1835 / 189 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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richtungen zur Befoͤrderung des Abflusses und zur Anstauung und Benutzüng der Gewaͤsser, vom Landtage gemachten Bemerkungen haben Wir unserm Staats⸗-Ministerio aufgetragen und werden die⸗ selben bei der definitiven Redaction des Gesetzes gebührend in Er⸗ waägung kommen, welchemnaͤchst Wir Uns die weitere Entscheidung

vorbehalten. Il. Auf die staͤndischen Antraͤge.

1. Unsere getreuen Staͤnde haben von der auf Unsern Befehl vom Stagats⸗Ministerio ihnen vorgelegten Uebersicht der Lage, in welcher sich die durch die fruͤheren Landtags⸗Abschiede nicht defini⸗ tiv erledigten Gegenstaͤnde befinden, Veränlassung genommen, ver⸗ schiedene derselben besonders in Anregung zu bringen und eröffnen Wir ihnen demnach Folgendes: .

a) Die in Anregung gebrachte naͤhere Bestimmung der s8 22 ff. der Gemeinheité⸗Thellungs-Ordnung vom 7. Juni 1821 ist bereirs in sorgfaͤltige Erwägung gezogen worden. Dieser Ge⸗ enstand sieht jedoch mit der erforderlichen Bestimmung der

, , well wegen Sicherstellung des Gemeine-⸗Vermoͤgens bei Gemesnheits⸗Theilungen in genauer Verbindung, und es haben deshalb zuvor sowohl die Berichte der Behoͤrden, als die staͤn⸗ dischen Gutachten über die Beschraͤnkung der Provocationen einzelner Mitglieder der Stadt- und Land⸗Gemeinden erfor— dert werden muͤssen.

Nach deren Eingang wird dieser Gegenstand in unserm Staats⸗Ministerio anderweit berathen werden, und dem— naͤchst darüber Unsere Entschließung erfolgen. .

Wegen Revision des Gewerbe⸗Stener⸗ und Gewerbe-⸗Polizei⸗ Gesetzes sind die Verhandlungen im Gange und sollen moͤg— lichst beschleunigt werden. . Was den ausgesprochenen Wunsch betrifft, daß zur Aufhuͤlfe des Handels und der Schifffahrt in den Ostsee⸗Haͤfen die Re⸗ gulirung des Sund-⸗Zoslles recht bald ihre Erledigung finden möge, 3 wird auf alle Weise Bedacht genommen werden, diese Angelegenheit baldmoͤglichst zu einem Resultat zu bringen. Der Antrag in Betreff des Feuer- Socletaͤtswesens giebt Uns Anlaß, zugleich mit demselben hierdurch den in Unserm Land⸗ tags⸗Abschiede vom 20. Maͤrz 1832 ad proposit. I enthaltenen Vorbehalt zu erledigen. In diesem Landtags⸗-Abschlede haben Wir schon bemerkt, daß der Pommersche Provinzial⸗Landtag vom Jahre 1831 der demselben von uns gemachten Aufgabe nicht vollstaͤndig genugt hat. Seitdem ist aber auch die Ab—⸗ sicht, ein allgemeines Landes- Gesetz uͤber das Immobiliar⸗ Feuer⸗Versicherungswesen, und daneben fuͤr jede Provinz oder resp. füͤr jede ferner bestehende Societaͤt ein nur supplirendes Spezial-Gesetz ergehen zu lassen, bereits aufgegeben worden, und haben Wir vielmehr beschlossen, fuͤr jede neu organisirte Societät ein besonderes Reglement, welches alle Bestimmun⸗

en, auch die allgemeinen, umfassen soll, zu promulgiren, wie olches aus den fuͤr mehrere andere Provinzen in kurzem zu vubtteirenden Reglements naͤher zu ersehen seyn wird.

Dergleichen Reglements haben Wir aber fuͤr die Provinz Pommern nicht redigiren lassen koͤnnen, weil Unsere getreuen Stande die auf dem vorgedachten Landtage vorgelegten Ent⸗ wuͤrfe nicht vollstaͤndig begutachtet und sich namentlich uͤber die Grundfaͤtze der jedenfalls unerlaͤßlichen Classification nicht erklaͤrt, viekmehr sich darauf beschraͤnkt haben, die Beibehal— tung der bisher bestandenen Soeietaͤten zu beantragen. Bei der— selben wollen Wir es daher auch his auf Weiteres belassen, je⸗ doch knn die schon im Jahre 1827 angeregte Revision der in dortiger Provinz bestehenden, auf die Immobiliar⸗Feuer⸗Ver⸗ sicherung sich beziehenden Reglements und Statuten verfolgt werden, weshalb fernerweite Antraͤge zu machen Wir unseren getreuen Ständen uͤberlassen.

) Der Entwurf des Gesetzes wegen Verpflichtung zur Aufnahme neun anziehender Personen und zur Armenpflege liegt gegen⸗ waärtig Unserm Staats-Ministerio vor, und wird diese An⸗ gelegenheit so bald erledigt werden, als es deren Wichtigkeit und Weitlauftigkeit gestattet.

f) Wegen Modisicntion der Geschaͤfts-Ordnung fuͤr die General⸗ Komimissionen haben Unsere getreuen Staͤnde eine besondere . eingereicht, auf welche weiter unten Bescheidung ersolgt.

3) Die Abschaffung des Salz⸗Monopols anlangend, koͤnnen Wir Unsere getreuen Stande nur auf die ihnen im Landtags-Ab⸗ schiede vom 20. Mai 1832 sub II. 2. ertheilte Resolution ver— weisen und ihnen bemerklich machen, daß dort nur eine allge⸗ meine Zusicherung, fuͤr deren Verwirklichung sich kein Zäit⸗ punkt destimmen läßt, ertheilt worden, daher dieselben sich dem Vertrauen uͤberlassen koͤnnen, daß Wir auch ohne weitere Anträge Unsere damals ausgesprochene Absicht zu seiner Zeit verfolgen werden. ; n 2 Dem Antrage auf Einführung des Institutes der Schieds⸗

männer in der Provinz Pommern ist inzwischen bereits durch die in den Amtsblaͤttern der dortigen Regierungen bekannt gemachte, auf Grund Unserer Ordr., vom 7. Juni v. J. erlassene Verordnung Unserer Minister der Justiz und des Innern und der Polizei vom 2. 6. ej. entsprochen worden. .

3. Der Antrag wegen Erbauung einer Chaussee vom Kavel-Paß an der Mecklenburgischen Graͤnze nach Anklam und weiter nach Wolgast hat bereits dadurch seine Erledigung gefunden, daß der Bau vom Kavel⸗Paß nach Anklam ꝛc. eingeleitet ist. Auch haben Wir hereits Unsere Genehmigung dazu ertheilt, daß sowohl der Bau der Straße von Stargard bis Damm, als auch die Anlage von Chaus⸗ seen von Rügenwalde nach Karwitz, von Stolpmuͤnde nach Stolpe und von Kolberg nach Koͤrlin in den naͤchsten Jahren ausgefuͤhrt werde, sofern die von Unseren getreuen Standen ausgesprochene Hoff⸗ nung in Erfuͤllung geht, daß von Seiten der betheiligten Gemein—

den und Grundbesitzer thaͤtig mitgewirkt werde, woruͤber ihnen die

nähere Mittheilung eb n wird.

Dagegen haben Wir den Uns vorgetragenen Wunsch, daß die letztgedachte Chaussee von Koͤrlin weiter uͤber Neu-Stettin bis zur Westyrcußischen Chaussee fortgefuͤhrt werde, um so weniger beruͤck⸗ sichtigen können, als die Zweckmaͤßigkeit einer solchen Verlaͤngerung noch einer sehr reiflichen Erwägung bedarf und jedenfalls mehrere anderweltig in Vorschlag gebrachte Chaussee⸗ Anlagen fuͤr die Pro⸗ vinz noch erheblichere Vortheile darbieten moͤchten.

. Dle Befugniß, den zu Abgeordneten gewaͤhlten Beamten den Urlaub zur Beiwohnung des Landtages zu versagen, selbst den be— reits ertheilten zurück nehmen, känn den Behoͤrden nicht entzo⸗ gen werden, da sie allein die Unentbehrlichkeit derselben in ihren Wirkungskrelsen zu beurtheilen haben. Verweigerung eines solchen Urlaubs oder Zurücknahme desselben ohne erhebliche Gruͤnde ist nicht f erwarten und bleibt überdies in den einzelnen Faͤllen den Bethei— igten der Weg der Beschwerdefüͤhrung bei der hoheren Behoͤrde unverschlossen, sofern sie dazu Veranlassuͤng zu haben glauben.

5. Die früheren, zum Theil jetzt erneuerten staͤndischen Vor⸗ schlage, wegen Befbrderung der Mitwirkung sachverstaͤndiger Kreis⸗ Eingefessenen auf die Auseinandersetzung, sind bei Erlaß der Ver⸗ ordnung vom 30. Junt v. J. wegen des Geschäfts-Betriebes in den Angelegenheiten der Gemeinheitstheilungen, Ablbsung und der Regu⸗ lirung der gutsherrlich⸗ bäuerlichen Verhaͤltnisse, sorgfaͤltig gepruft

und, soweit es zuldssig war, in den Paragraphen 2 und folg. 15. 31 und folg. und 35 beruͤcksichtigt. derung per Kosten bei Gemeinheitstbeilungen soll demgemäß in ] ene ern, rejsliche Erwägung gezogen und thunlichst beräcksichtigt werden.

Auch der Antrag auf Vermin—

6. Die beantragte Declaration des Edikts vom 114. September 1611 räcksichtlich der Hüälfsdienste würde, nachdem seit Erlassung dieses Gesetzes vier und zwanzig Jahre verflossen sind, an sich gro—⸗ Bedenken unterliegen; es ist aber auch zu einer solchen keine

eranlassung vorhanden, da ein Schwanken der Praxis uͤber die von Unseren getreuen Ständen angeregte Frage aus dem vorgekom⸗ menen einzelnen Falle, wo das Revisions-Kollegium zu Stettin eine von der his dahin angewandten Auslegung des Gesetzes abweichende Runsicht gusgesprochen, dessen Entscheidung aber quch in der höͤhe—

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* I enn sofort wieder aufgehoben worden, nicht gefolgert wer⸗ en kann.

7. Die Angelegenheiten wegen der fuͤr Aufhebung des Neben⸗ modus und der Quartalsteuer in den Ritterschafts- und Stadt⸗ eigenthums⸗Ortschaften Alt⸗Vor⸗Pommerns zu gewaͤhrenden Ent⸗ ann hat inzwischen durch Unsere Ordre vom 21. April d. J., welche durch das Amtsblatt Unserer Regierung zu Stettin bekannt gemacht ist, ihre definitive Erledigung gefunden.

8. Aus der Beschwerde des Magsstrats zu Treptow an der Rega

uͤber eine von Unserer Regierung zu Stettin, in Betreff der Verpflich⸗ tung der gedachten Stadt zur Aufnahme eines arbeitzunfaͤhigen Armen, erlassene und von Unserm Minister des Innern und der Polizei un⸗ ter ausdrücklichem Nachlaß der Provocgtion auf den Rechtsweg bestaͤtigte Verfuͤgung kbünen Wir keine Veranlassung nehmen, eine Abaͤnderung hs nc anzubefehlen und tritt hier der im S. A8 des Gesetzes vom 1. Juli 1823 vorgesehene Fall einer Bedruckung um so weniger ein, als unsere getreuen Staͤnde nach dem Schlusse ihrer der ü ffn Petition das Zweifelhafte des Falles selbst nicht ver⸗ ennen. 9. Auf den Antrag, wegen Bereitung eines ausschließlich nur fuͤr das Vieh genießbaren Salzes und dessen Verkaufs um einen bil⸗ ligeren als dermalen allgemein bestehenden Preis, koͤnnen Wir fuͤr jetzt nicht eingehen, indem die Beduͤrfnisse des Staatshaushalts noch den gesammten Ertrag aller bestehenden Abgaben in Anspruch neh= men und keine Verminderung derselben gestatten, welche letztere die Bewilligung der Petition Unserer getreuen Staͤnde, jedoch in sehr bedeutendem Betrage zur Folge haben wuͤrde.

Urkundlich haben Wir hieruͤber den gegenwartigen Landtags— Abschied ausfertigen lassen und Allerhoͤchstselvst vollzogen und ver⸗ bleiben Unsern getreuen Ständen in Gnaden gewogen.

Gegeben Berlin, den 23. Mai 1835.

(L. S) (gez) Friedrich Wilhelm. (gez) Friedrich Wilhelm, Kr. P. v. Altenstein. v. Lottum. v Brenn. v. Kamptz Muühler.

Ancillon. Fur den Kriegs-Minister: v. Schöler. v. Rochow. Rother. v. Alvensleben.

Aus wüärtige Börsen.

Amsterdam, 3. Juli.

Niederl. wirkl. Schuld 55zJ. 53 do. 101. Ausg. Schuld 1. Kanxz-Bill. 235 A3 Amort. 9s. 353 80 uss. 99 Oestorr. 99 Preuss. Främ. Scheine 110. do. A3 Anl. —. Span. S3 AE. 33 267

Antwerpen, 2. Juli. Zinsl. I63. Cortes 301 Neu

Spun. 353 0. Coup.

Spun. Aul. 2. London, 3. Juli.

Cong. 88 921. Belg. 9593. Span. Cortes M5. bl. v. 1834 M23. Zinsl. 123. Ausg. 153. 213 Holl. Saz. S3 do. 100z3. Port. 353 S873. 33 577. Engl.‘ Rust. —. Bras. S3. Columb. v. 1823 36. Mex. 363. HFeru 307. Chili A6.

dt. Fetersburz, 30. Juni. Lond. 103. Amsterdam 523. Hamburg 9rs. Faris 111. Silbar-

Rub. 357. Wien, 3. Jul. 53 Met. 1017. AS 9779. Neue Anl. 582. Bank- Actien 13283.

Königliche Schauspiele. Donnerstag, 9. Juli. Im Schauspielhause: Nicht vom Posten, Posse in 1 Akt von L. Angel. Hierauf: Die Einfalt vom Lande, Lustspiel in 4 Abth., vom Dr. C. Toͤpfer.

Koöͤnigstädtisches Theater.

Donnerstag, 9. Juli. Zum erstenmale: Die eifersuͤchtige Frau, Lustspiel in 2 Akten, von Kotzebue. Hierauf: Sieben Maͤdchen in Uniform, Vaudeville⸗Posse in 1 Akt, nach Théaulon, frei bearbeitet von L. Angely.

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Neueste Nachrichten.

Paris, 2. Juli. Durch eine Koͤnigliche Verordnung wird das fünfte Wahl-Kollegium des Isere-Bezirks auf den 25. Juli nach St. Marcellin zusammenberufen, um an die Stelle des 6 Penet, der seine Entlassung eingereicht hat, einen neuen Deputirten zu waͤhlen.

Der Pairshof fuhr in seiner heutigen Sitzung wieder mit dem Verhoͤr der Angeklagten fort.

Fuͤrst Talleyrand wird sich von hier nach Vichy begeben, und von da, wo er nicht lange verweilen wird, nach Karlsbad.

Der Praͤfekt des Seine⸗ Departements, Graf Rambuteau, hat Folgendes bekannt gemacht: „Da die Fremden-⸗Legion bestimmt ist, nach Spanien uͤberzugehen, so hat der Kriegs-Minister ent⸗ schieden, daß alle Franzosen, welche beabsichtigen, sich dahin zu begeben, um die constitutionnelle Sache zu unterstuͤtzen, aus⸗ nahmsweise und ohne weitere Ermächtigung von seiner Seite unter der besagten Legion Dienste nehmen koͤnnen, wenn sie im Uebrigen die Bedingungen des Alters und der nöͤthigen Eigen— schaften erfuͤllen, welche durch die Verordnung vom 10. Maͤrz 1831 vorgeschrieben sind. Die Dienst-Eintritts-Akten werden von den Unter-Militair-Intendanten ausgefertigt; die jungen Leute, welche eintreten wollen, haben sich bei der Militair-In— tendantur in der Straße Verneuil zu melden.“

Zwei Commissaire, einer fuͤr Spanien, der andere fuͤr Frankreich, gehen morgen nach Algier ab, um bei der Einschif— fung der Fremden- Legion zugegen zu seyn. Der Franzoͤsische Tommissair, Herr Delarue, ist einer der Adjutanten des Mar— schall Maison. .

Der heutige Moniteur enthaͤlt nachstehende telegraphische Depesche aus Bayonne vom 1. Juli 2 Uhr Mittags:

„Der Capitain der „Sappho“ uͤberbringt Folgendes: Am 29. Juni vertheidigte Bilbao sich noch immer. General La Hera, der an die Stelle des entlassenen Valdez gekommen ist, ruͤckt auf diesen Platz vor, der jetzt gesichert ist.“

Das Journal de Paris widerlegt ausdruͤcklich das von der „Gazette“ ausgesprengte Geruͤcht, die Regierung habe den— jenigen Theil einer telegraphischen Depesche, der die Einnahme Portugaleite 's mitgetheilt hatte, absichtlich unterdruͤckt.

Die Zeitungen von Bordeaux vom 28. Juni enthalten nun auch die Nachricht von dem Tode Zumalacarreguy's. Nach dem Indicateur waͤre Zumalacarreguy in einem kleinen Dorfe Ce— rain amputirt worden und am 2sten nach einem langen Todes— kampfe verschieden. Die Operation war, wie es heißt, von ei⸗ nem Englischen Arzt unternommen worden. Das Memorial a n,. versichert, Zumalacarreguy waͤre am Taͤtanus ge—

orben. f In der gestrigen Sitzung des Assisenhofes, der vierten in dem Prozesse der Familie Morell gegen La Ronciere, wurde mit dem Zeugen-Verhoͤr fortgeschritten, und es kam besonders die Haupt-Frage: wer die anonymen Briefe geschrieben habe? zur uͤntersuchung, jedoch ohne daß dadurch ein größeres Licht über die Sache verbreitet worden wäre. Die Kunstoerständigen

die Hand des Fraͤuleins Morell, als die des La Ronciere, er kennen zu wollen ). 3

Im Journal des Débats liest man: „Es scheint ge— wiß, daß die letzten Bewegungen Rußland's, auf die von den Englischen Blaͤttern mit so vieler Lebhaftigkeit aufmerksam ge— macht worden ist, nichts anderes sind, als die jährlichen Evolu⸗

gleich diese etwas prunkvollen Mandver von den Regierungen Europas stets mit Aufmerksamkeit beobachtet werden muͤssen, so haben sie doch bis jetzt keine große Wichtigkeit gehabt.“

Nach Briefen aus Montpellier nimmt die eh der Cholera Faͤlle in Agde zu, statt sich zu vermindern.

Heute schloß 5proc. Rente pr. compt. 108. 69. K cour. 108. 80. 3proc. pr. compt. 78. 50. lin Cour. 78. R. zproc. Neap. pr. compt. 965. 50. sin cour. 96. 70. Span. 403. 3proc. do. 277. Ausg. Schuld 1tz .. Cortes 35 21 proc. Holl. 57. 40.

Paris, 3. Juli. Der König kam gestern Mittag zur Sta und arbeitete nach einander mit den Ministern des Krieges, de auswärtigen Angelegenheiten, des Handels und des Innern. U 3 Uhr hatte der Fuͤrst von Talleyrand eine Unterredung mit den Koͤnige, die bis 5, Uhr dauerte. Unmittelbar darauf kehrtn Se. Majestaͤt nach Neuilly zuruck.

Die Kriegsschiffe „Nestor“, „Duquesne“ und „Toulon“ so wie das Dampfboot „Castor“, sind am 30. Juni von Toulh nach Algier unter Seegel gegangen.

Das heutige Journal des Déabats fuͤgt der obigen teh graphischen Depesche folgende Erlaͤuterungen hinzu: „Der Ge

hatte am 29. Juni sein Hauptquartier in Briviesca, von n aus er seitdem seine Verbindung mit den Truppen des Valde zu bewerkstelligen und der Stadt Bilbao zu Huͤlfe zu kommw suchte. Nachdem Valdez das linke Ebro⸗Ufer hinauf marschin war er am igten in Puente-Lara, 3 Lieues oberhalb Vittorh angekommen, worauf seine Kolonnen sich auf der großen Stra nach Burgos uͤber Ordusia in Alt-Castilien nach Bilbao, welt letztere Stadt 8 Lieues suͤbwestlich von jener liegt, ausdehnten. N telegraphische Depesche kuͤndigt nun an, daß Bilbao sich am 29h noch hielt und daß die Erhaltung dieses Platzes gesichert schemn Vom 19ten bis 29sten ist es also den Truppen der Koͤnigh wenn gleich allerdings sehr langsam, gelungen, die Bewegln auszuführen, die sie in die Naͤhe jener Stadt fuͤhren su Man darf nicht außer Acht lassen, daß die von Puente⸗la⸗Rimn und Logrosio aufgebrochene Armee der Koͤnigin betraͤchtlich ul Zeit verloren und einen bedeutenden Umweg gemacht hat, in sich, anstatt direkt uͤber Vittoria, über Ardusia nach Bilbao wenden. Sie mußte aber diesen Umweg machen, um den G

lonnen der Karlisten zu entgehen, die das Innere der Propih

mit bedeutenden Kraͤften besetzt halten und sogar Bittorta blöß kiren. Mittelst dieses großen Umweges lehnte die Armn sich an Alt-Castilien und konnte Bilbao auf der Stra nach Burgos zu Huͤlfe eilen, ohne zu befuͤrchten, w den Karlisten, die hier nur schwache Corps haben, abg schnitten zu werden. Die gegenwärtige Minderzahl der mee legte ihr die Nothwendigkeit auf, auf ihrem Marsch

Die Karlisten ihrerseits scheinen die Belagerung nicht mit hr sonderem Nachdruck betrieben zu haben. Die Belagerung btsam schon am 12ten, und man muß sich daher wundern, daß Ke Karlisten in den 17 Tagen vom 12xen bis zum 29sten sich nih

einer Stadt bemächtigen konnten, die ziemlich schlecht befestt

ist, gegen die sie alle (2) ihre Kraͤfte aufgeboten hatten, un welcher die Christinos erst so spaͤt zu Hülfe kommen konnt Und doch hatte die Karlistische Armee alle Aussicht auf Erfch sie war mit Geschuͤtz wohlversehen, sie beherrschte den Lauf i Flusses, und hatte jede Verbindung zwischen der Stadt

Portugalette unterbrochen, was das Anlangen der zur See m St. Sebastian abgeschickten Munitions⸗-Vorraͤthe hinderte. W wuͤrden es uns schwer zu erklaͤren wissen, wodurch die Buh rung von Bilbao gescheitert ist, wenn wir uns nicht erinnatm daß die toͤdtliche Verwundung Zumalacarreguy's sich vom l Juni herschreibt, und wenn wir nicht uͤberzeugt waren, daß e diese Verwundung und die darauf erfolgte Todes-Botschast!“

Plane an sich nicht mehr in der Uebereinstimmung ausgess wurden, die der Ober-Befehlshaber ihnen zu geben wußte.

An der heutigen Börse trug man sich mit dem Gerst herum, die Regierung habe neuerdings eine telegraphische pesche des Inhalts erhalten, daß der General Latre unter Mauern von Bilbao einen vollstaͤndigen Sieg über die Karlh davongetragen und die Stadt entsetzt habe. Ob diese Nach gegruͤndet ist, muß sich morgen ausweisen. .

Man schreibt aus Madrid unterm 23. Juni: „Es hen hier ein wenig Entmuthigung, obgleich die Nachrichten ausch land nicht eben schlecht sind. Die Karlisten haben vor WM große Verluste erlitten; Luqui und Simon Torres sind geil Villareal und Alzaa verwundet worden. Die Truppen der nigin haben aber auch viel gelitten. Die Zusammensth des neuen Kabinets hatte Hossnungen eingeflößt; noch ist keine Verbesserung eingetreten. Man kann ubrigens j gerade sagen, daß die Minister die öffentlichen Angeln heiten vernachlässigen. Herr von Toreno, allein mit Ministerien beauftragt, widmet den administrativen Göst ten alle seine Zeit, und Tag und Nacht expedirt er Angelegenheiten seiner zwei Departements. General dova wird wieder ein Kommando bei der Armee uͤbernehh Der Bericht der unter der Praͤsidentschaft des vormaligen Kt Ministers Zarco del Valle nach Navarra geschickten Mil Kommission wird ohne Zweifel einigen Einfluß auf die des Nachfolgers des Generals Valdez haben. Die Nach ten aus den Provinzen sind etwas beunruhigend. In Ein nien, Aragonien und Castilien herrscht eine gewisse Gährug,

Heute schloß proc. Rente 108. 95. proc. sin e 20. Hpröc. Neap. 9 Span. 5proc. A1. 3proe Cortes 38. Ausg. Schuld 17. Guebhard 15. 22proc. 9 57. 40.

) Da uns bereits das Journal des Dabats vom 3ten hel, so wuͤrden wir auch schon einen Auszug aus den Verhan dn der Sitzung vom 2ten, in welcher unter Anderem Hert. * Barrot' als Nechtsbeistand der Klaͤger sein Plaidoyer hielt,! können; wir halten es indessen fuͤr angemessener, dem Gang

Debatten nicht vorzugreifen. ö Redacteur Cattel.

blieben dabet, in den Schriftzügen der anonymen Briefe ehen

Gedruckt bzi A. g. Hayt

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neral Don Jose Santos de la Hera, der den General Val in dem Kommando der Armee von Navarra ersetzt hat, befes ligte bisher die Reserve-Division auf dem rechten Ebro⸗User un

jedes Gefecht zu vermeiden, und hieraus erklaͤr« sich, weshalb d Ifhnung der eigentlichen Audienz nicht bekannt gemacht. Erst am

Garnison von Bilbao so lange sich selbst überlassen geblieben i—

Navarresen bedeutend entmuthigt haben, während die Operatin

tionen der Russischen Flotte im Mittellaͤndischen Meere. Ob—

Allgemeine

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Berlin, Freitag den 19ten Juli

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tag es.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Professor Dr. Ernst August Hagen an der Universitaͤt zu Koͤnigsberg den Rothen Adler-Orden vierter Klasse zu verleihen geruht.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Schullehrer und Orga— isten Scheibe zu Muͤhlberg das Allgemeine Ehrenzeichen zu berleihen geruht. .

Dem Gutsbesitzer von Mengershausen zu Hoͤningen ist Unterm 7. Juli 1835 ein Patent wegen eines durch Modell und Beschreibung nachge— wiesenen, in der ganzen Zusammensetzung fuͤr neu er— kannten Pfluges, auf Sechs Jahre, von jenem Datum an gerechnet und fuͤr den mfang der Monarchie, ertheilt worden.

Abgereist: Der General⸗Major und Commandeur der 1sten Garde⸗-Landwehr-Brigade, von Strantz, nach Dyhrnfurth. Der Koͤnigl. Sardinische General⸗Major, General⸗Adjutant, ahßerordentliche Gesandte und bevollmaͤchtigte Minister am hie— ten Hofe, Graf St. Martin d'Aglis, nach Rügen.

Zeitungs-⸗Nachrichten. A a n d

Frankreich.

Paris, 3. Juli. Ueber das in der vorgestrigen Sitzung des Pairshofes gegen den Angeklagten Neverchon gefaͤllte Straf⸗Urtheil ist noch zu bemerken, daß derselbe nicht bloß zum Verluste des Rechtes, Waffen zu tragen, sondern auch noch zum Verluste des Wahl- und Waͤhlbarkeits⸗Rechtes, so wie der Be— fugniß als Geschworner zu fungiren oder ein oͤffentliches Amt zi bekleiden, auf funf Jahre kondemnirt worden ist. Das Urtheil wurde dem Reverchon von einem Gerichtsschreiber im Nebenzim⸗ mer mitgetheilt, wo er es mit ziemlicher Gleichguͤltigkeit anhoͤrte. Den übrigen Angeklagten, 48 an der Zahl, wurde es nach Er—

Schlusse der Sitzung verlangte einer der Angeklagten, daß man Ihn und seine Kameraden von dem Urtheilsspruche in Kenntniß setz-. Als Reverchon darauf selbst ausrief, daß er zu fünfiähri= ger Haft und einer Geldbuße von. 5006 Franken kondemnirt worden sey, schrieen mehrere Angeklagte: „Wir alle verlangen daselbe Urtheil fuͤr uns!“ Nachdem diese Aufregung sich gelegt, ließen sie sich jedoch ruhig zum Saale hinausfuͤhren. In der gestrigen Audienz, bei welcher von den Richtern der Marquis von Pange fehlte, wurden die Verhandlungen fortgesetzt. er Angeklagte Lagrange hielt einen langen Vortrag, um in sehr ge— maͤßigten Ausdruͤcken die Inkompetenz des Pairshofes zu bewei—⸗ sen, zugleich aber sich selbst als einen Mann darzustellen, der von jeher den entschiedensten Abscheu gegen den Buͤrgerkrieg gehabt, auch bei den letzten Unruhen keinen Tropfen Bluts vergossen habe. „Wenn ich uͤbrigens Ihre Kompetenz bestreite“, aͤußerte er, „so soll dies keine Beschimpfung fuͤr Sie seyn; ich weiß, daß diese Versammlung aus den aufgeklaͤrtesten und verdiente— sten Mannern besteht, und es befinden sich nur wenige darunter, die ich als Mitglieder eines Geschwornen⸗Gerichts vielleicht zuruͤckweisen wuͤrde. Aber als Gerichtshof kann ich Sie nicht anerkennen, da Sie die Aristokratie repraͤsentiren, waͤhrend ich ein Soldat der Demo⸗ kratie bin, und mithin nicht vor meinen Richtern, sondern vor meinen Feinden erscheine.“ Der Angeklagte erklaͤrte schließlich, daß er aus diesem Grunde, und weil die Vertheidigung uͤber— dies nicht frei sey, auf keine der an ihn gerichteten Fragen ant— worten werde. Der Präsident machte ihm mit vieler Sanft— muth bemerklich, daß er gewiß nirgends ein Tribunal finden werde, dessen Mitglieder den Angeklagten so viel Buͤrgschaft ge— waͤhrten, als der Pairshof. „Sie seibst raͤumen ein“, fuͤgte er . „daß die Manner, die Sie vor sich sehen, sich seit 40 ahren um das Vaterland wohl verdient gemacht haben. Glau— ben Sie nun, daß sich in den Herzen solcher Maͤnner gehaͤssige Leidenschaften regen, daß sie sich von politischen Ansich— ten beherrschen lassen koͤnnten? Nein, Lagrange, Sie ha— ben in dieser Versammlung keinen Feind; Sie sehen vor sich bloß unparteiische Richter, die nichts sehnlicher wuͤnschen, als Sie unschuldig zu befinden. Antworten Ste daher lieber.. agrange (den Präsidenten unterbrechend): „Ich bin ein Mann von Ehre und halte das gegebene Wort fuͤr heilig. Sie selbst, Derr Praͤsident, haben vor einigen Tagen erklart, daß ein Mann, der einen Eid geleistet, eine Verpflichtung uͤbernommen habe, das egzebene Wort nicht brechen koͤnne, ohne ein Ehrloser zu seyn. lermal habe ich gegen die Entscheidung protestirt, die uns un— serer Vertheidiger beraubt. Ich wiederhole, was ich bereits ge⸗ sagt; als Privarmaͤnner achte ich Sie fast Alle, als Richter kann

ich Sie nicht annehmen. Ich halte es als eine Ehrensache, auf

t an mich gerichteten Fragen nicht zu antworten, so lange nicht ale meine Mitangeklagten zugegen sind und ihre Vertheidiger hnen zur Seite stehen. Mein Entschluß in dieser Beziehung it unerschuͤtterlich. Der Präsident machte den Angeklagten oh darauf aufmerksam, daß ein großer Unterschied bestehe zwi⸗ in einem vor Gericht geleisteten gesetzlichen Eid und jenen lhnen Verpflichtungen, die man zuäwenlen aus Kameradschaft

und gewissermaßen blind eingehe, und die denjenigen, der sie

sernommen, weder in den Augen der gesunden Vernunft, noch ken Gewissen nach fesseln koͤnnten. Lagrange blieb indessen ei, daß er hierauf nichts weiter zu sagen habe. Es wurde

mithin sofort zum Zeugen-Verhör geschritten. Im Uebrigen fiel

in dieser Sitzun ; 35. ; 83 . g nichts Erhebliches vor. In seiner heutigen Sitzung setzte der Pairshof das Verhoͤr der anwesenden Aas

klagten und der Zeugen fort. Es kam bis zum Abgange der

Post wenig von Bedeutung vor. Aussage war die des Pairs Herrn von Gasparin, der zur Zeit 2 . in Lyon bekanntlich Praͤfekt des Rhone-Departe⸗ ments war. ö

In der vorgestrigen Sitzung des Assisenhofes wurde das Zeugen ⸗Verhoͤr in dem La Ronciereschen Prozesse fortgesetzt. Da man wußte, daß die Kunstverstaͤndigen und 'die Aerzte ver— nommen werden wuͤrden, so war der Andrang des Publikums wieder sehr groß. Unter den Mitgliedern der Morellschen Fa— milie vermißte man den General von Morell, der in Folge er— schuͤtternder Gemuͤthsbewegungen krank geworden ist. Der heute zuerst vernommene Zeuge war der Glaser-Meister Jorry aus Saumur. Er sagte aus: „Ich bin der Glaser des Morellschen Hauses, Am 28. September wurde ich gerufen, um eine Fen— sterscheibe im Saale einzusetzen; man sagte mir zu gleicher Zeit, daß auch ein Fenster in der Stube des Fraͤuleins zerbro— chen sey; da sie aber noch schlief, so kam ich am anderen Tage wieder und setzte die Scheibe ein. Die Fensterscheibe war zum Theil zerbrochen; es befand sich ein Loch in dem unteren Win— kel; man konnte sehr gut die Hand durchstecken; aber es wuͤrde, vermoͤge der Entfernung, sehr schwer gewesen feyn, den Dreh⸗ riegel zu erreichen und zu öffnen; die Glas-Stuͤcke lagen außer— halb, nicht innerhalb der Stube.“ Herr Eh aix d' Estange verlas die fruͤhere schriftliche Aussage des Zeugen, woraus hervorging, daß er der Meinung gewesen war, das Loch in der Scheibe sehy zu lein gewesen, als daß man habe die Hand durchstecken kön⸗ nen. Jorry: „Ich habe sagen wollen, daß ich glaubte, man habe den Arm nicht durchbringen koͤnnen.“ Der Praͤsident ertheilt Befehl, daß Miß Allen geholt werde, um Über diesen Punkt Zeugniß abzulegen. Mittlerweile wurde noch ein weibli⸗ cher Dienstbote der Frau von Morell, Namens Tessier, ver— hoͤrt. Sie hatte die zerbrochene Fensterscheibe gesehen, welche ih⸗ rer Aussage nach ganz zersplittert war, so daß sie glaubte, man habe sehr gut die Hand durchstecken können. Von Glasscherben im Innern der Stube hat sie nichts bemerkt. Der Architekt Giraud sagt aus: „Ich kenne keinen der naͤhern Umstaͤnde die⸗ ses Prozesses. Ich bin von Gerichtswegen beauftragt worden, das Haus der Wittwe Rouaut zu untersuchen, und einen Plan von dem Hause des Herrn von Morell aufzunehmen.“ Der Pra si— dent verlas das in dieser Beziehung aufgenommene Protokoll, woraus hervorging, daß man weder in dem Zimmer des Fraͤu— leins von Morell, noch in der unbewohnten Mansarde, wel— che sich uͤber demselben befindet, voch in der Mansarde, wo der Bediente Samuel wohnte, noch an den äußern Mauern irgend eine Spur von der Anlegunz einer Strickleiter, oder von irgend einer anderen Vorrichtung, durch welche man in das Zim⸗ mer des Fraͤuleins von Morell hätte steigen koͤnnen, bemerkt habe. Man habe auch an den mit weißem Kalk bestrichenen Fenster⸗ Vorspruͤngen in dem Zimmer des Fraͤuleins keine Spuren von Blut bemerkt. Ein Geschworner: „Ich frage, ob die Lage des Ortes so ist, daß man auf irgend eine andere Weise in das Zimmer des Fraͤuleins kommen konnte? Der Präsident: „Das ist eine sehr delikate Frage.“ Der Geschworne: „Ich weiß es; aber ich wuͤnsche die Meinung des Sachverstaͤndigen zu hoͤ— ren, um die meinige danach zu bilden.“ Herr Giraud— „Man haͤtte sich einer hoͤlzernen Leiter bedienen, und die 4uße— ren Enden derselben umwickeln koͤnnen, um an der Mauer keine Spur zuruͤckzulassen; aber das haͤtte viel Zeit erfordert; und ich meine, daß bei der Schnelligkeit, mit der man bei einem solchen Unternehmen zu Werke gegangen seyn wird, und besonders bei Nacht, dies beinahe unmoͤglich war.“

„Miß Allen war mittlerweile angekommen, und wurde einge⸗ fuͤhrt. Frage „Wer hat, am 23. September Morgens, das Zuün⸗ mer des Fraͤüleins gereinigt?“ Ant w.: „Ich kehrze sonst immer das Zimmer; es wurde aber an diesem Tage nicht gereinigt, und ich begnuͤgte mich damit, die Glas-Stuͤcke von der zerbrochenen Fen⸗ sterscheibe, welche in das Zimmer gefallen waren, in den Kamin zu werfen.“ Tr. „Sind Glasscherben nach außerhalb gefallen?“ Ant w. „Das ist wohl moͤglich.“ Praäsident: „Ber Gla— ser behauptet, daß die Oeffnung in der Fensterscheibe sich in dem von dem Drehriegel ganz entfernt liegenden Winkel befunden habe.“ Miß Allen. „Im Gegentheil, sie war ganz nahe an dem Dreh— riegel. Der Praͤsident forderte Miß Allen auf, an einem der Fenster des Saales mit dem Finger den Srt der Oeffnung in der Fensterscheibe zu bezeichnen. Sie bestieg eine Bank und deutete die rn in einer Weise an, wonach durch dieselbe das Fenster leicht hätte gebffnet werden koͤnnen. Der Glaser bezeich nete darauf eben— falls an demselben Fenster die gefundene Oeffnung, aber auf eine widersprechende, mit seiner fruheren Aussage überein timmende Weise. Herr Berryer. „Die Fensterscheiße wurde erst nach fuͤnf Ta⸗ gen wieder eingesetzt: hat während dieser Zeit das Fräulein in ih—⸗ rem Zimmer geschlafen “‘ Miß Allen. „Das Fräulein hat in meinem Zimmer und in meinem Bette geschlafen; ich legte mich auf eine Matratze vor dem Bette.“ Ein Geschworner. „Es ist im Laufe der Debatten gesagt worden, daß man dem Fraͤulcin von Morell kurß nach dem 23. Sept. Blutegel gesetzt habe; Miß Allen dabei beschaͤftigt gewesen ?“ Antw. „Ja.“ Fr.: „Befand sich noch eine andere Person dabei zugegen?“ Antw.: „Ich er⸗ innere mich nicht, ob Frau von Morell dabei war-“ Frü „Ich meine, ob sonst ein Dienstbote zugegen war?“ Antw: „Rein, Niemand, als ich, war in jener Zeit um sie.“ Ein Gefchwor? ner „Wie geht es zu, daß man bei dem Anlegen der Blutegel die Wunde nicht bemerkt hat, die das Fraͤulein in der Nacht vom 23. an 26. September erhalten haben will?“ Miß Allen: „Fraͤu⸗

ein von Morell setzte sich die Blutegel selbst; ich half ihr nur da—⸗ bei.“ Derselbe Geschworeng? „Hat das Fräulein vor dem Ereignisse schon an Nerven- Zufallen oder sonst an irgend ei— ner Krankheit gelitten, die der, von welcher sie jetzt befallen ist, ahnlich war?“ Antw.: „Das Fräulein war fruͤher immer voll— kommen gesund.“ Herr Ehait d' Estange: „Wie viel Blut—⸗ egel waren es, die sich das Fräulein selbst gesetzt hat?“ Antw.: „Sie hat sich deren 3 bis 5 Mal gesetzt; das zweite Mal wenig⸗ stens 16.“ Praͤsident: „Es muß schwer gewesen seyn, das Blut zu stinen. * = Antw.: „Ich hatte alles Nothige dazu vorbe⸗= reitet.“ Ein Kaufmann, Ackermann, aus Saumur sagte aus, daß er gegen Ende September des vorigen Fahres mit seiner Frau vor dem Morellschen Hause vorbeigefahren, und daß ihnen die zer⸗ brochene Fensterscheibe in dem Zimmer des Fräuleins aufgefallen sey. Man schritt nunmehr zu dem sehr interessanten ö der Hand⸗

Die interessanteste Zeugen⸗ schriftskundigen (expert Cerivain). Der erste, der vernommen wurde,

war Herr Oudard; er aͤußerte sich im Wesentlichen folgenderma⸗ ßen; „Ich bin beauftragt worden, einen grotzen Theil der Beweis⸗ mittel In diesem pin e zu untersuchen. Bevor ich meinen Be⸗ richt abstatte, muß mir die Versicherung erlaubt seyn, daß ich mit Gewissenhaftigkeit und mit der größten Sorgfalt zu Werke gegon⸗ gen bin. Wer mich kennt, Aird mne nn dieser Beziehung Serech⸗ tigkeit widerfahren laͤssen. Ich bemerke noch, daß ich nicht mit der untersuchung aller Briefe beauftragt geivesen bin; ich kenne nur 1 derselben, und ein kleines Billet, unterzeichnet „Marie von Morell“. Zuerst habe ich mich zu uͤberzeugen gesucht ob alle Briefe einen und denselben Verfasser gehabt haben. Ich habe demnach die 14 Schreiben genau und gewissenhaft untersucht; ich hahe erkannt, daß alle von einer und derselben leichten, gewandten und im Schrei⸗ ben geübten Hand sind. Alle diese Briefe sind ganz auf dieselbe Weise geschrieben. Das kleine an Herrn von Estouilly gerichtete Billet, mit der Unterschrift „Marie von Morell“, ist frei, naturlich und mit rascher Feder geschrieben. Die anderen Briefe sind von derselben . geschrieben, aber mit verstellter Handschrift. Ich habe alsdann die 14 Briefe mit der Handschrift des Angeklagten La Ronciere verglichen. Ich habe aber eine solche Un⸗ aͤhnlichkeit nicht allein in der Form der Briefe, sondern auch in der Bildung der Zuge, und eine solche Verschiedenheit in den Angewdh⸗ anf und besonders auch in der Orthographie gefunden, daß ich die eberzeugung habe, Cg Ronciere hat jene cht nicht geschrie⸗ hen.“ Einer der Raͤthe: „Es ist hier eine wichtige Bemer⸗ kung uber das mit „Marie von Morell“ unterzeichnete Billet zu machen. Es war einem der anonymen Briefe ref r, nicht als von dem Fraͤulein geschrieben, sondern als eine Nachahmung ihrer Handschrift. Das anonyme Schreiben druckt sich darüber solgen⸗ dermaßen aus: „„Ich habe mir einige Worte von der Handschrift Mariens verschafft; ich habe versucht, sie nachzuahmen, und sende Ihnen hier das Resultat meiner Bemühungen.“ Es ist also eine Nachahmung der Handschrift und nicht die Handschrift des Fraͤuleins selbst.“ Herr Oudard beharrt bei seiner Meinung, daß das Billet naturlich, rasch und ohne irgend einen Anschein von Verstellung geschrieben sey. Der Präsident: „Ich muß den Herren Geschwornen bemerklich machen, daß Herr Oudard und ein anderer Kunstverständi⸗ ger, Herr von Saint-Dmer, nicht uber die Identitat die—⸗ ses Billets mit der wirklichen Handschrift des Fraͤuleins be⸗ fragt worden sind. Die junge Dame hat unter den Augen des Instructions⸗Richters etwas geschrieben, was ihr diktirt wurde. Diese Handschrift des Frguleins und mehrere anders früher von ihr ge—⸗ schriebenen Briefe sind zweien anderen Kunstverstaͤndigen, den Herren Miel und Durnerin, vorgelegt worden, und diese haben die Mei⸗ nung abgegeben, daß dieselbe Hand saͤmmtliche anonyme Briefe ge⸗ schrieben habe.“ Der General⸗-⸗A Advokat: „Der Zeuge Ambert hat gestern erklaͤrt, daß er, als er die an Entouilly geschriebenen anonymen Briefe gesehen, augenblicklich die Handschrift La Roneiöre's erkannt habe.“ Herr Ambert, aufgefordert, sich uber diesen Punkt noch⸗ mals zu erklaren, sagte: „Ich bleibe bei meiner Behauptung. Das al Herrn von Estonilly gerichtet. Ausforderungs -Schreiben schen mir ganz von der Handschrift La Ronciere's, Er hatte anfänglich versucht, seine Hand zu verstellen; aber am Schlusse ist er zu seinen Gewohnheiten zurückgekehrt; am auffallendsten ist dies bei der Adresse. So sind z. B. das Wort „Saum ur“ und der Buchstabe R, welcher das Wort Rue d Orleans beginnt, augenscheinlich von der . Handschrift des Angeklagten. Hr. Berail hat beim An— lick des Briefes ganz denselben Gedanken gehabt. Folgender Umstand aber bestärkt mich noch mehr in meiner Meinung, und läßt mir gar keinen Zweifel übrig. Als ich zu Herrn von La Ronciere ging, un ihm die Beschwerden Estouilly's zu überbringen, sagte er mir, Herr von Estouilly habe ihn dem General angezeigt; das sey eine Feig— heit. Ich antwortete ihm. „„Ich bin nicht. Richter über das Bi nehmen des Herrn von Estouilly; aber wenn ich einen solchen Brief bekommen und Sie fuͤr den Verfasser desselben gehalten hatte, wuͤrde ich sogleich Genugthuung von Ihnen verlangt haben““ Herr von La Ronciere erwiederte mir darauf. „„Sie haben Recht; Sie sind ein Mann von Ehre; ich bin mit Ihn en zufrieden.““ In dem anonymen Briefe, in welchem dieses Umstandes gedacht wird, heißt es; ich habe Am bert gesehen, ich bin mft thn zu frieden. Wie haͤtte der BVerfasser des anonymen Briefes von jener Unterredung Kenntniß haben sollen, wenn es nicht La Roneiere selbst gewesen wäre“ Herr Berryer: „Da Herr Ambert zu gegen ist, so bitte ich ihn, uns zu sagen, ob Herr von La Roncièere nicht in Saumur einen besonderen Geschmack am Zeichnen fand und ob er nicht ganz vortrefflich Zeichnungen kopirte?“ Herr Ambert“ „La Ronctäre konnte nicht zeichnen, und doch kopirte er Zeichnungen geschickt, daß man die Kopie schwer von dem Original unterscheiden konnte Es war damals eine Art von Zeichnung unter dem Ramen „Teufeleien / Mode; er brachte ganze Tage damit zu, jene Figuren zu kopiren. Er war ganz außerordentlich geschickt in dergleichen Din— gen; er verfertigte Transparente zu Festlich keiten; er stickte, und machte viele weibliche Handarbeiten, zu denen Maͤnner sonst wenig Geschick haben.“ Herr Ch aig d' Estang e: „Findet der Zeug? Aehnlichkeit zwischen dem mit „Marie von Morell“ unterzeichnet ẽn Billet und der Handschrift La. Nonckere ss“ Herr Amber! Allerdings, und zwar sehr viel Aehnlichkeit. Ich berufe mich auf den Ersten Besten, dem man es vorlegen mag; es ist entschieden die Handschrift La Ronetere's.“— Waͤhrend diefer Debatte behauptet La Roncière eine völlige Gleichguͤltigkeit Herr Qu dard? „Je— dermann wird Ihnen indeß agen, daß jenes mit „Marie von Ro rell“ unterzeichnete Billet mit leichter und schneller Hand geschrie— ben it, und keine Spur von Verstellung hat. Herr ' nebert (mit Lebhaftigkeit), „Das ist Ihre Meinung, m. H., ich habe die meinige.“ Der Kunstverstaͤndige St. Omer pffichtet in allen Stuͤcken der Meinung seines Kollegen Oudard bei. Herr Miel, ein anderer Kunstverstandiger, erklaͤrte, daß, seiner Meinung nach, saͤmmtliche anonyme Briefe von dem Fräulein von Morell geschr = ben wären. Herr Berryer ließ sich mit dem Herrn Miel in ein? weltlaͤuftige Debatte ein, und wies ihm in den anonymen Briefen mehrere Buchstaben nach, die mit der Handschrift des Fraͤuleins von Morell gar keine Aehnlichkeit hatten. Herr Miel raͤumte dies ein oöhnz es für cinen Bewels gegen seine Behauptung gelten lassen wollen, da eine und dieselb Hand nicht immer die Buchstaben gan n mache. Da die Aussagen der Kunstverständigen ben? hl. lagten ein wichtiges Vertheidigungsmittel an die Hand gab, fo bo— ten die Advokaten des . . Alles auf, um jene Ausfagen zu en kräften. Brei Stunden lang dauerte der Streit ber wiäs'n! . gens ind, und. unerschüttert beharrten die Kun siverfkaͤpbienl erb ker einmal gusgesprochenen Meinung. Der Praͤfident befahl 61 letzt, daß saͤnmtlich? Briefe der Jury vor Fällung ihres Eryru lh vorgelegt werden sollten, damit si selbst sich ihr urthein bilden möchte, und versprach, es so einzurichten, daß das Zurückziehen ber Seschworenen in ihr Bergtbungs Zimmer am Morgen erfolgen len damit t 6e Tageslicht prüfen könnten. War das Urthen! er Kunstverstandigen dem Ls Ronciäre gänstig, so sprgch dagegen