1836 / 14 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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tea, Daniel Webster, den Sohn eines Soldaten der Revolution,

den Zögling der Schulen Neu⸗Englands, den eigenen Gruͤnder

seines Ruhms und seines Gluͤcks, der als Buͤrger, als Redner, als Staatsmann und als Patriot im ganzen Lande bekannt und geachtet ist, und wir fordern sie auf, alle ihre Anstrengungen dahin zu vereinigen, daß das hoͤchste Amt, welches die Constitu— tion verleihen kann, ihrem geschicktesten Vertheidiger uͤbertra— gen werde.“

.

Berlin, 11. Jan. Auf der hiesigen Friedrich Wilhelins⸗ Unditversitaͤt befanden sich in dem Semester von Ostern bis Mi— chaelis 1835 1651 Siubirende; davon sind 386 abgegangen und dagegen fuͤr das Semester von Michaelis 1835 bis Ostern 1836 hinzugetreten 308, so daß die Gesammtzahl der gegenwärtig im— matrikulirten Studirenden 1773 betragt. Hiervon zaͤhlt die theo— logische Fakultät 507 (worunter 129 Auslaͤnder), die juristische Fakultat 5590 (141 Auslaͤnder), die medizinische Fakultät 366

139 Auslaͤnder) und die philosophische Fakultat 341 (1069 Aus-

ander). Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die Universttaͤt noch als zum Hoͤren der Vorlesungen berech— tigt: 169 Personen, so daß im Ganzen 2242 an den Vor— lesungen Theil nehmen. Die Zahl der Lehrer, sowohl an ordent— lichen und außerordentlichen Professoren, als an Privat⸗Docenten, betragt in der theologischen Fakultät 15, in der juristischen 12, in der medizinischen a1 und in der philosophischen 7; in Summa also 145, wozu noch 7 Sprach- und Exerzitien⸗Meister kommen. Der in Marienwerder bestehende Verein zur Blin— den- Unterstuͤtzung in Westpreußen hat kuͤrzlich seinen acht— zehnten Jahres-Bericht abgestattet. Es ergiebt sich aus dem—

elben. daß im Laufe des verflossenen Jahres 105 Personen, von

„enen seitdem 3 verstorben, mit 611 Rthlr. 15 Sgr. 6 Pf. un⸗ terstßt worden sind. Die Neben-Ausgaben beliefen sich auf 7 ihlr. 7 Sgr. 5 Pf., so daß die Gesammt-Ausgabe 708 Rthir. 23 Sgr. betrug, das ist 31 Rthlr. 28 Sgr. mehr als im Jahre 1834. Die Einnahme belief sich auf 3006 Rthlr. 6 Sgr.

IF 4f, das ist 15 Rthlr. 2e Sgr. 6 Pf. weniger als im Jahre i835. Die Mehr-⸗Ausgabe von 408 Rihlr. 16 Sgr. 4 Pf. hat

zonach aus den Zinsen des bestehenden Stamm-Vermoͤgens von „o Rthlrn. und aus den fruͤher gesammelten Bestaͤnden bestri⸗ ten werden muͤssen.

Eine summarische Zusammenstellung der eingegangenen Listen ber die Brunnen- und Bade-Gaͤste, welche in der Bade— Saen des Jahres 1835 die vorzuͤglichsten Baͤder und Brunnen⸗ orie der Provinz Schlesien besucht haben, ergiebt folgende Re— fultaé. In Warmbrunn waren 1056 Familien und einzelne Göste; in Salzbrunn 9oö, in Landeck 342, in Altwasser 339, in Reiner; 146, in Cudowa 138, in Langenau 73 und in Charlotten⸗ brunn nh; in Summa 3039. Aus einer Vergleichung dieser Rjuntote mit denen des Jahres 1834 stellt sich bei diesen saͤmmt— chen Bade und Brunnenorten eine Abnahme der Frequenz heraus, und zwar bei Warmbrunn um 127 Familien und ein- zelne Gäste, bei Salzbrunn um 210, bei Landeck um 37,

i Fitwasser um 95, bei Reinerz um 152, bei Cudom a um , bei Langenau um 27, und bei Charlottenbrunn um 9. PDHer Gesainmtausfall betrug hiernach im Vergleich mit dem Jahre

1835 72tz. Außer der bei Warmbrunn angegebenen Zahl von

VBabegusten kamen im verslossenen Sommer theils zum Vergnuͤ— gen, theils in Geschaͤfts-Angelegenheiten dorthin: 650 Familien und einzeine Personen.

Der zu Görlitz verstorbene Rentier von Schrickel hat der dasigen Kom]mmw:e die Sunime von 50 Rthlr. zur Errich⸗ tung einer Armen-Beschaͤftigungs⸗Anstalt ausgesetzt.

Das zu Brislau verstorbene Stists-Fraäͤulein Franziska von Aulock hat zum massiven Bau der katholischen Kirche in Seichwitz, Regierungs⸗Bezirk Oppeln, 106i) Rthlr. in Pfand— brirsen vermacht.

Man schreibt aus Koblenz unterm Sten d. M.: „Zu der in diesem Jahre stattfindenden tausendjährigen Jubelfeier der Einweihung unserer St. Castorkirche hat die Koͤnigl. Eisen— hütt? zu Sayn ein kleines Basrelief anfertigen lassen. Dieses schone Etablissement laßt namlich jedes Jahr ein Basrelief mit irgend einem interessanten, zeit- und ortsgemaͤßen Gegenstande modeltiren, wovon Abguͤsse in Eisen mit der entsprechenden Jahreszahl ausgegeben werden und auch kaͤuflich zu haben sind. Ia den Darstellungen sind manche interessante antiquarische oder architektonische Denkmäler, wovon die Originale sich in den Pro— vinzen des Rheines und von Westphalen befinden, gewählt wor— den. Nöggerath's Rheinische Provinzial⸗Blaäꝛter, 1831, 12. Heft, hasen eine beschreibende Uebersicht der bereits erschienenen kleinen Gallerie geliefert. Die Darstellung der St. Castorkirche ist ganz besonders gelungen; die Inschrift des Basreliefs: „S. Castor- kirche zu Kohlenz, einge weiht DC0GCGCGXXXVI. Zur tausend säührigen Jahelfeicr“ ist mit den Schriftzuͤgen jener Zeit gegeben. Das Eisen⸗-Basrelief ist von einer gedruckten Notiz begleitet, fol⸗ genden Inhalts:

„„Die Castorkirche zu Koblenz, vom Trierschen Erzbischofe Hetti erbaut, ward 83h eingeweiht und in dem nämlichen Jahre vom Faiser Ludwig dem Frommen besucht und begabt, S60, g22 und oͤsters zu Kirchen-⸗Versammlungen gebraucht, dann schon im 11. Jahrh. durch Verfall und Brand beschädigt. Hier predigte im 12ten Jahrhundert Bernard, Abt von Clairvaux, mit solchem Feuer⸗(Eiser, daß uͤber tausend Grafen, Ritter und Buͤrger, zuerst ein Herr auf Ehrenberg, das Kreuz nahmen. Viel historisch Denk würdiges ist sonst noch von der Kirche bekannt. Ein Propst Bruno erbaute zwischen 1157 und 12901 einen neuen Chor (wahrscheinlich nur den äußern Mantel desselben) mit bei— den Nebenthuüͤrmen, Erzbischof Johann das Schiff und Transept und weihte die Kirche aufs Neue 1208. Das reich verzierte Gewoͤlbe des Mittel- Schiffs ersetzte um 1198 die srühere Holzdecke. Restaurationen der Kirche fan— den statt, einmal 1783 nach der großen Ueberschwemmung, und dann 1839. Der Grundriß der Kirche gehört zu den besten; die Weite des Schiffes und die gluͤcklichen Verhältnisse der Arkaden machen das Innere wahrhaft erhehend. Die vier— eckigen Pfeiler sind auf jeder Seite mit Halbsaͤulen verziert, und zeigen den Anfang des Ueberganges von den Roͤmischen Bo genstesllungen zu den gebuͤschelten Pfeilern der Kirchen des 13ten Jahrhunbert. Im Chore herrscht noch der Halbkreisbogen, aber die Giebel der Thuͤrme sind schon spitzig und scheinen eben falls den Uebergang zu der spaͤtern sogenannten gothischen Bau— art vorzubereiten. Wie viel von dem urspruͤnglichen Baue in den dermaligen aufgenommen ist, mochte schwer ganz genau zu 1 , . 6 ö

=, Perichtigung: In Nr. 11. der Staats-Zeitun Seite bé6, Spalte 3, Zeile 26 statt „Fabel“ ist „Gabel“ ö. ,

ß

541 Literatur und Kunst. Neue Kupfer- und Stahlstiche. ;

Viele Ursachen kamen zusammen, um das Gedeihen des Kupfer⸗ stiches bei uns auf langere Zeit zu hemmen. Unter diesen nach hei⸗ ligen Einfluͤssen steht wohl eine allgemeinere obenan, das Aufblühen einer rivalisirenden Kunst, einer leichtern und wohlfeilern Art der Vervielfältigung, des Steindrucks., Und doch war dieser nicht im Stande, durch sich selbst den Nachtheil zu vergüten, welchen er dem Kupferstich anfangs gebracht hat. Er kann ihn nicht ersetzen, weber in der Praͤrcision, noch Eleganz, weder in der Fahigkeit, das Farbige wieder zu geben, noch auch an geistreicher, durch ünd durch belebter Zeich— nung. Der Crapon tst freilich viel foͤrderlicher, eine Flaͤche zu he⸗ decken, als der immer einzelne Strich der Nadel oder des Stichels, allein die letzteren geben nicht bloß im Umriß eine vtel ausdrucksvoller Schaͤrfe, sondern auch bei dem Schatten giebt die Lage der Schraf⸗ sirungen und Taillen außer dem Dunkel auch noch bestimmteste Zeichnung der Form an jeder Stelle. Endlich ist aber die bal fet⸗ nere und engere, bald staͤrker und durchsichtiger angelegte Haltung der Lagen bei gleichem Grade der Dunkelheit doch der Wirkung nach durch⸗ aus verschieden, und vollends gehen die mannigfaltigen Kreuzungen, bald geradlinig und rechteckig, bald in Curven verschiedentlich ver⸗ schoben, einen großen Umfang von Then, wogegen der Lithograph, bloß abhaͤngig von dem Korn des Steins nichts ähnliches erreichen

kann. Also für alles, wo es auf feste Sicherheit und eine gleichsam

abschließende Vollendung der Zeichnung ankommt, und wiederum, wo es gilt, dem Maler die gelungensten Effekte der Farben⸗Erscheinungen nach⸗ zubilden, wird der Kupferstich auch neben dem Steindruck sein un— geschmaͤlertes Recht behaupten. Ja, beide Kunstarten koͤnnen hier⸗ nach kaum wit einander collidiren; aber wahrend der vollenden ne Grabstichel zu hoch uͤber dem leichter entwersenden Crayon des Li⸗ thsgraphen stegt, scheint eigentlich nur die Radirung gelitten zu haben, um so mehr, als man auch schon mit leicht skizzirender Fe⸗

der auf Stein zeichnet; hat doch sogar der Holtschnitt auf seinem Felde an dem fogenannten lithographischen Hochdruck schon enen

gefaͤhrlichen Nebenbuhler. ö

Aber noch von einer ganz anderen Seite her hatte der Kupferstich eine Ueberfluüͤgelung zu befuͤrchten. Wahrend der Kuͤnstler oft Jahre lang, gebückt, unter der Lupe arbeltend, uber sei⸗

ner Platte sitzt, haͤlt nachher das fertige Kunstwerk nur eine

mäßige Anzahl von Abdrücken aus. Jeder spaͤtere Abdruck ist geringer als der vorhergehende; man weiß, wie Werth und Preis sich vor und nach der Schrift unterscheiden, und nach einigen hundert Abzügen ist die Platte unbrauchbar. Man mußte also lebhaft nach einem andern Material suchen, das durch großere Haͤrte sich langer erhtelte, und also den Fleiß des Künst⸗ lers dankbarer vergoͤlte. Dies fand man in dem auch wohl sahon von aͤlteren Meistern einzeln angewendeten Stahl. Man hat von der gravirten Stahlplatte 24,006 Abzüge gemacht, und den letzten fast dem ersten gleich befunden. Welche Äussicht also fuͤr die In⸗ ustrle. In der That fiel die neue Kunstuüͤbung nur allzuseyr in die Haͤnde derselben, und zwar zunaͤchst in dem Lande der Industrie, in England. Alsbald blieb man auch nicht mehr bet der künstlerischen Hand stehen man wendete Maschinen an, und die so erreichte mi⸗ kroskopische Feinheit schien Negesehenes zu leisten Man erreichte eine Zartheit der Tone, dee sich besonders fuͤr Landschaft empfahl, fuüͤr den Himmel und die Ferne; und man konnte so unendlich feine Abstufungen der kaum mit unbewaffnetem Ange erkennbaren Schraf⸗ firungen bis ins heuste Weiß des blendenden Papiers geben, daz sich dadurch sogar noch größere Licht-Effekte gewinnen ließen, als sie der farbigen Malerei möglich sind. Wir Deutschen staunten diese Dinge mehrere Jahre lang an, außer Stand, etwas Aehnliches hervorzu⸗ bringen Da mächte Frommel eine Reise nach England; er besuchte die Werkstätten, man verschloß ihm nichts, man zeigte ihm Alles, und nach seiner Ruͤckkeyr gab es bald auch Deutsche Stahlstiche, die sich freilich noch nicht mit den Englischen messen konnten. Mittlerweile hatte man sich aber auch von dem Staunen erholt, und begann die Sache auch noch von einer anderen Sene anzusehen. Die Feinheit der Maschinen-AUrbeit bebaält zuletzt doch etwas Todtes, ine Rich⸗ tung auf den bloßen Licht-Effert fuhrt zu Ooerslaͤchlichkeit und Ma⸗ nier, und selh? die Wirkung stum pft sich durch die Wiederkehr ab. Man will gern ein gut Theil jener mechanischen Voüendung mis⸗ sen und seßnt sich, in den freien Zuͤgen ber Kuͤnsilerhand Charakter und AÄuffassung, Leben und Geist zu erblicken. In solchem Sinn ist denn das, was den Deutschen Sahistichen im Vergleich zu den Englischen fehlt, nicht mmer zu beilagen man ist nager zurückge— gangen zu einer Behandlung, ahnlich der des Kapferstichs, und ist nur um einige Grade der Sauberkeit vorgeschritten. In der That steht, eben weil man die richtige Mitte trifft, gegenwartig der Deut⸗ sche Stahlstich schon auf einer bedeutenden Hoͤhe, un? wenn der Nichtkenner noch oft die mehr äußerliche Feinheit selbst «“ gewoͤhn⸗ lichen Englischen Fabrik-Blaͤtter vorzieht, so ist doch vo auszusehen, daß sich auch dies aͤndern werde mit dem wachsenden Geschmack.

Dennoch hat auch der Stahlstich den Kupferstich auf seinem eigenthuͤmlichen Felde kaum beeinträchtigen koͤnnen. Jener ist doch nur mehr fuͤr Mlniaturstuͤcke, fuͤr Arbeiten von minutibser Ausfüͤh⸗ rung; allein fuͤr die kraftige Handhabung des freien Grabstichels, kurz fuͤr die höchsten Leistungen der Gravirkunst wird doch nach wie vor das Kupfer verbleiben. So kehrt man denn auch bei uns, nach⸗ dem anfangs eine gewisse Pause eingetreten schien, wieder dahin zu— ruck, und zuversichtlich geht man fort auf der alten Bahn.

Wir haben hier zunächst ein neu erschienenes treffliches Blatt von J. Casper, Titian's Tochter darstellend, Sr. Maj. dem Koͤnige gewidmet, nach einer Zeichnung von Eichens. Herr Eduard Eichens nahm vor mehreren Jahren diese Zeichnung nach dem be— wunderten Bilde in Florenz, einem der trefflichsten Werke von Ti⸗ tian's Pinsel, in der . selbst einen Kupferstich bangch zu ar⸗ beiten. Allein anderweitig in Anspruch genommen, trat er dle Ar⸗ beit ab, und wir haben dabei wenigstens nichts verloren, da beide Küͤnstler in ruͤhmlichem Wetteifer begriffen sind. Ein guͤnstiges Schicksal wollte unterdessen, daß das Bild selbst in den Besitz unseres Museums kam, als eine der bedeutendsten Acquisitionen: der Kupferstecher war nun um so hesser unterstuͤtzt, aber auch die Forderungen steigerten sich. Das Gemaͤlde stellt des Künstlers Tochter Lavinia dar, von kraͤftiger unter— setzter Gestglt, von hellblondem Haar und leuchtender Carnation, ge—⸗ kleidet in schweren Goldstoff; sie halt eine mit Früchten beladene silbe⸗ ne Schu ssel empor, als ob sie eben dieselbe herabgelangt haͤtte: ein einfaches Mottr, was ganz vesonders geeignet ist, elne lebendige Wendung der Gestalt zu zeigen, welche hier mit frischem Köpschen aus dem Bilde herausschaut. Bekanntlich giebt es Wiederholungen dieses Bildes, unter andern in Spanien (mit einem Kopf auf der Schuͤssel); aber das unsrige ist nicht bloß das anmuthigste, sondern auch das ein⸗ fachste, und insofern gewiß das urspruͤnglichste, der Natur unmittel⸗ bar ahgesehene. Wir besitzen darin auch zugleich ein Werk aus Ti⸗ tian 's Eulmingtion, denn wahrend er hier schon zur freiesten Meister⸗ schaft und kühnsten Behandlung der Farbe gedlehen war, zeigt sich doch noch nicht jene bequemere Schnellfertigkeit seiner alternden Hand. Gewiß also keine kleine Aufgabe fuͤr den Kupserstecher, denn er durfte sich weder die Kraft des Farben-Zaubers, noch auch den Reiz, welcher in der Energie dieses sichern, breiten Pinsels liegt, entgehen lassen. Nach unserm Gefuͤhl war nun der Küuͤnstler in ber Behandlung des Fleisches am gluͤcklichsten; in dem Äusdruck— der Stoffe, in der Nachahmung der Farbentoͤne und namentlich in dem Wiedergeben des Titianischen Pinsels scheint er zwar noch nicht das Aeußerste erreicht zu haben, ganz besonders aber gelang es ihm, die Früchte auszudrücken, wo er überall mit Geist den Launen der freien Meisterhand Titian's nachgefolgt ist

Hier schließt sich eine treffliche Arbeit des obengenannten Herrn Eduard Eichens an, welche vor einigen! Wochen an die Mitglieder des Kunst⸗ Vereins unter andern Blaͤttern ausgegeben wurde. Sie stellt die von der vorletzten Ausst llung her bekannte Madonna von Steinbruͤck dar, welche, das Christkindlein auf dem Arm, eben aus der Thuͤr ihres Hauses in ihr Gaͤrtlein tritt,

die Hand in dem Griff der geöffneten Thür ein ehen so einfacher,

als gluͤcklicher und eigenthümlich malerischer Gedanke. Und so hatt (

auch das ganze Gemälde in seiner Durchfuhrung eine einfache Gros· artigkeit und eine edle Ruhe: in diese Stimmung nun ist der empfin·· lichs Kuͤnstler vortrefflich eingegangen, und man sieht dur chhh eine solide, aber nicht prahlerische, sondern anspruchslose Behandnnn . bei welcher allein diejenige Lieblichkeit und Innigkeit wieder ersch⸗ nen konnte, welche das Bild besitzt. Diese Sinnesart macht den auch Herrn Eichens ganz besonders berufen, das kostbare Jugen ö werk Raphael's, welches neuerdings in den Besitz unseres Mußeum; gekommen ist, auf die Kupferplatte zu uͤbertragen. Vielleicht ist de Vollendung nicht mehr fern.

Die übrigen füͤr das Jahr 1835 von dem Kunst-Vereine aus gebenen Blaͤfter, bekanntlich nach den jedes Mal? erworbenen un an die Mitglieder verloosien Gemälden und Skulpturen, sind di. mal in Stahl gestochen. Wahrscheinlich nöthigte hierzu die wach sende Zahl der Mitglieder; der Steindruck wenigstens reichte h

Abdruͤcke herzugeben. Aber diese Stahlstiche haben nichts genen mit den Englischen; viel eher ließen sie sich mit der Behän. lung älterer Deutschen Meister vergleichen. Es sind um mit wenig Schattirung: als solche zunaͤchst geeignet, ur Skulpturen abzubilden, denn bei den ausgeführten Gen. den mußte man die Lichtwirkung und allgemeine. Haltun großentheils aufgeben, und die Bilder erhielten ein gleich sam reltefaͤhnliches, also zuweilen fremdartiges Ansehen. Hz

bewiesen, daß dieser nebelstand sich auch in der gewählten Mann durch Geschick und namentlich durch Benutzung der kalten Na! recht gut vermeiden lasse. Seine Stahlstiche fuͤr den Kunst-Vertg baben etwas sehr Zartes und AÄnsprechendes, vor allem der nach vn Kloͤbers vortrefflichem Bilde, „Bachus und Nymphen, das Panthä— gespann traͤnkend.“ Gr

vo et . is 9 j Meteorologische Beobachtung. 1836. Morgens Nachmittags Abends Namh einmaliger 11. Januar. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung. / / / 1

. * * 4 1 7 1 65 1e vär 2. 7 Luftdruch. .... 335 61“ Par. 334,4 Par. 333,55“ Par. Quellwärme 7, 006 R

Sep Luftwärme ... 2960 R. 100 R. (O. 80 R. Flußwärme (,0 Oe 9. Thaupunkt ... 570 R. 3.80 N. 1,40 R. Bodenwärme (, 9

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. 2 . 9 . 8 c 5 * Dunsisättig . 78 pCt. S0 pCt. 958 pCt. jg a ; ; ü 3 Ausdünstung 0,036“) Wetter...... Hagel. halbheiter. trübe. ; . n Wind .... E260 ö Sw. Niederschlag Oos Wolkenzug... SW. SW. Nachtkälte 1,1 09.

R , Den 12. Januar 1836. A nmtlz cher HEcyh m S- 2 (M ˖- CGG PS- Zettel. U

. Fr. Cour, H J 7. Gour.-

I BErief. Geld. 8 Brief. Geld, St. Schuld- Sch. 1 1102 181 . Ostpr. Pfandbr. 1 1028/8 ee. Pr. Euzl. 0vl. 30 4 106556 10601, soomm. do. 1 105 1066 bramseu d. Seh 61 ö 602, Kur- u. Neun. do. 4 101ñ ½9 100, kRurm. Obl. in.. C. 4 1012, 4 101, sSehlesiselie do. 1 1971 3 Nm. Iut. eh. do. 4 101 Rin okat G. uud z. . Berl. Stadt · Obl. 1 102,9 192 geh. d. K. u. M. - S8 Nen Königsb. do. 1 ö. . ; klüinger do. it ö Gold al mareo . 2161, 215 Daux. do. . w 3 2 Weue Duk. 183 3 Westpr. Pfan dur. 10623, 1021, spriedriehisd'or = 133.8 131 Grossh. Pos do. 4 1ei3 !* shisconto 1 3 4

Ii e ci S (- Cors . , . n n, ,,, 2560 FI. Kur ͤ 1451968

do. w 250 FI. 2 Mt. 125 , . Kurz 1532, ö / 300) Mk. 2 Mt. ö.

,, 168t. 3 Mt. 6 285, 1 300 kr. J 815 d 166 FI. ö 108. 1033, rr nn,, 156 FI. 2 Mt. 103. 8 J 1060 Tul. 2 Mt. 99 eini-, 10) ThlI. s Tage 103 mer gethan, nnn, , . 2 Mt. / 1031 ung den e 100 RhlI. 3 Woch. (

Aus wärtige Börsen. Amsterdam, 7. Junuur.

2—

Preuss Brüäm. Seheine i052. HBoln. 127 Oesterr. Met. S9?“ . Antwerpen, 6 Januär.

Anl. 51 . 8.

Frankfurt a. M., 9. Januar. Oesterr. 0,0 Metall. i021. 10213. Ab, 99 8. 907 83 2Mo)

? 2.

59ü5½3. 069 285 (. Bank--Actien 69. 1668 BFartial-G0pbl. 110 I 2 7 2 * . ö * .

G Loose zu 00 HI. 1873. 1826. Hos vu 100 FI. 21

kr. Preuss. Prüm. -Hch. 60! 397 do. 3 An]. 8, 8 .

Loose 75,83. 70513. 3υη, Spun. Anl. 51 i. 51. () Hd

553, 6 55 l, 8

8

Paris, 6. Januar. do Rente pr. compt. 108. 70. fin cour. 148. 90. 3, compt. 81. 29). tin cour. 8. A5. 5c Nenp. 88. 585 Do Sn, Rente 51. Hassive 1623. Neuss Ausg. Sch. Ausg. Scmn. 18 309 ortug. —.

Königliche Schauspiele. Mittwoch, 13. Jan. Im Opernhause; Wallenstein s Lu ger, Schauspiel in 1 Akt, von Fr. v. Schiller Hierauf: Dit jungen Penflonairinnen, komisches Ballet in 1 Akt, von Ph. Taglioni. ; Im Schauspielhause: 1) La lectriee, drame- vaude ville en 2 actes, par Mr. Bayard. 2) Le jeune homme à marieh vaudeville eu 1 acte, par Scribe. ; Donnerstag, 14. Jan. Im Schauspielhause: Zum ersten— male: Kerker und Krone, Schauspiel in 5 Abth., vom Baron

v. Zedlitz.

——

Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 13. Jan. Die Familien Capuletti und Mon— tecchi, Oper in 4 Abth., mit Tanz. Musik von Bellini. (Olle. Gerharbt: Guilietta. Dlle. Hähnel: Romeo.)

Wegen Unpaͤßlichkeit der Dlle. Muzzarelli kann die Open;

oder kann der Betrag dafür bis 6 Uhr Abends in Empfang ge— f nommen werden. ;

Donnerstag, 14. Jan. Die Reise auf gemeinschaftliche Ko sten, Posse in 5 Akten, von L. Angely. Vorher: Der Liebes trank, Posse in 1 Akt, von W. Achat.

Redacteur Ka. Gatte.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

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e Stagats-Zeitung.

e——

fruͤuͤheren Fahren bei weitem nicht aus, fuͤr alle Mitglieder zu.. . chen. w 2649365.

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Karl ist von Til Mandel, einer unserer ausgezeichnetsten Kupferstecher, hat aber di iingetrossen.

Zgeitungs-Nach richten.

Ruß lan d. Se. Majestäͤt der Kaiser haben dem Kommandanten der hiesigen Festung, General der nfanterie, Ssukin, den Andreas Orden, dem General-Lieutenant Ssulima den Alexander-Neweki⸗Orden, den General Lieutenants Hraf Apraxin J.,, Bernikof und Annenkof J. den Wladimir Or— zen zweiter Klasse und dem General-Major Wachsmuth J. den Annen Orden erster Klasse verliehen. In Russischer Sprache sind „statistische Nachrichten uͤber hußlands auswaͤrtigen Handel“ erschienen, Tagesmittel: 331,8“ Par.. 160 R... 3,50 R.. Su vet. Herr Nebolsin, von Sr. Majestaͤt dem Kaiser einen Brillant— 2 Ring erhalten hat.

St. Petersburg,

deren Verfasser,

Fw e . ch

Der Koͤnig fuͤhrte gestern den Vorsitz im Minister-Rathe und ertheilte dem Marschall Gérard eine Audienz. Nachstehendes ist die Rede, die der Herzog von Broglie in der gestrigen Sitzung der Pairs-Kammer auf die Declama— tionen der Grafen von Tascher und Montalembert zu Gunsten der Polnischen Nationalitaͤt hielt: . Mit Vergnuͤgen pflichte' ich den Gesinnungen der chlichkeit, Billigkeit und hochherzigen Theilnahme bei, die dem rsten Redner seinen Vortrag elngegeben haben; indessen nehme ich ir die Freiheit, ihn daran zu egen das Ministerium von 1831 ist, wenn er zu verstehen giebt, Regierung es Polnischen

y,, .

die damalige schwierige Lage nicht gestattet Theil nahme

kabinette nige zu ) en wird. in jener gefahrvollen Zeit, Angelegenheiten Frankreichs dem Ministerium so viel zu schaffen Machten, hat dasselbe für die Polnische Nation gethan, was es nur mer vermochte; es hat mehr als irgend ein anderes Kabinet ge⸗ 4 1521 Han, und wenn jemals die Geschichte die damalige diplomatische Forrespondenz ans Tageslicht foͤrdern sollte, so darf ich mir schmei— Heln, daß man dem beruüͤhmten Staatsmanne, der zu jener Zeit im Ninister Rathe praͤsidirte, Gerechtigkeit Bas damals in dem Interesse der Menschlichkeit und der Gerech— higkeit geschehen, das hat die lange sie glauben durfte, daß ihre

viderfahren lassen werde.

Regierung

2911, (icht erst noͤthig, eine so einsichtsvolle Versammlung, wie die J Pärs⸗Kammer, daran zu n und mit welcher Schonung die Cinmischung eines Staates n die innere Verwaltung eines andern ssattfinden muͤsse, wee leicht Fiedlerl. wirkl. Schuld tz 36 do. 1923. Kanz-bill. 215 än durch eine solche Einmischung politischen Groll weckt und ze, Shan dri, ussice 17, Aug. Senuld 2n. Linss. 6 strade das, was man gut machen will, nur noch mehr verdirbt. Die ummer wird mich, hoffentlich verstehen.

sische Regierung ihre Verwendung in dem̃ Interesse der Mensch— kꝛassive 17133. Ausg. Schuld -=. Ziusl. 198,5. Er. u. G. Reno shkeit niemals vörenthalten habe; indessen durfte der gegenwaär— ge Augenblick nicht gerade geeignet seyn, der Menschlichkeit zu

enen, ja es duͤrfte der guten Absicht der Kammer geradezu zuwi⸗ er laufen, wenn man von dieser Rednerbuͤhne herab in die Regie— gen wollte, noch mehr zu thun, als sie bereits gethan hat. s it oft zu befürchten, daß Worte, dte von einem hochherzigen Bffuͤhle eingegeben werden, gerade die n orbringen,

vielen Ruͤcksich—⸗

Ich sage, daß die Fran—

n

ö entgegengesetzte Wirkung daß sie im Auslande die Erbitterung nur vermehren, Sache der Menschlichkeit nicht den mindesten Nutzen argus zieht, Doch genug der vorige Redner hat seltst die Bemer— g gemacht, daß die Sprache eines Organs der ndere, als die eines Ich enthalte mich d en Redner nd falsch verst anden werden könnte. le bestehenden Traktaten betrifft, andeln.

. 6 Regierung eine einzelnen Mitgliedes dieser Kammer seyn muͤsse. . aher, auf die einzelnen Betrachtungen der vori— einzugehen, indem ich leicht zu viel oder zu wenig sagen e. Was dagegen die Frage uͤber t so will ich ste noch ganz kurz be— Niemand in Europa wird in Abrede stellen, daß alle Ver— ige nach ihrem Buchstaben und nach ihrem Geiste getreutich er— ltwerden mussen; was nun aber den Artikel desjenigen Traktats betrifft, gen Redner angespielt haben, so befinden sich in Prinzipien, die an sich zwar nicht unverein⸗ at sind, doch aber beiden Theilen zu Gute kommen muͤssen ich ine die Unabhangigkelt Polens einer t Rußland andererfeits. Der Artikel hthaͤlt, ist nicht mit derjenigen Klarh munschen koͤnnte; er gestattet den verschiedenen Mächten, welche die Kongreß - Akte unterzeichnet haben, denselben verschiedenartig Gesetzt nun, diese Maͤchte waͤren nicht einerlei Mei— rerwaͤhnten Artikels; gesetzt, die Ei⸗ der Unabhaͤngigkeit Anderen dagegen den beiden gesetzt, man koͤnnte sich hieruͤuber nicht sofort halb gleich zu den Waffen gegriffen werden? Kammer dieser Meinung seyn. . altung der Verbindungen zwischen den ver— ierungen, wie mit der Aufrechthaltung des Einver⸗ schen den verschiedenen Staats-Gewalten im ß Meinungs⸗Verschiedenheiten obwalten, ch zu den dußersten Mitteln zu schreiten. k, der freien Erdrterung, der Vernunft, chte und der Wahrheit den Sie Wir vertrauen auch Vernunft und der Zeit, und h t uns theilen werden.“

uf den die beiden vori emselben verschiedene

seits und dessen Vereinigung „der diese beiden Grundsaͤtze eit abgefaßt, die man wohl

Blener uzule mung uͤber de en gaben dem taͤt Polens, die it. zwwischen rößere Ausdehnung; tikaͤndigen, foll des . ber . : it der Aufrecht „Belmonhte und Tonstanze“ nicht gegeben werden. Die dazu Hie . bereits gekauften Billets bleiben zur heutigen Vorstell: ing guͤltig, 39

. en Re erhaͤlt age der kauen mi —; achdem n bis und D en die 5 er en.

n Sinn des meh und Nationa⸗

Es verhaͤlt

braucht man Es ist Sache der Zeit, dem zu verschaffen. der vorliegenden Streit⸗ offen, daß Sie dieses Ver⸗

och die Herren Villemain, Barbé«-⸗-Mar— ubouchage ihre Meinung abgegeben hatten, wur— sten Paragraphen der Adresse unveraͤndert angenom— Bei dem sechsten, der von Spanien handelt, verlangte

es sich hier.

Berlin, Donnerstag den 14tn Januar 1836.

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83

3 drr / 9 e, m , , , n, n ,

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Herr Dreur-Brézé das Wort, und aͤußerte sich im Wesent— lichen folgendermaßen:

„Meine Herren, ich kann diesen Paragrapben nicht voruͤberge— hen lassen, ohne Einiges uͤber die Lage zu bemerken, in welche die von dem Ministerium in Bezug auf Spanien befolgte Politik uns versetzt hat. Der Quadrupel-Allianz⸗-Traktat ist der einzige große diplomatische Akt der Juli⸗Regterung. Die Revolution von 1830 hatte die Verhaͤltnisse, die zwischen Frankreich und den benachbarten Maͤchten bestanden, an g peraͤndert. Frankreich stand gleichsam moralisch isolirt da; der Bürgerkrieg, der in Spanien ausbrach, verschaffte der Regierung eine Gelegenheit, wenn auch nicht die al⸗ ten Verhaͤltnisse wieder anzuknüpfen, doch andere zu schaffen, die den Maͤnnern, welche mit der Leitung der offentlichen Angelegen— heiten beauftragt waren, und der nenen Existenz des Landes ange— messener schienen. England, dessen Politik auf einem gro⸗ ßen merkantilischen Gedanken beruht, uͤberließ sich kurz nach der Juli ⸗Revolution ebenfalls einer Bewegung, die sich mit dem, was in Frankreich vorgefallen war, zu vermischen schien, die sich aber bis heute nur als eine Modisieation gewisser Formen darstellt. Diese gleichzeitigen Umstaͤnde, so unaͤhn⸗ lich sie im Grunde waren, trugen nichtsdestoweniger dazu bei, daß die beiden Regierungen sich einander näherten. Die Regierungen der Pyrenaͤischen Halbinsel, in ihrer neugeschaffenen und zwelfelhaf— ten Stellung, nahmen keinen Augenblick Anstand, die ihnen von England und Frankreich angebotene Allianz anzunehmen, und so wurde der Quadrupel⸗-Traktat abgeschlossen. Dieser Traktat, der in seiner Form einen rein politischen Charakter hat, gehort zu jenen Beschluͤssen, die eine innige Gemeinschaft der Interessen voraussez⸗ zen. Ist dem wirklich so? England sst das Land, welches in neuern Zeiten die meisten Handels und Schifffahrts-Vertraͤge mit allen Voͤlkern der Erde abgeschlossen hat. Seine Politik ist in den letzten hundert Jahren stets dieselbe geblieben. Die politischen Tenden— zen des Auslandes sind ihm immer nur insofern von Interesse, als sie seinen Handel und seine Industrie hemmen oder beguͤnstigen. England unterstuͤtzt, wie man welß, se nachdem dte Vorthetle seines Handels es erheischen, die entgegengesetztesten politischen Grundsaͤtze; es erlaubt Ausruͤstungen für die Legitimitaͤt und fuͤr die Usur⸗ pation, fuͤr die Freiheit und füͤr die Tyrannei; es giebt Po— len auf, um die Russischen Markte zu behalten; es erklaͤrt Napoleon den Krieg, und erkennt die Jult-Revolution an; es un— terdruͤckt Irland, und redet in Madeid und Lissabon die Sprache der Freihelt. Es ist also erlaubt, zu behaupten, daß es nicht poli⸗ tische Prinzipien sind, die England zum Eintritt in die Quadrupel— Allianz bewogen haben, sondern daß es dazu durch andere Ruͤcksich— ten veranlaßt worden ist. Großbritanien, sagt der Traktat, hat seine Mitwirkung und die Befestigung der neuen Regierungen mit Ruͤcksicht auf diejentgen besonderen Verpflichtungen versprochen, die aus seiner alten Alltanz mit Portugal hervorgehen. Diese alte Al— lianz ist nun aber eben nichts Anderes, als der im Jahre 1703 un— terzeichnete Traktat von Methuen, durch den, wie Sie wissen, Eng⸗ land ungeheure Haändels-Vortheile erlangte. Wer England kennt, wird nicht daran zweifeln, daß es keinen andern Zweck hat, als in moͤglichster Ausdehnung diese Vortheile wiederzuerlangen; und wer weiß, ob es dem immer wachsenden Einfluß der Englischen diplo— matischen Agenten in Madrid und Lissabon nicht zuletzt gelingt, dieses Ziel zu erreichen? Wie gut es unser Verbuͤndeter mit uns meint, koͤnnen wir schon daraus ersehen, daß er so sorgfaͤltig bemüht ist, die in Frankreich regierende Familie von jedem Einflusse in Europa auszuschließen. Wir brauchen nur an die Koͤnigs-Wahlen in Belgien, Griechenland und Portugal zu erinnern. Was den gegensestigen Beistand betrifft, den sich Spanien und Portugal in dem Quadru— pel-Allianz-Traktat versprachen, so ist er der Natur ihrer precairen Existenz und ihres abenteuerlichen Lebens gemaäͤß. Die Politik der Regierungen Spaniens und Portugals, unter den Schutz des Bri— tischen Botschafters gestellt, hat zwischen den drei Maͤchten, die die Halbinsel regieren, wenn auch nicht eine vollkommene Gleichheit der Interessen, doch wenigstens Entschaͤdigungen festgestellt, die den Traktat fuͤr alle drei nuͤtzlich machen. Die Franzoͤsische Regierung konnte, indem sie jenem Traktate beitrat, kein anderes politisches Interesse haben, als den Grundsaͤtzen, denen sie ihre Existenz ver—⸗ dankte, den Sieg zu verschaffen. Wie haben sich aber diese Grund— saͤtze seitdem geaͤndert! Während man in Frankreich von dem Be— duͤrfnisse spricht, die moralische Ordnung wiederherzustellen, waͤhrend man den Grundsaͤtzen wieder Eingang zu verschaffen sucht, die fuͤr die Stabilitaͤt und fur die Sicherheit der Staaten nothwendig sind, reicht man in Spanien den Raͤubern der Kirchenguͤter und den Maͤnnern freundlich die Hand, die durch ihre Lehrsaͤtze wie durch ihre Handlungen mit jenen Leuten sympathisiren, welche man in Frankreich verfolgt und unserer Gerichtsbarkeit uͤberliefert. Ich frage Sie, m. H, was ist das fuͤr ein Traktat, der uns zwingt, jenseits der Pyrenäen revolutilonair zu seyn, waͤhrend wir hier die Revolution auf's Aeußerste verfolgen? Frankreich, welches fruͤher seine Theilnahme nur edlen Bewegungen widmete, macht sich gegen— waͤrtig fuͤr die blutgierigen Handsungen verantwortlich, die ein Ge— neral der „unschuldigen Isabella“ an die Stelle der Schlachtfelder setzt. Fremden vertraut es den Ruhm unserer Armeen an. Auslaͤn— dische Horden sind damit beauftragt, den Spaniern ein neues Koͤnig— thum aufzuzwingen; Fremde sind es, die zwischen Spanien und dem tapferen Prinzen einschreiten, der durch das Recht der Geburt zum Herrscher uͤber das Land berufen ist. Ich koͤnnte hier, m. H, eine Parallele ziehen, die nicht ohne Interesse waͤre; zwischen Karl V., seinem Muthe, seiner Ausdauer, seiner edlen Hingebung fuͤr das Gluͤck Spaniens und fuͤr die Aufrechthaltung seiner legitimen Rechte auf die Krone, und dem strafbaren Ehrgeize einer Frau, die die letz⸗ ten Augenblicke elnes sterbenden Koͤnigs mißbraucht, um den wahren Erben seiner Rechte zu berauhen, um das Land in den Abgrund der Revolutionen zu stuͤrzen .. . (unter⸗ brechung) Herr von Broglie „Ich verlange das Wort“ Herr von Dreur⸗Brézé „Ich konnte, sage ich, eine solche Parallele aufstellen; aber ich bin in diesem Augenblicke nur mit der Ehre und den Interessen Frankreichs beschaͤftigt Die kurzen Be— trachtungen, die ich angestellt habe, reichen, glaube ich, hin, um Sie zu uͤberzeugen, daß unsere Politik nicht allein inkonsequent ist, son— dern sich auch zur Mitschuldigen feiger Grausamkeiten macht. Soll— ten die Zwecke der Quadrupel Allianz erceicht werden, so wird das Ministerium finden, daß es ein politisches System unterstuͤtzt hat, welches nicht das seinige ist, und daß es zum Ueberfluß noch die materiellen Interessen Frankreichs aufgeopfert hat.“

Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten erwiederte auf die Bemerkungen des vorigen Redners:

„In dem Augenblick, wo die Juli⸗Regierung eingesetzt wurde, fand sie die Erbfolge in Spanien schon veraͤndert; ein durch Karl IV. den Cortes von 1789 vorgelegtes Dekret schaffte das Salische Gesetz ab. Dieser Akt hatte mit Wissen unserer vorigen Regierung stattgefunden, und sie hatte nicht dagegen protestirt Die Jult⸗Re⸗ gierung fand diesen Zustand vor, sie hat ihn nicht veranlaßt. Bei

den Tode Ferdinand's VII. traten zwei Praͤtendenten auf; der Eine stüttzte sich auf das bestehende, der Andere auf ein abgeschafftes Ge—= setz. Die Wahl konnte nicht zweifelhaft seyn. Die gesetzlich einge⸗ fuͤhrte Regierung in Spanien forderte ihre Verbündeten zum Bei⸗ stande auf, um die Ordnung in den Graäͤnzen des Voͤlkerrechts wie⸗ derherzustellen. Die Englische Regierung verpflichtete sich, durch

ihre Flotten den Insurgenten die Zufuhr abzuschneiden. Frankreich übernahm es, an seinen Graͤnzen die Einfuhr zu Lande zu verhin⸗ dern. Wurde aber dadurch der Handel gehemmt? Nein; denn das Verbot beschraͤnkte sich bloß auf Kriegs⸗Beduͤrfnisse, ein Handel, der auch in Frankreich selbst niemals erlaubt ist. Den Handel mit Spanien hat der Prinz unterbrochen, der in den noͤrdlichen Provin⸗ zen Spaniens die Fahne des Aufruhrs aufgepflanzt hat. In wel⸗ chem Punkte ist England besser behandelt worden, als wir? Wel⸗ ches sind die Vortheile, die man seinem Handel eingeraͤumt hat? Nichts ist geaͤndert worden. Diese Erklaͤrungen widerlegen den Haupt-Inhält der Bemerkungen des vorigen Redners. Es sey mir erlaubt, noch einige Worte uͤber die Taktik hinzuzufügen, mit welcher man alte, laͤngst bestehende Thatsachen hervorzieht, um sie der Regierung zum Vorwurfe zu machen. Man hat an die fruͤ⸗ heren Verhaͤltnisse in Belgien, Griechenland und Portugal erinnert und hat behauptet, daß die Interessen Frankreichs und seine Würde bei allen Gelegenheiten aufgeopfert worden waren; aber ich wende mich an alle diejenigen, die die Debatten des Parlaments mit Aufmerksamkeit verfolgen hat man dem Englischen Kabinet nicht Immer dieselben Vorwürfe gemacht, und muß man nicht aus solchen Widerspruͤchen schließen, daß dieselben mehr ihren Grund in verson⸗ lichen Ruͤcksichten, als in der Forderung der allgemeinen Interessen haben?“ (Beifall.)

Der folgende Redner, Baron von Freville, ruͤhmte die Vortheile der , und schilderte den Nutzen, der fuͤr Frankreich und fuͤr die Ruhe Europas im Allgemeinen aus der engen Verbindung zwischen Frankreich und Großbritanien entspringen muͤsse. Der Herzog von Noailles sagte, er wurde das Wort nicht genommen haben, wenn die Spanische Frage nicht angeregt worden ware; so aber wolle er nicht den

Schein haben, als ob er durch sein Stillschweigen eine Politik

billige, die er als mit den Interessen Frankreichs im Widerspruch stehend betrachte. Er behauptete, daß die in der Spanischen Thronfolge vorgenommene Aenderung in dem politischen Syste— me Frankreichs eine gefährliche Neuerung hervorgebracht habe. Der Redner brachte die Einwendungen des Herrn Dreux⸗Bréözs nochmals vor, und gab sein Erstaunen daruͤber zu erkennen, daß eine Regierung, die sich mit dem Namen einer Regierung des Widerstandes schmuͤcke, die Entwickelung revolutionairer Grundsaͤtze in einem benachbarten Lande beguͤnstigen koͤnne. Der Minister des Innern nahm hierauf das Wort und sagte: „Wir snd wahrhaft erstaunt, daß man, ich will nicht sagen, so lange, aber so lebhaft auf einer Frage dieser Art besteht. Der Regierung wird ihre Politik in Ruͤcksicht auf die Spanische Halbinsel durch ihren Ursprung, durch die gegenwaär— tigen Interessen und, ich fuͤge hinzu, durch die ewigen Interes— sen Frankreichs so bestimmt vorgezeichnet, daß es mir nicht moͤg— lich schien, man koͤnne uns den Vorwurf machen, den ich so eben gehort habe. Man hat, und zwar mit Recht, die Politik Lud— wigs XIV. angefuͤhrt. Diese Politik war zu allen Zeiten die Politik Frankreichs, und stets gab es Umstaͤnde, die Frank— reich und Spanien einander naͤherten und auf beiden Thronen dieselbe Politik, dieselben Prinzipien hervorriefen. Frankreich fuͤhrte, wie Ihnen bekannt ist, Kriege ohne Ende mit Spanien, bis Ludwig XIV. den großen Gedanken faßte, diese Streitigkeiten dadurch zu beendigen, daß er in beiden Laͤn— dern dasselbe Geschlecht auf den Thron setzte. Ein aͤhnliches Beduͤrfniß der Assimilirung fuͤhlte Napoleon; obgleich er Fehler in der Ausfuͤhrung beging, so hatte er doch ganz denselben Ge— danken wie Ludwig XIV. Die Restauration, welche nicht so große Motive hatte, wie wir, glaubte doch, in Madrid nicht eine Po⸗ litik dulden zu duͤrfen, welche der in Paris herrschenden feindlich gesinnt war, und die jetzige Regierung hat, wie alle vorhergehenden, geglaubt, daß in Madrid und Paris dieselbe Politik und analoge Prin⸗ zipien herrschen muͤßten. Wir wuͤrden allerdings nicht Revolutionen machen, um irgend Jemand auf einen benachbarten Thron zu setzen, denn wir sind keine Regierung der Propaganda; sobald jedoch in unserer Naͤhe sich auf natuͤrliche gesetzliche Weise ein dem unsrigen ähnliches Prinzip entwickelt, so werden wir es nicht unterdruͤcken, sondern als Freunde uns seiner annehmen. Die Regierung in Spanien ist ohne unser Zuthun eingesetzt worden; sie ist aͤlter als diejenige, der wir zu dienen die Ehre haben. Das Spanische Erbfolge-Gesetz war schon vor der Juli ⸗-Revolution geaͤndert und wurde in Spanien mit allgemeiner Zustimmung eingefuͤhrt. Nach Ferdinand's VII. Tode wurde Isabella II. als Königin proklamirt, und wir thaten, was wir mußten, wir erkannten die gesetzliche Regierung an, und zwar um so lieber, als sie sich als eine Regierung des Fortschrittes, als eine eonstitutionnelle Regierung ankuͤndigte. Wenn man uns daher fragt, warum wir diese Regierung beguͤnstigen, warum wir Isabella II. dem Don Carlos vorziehen, so ist das eben so, als wenn man uns fragt, warum wir das sind, was wir sind, warum wir der Regierung dienen, der wir dienen, und warum wir zu allen Zeiten bei der Politik Frankreichs beharren. Wir ziehen Isabella II. aus demselben Grunde dem Don Car— los vor, aus dem wir das Koͤnigthum, welches jetzt Frankreich beherrscht, dem emigrirten Koͤnigthume vorziehen. Sie sagen, wir haͤtten das Interesse Frankreichs dem Interesse einer Dy—

nastie aufgeopfert. Ich bin nicht mehr als irgend ein Anderer fuͤr jene Politik der Gefuͤhle eingenommen, welche die bleibenden Interessen des Landes voruͤbergehenden Interessen aufopfert. Koͤnnten aus einem ephemeren Buͤndnisse Gefahren fuͤr die Zu— kunft unseres Landes hervorgehen, so muͤßten wir uns beeilen, dasselbe aufzuloͤsen; aber ich betrachte es als ein bleibendes In teresse, daß keine feindseligen Gesinnungen zwischen den beiden durch die Pyrenäen getrennten Nationen herrschen. Man sucht uns mit der Abschaffung des Salischen Gesetzes Schrecken einzu— jagen; man gefaͤllt sich darin, uns einen zweiten Karl V. in der Zükunft zu zeigen. Diese chimaͤrische Aussicht, ich muß es gestehen, rührt mich wenig. Wenn Sie Blicke in die Geschichte thun wollen, so muͤssen Sie auch recht sehen und sich an die Unruhen

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