition der Tories ind Whigs rede, so will ich damit keineswegs gesagt haben, daß ch einem fuͤr England, ja fuͤr ganz Europa so erfreulichen Er— ignise mit vieler Zuversicht entgegensehe. Dazu bin ich nicht Optimist genug. Ich spreche nur eine Hoffnung, einen Wunsch aut, den hier alle leidenschaftslose Beobachter, ja sehr viele ru— higs und verstaͤndige Mitglieder dieser beiden Parteien äußern, hne daß ich jedoch behaupten moͤchte, sie seyen selbst sehr san⸗ linisch hinsichtlich der praktischen Ausfuͤhrbarkeit einer solchen Coalition. Das Unheil in so vielen politischen Verhaͤltnissen, und so leider auch hier, liegt darin, daß verstaͤndige Männer oft recht gut einsehen, wo das Mittel zur Rettung zu suchen ist, daß aber dennoch die meisten sich, wenn es zum Handeln kommt, von ihren Leidenschaften und nicht von ihrem eigenen Verstande, noch weniger aber von umsichtigen, klar sehenden Fuͤhrern leiten nac.“

Niederlande.

Aus dem Haag, 8. Mai. Gleich den Synoden der re— förmirten Kirche, die hier alljährlich stattzufinden pflegen, war norgestern und gestern hier zum ersten Male auch wieder eine herathende Kommission der evangelisch-Lutherischen Gemeinden bersammelt, welche mehrere Beschluͤsse hinsichtlich eines allgemei⸗ nen Kirchen⸗Reglements gefaßt hat.

Das Jaͤger-Corps des Obersten Cleerens, welches bekannt— lich zum groͤßten Theil aus uͤbergetretenen Belgiern besteht, wird, dem Vernehmen nach, ehestens nach Ostindien gesandt werden.

Auch hier, wie im suͤdlichen Frankreich und in Italien, ist das Frühjahr fortwaͤhrend sehr kalt und die Vegetation unge— wöhnlich zuruͤckgeblieben.

Belgien.

Bruͤssel, 8 Mai. Unter mehreren Anderen, die das ihnen verliehene eiserne Kreuz zuruͤckgesandt haben, besindet sich auch der bekannte republikanische Deputirte Und Advokat de Robaulx.

Die neue Eisenbahn wird von Reisenden und Spazierfah— renden viel benutzt. Heute hat sich jedoch schon ein Ereigniß zu— getragen, das die Lust an dieser neuen Zerstreuung bedeutend vermindert hätte, wenn es nicht gluͤcklicherweise noch besser abge⸗ laufen ware, als es den Anschein hatte. Der Conducteur des Dampfwagens vergaß naͤmlich, als derselbe bei den Pallisaden angekommen war, welche zwischen der Eisenbahn und dem Kanal von Mecheln errichtet sind, die Maschine anzuhalten; diese riß

sogleich die Pallisaden nieder, und der Dampfwagen stuͤrzte in

den Kanal, so daß die darauf sitzenden Ingenieurs sich nur mit Muͤhe retten konnten. Auch die Raͤder des ersten von dem Dampfwagen gezogenen Passagierwagens waren bereits im Wasser, dech brachte dieses die Maschine zum Stillstand, und es ist daher Niemand zu Schaden gekommen.

Deutsch land.

Schwerin, 109. Mai. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großher⸗ hg haben zu Hoͤchstihrem Regierungs-Jubelfeste von den Mit— ghidern des Großherzoglichen Hauses einen goldenen Eichenkranz mit funfzig Blattern und Fruͤchten voll sinniger Bedeutung, und von Sr. Majestat dem Koͤnige von Preußen zwei Porzellan— Vasen von hohem Kunstwerthe zum Geschenk erhalten. Se. Königl. Hoheit haben am Tage der Jubelfeier Höchstihren Ür— Enkel, den Herzog Friedrich Franz, zum Seconde⸗Lieutenant bei der Grenadier⸗Garde ernannt.

Braunschweig, 10. Mai. Nachdem die Arbeiten, welche der hiesigen Staͤnde-Versammlung vorgelegen, erledigt waren, ist der Landtag, der erste seit dem Erscheinen der erneuerten Land— schaftsordnüng, am gestrigen Tage auf herkömmliche Weise feier ich geschlossen worden. Saͤmmtliche Mitglieder der Staͤnde⸗ seraammlung hatten sich um 2 Uhr Nachmittags zum Gottes— dienste in der hiesigen Domkirche eingefunden, nach desfen Been— dung sie sich in das Herzogliche Schloß verfuͤgten und alsbald durch den Oberhofmarschall in den Audienzsaal eingefuͤhrt wnrden. hier wurden sie von Sr. Durchlaucht dem Herzoge, auf dem Throne bend und zu beiden Seiten von den Mitgliedern des Herzogli— chen Staats-Ministeriums und den hoͤchsten Beamten des Hofes umgeben, empfangen, und von dem Geheimen Rathe v. Schlei⸗ nit auf folgende Weise angeredet:

j en, Herren Staͤnde! Des Herzogs Durchlaucht haben gnd⸗ l gerubt, mir den ehrenvollen Auftrag zu ertheilen, bei dem 9 (, Schlusse dieses ersten ordentlichen Landtags einige Worte 4. oschiedes an Sle zu richten. Es sind nun Ffast jwei Fahre ih Eröffnung der Landtags- Verhandlungen verflossen, und Ihre ., haben zwblf Monate dieses Zeitraums ganz erfullt. Wenn . nicht allein die Zabl und Wichtigkeit der Ihrer Berathung ae itstnen Gegensiande diese lange Dauer der Verhandlungen pe t hat, so zeigt doch ein flüchtiger Ucberblick, auch nur der ö 0srn Resultate dieses Landtages, daß wir ihn zu den denk— 6 igsten und erfolgreichsten unferes Vaterlandes zahlen duͤr⸗ bij Nachdem das Landes-Grundgesetz die Verfassung des Lan— Ln ie ellt hatte, war es Ihnen vorbehalten, deren wichtigste t eifungen in das Leben zu rufen. Unter diesen war keine wich⸗ Yin in fein greifender, als dee zugelagte Erlassung einer Kibibsungs= ö ung. Die glückliche Lösung dieser so schwicrigen gufgabe, dei ger es unter Ihrer Mitwirkung gelungen ist, die Forderungen

in spocre⸗ wird auch noch ir n n Zeiten ein unzersiorliches Denkmal der landegvaterlichen

n ngen unsers erhabenen Fürsten und der unglgennübigen und . steten , . der gigen . ö ö . welche esetzes verflossen ist, hat es zugelassen, die

ten ber Berechtigten und Pfichtigen über die el onkemmungen kennen zu lernen, und es wird Fönen jus be kr nt Genugthuung gereichen, daß aligemesn? die Zweck⸗ mo iel und Wobltdaͤtigkeit des Gesetzes Anerkennung Findet, er sprechendste Beweis in der zahlreichen, aus allen

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Landestheilen eingehenden Antraͤgen auf Ablbsungen liegt. Wichtig war auch die Annahme der durch das Landes-Grundgesetz verheiße⸗ nen Städteordnung. Sie ist bereits in fast allen gil des Lan⸗ des mit Vortheil zur Verbesserung der staͤdtischen Verwaltung ein⸗ gefuͤhrt. Eines der umfassendsten Geschaͤfte dieses Landtages ist die neu Ordnung des Staatshaushaltes gewesen. Die ge enwaͤrtige Staäͤnde-Versammlung war die erste, deren verfassungsmäßige Mü⸗ wirkung sich auf alle Theile der Staats⸗-Finanzen erstreckte. Wenn Sle daber bier ein ganz neues Feld zu bearbeiten und schon hierin eine große Schwierigkeit fanden, so erhielt diese Arbeit zugleich dadurch eine ausgezelchnete Wichtigkeit, daß der jetzt festgesetz te Etat nothwendig die Grundlage aller künftigen bilden wird. Bie von Ihrer zur Begutachtung dieses Gegenstandes niedergesetzten Kommission erstattt ten Berichte sind ein Beweis gruͤndlicher, gewis— senhafter Prüfung und umsichtiger Wuͤrdigung aller Fier a seng, das mit Ihnen fuͤr die Finanz-Periode von 1833 1836 endlich fest= gestellte Budget aber, entspricht den Beduͤrfnissen des Landes und sichert den regelmäßigen Gang der Verwaltung. Es wird Ihnen angenehm seyn, zu erfahren, daß bisher die Staats-Einnahmen die Voranschlaͤge bedeutend überschritien haben, und daß, wenn nicht unerwartete Auzssaͤlle eintreten, am Schlusse dieser Finanz- Pe⸗ riode ein betraͤchtlicher Kassen-⸗Vorrath vorhanden seyn' wird. Benn neben der Oednung des Staats- Haushaltes die Ge— setze uber die Munz-Verfassung und das Landes-Schulden— wesen Erwähnung verdtenen, 6 sind doch vor Allem der Zollanschluß an das Königreich Hannover und die zu dessen Ausfüh⸗ , ,, von ganz besonderer Wichtigkeit. Denn nicht nur ist durch diese Maßregeln das ganze indirekte Steuer-System auf eine zweckmäßige, den Anforderungen der Gegenwart entspre⸗ chende Weise geordnet, sondern sie wirken bent chkch dadurch auf das Wobltbaͤtligste, daß sie, was die anfaͤnglich irre geleitete dffent⸗ liche Meinung jetzt auch anerkennt, den Gewerben und dem Han⸗ del eine ausgedehntere Thaͤtigkeit gestatten, und wir konnen mit Zu— versicht hoffen, daß dlesem ersten Schritte zur Erweiterung der Han— dels- und Gewerhefreiheit, bald neue folgenreiche Fortschritte fol— gen werden. Eine große Bedeutung werden aber diese Maß— regeln durch die Anlage der projcktirten Eisenbahn erhalten. Sie haben dies wohl anerkannt, indem Sie zu dem Ibnen voegelegten Gesetze uͤber die Eisenbahn-Anlagen bereitwillig Ihre Zustimmung ertheilt haben. Die Landes- Regierung aber wird die⸗ sen hochwichtigen Gegenstand nicht aus den Augen verlieren und auf die Forderung dieses großartigen Unternehmens auf jede Weise hinwirken. Gedenken Sie nun neben diesen besonders wichtigen Verhandlungen der uͤbrigen von Ihnen beratbenen Gegenstaͤnde, vorjglich der für das so heilsams Gedeihen des Unterrichtswefenz getroffenen Bestimmungen, so werden sie die erhebende Ueberzeugung ewinnen, daß durch die unter Ihrer Mitwirkung ju Stande ge⸗ rachten Maßregeln das Wohl aller Klassen der Landes-Einwohner bedeutend und dauernd gefördert ist. Nicht nur das Bewußtseyn treu erfKllter Pflicht wird Sle in Ihre Heimath begletten, sondern Sie sche den von hier mit der erfreuenden Zuversicht, daß Ihre angestrengte Thätigkeit, Phre unermuͤdeten von aufrichtiger Liebe ju unserem gnaͤ— digen Fürsten und unserem theuern Vaterlande geleiteten Bestre⸗ bungen reiche Früchte tragen werden. Sie scheiden, belohnt durch die Anerkennung Ihres duͤrchlauchtigen Landesherrn und den Dank Ihrer Mitbürger. Und somit vird die landesvaͤterliche Hoffnung in Erfüllung gehen, die des Herzogs Durchlaucht bei Eriffnung des Landtages auszusprechen geruhte, das Andenken an diesen Landtag wird auch noch in spaͤteren Zelten gesegnet seyn. Indem det . Durchlaucht Ihnen die Versicherung Höchstihrer Huld und Hnade ertheilen, lassen Höchstdieselben zuglesch hierdurch den ersten ordentlichen Landtag fuͤr geschlossen erklären.“ Der Ober-Kammerherr, Graf von Oberg, richtete darauf in seiner Eigenschaft als Praͤsident der Staͤnde-Versammlung einige Worte an Se. Durchlaucht, womit die Feierlichkeit been— digt war und worauf sammtliche Mitglieder der Staͤnde⸗Ver— sammlung zur Tafel gezogen wurden. Se. Durchlaucht der Her⸗ zog trank „auf das Wohl des Landes“, der Praͤsident der Staͤnde, Ober-Kammerherr, Graf von Oberg, aber brachte die Gesund— eit „Sr. Durchlaucht des Herzogs, unsers gnädigsten Landes errn“ aus, die von der ganzen Versammlung mit dem lautesten uubelrufe vielfach wiederholt wurde. Nach aufgehobener Tafel geruhte Se. Durchlaucht Sich eine geraume Zeit hindurch mit der Mehrzahl der Abgeordneten zu unterhalten, und Alles schied zuletzt erfuͤllt von Liebe zu dem verehrten Landesherrn,

Karlsruhe, 6. Mai. In der heutigen Sitzung der ersten Kammer leistete der Bischof von Macra, von Vicari, den staäͤn⸗ dischen Eid. Hierauf geschah die Vorlage einer Adresse der zweiten Kammer, betreffend die Aufhebung des befreiten peinli— chen Gerichtsstandes der Militair-⸗Personen, so wie die Mitthei— lung der von dieser Kammer berathenen und angenommenen bei— den GesetzEntwuͤrfe wegen des Austritts aus dem Militairdienste und der Entscheidung uͤber die Tauglichkeit oder Untauglichkeit der Conscriptionspflichtigen. Sodann zeigte das Secretariat an, daß Herr F. List, Konsul der Vereinigten Staaten, an die hohe Kammer eine Eingabe eingesandt habe, unter Mittheilung einiger Exemplare seiner Denkschrift uͤber eine Eisenbahn von Mannheim

nach Basel. Oesterre sich.

Wien, 6. Mai. (Schles. Zeitg. Wie ich mit Be— stimmtheit versichern hoͤre, hat Se. Majestät der Kaiser befohlen, daß das durch Geruͤchte angekuͤndigte Lager in Maͤhren dieses Jahr nicht stattfinden solle.

Se. höchstselige Majestaͤt Kaiser Franz J. hatten, zur Er— innerung Allerhoͤchst ihrer Zusammenkunft mit Sr. Majestät dem Kaiser Nicolaus, und zur Verehrung an Dieselben, den ruͤhm— lichst bekannten Landschaftsmaler Thomas Ender beauftragt, die Ansichten von Münchengraͤz in vier großen Oelgemäl— den, und in einem fuͤnften als ein allergnaͤdigstes Geschenk fuͤr den Besitzer von Muͤnchengraͤz, Grafen Ehristian von Wald— stein, darzustellen. Diese nunmehr beendigten merkwuͤrdigen Tunstwerke sind jetzt in der Akademie der bildenden Kuͤnste zur Besichtigung aufgestellt.

An der Boöͤrse war in der letzten Woche das Geruͤcht von einer nahe bevorstehenden Reduction der 5proc. Staatsschuld auf 4 pCt. im Umlauf, und fand vielen Glauben.

Ueber Triest haben wir neuere Nachrichten aus Alexan— drien bis zum 4. April, die in Betreff der Pest wieder betruͤ— bender lauten. Diese furchtbare Seuche hatte mit erneuerter Kraft zu wuͤthen angefangen, und die Zahl der taͤglichen Opfer neuerdings vermehrt. Besonders in Kahira soll die Sterblichkeit unerhoͤrt seyn, so daß man das gaͤnzliche Aussterben dieser volk— reichen Stadt befuͤrchtete, und deswegen alles, was Füße und noch Kraft hatte, die Flucht cer j Seit einigen Tagen ging ö. das Geruͤcht, daß in Salonichi und in der Contumaz von

riest sich auch Pestfaͤlle ereignet haben. Durch heute eingetrof— fene Briefe aus Triest wird aber diese letztere Sage als vollkom— men grundlos erwiesen, und hinsichtlich der Ersteren haben wir ebenfalls beruhigende Nachrichten. Es waren zwar allerdings in Salonichi einige Pestfaͤlle vorgekommen, allein die Behörde traf sogleich solche Vorkehrungen, daß ein weiteres Umsichgreifen nicht zu besorgen war. Die neuesten Briefe zeigen nun an, daß in den beiden verdaͤchtigen Haͤusern, welche seit 14 Tagen abge— schlossen waren, seit der Zeit kein neuer Erkrankungsfaäll vorge⸗— nn, ist, und daß man deswegen die Seuche als öh etrachte. ; .

Schweiz.

Die Allgemeine Zeitung schreibt vom Genfer See vom 2. Mai: „Der Radikalismus zieht sich jetzt entschieden aus dem Kanton Bern an unseren See.“ aͤhrend dort immer mehr gemaͤßigte und besonnene Ideen aufkommen und herrschend wer⸗ den, nimmt bei uns die Uebertreibung uͤberhand, die ans Laͤcher⸗ liche graͤnzt. So hielt in den letzten Tagen des vorigen Monats die Waadtlaͤndische Section der Association de Suri feédéralèe in der kleinen Stadt Morges ihre Sitzung, und es ward unter Anderem darin beschlossen, eine Bittschrift an den Großrath zu richten, auf daß er die Waadtlaͤndische Deputation zu der naͤch⸗ sten Schweizer-Tagsatzung dahin instruire, sie solle einen Bun— des-Beschluß zu bewirken suchen, daß die Confoͤderation alle di⸗ plomatische Verbindung mit den Staaten abbreche, die ihren Un⸗ tergebenen den Aufenthalt in der Schweiz verboten oder Schweizer, ungeachtet deren Papiere, aus ihren Staaten weggewiesen haben. So soll der Waabtlaͤndische Großrath auch abermals uͤber die Zu⸗ sammenberufung einer Bundes-Konstituante diskutiren, zu wel⸗ cher die Schweizer direkt und jeder Kanton im Verhaͤltniß sei— ner Bevoͤlkerung Deputirte schicke. Ueberdies wird die Gesell⸗ schaft auch die Druckkosten einer Broschure tragen, worin die bisherigen Arbeiten des gegenwartigen Großraths untersucht und auseinandergesetzt werden, da seine Function naͤchstes Jahr zu Ende gehen wird, damit die Einwohner bei den nächsten Wahlen genau wissen, woran sie sich zu halten haben, und ob sie die bis⸗ herigen Deputirten wieder wahlen sollen. In Genf haben sich neuerdings zwei ähnliche Gesellschaften gebildet, eine zur Befoͤr= derung der Preßfreiheit, Unterstuͤtzung radikaler Zeitschriften und Broschuͤren, eine andere, um die Regierung zu einem liberalen Gange zu bewegen, oder politische Reformen zu bewirken. In inniger Verbindung mit diesen Vereinen und ihrem Zweck stehen die radikalen Journale, unter denen die Helvétie vor einigen Ta— gen den Genfern etwas ganz Neues sagte, naͤmlich, daß sie gar keine Constitution haͤtten, und diese auch gar nicht schriftlich im Bundes⸗Archiv niedergelegt sey.“

Inland.

Berlin, 141. Mai. Se. Koͤnigl. Hoheit der Herzog von Lambridge kam am 9ten d. M. mit dem Dampfschiffe' „die Stadt Mainz“ von Mainz in Köln an, nahm fein Absteige— Quartier in Deutz in dem dortigen neuen Gasthofe „Hotel de Bellevue“ und setzte am folgenden Morgen mit dem Riederlaäͤn⸗ dischen Dampfboote „Prinz Friedrich von Preußen“ uͤber Rot— terdam die Reise nach London fort. Se. Koͤnigl. Hoheit nah— men waͤhrend Ihres kurzen Aufenthalts den Dom und den Rathhaus⸗Saal in Augenschein und besuchten in Deutz die Ka⸗ serne des Aten Dragoner-Regiments, dessen Offiziere Sr. Königl. hr l am Abend im Garten des Hotel de Bellevue von ihrem Musik- Corps eine Serenade bringen ließen.

Am lsten d. M. feierte der Schullehrer Schuster zu Wilhelmsdorf im Zauch-Velzigschen Kreise des Reg. Bez. Potsdam sein funfzigjaͤhriges Dienst-⸗Jubilaͤum. Der Magistraͤt zu Brandenburg, als Guts-Obrigkeit, hatte in Gemeinschaft mit sämmtlichen Geistlichen des staͤdtischen Patronats und einigen Deputirten der Burgerschaft sich am Vormittage in Wilhelms— dorf versammelt, wo in dem durch die Sorge des fuͤr die An— lagen bei diesem Dorfe unermuͤdlich thäͤtigen Forst-Deputirten Broͤse festlich geschmuͤckten Betsaale der Superintendent Ir. Bop vor der versammelten Gemeinde einige herzliche Worte an den Jubilar richtete und ihm ein Gluͤckwuͤnschungs⸗Schreiben Sei⸗ tens des Patronats behaͤndigte. Am Mittage war zu Ehren des Gefeierten ein Mahl veranstaltet, bei welchem das von Sr. Majestaͤt dem Koͤnige dem Jubelgreise Allergnaͤdigst verliehene Allgemeine Ehrenzeichen einging, auch ihm ein Geld⸗Geschenk der Stadt Brandenburg uͤbergeben wurde.

Man meldet aus Breslau: Schleien im Besitz eines Dampfschiffes. Se. Durchlaucht der Fuͤrst zu Carolath hat naͤmlich ein solches vorzugsweise zu dem Zwecke erbauen lassen, die Oderkaͤhne ans Schlepptau zu neh⸗ men. Die engen Schleusen der Oder haben eine eigenthuͤmliche CTonstruction des Schiffes nothwendig gemacht. Dasselbe hat an den Stellen, wo die Rader angebracht sind, eine Verminderung der Breite erleiden muͤssen, und zwar um so viel, als die Rader Raum einnehmen. Die Breite des Schiffes ist also durch die Rader nicht vergroͤßert worden. Seine Kraft ist die von sechs Pferden. Die Dampfkessel und die Maschinerieen sind von va⸗ terlaͤndischer Fabrication, naͤmlich aus der Maschinen-Fabrik des Herrn Ruffert zu Breslau.“

„Seit kurzem ist auch

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Königliche Schauspiele.

Freitag, 15. Mai. Im Opernhause. Fanchon, das Leyer⸗ maͤdchen, Operette in 2 Abth. Musik von Himmel.

Im Schauspielhause: 1) Le roman d'une heure, comédie en 1 ace. 2) Le vieux mari, vaudeville en 2 actes, par 5 3) La famille de l'apothicaire, vaude ville comique en

acte.

Sonnabend, 16. Mai. Im Opernhause: Die Verschwoöͤrung des Fiesko zu Genug, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller. Hr. Seydelmann: Mule Hassan, als Gastrolle. Frl. v. Hagn: Graͤfin Imperiali. Hr. Rott: Fiesko.)

Die zu dieser Vorstellung eingegangenen Meldungen um Billets sind beruͤcksichtigt worden, und koͤnnen solche im Billet⸗ Verkaufs⸗-Buͤreau abgeholt werden.

Sonntag, 17. Mai. Im Opernhause: Adagio und Rondo fuͤr Violine, von Maiseder, vorgetragen von dem achtsaͤhrigen Sohn des Musik-Direktors Moͤser. Hierauf: Die schoöͤne Muͤlserin. Dann: Barcarole und Variationen fuͤr Violine, vorgetragen von dem achtjaͤhrigen A. Moͤser. Und: Das schlechtbewachte Madchen. Dlle. Angeoletta Mayer, erste Pantomimistin vom K. Hof ⸗Thea⸗ ter zu Munchen: Lisette.)

Im Schauspielhause: Zum erstenmale wiederholt: Die Schule des Lebens, Schauspiel in 5 Abth., nach einem Maͤhrchen, von E. Raupach.

Koöͤnigstädtisches Theater.

Freitag, 15. Mai. (In Italiaͤnischer Sprache): Semira— mis, Oper in 2 Akten. Musik von Rossini. (Dlle. Vial, vom 8 6 ,. Hof⸗Theater zu Turin: Semiramis, als

astrolle.

Preise der Plätze; Ein Platz in den Logen und im Balkon des i. , J . '

onnabend, 16. Mai. Zum erstenmale: Judith und Holo—

. . , 1 Théaulon, von e y ierauf: Zum erstenmale: er enfeind, Lustspiel in 1

von Adolph nene 8 zenf Eihi in!

Sonntag. 17. Mai. Julerl, die Putzmacherin, parodirende Posse mit Gesang in 2 Akten. Vorher Zum erstenmalc wieder⸗ holt: Der Luͤgenfeind.