1835 / 149 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Preise der vier Haupt⸗Getraide⸗Arten in den fuͤr bie Preußische Monarchie bedeutendsten Marktstaͤdten im Monat April 1835, nach einem monatlichen Durchschnitte in Preußischen Silbergroschen und Scheffeln angegeben.

Namen der Städte. Weizen Roggen Hafer

Koͤnigsberg ... 45, Memel 467 do n 45

Bromberg Fraustadt Rawitsch Kempen Berlin Brandenburg Kottbus ... Frankfurt a. d. Landsberg a. d Stettin Stralsund

Breslau Gruͤnberg Glogau , Goͤrlitz irschberg chweidnitz Glatz Neiße Leobschuͤtz

Ratibor.

Namen der Staͤdte. weuen diogsen Gerste

Magdeburg 3743 Stendal . A0 .

Muͤnster Minden Paderborn Dortmund

Koͤln Elberfeld

1 .

O 2 G N - i-

3 I =

Trier Saarbruͤck Kreuznach Simmern

Durchschnitts⸗Preise

der 12 Preußischen Staͤdte 5 Posenschen Staͤdte 9 Brandenb. u. Pom⸗

merschen Staͤdte .. 11 Schlesischen Staͤdte 8 Säͤchsischen Staͤdte 4 Westfaͤl. Städte.. 14 Rheinischen Staͤdte

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Königliche Schauspiele.

Freitag, 29. Mai. Im Opernhause: Die schoͤne Muͤllerin, Oper in 2 Abth. Musik von Paesiello. (Mad. Spitzeder: Röschen.) Hierauf: Die Wiener in Berlin, Posse mit Gesang, in 1 Aufzug, von C. v. Holtei. (Mad. Spitzeder: Louise v. Schlingen, als Gastrolle.)

Sonnabend, 30. Mai. Im Opernhause: Der Aufruhr im Serail, Ballet in 3 Abth., von Ph. Taglioni.

Im Schauspielhause: 1) Le code et amour, vaude ville en 1 acte. 2) La revanche, comédie en 3 actes et en prase. 3) Les frères féroces, grand mèélodrame en 1 acte.

Königstädtisches Theater.

Freitag, 27. Mal. Das Madchen aus der Feenwelt, oder; 36 Bauer als Millionair, Zaubermährchen mit Gesang in 3

kten.

Wegen eingetretener Hindernisse kann die Oper: „die weiße Dame“ erst am Sonnabend gegeben werden. Die dazu bereits geloͤsten, mit „Freitag“ bezeichneten Billets bleiben zum Sonn— abend guͤltig, oder kann der Betrag dafuͤr bis 6 . Abends in Empfang genommen werden. Zur heutigen Vorstellung sind die mit „Sonnabend“ bezeichneten Billets gultig.

Sonnabend, 30. Mai. Die weiße Dame, komische Oper in 3 Akten. Musik von Boieldieu. (Dlle. Vial, vom Koͤnigl. Sar⸗ dinischen Hof- Theater zu Turin: Anna, als Gastrolle. Dlle. Burghardt: Jenny.)

Preise der Plaͤtze:; Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc.

Zu dieser Vorstellung sind die mit „Freitag“ bezeichneten

Billets guͤltig.

Sonntag, 31. Mai. Endlich hat er es doch gut gemacht! Lustspiel in 3 Akten, von Albini. Hierauf: Sieben Maͤdchen in Uniform, Vaudeville in 1 Akt, von L. Angely. (Neu einstu⸗ dirt. Dlle. Burghardt: Julie. Zwischen beiden Stuͤcken: Ou— verture aus der Oper: „Die Stumme von Portici.“ Hierauf: Variationen von Rode, vorgetragen von Dlle. Vial.

Neueste Nachrichten.

Paris, 22. Mai. Der Marquis von Dalmatien, Sohn des Marschalls Soult, hat seine Entlassung als Botschafter mn Niederlaͤndischen Hofe eingereicht, und man will daraus auch auf einen Bruch zwischen dem Kabinet der Tuilerieen und dem Mar⸗ schall Soult schließen.

Der Pairshof setzte heute seine gerichtlichen Versammlun— gen fort. In dem Saale vor dem Tische der Gerichtsschreiber war eine zweite Tafel mit verschiedenen Beweisstuͤcken, worun— ter 2 Cuirasse, mehrere Pakete mit Patronen u. s. w., aufge⸗ stellt worden. Um 12 Uhr wurden die Angeklagten eingefuͤhrt, und 4 Stunde spaͤter erschienen die Pairs selbst; es fehlte Kei⸗ ner von ihnen. Der Praͤsident verordnete zunaͤchst die nn, der Zeugenliste, welche 819 Namen enthaͤlt, namlich 55 Belastungs- und 261 Entlastungs⸗ Zeugen. Nach eini— gen Bemerkungen des Angeklagten Abbé Noir in Bezug auf die Gruͤnde, die ihn vermocht, den Debatten beizuwoh— nen, begann die Vernehmung der Angeklagten und der Zeugen und zwar zunaͤchst mit dem Angeklagten Morel. Bald aber unterbrach der Advokat Favre das Verhoͤr, indem er foͤrm⸗ lich darauf antrug, daß der Gerichtshof sich zuvoͤrderst daruͤber aͤußere, ob die jetzt beginnenden Debatten sich uͤber saͤmmtliche Angeklagte oder bloß uͤber die anwesenden erstrecken sollten. Der General⸗Prokurator hielt es fuͤr uͤberfluͤssig, daß der Ge— richtshof hieruͤber besonders berathschlage, indessen erklaͤrte er, daß er seinerseits auch nichts dawider habe. Der Praͤsident war Anfangs selbst unschluͤssig; nach einer Besprechung mit den Herren Decazes und Girod zogen sich jedoch die Pairs in ihr Berathungs⸗Zimmer zuruͤck, Und um 4 Uhr erfolgte, unter Be⸗ rufung auf den Beschluß vom 9. Mai (wegen Entfernung der widerspenstigen Angeklagten), der Bescheid, daß dem Antrage des Advokaten Favre keine Folge zu geben, vielmehr das Zeugen— Verhoͤr fortzusetzen sey.

In der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗-Kammer wurde das erste Kapitel des Budgets fuͤr die Kolonie Algier, nach Verwerfung zweier von der Kommission beantragter Ersparnisse von zusammen 437,900 Fr., unverkuͤrzt mit 1,899,000 Fr. ange— nommen. Dieses Kapitel betrifft die Kosten der Civil⸗Verwal—⸗ tung. In der heutigen Sitzung begannen die Debatten uͤber den Antrag der Pairs⸗-Kammer, die Herren von Cormenin

und Audry⸗de⸗Puyravegu vor ihre Schranken laden zu du

(Wir muͤssen uns einen Auszug aus diesen Debatten vorbe gion lf n g. daß ecm

Es haben sich gegen den

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Kammer ermaͤchtigt werden solle, den Deputirten Herrn Aut de⸗Puyraveau vor ihre Schranken 6 fordern, in der Depunh

ten⸗Kammer 38 Redner einschreiben lassen.

Der Fuͤrst Talleyrand erschien gesterin in der Soirée n

Praͤsidenten der Deputirten⸗Kammer, Herrn Dupin. Jedermg

gerieth in Erstaunen uͤber das gesunde und kraͤftige Luc en

des Fuͤrsten.

Der Temps kuͤndigt das baldige Erscheinen einer nein = Schrift des Praͤsidenten Herrn Dupin uͤber die Juli Ren

lution an. . . Nach dem Renovateur wuͤrde Herr Persil sich zurich

hen und Herr Sauzet dessen Stelle als Großsiegelbewahrer , / / H z hrer j ö

nehmen.

ist wegen eines Artikels uͤber die Sitzung des Pairshofaz hu, genommen worden. ĩ

Die Versammlungen an der Porte St. Martin ernam sich jeden Abend, hauptsaͤchlich deshalb, weil Truppen dort lf gestellt sind. Gestern Abend war wieder eine Zusammemu— tung daselbst. Ein Polizei-Kommissar, von noch einem anden Beamten und einer Menge Polizei⸗Sergeanten begleitet, furzen die Neugierigen auf, sich zu entfernen. Einige widersetzten st Die Polizei-Agenten machten hierauf von ihren Stoͤcken brauch. Mehrere Personen wurden verwundet. Die mj

Nacht hindurch durchstreiften ö Patrouillen zu Fuß m

zu Pferde das Quartier der Porte St. Martin.

General Mina ist am 17ten d. mit seiner ganzen Fam in Toulouse angekommen. Er geht von dort nach Montpelln

Es hieß heute an der Boͤrse, Zumalacarreguy habe eine) wegung nach Madrid hin gemacht. Einige wetteten, er win noch vor zwei Monaten in Madrid seyn.

Der Messager enthaͤlt folgendes Privatschreiben aus M drid vom 14. Mai: „Die Prokuradoren⸗Kammer wird mot die Diskussion uͤber die innere Schuld wieder aufnehmen, unh einigen Tagen waͤre es moglich, daß sie ihr Votum uͤber den in trag des Herrn Caballero wieder zuruͤcknaͤhme; es heißt, der Km miffions⸗Bericht werde dem Antrage nicht guͤnstig seyn und die M joritaͤt sich in dem naͤmlichen Geiste aussprechen, wie die Kommlssm Die Ruhe ist vollkommen wieder hergestellt, und die Behijhze ist thaͤtig damit beschaͤftigt, die eigentlichen Ursachen der Unpth nungen zu entdecken, die am 11ten die Hauptstadt in Schtichn versetzt hatten. Eine Untersuchung ist uͤber diese Ereignsse c oͤffnet worden. Das Gericht, welches mit der groͤßten Cath falt dabei zu Werke geht, hat schon mehrere Personen vothp fordert. er Marquis de las Navas, der ebenfalls vor o Corregidor beschieden wurde, hat sich beeilt, uͤber alles dasp nige Auskunft zu geben, wovon er Augenzeuge gewesen wa Die Regierung laͤßt es bei der Untersuchung allein nicht benen den; schon sind Vorfuͤhrungs-Mandate gegen Personen vn Auszeichnung, unter Anderen gegen den Sohn des Hen Alcala Galiano, eines der angesehensten Oppositions,Mitglitzn in der Kammer der Prokuradoren, erlassen worden. Diese Vn

aftung scheint in Folge von Angebereien beschlossen worden . die nicht erwiesen werden koͤnnen. Der junge Ma macht heute sogar in mehreren Blaͤttern ein Schreiben belann, das allen Verdacht von ihm abwaͤlzt. (Hiernach ware die An abe oben im Artikel Spanien zu berichtigen, daß das Schtzj en von Herrn Galiano, Vater, herruͤhre.) Von ministerie len Aenderungen ist jetzt keine Rede mehr; die Gerdi, i hieruͤber im ersten Augenblicke der Bestuͤrzung in Umh gekommen waren, sind ungegruͤndet. Herr Martinez del Rosa wird nur mit seinem Systeme fallen, und die Em gie, die sein Kollege Toreno in der Kammer zeigt, st diesem Systeme neue Kraft gegeben. Die Prokuradoren Km mer, deren Politik so schwankend und veraͤnderlich ist, wiᷣ am Ende dieses Monats ihre Session schließen; dies ist wem stens die allgemeine Ansicht. Herr Rayneval ist nach Aran abgereist, wohin ihm der Englische Botschafter bald nachsöh⸗ wird. Die Verschwoͤrung in Valencia, von der man so ) Wesen gemacht hat, ist nur hoͤchst unbedeutend gewesen; 26 tilleristtin, ein Sergeant von demselben Corps, Namens Am und zwei Bauern waren die einzigen Verschwornen. Der C6 geant selbst verrieth das Komplott, und die Schuldigen sind! den Haͤnden der Gerechtigkeit.“

Heute schloß proc. Rente 108. 60. Zprorc, 81. 80 pn Neap. 99. 35. proc. Span. 443. 3proc. 283. Ausg. Sch 0

Frankfurt a. M., 25. Mai. DOesterr. 5proc— Men 1021. 1023. 4proc. 973. 977. 21proc. 58ꝑ. B. (Ihk. 9 B. Bank ⸗Aictien 15935. 1593. Part. Obl. i4l. 1463. H u 100 G. 2123. Br. Preuß. Praͤm. Sch. 633. Br. di. ih

nl. 987. G. Holl. Fproc. Obl. von 1832 1613. Br. Pu Loose 69. B. 251. 24. . Redaeteur Cottel.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

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Allgemeiner Anzeiger

Bekanntmachungen. Nothwendiger Verkauf.

zugehorige, in der Heiligengeistgasse zu Danzig unter der Servis⸗Nummer 1061 ünd Nr. z! des Hypothe⸗ kenbuchs gelegene Grundstuͤck, abgeschaͤtzt auf 3198 Thlr. j3 jar. Apf. zufolge der nebst Hypothekenschein und Bedingungen in der Registratur einzusehenden Taxe, soll

Bad

am 1. December e. vor dem Artushofe verkauft werden. Danzig, den 8. Mai 1835.

Koͤnigl. Preuß Land- und Stadtgericht.

Travemünder Seebad.

tag en eröffnet, und konnen von dleser Zeit an sowohl richten sind. warme als kalte Bader gegeben werden.

Der ungemein starke Besuch im vorigen Jahre hat die Anschaffung einer bedeutenden Anzahl neuer Badekarren und die Vermehrung Ii nel, neben mancher anderen, die Bequemlich⸗ e

it des Publikums bezweckenden Einrichtung veran⸗

moͤglichste Zufriedenstellung desselben hoffen darf. Mit Bestellungen auf Logis, beliebe man sich, wie

Das dem Kaufmann Heinrich Samuel Rosenstein bisher, zu wenden an

Im Mai 1835.

Bekannt machung.

Die Eroͤffnung der Bade⸗Anstalt zu Nenndorf fin—⸗ det wie bisher am 1. Juni wieder Statt, und von diesem Tage an werden die Schwefel., Schlamm⸗, Gas⸗, Douche⸗, Tropf⸗ und Sturz Baͤder, die Salz⸗ liegt, zu erwaͤhlen. Baͤder aber vom 15 Juni an gegeben werden, Einem geehrten Publikum wird solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Anfragen in aͤrztli⸗ cher Beziehung an den dasigen Brunnenarzt Herrn

ö. 5 3 i,, arne oft . . . , , n, ,. 9 1. , wir) auch in gegenwaͤrtigem Jahre mit den Pfingst an den Herrn Burggrafen Ruͤck in Nenndorf zu maͤchtigte zu erscheinen unzulaͤssig ist,

. ö h) . f . , Aetionairs an 3 i09( General⸗Ver⸗Verfasser das Zunftwesen in allen , 4

Cassel, am 7. Mai 1835. sammlung gefaßten i gebunden sind. gen.

Kurfuͤrstliche Brunnen-Direction.

des angestellten Erste General-Versammlung der Leipzig⸗ Dresdner Eisenbahn⸗Compagnie. Nachdem das Capital der Leipzig⸗Dresdner Eisen—

A. C. Leyd ing,

füͤr die Preußis laßt, so daß man auch bei aͤhnlichem Andrange auf bahn⸗-Compagnie vollstaͤndig unterzeichnet worden ist,

so werden in Folge der Ällerhöͤchsten und Hoöchsten Orts genehmigten Statuten, und Kraft der im 8 2

des höhen Decretes vom 6. Mai d. J. dem unter j zeichneten Fomité ertheilten Befugniß saͤmmtliche erschienen und durch

chen Staaten.

Literarische Anzeigen

t Georg Jogchim Goͤschen in Lein ,, chin Buchhandlungen zu ] hen, in Berlin bei E. S. Ritt ler (Stechbaht

Inspeetor der Bade-Knstalt. Aletien⸗ Inhaber hierdurch eingeladen, sich bei der e⸗ zo, so wie in dessen Handlungen zu Posm!

Nenndorf.

Leipzig, am 22. Mai 1835.

sten constituirenden General-⸗Versammlung Freitags, den 5 Juni d. J., früͤb um s ubr, im Saale des hiesigen Gewandhauses einzufinden, . gr, 3 Gemaͤßheit 3 D , , des 8e 23 gegenuber der Vernunft, dem Rech des Statuten Entwurfs, Zwanzig Aetionairs zu .

Mitgliedern des Ausschlu fes; welchem nach 5. 36. die Ein staatswissenschaftlicher Versuch, ift

Wahl der Directoren und deren Stellvertreter ob⸗

Es wird hierbei in Erinnerung gebracht, daß das im 5. 12, naher bezeichnete Stimmrecht nur ugch vo A1 Wini erfolgter Legitimation durch Vorzeigung der zustaͤn⸗ Königlich Preuß. Gerichts⸗Amtmanne in digen Aetien dermalen der Interims⸗Scheine .

(8. 19) ausgeuͤbt werden kann, daß durch Bevoll⸗

Eisenbahn⸗Comite.

Bromberg, und bei Vincent in Prenzlau: Der Zunftzwang und die Bannrech

der Wissensch aft. 6

Lu ftlarnnge der Bepor ech teten, ze

Vortheile und zum Gebrauche fuͤr Volksve Magistratspersonen und Stadtverotdnett von Friedrich August Bene digt,

gr. S9. broch. 1 Thlr. f Mit Eifer, Sachkenntniß und Bc arfs n, genannte Werk verfaßt. Gründlich behand

Ueber dse Bannrechte, einen wenig bearbeiteten Gegensiand, verkreitet i selbe ebenfalls gruͤndlich, und macht dabei se Vorschlaͤge zu deren Beseitigung.

Die gestrige Nummer des republikanischen „Reformwnn

9 .

(

Allgemeine

149.

1835.

r

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Im Bezirke der Königl. Regierung

u Arnsberg ist der Kandidat Karl Hengstenberg um Pfarrer in Wetter ernannt worden; = p zu Erfurt ist die erledigte evangelische Pfarrstelle zu Soll— sedt und Eigenrode dem Kandidaten Bernhard Ludwig Held zerliehen worden. ö

Angekommen: Der Kaiserl. Russische Ceremonienmeister, First Jussupsoff, von St. Petersburg.

Abgereist: Der Koͤnigl. Franzoͤsische außerordentliche Ge— andte und bevollmaͤchtigte Minister am Koͤnigl. Säͤchsischen Hofe, on Bussi eres, nach Dresden.

Zeitungs-Nachrichten. A ü a nd,

Frankreich.

Paris, 23. Mai. Der Konig, die Königin, die Prinzessin Nelaide und die Prinzen statteten gestern dem Prinzen Leopold un Sicilien im Palais-Rohal einen Besuch ab.

Ueber die vorgestrige Sitzung der Deputirten-Kam— mer ist noch zu melden, daß im Laufe der Debatten uͤber das Bidget fuͤr Algier zum ersten Male auch Herr Semeric, Depu— tit der Stadt Marseille, die Rednerbuͤhne bestieg, und in ei— nem glaͤnzenden, vollig improvisirten Vortrage die Vortheile her— urhob, die Frankreich sich von der Beibehaltung der Kolonie nersprechen duͤrfe. In der gestrigen Sitzung, wo (wie be— fr erwahnt) die Berathung uͤber den Antrag der Pairs-Kam— mer, zwei Deputirte belangen zu duͤrfen, an der Tages-Ordnung war, ergriff vorweg der Vicomte von Cormenin das Wort, um de Erklarung abzugeben, daß das unlaͤngst erschienene Schreiben an die April-Gefangenen von ihm nicht unterzeichnet worden sey.

„Was meine Döenkungsart betrifft“, fuhr er fort, „so weise ich hloß darauf hin, daß ich mich seit dem 259. Juli 1830 niemals eines Votumß gegen die Volks-Souverainetdt schuldig gemacht habe. Auf diese Erklaͤrung koͤnnte ich mich beschraͤnken, wenn nicht bei dem Anttoge der Pairs-Kammer zugleich auch die Wuͤrde dieser Versommiung im Spiele waͤre. Wit, m. H., Sie duͤrfen einen Minister nur nach der gruͤndlichsten Pruͤfung der ihm zur Last gelegten Thatsachen vor die Pairs-Kammer verweisen, und Sie wollten ihr einen Deputirten ohne alle Untersuchung, und auf die schwaͤchsten Anzeichen hin, ausliefern? Sie konnten glauben, daß es die Absicht des Gesetzgebers gewesen, die Deputirten-Kam— mer der Pairs-Kammer unterzuordnen? Sie sollten nicht fuͤhlen, welch ein uncrmeßlicher Unrerschied für einen angeschuldigten Deputir— ten zwischen der Sicherheit der Jury und den Gefahren eines Ausnahme- Gertchts besteht? Wie Sie wollten Ihre Kollegen vor das Trivungl bon Maͤnnern schicken, die über uns richten sollen, wenn wir sie beleidigt haben, indeß wir nicht über sie richten duͤrfen, wenn sie uns beleidigen? Vor Richter, die Alle von dem Angeklagten als parteiisch verworfen werden könnten, wenn dieser, wie ich, gegen die Erblichkeit der Pairie gestimmt hätte? Vor Maͤnner, die in unse— ren (der Oppositions-Mitglieder) Augen, groͤßtentheils unsere poli—⸗ üischen Gegner sind? Vor Maͤnner, die durch eine monsteuoͤse Ver— . bindung richterlicher Befugn sse in ihrer eigenen Sache zugleich An—= geber, Anklaͤger, Instructtoöns-Richter, Zeugen, Geschworne, Richter

und. Hatte sind? Nimmermehr kann ich glauben, daß Sie sich nicht deleidigt fühlen sollten, wenn man Sie vor die Praͤvotal-Gerichts— batkeit der andern Kammer stellen will. Nimmermehr kann sch glau—⸗ en, daß Sie sich einer solchen Erniedrigung unterwerfen mwoerden. Ich meinerseits würde es wenigstens nicht. Meine Kommittenten laben. mich nicht hieher geschickt, damit ich die Ueberreste Rhrer zollt ischen Erniedrigung auf den Armensuͤnderstuhl der Pairie schleppe.

r * ph s 11 ,. ; * : öproc. Span. Rente 423. Br. proc. do. M zi Buͤrger soll die PKics-Kammer mich haben, als Beputirter nie—

mal: Ich wurde zuvor mein Deputirten-Amt niederlegen, und so— tam die Bewahrung Ihrer Ehre mehr bekuͤmmert seyn, als Sie selbst. Und jetzt noch einige Worte uͤber Herrn Audry-de-Puyraveau, . dteset gerade abwesend'ist. Was hat ser gethan, dat die Com— . Fhnen vorschlagt, ihn zu verurtheilen, und mich freizuspre— , W. ist das Corpus dalicti? Wo seine eigenhändige Unter— . Hat er das in kriminirte Schreiben verfaßt, gedruckt, publi⸗ rr Hai, er den Auftrag dazu ertheilt, und wo ist dieser Auftrag? . ss h r dem Schreiben bloß beigetreten, und in welcher Art? it ind. Ihre Beweise, wo auch nur Ihre Vermuthungen? Es . inn nichts Geringeres als jedwedes Fundament. Sie ver⸗ 3 wie die Pairs-Kammer, die Unterzeichner mit den 6 , die gedruckte Unterschrift mit der geschriebenen. a n r gung des Original-Dokuments oder das Gestaͤndniß uin juldigten kann hier entscheiden. Vergessen Sie im Uebrigen . wenn Sie mir bloße Gerechtigkeit, Sie dem Herrn e. e-Puyravean auch noch Dank schuldig sind, denn die Juli⸗ ien war zum Theil sein Werk. Ich habe weder eine Revo— . ch einen Konig, noch eine Charte gemacht; ohne ihn aber uu ; die Minister, die ihn verfolgen, und die Deputirten, die ihn ö gi wollen, vielleicht nicht in diesem Saale sitzen. Ich mag wolen 6 . . n . , Deputirten⸗Amt verschanzen; cc 3 (8 K ĩ ĩ fe nnn 3 , Kammer eine Beute hinwerfen, so ach dieser Rede, die eine gewaltige Aufregung in der Ver— mn. zur Folge hatte, fragte zunächst Herr Havin den Be— ere, weshalb die Kommission den Herrn? Audry⸗de⸗Puy— e nicht zu einer naͤheren Erklarung uͤber seinen mehr oder . ea tn Antheil an dem inkriminirten Schreiben aufge⸗ . g . Herr Sauzet (der Berichterstatter) erwiederte, daß ern glue de, Puyravea , unter Berusung auf die von ihm ein— 3 6 Protestation, jedwede nähere Erklarung verweigert habe; 9. . ch. habe entfernen wollen, habe er sich bereit erklart, , . 'edernt der Kommission in kollegialischer Weise einige . M the ungen zu machen; auf die Bemerkung des bie dh; 3 a ö. daß, da die Kommission einen amtlichen Cha⸗ Darth , 9 seine Mittheilungen auch der Kammer wurde , . muͤssen, sey Herr Audry⸗de⸗Puyraveau sofort gen. Nach dieser Auseinandersetzung eroöͤffnete Herr

von Golbéry die eigentliche Debatte mit einem Vortrage, wor— in er das Ansinnen der Pairs-Kammer in dem Interesse der po— litischen Verfassung des Landes selbst zuruͤckwies. Herr Du— vergier de Hauranne hob mit folgenden Worten an:

„Meine Herren! Erschiene mir die gegen zweJl unserer Kollegen beabsichtigte gerichtliche Verfolgung als eine muthwillige und von politischen Motiven entblößte Maßregel, so wurde ich nimmermehr meine Einwilligung dazu geben. Gestatten Sie mir daber, die Thatsachen zu beleüchten und Ihnen die eigentliche Lage der Dinge ins Gedaͤchtniß zuruͤckzurufen.« Vor etwa einem Jahre brach eine sehr ernstliche Enipoͤrung auf mehreren Punkten Frankreichs aus, die offenbar lange vorbereitet war und die Regierung auf einen Augen— blick in Gefahr brachte. Was sollte diese darauf thun, um solche Ereig nisse ein- für allemal unmoͤglich zu machen? Die Einen spra— chen von Aufhebung der individuellen Freiheit, Andere reklamirten die Huͤlte der Kriegsgerichte. Allein die Regierung beharrte auf ihrer Bahn der Mäßigung. Sie verwarf beide Maßregeln und wandte sich an den bc ten, von der Charte und einem spaͤte— ren Gesetze eingesetzten Gerichtshof. Sogar die Opposition konnte damals der Maͤßigung der Regierung ihren Beifall nicht versagen; wie Sie sich erinnern werden. (Hr. Odilon-Barrot:. „Dies ist nicht ganz richtig.“ Ich appellixe an diejenigen Mitglieder der Kammer, welche in der letzten Session zugegen waren. (Hr. Laf⸗ fltte: „Wer war es, der die Hülfe der Kriegsgerichte anrief?“) Sie habe ich nicht gemeint. (Hr. Laffitte: „Sie selber thaten es“) Ich eben so wenig“ (Viele Stimmen: „Herr Praͤsident, sichern Sie dem Redner das Wort!“ Der Redner theilte darauf eine Stelle aus dem „Courrier frangais“ vom 16. April v. J. mit, worin die betreffende Maßregel der Regierung gutgeheißen wurde, und fuhr dann also fort: „Auf einmal tauchte unter dem Mantel der Großmuth, im Grunde aber als eine voͤllige Ver— leugnung aller politischen Gerechtigkeit und als ein grelles Zuge⸗ staͤndniß der Ohnmacht die Idee der Amnestie auf. Sofort bemaͤchtigten sich ihrer die Parteien, augenscheinlich, um dadurch einen ihnen selbst so gefährlichen Prozeß zu hintertreiben. Von die⸗ sem Tage an datirt sich jenes Gewebe von Angriffen, Verleumdun⸗ gen und Beschimpfungen durch die Presse, das leider selbst bei den GemaͤJigten und Billigdenkenden nicht seine Wirkung verfehlt hat. Der Prozeß kam heran. Einem, aus gerechten, würdigen, gemaͤßigten Maͤnnern bestehenden Gerichtshofe treten Angeklagte gegenuͤber, de—⸗ ren Aufregung durch eine 13 monatliche Gefangenschaft gesteigert werden mußte; wahrend jener bedroht, beleidigt, verleumdet wird, werden diese . und angefeuert. Man schildert die Wider— spenstigen als Maͤrtyrer ihres Rechts, die Nachgiebigen als Feiglinge. Es fehlte nur noch, um das Maß der Unordnung voll zu machen, daß ein Comité sich orggnisirte, und dies geschieht. Ein Ver— sammlungspunkt der Heftigsten in ganz Frankreich erklart sich für permanent, redigirt Tagesordnungen und läßt Proclamationen drut⸗ ken. Nur Muth! rufen sie aus, wir, Eure Bruͤder, werden Euch nicht sinken lassen; Muth! denn Ihr seyd die edelsten Stutzen, die unerschrockensten Vertheidiger der Republik, zu der wir uns Alle be⸗ kennen! Das übrige übergehe ich hier mit Stillschweigen. So, meine Herren, ist überall die Gerechtigkeit verhdhnt, das Gesetz mit Fuͤßen getreten, die Gesellschaft bis in ihre Grundfesten erschuͤttert worden. Hofen wir, daß ein solches Benehmen der gerechten Brandmarkung durch die öffentliche Meinung nicht entgehen werde. Zeichen von Beifall; zugleich Geraͤusch auf einer der Zuhörer-Tri⸗ bunen. Eine Stimme im Centrum: „Man sagt uns von einer der Tribunen herab Beleidigungen.“ Der Graf Jaubert zeigt auf die mittlere Tribune im zweiten Rang): „Ja, dort von dieser Tribune!“ Herr Fulchiron: „Das kommt häufig vor!“ Herr Jaubert: „Wir wollen uns beschweren. Es ist haupt- saͤchlich die Tribune der Journalisten!“ Der Praͤsident: „Die Tribunen durfen sich keine Aeußerungen irgend einer Art erlauben. Nach diesem Intermezzo fuhr der Redner also fort: „Noch hat eine Regierung unter uns nicht existirt, von der es heißen konnte, was ein republikanisches Blatt (der National) vor zehn Tagen sagte: „„Die Regierung hofft den Angeklagten Furcht einzujagen .... womit doch? oder wissen diese nicht, daß, obgleich eine Anklage auf Leben und Tod uͤber ihrem Haupte schwebt, doch kein Haar ihnen gekrüuͤmmt werden wird?““ Das bedeutet, daß noch keine Regie— rung mit so viel Menschlichkeit eine so aͤngstliche Pflicht in der Be⸗ obachtung aller gesetzlichen Formen verbünden hat. (Verneinung auf der Linken. Man gestatte mir, der Regierung von dieser Red⸗= nerbuͤbne herab, wo man sie so haͤusig angreift, eine Lobrede zu hal⸗ ten. Daß die Parteten, indem sie solche Maäßfgung verspotten, sie zugleich anerkennen und sich selbst dar auf verlassen, dies, m. H. ist ein einziges Faktum in der Geschichte, worauf ich stolz bin, und welches allein hinrcicht fuͤr den Ruhm einer Regierung, die ich unterstuͤtze, die wir alle unterstüͤtzen (Beifall.) Damit die Regierung jedoch die noͤthige Festigkeit und Kraft entwickeln koͤnne, muͤssen die andern Staats-Gewalten ihr bereitwillig zu Hülfe kommen. Aus diesem Gesichtspunkte wünschte ich, daß wir Alle die Sache betrachteten. Damit, daß einer unserer Kollegen zu seiner Vertheidigung vor die Pairs-Kammer gezogen wird, ist ich weiß es noch nicht Alles abgethan; aber wenigstens werden wir bewiesen haben, daß in der ietzigen Krisis die beiden Factionen, die sich bei allen Gelegenheiten die Haͤnde reichen, weder auf Schonung noch auf Schwache unter uns zu rechnen haben. Schon hat die republikanische Partei durch den aufgedeckten Betrug mit den Unterschriften sich eine Bloͤße gegeben. Wenn nun diesen aufruͤhrerischen Hestrebungen gegenüber die Pair s⸗ Kammer den Feinden der Gesellschaft, in dem eigenen Interesse dieser letztern, energisch begegnen will, so wollen wir unsererseits sie nicht im Stiche lassen, damit es nicht scheine, als gingen wir vielmehr zu ihren Gegnern uͤber. Die Pairs-Kammer muß die ,, . gewinnen, daß das Land mit ihr sey: der gerechteste Ersatz fur alle ihre erlittenen Verletzungen! Ich stimme für den Antrag, wie er von der Kommission gemacht worden ist.“ (Zahlreiche Zeichen des Beifalls auf verschiedenen Punkten der Versammlung.)

Herr Pages (vom Arriege-Dept.) aͤußerte sich dagegen etwa folgendermaßen:

„Werfen wir einen Blick auf das inkriminirte Schreiben. Enthaͤlt es wirklich Beleidigungen. gegen den Pairshof? Ge— wiß, beide Kammern sind befugt, uͤber ihre Wuͤrde sorgfaͤltig zu wachen; aber wie selbststaͤndig und ganz unabhaͤngig von einander sie hier auch handeln durfen, diese drei hoheren Rich ter muͤssen sie in der moralischen Welt-Ordnung anerkennen: die öffentliche Meinung, die Geschichte und die Nachwelt! (Bewegung in ver— schiedenem Sinne,) Ich will jetzt die Frage aus diesem dreifachen Gesichtspunkte beleuchten, dem juridischen, dem politischen und dem moralischen. Zuerst haben wir Alle die Ueberzeugung, daß die beiden vorgeladenen Deputirten ihre Unterschrift zu dem Schrei ben nicht wirklich hergegeben haben; der eine hat es erklärt, und die Zuruͤckhaltung des anderen muͤssen wir anerkennen. Die Pairs⸗ Kammer aber bat die gesetzlichen Formen vernachlaͤssigt und ist dar⸗ uͤber in eine große Unschicklichkeit verfallen. Zu eifrig, ihre eigene

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Würde zu rächen, hat sie an die unsrige nicht gedacht! Nach dem Preß-Gesetze ist der Herausgeber der Schuldige und der Ver⸗ fasser der Mitschuldige. Aber weder ist hier die Existenz eines Schuldigen, noch die des corpus delicti erwiesen. Hate die Kammer hieran gedacht, so wuͤrde der Brief der Herren Michel und Trelat, die sich als die alleinigen Verfasser und Herausgeber des erwahnten Schreibens nennen, alles Weitere erspart haben. Zweitens, frage ich, wen wollen wir, und in wes⸗— sen Haͤnde wollen wir ihn ausliefern? Sollte eine Verurtheilung des Herrn Audry de-Puyraveau erfolgen, so wird die Geschichte es nicht versaͤumen, daran zu erinnern, daß er es war, der der Juli— Revolution zuerst sein Haus geöffnet hat, und zwar zu einer Zeit, wo sie bloß noch ein Aufstand gegen die Restauration war. Und Sie wollten ihn den Pairs der Restauration ausliefern? Die Geschichte bezeugt, daß er ein beharrlicher Gegner der Erblichkeit der Pairie war; und den Pairs, denen er die Erblichkeit genommen hat, wollen Sie ihn uͤbergeben. Er hat zuerst fuͤr die Ausstoßung einer großen Zahl der Pairs mitgestimmt, und den Ueberresten dieser durch ihn verstuͤmmelten Pairschaft wollen Sie ihn ausliefern! (Heftiges Murren) Er gehört zur aͤußersten Opposition, und Sie wollen ihn der Majoritäͤt ausliefern! Ich glaube nicht an die Gerechtigkeit politischer Korper bei politischen Vergehen! und doch wollten Sie einen Ihrer Kollegen vor das Forum eines Gerichtshofes wei⸗ sen, der die Vertheidigung nach Belieben verstuͤmmeln kann, indeß dem Angeklagten bloß das Wort eines Advokaten zu Gebote steht, den der Richter aus den Listen streichen kann? Denken Sie an den Marschall Ney; war dessen Leben nicht durch die Capitulation von Paris gesichert? aber weil die Pairs den Advokaten verboten, sich auf diese ECapitulation zu berufen, fiel der Marschall aus Mangel eines Vertheidigers! Herr Audry-⸗de⸗Puyraveau muß, um sich zu verthei— digen, die Pairs-Kammer selbst, dafuͤr, daß sie die freie Vertheidigung aufgehoben hat, angreifen; die Kammer wird also zugleich Richter und Partei seyn, Schiedsrichter bei einer von ihr selbst provocirten Verletzung, und Herr einer Justijpflege, die das Land eine Rache nennen wied. Sie haben ihr früher die Herren Colomb, Gaétan von Larochetou— cauld und Cabet ausgeliefert, aber alle Drei auf ihr eigenes Ver— langen. So reklamiren Sie wenigstens für Herrn Audry-de⸗Puy⸗ ravtau das Recht, die Antwort zu verweigern, wenn ihm die ge— wunschte Vertheidigung nicht zu Theil wird. Wie möchten Sie aber der Pairs-Kammer verwehren, einen Angeklagten zu ver— urtbeilen, weil er nicht antworten will, wenn Ihre Kom— mission in der Motivirung ibres Antragts das Schweigen des Herrn Audry-de⸗Puyraveau schon als hinreichend zur Bewilligung der verlangten Autorisation darstelltc? Ich begreife die Empfindlichkeit der Pairs⸗Kammer sehr wohl; aber wie sie sich ihrer Vorzüge ruͤhmt, muß sie auch die Nachtheile ihrer Lage mit Resignation ertragen. Sie hat Revolutionen erlebt und durchge— macht; sie ist also eine Geburt dieser Revolutionen; und keine mensch⸗ liche Macht kann Geschehenes ungeschehen machen. Erzeigen Sie Achtung der Charte, den Gesetzen, dem Gleichgewicht der Gewal ten, der parlamentarischen Unverletzlichkeit. Die beiden Kammern beduͤrfen gleich sehr der Würde; so uͤberliefern Sie nicht die politi— sche Freibeit der einen, die gerichtliche Suprematie der andern.“ Herr Moreau vertheidigte die Gesetzlichkeit des Benehmens der Pairs-Kammer bei der Frage uͤber die Wahl der Vertheidi⸗ ger und stimmte fuͤr die Proposition. Herr Nicod verwarf letztere vornehmlich aus dem Grunde, weil kein Gericht, als die Jury, befugt sey, einen Deputirten vor seine Schranken zu la— den. Nach Herrn Nicod ließen sich noch der Großsiegelbe— wahrer und die Herren Arago, Agier und Teulon verneh— men. Der Erstere vertheidigte mit Herrn Agier den Antrag der Kommission, da durch eine Verwerfung desselben die Depu— tirten⸗Kammer sich der Pairs-Kammer feindlich gegenuͤberstel⸗ len wuͤrde. Herr Arago dagegen bekaäͤmpfte diesen An— trag, hauptsaͤchlich aus dem Grunde, weil Niemand Rich— ter in seiner eigenen Sache seyn konne. Herr Teulon 61 gegen die Proposition eine Rede, worin er an die Juli— evolution und an die Niederlage, welche sie der Pairschaft bei⸗ gebracht, erinnerte. „Ich will nicht“, sagte er, „bis zur Re— stauration zuruͤckgehen; ich sage nur, daß die Pairs-Kammer im Jahre 1839 eine wenig ehrenvolle Rolle spielte, als sie sich ein Drittheil ihrer Mitglieder entziehen ließ.“ (Heftige Ausbruͤche des Murrens und Geschrei: Zur Ordnung!! Von allen Sei— ten: „Herr Praͤsident, rufen Sie den Redner doch zur Ord— nung auf!“ Herr Teulon will seinen Satz wieder aufnehmen, neue Ausbruͤche des Unwillens unterbrechen ihn. Der Präͤsident (zum Redner): „Sie greifen die Pairs-Kammer an, und eine solche Sprache kann ich nicht dulden...“ Herr Teulon: „Las⸗ sen Sie mich meinen Satz weiter ausfuͤhren.“ Der Präsi— dent: „Nein, ich erlaube es nicht, weil Ihr Satz klar genug und hinreichend von der Kammer verstanden worden ist, da von allen Seiten der Ruf: zur Ordnung! ertoͤnte. Ich sage Ihnen, daß Sie durch diese Worte eine der drei Staats-Gewalten an greifen, und daß hier eine offenbare Verletzung des Reglements und Ihres Eides, die Staats-Verfassung zu achten, staͤttgefun— den hat. Die Verfassung ist in dieser Versammlung erlassen worden; man eliminirte die von Karl X. ernannten 76 Pairs, und seitdem hat die Pairs-Kammer gemeinschaftlich mit uns an dem Werke der Verfassung gearbeitet. Die Pairschaft hat geschworen, die Deputirten⸗Kammer hat geschworen, auch der Koͤnig hat geschworen, und wir Alle stehen solidarisch fuͤr diesen Eid ein. Mögen die Leute, welche glauben, mit der Juli⸗Revo— lution Alles gemacht zu haben, sich dessen ruͤhmen; ich aber werde nicht dulden, daß man Handlungen angreift, bei denen die drei Staats⸗Gewalten mitgewirkt haben. Ich rufe Sie zur Ordnung; fahren Sie fort. (Lebhafter Beifall Herr Laffitte: Die Pairs⸗Kammer war nicht mit uns. Der Präsident zu Herrn Laffitte:q „Sie muͤssen mir es glauben; denn ich war is da⸗ bei; ich war dabei so gut wie Sie, mit Ihnen und bei Ihnen.“ (Sehr gut) Herr Laffitte: „Das ist noch die Frage. „Wnhal— tender Ausbruch des Murrens.) Es lag nicht in meinem Sinn, die Wuͤrde der Pairschaft anzutasten; ich wollte bloß an gewisse Fakta erinnern, aus denen ich selbst nur die Folgerungen iehen konnte.“ Herr Teulon: „Denken Sie an die Kaͤmpft der Pairs, Kammer unter der Restauration, an die Aufhebung der Erblichkeit der Pairie, an den traurigen Ruͤckzug, den damals Herr Casimir Perier anstellte ..“ Von allen Seiten: „Zur rdnung!“ Der Praͤsident: „Dieser Satz ist unschicklich; er verletzt die Gefühle der Kammer; allein der Ruf zur Ord— nung kann hier nicht stattfinden, weil man von eins Person

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