1836 / 31 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

empfehlen!“ Herr von Lapelouze ward freigesprochen, und Härr Jollivet in die Kosten verurtheilt.

Die hiesigen vereideten Wechsel-Maͤkler sind jetzt entschlos⸗= sen, ein gerichtliches Verfahren gegen die sogenannten „Mar— rons“ oder unvereidigten Maͤkler einzuleiten, um ihnen den Be— trieb ihres Winkel- Geschaͤfis an der Pariser Boͤrse verbieten zu lassen. Wenn ihnen dies nicht gelingen sollte, so wollen sie fest= setzen, daß jeder Kaufmann, der mit einem Marron ein Geschaͤft mache, sein Conto bei dem Wechsel⸗Agenten verlieren solle. Wer die Art und Weise des hiesigen Geschäfts kennt, wird die Nuͤtz lichkeit einer solchen Maßregel begreifen.

Fieschi's Handschrift macht Gluͤck; während ganz Paris un— laͤngst in den oͤffentlichen Blattern seinen letzten an den Gerichts— diener des Pair shofes, Herrn Sajou, gerichteten Brief las, be— zahlte ein Engländer fuͤr ein kleines Billet, das Fieschi an Herrn Lavocat geschrieben hat, 29 Guineen.

Der Angeklagte Möerey ist fast gänzlich wiederhergestellt und wird in Person vor dem Pairshofe erscheinen koͤnnen. Fieschi scheint seinem Prozesse ziemlich ruhig entgegenzusehen; die Sorge, seine Anssagen in Bezug auf Pepin und Morey als wahr zu beweisen, scheint ihn hauptsächlich zu beschaͤftigen.

Gestern Abend trat Madame Damoreau zum ersten Male auf dem Theater der kom ischen Oper in einem neuen Sing spiele von Scribe und Auber auf und erregte, wie ein hiesiger Kriti⸗ ker sagt, einen unerhoͤrten und un sinnigen Enthusiasmus.

Die heutige Nammer der Mode ist auf der Post und in den Bureaus der Redaetion mit Beschlag belegt worden. Die— ses Blett hat einen neuen Mitarbeiter an Herrn Nettlement ge— wonnen, der sich bekanntlich von der „Quotidienne“, seit ihrer Vereinigung mit dem „Renovateur“, getrennt hat.

Der Moniteur berichtet nach einer Der esche aus Ba— vonne, daß zwischen den Christinos und den Karlisten ein Ge— fecht stattgesunden habe, in welchem der Vortheil auf Seiten der

Ersteren gewesen sey, obgleich die Letzteren sich den Sieg beimaͤ— Fen und dieserhalb sogar Couriere nach Paris und London abge— fertigt haͤtten. Das amtliche Blatt meint, die naͤchstens zu er— wartenden Details wuͤrden jenen Kunstgriff der Karlisten zu Säcanden machen. „Wir missen nicht“, sagt die Gazette de France, „was diese Dipesche eigentlich sagen will. Es scheint, daß der Telegraph, der in der Regel stumm ist, wenn wichtige Ereignisse vorgehen, diesmal bloß in Bewegung gesetzt worden ist, um den verdrießlichen Folgen einer den Boͤrsen⸗Spe⸗ kulanten unguͤnstigen Nachricht zuvorzukammen.“

In Bayonne sind am 18ten d. M. drei Englische Offiziere, mit Namen Young, Gold und Hammond, angekommen. Sie dienten bei der Kavallerie des Obersten Evans, wollen aber, da ihnen dieser Dienst nicht mehr zusagt, nach England zuruͤckkeh⸗ ren. Ihrer Aussage nach, herrscht zwischen Cordova und Evans eine große Spannung.

Der National bemerkt in Bezug auf die neuesten Ma— drider Kammer Verhandlungen: „Die Majoritaͤt der Prokurado— ren⸗Kammer gehört entschieden den Herren Martinez de la Rosa und Toreno an. In der Sitzung vem L4ten haben sich 7 Stim⸗ men gegen den vierten Artikel des von der Kommission vorge— schlagenen Wahl⸗-Gesetzes ausgesprochen. Die Herren Arguelles und Galiano konnten, trotz aller ihrer Anstrengungen, nicht mehr als 42 Stimmen fuͤr ihr System gewinnen. Das Ministerium, die Niederlage seiner Freunde voraussehend, hatte versucht, der— selben auszuweichen, indem es im Voraus erklärte, daß es keinen bestinmten Beschluß gefaßt habe, und sich der Meinung der Ma— jorttät anschließen werde. Diese Reaction zu Gunsten des vor— maligen Ministeriums war leicht vorauszusehen, und wir haben dieselbe prophezeit, sobald wir sohen, daß Herr Mendtza— bal die Junten aufioͤste, und sich den Versammlungen des Koͤniglichen Statuts in die Arme warf. Diese Versammlungen waren dem politischen und finanziellen System der Herren Martinez de la Rosa und Tereno unbedingt beigetreten, und ohne das revolutionaire Einschreiten der Junten wuͤrden sie jene bei⸗ den Minister unbedenklich aufrecht erhalten haben. Die Kam— mern betrachten Alles, was sich in der Zeit zwischen den beiden Sessionen, seit der Insurrection der Junten bis zu dem Mani— feste des Herrn Mendizabal zugetragen hat, als nicht geschehen, und als eine revolutionaire Unordnung. Fuͤr uns unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß das Wahl-⸗BGesetz definitiv so abgefaßt werden wird, wie die Herren Martinez de la Rosa und Toreno es wollen, und daß diese Herren bald werden dazu berufen wer— den, die Fruͤchte des Vertrauens-Votums einzuaͤrndten.“

Großbritanien und Irland.

London, 23. Jan. Der Prinz Ernst von Hessen-Philipps“ thal hatte am Mittwoch eine lange Konferenz mit dem Kaiserl. Nussischen Botschafter.

Der Dubliner Korrespondent der Times schreibt diesem Blatt unterm 20sten d.: „Ich habe dem Eindruck sorgfaͤltig nach— geforscht, den der Plan des Erzbischofs Whateley in Betreff ei— ner neuen Zehnten-Bill unter der protestantischen Geistlichkent im Allgemeinen hervorgebracht, und ich erfahre aus der besten Quelle, daß die von ihm entworfene Denkschrift an den Koͤnig nicht von sehr vielen Geistlichen unterzeichnet werden duͤrfte. Im Gegen— theil, ich hoͤre, daß man den Vorschlag als ein Beraubungs-Pro⸗ sekt bezeichnet hat, und daß die Irlaͤndischen Geißstlichen eine Ver sammlung halten und jene Denkschrift in den entschiedensten und unumwundensten Ausdrucken mißbilligen wollen. Mehrere Gutsbesitzer fangen uüͤber die Wirkung von Lord Stanley's Bill schon an, sehr ungedulocig zu werden. So eben habe ich erfahren, daß in Folge einer an die Regierung gerichteten Vorstellung wegen der von einer Kollision zwischen der radikalen Partei und den Orangisten der Koͤnigin— Grafschaft zu befuͤrchtenden Gefahr eine starke Abtheilung Metli⸗ rair und Polizei nach Stradbaly beordert worden ist, wo Hrn. O'Connell morgen ein oͤffentliches Diner gegeben werden soll. Es heißt, diejenigen, welche um diese Huͤlfe gebeten, haͤtten das ben 8H Connelns als gefährdet dargestellt, wenn nicht militan i⸗ scher Schutz gewährt wuͤrde. Es befinden sich sehr viel Orang!“ sten in der Aönigin-Grafschaft, und sie sollen beschlossen haben, sich der Absicht der anderen Partei, die am Abend des Diners eine Illumination veranstalten will, zu widersetzen.“

Ein Irlaäͤndischer Zehaten-Agent, Herr Philip Ryan, dem mehrmals bei der Eintreibung von Zehnten die nachgesuchte po— lizeiliche und militairische Huͤlfe verweigert wurde, hat an den Grafen Mulgrave ein Schreiben gerichtet, worn er sich uͤber die Regierung beschwert und mit den Worten schließt-: „Wenn Ew. Excellenz sich ferner weigern, mir den einem Britischen änterthanen dei der Vindizirung des beschimpften Gesetzes seines Landes gebührenden Schutz zu gewähren, so wird nur, da die tsotliche Feinoseligkeit des Landvolks und die allgemeine Vereini— gung gegen die Zehnten Entrichtung es mir unmoͤglich machen, meiner Dienstherren Gerechtigkeit zu schaffen, keine andere Al— terngtlpe übrig bleiben, als den Posten, den ich so lange zu be—

ien hre habe niederlegen Und dem Publikum Lief Ent⸗

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scheidung zu uͤberlassen, ob ich meine Pflicht gegen meine unbe⸗ schuͤtzten, nothleidenden und verfolgten Dienstherren rechtschaffen und gewissenhaft erfuͤllt habe.“

Auf einen Angriff, der in der Dubliner Evening Post“ gegen den Geistlichen, Herrn William Beresferd, in Folge der letzten Vorfaͤlle bei einer von ihm angeordneten Zehnten Eintrei⸗ bung gemacht worden, erwiedert dieser, indem er die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen fuͤr die groͤblichsten Verleumdungen er⸗ klaͤrt, Folgendes: „Ich habe eine achtbare protestantische Gemeinde unter meiner Seelsorge; die Zahl der Kommunikanten betraͤgt an hohen Festtazen im Durchschnit 30 bis 40 ich halte mich auf meiner Pfarre auf, thue meine Pflichten und verlasse mein Kirchspiel nie ohne Erlaubniß des Dioͤcesans; ich habe keinen Zehnten-Agenten und hatte bis zu der letzten ungluͤcklichen und höchst beklagenswerthen Katastrophe keine Waffen in meinem Hause; weit entfernt, schoͤn geputzte Mord⸗Wertzeuge zu besitzen, borgte ich dieselben mehr zur Einschuͤchterung als zum wirklichen Gebrauch von einem Buchsenmacher, bei dem der groͤßte Theil davon, als alt und abgenutzt, im Winkel gelegen hatte.“

Das Verdikt der Jurh von Charleville uber den letzten Un— fall, der sich bei der Eintreibung des Zehnten in Irland ereig⸗ nete, lautet dahin, daß der verstorbene Terence Sweeny durch eine Flintenschuß Wunde, die er von einem der Schuͤsse erhal⸗ ten, ireiche eine Abtheilung Polizei bei der Erfuͤllung ihrer Amtspflicht und bei der Gegenwehr gegen einen uͤber den Zehn⸗ ten erbitterten Volkshaufen abgefeuert, zu Tode gekommen sey.

Der Brasilianische Kommodore Norton ist am 29. August auf einer Fahrt ven Neu-Seeland nach Rio Janeiro mit Tode abgegangen. .

Die letzte Post aus New-Hork hat, dem Vernehmen nach, schon zahlreiche Auftrage zu Versicherungen gegen Feuersgefahr, zum Theil als Reassekuranz von den dortigen Compagnieen selbst, hierher gebracht. Die Phoͤnix⸗Compagnie soll am 17. Dezem ber fuͤr 250,060 Pfund und eine andere am 18ten fuͤr 30, 000 Pfund Sterling gezeichnet haben.

London, 22. Jan. Waͤhrend die Tories ihr Aeußer⸗ stes thun, um sich der oͤffentlichen Meinung in England zu be- maͤchtigen, werfen die Whigs ihr besonderes Augenmerk auf Ir⸗ land. Da hier alle Fragen entspringen, an welchen seit mehreren Jahren ein Kabinet nach dem andern gescheitert ist, so suchen auch die Whigs vornehmlich hier die Mehrheit zu behaupten. Die Bildung des Registrations-Vereins, wovon ich Ihnen schon gemeldet, ist ein entscheidender Schritt hierzu. Die erste Ver— sammlung, welche derselbe so eben in Dublin gehalten, lieferte eine Erscheinung, wie sie Irland seit 1829 nicht gehabt: ei⸗ nen Verein von Whigs vom höchsten Rang, und den vornehmen Kathe⸗ liken mit den protestantischen und katholischen Aufregern und Repealers, kurz der ganzen Masse der Reformer von jedem Grade. Auch kann der⸗ selbe se nen Zweck, die Regierung inner- und außerhalb des Par⸗ laments zu stärken, nicht verfehlen; besonders da solcher alle Streit⸗ fragen aus seinem Bereiche verbannt und nur dahin sieht, daß die Anzahl derer, welche fuͤr ministerielle Kandidaten zu stim— rien geneigt sind, so viel als moͤglich durch gesetzliche Mittel ver⸗ mehrt wer de. Dabei thut auch der Regierung die Festigteit, die sie bei der Ernennung von Gerichts-Beamten zeigt, große Dienste. Das Volk faßt dadurch inehr Zutrauen zum Gesetze, und die Aufruͤhrer werden eingeschuͤchtert; in einem auffallenden Grade wird beides geschehen, wenn die Minister sich die naͤchste Ses⸗ sion hindurch im Amte behaupten und es ihnen dabei gelingen sollte, den Zehntenstreit beizulegen. Hierzu ist aber um so mehr Hoffnung, weil alle Parteien die Wichtigkeit erkennen muͤssen, denselben ohne Zeitverlust zu endigen; indem gerade mit der zunehmenden Ennschlossenheit der Berechtigten, den Zehnten durch gesetzliche Mittel einzutreiben, und mit dem haͤufigen Gelingen ihrer Versuche auch die Widersetzlichkeit thaͤtiger wird und in manchen Gegenden an Insurreéction graͤnzt. Auch will man be⸗ haupten, der Plan, welchen der Erzbischof von Dublin die Geist—⸗ lichkeit auffordert selbst dem Parlamente vorzuschlagen, dürfte mit einiger Modification die Parteien vereinigen. Selbst O Con⸗ nell, so entschieden er sich auch aufs neue erklart hat, spricht von keinem Plane, dem er ausschließlich zu huldigen meint. Ab⸗ schaffung des Zehnten ist sein Streben, wie das manches guten Protestanten; und es kommt mir beinahe vor, als wuͤrde er sich weniger gefallen lassen, als die Regierung im vorigen Jahre bot, um Irland in diesem Punkte Ruhe zu verschaf⸗ sen. Ich sage in diesem, denn leider hat er schon wieder einen anderen Zankapfel aufgegriffen, indem er droht, sobald man nicht dem Irlaͤndischen Städtewesen wenigstens ein gleiches Maß von Reform gewaͤhren wolle, als man eben dem Englischen bewilligt, er die Aufioͤsüng der Union aufs neue anregen wurde. Natuͤr⸗ lich mußte die Heftigkeit und Unanständigkeit, womit man von einigen Seiten sowohl ihn selbst als seine Religion und selbst die Priester und Bischoͤfe derselben im Ganzen und persoͤnlich ver⸗ unglimpft hat, seinen Unwillen erregen. Sieht man ja selbst sol⸗ che Katholiken, welche sich bisher gaͤnzlich vom politischen Kampf entfernt gehalten hatten, jetzt thätigen Antheil daran nehmen! Auch muß die naͤchste Session im hoͤchsten Grade wichtig wer— den, und bedeutende Maßregeln muͤssen in Vorschlag kommen, gleich⸗ viel ob Whigs oder Tories das Ruder fuͤhren. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden jene solches noch behaupten. Die Bildung des genannten Vereins in Irland, die Thätigkeit der laͤngst gestifteten aͤhnlichen Ver⸗ eine in England und Schottland, besonders aber die Liberalisirung so vieler Eorporationen, und das Zusammenhalten der Radikalen mit den Whigs (wie sich aus den Adressen erweist, welche be⸗ reits von mehreren Stadtraihs-Versammlungen au den Koͤnig zu Gunsten des jetzigen Ministeriums ergangen sind), scheint ih⸗ nen im Fall einer allgemeinen Wahl die Mehrheit zu sichern, und eben diese Wahrscheinlichkeit des Sieges macht wohl den Versuch einer neuen Wahl unndthig. Die Wiederauflebung des „Polnischen Vereins“ zu Birmingham scheint freilich nicht son— derlich zu gedeihen; aber dieses kommt wohl daher, daß Wenige nur ein Beduͤrfniß solcher außerordentlichen Mittel empfinden. So wie er ist, ist er von den Radikalen ausgegangen und auf diese beschränkt; dennoch fanden sich 850 Personen, welche ihre 121 Shilling bezahlt haben, um an einem offentlichen Essen Theil zu nehmen, wozu der Verein O Connell auf seiner Durchreise eingeladen hat; und die gemäßigten Re⸗ former oder Whigs, welche noch ganz spaäͤt um Zulaß anhielten, mußten sichs gefallen lassen, fuͤr die Billets, die man uͤber jene zuerst bestimmte Zahl ausgab, ein Pfd. Sterling zu bezahlen. In Bezug auf auswaͤrtige Politik werden in Ermangelung augen⸗ dlicklicher Ereignisse die angeblichen Depeschen ehemaliger Russi⸗ scher Gesandten, welche im Portfolio erscheinen und von allen Zeitungen abgedruckt werden, begierig gelesen und besprochen. Da man sie hier fuͤr echt ansieht, so erwartit man auch, daß das Parlament in Bezug darauf mit einigen Fragen, wie sie hinsichtlich der auswärtigen Politik in parlamentarischem Ge⸗ brauche sind, hervortreten werde,

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 19. Jan. Aus Umeä schreibt man, daß dy wahrend der Weihnachts- Feiertage und am Neujahrstage en Kälte von 30 bis 35 Grad und daruͤber herrschte. In den Lay

Tarken war das Quecksilber gefroren.

Deutschland.

Darmstadt, 27. Jan. Die innigen Wuͤnsche, die sich st die baldige Wiederherstellung unserer verehrten Großherzogin ah sprachen, sind nicht in Erfüllung gegangen. Ihre, Koͤniglt, Hoheit verschieden heute Morgen um 7 Uhr. Der Großher und die Großherzogliche Familie sind durch diesen unersetzlich Verlust, der allgemeines Bedauern erregt, tief erschuͤttert worn

Bremen, 27. Jan. Die Allgemeine Zeitung mehr von hler: „Zwischen dem Koͤnigreich Griechenland und den fr Hansestäbten Bremen und Luͤbeck sind die Reziprozitats / Erklęn gen wegen Behandlung der Schisse und Ladungen, als der; guͤnstigiesten, ja gleich den einheimischen, zwischen der Küäng Bayerschen Gesandtschaft in Hannover und dem Senats/ Ii denten und Buͤrgermeister Smidt von Bremen ausgentss worden. Bei uns thut sich jetzt eine Gesellschaft zusa hn, die, wegen der ungemeinen Nachfrage nach Thran, Bremer Ei auf den Wallfischfang ins Südmeer sendet und ihn von din eben so gut zu beziehen gedenkt, als durch die Amerikaner, in Vermittelung ihn bis jetzt Bremen zufuͤhrte.“

Die Bremer Zeitung meldet: „Aus dem Nachlaß 1832 verstorbenen Prof. Grautoff wird in kurzem zu Luͤbech Sammlung historischer Aussätze erscheinen, welche zu der h schichte der alten Hansestadt Lübeck und des Deutschen Nong uͤberhaupt die werthvollsten Beitrage verspricht. Die zahlreit zur Begruͤndung. Feststellung und Erläuterung nothwendigen kundlichen Quellen sollen, nach den sorgfaͤltigst collationirten] schriften von des Verstorbenen eigener Hand, entweder, sos sie bisher noch nicht gedruckt waren, ganz mitgetheilt wen oder in Auszuͤgen, die mit den etwa ersorderlichen Verbesserun bereits gedruckter Diplome versehen sind, Es ist daher n auf ein bloßes Raisonnement uͤber historische Zustaͤnde abgeseh⸗ bei dem gar leicht gerade mit dem Geistreichthum des Verfas die Gefahr zu wachsen pflegt, daß man die Dinge geschih⸗ findet weniger in ihrer objektiven Wahrheit als in der Gesh wie sie in dem Geist des Darstellers sich gespiegelt. Vielm soll hier zugleich nachgewiesen werden, wie der Darsteller gestrebh urkundlich gegebenen Stoff zu verlebendigen, die Mumie mit it ihr einst eigenihuͤmlichen Geist und Leben neu zu beseelen. = Son denn der rege Sinn unserer Zeit fuͤr vaterlaͤndische Geschichte in li Schriften eine eben so ergiebige Aus beute als wuͤrdige Dit digung erwarten, und können auch wir nur wuͤnschen, daß u allgemeine Interesse, welches man der alt⸗ehrwuͤrdigen Hansenn Luͤbeck in ihren fruͤhern und jetzigen Zustaͤnden widmet, sich, mal in den Schwesterstaͤdten, durch warme Theilnahme ann Arbeiten eines Mannes aussprechen moͤge, der, bei seinem h schungs-Eifer und Darstellungs-Talent, wenn Einer, ver haͤtte, Luͤbecks Geschichte zu schreiben.“

Spanien.

Cortes⸗Verhandlungen. Proceres⸗-Kammer. e zung vom 15. Januar. Folgendes sind die (gestern erwaͤhhte Verhandlungen Über die Ereignisse in Barcelona: Der Mu ster des Innern bestieg die Tribune und verlas einen niglichen Befehl, der in Betreff der Vorfaͤlle in Barcelon den General-Capitain von Catalonien erlassen worden war,. heißt darin, daß Ihre Majestaͤt die Koͤnigin die Nachricht den beklagenswerthen Ereignissen, die Barcelona mit Blut fleckten, mit dem groͤßten Mißfallen vernommen habe, um mehr, als die Feinde der constitutionnellen Sache dieselben einen Triumph fuͤr sich betrachteten. Ihre Masestaͤt wendet an den Eifer und die Wachsamkeit der zur National⸗ Garde hoͤrenden friedliebenden Bewohner, um die Ruͤcktehr aͤhnl ÜUnordnungen zu verhuͤten, und empfiehlt dem Gouverneur, fuͤr diesen Zweck dienliche Maßregeln zu ergreifen. Der nister fuͤgte hinzu, daß die Regierung, kraft der ihr zustehend Gewalt, jeden Versuch zu Ünruhen zu unterdruͤcken im Sia sey. Dieser Erklaͤrung des Ministers folgte eine lebhafte batte daruber, ob eine Diskussion statifinden solle oder n Der Praäsident befahl die Lesung des Ilsten Artikels des niglichen Statuts, dem zufolge keine Angelegenheit diet werden darf, wenn sie nicht durch eine vorhergegangene An der Kamme! mitgetheilt worden. Der Marquis von M flores verlangte dennoch die unverzügliche Eroͤffnung der Dit sion, weil der Gegenstand von hoher Wichtigkeit sey. Dagegen der Marquis von Espeja der Meinung, daß man zuvor der von dem General-Capitain ergriffenen Maßregeln kennen i Der Herzog von Veragua sagte hierauf: „Die Kammer sich ohne Zweifel erinnern, daß im vorigen Jahre, vor du] oͤffnung der Cortes, Unruhen in Madrid stattfanden unden der ersten Sitzung . an den nn , . des Innern gerichtet und von ihm angenommen wurden 3 . heute in einer ähnlichen Lage. Die Dils muß daher beginnen, denn dies ist das einzige Min die allgemeine Besorgniß zu beseitigen“ Der Marguih Espeja bemerkte dagegen.: „Es ist wichtig fuͤr n zu wissen, ob der General Capitain von Barcelona die Desth der Eitadelle streng bestraft hat, das Gegentheil wurde Mangel an Disziplin beweilen. Wir muͤssen wissen, General-Lieutenant seine Pflicht gethan und ein Kriege eingesetzt hat, dem, einer Verordnung zufolge, alle Verbe g! solchen Fallen unterworfen sind, und ferner, ob es wahr ij ; fremde Agenten bei diesen Ereignissen eine Rolle gesp elt h Deshalb ist es durchaus noͤthig, daz wir erst im Vestz⸗ Aktenstuͤcke uns befinden.“ Der Minister des Inn sagte: „Ich widersetze mich der Distussion. kein Vorschlag hetathen werden, wenn er nicht . der Kammer angezeigt worden ist; auch ist kein . denz-Beispiel fuͤr den in Rede stehenden Punkt vorhan De? Präsident nahm hierauf das Wort und sagte: „Da n auf der Tages-Ordnung steht,

(Große Bewegung unter den Proceres) schieht, ist ungultig.“ Der Graf Sastago:— daß eine Adresse an die Königin entworfen wird, f dern, daß ahnliche Vorfaͤlle sich wiederholen.“ Vier,, Präsident rasch und mit lauter Stimme: „Die

ist aufgehoben!“

Madrid, 16. Jan. In der gestrigen Hof⸗Zeitung man: „Ihre Majestat, die Koͤnigin⸗Regentin, hat mit dem sten Bedauern die Nachricht von den letzten Ereign fin . celona empfangen, und die Regierung die treue Do , der großherzigen Gestnnungen Ihrer Majestäͤt, hat n sten Maßregeln ergriffen, damit oͤhnliche Sỹenen sich hig

Erden, soll sodann,

. mngt nicht stattfinden (§. 1.),

saholen. Es ist außer allem Zweifel, daß die Anhaͤnger der surpation durch ihr grausames Verfahren die erste Veranlas⸗ ng zu der Bewegung gegeben haben; aber es ist auch klar, daß Schwert des Gesetzes nur die Schuldigen bestrafen darf, ö die Regierung hat den Gerichtshoͤfen die noͤthigen Anweisungen heilt, damit eine schnelle Gerechtigkeit geuͤbt werde. Andererseits das edle und loyale Benehmen der National-Garde von harcelona und der bedeutenden Mehrzahl der Beydlkerung den schmerz Ihrer Majestaͤt gemildert. Um dies zu belohnen, hat he Masestaͤt beschlossen, im Namen ihrer erhabenen Tochter, „National-Garde eine Fahne, als das Symbol des legitimen hermes der Freiheit und der Ordnung zu verleihen.“ Ueber den eigentlichen Sinn des Ausdrucks „gemischte hl“, worauf das neue Wahl-⸗System in Spanien nach dem brschlage der Kommission der Prokuradoren⸗ Kammer und des wnisteriums basirt werden sollte, was jedoch (wie gestern gemel—⸗ Min dieser Kammer mit einer Majorität von 97 unter 140 hiimmen verworfen worden ist, gieht das Journal des De— us folgenden Aufschluß. „Der Aàte Artikel des Gesetz Entwurfs bar die Wahlen, so wie die Kommission ihn mit der Billigung 5Ministeriums der Kammer vorlegte, schlug ein gemischtes sstem vor, wonach neben der direkten Wahl auch die indirekte ler in zwei Graden vorzunehmende Wahl sanctionirt werden sollte; telannte un mittelbare Wähler an, die es kraft ihres igen en Rechtes wären (por derecho proprio), und Waäh— „die von jedem Kirchspiel erwählt werden soll— n, wie es deren unter der Constitution der Cortes gab. Diese zestimmung nun wurde verworfen, und die Majorität erklaͤrte ch bloß fuͤr die direkte Wahl. Am folgenden Tage erklaͤrte das inisterium, den Wuͤnschen der Majoritaͤt sich fuͤgend, daß es n Entwurf der Kommission auch ohne jene Bestimmung wie— aufnehmen wolle, und es kam nun die Frage uͤber den Ihl⸗ensus an die Reihe, die am Schluß der Sitzung melßten noch nicht entschieden worden war. Herr Martinez a Rosa, der in der Prokuradoren⸗Kammer den ganzen Ein⸗ wieder erlangt hat, den seine Talente und sein edler Cha— ner dort auszuüben verdienen, war auch uͤber diesen Punkt st der Kommission und der Regierung in Opposition. Anstatt, fem Eutwurf zufolge, die 160 Hoͤchstbesteuerten eines jeden ahl /Distrikts als Waͤhler zuzulassen, verlangte er einen festen insus und wollte die Zuflucht zu den Hoͤchstbesteuerten nur s Ergaͤnzungs-Mittel gestatten. Die in der Sitzung hm n 13ten angenommenen drei ersten Artikel des Gesetz— ntwurfs besagen, daß die Zahl der Deputirten der Spanischen sntion nach Verhältniß der Bevoͤlkerungszahl bestimmt werden l, so daß auf je 50,009 Seelen ein Deputirter koͤmmt, daß her dessenungeachtet die Provinzen, welche eine Bevoͤlkerung von „o00 Seelen und daruͤber, bis zu 1090, 900 Seelen, haben, zei Deputirte ernennen sollen. Die Debatte uͤber diese er—

n Artikel war nicht sehr lebhaft und dauerte auch nicht nge; die einzige Veränderung, welche die Kammer in diesem heil des Gesetz-Entwurfs der Kommission vornahm, betraf die üge über die Ergaͤnzungs-Wahlen, welche noch vertagt wurde.“

Inland.

Berlin, 30. Jan. Nachstehendes ist der woͤrtliche Inhalt rim heute ausgegebenen 2ten Stuͤcke der diesjährigen Gesetz⸗ jammlung enthaltenen Allerhoͤchsten Verordnung in Betreff des erkehrs mit Spanischen und sonstigen, auf jeden Inhaber tenden Staats- oder Kommunal-⸗-Schuld⸗-Papieren:

„Vir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, Köoͤnig n Preußen ꝛc. ꝛc.

Nachdem wir von den bedeutenden Verlusten Kenntniß er— lten haben, mit denen ein betraͤchtlicher Theil Unserer Unter— anen in Folge der Reduction der Spanischen Staatsschuld be— offen worden, finden Wir, in Erwaͤgung der dringenden Ge— hr neuer Verluste fuͤr diejenigen, welche sich an dem Verkehr st Spanischen Staatsschuld-Papieren betheiligen, Uns bewogen, st Vorbehalt der gaͤnzlichen Inhibirung dieses Verkehrs in Un— n Staaten, demselben in soweit Schranken zu setzen, als es ir Zeit die Ruͤcksicht auf die gegenwartigen Besitzer solcher Pa— ere gestattet. Zugleich haben Wir es fuͤr noͤthig erachtet, den rderblichen Mißbraäuchen, welche sich in dem Verkehr mit btaats und Kommunal-Schuld-Papieren uͤberhaupt offenbart ben, durch gesetzliche Maßregeln zu begegnen. e weiteren diesfälligen Vorschriften Uns vorbehalten, verordnen r demnach auf den Antrag Unsers Staats-Ministeriums fuͤr n ganzen Umfang Unserer Monarchie vorlaͤufig, wie folgt:

. Vertraͤge, welche nach Publication der gegenwaͤrtigen erordnung uͤber Spanische Staats schuld⸗Papiere irgend einer Art ichtet werden, sollen nur dann, wenn sie sofort von beiden

üiln Zug um Zug erfuͤllt werden, rechtsguͤltig, sonst aber ne Ausnahme nichtig seyn, und es soll eine gerichtliche Klage s dergleichen Vertraͤgen uͤberall nicht zugelassen werden, auch f Vergleiche, welche uͤber Geschaͤfte in Spanischen Staats— nen geschlossen werden, weder Klage noch Execution attfinden.

. 2. Der Abschluß von Zeitkauf⸗ oder Lieferungs-Verträgen ber Spanische Staatsschuld⸗Papiere, unter welchen Modalitäten pin welcher Form er auch erfolgen moͤge, wird hierdurch bei Ver— sedung einer dem vierten Theil des bedungenen Kauf- oder ferungs-Preises gleichkommenden Geldbuße oder verhaͤltniß— lzigen Gefängnißstrafe unbedingt untersagt, und es soll diese Strafe nnachsichtlich sowohl gegen jeden Kontrahenten, als auch außer E nach §. 4. 5. sonst etwa noch verwirkten Strafe, gegen einen den Andern eintreten, der als Vermittler oder sonst auf irgend ne Weise bei dem Abschlusse solcher Vertrage mitwirkt. Ist er Betrag des bedungenen Kauf- oder Lieferungs-Preises nicht ermitteln, so wird die Geldbuße auf Zehn Prozent des No— sinakverihs der Papiere festgesetzt.

. Alle bereits abgeschlossene noch laufende Vertraͤge ö Spanische Staats ⸗Schuld⸗Papiere muͤssen binnen acht Ta⸗ e nach Publication der gegenwärtigen Verordnung angezeigt ö nachgewiesen werden, und zwar an Orten, wo Boͤrsen be 8 bei den Boͤrsen-Vorstehern, sonst aber in Staͤdten bei ( Polizei Obrigkeit und auf dem Lande bei dem Landrathe des eises. Bei Verträgen, die nicht auf diese Weise angemeldet auch wenn sie aus der Zeit vor Publication Verordnung . i. . Klagerecht unbe⸗ au ofern sie in Zeitkauf- oder tferungs Vertra c ie obi 9. 2 mn ö bestehen, die obige Strafe (5§. 2.) zur An⸗

. Den oͤffentlich bestellten und vereideten Maklern und ö il; bei Strafe der Ants-Entsetzung hierdurch unter— 6 er Spanische Staats-Schuld-Papiere andere Geschaͤfte 3 an dein zu vermittein oder abzuschließen, als solche, ö. nn von beiden Theilen Zug um Zug erfuͤllt werden. * ssen alle durch sie abgeschlossenen Geschaͤfte dieser Art,

meidung iner gleichen Strafe, von ihnen spfort heim

ät gegenwartigen

Indem Wir

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Abschlusse in ihr Taschen⸗ oder Hand⸗Buch, und spaͤtestens am folgenden Tage in ihr Journal eingetragen werden.

S 5. Ein Jeder, welcher sich damit befaßt, auf irgend eine Weise zwischen verschiedenen Personen, welcher Art sie seyn moͤgen, schriftlich oder muͤndlich Geschaͤfte uͤber Spanische Staats, schuld⸗ Papiere zu unterhandeln, zu vermitteln oder abzuschließen, ohne als Maͤkler oder Agent fur Papier- oder Wechsei⸗-Geschaͤfte vorschriftsmaßig bestellt oder vereidet zu seyn, soll mit Gefäng— nißstrafe von Sechs Monaten bis Drei Jahren belegt werden.

§. 6. Die oͤffentlich bestellten und vereideten Makler und Agenten sollen alle Geschaͤfte, welche sie über sonstige in- oder auslaͤndische auf jeden Inhaber lautende Staats, oder Kommu— nalschuld, Papiere irgend einer Art abschließen, sofort beim Ab— schlusse in ihr Taschen- oder Handbuch aufzeichnen, und diesel— ben hiernaͤchst spaͤtestens am folgenden Tage mit allen dabei ver— abredeten Bedingungen in ein dazu bestimmtes paraphirtes Jour— nal vollständig eintragen.

Die Nichtbesolgung dieser Vorschrift soll unnachsichtlich mit der Amts⸗Entsetzung bestraft werden.

Wegen Revision des hiernach zu fuͤhrenden Journals blei— ben, den Umstaͤnden nach, die weitern Anordnungen vorbehalten.

§. 7. Wer außer den oͤffentlich bestellten und vereideten Maͤllern oder Agenten gegen Entgelt (Courtage, Provision oder dergleichen) ein Geschäft daraus macht, auf irgend eine Weise zwischen verschiedenen Personen, welcher Art sie seyn moͤgen, schriftlich oder muͤndlich Geschaͤfte uͤber die im 5. 6 bezeichneten Papiere zu unterhandeln, zu vermitteln oder abzuschließen, ohne vermoͤge seines Amtes oder Dienstverhaͤltnisses im Auftrage Eines

der Kontrahenten zu handeln, soll mit Gefaͤngnißstrafe von 6 Monaten bis 3 Jahren belegt werden. Außerdem soll derselbe fuͤr allen Schaden, welcher fuͤr die Betheiligten aus einem von ihm unterhandelten, vermittelten oder abgeschlossenen Geschaͤfte uber dergleichen Papiere unmittelbar oder mittelbar entsteht, un⸗ . verhaftet und zu dessen vollstaͤndiger Erstattung verbun—

en seyn.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhaͤndigen Unterschrift und beigedrucktem Koͤniglichen Insiegel.

Gegehen Berlin, den 19. Januar 1836.

(L. S) Friedrich Wilhelm. Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Frh. v. Altenstein. Graf v. Lottum. Frh. v. Brenn.

v. Kamptz. Muͤhler. Ancillon. v. Witzleben.

v. Rochow. Rother. Graf v. Alvensleben.“

Literatur und Kunst.

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Die mittelalterliche Kunst erbluͤhte fruͤher in den suͤdlichen und westlichen Landern Europen's, als in den nördlichen und ͤstlichen. Außer mancherlei politischen Verhaͤltnissen liegt der Grund davon in der naͤhern Verbindung mit dem Alterthum, in der großeren Empfaͤng⸗ lichkeit der Bewohner, dann in ihrem durch Boden-Kultur und Handels⸗Verbindungen erworbenen Reichthum, endlich aber auch in dem mit der Kunst⸗Entwickelung gluͤcklich zusammentreffenden Um— stande, daß sich hier das geeignete Materlal darbot. Offenbar fin⸗ det sich, wie zu erwarten, in den genannten Laͤndern die Mehrzahl großartiger Kunstwerke; dennoch darf man nicht hier allein nach werthvollen Erzeugnissen jener Zeit suchen; auch der Europuische Norden enthält ausgezeichnete Kunst- und namentlich Bauwerke, die hier unter viel n , , Verhaͤltnissen erwuchsen, Jedenfalls sind sie wichtig fuͤr die Gesammt⸗Geschichte mittelalterlicher Kunst; aber sie sind viel zu wenig bekannt und gewuͤrdigt.

Unter den nordischen Staaten ist keiner so reich an Werken der verschiedenartigsten mittelalterlichen Kunst⸗, und namentlich Baustyle, als der Preußische; denn in seiner gegen zweihundert Meilen langen Ausdehnung zwischen der Saar und dem Memelstrome enthalten seine Provinzen eine vollstaͤndige Reihe von Werken des fruͤbesten Mittelalters bis zum Verfall der Kunst bei der Wiederaufnahme des antiken Styls im sechzehnten Jahrhundert. Aber nicht allein die Mannigfaltigkeit der Richtung, sondern auch die Beschaffenheit der Werke selbst, macht diese Zusammenstellung merkwuͤrdig, denn sie umschließt in den Trierischen Alterthüͤmern das Bedeutendste, was von Römischer Architektur diesseit der Alpen gefunden wird; in den Byijantinischen Kirchen am Rhein und der Mosel die schöͤn— sten Schßpfungen des im Mittelalter in Deutschland uͤbli⸗ chen Rundbogenstyls, im Dom zu Kbln die Bluͤthenkrone des Deut⸗ schen Spitzbogenstyls, in den Saͤchsischen Kathedralen zu Magdeburg und Halberstadt und in den Kirchen an der Saale die eigene Ent— wickelung dieses Styls im Norden bis zum sechzebnten Jahrhun⸗— dert, in den Bauwerken der Gegenden zwischen Ohre und Oder die vorzuͤglichsten Werke jener aus Anwendung gebrannter Steine her⸗ vorgegangenen Architektur der Brandenburgischen Marken, endlich in Poinniern und Preußen die Hauptwerke eines wiederum eigen⸗ tbuͤmlichen und zwar riesenhaften Ziegelstyls, welcher unter dem Einfluß der Hansa und des Deutschen Ordens in Preußen gedieh.

Dieser so reiche und fuͤr das Studium der Kunst-Entwickelung so guͤnstige Stoff fordert zu Vergleichungen und Forschungen au“, die bei der Liberalitdͤt in der gewährten Benutzung der Archive und sonstigen Quellen fuͤr die Kenntniß der Kunstgeschichte unsers Va— terlandes von Bedeutung werden koͤnnten. Das Folgende enthalt den Versuch, uͤber die frühere Anwendung des heimsschen Bau⸗Ma⸗ terials nach urkundlichen Nachrichten eine kurze Uebersicht zu geden.

Diejenigen Deutschen Landestheile, welche man gegenwärtig un— ter dem Namen der Mark Brandenburg begreift, mit Einschluß der nach der statistischen Eintheilung des Preußischen Staats jetzt zur Provinz Sachsen gehbrigen Altmark und der fruͤher dazu gehdrigen, an der Elbe gelegenen beiden Jerichowschen Kreise, zeichnen sich, so wit das nach der Ostsee zu gelegene Mecklenburg, Pommern und Preu⸗ ßen, durch ihre niedrige und ebene Lage vor den gebirgigeren ober— laͤndischen Deutschen Landestheilen auffallend aus.

Die Leichtigkeit der in allen Laͤndern urspruünglich ange wandten und vorzugsweise dem Europdischen Norden eigenen Holj⸗ Construction, begünstigt durch den früheren Reichthum der heimtschen Waͤlder an zum Bau geschickten Klefern und Eichenstammen, gab dleser Baugrt vor dem vierzehnten Jahrhundert hauptsaͤchlich in den Norddeutschen Gegenden cine so allgemelne Ausdehnung, daß stei⸗ nerne Gebäude vor dieser Zeit zur Seltenheit gehörten; dic selbst in dem vorhergehenden Jahrhundert noch Veranlassung zu dem Ge⸗ schlechtsnamen de domo supidea gab; dieses bezog sich jedoch wobl weniger auf Kirchen, da es nach weiter unten mitjuthellenden Nach⸗ richten in jener und selbst in der früheren Zelt schon cine nicht un⸗ bedeutende Anzahl steinerner Kirchen in der Mark gab.

Von den altesten Holzkirchen, wie man sie in Skandinavien noch findet, zeigt sich in der Mark keine Spur, und das Alter derjenigen hölzernen Gebäude, die zu den aͤltesten dieser Art im Lande gehbren, durfte wohl nicht leicht uber das funfzehnte Jahrhundert hinausge⸗ ben. Dagegen glebt es in Kirchen, offentlichen und Privat-Gebcu⸗ den noch manche Ueberreste viel älterer Holzarbeit, die jedoch, da sie nur als decorative Theile der genannten Gebäude zu betrachten sind, mehr in die Rubrik der Holzschnitzkunst gehören.

Die Seltenheit fräberer Steinbauten war vielleicht weniger Er gebniß der Bequemlichkeit der Holj⸗Construction, da man doch bald mit dem Vortheil steinerner Gebäude bekannt werden mußte, als viel⸗ mehr des Mangels bequemer Bausteine. An Steinen fehlte es zwar dem Lande keinesweges, denn seine Felder und Hohen waren damals unzweifelhaft noch mehr als jetzt mit den zahlreichen Truͤmmern nor⸗ discher Urgebirge bedeckt; die mübsame Bearbeitung dieser barten Steine erschwerte jedoch die Ausführung größerer Bai werke

Zwar besitzt die Mark in einigen Sand und Kalkütein⸗Floͤten )

ein zur Bearbeitung geschickteres Material, allein bei ju geringem Um⸗ fange ist es fr die Anwendung ohne Bedeutung und lediglich das des reich haltigeren Kalkstein⸗ Gebirges bei Rüdersdorf zu Bauten an⸗ wendbar. Bel ganzlichem Mangel aller Communtcations Mittel konnte man aber von demselben nur wenig Gebrauch machen, und außer den nah gelegenen Kirchen zu Strausberg, die von Kalkstein erbaut waren, sind mir keine' bedeutendere Bauwerke dleser Art in den Marken bekannt. Selbst in den der Oder und Elbe zunaͤchst gelegenen Landestheilen bediente man sich der ober- landischen Sand- und anderer Bausteine, wie es schelnt, wenig, woran die durch vielfache 36e damals sehr erschwerté Stromschifffahrt Schuld seyn mochte. Nur selten zeigt sich in dieser Gegend ein Sandstein angewendet, und das geringe Volumen, in dem er, außer den größeren Wertstücken im Chore bes Doms zu Havelberg und am Home zu Stendal, vorkommt, lassen glauben, er sey aus den benachbarten Magdeburgischen Lagern entnommen, wogegen der Sandstein der beiden genannten Gebaͤude, so wie der Crypten des Domz zu Brandenburg und der Stifts-Klrche zu Jerichow auf Obersachsischen Ursprung deutet.

Dlese Selten bejt gecigneter Bausteine führte daher zunaäͤchst auf die Anwendung der einheimischen Feidsteine zurück. Da diesel⸗ ben jedoch melst aus den härteren Gebirge⸗-Ärten, wir Granit, Sye⸗ nit, Porphyr, Feldspath u. dergl. m. besteben und daher sich zur Aus⸗ führung bedeutender und zierlicher Bauten, wie sie gegen das Ende des zwölften Jahrhunderts allgemeiner wurden, weniger ge⸗ schickt zeigten, so kam man wieder auf den schon früher und gleich⸗ jeitig angt wandten, freilich weniger sollden Ziegelbau zuruͤck, der mlt dem Ende des zwölften Jahrhunderts vielleicht mit durch die von Albrecht dem Bären in das Land gezogenen Niederlaͤndischen Kolonisten allgemeinere Aufnahme fand, und sett der Mitte des drelzehnten den Bau mst bebauenen Feldsteinen fast ganz verdrängte. Von da ab erscheint das letzter? Material selten ju ganfen Gebduden verwandt, vielmehr meist nur an Gebaäude⸗ thesten, die gegen zerstrende und dußere Einwirkungen e r n Schutzes bedurften, wie Fundamente, Bafen, Thürfassungen. Als gleich- zeitig erscheint auch schon die Anwendung gesprengter, unbehauener oder doch' wenigstens nur von einer Seit dearbeiteter Feldsteinc, deren glatte Flachen nach der Außenseite gekebrt und oft mit vie⸗ ler Geschicklichkeit so gut in einander gefügt wurden, daß die so erbauten Manern ohne alle horszontale Schichtung doch außer st dauerhaft sind. ö ; ;

Ber häufige Gebrauch des Ziegelsteins hatte nicht nur cine

anz besondere Vervollkommnung dieses Materials in Masse und orm zur Folge, sondern zeigte auch eine bedeutende Einwirkung auf den zur Zelt im Lande , , Baustyl. Wo derselbe sich im ÄAllgcmesnen an die gebrauchlichen Formen hielt, mußte die gaͤnzliche Verschiedenheit dleses Materials in Styl und Construction zu manchen neuen Combinationen führen. Die konsequente Aus= bildung nöthigte aber immer mehr zu einem neuen, eigenthůmli⸗ chen System, welchem die Bauten der Mark Brandenburg sei dem Enbe des drellehnten Jahrbunderts, so wie die von Mecklen— burg, Pommern, Preußen, Pan nat und dem suͤdlichen Schweden angebhren. Wenn gleich fast alle mittelalterliche Bau⸗Dentmaͤler dicfer Gegenden sich demselben anschlteßen, so zeigen sie doch wiederum pravinzenwelse schon mannigfache, unter dem Einflusse der Zeit, der Handelsverbindungen und Mittel hervorgegangene Charakter- Ver⸗ schiedenbelt der Bau⸗Style, namentlich unterscheidet sich der Bran⸗ denburgische mehr von den übrigen, die unter einander und mit den Hanseatischen Werken besondere Uchereinstimmung zeigen. Unter diefen letzteren korrespondiren die westlichen vorzuͤglich mit den nördlichen. Gleichwohl hat man wegen Uebereinstimmung des Materials die Brandenburgischen Bauwerke mit unter dem Han⸗ seatischen Styl begreifen wollen, allein auf ihre Eigenthuͤmlich keit gestützt, ware ich eher geneigt, einen besonderen markischen Spitz⸗ bogenstyl anzunehmen. Schon die Byzantinischen Bauwerke in der Mark aus dem zwölften Jahrhundert unterscheiden sich von de⸗ nen der Nachbarlaͤnder, der Unterschied waͤchst, je mehr das Bau⸗ material die Stylentwickelung beherrscht. Die Gebäude aus dem dreizehnten und dem Anfange des vierzehnten Jahrhunderts, wie das Kloster Chorin, die Marienkirche in Prenzlau u. s. w. sind die schöͤnsten und charakteristischsten; aber auch der spaͤtere Zeitraum giebt noch Eigenthüͤmliches und Schoͤnes.

Das Aufblühen der Staͤdte am Ende des vierzehnten Jahrhun⸗ derts schien der Kunst sogar besonders gunstig, und von dieser Zeit an bis in die Mitte des funfzehnten wurde mebr als je gebaut. Bei kirchlichen Gebaͤuden, die . noch die Mehrzahl ausmach⸗ ten, kommen mehr in die Breite gedehnte Verbaͤltnisse statt der fonst gebrauchlichen aufstrebenden vor; eine Weise, die theils durch Vorliebe für imogllchst weite und uͤbersichtliche Rdume, theils und vorzüglich wobl durch den Einfluß des Materials entstand, das fich mehr zu massenhaften als freistehenden und emporstre— benden Werken eignet. So entstanden die schbnen Kirchenhal⸗ len, deren auf doppelter Pfeilerrethe schwebende Gewhlbe meist von gleicher Hbbe sind und nur selten im Mttelschiff staͤrkere Erhebung jeigen. Daß diese ungleich billigere Bauweise, die freilich we⸗ niger kuͤhn ist, namentlich fuͤr das Innere durch die au⸗ fierordentliche Totalwickung und durch großere Freiheit des Raumes einen lieblicheren Eindruck macht, als die ern⸗ steren beengteren Hallen der Kirchen mit erbabenem Mittel⸗ schiff, mochte ihr wohl in den Marken, die überdies nicht die Mittel besaßen, wie die benachbarten Staͤdte der Hansa, eine so allgemeine Verbreitung verschaffen. In diesen, namentlich den Staͤdten Lubeck, Schwerin, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Danzig u. s w. erhielt sich der Kathedralen-Styl laͤnger und man leistete mit ge⸗ branntem Stein fast Unglaubliches. Dort erscheinen auch die zur Stuͤtzung der Geivölbe nöthigen Schwebebdͤgen häufiger.

Die große Breite des Gewoͤlbes und der Umfassungs⸗Mauern jener Maͤrkischen Kirchen fuͤhrte bei der konsequenten Anwendung hochgeschwungener Verhaͤltnisse zu auffallend hohen Giebeln, die eine besondere Ausdehnung der Kirchendaͤcher veranlaßten, deren Hbhe bausig die der umfassungsmauern bei weitem uͤbertrifft und bei diefer auf den Mauern rubenden anscheinend großen Last werden bdufig die Strebepfetler vermißt eine sinnreiche Anordnung legte sie zur Benutzung des zwischen ihnen liegenden Raumes in das In⸗ nere der Gebaͤude.

Die durch kein Zwischendach unterbrochenen Kirchenmauern boten vom Boden dis zum Dache hinauf große Flaͤchen, die durch, der Hoͤhe der Seitenschiffe korrespondirendt, meist lange Fenster und wenig hervortretende einfache Strebepfeiler unterbrochen werden. Dlese bedurften keiner so starken Ausladung als die Stutzen jener kühner aufstrebenden Bauten, aber auch der Zierrathen nicht, die bei jenen oft lediglich Hülfsmittel zur Verstaͤrkung oder auch zur Verklei⸗ dung alltugrotzer Schwere waren. Der ganze Schmuck dieser Ge⸗ bäudetheile besteht in sparsamen selten reichen doch meist zierlichen Durchbrechungen und die zur Verstaͤrkung dienenden Thuͤrmchen darauf fehlen meist. Dagegen ersetzen zierliche und reiche, oft weit vorspringende Gliederungen und Stäbe in Thuüͤr⸗ und Fenster⸗Ni⸗ schen die hier mangelnde Eleganz, und durchbrochene Wandstreifen und künstlich verschlungene Rosen unterbrechen die Einföͤrmigkeit der Mauern. Im Allgemeinen hberrscht die Horizontal- Linie mehr als an fremden Gebäuden der Zeit, und nur in den kuͤhnen Durch⸗ brechungen der hohen Giebel, die hier den Schmuck des anderweit an vielfäch durchbrochenen Glockenthuͤrmen angebrachten Reichthums vereinigen, verschwindet sie fast wieder. Wie die Anwendung des Materials und die eigentbümliche Ausbildung des Styls auf Mo⸗ tive fahrt, die dem Italiäͤnisch⸗Lombardischen, Franzbsischen und Englischen Style entlehnt scheinen koͤnnten, dies zu zeigen, muß einer näheren Beschreibung der einzelnen Bauten vorbehalten bleiben.

A, v. M. ) Die Sandstein⸗-Flöze bei Gommern, ‚Frelenwalde, Fürstenwalde und Zle— sar, das Kalkstein. Lager bei umtom in der Priegnitz, das Flöz bei Templin in der Ukeyniqrt und das Kalksfein-Gebirge bei Rüdersdorf