1836 / 26 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

a , g ee , . .

solle, welches eigentlich so viel als ein Justiz-Ministerium seyn wurde. „Lord Brougham“, sagt dieses Blatt, „hat durch sein Anerbieten, das Amt eines Praͤsidenten des Schatzkammergerichts zu uͤbernehmen, als es vakant war, bewiesen, daß er nicht abgeneigt ist, im Staatsdienst zu verbleiben, daß er den ehrenwerthen Wunsch hegt, dem Volke fuͤr die Penston, die er empfaͤngt, seine Zeit und seine Talente zu widmen; aber die neuen richterlichen Anordnungen scheinen ihm jede Gelegenheit dazu zu versperren. Nun muß aber Lord Melbourne ein sehr schwacher oder ein sehr schlecht unterrichteter Mann seyn, wenn er die Gefahr, eine Partei⸗Ungerechtigkeit ge— gen Lord Broughom zu begehen, fuͤr eine Kleinigkeit hält. Der edle und gelehrte Lord ist, wie Lord Melbourne dech wohl wissen sollte, kein verächtlicher Gegner im Oberhause. Aber selbst an— genommen, daß Lord Brougham den ihm gespielten Streich dem Ministerlum vergeben sollte was freilich eine etwas gewagte Annahme ist so sollte Lord Melbourne doch wissen, daß Lord Brougham 8 persoͤnlicher Einfluß im Lande bei weitem bedeutender ist, als irgend ein unabhängiger Einfluß, den Lord Melbourne selbst oder die ganze Whig⸗Partei besitzt. Wollte er mergen mit einem eigenen Panier auftreten, so wuͤrde er drei Viertel von Lord Melbourne's Anhaͤngern im ganzen Lande mit sich fortreißen und Sr. Herrlichkeit nicht viel mehr uͤbrig lassen, als Herrn O' Connell mit seinem Schweif.“ .

Das Dampfboot „London Merchant“, welches Cadix am TFten und Lissabon am 11. Januar verließ, hat 20,009 Pfund in Gold am Bord, bringt aber keine wichtige Nachrichten mit. Dem Morning Herald zufolge ging in Lissabon das Geruͤcht, daß Herr Campos sein Amt als Finanz- Minister niederlegen und durch Herrn Oliveira ersetzt werden wuͤrde. Dasselbe Fahrzeug überbringt auch Briefe von der Koͤniglichen Brigg „Star“, die von dem Lieutenant Binney befehligt wurde und im November vorigen Jahres von Falmouth nach Halifax absegelte. Das Schiff wurde auf seiner Fahrt von einem schweren Sturm überfallen, wobei eine berghohe Welle die Masten und Boote, so wie den Commandeur, zwoͤlf Matrosen und einen Schiffsjungen über Bord riß. Lieutenant Binney war ein thaͤtiger, verdienstvoller Offizier, geliebt von seiner Mannschaft und von Allen, die ihn kannten. Der „Star“ ist ein neues Schiff von schoͤner Bauart, doch waren die Bewoh— ner von Falmouth einstimmig der Meinung, daß die Masten desselben viel zu hoch seyen, und sie sagten voraus, daß es nicht mit denselben Masten zuruͤckkehren wuͤrde.

Dem Caledonian Mercury ist ein Schreiben aus Ne w⸗ Yor? vom 24. Dezember zugegangen, worin der Verlust bei dem dortigen Brande auf 5 Millionen Pfd. Sterl. angegeben wird, wovon die Versicherungs-⸗Gesellschaften etwa zwei Drittheile tra— gen werden. Es hieß anfangs, diese Gesellschaften wuͤrden in Folge des ungluͤcklichen Ereignisses Bankerott machen; allein man weiß jetzt, daß sie saͤmmtlich uͤber S0 pCt. und manche das Ganze zahlen werden. Der Wiederaufbau des zerstoͤrten Stadttheiles wird in kurzem beginnen und eine große Anzahl von Maurern und Zimmerleuten beschaͤftigen. Diese Leute er— hielten im vorigen Sommer taͤglich zwei Dollars Lohn, und in diesem Jahre werden sie ohne Zweifel drei Dollars taͤglich ver— dienen.

Danem art.

Kopenhagen, den 18. Januar. In der Sitzung der Stande ⸗Verfammlung vom Sten d. Mts. entwickelte Secretair Algreen-Ussing, in Auftrag des wegen Krankheit abwesenden Kammerrath Drewsen, die an der Tagesordnung befindliche Mo— tion desselben, wegen Aufhebung oder Herabsetzung der den De— putirten zur Staͤnde⸗Versammlung angewiesenen Diäten. Der ausfuhrliche Vortrag des Proponenten veranlaßte eine ziemlich weitlaͤuftige Diskussion, und der Königliche Kommissarius aͤu— ßerte am Schlusse derselben den Wunsch, den Antrag auch auf die Reisekosten der Deputirten ausgedehnt zu sehen. Als es indeß zur Abstimmung kam, welche auf Antrag eines Mitglie— des der Versammlung durch Kugelung vorgenommen wurde, fanden sich 34 Stimmen fur und eben so viele gegen den Antrag auf Niedersetzung eines Ausschusses zur Berathung des Gegenstandes, und die Motion mußte daher in Gemäß— heit der 55. 79 und 72. des Staͤnde-Reglements abgewiesen werden.

Je lte n.

Turin, 13. Januar. Die hiesige Zeitung vom heuti— gen Tage enthalt Nachrichten aus Cagliari bis zum 25. Dec., woraus abzunehmen ist, daß die fortwährend von Deutschen und Franzoͤsischen Blattern verbreiteten Nachrichten von Unruhen auf Sardinien eben so ungegruͤndet als die fruͤhern sind. Am 7ten v. M. kam die Koͤnigl. Fregatte „Desgeneys“ nach Cagliari und setzte dort den neuen Gouverneur, General Buri di Lanzavecchia, und den Obersten der Garde-Jaͤger, Ritter Sardo, ans Land, wo sie zunächst in die Quarantaine-A1Anstalt sich begaben. Am 18ten fand in Gegenwart des Vicekoͤnigs die gewohnliche jaͤhr— liche Verlosung der Staatsschuld statt.

Spanien.

Barcelona, 10. Jan. (Franzoösische Blätter.) Der General Mina ist heute fruͤh selbst mit Verstaͤrkungen, bestehend in 1400 Mann Infanterie und Kavallerie, der ganzen Artillerie, die er zusammenbringen konnte, und einer großen Menge Kriegs— Munition und Geschuͤtzen, von hier nach San Lorenzo abgegan— gen. Er ist entschlossen, das Fort de la Virgen um jeden Preis zu nehmen. Der General hinterlaßt die Siadt vollkommen ru— hig, wenigstens dem Anscheine nach, denn in den Gemuͤthern ist freilich noch Gährungsstoff vorhanden, der fast neue Bewegun— gen für die Zukunft voraussehen läßt; indeß ist die Gefahr nicht drohend, und es wird sogar anerkannt, daß die letzten Ausschwei⸗ fungen des Volks, welche die Stadt mit Blut befleckten, einen lebhaften Unwillen erregt haben. Das Kaffeehaus de la Noria ist auf Befehl des General-Capitains geschlossen worden; man wußte, daß es der Sammelplatz der Mißvergnuͤg— ten war. Dieses Kaffeehaus, welches schon den Hauptanstiftern der Unruhen vom 25. Juli und vom 5. und 6. August zum Mittelpunkt ihrer Versammlungen gedient hatte, war auch der Ort, wo der Klub des sogenannten Blousen-Bataillons gewoͤhn— lich seine Sitzungen hielt. Die Namen der in Folge des De— krets vom 6. Januar niedergesetzten Militair-Kommission sind Mariano Borrell, Commandeur des 1sten Bataillons der Na— tionol⸗Garde; Thomas Barba, Cominandeur des 15ten, J. Basch y Pansa, Commandeur des 11ten, Episanio de Fortany, Com—

mandeur des 19ten Bataillons, Francisco Bayona, Commandeur

des Koͤniglichen Artillerie⸗Corps, und Juan de Miangolarra, Oberst⸗-Lieutenant der Infanterie. Die Stadt Barcelona will folgende Adresse an Ihre Majestaͤt die Koͤnigin richten: „Sesiora! Die Munizipalität der Stadt Bareeiona legt die Huldigungen ihrer Loyalitaͤt und ihres Gehorsams zu den gag!

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des Thrones nieder. Die Bevßlkerung dieser Stadt, Sesoræ, er⸗ freute sich der nnn, inneren Friedens, als am zten dieses Monats sich ploͤtzllch einige Symptome von Stoͤrungen der bffent⸗ lichen Ruhe und Ordnung kund gaben. Die schreckliche Barbarei, womit die Vertheidiger der Usurpation an verschiedenen Punkten Cataloniens eine Anzahl von Gefangenen hingeopfert, hatte den all= gemeinen Unwillen aufs höchste aufgebracht, und dieser Unwille diente der Verüͤbung der am aten d. begangenen schrecklichen Tha⸗ ten, wovon Ew. Majestaͤt vermuthlich schon Kenntniß erhalten haben, zum Vorwande. Diese abscheulichen Vorfälkke werden unserer politischen Wiedergeburt einen unaustöschlichen Flecken auf⸗ druͤcken; sie vertragen sich nicht mit dem menschlichen und edel mů⸗ thigen Charakter dieser großen Nation. Wenn der àte dieses Mo⸗ nats eines der Schauspiéle dargeboten hatte, die nur zu oft die Re⸗ volutionen begleiten, so bot der Fte noch beklagenswerthere Auftritte dar. Die schaͤndlichen Agenten der Empdrung, die Feinde unserer Ehre, benutzten einen Taumel der Volkswuth zur Verfuͤhrung der Schwachen und bemuͤhten sich auf alle erdenkliche Weise, Zwietracht und Verwirrung unter den Reihen der Freiheits Freunde auszusaͤen, Diese Anstrengungen blieben ohne Erfolg, und ein großer Theil dieser Agenten würde in demselben Augenblicke entlarvt und er⸗ griffen, wo sie, um ihre Schandthaten zu heiligen, Namen antiefen, die in Spanien mehr als einmal mit einstimmigem Beifall aufge⸗ nommen worden. Der gute natuͤrliche Sinn der Barcelonesen und das edle Benehmen der National-Garde beugten groͤßerem Unheil vor. Das Vertrauen hat sich wieder belebt, ünd ohne Opfer, ohne Blutvergiegen, ohne Thraͤnen, hat die heilige Sache des Throns, die große Sache der Nation, die innig mit der Sache der Ordnung und Freiheit, diesen Grund⸗Elementen fuͤr die Lebens⸗-Dauer der Staaten, verbunden ist, den Sieg davongetragen. Das Ayunta⸗ miento, ein getreuer Dol metscher der loyalen Gesinnungen, von de⸗ nen die Barcelonesen beseelt sind, hat die erfreuliche Mission, Ew. Maj. anzuzeigen, daß die Ruhe gluͤcklich wiederhergestellt ist, und daß die ebensowohl durch eigenen Äntrieb wie aus Pflichtgefühl getreue Mu—⸗ nizipalitäͤt diese letzten unseligen Vorfaͤlle laut verdammt und die Hoffnung nährt, die in dem Programm Ihres Conseils-Praͤsidenten vom 28. September vorigen Jahres angekündigten Maßregeln ent⸗ wickelt zu sehen als das einzige Mittel, den nationalen Thron Ih⸗ rer erlauchten Tochter Isabella II. und die' Zukunft dieser helden muͤthigen Nation in ihrem vollen Glanze zu sichern und zu vefesti⸗ gen. Gott beschuͤtze Ew. Majestaͤt‘“ (Folgen die Unterschriften.) Das Blatt El Aragones publizirt folgende Uebersicht von den Karlistischen Streitkräften in den insurgirten Previnzen: 12 Navarresische Bataillone, 600 Mann stark; 5 Gutpuzeoa— nische, 300h Mann stark; 6 Alavesische, 3000 Mann; T Bis— cayische, 3500 Mann; 3 Kastilianische, 20900 Mann; 21 Streif⸗ Corps, 630 Mann; 1 Douaniers Corps, 600 Mann 3300 Ar⸗ tilleristen; Mann Leibgarde; eine heilige Schaar, 79 Mann;

300 Mann Köoͤniglicher Garde zu Fuß; 260 Mann Hellebardiere / . eres Stag baäaͤudes, welches sich durch Ihre weise und edelmuͤthige Huͤlfe ö

und 700 Mann Kavallerie; züsammen 18,925 Mann. Ihre Artillerie besteht aus 10 Berg-⸗Geschuͤtzen und 12 Geschuͤtzen von schwerem Kaliber.

Gre che jan d.

Athen, 19. Dez. (Allg. Ztg.) An den Graͤnzen hat es neuerdings wieder einige Räͤuberauftritte gegeben, und schon zweifelt Niemand mehr daran, daß es die Türken sind, welche uns diese Landplage bereiten. Immer allgemeiner spricht sich die Ansicht aller, der Verhaͤltnisse wohl kundigen Manner dahin aus, daß es kein anderes Heilmittel giebt, als Repressalien gegen die Tuͤrken zu gebrauchen. vill, sie kan den Tuͤrken einen schlimmen Streich spielen; ja sie mußte im Grunde froh seyn, sich eine so gute Gelegenheit zur Erwerbung Thessaliens gegeben zu sehen. Sechs- bis achttausend unter den

Waffen stu hende Verbuͤndete haben wir zwischen der Gränze die Palckaren und Armatolen, welche unter

und dem Olymp: —q . Griechischen Capitainen, nach Tuͤrkischem Brauche, die Landwache bilben. Schickt man ihnen zwei bis dreitausend Mann aus Phokis, Aetolien und Akarnanien unter der Hand zu Huͤlfe, so ist Thessalien in acht Tagen unser. Laͤßt man aber das Uebel nur noch einige Monate weiter um sich grei— sen, so moͤgen wir selbst uns vorsehen; es handelt sich hier um Seibsterhaltung. Im Uehrigen ist die gegenwartige große Ruhe unseres politischen Lebens durch nichts unterbrochen worden; man mochte denn zu den Unterbrechungen zwei heftige Erdstoͤße zählen wollen, welche in den Naͤchten vom 16ten auf den 17ten und vom 17ten auf den 18ten sich verspuͤren ließen. Der letz tere fand gegens Uhr Morgens statt und dauerte mehrere Sekunden; seine Richtung war von Osten nach Westen. Der erstece aben war staͤrker, und erfolgte zu einer fruͤheren Stunde. Die Ge— ruͤchte von Einmischung einer fremden Macht in unsere inneren Angelegenheiten zum Nachtheil der Preßfreiheit erhalten sich, und die letzte Nummer des Sotir enthalt in dieser Beziehung einen mit Anstand und Wuͤrde geschriebenen Artikel. Gestern am 6. (18.) Dez,, als am St. Nikolaustage nach dem alten Styl, gab der Russische Gesandte zur Feier des Namensfestes seines Kaisers einen großen Ball, welchen auch JJ. MM. die Koͤnige Ludwig und Otto mit ihrer Gegenwart zu beehren geruhten. Die Woh nung des Gesandten, eine der geraͤumigsten in Athen, war hoͤchst geschmackvoll dekorirt, und die Gesellschaft zahlreich und glänzend. Am 21 sten wird bei Hofe Konzert seyn; darauf folgen die Weih— nachtstage, und nach denselben spricht man von Baͤllen bei dem Bayerschen und andern Gesandten, so daß die Saison, welche bisher still und todt war, ploͤtzlich, wenigstens nach hiesigem Maaß stabe, glaͤnzend und belebt zu werden verspricht. Der Staats— Kanzler und seine Familie sind wiederhergestellt; uͤbrigens kom men noch immer einzelne Krankheitsfälle vor. Ich hätte fast vergessen, hinzuzufuͤgen, daß die Auffindung eines alten Sarko— phags im Hofe der Muͤnze diese Woche den Haupt-Gegenstand der Stadtgespräͤche gebildet hat. Die Athina hatte in einem besonderen Artikel prophezeit und fast demonstrirt, daß sich große Schaͤtze darin finden wuͤrden, und setzte in ihrer patriotischen Weise den srommen Wunsch hinzu, daß diese Schaͤtze zum Be— sten des Erziehungswesens verwandt werden moͤchten. Die Er⸗ öffnung des Sarges hat endlich vor etlichen Tagen im Beiseyn beider Koͤnige stattgehabt, und wie ich hoͤre, hat man nur ein Ske— lett darin gefunden. Jetzt lacht man uͤber die Schatzgraͤber— Träume der armen Athina. Der Spanische Geschaͤftstraͤger hat seine Verbindungen mit der Regierung abgebrochen; man hofft jedoch, daß die Sache werde beigelegt werden.

Man schreibt aus München, vom 17. Jan.: „Aus Grie⸗ chenland sind uns mit der diesen Morgen angekommenen Triester Post von dem Sotir die Nammern 60 und 61 (die Nummer 59 fehlt) gebracht worden. Das Beme kenswertheste, was sie ent— halten, sind die Nachrichten uͤber die Ankunft und Gegenwart Sr. Maj. unsers verehrten Koͤnigs in Athen. Die ausfuͤhrli— cheren Nachrichten über den Einzug des Königs und den Empfang muͤssen in der ausgebliꝛbenen Nummer 5h enthalten gewesen seyn. Die uns zugekom;menen enthalten nur Nachträge. Bei seiner Landung und bei seinem Einzuge in Athen wurden Se. Maj. mit allen in dem Programm angekuͤndigten Feierlichkeiten empfan⸗ gen. Athen hatte das Ansehen von heiterer Festlichkeit, welche die schöne Sonne von Hellas noch erhohte. „Die Wege waren mit Blumen bestreut, die malerischen und schimmernden Kostuͤme,

enn die Regierung nur will, sie kann 39 ö ö ; n Lüftwärmee 4 120 R. 4 20 R. —— 529 R.

nationalen Maßregeln Sr. Majestaͤt, so wie der Geschicklichkest Ih—

die unser Volk so schoͤn tragt, die Fahnen der Gewerg— Innungen, die zierliche Kleidung der Frauen, wache di Balkons und die Fenster einnahmen, die Zurufe der allgemei⸗ nen Freude, dies Alles vereinigte sich zu einem schoͤnen Gan, zen, dessen Wirkung bezaubernd war. Se. Maj. schien bei jedem Schritte in einer neuen Ueberraschung. Alles, was Sie sahen, . uͤbertraf um Vieles Ihre Erwartung, und das liebreiche Beneß⸗ .

men Sr. Mal. gegen Jedermann zeigte dem Volke deutlich, wi süß der Ausdruck seiner Gesinnung dem Herzen Sr. Maj. war“

Allgemeine

relßische Staats-Zeitung.

Den Tag uͤber empfingen Se. Maj. das diplomatische Corpt und mehrere höhere Beamte von Griechenland. Den Abend waren die Stade und die alten Monumente beleuchtet. Außer, dem enthalten die zwei Blaͤtter noch folgende Notizen uͤber Se Majestät: „Neulich, als Se. Maj. der Koͤnig von Bayern ung der König von Griechenland in der Stadt spazieren gingen, geg, ruhten Sie in das Haus des Herrn Saporta zu treten, wo Si mit ihren eigenen Händen der Frau Graͤfin die Decoration dez Theresien-Ordens uͤberreichten. Wir wuͤnschen von Herzen den Herrn Grafen und seiner Gemahlin Gluͤck zu dieser Auszeich nung! Jedermann wird sich unseren Wuͤnschen anschließn . . denn Beide haben sich die allgemeine Achtung und Liebe erworben“ Des Königs Majestaͤt haben den bisherigen Regierungs— 17. Dez. Se. Mej. der Koöͤnig von Bayern setzen Ihre Un, Rath, Grafen von Puckler zu Breslau, zum Praͤsidenten der suchun gen der Althellenischen Denkmäler unserer Stadt fr Regierung zu Oppeln Allergnädigst zu ernennen geruht, Auch beehrten Sie am 15ten d. den Herrn Baron Rounn Se. Majestaͤt der Konig haben dem Schullehrer Huld zu Königl. Französischen Minister, mit Ihrer persoͤnlichen Gegen wan latov, Regierungs-Bezirk Liegnitz, das Allgemeine Ehrenzei— Folgendes war bie Anrede des Praͤsidenten des Staath chen zu verleihen geruht. . Raths an Se. Majestaͤt den Koͤnig von Bayern: . J J ; „Koͤnigliche Majestaͤt Der Staats-Rath erfuͤllt heute eine hi Adbgereist: Se. Durchlaucht der Fuͤrst Abolph zu Ho— lige Pflicht, indem er dem Vater unsers Königs und unsers Vater henlohe-Ingelfingen, nach Breslau. landes die lebendige Freude und die tiefe Verehrung des Hellen schen Volkes ausdruͤckt. Als die Stimme der goͤttlichen Vorse hum noch schwieg, welche Hellas zu seiner Erhebung rief, wurde da Stimme Ev. Maijestaͤt durch ganz Europa vernommen, die lan und edelmüͤthig für uns sprach. Als Hellas gestorben war, weintts Du uͤber seintm Grabe; als es aus ihm hervorging, bedecktest u es mit Deinem Königlichen Purpur, und nahmst es unter die Zahl Deiner Kinder auf. Gott segnet heute Dein ruhmvolles Wert Wende, o Konig, Deinen Blick über das ganze Reich. Sieh Freude diese allgemeine Ruhe, Zeichen der öffentlichen Zufriedenheit; höre von allen Seiten die Stimmen, die sich zum Lobe der Kdͤnig= lichen Macht vernehmen lassen. Ja, Königliche Majestaͤt! Nach der Thronbesteigung Ihres durchlauchtigsten Sohnes, und in Folge der

Amtliche Nachrichten. ö 4663

Zeitung s⸗Nachrichten. . n

Rußland.

St. Petersburg, 16. Jan. Se. Maj. der Kaiser haben n den Heeres-Ataman des Donischen Koscken-Heeres, Gene— ral der Cavallerie Kutejnikow J. folgendes Restript erlassen:

„Dmitrij Jesimowitsch! Indem Ich Meinem treuen und ge— liebten Donischen Heere ein neues Reglement für die Militair⸗ lund Civil Verwaltung gab, befahl Ich, dasselbe mit, dem Beginn dises ahres in Kraft treten zu lassen; aber damit diese vo hlthaͤ⸗ tige Verordnung, welche die Rechte und Pflichten Aller und Jedes pon den Heeresangehdrigen festsetzt und ihr Eigenthum sichert, zur schnelen Begründung der von Mir gewänschzen Wohlfahrt des heeres um so wirksamer werde, verlange Ich von Ihne „, als dem ober sen Vorgesetzten, daß Sie Sich nicht mit den gewohnlichen Anoe nungen sur Ausführung dieses Reglements begnügen, son dern unabläsfige und

res Erz-Kanzlers sind die unzertrennlichen Interessen des Throne und bes Volks durch feste Bande verknuͤpft worden. Hellas umgiett mit seiner Widmung seinen Monarchen, mit seiner Dankbarkeit und seinen Hoffnungen Ew. Majestaͤt, den Gruͤnder unseres Staats⸗Ge—

zum Gipfel vollenden wird. Die Gefuͤhle der allgemeinen Lich werden alle Schritte Ew. Majestaͤt begleiten, in unseren Stäben, in unseren Dorfern. Das neue Hellas empfaͤngt Sie mit dem En⸗

thusiasmus, welchen im alten Hellas die Halbgötter um sich het a⸗ rige Auf sicht fahren und der Thä lakeit üer und Jedes diejenige Rich⸗ regten, auf Pfaden, die sie mit Wohlthaten bezeichneten.“ nung gehen, dag dadurch dieses Iteglement in aller feiner Küaft und wd , Un ungeschwaͤcht in s Leben . J ö trete und diejenige gute Absicht erreiche, die es bezweckt, die starke WMeteorologische Beobachtung. und unabänderliche Befestigung der Ordnung in allen Verwaltungs⸗

1836. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger zweigen des Donischen Hecres. Indem Ich dabei Ihre Bemuͤhun⸗

23 ar G hr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung. gen, sowohl als Mitglied des Ce mit? 8, welchem die Entwerfung MJ —— bez neuen Reglements für das Bonische Heer anvertraut war, als Luftdruck. .. .. 337 63“ Par. 335 16 * Par. 333 38 „Par. Quellwärme 7,90 R. auch in Idrer Eigenschazt als Heeres zitaman, zu belohnen wuünschte,

verleihe Ich Ihnen Allergnaͤdigst die brillantenen Insignien des

Flußwärme O, 6 0 R. ; * ; Alerinder Rerofkü⸗ Ordens und verbleibe Jbnen fur fämer wohlge—

Thaupunkt ... 3,00 R. 4 69 R. 4 2.90 R. Bodenwärme 1,1 03. é 36 Dunstsättig . 70 pCt. 46z pCt. S2 pCt. Autdunstung oem wogen. St. Petersburg, 1. (13.) Januar 1 Wetter. ...... halbheiter. trübe. regnig. ,,, . . . N aus. Sd. SSd. * Niederschlag O08 3 odessa, 1. Januar. Am 26. Dezember Mittags waren Wolkenzug . .. . S. . Nachtkälte 4 A108 hier nur erst 37 Grad Kaͤlte, plötzlich aber setzte der Wind von Tagesmittel; 386 22“ Par.. 3,50 R... 1.50 R.. 66 pCt. Nord nach Ost um, und um 19 Uyr halten wir schon eine Kaͤlte

zon 14 Grad, die in der Nacht bis auf 29 stieg. Am folgen— den Tage hatte sich daher des Eis auf der

hiesigen Rhede schon

sehr ausgedehnt, und seit dem 28sren ist sie gang zuseftgren. nd Galg ez vom 2 zsten v. M. schreibt man: „Eine von

dem Capitain Perovich kommandirte, von Konstantinopel kom—

Auswärtige körsen.

Amsterdam, 19 Januar.

Niede irh. Se 353 o de Kanz - Bill. 61. 4 ö 9 J ] 6 . . , . ,, . . Sell; ''' Tn mende Oesterreichische Briga, die mit Kanonen und verschiedenen ö : i253 * 02 Kriegs- Munitionen beladen ist, welche der Sultan dem Fuͤrsten

i193 3. Preuss. Främ.-Seheine 106. Holn. I253 . Qesterr. Met. 99!

Milosch zum Geschenk sendet, und eine Griechische Brigg sind des Eises wegen, auf welches sie in der Donau trafen, in gro—

* 3 . 2 . 2 . R re ßer Gefahr gewesen, die erstere zwischen Issaktscha und Tscha— sial, die letztere an der Muͤndung des Pruth.“

. Paris, 19. Jan. Der Konig hielt gestern fruͤh um 9 Uhr einen Minister-Rath, und empsing gleich darauf den Grafen . ; ' 8 86. . 5 .

von Argout. Um 3 Uhr hatte Herr Humann eine Audienz hei Sr. Majestaͤt.

Aut werpen, 18. Januar.

Ausg. Schuld . Zinsl. 191. Neue Anl. If.

Passive 1657 . Erank furt a. M., 21. Januar.

Oesterr- 539,0 Metall. 1023/. 1021/9. 40,6 993-4. 995 3. 21a 593 . 1 0,9 25558. (j. aunk-Actien 1672. 1671 Hartial-0blI. 140, G. Loose zu 500 FI. 11878. 118. Loose zu 190 FI. 2181 Br. Hreuss. Präm.- Seh. 660i. S974. do. A6 Anl. 99. (. Hoh. Loot 703. 70h. 8 C0 Span. Anl. 301. 30. 2166 d

RI X ; ö. 9. ; . 2 2 ; * ö Wir glauben, hier noch einmal ausführlicher auf die gestern Hamburg, 22. Janunr in der Deputirten-Kammer von dem Herzog von Broglie

zu. Russ. 165. Da, Kork. 855 g. dos 30 **. Ben PHaltene Rede zuruͤckkommen zu muͤssen, da sich aus der selben

eht klar die Gruͤnde ergeben, die es dem Conseils-Präsidenten

n! 1 nothwendig machten, sich von Herrn Humann zu trennen. Paris, 18. Januar. »Wir bedauern es aufrichtig“, sagte Herr von Broglie, „daß Dos, Rente pr. compt. Io). 93. tzu Cour. I10. —. z0 n in unvorhergeschenes Ereianiß das Ausscheiden des Herrn Humann . Niemand weiß besser als wir, was der Koͤ⸗

ur Folge gehabt hat. der nig in ihm verltert; Niemand schaͤtzt hoͤher als wir seine Redlich⸗ tit, seine Kenninisse und seine Hingebung fuͤr den Fuͤrsten und das Lend, ja, ich fuͤge hinzu, daß, wenn man A Jahre lang Schwierig- kiten aller Art mit einander überwunden, Gefahren aller Art mit nander getheilt hat, eine Trennung in hohem Grade schmerzlich seyn muß. Die Repraͤsentativ⸗ Regierung hat aber ihre strenge Re⸗ geln, sie fragt nichts nach persoͤnlichen Neigungen; ihre Existenz ist an Bedingungen geknuͤpft, denen man sich um jeden Preis unter⸗ berfen muß. Die wesentlichste dieser Bedingungen ist die Einheit des Ministeriums; und als Conseils⸗Praͤsident bin ich fuͤr sie ver⸗ ntwoltlich,; Unter Einheit verstehe ich uͤbrigens nicht, daß saͤmmt⸗ sche Minister auch ber alle untergeordnete Fragen einerlei Mei⸗ ö seyn sollen; dies waͤre unmdglich, auch verlangt es der Staats⸗ Jgenst nicht. Dagegen aber sollen die Minister uͤbes die allgemeinen Hrundsaͤhe, die ihre Wahl veranlaßt haben, und uͤber alle Fragen der Anwendung deser Grundsgätze einerlei Sinnes seyn. Im ebrigen moͤgen ihre Änsichten von einander abweichen, insofern in dergleichen Fallen nur die Minoritaͤt sich der Majoritaͤt fuͤgt. Dies Hzotqusgesetzt, mußte ich, als sich im Schoße des Kabinets eine Mei⸗ ungs-Verschiedenheit über die Renten- Jteduction offenbarte, mich agen, ob dieser Gegenstand ein solcher sey, uͤber welchen das Ka— Tdnet nothwendig einerlei Sinnes seyn müsse. Nach reiflicher Er— bagung schien mir dies nicht der Fall zu seyn; es schien mir viel— ehr, daß jene Frage eine solche sey, die ganz füglich in dem nen oder dem anderen Sinn: gelost werden konne, ohne daß dadurch die Grundfätze, nach welchen das Ministerium gebildet wor⸗

tin cour. 81. 135 S3Y½ Nenp. 98. 95. S0, Ihm

compt. 81. 10 ; Neues Ausg. Sch. 25.

Rente Rg 7/3. Passive 161 4. 191,8. 3 9½, bortug. —.

Ausg. it

St. Petersbur. 15. Januar. Lond. 101597. Amsterdam. 5255. Hanmhurg 9! 2. Haris Ill. Silber-Kuh. 3538. 60, in B. A. —.

——

Königliche Schauspiele.

Montag, 25. Jan. Im Schauspielhause: Friedrich At gust in Madrid, Schauspiel in 5 Abth., von C. Blum. Dien stag, 25. Jan. Im Opernhause: Der Maurer, Opet in 3 Abth., mit Tanz. Musik von Auber. (Herr Mantius: Léon von Merinville.)

Im Schauspielhause: 1) Un Moment d'imprudence, . médie en 3 actes. 2) La siancée du sleuve, vaudeville eu? actes.

Mittwoch, 27. Jan. Im Schauspielhause: Die Schult des Lebens, Schauspiel in 5 Abth., von E. Raupach.

Königstädtisches Theater.

Montag, 25. Jan. Auf Begehren: Der Gloͤckner von

Notre Damè, romantisches Drama in 6 Tableaux, von Charlotte

Birch⸗Pseiffer. en ; 91 15 Dienssaa. 26. Ja 5 ] der: ack uͤber in Mindesten veraͤndert würden. Ich bemerkte uͤberdies auch, e nn, ö , n n , 3 ,., i jene Meinungs- Verschiedenheit nicht fonohl die Maßregel seibst, ö ͤ den Zeitpunkt ' betraf, wann st in Augfüͤhrung zu bringen sey

an schien dieseibe allgemein als gesetzlich und ersprießlich zu be⸗

achten nur war Herr Humann der Meinnng, daß der Augenblick

K 3 Ausführung schön jetzt gekommen sey, wäͤhreud seine saͤmmtli— Redacteur Ed. Cottæl. In, Kollegen daz Gegentteil glaubten. In diesem Zustande befand n Frage im ganzen Laufe des vorigen Jahres. Als Herr Humann ; . , uni Leine Ansicht daruber oͤffentlich aussprach, that er es bloß in seinem Gedruckt bei A. W. Hayn. genen Namen, und ez ist Niemanden von uns eingefallen, ihm ei⸗

nen Vorwurf daraus zu machen. Im Schoße des Minister⸗Rathes ist jedoch die Frage niemals erörtert worden, und was die Minister unter sich daruͤber und namentlich uͤber eine Vertagung der Frage bis zum naͤchsten Jahre verhandelt haben mögen, ssind nichts als vertrauliche Gespraͤche gewesen. So lag die Sache, als die gegen— waͤrtige Session hegann. Das im nr e, Cee fer berathene Kud⸗

get war festgestellt worden, ohne daß auf die von einer Renten Re—

duction zu erwartende Ersparniß geruͤcksichtigt worden ware. Die Motivirung des Budgets lag dem Finanz⸗Minister ob; er hatte von dem Kabinette nicht im Entferntesten den Auftrag erhalten, die Renten-Reduction zur Sprache zu bringen; Niemand von uns hatte auch nur daran gedacht, von ihm eine vorherige Mittheilung der Rede, womit er das Budget vorlegen wuͤrde, zu verlangen, weil man von selbst annimmt, daß der Minister, der ein Gesetz vorlegt, immer nur die Ansichten des gesammten Kabinets entwickelt. Mit der aͤu

ßersten Verwunderung horten wir daher den Herrn Finanz-Minister das Reductions- Projekt berühren. Als eine persoͤnliche Ansicht konn—⸗ ten wir die Sache hingehen lassen; bei der Motivirung eines Gesez⸗ zes aber mußte es nothwendig das Ansehen gewinnen, als ob die Meinung des Ministers zugleich die des gesammten Kabinets sey, und hiernach war man vollkommen zu der Frage berechtigt, weshalb die Regierung, wenn sie eine Maßregel fuͤr gut und zeitgemäß halte, dieselbe nicht sofort in Vorschlag bringe. Dieses Er— eigniß versetzte das Kabinet in eine schiefe Stellung- es ge— wann gewissermaßen das, Ansehen, als ob das Ministerium von der Kammer verlange, daß sie selbst mit einer Maßregel hervortrete, welche die Regierung ihr nicht vorzuschlagen wage; es schien, als ob wir von der Kammer irgend eine Demonstration erwarteten, die uns den Muth eingebe, unsere Pflicht zu erfüllen. Explieationen wur— den daher nothwendig; Herr Humann selbst fuͤhlte dies, und gab uns diejenigen Aufschluͤsse, die wir von ihm verlangten. Da indessen die Sache vor das Publikum gebracht worden war, so mußten diese Aufschluͤsse auch von der Rednerbuüͤhne herab gegeben werden; Herr Humann mußte offen erklaͤren, daß derjenige Theil seiner Rede, der die Renten ⸗Reduction betreffe, seiner Absicht nach ein bloßer Wink fuͤr die Spekulanten und Kapitalisten habe seyn sollen, daß er in—⸗ dessen eine solche Maßregel weder direkt noch indirekt habe vorschla— gen oder provoeiren, noch daß er irgend eine Verpflichtung in dieser Beziehung habe 2 wollen. Herr Humann hat es aver vorge— zogen, diese Aufschluͤsse als bloßer Deputirter zu geben; er hat geglaubt, daß, da seine Absicht schon einmal falsch ausgelegt worden, er es vermeiden musse, daß solches noch ein zweites Mal geschehe; er hat besorgt, daß man ihm Beweggruͤnde unterlegen moͤchte, die er gewiß niemals hatte, und um seine uneigennuͤtzigkeit vor jedem Angriffe zu bewahren, ist er aus dem Ministe rium ausgeschieden. Dieser Entschluß ehrt ihn; andererseits wird aber auch Jedermann zugeben, daß wir nicht anders handeln konnten. Genug jetzt; es würde mir leid seyn wenn ich irzend etwas gesagt haͤtte, das einen alten Kollegen, den ich liebe und ehre, und dessen Freund ich zu bleiben wuͤnsche, verletzen konnte; ich wie— derhole aber, daß, was er in dem Interesse seiner versoͤnlichen Lage gethan, ich in dem Interesse der meinigen thun mußte. Die Reductions⸗ Frage selbst mag ich hier nicht behandeln; nicht durch bloße Interpellationen koͤnnen dergleichen Gegen— staͤnde zur Sprache gebracht werden; es bedarf dazu einer von der Regierung oder von der Kammer ausgehenden Proposi— tion. Die Regierung ihrerseits wird in diesem Jahre nicht damit hervortreten, und kann eben so wenig fuͤr die Zukunft esne Verpflichtung eingehen; will dagegen die Kammer jene Maßregel vorschlagen, 3 wird der Minister⸗Rath sie einmuͤthig zuruͤckweisen“

Als hierauf mehrere Deputirte in den Minister drangen, die Gruͤnde anzugeben, weshalb die Regierung nicht schon jetzt die Renten-Reduction vorschlage, ergriff Herr von Broglie noch einmal das Wort und sprach sich folgendermaßen aus: „Man fragt mich, wann das Ministerium mit der gedachten Maßregel vorschreiten wolle. Hierauf erwiedere ich, daß eine einsichtige Regierung niemals eine Verbindlichkeit fuͤr die Zukunft eingehen wird. Die Sache haͤngt von den Um— ständen ab. Wuͤßten wir schon jetzt, wie die Umstaͤnde sich im näͤchsten Jahre gestalten werden, so wuͤrden wir gern ein Ver— sprechen geben; wir wissen dies aber nicht, und also versprechen wir auch nichts. Grunde fuͤr die vorläufige Vertagung der Maßregel kann und werde ich nicht angeben, da ich es fuͤr ein durchaus unregelmaͤßiges Verfahren halte, auf eine bloße Inter— pellation irgend eine Debatte uͤber die Materie einer Frage zu eroͤffnen. Entsteht eine Proposition im Schoße dieser Kam, mer, und beschließt die Majoritaͤt, solche in Erwaͤgung zu ziehen, so werden wir unsere Meinung naͤher entwickeln.“ Bet diesen Worten rief eine Stimme zur linken Seite, daß man sich vorbehalte, eine solche Proposition zu machen. Die Versamm— lung schritt darauf mit großer Stimmen-Mehrheit zur Tagesord— nung. Diese war ein Bericht des Herrn Lepelletier d Aul— nay uber den Antrag des Herrn Pelet, die Budgets-Kommission wieder von 36 auf 18 Mitglieder zu reduziren; er stimmte fuͤr die Verwerfung desselben, dagegen aber fuͤr die Annahme eines zweiten Antrags desselben Deputirten, die jährliche Kommission fuͤr den Rechnungs-Abschluß von neun auf achtzehn Mitglieder zu erhoͤhen.

Zu der heutigen Sitzung der Deputirten⸗ Kammer hatten sich nur sehr wenig Mitglieder eingefunden. Herr Hu— mann fehlte, und auf der Ministerbank befand sich bloß der Großsiegelbewahrer. Nachdem Herr Moreau eine Proposition in Bezug auf die Bewilligung des Gehaltes der Ehrenlegion an die waͤhrend der 100 Tage creirten Ritter, und Herr Anisson— Duperron eine andere in Bezug auf die Urbarmachung der Waͤl— der entwickelt hatte, eroͤffnete der Graf Jaubert die fuͤr das Ausland vollig unerhebliche Debatte uͤber den Gesetz-Entwurf wegen der Verbesserung der Feldwege. Nach ihm sprachen die Herren Salvandy und Falguerolles uͤber denselben Ge— genstand.

Saͤmmtliche Blatter sind heute mit Betrachtungen uͤber die gestrige Sitzung der Deputirten⸗Kammer, uͤber das Ausscheiden des Herrn Humann und uͤber den Eintritt des Herrn von Ar— gout angefuͤllt. Der Temps faßt die Ereignisse in solgender Weise zusammen: „Herr Humann besteigt die Rednerbuͤhne und erklärt, daß er sich zuruͤckgezogen habe, und daß er untroͤstlich sey, sich von seinen Kollegen trennen zu muͤssen. Der Herzog von Bꝛoglie erklaͤrt, daß er untroͤstlich sey, einen solchen Kolle—

gen zu verlieren. Herr von Argout erklart, daß er untroͤstlich

sey, Herrn Humann im Amte folgen zu muͤssen. Herr Giraud beharrt darauf, Explicationen uͤber den Grundsatz und uͤber die

Berlin, Dienstag den 26st Januar

Zweckmäßigkeit der Renten⸗Reduction zu verlangen. Der Con⸗ seils-Praͤsident anwortet darauf, daß er diese Explicationen erst gehen werde, wenn ein foͤrmlicher Vorschlag gemacht worden sey. Die Kammer, die durch eine ungeheure Majoritaͤt die Interpellationen erlaubt hatte, beseitigt die Expli— cationen, die man ihr nicht gegeben hat, durch die Tagesord⸗ nung. Wer hat Recht? Wer hat Unrecht? Herr Humann hatte darin Unrecht, daß er eine so wichtige Frage zur Sprache brachte, ohne dieselbe vorher dem Conseil vorgelegt zu haben. Der Conseils-Praͤsident und alle anwesenden Minister hatten darin Unrecht, daß sie es gestatteten, daß Herr Humann der Kammer Explicationen versprach. Herr Humann hatte Recht, seine Entlassung einzureichen. Der Herzog von Broglie hatte Recht, dieselbe anzunehmen; denn uͤber wichtige Fragen muß das Kabinet einstimmig seyn. Herrn von Argout koͤnnen wir weder Necht noch Unrecht geben; ein Ministerium annehmen oder ver— weigern, ist eine rein persoͤnliche Sache. Wir haben Herrn von Argout seit der Juli-Revolution schon als See-Minister, als Handels-Minister und als Minister des Innern gesehen; jetzt erblicken wir ihn als Finanz-Minister; das beweist eine bewun— dernswuͤrdige Brauchbarkeit fuͤr alle Ministerien. Diese letzte Befoͤrderung muß alle die ängstlichen Gemuͤther beruhigen, die zuweilen fuͤrchten, daß es Frankreich an Capacitaͤten fehle. Wenn man sieht, wie ein und derselbe Mann zu so vielen und wichti— gen Dingen geeignet ist, so muß das Land vollkommen beruhigt

seyn; es wird Frankreich niemals an fähigen Koͤpfen fehlen!“

Der Courrier frangais sagt: „Man sprach schon gestern in der Kammer von zwei Vorschlaͤgen hinsichtlich der Renten-Re— duction, die unverzuͤglich, der eine von Herrn Gouin, der an— dere von Herrn Laffitte, auf das Bureau der Kammer niederge— legt werden wuͤrden. Wir werden sehen, ob die Majorität, deren Meinung vor drei Tagen nicht zweifelhaft war, es wagen wird, die Debatte zu hintertreiben. Sollte dieselbe eroͤffnet wer— den, so sind wir auf die Argumente begierig, die das ganze Ka— binet gegen einen Vorschlag in Reserve haͤlt, der von der großen Mehrzahl der Steuerpflichtigen und der Gewerbtreibenden un— terstuͤtzt wird. Bis jetzt haben wir nur immer einwenden hoͤren, daß man die Pariser National-Garde schonen wolle; es bedarf aber keines langen Nachdenkens, um einzusehen, daß das nur ein Vorwand und kein ernstlicher Grund ist. Die National- Zarde, die hauptsachlich aus Handeltreibenden besteht, hat kein aus⸗ schließliches Interesse bei dem hohen Zinsfuße der Rente; und wenn sie auch durch eine fuͤr den allgemeinen Wohistand unumgänglich noͤthige Maßregel augenblicklich leiden mußte, so besitzt sie doch zu vlel richtigen Verstand und zu viel Patriotismus, um sich derselben zu widersetzen. Aber in diesem Fall, wie immer, wird die Na— tional⸗Garde vorgeschoben, um eine kleine Anzahl von Privile— girten zu verstecken, die, nachdem sie anscheinend einen großen Eifer für das ministerielle System an den Tag gelegt haben, demselben doch nicht umsonst gedient haben wollen.“

Gestern sah man den Herzog von Orleans mit seinem Bru— der, dem Herzoge von Nemours, in dem Boulogner Gehölz spazieren gehen, ein Beweis, daß die seit einigen Tagen ver? breiteten beunruhigenden Geruͤchte uber seinen Gesundheits— zustand mindestens übertrieben sind. Man spricht jetzt von der ö dieses Prinzen mit der Tochter des Infanten Franz de Paula.

Die Portefeuilles sind jetzt auf gleiche Weise zwischen Mit— gliedern der Pairs, und der Deputirten-Kammer vertheilt. Pairs sind die Herren von Broglie, Maison, Duperrsé und Ar—

gout; Deputirte die Herren Persil, Guizot, Thiers und Duchatel.

Die Stelle des Grafen von Argout, als Gouverneur der Bank, soll vorlaͤufig von dem Unter-Gouverneur, Herrn Gau— thier, verwaltet werden. Man will daraus schließen, daß Herr von Argout das Portefeuille der Finanzen nicht dauernd zu be— halten wuͤnsche.

Die heutige Audienz des Pairs hofes war ausschließlich den Plaidoyers der Advokaten zu Gunsten ihrer Klienten gewid⸗ met. Die Angeklagten Beaumont und Kersausie wollten sich nicht selbst vertheidigen, und wiesen eben so wohl jede Verthei— digung der ihnen bestellten Rechtsbeistaͤnde von der Hand.

Der General⸗-Lieutenant und Pair, Graf Joseph v. Lagrange, ist am 1. d. M. hierselbst mit Tode abgegangen.

Der Wahl-Bezirk von Straßburg, der am 8. Februar zu— sammentritt, um an die Stelle des aus der Kammer auggeschie— denen Herrn Oesinger einen neuen Deputirten zu waͤhlen, hat als Kandidaten der constitutionnellen Opposition Herrn Lermi— nier zugelassen. Der Courrier frangais meint, daß der genannte Professor mit großer Stimmen-Mehrheit gewaͤhlt wer⸗ den wuͤrde.

Ein sehr reicher Amerikaner, Herr Thorn, macht in der hiesigen fassionablen Welt großes Aufsehen. Wenn er mit sei— ner Familie spazieren fahrt, so geschieht dies nie anders, als in zwei vierspaͤnnigen und zwei zweispaäͤnnigen Wagen, denen eine zahlreiche Dienerschaft zu Pferde folgt. Nur der Herzog von Pembroke, sagt man, habe jemals einen ahnlichen Aufwand ge— macht.

Die neue Oper von Meyerbeer wird nicht vor Ende des kuͤnftigen Monats aufgefuͤhrt werden koͤnnen. Die Proben sind erst bis zum dritten Akt gediehen, und der Komponist hat sich zu zahlreichen Kuͤrzungen veranlaßt gefunden, da die Oper, so wie sie geschrieben ist, sieben Stunden spielen wuͤrde.

An der heutigen Boͤrse stieg die fuͤnfprozentige Rente An— fangs bis auf 110 Fr. 50 E, ging aber spaͤter wieder um etwa 2 Fr. zuruͤck, weil man doch anfing, einige Besorgniß hinsicht— lich des von den Herren Gouin und Laffitte zu machenden Vor— schlages (s. oben) zu hegen.

Großbritanten und Irland.

London, 19. Jan. Die beiden neu ernannten hohen Ju— stiz⸗Beamten, der Lord-Kanzler und der Master of the Rolls, haben bereits heute Morgen unter den uͤblichen Solennitaͤten ihre neuen Functionen angetreten, nachdem sie in einer am 17ten

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