1836 / 47 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ö . ö

Die durch Thauwetter und Regen ungewöhnlich (die Saar bis zu 13 Fuß) angeschwollenen Gewaͤsser leisteten den guͤnstigsten Vorschub. Nur zwei Schiffe sollen beim Eisbruch gesunken seyn; im uͤbrigen werden die durch den Eisgang angerichteten Schaͤ—⸗ den an Schiffen, an Ufer-Befestigungen, Leinpfaͤden c. als un— bedeutend bezeichnet, so auch die Nachtheile an Wegen und Daͤm— men, welche die mit dem Eisgange verbundenen Ueberschwem— mungen verursachten. An mehreren Orten an der Mosel lan— dete man bei dieser Gelegenheit hunderte von tannenen Borden, die bis zur Meldung der Eigenthuͤmer aufbewahrt werden; sie sollen einem an der oberen Mosel bei Pont 2 Mousson wegge—⸗ schwemmten Holz⸗Magazine angehoͤren“

An der

Fuder.

Vermischte Nachrichten. Hauptregeln für Eisenbahn-Unternehmer. (Uebersetzt aus Lardner s tlie Stenms-Engine, new Edition. London 1833.)

zielle Speculation sich durch die Einnahme bezahlt machen wurde, und selbst jetzt, nachdem mehrere Jabre wieder vergangen sind, fin det man noch Leute, die aus angeborner Zweifelsucht immer kein volles Vertrauen in die Dauer des Ertrages setzen. Lange bestritten selbst wissenschaftliche Manner die Moglichkeit, einen regelmäßigen Verkehr mit der großen Geschwindigkeit zu unterhalten, dse im Anfange des Unternehmens eingeführt wurde; und nun, nachdem diese Möglichkeit erwiesen ist, indem der gleich schnelle Verkehr während mehrerer Jahre keine Stoͤrung erlitten hat, wird dennoch das künftige Bestehen dieser vortheilhaäften Anlage von einigen be— zweifelt, und von anderen sogar geleugnet. Die vielen Schwierig— etten, auf welche man stieß und die enormen Kosten der Lolomotid— Rraft haben die Direktoren in ihren balbjährigen Be ichten voll— stndig anerkannt. Manche, die bei Kanaͤlen und sonstigen rivalisi— renden Anlagen interessirt waren, oder die aus Grundsaͤtz Alles be⸗ zweiselten, schrieben die Dividende dem eigenthümlichen Verfahren der Vorsteher zu; und behaupteten, daß diese Dividende nur schein= bar aus dem Erträge, wirklich aber aus dem Kapitale selbst bezahlt würde. Eine solche Taͤuschung konnte natuͤrlich nicht lange anhal— ten, und so hat denn die Zahlung von AM pCt. Dividende, die seit der Erbsnnung der Bahn regelmäßig in jedem Semester erfolgt ist, in Verbindung mit den bedeutenden Reserve⸗Fonds, und dem Stei— gen der Actien auf mehr als das Doppelte ihres Betrages di jenigen Überzeugt, die auf jenes allgemeine Gerede nicht hoͤrten. Wenn da— her fruher die oͤffentliche Meinung sich gegen Eisenbahnen aus— sprach, so erklart sie sich in ganz gewöhnlichem Gegensatze jetzt so heftig für dirselben, daß es ö. alle Maͤnner, die sich dem Gegen— stande widmen, zur Pflicht wird, den Eifer des Publikums zu zuͤgeln und ihn in angemessene Graͤnzen zuruͤckzufuͤhren, aber nicht ihn noch mehr anzureizen.

Die bekannt gemachten Projekte zur Anlage von geößeren Eisen⸗ bahnen fuͤr den Binnen⸗Verkehr werden zu ihrer Kussuͤhrung ein sehr bedeutendes Kapital erfordern. Beruͤcksichtigen wir, daß bei solchen Unternehmungen die veranschlagten Koösten jedesmal geringer sind, als ihr wirklicher Betrag, so werden wir denselben v'elleicht nicht uͤberschaͤtzen, wenn wir ihn zu 30 Millionen Pfund angeben. Die Größe dieser Summe bat bei einigen Leuten die Besorgnißz erregt, daß ein so auffallender Wechsel in der Anlegung von Kapi— talien den Handel ernstlich erschuͤttern durfte. Man muß aber be— denken, wenn auch alle diese Projekte einst ausgefuhrt werden sollten, so vergeht doch eine lange Zeit, vielleicht 15 Jahre, bis sie vollendet sind, und das Kapital wird nicht auf einmal, sondern nach und nach in kleinen Raten eingezahlt. Sollte es aber auch ge— schehen, daß zur Foͤrderung dieser Anlagen ein gleiches Kapital an— deren Unternehmungen entjogen wurde, so wird doch der Uedergang so allmalig geschehen, daß er keinen dedenklichen Nachtheil haben kann. Es ist indessen nicht wahrscheinlich, daß ein solcher Ueber— gang der Kapitalien überhaupt nothig seyn wird. Handel und Ge— wert sfleiß sind jetzt im blühendsten Zustande: die jährliche Zunahme der Kapitalien ist in unserem Lande so groß, daß es nicht an Geld für neue Unternehmungen fehlt, sondern nur an Gelegenheit, das vachsende Kapital vortheilhaft unterzubringen. In Manchester allein soll die jährliche Zunahme 3 Millionen betragen. Die dortige Boͤrse koͤnnte daher in 13 Jahren die saͤmmtlichen Fonds zur Vollendung aller projektirten Eisenbahnen hergeben, ohne anderen Unterneh man gen die Kapitalien zu entziehen.

Die Leichtigkeit, bei solchen Aectien⸗Gesellschaften sein Geld, „lbst in kleinen Beitragen, anzulegen, der Reiz, welchen die Aus— sicht auf einen großen Gewinn gewahrt, und der . zins fuß der Staats-Papiere jeder Art har eine Menge Kapitalisten, sowohl große als kleine, bewogen, auf diese Unternehmungen zu unterzeich— nen, und zwar in der reellen Absicht, ihr Verindgen anzulegen. Andererseits giebt es aber auch eine große Menge Spekulanten, die die sich mit so bedeutenden Summen dabei einlassen, daß sie weder die entfernteste Kbsicht, noch auch die Mittel haben, din Betrag ihrer Actien einzujahlen. Der Verlnst, der diese letzte Klasse von Leuten treffen kann, wird wenig Mitleid erregen: wenn die Ersteren es aher nicht verhindern, so muß dabei Alles in Stocken gerathen, und 5er Markt wird mit den Actien dieser Schwindler uͤberschwemmt werben, die nur kauften, um wieder zu verkaufen. Es koͤnnen dann sehr nachtheilige Folgen fur dieienigen sich zeigen, die nur auf gu⸗ ten Glauben unterschrieben haben.

Wem daher daran liegt, sein Kapital auf diese Art sicher anzu— legen, dem wird es nuͤßlich seyn, im Umrisse und auf allgemein verstandliche Art bie wesentlichsten Punkte kennen zu lernen, worauf die Wirksamkeit und der Skonomische Nutzen der Eisenbahnen be— ruht, so daß er in den Stand gesetzt wird, den wahrscheinlichen Werth der gehofften Vortheile bel den verschiedenen Projekten selbst zu würdigen. Wir bemuͤhen uns dabei, unsere Angaben so viel wie mbglich auf einfache Tharsachen und Resultate zu beschraͤnken, die sich weder leugnen noch bestreitzn lassen, und üͤberlassen es Andern, ir Folgerungen selbst heczuleiten, zu denen sie fuͤhren.

Wir bemerken zuvor, daß die Personen, die sich in ein Eisen— bahn-⸗ünternehmen einlossen wollen, zuerst die Tabelle der Stei— gungen einsehen müssen, d. h. den Nachweis von allen nicht waage⸗ rechten Strecken, die auf der Bahn von einem Endt bis zum andern

vorkommen, woraus hervorgehen muß, wie viel Fuß auf die Meile

Zoll auf die Ruthe) die Bahn steigt oder fällt, und wie lang jede solche Strecke ist. Zweitens wird es auch nützlich seyn, die Laͤng= der Halbmesser der verschiedenen vorkommenden Bögen und di: Länge dieser Bögen selbs6t kennen zu lernen Wenn naͤmlich die Eisenbahn ihre Richtung verandern soll, so kann dieses nicht vloͤtz⸗ lich in einem Wintel geschehn, sondern eine Krümmung muß den allinäligen Uebercang inachen. Diese Kruͤmmung ist aber gewobhn— lich ein Kreisbogen, dessen Halbmesser ein nien gl Element ist. Drittens muß man die Ausdehnung des Personen-Verkehrs ken nen, der gegenwartig seit einer bestimmten Zet auf der Chauffee äwischen den beiden Endpunkten der Bahn stattfindet, man muß die Anzahl der konzessionirten Wagen ermitteln, und die Anzahl der Reisenden, die darin fabren. So viel es möglich is, wird man auch den Güter-Verkehr beruͤcksichtigen, doch ist dieser von ae— ringerem Interesse. Ungefaͤhr weird man die Zahl der Reisenden sin⸗ den, wenn man fuͤr jeden Wagen und jede Reise halb so viel an— nimmt, als moofür der Wagen konzessionirt ist. Viertens sind die basser⸗ Verbindungen zwischen beiden Orten zu beruͤcksichtigen, und das Gewicht der Ladungen, die auf diese Art gefördert werden

Het man diese Ermittelungen angestellt, so werden die folgen⸗ den kurzen Regeln von Nutzen seyn

I) Keine Eisenbahn kann ohne starken Personen⸗ Verkehr mit Vortheil bestehen. Wagren, Kaufmanns⸗Guͤler, landwirthschaftliche Produkte u. dgl. sind von untergeordneter Wichtigleit

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2) Die Anzahl der Reisenden, auf die man wahrscheinlich rech—⸗ nen kann, wird man fuͤr die projektirte Bahn finden, wenn man die Mittelzahl der Reisenden, die wahrend der letzten drei Jahre auf den Chausseen fuͤhren, um das Doppelte vermehrt. .

Die Mittelzahl der Reisenden, die sich vor Eroͤffnung der Ei⸗ senbahn taglich zwischen Liverpool und Manchester bewegten, betrug ungefahr 150; gegenwartig betragt sie uͤber 1300. Zwischen Dublin und Kingstown ist eine kurze Essenbahn von ungefahr fuͤnf Meilen Laͤnge erbaut, und hier hat die Mittelzahl der Reisenden zwischen beiden Orten ungefaͤhr in demselben Verhaͤltnisse zugenommen.

3) Auf Kanälen kann man Reisende noch vortheilhaft mit einer Geschwindigkeit bis 9 Meilen (beinahe 2 Preußische Meilen) in der

Stunde, ohne den Aufenthalt bei den Schleusen, fuͤr den Satz von 1 . 8. . . ö . GM Rp die Reile der Mosel finder seit kurzem wieder einige Frage Penny far di; irh. nach 18313 Wein statt; der Mittelpreis ist So 100 Rihlr. pro Lebhafteren Absatz erwartet man, wenn die Communica, tionen, namentlich die Wasserstraßen, wieder vollig frei seyn werden.

Sgr. 1 Pf. die Preußische Meile) transpor— Auf der Manchester Eisenbahn beträgt der mittlere Sa t ç0 Penny fuͤr Person und Meile 71 Sgr fuͤr die Preuß. Meile) und die mittlere Geschwindigkeit ist 2⁊ꝛ09 Meilen A1! Preuß. Meilnmn) in der Stunde.

Wollte man die Reisenden nun mit einer Geschwindigkeit von 10 Meilen (23 Preuß. Meilen) in der Stunde auf der Elsenbabn

befördern, so würden die Kosten doch beingbe eben so groß, wie bei der doppelten Geschwindlgkeit . a ,. , daber ; ö ;. bei geringen Geschwindigkeiten nicht mit einem Kanale rivalisiren. Nach Vollendung der Liverpool⸗Manchester⸗-Etsenbahn war man , : n,, , . , einige Zeit hindurch zweifelhaft, ob dieses Ünternehmen als kommer-

Der Kanal zwischen Kendal und Preston ist 57 Meilen (121 Preuß. Meilen) lang: diesen Weg legen die Reisenden im Durchschnitte mit einer Geschwindigkeit von 1 Meile in 6 i Minuten (die Preußische Meile in 30 Minuten) zuruͤck, wozu aber noch der Aufenthalt bei den Schleusen kommt. Das Personengeld betraͤgt ungefaͤhr ! Penny die Meile (4 Sgr. 1Pf. die Preuß. Melle). Es giebt hier 8 Schleusen, jede von 9 Fuß Gefaͤlle und einen Tunnel der 100 Hards (97 Ruthen) lang ist; durch letzteren werden die Bote mit der Hand gezogen, und hierzu sind 5 Minuten erforderlich. Zum Durchgang durch die Schleusen braucht man dagegen beim Herabfahren 235 bis 25, und beim Herauffahren 35 bis 1 Minuten Aehnliche Boöͤte werden bei ungefahr gleichen Preisen auch auf dem Forth- und Clyde-Kanal auf dem Union-Kanal in Schottland und auf dem Paisley und ö benutzt. Die Bote werden namlich durch Pferde ezogen. ö . „Bei dem Satze von 15* 99 Penny fuͤr den Reisenden und die Meile 7 * Sgr. die Preuß. Meile) betragt der reine Gewinn anf der . Bahn 160 pCt. der Ausgaben für den Personen⸗ Verkehr.

3) Guter konnen auf Kanaͤlen fuͤr geringere Frachten als auf

Eisenbahnen befoͤrdert werden; beim Guͤter-Verkehr ist die Geschwin⸗

digkeit auf den Kanaͤlen jedoch nur ein Fuͤnftheil von der auf Ei— senbahnen. ö . ö. 6) Äuf der Liverpool-Manchester-Eisenbahn werden die Guͤter

für den Satz von zan Penny fuͤr die Tonne und Meile (9 Pf.!

fuͤr die Preuß. Meile und Cte) gefoͤrdert, und dabei erspart die Ge— sellschaft etwa 10 pCt. gegen die Ausgaben. Ein Kanal konkurrirt in dieser Beziehung mit der genannten Eisenbahn.

7) Eine lange Eisenbahn kann verhaͤltnißmaͤßig mit geringeren Kosten bewirthschaftet werden, als eine kurze.

s) Dampfmaschinen sind dann am vortheilhaftesten und zeigen die groͤßte Wirkung, wenn der Widerstand, den sie überwinden sollen, uͤberall gl ich und unveraͤnderlich ist.

9) Die Veraͤnderung des Widerstandes auf den Eisenbahnen haͤngt theils von den Steigungen, theils von den Kruͤmmungen ab.

10) Je naher eine Eisenbahn mit einer vollkommen hortzonta— len Ebene und einer ganz geraden Linie zusammenfaͤllt, um so vor— theilhafter wird sie seyn.

11) Wie viel mechanische Kraft man braucht, um eine gegebene Last von dem einen Ende der Bahn nach dem andern zu sschaffen, lat sich leicht und genau berechnen, wenn die Steigungen und Krümmungen bekannt sind. Man wird daher die Zweckmaͤßlgkeit verschiedener Bahnlinien in dieser Beziehung mit einander verglei⸗ chen; es ist dieses aber nicht der einzige Maßstab, den man dabei anzulegen hat.

12) Wenn eine Eisenbahn mehr als 17 Fuß auf die Meile (Lauf 319 oder ungefahr , Zoll auf die Kuthe) ansteigt, so ver— langt sie schon staͤrkere Lokomotiven, als wenn sie horizontal waͤre; je mehr solche starke Steigungen auf ihr vorkommen, und je steiler sie sind, um so nachtheiliger wird immer die Bahn werden.

lä) Wenn die vorkommenden Steigungen nicht großer sind, als 17 Fuß auf die Meile (1 auf 310), so wird man zwar keine staͤrkere Lokomotiven als auf horizontalen Bahnen anzuwenden brauchen,

aber die Kraft derselben wird doch nicht mehr so vortheilhaft ver—

wendet, und der Betrieb wird dadurch theurer.

a) Auf einer Eisenbahn, wo Steigungen von mehr als 30 Fuß auf die Meile (1 auf 176 oder „n Zoll auf die Ruthe) vortomnien, muß man schon Huͤlfs Lokomotiven auwenden; hierbei entsteht jedes mal eine Kraftverschwendung und eine Vermehrung der Betriebs—

Kosten, bald in höherem, bald in geringerem Grade, je nachdem die

Anzabl und Laͤnge solcher Steigungen groͤßer oder kleiner ist. 153) Soll eine sehr lange Steigung durch eine Huͤlfs-Lokomo— t ve uͤßtrwunden werden, so verursacht dies uͤbermäßige Ausgaben. Es muͤssen demnach die Steigungen von mehr als 306 Fuß auf die Meile nur kurz seyn.

16) Steigungen von mehr als 9 Fuß auf die Meile (1 auf 1066 oder 11,3 Zoll auf die Ruthe) koͤnuen mit Vortheil nur noch nittelst stehender Dampfmaschinen mit Seilen überstiegen wer— den; dieses ist aber ein Mittel, wogegen sich Manches einwenden laßt und welches kaum mit einem starken Personen-Verkehr zu ver— einigen ist.

7) Wenn steile Steigungen sich am Ende der Linie befinden und nur kurz sind, so sind sie zulaͤssig

Es ist klar, daß in diesem Falle die geneigten Ebenen dazu bei— tragen werden, den Wagenzug beim Abfahren in Bewegung zu sez— zen sie unterstuͤtzen also die Lokomotive gerade in der Zeit, wo diese im Allgemeinen die größte Kraft entwickein muß. Naͤhert der Zug sich daßegen dem Ende, so wird die Bewegung desselben groß ge— nug seyn, um ihn die geneigte Ebene herauf zu bringen, diese darf aber nicht zu lang seyn, denn jedenfalls darf der Zug nicht vor dem Ende in Stillstand kommen.

18) In welchem Maße die Steigungen den Widerstand vermeh— ren, ergicot sich, wenn man bedenkt, daß elne Steigung von j7 Fuß auf die Meile (1 auf 310) den Widerstand, wie er auf horizontalen Strecken ist, verdoppelt; bei 30 Fuß auf die Meile (1 auf 175) wird er verdreifacht, bei 8 Fuß auf dle Meile (1 auf G20) vergroͤßert er sich um die Halfte ü. s. f. ;

19) Bei den Geschwindigkeiten, die man jetzt auf den Elsen— bahnen erreichen kann, sollten alle Krümmungen vermieden werden, die zu einem Halbmesser gehoren, der unter einer Meile (27 Ru“ then ist. Man kann wohl durch schickliche Mittel die Widerstäͤnde in den Krümmungen vermindern, aber einige Nachlaͤssigkeit des Ma— schinenmelsters wird hier immer gefaͤhrlich. Nahe am Ende der Li— nien sind Krümmungen nicht verwerflich.

26) Die schlechteste Stelle für Kruͤmmungen ist am Fuße der Steigungen, indem die Wagenzüͤge beim Herabfahren eine große Ge⸗ schwindigkeit annehmen, und es zufallig unmbglich werden kann, sie anzuhalten.

2l) In dem Maße, wie die Geschwindigkeit der Lokomotiven durch neue Erfindungen noch vergrößert werden kann, werden auch die Nachtheile und Gefahren bei den Kruͤmmungen zunehmen. U

21) Die Schwierigkeit bei der Anwendung langer Tunnels he— steht in der Zerstorung der Lebensluft durch das Feuer in den Oefen der Lokomotiven. Horizontale Tunnels muüssen daher 28 bis 36 Fuß hoch seyn, und außerdem durch Luftschachté oder andere Mittel ven? tilirt werden.

23 Der Uebergang aus dem Lichte in die Dunkelheit, das un— angenehme Gefuͤhl der feuchten Luft und im Sommer der Wechsel der Temperatur wird immer Veranlassung geben, auf den Bahnen, die fuͤr einen starken Personen-Verkehr bestimmt sind, die langen Tunnels zu vermeiden.

2m) Alle diese Uebelstaͤnde werden aber um so nachtheiliger,

wenn der Tunnel nicht horizontal, sondern geneigt ist. Fahr

denselben hinauf, so wird die Zerstorung der Lebensluft . Mals vermehrt, wie die bewegende Kraft zunshmen muß. Cmhen er also mit 17 Fuß auf die Meile an, so wird die Zerstßrush i

Lebensluft verdoßpelt, bei 3 Fuß verdreifacht, bei zi Fuß veryien .

facht u s w. 25) Laͤßt sich die Anlage eines Tunnels auf geneigten Str

tel, zur Ventilirung in gleichem Maße verstaͤrkt werden, wie d Widerstand wegen der Steigung zunimmt. . . 26) Die Luftschachte in den Tunnels duͤrfen nicht uͤber 29 Yard (38 1 Ruthen) von einander entfernt seyn. 2 27) In der Zeit, daß der Wagenzug durch den Tunnel dur faͤhrt, zeigen die Luftschachte keine Wirksamkeit. Die Maschine liz binter sich die unreine Luft, die sie verdorben hat, letztere umgie die Reisenden, indem sie nicht schnell genug in die Schachte ste !. kann, Bei gehöriger Hohe des Tunnels werden sich jedoch die un, theiligen Folgen in dieser Beziehung vermeiden laßsen, wenn glejt ein unangenehmer und peinlicher Bunst immer bleiben wird. Alt

28) Horizontale Tunnels, deren Laͤnge nicht über ein Drittles Meile 112 Ruthen) betragt, wird man hoffentlich anwenden 1e 1 mit Steigungen werden sie aber bei dieser Laͤnge mehr verne ich seyn. .

Es, verdient bemerkt zu werden, daß wir bis jetzt noch mjs oder keine Erfahrungen über die Wirkungen der Tunnels auf e! bahnen haben, wo ein lebhafter Personen-Verkehr durch Lokon; ven betrieben wird. Auf der Leicester⸗Swannington⸗Bahn glsektt, einen Tunnel, der ungefahr eine Meile 42. Ruthen] lang n horizontal gefuhrt ist; er wird durch 8s Luftschachte ventilirt n habe ihn haufig mit der Lokomotive passirt selbst wenn ich mig] einen verdeckten Wagen setzte, war die Unbehaglichkeit so gi daß man sie auf Bahnen, wo ein lebhafter Personen-Verkehr n findet nicht duiden könnte. Diele Bahn föröert i auptfaͤchlich fa len von einigen Gruben in der Naͤhe von Swannington, und y ganze Personen-Verkehr beschraͤnkt sich auf die Arbeiter von d naͤchsten Dörfern. Die Lokomotive brennt hier Kohlen und nich Kocks, daher word noch Rauch gebildet, der viel unangenehmer s als die Gase, die sich heim Verbrennen der Kockes entwickeln. Dir Tunnel ist auch von kleinen Dimensionen.

Auf der Leeds⸗-Selbr-Bahn giebt es in einer beinahe horisontt len Strecke auch einen Tunnel, 709 Hards (170 Ruthen) lang, Fuß breit und 17 Fuß hoch. Er ist versehen mit drei Luftschachtz von ungefahr 16 Fuß Durchmesser und 60 Fuß Hohe. Es sinßn bier cin Verkehr von über 109 Reisenden an jedem Tage sigftt, um im Allgemeinen beschweren sie sich nicht uͤber die Fahrt durch de Tunnel. Die Lokomotive wird hier mit Kockes geheizt.

Meteorologische Beobachtung. 1835. Morgens Nachmittags Nbends Nach einmalige

13. Februar. 6 ühr. 2 Uhr. 10 Uhr. Beobachtung. 1 d ö / . . s J

Quellwärme 70h,

Flußwärme O96.

Bodenwärme 1209. Ausdünstung af z. Niederschlag O. Gf gz Nachtkälte 2069 460 R. .. 81 pCt.

335 58“ Par. 339.31 * Par. 310 06 * Par. 409 * N 210 R. 120 R. 1,90 R. Mo R. 400 RJ. 386 R. 78 v6t. 89 pCt. heiter. halbheiter.

WR. W.

1

dd,,

8 M 145 0 R. ..

Luftdruck. Luftwärme ... Thaupunkt ... Dunstsüttig .. Wetter Unit), Wolkenzug . ..

Tagesmittel: 338 1“ Par. ..

v4 pCt. halbheiter.

* NW.

Auswärtige kBörsen. Amsterdam, 9 Februar.

= Nieder! Wirk! Behnlil, SS? 3. ZG do. 10313. Kunæz- Bil

24 g. , 50, Span A935. PFussive 161. Ausg. Schuld à

TiusI. i8s?3. Preuss. Präm. Beheine 106! 2. Holn. 12731, Oegten

Met. 992. ‚. Antwerpen, S. Februar.

Passive 1578. Ausg. Schuld . Zinsl. 19. Neue Anl. 487,

, 6 FErank furt a. M., 11. Februar.

Oesterr. 3990 Metall. 103. 1027. oM, 9os /n, gag, 2 907. Ur. L 009 2351. Ci. hank-Actien 1g. 1633. Hurtial-hl. Lili, 8. ootze zu 5300 Fi. 145,68 11412. Loose zu 100 bi. 2171. f Preuss. Präm.-Sch. 60768. 603,5. qo. 0M Anl. 89g l/. G. Ho Hoon Ii g, Er. 6 4 n, , , s.. , Hh 55616. 5A 583.

Hamburg, 12. Februar.

Neue Anl. A576.

Paris, S. Fehrunr.

oM, Rente pr. compt. 108 75. fin cour. 169. 13 10 I. eampt. 102. 39,9 pr. compt. S0. 20 fin cour. S0. 30. 30, Neqh. 99. 60 DG Spun. Rente A8! assivo 133 1. Neu Ausg, Reh. —. Ausg. Seh. 181.2. 21 Ce Holl. 30 teortug. I3! “„.

Wijen, 9. Fehruar. . 350 9 Met. 1621 16 ; . 06/9 990 16 3 0) 7852 1 l, 9 —. Hank-Aetien 13259 Neue Anl. 5731

Königliche Schausxstele.

Montag, 15. Fehr. Im Opernhause: Die Sprache diu Herzens, Singspiel in 1 Akt. Musik von Pixis. (Dlle. Fran zilla Pixis: Constanze) Hierauf: Der Roman, Lustspiel i 1 Akt. Und: Der dritte Akt der Oper: Othello, von Rossui [(In Italiaͤnischer Sprache vorgetragen) (Dlle. Pixis: Defhn mona, als letzte Gastrolle. Herr Bader: Ochello)

Im Schauspielhause: 1) Simple histoire, vauderillb par Serihe. 2) La première représenlalion de: Uu Mlari6p raisonnable. comédie en 1 acte, du théätre fran gais. par ! Ancelot. 3) Le Phillre champendois, vandeville comique ! l acte.

Mittwoch, 17. Febr. Im Opernhause: Den Carlos, M fant von Spanien, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller. (HR Devrient: Marquis von Posa.)

Im Schauspielhause: Abonnemen suspendu. iephe sentation extraordinaire au héönésice de Mlle. Deschanel. le heclacle sc composera de: 1) La première représenlation le: e Marquis et la Grisette, vaudeérille nouvéèau en 2 acles bar Mr. Bayard. 2) La premiere représentation de: PFolleh ou: Le Sylphe, pince nouvelle en 2 actes. ö

Billets zu dieser Vorstellung sind von Montag, den löten d. M., Mor gens 9 bis Nachmittags 2 Uhr, in der Wohnung der Dlle. Deschanel, Kronen-Straße Nr. 28, parterre links, zu den gewohnlichen Preisen zu haben. .

Da zu dieser Benefiz-Vorstellung Abonnements nicht guͤltig sind, so werden die resp. Inhaber von Abonnements, Plätzen er— sucht, bis Dienstag, den 16ten, Mittags 12 Uhr, bestimmen zu lassen, ob sie die Platze behalten wollen, oder ob dieselben an derweitig verkauft werden sollen.

Königstäbtisches Theater. ĩ

Montag, 15. Febr. Die Unbekannte, Oper in 2 Akten, nach dem Italiaͤnischen: La Straniera. Musik von Bellini.

Dienstag, 1s. Febr. Die Bastille, oder: Wer Andern eine Grube graͤbt, saͤllt selbst hinein, Original-Lustspiel in 3 Ak ten, von C. P. Berger. Hicrauf: Die Erbin aus Brandenburg, Original⸗-Lustspiel in 3 Akten, von C. P. Berger.

Redacteur EG. Co Ste, Gedruckt bei A. W. Hayn.

nicht vermeiden, so muͤssen die Dimensionen desselven und die a I.

Allgemeine

Berlin, Dienstag den 16ten Februar

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Prinzen George preußen Koͤniglich: Hoheit ben Schwarzen Adler-Orden szerleihen ger aht. . .

Se. Koͤnigliche Majestaͤt haben den bis herigen Kammer—⸗ gi⸗Assessor Lindenberg zum Landgerichts-Rath bei dem gerichte in Torgau Allergnaͤdigst zu ernennen geruht.

Heute werden folgende neue Stuͤcke der Gesetz-Sammlung egeben, naͤmlich „‘ das 3te, welches enthaͤlt unter ö 1600. das Reglement fuͤr die Provinzial-Feuer-Sozietaͤt der Rhein-Provinz, und 1691. die Verordnung wegen Aufloͤsung der bisherigen Feuer-Sozietaͤten in der Rhein-Provinz und Aus— fuͤhrung des vorgedachten Reglements; das 4te, enthaltend unter 6902. das Reglement fuͤr die Provinzial-Feuer-Sozietaͤt der Provinz Westphalen, und 603. die Verordnung wegen Aufloͤsung der bisherigen Feuer-Sozietaͤten in der Provinz Westphalen und Ausfuͤhrung des Reglements; zuletzt deas te, oessen Inhalt unter 1694. das Reglement fuͤr die Provinzial-Feuer-Sozietaͤt der Provinz Posen, und 1695. die Verordnung wegen Aufloͤsung der bisherigen Feuer-Sozietäaͤten in der Provinz Posen und Aus— fuͤhrung des Reglements. Sämmtlich vom 5. Januar d. J. Da diese drei Stuͤcke, ihres bedeutenden Bogen-Umfangs zn, nicht so versandt werden koͤnnen, daß die Interessenten Hrten auf einmal zu befriedigen sind, so wird vorerst die zung nur nach den Orten derjenigen Provinzen geschehen, ei den Verordnungen speziell interessirt sind, daher die uͤbri⸗ nicht unmittelbar betheiligten Interessenten nur erst spaͤter I Reihe kommen werden. Berlin, den 16ten Februar 1836. Debits-Comtoir der Gesetz-Sammlung.

3titungs⸗Nachrichten. nu n 8

Frankreich.

Fieschi's Prozeß. Sitzung vom s. Februar. Zu Anfang Sitzung wurden hauptsaͤchlich diejenigen Zeugen vernommen, euͤber den Ankauf der Gewehre, aus denen die Maschine zu⸗ lengesetzt war, Aufklaͤrung geben konnten. Der Schwerdtfeger y sagte aus, daß Fieschi, ungefahr sechs Wochen vor dem Ät⸗ ate, unter dem Namen Alexis zu ihm gekommen sey und ihn agt babe, ob er nicht 20 bis 25 Flintenlaufe von ihm erhalten e und zu welchem Preise. Es sey ihm darauf bejahend geant⸗ et und ihm 6 Fr. für jeden Lauf abgefordert worden. Fieschi j erklart, daß er sich erst mit einer dritten Person daruͤber be⸗ hechen musse. Am 25. Juli sey er wiedergekommen und habe den sandel abgeschlossen, jedoch dabei verlangt, daß auf der Rechnung Er Lauf mit i Fr. berechnet werde. Dies sey man eingegan= und habe ihm am andern Morgen die Flinteniaͤufe uͤberliefert, er in einem Koffer habe fortschaffen lassen. Bei dieser Gelegen⸗ fragte der General-Prokurator den Angeklagten Pepin aber⸗ s- oo er nicht versucht habe, Gewetzre von Cavaignac zu erhal— und zu dem Ende bet diesem in Ste. Pélagie gewesen sey. Pepin fett, Herr Dupont: „Ich habe es aus Eavaignac's Munde, r Pepin nie in Ste. Pélagie gesprochen hat.“ Der Praͤsi⸗ t „Wann hat Ihnen Eavaignat das gesagt?“ Herr Dupont: zt U Tagen. (ÄAügemelnes Kufseben.) Ja, damals befand sich einge noch in Paris.“ Nach einigen Unerheblichen Verhdren die Liste der Belastungs-Zeugen erschbpft, und man schritt nun Vernehmung, der auf Ansuchen der Angeklagten vorgeforderten Ben, Unter ihnen befand sich Herr Bande, Mitglied der De— tten, Kammer und vormaliger Polizci⸗ Praͤfekt. Auf die Frage prasidenten, was er uͤber Ftescht zu sagen habe, erwiederte Herr he „Am 6. August 1835 wurde ich vor die Kommission des hnfes gefordert, Das Attentat schien damals noch in ein fin⸗ 6 Dunkel gehüllt. Ich sagte der Kommission Alles, was ich Fieschüs früheres Leben wußte. Das Gericht hat sich daraus taugen koͤnnen, von welcher Beschaffenheit meine Verbindungen Fiescht waren. Ich hatte ihn feit 18 Monaten gaͤnzlich aus Hesicht verloren, so daß ich über das Artentat nichts“ Anderes tec als was aller Welt bekannt war. Ich bin auf das Ansu— . Fießchi's vorgeladen worden, und da ich uͤber das Verbrechen, i. hm eine so unglückliche Beruͤhmtheit verschafft hat, nichts tgen weiß, so vermuthe ich, daß er wuͤnscht, ich soll Zeugniß dein früheres Betragen ablegen, so weit ich es aus den zwi⸗ nens bestandenen Verbältniffen zu beurtheilen vermag. Fiesch: mir Beweise von seltener Üünerschrocken heit abgelegt; ich hielt ssgleich fähig fun; Guten, wie zum Höfen. Ich beläge ihn t daß er in so schlechte Hände gefallen ist; ich glaube, daß Einen Vaterlande Dlensie, und sogar glänzende Bienste, haͤttk en konnen. In den Verhaͤltnissen, in denen er zu mir stand, hat mmer eine große Hingebung und große Treue gezeigt. Vor eini⸗ Tagen habe ich Fiesch auß feinen Wunsch unbü nf Erlaubniß Herrn Praͤsidenten besucht. Unsere Unterredung dauerte ge. Ich erinnerte Fiescht an die Ärt und Weise, wick 'ich n bei zwei für ihn peinlichen Veranlassungen aufgenommen . Er schilderte mir sein Verzweiflungꝰ und Pe Weise, . zu dem Attentat verleitet worden sẽy. Als ich ihn tes warum er sich in feiner traurigen gage nicht an mich . babes spielte er auf die Luͤge an, die er sich gegen mich nul h f chulden kommen lassen, als er sich fur elnen Ppölitischen eilten ausgegeben, und sagte, daß man wohl diejenigen täu= ö . die üns taͤuschten; ich sey aber immer so gut und red⸗ i rn umgegangen, daß er nicht ohne Errdthen haͤtte vor jeinen konnen. Ich bedaure es, daß sich Fiescht, durch ein

Ech chrenwerthes Gef hl, hatt beten gan of a. 2 ich an mi den; er würd dann gewiß jetzt nicht auf die ser En] 1

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renüßische Staats-Zeitung.

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Herr Caunes, General-Inspektor der Wasserbauten, sagte folgen⸗ dermaßen aus. „Im Laufe des Jahres 1831 wohnte ich eine Zeit—⸗ lang in einem Hause in der Buffons⸗Straße, um dem Mittelpunkte meiner Geschaͤfte naͤher zu seyn. Fieschi war Portier dieses Hauses; er lebte mit einer kleinen, magern, braunen Person, die 36 bis A0 Jahr alt seyn konnte und fur seine Frau galt. Beim ersten An⸗ blick machte mir Fieschi einen unangenehmen Eindruck, er schien mir hart und jaͤhzornig. Die Frau, die mit ihm lebte, sagte mir aber. „„Wenn Ste ihn erst genauer kennen, so werden Sie ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen.“““ Beide waren eifrige Anhaͤnger Napolcon's. Ich verschaffte Fiescht die Stelle eines Aufsebers über die Croullebarbesche Muhle. Als ich spaͤter von der Cholera befallen wurde, kam Fieschi zu mir und ruhte nicht eher, als bis ich ihm erlaubte, mich nach seiner Muhle transportiren zu lassen! Dort pflegte er mich mehrere Monate lang mit der aͤußer⸗ sten Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Diese 1 so welt, daß er die Hunde die mich Nachts in meinem Schlaf sibrten, fortjagte und ganze Strecken weit verfolgte. Ich betrachte ihn als meinen Lebenz⸗ retter; ich suchte ihn dafüͤr, so viel als in meinen Kraͤften stand, zu belohnen.“ Auf eine Frage des Herrn Dupont, erklaͤrte Herr Caunes, daß er in Gemeinschaft mit der Frau Petit, Fieschi mehre⸗ remale abgehalten habe, an den Emeuten Theil zu nehmen. Unter den ubrigen Zeugen befanden sich mehrere Perfonen, die sich sehr vortheilhaft uͤber Morey's Charakter und früheren Lebens— wandel äußerten. Herr Pruneau, ein alter Offizier, Ritter des St. Ludwigs⸗Ordens und der Ehren⸗Lgion, sagte unter Anderem. „Ich habe Herrn Morey fruher aufg gesehen und weiß nur Gutes von ihm zu sagen. Ich habe ihn immer als einen guten Burger und als einen rechtlichen Mann befunden. Nach dem scheußlichen Attentat ersah ich aus den Zeitungen, daß man Morey als einen Mitschuldigen in Verdacht hatte. Ich begab mich sogleich nach seiner Wohnung und fand Alles bei ihm in der größten Bestürzung wegen seiner Verhaftung. Ich suchte seine An⸗ gehbrigen zu troͤsten, indem ich versicherte, wie ich es auch wirklich glaubte, daß fuͤr Morey nichts zu fürchten sey. Eines Tages traf ich mit Morey zusammen, und wir sprachen über die Amnestie. Ich sagte ihm, daß ich hoffte, sie bald verkündet zu sehen, da ich unbe⸗ dingtes Vertrauen in die Gnade des Königs setzte. Morey sagte mir darauf: „„Ah! Wenn der Khnig die Amnestie zu den Jult-Feier— lichkeiten proklamirte, er wuͤrde die Revue nicht zu Pferde abhalten, man wurde ihn auf den Haͤnden dorthin tragen!“““ Herr Morey hat oft einen großen Muth an den Tag gelegt, um seinen Mitbuͤr⸗ gern in der Gefahr n , Im Jahre 1818 stieß er einem fremden Soldaten, der einer Frau Gewalt anthun wollte, den Saͤ⸗ bel in den Leib. Im Juli 1830 benahm sich Morey als guter Buͤrger und als guter Solbat. Ich habe es selbst gesechen, daß er mehrere Soldaten der Garde mit eigener ö der Wuth des Volkes entriß. Auch im Juni 1832 rettete er elnen schwer verwundeten Unteroffizier aus den Haͤnden des wuͤthenden Poͤbels und brachte ibn selbst nach dem Hospital.“ Andere Zeugen sagen aus, daß sie am 28. Juli mit Morey zu Mittag gegessen hät⸗ ten, daß viel von dem Attentat n, worden sey, daß er den Abscheu aller Anwesenden getheilt habe, daß aber sonst in seinem ganzen Wesen nichts Außerordentliches oder Ungewöhnliches zu be⸗— merken gewesen sey. Am folgenden Tage sollten die Zeugen ver⸗ nommen werden, die auf Ansuchen Pepin's vorgeladen worven sind.

In der Sitzung vom 9 Februar (auf die wir noch zuruͤck⸗ kommen werden) wurde das Zeugen⸗Verhbr geschlossen, und das . des General⸗Prokurators auf den kuͤnftigen Tag an— gekuͤndigt.

Paris, 9. Februar. Der Koͤnig arbeitete gestern Vor mittag mit Herrn Thiers, zweimal mit dem Grafen von Argout und demnächst mit dem Herzog von Broglie, Herrn Persil und dem Grafen Duchatel. Um 4 Uhr hatte der Fuͤrst von Talley⸗ rand eine Unterredung mit Sr. Maj. Gestern Abend versicherte man, die Herren Dupin, Passy und Sauzet seyen auf heute Mittag zum Koͤnige beschieden worden.

Die gestern in den Buͤreaus der Kammer zusammengesetzte Kommission zur Pruͤfung des Antrages des Herrn Gouin wegen der Renten⸗Reduction besteht aus folgenden 9 Mitgliedern: den Herren Lacave⸗Laplagne, Bessieres, Odier, v. Salvandy, Ducos, Fulchiron, Laffitte, Beslay (Vater) und Gouin. Die 4 ersteren sind Gegner, die 5 letzteren Anhaͤnger der Maßregel. Jene hat— ten zusammen 164, diese 202 Stimmen.

Herr Humann wird sich, dem Vernehmen nach, in wenigen Tagen nach Straßburg begeben; er hat gestern im Aten Buͤreau der Kammer, dessen Mitglied er ist, auf das Bestimmteste er— klaͤrt, daß er in das neue Kabinet nicht eintreten wuͤrde.

Das Wahl-Kollegium zu Nontron, im Departement der Dordogne hat seinen bisherigen Deputirten, Herrn Lami, der sich wegen seiner Befoͤrderung zum General-Major einer neuen Wahl unterwerfen mußte, mit 169 gegen 59 Stimmen, die sein Mitbewerber Herr Mérilhou erhielt, wiedergewählt.

Aus dem Beschlusse der Anklage-Kammer des hiesigen Koͤ— niglichen Gerichtshofes, wodurch die muthmaßlichen Theilnehmer an dem vor einiger Zeit gescheiterten Plane, dem Koͤnige auf seiner Fahrt nach Neuilly nach dem Leben zu trachten, vor den Assisenhof verwiesen werden, scheint hervorzugehen, daß derselbe Boireau, der gegenwaͤrtig vor dem Pairshofe steht, damals dem Fieschi vorgeschlagen hatte, sich den Verschwoͤrern anzuschließen, daß dieser Antrag aber von Fieschi zuruͤckgewiesen worden war. Diese Thatsache ist bei der Instruction des Fieschischen Prozes— ses und während der gerichtlichen Verhandlungen desselben noch gar nicht zur Sprache gekommen, und man glaubt jetzt, daß der Praͤsident des Pairshofes in dieser Beziehung einige Fragen an die beiden Angeklagten richten werde.

Die gestrige Nummer der Gazette de France ist sowohl auf der Post als im Expeditions-Lokale in Beschlag genommen worden.

Der Herausgeber des legitimistischen Blattes „la France“ ist auf den nächsten Sonnabend vor den Assisenhof geladen, um sich wegen eines in der Nummer dieses Blattes vom ö5ten Fe— bruar erschienenen gehaͤssigen Artikels zu verantworten.

Man schreibt aus Toulon unterm 5ten d. M., daß (Brie⸗ fen aus Algier zufolge) das nach Tremezen bestimmte Expedi— tions⸗Corps auf dem Wege dorthin von den Truppen Abdel⸗Ka— der's angegriffen worden sey, daß jedoch der Emir eine vollstaäͤn— dige Niederlage erlitten habe, und sogar am Schenkel verwun— det worden sey. Die Division wurde in den ersten Tagen des Februar in Oran zuruͤck erwartet. ;

Ein Schreiben aus St. Jean de Luz vom 24. Februar

enthaͤlt Folgendes:

„Die gestern Abend aus Oñate hier einge⸗— gangenen Nachrichten reichen bis zum 31 sten. Sie lauten dahin, daß Cordova mit seiner ganzen Armee Vittoria verlassen und sich nach dem Ebro gewandt hat; es fehlte ihm an Lebensmitteln und an Geld, und die Entmuthigung unter den Truppen war groß; unter den Englischen Soͤldnern soll der Typhus herrschen. Einem anderen Schreiben zufolge, zoͤge Cordova sich bloß an den Ebro zuruͤck, um einige Truppen nach Castilien und noͤthigenfalls nach Madrid marschiren zu lassen, wo man fuͤr die Aufrechth al— tung der Ruhe besorgt ware.“

Großbritanien und Irland.

Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz-˖ zung vom 8, Februar. Lord Dun cannon zeigte dem Hause an, daß die zur Pruͤfung der eingereichten Plaͤne zu den neu zu erbauen⸗ den Parlaments haͤusern niedergesetzte Kommisslon unter 1400 Stuͤck vier, als die geeignetsten, ausgewählt habe, die von den Herren Ch. Barry, J. C. Buckley, D. Hamilton aus Glasgow und W. Railton herruͤhrten. Es wurde sodann der Ausschuß der vorigen Session fuͤr diese Angelegenheit wieder ernannt und ihm die Prufung dieser vier Plaͤne uͤbertragen. Hierauf erhob sich der Marquis von Londonderry und zeigte an, daß er am folgenden Tage auf die Vorlegung von Nachweisen uͤber die von der Britischen Regierung bis jetzt an Spanien gelieferten Kriegs-Vorraͤthe und Munitionen, so wie uͤber den Werth derselben und ob die Madrider Regierung schon Zahlungen dafuͤr gemacht habe, antragen werde; er wollte diese Gelegenheit auch benutzen, um eine Frage uͤber die auf die Spanischen Angelegenheiten bezuͤgliche Stelle der Thron⸗Rede zu richten; er sey im Besitz von Korresponden⸗ zen vom Kriegs⸗Schauplatz, sagte er, die er dem edlen Viscount, wenn dieser es wuͤnsche, gern mittheilen wolle, und er wuͤn sche um so mehr einige Aufschluͤsse von demselben zu erhalten, als er noch nicht im Stande gewesen, nach dem, was er daruͤber ge— hoͤrt, cecht klar zu verstehen, welches Verfahren der Secretair fuͤr die auswärtigen Angelegenheiten eigentlich mit Hinsicht auf die 27 Karlistischen Gefangenen eingeschlagen, zu deren Gunsten der Bischof von Leon sich bei dem edlen Lord verwendet habe. Lord Melbourne hatte gegen den Antrag nichts auszustellen; uͤbrigens erklaͤrte er aber, daß Lord Palmerston sich schon lange vorher zu Gunsten der besagten Karlistischen Gefangenen verwandt habe, ehe der Bischof von Leon sein diesfäͤlliges Gesuch an ihn gerichtet, und rein durch die Lage der Dinge selbst, nicht durch jenes Schreiben dazu bewogen worden sey. Der Marquis von Lon— dond erry wollte uͤber den Inhalt und den guten oder schlech— ten Geschmack des Antwortschreibens Lord Palmerston's an den Bischof von Leon weiter keine Bemerkungen machen, äußerte jedoch ironisch, der edle Lord verstehe sich vielleicht besser darauf, in welchem Ton solche Briefe zu halten seyen, als er. Er wuͤnschte nur noch zu wissen, ob die Convention vom 8. April ruͤckwirkende Kraft habe, und ob die erwaͤhnten Gefangenen frei⸗ gelassen worden seyen, worauf Lord Melbourne erwiederte, das wisse er nicht, werde es aber morgen beantworten. (Man vergleiche die Unterhaus-Sitzung im gestrigen Blatte der Staats Zeitung.) Die Bill zur Abschaffung der Todesstrafe in gewissen Fallen wurde dann zum zweiten Male verlesen. Der Lord; Kanzler theilte demnaͤchst dem Hause die Antwort des Koͤnigs auf die Adresse Ihrer Herrlichkeiten mit, welche fol— gendermaßen lautete: „Mylords! Ich danke Ihnen fuͤr Ihre loyale und ehrerbietige Adresse. Ich empfange mit großer Ge— nugthuung und baue mit vollem Vertrauen auf Ihre Versiche— rung, daß Sie die Fragen der inneren Politik, die ich Ihrer Aufmerksamkeit anempfohlen, auf eine zur Vermehrung des Woh⸗ les und Gedeihens des Landes durch Befoͤrderung der Religion und Moralitaͤt Meines Volks geeignete Weise behandeln wer— den.“ Am Schluß der Sitzung beantragte der Lord⸗-Kanzler noch die Vorlegung von Nachweisen uͤber die Geschaͤftsfuͤhrung am Kanzleihofe wahrend einer Reihe von Jahren, damit das Haus sich gehoͤrig von der wahren Lage der Dinge unterrichten koͤnne, ehe es dazu schreite, den an diesem Gericht herrschenden Uebelstaͤnden abzuhelfen. Zugleich kuͤndigte er an, daß er am Freitage dem Hause eine Bill zur Konsolidirung der geistlichen Gerichtshoͤfe vorlegen werde.

Unterhaus. Sitzung vom 8. Febr. Nachdem ein neues Wahlausschreiben fuͤr Clonmel erlassen worden war, theilte der Sprecher dem Hause die Antwort des Koͤnigs auf die Adresse der Gemeinen mit. „Ich empfange mit Genug— thuung“, hatten Se. Majestaͤt gesagt, „die in Ihrer loyalen und ehrerbietigen Adresse enthaltenen Versicherungen. Es wird stets mein Bestreben seyn, mit Huͤlfe der goͤttlichen Vorsehung den hohen Charakter dieses Landes unter den Nationen der Welt aufrecht zu erhalten und den Frieden und Wohlstand aller Klas sen Meiner Unterthanen zu befoͤrdern.“ Auf eine Frage Sir O Mos— ley s erklaͤrte Lord J. Russell, daß die Regierung uͤber die Errich⸗ tung eines besondern Tribunals fuͤr jugendliche Verbrecher berathschla⸗ ge; auch zeigte der Minister an, daß im Lauf dieser Session eine Maß⸗ regel uͤber das System der Pluralitaͤten in der Kirche und uͤber die Abwesenheit der Geistlichen von ihren Pfarren eingebracht werden solle. Herr Hume wuͤnschte zu wissen, ob der von Lord Hill in Bezug auf die Theilnahme von Offizieren und Solda— ten an den Drangisten⸗Logen erlassene Befehl befolgt worden sey; als Hauptgrund dieser Frage gab er an, daß er erfahren habe, wie noch immer einige Ober⸗Offiziere, ungeachtet jenes Befehls, zu Orangisten-Logen gehoͤrten, und daß er ein von Seiner Koöͤ— niglichen Hoheit dem Großmeister der Orangisten publi— zirtes Schreiben gesehen, worin dieser auf eine Adresse derselben antworte, daß er ihr Großmeister zu bleiben entschlossen sey; da nun aber Privat Personen deshalb, weil sie Mitglieder von Orangisten⸗Logen seyen, von der Polizei in Irland entlassen worden, so glaube er, daß die Regierung verpflichtet sen, mit dem Hohen eben so unparteiisch und gerecht zu verfahren wie mit dem Niedrigen, ja, es muͤsse sogar ein Gesetz um so strenger gegen Jemand angewendet werden, je höͤ— her seine Stellung sey. Lord Howick (der Kriegs-Secretair)

versicherte, daß es die Absicht der Regierung sey, gegen Ahl