1836 / 12 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

es gerade am meisten Noth thue, Einigkeit unter den Refor— mern zu erhalten, da die Tories alle ihre Macht aufboöͤten, um wieder ans Ruder zu gelangen, sich hinterlistig eines Vorwandes bedient habe, um Zwietracht in den Reihen der Reformer aus— zusaͤen. Anders, sagt er, haͤtten die Radikal-Reformer und besonders die Irländischen in diesem wichtigen Augen— blick gehandelt; diese hätten ihre Vorurtheile, ihre Lei— denschaften, ihr Rachgefuͤhl aufgeopfert, sieben Jahrhun— derte der Unterdrückung, ja selbst die letzte Zwangs -Bill vergessen und sich um das Whig⸗ Ministerium geschaart, um die Britische Freiheit zu sichern und, wo möglich, der Tory— Herrschaft fuͤr immer ein Ende zu machen. „Wir“ so Kußert sich QConnell in dieser Beziehung, „haben Ihren Beifall und Ihr Vertrauen verdient und erhalten; ich sage es selbst, ich habe

dient und erhalten.“ Er koͤmmt dann auf den ihm von Sir Francis Burdett gemachten Vorwurf, daß er sich einer Sprache bediene, die in gesitteten Gesellschaften nicht geduldet werden konne, und weist nach, daß der Baronet ebenfalls in seinen Aus⸗ drucken nicht sehr deltkat gewesen sey, daß derselbe die Whiss und Tories früher mit Schimpfworten belegt habe, und daß er in seinem letzten Briefe ihn (O'Connell) einen Götzendiener nenne. Die. Behauptung, daß er, der Briefsteller, eine Coalition mit dem jetzigen Ministerium eingegangen sey, erklart er fuͤr durchaus falsch und versichert, daß er und sein Anhang das Ministerium nur deshalb unterstuͤtzten, weil dasselbe sogleich damit begonnen habe, unzweideutige Gerechtigkeit aus— zuüben, indem es die Rechtsbeamten der Krone aus den unpar— teisschsten und unabhaͤngigsten Mitgliedern der Barre gewählt, den „hochherzigen und reingesinnten. Lord Morpeth zum Se⸗ cretair fur Irland und den Lord Mulgrave, „einen Edelmann von echt ritterlichem Charakter, der noch nie eine Parteilichkeit zu Gunsten eines Orangisten ausgeübt,“ zum Lord Lieutenant von Irland ernannt habe. „Wie oft“, fährt O Connell fort, „hat man innerhalb und außerhalb des Parlaments gesagt, es sey un⸗ möglich, die Volkspartei in Irland zu versöhnen, denn wir wür— den uns nicht eher begnngen; als bis das Papstthum triumphirt hätte und die Ausschließung der Protestanten erreicht waͤre. Wähler von „Bestminster, seht, wie ungegruͤndet diese Verleum— dung war. Alles, was wir verlangten, war Gerechtigkeit und Un xarter ich keit; wir strebten nach keinem sektirerischen Triumph. Lord Mulgrave's Regierung hat einen Richter zu ernennen ge— gehabt, und seht, es ist kein einziger Katholik unter den Rich— tern. Lord Mulgrave ernannte einen Protestanten und, setze ich hinzu, den besten Mann, der dazu ernannt werden konnte. Das Amt des General-Fiskals war vakant; Lord Mulgrave ernannte einen Protestanten. Es wurden neun andere gerichtliche Aemter vakant; man besetzte sie vortrefflich, aber mit sechs Protestanten und drei Katholiken. Die Irlandi⸗ sche Volkspartei freut sich uber diese Ernennungen. Sie sieht, daß man dabei nach Verdienst, nicht nach dem Glauben verfah— ren ist. Kurz, es sind gerechte, reel che und unparteiische Er— nennungen. Was ist die Folge davon? Doß das Ministerium unsere innige, unsere entschiedene, unsere herzliche Unterstuͤtzung

hat. Das ist es, was man eine Cwalitton nennt Gerech— tigkeit, auf der cinen Seite ausgeübt eifrige Unter—

stützung von der anderen, zum Dank dafür. Hat aber das

Misteriam irgend einen seiner Gründsaͤtz? aufgeopfert, oder ist es uber einen seiner Grundsaͤtze hinausgegangen,

Um sich diese Unterstuͤtzung zu verschaffen? Offenbar und gewiß nicht. Wohl wahr aber ist es, daß es von Seiten der Tories eine Preis gebung ihrer Grundsaͤtze und ein Widerspruch in ih— rer Handlungsweise seyn wurde, wenn sie unpartetisch und ge— recht gegen Irland verfahren wollten. Hatten sie sich durch redliche und gerechte Handlungsweise um unsere Unterstuͤtzung beworben, so konnte eine also erlangte Unterstuͤtzung wohl eine grundsatzlose, aber auch dann noch immer keine niederträch— rige Coalition genannt werden. Vei den Whigs ist sie nicht grund— fotzlos, sondern im Gegentheil mit ihren offen ausgesprochenen Grundsaͤtzen uͤbereinstimmend. Sie ist nicht niederträchtig, o nein, sie gereicht ihnen zur höͤchsten Ehre, und für uns ist sie der erste Schritt zum größtmöglichen Nutzen.“ Der Courier stimmt dieser Ansicht O' Connell's vollkommen bei und meint, man koͤnnte eben so gut sagen, daß eine Coalition zwischen den Ministern und Herrn Hume oder Herrn Grote bestehe, als zwi— schen ihnen und O'Connell, denn diese beiden Herren seyen eben so sehr, als Letzterer, davon überzeugt, daß die Minister es red— lich meinten und die Wohlfahrt des Staats aufs Hoͤchste zu stei⸗ gern bemuͤht wären.

Heute Abend soll der Bericht uͤber die Britischen Staats— Einkuͤnfte fuͤr das letzte Quartal publizirt werden, und man er— wartet, nach der Angabe des Courier, daß derselbe die guͤnstig⸗ sten Resultate darbieten werde.

Der Baronet Sir Robert Dundas ist in Schottland im 7östen Jahre seines Alters mit Tode abgegangen.

Einiges Aufsehen hat die in der Liste von Lloyds ain Son— nabend Abend aus einem Schreiben des Lloydschen Agenten zu Genua vom 21 Dezember mitgetheilte Nachricht hier verursacht, daß die Sardinische Flotte, von deren Ausruͤstung man so viel Aufhebens gemacht, am Tage zuvor unter dem Befehl des Con— tre- Admiral Chevalier L. Serra wirklich abgesegeit war, jedoch nach einem Bestimmungs Orte, uͤber den man im Publikum durch— aus nichts in Erfahrung hat bringen können. Die Flotte be⸗ stand aus zwei Schiffen von 60 Kanonen, einem von 58 Kano— nen, inem von 46 Kanonen, und zwei kleineren von 20 und 14 Kanonen. Eine Fregatte von 58 Kanonen, mit dem Admiral de Geneys am Bord, war arn 24. Dezember von Sardinien wieder in Genua angelangt, doch verlau— tete ebenfalls nichts von den Nachrichten, welche sie von der Ja— sel mitgebracht hatte. Gleich dieser Nachricht hat auch eine An zeige im Devonport Telegraph die Politiker beschaͤftigt, der zufolge in Devonport auf Befehl der Britischen Abmiralität aber— mals drei Linienschiffe und eine Fregatte aus den Docks in den Hafen gebracht worden sind, um so weit ausgerüstet zu werden daß sie noͤthigenfalls sogleich bemannt und auf den Kriegsfuß ge⸗ stellt werden können. Schon vor einiger Zeit ist dasselbe in Be⸗ . auf vier Linienschiffe, wovon eines 104 Kanonen fuͤhrt, ge—

chehen, so daß eine bedeutende Streitmacht binnen tar em vbl⸗ be,. seyn wird, und noͤthigenfalls sogleich unter Segel? rst gestern ist der „Pantaloon“ von Falmouth mit Depe— schen der Britischen Regierung nach den . , n. abgesegelt. eg e r n des nach der Baffins⸗ Bay bestimmten ch at schleunigen Fortgang; die Offiziere, welche unter Ca—⸗ 3 , . ö. bereits alle ernannt, und das Schiff ö ahrscheinli on am 1 er h are bfr hee. gonh d oten oder 11Iten d. M. Es heißt, daß ein Sohn des Marquis von Anglesey, Lord

bei dieser Gelegenheit Ihren Beifall und Ihr Vertrauen ver-

. 3: ; 14 ; ; cher die Guͤter zum Eingang verzollt und die Zoll-Abgaben ein—

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als Freiwilliger zur Enalischen Huͤlfe⸗Legion in Spanien abgehen werde und bereits im Stabe des General Evans eine Anstellung erhalten habe.

Nach Briefen aus Santander vom 24. Dezember, war der Major Fulk-Greville von St. Sebast an wieder dort ange⸗ kommen. .

Aus Jamaika sind Nachrichten vem 30. November einge— laufen. Die Kolonial-Versammlung war am 19ten d. durch eine Rede des Gouverneurs eröffnet worden, weiche selbst von den Oppe sitions-Blaͤttern als sehr versöoͤhnlich bezeichnet wird, und man hoffte, da auch die Antworts-Adresse der Versammlung in diesem Geiste gehalten war, daß die Differenzen friedlich beige— legt werden wurden. Nach Zeitungen aus Bogota bis zum 1. November waren nun mit Aequator die Ratificationen des in Pasto am 8. Dezember 1832 abgeschlossenen Gränz⸗Bestimmungs ⸗Traktates ausgewechselt worden, und man hofft, daß der über die Schuldtheilung nun auch bald an die Reihe kommen werde.

Es sind Nachrichten aus Valparaiso bis zum 22. Sep⸗ tember und der Mercurio bis zum 2lsten hier eingegangen, welche es bestaͤtigen, daß die von dem Praͤsidenten von Boli— vien befehligten Truppen des rechtmäßigen Praͤsidenten von Peru (der sich in Arequipa aufhielt, General Ochegoso, die von General Gamarra besehligten des Usurpators Salaberry (der zur Erhaltung seiner Autoritaͤt in Lima geblieben war) bei Yanatocha völlig geschlagen und zerstreut hatten. General Santa Cruz, dessen Corps vornehmlich aus Boliviern, mit einer Ab— theilung Peruanern unter General Cerdena, bestand, ruͤckte auf das Departement Ayacucho und Junin vor, und es schien

ihm Alles zufallen zu wollen. Unter den Depeschen des Gber⸗ Befehlshabers liest man eine an „General Fran⸗

cisco Burdett O Connor, Besehlshaher des Reserve⸗Hee— res.“ Die in Valparaiso gelegenen Kriegsschiffe, naͤmlich zwei Englische, ein Franzoͤsisches und ein Amertkanisches, waren nach Callas zum Schutze ihrer Nationalen abgesegelt. In Chili herrschte Ruhe und das Land war in zunehmendem Handel und erstaunlichem Gedeihen begriffen, so daß man auch auf Anstalten zur Befriedigung der auswärtigen Staats,Gläubiger dachte. Die Bevoͤlkerung von Valparaiso war auf 30,009 Seelen gewachsen.

Niederlande.

Rotterdam, 4. Jan. Im Januar 18335 sind in die Maas und Goree 1731 Schiffe eingelaufen und 1725 ausgese⸗ gelt, mit Ausnahme der Fischer, Jager, Haͤringsbaizer und Schiffe, die von Rotterdam, Dordrecht, Schiedam 0. laͤngs den Seelkndischen Stroͤmen ein- oder ausgelaufen, oder die längs den Wadden von Hamburg, Bremen ꝛc. angekommen oder dort— hin abgegangen sind. Im Jahre 1835 sind 137 Schiffe weni— ger angekommen und 263 Schiffe weniger ausgesegelt als im Jahre 1833. Während desselben Zeitraumes sind von der Rhede von Maassluis in See gegangen 48 Schiffe und angekommen 10 Schiffe, mit Ausnahme der Haͤrings- Und Fischer-⸗Fahrzeuge. Zu Dordrecht gingen im Jahre 1835 255 Schiffe in See und 214 Schiffe liefen dort ein. Zu Schiedam kamen 114 Schiffe aus der Ser und 59 Schisse von Koöͤln, Mainz und anderen Rheinplaͤtzen.

Deutsch land.

Hannover, 8. Jan. Ihre Königl. Hoheit die Frau Her— zogin von Cambridge ist zum allgemeinen Becauern seit einigen Tagen krank. Das heutige Buͤlletin besagt: „Ihre Koͤnigl. Hoheit haben eine sehr unruhige und leidens volle Nacht gehabt. Ein fieberhafter Zustand entwickelt sich immer mehr, jedoch bis jetzt ohne bedenkliche Erscheinungen,.“

Stuttgart, 5. Jan. Hier ist folgende Kundmachung er— schienen: „Wilhelm, ven Gottes Gnaden Konig von Wuͤrt⸗ tembera. Wir haben nach Anhoͤrung Unseres Geheimen-Raths beschlossen, in Gemaͤßheit der Versassungs Urkunde §. 127, die ordentliche Versammlung der getreuen Stände Unseres Koͤnig— reichs auf Sonnabend den 36. Januar 1836 in Unsere Haupt— und Residenzstadt einzuberufen. Wir befehlen demnach, daß die Mitglieder beider Kammern spaͤtestens Tas zuvor sich dahier einfinden und bei dem ständischen Ausschusse sich melden, bezie— hungs weise legitimiren. Uaser Ministerium des Innern ist mit der Bekanntmachung und Vollziehung dieses Restripts beauf— tragt.“

Stuttgart, 6. Jan. Das Finanz-Ministerlum hat fol⸗ gende Verfugung, betteffend die theilweise Ruͤckoergüͤtung der Preußischen Rheinzolle, erlassen. „Zur Besörderung des Han— dels in ihren Staaten, sind die Regierungen von Wuͤrttemberg, Bayern, Baden und' dem Großherzogthum Hessen uͤbereinge— kommen, vom 1. Januar 1836 an von uͤberseeischen (trans⸗ atlantischen) Waaren, welche auf dem Rhein bezogen, und bei einer Zoll-Echebungsstelle jener vier Staaten zum Eingang ver— zollt werden, zwei Drittheile des erweishsch entrichteten Preußi— schen Rheinzolls (Rhein-Oktroi) zuruͤck erstatten zu lassen. In Absicht auf die Erlangung solcher Ruͤckverguͤtungen wird nun Folgendes bestimmt: 1) Werden uͤberseeische Waa— ren auf dem Rhein und dessen Nebenflüssen entweder unmittel— bar aus dem nicht vereinten Auslande, ober aus einem Freiha⸗ fen eines Vereins Staates bezogen, so ist in dem Manifeste des Schissers der Ort des Preußischen Staats Gebiets, in welchem bie Güter auf dem Rhein in das Vereins⸗-Gehiet eingetreten sind, oder an welchem sie erstmals auf die Wasserstraße dieses Flusses gebracht wurden, vorzutragen. 2) Bei dem Bezug von uͤverseei⸗ schen Waaren aus einem Freihafen zu Lande, oder aus einer oͤf— fentlichen Niederlage (Packhof, Halle), haben die Zoll⸗Beamten, wenn jene Güter auf dem Rhein mit Berührung des Preußischen Staats-Gebiers transportirt wurden, den Ort, wo diese erstmals die Wasserstraße jenes Flusses innerhalb des Vereins- Gebiets be— rührt haben, in die Beglertscheine außunchmen. 3) Auf den Geund der hier vorgeschriebenen Eintrage in die Manifeste oder Begletischeine (1 und 2) wird die bewilligte Nückvergutung von zwei Drittheilen der entrichteten Preußischen Rhein Zölle pon ge— dachten Waagren durch diejenige Zoll-Behörde geleistet, hei wel—

bezahlt werden. Mit dem Vollzug dieser Bestimmungen ist die Königliche Zyll-⸗Direction beauftragt.

Es liegen uns nun die Berichte von der Genergl⸗-Versamm— lung der verschiedenen Wuͤrttembergischen Eisenbahn-Comites vor, welche am Iten d. hier gehalten worden. Die Versaram— lung war sehr zahlreich, und die ersten Männer des Landes ha— ben daran Antheil genommen! Gegenwärtig waren unter An⸗ deren der Finanz-Minister, der Minister des Innern und meh— rere der hoͤchsten Staats⸗Beamten. Es wurde beschlossen: eine Wuürttembergische Eisenbahn⸗-Gesellschaft zu gruͤnden, und sofort zur Unterzeichnung von Actien geschrirten, welche noch während der Versammlung ein Resultat von 3326 Actien, jede zu 100 Fl. ergab. Die Wahl eines provisorischen Aus—

William Paget, obgleich Capitain in der Britischen Marine,

gefallen: Staatsrath von Gaͤrtner, Freiherr von Cotn Kommerzienrath Jobst, Stadt Schultheiß Gutbrod, Buchhaͤndln Buͤrgermeister von Binder und Dr. Weil. Hierauf erklaͤrte Hi

men hatte: wie Sc. Maj. der Koͤnig diesem hochwichtigin Un die Regierung bereit seyn werde, dasselbe zu foͤrdern, und wi

Gesetz bereits bꝛarbeitet sey.

Karlsruhe, 3. Jan. von einem Plane zur Verschöͤnerung der Residenz, welcher h der That eine wesentlich vortheilhafte Umgestaltung zur geln haben wuͤrde. Es handelt sich namlich um eine neue z von Association und Lotterie-Einrichtung zu dem Zwf, die Hauptstraße von Karlsruhe, welche gerade die meisten n; ansehnlichen und verwahrlosten Haͤuser zaͤhlt, durchaus n neuen dreistoͤckigen Gebäuden zu besctzen. Jeder Haus besp in dieser Straße wuͤrde, insofern sein Haus den gewuͤnschg

länge desselben, einen jährlichen Beitrag in die gemeinschafill Baukasse leisten, die Gemeinde ihrerseits eine gewisse Su als Zuschuß gewähren, aus den so zusammengeflossenen teln jedes Jahr von der Gesellschaft eine Anzahl neuer Hör ser aufgefuͤhrt, die Reihenfolge aber, in welcher es an die en zelnen Mitglieder kommen wuͤrde, durch eine jaͤhrliche Lu ziehung bestimmt werden. Nach der Berechnung, welche, n man vernimmt, dem Gemeinderath bereits vorgelegt ist, si ein Jahresbeitrag von etwa 1 Fl. 45 Kr. fuͤr den Schuh Fron länge hinreichen, um in Verbindung mit jenem schon biceh fuͤr Verschoͤnerung verwandten Betrag als Zuschuß das gam Unternehmen binnen 25 Jahren zu Ende fuhren zu lassen. Das vor einiger Zeit verbreitete Geruͤcht von etwaiger Vn legung des Ober-Hofgerichtes von Mannheim nach Heidelba hatte keine andere Begruͤndung, als den Ausdruck eines Wu sches, wozu vielleicht der Umstand mit beitrug, daß unse zweite Universitaͤt, Freiburg, zugleich der Sitz eines Hosger ist. Wenn uͤbrigens je von einer Verlegung des obersten anzunehmen, daß derselbe eher nach Karlsruhe als nach Heinl berg versetzt werden wuͤrde.

Schweiz.

Basel, 4. Zan. Nach dem Schweizer Beobachte ist seit dem 28. Dezember an der ganzen Graͤnze die von Fran reich gegen Basel Landschaft angeordnete Waaren, und Menschen⸗ Sperre aufgehoben. Der Land-Rath soll auf den Antraz bez Vororts, hinsichtlich der Entschaͤdigungsfrage und namentlich hinsichtlich des Gerichtsstandes, deswegen noch nicht eingegangen seyn, weil die Herren Wahl noch bisher keine gütliche Anfeatzo rung an die moralische Person, von welcher sie sich beeintraäͤchth glauben köoͤnnen, gestellt haben.

Spanien.

Cortes⸗Verhandlungen. Prokuradoren⸗ Kamm Sitzung vom 28. Dezember. An der Tagesordnung war i Diekussion des Gesetz, Entwurfes in Betreff des Votun des Vertrauens. Nachdem die mit Pruͤfung des Wah gesetzes beauftragte Kommisston, deren Mitglieder voͤllig uneim sind, drei verschiedene Berichte uͤber diesen Gegenstand vorgele— hatte, eroͤffnete Herr Orense, ein Oppositions, Mitglied, d Debatte. Er sey, bemerkte er, nicht abgeneigt, die beiden erste Artikel des Gesetz Entwurfs zu unterstuͤtzen, muͤsse aber gegen dritte Klausel protestiren, die er das Paradepferd des Minist riums nannte. Ehe darüber abgestimmt werde, ware es wil

rechne, denn durch die Bewilligung eines unbegränzten Kredih labe man eine furchtbare Verantwortlichkeit auf sich. Könnte des M nisterium, mit einem solchen Votum in der Tasche, nicht vielleicht gu damit umgehen, eine der Spanischen Besitzungen jenseits de Meeres, z. B. die Insel Cuba, zu veräußern, um sich Geld jn verschaffen? Es wähle wänschenswerth, uͤber diesen Punkt Ge wißheit zu erhalten. Hierauf erwiederte Herr Mendizabalnt Lebhaftigkeit: „Ich dachte, einige Ansprüche auf das Vertuhuen des Landes zu haben und es war mir erfreulich, zu glauben, v ich es der Offenheit meiner Handlungsweise v rdankte. Ich mi indeß bekennen, daß die an mich gerichtete Frage mich eben s sehr betruͤbt, als sie mich in Erstaunen setzt, da sie von einn Mitgliede dieser Kammer ausgeht.“ Nach einigen Erklärung

Uniform der National Garde von Bilbao trug, das Wort: „Ich beel mich,“ saate er, „zu erklaren, daß es nicht meine Absicht ist, mit in eine systematische Opposition einzulassen; ich habe volles Va trauen zu den Absichten der Minister und wenn mein Wort nen genügt, so wiederhole ich diese Versicherung mit Freud, aber ich kann nicht fuͤr das der Kammer vorliegende Ges hz st⸗ men, weil ich aus Erfahrung weiß, daß dergleichen Vota! Vertrauens niemals zu gluͤcklichen Resultaten fuͤr das Land flh ren. Haben wir nicht Minister gesehen, die vor kurzem bi n ner feierlichen Gelegenheit hierher kamen und mit einem unte heuren Wortschwall von ihrem Patriotismus und ihrer Bewun derung fuͤr das Benehmen unserer tapferen Soldaten sprachen (Hier wandten sich Aller Augen nach Herrn Martinez de la Rosa) Haben wir nicht gesehen, daß dieselben Minister einen schlech ten Gebrauch von dem Votum des Vertrauens mac ten, welches sie durch unser blindes Zutrauen erlangten! Es ist jetzt nicht der Augenblick, um etwas zu verschweigen Die Umnsaͤnde sind von großer Wichtigkeit. Man verlangt ven Ihnen eigen hoͤchst entschiedenen Bewels der Ergebenheit si⸗ das Ministertum; aber um sich fuͤr die Zukunft sicher zu stellen muß man sich nicht scheuen, die Geschichte der Vergangenhel zu studiren. Eine Koͤnigliche Hand hat einen Sc leier uͤber di Vergangenheit geworfen, wahrscheinlich, um verhaßte Erinne rungen zu vertilgen, aber das Interesse des Landes verlangt s, daß eine kuͤhne und erfahrene Hand diesen Schleier zerreiß und ich bin bereit dazu. Vor dem Interesse des Landes mus jede andere Ruͤcksicht weichen. Ich sage daher den Ministern, daß ich fur das Votum des Vertrauens stimmen werde, sobald ih nur weiß, wodurch dies Vo um gerechtfertigt wird, und ich werde zur Beruhigung meines Gewissens, einige Fragen vorlegen Zuerst frage ich den Minister des Innern, was er mit dem Gelde gemacht hat, das ihm zur Gruͤndung zweier öffentlichen Wohlthätigkeits-Anstalten bewilligt wurde? Das Gelb wurd ihm übergeben, aber von den Anstalten ist bis jetzt noch nicht e sehen.“ Der Minister gab einige Erläuterungen, die jedo em Redner nicht zu genügen schienen, der dann fortfuhr; 94 muß auch die Regierung um Aufschluͤsse uͤber die Hinrichtung einiger Chapelgorris ersuchen. Dies Militair- Corps hat wahl

schusses von zehn Mitgliedern ist auf folgende Personen

lich vermöge seiner Dienste dieselben Anspruͤche auf Gerechtigkei

richtshofes die Rede werden sollte, so hat man gute Grun

. er es Staats Erhard, Kaufmann Federer, Karl Elben, Oberst von Fleischmann, itt die gewoͤhr lichen Vorschrisften der Gerechtigkeit verletzt hat.“

Staatsrath von Gartner, welcher an allen Versammlungen de nete hierar ö ĩ tner, ingen dr nnete hierauf, daß er, sobald das angefuͤhrte Faktum zu seiner letzten Woche uͤber die Eisenbahn-Angelegenheiten Theil genon nntniß gekoinnnen, an den Kriegs-Minister geschrieben . ihn

ternehmen Ihre Allerhoͤchste Theilnahme zugewendet habe, wm namentlich das fuͤr die Sache so nothwendige Expropriation, (Deutscher Cour) Man sorgs

Bestimmungen nicht bereits entspricht, nach Verhaͤltniß der Fri

war eine lebhafte Erwiederung auf die Angriffe des Grafen de

hatte, ergriff Herr

wort auf die meinem System und meinen Absichten gemachten

Ehe zur Bewaffnung von 106, 00 Wann erlassen. schenswerth, die Huͤlfsmirtel zu kennen, worauf die Regierun

mch wiederholt foͤrmlich verpflichte.

des Herrn Orense nahm der Graf de las Navas, der h .

on Seiten der Regierung, wie irgend eine andere Koͤrperschaft und doch scheint es, daß man in Ruͤcksicht seiner

r Mendizabal, als interimistischer Kriegs-Minister, ent—

afgefet vert habs, die noͤthige Untersuchung zu veranlassen. Als auf Her Martinez de la Rosa ie Tribune bestieg, öerrschte die tiefste Stille im ganzen Saglt. Er sagte! „Auch ich sühle das Beduͤrfniß, zu erklaͤren, daß ich hier nicht einer syste⸗ mmatischen Oppositign wegen erscheine. Es ist nicht meine Ge— Mhuheit, ein System nach den Personen zu beurtheilen, die es auvfgesteilt haben, oder es anzugreisen, weil es von meinen poli⸗

schn Gegnern unterstuͤtzt wird. Vor Allem suche ich mir nntniß der Sache und der Personen zu verschaffen, h dann erst erlaube ich mir ein Uriheil Das von der Kam— zr verlangte Votum des Vertrauens ist ein Gegenstand von hoher Wichtigkeit, daß ich mehr als jemals das Beduͤrfniß hie, mich darüber zu unterrichten, ehe ich mich in dieser Be⸗ chung entscheide. Es wäre jedenfalls zu dieser an die Kammer genen Aufforderung ein Koͤnigliches Dekret erforderlich ge⸗ öoesen, worin die Nothwendigkeit eines solchen Votums darge— han würde, Dies allein wäre ein gesetzliches Verfahren gewe⸗ wie es die Constitution vorschreibt. Wenn die Minister, men ich die beiden ersten Artikel mit einigen Modificationen epilige, mir die Huͤlfsmittel angeben, worauf sie rechnen, ann ich fuͤr den dritten Artifel stimmen, dem ich mich widersetzen muß. Ich kenne nur drei Wege, um Geld zu hatten: durch Auflagen, durch Anleihen und durch den Ver⸗ auf der National-Guͤter. Die Regierung weigert sich, eines secser drei Mittel zu ergreifen. Die Tage der Wunder sind zorüber, und ich gestehe, daß ich kein anderes Mittel zur Be⸗

itung der Beduͤrfnisse des Staats aufzufinden weiß. Ich werde mein Votum daher zurückhalten, bis man mir uͤber den nysteridser. Schatz, den die Minister ohne Zweifel in Reserve aben, Auskunft gegeben hat. Man wird mich wohl nicht der Badieeretion beschulbigen, wenn ich die Minister frage, welche WRafschlüsse die Kommission von ihnen gefordert hat, ehe sie ihren Bericht anfertigte, Aufschluͤsse, die niemals noth— Henliger sind, als wenn es sich um Zahlen handelt.“ Der Reöͤner ging hier in eine lange Erörterung ein uͤber den oͤf— fentlichen Kredit. Er erinnerte an die Umstaäͤnde, unter denen die Kammer ihm ein Votum des Vertrauens bewilligte, das er icht gemißbraucht zu haben glaube. Dieser Theil der Nede

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las Navas. Er schloß damit, die Kammer muͤsse darauf beste⸗ hen, daß ihr Aufschluͤsse über die finanziellen Mittel des Mini— steriums mitgetheilt wuͤrden, dessen Aufrichtigkeit er nicht in Zweifel ziehe, dessen Unfehlbarkeit er aber nicht zugestehen koͤnne. Dbzgleich diefe Rede uͤber zwei Stunden dauerte, so schenkte ihr die Kammer doch die gespannteste Aufmerksamkeit. Nach- dem Herr Martinez de la Rosa die Rednerbuͤhne verlassen endizabal das Wort: „Die beste Ant—

Forwöürfe liegt in der Vergangenheit, die meine Erwartungen weit uͤbertroffen hat. Diejenigen, welche die Minister angreifen oder ihre Handlungen ztadeln, will ich an das erinnern, was seit meinem Eintritte ins Amt geschehen ist. Die Provinzial-Jun—⸗ tas waren allmächtig. Ich erklärte, daß ich sie unterdruͤcken und alle diese lokalen Düktaturen um den Fuß des Thrones versam⸗ meln wärde. Man hielt mich fuͤr wahnsinnig, so unbegreiflich duͤnkte dies Urternehmmen. Der Erfolg keönte meine Anstrengungen, allein nicht ch war es, der uͤber die Juntas triumphirte, sondern der gute Sinn des Spanischen Volkes, der mir bewies, daß ich nicht ohne Grund auf ihn gerechnet hatte. Spater wurde ein Dekret Auch hiergegen erhob man ein Geschrei. Man sagte, es sey unmoͤglich, oder es würde nur dazu dienen, die Reihen der Feinde zu verstaͤrken, und dennoch wird diese Aushebung wie durch Zauberei ausge— fahrt und wird beld volle det seyn. Jetzt fordere ich von der Fanmer ein Votum des Vertrauens, wozu meine bisherigen Handlungen als Minister mir vielleicht einige Anspruͤche werben. Ich fordere die Weihung eines Systems, das die Sicherung des Thrones und der Freiheit zum Zweck hat, ohne zu neuen Anleihen, zu neuen Auflagen oder zu dem Ver— kauf der National-Gucer mein: Zuflucht zu nehmen, wozu ich Was ich bis jetzt gethan habe, ist mr eine sichere Buͤrgschaft, daß ich auch noch mehr werde auszuführen vermögen, und ich hege die Hoffnung, daß die jetzige Regierung sich namentlich durch die freie Darl'gung ihrer Absichten und durch ihre Festigkeit in der Ausführung derselzen vor den fruͤheren auszeichnen wird. Glauben Sie mir, meine Herren, sowohl hier, als in Portugal, habe ich mich uͤber⸗ zeugt, daß man alles von dem Volke erlangen kann, wenn man es nicht täuscht.“ Diese Worte des Mmisters wurden mit dem lüutesten Beifall von den Gallerieen aufgenommen, Die Sitzung burde hierauf geschlossen und die Debatte auf den folgenden Taz ausgesetzt. Einem in Franzoͤsischen Blattern mitgetheilten Schreiben aus Madrid vom 29. Dezember zufolge, hat die Reg erung die Nachricht erhalten, daß die letzte Abtheilung der Pottugiesischen Huͤlfs⸗Truppen in Spanien eingeruͤckt ist. Die⸗ ses Corps wird, in Verbindung mit der Englischen Huͤlfs⸗Legion, eine Macht von 15,0060 Mang bilden, worauf die Regierung großes Vertrauen setzt. Nach den letzten Berichten sind vor den 160, 960 Mann schen 46.983 der Armee einverleibt, ohne gata on en und die insurgitten Provinzen zu rechnen. 3199 Versonen haben fuͤr die Befreiung vom Militairdienste 15,474, 000 it n in den Schatz gezahlt und außerdem 669 Pferde ge— efert. Der Englische Courier enthält folgende Privat ⸗Mit⸗ theilungen von einem Offizier der Britischen Legion in Spanien: zLogr ono, 16. Dez. Ich schrieb zuletzt am 9gten an Sie, an dem Morgen, wo wir von Burgos abmarschirten. Wir lang“ ten am folgenden Sonntage hier an und sind seitdem hier ge— blieben, erwarten jedoch stuͤndlich den Befehl zum Aufbruch, der wahrscheinlich morgen oder übermorgen stattfinden wird. Ich denke, wir werden uͤber den Ebro gehen, nach Navarra marschi— ren und in das eigentliche Herz der Herrschaft des Don Carlos eindringen. Unser Marsch wird bis Pampelona gehen, von wo wir, nachdem wir dort einige Tage Halt gemacht, auf dem Wege nach Vittoria wieder hierher zuruͤckmarschiren werden, wenn wir nicht, die Richtung über Salvatterra nehmen, in welchem Fall wir zu erwarten haben, daß wir auf das Haupt-Corps des Feindes stoßen werden, und daß es viel— leicht zu einem hartnäckigen Gefecht kommen wird; wenigstens sind wir darauf gesaßt. Die Legion hält Vittoria besetzt, und diese Posttion ist jetzt eine sehr wichtige. Die Karlisten stehen in der nichst in Umgegend von Vittoria und zeigen sich oͤfters in kleine⸗

1 49 am meisten entspricht. Es hieß hier, daß zwei Britische Offiziere Exportation der neuen Waare, die hinsich lich der Qualitat ichs von ihnen gefangen genommen und erschossen worden seyen. zu wuͤnschen uͤbrig laͤßt, hat bereits begonnen. Der Vice⸗ Das Geruͤcht ist jedoch noch nicht bestäͤtigt, und ich Koͤnig hat Alexanörien am 19. Okt. verlassen und bereist seitdem

halte es fuͤr unwahr. Ein Gemeiner ist gefangen genommen und, wie die uͤbrigen, erschossen worden. Man kann sich nur mit der groͤßten Vorsicht aus den Mauern Vittoria s hinaus— wagen. Die Karlisten liegen uberall auf der Lauer und passen die Gelegenheit ab, wo sie Einen allein aufs Korn nehmen koͤn— neu. Wir ließen den General Evans in Burgos zuruͤck, erwar— ten ihn aber in wenigen Tagen hier; er geht uͤber Vittoria, weshalb, das weiß man nicht, da er doch fruͤher direkt hierher kammen wollte. Der Kriegs-Minister hatte auch den General hiecher begleiten wollen, ist aber nach Madrid zuruͤckgekehrt. Gene⸗ ral Cordova befindet sich jetzt hier und will sich nach Loodoza zu feiner Armee begeben. Wir werden zusammen von hier abmar— schiren. Seit einigen Tagen schon ist der ganze Stab des Ge— neral Evans hier Und harret der Ankunft des Generals. Major Greville ist mit seinem Regiment noch nicht angekommen. Wir bedauern es sehr, daß wir gar keine Wagen mitgenommen ha⸗ ben; hätten wir ahnen konnen, daß die Wege sich in so vortreff⸗ lichem Zustande befaͤnden, so waͤre es gewiß geschehen.“ „Logroso, 17. Dezember, 6 Uhr Abends. General Evans ist von Vittoria, wo er am 14ten eingetroffen war hier ange⸗ langt, um eine Inspection des rechten Fluͤgels der Nord-Armee vorzunehmen. Morgen sruͤh um 8 Uhr setzen wir uns in Marsch. Aus Vittoria haben wir keine wichtige Meuigkeit. Es ist un— wahr, daß zwei Britische Offiziere in Gefangenschaft gerathen wären. Voß Pampelona aus sollen Sie von mir hören, wenn die Karlisten mich nicht am Schreiben verhindern. Vermuthlich werden wir in wenigen Tagen hierher zuruͤckkehren, doch hängt Alles jetzt von den Umständen ab.“

Nach einem von der Morning Chroniele mitge— theilten Schreiben aus Vittoria vom 13. Dezember war die (schon erwahnte) Hinrichtung mehrerer Chapelgorris, wegen Plünderungen und anderen Unfugs, von Esparters ohne Wissen des die Chapelgorris kommandirenden Generals Jaureguy ver— fuͤgt worden und hatte diesen so sehr angegriffen, daß er meh⸗ rere Tage das Bett huͤten mußte; nach der Schilderung jener Korrespoöndenz hatte der Akt der Hinrichtung, der ganz unerwar— tet und ohne vorgaͤngiges Urtheil vorgenommen wurde, unter der ganzen dabei versammelten Spanischen Truppen-Abtheilung den größten Unwillen erregt, und man fuͤrchtete uͤble Folgen von diesem Schritte.

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Lissabon, 25. Dezember. Das Diario do Governo Kaußert, daß neue Gesetze in Betreff der Conscription und in Be⸗ treff der Wahlen zu den Cortes dringend nothwendig geworden seyen. Die Wahlen, meint dieses Blatt, sollten kuͤnftig unmit—⸗ telbar statifinden, so daß sie weniger der Bestechung ausgesetzt wären Und die öffentliche Meinung besser repraͤsentirten, was aber eine Aenderung in der Charte erforderlich machen wurde.

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Konstantinopel, 9. Dezbr. (Allg. Ztg.) Die Geburt eines Großherrlichen Prinzen ist diesmal mit mehr als gewohn⸗ lichem Gepraͤnge gefeiert worden. Besonders bemerkenswerth ist die diesfalls an das diplomatische Corps ergangene Cirkular— Note. Man will wissen, daß der Sultan selbst die außerordent⸗ lichste Freude an den Tag gelegt habe. Aus Syrien lauten die Nachrichten immer gleich nachtheilig, und immer mehr verstummen jene Organe, welche die Administration Mehmed Ali's in diesem ungluͤcklichen Lande bisher in Schutz nahmen. Zwar ist Ibrahim Pascha gegenwartig im vollen Besitze der Herrschaft, allein nur die Bajonnette sind deren unsichere Stütze, die der kleinste Unfall nieder⸗ reißen kann. Die Drufen sind übrigens in letzter Zeit so gede— muͤthigt worden, daß die Aesyptier nun ohne Widerstand unter ihnen Rekruten ausheben. Am meisten klagen die in Syrien etablirten Eurepaäer, welche bis zur Aegyptischen Invasion in he— haglichem Wohlstande lebten, sich aber jetzt gedruͤckt und in ih⸗ ren Unternehmungen gehindert sehen. Viele sind fortwährend der Meinung, daß die Pforte im nächsten Fruͤhjahr einen Ver⸗ such zur Aenderung des Zustandes in Syrien wagen werde,. Die Tuͤrkische Escadre verweilt noch immer in den Gewaͤssern von Mitylene, was die Muthmaßung einigermaßen bestaäͤrkt, daß die Erk ärung der Pforte, hinsichtlich ihrer Bestimmung an die Albanesische Kuͤste nur ein Vorwand gewesen, und daß diese Eecadre vielmehr die, vielen Angaben zufolge, wankende Treue der Aegyptischen Capitaine auf die Probe zu setzen bestimmt sey. Balo muß sich etwas entscheiden. Uebrigens bleiben noch viele sonst wohl unterrichtete Leute bei ihrer alten Behauptung, daß der wahre Ort der Bestimmung der Flotte Tunis sey.

Aeg yr dnn.

Alexandrien, 5. Dez. (Allg. Ztg.) Die gänzliche Ent waffnung der Drusen auf dem Libanon ist bereits bekannt, Es unterliegt nun wohl keinem Zwesfel mehr, daß Ibrahim Pascha im Einverständniß mit dem Drusen⸗Fuͤrsten, Emtr Beschir, han⸗ delte, welcher sein Land autwillig ven den Aegyvtischen Trup— pen besetzen ließ. Denn hatte dieser nur einigen Widerstand lei— sten wollen, warde jene Entwaffnung nicht so leicht gewesen seyn. Die Entwaffnung jener kriegerischen Gebirgs-Vewohner ist von der groͤßten Wichtigkeit fur Mehmed Ali. Ibrahim Pascha er⸗ gänzt nun seine Armee durch Aushebungen in Syrien. Dies wird zwar von den dortigen Einwohnern mit großem Widerwillen gesehen, aber sie muͤssen sich dem Wollen bes Eroberers unterwerfen, aller Widerstand ware vergebens. Der Pascha beabsichtigt, die in Sy⸗ rien formirten Regimenter nach Aegypten und spaͤter vermuth— lich nach Arabien zu versetzen und an ihre Stelle Aegyptische

Nachrichten bis zum 13. des vorigen Monats hier. Die Truppen, die von Aegypten zur Verstärkung der Armer dahin abgegangen, waren angelangt; der Ober-General Kurschis Pascha beabsichtigte, sobald seine Truppen sich von den Beschwerden der Ueberfahrt von Suez und Cosseir erholt hätten, den Feldzug zu eroͤffnen und gegen den Yemen vorzuruͤcken. Ob dieser Zug glücklicher als der letzte seyn wird, ist sehr zweifelhaft. Die Aegyptier haben dort mit un be⸗ schreiblichen Beschwerden zu kämpfen. Der Pascha hat sich in ein gefährliches Unternehmen eingelassen, das sehr viel Geld und Menschen an keinem hat er Ueberfluß kostet. Wenn es ihm auch wirklich gelingen sollte, den Yemen zu erobern, was hat er alödann gewonnen? Ein Land, dessen Besitz ihm leicht mehr Ausgaben verursachen durfte, als es ihm Einkemmen ge— ben wird. Im Handel, vorzuglich was die Einfuhr betrisst, stockt es hier sehr. Es wird wenig verkauft. Wir muͤssen dies der immer großer werdenden Armuth unter den Einwohnern, und der Unterbrechung der Geschäfte nach dem Yemen zuschreiben. Es liegt gegenwärtig hier viel Gerste, Bohnen ꝛc. zur Ausfuhr, die Aerndte aller Getraide⸗Sorten soll gut gewesen . dagegen die

Regimenter nach Syrien zu schicken. Von Dschedda sind

Unter -Aegypten, um sich selbst von dem Zustande die ser Provinz zu uͤberze ngen. Es ist zu wuͤnschen, daß er nicht getaͤuscht werde, und die' Sachen sehe, wie sie wirklich sind. An gutem Willen fehlt es Sr. Hoheit gewiß nicht, die erforderlichen Veib sserun⸗ gen anzuordnen. Der öffentliche Ge undheitszustand ist nicht ganz befriedigend; es zeigen sich von Zeit zu Zeit Pest falle, was befüͤrch ten laͤßt, diese Seuche werde, wenn die fuͤr ihre Vꝛirdrei⸗ tung guͤnstige Jahreszeit eintrüt, dieses Land neuerdings heim—

suchen Die Ronsulats- Sanitäts- Kommission giebt sich jedoch alle Muͤhe, dem Uebel Einhalt zu thun. Von Herrn W.

Schimper, der far den Wuͤrttembergisch en natu : historischen Verein reist, erhielten wir Nachrichten aus Dschedda von Ende Okto⸗ bers. Nachdem er sich sechs Monate auf dem Berge Sinai, mit allen erdenk ichen Entbehrungen und Unannehmlichkeiten kaͤm⸗ pfend, aufgehalten, reiste er uͤber Suez nach Dschedda. Er ge⸗ denkt, sich nun der Aegyptischen Armee, die zur Eroberung des Yemens bestimmt ist, anzuschließen und mit ihr ins Janere je⸗ les Landes einzudringen, wo er far seine Thaͤtigkeit, ein reiches Feld finden wird. Sollte dieser Plan nicht zur Ausfuͤhrung ge⸗ bracht werden koͤnnen, so naͤre er Willens, sich nach Abyssin en zu wenden. Es ist setr zu wuͤnschen, daß dicser muthyelle Reisen de in seinen Unternehmungen unterstützt werde; die Wissenschaften werden gewiß durch seine Sammlungen großen Gewinn machen. Dr. Prunner und Pr. Seb, Fischer (beide aus Bayern), Er⸗ sterer Leibarzt Achmet Pascha's und Letzterer Ober / Arzt der Ar⸗ mee im Hedschas und Yernen, erfreuten sich nach den juͤngsten Berichten des besten Wohlseyns. Beide befanden sich Anfangs . Gustav Weil,

Rovember in Dschedda. Der Orientalist 8 aus dem Großherzogthum Baden, hat am 26sten . Aegypten verlassen, nachdem er abermals zwei Jahre in

die er fast ausschließlich dem Studium der“ orichfalischen' und vorzuͤglich der Arabischen Sprache mit unctmuͤdetem Fleiße gewidmet hat. Unter den ver⸗ schiedenen Diensten, die er der Aegyptischen Regierung als Ueber⸗ setzer wie als Professor geleistet, nenne ich desonders die ueber⸗ setzung eines Theils der Geographie Malte⸗Brun s, Den gr grten Theil seiner Zeit widmete aber dieser junge Gelehrte dem Stu, diüm der alten orientalischen Klassiker, unter der Leitung eines der gelehrtesten Arabischen Professoren an der Universe kat der Moschee el Aschar in Kahira, der in einem schriftlichen Zeugnisse erklärt, daß, nachdem Herr Weil bei ihm die schwierigsten Arabisqhen Werke gelesen habe, er nun keines weiteren Unterrichts in die ser Sprache mehr beduͤrfe, vielmehr allenthalben als ausgezeichneter Lehrer auftreten koͤnne. Alle diejen gen, die Herrn Weil näher kannten und in Verbindung mit ihm standen, achten ihn hoch. Er hinterließ viele Freunde in diesem Lande, die ihn schaͤtzen und ihn mit dem Wunsche begleiten, er möge im Deutschen Vater— lände den verbienten Lohn seines Fleißes ärndten, um seine Kennt⸗ nisse nicht andern Laͤndern anbieten zu muͤssen.

A, .

Kahira zugebracht,

Oktobers. Sie stehen im Wider pruche mit den Nachrichten des Globe, welche die Beendigung der Feindseligkeiten meldeten. Nach diesen neueren Berichten war der Zustand der noͤrdlichen Gränze im Ganzen noch immer derselbe. Die Kaff rn unter Tialt und Ma— como hielten sich noch immer in den hoͤheren Theilen der neu— eroberten und inkorporirten Provinz Adelaide, d. h. an den Quellen des Kai und des Kaiskamma, wähnend sich die Kuͤstentheile der Provinz schnell mit Ansiedlern aller Art fuͤllten. Die ganze Cap⸗ Kolonie hat eine unwiderstehliche Tendenz, sich an der nordoͤstli⸗ chen Kuͤste hin auszudehnen, wo sie bessere Weiden fuͤr ihr Vieh, und besseren Boden fuͤr ihren Ackerbau findet, als im ei⸗ gentlichen Gebiet der Kolonie, Diese Tendenz ist die eigentliche üÜrsache der bestaͤndigen Kaffernkriege, indem Lie Kelenie Jeden Vorwand, den diese Staͤmme ihr geben, zur Austennung threr Gränzen in dieser Richtung benutzt, und jede Vermmnde ung des Gebiets der Kaffern diesen neue Nothwendigkeit zu Ein allen in die Kolonie giebt. Deeser Kampf wird sich nicht hemmen las⸗ sen, bis die Kolonie an die Delagoabay vorgedrungen seyn wird, wo' das töotliche Klima dem Forischritt dir Europäer eine ab so⸗ lute Graͤnze setzt, und es laͤßt sich voraussehen, daß das naͤchste halbe Jahrhundert fuͤr Süd -Afrika in nig ts als einem bestaän— digen und fortschreitenden Aufreiben der Kaffernstaͤmme bestehen wird. In der Kolonie selbst haben sich einige bedeutende St m⸗ men gegen dieses System erhoben, und der Gouverneur hat in einer Proclamation gegen diese Art von Oppolltion protest ut, und ihr die Fortdauer des Krieges zugeichrieben, als ob einige Zeitungs-Art kel der Capstadt fuͤr die Kaffenn dringen dere Gꝛuͤne e zum Kriege waren, als ihre Vertreibung aus den Gaͤnzen, 26 sie von ihren Vaͤtern geerbt, und die von der Kolonie in allen Verträgen anerkannt worden waren.. Man beschastigt sich in der Capstadt mit einem Pian, das Kameel einzufuͤhren und zu akklimatisiren, und wenn dies thunlich ist, so ist es die groͤßte Wohlthat, welche der Ko sonie erwirsen werden kann. Da der Wassermangel den Transport ins Innere fast wärend der Halfte des Jahres unterbricht, wurde die große Masse von Ochsen, welche bei den schlechten Wegen zum Zug erfordert we den, durch eine weit geringere Menge von Kamelen eisetzt werden; jed derselben traͤgt eine Last von 9 Ceninern, und macht damit 11 bis I? Stunden Wegs taͤglich, wahrend ein Zugochse nur 7 Centner taglich 6 bis 7 Siunden weit bringt, und die Hate des Gespanns nach 14 Tagen von den harten Wegen aufer e⸗ ben ist ünd ersctzt werben muß. Es bildet sich eine Geselsschaft, um eine Schiffsladung Kameele aus Indien einzuführen, und man will versuchen, in Bombai Kamecle von den Karawanen zu erhalten, welche die Produkte von Turkestan nach Indien brin⸗ gen, indem diese an ein kaͤlteres Klima gewohnt sind, als die

aus den Ebenen von Indien.

Vereinigte Staaten von Nord Amerika.

New York, 9. Dez. Don Angel Calderon de la Barea, Gesandter der Königin Christine, hatte am Gten d. bei dem Praͤ⸗ sidenten Jackson in Washington seine Antritis / Audienz.

Der Philadelphia Inquirer theilt aus einem Schrei, ben vom Bord des Schiffes „Constellation“ aus St. Thomas vom 1. November Folgendes mit:; „Gestern erhielt Kommodore Dallas Nachricht von unserem Geschäftsträger in Laguayra, daß dort ein Aufstand ausgebrochen und ein großer Belauf an Ame⸗ rikanischem Eigenthum vernichtet worden seyz dieses bestimmte ihn, sofort nach jenem Hafen abzugehen; naturlich sind nun alle Schiffe in Bewegung und werden segeln⸗ sobald der Seewind zu wehen anfaͤngt, was um Mittag der Fall seyn duͤrfte. Wir waren hier erst zwei Tage und dachten, zehn oder zwoͤlf hier zu kiecben? und dann eins um das andere St. Croix, Portozico, St. Jan, St. Domingo, Kap Haiti, Jamaika, Havana, Ma⸗

rer und giößerer Zahl, da ihr Guerilla⸗System ihren Zwecken

Baumwollen⸗Aerndte weit minder ergiebig als die vorjährige. Die

tanzas zu besuchen und um die Mitte Januars in Pensacola zu

Man hat in London Nachrichten aus dem Cap bis Mitte

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