1836 / 72 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

maßlichen Theilnehmer an dem auf der Straße nach Neuilly ge— gen den Konig versuchten Attentate werden am 28sten d. M. vor dem hiesigen Assisenhofe beginnen.

Nachrichten aus Bayonne vom 29. Febr. zufolge, haben die Operationen der Karlisten im noͤrdlichen Spanien einen er— nünschten Fortgang. Die kleine Seestadt Plencia, 4 Lieues von Bbao und 2 Lieues von Portugalette, mit einem ziemlich guten Hafen, hat sich am 2ö5sten nach dreitägigem Feuer und als eben ein Sturm unternommen werden sollte, den Karlisten unter ber versoͤnlichen Anfüͤhrung des Ober-Befehlshabers Czrasen von Lafa-Eguia ergeben. Die Garuison, bestehend aus 217“ ; teristen und 19 Artilleristen, ist kriegsgesangen; es ist ihr nsr gestattet worden, in den Reihen der Karlisten zu kienen. Vie Stadt-Milizen wollen sich durch eine Geldbuße von 6360 Piafter loskaufen. In dem Platze selbst hat man 13 Stacke Geschuͤ

worunter 2

Art 1 . Todte und Verwundete gehabt. Lequeitiom in die Hände der

mir tel aller Belagerung 26 biesem Augenblicke wahrscheinlich auch schon Karlisten gefallen Bas Hauptquartier des Don Carios war auch am 26sten noch in Durango. Am 2asten war dort ein Englischer Offizier von dem Corps des Generals Evans auge— kemimnen, um dem Don Carlos seine Dienste anzubieten: der Capitain John Willkin son. Briefe aus Sarag3ossa vom 24sten melden, daß 44 j̃uan ze Leute der letzen Aus hebung ven dort desertirt und z: den Karlisten uͤbergegangen ne. Cærdova

286 3st es ist

steht mit einer Armee unbeweglich im Ulzama, Thale; és soll 5m an Lebensmitteln fehlen; er wird von Jüäralde ebserv:rt. Großbritanien und Irland Harlaments⸗Berhandlungen. Oberhaus. Stz—

zung vom 4. März. Lord Kenyon uͤberreichte eine B ttschräst, worin das Haus ersucht wird, einen im Jahre 1831 von 1h m entschiedenen Prozeß noch einmal zu revidiren und die Part ien von neuem zu vernehmen. Lord Wynford unterstuͤtzte dieselhe, weil, wie er meinte, die Entscheidung durch einen Irrthum uͤber— eisft worden sey. Lord Lyndhurst, der Lord-Kanzler und Lord Holland sprachen sich jesoch gegen die Annahme der Pe— tition aus, da es ganz gegen den Grundsatz seyn wurde, wonach das Oserhaus stets gehandemt, und da eine solche Neuerung die gefaͤhrlichsten Folgen haben konnte, indem sie zu dem Glauben fuhren wurde, daß ein Urtheilsspruch des Oberhauses nicht, wie es bisher immer der Fall gewesen, als definitiv angesehen zu wer— den btauchU. Die Bittischr ft wurde demnach von Lord Kenyon wieder zurückgenommen. Da dem Hause weiter keine dringende Geschäfte vorlagen, so bat der Marquis v. Londonderry um die Er⸗ laubniß, einige, wie er sagte, sehr wichtige Bemerkungen in Bezug auf die Wiederbesetzung des Bisthums Durham und die dabei beabsichtigten Veraͤnderungen machen zu tuͤrfen. Er pries nun zunächst den Charakter des kürzlich versterbenen BVischefs ven Durham und beklagte den Verlust, den dessen Dioͤzese durch sei— nen Tod erlitten habe; dann fuhr er fort: „Dem Vernehmen nach ist es die Absicht der Regierung, die Eiskuͤnfte des Big— thums Durham sehr zu vermindern; ich hesffe aber, daß die Minister mit ihrem Enischlusse noch ein wenig anstehen und daß sie namentlich die Lage, in der sich die Grafschast Durham be— findet, dabei beruͤcksthtigen werden. Ich glaube nicht, daß es in irgend einer Englischen Geafschaft so viel unsruchtbare Land— strichs und so wenig ansässigen Adel giebt als dort. Diesen

,

Nachtheilen wurde durch die fuͤrstliche Art und Weise, wie der verstorbene Praͤlat sein Einkommen verwendete, bedeutend abge—

ho'fen. Unter anderen Ausgaben, die er zu bestreiten pflegte, befand sich auch die Unterhaltung der Koͤniglichen Assi— sen-Richter. Wenn nun aber die Einkünfte des Bis— thums fehr geschmaͤlert werden, und wenn man in Folze dessen erwartet, daß die Land-Edelleute der Grafschaft

inskuünstige fuͤr den Unterhalt dieser Richter sorgen sollen, so sorchte ich, inan wird sich gewaltig getaͤuscht finden, denn es moͤchten woh! nur sehr wenige jener Edilltute im Stande seyn, diest Kosten zu erschwingen. Auch muß ich zur Ehre des ver— siorbenen Bischofs bemerken, daß er jahrlich ohh Pfd. suͤr die Hochschule von Durham ausgesetzt hatte, und ich hoffe wenig— tens, daß die Regierung, welche Beränderungen sie auch vor— nehmen mag, fuͤr die Fortdauer diestr Bewilligung sorgen wied.“ Lord Melbourne stimmte vollkommen in das Lob des verstor— eren Bischofs ein und versicherte ubrigens, daß alle mit dem Bittßum Durham verbundene Umstände von den kirchlichen Fomniissarien, die ihren Bercht schon unterzeichnet härten, aufs ernstjichste erwogen worden s⸗yen; er glaube, die beabsichtig te An⸗ ordnung wuͤrde alle Parteien zufciedenstellen, aber es sey in die sem Augenblick noch nicht passend, den Plan zu eröstnen; nur so viel wolle er sagen, daß für die gehörige Aufrechterhaltung der Würde des kuͤnftigen Praäͤlaten in jeder Hinsicht ausreichend ge— Trat werden solle. Lord Glenelg brachte am Schluß der

Bill zur Verbesserung der Rechtspflege in

Ssltzung nech eine den Kolonieen ein. Unterhaus. Sitzung vom 4. März. Herr Wallace fberreichtö drei Bittschriften aus der Grafschast Carlow und zeigte Kdabri an, daß er chstens auf Ernennung einer Kommis— „on zur Untersuchung der Vor fälle bei den beiden letzten Wah— len in jener Grafschaft antrag:n werde. Die erste der vorgeleg⸗ ten Petitionen rührte von einem Waͤhler der Grosschasft Carlow her, der seit mehreren Jahren Pächter des Hberst Bruen (Mit— gi-ds fuͤr Carlov) und dessen Zins-Einnehmer gewesen war, toelcher letztere Posten ihm jahrlich 10 Pfund gebracht hatte. Er eschwerte sich darüber, daß thm im Jahre 1832 dieses Amt ge— nommen und daß er dann fortwährenden Verfolgungen von Sei— ten eines Grundherrn ausgesetzt gewesen sey, bloß weil er fuͤr die Recorm-Kandidaten gestimmt; wenn, sagt er, das Parlament U r. ins Mttef lege, so wurde die Wahlfreiheit ich nich. ! ö. ö z ! in' Cartow ganz vernichtet werden, weill die dortigen kon— servamnven Gütsdesitzer ihre kalholischen Pächter zwangen, gegen ihr Gewissen zu stünmen. Die zweite Petition war ahnlichen ein Paͤchter des Oberst Bruen klagte ebenfalls, daß hm im Jahre 1831 cin. Theil seiner Pachtungen genoimmen wor— ven sey, weil er nicht fuͤr ben Grundherrn habe stimmen wollen, und daß er sich daher nothgedrungen dazu habe entschließen müs⸗ sen, weil er sonst seine ganze Familie ins Unglück gestuͤrzt hatte. Die dritte Petition war von 19 unter 22 Baͤchtern des Herrn xander, Gutsbesitzers in der Grafschaft Cariow, unterzeichnet, welche darüber klazten, daß ihr Gutsherr im Jahre 1831, wo er, so wie sie, noch Reformer gewesen, sie bewogen habe, ihre Stimmen elnregistriren zu lassen, und daß er sie nachher, im Jahre 18535, als er seine politische Farbe gewechselt, auch aufge— forbert habe, mit ihm fuͤr die konservativen Kandidaten zu stim— men, unter der Androhung, daß er sie sonst ganz zu Grunde rich— c' werde; da sie sich nicht seinem Willen hätten fuͤgen wollen, „abe er sie allen moͤglichen Plackertimn ausgesetzt, sey als sein

6 . Inhalts;

296

die Stunde abfordern und durch seinen Sohn geradezu oͤffentlich erklaren lassen, daß die Toryistischen Gutsbesitzer der Grafschast geschworen hatten, alle Paͤchter, die nicht fuͤr die Tory-Kandi— daten stimmten, von ihren Grundstuͤcken zu vertreiben, ja, es sey sogar in der Naͤhe seines Wohnsitzes ein Polizei⸗Posten auf— gestellt worden, um die katholischen Wähler aus der Grasschaft fortzujagen. (O, o!) Herr Wallace trug auf den Druck der drei Bittschriften an und versicherte, daß er nicht als Partei in dieser Sache auftrete, sondern daß es ihm nur um das allge— meine Beste zu thun sey; die Beschwerden muͤßten aber durch— aus genau unterfucht werden, das Haus muͤsse, wenn sie sich

als begraͤndet erwiesen, das Verfahren der Gutsherren oͤffentlich rügen. Oberst Bruen dankte Herrn Wallace dafuͤr, daß er

diese Sache vor den Hause zur Sprache gebracht, denn es sey

sowohl ihm (dem Redner) als den uͤbrigen Gutsbesitzern von

Tarlow fehr darum zu thun, daß eine solche Untersuchung an—

rbe, wie das ehrenwerthe Mitglied sie verlange, damit .

3a wn —8* t? Ut 1b

bas Benehmen aller Parteien und Sekten ans Licht komme.

6 X

Der Oherst rechtfertigte sich nun gegen die in den vorgelegten Petitionen wider ihn erhobenen Beschuldigungen; er verlas ein langes Schreiben, welches in den Bericht der Kommission zur Untersuchung der Bestechungen bei den Wahlen aufgenommen vorden, um zu zeigen, daß der Paͤchter W. Murphay, von dem die erste Bittschrift herruͤhrt, nur hin und wieder zu gelegentli— chen Dienstleistungen von ihm geäraucht worden und daß der— selbe in der Entrichtung seines Pachtzinses sehr saͤumig gewesen sey, oßgleich er keinesweges Noth gelitten; sein Pachtzins habe jaͤhrlich nur 15 Pfund betragen, und doch habe er die Ruͤck— staͤnde auf 89 Pfund anlaufen lassen; genug, er habe, so wie die ührigen Pächter, bezahlt, so viel und wann es ihm beliebt. Außerdein las er noch einen Brief vor, worin seine (des Oberst Bruen) Nachsicht in der Eintreibung des Pachtzinses geruͤhmt wird. Was Herrn Alexander anbetreffe, so wolle er nur so viel sagen, daß Irland keinem Gutsbesitzer mehr Dank schuldig sey, als ihm, denn er habe außerordentliche Verbesserungen auf seinen Laͤnde— reien vorgenommen. Der Redner beschuldigte sodann die katho— lischen Geistlichen, daß sie est in keitischen Augenblicken die Ar— beiter antrieben, ihre Herren im Stich zu lassen, und er fragte das Haus, ob es unter solchen Umstaͤnden zu verwundern sen, daß die Gutsherren sich gegen dergleichen Faͤlle zu schuͤtzen such— ten und lieber protestantische als katholische Pächter und Arbei— ter auf ihren Guͤtern hätten. Als Grand, weshalb ein Polizei— Posten in der Naͤhe seiner Wohnung aufgestellt worden, suͤn rte er an, daß dort eine Brucke uͤber den Barrow-Fluß fuͤhre, der die Grafschaft Carlow von der Koͤnigin-Grafschaft trenne, und daß uͤber diese Bruͤcke oft bei Nacht Haufen von Weißfüßlern heruͤbergekommen seye und Verheerungen auf seinen Guͤtern angerichtet haͤtten. Im weiteren Verlauf der Rede kam der Oberst auch wieder auf die fruͤher von Herrn Vigors dem Par— lament uͤberreichte Petition und vertheidigte namentüch den Oberst— Lieutenant Latouche, einen der Gutsbesitzer von Carlow, gegen die Beschuldigungen, welche in jener Bittschrift wider denselben erhoben worden, indem er sich auf das Zeugniß von dessen Agen— ten, Herrn Butler, berief, der versichert habe, daß in den 61 Jahren, seit denen sein Vater und er in Diensten des Herrn Latouche gewesen, nicht ein einziger Pächter von dessen Gütern vertrieben worden sey. Der Redner schloß mit einer Schil— derung der Verfolgungen und des Hasses, denen die Protestanten in Irland von Seiten der Katholiken ausgesetzt seyen, und wuͤnschte, daß es zu einer strengen Untersuchung der dortigen Verhältnisse kaͤme, damit die protestantischen Untertha / nen vor den barbarischen Unbilden geschuͤtzt wuͤrden, die sie jetzt in Irland zu erdulden hatten. (Großer Beifall von der Oppo— . sition.“ Nachdem sich noch einige andere Redner uͤber diese An— gelegenheit hatten vernehmen lassen, schloß der Sprecher die Debatte mit der Bemerkung, daß es jetzt nicht an der Zeit sey, weiter auf die Sache einzugehen, und daß man warten muͤsse, bis Herr Wallac: sie vermitielst einer ordentlichen Motion zur Sprache bringen werde. Letzterer bestand uͤbrigens nicht auf den Druck der Petitionen, weil Sir H. Hardinge bemerklich machte, daß durch die Veroffentlichung derselben einige Personen verletzt werden würden. Herr Roebuck trug sodann dem Hause eine Beschwerde uͤber ein Züitungsblatt, die „Sheffield Iris“ vor, worin eine seiner Reden enistellt und als eine Verraͤtherei an der liberalen Sache geschildert war. Er rechtfertigte sich gegen diesen Vorwurf und erklaͤrte, daß er von den verantwortlichen Herausgebern jenes Blattes einen Widerruf jener Beschuldigung verlangt habe. Herr Hoy trug darauf an, die alte Abstim— mungsweise wieder einzüführen, weil die neue zu viel Zeit weg— naͤhme, denn in einem Fall, wo nur 63 Mitglieder auf der ei— nen Seite gewesen, habe die Abstimmung durch Trennung der beiden Parteien in zwei verschiedene Zimmer 15 Minuten er— fordert, während man sonst nur 3 Minuten gebraucht, wenn sich auch auf der einen Seite 130 und auf der anderen

50 Mitglieder befunden hatten; bei dem jetzigen Ver— fahren wurden, wenn man die durchschnittlichöt Zeit der

taglichen Sitzungen des Hauses auf 8 Stunden annaͤhme, die Abstimmungen wahrend einer sechsmonatlichen Session eine ganze

Woche fortnehmen. Lord J. Russell gab die Schwierigkeiten bei den Abstimnmungen zu, glaubte jedoch, daß das neue Verfah— ren, obgleich auch dabei Irrthuͤmer vorgekommen siyen, sich doch noch besser bewährt habe, als man erwartet, und daß man es daher jedenfalls noch langer damit versuchen mußte. Der Antrag wurde demnächst ohne Abstimmung verworfen. Das Haus ver— wandelte sich sodann in einen Subsibien-⸗Ausschuß, und Herr C. Wood, der Admiralitaͤts-Secretair, erhob sich, um dem Hause die Marine-Veranschlagungen fuͤr das laufende Jahr vorzulegen. „Obgleich“, sagte der Redner, „der wirkliche Mehrbetrag der gegenwärtigen Veranschlagungen gegen die des vorigen Jahres auf den ersten Blick 297,820 Pfd. zu niachen scheint, so belaäͤuft sich die wahre Vermehrung der Ausgaben des Landes doch nur auf etwa 246,990 Pfd. Dies kommt daher, daß im vorigen Jahre, wegen der in verschiedenen Dienstzweigen, getroffenen Anordnungen, (ine großere Summe veranschlagt, als ausgegeben wurde. Der erste Mehr⸗-Betrag in den gegenwärtigen Veranschlagungen gegen die det vorigen Jahres befindet sich in den ersten beiden Posten, namlich in den Veranschlagungen suͤr den Sold der Matrosen und See-Sol— daten und fuͤr die Versorgung derselben mit Lebensmitteln. Dieser Mehr⸗Betrag entsteht hauptsaͤchlich aus der von der Regierung fuͤr nöͤthig gehaltenen Vermehrung der Marine und wird sich etwa auf 251,010 Pfd. belaufen, obgleich er eine Summe von 287,000 Pfd. zu betragen scheint. Dlese Dlfferenz entsteht aus den oben erwähn— ten Anordnungen und daraus, daß ein Theil der im vorigen Jahre bewilligten Summe, der fruͤher zu den Ausgaben des jetzt aufgehobenen Marine-Zahl-Amts verwendet wurde, auf das diesjaͤhrige Budget abergeht. Eine anderweitige Differenz ergiebt sich in dem 10en Posten, naͤmllch in den Veranschlagungen für die Marine-Magaziné, für die Erbauung und Ausbesserung der Schiffe, Docks und Werfte. Diese Veranschlagung beträgt etwa 7,090 Pfd. mehr, als die bei⸗ spiellos niedrige des vorigen Jahres. Der naͤchste Posten, den ich glaube erwähnen zu muͤssen, detrifft die vermischten Veranschlagun⸗ gen. Wenn die ehrenwerthen Mitglieder den Betrag dieser Veranschla⸗

da er geglaubt, ohne dessen Huͤlfe

eine Reduction stattgefunden haben wurde, wenn nicht die Alus aben fuͤr Einregistrirung der Matrosen der Kauffahrtei⸗Schiffe un j die Unterstützung der im Eise eingeschlossenen Wallfischfaͤnger ein. getreten wären. (Hort, hort! In der Veranschlagung fuͤr den Halbsold wird man finden, daß durch Reduzirung der Gebühren der Kassirer von ein Achtel guf ein Zehntel eine Ersparung v

z3000 Pfund bewirkt worden ist. Zugleich hat die Regierung Sr Majeslaͤt es fuͤr ihre Pflicht gehalten, zugleich mit den Veranschla=

gungen, was bisher noch nie, geschehen ist, dem Hause meh. rere erlaͤuternde Dokumente in Betreff der Linzelnen Posten vorzulegen, und ich glaube, daß man in dieser Beßlehung

ein höchst offenes und kluges Verfahren angenommen

Es ist indeß nothwendig, die Gründe darzulegen, welche die Regse= rung Sr. Majesaͤt veranlaßt haben, eine Vermehrung von hh Secieuten gegen das vorige Jahr zu verlangen. Der Ausschuz wied sich erinnern, daß, als im vorigen Jahre ein ehrenwerthe Mitglied vorschlug, die Zahl der Seeleute zu vermindern, der se ehrenwerthe Baronset gegenuber (Sir J. Graham), dessen Kenntnsfe vom Seewesen Niemand in Abrede stellen kann, die Zweckmaͤßigh⸗ eines solchen Verfahrens bezweifelte, und ich muß bekennen, daß n Erfahrung des vorigen Jahres diese Zweifel gerechtfertigt hat. (Hört; Ich muß bitten, zuerst die Aufmerksamkeit auf die wahre Zahl der in dem eigentlichen Seedienste beschaͤftigten Seeleute zu richten. Bord der Packetboͤte sind etwa 1306 Mann, auf Schiffen zur Auf— nahme der Küͤsten 600 Mann, und auf Transportschiffen etwa 2g Mann, zusammen also ungefahr 2100 Mann von der ganzen im ho— rigen Jahre bewilligten Zihl, so daß in der That fuͤr den effektiynn Dienst des Landes nicht einmal 11,000 Mann verwendet werden kon, nen. (Hort, hoͤrt! Einer von den Gruͤnden der Regierung füt eine Vermehrung jener Zahl ist nun die bestaͤndige Forderung alt Ossiziere, die Scemacht zu verstärken. Es giebt nicht eine einzige Stz— tion in irgend einem Theile der Erde, von der bie Regierung nicht fortwäh⸗

rend dringend aufgefordert würde, die Secmacht züm Schutze des Br.

schen Handels zu verstaͤrken. (Hört, hort! Aus dem Stillen Ocean, wo un= ser Handel schnell zunimmt, werden jene Forderungen wirklich stig. So hat der in dem

Briefe der Art von dort eingegangen. Aehnliche Gesuch⸗ hat die Admiralitaͤrt von den Konsuln in Lima, M Eiko und Valparaiso, so wie von den dort und an der

ganzen Westküste Mexiko's wohnenden Kaufleuten erhglten, un Alle erklaren die Vermehrung der dort stationirten Schiffe zur Be—

schuͤtzung des Eigenthums Britischer Kaufleute fuͤr avsolut noth⸗ Auch von der Kuͤste von Peru und den Haͤfen des noͤrdll⸗ chen Brasiliens sind dieselben Gesüche eingegangen und namentlich

wendig.

in Betreff der letzteren Hafen von den Kaufleuten in Liverpoyl und ande— ren einflußreichen Personen unterstützt worden. Wie begruͤndet diese Ge⸗ suche sind, beweist die Thatsache, daß kuͤrzlich ein Britisches Kauffahrtel⸗

schiff gekapert und die Mannschaft bis auf Einen ermordet worden i.

Hoͤrt, hort! Sir George Cockburn, auf der Westindischen Station, ver⸗

langt eine Verstaͤrkung, um den jetzt leider in den dortigen Gew

sern wieder sehr zunehmenden Sklavenhandel unterdruͤcken zu kön— nen. Auch die Neu- Foundland-Station fordert eine Verstaͤrkung zum Schutz der Fischerei gegen die Eingriffe der Franzosen und am— derer Nationen; eben so der Admiral der Ostindischen Station, um die Seeraͤuber in der Straße von Malaceag im Zau— me zu haiten; von der Afrtkanischen Station gehen sort⸗ während Klagen ein über die Zunahme des Sklavenhandels unter Spanischer und Portugiesischer Flagge, und von der Lissabo— ner Station wird die moralische Unterstützung der Flotte im Tajo

verlangt, um dadurch den gewuͤnschten Zweck des Quadrupel⸗Tral⸗ tats schneller herbeizufuͤhren. Es ist unmoͤglich, allen diesen Forde⸗

rungen zu genuͤgen, wenn man nicht die Britische Seemacht von Spanien und Portugal, wo ihre Gegenwart nothwendig ist, abbe⸗ rufen will. Das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied gegenuber (Hꝛr. Grove Price) wird dtes zugeben. Zu Anfang des vorigen Jahres wurde vorgeschlagen, von jener Station eine Fregatte abzuberusen; allein es wurden Einwürfe gegen dölesen Vorschlag gemacht, und jene Fregatte ist so gluͤcklich gewesen, ein grausames Verfahren gegen Gefangene zu verhindern. Es ist auch von Wichtigkeit, auf oie Seemacht anderer Natipnen Ruͤcksicht zu nehmen. Den glaub— wuͤrdigsten Nachrichten zufolge, hat Frankreich jetzt 28 Kriegsschift in Ser, und Rußland hat seine Marine noch weit bedeutender ver—

mehrt. Im Jahre 1833 hatte Rußland 3 Linienschiffe im Schwarzen Meere und 18 in der Sstsee, und im vorigen Sommer ktreuzten 18 Russische Linienschiffe und 6 Fregatten

in der Ostsee, und außerdem war noch eine große Flotte in Kron— stadt, die aus 11 Linienschiffen, 6 Fregatten, 10 kleineren Schiffen und Dampfboͤten bestand, die saͤmmtlich gut bewaffnet und be— mannt waren, und auf dem kreuzenden Geschwader allein befanden sich 10,000 Mann. England hat dagegen nur hoͤchstens 2 Fregat—⸗

ten und 1 Sloop mit eiwa 1000 Mann in der Ostsee (hort, boͤrt,

und überhaupt in allen Theilen der Welt nicht über 19 Linienschife (Hoͤrt, hort!) Die Ursache hiervon ist nicht ein Mangel an Schiffen,

sondern ein Mangel an Seeleuten zur Bemannung der Schiffe, d etzt in unseren Haͤfen liegen und in wenigen Tagen in See gehen Sie konnen indeß nicht ohne Zustimmung des Parlaments;

könnten. bemannt werden, und die Regierung schlegt daher eine Vermehrung von 5000 Seeleuten vor. Ich hoffe auf die einmuͤthige Zustimmung

des Hauses und trage darguf an, daß, mit Einschluß von 90900 Ste⸗ 1 zarten von ta zu Versuchern immt soldaten und 2000 Schiffsjungen, fuͤr die naͤchsten, mit dem zl 41 J ,, . März beginnenden 3 Mond Monate 33760 Mann fuͤr den Sie. Putden.

dlenst verwendet werden.“

Herr Grove Price wuͤnschte bei dieser Gelegenhelt ju

wissen, ob ein Britischer Marine-Offizier dazu beigetragen habe, den abscheulichen Metzeleien in Barcelona Einhalt zu thun, da doch zu jener Zeit ein Britisches Schiff in dem dortigen Hafen gelegen, worauf Herr C. Wood erwiederte, der Capltain Par— ker habe allerdings dem Gouperneur von Barcelona seine Mann— schaft zur Unterstützung angeboten, um jene Metzeleien zu vet hindern; diese Huͤlfe sey zwar abgelehnt worden, aber dessenun— geachtet habe der Capitain nicht wenig zur Wiederherstellung det Ruhe beigetragen; auch habe der Capitain Lord Ingestrie den Erzbischof von Tarragona und eine große Anzahl von Karlisten an Bord seines Schiffes aufgenommen und den Ersteren nach Ma jorka, die Letzteren in Schutz vor den Aufruͤhrern gebracht. (Hoͤrt, hoͤrt!) Sir E. Codrington ruͤhmte ebenfalls das Benehmen sener beiden Tapitaine; uberhaupt, sagte er, wurde jeder Britische Of⸗ sizier stets bereit seyn, Ungluͤckliche in Schutz zu nehmen, ohne da— nach zu fragen, ob es Karlisten oder Christinos, Griechen oder Türken seyen, wie das Beispiel von Capitain Hamilton gezeigt habe. (Hort, hoͤrt! Er sprach uͤbrigens seine Freude uͤber die Vermehrung der Marine aus, ja er wuͤnschte, man haͤtte diese Vermehrung noch verdoppelt; er habe bei der ersten Revolution in Brasilien sogleich die Meinung in der Admiralität daß ein Admiral und wenigstens 5 Linienschiffe dorthin geschickt werden muͤßten, um die vielen Millionen Britischen Eigenthums, die dort angelegt seyen, zu schuͤtzen; man habe Hies nicht gethan, obgleich er es als das einzige Nett ng smittel fuͤr dies , . ö . das vernichtet und ritische Kauffahrteischiffe s ; mi men worden. Herr Roebuck wuͤnscht: zu wisst in a m,, lich der Capitain Parker bei Barcelona stationirt sey, worauf Sir C. Adam, einer der Lords der Admiralstaͤt, erklärte, er sey dorthin gesandt worden, um den Quadrupel-Traktat ausfuͤhren zu helfen; der Gouverneur von Barcelona habe sich leider geirrt, fertig werden zu koͤnnen, und

eigener Gerichtsvoigt aufgetreten, habe ihnen den Pachtzins auf

gung mit dem vorjaͤhrigen vergleichen wollen, sy werden sie finden, daß

alsdann wieder zum Capitain Parker geschickt worden, fey es

Stillen Ocean stationirte Admiral unh Commodore im August vorigen Jahres, auf Bitten der Britischen Kaufleute zu Callao, außer den zwei schon dort befindlichen Schifen, noch eine Verstaͤrkung verlangt, und Monate lang sind bestaͤndzs

geaͤußert,

Eigenthum sey

spät und das Gefaͤngniß schon erbrochen gewesen. F. Young klagte über die Eingriffe, die man Frank⸗ ich en der Aftikanischen Küste in die Rritischen Anteressen er— aut habe, und die von dem dortigen Britischen Commandeur tten mit Gewalt zuruͤckzewiesen werden sollen, nur habe derselbe ; rer nicht die Mittel dazu gehabt zu Porto Negro seyen bie Brltischen chte und Interessen durch eine Franzoͤsische Blokade beeinträchtigt nd die Britischen Kaufleute wegen Mangels an einer hinrei⸗. genden Macht i ihrem Schutz in der Betreibung eines sehr ischtizen Handels gehindert worden; er hoffte, die Regierung nade' dafür Sorge tragen, daß diejenigen, welche dadurch gelit⸗ In, ene angemessine Entschäd gung erhasten würden. Lord Pal⸗ ron v‚rficherte, es sey bei ner Gelegenhelt kein Grund verhanden geivesen, zu Gewalt- Maßregeln zu schreiten, sondern l man der Franzoͤsischen Regierung eine freundschastliche Vor— Kähung deshalb gemacht, sch die Sache sogleich zu Englands Zu— edentzeit er'edigt worden. (Hort, hoͤrtr ! Herr Young de— untere, diese Erledigung sey keineswegs fuͤr die in jenem Han— chbeschästlzten Britischen Kaufleute befriedigend gewe en, denn wenn auch die Blokade aufg heben worden, so sey dies doch erst zu einer Jah⸗ cheit geschehen, wo jener Handel schon aufgehoͤrt, und die Franzosen ien zum Nachtheil der Brit schen Kaufteute ihren Zweck er— wicht. Im weiteren Verlauf der Debatte (auf die wir noch inmal zuruͤckkommen werden) ließen sich noch Here Hume, Sir J. Graham, Sir R. Peel, Lord J. Russell, Herr Spring FHiee, Erd Howick und Lerd Dudley Stuart vernehmen; Letzterer brachte die Bisetzung von Krakau wieder zur Sprache und zußerte die Heffnung, daß die Englische Regierung sich ins Nittel lzzen und die durch Traltaten gaxantirte Neutralitaͤt die⸗ err freirn Stadt nicht werde verletzen lassen. Es wurden uͤbri— æʒens säummtliche von Hrn. C. Wood beantragte Suübsidien fuͤr die 'arine ohne We teres hewilligt.

hon zu Herr

London, 5. Marz. Der König beabsichtigt, seinen Ge— zurtötaz am 28. Mair im Buckingham Palaste zu feiern. Auch pl diesem Schlosse der Nam; St. George s Pqtast beigelegt Die naͤchsten Cerctes Ihrer Maj. der Koͤnigin sind auf 21. April, den 5. Mai, den 28. Mai, zur und auf den 16. Junt

werden. pen 24. März, den den ð Feier des Geburtetages des Königs, fistgesehzt. t ,

Elir Francis Burdett ist fast ganzlich wiederhergesthellt. Seine Aerzte haben ihm eine Veränderung des Aufenthalts auf flnige Tage angerathen, und man hofft, ihn bald seinen Sitz im Parlamente wirder einnehmen zu sehen.

In der vorigen Woche kam der zum Secretair bei der hie— sigen Russischen Botschaft ernannte Herr von Berg von St. Patersburg mit Depeschen hier an, die man fuͤr sehr wichttg alt; es wurde darauf sogleich wieder von hier ein Courier nach Et. Petersburg abgeschickt.

Die Herrön O Connell Und Häme hasen die Cinladung der Reformer in Yort zu einem nach Ostern dort zu gebenden oͤffent⸗ schen Diner angenommen, ö

Die jetzt publiztrten ArmeeBVeranschlazungen weichen wenig ron denen des vorigen Jahres ab; das neulich verbreitete Gery richt, als . 6. Armee 9. 16,600 Mann vermindert wer⸗ den, erweist sich als ungegruͤndet.

ö. . Blätter wollen wissen, es werde nächstens ein Han—⸗ dels Traktat zwischen England und Belgien abgeschlossen werden.

Spaniens auslaͤndische Schuld wird jetzt hier zu 32 Mill. Pfund Sterling angeschlagemn, so daß fuͤr das nächste Zins⸗-Se— mnester 80,609 Pfund erforderlich seyn wurden.

Im Boͤrsen-Berichte der Times liest man: „Die Portu—

sesischen Fonds waren an der gestrigen Boöͤrse sehr gedruͤckt, was nr lch durch die letzten Briefe aus Lissabon verursacht wurde, worin gemeldet wird, daß das in wenigen Tagen den Cortes vorzulegende Budget den sinanzlellen Zustand des Lan des als sehr traurig darstellen werde, und daß Herr Campes zugleich krklaren wolle, er sey, ohne eine besondere Bewilltgung der

Kammern, auß ir Stande, den Beduͤrfnissen des Landes zu geuuͤ—⸗ gen. Außerdem wirkte auch die Nachricht nachtheilig, daß in kißabon ein Dokument bekannt gemacht worden, das den Zweck abe, zu zeigen, die Staat‘ schuld sey durch die letzte Cretrung kr zproc. Papiere um 4 Millionen Pfd. vermehrt worden. Es wird jedoch zugleich versichert, daß der Ex-Minister Carvalho je— nes Dokument, im Falle es der Kammer vorgelegt werden sollte, zu widerlegen beabsicht ge., .

Nach Berichten aus Kalkutta von der Mitte des Septem— ber hatte Herr Gordon, Vorstend der Kommission fuͤr den Ther— bau in Britisch⸗Jadien, aus Canton drei Buͤchsen voll Thee— 0Jäaannen uͤbersandt, wovon zwei nach Assam und dem Himalaya— SJGebir ge, wo die Theepflanze willig fortkommt, und die dritte fuͤr

k

Hann ever, 8. Maͤrz. Gestern Mittag verschied hier uach iner laͤngeren Krankheit der Staats- und Kabinets-Minister

.

kFriedrla5 Franz Dietrich Graf von Bremer. Se. Excellenz war

ö.

eit dem Jahre 1832 aus dem aktiven Staatsdienste ausgeschieden. Dres den, 8 Maͤrz. Einer Ministerlal⸗Bekanntmachung zufolge, sollen in Chemnitz, Plauen und Zittau binnen kurzem nittiere Gewerbschulen eroͤffnet werden, die zur Vervoll— ommnung des vaterlaͤndischen Gewerbewesens beitragen, übrigens uber das hoͤhere und umfassendere Realstudium den dafuͤr bestimm⸗ ten Bildungs⸗Anstalten auch ferner uͤberlassen sollen. Gotha, 9. März. Im hiesigen Allg. Anzeiger liest lan: „Ich will nicht“, sagt der Fürst von Schwarzburg-Sen ershatsen in einer Versuͤgung vom 23. Februar d. J., „daß iejenigen, welche sich mir vertrauensvoll bittend oder beschwe— end nahen, dafuͤr Kosten an die Kabinets-Sportel Kasse bezah— len sollen. Eben so wenig finde ich s mit meiner Wuͤrde ver— einbarlich, wenn die von mir unmittelbar ausgehenden Handlun— zen der Regierung, besonders bie Ausfluͤsse meiner Gnade, zu Quellen des Staals-Einlommens gemacht werden. In den ge— richten Beziehungen hebe ich daher die Kostenpflichtigteit, info— wilt dieselbe bichür noch bestanden hat, gänglich auf.“ Es soll jedoch hierdurch der fernere Gebrauch des Ste npelpapiers kei— ntswegs aufgehoben oder auch nur noch mehr, als schon gesetzlich ist, geschmälzrt seyn: denn dasselbe hat durch die Verwendung er desfallsigen Einnahmen zum Besten der Schulen einen Zweck, welchem der Fuͤrst keinen Eintrag thun will. Die Ausgaben, voelche b sher aus der Kabinets-Sporiel-Kasse bestritten wurden,

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pollen kuͤnftig aus der Regierungs⸗Sportel Kasse entnommen werden. AUnter Leitung des Herzoglichen Ober Konsistoriums wird hier nach Ostern d. J. ein nach einem umfassenden Plane ein— rie htet's Real⸗Gymnasium ins Leben treten. Munchen, 7. Mäaͤrz. Das Koͤnigl. Bayerische Staats— Ministéerlum des Innern hat am 31. Jan. d. J. eine Verord— ung, die Bildung der Schullehrer betreffend, erlassen, von der

297 anbildung tuͤchtiger Lehrer fuͤr die Deutschen Schulen war laͤngst fuͤr die Bayerische Staats⸗Regierung ein Gegenstand besonderer Fuͤrsorge. Mehrere Allerhoͤchste Verordnungen, namentlich jene vom 11. Juni 1809, sind dessen Zeuge, und neuerlich noch hat die von Sr. Majestäͤt dem Koͤnig Allergnäͤdigst bewilligte Errich—⸗ tung eines eigenen Schullehrer⸗-Seminars fuͤr den Regenkreis be—⸗ wiesen, daß der edle Sinn des Wittelsbachischen Herrscherstam⸗ mes fuͤr diesen wichtigen Zweig des oͤffentlichen Lebens nicht erkaltet scy. Eben diesem Koͤnigl. Sinne konnten aber auch jene mannigfaltigen Luͤcken und Gebrechen nicht entgehen, welchen die bisherige Vor— bildungsweise zum Schullehrer⸗Amte an sich trug. Hat naͤm— lich, wie dies gegenwartig in Bayern der Fall ist, der Staat einmal erkannt, daß wahre Volksbildung das Erziehen und das Lehren in gleichem Maße umfasse, und ist zugegeben, daß in ei— nem den Schulbesuch gebietenden Lande die Aeltern einen rechts— begruͤndeten Anspruch nicht nur auf sorgfaͤltige Entwicklung des Verstandes, sondern auch auf gewissenhafte Pflege des Ge— muͤthes und auf religioͤs sittliche Veredlung ihrer Kinder haben, so kann die Regierung nicht umhin, auch die Vorbildung der Lehrer dieser erklaͤrten Richtung gemäß zu leiten und anzuord— nen. Um unterrichten zu koͤnnen, muß der Schullehrer selbst gruͤndlich unterrichtet seyn: um Herz und Gemuͤth zu veredeln, muß (die edlere Gesinnung in ihm selbst herrschen; um end—

lich Unterricht und Erziehung gehörig zu verbinden, muß vor Allem er selbst zur richtigen Erkenntniß des kindlichen

Charakters, so wie auch zu jener Reife und Gediegenheit des Urtheils und Benehmens gelangt seyn, welche allein zu lenken, zu gestalten und bleibende Eindruͤcke hervorzubringen vermag. Der Schullehrer muß die Ueberzeugung in sich tragen, daß die Schaͤrfung des Gedaͤchtnisses nur einen Theil des Unterrichtes bilde, und daß seine eigentliche Aufgabe nur da erfüllt werde, wo das Erlernte in die Begriffe und in das Gemüth des Kin— des uͤbergeht; er muß hoch genug stehen, um zu erkennen, daß die sitttliche Veredlung nicht bloß in der Anwendung gewoͤhn— licher Schulzucht, in dem aͤußerlichen Verwischen vorkommen—

muß mit vaͤterlichem Ernste kindlichen Sinn und Liebe zur Ju— gend verbinden, mit Einem Wort sein ganzes Wesen muß dafuͤr buͤrgen, daß die ihm einst anzuvertrauende Schule, dem schen mehrfach kund gegebenen Willen Sr. Maj. des Koͤnigs gemaͤß, die gute häusliche Erziehung fortsetze und unterstuͤtze, die mangelhafte ergaͤnze und die schlechte moͤglichst verbessere. Eine solche Befaͤhigung aber wird nicht in dem kurzen Zeitraume zweier im Seminar zugebrachter Jahre erworben werden; sie kann nur das Ergebniß einer folgerechten, schon mit dem Aus— tritt aus der Werktags-Schule beginnenden und ohne Unterbren. chung bis zur Uebernahme des Lehrfaches fortgesetzten Erziehung zum Lehrer und Erzieher seyn. Damit nun der Schul— lehrerstand im Königreiche Bayern in der That auf diesen Standpunkt sich erhebe, damit er im vollsten Sinne des Worts den Koͤniglichen Absichten entspreche und in reichem Segen

gen und Kreisschelacharte, dann nach Anhoͤrung der in die Haupt- und Residenzstadt berufenen Seminarvorstaͤnde, in Folge reifer Berathungen der aus der Mitte des Koͤniglichen obersten Schulrathes gebildeten Kommission fuͤr das Deutsche Schulwesen, in Gemaͤßheit spezie en allerhoͤchsten Auftrags und mit Aufhe— bung aller fruͤheren Bestimmungen, namentlich des Regulativs vom 11. Juni 1809, Nachstehendes angeordnet: Allgemeine Be— stimmungen: Die Bildung zum Berufe des Schuilehrers um— faßt drei Zeitraͤume: 1) den Zeitraum der Vorbildung fuͤr den Eintritt in das Schullehrer-Seminar; 2) den Zeitraum der Ausbildung in dem Schullehrer⸗-Seminar, und 3) den Zeit— raum der Fortbildung nach dem Austritt aus dem Seminar.“

Regensburg, 6. März. Der hier erscheinende H rechtfertigt sich gegen die Beschuldigung eines Norddeutschen Blattes (s. Nr. 62 der St. Itg.), daß er sich Ausfaͤlle gegen die nichtkatholischen christlichen Konfessionen erlaube. „Wenn“, sagt der Herold, „jener Referent uns beschuldigt, daß wir uns zur Vertheidigung der katholischen Kirche „„unzarter Ausfaͤlle gegen andere Kirchen““ bedienen, so glauben wir uns zu der Behauptung berechtigt, daß er den „Herold“ niemals gelesen hat, denn wir haben darin stets Achtung vor anderen Konfessionen ausgedtuͤckt; wir haben uns nie erlaubt, deren Glaubenssaͤtze an— zugreifen, sondern wir haben im Gegentheil geradezu und wie— derholt erklaͤrt, daß wir es nicht mit den Konfessionen als sol— chen, sondern nur mit den verdammenswerthen Hanblungen und Schritten von Individuen und Parteien zu thun haben, die ihre Konfession auf die antisoziale und revolutionnaire Fahne ma⸗ len, womit sie eben so gegen die bestehende Ordnung in der Schweiz, wie gegen die Freiheiten der Katholiken mehrerer Kantone zu Felde ziehen, um solchergestalt rechtlich denkende Pro— testanten in den Wahn zu bringen, es handle sich um Glaubens—

zwecke. Dies ist der Sinn, in welchem wir aufgetreten sind und, unbekuͤmmert um jenen Referenten, ferner auftreten werden.“

Das

Darmstadt, 7. Maͤrz. Das heute erschienene Regie— rung s⸗Blatt enthaͤlt nachstehende Bekanntmachung des Mini— steriums des Innern und der Justiz vom 18ten d., das Ausge ben von Promessen auf Partial-Schulbscheine des Staatsschul⸗ den-Tilgungs-Kasse⸗Anlehens von 61“ Millionen betreffend. „Seit geraumer Zeit hat eine nicht geringe Anzahl von Maklern Verdienst darin gesucht, Promessen auf die einzelnen Partial— Schuldscheinen des Großherzoglich Hessischen Staats schulden-Til— gungs-Kasse⸗Anlehens moͤglicherweise zufallenden Praͤmien zu verkaufen, ohne zugleich die Partial-Schuldscheine, auf deren Nummer die Promessen ausgestellt worden sind, irgendwo zu deponiren, oder die Schuldscheine selbst dem Käufer fuͤr die Dauer der betreffenden Ziehung einzuhändtgen. Dieser Promessenhandel ist sogar so weit getrieben worden, daß Individuen mit Anerbie— tungen hierzu das Land hausirend durchzogen haben. Das Mi— nisterium findet sich daher veranlaßt, zur Verhuͤtung moͤg

Benachtheiligung der Unterthanen durch solche Verkäufe, welche weder eine genuͤgende Garantie daruͤber darbieten, daß der Aus— steller der Promessen die Original-Partial⸗Scheine, auf deren Nummern jene lauten, auch wirklich besitzt, noch daruber, daß er demnaͤchst, wenn die Herausgahe des Scheines oder Zahlung der auf denselben etwa gefallenen Praͤmte verlangt wird, auch eins oder das andere leisten kann, und daß nicht auf eine und dieselbe Nummer mehrfache Promessen aus— gestellt worden sind, oͤffentlich darauf aufmerksam zu ma— chen, daß der Besitz einer Promesse keinen Anspruch an die Staats ⸗Schulden⸗Tilgung⸗Kasse auf eine ven der Nummer der Pro—⸗ messe gewonnene Praͤmie giebt, sondern zur Begrundung eines solchen Anspruchs nur der von der Staats-Schulden-Tilgungs—⸗ Kassen⸗Direction selbst unterschriebene Original⸗Partialschuldschein dient, und daß hiernach nur der wirkliche Besitz des Original— Partialschuldscheines den Kaͤufer einer Promesse, in Bezug auf seinen Anspruch an die Staats⸗Schulden-Tilgungs⸗-Kasse, sicher

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vir Folgtndes von allgemeinem Interesse mittheilen: „Die Her—

der Jugendfehler, sondern in deren Entwurzelung bestehe; er

Herold

RB tal fe n.

Mailand, 26. Febr. Aus Cagliari wird gemeldet, daß am 11. Januar dort die Englische Korvette „Orest“, komman— dirt vom Capitain Codrington, Sohn des bekannten Vice⸗Ad⸗ mirals Sir Edward Codrington, angekommen sey. Am 13. Ja⸗ nuar brach im Königl. Palast von Cagliari in derjenigen Etage, in welcher sich die Buͤreaus des Kriegs, Ministeriums befinden, Feuer aus, das jedoch keinen allzugroßen Schaden anrichtete. Die Papiere des Ministeriums waren geborgen worden.

SpaniJen.

Madrid, . Febr. (Franz. Blatter.) Die Wahlen

haben heute im ganzen Umfange der Spanischen Halbinsel statt—

gefynden. Unter den bis jetzt bekannten Namen der hier in

det Hauptstadt erwaͤhlten Prokuradoren bemerken wir die der

Herren Don Juan Alvarez y Mendizabal, Calderon de la Barca, Salustlano de Olozaga (des Civil⸗Gouverneurs) und

Don Manuel Cantero. Die Gemuͤther sind heute ein wenig

duster gestimmt, man erwartet mit Ungeduld das Resultat der Wahlen in den Provinzen, und man glaubt, Herr Isturiz werde den Herrn Mendizabal als Premier-Minister ersetzen. Morgen

wird das Dekret in Bezug auf die „gaͤnzliche Aufhebung der

Kloͤster“ erscheinen.

Die Times enthält Privat-⸗Mittheilungen aus Madrid vom 25. Februar, wonach Isturiz eingewilligt haben soll, das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zu uͤbernehmen. Auch soll die Franzoͤsische Regierung sich erboten haben, 6000 Berg⸗Bewohnern der Franzoͤsisch⸗Baskischen Provinzen den Ein⸗ tritt in den Spanischen Dienst zu gestatten. (7) Die Fonds waren um 21 pCt. gestiegen, und man erwartete zum 29. Februar ein Dekret zur Konsolidirung der unverzinslichen Schuld, wonach fuͤr jede 100 Pfund derselben 50 Pfund der 5 pCt. Zinsen tra⸗ genden Schuld gegeben werden sollen.

Die Allg. Ztg. schreibt aus Madrid vom 20. Febr.: „Die Kolonne, welche von Guadalaxara ausgezogen ist, um Ba— tanero zu verfolgen, befand sich am 11ten in Tiergo. Der Bri— gadier D. Narciso Lopez stieß des Abends 8 Uhr auf diese Truppen, er glaubt in der Dunkelheit Factiosen vor sich zu haben, greift sie tapfer an, macht die Vorposten nieder, nimmt 10 Mann gefangen und dringt unter heftigem Kugelregen in den Ort ein. Endlich erkennt man sich an dem Rufe viva Isabel II! als ge⸗ genseitige Freunde und bemerkt mit Bedauern, daß 16 Sol— daten getoͤdtet und noch mehrere verwundet sind. Der Be— fehlshaber der Truppen von Guadalaxara ruͤhmt in seinem amtlichen Berichte die von seinen Leuten bei dieser Gelegen— heit bewiesene Tapferkeit! Mittlerweile setzt Batanero, der vor vierzehn Tagen bei Trillo vernichtet worden seyn soll, die Provinz Guadalaxara in Schrecken, und drei starke Corps, die von Madrid, Guadalaxara und Cuenga ausgezogen sind, önnen ihn bis jetzt nicht auffinden. Am 14ten nahm er die Postpferde in Torremacha und Almadrones weg und ruͤckte am 15ten mit

wirke, wird hiermit nach Einvernahme saͤmmtlicher Keeis-Regierün⸗ seinem ganzen Corps in Atienza ein. Dieses Corps besteht aus

240 Mann Infanterie, 60 Reitern und 12 Moͤnchen. In Atienza fand er den gewesenen Prokurador Carvillo Manrique und fuͤhrte ihn gefangen mit sich fort, um, wie er sagte, ihn dem Don Car— los vorzustellen. Alle Anerbietungen von Loͤsegeld wies er zuruͤck. Außerdem nahm er 40 Flinten der Nationalgardisten, Munition, Taback und 12,000 Realen mit fort. Am 17ten war er in Galve, sieben Meilen von Atienza, wo am selbigen Tage die Koͤniglichen Truppen erwartet wurden. Gestern fruͤh traf hier in Madrid ein Eilbote aus Galve ein, mit Briefen des dortigen Pfarrers an die Familie des Herrn Carvillo, und, wie es heißt, auch mit einer Depesche an die Regierung, worin Batanero sich erbietet, jenen Ex-Prokurador gegen einige Gefangene auszuwechseln. Die Regierung muß sich durch diese Ereignisse sehr geschmeichelt fuͤh⸗ len. Vorgestern Abend um 8 Uhr wurde auf der Plaza del Rey der Koch des Daͤnischen Geschaͤftstraͤgers beraubt und ermor— det; mehrere Leute, die in der Naͤhe waren, fluͤchteten, anstatt zu Huͤlfe zu eilen, in die Haͤuser. Kein Tag vergeht hier ohne Mord- und Gewaltthaten. Die Behoͤrden sind nur mit den Wahlen beschäftigt. Der fruͤher hier befindliche Korrespondent des „Morning-Herald“, welcher von Teplitz aus Briefe uͤber die dortigen Konferenzen schrieb und sich spaͤterhin an den Hof des Don Carlos begab, auch bei den Graͤuel-⸗Scenen in Barcelona zugegen war, ist seit acht Tagen wieder hier eingetroffen, und es scheint nicht, daß die Regierung seinem Aufenthalte Schwierig⸗ keiten in den Weg lege.“

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Berlin, 11. Maͤrz. Durch die im Brandenburger Land— Gestuͤt⸗Marstalle Lindenau bei Neustadt a. d. D. befindlichen Koͤniglichen Landbeschaͤler sind im verflossenen Jahre im Regie— rungs-Bezirk Potsdam 2828, im Regierungs-Bezirk Frankfurt 293, im Regierungs⸗Bezirk Magdeburg 1303, im Regierungs—⸗ Bezirk Stettin 1769 und im Regierungs⸗-Bezirk Stralsund 1166, zusammen also 7299 Stuten gedeckt worden, wovon der beste Erfolz zu erwarten steht. Zum Ankaufe von Remonten in der Provinz Brandenburg durch eine dazu ernannte Militair— Kommission sind fuͤr dieses Jahr im Bezirke der Koͤnigl. Re— gierung zu Potsdam und den angraͤnzenden Regierungs-Berei— chen nachstehende, des Morgens beginnende Maͤrkte anberaumt worden, und zwar: den 24. Juni in Ueckermuͤnde, den 25. Juni in Straßburg, den 27. Juni in Prenzlow, den 28. Juni in Angermünde, den 29. Juni in Wrietzen, den 1. Juli in Koͤ— nigsberg i. d. N., den 2. Juli in Pyritz, den 28. Juli in Tor— gau, den 29. Juli in Pretzsch, den 30. Juli in Bitterfeld, den 16. August in Stendal, den 17. August in Seehausen, den 19 Rugust in Lenzen, den 20. August in Perleberg, den 22. August in Pritzwalk, den 23. August in Wilsnack, den 21. August in Havelberg, den 25. August in Wusterhausen, den 27. August in Wittstock, den 29. August in Gransee, den g. September in Neu⸗ Ruppin, den 10. September in Friesack, den 12. September in Nauen und den 13. September in Oranienburg. Mit Ausnahme der vier letzten Markte werden die erkauften Pferde zur Stelle abgenommen und sofort baar bezahlt. In Betreff der auf den Märkten Neu-Ruppin, Friesack, Nauen und Oranienburg erhan⸗ delten Pferde muͤssen dagegen die Verkaͤufer solche, wie in fruͤ— heren Jahren, in dos bei der letzteren Stadt belegene Remonte⸗ Depot Bärenklau abliefern. Außer den dreijährigen werden auch vier, fünf- und sechsjaͤhrige Pferde, besonders aber solche, die sich zum Artillerie⸗Zugdienste eignen, bei entsprechender Qualitat angekauft werden.

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Zur Genuͤgung der mehrfach geäußerten Wuͤnsche ist die zum neuen Post-Handbuche fuͤr Berlin gehörige Uebersicht der hier. abgehenden und ankommenden o st en besonders abgedruckt worden. Exemplare dieser Uebersicht à 3 Sgr. sind hei dem Por⸗ tier im Posthause zu haben.

Berlin, den 9. Maͤrz 1836.

stellt.⸗

Cours⸗Buüregu des General⸗Post⸗Amts.