1835 / 159 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Schiff nicht zu verlassen brauchten. Nachdem der Papst den Ca⸗ pitain und die Besatzung fuͤrstlich beschenkt hatte, verließ er das Schiff wieder bei den Salinen, unterhalb Corneto, und besuchte die in der Naͤhe liegenden großen Alaunwerke, die gegenwartig fuͤr Rechnung der Regierung ausgebeutet werden, und wo mehrere Millionen Pfund ar ann liegen. Nachher besichtigte der Papst die Alterthuͤmer der Stadt und Umgegend, und kehrte nach Civita⸗vecchia zuruͤck. Hier nahm er Alles genau in Augen⸗ schein und genehmigte verschiedene Vorschlaͤge, in Betreff der Festungswerke und des Hafens. Mehrere der Gefangenen in der Festung erhielten Milderung ihrer Strafen. Doch der Haupt— z veck der Reise wurde durch die Freigebigkeit des Papstes er⸗ suͤllt, der die noch fehlende Summe zur Anlegung der neuen Straße, von dort bis an die Graͤnze von Toskana, aus seiner Pri⸗ vat⸗Kasse vorstreckte, so daß die Arbeiten unverweilt vorgenommen und noch in diesem Jahre vollendet werden koͤnnen. Diese klei⸗ nen Reisen des Papstes finden bei allen Vaterlands-Freunden Beifall, da sie ihm Gelegenheit verschaffen, Vieles mit eige— nen Augen zu sehen, so wie es denn auch jedem Un— terthan frei steht, sich mit etwanigen Beschwerden gerade an ihn selbst zu wenden. Nur die bedeutenden Ko— sten, welche mit einer solchen Reise verbunden sind, konnten in okonomischer Hinsicht etwas dagegen einwenden lassen. Doch diesesmal hat der Papst die Ausgaben aus eigenen Mitteln be— stritten. Durch Testament einer glaͤubigen Person in Amerika ist ihm eine große Summe man sagt 80, 6900 Spanische Pia⸗ ster unter der Bedingung vermacht worden, fuͤr ihr Seelenheil eine Messe zu lesen. Der Ritter Sebregondi wird uns ver⸗ lassen, um in Mailand ein ihm von seiner Regierung anvertrau— tes neues Amt anzutreten. Man hofft, ihn dennoch bald wieder hier 8 sehen, da er auch die Leitung der Militair-Verwaltung der Gesterreichischen Truppen im Kirchenstaate unter sich hat. Unter den Buͤchern, welche die Inquisition neulich verboten hat, findet sich ein Nuovo Piano d'istruzione d'ideologia, di Gio- anni Reguleas. Das Buch ist zu Catania 1833 gedruckt aber hier ganz unbekannt.

Neapel, 23. Mai. Ein Nord⸗Amerikanisches Geschwader, bestehend aus dem Linienschiffe „Delaware“, mit dem Kommo— dore Paterson am Bord, der Frezatte „Potomac“ und der Goöelette ‚„Sherk“ ist, von Gibraltar kommend, auf der hiesigen Rhede angelangt.

Moldau und Wallachei.

Bucharest, 15. Mai. Wir hatten heute das Vergnügen, den Kaiserl. Russischen General⸗Lieutenant Grafen von Geismar in unserer Stadt e besitzen. Graf Geismar, welcher sich nach Silistria zur Musterung der dortigen Garnison begiebt, hat auf besondere Einladung unseres Fuͤrsten, mit dem er seit vielen Jahren in freundschaftlichen Verhaͤltnissen steht, den Weg uͤber Bucharest genommen, wo er 24 Stunden verweilte.

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Die Times enthält ein Privarschreiben aus Konstanti— nopel vom 5. v. M. Die Weigerung Mehmed Ali's, einen Ferman fuͤr die Britische Expedition nach dem Euphrat zu be— billigen (vergleiche Aegypten), wird darin dem Groll zu— geschrieben, den der Pascha darüber hege, daß sich England geweigert, ihn als unabhängig anzuerkennen. Die Bereitwillig⸗ keit des Reis-Efendi, den Englaͤndern die Beschiffung des Eü— phrats mit Dampfbsten zu gestatten, wird dem Einflusse des Tory-Kabinets beigemessen, welches bei der Pforte beliebter sey. Die Aegyptische Flotte, aus 6 Linienschiffen und 8 kleineren Kriegsschiffen hestehend, mit 8 bis 9006 Mann am Bord, soll Kandien verlassen haben, um die Bewegungen der Tuͤrkischen zu beobachten. Auf die Vorstellung Rußlands und Oesterreichs, daß sie die Serbische Constitution nicht anerkennen wuͤrden, soll die Pforte dem Fuͤrsten Milosch 6 hahen, er moͤchte die⸗ selbe zuruͤcknehmen, widrigenfalls die Tuͤrkische Regierung Trup— pen nach Serbien schicken mußte.

Aegypten.

Briefe aus Kahira vom 25. April in der Times entwer— fen eine furchtbare Schilderung von Aegyptens Zustand. In Alexandrien soll ein Drittheil der Bevoͤlkerung gestorben seyn; in Kahira geben die Buͤlletins taglich im Durchschnitte 506 Todte an. Alle Konsuln, mit Ausnahme des Englischen, Ober— sten Campell, hatten ihre Posten verlassen. Der Pascha war nach Schubra zuruͤckgekehrt. einen Ferman zu Gunsten der Britischen Expedition nach dem Euphrat zu bewilligen, obgleich ein ahnlicher vom Großherrn vorgezeigt wurde, worauf er aber bloß erklaͤrte, er werde einen Tataren deshalb nach Kenstantinopel senden. Bis zu dessen Ruͤckkehr wird die Expedition wenigstens sechs Wochen in der Bucht von Alexandrette warten muͤssen.

Inland.

Berlin, 8. Juni. In Bezug auf den aus den Breslauer Zeitungen in die Nr. 155 der St.“ Ztg. uͤbertragenen Bericht Kber die 50jäͤhrige Dienst⸗Jubelfeier des Generals der Kavallerie, Grafen v. Zieten, bemerken wir nachträglich, daß der Tag selbst, an welchem der Jubilar im Monat Mai 1785 in den Militair— Dienst getreten, nicht genau zu ermitteln gewesen war, weshalb Se. Maj. der König den 30. Mai als den Tag, an welchem im Jahre 1814 der Pariser Friede geschlossen wurde, zu der gedach— ten Feier zu bestimmen geruht hatten.

In der vorgestrigen Sitzung der hiesigen geographischen Gesellschaft trug Herr General⸗Auditeur Friccius eine Abhand⸗ lung vor aͤber Ostfriesliand. Hr. Du bois, von seiner Reise nach dem Kaukasus zurückgekehrt, brachte eine Reihe geographischer Zeichnungen und Prospekte zur Ansicht, welche er mündlich er— läuterte. Herr Baron Schilling von Canstadt aus St. Pe— tersburg legte mehrere Thibetische Manuskripte, Koreanische Bucher, ein Manuskript in Palischrift von Ceylon, so wie merkwuͤrdige in der Mongolei angefertigte und von dort mitgebrachte Zeich— nungen vor, uͤber welche er, so wie uͤber einige Russische in Ja— pan verbesserte Karten noch besondere Erlaͤuterungen gab. Herr Hr. Abich theilte Beobachtungen uͤber den Vesuv ünd Aetna mit, und erklärte dieselben durch eine Reihe lithographirter Blaͤt⸗ ter. Hr. Geheime Rath Lichtenstein uͤbergab als Geschenk Na—⸗ mens des Capitains Sir John Roß“) dessen letzte Reise nach den Polar-Gegenden, so wie von dem Grafen von der Groͤben hessen Uebersetzung jenes Werks. Als Geschenke gingen ferner ein: von Herrn Graberg von Hemss, sein „Specchio geogra— lic e statistied dell impero di Marocco“, so wie eine statisti⸗ sche Abhandlung desselben. Ferner von dem Verfasser: „die

) Welcher sich einige Tage in Berlin aufgehalten hat und vor= geüern, über Stettin in dem Dampfboste nach Kopenhagen abge— t eiß ißt.

Mehmed Ali hat sich geweigert,!

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Toskanischen Maremmen im Fruͤhling 1832 von A. Reumont“ ; von dem Major von Oesfeld: die neu erschienene Nr. 149 der Reimannschen Karte von Deutschland, und von dem Baron von , D. dessen „Anleitung zum Entwerfen der physischen Erd—⸗ raͤume.

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(

kR) fuͤr Schaafe: 9 Ehrengaben, bestehend in eisernen Vasen mit goldener Schrift; ) für Zucht-Schweine: 3 Preise von 12, 10 und 8 Rthlr.; m) fuͤr Mastschweine: 1 Preis von 15 Rthlr. ; von 306, 25, 26 und 16 Rthlr.; o) für die schwersten Saugkäl— ber: 1 Preis von 12 Rthlr.; p) fuͤr die schwersten Hammel: 4 Preise von 19, 8, 6 und 4 Rihlr. Nach der Preis-Verthei— lung erfolgte die Verloosung der von dem Vereine zu den Prei— sen von 300 Rthlr., 260 Rthlr., 120, 120, 118, 116 und 1690 Rthlr. angekauften Pferde.

Der Fruͤhlings⸗Wollmarkt zu Spremberg, welcher in diesem Jahre am 25. Mai abgehalten wurde, und der von aus— warts wohnenden Einkaäufern mehr als gewoͤhnlich besucht war, eigte als Resultat, daß zusammen 6 Ctr. 82 Pfd. Mittelwolle Absatz fanden. Anfänglich blieben die Produzenten bei den vor— jaͤhrigen Preisen stehen; späterhin ließen sie sich jedoch einen Ab— schlag von 1 bis 2 Rthlr. pra Stein gefallen, und ist daher zu den Preisen von 65 Rthlr. bis 95 Rthlr. àz Centner verkauft worden.

Einen Bericht uͤber die beiden letzten Versammlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues muͤssen wir uns we— gen Mangels an Raum fuͤr morgen vorbehalten.

Auswärtige Börsen. Amaterdam, 3. Juni. Niederl. wirkl. Schuld 564. 33 40. 1614. Ausg. Schuld 15. Kann-Rill. DBI J. H 3 Amort. 95. 33 Soz. Russ. 8S9ę. GOesterr. gg. Preuss, HFräm.-Seheine 118. d9. AS Aul. —. Spal. 5Z A5. 33 27. . Juni.

A Rt werpen, ö Corten 30.

O Span. 53 A8 38 —. Tinu. 183. Neue Span. Anl. Saß. Harmst. 23. London, 2. Juni. Bel. 9934. Span. Cortos 183. Obl v. 1831 253 Holl. S353. 583 d0. 1603. Port. Columb. v. 1824 5. Mex, 36.

Coup. 21.

Cons. 33 8903.

—. Tinsl. 1II. Ausg. 18.

8g. Engl. Russ. 1983. Bras. 82.

heru 23. Chili M. . Wien, 3. Juni.

53 Met. 10113. Az 9712. Bank- Actien 1332. Neue Anl. 586.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 9. Juni. Im Schauspielhause: Der standhafte Prinz Don Fernando von Portugal, Trauerspiel in 5 Abth., nach dem Spanischen des Calderon, von Schlegel uͤbersetzt und fuüͤr die Darstellung eingerichtet von Gothe.

Mittwoch, 19. Juni. Im Schauspielhause: Zum ersten⸗ male: Nichte und Tante, Lustspiel in 1 Akt, von Görner. In Scene gesetzt vom Regisseur Weiß. Hierauf: Zum erstenmale: Die Familie Hellbrand, Posse in 2 Abth., nach Melesville und Caramouche, von L. Angely. Und: Die Verraͤtherin, Lustspiel in 1 Akt, von F. v. Holbein.

Königstädtisches Theater. Dienstag, 9. Juni. Julerl, die Putzmacherin, parodirende Posse mit Gesang in 2 Akten, von Meisl. Musik von A. Muͤl⸗ ler. Vorher: Die Ehrendame, Lustspiel in 1 Akt, nach Dupin, von A. Cosmar. Mittwoch, 10. Juni. (In Italiänischer Sprache): Semi— ramis, Oper in 2 Akten. Musik von Rossini. (Dlle. Vial, vom Koöͤnigl. Sardinischen Hof ⸗Theater zu Turin: Semiramis, als Gastrolle. Hr. Holzmiller wird vor seiner Urlaubsreise als Hydronus zum letzten Male auftreten.) Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. ꝛc. Donnerstag, 11. Juni. Zum erstenmale wiederholt: Gast— wirths⸗Proben, oder: Unrechte Wege, Posse in 5 Akten, von Adolph Roland. ;

Neueste Nachrichten. Paris, 2. Juni. Die Koͤnigliche Familie und der Prinz Leopold von Sicilien kehrten noch vorgestern Abend von Verfailles nach den Tuilerieen zuruͤck. Gestern arbeitete der König mit

dei Ministern der Finanzen, des Innern und der auswärtigen

n) fur die schwersten und besten Mastochsen und Kuͤhe: à Preise

pen und Schaaren bedeckt.

Angelegenheiten und ertheilte dem Fuͤrsten Talleyrand eine A dienz.

xs war gestern 4 Uhr, als die Pairs sich in ihren gewoöh lichen Sitzungs-Saal zuruͤckzogen, um uͤber das Schicksal Theilnehmer an der Abfassung und Publication des Schreihn an die April-Gefangenen zu berathschlagen; sie blieben hier h

(.

6 Uhr versammelt. Heute wurden die Zuhoͤrer-Tribunen dal

Publikum Mittags um 2 Uhr geöffnet, indessen war die Berah schlagung der Pairs auch noch nicht um 4 Uhr beendigt. M lerweile erzaͤhlte man sich, daß in der gestrigen Berathschlagu zunaͤchst die Frage erörtert worden sey, ob es nicht räͤthst seyn möchte, wenigstens einen Theil der fruͤher von dem Pan hofe zuruͤckgewiesenen Vertheidiger der April-Gefangenen zu

lassen. Die Majoritaͤt soll nahe daran gewesen seyn, sich .

die Affirmative zu erklären, als ein Mitglied bemerkte, dijh

nicht angemessen sey, wenn die Pairs-Kammer sich n einem Gegenstande beschaͤftige, der allein zum Ressort des un Hofes gehoͤre. Hiernaͤchst soll Herr Bichat mit großer en, men⸗-Mehrheit fuͤr schuldig befunden worden seyn; man ent eine aͤhnliche Entscheidung in Bezug auf Jauffrenou, Ag

Trélat, Dr. Gervais und Reynaud. Die meisten Schwienh ten sollen der Kammer jedoch aus der eigenthuͤmlichen Lag Herrn Audry-de-Puyraveau entstehen.

In der Deputirten⸗Kamm er wurde heute zu einer p ten Abstimmung uͤber den Gesetz' Entwurf wegen der Pensionh der ehemaligen Veteranen-Kasse geschritten, und dieser Ent mit 215 gegen 16 Stimmen angenommen. Ein zweiter, i licher Gesetz, Entwurf wegen eines Vorschusses von 406, 06 zur Befriedigung der Pensionairs der ehemaligen Civil⸗Liste z

mit 266 gegen 38 Stimmen durch. An der gesordnung war jetzt die Debatte uͤber den Gesetz h

wurf wegen einer Summe von 250,600 Franken fur

diesjährige Juli-Feier, welche Summe die Kommission

260,069 Fr. mit dem Zusatze herabgesetzt hatte, daß die K

fuͤr diese Feier kuͤnftig im Budget des Ministeriums des Im

in Ansatz gebracht werden sollten. Diese letztere Bestimm

wurde auf den Antrag des Grafen von Mosbourg verwotß

die Reduction dagegen angenommen, worauf der ganze Gl

Entwurf mit 2065 gegen 47 Stimmen passirte. Die Versammln

beschäftigte sich dann mit dem Gesetz-Entwurfe, wodurch z

Zuschuß von 569,000 Fr. zu den 23 Millionen verlangt wih welche schon im diesjährigen Budget fuͤr die politischen Flüh linge ausgesetzt worden sind. Die Kommission hatte jene Sumn auf 500,960 ermäßigt, die auch mit 212 gegen 26 Stimm bewilligt wurden. Den Beschluß der Sitzung machte ) Berathung uber das Budget des Ministeriums des Innern,

Die Zahl der in Paris noch anwesenden Deputirten tzn immer geringer, und doch wird die Diskussion und Annahn des Budgets erst nach zehn Sitzungen beendigt seyn koͤnnen.

Vom 15ten d. an erscheint hier ein neues Journal um dem Titel: „Themis“.

Die heute eingetroffenen Zeitungen aus dem Suͤden in halten keine wichtige Nachricht von dem Kriegsschauplatzei Spanien. Nach den Privat-Mittheilungen zieht General M dez alle seine Truppen aus den Festungen, wo sie in Garnj gelegen, und konzentrirt sie am rechten Ufer des Ebro.

Aus Bayonne vom 27. Mai schreibt man: „Heut' hf von hier ein Convoi von 2,566,000 Fr. nach Oleron abgegh gen, von da wird er nach Jaca und dann nach Lumbier . Der Umweg, den man durch Aragonien einen so bedeuten Convoi nehmen läßt, klaͤrt mehr, als viele Bulletins, über da Stand der Dinge in Navarra auf.“

Im Mémorial des Pyprenées vom 27. Nai üest won „Das Geruͤcht verbreitet sich, der Erzbischof von St. Jago hab die Fahne der Empörung aufgepflanzt und befinde sich sch̃n an der Spitze einer ansehnlichen Partei. Andere sagen, es s nur ein Secretair des Erzbischofs, der die Bewegung leite. N Nachricht bedarf jedoch immer noch sehr der Bestaͤtigung.“

In einem Schreiben aus Madrid vom 24. Mai heistt „Das Land ist nach allen Richtungen hin von Karlistischen am Ueberall hemmen sie die Thaͤhsht der Regierung und die Entwickelung des oͤffentlichen Gedesng Sie erhalten Unterstuͤtzung von den Kloͤstern, Kapiteln unn Karlistischen Theile der Bevölkerung. Mit überlegenen Streitkin zusammenzutreffen, vermeiden sie; sie ziehen es vor, sich zu zerstiin um sich bald wieder an einen nahen Hrte zu sammeln. Iht'h fuͤhrer sind meistentheils ehemalige royalistische Offiziere, n selbst Priester oder Moͤnche mit tien dem Krucifix und n Karabiner. Die Corps sind 5090, 400, 159, 806, oft auch n 30 Mann stark, je nachdem die Beschaffenheit des Orts es gestth Nach den offiziellen Berichten, die der Regierung zugekomm stehen in Navarra 31,006 Karlisten unter Waffen; in Bit 1,900; in Eatalonien Soth, zwar nicht in Regimenter eingeht aber doch im Stande, das Feld halten; im Koͤnigreich Valencia ö in Murcia 690; in Alt⸗Castilien 5350h; in der Mancha 1200; in s madura 860; in Andalusien, die Provinzen Cordova und Im z mit einbegriffen, oh; in Galizien, wo der Erzbischof und? Kapitel von St Jago aͤußerst thaͤtig sind, an Sbeh; in J rien 1460, die zugleich auch die Provinz Leon häͤusig het suchen; in Aragonien 85. Die hiesigen Blatter enthalten lich Berichte uber die Bewegungen dieser Corps und beschll gen die Minister der Fahrlaͤssigkeit.“ ; J Die Quotidienne publizirt eine von ihr fuͤr authem erklaͤrte Kopie einer Protestation Dom Miguel's gegen den der Lissaboner Regierung dekretirten Verkauf der Kirchengk Die Protestation ist aus Rom vom 14. Mat datirt.

Die Spekulanten hatten sich heute wieder ganz von? panischen Schrecken erholt, der während der letzten Tagen vorigen Monats an der hiesigen Börse geherrscht hatte,

Heute schloß proc. Rente pr. Coiupt. 107. 55. in en 107. 60. 3proc. pr. Compt. 7. 20. sin Cour. 79. 5b. n Neap. pr. compf. 97. 75. sin our. 95. 60, ohne den hn 5Fproc. Span. A153. Zproc. 277. Cortes 403. Ausg. 6t 185. 23 proc. Holl. 56. 75. ü

Frankfurt a. M., 5. Juni. Oesterr. Hproc. Mn 1621. 102. 4proc. 973. 971. 23proc. 58. B. r B. Bank Actien 1595. 1593. Part. Obl. 141. L463. 61 u 160 G. 213. Br. Preuß. Präm.⸗Sch. 63. Br. de.

ni. S8 BV. Holi. proc. Obl. von [sz 1605. Br. Loose 66. B. proc. Span. Rente 42. 414. 3pro. do.

253. 251.

Redacteur Cotteæl.

n D

Gedruckt bei A. W. Hahn.

auch Herr Michel.

Allgemeine

tagts⸗-Zeitung.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Des Koͤnigs Majestat haben den Regierungsrath Nobiling von der Regierung zu Koͤnigsberg zum Geheimen Finanzrathe ind vortragenden Rathe in der Abtheilung des Ministeriums des Löniglichen Hauses fuͤr die General-Verwaltung der Domainen nd Forsten zu ernennen und das daruber ausgefertigte Patent üllerhöchstselbst zu vollziehen geruht.

Se. Köoͤnigl. Hoheit der Kronprinz ist nach Pommern

und . . 9 Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin

srlbrich der Niederlande sind nach St. Petersbürg ab—

gereist.

Angekommen: Se. Excellenz der Kaiserl. Russische Ge— hetal der Kavallerie, General⸗Adjutant und Botschafter bei Sr. Majestat dem Könige der Franzosen, Graf von der Pahlen, pon St. Petersburg.

Der Kaiserl. Desterreichische General-Major, Graf von Schlik, von Neu⸗Strelitz.

Abgereist: Se. Excellenz der Kaiserl. Russische General de Infanterie und General-Adjutant, Freiherr von Jomint, nich Lubeck.

Zeitungs-⸗Nachrichten. A n 1a nd. Frankreich.

Paris, 3. Juni. Vorgestern Abend wurden der Englische und der Sicilianische Botschafter, der Preußische und der Würt— tembergische Gesandte, der Praͤsident der Pairs-Kammer und der General Darriule von dem Koͤnige empfangen. Gestern arbeite— ten Se. Majestäͤt nach einander mit den Ministern des Handels, des Krieges, des Innern und der auswaͤrtigen Angelegenheiten.

Sir Charles Bagot, der sich seit einigen Tagen in Paris befindet, wird heute die Reise nach London fortsetzen.

Die gestrige Berathschlagung der Pairs-Kammer daherte bis 7 Uhr Abends. Als um diese Stunde die Sitzung wieder eroͤffnet wurde, waren von den Vorgeladenen nur noch etwa 6 zwagegen. Der Praͤsident theilte sofort den Beschluß der Kammer mit, wodurch nachtraͤglich noch 10 der Vorgeladenen (unter diesen auch die Herren Raspail, Thouret und Bergeron) ',. die 9 uͤbrigen aber, naͤmlich die Herren Bichat, Jauffrenou, Tréälat, Michel, Reynaud, Gervais, Bernard, von Thiais und Audry⸗de⸗Puyraveau der Beleidigung der Pairs⸗-Kam⸗ mer fuͤr schuldig befunden werden. Die Sitzung wurde darauf sofort aufgehoben, und heute Mittag um 125 Uhr wieder er— öffnet. Der Namens-⸗Aufruf ergab abermals 7 abwesende Pairs. Von den Tags zuvor fuͤr schuldig befundenen Angeklagten fehlte Nachdem der Praͤsident an die Defensoren,

denen sich auch die Herren Carrel und Raspail zugesellt hatten,

die Frage gerichtet, ob sie noch etwas uͤber die Straf-Anwen— dung zu bemerken hätten, erhob sich Herr Sarrut von seinem Sitze und sagte: „Meine Herren Pairs, Einer von Ihnen, desen Name nicht in Vergessenheit gerathen wird, da er an die rühẽlichen Waffenthaten seines Vaters erinnert (des Mar— schils Lannes), hat Ihnen durch die Denunciation der „Tri— bune⸗ und des „Réformateur“ einen neuen Prozeß aufgebuͤrdet; Sie haben sich so gut wie möglich aus dieser Sache herausgezo⸗ en, und Ihre gestrige Berathschlagung hat das „Schuldig“ zur olge gehabt. Üeber Herrn Bichat verllere ich kein Wort wei— ter; ich habe Ihnen schon einmal gesagt, und Herr Bichat selhst hat es ihnen wiederholt, daß er gar nicht in Paͤris war, als das mnkriminirte Schreiben in der „Tribune“ erschien. Nichtsdesto⸗

weniger haben Sie, im Widerspruche mit allen Geschwornen—

richten in Frankreich, entschieden, daß selbst, wenn der Ver— fasser eines angeschuldigten Schreibens sich namhaft mache, die

den rtikel aufgenommen, dessenungeachtet in Anspruch genommen werden koͤnne. Und doch, m. H., giebt es unter Ihnen einen ann, dessen Name von Gewicht ist und der das Gesetz von 1822, kraft dessen Sie uns hier verurtheilen wollen, selbst abge— faßt hat. Er sagte damals, daß die Kammer sich in großer Ver⸗ legenheit befinden wuͤrde, wenn der Fall einträͤte, daß der Heraus— geber den Verfasser namhaft machte und dieser selbst erklärte, daß er den betreffenden Artikel geschrieben habe. Ein anderer Pair er— wicderte auf diese Bemerkung, daß alsdann die Fiction eines erantwortlichen Herausgebers wegfallen und der Wirklichkeit Platz machen muͤsse. Der Graf von Argout, den ich hier meine, selt also eine doppelte Verurtheilung für unzulaͤssig, und ich schmeichle mir, daß mindestens feine Ansicht hieruͤber sich nicht

geandert haben wird, wenngleich der Beschluß der Kammer im

entgegengesetzten Sinne ausgefallen ist. Uns bleibt jetzt nur noch die Pflicht aͤbrig, dem Lande das Verfahren zu bezeichnen, das die Hairs⸗Kammer bei dieser Gelegenheit beobachtet hat, und das von fruͤheren ähnlichen Fallen so ganz abweicht; denn kuͤrzlich noch

hat sie in der Sache des „National“ sowohl, als fruͤher in der des

„Drapeau blanc in oͤffentlicher Sitzung, und nicht bei verschlosse⸗ nen Thuͤren berathschlagt. Eben so hat auch die J, in, der Sache der „Tribune“ und des „Reformateur“ gehandelt. Ver steht uns nun dafuͤr, daß nicht mancher Pair, der sich An— fangs fuͤr inkompetent erklart, an der geheimen Berathschlagung . genommen habe.“ Der Redner wurde hier durch Murren un⸗ 3. rochen, und der Praͤsident machte ihm bemerklich, daß er ihm i das Wort bewilligt habe, um uͤber die Straf, Anwendung zu n was das von ihm beruͤhrte Faktum betreffe, so wisse er . n, sehr wohl, daß täglich der Namens⸗Aufruf veranstaltet

rde, und daß keines der abwesenden Mitglieder spaͤterhin an

ö Verantwortlichkeit des Herausgebers der Zeitung, die

Berlin, Mittwoch den 10ten Juni

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der Berathschlagung Theil nehmen duͤrfe. Herr Sarrut schloß darauf mit folgenden Worten: „Es würde mir kein Verdacht in den Sinn gekommen seyn, wenn die Kammer, wie fruͤher, offen abgestimmt haͤtte. Wohl weiß ich, daß es gebräuchlich ist, waͤh⸗ rend der Berathschlagung die Angeklagten und ihre Rechtsbei— staͤnde zu entfernen; eben so gebraͤuchlich ist es aber auch, daß die Richter auf ihren Sitzen bleiben, und im Beiseyn des Publikums abstimmien. Ich erklaͤre jetzt nur noch auf meine Ehre, daß diejenigen, die Sie vor ihre Schranken ge⸗ laden, das inkriminirte Schreiben nicht unterzeichnet hatten.“ Nachdem die anwesenden Inkulpaten, auf Befragen des Praͤsi⸗ denten, erklaͤrten, daß sie uͤber die Straf⸗Anwendung nichts wei— ter zu sagen hätten, verlas derselbe noch das nachstehende, ihm so eben behändigte Schreiben des Advokaten Michel: „Herr Praäͤsident, in der letzten Freitags⸗-Sitzung handelte es sich darum, den Beweis zu fuͤhren, daß k nicht kompetent seh, um eine Beleidigung des Pairs hofes zu raͤchen. In der Montags-Sitzung konnte es noch angemessen scheinen, der Kam— mer einige offene und loyale Aufschluͤsse über die Absicht und den Geist des inkriminirten Schreibens, so wie uͤber die Umstaͤnde zu geben, unter denen es geschrieben und publizirt worden. Dies Alles interessirte das Land und die Justiz; ich nahm daher das Wort. Heute, wo es sich nur noch um mein Vermsͤgen und meine Freiheit handelt, wird die Kammer es mir nicht verargen, wenn ich keinen weiteren Antheil an den Debatten nehme; ich konnte ohnehin nichts sagen, was meiner Richter wuͤrdig ware: de minimis non e rät, practor. Ich benutze nur noch diese feierliche Gelegenheit, um aufs Neue als Mensch, als Buͤrger, als Advokat, nicht gegen das Urtheil, das mich treffen wird, wohl aber gegen alle Erkenntnisse zu pro⸗ testiren, die der Pairs-Hof spaäterhin noch in meiner Abwesenheit gegen meine Pariser und Lyoner Klienten erlassen moͤchte. (gez. Michel, aus Bourges.“ Die Inkulpaten wurden hierauf abgefuͤhrt, und eben wollte der Vicomte Dubouchage die Berathschla— gung eroͤffnen, als der Graf von Tascher auf den gö'heimen Ausschuß antrug. Demgemaͤß wurden die öffentlichen Tribunen geraͤumt und die Pairs zogen sich um 2 Uhr in ihren gewoͤhnlichen Sitzungssaal zurück, wo die Berathschlagung bei dem Abgange der Post, um 4 Uhr, noch fortdauerte. Mitlerweile erzählte man sich, Herr Trelat habe, in der Erwartung seiner Verurtheilung, nach Elermont ge— schrieben, um sich von dem „Patriote“, dem er bisher als Haupt⸗ Redacteur vorstand, loszusagen. In der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗-Kammer wurden die ersten Kapitel des Budgets des Ministeriums des Innern ohne irgend eine erhebliche Debatte angenommen. Man bewilligte an Gehalten fuͤr die Central-Verwaltung 70h, 00 Fr., zu Pensionen und Remunerationen 97,9090 Fr., zu den Buͤ— reau-Kosten 214,000 Fr., fuͤr die Landes- Archive 80, 000 Fr., zu geheimen Ausgaben 1,2tzs,590 Fr., fuͤr die Telegra— phen- Linien 932,000 Fr., fuͤr das Personal des Generassta— bes der Pariser National-Garde 110,006 Fr. Hr. Auguis trat hier zum vierten Male seit 1831 mit dem Antrage hervor, dem Marschall Lobau das ihm ausgesetzte Gehalt von ob, 009 Fr. zu streichen, indem es Sache der Stadt sey, den Oberbefehlshaber der National-Garde zu remuneriren; er konnte indessen nicht durchdringen. Fuͤr das Material der National— Garde wurden ferner 7i, 000 Fr. bewilligt; ju National⸗Beloh⸗ nungen 27,069 Fr.; für die Verwaltung der Bruͤcken und Chaus— seen z, 151,000 Fr.; fuͤr das Berg- und Huͤttenwesen 450,100 Fr.; an Beitrag zum Pensions-Fonds 355,900 Fr.; zur Anlegung neuer Straßen, Bruͤcken und Kanaͤle, so wie zur Verbesserung der inneren Schifffahrt 26,226,009 Fr.; zu Hafen-Bauten 44,240,000 Fr.; zur Instandhaltung der oͤffentllchen Gebaͤude Soh,h9 Fr.; für den Bau neuer Central-Gefangenhaͤuser 60h, 60h Fr.; zur Erhaltung alter historischer Monumente 126,990 Fr.; zur Unterstuͤtzung der Kunst-Anstalten 413, 100 Fr.; r Verschoͤnerung der öffentlichen Gebaͤude zuö0, 090 Fr.; zur lufmunterung der Schrifisteller und Kuͤnstler 406,009 Fr. Eine laͤngere Debatte erhob sich uͤber das 29. Kap., worin eine Beisteuer von 1309, 990 Fr. zu den Kosten der Königl. Theater verlangt wird. Dir Liadisres war der Meinung, daß man auf die große per zu viel verwende, daß man aber der Italiaänischen Oper gar nichts bewilligen sollte. „Ich weiß“, sagte er, „daß man dies Alles sehr theuer bezahlen muß (inan lacht) und daß die spekulirende Poesie unsrer Zeit sich eben so theuer bezahlen laͤßt, als die schoͤnen lyrischen Verse aus der alten Zeit; indessen hat die Erfahrung der letzten Jahre gelehrt, daß ein geschickter Di— rektor, wenn er nur ein einziges Werk mit gutem Erfolg auf die Buͤhne brachte, ganz gut seine Rechnung da— bei fand. Dies ist ohne allen Zweifel in der Ord— nung; allein es ist eben so sehr in der Ordnung, daß man daruͤber seine Bemerkungen mache. Man darf behaupten, daß in einem Jahre 150 Vorstellungen gegeben werden.! Die Kosten belaufen sich fuͤr jede einzelne Vorstellung hoͤchstens auf 19, 0h9 Fr. mithin in Summa auf 1,B566, 900 Fr.; rechnet man hierzu die Decorationen und Kostuͤme, so werden wir eine Kostensum— me von 1,759,099 Fr. herausbringen. Andererseits variiren die Einnahmen zwischen 6 16,060 Fr. Die Durchschnittssumme der Einnahme betrug in den letzten Jahren 8906 Fr. und fuͤr das ganze Jahr 1,6209, 000 Fr. Rechnen wir hierzu die Bei— steuer von 720,900 Fr., so ergiebt sich eine Einnahme von 1,920,000 Fr., d. h. ein Ueberschuß von 270,660 Fr. Ich frage nun, ob nicht schon 70,006 Fr. ein anstaändiger Ge— winn ware, und ob man nicht im naͤchsten Kontrakte einen Abzug von 219,000 Fr. machen koͤnnte. Was ich indessen vollends nicht begreifen und noch weniger gutheißen kann, ist, daß man der Italiaänischen Oper außer dem frelen Saale noch eine Subvention von 70,0900 Fr. auf 6 Monate bewilligt. Jeder— mann weiß, daß das Italiänische Theater von der reicheren Klasse der Bewohner der Hauptstadt frequentirt wird; muß aber der Staat den Vergnuͤgungen der Neichen zu Huͤlfe kommen? Man wird mir einwenden, die Italiaͤnische Musik, das Italiaͤnische Theater trage dazu bei, den Geschmack in der Musik unter uns zu vervollkommnen. Werfen wir aber einen Blick auf diese an—

1835.

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gebliche Vervollkommnung. Wir hatten ehedem eine National⸗

Musik, und es glanzten unter uns Komponisten, die es an Ruhm mit den ausgezeichnetsten des Auslandes unter ihren Zeitgenof— sen aufnehmen konnten. Aber seitdem das Fieber der Italiäni⸗ schen Musik unter uns um sich gegriffen hat, sind wir aus selbststaͤndigen Schoͤpfern Nachahmer geworden. Unsere Ver⸗ vollkommnung erreichte endlich diesen Punkt, daß Boyel— dieu's Sitz im Institute fast ein Jahr lang nicht würdig be— setzt werden konnte. Daher kommt, nach meiner Ueberzeu— gung, der vollstaͤndige Ruin unseres Natisnal-Theaters, der ko— mischen Oper. Was hilft es, wenn wir auch 279,960 Fr. dazu beisteuern: wir , . ihm damit nicht zum Leben, sondern zum Tode. Viermal ist dieses Theater schon zu Grunde gegangen; Ich wuͤnsche von Herzen, daß die diesjährige Beisteuer nicht dazu dienen moge, sein fuͤnftes Leichen⸗Begaͤngniß zu bestreiten. Des Odeons kann ich leider nur erinnernd Erwähnung thun, und ich trage auf seine Wiederherstellung an. Der Herr Minister haͤtte der unermeßlichen Dienste, die das Odeon der dramatischen Kunst geleistet hat, eingedenk seyn, und sich erinnern sollen, daß das groͤßte dramatische Genie unserer Zeit, der Verfasser der Siciliani—⸗ schen Besper, der Schule der Alten und der Komoͤdian⸗ tin, ohne dieses Theater vielleicht schon vor der Geburt gestor— ben wäre. Wenn wir ferner dem Théätre-frangais eine jährliche Unterstuͤtzung von 200,000 Fr. bewilligen, so ist dies entweder zu viel oder zu wenig. Zu wenig, sobald wir wollen, daß das Théätre⸗-frangais in Wahrheit ein Franzoͤsisches Theater sey, ich meine, das Theater der schoͤnen Diction und der edeln Empfindungen; wenn wir wollen, daß unsere jungen Dichter, durch große Vorbilder begeistert, gereifte und unsterbliche Gei— steswerke hervorbringen. Allein es ist zu viel, wenn das Thentre frangais mit den Boulevards rivalisiren soll (sehr gut! sehr gut!); wenn jene ehrwürdige? Buͤhne diesen drama— tischen Fantasmagorieen, gestatten Sie mir den Ausdruck, diesen Gespenster⸗Erscheinungen in 3, 4 bis 5 Außzuͤgen, die dem guten Geschmack eben so sehr zuwider sind, als sie die Sitt— lichkeit verletzen, zugaͤnglich werden soll. Ich hege die Hoffnung,

daß der Herr Minister des Innern dieses Theater unter seinen unmit⸗

telbaren Schutz nehmen, und daß der Staatsmann sich der Grundsaätze des Schriftstellers erinnern werde, Grundsaͤtze, die er vor kurzem bei einer General⸗Versammlung der Akademie aussprach, und welche die Manen Andrieux's, seines geistreichen Vorgaͤngers, freudig erwaͤrmen mußten. Dies sind die Vorschläge, die ich Ihnen machen wollte; sie haben den Zweck, den Dich— tern und Komponisten, welche wahre Talente mitbringen, den gerechten Lohn fuͤr 1. ehrenvollen Arbeiten zu sichern.“ Herr Auguis erhob sich gegen jede Art von Subvention zu Gunsten der Theater, und verlangte, als den ersten Schritt zür endlichen Aufhebung eines solchen Mißbrauchs, einen Abzug von 360,009 Fr. auf dieses Kapitel. Herr Sauveur-Lachapelle aͤußerte sich folgendermaßen: „Ich moͤchte die Aufmerksamkeit der Kammer auf die gegenwartige Lage der Franzoͤsischen Ko— moͤdie hinlenken, deren Verfall jedem, der noch an die guten lite⸗ rarischen Traditionen haͤngt, einen Seufzer auspressen muß. Ich brauche Sie nicht daran zu erinnern, was sie einmal gewesen ist. Die Meisterwerke unserer großen Dichter, von Schauspie⸗ lern, ihres Genie 's wuͤrdig, dargestellt, trugen außerordentlich zu den Fortschritten der Civilisation bei; sie verbreiteten den Gebrauch unserer Muttersprache im Auslande und er— hoben unsere Literatur zur Literatur von Europa. Aber seitdem Demoiselle Duchesnois sich zuruͤckgezogen hat und Talma todt ist, ist das Schauspiel immer mehr in Verfall gerathen. Die Gleichguͤltigkeit, womit die Verwaltung der schoͤnen Kuͤnste dasselbe seit 1830 behandelt, hat auch das ihrige dazu beigetra— gen, es auf den Punkt der Erniedrigung, wo wir es heute er— blicken, herabzufuͤhren. Die Finanzen dieser Buͤhne gerathen in Unordnung. Durch einen seltsamen Mißbrauch in der Verwal— tung empfangen Schauspieler, oder vielmehr Schauspielerinnen, Ge— halte, ohne jemals aufgetreten zu seyn, Und ohne daß sie würdig sind, die Buͤhne zu betreten; desgleichen erhalten Dichter im voraus Honorare fuͤr Stuͤcke, die sie noch gar nicht geschrieben haben. Endlich giebt es Mitglieder dieser Buͤhne, die sich pensioniren lassen und demnaͤchst neue Kontrakte abschließen. Die auf dem Theater lastenden Pensionen erheben sich heute auf eine Summe von 135,900 Fr. und die von der Regierung bewilligte Unter— stuͤtzung reicht kaum hin, die Kosten eines Theaters zu bestreiten, welches nicht mehr eine Akademie der Sprache der Nation ist, sondern, wie so viele andere, von der verderblichen Sucht befal⸗ len ist, bloß die äußere Ausstattung zu beruͤcksichtigen und recht viel auf Decorationen und Kostuͤme zu verwenden.“ Der Redner verlangte schließlich, daß man die Summe von 70,000 Fr., die bisher dem Italiänischen Theater bewilligt wurde, zur Errichtung einer dramatischen Schule benutze. Herr Fulchiron trat der Meinung bei, daß das Théaͤtre- francais einer völligen Wieder— geburt beduͤrfe; wenn es aber doch einmal in dem dramatischen Genre mit dem Theater am Thore Saint-Martin rivalisiren solle, so muͤsse man wenigstens auch die ausgesetzte Summe unter die beiden Direktoren theilen. (Gelaͤchter. Nichts— destoweniger sprach er fuͤr die Subvention, doch unter der Be— dingung, daß das Théaͤtre fran ais in dem Genre verbleibe, das sonst immer sein Gluͤck und seinen Ruhm ausgemacht habe. Die Debatte schloß der Minister des Innern mit einigen Aufschluͤssen uͤber die besprochene Angelegenheit. Er habe bei seinem Eintritt in die Geschaͤfte den Staat durch Kontrakte mit den Theater-Direktoren gebunden vorgefunden, und diese Kon— trakte habe er vor Allem achten zu müssen geglaubt. Dennoch habe er bei Gelegenheit einer Streitigkeit zwischen dem Staat und dem Direktor der großen Oper solche Verbesserungen er⸗ zielt, daß von den der Oper gemachten Abzuͤgen die 100, 000 Franken fuͤr das Théatre pfrangais auf das Doppelte und die Subvention fuͤr die komische Oper auf 180,000 Fr. habe ver⸗ mehrt werden koͤnnen. Wenn, aller Erwartung nach, die große Oper ferner gute Geschäfte machen sollte, so werde es bel der Erneuerung des Kontraktes vielleicht moglich seyn, neue Ver theile zu erreichen, die alsdann guch noch den beiden zuletzt erwahnten

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