1836 / 69 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

dem Hause 57 Eisenbahn - Bills vorlagen, und daß daher von H den 658 Mitgliebern, aus denen das Haus bestehe, 8a5 zu den * Eisenbahn / Comité's erforderlich seyn wurden. Großes Gelaͤchter.) Sir Nobert Peel, welcher hierauf das Wort ergriff, sagte, die gegenwartige Dis kussion sey fuͤr das Publikum von großer Wichtigkeit. In Betreff der Nichtzulassung derjenigen Mitglie⸗ der, welche Actien- Inhaber von Eisenbahnen seyen, zu den Co⸗ mité's, missse er bekennen, daß er die völlige Ausschligßzung von ö Privat-Einfluß für unmoglich halte. Auch koͤnne das Parlament ! in Betreff der Eisenbahn⸗-Bills kein anderes Verfahren beobach⸗ ten, als bas faͤr andere Privat Bills gebraͤuchliche, und er halte es daher fuͤr unzweckmaͤßig, die vorgeschlagenen Resolutionen auf J die Privat⸗Bills anzuwenden. Die Resolut'onen wurden indeß doch angenommen.

London, 2. Maͤrz. Der Koͤnig hat dem Marine Capitain Henth Hart und dem General-⸗Major Ch. W. Maxwell die Rit⸗ . terwuͤrde verliehen. . Die HofZeitung meldet die Ernennung des Herrn Tho— ö mas de Glenier Fonblanque zum Britischen Konsul in Danzig. Die vorgestrige Debatte im Unterhause uͤber die eld el g Munizipal-Reforns Bill giebt dem Globe zu folgenden Bemer— kungen Anlaß: „Sir Robert Peel schlaͤgt vor, die Corporatio— nen gänzlich zu vernichten, die Beraubung der Corporationen in einem Maße auszuführen, das selbst jenes bei weitem Üüberschrei— eet, welches, wie Sir Chs. Wetherell es den Lords vorstellte, die Minister fuͤr die Englischen Munizipalttaͤten beabsichtigt haben ; sollten. Der Fuhrer der Tories will die Freemen ihrer Rechte berauben, ohne sich im mindesten darum zu bekuͤmmern, ob auch 1 arsprüngliche darunter sind oder nicht. Er spricht den Einwoh—⸗ nern aller Städte Irlands schlechthin alles Recht ab, sich in die

Verwaltung ihrer örtlichen Angelegenheiten zu mischen. Sir R. Peel sagt in der That dem Volke, obschon er nicht die Offen— herz'gkeit des Lerds Stanley hatte, es woͤrtlich einzugestehen, daß, obgleich eine seierliche Akte der Gesetzgebung alle Nichtbefaͤhigung wegen der Religion auf immer abgeschasft hat, obgleich persön— licher Werth und nicht das Religionebekenntniß jetzt die Befaͤ— higung fuͤr Civil⸗Aemter verleiht, der Tory⸗-Ex Premier⸗M nister, ö sazen wir, verkündigt dem Volke Irlands, daß es, weil es ka— ! tholisch, ungeeignet sey, sich selbst zu verwalten, und durchaus nicht verdiene, daß ihm die Handhabung seiner eigenen Angele—

genheiten anvertraut werde.“ Der Courier ane, e sändischen Corporationen sind von jeher als die Saulen des pro—

. testantischen Glaubens in jenem Lande angesehen worden, und gestern Abend schlug Sir R. Perl vor, sie sammt und sonders 7 don der Erde zu vertilgen. Welche Bezauberung hat wohl diese

ö Bekehrung bewirkt? Was fuͤr ein Oberonshorn hat ben nuch I fernen Denker in solche Bewegung gebracht? Welche Koͤnigin ö Mad hat die Phantasie des Baronets, dieses konservativen Weisen, . so lange gekitzelt, bis er getraͤumt, er sey ein Radikal-Reformer? ö Welches abfuͤhrende Kraüt hat seine geistige Sehkraft dermaßen

gereinigt, daß er jetzt in den Irländeschen Corpsrationen nichts als ein unheilvolles System erblickt? Wie dem auch sey, der

(. ehrenwerthe Baronet setzte sich nach gehaltenem Vortraze unter . lautem Beifall von beiden Seiten des Hauses, der zwei bis drei ( Minuten fortiönte, nieder. Hierauf legte der Kanzler der Schatz⸗

Kainmer die Inkonsequenz des hochgeehrten Baronets dar und erklärte, mit feinem Plan zur voͤlligen Vernichtung der protestan⸗. tischen Verfassung Irlands nichts zu schaffen haben zu wollen. . orb Stanley antwortete Herrn Rice und citirte dessen Rede uber Herrn O'Connell's Motion wegen Aufhebung der J Union, um zu zeigen, daß, wenn man die Corporationen nicht aufhebe, man Parteikaͤmpfe in Irland . werde. Hr. Shiel 9 setzte in einer sehr scharfen Rede das Kindische in Lord Stan— . leys Benehmen und in dessen Einwuͤrfen auf das glücklichste aus,

ö einander. Lord J. Russell faßte die Debatte zusammen, indem . er das Haus erinnerte, daß, wenn Sir Robert's Plan durchge— 4 setzt wütde, Sir Chs. Weiherell wider einen solchen groͤblichen Eingriff in die Corporations? Rechte vor den Schranken wurde vernommen werden muͤssen. Die Bill erhielt ihre zweite Lesung ohne Widerspruch.“

ö Die Kommifssion zur Untersuchung der Carlowschen Wahl— Angelegenheit kam gestern Mittag wieder zusammen und setzte . das Verhör des Herrn Raphael fort, welches zuerst von Sir . F. Pollock und dann von dem Serjeant Wilde gefuhrt wurde ö und bis z Uhr dauerte. Der nächste Zeuge, der sodann verhoͤrt wurde, war Herr Hamilton, der vertraute Rathgeber und An— walt des Herrn Raphael. Auch die Kommission zur Unter— suchung der Rechtmäßigkeit der letzten Parlamentswahl von Dublin, wo bekanntlich die Herren O'Connell und Ruthven gewählt worden, versammelte sich gestern ebenfalls. O Connell wohnte dem Zeugen-Verhoͤre bei, welches von Herrn Thesiger, dem Anwalt der Partei, die gegen die besagte Wahl petitionirt hat, geleitet wurde. Dieser vertheidigte bei Erdͤffnung der Sitzung das Verfahren, welches die Kommission im vorigen Jihre in Dublin besolgte, und das, wie er sagte, den verleum— derischst-n Angriffen ausgesetzt gewesen sey; wenn auch, meinte der Redner, das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied suͤr Dublin eine Maschine vorbereite, um die Kommissarien in die Luft zu sprengen, so durfte leicht einer der Läufe zerplatzen und ihn seldst verwuünden. (Gelaͤchter.. O'Connell: „O, Sie kommen auf Fieschi!“ (Gelächter Das Verhoͤr soll morgen fortgesetzt werden.

Die Times enthalt ein Schreiben, welches „de Sousa Canavarro, Lieutenant der Kavallerie“ unterzeichnet, aus Coim— bra vom 19. Januar datirt und an den Prinzen Ferdinand Au— gust von Sachsen-Koburg gerichtet ist, und in welchem dieser Prinz aufs flehentlichste gebeten wird, von seiner Vermaͤhlung mit Donna Maria abzustehen und nicht zwei Herzen ungiuͤcklich zu machen, denn der Briefsteller liebe die junge Koͤnigin schon seit langer Zeit und werde auch von ihr wieder geliebt; sie wuͤrde ihn auch gleich nach ihrem siegreichen Einzuge in Lössabon, zu welchem er ihr durch seine Waffenthaten behuͤlflich gewesen, mit ihrer Hand begluͤckt haben, wenn nicht der Ehrgeiz ihrer Stief— mutter, der Herzog in von Braganza, die ihren Bruder habe auf den Portugiesischen Thron bringen wollen, seinem Gluͤck hinder⸗ lich gewesen wäre; als nun der . von Leuchtenberg gestor— ben, da sey ihm (dem Lieutenant) ein neuer Hoffnungsstern er beschwoͤre jetzt des Prinzen Ferdinand,

aufgegangen, und

rer, als Sohn des Nordens, die Leidenschaft gluͤhen— ö. der Herzen des Suͤdens nicht fuͤhlen koͤnne, sich nicht ö. von neuem seinen Aussichten in den Weg stellen. Die Ti⸗

mes begleitet dies Schreiben mit folgenden Bemerkungen: „Al— len, in London residirenden fremden Gesandten, allen unseren NMinistern, mehreren anderen Staatsmaͤnnern und den meisten Zeitungen ist ein gedrucktes Exemplar von diesem Briefe zuge⸗ sandt worden. Der Name des Unterzeichneten gehort einem einfältigen jungen Offizier an, der in die Koͤnigin von Portu— aal verliebt ist und sich, wie Malvolio in: „Was ihr wollt“, steif und fest einbildet, daß seine Liebe erwiedert werde, weil seine

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Souverainin ihm mit gutmuͤthiger Freunblichkeit begegnet. Of⸗ fenbar aber ist dieser Brief in London (wo er auch gedruckt worden) von einem Miguelisten geschrieben, der sich betruͤgeri⸗ scher Weise des Namens jenes traurigen Edelmanns bedient hat, um der Vermählung der Koͤnigin mit dem Prinzen von Sachsen-Koburg Hindernisse in den Weg zu legen.“

Nieder lande.

Aus dem Haag, 3. Maͤrz. In der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer der General-Staaten wurden wiederum folgende Gesetz-Entwuͤrfe uͤberreicht: ) ein Entwurf, durch welchen die Koölonial-Schuld auf 149 Millionen Gulden festge— setzt wird; 2) ein Entwurf wegen vollständiger Zahlung der Zinsen der National-Schuld fuͤr das Jahr 1836; 3) ein Ent— wurf, durch welchen das Ausgabe-Budget fuͤr 1837 auf zz, 839,789 Guben festgesetzt wird, und d) ein Ent vurf des auf I8, 662, 921 Gulden vrranschlagten Einnahme-Budgets. Saͤmmtliche Gesetz⸗ Entwürfe wurden den Sectionen zugewiesen und zum Druck verordnet.

. Belgien.

Bruͤssel, 3. März. Die Königin der Franzosen wird zum kaͤnftigen Donnerstag in Bruͤssel erwartet. Herr Lehou ist gestern Morgen nach Paris zuruͤckgekehrt.

Vorgestern Abends kuͤndigte sich die Vorstellung des „Tar— tuffe“ im Theater etwas laͤrmend an. Ehe der Vorhang auf⸗ gezogen ward, sang eine große Anzahl Personen im Parterre Schlußverse aus der „Marseillaise“ und Lieder-Strophen nach der Melobie der Pfalmen ab. Waͤhrend des Stuͤcks ward haufig Beifall geklascht und gezischt; doch lief Alles bis zum Ende gut ab. Zwischen den beiden Akten des darauf folgenden Ballets ward ein auf die Buͤhne geworfener Zettel, worin die Aufführung der Suͤcke; „Voltaire bei den Kapuzinern“ und der „Jesuit“ verlangt ward, durch den Negisseur verlesen, der ant— woörtete, daß das erstere nicht einstudirt sey, das zweite aber bal⸗ digst gegeben werden solle.

2. Maͤrz. Gestern Abends zwischen 8 und 9 Uhr erhob sich ein von Blitz und Hagel begleiteter Orkan. Zu Merckxem wurden mehrere Schornsteine umgeworfen; Haͤu⸗ ser wurden beschaͤdigt, und man ist nicht ohne Besorgniß wegen der Deiche von Stabrouck. Die Kabel und Anker zerrissen an 4 Schiffen in unsern Bassins. Man spricht hier viel von dem Brande, der an Vord des Belgischen Schiffes „Charlotte“ auf der Rhede von Ramckens (Vließingen) ausgebrochen und durch die Sorgfalt der Kommandanten der beiden Hollaͤndischen Kano—⸗ nier⸗Schaluppen geloͤscht ward, die mit ihren Mannschaften das groͤßte Lob verdienen. Dieses Schiff war aus unserem Hafen mit Cichorie beladen nach London abgegangen.

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Kassel, 1. Marz. (Frankf. Journ.) Nichts beschäftigt in diesen. Augenblick das hiesige Publikum, welches sich fuͤr die Tages-Neuigkeit'n intcressirt, mehr, als die vorgestern in der Nacht plotzlich vom Minister der Justiz und des Innern ange— trettne Räs: ins Ausland, als deren Bestimmungsort Bruͤssel angegeben wird.

Die ver kurzem dem hiesigen Magistrate notisizirte Ver— weigerung der hoͤheren Bestäͤtigung der Wahl, des Herrn Wip— permann zum zweiten Buͤrgermeister der Stadt hat, wiewohl fie nicht ganz unerwartet kam, doch bei den hiesigen Einwohnern ebenfalls Sensation gemacht.

Munchen, 3. Marz. Nach dem von Sr. Maj dem Koͤ⸗ nige vor der Abreise nach Griechenland hinterlassenen Befehl soll di? Otto-Kapelle bei Kiefersfeld, zu welcher vor zwei Jahren am JI. Juni (dem Geburtstag des Koͤnigs Otto) der Grund⸗ stein gelegt wurde, am J. Juni d. J. vollendet seyn. Die Ein⸗ weihung durfte indessen erst am 18. Nov. Konig Otto's Na⸗ menstag) erfolgen.

Es verlautet, die verbotenen fremden Feuer- Assekuranz— Gesellschaften wurden durch ein wahrhaft nationales Institut ersetzt werden; die National-Bank wolle nämlich mit ihren uͤbri⸗ gen Geschäͤften eine solche Anstalt verbinden.

Bamberg, 29. Febr. (Wuͤrzb. 3Ztg.) In diesem Mo⸗ nate wurde der Magistrat und die Geneinde⸗Bevollmaͤchtigten durch die Koͤnigl. Regierung mit der Aufforderung uͤberrascht, uber die Supplik eines Professors der Philosophie, welche von 213 Einwohnern heimlich unterzeichnet wurde, sich zu aͤußern, ob wirklich der vorherrschende Wunsch der Stadtbewohner sey, daß die mit großen Fonds versehene Pfarrei St. Martin, nebst ber Studien? Anstalt einer Benediktiner-Congregation übergeben werden solle. Die auffallenden Unwahrheiten einzelner Punkte der Supplik empoͤrten das Innerste der versammelten Stadt⸗ Deputirten um so mehr, als bei der ersten Untersuchung sich er— gab, daß viele Unterschriften nur auf muͤndliches Gesuch von Ünberechtigten ertheilt, und daß Alle zusammen dessenungeach⸗ tet nicht der Familienzahl von Bamberg ausmachten. Da⸗ her wurde der Vorschlag einstimmig am 20. Febr. verworfen, üm so mehr, als seit der Aufhebung der Jesuiten weit mehr große Gelehrte, welche Europäischen Ruf erhielten, an der hie— sigen Studien- Anstalt gebildet wurden, als in den letzten drei— hundert Jahren. An der Spltze dieser Umtriebe zur Erlangung von Unterschriften stand der Sohn eines Nachtwächters, Na⸗ mens Steminerich, und der Theater-Kassirer Wanner, welcher sich schon durch die Wieberherstellung der Henriei⸗Prozession un⸗ vergeßlich machte.

Nürnberg, 4. Marz. Die gestern hier eroͤffnete Sub⸗ scription auf den der Stadt Nürnberg bewilligten dritten Theil bes Actien⸗ Kapitals von 6 Millionen Gulden fuͤr die Anlegung einer Eisenbahn von Nuͤrnberg nach Augsburg hat das uͤber— raschende Resultat dargeboten, daß schon am ersten Tage die Ein⸗ zeichnungen den doppelten Betrag der erforderlichen Summe uüber⸗ stiegen. Die Subscription, zu der bis zum 20sten d. Frist anberaumt war, konnte demnach schon gestern Abend ge— schlossen werden. Nach Maßgabe der von den mitbetheiligten Unternehmern unterm 26. Februar erlassenen Bekanntmachung wird nunmehr die Ausgleichung der unterzeichneten Summen pro rala und in der Art vorgenommen, daß nur die Unterzeich⸗ nungen über 50060 Fl. sich einer Reduction zu unterwerfen haben.

Hechingen, 27. Febr. Durch Fuͤrstliche Verordnung vom 24sten d. ist die gegenwartige Landes-Deputation vertagt wor— den; die Landes-Deputations⸗-Mitglieder haben sich auf die zu er— folgende Einberufung wieder hier einzufinden, um sodann nach Vorbereitung der noch zu verabschiedenden Gesetz⸗Entwuͤrfe und der uͤbrigen Geschaͤfis-Gegenstaͤnde mit den Landtags⸗Verhand⸗ lungen bis zu deren Beendigung soꝛtzufahren.

Karlskuhe, 2. Maͤrz. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großher— zog haben den Legatlons-Seeretair Freiherrn Rudolph w. Berck⸗ heim Höͤchstihrem Bundestags-Gesandten, Geheimen Rath v. Frie⸗ brich, beigegeben.

Antwerpen,

Bezuͤglich auf den Zoll⸗Vereins⸗Vertrag vom 26. Mai v. d insbesondere den Art. 13 desselben, werden die Thorsperr⸗Gelder allenthalben, wo sie dermalen noch bestehen, vom 1. Jan. 153, an fur aufgehoben erklaͤrt und deren Erhebung von genanntem Termin an untersagt.

Frankfurt a. M., 28. Fehr. (Nuͤrnb. Korresp.) Die Lebhaftigkeit des Handels ist fortwaͤhrend steigend; es treffen von Holland und uͤberhaupt rheinaufwärts viele Schiffe ein; aus der Schweiz und aus Norddeutschland kommen reich beladene Frachtwagen, und schon jetzt knuͤpfen sich wieder Handels-Ver, bindungen mit den Gegenden an, welchen bisher Frankfurt ver, schlossen war. Ueberall werden Räume zur Aufnahme von Waaren hergerichtet, und fuͤr die Mess: alle noͤthigen Einrich, tungen getroffen. Die von C. Strahlheim seit Jahren hin herausgegebene Zeitschrift: „Allgemeine Welt-Chronik“, hat zu erscheinen aufgehört. Als Ursache dieses Aufhoöͤrens giebt den Verfasser Hindernisse an, die zum Theil ihren Grund in y Zeit hätten, und welche die obwaltenden Verhaͤltnisse nicht näht zu bezeichnen gestatteten. Diese Anzeige hat naturlich Math neugierig gemächt; der Grund soll indessen nicht in der 36, sondern allein in dem Mangel an Abonnenten zu suchen seyn.

Frankfurt a. M., 1. Marz. (Kasselsche Ztg.) G gewaͤhrt einen erfreulichen Anblick, welch regen Umschwung einmal hier, seit dem erfolgten Anschlusse unserer Stadt an on Deutschen Zoll-⸗Verein, der Verkehr im Handel gewinnt, weich reges Leben sich in allen Zweigen unserer buͤrgerlichen Betric samkeit entwickelt, wie sich sowohl dem unternehmenden Ka mann und Fabrikanten, als auch dem armen, seit vielen Jah hier brach gelegenen Kärcher und Packer eine erfreulich ere Au sicht in die Zukunft eroͤffnet! Hoch beladene Güterwagen fahnm nach allen Richtungen ab und zu; nach den noch frei stehend; Lokalitäten, nach Laͤden, Waaren⸗-Gewoͤlben u. s. w., ist ungemin starke Nachfrage, und die Preise derselben steigen immer hoͤhn.; Alle hiesigen Wein“, Leder- und Manufaktur⸗Handlungen, weich den Berhäͤltnissen der Zeit sich fuͤgen mußten, und gezwungn worden waren, in dem benachbaren Offenbach Waarenlager 1 errichten, haben diese bereits alle schon aufgehoben, und mn etwa acht Tagen glich die Chaussée von Offenbach bis hierhn einer ununterbrochenen, hochbeladenen Wagenkette; ein Frach wagen folgte den anderen, und wahrlich, nicht mit Schad freude, eher mit Wehmuth, blickte der Frankfurter Kaufman nach jenem Nachbarstaäͤdichen zuruͤck, das durch die Rivalitaͤt, mi welcher es als Meßplatz mit Frankfurt in die Schranken tra, ihm zwar viele Unbequemlichkeiten bereitet, dagegen ihm aba auch gewiß keine Verluste zugezogen hatte, das heißt demjenigen Kaufmann, welcher in Offenbach ein Lager unterhielt. Das it tere aber geschah von der Mehrzahl der hiesigen Großhaͤndl Die Frankfurter-Straße in Offenbach steht nun verlassen; al Handlungs-Firmen, welche die Haͤuser dieser Handelsstraße seih her uͤber und uͤber bedeckten, sind verschwunden die Gewoͤhh⸗ geraͤumt. Selbst Viehställe waren in din letzten Messen dasel zu Gewölben von Fabrikanten benutzt worden, und man erzäht s; fich, daß ein Leinwand-⸗Händler, aus Mangel an passender Lol lität, gendthigt worden war, zu seinem Lagerplatz einen Hund, stall einzunehmen. Solche Beschraͤnkungen and Verlegenheit fallen nun hier in Frankfurt natuͤrlich nicht vor, obschon eint große Auswahl von vakanten Lokalitäten nicht vorhanden ist. Ei duͤrfte selbst mit dem Beginne der naͤchsten Messe, die jedenfall stark besucht werden wird, ebenfalls Mangel an Lokalitäten ein. traten. Auch in den hier bestehenden Fabriken entwickelt sich, seit dem erfolgten Anschluß, ein ganz besonderer Eifer und o, benswerthe Thätigkelt; eine vor kurzem erst etablirte Bronze Fu brik liefert davon glanzende Resultate. .

Frankfurt a. M., 5. Marz. Wir hatten am letzte Montag (25. Febr.) Monats-Liquidation; sie ist im Ganzen befrit⸗ ödigend ausgefallen. Saͤmmtliche courgnte Fonds Liepen bis zut Lleferungesfunde gesucht; es fanden sich besonders bereite Nehne pr. Comptant für Jutegralen, Bank⸗Aetlen und Metalliques, wor theils feste Geld-⸗Amlagen gemacht, theils auswärtige Auftrage vol zogen wurden. Auch waren mehrere Spekulanten aufs Fallen ußthigt, ihre Zufagen zu decken, Am Schlusse der Bbesc bit! jedoch Integrältn etwaz flaucr. Die Variationen der Haupt-Eft⸗ tensorten waren im Monat Februar sehr unbedeutend, Desterreich⸗ sche Metalliques besserten sich vom 1. bis zum 29. Februar kam um ü pCt., Actien wichen um 6 Fl. pr, Stück, doo Fl.-Loose rn 115 auf 114“. Die Polnischen 500 Fl.‘ Loose gingen von nn auf 83, zurück. In Spanischen Fonds war bie Aenderung iin merklichsten; sie fieln in Laufe des Monats von 39 auf 162 3. di 21 prec. Hollaͤndischen Jutegralen hoben sich dagegen von 5 a 3h br. Mit Beginn des nenen Monats erwachte die Kauflust in get staͤrklen Maße; es fanden sich willige Nehmer fuͤr alle Arten Desuu⸗ reichischer und Hollaͤndischer Fonds, sowohl pr. Kassa als auf, i ferung, zumal da ein hiesiges tonangebzndes Banquierhaus anseht⸗ liche Einkäufe, vornehmlich in Integralen, machen ließ. Es wut den in diesem Papier bedeutende Posten umgesetzt. ÄÜuch fur Me talliques fanden sich viele Nehmer; die Aproc. wurden, aus Mang! an Stücken, ris zu 160 bezahlt. Die Frage ugch unverzinslich Effeften, so wie die nach Spanischen Papieren, laͤßt auffallend nt 5j. Rotirung beweist dies am besten; watzrend alle übrige Fon m Laufe der heute zu Ende gehenden Woche besser gingen, sind Lotterle-Effelten, so wie die Piaster, theils gefallen, theils bei sch eringem Umfatz stationair in Coues geblseben, Am mieisten aus tend waren Polnische 500 Fl. Loose, weil che von Berlin nl ö driger notirt kamen, und Ardoins, die in Folge der zweideutig Nachrichten aus Madrid zu weichenden Preisen zu haben war

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Fur Hollaͤndische und 3z12proc. Syntikats war die Epꝛeul fonslust lebendig; beiße Sorten stiegen daher um * T'Ct. zytt Desterreichische Metalliques hoben sich nicht über 761. In .

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Esterhajyschen 1M Fl. Loosen wurde Einiges zu 1 . ö scheinung gemacht. Im Wechselgeschaͤft war es lebhaft. Die mis⸗ . sten Devisen hielten sich gesucht, desonders bie auf Amsterdam, r ris und Hamburg k. S. Der Diskonto bließ ünveräͤndert; Briefe wären zu zin pCt, gern zu placiten. Nach schrift. hen am Sonnabend, gingen die Hollaͤndischen Fonds, auf niedrigere Amn⸗ ö sterdamer Notirunig, auch hier etwas zuruck. Ardoins waren . licbter und sieigend. In Desterrceichtschen Pepleren blieb der u faz beschränkt.“ Letztè Courfe waren. zZyroc gWetalligues 11. zproc. Metalliques go“, Bank-Aetten 1663, Integralen z HFproc. Spanische Ahn. .

G et ern ch.

Wien, 2. Marz. (Deutsch. Cour. Die Kroͤnung seres allverehrten Kaisers Ferdinand als Koͤnig von Boͤhm wird im September stattfinden. Der Kaiser wird, wie ma setzt schon vernimmt, nur in kleinen Tagereisen nach Prag ö hier aus reisen, um seinen Unterthanen uͤberall die Freude gönnen, was den Monarchen nur noch populairer machen vin Ueberhaupt ist es ein hervorstechender Zug unserer Fuͤrsten, ö ( geradem Wege Popularitaäͤt im wahrsten Sinne des Woti J erlangen. Die Reise des Kaisers von Wien nach Prag din ö. mithin mehrere Wochen dauern. Graf Collowrat wird n ( man wissen will, Ihre Majestäten begleiten. Dagegen dun der Fuͤrst Staats-Kanzler einige Tage vor der Abresse der ö ö lerhoͤchsten Herrschaften einen Ausflug nach dem Rhein antte ; . und das Guͤt Johannisberg besuchen. Doch wird der Aufl .

Wien ungarn sortgesezt werden

wHehmen auf Fr. an.

der vom 22. Februar mt:

vwird.

aassuung virler Offiziere zur Folge haben wird. land der Legion ün gegenwärtigen Augenblick ist zwischen A und 50hö0 Mann; da die Krankheiten und das schlechte Wetter ab—

t des Fuͤrsten von Metternich daselbst nur ganz kurz seyn, ig. , chlaucht naturlich fruͤh genug in Boͤhmen vor der Krönung noch einzutreffen gedenken.

Es soll sich unter Leitung des hiesigen Handelshauses Ben— venuti eine Gesellschaft bilden, welche eine Eisenbahn zwischen und Triest anzulegen beabsichtigt. Auch zur Anlegung Eisenbahn zwischen Raab und Pesth, die spaäter tie fer nach koͤnnte, gedenkt hier eine Actien— Gefellschaft zu sammenzutreten.

Sch weiz. Bern, 28. Febr. Hinsichtlich der am 20. Febr. erfolgten

Annahme der Badener Konftrenz-Artikel durch den Berner Gre ßrath wird nachtraͤglich bemerkt, daß bloß die Zwangsmaß—

einer

egen gegen Geistliche, welche die Einsesnung gemischter Ehen

1

„än iqern, weggelassen wurden.

Das Budget des Kantons Bern fuͤr 1836 schlaͤgt die Ein⸗ 2öl, 768, die ordentlichen Ausgaben auf 2,183 862 Der Ueberschuß soll auf Bauten verwendet werden. Der kleine Rath in St. Gallen hat beschlossen, den Glie—

dern des Kapuziner-Ordens, welche sich der neuen Verordnung

üher die Prufung derselben nicht unterwerfen, den Aufenthalt fn Kantone zu untersagen.

Nach der St. Galler Zeitung soll, nachdem Herr von Blaarer Basel Landschaft seit einiger Zeit verlassen, nun auch Herr Gutzwiller das Gleiche beabsichtigen, so daß der junge Halb— Kanton von zweien seiner Hauptgruͤnder verlassen wurde.

Zürich, 28. Febr. Mit großer Mehrheit (circa 50 gegen 5) schloz sich der große Stadtrath dem Antrage des kleinen Stadt— raths an, fuͤr Erhaltung und Hebung der Kantonal-Lehranstalten in ihrem jetzigen Sitz dem Staate jährlich 20, 000 Fr. anzubie— ten. Eine Ansicht, daß auch 16,0900 Fr. genügen möchten, fand teinen Anklang. Der große Stadtrath beschloß ferner einmuͤthig, zem Prof. Rettig das Buͤrgerrecht zu schenken.

Unterwalden, 27. Febr. In Lungern sind bis jetzt acht Häͤuser verlassen worden, eines üͤberstürzte, und mehrere Heigaden mußten abgetragen werden. Die Kirche indessen steht noch, ist cher gerumt. Der Spiegel des Sees hat sich bereits um 12 Klafter 1 Elle gesenkt, und zwei Drittheil seiner Breite sind verschwunden.

Genf, 28. Febr. In der Sitzung des Repraͤsentanten⸗

raths vom 26sten wurde der gaͤnzliche Thorschluß fuͤr die Nacht

abgeschafft, so daß nun wohl Basel bald die einzige Stadt in der Schweiz seyn wird, welche diese unnuͤtze und fuͤr die eigenen Einwohner wie far die Reisende gleich laͤstige allnächtliche Ab sperrung noch fortdauern laͤßt.

kN

Die Quotidienne giebt nachstehendes Privat- Schreiben aus Madrid vom 23. Februar: „Das famoͤse Dekret in Be—⸗ tref des Verkauss der National-Guͤter ist endlich erschienen, und mit ihm beginnen die Folgen des so unvorsichtig von den Cor— tes bewilligten Vertrauens Votums sich fühlbar zu machen. In dem Votum der Prokuradoren war zwar festgesetzt, daß von den National-Guͤtern nichts veräußert werden duͤrfe; allein nach dem Raube kommt die Pluͤnderunz, es kann nicht anders seyrx, und obgleich Herr Mendizabal uns in der Einleitung zu dem Dekret ganz ernstlich versichert, daß der Verkauf nur zum

größten Vortheil des Handels und Ackerbau es statthaben

werde, so ist es doch leicht einzusehen, daß dies die letzte Huͤlfs= quelle einer Regierung ist, der es an allen Mitteln fehlt. Da man nirgends mehr in Europa eine Anleihe machen kann, so verpfaͤndet man, um sich ein paar Thaler zu verschaffen, die Guͤter, welche man den Geistlichen geraubt hat, und diejenigen, welche dem Staate noch uͤbrig geblieben sind. Viel mehr als ein paar Thaler werden diese Verkäufe auf lange Termine nicht einbringen, da man nur das bischen Zinsen davon ziehen wird;

aber es ist dies unter den gegenwartigen Umstaͤnden das einzige

Mittel, um, ich well nicht sagen, Kaͤufer, sondern Darleiher auf unter so mißlichen Umständen erworbene Güter zu finden.“

Die Times theist folgendes Privatschreiben aus Santan⸗ „Die uͤble Witterung dauert in

dem Maße fort, daß die Englische Legion in ihren Bewegungen

ganz gehemmt ist und es bis zu besserem Fruͤhlingswitter bleiben Nach Berichten aus Vittoria hatten 20900 Englaͤnder nach Balmaseda ausbrechen sollen, um es den Karlisten wieder zu entreißen; es kam aber Gegenbefehl, weil Espartero den von den Karlisten verlassenen PR'atz schon wieder bzsetzt hatte. 2) Die Englaͤnder, die schon bis La Puebla gekommen waren, kehrten nun wie⸗ der nach Vittoria zuruͤck, in und bei welcher Stadt das Gros der Legion steht; nur 1990 Englänber stehen noch in Trevino, um die Befestigung dieses Platzes zu beendigen. Es ist beschlossen worden, die 5 Englischen Brigaden auf 3zu vermindern, eine Maßregel, welche die Zahl der Soldaten der Legion nicht vermindert, aber die Ent— Der Effektiv⸗Be⸗

nehmen, so wird sie im künftigen Monat auf 6000 Mann gebracht werden koͤnnen. Mehrere 190hneuausgehobener Spanier sind, theils auf Dampfboten von Corunn, theils von den benachbarten Provinzen hier durchgekommen. Far sie hat das Dampfboot Isabella il.“

von Vorderaux 30,600 Uniformen gebracht und wird die Reise

nochmals dahin machen, um abermals 36,966 Stuͤck zu bringen.

Die Rekruten sind fast alle sehr jung und sehr klein, weit un—

ter dem Englischen Maße. Sie sind indessen kräftig gebaut und eignen sich besser fuͤr den muͤhevollen Gebirgekrieg, als Leute von groͤßerem Wuchse. Die Spanier versichern, daß binnen sichs Wochen 49 bis 15, 6900 Mann dieser neuen Truppen im Felde seyn wuͤrden.“

3 6 e.

Konstantinopel, 19. Februar. (Alls. Zt ie Eo . Februgr. ( Ztg.) Die Floite wovon im Laufe der vorigen Woche wieder esnige in den? Dar

danellen stationirt gebliebene Schiffe im hiesigen Hafen eingelau— sen sind, wird in Bereitschaft gesetzt, jedin Rugenbeick abermals

unter Segel gehen zu koͤnnen. Man kennt den Zweck dieser

neuen Ruͤstung nicht, da sie indessen unmittelbar nach der Ruͤck⸗

kehr der Englischen Korvette, welche den bekannten F . n des Syrischen Monopol Systems Mehmed Sen en ne lexandrien uͤberhracht hatte, angeordnet worden ist, und zu gleicher Zeit die diplomatischen Berhandlungen neue gebhaftitz⸗ bet gewannen, so vermuthet man, daß die Antwort Mehmed Ali's nicht so guͤnstig, wie man bäsher glaubte, sondern auswei— end oder verneinend gelgutet habe, Wegen der Raͤumung llisria s sol jetzt ebenfalls neuerdings unterhandelt werden, ind man sazt, England und Frankreich wollen der Pforte die . bieten, damit sie ihre Verdindlichkeiten gegen Rußland ollends erfüllen und damit jene Räumung herbeiführen könne. Die Times enthalt in einer Privat⸗-Korrespondenz aus onstantinopel vom 4. Februar Folgendes; „Die Pforte

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wurde seit einiger Zeit von allen Seiten her mit der Nachricht erschreckt, daß ein Individuum, welches sich Atik Ali Pascha nennt, Kappadozien, Paphlagenien und Armenien durchziehe

und auf einen vorgezeigten Ferman. Truppen und Steuern sammle. Die Beschreibungen, die man von ihm ge— macht, verwirrten den Diwan vollends. Man berichtete,

es sey ein Mann von ausgebreiteter Gelehrsamkeit, sehr fromm, sey mit assen ausgezeichneten Personen in Konstanti— nopel bekannt und in die tiefsten Staats- Geheimnisse eingeweiht. Man fuͤgte noch hinzu, daß er neben seiner Deco— ration als Pascha noch den Nisam-Istikar⸗Orden erster Klasse und einen prachtvollen Diamant-Orden vom Seriasker truͤge. Der Schrecken wurde noch durch den Bericht vergrößert, daß der „große Unbekannte“ schon an der Spitze einer imposanten Armee stände, die durch Freiwillige stundlich anschwille. Nun sandte man den Obersten Fazli Bey, einen Mann, der das Ver— trauen des Sultans und der Offiziere besaß, nach den bedrohten Provinzen, um sich uͤber den Gefuͤrchteten zu erkundigen und wo moͤglich ihn 3 verhaften. Zu Tschorum angekommen, hoͤrte er, daß Ali Pascha vor wenigen Tagen in dieser Stadt war. Der Gouverneur erklärte sich bereit, den Abgesandten des Sul— tans zu unterstuͤtzen, rieth aber, durch List die Verhaftnehmung des Betruͤgers zu versuchen, weil es durch offene Gewalt un⸗ moͤglich seyn wuͤrde. Man kam uͤberein, daß der Gouverneur, von welchem Ali Pascha nichts fürchtete, diesen auf den Abend des Ramazan zu sich einlade. Ali erschien ohne Bedenken. Beim Mahle ging Alles vortrefflich, und die zehnte Stunde war schon voruͤber, als es dem Gast erst einficl, sich zuruͤckzuziehen. Doch die dringenden Bitten seines Wirthes vermochten ihn, ein Bett hier anzunehmen, sein zahlreichts Gefolge aber aus Mangel an Platz nach Hause zu schicken. Wer beschreibt sein Schrecken, als er aus deim ersten Schlummer erwachte und sich in Fesseln und den Abgesandten des Sultans vor sich sah, der mit gezuͤcktem Schwerdt und mit donnernder Stimme ihm das seiner wartende Schicksal anzeigte. Nach 5 Tagen kam er in der Hauptstadt an und wurde vor den Seriasker gebracht. Dieser brach beim Anblick des Gefangenen in einen lauten Schrei des Schreckens aus, denn der Mann war der heilige Derwisch, der seit 14 Jahren sein bestaͤndiger Hausgenosse, der schuͤhende En— gel seines Palastes gewesen war. Der Ruf der Heiligkeit dieses Mannes war so groß, daß der Sultan selbst ihn oft besuchte, um seinen Segen zu empfangen. Der Scheinheilige verstand es so wohl, die Leichtglaͤubigkeit der Glaͤubigen zu benutzen, daß er in wenigen Jahren einer der reichsten Männer des Reiches

war. Vor einigen Monaten ersuchte er, wahrscheinlich der strengen Lebensart seines Standes muͤde, den Sul— tan um die Erlaubniß, nach Mekka zu pilgern, aber

er unternahm nach erhaltener Erlaubniß eine ganz andere Pilgerfahrt. Aus Furcht vor den Ulemas, zu deren Stand er gehort, wagte der Sultan nicht, ihn mit dem Strange zu be— strafen, sondern verurtheilte ihn zur lebenslaänglichen Galeeren— Strafe. Er gestand, daß er die Insignien des Paschas von Said gestohlen habe, und daß er sich eines falschen Siegels des Seriaskers bedient habe, um bedeutende Summen sowohl in Konstantinopel als in den Provinzen zu erpressen. Die 17 Gefangenen, die Tahir Pascha von Samos hier⸗ hergebracht hat, sind in Freiheit gesetzt worden. Nach Angabe der Griechen geschah dies nicht in Folge ihrer entdeckten Un— schuld, sondern auf energische Vorstellungen des Russischen und Franzoͤsischen Gesandten. Ich hoͤre, die Pforte hat ihnen er— laubt, nach Hause zu gehen, wenn sie Buͤrgschast geben wollen, sich nicht wieder der Autorität des Gouverneurs zu widersetzen. Der Bischof zu Samos starb vor kurzem plotzlich mitten in der Ausuͤhung des Gottesdienstes. Die Einwohner der Insel haben den Sultan gebeten, daß ihnen erlaubt werde, kuͤnftig den Bischof aus der Mitte ihrer Geistlichkeit zu wählen, und daß er nicht wie bisher vom Patriarchen ernannt werde, der die Stelle ge— wohnlich an die Meistbietenden verkauft. Nach einem Schrei— ben vom 30. Dez. sind die zwei Dampfboöte auf dem Euphrat unter Oberst Chesney im Gange. Die unglaublichen koͤrperli— chen und geistigen Anstrengungen, welche der Oberst, besonders wegen der ihm in den Weg gelegten offenen und geheimen Hin— dernisse von Seiten Ibrahim Pascha's, machen mußte, haben seine Gesundheit so sehr zerstoͤrt, daß zu befuͤrchten steht, der ausgezeichnete Offizier werde als Opfer seines Eifers fuͤr das Wohl seines Vaterlandes fallen, wenn er nicht bald zuruͤckgeru— fen wird. Ibraham war damals in Antiochien, wo er sich jetzt einen herrlichen Palast an den Ufern des Orontes baut. Man sagt, er gebe sich gar keine Muͤhe, seinen Verdruß uͤber die Erfolglosigkeit seiner Bemuͤhungen zu verber— gen, durch welche er die Euphrat-Expedition vereiteln wollte. Neulich fragte er einen Engländer, warum man mit so unge— heuren Kosten die Boöoͤte zu Land uͤber hohe und unwegsame Berge befördert habe, stait sie durch den Persischen Meerbusen gehen zu lassen, und als dieser nichts darauf zu antworten wußte, sagte Ibrahim: „„Ich will Ihnen sagen, warum. Die Eng— länder wollten nur bei dieser Gelegenheit untersuchen, ob eine , Artillerie und Gepaͤck diesen Weg wohl machen ann.

Griechenland.

Athen, 13. Jan. In Folge der rauhen Winter⸗Witterung, die vom 3. Januar an eine Woche anhielt, hat sich Se. Maj. der Koͤnig Otto eine Erxkaͤltung zugezogen, welche in ein Fieber und darauf in die Masern uͤbergeschlagen; indeß ist der Konig nach den letzten Bulletins fast ganz wieder hergestellt, und durfte in einigen Tagen wieder ausgehen. Graf Armansperg ist noch sehr leidend, und wird, um seine Genesung zu beschleunigen, eine Wohnung in dem gesuͤnderen Theile der Stadt beziehen. In— zwischen ist der Kabinetsrath Frey durch eine vor etlichen Tagen erschienene Koͤnigliche Ordre interimistisch mit der Signatur des Staats-Kanzlers beauftragt worden. Doch meldet der gestrige Sotir, daß der Graf seine Geschaͤfte wieder übernommen.

In Folge der neulich erwähnten Erlaubniß sollen sich schon viele Deutsche Militairs zum Austritt gemeldet haben. Die Blätter aͤußern den Wunsch, daß die Regierung suchen moͤge, sie zu bewegen, sich als Handwerker oder AÄckerbauer in Grlechen— land niederzulassen. ;

Die Allgemeine Zeltung schreibt aus Athen; „Mit Staunen und Unwillen hat hier Jedermann die luͤgenhaften Be— richte uͤber Griechenland gelesen, deren muthmaßliche Schmiede wir gleich andeuten werden, zu deren Vertrieb aber, damit sie durch eine sonst ehrenwerthe Firma mehr Kredit erlangten, das Journal des Dabats sich hergegeben hat, und die aus ihm in fast alle Blatter Europa's uͤbergegangen sind. In jenen Be— richten schwimmt Athen in Blüt, und Koͤnig und Regierung haben sich, wie weiland Themistokles und die Athener vor den Horden des Xerxes, auf die Schiffe gefluͤchtet; wahrend hier die Koͤnige von Griechenland und Bayern bald einzeln, bald zusammen, im schlichten Civllkleide und ohne alle Begleitung,

Stadt und Umgegend zu allen Tageszeiten zu Fuß durchstrei⸗ fen, ohne zu ahnen, daß gleichzeitig in den Pariser Salons der Sturm des Aufruhrs um sie tobt, und Dolche und Kugein

ihr Leben bebrohen! In jenen Berichten ist der Graf v. Armansperg ärger verhaßt im Lande, als weiland Capodistrias, er ist der Grundquell alles Uebels, der Ruin Griechenlands;

wahrend die hiesigen Blaͤtter, sonst wahrlich nicht schonend in

ihrer Oppositisn, schon vor fast zwei Monaten sich wiederholt dahin aussprachen, daß der Graf an der Spitze der Geschaäͤfte bleiben musse, dessen letzte Maßregeln namentlich (Phalanx und Staatsrath) auch die letzten wiberstrebenden Gegner mit ihm ausgesöhnt! In jenen Berichten endlich ist kein Heil und keine Rettung für Hellas zu hoffen, als wenn der große Kolettis, der General Koletlis, als wenn dieser, sage ich, von dem reumuͤthi—⸗ gen Könige zuruͤckgerufen, und ihm das Staats, Ruder übergeben werde, während Kolettis hier zu den fast verschollenen Namen gehort, und gerade durch seine Abreise sich am deutlichsten gezeigt hat, wie klein und unbedeutend das war, was man fruͤher fuͤr eine Partei gehalten. Diese letzte Wendung der Aufsaͤtze des Jour⸗ nal des Dehats läßt aber gluͤcklicher Weise uͤber die Quelle der— selben fast keinen Zweifel, und es ist zu erwarten, wie die Re⸗ gierung sich dabei benehmen wird. Auffallend bei der Sache ist übrigens, daß die Griechischen Gesandtschaften nicht schneller mit einer Widerlegung bei der Hand waren, und die große Verbrei⸗ tung und der Glaube, welchen jene Geschichtchen gefunden, be⸗ weist, wie langsam, schlecht und ungeregelt unsere Verbindungen mit Europa noch sind. Ginge wöchentlich ein Dampfboot in vier Tagen von Korinth nach Triest, so könnten solche Dinge nicht mehr gewagt werßen. Das Journal des Debats, dessen Absichten gewiß die besten sind, hat sich in diesem Falle arg hin— ters Licht fuͤhren lassen.

ö

Berlin, 8. Maͤrz. Memel, die noͤrdlichste Stadt der Preu— ßischen Monarchie, an der Muͤndung der Dange in die Ostsee und an dem Tief, welches das Kurische Haff mit der Ostsee ver— bindet, liegt bekanntlich in einer sandigen Gegend, welche in aͤl— tern Zeiten mit bedeutenden Waldungen bedeckt war. Das noͤrdlich und nordoͤstlich von der Stadt gelegene Terrain war, nachdem die laͤngs dem Seestrande befindlich gewesenen Wal— dungen in den letzten Decennien des vorigen Jahrhunderts ab— gehoͤlzt waren, nach und nach versandet, so daß sich dort eine große Sandflaͤche gebildet hatte, deren bewegliche Substanz bei westlichem Winbe die ganze hinterliegende fruchtbare Landschaft zu äberschwemmen und zur Wuͤste zu machen drohte, waͤhrend dieselbe bei oͤstlichen Winden den Meineler Hafen und die Fahrt von der See in das Haff gefährdete. Diesem gefaͤhrlichen Uebel abzuhelfen, war der Magistrat bald nach Einfuhrung der Staͤdte⸗ Ordnung im Jahre 1899 bedacht. Es ward demselben auch mittelst Al—⸗ lerhoͤchster Kabinets-Ordre vom 10. Mai 1809 eine Flache von zehn Hufen 7 Morgen 285 Quadrat-Ruthen Kullmisch Koͤnigliche Sandländertien, nordoͤstlich von der Stadt gelegen, zur Festle— gung geschenkt, welche nach und nach einen so guͤnstigen Fort— gang gehabt hat, daß die gedachte Flaͤche gedeckt, befestigt und be⸗ pflanzt ist. So zweckmaͤßig und heilsam diese Pflanzungen der Stadt aber auch waren, so war dadurch dem Uebel der weitern Versandung des größten Theils der weiter noͤrdlich gelegenen Gegend, so wie der Versandung des Hafens und des Seegatts noch immer nicht abgeholfen, indem die bedeutende Fläche, welche sich von der Stadt längs der See nach dem Leuchtthurme hin, westlich von der stadtischen Plantage erstreckt, noch ganz aus flie⸗ gendem Sande bestand. Die Kaufmannschaft, auf diesen Uebel—⸗ stand aufmerksam geworden, beschloß demnach im Jahre 1818, die Strecke von dem Ballastplatze bis zum Leuchtthurme zu be— pflanzen, und auf ihren Antrag wurde ihr das am Strande 1! Meilen nördlich von der Stadt gelegene, unter dem Namen: . „die Hollaͤndische Muͤtze“ als Seemarke bekannte Waͤld— chen uͤbergeben. Die erste Pflanzung der Kaufmann⸗ ö schaft vom Ballastplatze bis zum Leuchtthurme, welche 62 Morgen 40 Quadrat Ruthen Preuß. enthält, ward im Jahre 1818 angefangen, und ist durch bestaͤndige Nach . pflanzungen jetzt an allen Stellen so vollkommen festgemacht, daß von Flugsand hier keine Spur mehr zu sehen ist. Als im August 1822 das Vorsteher-Amt der Kaufmannschaft in Memel constituirt ward, fing der Ober⸗Vorsteher desselben, Kommerzien⸗ rath Klempow an, das zu jenem Waͤldchen gehoͤrige Land zu be— saamen und zu bepflanzen. Seiner unermuͤdlichen Thaͤtigkeit verdanken die Pflanzungen um Memel ein ungewoͤhnlich rasches und erfreuliches Gedeihen, und aus Folgendem ist zu entnehmen, in welchem bedeutenden Umfange die Sandsteppen in Planta— gen umgewandelt worden sind. Es wurden im Herbste 1830 und Frühjahre 1831 129 Morgen 169 Quadratruthen, im Fruͤh⸗ jahr 1832 89 Morgen, im Herbst 1832 und Fruͤhjahr 1833 180 Morgen 20 Quadratruthen, also vom Herbste 1830 bis zum Fruͤhsjahr 1833 381 Morgen bepflanzt und besaamt. Von dem Leuchtthurme aus ward in dem Jahre 1831 die Pflanzung eben— falls erweltert und im Herbste 1832 und Fruͤhjahre 1833 so weit ausgedehnt, daß dieselbe mit der Pflanzung des gedachten Waͤld— chens in Verbindung gesetzt ward, indem 2651 Morgen 10 Qua— dratruthen bepflanzt und besaͤet wurden, so daß auf der ganzen Linie vom Ballastplatze bis zur Graͤnze des Dorfes Karkelbeck, durch des ꝛc. Klempow Bemuͤhungen nicht weniger als 738 Morgen bepflanzt und besaamt wurden. In dem Jahre 1834 ist man hier mit gleichem Eifer thaͤtig gewesen. Die Pflanzung ist durch 63,960 verschiedene Baumstaͤmme, und durch 1100 Pfd. Baumsaamen so vervollstaͤndigt und bereichert worden, daß sie nun schon in sich selbst die Mittel hat, sich uͤber die ganze Fläche des zu bepflanzenden Sandlandes auszubreiten, indem die Bäumchen da, wo sie zu dicht aufgegangen sind, entnommen und auf die noch kahlen Stellen versetzt werden koͤnnen. Im Jahre 1835 ist biese Pflanzung ferner durch 37,189 verschiedene Baumstämme und das Auestreuen verschiedener Saamen ver⸗ mehrt worden. Nicht minder als auf der sogenannten Nord⸗ seit? war der Flugsand auch auf der Suͤdseite der Stadt von der Kurischen Nährung her verderblich, indem die westlichen Winde, welche bei Memel die herrschenden sind, ganze Sand⸗ berge in den Hafen und in die Fahrt trieben. Es wurden da—⸗ her in der Naͤhe des Sandkruges auf der Naͤhrungsspitze nicht weniger als 1641 Schock Erlen,, Ebereschen⸗, Birken-, Pap⸗ peln? und Weidenstaͤmmchen ausgepflanzt und an 200 Pfund Fichten-, Ellern- und Birken⸗Saamen ausgesäet, und außer die sen große Quantitaͤten Klee⸗ und Gras⸗Saͤmereien ausgestreut. Auch diese Versuche sind befriedigend ausgefallen und es ist so— nach Hoffnung vorhanden, daß es gelingen werde, die unendli— chen Schwierigkeiten, welche der Flugsand bereitet, ganz zu uͤber— winden, das Sand⸗Meer zu beruhigen und fest zu machen und die Nährung mit Baäͤumen und Gestraͤuchen zu bedecken, so daß auch von dorther eine Versandung des Memelschen Ha— fenz und See⸗Gatts nicht mehr zu befuͤrchten seyn wird.