1836 / 77 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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In der That beruht die Wirkung des trefflichen Gedichtes gerade guf diesem mit vieler Kunst nur angedeuteten Zusammenhange, der Maler dagegen siellte in der Fee den bestimmten Willen des Ver⸗ nichtens und nicht minder auch den Untergang selbst dar. Der Dich- rer ferner konnte die sehr kontrastirenden Stimmungen aus ein ander halten und ihre Vermittlung dem Gemüth anheimstellen; der Ma— ser aber, dem nur Ein Moment gegeben iß, konnte dies nicht, jg; er verlor durch die unmittelbare Zusammenstellung sogar— die ndthige Elnheit der Stimmung fuͤr sein Bild: und dieser Zwiespalt ergab auch fuͤr den Ausdruck im Kopf der Fer eine befondere Schwierig⸗ keit, denn die Schbnheit, die man sich schwerlich ohne Liebreiz den⸗

2 . st all * ken kann, sollte hier zugleich als unholz dargestellt wer⸗ den. überhaupt haben die romantischen Sagen oft in, so zartes Wesen, daß fie die volle Gegenständlichkeit der Mylerc

nicht einmal vertragen, und sie haben wiederum eine so un nettelbare und kraftige Sprache zur Phantasie, daß sie durch malerische ODar⸗ stellung nichts gewinnen konnen. si. 1 din. derselben ganz unzugänglich werden; was der Poesie das Eüufachste und Natuͤrlichste it. kann fuͤr den Maler innerhalb der Schranken seiner Kunst unbesiegbare Schwierigkeiten hervorrufen. Falls wir nicht irren, fo findet der Fall bier statt; denn wenn es der Yhan⸗ tase ein Leichtes ist, sich die Fee oben auf der Höhe des Felsen und die Schiffer unten im Grunde scheiternd zu denken, so sst dies fur den Maler nicht darzustellen, vorausgesetzt namlich, daß er uns die Figuren nah und in Vorgrunde zeigen und nicht etwa Beides in die Ferne versetzen will, wo erst der ganze Abhang des Felsen übersicht, ich werden könnte. Der Künstler wußte sich auch in der That nur durch eine starke Verleugnung der Perspektive zu helfen, die aber wohl unter kelnem Vorwande zu den erlaubten gehbrt, weil sie den Beschauer durchaus irre macht und die Wirkung des Bildes nicht wenig stort. Der Annahme des Horizonts nach, muß man sich den Larlei⸗Felsen hoch denken, aber die scheiternden . so gezelchnet, daß man sie ganz nahe der Fer glauben soll te; sie sind gemalt wie ganz nahe, und doch ist zuglesch die Stelle des Wasserspiegels, wo der Kahn sich befindet, noch fern; es ist hier ein offenbarer Widerspruch zwischen der Perspektive und der Größe der Figuren, so wie ihrer detaillirten Ausführung. Ein ganz besonderer Uebel= and für die Malerei lag noch in der gehörigen Raum-Ausfüllung der Bildfläche, welche gewiß sehr wesentlich ist. Die Fee konnte nicht die Mitte des Bildes einnehmen, denn sie sollte auf dem Fel⸗ sen sitzen, und unten am Felsen ,, zugleich die Ungluͤcklichen sichtbar werden; biernach kam Lurlei in die obere Ecke, die Schif⸗— fer gegenüber in die untere Ecke und die Composition durchschnei⸗ det schraͤg das Bild; überdies wurde der eigentliche Vorgrund, ig der Haupkraum des Bildes mit uninteressantem Fels ausgefüllt, der, beilckufig, nicht Sandstein, wie es hier scheint, sondern Schiefer ist unangenehm faͤllt endlich die Linle des aufrecht gekehrten Kahns ins Auge. Die Landschast hat dagegen wieder viel Vortreffliches und ist mit der feinsten Kenntniß der nn,, ,. gemalt. Will man sich am Einzelnen erfreuen, so ist auch der Ausdruck in den Köpfen der beiden Schiffer, wie der Kuünstler einmal auffaßte, sehr gelungen; sieht man aber auß das Ganze, so dunkt uns, daß der Gegenstand, weder in seinem inneren poetischen Gehalt, noch auch in seiner aͤußeren Erscheinung, malerische Darstellung erlaubte. Moͤge man die Absicht dieser ausführlichen Zergliederung nicht miß⸗ kennen; sollte in dem darauf gestüͤtzten Urtheil etwas Wahres seyn, wozu man freilich das Bild gesehen haben muß, denn nur um uns den empfangenen Eindruck zu verdeutlichen, haben wir uns ins Tbeoretische verstiegen: alsdann wurde hierin wleder der Beweis liegen, daß dle . Meisterschaft des Pinsels und selbst die poe⸗ tische Waͤrme des Talents nicht immer ausreicht, um einen rei⸗ nen, ungetrübten Eindruck hervorzubringen, sondern daß es dazu auch einer klaren und scharfen Einsicht über die Graͤnzen einer Kunst bedarf. Alle großen Kuͤnstler, sey es in welcher Kunst es wolle, ha⸗— ben diese besessen, wie ein genaueres Studium ihrer Werke und iy— rer Art zu schaffen sehr bald ergiebt; in der That würden sie ohne diese auch die schoͤnste Kraft wirkungslos verschwendet haben. (Fortsetzung folgt.) Gr.

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Horas Belgsicae.

Es gehört gewiß zu den eigenthümlichen und charakteristisch en Ersch einüngen, daß Deutsche Gelehrte die alten Literatur⸗Denkmaͤ⸗ ler femder Völker herausgeben. So hat Jakob Grimm die alt⸗ Spanischen Romanzen vom Cid, so hat Immanuel Bekker ein Pro⸗ venzalisches Gedicht, Fierabras, nebst andern Nord-Franzdsischen edirt; so endlich hat hier Heinrich Hoffmann ein fortlaufendes Werk, wovon so eben der drltte Band erschtenen ist, der Herausgabe alt⸗ Holläͤndischer Werke bestimmt. Der vorliegende Band seiner Horde Belgicae (Leipzig, bet Brockhaus 1836) enthalt ein vollstaͤndiges Ge⸗ dicht: „Floris ende Bluncefloer“ (3075 Derse), vom Herausgeber ausge⸗ stattet mit Anmerkungen und einem Wörterbuch. Es giebt nur Eine Handschrift, leider mit Lücken und verstümmelt; der Dichter, welcher sich Eingangs, wie es wohl Sitte war, selbst einflicht, nennt sich Die⸗

Ja, sie koͤnnen unter Umständen

311

derie van Assenede, einem Marktflecken zwischen Brügge und Antwerpen, der noch heute diesen Namen traͤgt. Er scheint in die erste Halfte des 11 Jahrhunderts zu gehdren, die Handschrift mag um 39 oder 10 Jahre jänger seyn. Der Dichter sagt uns, datz er sein Gedicht aus dem Welschen genommen und ins Deutsche uͤber⸗ tragen habe (dat hijt uten . ghedicht, ende verstandelike in dielsche bericht), denn das Hollandische, das beutzutage selbständig seyn will, nannte sich damals noch Deutsch. Das Welschẽ Original nun ist nicht unbekannt, es ist der Nord⸗Franzbsische Roman Fsare et Blan- chefsenr aus dem 13. Jahrhundert, der sich auch Mittelhochdeutsch von Konrad Flecke findet. In solchen Faͤllen nun pflegen im All— gemeinen die Deutschen Gedichte deg 13. und 14. Jahrhunderts schodͤ⸗ ner zu seyn, als ihre Franzbsischen Originale, weil letztere den Stoff in einer einffrmigen, ja slereotypen und trockenen Art herunter ref men, während die Deutschen mit Leben und Wärme, mit Kunst, ja zu— weilen schon mit beginnender Ueberckünstelung, mehr darstellen, als er⸗ zahlen. Gleiches ruͤhmt nun auch der Herausgeber von seinem Gedicht S. 1X.) : „Und nicht gering sind etwa die Vorzuͤge, die Diederie vor dem Franzbsischen Dichter behauptet, man vergleiche nur! Und wer unter den dichtenden Zeitgenossen darf ihm gleschgestellt werden? Man zeige mir diese Lebendigkeit ber Darstellung, die wir an Die⸗ dere bewundern, diese begeisterte rüßrende Theilnahme an dem Schicksal seiner Lieblinge, dies besondere Beschick, schoͤne Einzeln⸗ beiten in das Ganze zu verweben, dies unverkennbare Streben, den Hörer immer von Neuem zu feseln, dlese Gewandtheit in der Sprache, diese Leichtigkeit im Reimen, die niemals ihre Zuflucht zu Flickwörtern und nichtssagenden Redengarten nimmt.“ Die Lektuͤre des Altholländischen Gedichtes selbst, die dem, welcher nur der hochdeutschen Sprache des 13ten Jahrhunderts kundig ist, mit Huͤlfe des beigegebenen Wörterbuchs nicht schwer werden kann, macht allerdings sehr geneigt, dem Herausgeber in seinem vortheil⸗ haften Urtheil belzußtmmen, aber wenn er den Leser auffordert, zu vergleichen, so hatte er ihn vielmehr dazu in den Stand setzen, d. h., er haͤtte daz ungedruckte Franzoͤsische Original mittheilen sollen, welches ja auch fuͤr die Schaͤtzung des Deutschen Gedichtes von hohem Interesse ist. Nur einzelne Stucke des Originals sind publitirt (von Ferdinand Wolf in Wien, in den altdeutschen Blaͤt⸗ tern von Moritz Haupt und Heinrich Hoffmann, Brockhaus 1835); hält man aber mit diesen Stücken, welche allerdings schon hinrei— chen, sich ein Urtheil zu bilden, die Feiden abgeleiteten Gedichte zu⸗ sammen, so kann wohl nicht zwelfelbaft seyn, daß der Vergleich bei weitem zu Gunsten des Deutschen Gedichts entscheide. Waͤhrend es sich, im Ganzen genommen, sehr nahe an die Ordnung und das Einzelne des Französischen haͤlt, und hauptsaͤchlich nur zu erweitern, seltener auszulassen scheint, geht es doch hierin mit vielem kuͤnstle⸗ rischen Verstand zu Werke und zeigt innerhalb so beschraͤnkter Graͤn— zen viel portische Erfindung; es stellt durch sinnreiche Einschlebung von Mittelgliedern einen ebenen Fluß her und helebt überall auf cine uͤberraschende Weise durch feine, innige, darstellungsvolle Zuge das abgerissene, rohe und oft sehr mechanisch gereimte Original, dem aber eine tüchtige Volkspoesie zum Grunde liegt. Das Hollaͤndische Werk nun ist nicht minder eine Amplisication, allein mehr in sinnli⸗ chem Detail, denn, bier koͤnnen wir das Urtheil des Herausgebers nicht vbllig unterschreiben, in allen jenen hoͤheren Vorzügen scheint es dem Deutschen lange nicht gleich zu kommen. Immer aber bleibt es ein Gedicht, das viel Anmuthiges und einen bequemen heiteren Erzäͤhlungston hat, so daß man . an Einfluß der Oberdeutschen Dichter des 13. Jahrhunderts zu glauben versucht ist; doch scheint der Niederlaͤnder den Deutschen Blantscheflur nicht ge⸗ kannt zu haben. Kber wie anders urtheilt ein geborner Hollaͤn⸗ discher Literar-Historiker und Kritiker, Herr Witser-Geysbeck, über den Werth des Gedichtes, er sagt (der Herausgeber beginnt damlt seine Vorrede) „Man kann denken, welch eln höchst elendes Mach⸗ werk (welk een allsrelendigst voorthrengsel) aus der zarten Kind⸗ heit unserer Literatur dies seyn muß! Es hat nicht einmal, wie Melis Stoke, irgend einen historischen Werth.“ Gr

Auswärtige Börsen. Am sgterdam, 10 Müäræ.

Niederl. wirkl. Schuld S6 159. 30 do. 1025,89. Kau- Bill. 257 9. S9½ Span. A*“. Hasnive 15355. Ausg. Senuld . Zinsl 18. Freun. Prüm. Beheiue 1071/4. Holn. 118/23. Gesterr. Het. 1003.

Antwerpen, 9 Märæ.

Ausg. Schell —. Zinznl. 1755. Neue Anl. AA

Passive 15. G. ½. Br.

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Frankfurt a. M., 12 Müræ. Centerr. SoM Metall. 1023. 108. A0 91. . 60. Er. 1 9,½ 285,69. G3. Bank- Aetien 16532. 1646. Partint-Obl. G. Loose zu 5b kl. 112.5, Br. Loo'ne zu 100 FI. —. Preuss. Prüm. - Sch. 603, Er. do. N Aul. 907g. (i. Loose —. D oH, Span. Aut. A356. 13.3. 214 d Holl. Soo, s. SS? . Farin, 9. Mär. do, Rente pr. eompt. 107. 65. fin cour. 107 85. 30 pr. eomupt. 80. 95, fin cour. 81. 10. S0υά Reap. 100. 35. So Spun.

dw, ö 991 16 3 z

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Allgemeiner Anzeiger füͤr dir Preußi

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schen Stagten.

Rente An. Passive 13. —. 3 9½9 kFortug. A8.

* . , , Den 15. März 1836. nm tlichH er End- zun d Geld- CG Zette].

1 9 ) 8 * * rn 5 ; 8 26 . gt. Schuld. eh. 1 1023/3 16017 Oatpr. Pfandhr. . . J Er. Engl. Ohl. 30. 1 101 ** 101 a Pomm. do. ö 103 . FrèùmS eh. d. ee h 611 / Kur- u Neum. do. 1021 1012, Kurm. Gbl. m. l. C. 1 1028 8 1021, 8 do., do. do. 3 99 4 0 in Nm. Int. Geh. do. 4 102 , 4 101* 2 Gehlesische do. 1 1073 10565 erl. Stadt · Gbl. 4 1093 4 102 4 Riektt. O. und 2. Königzsbh. do . 6 . Beh. d. K. ** 88 2 Klbinger do, 17 995 ö. Gold al inareo 9 216 215 Dauz. do. iu Th. 44 Heuc Buk. 4 . 1815 Westpr. Pfandhr. . 193 102 11 Friedrichsd'or y. 135 8 131 Gro ah. Por. do. d 1031 1Biseonto y 3 * 1 HH ech sel- Coen. 6 ng Amaterduam . 250 FI. Kur 123563 ao. w 2h pi. 2 Ut. izr, ö, . Kurrn 1821/9 kJ K 1LELSt. 3 It. 6 271 J z00 Fr. 2 At. SI wien ju 20 Tr. 160 FI. 2 Mt. 10315 Augsburg.. 150 FI. 2 At. 1031, Breslan .... 1063 TI. 2 Mt. 0M, , 100 ThI. 8 Tage 1923/9. Lrankfurt a. M. VV z.. 150 FI. 2 Mt. 1023, . i n ,, 100 Rh. 3 Woch. 30 . w . ö J Meteorologische Beobachtung. 1836. Morgen Nachmittags Abends Nach einmallger 14. März. 6 Uhr. ö . Beovdachtung. r eam, n,, . ,

. j . , Luftdruck. .... 331,63“ P ar. 330,30“ Par. 328,13“ Par. Quellwärme 7.30 3. Luftwärme .. 4 230 R. 4 6,00 R. 44 0 R. Flußwärme 3,9 0 R. zune 09 5 90 2805 2 ö

Thaupunkt ... 199 R. 4 3,99 R. 3,380 R. Bodenwärme 20 9.

Di ust tt: J 97 v6 8 C ; Ct

Dunstsattig ... 77 vt. SA pct. SA 9Et. k

; . 66 , Ausdünstung O0, 939“ h

Wetter.... h albheiter., regnig. regnig.

7

mid W. W. XW. Riederschlag O, 137“ Rh

Wolkenzug ... W. Nachtkälte 4 3,1 09. Tagesmittel: 330 09“ Par... 4.40 R... 4 3 209 R. . . 8 pet.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 16. Marz. Im Opernhause: Das eherne Pferd, Zauber⸗-Oper in 3 Abth., mit Tanz. von Auber.

Im Schausplelhause en 3 actes et en prose, par Mr. Mareres. romanliqne, vaude ville en 1 acte.

Auf Vegehren— Musll

2) Une passion

Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 16. März. Zum erstenmale; träger von Granada, romantisch-komische Oper in 3 Akten, nach dem Franzoͤsischen des Scribe, von J. Cornet. Musit von Gomis. Donnerstag, 17. März.

Markt-⸗Preise vom Getraide. Berlin, den 14. Maͤrz 1836.

14 Sgr. 6 Pf; große Gerste 1 Rthlr.‚, auch äs Sgt. *

S NR 6 * 2 S E 82 & S *

Rebaecteur Kd. Got e.

Der ; . Gedruckt bei A. W. Hayn.

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1) Chacun de son eofé, comédie

Gasparo, der La.

16. Hinko, der Stadtschultheißen⸗Sohn ( von Nuͤrnberg, Schauspiel in 5 Akten, mit einem Vorspiel. Der juͤngere Sohn.“ Mit freier Benutzung des Storchischen Romans, von Charlotte Birch⸗Pfeiffer. Dlle. Hoffmann, vom Koͤniglichen Hof⸗Theater zu Dresden: Markitta, als erste Gastrolle)

Weizen (weißer) 1 Rthlr. 21 Sgr. 3 Pf, auch .

Bekanntmachungen.

ö

Von dem unterzeichneten Ober-Landesgerichte wer⸗ den alle und jede, welche an das Vermögen des Ritterguts-Besitzers Leopold Siegmund Caspar von Hartitzsch anf Roitzsch, welches hauptsaͤchlich in dem Allodial-Rittergute Roitzsch ersten oder Alt-⸗Hoyer⸗ schen Antheils im Bitterfelder Kreise und einem zur Jurisdietion des Patrimonialgerichts zu Roitzsch ge— hörigen, daselbst belegenen Wohnhause mit Garten hesteht, und woruͤber wegen Unzulaͤnglichkeit dessel⸗ ben, auf Andringen der Gläubiger, unterm 18. Sep⸗ temher bdieses Jahres der Konkurs eroͤffnet worden, Ansprůche zu hazen vermeinen, dergestalt dͤffentlich vorgeladen, daß sie innerhalb 3 Monaten, und spaͤ⸗ testens in dem vor dem Ober-Landesgerichts⸗-AUssessor Herrn Clauswitz als Deputirten auf

ß

anberaumten vraäͤklusivischen LZiqguldations⸗Termin ent— weder in Person oder durch einen mit gesetzlicher Vollmacht und Information veesehenen hiesigen Ju— sti⸗⸗Kommissarius, wovon den hiesigen Orts Unbe— kannten der Kriminal-Rath Kayser, Justiz⸗Kommissar Tellemann II., Wachsmuth und Reinstein in Vor— schlag gebracht worden, in dem Lokal des unterzeich— neten Gerichtshofes, Vormittags um 10 Uhr, zu er— scheinen, den Betrag und die Art ihrer Forderungen anzuzeigen, die Beweismittel beizubringen und hier⸗ naͤchst die weitern Verfügungen erwarten. Bei ih« rem Ausbleihen im Termine und bei unterlassener

ist auf den Antrag seiner hinterlassenen Ehefran und Beneficial-Erhin Touise, anderweit verehelichten von Hacke, geb. Moers, zu Potsdam der erbschaftliche Liquidations-Prozeß unterm 11. Septbr. er. eroͤffnet. Demnach werden alle etwaige unbekannte Glaäͤubi ger, welche an den gedachten Nachlaß irgend einen Anspruch zu haben vermeinen, hierdurch vorgeladen, spaͤtestens in dem auf den 20. April 1836, Vorm. 11 Uhr,

vor dem Herrn Ober Landesgerichts Referendar Uckert in unserem Geschaͤfts-Lokal angesetzten Ter— mine entweder in Person oder durch einen gehoͤrig legitimirten und instruirten Bevollmaͤchtigten aus der Zahl der hiesigen Oher-Landesgerichts-Justizo Kommissarien, von welchen den damit nicht berann— ten Glaͤubigern der Hofrath Tellemann L, Kriminal— Rath Kayser, Justiz⸗Kommissair Wachsmuth und, Justiz⸗Kommlissaie Reinstein vorgeschlagen werden, zu erscheinen, den Betrag und die Art ihrer Forde— rungen anzuzeigen und die Beweismittel dafuͤr bei⸗ zubringen. Falls dieselben dieser Aufforderung keine Folge leisten, haben sie zu erwarten, daß sie aller ihrer etwanigen Vorrechte verlustig erklaͤrt und mit ihren Forderungen nur an dasjenige, was nach Be— friedigung der sich meldenden Glaͤubiger von der . noch übrig bleiben möchte, verwiesen werden ollen.

Zugleich wird den etwanigen Praetendenten eroͤff— net, daß die Administration des Nachlasses der Erhin verbleibt.

Naumburg, den 26. Novbr. 1835.

Anmeldung ihrer Anspruͤche aber haben dieselben zu gewaärtigen, daß sie mit allen etwanigen Forderun— gen an die Konkurs-Masse praͤkludirt werden sollen, und ihnen deshalb ein ewiges Stillschweigen gegen bie übrigen Kreditoren auferlegt werden wird. Naumburg, den 17. November 1835. König Preuß. Ober-Landesgericht. Mahlmann.

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, uv! leber den Nachlaß des an 18. April 1831 zu Er⸗ furt verstorhenen Justiz Commissars Carl Saecetot

Koͤnigl. Preuß. Ober-Landesgericht. Mahlmann.

2

2 r . * 1 ĩ )

Literarische Anzeigen. Im Verlaze von Moriiz Westphal in Berlin, hreitestralse No. 20, erschienen mit Eigenthumsrecht:

* .

llerr mg nn. Orsginaltüänze aus dem komischen Lauberballet: Der Marquis von Carahas. 2 Walzer, 1 Mazurka, 1 Ga-

Im Verlage des Landes-Industrie⸗Comp⸗ tolrs zu Weimar ist im Februar 1836 erschienen und bel E. S. Mittler in Berlin (Stechbahn Nr. z), Posen und Bromberg zu haben: Hahdbuch der Chemie, in ihrer Anwendung auf Kuͤnste und Gewerbe, ,

IV. Bandes Ate Lieferung. 18 Bogen in gr. vo.“

nebst 15 Tafeln Abbildungen in gr. A0. 2 Thlr. Desselben, V. Bandes 1ste Lieferung, 19 Bogen 6. dygs. hr, 2 Inhalt, IV. Bandes Ate Lief.. Bereitung und; Anwendung der Bronze: Kanonenguß; Glocken; Gießen in Sand. Fabrieation der vergoldeten Bronze, der Mennige und der Schroten. Muͤnzlegirungen. Gewinnung des Eisens. Roͤstung der Eisensteine Rennarbeiten, Rennfeuer, Luppenfeuer. Erzeugung des Rohelsens. Eisengießerei. Frischen des Robei⸗ sens mit Holzkohle und durch Puddeln. Bereitung des Stahls. Verzinnung des Roheisens und Eisen⸗ blechs. Vergleichung der verschledenen Gewinnungs⸗ Methoden, der Production und des Verbrauchs. Nebst interessanten Zusaͤtzen und Erklaͤrung der Ab— bildungen zum Iten Bande.

der organtschen Korper. Atomzäbl, welche eine organtsche Sübstanz enthalt. Allgemeine Betrachtungen uͤber die Theorie der Mi⸗ schüng organischer Körper. Fluͤchtige organische Saͤuren; Sauerkleesaͤure; Oxamld; Honigsteinsaͤure; Krokonsaͤure; Ameisensaͤure. Essigsure.

Preis des ganzen bis jetzt erschlenenen Werkes von 191 Bogen in gr 8ro., nebst 755Tafeln Abbildungen in gr. 0. 1713 Thlr.

Im Verlage des Unterzeichneten ist erschienen und in allen Buchhandlungen in Berlin auch bei E. H. Schröder, Kbnigsstr. Nr. 37, F. Dümmler und G. Eichler zu haben:

Koch, O. L., Gerichts-Rath, das Recht der

Forderungen nach P;reußischem Rechte, in genauer Vergleichung mit dem ge—

lopp und 1 Allemande für Pianoforte. Preis 1036gr.

den moglich. sche Necht aus seinen Quellen erklart, ist ein full

neuere Gesetzgebungen, historisch-dogm tisch dargestellt.

Man ist gewohnt, das Preußische Recht so zu le handeln, als wenn dasselbe keine Vorzeit hatte. Ij dleser Behandlungsart ist keine gründliche, fuͤr M gedelhliche Fortbildung wirkende Bearbeitung dessh Eine Arbeit also, welche das Preuß

bares Beduͤrfnliß. Diese Arbeit hat der Herr Va—⸗ fasser in dem vorliegenden Werke unternommen. Das⸗ selbe ist nach einem Plane gearbeitet, der es licht nur zu einem unentbehrlichen Handbuche fuͤr jeden Prektiker, dem es um eine gruͤndliche Kenntniß del Preußischen Rechts zu thun ist, macht, sondern ihn auch, wegen der geschichtlichen Darstellung der Leh— ren des gemeinen Rechts, eine hleibende Brauchbat— keit fuͤr jeden gemeinrechtlichen Juristen verschaft Der erste Band enthaͤlt die Lehren von der Natut und dem Inhalte der Obligationen, insbesondere Mi taglich in der Praxls zur Anwendung kommenden Lehren von den Muͤnzsorten, den Zinsen, vom Scht= denersatze und Interesse, vom Casas Dolus und des glora, die Lehre vom sfloratorio, der Cessio bone.

rum, dem ö competentie, von ber .

. . „und dem Orte der Erfuͤllung und das sehr wichtig

Inhalt, V. Bandes 1ste Lief: Elementar⸗Analyse R 3 66 yet Hesln nm ung der relatipen Concurtrecht, wovon, namentlich die Lehre von

Yrloritaͤt der Gläubiger von praktischen Interess sst. Der Theoretiker erhaͤlt durch diefes Buch eine reiche Nachwelsung der Quellen zur weiteren Hoh schung, und der Praktiker wirb obne mühsames un

fragen gezeigt ist, und wobel bie aus der Erfahrum des Herrn Verfassers mitgetheilten Ansichten 9 schie5ßener Gerichtshßfe zu Hülfe kommen. 6 Seiten in gr. Svo. Preis 3 Thlr. 10 ge

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Der Sonntags ⸗Ga st, ater Jahrgang (vfertelsahrlich z sgr), eine chrifillch Wochenschrift zur haͤuslichen Erbauung, frel ins Haus,

C. W. Fröhlich C Comp.

meinen Rechte und mit Ruücksicht auf

unterwasserstraße Rr. 8, nahe der Munje

Neue Ausg. Sch. —. Ausg. Seh.

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Allgemeine

taats-3

* . 2. z =. 2 . . e, m, . ĩ . x Re . er lih, Donner n tn, M gn. 1836. w ., 2 . 2 z * 28 9560 Tergnite * . C j ‚. . , m 2 5 ; P . ö ; . . 516i l ri ten. Gesetz- Entwurfes gab der Minister eine Uehersicht derje, hätte ein Gehalt fuͤr die Kardinaͤle verlangt; welchen Laͤrm Am ch N a ch ch nigen Fiuͤchtlinge, die sich gegenwärtig noch im Lande welchen Zorn wuͤrde das nicht in der Opposition erregt haben? R reni t Tages. befinden; es sind deren 5955, und zwar 1832 Polen, Oder wenn selbst noch Herr Persil ein solches Gesetz vorgelegt

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Polizei- Kommissar

rieft zu Frankfurt a. d. O. den Rothen Adler, Orden vier— e Klasse zu verlsihen geruht, . ; Des Königs Majestät haben dem Medizinal-⸗Rath, Professor he. A. Otto zu Breslau, das Prädikat eines Geheimen Me— minnal⸗ Raths Allergnädigst zu verleihen und das fuͤr denselben i ausgefertlgte Patent Allerhoöͤchstselbst zu vollziehen geruht. Des Königs Majestaͤt haben den bisherigen Regierungs— Asessor Karl Friedrich Wilhelm Sebalot zu Trier zum , n Allergnaäͤdigst zu ernennen geruht.

Des Koͤnigs Majestät haben den bei dem Finanz-Ministerium mgestellten Geheimen erpedirenden Secretair und Kalkulator ölier zum RechnungsRath zu ernennen geruht.

Des Koͤnigs Masestaͤt haben den bisherigen außerordentli— en Professor in der medizinischen Fakultat der Universttät zu hreitlau, Prosektor r. H. Barkow, zum ordentlichen Pro— ssor in gedachter Fakultät zu ernennen und die fuͤr denselben itzefertigte Bestallung Allerhoͤchstselbst zu vollziehen geruht.

.

.

653

Das dem Gutsbesitzer J. van Romyn zu Brienen un— rm 16. Juni 1835 ertheilte Patent

4 auf eine Verbindung mechanischer Vorrichtungen zur Speisung der Dampfkessel mit destillirtem Wasser, zu deren Sicherheit und zur Condensation der Daͤmpfe bei J Dampfmaschinen,

f fuͤr erloschen erklärt worden.

4 5

ö

Abgereist: Se. Durchlaucht der Koͤnigl. Wuͤrttembergische Peneral-Lieutenant, Fuͤrst zu Hohenlohe-Oehringen, und Ihre Durchlauchten die Fuͤrsten Hugo und Felir zu ohen lohe⸗-Oehringen, nach Schlesien.

Zeitungs-Nachrichten.

a n * 8 5

Paris, 19. März. Gestern Vormittag empfing der Kar— Ping! Erzbischef von Bordeaux, Herr von Cheverus, aus den Haͤnden des Koͤnigs das ihm kurzlich von einem Paͤpstlichen Delegaten, Msgr. Riaria Sforza, uͤberbrachte Kardinals-Baret. Hie Feierlichkeit, zu welcher der Kardinal und sein Gefolge mit Hönigiichen Equipagen abgeholt wurde, fand in der Schoß Ka— lle in Gegenwart Ihrer Majestat der Königin und der Mit— eder der Königlichen Familie statt. Der Gesandte der Republik Bolivia, Herr Casimir Olaneta, sberreichte gestern dem Koͤnige in einer Privat-Audienz sein Ab— rufungsschreiben, und der Brasilianische Gesandte, Comman— ur Mouttinho de L8ima, das Antwortschreiben seines Soure— ins auf das Recreditiv des Grafen von Saint⸗-Priest. Nachdem in der gestrigen Sitzung der Deputirten— ammer die Proposition des Herrn Lherbette, das Gesetz abzu— affen, das den landesmäßigen Zinsfuß auf 5pCt. beschraͤnkt, rworfen worden (wie sich solches voraussehen ließ), brachte der inister des Innern drei neue Gesttz-Entwuͤrfe ein. In

dem ersteren verlangte er einen Nachschuß von 1,200,000 Fr.

u den geheimen Ausgaben des laufenden Jahres. Der zweite zweckt eine Verlaͤngerung des Gesetzes vom J. Mai 1834 (das E Regierung die Befugniß, den politischen Fluͤchtlingen be— mmte Wohnplaͤtze anzuweisen, einraͤumt und mit der gegenwaͤr— gen Session zu Ende geht) bis zum Schlusse der nächsten Besson. Durch den dritten endlich soll der dem Minister 6 Innern bereits eroͤffnete Kredit von 21. Millionen Fr. zu den essaͤhrigen Unterstuͤtzungen der gedachten Flüchtlinge um 5än, 069 k. erhoht werden, indem jene Summe sich als unzureichend erwiesen at. Die erste Forderung motivirte er Minister unter Ande— in durch die No hwendigkeit, die Spanische Graͤnze sorgfaͤltigst bewachen, damit keine Kriegs-Contrebande nach den insurgir— 1 Spanischen Provinzen geschafft werde. „Auch duͤrfen wir“, . gte er hinzu, „die so ost vereitelten, aber stets neu erwachenden ; offnungen jener unseren Freiheiten und Institutionen feindlich ssinnten Partei nicht aus den Augen lassen, die, taub fuͤr die . thten der Vergangenheit, immer noch die Verwirklichung einer nmöglichen Zutunft iräumt .... Wir schmeicheln uns, daß ditse Grunde, verbunden mit der Nothwendigkeit, dem Lande ü wiedererrungene Ruhe und Sicherheit zu bewahren, unsere orderung hinreichend rechtfertigen werden? Die Natur dieser otderung laßt keine Kontrolle zu; wir können uns daher „die Verwendung der von uns verlangten Fonds nur durch nser Wort verbuͤrgen. Ihre Entscheidung wird von dem Grade et Vertrauens abhäaͤngen, mit welchem Sie uns beehren. Wir ofen, daß Ihr Beistand uns auch in diesem Falle nicht fehlen berde.“ Bei der Motivirung des zweiten Gesetz⸗ Entwurfes te Herr von Montalivet, daß die Franzoͤsische Regierung s die Unterstuͤtzung der politischen Fluͤchtlinge, die ihre Gast—

2 93 . ĩ 3 s⸗ 91 . zeltraubendes Studium auf den Standpunkt gefuhrt, che in Anspruch genommen, bereits nahe an 26 Millio— von welchem die antsch nung we f aft Recht. Fr,, verwandt habe.

„Nichtsdestoweniger“, sagte er

ein Land immer in ernstliche Verlegenheit, 46 . n wviduen, die ihm in jeder Beziehung feemd sind, ihren Wohn⸗ nsan, demselben aufschlagen. Unkundig unserer Sitten und erer Gesetze, machen sie stets, wenn sie sich auch in dieseiben en, eine spezielle und thätige Aufsicht erforderlich, und zewes die Veranlassung zu dem Gesetze vom 1. Mai 1834 ren, Der mäßige Gebrauch, den die Regierung von der ihr ö ,, Befugniß gemacht hat, muß Ihnen beweisen, Ruhe ö Gesetz als ein. Buͤrgschaft fuͤr die Erhaltung der der . Ordnung, nicht aber als ein Werkzeug zu Maßregeln renge betrachtet.“ Bei der Motivirüng des dritten

62tz Italläner, 497 Spanier, 1 Hannoveraner und 1 Neucha— teller. „Die persoͤnlichen Unterstuͤtzungen“, sagte er, „sind er— mäßigt worden, da wir nicht gewollt haben, daß sie zugleich der Luͤge und dem Muͤßiggange zu Gute kommen. Die Regierung ist vorzüglich darauf een . gewesen, den Fluͤchtlingen eine un— abhängige Existenz zu verschaffen, sie durch Arbeit und durch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft an das Land zu sesseln. Zu diesem Behufe sind suͤr die Einen juristische und medizinische Buͤcher angekauft, Andere sind auf Kosten des Staats in die Lehre gegeben, noch Andere sind in die polptechnische, in die Artillerie— oder Ingenieur ⸗Schule, in die Thierarznei⸗Schule, in die Tunst⸗ und Gewerbe Schule u. a. eingestellt worden, und dieses Verfahren hat bereits das Gute bewirkt, daß mehrere Fluͤchtlinge jetzt der Unterstuͤtzung der Regierung nicht weiter bedürfen. Indessin haben oie Einwanderungen seit dem 1. Januar 1835 wieder um ein Fuͤnftheil zugenommen, und zwar fast ausschließlich uͤber die Spanische Gränze; die Zahl der Italiäner hat sich etwa um 169 vermindert, die der Polen dagegen um eben so viel erhoͤht. Unter die eingewanderten unbemittelten Spanier sind schon jetzt 140,000 Fr. vertheilt worden. Ueberhaupt wird sich die diesjährige Unterstuͤtzungs⸗Summe auf 2,786,009 Fr. belaufen, wozu noch 200,900 Fr. an Nebenkosten kommen, weshalb ich auf die Erhöhung des ausgesetzten Kredits auf 3 Millionen Fr. antrage.“ Der Minister des Innern legte uͤberdies noch mehrere Gesetz-⸗Entwürfe von oͤrtlichem Interesse vor. Nach ihm bestieg der Großsiegelbewahrer die Rednerbuͤhne und theilte zunäͤchst eine Königliche Verordnung mit, wodurch der in der vorigen Session von Herrn Persil eingebrachte Gesetz-Ent— wurf uͤber die Organisation des Justizwesens zuruͤckgenommen wird. Ein neuer Gesetz-Entwurf, den Herr Sauzet verlegte, betrifft die Form der Abstimmung bei den Geschworenen-Gerich⸗ ten; es soll nämlich das auf den Grund des Gesetzes vom 9. September v. J. in dieser Beziehung erlassene bloße Regle⸗ ment in ein Gesetz verwandelt werden. Ein zweiter Gesetz ⸗Ent— wurf, den der Minister einbrachte, erregte eine gewaltige Sen— sation in den Reihen der linken Seite: er verlangte naͤm— lich nachträglich zu seinem diesjährigen Budget einen Zu— schuß von 55,006 Fr. als Gehalt und fuͤr die Einsetzung des zum Kardinal beförderten Herrn von Cheverus, Erzbischofs von Bordeaux. Der Minister berief sich darauf, daß die Kam— mer im vorigen Jahre 20,000 Fr. zur Besoldung zweier Kardi— näle hergegeben habe, um die Zahl und die Vorrechte dieser letztern, dem Römischen Hofe gegenuber, aufrecht zu erhalten. Seitdem habe Herr von Theverus, ein durch seine Einsichten wie durch seine tohen Tugenden gleich achtungswerther Prälat, dessen Frömmigkeit und Toleranz ganz Frankreich verehre, die Kardinals-Wuͤrde erhalten, und es komme sonach darauf an, ihm das Gehalt von 10,060 Fr. und zugleich die Einsetzungs— Kosten zu bewilligen, die sich, einem alten Herkommen gemäß, auf 45,000 Fr. beliesen. „Wir glauben nicht“, zußerte Herr Sauzet, „daß diese doppelte Forderung irgend ein Hinberniß finden koͤnne. Man kann eben so wenig daran denken, dem Herrn von Cheverus eine Einnahme zu verweigern, die man im vorigen Jahre zweien seiner Kollegen bewilligt hat, als man verlangen kann, daß er die Einsetzungs-Kosten aus eige— nen Mitteln bestreite. Eine solche Zumuihung wuͤrde auch der Wuͤrde des Staates widersprechen. Die Regierung wünscht sich vielmehr Gluͤck dazu, daß sie Ihnen bei dieser Gelegenheit einen neuen Beweis ihrer Sorge fuüͤr Alles, was den Kultus angeht, geben kann. Das Land muß erfahren, daß das gegenwartige Koͤ— nigthum die wohlverstandenen Interessen der Religion nicht von jenen großen moralischen Grundsaäͤtzen trennt, auf denen die Zu— kunft der Voͤlker beruht.“ Die Sitzung wurde gegen 5 Uhr aufg hoben. .

Heute beschäftigte die Deputirten⸗Kammer sich mit dem Ge— setz-Entwurf wegen des gerichtlichen Verfahrens gegen solche Franzosen, die sich in der Levante und in der Barbarei eines Verbrechens ober Vergehens schuldig machen. Die ersten 25 Artikel dieses Entwurfs wurden ohne irgend eine erhebliche De— batte angenommen.

Die mit der Pruͤfung der Amnestie-Bittschriften beauftrag Kommission hat beschlossen, auf die Tages-Ordnung anzutrage Der Gegzenstand wird bestimmt am künftigen Sonnabend in d Deputirten⸗Kammer zur Sprache kommen.

Der in der gestrigen Sitzung der Deputirten-Kammer von Herrn Sauzet verlangte Kredit von 55,000 Fr. fuͤr den neu— erwählten Kardinal, Herrn von Cheverus, hat dem neuen Mini— sterium die freundschaftlichen Gesinnungen des Journal des Débats entschieden wieder gewonnen. „Wir hatten wohl Recht“, sagt das genannte Blatt, „als wir den feierlichen Erklaͤrungen des Herrn Thiers Glauben schenkten. Das neue Ministerium hatte sich gegen beide Kammern verpflichtet, das politische Sy— stem vom 13. Maͤrz und 11. Oktober fortzusetzen; es hat heute den ersten Beweis von der Aufrichtigkeit seiner Gesinnungen, nicht mehr durch bloße Worte, sondern durch Handlungen, durch Gesetz-Entwuͤrfe abgelegt. Von diesen Gesetzen ist das bedeu⸗ tungsvollste vielleicht dasjenige, welches einen Kredit fuͤr den neuerwählten Kardinal, Herrn von Cheverus, verlangt. 19,000 Fr. sind fuͤr das Gehalt des neuen Kardinals und 45,0090 Fr. zur Bestreitung der Kosten bestimmt, die die Ernennung eines Kardinals in Rom nach sich zieht. An und fuͤr sich ist die Sache sehr einfach und natuͤrlich. In einem Lande, wo die un— geheure Mehrheit der Einwohner sich zu dem katholischen Glau— ben bekennt, ist es zweckmaͤßig und billig, denen, die mit den ersten Wuͤrden dieser Religion bekleidet sind, die Mittel zu ge— ben, ihren Rang zu behaupten. Und liegt es nicht auch in dem Interesse des katholischen Frankreichs, Franzoͤsische Kardinäle zu haben, um durch sie bei der Wahl der Paͤpste repraͤsentirt zu seyn? Aber doch wuͤrde vor nicht gar langer Zeit die Opposition an einem solchen Gesetz- Entwurf großes Aergerniß gefunden haben. Angenommen, Casimir Perier

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hätte, mit welchem Unwillen wuͤrde dasselbe nicht von den Jour nalen des lierscparti aufgenommen worden seyn? War nicht die angebliche Allianz mit der Geistlichkeit der Haupt-Vorwurf, den man dem vormaligen Ministerium machte? Hatte es, wenn man die Opposition hörte, nicht ganz den Anschein, als ob der Staat seine Rechte aufgeben und ganz in der Kirche untergehen wollte? Und dies Alles bloß, weil die letzte Verwaltung nicht allein die materielle, sondern auch die moralische Ordnung wiederherstellen wollte und deshalb in ihrer Sprache, wie in ihren Handlungen das Beispiel einer billigen Ruͤcksicht fͤr die Diener der Religion gab. Wir wuüͤnschen dem neuen Ministerium Gluͤck, daß es der vorigen Verwaltung diesen Charakter hoher Sittlichkeit entlehnt hat. Nichts beweist uns deutlicher, daß es die Absicht hat, den— selben politischen Weg einzuschlagen, wenn es auch selbst in die—⸗ sem Falle nur einem gegeßenen Beispiele folgt; denn die vorige Verwaltung hatte schon im verflossenen Jahre fuͤr das Budget von 1836 ein Gehalt fuͤr zwei Franzoͤsische Kardinäle verlangt und erhalten. Aber es ist immer eine gluͤckliche Vorbedeutung, daß das neue Ministerium ein so gutes Beispiel nachahmt.“ Der Constitutionnel und der Temps uͤbergehen fuͤr heute diesen Gegenstand ganz mit Stillschweigen; dagegen sagt ein hiesiges Oppositions⸗Blatt: „Herr Sauzet hatte sein neues Ministerium schwerlich schlechter einweihen koͤnnen. Wir wissen ö ob sogar Herr Persil es gewagt haben wuͤrde, einen solchen Kredit von der Kammer zu verlangen; er wuͤrde wahrscheinlich die allge— meine Mißbilligung gefürchtet haben. Auch bemaͤchtigt sich das „Journal des Dabats“ bereits dieser Thatsache, um zu bewei— sen, daß das neue Ministerium sich weder auf den tiers. parti. och auf die Opposition stuͤtze. Wir werden gewiß nicht ver— suchen, das doctrinaire Blatt Luͤgen zu strafen; denn nichts ist bedeutungs voller als die Vorlegung jenes Gesetz⸗Entwurfes durch Herrn Sauzet. Und als ob dieser Minister gefuͤrchtet haͤtte, daß seine Gesinnungen noch verkannt werden konnten, so hat er in derselben Sitzung noch einen Gesetz⸗ Entwurf vorgelegt, durch welchen die Form der geheimen Abstimmung bei den Berathun— gen der Jury regulirt wird. Da die geheime Abstimmung eine der Bestimmungen der September-Gesetze war, so hat Herr Sauzet mithin gestern erklaͤrt, die Verantwortlichkeit fuͤr jene neue Gesetzgebung uͤbernehmen zu wollen, die er doch, wenn wir uns recht erinnern, damals so lebhaft mißbilligte und bekämpfte. Wieder ein Beweis, welch traurigen Einfluß der Besitz eines Portefeuilles auf alle Gesinnungen ausuͤbt.“

Der Pair Graf Frangais de Nantes ist vorgestern Nach— mittag im Sosten, und der Pair Graf von Tracy, Mitglied der Franzoöͤsischen Akademie, gestern fruͤh im 8S5sten Lebensjahre mit Tode abgegangen.

Am FTten d. ist die Graͤfin Bertrand, die mit ihrem Sätten bis zum Tode Napoleons auf St. Helena blieb, nach einer lan⸗ gen und schmerzhaften Krankheit in Chateauroux gestorben.

Der Direktor des hiesigen orthopädischen Instituts, genannt „la Muette“, Dr. Julius Gusrin, hat von der Regierung ein Patent auf eine neue Methode zur Behandlung der Difformitaͤ— ten des Ruͤckgrathes, nachdem er solche der medizinischen Akade— mie mitgetheilt, erhalten.

Der Moniteur und das Journal de Paris enthalten folgende Nachrichten aus Spanien: „Eine telegraphische Depe— sche aus Narbonne vom Sten d. meldet, daß b60 Katlisten, die gegen Puycerda marschirt waren, anstast diesen Platz anzugreifen, den Weg nach Ripell eingeschlagen haben. Nach den Zeitungen vom 6ten d. befindet sich Mina in Barcelona. Sein Alatant Cardero ist zum Deputirten fuͤr Malaga ernannt worden. Man sagt, daß einige Unordnungen in dieser Stadt vorgefallen sinb.— Aus Valencia hat man Nachrichten bis zum 3ten d. erhalten; 290 Insurgenten waren in Beceita, und Cabrera noͤthigte die kleinen Corps, sich ihm anzuschließen. In Neu-astilien ist Ciudab⸗Real durch ein bedeutendes feindliches Corps angegriffen worden. In Catalonien schneiden die Karlisten die Verbindun— gen von allen Seiten ab.““)

Die neuesten Nachrichten von der Spanischen Graͤnze ent— halten Folgendes: „Don Carlos und der Infant Don Sebastian befanden sich auch noch am 2. d. M. in Durango. Der Gene⸗— ral Eguia war nach Guernica zuruͤckgekommen. Aus den Be- wegungen der Karlistischen Truppen schloß man, daß es auf ei— nen ernstlichen Angriff auf Lequeitio abgesehen sey. In Plencia haben die Karlisten nicht 13, sondern 18 Kanonen gefunden. Tor— dova ist am 1sten auf Larraga marschirt; er hat 4000 Christinos im Erro⸗-Thale zuruͤckgelassen. Der Brigadier Garcia haͤlt mit 7 Carlisten⸗Bataillonen Ortiz und die umliegenden Dorfschaften besetzt. Man versichert, der General Espartero sey abgesetzt und seine Kolonne, die in Villarcayo und Eguia stand, sey unter die Befehle des Brigadiers Jaureguy gestellt worden. Die Christinos haben sich aus dem Ulzama-Thale zu⸗ ruͤckziehen muͤssen, da sich hier, in Folge der boͤsen Witterung und der vielen Entbehrungen, denen sie ausgesetzt waren, eine ungeheure Sterblichkeit unter ihnen ger e. hat. Briefen aus Saragossa zufolge hatte die dortige stäbtische Behsrde auf die ganze Provinz ein Anlehen von 60,000 Piaster ausgeschrieben, indem sie sich außer Stande sah, die Truppen zu besolden.

Es sind heute auf außerordentlichem Wege Nachrichten aus Madrid bis zum 3ten d. eingegangen. Die ö Martinez de la Rosa und Toreno sind nicht wieder zu Prokuradoren ge— wahlt worden. Fast alle Wahlen sind im ultra⸗liberalen Sinne ausgefallen, und man glaubt, Herr Mendizabal werde sich ge⸗

) Der Vorwurf, den man mehr als einmal dem Franzbsischen Ministerlum gemacht hat, daß es bloß die den Christsnos guͤnsti⸗ gen Nachrichten durch seine Blatter zur offentlichen Kenntniß bringe, erweist sich seit einiger Zeit als ungegründet, Es ist beute das zweitemal, daß der „Moniteur“ und das „Journal de Paris“ te⸗ legraphische Depeschen geben, die von den Fortschritten der Kar⸗ listen Zeugniß ablegen.