1836 / 62 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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mußte. Einer der Gaͤste fragte sie geradezu, wie sie es wagen tonne, 4 Tage nach Fieschi's Hinrichtung sich oͤffentlich dem Pu— blikum zu zeigen. Das junge Maͤdchen war einer Ohnmacht nahe und mußte eine halbe Stunde lang einer Lage entrissen werden, die sie nicht langer zu ertragen vermochte. Als sie spaͤ— terhin ihren Platz wieder einnahm, beschwor sie die Anwesenden, sie in Ruhe zu lassen, um ihr Schscksal, das ohnehin schon un— gluͤcklich genug sey, nicht noch durch Hohn zu erschweren.

Großbritanien und Irland.

London, 23. Febr. Ihre Majestaͤten der Koͤnig und die Königin werden vom 2tz. Febr. an Ihre Residenz in Windsor nehmen. Am Sonnabend ertheilten Se. Maj. dem Hannover— schen Minister, Freiherrn von Ompteda, Audienz. Der Gesandte des Koͤnigs von Audih wird der Koͤnigin naͤchsten Mittwoch eine prachtvolle Reihe Juwelen, deren Werth auf 60,009 Pfo. Sterl. geschätzt wird, uͤberreichen.

Dem Globe zufolge, ginge in wohl unterrichteten Zirkeln all— gemein das Geruͤcht, daß der Herzog von Wellington seinen Sinn geändert und die Nothwendigkeit, die Irlaͤndische Zehnten-Frage auf die von dem Ministerium vorgeschlagene Art und Weise zu er ledizen, zugegeben habe, sich aber deshalb fuͤr jetzt von dem poli— tischen Schauplatz fern halten wolle.

reinigen Tagen machte eine Deputation der hei den For— derungen an Daͤnemark betheiligten Pirsonen dem Kanzler der Schatz Kammer ihre Aufwartung und erhielt den Bescheid, daß es die Absicht des Ministeriums sey, in dieser Sesston eine Be— willigung zur Entschädigung der zweiten Klasse der Anspruchs— Berechtigten, naͤmlich derjenigen, die fuͤr konsiszirte Waaren For— derungen machen, von dem Parlamente zu verlangen, daß er aber der dritten Klasse, die fuͤr weggenommene Schiffe Entschaͤ— digung fordert, keine Beruͤcksichtigung versprechen konne.

Die Urkunden⸗Kommission hat, nach Inhalt des im Unter— hause von Herrn Buller daruͤber gehaltenen Vortrages, dem Lande schon 400,000 Pfd. Sterl. und mit den Ausgaben der Archivare in Irland an 700,900 Pfd. Sterl. gekostet, und doch, versicherte jenes Parlaments⸗Mitglied, wurden die Geschaͤfte schlecht betrieben. Fuͤr den wichtigsten Zweck, fuͤr Anordnung der Urkunden, seyen nur 1500 Pfd. Sterl. verwendet werden. Ein Theil der Urkunden befinde sich im Tower, ein anderer in Semrnersethouse, wo sie in langen, niedrigen, unterirdischen

Gewölben aufbewahrt wuͤrden; und nur manchmal werde daseibst Feuer angezuͤndet, um den Dunst zu vertreiben. Dieser Wechsel von Trockenheit und Feuchtigkeit muͤsse

döͤchst verderblich wirken. Einer der Aufseher habe ihm versi— chert, man konne sich ohne Gefahr, Rheumatismus zu erhalten, gar nicht damit beschaͤftigen. Ein dritter Theil der Urkun— den befinde sich in Mews; aber dort wuͤrden sie in Saͤcken aufbewahrt. In jedem Sack seyen 8 Buͤndel, und die Zahl der Bäcke belaufe sich auf 650. Die Kkrkunden, welche bisher in Westminsterhall gestanden, schen schon mehrmals von einem O:rt zum anderen gedöracht worden, was nicht weniger als 12,009 Pfund Sterling gekostet habe, und doch seyen sie wegen der Nähe eines Braga und Arbeitshauses nicht gegen Feuer gesi— Gert. Bei dem neulichen Brande der Parlamentshaäͤuser seysen Urkunden in die Straßen geworfen und zum Theil von den Ar— beitern benutzt, zum Theil zu Leim und Gallerte versotten wor— den. Außerdem seyen die Abgaben fuͤr Benutzung ber Urkunden ganz ungeheuer. Die geringste Ansicht einer Urkunde koste 16 Shill. S Pence, ein allgemeines Durchsuchen im Tower 5 Gui⸗ neen, in der Urkunden ⸗Kapelle 19 Guineen, und Auszuͤge und Abschriften aus der Urkunden Kapelle 1410 Guineen. In einem desonderen Falle seyen 89 Guineen gezahlt worden, um Urkunden aus dem Tower in das Oberhaus zu bringen; da aber an dem Tage keine Sitzung gewesen sey, so haͤtten sie nutzlos zuruͤckge⸗ bracht werden muͤssen, um an einem anderen Tage neu geholt zu werden. Die Kommission habe zwar mehrere Urkunden im Druck herausgegeben, namentlich die roluli selecti, allein diese seyen voller Druücksehler. In einem Abdrucke der fruͤheren Kom⸗ mission wären in 22 Zeilen 120 Druckfehler. Zu dem Abdrucke von Urkunden sey nur die geringe Summe von 334 Pfund Sterling verwendet worden. Außerdem habe die Kommission in Belgien Urkunden abschreiben lassen, die sie schon im Tower be— sitze. Fur einen ähnlichen Zweck in Preußen habe sie 40590 Pfund Sterling gezahlt, und seit den 36 Jahren ihres Bestan⸗ des habe die Kommission keinen genuͤgenden Bericht erstattet.

Die Times will aus Irland erfahren haben, daß sich un⸗ ter den 33 Anwalten der Krone, welche das jetzige Ministerium fuͤr die nachsten Quartal-Sessionen daselbst ernannt habe, 30 Ka—⸗ tholiken befänden, und daß unter den 4 Protestanten kein Pres— byterianer sey.

Dem Dernehmen nach, soll das Bisthum von Bristol auf— gehoben und den Diöcesen von Gloucester und von Bath und Wells einverleibt werden.

Es soll eine Subscription eroͤffnet werden, um zu Ehren Cobbett's ein Monument zu errichten.

Dr. Gillies, der berühmte Verfasser der Geschichte Griechen⸗ lands, ist am 15. Februar zu Clapham in dem hohen Alter von T0 Jahren mit Tode abgegangen.

Die Handschrift von Scott's Guy Mannering ist vergangene Woche fur 60 Guineen verkauft worden. Es ist auffallend, daß viele Ausdrücke, welche in den gedruckten Ausgaben Schottisch sind, sich hier Englisch finden. Es ist dies ein Bewels, daß Scott häufig Englisch dachte und die Ausdruͤcke spaͤter in das Schottische üͤbersetzte, ober aber, daß er bei der Korrektur noch aͤnderte.

Lord Auckland, der neu ernannte General-Gouverneur von Ostindien, war auf seiner Fahrt nach Kalkutta am 14. Dezember auf dem Cap angelommen.

Der Grund des in Florida ausgebrochenen Kampfes mit den Seminol-Indtanern wird in den Nord-Amerikanischen Zei— tungen nicht angegeben, man glaubt aber, daß, wie gewoͤhnüch, Eingriffe in ihr Jagdgebiet ünd persoͤnliche Uinbilden von Sci ten der Graͤnz-⸗Piontere gegen diese Eingeborenen daran Schuld seyen.

. 96.

Amsterdam, 25. Febr. Zu der durch Se. Majestaͤt in Betreff der Anlegung einer Eisenbahn von Amsterdam nach Koln nannten Kommission gehören noch die Herren Eeckhout, Direk— tor des Pestwesens, und die beiden Secretaire der Handels Kam— mern von Amsterdam und Rotterdam.

ö Belgien.

ruüssel, 2 Febr. In der gestrigen Sitzung der Re— präsentanten⸗ Kammer ward 7 u ce f, 9g Herrn Wallens, Herausgebers des „Liberal“, verlesen, worin er sich äber Verletzung seingr Wehnung und über ein Attentat gegen is perlönlsche nd, Preß,Fteiheit beklagt und verlangt, daß die Tanner eine Untersuchung in dieser Hinsicht verordne Hierauf

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entwickelte Herr Du mortier seinen in Bezug auf diese Er— eignisse nieder gelegten Vorschlag. Nach lebhaften Debatten be— schloß die Kammer einstimmig, denselben in Erwägung zu zte— hen. Der Peästdent zeigte an, daß die Kammer uͤber die Bitt— schrift des Herrn Wallens zu berathschlagen habe, und gab dem Herrn Gendebien das Wort. Herr Gendedien: „Ich habe nichts uͤber diese Bittsehrift zu sagen: wenn die Presse unter der Herr⸗ schaft des Saͤbels steht, so hort sie auf, frei zu seyn; sie ist dann nicht mehr, als ein grober Fallstrick. Was mich betrifft, ich berath— schlage nicht unter dem Einfluß dis Säaͤbels.“ Der Ju st iz“ Minister erwiederte darauf: „Die Presse ist frei, m. H., ein ernstliches Ereigniß hat stattgehabt; es ist den Gerichishoͤfen uͤbertragen worben; dies ist Abes, was die Regierung thun kann. Es verhaͤlt sich hiermit gerade so, als wenn man uns sagte, unsere Existenz sey bedroht, wenn ein Mord begangen worden. Ich wiederhole es, die Presse ist frei, so wie die Red— nerbuͤhne; ich glaube, daß Sie alle hiervon uͤberzeugt sind, und ich hoffe, daß die Worte des ehrenwerthen Herrn Gendebien kei— nen Einfluß auf das Publikum hervorbringen werden.“ Herr Gendebien: „Sie werden gewuͤrdigt werden.“ Herr Jullien: „Ehe ich von der Bittschrift spreche, wuͤnschte ich, daß der Hr. Minister die Guͤte habe, uns zu sagen, ob Verhaftungen stattgehabt haben. Ich bitte ihn, sich hierüber zu erklären.“ Der Justiz-⸗Minister: „Alle Mittel sind angewendet worden, um die Schuldigen zu erkennen; einige sind schon unter den Händen der Justiz. Ich ergreife diese Gelegenheit, um Sie zu erinnern, daß die Redaktoren des „Liberal“ erkiärten, daß sie sich Über die Mitwirkung aller Cwil- und Militair-Autoritaͤten nur Gluͤck zu wuͤnschen hätten, und daß sie das größte Zutrauen in die Tribu— nale setzten; und wenn sie sich an die Kammer gewendet haben, so geschah dies nur, um zu verlangen, daß eine Untersuchung stattfinde. Ich habe mich dieser Untersuchung widersetzt, weil ich sie nicht für nöthig halte.“ Herr Jullien: „Ich verlange also, damit diese Debatten beendiget werden, daß die Bittschrift an eine Kommission gesandt und diese aufgesordert werde, uns einen schnellen Bericht abzustatten und uns den besten Entschluß andeute, den wir zu fassen haben.“ Dieser Vorschlag ward an— genommen.

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. Hannover, 27. Fehr. Die Hannoversche Zeitung schreibt aus Regensburg: „Das neue Regensburger Blatt „der Herold“ giebt seine Tendenz immer deutlicher zu erkennen; es enthält ost sehr unzarte Ausfälle auf die protestantische Kirche. Dieses hat denn gerechten Unwillen gegen dasselbe erregt, und da bei weitem die Mehrzahl der Buͤrger Negensburgs der Augs— burger Konfession angehört, so wurden dem Redacteur wegen seiner Einbuͤrgerung Hindernisse in den Weg gelegt, die er jedoch wohl uͤberwinden wird. In einem sehr heftigen Aufsatze aus der katholischen Schweiz wurde in jenem Blatte Zschocke mit dem Beiworte „der Beruchtigte“ bezeichnet.“

Stuttgart, 2tz. Febr. In der gestrigen Sitzung der Kammer ber Abgeordneten wurde ein Geheime-Raths-Reskript verlesen, wonach die Bitte um Herabsetzung der Minister-Be— soldungen zuruͤckgewiesten wird, unter Berufung auf die verfas⸗—

sungsmaäßigen diesfaͤlligen Bestimmungen und unter ausfuͤhrlicher

weiterer Motivirung.

Darmstadt, 24. Febr. Gestern Nachmittag um 4 Uhr starb Se. Excellenz der Großherzogliche General-Lieutenant, Ge⸗ neral⸗Adjutant und Präsident des Kriegs“ Ministeriums, Freiherr von Falck. Es werden dadurch die ersten Familien dieser Stadt, die erst vor 8 Tagen durch den Tod der Gemahlin Sr. Excellenz des dirigirenden Staats-Ministers, Freiherrn du Thil, in Trauer versetzt wurden, welche der Höchstseligen Großherzogin nach noch

nicht drei Wochen im Tode folgte, von neuem auf's schmerzlichste

beruͤhrt.

Mainz, 27. Febr. Durch die jetzt wieber und nun schon zum drittenmale im Laufe dieses Winters stattzehabte Abfuͤhrung unserer Rheinbruͤcke spuͤrt man sogleich nicht allein im Kleinhan— del und in den Gewerben eine verminderte Thätigkeit in dem Verkehr, sondern auch unser Fruchtmarkt empfindet durch den Abgang jenseitiger Käufer die Folgen. Diese Bemerkung hat man denn auf dem gestrigen Markte zu machen wieder Gelegen— heit gehabt. Indessen liegt es in der jetzigen Jahreszeit und de— ren Verhaͤltniffen, daß eine Art Stillstand in din Preisen unse— res Fruchthandels einzutreten pflegt, ein Stillstand, der nur von äußeren Konjunkturen mit der Wiedereröffnung der Schifffahrt oder von der guten oder schlimmen Aussicht auf die naäͤchste Aerndte den Impuls zu einer Aendtrung erfahren dürfte. Da es nun an auswärtigen Bestellungen fehlt und die Saatfruͤchte hoffnungsvoll stehen, so ist vor der Hand, so niedrig auch im Allgemeinen die Cerealienpreise stehen, doch an keinen bedeutenden Aufschlag derselben zu denken.

Rassau, 25. Jebr. Mit Vergnuͤgen macht man die Be— merkung, daß der Anschluß unseres Herzogthums an den großen Deutschen Zoll-Verein bio jetzt nur heilsame Folgen aͤußert; ganz besonders verspuͤrt man dies in einem preiswürdigen Absatz un— serer Weine, zumal der 1834r und 1831r; der 1835r will zwar noch nicht recht ziehen; es wird ihm aber auch nicht daran feh⸗ len, wenn man erst eingesehen haben wird, daß unser diesjaͤhrtger Wachsthum in Folgedes längeren Hängenlassens der Trauben besser geworden ist, als vielleicht verhältnißmäßig irgendwo.

Frankfurt a. M., 28. Febr. Auf die große Stille waͤh⸗ rend der letzten 14 Tage ist, seitdem der Handels-Verkehr inner⸗ halb der Stadt und ihres Gebiets freigegeben worden ist, eine desto großere Lebhaftigkeit eingetceten. Zwar ist der Verkehr mit den ubrigen Vereins-Staaten noch immer der laͤstigen Kontrolle unterworfen; indessen hofft man, daß auch biese in kurz und spaͤtestens bis gegen die Zeit unserer Oster-Messe aufhoͤren wird, von welcher man, in Folge der vielen Bestellungen für Meß— Wohnungen und Waarenlager⸗Stätten, die glaͤnzendsten Erwar— tungen hegt. Eine merkwürdige Erscheinung ist das Steigen der Haͤuser⸗Preise, dessen Ursache man wohl nur in dem Zoll— Anschlusse süchen barf. So ward in diesen Tagen ein Eckhaus an der Zeil, das vor wenigen Jahren fuͤr 38,060 Fl. veräußert worden war, fur 72, 990 Fl. verkauft, obschon dessen letzter Be— sitzer eben keine wesentliche oder kostspielige Berbesserungen daran bewirkt hatte.

Frankfurt a. M., 27. Febr. Die Geschaͤfte in Staats⸗ Papieren waren in der heute ichließenden Woche ziemlich lebhaft; die meisten hier gangbaren Effekten erfuhren eine Besserung im Course; in Integraͤlen, Ardoins und Bank⸗Actien waren die Um⸗ saͤtze belangreich; es wurden ansehnliche Posten dieser Fonds sowohl pr. Kassa als auf Lieferungs⸗-Termine abgeschlossen. Die Kauflust fand Rahrung in den von Paris und London gekommenen hoheren Notirungen, so wie in dem Ueberfluß an baaren Mitteln, die in Umlauf kamen. Es fanden viele Kündigungen in Oesterręichischen und Hollaͤndischen Fonds statt, wodurch die effektiven Stuͤcke vom Markt weggeräumt wurden; die Spekulanten, welche auf die nahe Liquidation Prämlen ausgestellt hatten, mußten ihren Bedarf zu steigenden Prelsen becken. Gegen Ende der Wocht stellte sich wie

der einige Flauheit ein, besonders nachdem die Spanischen Papiere von London niedriger im Cours gemeldet wurden. Mehrere Ge— schaͤftsleute verkauften auf ultimo, wodurch sich Iniegralen auf d5 l“, Ardoins auf 173 a M und Actien auf 1639 drückten. n Oesterreichischen Metalliques behaupten sich fast ohne Schwankun auf ihrem Cours, vesonders werden proc. Metalliques zu festen Ka? pital-Anlagen sehr gesucht. Der Handel in den unverzinslichen Ef. fekten ist fortwährend irt Stocken. Nur fuͤr kleine Posten Dester—= reichischer 500 Fla-Loose und Polnischer Loose zeigten sich Nehmer Von den Serien-Loosen der Oesterreichischen 360 Fl.⸗Lotterie-A n. leihe wurden einige Posten zu 1230 Fl. im 24 Fl. Fuß pr. Stuck abgeschlossen. Von Wechseln auf fremde Plaͤtze sind die Devisen auf Amsterdam, Paris, Wien und London fortwährend gesucht; di Vorraäͤthe dieser Briefe sind gering am Platz. Diskonto⸗-Papier ss zu 33 pCt. willig anzubringen. Depot-Geschaäfte mit couranten Effekten kann man nur zu A pCt. Zinsen pr. Anno machen. Nachschrift.

der flanen Lon doner und Pariser Notirung etwas zuruck im Preife. Nach der Börse waren Integrale ünd Ardoins wieder beliebter. Man zahlte folgende Course: Zproc Metalliques 193, proc. Metal-

liques 9955, Bank-Actlen 1639, Integrale 55*½ 3, 5proc. Spanische Fite 16 5 panische

Ardoins 16 bèCt.

Oesterreich.

Wien, 23. Febr. Die im vorigen Jahre durch die Ban— quiershäuser Rothschild, Sina, Geymuͤller und Arnstein und Es, keles von der Regierung aufgenommene Anleihe sollte sich, wie es zur Zeit hieß, auf 0 Millionen Gulden belaufen. Da in— dessen das damalige Finanz-Beduͤrfniß nur die Halfte dieser Summe in Anspruch nahm und man es uͤberdies versuchen wollte,

welches Gluͤck unsere Zproc. Schuldscheine an den Europaͤischen Boͤrsen machen wurden, so verschob man auf einen späteren Zeit⸗ punkt den Abschluß wegen der zweiten Halfte der befragten An leihe, indem man sich von heiden Seiten vorbehielt, hinsichtlich

ihrer naͤheren Bestimmungen eine Uebereinkunft zu treffen. Dieser Zeitpunkt scheint nunmehr, nach den im Handels-Publikum um— laufenden Geruͤchten, eingetreten zu seyn. Weil jedoch unsere neuen zproc. Metalliques, die von den erwähnten Haͤusern zu 75 uͤbernommen wurden, ditsen Cours in der Zwischenzeit nur wenig uͤberstiegen haben, so soll der Zinsfuß von 4pCt. der neuen An— leihe zu Grunde gelegt werden. Jedoch sollen, heißt es, den Schuldscheinen nur 3pCt. Zinsabschnitte beigegeben, das 4te pCt. aber zu Praͤmien⸗ Gewinnen verwendet werden, die mittelst pe— riodischer Ziehungen verloost werden wuͤrden. Noch stehen die vorerwähnten Banquiers im Begriffe, mit dem Fuͤrstlichen Hause Esterhazy eine Anleihe abzuschließen, fuͤr deren Betrag, der jedoch nicht mit Bestimmtheit angegeben wird, Loosscheine zu 45 Fl. Muͤnze ausgegeben, und deren Zins- und allmaͤlige Heimzahlung mitteist alle sechs Monate stattfindender Ziehung hewirkt wer— den soll. Schweiz.

Bern, 23. Febr. In der zweiten Sitzung des Großen Raths, in welcher uͤber die Badener Konferenz⸗Artikel verhandelt und schließ⸗ lich die Annahme derselben beliebt wurde, vertheidigte Schultheiß Tscharner die Regierung gegen den Vorwurf von Schwäche gegen diplomatische Zumuthungen. Die Pflicht der Regierung sey, jede Besorgniß der Angehörigen und mit ihr alles Mißtrauen zu bieseitigen. Quiquerez, Oberst- Lieutenant, wies mehrere

Thatsachen und Umtriebe nach, die bei Sammlang der Unter⸗

schriften stattgefunden; Franzoͤsische Staatsbuͤrger und minderjaͤh— rige Knaben hatten unterzeichnet; bis in den Sitzung s-Saal des Großen Rathes erstrecke sich das Spioniren, denn gestern seyen Personen auf der Tribune gewesen, um aufzupassen, welche Mit— glieder fuͤr und wider die Artikel stimmen wuͤrden. May, Staats-Schreiber, ruͤgt, daß die Anhaͤnger der Artikel von Wi— derstand gegen die Konferenz-Beschluͤsse sprächen, wie wenn die Aniraͤge einer Konferenz gleich fuͤr Jedermann verbindlich waren. Er fand die Artikel selbst nicht ganz klar und wuͤnschte daher, daß man in artikelweise Berathung eintrete, die annehmbaren, de— ren er vier bezeichnete, annehme, die zweifelhaften aber zur näheren Verhandlung mit den Konfe enzstaͤnden zuruͤckweise. Tillier sprach sich für einen Metropolitanverband, aber gegen die An— ahme der Artikel in Masse aus, indem man dadurch sich Ver— pflichtungen aufladen wurde, deren Erfuͤllung nachher den Kan— ton in große Verlegenheiten verwickeln koͤnnte. Er schlug eint Abaͤnderung des regierungsräthlichen Vortrags dahin gehend vor— „der große Rath erklaͤre seine Zustimmung zu den Artikeln, werde aber bei dem Konkordat fuͤr den Kanton Bern bleiben.“ Stertler behauptete in einer weitlaͤuftigen Rede, daß die Kon— ferenzartikel nichts den hiesigen Institutionen Widriges enthiel⸗ ten, daß aber ihre Verwerfung von großem Nachtheil seyn

koͤnne. Jaggi sagte, er habe bei der letzten Verschiebung vor— ö

ausgesehen Und vorausgesazt, daß dieser Zeitraum dazu werde benützt werden, um Aufregung zu verbreiten, nicht aber das Volk zu belehren. Seine Prophezeiung sey eingetroffen. In den Artikeln sey indessen keine Veränderung eingetreten, dennoch habe der Regierungsrath seine Ansichten geaͤndert, wahrscheinlich geschreckt durch das 8o0bkoͤpfige Schreckbiid der Petitionen. Er wollte die Artikel durch eine Prociamation verbreitet wissen, wo— durch dem Volke erklart werde, daß dirselben nichts gegen die Religion enthielten, worin aber Unruähestefter mit den gesetzlichen Strafen bedroht würden. Kasthofer ging in die Art, wie die Artikel verbreitet worden, ein und tawelte solche, wie noch andere Maßregeln, die in neueren Zeiten von der Regierung ge— troffen worden seyen. „Man hat“, sagte er, „den Redacteur der „Allgemeinen Schweizer Zeitung“ ins Gefängniß geworfen, das war Unrecht; man hat den Dr. Einiger ins Gefängniß ge— worfen, das war auch Unrecht; der Redacteur des „Proscrit“ wurde verbannt, auch das war Unrecht; es war Verletzung un— serer Preßfreiheit.“ Dann erklärte er die Absicht, welche dem National-Verein angedichtet werde, nämlich die Helvetische Ein⸗ heit herbeizuführen, für Verleumdung. Hinsichtlich der Einmi— schung fremder Mächte warnte er vor jeder Hoffnung auf eine Unterstuͤtzung, besonders von Seiten Frankreichs, das falsch an der Schweiz handle. sagte der Redner, nach uns dieses Land zufügt; und wenn auch alle dabei umge— kommen waͤren, so haͤtte ihr Maͤrtyrerblut den Feinden Achtung eingeflößt.“ (Hier verließ ein Ehren- Legions, Ritter plotzlich den Saal.) Der Redner stimmte für den Beitrütt zu den Konferenz Artikeln. Plüß erklaͤrte die Annahme der Ar⸗ tikel fur eine Pflicht gegen die Katholiken selbst. Nachdem saͤmmt⸗ liche Artikel mit 123 gegen 3 Stimmen angenommen worden, wurde ein Zusatz uͤber die Vollziehung dieser Beschluͤsse durch Unterhandlung mit den betreffenden geistlichen Behörden dem Regierungsrath zur Berichterstattung Uberwiesen. Ein Antrag des Regierungsrathes Jaggi, die Beschluͤsse mit einer Belehrung und mit Besoͤrderung im Jurg bekannt zu machen, wurhe chen

„so hätten wir laͤngst einen Einfall

Die ÜUmsaͤtze in Staats-Papieren waren heute nicht eben bedeutend; Oesterreichische Fonds hielten sich fest im Cours; Hollandische und welt mehr noch Spanische Paplere gingen in Folg«

„Waren wir noch die alten Schweizer“,

Frankreich gemacht, um die Schmach zu rächen, die

falls angenommen. Das Ge draͤnge zu diesen Berathungen waer o groß, daß die Gallerie bei weitem nicht alle Zuhoͤrer fassen oͤnnte und diese sich in den Sitzungs Saal draͤngten, so daß er Rathhausammann in Begleitung von Weibeln sie um Raͤu— hung des Saales ersuchen mußte,

In der Allgemeinen Schweizer Zeitung liest man zalzendes; „Der Franzoͤsischen Gesandtschaͤft soll der Vorort ns in kraͤftö⸗gen Ausdrucken abgefaßte Verwahrung gegen das Henehmen des Franzoͤsischen Kabinets eingesendet haben, welches, nachdem es selbst zugegeben, daß durch das Verfahren des Land⸗ raths von BaselLandschaft gegen die Gebruͤder Wahl keine be— stehende Vertrage verletzt worden, dessenungeachtet gegen einen eidgenzssischen Stan? Maß regeln ergreift, wie wenn derselbe eine wirkliche Vertrags-Verletzung begangen haͤtte. . ingt auf eine ungesaͤumte Zurücknahme der gegen Basel Land— aft angeordneten gewaltsamen Vorkehrungen; wo nicht, so wurde psich in den Fall gesetzt sehen, eine außerordentliche Tagsatzung . vsammenzuberufen. Dem Vern ehmen nach, sollen die Stände bei Mittheilung dieser Note einge laden worden seyn, diese (wo möglich) geheim zu halten, bis sie voraussetzen konnten, daß das . ranzbsische Ministerium von derselben Kenntniß genommen ha—

werbe.

* In einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheil— ten Schreiben aus Zurich vom 18. Februar heißt es unter An, derem: „Eine Verwendung des eidgenoͤssischen Vororts bei Frankreich in der Wahlschen Angelegenheit kann sicherlich zu nichts fuͤhren, bis Basel⸗Landschaft erklärt, es wolle die Israeli—⸗ ten Wahl fuͤr den ihnen durch gewaltthätige Annullirung eines JGaͤterkaufs entstandenen Nachtheil hinlänglich entschaͤdigen, und sch bereit, die Entschaͤdigungs⸗ Summe, insofern die Bruͤder Wahl die Basellandschaftlichen Gerichte rekusiren, durch ein unparteiisches Schiedsgericht bestimmen zu lassen. Die Aenderung des Mini— sseriums in Frankreich kann auf den Entscheid dieser Angelegen⸗ hät kaum einen wesentlichen Einfluß üben; denn mag auch der Herzog von Broglie durch die Basel⸗Landschaftlichen diplomatischen Farmen persoͤnlich gekraͤnkt gewesen seyn, so wird jeder auf ihn lgende Conseils-Praͤsident so gut wie er die an einem Franzoͤ— sschen Buͤrger verletzte Ehre Frankreichs zu schuͤtzen haben. Die Ehre Frankreichs waͤre aber schwer verletzt, wenn es duldete, daß

Einer seiner Buͤrger ohne Weiteres durch eine gewalt— sthatige Schlußnahme eines Landraths von Basel- Land— sschaft von einem rechtlich erworbenen Besitzthume verdraͤngt

vuͤrde. Frankreich wird daher, wir sind es uͤberzeugt, die Koͤ—⸗ nigliche Ordonnanz vom 12. September erst dann zuruͤcknehmen, enn Basel-⸗Landschaftlicherseits das Versprechen abgegeben ist, die Bruder Wahl fuͤr den ihnen verursachten Schaden zu indem— nisiren. Was dit Badener Konferenz⸗Artikel anbetrifft (deren Annahme im Großen Rath von Bern gestern berichtet worden it), so melden die Schweizer Blaͤtter, daß von Seiten Frank— reichs und Oesterreichs Schritte geschehen seyen, um diese Kon— ferenz⸗Artikel in Bern verwersen zu machen. Daß Graf Bom— belles von hier nach Bern abgereist, ist gewiß, und daß derselbe zu dem Zweck nach Bern abgegangen, um daselbst die von Sei— ten Frankreichs geschehenen Schritte zu unterstuͤtzen, scheint um voᷣo wahrscheinlicher, als das ehemalige Bisthum Basel nur unter der Bedingung durch den Wiener Kongreß dem Kanton Bern cedirt worden ist, daß die kirchlichen Verhaͤltnisse in statu quo bleiben sollten.“

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Genf, 26. Febr. Herr Fazy-Pasteur hat in der heutigen Sitzung des Nepraͤsentanten⸗Raths bei Gelegenheit des Berichts der Budgets Kommission den Antrag gestellt; 16,0090 Genfer Fl. Behufs einer außerordentlichen Tagsatzung in Angelegenheiten der Basel-⸗Landschaft gegen Frankreich zu bewilligen. Der Antragstel— ler wollte berechnet haben, daß im Falle einer Verkehrssperre der Schweiz gegen Frankreich letzteres gegen 30 Mill. verlieren würde, wahrend die Schweiz, deren Produkte in Frankreich bei— . so gut als prohibirt seyen, beinahe nichts darun— ter litte.

Spanien.

Madrid, 13. Febr. Herr Mendizabal hat der Koͤnigin einen Entwurf uͤber die Organisation der National-Garde zur Henehmigung vorgelegt. Dieses Dekret, das die Sanction der Königin erhalten hat, wird folgendermaßen motivirt:

„Scsora! Unter allen nuͤtlichen und liberalen Institutionen, welche die Spanische Nation Ew. Maj verdankt, ist ohne Wider speuch die National-Garde diejenige, die den Thron Ihrer erlauch— en Tochter und die Freiheit am kträftigsten befestigen muß. Ihre numerische Stärke zu vermehren, ihre Srganisation zu vervolsffän— digen, ihr Offiziere zu geben, die ihr ganzes Zutrauen vomrdienen, um in ihren Reihen die Subordination und die strengste Disziplin Kbefestigen, das ist das Streben der Minister Ew. Maj. in hnsicht, seitdem ihnen die Leitung der oͤffentlichen Angelegenheiten

. Dekrets als Zusatz zu dem Gesetze vom 23. Maͤrz genehmigen, 4 die a l gemeinen Cortes des Königreichs, in Uebereinstimmung mit Ew. Maj., dasjenige, was für cinen so wichtigen Dienst am Gott schuͤtze das kosthare Leben Ew 1836. D. Juan Alvar y Mendi—⸗

Madrid, 15. Febr Die Broschuͤre des H = 5m hen Ri, R . vure Derrn Perpina e . Wahlen, welche übermorgen erscheinen sollte, . von 6 n, , , , Beschlag belegt wurde, beschäfttgt noch . die Aufmerksamkeit des Publikums. Der Graf“ de las

Fras, tadelt in einem Schreiben an den Herausgeber des „Eshanol“ dies gewaltsame Verfahren Men dizabals.

Es sind Befehle gegeben worden, nachstehende Kloͤster nie⸗ eiureißen; das Kloster der Kapuziner im großen Prado, das ir de la Paclencia, Jesus von Nazareth, des heiligen Ba—

Is, der Minimen oder Victoria, der barmherzigen Brüßer

n Gen Felle, mit dessen Abtragung schon der Anfang gemach: . ist. An die Stelle dieser Klöͤster sollen Wohnhänfer er, . werden. Der Garten dis Noviziats der Jefuiten ist zu einein oͤffentlichen Platze bestimmt.

Taragona, 13. Febr. Ein Bataillon Christinos, wel Febr. r che erer da kommend, einen Transport Lebensmittel und 3e . 46. ist von dem Pfarrer Cabrera geschlagen und ihm der r ransport abgenommen worden. Einige Tage spaͤter schlug . ö die Truppen des Nogueras, der, um sich fuͤr diese ö. n. Niederlage zu raͤchen, die Mutter, die Bruder und . srwan te Cabrera s erschießen ließ Es heißt, daß in ze eines hestig en Streites zwischen Nogucras und Palares

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Der Vorort

257 der Letztere nach dem Koͤnigreiche Valencia abgegangen ist. Der General Serrano hat das Kommando als General-Capitain von Aragonien uͤbernommen. Die hiesige Provinzial⸗Deputa— tion versammelt sich in jeder Nacht. Der Grund hiervon soll eine in Madrid entdeckte republikanische Verschwoͤrung seyn. Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt folgendes Privat— schreiben aus Madrid vom 13. Februar: „Gleich dem „Espa⸗ siol“ wagt jetzt die „Abeja“ mit sehr scharfen Artikeln gegen die angeblichen Liberalen und den Mann des unerfuͤllten Verspre— chens hervorzutreten. Die Woche ist nun abermals verstrichen, ohne daß die Staats-Glaͤubiger die geringste Beruhigung erhal— ten haben; die Papiere finden keine Käufer mehr, und ich fuͤrchte, wenn nicht binnen acht Tagen ein neues Programm erfolgt, eine Katastrophe. Bereits in seinem ersten Programm berief sich Herr Mendizabal auf die Nothwendigkeit, das Ministerium zu ver vollstaͤndigen; noch immer ist dies nicht geschehen, und ittzt scheint weniger Aussicht dazu vorhandin zu seyn, als je. Die Herren Galiano, Ferrer, Isturiz kennen den Freund, wel— chen sie auf einen so hohen Posten gehoben haben, viel zu gut, als daß sie sich bazu hergeben sollten, in der jetzigen Lage der Dinge, ba ihm nichts gelingt, die Last der Verantwortlich— keit mit ihm ubernehmen zu wollen. Sie werden vermuthlich, wenn des großen Mannes Stunde geschlagen hat, sich auf ihr bescheidenes Selbstgefuͤhl und die wieder aufstehenden Jun— ten stuͤtzend, jenen zur Seite schieben und sich in die Hinterlassen⸗ schaft theilen. Wer zu beobachten Gelegenheit hat, kann nicht verkennen, daß diese Patrioten sich dem Franzoͤsischen Botschafter zu nähern suchen, welcher, als ein Staatsmann, der in der Schule der vielseitigsten Erfahrung gepruͤft ist, durch wuͤrdevolles, berechnetes Benehmen und vorzüglich durch den Umstand, daß er niemals seine politischen Freunde den ephemeren Erscheinungen des Tages aufopferte, diejenigen Spanier, welche, mit den Lau— nen der Welt vertraut, eine feste Stuͤtze fuͤr ihr Emporkommen suchen, unwillkuͤrlich und vielleicht ohne seine Ahsicht an sich zieht. Die Salons des Englischen Gesandten, die im vergangenen Winter einen so glaͤnzenden Vereinigungspunkt der verschiedensten Parteien und gesellschaftlichen Klassen darboten, sind diesen Win— ter geschlossen geblieben. Ein gestern Abend bei der Franzoͤsi⸗ schen Botschaft eingetroffener Courier bringt uns die Rachricht von der Auflösung des Franzoͤsischen Ministeriums und die Thron⸗ Rede des Königs von England. Das in letzterer dem jetzigen Spa— nischen Ministerium gemachte Kompliment veranlaßte dieses zu einem in der heutigen „Gaceta“ enthaltenen Dank⸗Artikel (s. Nr. 59 der St. Zig), der so ungeschickt abge faßt ist, daß er das groͤßte Mißfallen des Englischen Gesandten erregt zu haben scheint. Ueberhaupt soll die⸗ ser seine fruͤhere Meinung uber den Minister⸗-Praͤsidenten jetzt sehr geändert haben. Von der Armee haben wir schlimme Nach— richten. Die Englische Legion ist in völliger Aufloͤsung; die Sol— daten begehen die unerhoöͤrtesten Exzesse, verbrennen die Altäre und Bilder in den Kirchen, um sich gegen die Kälte zu schuͤtzen, und sterben an den Folgen der Trunkenheit. In Vittoria herrscht ein hitziges Fieber, an welchem binnen drei Tagen 17 Englische Offiziere gestorben sind. pen dem Lande unerschwingliche Summen kosten, ruͤcken die ebenfalls dem Staate zur Last fallenden Portugiesen dem Kriegs, schauplatze um keinen Schritt näher! Die Minister belohnen be— reits die Prokuraboren, welche in der letzten Session mit ihnen gestimmt, mit guten Stellen; unter ihnen ist Don Miguel Cha— con, ein Offizier, zum Richter in der Kanzlei von Granada er⸗— nannt worden. Cedant arma togae! Herr Nouguier, Redacteur des „Moniteur du Commerce“, hat von Herrn Mendizabal das Commandeur⸗Kreuz Isabella's der Katholischen erhalten. Gene— ral Serrano bleibt General-Capitain von Aragonien, wahrend Rodil das Kommando der dortigen Yrmee erhält. Es scheint, daß Herr Martinez de la Rosa richt wieder zum Prekurador gewaͤhlt werden wird.“

Moldau und Wallachei. Jassy, 3. Februar. (Allg. Zeit.) Es haben hier vor

einigen Tagen große Feierlichkeiten wegen der Geburt des jun— gen Prinzen Nzam Eddin, Sohns des Sultans, stattgehabt. Alle Notabilitäten fanden sich im Palaste des regierenden Fuͤr— sten ein, um ihm ihre Ehrfurcht und Theilnahmé auszudruͤcken

herrn bringen zu wollen. Abends wurde die ganze Stadt be— leuchtet und ein großes Feuerwerk abgebrannt. Im Schlosse war Ball, dem alle hier anwesende Personen von Stande bei— wohnten, und der den Damen wie den Herren Gelegenheit gab, in Glanz und Geschmack zu wetteifern. Es war ein schöner Anblick, die Herren im reichen National-Kostuͤm und die Da— men in den ausgesuchtesten Pariser Toiletten in den schoͤn dekorirten Zimmern tanzen zu sehen. Nichts war unter— lassen, um das Fest zu verherrlichen.

. e n, Folzendes sind einige Auszuge aus den neuesten Griechi— schen Blattern bis zum 19. Januar:

In Nra 6? macht der Sotir seine gewöhnlichen Jahres⸗Gluͤck⸗ wünsche. Zuerst bringt er sie dem Könige dar, sodann dem Staats— Kanzler, dem er besstre Gesundheit, wo möglich größeres Gluck, weniger Bedenklichkeit in seinen Entschluͤssen, großere Thaͤtigkeit von Seiten seines Büͤregus und bessere Mitarbeiter bei seinen mu—⸗ hevollen Arbeiten wünscht. Den Ministern wuͤnscht er mehr Ver— stand Cvaeα), bessern Willen, mehr Eifer, großere Treue in Erfuͤl— lung ihrer Pflichten und, wenn es gescheben konne (i, ird“ runs s), mehr Achtung und Vertrauen von Seiten des Volkes und der Re— gierung; den Griechischen Gelehrten wünscht er Edelsinn und Ausdauer in ihren ernsten Beschaͤftigungen, Eintracht und

Liebe unter einander, wenn sie wuͤnschten, dereinst die wah— ren Lenker des Volkes zu werden. Sr. Majestaͤt dem Könige von Bayern wuͤnscht er, als dem ersten Philhellenen, ersten

Wohlthäter und Beschuͤtzer Griechenlands, vtele und gluͤckliche Jahre zum Ruhme des unter seinem Scepter lebenden Volkes und zur Freude der Griechen, da dessen vielgeltebter Sohn durch seine Thronbesteigung das große Werk der Freiheit, Unabhaͤngigkeit und Wiedergeburt Griechenlands vollendete. Den letzten Räͤchrichten aus Chios zufolge, ist die Pest in der That daselbst ausgebrochen. Das Duell würde neuerdings auch bei den Militair-Personen sireng verboten. Diese Bestimmung hat allgemein sehr gefallen. In Nr. és giebt der Sotir eine Üebersicht des Jahres 1835, von dem er besonders die letzten Monate als glücklich fuͤr Griechenland bezeichnet und daraus fuͤr das Jahr 1836 alles Heilsame er— wartet. Nur die Raͤubereien an der Granze bildeten, heißt es darin, die einzige Schattenseite des erfreulichen Gemäldes. Un⸗ ter der Ueberschrift „Geruͤchte“ enthaͤlt diesc Nummer folgende Artikel. „Die Briefe und Zeitungen, welche wir in diesen Tagen mit dem Packetboot aus Marseille erhalten haben, schildern Grie— chenland als in vollem Aufstande begriffen. Wir wissen noch nicht, aus welcher Quelle diese durchaus falschen Geruͤchte fließen. Gewiß ist nur das, daß die gemeinste Schlechtigkrit sich wieder einrial ber muͤhte, die Griechen in schlechten Ruf zu bringen, indem sie diesel« ben der gebildeten Welt wie eine Heerde wilber Thiere vorstelst, die in jedem Augenblicke die Eingeweide ihres Vaterlandes zerres=

ßen. Möge Europa von uns hören, daß wir weder wilde Thiere,

Waͤhrend diese schaͤdlichen Huͤlfstrup⸗

und ihn zu bitten, ihre Gesinnungen zur Kenntniß des Groß⸗

noch unwissend in unserem Vaterlande sind. Auch wir haben unsere Fehler, und welches Volk hat sie nicht? Aber wir haben auch unsere Vorzuͤge, die, wenn sie uns nicht den Vorzug vor manchen anderen

Voͤlkern geben, uns doch wenigstens mit ihnen gleichstellen. Der Grieche ist arbeitsam, sanft, friedliebend, er liebt über Alles sein Vaterland und verehrt seinen Koͤnig, den er als den einzigen Anker seiner Hoffnungen betrachtet. Die Kbnigliche Regierung, welche der Treut des Volkes gewiß ist, schreitet ohne Hemmniß vorwärts in ihren Arbeiten; was bis jeht noch nicht geschehen ist, das bestrebt sie sich zu thun, und aus ihren seitherigen Handlungen läßt sich mit

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liche Folge der Griechischen Graͤnzlinte Dies ist der wahre Zu⸗ stand Grlechenlands. Wir konnen freilich nicht hindern, wenn Eu⸗ ropa uns als der Anarchie verfallen betrachtet. Moͤge es dagegen auch uns nicht hindern, nunmehr die Früchte des berrschenden Frie⸗ dens und der Ruhe zu genießen und die Verbesserung unseres inne⸗ ren Zustandes von der Weisheit und dem Patriotismus des heißge⸗ liebten Königs zu erwarten“ Ueber denselben Gegenstand sagt die Athina in ihrer neuesten Nummer: „Mit großem Erstaunen sehen wir aus den neuesten Franzobͤsischen Blattern, wie ganz fal⸗ sche Nachrichten sie uͤber Griechenland haben, indem sie das⸗ selbe ats in völliger Aufregung schildern. Solche laͤcherliche Nachrichten konnen nur von Spekulanten ausgestreut wor⸗ den seyn, um vom Augenblicke Vortheil zu ziehen, da wir sehen, daß diese Artikel, einige leichtglckubige Deutsche Zeitungen ausge⸗ nammen, Korrespondenz-⸗Artikel aus Griechenland sind. Die Her⸗ ren Korrespondenten scheinen ihre leichtfertigen Berichte auf einige Raäͤuber-Ueberfaͤlle begruͤndet zu haben, die weder eine Unordnung im Innern des Reiches erzeugten, noch unsere Regierung in Stok⸗ ken brachten; wir können sie versichern, daß dieses große Uebel, an dem nach ibren Berichten Griechenland leiden soll, plötzlich geheilt seyn wird, wenn zwei Griechische Anfuͤhrer an die Graͤnze marschi⸗ ren“ In seiner neuesten Nummer sagt der Sgtir: „Das Beneh⸗ men Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Bayern ist über alles Lob erha⸗ ben. Nach den Nachrichten, die wir haben, hat Se. Maj. der Konig Ludwig durchaus es vermieden, sich in die Angelegenheiten des Lan⸗ des einzulassen. So oft aber davon die Rede ist, spricht er sich in kraͤftiger Weise über die Griechischen Interessen aus. Taͤglich giebt er unzweidentige Beweise seiner Liebe zu den Griechen und seines aufrich⸗ tigen Philhellenismus. Als Vater von den Griechen aufgenommen, dͤuüßert Koͤnig Ludwig nur väterliche Gesinnungen fuͤr die Griechen. In allen Gespraäͤchen und bei allen Gelegenheiten drückt er seine Wunsche für das Glück der Griechen aus“ Briefe aus Thessa⸗ lien melden, daß die Rüstungen der Tuͤrkei die Raͤuber mit Furcht erfuͤllt haben, und daß sie anfangen, sich zu zerstreuen

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Berlin, 1. März. Man schreibt aus Wittenberg unterm 26sten v. M.: „Von meyreren starken Eichen, welche unlaͤngst in dem hiesigen Kommunal⸗Forst-Reviere beim Luthersbrunnen zu Nutz' bloͤcken gefallt wurden, ward die eine am Stamme faul und hohl gefun⸗ den, und als demnaͤchst das Stammende, um es zu Brennholz zu benutzen, gespalten wurde, fand sich an einer Stelle inner? halb desselben ein großes ziemlich tief ausgehoͤhltes Kreuz, wel⸗ ches zu einer Zeit, wo die Eiche ungefähr 260 Jahre alt gewe— sen seyn mag, mit einem Beile eingehauen werden und dem⸗ naͤchst im Laufe der Zeit nach und nach wieder uͤberwachsen zu seyn scheint. An den äußeren Theilen des nachgewachsenen Holzes tritt das gedachte Kreuz, ebenfalls stark und deutlich aus— geprägt, in ganz gleichen Dimensionen hervor, dergestalt, daß das nachgewachsene neue Holz zuerst in das ausgehöhlte Kreuz hineingewachsen seyn muß. Wenigstens laßt die Erscheinung fich nicht wohl anders erklaren. Der Seltenheit wegen werden jene herausgeschnittenen kleinen Scheite aufbewahrt.“

and.

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Nekrologische Anzeige.

Vor mehreren Monaten starp im Fuͤrstenthum Neuchatel ein Mann, dessen stilles Verdienst niemals einen Lobredner gefunden, ihn aber auch niemals gesucht hatte. . Jaques Louis von Pourtales endete im 7ästen Jahre seine Laufbahn, als einer der treuesten Unterthanen seines Königs, als ei⸗ ner der thaärigsten, wohlwollendsten Maͤnner seines Vaterlandes.

Zu allen Zeiten, in allen Verhaͤltnissen, in allen Drangsalen der

seines Monarchen, und man kann mit Recht von ihm sagen, daß zie Hohenzollernschen Farben stets die seinigen waren. ö

Dies sollte man allerdings keinem redlichen Staats⸗-Buͤrger zum besonderen Verdienste anrechnen. Weniger also, um den Entschla— senen hoch zu stellen, als, um zur Nacheiferung zu erwecken, wird jener nicht genug zu schaͤtzenden Eigenschaft hier Erwähnung gethan.

Einer der schoͤnsten Augenblicke seines Lebens wie er dies oft selbst aͤußerte war das Erscheinen der ersten Preußen in Neuchatel im Jahre 1813 und der Wiedereintritt des geliebten Regentenhaufes in seine angeerbten Rechte. Der Schreiber dieser Zeilen hat sich hiervon mit eigenen Augen zu uͤberzeugen Gelegenheit gehabt.

Bei der damaligen Einrichtung und Beaufsichtigung der König— lichen Garde-Lazarethe war der Verstorbene, nebst dem höoͤchverdienten Praͤsidenten von Sandoz⸗Rollin, einer der thaͤtigsten Gehuͤlfen, und kein Opfer an Zeit, an Kraͤften und an Geld war ihm zu groß. Je⸗ der verwundet? Preuße fand an ihm einen Brußer. “** .

Dafur verlieh ihm auch der Koͤnig das eiserne Kreuz; und viel leicht war dieser Augenblick der einzige in seinem Leben, wo er sich einem wohlthuenden Selbstgefuͤhle hingab. Jenes schöͤne Zeichen der Vereinigung und der Erinnerung an eine große Zeit trug er stets mit einem gewissen, wohl sehr erlaubten Stolze.

Fuͤr sein kleines Vaterland, fuͤr seine Mitbuͤrger, gab es nicht leicht einen Mann, der, mehr als er, bereit gewesen wake, Allen zu dienen und sich selbst dabei zu vergessen.

Er bat nie Ehrenstellen erlangt, sie aber auch nie gesucht! Er war Stadtrath von Neuchatel; dies war sein einziger, bescheidener Titel, und unter diesem erfüllte er alle Pflichten eines guten Buͤr⸗ gers mit groͤßter Liebe und Pünktlichkeit. Zugleich stand er, ohne ällen Eigennutz, mit an der Spitze der Spar⸗-Kasse, welche er zu be⸗ gruͤnden geholfen hatte. Er verwaltete das Vermögen vieler Wstt⸗ wen und Waisen mit seltener Uumsicht und beispiclloser Thaͤtigkeit und trocknete im Stillen manche Thraͤne der ungluͤcklichen. Dabei war er ein zaͤrtlicher Gatte, ein liebevoller Vater, ein treuer Freund und ein guter Christ.

Friede sey mit seiner Asche, und möge ihm die Erde leicht seyn,

in der er ruht. C. G. Br.

bewegtesten Zeit, war er ein inniger Verehrer, ein eifriger Anhänger

* 1.

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