1836 / 42 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

die aller Wahrscheinlichkeit nach bet einer Verschdöͤnerung derselben 6 Pribislav im Anfange des zwölften Jahrhunderks errichtet wurden.

Die fernere Anwendung glasirter Ziegel scheint demnaͤchst erst ins Ende des zwölften und den Anfang des dreizehnten Jahrhun— derts zu fallen, wo das mosaikartige Auslegen der Waͤnde und Böͤ— gen beliebt war. Aber auch aus dieser Zeit finden sich nur wenige Beispiele in der Mark, unter denen besonders die schoͤne Laurentius⸗ Kirche zu Salzwedel sich auszeichnet, deren Bögen aus hochrothen . eh mant glasirten Steinen abwechselnd schoͤn zufammenge— etzt sind.

Uebrigens zeigen die Bauten der fruͤhesten Zeit bis zum dreizehnten Jahrhundert, wie so haͤufig die gleichzeitigen Sandsteinbauten an⸗ derer Laͤnder, eine auffallende Akkuratesse im Technischen; an ihnen findet man besondere Gleichmäßigkeit der Schichtungen und Mor— telfugen und eine frische Farbe des Steins, wie dieses an den Kir⸗ chen zu Lehnin und Redekin unweit Jerichow gan vorzuͤglich be⸗ merklich wird. Der Stein ist fleischroth, und die Mauern sind schoͤn und glatt, wie aus einem Gusse, in die Hoͤhe geführt.

Von da ab scheint die Mischung der Ziegel, mit Ausschluß der zu Ornamenten verbrauchten, bis um die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, wo die Gebaͤude noch nicht so groß aufgefuͤhrt wur— den, die größte Vollkommenheit erreicht zu haben, denn das feine Gemisch und die, mit lebbafter Farbe unverletzt erhaltene glatte Oberflaͤche, wie bei den Kirchen zu Redekin, Lehnin, den beiden Kirchen zu Jerichow und St. Nicolaus zu Brandenburg, die saͤmmt⸗ lich der fruͤheren Zeit angehdren, empfiehlt ihr Material, bei weitem mehr, als die. gröber gemischten, fahlfarbenen und haͤufig mit Flechten uͤberzogenen Ziegel der darguf folgenden Zeit bis zur Mitte des fuͤnfzehnten Jahrhunderts; dies machen die Jakobus Kirche zu Perleberg, die Kirchenruine des Praemonstratenser Klosters zu Gramzow in der Ukermark und die Pauliner Kirche zu Branden« burg deutlich. Die Ziegelmischung dieser letzten Kirche erscheint besonders auffallend, indem der Masst Fragmente aͤlterer Ziegel ein⸗ gemischt sind. Selbst bei groͤßerem Volumen blieb sich in jener fruͤ— heren Periode die Feinheit der Mischung gleich.

Aber nicht allein die Mischung, sondern auch das Volumen der Ziegelsteine weicht bet den alteren Bauten bedeutend von den spaͤte— ren ab. Nach den von mir hieruͤber gesammelten Erfahrungen sind die kleinsten, namentlich die duͤnnsten, dem Romischen Ziegel— Volumen am naͤchsten kommenden Steine die altesten; bis gegen die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts nehmen die Proportionen nach verschiedenen Maßen zu. Das Gesagte gilt indessen nur fuͤr die Zeit bis zum Verfall der Deutschen Baukunst in der Mark Bran— denburg, denn aus nachher zu entwickelnden Gruͤnden nahm seit dieser Zeit das Volumen der Steine wieder ab. t

Der wichtigste Schritt waren jetzt die Formsteine. Die Waͤnde der fruheren Gebaͤude naͤmlich waren schlicht aufge— fuͤhrt und die wenigen dem Charakter desselben angemessenen Zier— rathen ließen sich mit Ausschluß der zu den Kranzverzierungen zwar be— sonders geformten, jedoch sehr roh gebildeten Steine, durch Behauen der Ziegel darstellen. Dieser Gebrauch zeigt sich bis ins drelzehnte Fahr⸗ hundert hinein, und man sieht neben offenbar geformten Steingliedern nach der Mitte des zwoͤlften Jahrhunderts sorgfaltig mit dem Meißel bearbeitete Steine, wie z. B. an der schoͤnen Fenstersaͤule in der Nord—⸗ Best⸗-Kapelle der Kloster-Kirche zu Lehnin, den Saulen und Pie ler⸗ füßen im Dome und der St. Nikolai-Kirche in Brandenburg : c.

Die Formsteine zu Ornamenten wurden mit dem reicher wer— denden Style auch häufiger. Außer den auf diese Weise gebildeten Tonsolen, Hauptgesimsen, Basen, Fenster- und Thuͤr - Einfassungen und Saͤulchen zeigen sich schon in den sechziger Jahren des zwoͤlf— ten Jahrhunderts Spuren von gebrannten Modellirungen, die von dieser Zeit an immer haͤufiger vorkommen, wie man sie noch an Kapitaͤlen und Kaͤmpfern in der Donkirche zu Branden— burg, und zwar in ihren Kreuzgängen und den daran stoßenden Ge— ndchern und aus dem dreizehnten Fahrhundert an den Portalen der Foster-Kirche zu Neu⸗-Ruppin, an der Kloster-Kirche zu Berlin, der zu Chorin und der St. Jakobus⸗Kirche zu Perleberg findet.

Man formte schon Ausgangs des zwoͤlften Jahrhunderts zier— lich durchbrochene Fenster⸗Röosen. Eines der schoͤnsten Fenster dieser Art im Kreuzgange des Klosters zu Jerichow war bis auf unsere Tage gekommen, fand indessen kuͤrzlich seinen Untergang.

Die Dimensionen der einzelnen Formsteine sind sehr verschie— den, haufig von auffallender Giöße, wie sie schon im zwoͤls— tin Jahrhundert vorkommen, noch mehr die aus dem drei— zehnten und aus den ersten Fahren des vierzehnten Jahrhunderts. Man findet im Brandenburger Dome schon aus der Zeit Albrecht des Baͤren Saͤulenschaͤfte aus gebranntem Stein von ansehnlicher Dicke. Auch in der Kloster-Kirche zu Berlin sieht man einen Sau— lenschaft von 26 Zoll Lange aus einem Stuͤcke Ziegelstein. Das größte Volumen fand ich an einem Steine, welcher in einem Stucke tzemals die Verdachung eines gothischen Thuͤrmchens bildete und dei der Renovation der Brandenburger Domkirche in der Erde ge— funden wurde. Er hat von brei Seiten zurlich gevildete Daͤcher nit schoͤnen Gliederungen und ruͤhrt seiner edlen Stylbildung nach wahrscheinlich von dem Dombaue von 1313 her. Sein kubischer Inhalt betragt fast vier Kubikfuß.

Zu Karls 1V. Zeiten, wo die Kunst in der Baulust des Kai— sers und der Nacheiferung der Städte und des Adels eine mute An— regung fand, entstanden mehrere der vortrefflichsten Gebäude der Mark. In seine Zeit faͤllt grade die schoͤnste Bluͤthe der Deutschen Baukunst und der reiche Styl der ersten Vorbilder der Dome zu Koͤln, Straßburg und Freiburg forderte zur Nachahmung auf. Schon etwas fruher entstand die praͤchtige Kirche der heiligen Jungfrau zu Prenz⸗ lau, deren Bau, mit Ausschluß der schon älteren Thürme, 1229 begann und 1330 vollender wurde. Die Ausfuhrung der reichen und zier— lichen Durchbrechungen, welche im Plane dieser Kirche lagen, er— forderte nicht nur griößere Geschicklichkeit im Formen, sondern auch dedeutendere Dauerhaftigkeit des Materialz, und es gelang, dazu Steine zu formen und zu brennen, die in vielfacher zusammensez⸗ zung die Zierrathen des um diese Zeit herrschenden Styls glücklich Nirstellten. Zwar zeigte, wie schon erwahnt, bereits die Kirche zu Feeichow durchbrochene Fenster⸗Verzierungen aus früherer Zeit und an der Kirche zu Alt-Ruüppin sieht man sie noch in einem großen vermauerten Rosenfenster, alle'n diese Zierrathen gebören noch dem schwereren Runsbogenstyle an und, wie ich glaube, ist die Marien— Kirche zu Prenzlau die erste in der Mark, an welcher jene pracht— volleren Durchbrechungen im großeren Umfange ausgefuhrt wur— den; wahrscheinlich fand auch bei ihr die erste Anwendung von Form— steinen im reinen Spitzbogenstyl statt. Dle Steine diefer Kirche sind roth, schwarz und gruͤn glasirt und von großer Dauerhaftigkeit.

Noch feiner ausgebildete Verzierungssteine wurden von tz an, häufiger; sie erscheinen an den Prachtbauten Karl JV. in der Alt⸗ mark, vorzüglich an dem Rathhause zu Tangermünde, wo die Glie— derungen schon sehr zierlich und fein und die Zierrathen fast alle glasirt sind, sehr ahnlich an dem zu Königsberg in der Neu— mark. Gesimsglieder, reliefartige und feeistehende Durchbre— chungen in Bändern und kolossalen Rosen, so wie Baldachine und Blatterschmuck an Glebeln und Thuͤrmchen sind aufs sauberste ge— b det und so fest in einander gefügt, daß einige wenige als Befesti— zungsmittel angebrachte eiserne Braͤthe fast überfluͤssig erschelnen. Vur die Gewalt des Feuers hat bei dem ersteren Gebäude einen Theil dieser Filogram-ÄArbelten in Stein zu zersiören vermocht; der gebßere stebt noch unvaerse hrt den Einwirkungen der Stürme zum Trotz. WViele der altmaͤckischen Gebäude dieser Zeit tragen eigenthuͤm⸗ liche Zeichen, die den einzelnen Steinen eingedrückt sind. Sie sind sehr verschieden untereinander und von denen am Dom -⸗Portale zu Brandenburg, die ich fuͤr viel aͤlter halte, und dienten ent— weber als Zeichen der Banhutten oder als Bezeichnung ihrer Be— stimmung fuͤr gewisse Gebaäudetheile.

Wie in Italien übertrug man die Formkunst auch auf Bild— werke und es erschlenen bereits um das Ende des dreizehnten, vor= zůͤglich aber mit der Mitte des vierzebnten Jahrhunderts große Re⸗ lief Bilder von ziegelstein. ni B in be hl nen aus dem Lehen Chrifti, bie, wie wohl mit senen südlichen Produkten in terra otra nscht zu

179 vergleichen doch öfter nicht ganz ohne Kunstwerth sind, und bald aus einem Stuͤcke gebildet, bald zusammengeseht erscheinen. Ein solches mit einer Darstellung Christi am Kreuze, 3 Fuß hoch und MM breit, an der Ostseite der Jacobi Kapelle vor Brandenburg, besteht aus Stuͤcken. Auch sieht man aus jener Zeit Backsteine mit Inschriften und eine Art gepreßter, aus reliefartigem Blaͤtterschmuck bestehender Verzierungen, die den einzelnen Steinen im weichen Zustande ein— gedruͤckt scheinen. Schon fruher zeigt sich etwas Aehnliches an den Fliesen in der Kirche zu Lehnin, am Frtese des westlichen Theils der schoͤnen St. Johannes-Kirche zu Brandenburg und der Kloster— kirche zu Angermünde, in einer schoͤnen Verzierung von starkerha— benen Weinbläͤttern. Die im Dome und im Kreuzgange der Pau⸗ liner Kirche zu Brandenhurg sichtbaren großen Inschrift-Fliesen durften ebenfalls jener Zeit angehbren. Sie sind so wie die etwas spaͤteren an der Katharinen-Kirche und dem Muͤhlenthore daselbst besind⸗ lichen, auf großen steinernen Tafeln von der größten Dauerhaftigkeit ein⸗ gegrabenen Inschriften, unzweifelhaft vor dem Brennen des Thons

verfertigt; dagegen erscheint eine merkwuͤrdige Inschrift an den Stei⸗

nen des Nordosppfeilers der Petrikirche auf dem Dome zu Branden— burg deutlich als erst nach dem Brennen in den harten Stein ein—

getragen. . . Die Fertigkeit im Formen nahm im Lause des vierzehnten

Jahrhunderts noch bedeutend zu, und die meist glasirten Zierrathen

erhielten die groͤßte Eleganz der Form. Die kuͤnstlich durch broche— nen Giebel, welche eine ganz eigene Klasse von Bauten in der Mark bezeichnen, haben auffallende Kuͤhnheit in der Construction; das Ornament uͤbertraf an Feinheit der Bearbeitung bei weitem die schoͤnen Verzierungen an den obenerwaͤhnten Gebäuden, und ließ nicht nur an Zierlichkeit, sondern auch an Festigkeit fast Alles hinter sich, was man der Art von Sandstein oder anderem natuüͤrlichen Stein in fremden Gegenden hervorhrachte ihre Leichtigkeit und Schaͤrfe der Form ist so groß, daß sie eher als Werke von Me— tall erscheinen. In diesem ausgebildeten Grade erscheint die Form⸗ kunst an der St. Marien-Kirche zu Königsberg in der Neumark und der St. Katharinen-Kirche zu Brandenburg, in deren reichgesch muͤck— ten Strebepfeilern selbst fast lebensgroße Statuen von gebranntem Thon stehen.

Die darauf folgende Zeit, das Ende des vierzehnten und der Anfang des funfzehnten Jahrhunderts, scheint dem Gedeihen der Ziegelform⸗ kunst immer noch guͤnstig gewesen zu seyn. Zwar aͤußerte die da— mals allgemeine Liebbaberei fuͤr moͤglichst kuͤnstliche oder vielmehr gekuͤnstelte Werke der Baukunst sich eben nicht vortheil haft auf den Styl; die Mark litt indessen von jenen üblen Einwirkungen mwent⸗ ger, indem das heimische Material wohl fuͤr zierliche, aber nicht fur weit ausladende Verzierungen geeignet war, welche Steine von größe— ren Maaßen erfordern, als sie durch gebrannte Erde leicht darzustellen sind. Zwar schritt man in der Kunst, groͤßere Zierrathen gut auszu— brennen, noch immer fort, und man brannte ganze durch vrochene Rosen aus einem Stucke; die Schwierigkeit, jenen entarteten pflan⸗ zenahnlichen Styl an Ziegel-Bauten mit Erfolg anzuwenden, scheint jedoch nicht uͤberwunden zu seyn, und man begnügte sich. bei meist glalten Waͤnden und Strebepfeilern in der Architektur mit vielfach verschlungenen Rosetten, zum Theil von vortrefflicher Bildung, wie sie unter anderen an den aͤußeren Mauern der Seitenschiffe des Brandenburger Domes, so wie an den Portalen des altst ** chen Rathhauses daselbst und der schoͤnen Pforte der Stephans-Kirche zu Tangermuͤnde erschelnen.

Von der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts an scheint dagegen die Kunst des Formens in Verfall zu kommen. Man findet noch einzelne schoͤne Steine und vortreffliche Glieder an Gesimsen, Konsolen und Bändern, aus reliefartigein Blaͤtterwerk, Loͤwenkoͤpsen und Sonnen bestehend, wie am Dome und dem ungelinger Thore zu Stendal, den Kirchen zu Tangermuͤnde, Salzwedel, Angermünde, Gransee und Bernau, namentlich scharfgeformte Steine den Ge— woͤlbegurten, die in dieser Zeit haufig verschlungen und künstlich zusammengesetzt wurden; allein es köommen auch schon schwerere, ungrazibsere Formen vor, die häufig grell gegen die fruͤheren ab— st'chen. Namentlich zeigen dieses die durchbrochenen Theile der Giebel, die mit ihren sich immer wiederholenden kahlen Nischen und den unschoͤn gewundenen Staͤben keinen guten Eindruck ma— chen. Die Glieder geben nicht mehr die arts Sorgfalt des For⸗ mens zu erkennen, und haͤufig passen die an einander gehörigen Theile derselben nicht mehr scharf zufammen, da man entweder schon beim Formen der Masse eine gletchmaͤßige Feuchtigkeit zu geben und das dadurch nothwendige üngieiche Schwinden des Thons zu berechnen vergaß, oder den für den Moͤrtel noͤthigen Raum nicht beachtete. Aus diesem Grunde zeigt sich bei den Stab⸗Verzierungen haͤusig weniger Gleichmäßigkeit, und namentlich erschienen deshalb jene gewundenen Stor meist so plump.

Eine eigene und schone Kit, die Thuͤr-Nischen zu verzieren, su— dem man reliefartige Bilder von gebranntem Thon in die Wande ließ, gehoͤrt dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts an. Diefe Art von Verzierung zeigt sich sehr selten ünd namentlich schoͤn an der Suͤdpforte der St. Lazarus Kirche zu Neu-Ruppin, welche in Jahre 1490 erbaut wurde.

Seit den ersten Decennien des sechießhnten Jahrhunderts sing man an, die alte Bauweise zu vernachlaͤssigen. Die Reformation und das Erwachen des antiken Styls beförderten den Un— tergang der alten Bauweise schneller, als man es haͤtte er warten sollen. Der Eifer, Kirchen zu bauen, war erloschen, man fand genug zu thun, die Masse der hestehenden zu erhalten. Dafuͤr vermehrte sich die Zahl anderer dͤffentlichen und Privatbauten; der antike Styl ward mit Eifer dabet angewendet, und da er in die alte hergebrachte Eintheilung der Gebäude nicht passen wollte, so behielt man diese möglichst bei, und jener Styl mußte sich mehr auf das Aeußere beschränken. Daher entstand dann jenes oft so unan— genehme Gemisch antiker und Germanischer Bauart, das im Norden anfangs wenig Gutes geliefert hat, und nur einzeln behielt man noch eine Zeitlaug die gewohnte Bauweise le, die endlich zu Ende des sechzehnten Fahrhunderts von jener ganzlich verdraͤngt wurde.

Die geringere Leichtigkeit und Kühnheit der Bauten im neuen Styl bedurfte weniger der besonderen Guͤte des Materials; die Mi— schung der Ziegel wurde daher immer weniger sorgfaͤltig und das Volumen kleiner, da es bei dem hoͤheren Werthe des Holzes billiger war, kleinere Ziegel zu brennen, und ihre Anwendung sich bei der Ausfuͤhrung bequemer zeigte.

In dieser Zeit werden schon die helleren Ziegel-Sorten bemerk— bar, und der kurz nach dem Fahre 1582 noch im Sp'tzbogen-Stol erbaute Thurm der St. Katharinen-Kirche zu Brandenburg zeigt eine den Daͤnischen und Schwedischen Klinkern aͤhnliche gelbliche Ziegelfarbe.

Da die Auwendung gebrannter Ziegel zu Ornamenten bei der nun gebraͤuchlichen Bauweise weniger geschickt erschien als der Sandstein, dessen Herbeischaffung die durch neue Straßen- und Wasserverbindungen erleichterte Eommunication von fern her jetzt moͤglich machte, so wendete man das fremde Material bei Markt schen Bauten von nun an haͤufiger an und vergaß daruber den Werth des heimischen. So erlosch üach und nach die bessere Ziegel formkunst. Gute Steine wurden immer seltener, und nur ein— zelne Ziegelhuͤtten bewahrten sich einen guten Ruf; das durch den ganz allgemein gewordenen Mbrtel-Abputz der Mauern immer ge— ringer gewordene Verlangen nach solidem Material drohte ihnen schon den Unterzang: da erkannte man erst neuerdings den Werth und die Schoͤnheit der unbekleideten ziegelwaͤnde wieder. Angeregt hierdurch und beguͤnstigt durch geschickte Benutzung der Natur— kraͤfte, lieferten die Ziegelhuͤtten schon in wenigen Jahren ein dem dlteren an Güte gleichstehendes Material, aus denen mit Hälfe scharf geformter Gliedersteine und aus gebranntem Thon gefertigter Reliefs zur Zierde der Residenz zwei der schönsten Prachk-Bauten entstanden. A. v. M

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Berlin, Donnerstag den 11ten Februar

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St. Petersburg, 3. Febr. Se. Majestaͤt der Kaiser hen unterm 14ten (26sten) v. M. nachstehendes Reskript an nKriegs-Minister, General⸗Adjutanten Grafen Tschernyschew, tissen:

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Iwanowitsch! Indem Ich unablaͤssig die Verwaltung der Landmacht des Reiches mit dem lebhaftesten Vergnügen, welche Fort— ritte alle Theile des Kriegs-Ministeriums unter Ihrer Direc— Indem Sie alle Meine die Organisation des eeres betreffenden Anordnungen genau in Ausführung brach—

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fund bei Verwaltung des oͤkonomischen Theiles des Ministe—

ins das Beste sowohl der Krone, als auch der Landes-In— stie zu wahren wußten, haben Sie pflichtgetreu und afaͤltig uͤber das Rechnungswesen des Ministeriums in seinen ffaltigen Verzweigungen gewacht. Durch Ihre unermüdliche ätigkeit, Ihre durchgreifenden Maßregeln und Ihre sorgsame

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fsicht hat das Rechnungswesen, einer der wichtigsten Verwaltungs⸗

neige, schnelle und augenscheinliche Fortschritte gemacht und

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Königliche Schauspiele.

Im Opernhause—⸗

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Die Puritaner, große Oper in 3 Abth., mit Tanz, nach

Italiaäͤnischen des Pepoli,

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Zu dieser Oper bleiben die bereits geloͤsten, mit Nuß

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Donnerstag,

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auch werden i ih nech zu verfaufenden Billets ebenfalls mit Dienstag khh

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in ecelesig, oder: Die kluge Koöͤnigin, historische Tragilth

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von E. Raupach. Hierauf:

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mit Variationen, von Paganini, fuͤr ein Holz- und Strch strument arrangirt und auf demselben vorgetragen von g

Gusikow. von Schmidt.

Melodieen aus:

Dann:

Und:

Teufel 16, vorgetragen von Herrn Gusikow.

Königstädtisches Theater. Die Erbin aus Brandenburg, Mh

Mittwoch

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Der Mann im Feuer, Lustspiel in 3! Großes Potpourri, nach den belil Norma, Nachtwandlerin, Zampa, Reben

nal-Lustspiel in 3 Akten, ven C. P. Berger. Vorher. und Sklave, Melodrama in 2 Akten, vom Freiherrn v. a

Donnerstag, 11. Febr. romantisch⸗komische Oper in 3 Akten.

Franz Glaͤser.

Freitag, oder: in 5 Akten, Franz Glaͤser.

Markt⸗Preise vom Getraldt.

Berlin, den 8. Februar 1836.

Zu Lande: Weizen 1 Rthlr. 20 Sgr., auch 1 Rthlr.! 3 Pf.; schlechte Sorte 1 Rthlr. 3 Sgr.; Roggen 1Rthlt. . 9 Pf; große Gerste 27 Sgr. 6 Pf., aich 2tz Sgr. 3 Pf.; kleine e 28 Sgr. 9 Pf., auch 26 Sgr. 3 Pf; Hafer 23 Sgr. 9 Pf., 20 Sgr 8 Pf 6 Pf.; Linsen 2 Rthlr.

Zu Wass

auch 22 Sgr. 6 Pf. Sonnabend, den 6 Februar 18306. Das Schock Stroh 7 Rthlr.?7 Sgr. 6 Pf., auch 5

Auf Begehren:

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von Theodor Koͤrner. Musik:

Musik

Des Adlers h vom Kapel

Zum erstenmale wiederholt. 3j Die Bestuͤrmung von Sigeth, Melodrama mit 6

vom Kapelln

ih Bologowskij, ward zum Vice⸗D

Inn als Arzt in Riga,

6 den Wohnsitz der

völlige Anerkennung und

res ersprießlichen Dienstes Meine Ich verbleibe Ihnen fuͤr

ein gaͤnzliches Wohlwollen bezeige. mer wohlgewogen.“

Aehnliche huldvolle Reskripte haben Se. Maj. der Kaiser fh an den Praͤsidenten des Reichsrathes, Grafen Nowoßilzof, wie an den Reichs, Controlleur, Wirklichen Geheimenrath hitrowo, erlassen.

Se. Kaiserl. Majestaͤt haben dem diesseitigen Gesandten in tuttzart, Wirklichen Staatsrath Baron Meyendorff, den Sta— Plaus Orden erster Klasse und dem Praͤses des Roͤmisch⸗katho⸗ chen geistlichen Kollegiums, Bischof Ignatius Pawlowski, den bladimir-Orden zweiter Klasse verliehen.

Die Geheimen Raͤthe, Fuͤrst Gagarin und Fuͤrst Labanof⸗ ostowsky, haben den Weißen Adler-Orden erhalten.

Der Chef des St. Petersburgischen Zoll⸗Bezirke, Wirkliche taatsrath Titof, ist in Gnaden entlassen, und 'statt seiner der irigende des St. Perersburagischen Zollamtes, wirkliche Staats h. Timirjasen, zum Chef des genannten Zoll⸗Bezirks ernannt orden. Der Chef des Odessaschen Zoll Bezirks, Wirkl. Staats—⸗ gol ; direktor des Departements

auswärtigen Handels ernannt.

Am 20sten v. M. starb zu Riga der Staatsrath v. Grindel. emals Professor der Chemie zur Dorpat, nahm er, als Rector r Universitaͤt, seinen Abschied, um Medicin zu studiren, lebte als Arzt und hatte erst vor kurzem ein neues dicinisches Amt angetreten. Er ist als chemischer Schriftstel⸗ bekannt und geachtet, und wurde als Mensch seines milden undlichen Charakters wegen geliebt. . .., 3 zufolge, soll e den Israeliten

l nz ihnen zum Wohnplatze angewie—

en Gouvernements gestattet seyn, als Commissionaire der in

jdeten Gouvernements wohnenden Christen aufzutreten und von diesen letzteren uͤber die Zoll-Aemter der bezeichneten

buvernements verschriebenen Waaͤren zu verzollen. Außerhalb ! itz Israeliten bestimmenden Graͤnzlinie duͤr⸗ ie jedoch die von ihnen aus dem Auslande verschröebenen Ir weder selbst, noch durch Vermittelung der Christen ver—⸗ en. Eß6, wird den Israeliten ferner gestattet, Nishnij⸗

dwgorod, Irbit, Korennasa, Charkow und Ssumy während . stattfindenden Jahrmaͤrkte zu besuchen; da die ge⸗ . , . aber sich außer halb des Bereiches der ihnen

, augewiesenen Gouvernements befinden, so muͤssen tat . . nach Beendigung des Jahrmarkts wieder

en in denselben weder die von ihnen selbst,

ch im uftrage von Anderen verschriebenen auslaͤndischen Waa⸗

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Erbsen 1 Rthlr. i0 Sgr., au er: Roggen 1 Rthlr. 10

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Redaeteur Ed, Cottæl.

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Frankreich.

Fiesch 3 8 w , 14 r n . . . 3 Februar. Das Zeu— . , gesetzt. Der erste Zeuge, der ; 8. dyhle Salmon, die Tochter kel 'ugez der vernommen wir,

lchem das Attentat began Portiers von dem Hause, in igen de ann zu erkennen, gangen, wurde. Sie glaubt, in Psorey den

enn der Fieschi zuweilen besucht sich fuͤr sei⸗ . ö. e ü = ö ausgab. Boigean nraber erkennt sie change 1 . ,, J te; doch gl ste, ihn an demselben T zit Fies in Boulevard gesehen zu haben. 3 . . Fier O usgab?““ Zeuge: ug ei ir r e, und einen Hut mit breiten ir nei, e teh 1j . . Ant w. „Sie hatte den füdlichen Acrnt le . „Diese Aussage ist wich tig. Egs wird spaͤter be⸗ na . 9 Morey nie einen blauen Üeberrock getragen hat; ö sp acht nicht den suͤdlichen Accent hut, sst klar!“ nch, i . Loge des Portiers, die in einer Vertiefung an— , amen unmöglich unterscheiden, ob ein Rock blau, grau ist.“ Der Praäsident „Man lasse Ning Lassaye

intreten Lebhafte Bewegung der Neugierde.) Nina Lassave tragt einen kleinen Hut und ganz die gewöhnliche Kleidung der Grisetten. Sie ist be⸗ kanntlich einaͤugig, aber sonst ist ihr Gesicht sehr einnehmend. Ihre Haltung und ihr ganzes Wesen sind bescheiden und anstaͤndig. Der Praͤsident fordert sie auf, mit Ruhe unß ohne Aengstlich keit zu sa— gen, was sie wisse. Ste aͤußerte sich im Wesentlichen folgender— maßen. „Am Sonntag den 26. Juli ging ich um Mittag aus, und brachte eine Stunde bei Fieschi in seinem Zimmer zi. Dänn fuͤhrte

er mich zu meiner Freundin Agathe, und versprach, mich gegen

Abend wieder abzuholen. Er kam nicht; ich ging nach seiner Woh nung, und sagte dem Portier, er moge Fiesch! wössen lassen, daß ich

nach der Salpetriere gegangen sey. Am folgenden Tage nach 12

Uhr begab ich mich wieder nach Fieschis Wohnung, Tber ohne zu ihm hingufzugehen, weil er mir as verboten hatte. Die Portiers frau sagte mit, daß sein Onkel bei ihm sey. Als ich uͤber den Zou— lewvard kam, sah ich aber Fiescht mit Morey an einem Tische vor einem Kaffeehause sitzen, und Bier trinken. Fieschi sah mich auch; er kam auf mich zu, und sagte mir, er koͤnne Morey jetzt nicht verlassen. Ich machte ihm Vorwuͤrfe daruͤber, daß er mich Tags zuvor vergebens habe warten lassen. Er bat mich, nicht böse zu seyn, und jetzt nur zur Annette Boucquin zu gehen, wohin er mir bald folgen würde.“ Fr. „Kannten Sie Morey schon lange?“ Antw. „Seit ungefahr einem Jahre.“ Fr. „Haben Sie Fiesch im Laufe jenes Tages wieder gesehen?“ Antw' „Ja; er kam gegen 3 Uhr zu der Annette BoucJuin.“ Fr. „Wie war sein Beneh— men?“ Antw, „Er war sehr verstoͤrt und sagte mir, er habe die ganze Nacht kein Auge zugethan.“ Fr „Entschluͤpfte ihm nichts, was Ihnen den Verdacht einfibßen konnte, daß er et waz Außeror— dentliches vorzunehmen im Begriff war?“ Antw. „Ich fragte ihn, was er vorhaͤtte; er wollte mir aber nichts fagen.“ Fr. „Was begannen Sie am, Dienstag den 28. Juli?“ Antw. „Um Ii Uhr Morgens verließ ich die Salpetrière und begab mich nach dem Bon— levard du Temple.“ Fr. „Hofften Sie, Fieschl in feiner Woh— nung zu sehen?“ Antw. „Ich hoffte es nicht. Auf dem Boule— vard angekommen, hoͤrte ich, daß aus einem Fenster im dritten Stockwerk auf den König geschossen worden sey, und sogleich war ich überzeugt, daß Fieschi es gethan habe, indem mir sein versöͤrtes Wesen in der letzten Zeit beifiels! Die serneren Aussagen der Nina Lassave stimmten fast wortlich mit den Erklärungen überein, die sie im Laufe der Instruction abgegeben hatte. (Vergl. die Beilage zu Nr. 28 der Staats-Zeitung. Der Praͤsident zu Fiesch „Ist es wirk— lich wahr, daß Euch. Morey den Rath gab, Euch nach vollbrach— tem Attentat zu erschießen ?.“ Fiesch i: „Ja, Herr Praͤsident. Pe⸗ pin war zugegen. Ich erwiederte darauf, daß ich es vorzbge, mich bis auf den letzten Blutstropfen herumzuschlagen. Pepin ermahnte mich darauf, wenigstens verschwiegen zu seyn und mir Louvel zum Muster zu nehmen, der gestorben sey, ohne Jemanden zu verrathen. Ich freue mich jetzt, daß ich am Leben geblieben bin, (mit Pathos) denn ich habe durch meine Erklärungen die Regierung befestigt, wie ich das in meinem letzten Plaidoyer beweisen werde“ Herr Dupont zu Nina Lassavée⸗ „Hat Ihnen nicht Fieschi gesagt, daß vor Ende, Juli er todt oder Sie nicht mehr in der Salpetriäre seyn wurden!“ A n tw. „Ja, das hat mir Fieschi gesagt.“ Fr. „Ha⸗ ben Sie, als Sie nach der Salpetrfers zuräckkehrten, nicht géfägt, daß Sie sehr ungluͤcklich waͤren““ Antw. „Niemals habe ich das ausgesprochen. Ich wahr wohl sehr erschüͤttert; aber ich habe zu Niemanden gesagt, daß ich sehr ungluͤcklich sey.“ Herr Dupont. „Ich, beabsichtige keinesweges, den Zeugen als eine Mitschuldige Fiescht s darzustellen; aber ich suche zu beweisen, daß Nina Lasfaße alle Vorbereitungen des Attentats kannte“ Ning mit Lebhaf⸗ tigkeit „Ich schwöre, daß ich nichts wußte.“ Herr Dupont facht noch einige Widerspruͤche in den Aussagen der Lassave hervorzuhe— ben, die sich aber auf unwichtige Gegenstande beziehen. Fiesch nimmt das Wort, und erklart in energischen Ausdruͤcken, daß alle Erklaͤrungen der Nina Lassave vollkommen der Wahrheit gemaͤß wären, und äußert sich sodann folgendermaßen „Mir eingefal' len, daß es von Wichtigkeit seyn könnte, wenn Sie Buͤcher aufge⸗ funden wurden, die sich in meinem Koffer befanden. Sie sind bei dem Portier eines Hauses niedergelegt, in welchem sich ein Köͤnig— liches Archiv befindet. Des Namens der Straße erinner. ich mich nicht; der Portier heißt Schwartz. Er hat auch die Form geliehen, in welcher die Kugeln gegossen worden sind“ (Allgemeines Auf⸗ sehen. Der Praͤsident ertheilt einigen Huissiers Befehle) Fiesch: spricht noch die Ueberzeugung aus; daß Morey einige Flintenlaͤufe absichtlich so geladen gehabt habe, daß sie hätten springch muͤssen. Er haͤtte zu dem Ende die Kugeln von etwas größerem Kaliber genommen, so daß man sie mit Gewalt in den Lauf haͤtte eintreißen muͤssen, und dann zwischen den Kugeln und dem Pulver einen Raum gelassen, so daß durch den Druck der Luft der Lauf gesprungen waͤre. Er habe die feste Ueberzeugung, daß Morey ihn auf diese Weise habe aus der Welt schaffen wollen. Der Praͤsi= dent zu Fieschi. „Ihr habt gestern, als ein Zeuge behauptete, die Flintenlaͤufe vom Boulevard aus blitzen gesehen zu haben, gesagt, daß dies unmoglich gewesen waͤre, weil Ihr eine Schuͤrze über Maschine gedeckt gehabt hattet. Im ganzen Laufe der Instruction ist von dieser Schuͤrze nicht die Rede gewesen, und es hat sich auch in Eurem Zimmer keine Spur davon gefunden. Was war das eine Schürze! Wie kam sie in Euer Zimmer?“ Fie schi: „Die Schürze hatte ganz, die Farbe meiner Blouse. Ich erinnere mich nicht, wo ich sie her genommen habe; ich hatte zwei solcher Schürzen, als ich in der Papier-Fabrik des Herrn Lefage arbeitete. Was aus der Schuͤrze geworden ist, weiß ich nicht; ich hatte sie über die Maschine gedeckt, als ich die Jalousie S5nete und Herrn Lavocat erblickte, weil ich besorgte, daß man aus einem gegenuber liegenden Fenster die Gewehrlaͤufe wuͤrde sehen konnen. Ich glaube sogar, daß die Schuͤrze daran Schuld ist, daß einige Gewehre auf der rechten Seite nicht losgegangen sind, weil das Pulver durch dieselbe vielleicht heruntergewischt worden war. Ich bedaure, daß ich dieser Schürze zu erwähnen ganz vergessen habe? Eg ist dies wahrend eines sechsmpnatlichen Verhörs das Erssemal, daß mein Gedaͤchtniß mich im Stiche gejassen hat. Ich hatte nach dem Abfeuern der Ma— schine nicht einen Augenblick das Bewußtseyn verloren, ich erinnere mich der kleinsten Details. Trotz meiner Wunden und des hefti— gen Schlages, den ich erhielt, blieb ich aufrecht stehen. Mit der rechten Hand faßte ich an den Kopf, mit der linken lehnte ich mich an die Wand, Ich verlor viel Blut; ich erinnere mich, daß ich Pim Gehen die Wande damit besseckte, Ich gelangte ans Fenster, ich ergriff den Strick, ich ließ mich hinunter Ich erinnere mich sehr gut, wie ich auf das Dach hinabkam; ich erkenne den Agenten, der mich verhaftete, und erinnere mich genau aller Umstaͤnde?bis zu meiner Ankunft in der Conciergerle, ich beim Eintritt zu mir selbst sagte „Diese Wohnung wirst Du nur verlassen, um das Schaf— fott zu besteigen!“ Nach dieser Episode wurde das 3eugen-BVerhör fortgesetzt, Zunaͤchst verhrte der Prästdent die beiden anderen jah, gen Maͤdchen, die den Fieschi zuweilen besucht hatten; die Aus⸗ sagen derselben waren ganz unerheblich; dann wurden mehrere Be— wohner des Hauses vernommen, in welchem Fleschi gewohnt hatte.

Einize derselben glaubten, in Morey den Mann zu erkennen, der Fieschi oͤfter besucht und sich für feinen Onkel ausgegeben hatte doch ist bis jetzt uͤber diesen Punkt noch Feine Aussage bestimmt gewesen. Auch in Boireau hat noch kein Zeuge den jungen Mann wiedererkannt, der sich am 27sten Abends nach Fleschi erkun— digt hatte. ö

In der Sitzung vom 4. Februar fand das sehr interessante Verhör des Herrn Lavocat statt, der bekanntlich Mitglied der De— putirten⸗Kammer und zugleich Oberst-Lieutenant bei der National Garde it. Derselbe erzaͤhlte zunaͤchst, daß er Fleschi stets als einen eifrigen Anhaͤnger Napoleon's gekannt habe, und daß er daher, um ihn von geheimen Gesellschaften abzubringen, ihn oftmals daran erinnert habe, daß der ehemalige Kaiser kein Freund der Republi— kaner,‚gewesen sey. „Fieschi“, fuhr er fort, „der mir seine beson dere Zuneigung geschenkt hatte, sagte oftmals, als er sah, daß ich eine Winke nicht achtete, zu meinem Bedienten, ich liefe große Ge fahr, und er wuͤrde fuͤr meine Sicherheit Sorge tragen. Ich erin nere mich, daß er mir damals drei Maͤnner nannte, dse meinen Tod sgeschworen haͤtten, nämlich einen Sattler Morey, einen gewissen Auzias und einen Schuhmacher, dessen Name mic entfal len ist. Fieschi zeigte den groͤßten Haß und die tiefste Verachtung gegen die Republikaner; er sagte mir, daß er nach dem Kaiser nur Ludwig Philtpp anerkenne, und offenbarte mir den? Wunsch, bei der geheimen Polizei angestellt zu werden. Als er meine Ver wendung dieserhglb bei dem Polizei-Praͤfekten verlangte, erklärte ich ihm aver, daß ich mit dieser Sache nichts zu schaffen haben wolle und verwies ihn deshalb an einen ihm bekannten Polizei⸗Beamten Eines Tages kam er zu mir, um mir zu sagen, daß letzterer ihn dem Polizei⸗Praͤfekten vorgestellt, dieser ihm aber einen so niedrigen Posten bet der Poltzet angeboten habe, daß er ihn nicht angenommen jedem Volksauflauf war Fieschi immer der Erstè, der mir sesn— Dienste anbot; er wollte in die National-Garde eintreten, und als ich ihm bemerklich machte, daß er der Hauptstadt fremd sey, be gnügte er sich damit, sich immer in meiner Naͤhe zu halten?“ dieser Stellung habe ich mich seiner mehrmals bedient, um die Po sitionen und die Zahl der Empoͤrer zu ermitteln, und er hat sic— dieser gefabrvollen Auftrage stets mit Eifer, Umsicht und feltener Unerschrockenheit entledigt. Nach dem Attentat vom 28. Jul schrieb der Polizei⸗Praͤfekt mir, daß er mir etwas Wicht ges mitzutheilen habe, und lud mich zum Fruͤhstuͤck ein, nach dessen Beendigung er mich scherzhafter Weise fragte, ob ic Gerard sehen wolle. Ich bejahte es und stieg also in ds Gefan? Aaiß der Conciergerie hinab, wo ein schwer Verwundeter auß einein Bette lag. Ungeachtet ich sein Gesicht nur zum Theil fah, fielen diese Zuͤge mir doch auf, und ich erkannte sie bald fuͤr diejenigen Fleschi's. „Wußten Sie denn““), fragte ich den Polizei-Praͤfek ten „„daß ich den Gérard kenne ?““ „„O Nein“ “, sagte dieser, Sie kennen ihn also ?““ „„Gewiß“ *, erwiederte ich, Mann heißt Fieschi““ „„Sie erweisen mir einen großen Dienst“ sagte der Präfekt, und so trennten wir uns Am folgenden Tage wiederholte ich meinen Besuch in der Coneiergerie Fieschi wollte mich erst nicht kennen; als ich ihm aber mehr zu Herzen sprach, wich seine Halsstarrigkeit; er weinte und erklärte! daß er sich mir ohne Ruͤckhalt entdecken wolle.“ Herr Lavocat wiederholt? hier die bereits in der Anklage⸗Akte verzeichneten Thatsachen und hob die Dienste hervor, die Fieschi ihm dadurch erwiesen, daß er namentlich wahrend der Volks- Auflaͤufe, oftmals vor dem Dol der Meuchler bewahrt habe. —Fiescht, der wahrend dieser Ausf Herrn gavoegt sichtlich bewegt war und sogar Thraͤnen vergoß— „Was ich so eben vernommen, hat mich in tiefste— ö Herr Lavocat allein konnte Gewalt uͤber mi üben; keinem andern auf der Welt waͤre ez wohl lungen, mich zum Sprechen zu bewegen Ich gehoͤrte ihm unbedingt an; was er gesagt hat, ist die reine Wahrheit. Der Präsident: „Habt Ihr den Erklaͤrungen des Herrn Lavocat nichts hinzuzufügen, nicht sonst noch einige Aufschlüͤff⸗ zu geben?“ Fieschi. „Wollte ich etwas sagen, was Herrn Lavocat persönlich angeht, so mochte ich fuͤr einen Schmeichler gelten; da derfelbe üb? gewisse Dinge geschwiegen hat, so mag ich nicht reden“ Der Praͤsident „Nichts hindert Sie sagen, was Sie wissen“ Herr Lavocat. „Nach Fieschi's Aeußerungen könnte man glau ben, daß ich mit einigen wesentlichen Details absichtlich zur üͤckgehal ten haͤtte; wenn dies aber geschehen, so betrifft es bloß Gegenstaͤnde, die mich persoͤnlich betreffen. Mehrmals benachrichtigte mich Fies cht, daß ich ermordet werden solle; da ich seinen Charakter kannte so war ich geneigt, ihm zu glauben, doch ergriff ich keine Vor⸗ sichts⸗ Maßregeln. teinte Fleschi noch andere Dinge, so bin ich bereit, ihm zu antworten“ Fieschi? „Nein, mein Herr, die Freundschaft des Herrn Lavocat hat mich hoch geehrt; ich wuͤrde für ihn in den Tod gegangen seyn. So oft ich erfuhr, daß sein Leben in Gefahr schwebe, gab ich ihm einen Wink; obne mich' wäre r ermordet worden.“ Herr Lavocat. „Es sst nur zu wahr, Herr Praͤsident, daß ich eher dem Fieschi verpflichtet bin, als er es mir ist. (Sensation.) Fieschi hat mir große Dienste geleistet; nicht nur, daß er fuͤr meine persoͤnliche Sicherheit Sorge getragen, weiß ich auch auf das bestimmteste, daß er seine Besorgnisse wegen meiner anderen Personen, z. B. meinem Bedienten, mitgetheilt hat Er hal mir oft Namen genannt, die ich um die Erlaubniß ditte zu verschwei— gen, weil die betreffenden Personen in die gegenwartige Anklage nicht mit verwickelt sind“ Der Praͤstiden't „Sie haben fruͤher erklaͤrt, daß Sie die Mitangeklagten schon vor dem Attentat ge⸗ kannt haͤtten.“ Herr Lavocat bejahte diese Frage in Bezug änf Morey, Pepin und Boireau. Dagegen erklärte er, den Bescher nie gekannt zu haben. Der Praͤsident „Es laͤßt sich gewiß uͤber die Wahrhelt Ihrer Erklaͤrungen nicht der mindeste Zweifel erheben Meine Pflicht erheischt aber, noch ausdrücklich anzukuͤndigen daß Alles, was Sie gesagt, mit Fieschi's nissen genau zusammentrifft.

nen sehr wesentlichen Dienst

dankbar an.

Bei

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sagte darauf Seele geruͤͤhrt

l dies gleich nach dem keine einzige rung gestanden

1 J 1141

Paris, 4 Febr. Der Koͤnig hielt gestern Mittag eine zweistuͤndigen Minister⸗-Rath. ̃

Dle Deputirten⸗ Kammer hielt heute wieder eine 6f fentliche Sitzung, die hauptsaͤchlich den Berathungen uͤber die Proposition des Herrn Gouin wegen der Herabsetzung des Zins fußes der Fproc. Rente gewidmet war. Bei der Eröffnung der Sitzung waren nur die offentlichen und vorbehaltenen Tribunen uͤberfuͤllt im Saale selbst bemerkte man höͤchstens einige 40 Mit