1836 / 65 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Demokratie huldige, wo hochverraͤtherische und repüblikanische

Umirtebe gang und gäbe seyen, an die Spitze der Orangisten

Vereine in Northumberland zu treten und dem drohenden Sturm zu begegnen, denn ihm gezieme dieser Ehrenposten; Lord Long— ford habe ihm gesagt, die Bruͤder in Irland waͤren bereit, alle Gewalt der Liberalen mit Gewalt zu vertreiben. Der Marquis von Londonderry aͤußert jedoch in seiner Antwort, er habe dem Lord Kenyon bereits erklaͤrt, daß der Liberalismus in seiner Grafschaft viel zu vorherrschend und sogar un— ter den Arbeitern in den Kohlengruben schon viel zu sehr ver— breitet sey, als daß man sich nicht von der Ungunstigkeit des jetzigen Zeitpunktes zu einem solchen Unternehmen überzeugt hal ten sollte. In einem anderen Schreiben bedauert der Oberst Fairman, daß ein Mann wie der Herzog von Buccleugh, der erste Gutsbesitzer Schottlands, die Identitat des Orangismus mit dem konservativen System nicht einsehen wolle. .

Die „Times“ wird in der veroͤffentlichten Orang isten⸗Korce— spondenz als ein „hoͤchst versatiles, unwuͤrdiges, schmutziges und poͤbelhaftes Blatt bezrichnet, und dies mag wohl mit der Grund seyn, warum sie sich mit einem Male von den Oraugisten os⸗ jagt und behauptet, sie wuͤrden sich von dem am Dienstag un Unterhause erlittenen Schlage schwerlich wieder erholen können.

Vergangenen Dienstag hielt die Gesellschaft der Schiffs— Rheser ihre jährliche Versammlung in der London⸗Tavern, um den Bericht ihres leitenden Ausschusses zu vernehmen und an— dere wichtige Interessen in Betrachtung zu ziehen. Außer einer großen Anzahl von Mannern, die unmittelbar mit der Rhederei verbunden sind, waren auch mehrere Parlaments, Mitglieder zuge⸗ gen. Um 1 Uhr eroͤffnete Herr William Tindall, der einmuͤthig zum Praͤsidenten gewahlt worden war, die Verhandlung, indem er kurz den Zweck der Versammlung angab und vorschtug, daß der Bericht gelesen werde. Der Berichterstatter zahlte die Re⸗ sultate auf, die fuͤr die Schifffahrt aus den Bemuͤhungen des Vereins entsprungen sind, und sprach ausfuhrlich uͤber die feind⸗ seligen Maßregeln der Minister hinsichtlich der Zoͤlle, wobei heson— ders der Zoll auf das Bauholz Gegenstand des Streites zwischen den Schiffs-Rhedern und der in der vorigen Parlaments Ses⸗

sion zur Berichterstattung uͤber diese Angelegenheit ernannten Kom— misston ist. Erstere wollen namlich den Zoll auf das Bauholz, das von den Ostsee-Kuͤsten koͤmmt, nicht reduziren lassen, diese Kommission aber hatte eine Reduction von 15 Shilling auf die Last vorgeschlagen, wobei immer noch ein Unterschied von 20 Sh. in der Verzollung des Amerikanischen und des Ostsee⸗ Sau⸗ holzes bleiben wurde, da ersteres nur 1h, letzteres 35 Sh. zu entrichten hat. Ueber diesen Punkt machte der Alderman Thompson nach dem Schlusse des mit großem Beifalle aufgenommenen Berichts ei— nige Eroͤffnungen und auf den Widerspruch aufmerksam, der zwischen den Aeußerungen zweier Kabinets⸗Minister herr sche.

„In den Zeitungen lesen wir naͤmlich“, sagte Herr Thompson, „daß der Marquis von Lansdown vorigen Abend im Oberhause er— klärt habe, daß die Mintster des Königs im Laufe der gegenwaͤrti⸗ gen Session eine Maßregel zue Veraͤnderung des Bauholi-Zolles vor= schlagen wuͤrden. Diese Versicherung ist aber ganz im Wider spruche mit dem, was mir der Praͤsident der Handels⸗Kam mer, Herr Poulett Thom⸗ son, gestern Abend im unterhause sagte; als ich ihn namlich im Vertrauen uͤber diesen Gegenstand fragte, sagte er mir ausdrücklich, daß er noch im Laufe dieser Sitzung eine auf den Bericht des Par⸗ laments⸗ Ausschusses basirte Maßregel vorzuschlagen beabsichtige, durch welche der Zoll vom Bauholze vermindert werden solle. Er verlangte noch von mir, ich moͤchte meine diesfaͤlligen Fragen naͤchsten Freitag an ihn im Unterhause richten, damit er Gelegenheit habe, seine Ab⸗ sicht deutlich auseinanderzusetzen. Die Erklarung des Herrn Pou⸗ lett Thomson druͤckt wahrscheinlicher, als die des Lords Lansdown, bie Apsicht der Minister aus, so daß ich fuͤrchte, wir haben wenig Tachsicht von den Ministern zu erwarten. (Vergl. oben die Unter⸗ haus Sitzung vom 25sten. Ohne Zweifel wollen sie nur mit der Einbringung ihrer Maßregel bis zu den letzten Sitzungen warten, wo diejenigen Mitglieder, welche das Interesse der Schiffs-Rheder anterstützen, wahrscheinlich schon die Stadt verlassen haben, wahrend dis ministerielle Phalanz zusammenhaͤlt, um alles das durchzusetzen, was die Minister einzubringen fuͤr gut finden.“ ö

Ganz anders als die Versammlung, die den Beschluͤssen des Ausschusses völlig beistimmt und ihm Dank votirt hat, betrach⸗ tet die Presse den Bericht. Der Courier stellt daruͤber sol— gende Berrachtungen an: „Die Schiffs-Rheder hielten gestert eine Versammlung, in welcher in Betreff der Bauholxz-Zoͤlle Be— schluͤsse gefaßt worden sind, die den Anempfehlungen der Kom— misston der vorigen Unterhaus⸗-Sitzung entgegen sind. Bekannt— lich wird die Einfuhr des Nord-Amerikanischen Bauhelzes da⸗ durch befoͤrbert, daß auf das Ostsee⸗Bauholz ein hoͤherer Zoll von 45 Sh. gelegt worden ist, obgleich das Nord-⸗Amerikanische theu— rer und schlechter und somit der Zoll unpolitisch und unverstaäͤndig ist. Die wohlfeile Herbeischaffung des Bauholzes ist für eine Nation, die eine große Seemacht und große Kauffahrtei⸗Fletten hat, von hoher Wichtigkeit; es sollte mit gar keinem oder wenig— stens mit einem sehr geringen Zolle belastet seyn, auf keinen Fall aber darf der Zoll nach solchen Grundsaͤtzen bestimmt seyn, daß man gezwungen ist, theures und schlechtes Holz dem guten und wohlfeilen vorzuziehen. Necht und passend ware es gewesen, wenn der Ausschuß des Unterhauses jeden Unterschied der Verzollung abzuschaffen vorgeschlagen hatte; er hat sich aber mit der Ver— minderung von 15. Sh. begnuͤgt, und dennoch sind die Schiffs— Rheder nicht zufrieden. Sie klagen, daß die Anempfehlungen des Ausschusses den Zeugen⸗Aussagen nicht entsprechen. So ist es aber nicht. Ein Schiffe⸗Rheder oder ein Kanazischer Spekä— lant mag bei der Veränderung seine Rechnung nicht finden; aber soll deshalb der allgemeine Bedarf, sollen die Mittel zur In— dustrie Und Schifffahrt mit drückenden Abgaben belegt werden? Sind wir verpflichtet, unsere Schiffe und Haäͤuser mit theurem und faulem Holze zu bauen, wenn wir gutes und wohlfeiles be— kommen konnen, damit die Kanadischen Händler und 49 bis 50 Rheder einen kleinen Vortheil haben? Es ist lustig, zu bemerken, daß gerade die Herren, welche bei dieser Versaminlung siurlr— ten, immer am meisten aul Preußen und den Preußischen Zoll— Verband schmähen. Doch wir hehaupten, daß, wenn man die schlimmsten Selten in dem Tarif dieses Bereins zusammenstellte und sie noch mit 19 multiplizirte, doch das Resultat nichts dar— bieten wurde, was halb so unvernuͤnf eig, illiberal und nachtheilig wäre, als unsere Holzzöͤlle es sind:“

Laut New⸗Yorker Nachrichten vom 1. Februar war in der Hauptstadt Mexiko am H. Dezember eine Verschwörung ent— deckt worden, welche auf Ermordung Santana's und seiner Mi— nister gerichtet war. Die Verschworenen hatten gedacht, auch die Stadt zu pluͤndern. Eine große Zahl darin verwickelter Personen war arretirt worden. * Komplott wurde entdeckt, nech ehe die Verschworenen Zeit hatten, ihre Absichten in Aus— fuͤhrung zu bringen. General Santana hatte am 3. Dezember

in Luis Potosi aber 6000 Mann Truppen Heerschau gehalten, die im Begriff standen, nach Texas zu marschiren. Fuͤnf Gene— rale, von 2000 Mann Truppen begleitet, waren ebenfalls nach diesem Bestimmungsorte abgegangen und am 8. Dezember in Saint ungesaͤhr 30 Meilen von Rio Bravo de Rorte, an— gelangt.

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Nach Berichten aus New-Orleans vom 11Iten v. M. ging dort das Gerücht, daß Santana an der Spitze von 11,0900 Mann in Texas eingeruͤckt sey. Ein anderer Brief von dem be— kannten Obersten Austin, ebenfalls aus New⸗Orleans vom 12ten v. M. datirt, spricht auch von dem Anmarsch des General San— tanga an der Spitze einer großen Armee, erwartet denselben aber erst im Februar in Texas eintreffen zu sehen. Mittlerweile ste⸗ hen die Angelegenheiten der Kolonisten sehr gut. Durch die letzte Niederlage der Mexikaner bei San Antonio war die Pro— vinz ganz von den Regierungs-Truppen gereinigt, und es war für die Insurgenten eine Anleihe von 200,909 Dollars aufge— bracht worden. Indeß mußte man hoffen, daß vor dem Eintref— fen des neu ausgehobenen Mexikanischen Truppen-Corps noch bedeutende Zuführen an Geld, Mannschaft, Waffen, Muni—

tion und Lebensmitteln aus den Vereinigten Staaten anlangen wuͤrden, weil es sonst zu befuͤrchten wäre, daß der En—

thusiasmus ber Insurgenten bennoch der Uebermacht unterliegen mußte. Briefe aus Vera-Cruz vom 28. Dezember schildern die Anstrengungen der Regierung zur Unteroruͤckung des Auf— standes in Texas als sehr bedeutend, glauben, daß es nicht schwer halten werde, 8 bis 19,9600 Mann zu diesem Zwecke zu sammeln, und behaupten, daß, wenn auch uͤber die neue Verfassung und das Centralisations-System der Regierung Meinungsverschteden⸗ heiten existirten, dennoch alle Provinzen darnit einverstanden seyen, daß dem Aufstande in Texas schleunigst ein Ende gemacht werden muͤsse, und daß daher die Regierung in dieser Beziehung überall die nöthige Unterstuͤtzung finden werde.

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Brüssel, 28. Februar. Der Belgische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Londoner Hofe, Hr. van de Weyer, ist gestern hier angekommen.

Der Liberal meldet, daß von 20 Personen, die man des in seinem Buͤreau veruͤbten Attentats fuͤr schuldig hält, nur 9 verhaftet sind, worunter man keinen als Anstifter des Frevels in Verdacht haben koͤnne. Er macht zugleich ein von seinen Re— dacteurs Gillo und Nene-Spitgels unterzeichnetes Schreiben be— kannt, worin diese sagen, daß sie in Folge des in besagtem Buͤ⸗ reau Vorgefallenen und der gegen sie gerichteten Drohungen den Herrn Buͤrgermeister benachrichtigen zu muͤssen glauben, daß sie von jetzt an, zu ihrem persoͤnlichen Schutze, Waffen bei sich fuͤh⸗ ren werden.

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Kopenhagen, 26. Febr. Unterm 13ten d. haben Se. Majestaͤt der Konig den Kammerherrn Joachim von Levetzau, Cemmandeur des Dannebrog⸗-Ordens, der Functionen eines Spruchmannes zur Entscheidung von Irrungen zwischen den Re— gierungen und Ständen der Deutschen Bundes-Staaten, auf sein desfallsiges Ansuchen, entbunden und dieselben dem Konfe— renz-⸗Rath und Amtmann der Aemter Reinbeck, Trittau und Tremsbuͤttel, Ludwig Heinrich Scholtz, Ritter des Dannebrog— Ordens und Dannebrogsmann, wiederum uͤbertragen.

De utsch (and.

Schwerin, 29. Febr. Zur Feier des Geburtsfestes Ihrer Koͤnigl. Hoheit der Erbgroßherzogin Alexandrine am 2zsten d. war hierselbst Morgens Gratulations-Cour und Mittags auf dem Schlosse Galla-Tafel. Ebendaselbst fand auch Abends der Hofball statt. Im Theater ward ein Prolog gesprochen und „Kaiser Friedrich der Zweite, oder Friedrich und sein Sohn“, von Raupach, gegeben. Zur Nachfeier dieses erfreulichen Tages gaben Se. Koͤnigl. Hoheit der Erbgroßherzog am 27sten d. M. im Saale der neuen Schauspielhauses einen Ball, zu welchem 690 Personen eingeladen worden waren.

Hamburg, 1. Maͤrz. In der vorgestrigen Versammlung des Comité's des „Vereins zur Sicherung der Stadt gegen Sturmfluthen“ wurde auf den Antrag der seitherigen Direkto— ren beschlossen, die Direction um vier neue Mitglieder zu ver— mehren. Als solche erwählte das Comité mit Stimmen-Mehr— heit die Herren Dr. A. Abendroth, Karl Godeffroy, Ferd. Bern— des und Joh. Roosen Runge. Zugleich machte die Direction dem Comité die interessante, mit vielem Beifall aufgenommene Anzeige, daß Herr Karl Godeffroy sich betreffenden Orts erboͤtig erklärt habe, dem Aerarium die Summe von 50,009 Mark zu schenken, falls von Seiten des Staates bis zum Jahre 1841 für die Sicherung der Stadt gegen Sturmfluthen die erforder— lichen Vorkehrungen getroffen und die Eindeichung bis dahin vollendet seyn werde. Solche Vorgange stellen der Unterneh— mung ein guͤnstiges Horoskop und geben einen unwiderleglichen Beweis ab, wie wenig es den Insinuationen der aͤngstlichen Widersacher des Vereins gelungen tst, die Ueberzeugung echter Patrioten von der Ausfuͤhrbarkeit dieses hochwichtigen Unter— nehmens zu erschuͤttern.

Dresden, 2. März. Se. Königl. Majestaͤt haben die von vielen achtbaren Eintoohnern hiesiger Staot beabsichtigte Verwandlung der zu Hoͤchstdero Geburtsfeier auf dem alten Markte errichteten Festsaͤule in ein steinernes Denkmal, auf ge— schehenen Vortrag des Ministeriums des Innern, abzulehnen und deshalb nachstehendes Handschreiben an Se. Excellenz den Herrn Staats-Minister von Carlowitz zu erlassen geruht:

„Mein lieber Staats⸗Minister von Carlowitz! Die Absicht der Bewohner Meiner Residenz, die Erinnerung an die wichtigsten Er⸗ eignisse Meiner Regierung durch Errichtung eines Monuments zu sichern, hahe Ich als ein neues Zeichen der Liebe und Zuneigung aus Ihrem Vortrage gern vernommen. Die Liebe und Zuneigung aller Meiner Unterthanen ist aber fuͤr Mich und Mein Haus das einzige und schoͤnste Monument, auf welches Ich hohen Werth lege, und das keiner bildlichen Darstellung faͤhig ist, dieser auch um so weni⸗ ger bedarf, als das, was Ich unter Gottes Leitung zu thun beru⸗ fen war, im eigenen Fortbestande Mir ein bleibendes Denkmal sichert, welches durch fortgesetzte treue Ergebenheit Meiner Unter⸗ thanen fest und unerschuͤtterlich erhalten werden wird. Geleitet von diesen Änsichten, beauftrage Ich Sie, dies der hiesigen Stadt-Be⸗ hörde zu erkennen zu geben ünd im geeigneten Wege zur Kenntniß der Bewohner Meiner Residenz zu bringen. Ich hoffe, Alle, fuͤr deren fortdauerndes Wohl und Gluͤck Ich Gottes Schutz erbitte, werden Meine Gesinnungen ehren und Mir und Meinen Nachfol⸗ gern in der Regierung immer volles Vertrauen und feste Anhäng— lichkeit, als das einzige sichere Band zwischen Konig und Volk, be⸗ wahren. Dresden, den 23. Februar 1836. Anton.“

Diese Allerhoͤchste Willensmeinung bringt der hiesige Stadt— Nath heute durch den Anzeiger zur allgemeinen Kenntniß.

Muͤnchen, 28. Febr. Heute ist von Muͤnchen ein Courier nach Ancona abgegangen, wo derselbe, aller Wahrscheinlichkeit nach, Se. Majestaͤt den König auf der Ruͤckreise aus Griechen⸗ land bereits antreffen wird.

Nachdem von der Königlichen Staats-Regierung die Kon⸗ zession zur Anlegung einer Elsenbahn von Nuͤrnberg uͤber Bam⸗ berg nach der noͤrdlichen Reichsgraͤnze unter der ausdruͤcklichen

Bedingung einer angemessenen Mitbetheiligung Bambergs er—

theilt worden ist, wurde in dieser Stadt, wo schon fruͤher fuͤr

die Eisenbahn⸗Angelegenheit viel Eifer rege wat, auf die Einl⸗ dung des Nuͤrnberger Comité's zu vereintem Wirken am 25.3 bruar eine General-⸗Versammlung gehalten. Der einstimml Beschluß fiel dahin aus, daß die Gruͤndung einer Eisenbahn . Nuͤrnberg uͤber Bamberg nach Leipzig sich als hoöchst vor theilha darstelle, und daß im Zusammenwirken mit Nürnberg und gegruͤndeter Hoffnung kraͤftigster Theilnahme jenseits der Lande Gränze (namentlich in Koburg) die Versammlung sich als Eisen bahn⸗Gesellschaft zu Bamberg konstituire. Der bekannte Ouvrard, der sich in der letzten Zeit in It lien aufhielt, soll sich nach der Versicherung von Neisenden, z kuͤrzlich dieses Land besuchten, zu Anfang dieses Monats in 6 nua eingeschifft haben, um sich an das Hof- und Kriegs lags des Don Carlos zu begeben. Man wollte wissen, es sey derseh Ueberbringer von bedeutenden Geldsummen, mit deren Einhan gung ihn die Freunde dieses Prinzen beauftragt haͤtten. ] Karlsruhe, 27. Febr. Das Großherzogliche Staats— n Regierungs-Blatt vom heutigen Tage enthält 1 eine Venn nung, den Rekurs in Strassachen betreffend, nach welcher in len gerichtlichen Strafsachen zwei Instanzen stattfinden. Gen, untergerichtliche Erkenntnisse geht der Rekurs an dte Ho

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richte, gegen hofgerichtliche Erkenntnisse erster Instanz an in Ober-Hofgericht. Diejenigen Strafsachen, in welchen bis das Ober- Hofgericht allein zu entscheiden hatte, gehen zur Cr scheidung in erster Instanz an die Hofgerichte uͤber. Verordnung, die Kompetenz der Ober- Einnehmereien, Haun Steuer- und Haupt-Foll-⸗Aemter, so wie den Rekurs in Sten und Zoll⸗Defraudationssachen betreffend, nach welcher den Oln Einnehmereien, Haupt-Steuer- und Haupt-Zoll-Aemn das Recht zusteht, uͤber die mit Ordnungs-Strafen bedr ten Uebertretungen von Vorschriften in Steuersachen selbst erkennen, wenn die Strafe des einzelnen Falles in einer sis/ bestimmten Geldstrafe besteht, oder in einer arbitrairen Gy strafe, welche den Betrag von 25 Fl. nicht uͤbersteigt. Der 3 strafte kann den Rekurs an die hoͤhere Finanz-Behoͤrde,

Steuer-Direction, bezuͤglich die Zoll-Direction, ergreifen. N Ober⸗Einnehmereien, Haupt Steuer- und Haupt ⸗Zoll⸗Aemter di fen auch Steuer-Defraudationen jeder Art und Uebertretungh von Ein- und Ausfuhr⸗-Verboten untersuchen und aburtheisn insofern diese nur mit Geldstrafen oder Confiscation bedroht suj und der Denunziat sich dem Ausspruche der betreffenden Fina Behoͤrde, unter Verzichtleistung auf gerichtliche Verhandlung un Entscheidung, unterwerfen zu wollen erklart hat. Dieser Erh rung des Denunziaten muß in jedem Falle von Seiten der s nanz⸗Behoͤrde die Belehrung vorausgegangen seyn, welche Sti sie nach dem Gesetze für verwirkt erachte. .

Darm stadt, 1. Maͤrz. Das heute erschienene Regierung Blatt enthalt das Gesetz vom 6. Februar, den Hausir-Hand und die hausirend betriehenen Gewerbe betreffend, welches fol gende Bestimmungen enthaͤlt: 1) Der Hausir-Handel und d Betrieb von Gewerben im Umherziehen in dem Großherzogthun Hessen kann weder einem Inländer, noch einem Auslaͤnder, in sofern hierzu nach dem Gewerbsteuer⸗-Gesetz ein Patent erforden lich ist, vor zuruͤckgelegtem 21 sten Lebensjahre verstattet werden 2) Außer denjenigen Gegenständen, mit welchen das Hausire bereits durch vorliegende Gesetze und Verordnungen ganz ven boten ist, wird dasselbe ferner hinsichtlich aller lithographirte und gedruckten Schriften untersagt. 3) Die Uebertretung de Verbots in dem vorhergehenden AÄrtikel wird, vorbehaltlich de jenigen gesetzlichen Strafen, welche unter gewissen Umstaͤnden noch besonders verwirkt seyn koͤnnen, mit der Confiscation de; Schriften und einer Strafe von Ul bis 5 Fl. bestraft. 4) Alt Geldstrafen, welche wegen unerlaubten Hausirens oder unerlauh ten Gewerbe-Betriebs im Umherziehen verhaͤngt, allein unei bringlich befunden werden, sollen in eine verhaͤltnißmäßige Ge faͤngnißstrafe verwandelt werden, dergestalt, daß fuͤr 1 Fl. Geb strafe 1 Tag Gefaͤugniß gerechnet wird.

Frankfurt a. M., 2. Marz. Durch Senats-⸗Beschluß von 19. Februar d. J. ist Herr A. Beil ersucht worden, unter En haltung und in Uebereinstimmung mit hieruͤber bereits gefaßt Beschluͤssen und unter Benehmen mit der provisorischen Zoll⸗Dirn tion, die Leitung und erforderliche Einleitung des suͤr den Zul Verband erforderlichen Bauwesens, immer sedoch unter Bei hung des Herrn Stadt-Baumeisters, zu uͤbernehmen.

Herr Schoͤff von Guaita ist am 21. Februar, zur Auswttz selung der Ratifications-Urkunde unseres Zoll-Vertrags, nit Berlin aögereist; man hofft, ihn in 14 Tagen wieder zuruͤcksi sehen, und folgert aus seiner Abreise, daß die Vollzugs⸗Komms sion, deren Mitglied er ist, ihre hauptsaͤchlichsten Arbeiten ben digt habe. Indessen hatten in den letztern Tagen doch nacht lich noch Waaren-Revisionen statt, obgleich der freie Verkehr! der Stadt bereits eingetreten war. .

Alus Straßburg wird geschrieben, daß dort die beruͤt tigten Individuen Volckert und Ickersheim, der Erstere v Frankfurt, der Andere von Offenbach gebürtig, verhaftet word sind, der eine in Straßburg selbst, der andere in Lingelshein Sie hatten dort ein flottes Leben gefuhrt und dadurch die Au merksamkeit der Polizei auf sich gezogen. Man fand bei ihne 1200 Fr. in Geld, 47 Nachschluͤssel, eine doppellaͤufige Pistole un einen Dolch. Ehe sie Straßburg zum Aerndtefelde ihrer Gaunereie ausersehen, hatten sie ihre Industrie in Basel getrieben, und hie war einer von ihnen, bei dem Versuche eines Einbruchs in da Comptoir eines Kaufmanns, von einem Waͤchter in der recht Seite verwundet worden.

Schweiz.

Bern, 25. Febr. Laut Berichten aus dem Amts-Bezith Bern hat der dortige Regierungs-Statthalter eine Verordnun ergehen und zweimal in den Kirchen verlesen lassen, laut welcht kein von anderen Orten herkommender, nicht gesetzlich verordn ter Lehrer in sogenannten Erbauungs-Stunden reden soll; aut sollen religioͤse Versammlungen unter keinem Vorwande nach! Uhr Abends stattfinden, bei einer Buße von 4 Fr. fuͤr den Plat geber. Die Orts⸗Vorgesetzten muͤssen bei Eidespflicht diese Von schriften handhaben helfen. Gegen diese Verordnung sind Bit schriften an den Regierungs⸗Rath eingereicht worden. 9

Genf, 21. Februar. Der große Nath hat am 19. Februn⸗ den Vorschlag des Herrn Fazy-Pasteur (eine Geldsumme zu Einberufung einer außerordentlichen Tagsatzung in Betreff de; Basel⸗Landschaftlichen Wirren mit Frankreich zu bewilligen) jn. stimmig zum Beschluß erhoben. Selbst der Staatsrath stellt sich zu dessen Unterstuͤtzung voran. Herr Fazy⸗-Pasteur sagte in der Debatte unter Anderm: „Zur Zeit unserer Zerwuͤrfniss mit Deutschland haben die angränzenden Fuͤrsten ihren Unter,

2) Ein .

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thanen wohl das Betreten des Schweizerbobens verboten; abet keiner hat je daran gedacht, rechtschaffene, ruhige Leute ledigli aus dem Grund, weil sie Schweizer seyen, aus seinem Lande zu jagen; gleichwohl hatten sie unser National⸗Gefuͤhl nie dadur

beleidigt, daß sie sich Angesichts von ganz Europa durch Vor— ruͤckung angeblich uns geseisteter Dienste breit gemacht haͤtten,

frühern ungluͤcklichen Versucht.

Hle Reglerung von Bert, welche bundesgemèß die Huͤ⸗

terin dei Rechte des Vaterlandes ist, wird uns nicht bie Zeit zuruͤckwuͤnschen lassen wollen, in welcher die ischer, die Erlach und Müuͤlinen sie so redlich und

warm vertheidigten.“ Hr. Rilliet⸗-Constant äußerte: „Was das Benehmen Frankreichs betrifft, so kennt die Entruͤstung kein Wort, welches stark genug waͤre es gebuͤhrend zu bezeichnen. Die Franzoͤsische Regierung hat. die Schweiz mit dem Ton eines hochmuͤthigen Schulmeisters beleidigt und besteht auf ihren druͤk— lenden Qualereien mit einer Hartnäckigkeit und Hitze, die un— verzeihlich sind. Zum Uebermaß der Beleidigung erklaͤrt sie, den Gerichten von Liestal sey nicht zu trauen, und will somit die Entschaͤdigunge frage denselben entziehen. Aber nie soll Frank— reich eine so schmaͤhliche Nachgiebigkeit von uns erlangen.“ Der erste Syndikus eröffnete hierauf, daß der Staatsrath auf die von Basel-Landschaft Ende Januars erhaltene Auftlaͤrung den Vorort eingeladen habe, seine Verwendung fuͤr das Aufhoͤ— ren jener die Schweizerische Ehre und Unabhaͤngigkeit beschim— pfenden Gewaltthaͤtigkeiten Frankreichs eintreten zu lassen und hm umstaͤndliche Kenntniß von der Sachlage mittheilen zu wollen.

tlie n, Die Allgemeine Zeitung enthalt folgende Mittheilung

von der Piemontesischen Gränze vom 17. Febr.! „Schon

hei der letzten Insurrection in Lyon zeigte sich von daher und von der republikanischen Propaganda im Suͤden ein neues Be— streben, auf Piemont und Savoyen zu wirken, ungeachtet der Es war selbst einigemal auf die Gewinnung der Festung Pignerol abgesehen, um von da unge— hindert auf Turin wirken zu koͤnnen. Die Natur des Landes, die Gebirgspfade uͤber die Eottischen und Grajischen Alpen, uͤber

den Genüvre und den Iseran erleichterten die Ein- und Aus— wanderung der Franzoͤsischen Colporteurs, welche Briefe, Preocla— mationen und andere Druckschriften aus Frankreich in unser Land

brachten. Spaͤter war die Regierung zu aufmerksam auf alle

Franzosen geworden und ließ sie entweder gar nicht ein, oder

doch erst aufs genaueste untersuchen. Sie konnten also nicht mehr zu diesem Vertrieb gebraucht werden. Es wurden nun Piemon— teser dafuͤr gewonnen, die leer hinuͤber und beladen wieder her— uͤbergingen. Einige Zeit gelang es der Propaganda, durch diese

ihre Probukte in Savoyen und Piemont einzuschwaͤrzen, bis man auch auf sie aufmerksam wurde und sie genauer an der Graͤnze

untersuchte, was fruher nicht geschehen war. So wird jetzt kein Piemonteser, kein Franzose und kein anderer Fremder ins Land

gelassen, wenn er Zeitungen oder andere politische Schriften bei

sich hat. Man erzaͤhlt sich von einer neuen, erst kurzlich entdeck— ten Verschwoͤrung, die auf diesem Wege von Frankreich aus an— gezettelt worden ware, und die nichts Geringeres zum Zweck ge— habt hatte, als die Ermordung des Königs und des Kronprin— zen, so wie den Umsturz der Koͤniglichen Regierung und die

BProklamirung einer Republik.“

8p ani e n.

Die Gazette de France enthaͤlt ein Schreiben eines An— haͤngers Mendizabal's aus Madrid vom 17. Februar, worin es heißt: „Die letzten Nachrichten vom Kriegs-Schauplatze lauten nicht guͤnstig. Die Wegnahme von Balmaseda ist groͤßtentheils der Nachläͤssigkeit Espeleta's zuzuschreiben und namentlich durch ihre moralische Wirkung von Wichtigkeit. Es wird dadurch den Karlisten leicht, sich in Asturien festzusetzen, und dies gebirgige Land kann ein zweites Navarra werden. Die Operations-Ar— mee findet wenig Unterstuͤtzung von Seiten der Britischen Legion, in deren durch Krankheit gelichteten Reihen Demoralisirung und Mangel an Disziplin herrschen, und die dadurch auf eine trau— rige Weise mit dem trefflichen Geiste der Legion von Algier kon— trastirt. Herr Fajardo, Englischer Kommissar, hat die Haupt—

̃stadt verlassen, um sich zum General Evans nach Vittoria zu be—

geben. Der Marquis von Moncayo ist schnell von hier abge— gangen, um die bis Guadalajara vorgedrungene Bande des Pfar— rers Batanero zuruͤckzutreiben.“

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt folgendes ironische Privatschreiben aus Madrid vom 13. Febr.: „Mit Erstaunen erfuhren wir gestern fruͤh, welcher eutsetzlichen Gefahr wir durch

die Wachsamkeit des Civil-Gouverneurs Olozaga, dessen Thätig—

keit ich Ihnen schon neulich geruͤhmt habe, entzangen sind. Seit der beruͤchtigten Pulververschwoͤrung hat kein hoͤllischeres Kom— plott existirt; der Umsturz des Staats stand auf dem Spiele, aber das Schwerdt des Gesetzes schwebte uber den Schuldigen. Vernehmen und erstaunen Sie. In der Nacht vom 10ten auf den 1Iten, nach 12 Uhr, begab sich der Civil-Gouverneur,

nin, Begleitung des Subdelegirten, mehrerer Polizei-Commis— saire, Haͤscher, Nachtwächter und einer Abtheilung Natio—

nal Garde vor die Wohnung des Don Tomas Jordan,

eines sehr angesehenen Buͤrgers, Eigenthuͤmers der größten

Druckerei Madrids und Verlegers der „Abeja“. Die ganze Straße wurde mit Wachen umstellt und, als die Thuͤre des Hau⸗

ses nicht gleich geöffnet wurde, weil die ganze Familie im Schlafe

lag, ein Schlosser herbeigerufen, indessen noch zur rechten Zeit die Thuͤre geöffnet. Der Civil-Gouverneur drang mit einem Theile seiner Begleitung herzhaft bis in das Schlafgemach des Herrn Jordan vor und ließ ihn durch einen herbeigezogenen No— lar daruͤber vernehmen, wer der Verfasser zweier von dem Herrn Jordan gedruckten Aufsätze sey, von denen der eine eine kurze

Uebersicht der uͤber das Wahlgesetz stattgefundenen Diskussionen

und der andere in wenigen Worten eine Aufforderung an die Vaͤhler enthielt, keine Freunde der Anarchie, sondern die einer vernünftigen Freiheit zu Prokuradoren fuͤr die naͤchsten Cortes zu waͤhlen. Diese beiden Aufsäͤtze sollten in der „Abeja“ von dorgestern erscheinen, zugleich aber auch einzeln an verschiedene Per— sönen mit der Post verschickt werden. Herr Jordan nannte so— gleich den Exprokurador Perpisa als Verfasser. Der Eivil-Gou— verneur nahm die vorgefundenen Exemplare in Beschlag und be— Rab sich daun mit demselben Gefolge in die Wohnung des Hrw. Perpina, ließ ihn das Bett verlassen, ihn verhoͤren und unter der Bewachung einer Schildwache zuruͤckbleiben. Fruͤher bereits hatte sich der Eivil-Gouverneur in das Posthaus begeben und mehr als 290 Briefe, in welche, was vermuthlich Hr. Glozaga durch Inspiration errseth, die Druckschrift eingeschlossen war, aus dem Brieftasten genommen und mit Beschlag belegt. Nun ist zu bemerken, daß beide Aufsaͤtze die Censur passirt hatten; daß aber das von Herrn Martinez de la Rosa gegebene Censur⸗Regle⸗ ment vorschreibt, daß besonders gedruckte Flugschriften die Ge— nehmigung des Civil⸗Gouverneurs bedürfen, und diese einzuho⸗ len hatte Herr Jordan vergessen. Der Inhalt der beiden Auf⸗ sͤtze ist so unschuldig, daß selbst das „Eco“ heute sagt, es waͤre nichts gegen sie einzuwenben, wenn sie bloß in der „Abeja“ er⸗ schienen wäͤren. Der „Ezpañol ““ druckt sogar den wichtigeren lufsatz in seiner heutigen Rummer ab, und jeder Leser sieht, si er nichts enthalt, als die vom Minister-⸗Präsidenten gepredig⸗ en Grundsaͤtze;: Ordnung und Ruhe! Allein der Civil-Gouwer—

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neur hat sich um das Vaterland verbient gemacht und verdient eine Buͤrgerkrone, weil er bei Nacht in die Häuser friedlicher Bürger dringt, einen Exprokurador, gegen den auch nicht der

Schatten irgend eines Verdachtes da ist, verhaftet und Briefe von der Post wegnimmt, und zwar weil ein unbedeutender Artikel eines Reglements, wenn man es

streng nimmt, verletzt worden ist. So reden und handeln dieje— nigen, welche seit dem August die Gesetze mit ih. treten, Pasquille drucken und in den Straßen ausrufen lassen, Adressen abdrucken und preisen, deren bloße Abfassung schon verboten ist, und welche taglich gedruckt behaupten, man duͤrfe kein Mittel verschmaͤhen, auf die Wahlen zu wirken, um die Andersdenken— den davon auszuschließen. Die Verfechter der „Freiheit und der Fortschritte“, die „Revista“ und das „Eco“, erklären den schrift⸗ stellerischen Versuch des Hrn. Perpisia fuͤr ein Komplott, fuͤr die Verschwoͤrung einer ganzen Partei, jubeln uber die Gewaltschritte des Civil-Gouverneurs und rufen die Schaͤrfe der Gesetze gegen die Schuldigen auf. „„Mit welcher Zartheit und Nachsicht““, sagt Hr. Alcala Galiano in der Revista „„verfuhr nicht der wur— dige patriotische Civil⸗Gouverneur! Er ließ Hrn. Perpina nicht ein⸗ mal verhaften, sonde en bloß in seinem Hause verhören.““ Sie ehen jetzt, was die gegenwärtigen Machthaber in Spanien unter Freiheit verstehen, fuͤr welche dieses Volk bekanntlich uͤberreif ist. Dem Espanol gereicht es zur groͤßten Ehre, mit Entschieden— heit gegen das Verfahren des Civil-Gouverneurs aufgetreten zu seyn. „„Die Freunde des Beamten““, sagt er unter Anderem, „„betrachten Alles als eine durch die Strafbarkeit des Unterneh⸗ mens gerechtfertigte Handlung, die Mehrheit des unparteiischen und aufgeklärten Publikums aber erblickt darin einen aͤußerst gewaltsamen Schritt, einen wahren Mißbrauch der Amts— Macht. Wir wuͤrden uns mit Schimpf und Schande be— decken, wenn wir nicht mit aller Macht unserer Ueber— zeugung gegen das von der Behoͤrde Madrids gegebene Beispiel protestirten.“ Was aber der ganzen Begeben— heit die Krone aufsetzt, ist der Umstand, daß, wahrend der Civil⸗Gouverneur bei Tag und Nacht beschaͤftigt ist, den Staat vor der großen Verschwoͤrung zu retten, in vorvoriger Nacht aus dem von einer Menge Schildwachen umstellten Hofgefängniß (earcel de corte) nicht weniger als 25 zum Tode verurtheilte Moͤrder und Raͤuber entsprungen sind. „„Zum Gluͤck““, sagt die Revista, „„war nur ein einziger Aufrührer darunter. Die uͤbrigen sind Verbrecher ohne Bedeutung.““ Jeder Unbefangene giebt zu, daß durch das unkluge Benehmen des Civil-Gouver— neurs die Regierung sich seibst der Waffe beraubt hat, welche der unuͤberlegte Schritt des Herrn Perpina ihr in die Hand gab. Haͤtte die Behoͤrde die Bemuͤhungen desselben als ganzlich erfolg⸗ los und unschaͤdlich dargestellt, so wuͤrde sie den Exprokurador dem Gelächter preisgegeben und die ihm verbundene Partei ge— zwungen haben, sich von ihm loszusagen, während er nun als ein Opfer der Ungerechtigkeit das allgemeine Interesse erregt und al— les Gehaͤssige auf die Gegen⸗-Partei fällt. Diese vollzieht einen Selbstmord.“

Der Allgemeinen Zeitung wird von der Serbischen Gränze unterm 16. Februar geineldet: „Fuͤrst Milosch hat Belgrad, wo er mit außerordentlichem Pomp empfangen worden war, wieder verlassen. Die ganze Stadt war an dem Abende seiner Ankunft beleuchtet, er hielt seinen Einzug durch Triumph⸗ pforten, und vom Oesterreichischen Gebjete aus ward er mit Salven aus Kanonen vom schwersten 3 begruͤßt. Er hat sich nun nach Kragujevatz begeben, wo um die Zeit des heiligen Sawa eine Volks-Versammlung einberufen werden soll, um verschiedene fur das, Land sehr wichtige Eroͤffnungen zu ver— nehmen.“

V Griechen land.

Athen, 19. Jan. Hiesige Blätter melden: „Man sagt, daß die Stadt-Kommandanten beauftragt worden seyen, den in Griechischen Diensten befindlichen Bayerischen Offizieren und Soldaten mitzutheilen, daß die, welche vor Ablauf ihrer Dienstzeit nach ihrem Vaterlande zuruͤckkehren wollen, dies un— gehindert thun koͤnnen. Diese Maßregel ist, wenn sie wirklich ergriffen wurde, ein sehr gutes Anzeichen. Warum aber sollen sie nach Bayern zuruͤckkehren? Koͤnnen sie nicht nach ihrer Be— freiung vom Milltairdienste, wenn sie anders Lust dazu tragen, in Griechenland verbleiben und irgend ein Geschaͤft betreiben? Haben wir etwa solche Leute nicht nöͤthig? Oder haben die Griechen nicht immer solche Leute mit Freuden aufgenommen?“ (Die Augsburger Zeitung bemerkt hierzu: „Man sagt uͤbri⸗ gens, daß es wirklich die Absicht der Regierung sey, die Ansaͤs— sigmachung der zu entlassenden Deutschen Soldaten moͤglichst zu erleichtern.“

Gartenbau Verein.

„In den beiden juͤngsten Versammlungen des Vereins zur Be— soͤrderung des Gartenbaues in den Koͤniglichen Preußischen Staa— ten, am 21. Januar und 28. Februar d. J., wurden vorgetragen: Nachricht von der erfolgten Bildung eines Garten- und Blumen⸗ bau-Vereins fuͤr Hamburg, Alton und Umgegend, dessen Zweck vorlaͤufig auf die Veranstaltung von Blumen⸗ und Frucht- Auͤsstel. lungen und auf Herausgabe einer Zeitschrift in zwanglosen Blaͤt— tern gerichtet ist; Mittheilungen des landwirthschaftlichen Vereins zu Freiburg im Breisgau, uber den Erfolg des Anbaues verschiede⸗ ner Futterkraͤuter, Kohl⸗ und Getraide-Arten, wonach unter Ande— tem drei neue Weizen-Arten unter den Namen: Riesen-Weizen von St Heleng, Taganrog-Weizen und Guastalla-Weizen, in Ertrag und Guͤte besonders bewaͤhrt befunden und der nackte Hafer des Anbgues werth erachtet wird, insbesondere fuͤr Landleute die von Muͤhlen entfernt wohnen, um sich dessen gleich von der Scheune weg, ohne weitere Vorbereitung, für die Käche zu bedienen; auch wird Nachricht gegeben von den Resultaten des Ringelus der Wein⸗ reben, wonach die Operation uberhaupt nur in nassen Jahren und vorzugsweise bei den blauen Trauben mit gutem Erfolge an— zuwenden; Ändeutungen in Bezug auf die eingekommenen juͤngsten Verhandlungen der Schwedischen Akademie des Ackerbaues in Stock— holm, die unter Anderem Nachricht geben von den Resultaten der versuchsweisen Anwendung kuͤnstlicher Dungungs-Mittel, wonach Hornspaͤhne und Knochenmehl besonders im mageren trockenen Bo— den sich wirksamer erwiesen haben, wie in festen und feuchten Bo— den-Arten, auch ist darin eine interessante Zusammenstellung und „Beschreibung ven Futtergraͤsern enthalten, von denen ganz besonders das Amerikanische Gamagräs CTripsacum Triticoides) wegen seines außcrordentlichen Ertrages gerühmt wird; Vorschlaͤge des Herrn Garten⸗Direktors Lenné zu Preis-Aufgaben fuͤr die auf der deitten Stufe der Gaͤrtner⸗Lehr Anstalt befindlichen 3oglinge, zur Bewer— bung um die von dem Vereine ausgesetzte jährliche Praͤmse von 20 Rthlr. aus der von Seydlitzschen Stiftung; Bemerkungen des Herrn von Buͤlov auf Cummerov, zu ver Avhandlung des Gäͤrt— ners Brandes daselbst, über die dort sehr gelungene Methode der Anangs⸗Zucht in Moosbeten mst untergelegten Heizungs⸗Kanaͤlen,

zur Gewinnung ungewoͤhnlich großer Fruͤchte; Mittheilungen des Herrn Capitain von Gerädorff zu Braͤtz bei Meserstz, ber die Be=

handlung der Hyazinthen⸗zwiebeln zur Bewahrung bor der Ringel Krankhest und dem weißen Rotze, nebst dahin gehbrigen Bemerkun⸗ gen des Instituts-Gaͤrtners, Herrn Bouché; Nachrichten des Kom⸗ merzienrgths Herrn Höne in Danzig, von dem Erfolge der ver⸗ suchsweisen Anzucht verschiedener Getraide⸗ und Gemuͤsearten, wo⸗ nach inshesondere die Kavalier⸗Gerste die groͤßte Aufmerksamkeit der Landwirthe verdient, die in England alle andere bisher kultivirten Arten verdraͤngt; eine tabellarische Nachweisung des Kreis⸗Secretairs Herrn Dr. Haas in Adenau von den sorgfaͤltig aufgestellten Resul⸗ taten des versuchsweisen Anbaues eines von hier äberwiesenen Kar⸗ toffel⸗Sortiments von 118 Sorten, unter Benennung und Beschrei⸗ bung der Knollen, des Quantums der Aussaat und des Ertrages nach Anzahl und Gewicht, mit Angabe der Blüthezeit; der Jahres- Bericht des Kammer - Assessors Herrn Schaͤffer in Pleß, über den Erfolg der Vertheilung der von hier seit einer Reihe von Jahren wiederholt uͤberwiesenen Saͤmereien, an die Land⸗ leute der dortigen Gegend, zur Belebung und Verbesserung des noch unlaͤngst dort ganzlich unbekannt gLewesenen Gemuͤsebaues, wo⸗ nach die Schuliugend an mehreren Orten beginnt, sich fuͤr den Gar⸗ tenbau zu interessiren und einzelne Landleute schon anfangen, sich Saamen zu erziehen und verschiedene Kohlarten, Zwiebeln u. s. w. zum Verkauf anzubauen; Notizen des Hofgaͤrtners Herrn Werth, über seine, dem Erfolge nach als zweckmäßig zu erachtende Methode der Vermehrung der Pflanzen durch Stecklinge; Andeutungen des Kunstgaͤrtners Herrn Schwabe zu Seppau bei Beuthen, uͤber das Niederhaken der Bengalischen Rosen im freien Lande auf Partieen, um sie reicher bluͤhend zu haben und besser durch den Winter zu bringen; Mittheilungen des Buͤcher-Censors Herrn Rupprecht in Wien, uͤber die Vortheile der Vermehrung der Weinreben durch Setzhoͤlzer und uͤber den außerordentlichen Erfolg seiner Methode des Kartoffelbaues, die im Wesentlichen darin besteht, daß er die Knollen unzertheilt einen Fuß tief einlegt, und sie dann ohne Be— häͤufelung vom May bis Oktober ungehindert ihrem Wachsthume uͤberldßt; Mittheilungen des Thuͤringer Gartenbau⸗Vereins zu He⸗ ringen und Nordhausen uͤber dessen fortgesetzte Betriebsamkeit, in praktischer Anwendung des Gartenbaues zur Verschoͤnerung der dor— tigen Gegend, unter Einsendung eines Berichtes des Herrn Kettem⸗ beil zu Nordhausen uͤber seine Seidenzucht, die ihm so außerordent⸗ lich gelungen, daß er nach den kompetentesten Zeugnissen eine fester, und elastischerr Seide als die Italiaͤnische er⸗ zielte; Nachrichten der Garten ⸗Gesellschaft in Braunschweig von den Resultaten des versuchsweisen Anbaues verschiedener Gemuͤse⸗ Arten, wonach insbefondere der Steiltanische schwarze Blumenkohl bei der vorjährigen trockenen Sommerhitze, selbst im Sandboden, besser gediehen, als der weiße, so wie die Koͤrbelruͤbe (Chaäerophyllum hulßgsum) vorzuͤglich als Krankenspeise, verdienten Beifall gefunden; Bemerkungen des Landes-Aeltesten Herrn von Koschembahr auf Tuͤrzitz bei Strehlen, uͤber die Vorzuͤge des Baye⸗ rischen Johannis Klees (Trifolium hybridum) insbesondere fuͤr nasse Grunde; Mittheilungen des Kaiserl. Russischen Wirklichen Staats⸗ Raths Herrn von Schiferli zu Elfenau bei Bern uͤbez den Erfolg des versuchsweisen Anbaues der mit dem Namen des Fuͤrsten von Rohan belegten Kartoffel, die zwar so außerordentlich fruchtbar sich nicht erwiesen, als von ihr in dem Journal de Francfort (Nr. 17 de 1835) geruͤhmt worden, aber doch der Beachtung nicht unwerth erscheint; Nachrichten des landwirthschaftlichen und Gewerbe-Ver⸗ eins des Kreises Wittgenstein zu Berleburg, unter Einsendung der neuesten Stucke seines Anzeigers, woraus sich das fortschreitende Gedeihen dieses Vereins und seine ersprießliche Wirksamkeit, insbe⸗ sondere auf die Verbesserung der Viehzucht, des Wiesenbaues und Duͤngerwesens ergiebt.

An schaͤtzenswerthen Beitraͤgen zur Bibliothek des Gartenhau⸗ Vereins waren eingegangen die neuesten Schriften und Verhandlun— gen der Kaiserl. Leopoldinischen Carolinischen Akademie der Natur⸗ forscher zu Breslau, der Maͤrk. oᷣkon. Gesellschaft zu Potsdam, des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern, des polytechnischen Vereins fuͤr Bayern, des Wuͤrtembergischen landwirthschaft⸗ lichen Vereins in Stuttgart, der Mecklenburgischen Landwirth⸗— schafts⸗ Gesellschaft in Rostock, der 5konomischen Section der Schlesischen Gesellschaft fuͤr vaterlaͤndische Kultur in Breslau und des Gartenbau-Vereins in Hannover, worin unter Anderem eine sehr beachtenswerthe Abhandlung des Plantagen-Meisters Hrn. Metz zu Herrenhausen uͤber den Schaden der Berberitze (Berberis vulgaris) fuͤr die Getraidefelder enthalten ist, bei Darlegung der da⸗ fuͤr sprechenden Resultate mannigfacher sehr gruͤndlicher Versuche. Zur Ansicht waren mit zur Stelle gebracht; vom Geheimen Ober⸗ Finanz-Rath Herrn Kerll zwei bluͤhende Hyacinthen in einem Topfe, wovon die eine, in gewoͤhnlicher Art, nach oben, die andere aus dem Boden des Topfes, in umgekehrter Richtung, in ein darunter be— findliches, mit Wasser gefülltes Quartglas bis zum Boden desselben gewachsen war, und sich von dort wieder mit der Blüthe nach oben hinauf richtete; vom Justiz-⸗Rath Herrn Meyer ein blühendes Exem— plar von Camellia Donkelarii als Neuigkeit. Zwei vom Kunst⸗ und Handels-Gaärtner Herrn Fuhrmann beigebrachte bluͤhende Exem— plare von Acacia florihunda wurden in der Versammlung verlooset. Noch kam wiederholt zur Sprache, daß es angemessen seyn wuͤrde, wenn die Herren Handels-Gaͤrtner von ihren Erzeugnissen an neuen oder doch wenig bekannten Gemuͤse⸗Arten, bei Anfuͤhrung der Preise, dem Gartenbau-Vereine um die Zeit seiner Versammlungen Nach- richt geben mochten, damit dieser das Publikum auf solche Erzeug⸗ nisse und deren Werth für die Küche aufmerksam machen und auf eine groͤßere Mannigfaltigkeit des Gemuͤs⸗Marktes hinwirken konne.

H —.

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Morgens ö

Meteorologische Beobachtung. N

Nach inniaiiget 19 Uhr. Beobachtung. . 2

Quellwärme 7,10 R. Flußwärme 1430 R.

R 3 06 Vodenwärme 1,8 6 R.

* 164 MErerdâ achmittags Abends

2 Uhr. .

1836. . März.

Lustdrus . . ... Z 35,60“ Par. 334 83“ Par. 335, 65“ Par.

Luftwärme .. . 2,10 R. 4 A9 0 R. 4. 3 40 R. .

Thaupunkt ... 1,10 R. J 1,90 R. 4 2,9 0 R.

Dunstsattig ... 92 pCt. 78 pét. 96 pt. Ausdünstung O Malu Rhh

nnn, regnig. trübe trübe. K

Wind ...... 88 Sa. Sas. Niederschlag C, 127 Rt. 23. 3

Wolkenzug. .. SW Nachtkalte 4 2,8 0 R.

4 359 R.

Tagesmittel: 335 37“ Par. . . 4— 200 R. .. 89 pCt. J n 5 1 . Den A. März 1836. crmtIi cher d- MM Cd CQλeuC;. - Zettel. 3 Fr. Cour. 3 Fr. Gonr. Brier. J geld. L Brief. geld. St. Schuld- Seh. . 1023 38 1017 Ostpr. Pfandhr. 4 1935 102 2 Er. Kugl. ol. u 1] 161 12 191112 oemm. 4e. 4 1 Prüm geh d. See h 61 ; 3 605 S8 Kur- u. Neumm. 10. ö * 1016 3 Kurm. Ohl. in.. G. 10253 1021 do. do. do. ö 98 * * Nm. LIut. Seh, do. 4 ö. 1913 s8chlesisense do. 1 1071! 1 1063 4 Rerl. Stadt - 09I. 4 1031 12 1023 Rüekst. O. und . Königsh. do. 1 Sch. . K. u. N. 89 ö Elbinger do. * 99 J Gold al marco 216! 2 215! 2 Danz. do. in Tu. 31 1 [Neue Du. 183 . Wentpr. Plandur. 1 10953 102, Friedriehr d'or * 135,9 / 131 ö * Grolsh. Pos. do. 1104 103 J 2 IDiseonto . 3 ͤ 1 A 1 1 . 2 ij * —— Auswärtige RRörsen. ö Amngterdam, 28. Februar. . Nie lerl. wirk!. Sehuld Sd g. 50, do. 10359. Kaur Hill. 245“ 8. Passive 151. Ausg, 8chuld Neue Aul. A3

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