1836 / 80 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

einverstanden seyn, und die Stellung der Fuße hat sogar etwas Befremdendes. Was der Känstler intendirte, läßt sich wohl erken. nen, er wollte das unwilllürliche Rückwenden im Vorschreiten und zugleich die Schwäche der gleicktam vor dem Schauer des Liebes fie bers einsinkenden Kniee ausdrücken, allein es blieb zungchst noch bei elner Stellung der Füße, welche der Grazie der Bewz gung nachtheilig wird. Der umstand aber, daß Sakontala sich auf ihre Gespielinnen stützen foll, verfüͤhrte wohl, dieser eine vielleicht schon allzu lange und jenen eine zu kurze und untersetzte Proportion zu geben. Baß Sakontala schoͤner erscheint, als ihre Hegleiterinnen, ist billig, ascin aus diesem Grunde hatten letztere vielleicht doch wohl noch anmuthiger seyn durfen, als der Fall ist. Duschmant a, der am Dun⸗ kel einer dichten Laube steht, und gedankenvosl der Scheidenden nach—⸗ schaut, ist eine schön gedachte Figur; er ist in nen eng anschlle⸗ ßenden langen Rock gekleidet, der sich zwar als Indisch nachweisen laͤßt, aber üns nicht den König verräth. Die drei weihlichen Fi guren zeigte der Känstler bis an die Huͤften nackt, wahrscheinlich um seinem Pinsel das Nackte nicht entgehen zu lassen, denn in dem Gedicht ist dies nicht gegeben und wuͤrde sich auch mit der geschilderten Zuchtigkeit der Jungfrauen nicht reimen. Sa— kontala bat ihre Freundin nur, den Bastmantel ihr um die Brust lockerer zu binden, nicht sie zu entkleiden. Daß das üppige Ge—⸗ büsch, welches der Künstler aus seiner Phantasie malte, jenes Ku⸗ ruwaka sey, woran Sakontala hangen * bleiben vorglebt, wollen wir ihm gern glauben, genug, daß das leicht beschattete Köpfchen der verliebten Goöͤttertochter sich schoͤn gegen das hellsonnige Grün ausnimmt. Im Ganzen hat das Bild, wiewohl nicht zum kraͤftigsten kolortrt, doch eine schöne Harmonie; daß aber die Malerei der Figuren nicht den letzten Grad scharfer Modellirung erreicht, schadet ihm vielleicht in Augen der Kuüͤnstler, und daß es der Zeichnung und Bewegung noch hier und da an Grazie fehlt, in den Augen des großeren Pu⸗ blikums mehr, als es verdienen möchte. Alleln die Forderung der Gerechtigkeit laßt sich wohl an den Kritiker richten, nicht aber an den Genießenden, für den die Kunstwerke doch zunaͤchst hestimmt sind, wenn dieser will ergriffen und gefesseit werden, aber sich nicht auf Abstrae⸗ tion einlassen:; also elne eindringliche Mahnung fuͤr den Kuͤnsiler, nicht einen Schritt vor der Vollendung stehen zu bleiben; der letzte unterlassene Schritt kann ihn um alles gluͤcklich Errungene bringen. So ist einmal die Kunst. . . . Hopf garten's Bild stellt die bekannte Erzaͤhlung vor, wie dier sitzende Ställung einer jungen Mutter mit lhrem Kinde Raphael den Gedanken zu seiner berühmten Madonng dellg Sedla gegehen haben soll, die er augenblicklich auf den Boden eines vor ihm stehenden Fasses gezeichnet habe. Wahrscheinllch gab wohl nur die Medaillon Form des Bildes und die große Einfachheit des Motivs zu dieser änmuthigen Künstlersage Anlaß: gewiß aber enthalt der Gegenstand eine schoͤne Aufgabe für den Maler, wenn nur nicht die feiernde Darstellung der eigenen Kunst eine gewisse Sentimentalität einschloͤsse. Herr Hopfgarten hat uns ein sigurenreiches Bild gegeben, das im Einzelnen viel Gelungenes enthält. Die junge Mutter, von andern Frauen umgeben, sitzt vor einem Hause, wahrschelnlich des Boͤtt⸗ chers, welcher sein Gewerbe im Freien uͤbt; tiefer unten zeichnet Ra— phael mit Kreide seine Madonna auf den Boden des liegenden Fas⸗ ses; der Böttcher und seine Burschen schauen wohlgefallig zu; wel⸗ ter hinten einige Figuren, die nicht diesem bürgerlichen Kresse anzuge⸗ hören scheinen. Die Lokalität ist schön gedacht; hinterwaͤrts fuͤhrt eine prächtige Treppe zu einer heiteren Hohe hinquf: aher sie ist vielleicht zu schoön. Wir meinen, wenn eine Situation, wie gegenwaͤctige, sich ihrem wahren Inhalt nach gussprechen soll, so tit es besonders, sie naiv und anspruchslos zu fassen; aber der Kuͤnst⸗ ke ging vielmehr dem Praͤchtigen und Kostbaren nach, was ihn auch vermochte, dem Kostuͤm zu viel Bedeutung einzurdumen. Daß die Richtung auf schoͤnes Kostüm im Allgemeinen wohl vorüber ist, wollen wir unsererseltg nur segnen, well sie zu einer äußerlichen Auffassung verführt und daz wahre Leben, die innere Poesie selbst wo beides vorhanden wäre, nur übertbnt. Wozu soll auch Raphael bier im vollen Schmuck und mit seinem Sammtmantel erscheinen? Zeigt ihn uns dtes mehr in seiner kuͤnstlerischen Kraft, in dem Mo⸗ t ment seiner innern, in sich vertleften produktiven Anschauung? Mit nichten. Das Unbefangene, unbelauschte des Vorgangs wird gerade dadurch gestrt, und wir koͤnnen nicht umhin, zu bekennen, daß uns gerade das Gelegentliche, worauf es hier anzukommen scheint, nicht genug hervortritt. Die Figuren, so schoͤn sie auch an sich U seyn mögen, scheinen gestelt, es scheint eine Verabredung ; unter ihnen stattzufinden, sit nähern sich gleichsam lebenden . Bildern. Auch die Art, wie Raphael zeichnet, scheint dem poetischen Sinn der Sage nicht ganz zu entsprechen, denn ; weit entfernt, daß Raphael in sich vertieft waͤͤre und gleich⸗ n in einer Art von Zerstreuung seine künstlerische Hand auf . er , n, hier stehenden Tonne fi! ließe, sitzt er dier vielmehr ) vor der Tonne, wie vor der Staffelei, in völliger Positur; das junge Weib scheint zu wissen, daß sie ihm als Modell dient, die Tonne scheint so zurechtgestellt, und Raphael zeichnet mit sichtlich er Anstrengung, ja Peinlichkeit, Zug fuͤr Zug nach der Natur. Ur⸗

k

; vor Augen stellt.

326

nicht bloß, well es auch einen Kunstler zum Haupt⸗Gegenstand nimmt, sondern weil es auch an zu großer Vorliebe füͤr das Kost um und fuͤr brillante Farbung leidet. irklich schadet diese dem Bilde, denn. so reich es auch an schoͤnen und lebendigen Einzelhnten ist, so bleibt doch der Gesammt⸗- Eindruck sehr in der Nähe einer Maske—= rade. Wir halten es fuͤr unsere Pflicht, dies dem talentvollen Ma⸗ ler recht unverholen zu sagen. Wenn er ferner an ein r gewissen jugendlichen Ueberfuͤlle leidet, so ist dies gewiß ein verzeihlicher Feh⸗ ler, der sich uͤberdles am leichtesten heilt. Wer dagegen das Vorur— theil von der Sentimentalitaͤt solcher Kuͤnstler⸗Geschichten mitbrachte, wird hier wenigstens nicht widerlegt werden, denn Salvator ist, ganz gegen seinen Charakter, die schwaͤchlichste Figur im Bilde, selt⸗ sam genug, auch mit einem zu kleinen Kopf.

Ein zartempfundenes Bild von Krigar, aus der Wachschen Schule, stellt uns die kleine Aschenbröͤdel vor, wie sie eben beschaͤf— tigt ist, die Erbsen aus der Asche zu lesen, in der , nach vollbrachter Arbeit ihren Stiefschwestern auf den Hall folgen zu dürfen. Die Tauben, welche sie hereingerufen hat, helfen ihr nach Kraͤften sammeln:

„Die guten ins Toͤpfchen, Die schlechten ins Kroͤpfchen“

Der Kuüͤnstler that vielleicht nicht Recht, sich mit zwei Tauben zu begnügen, diese aber stellte er desto relzender dar, wie sie auf den Armen des Mädchens flatternd sitzen und geschaäͤftig zupicken. End⸗ lich noch ein liebliches Bild von Begas, zwei Madchen auf einem Berggipfel, in der Abendhelle sitzend; ste schauen in die Gegend hin— aus, und die eine zeigt ihrer Schwester in der Ferne einen Gegen⸗ stand. Daß es Schwestern sind, kann wohl kein Zweifel seyn, allein wir glauben, auch eine allzu geschwisterliche Kehnlichkeit mit den weiblichen Köpfen anderer Bilder dieses Meisters zu finden. Er thut wohl nicht gut, sich den Reichthum der Natur in ihren Gestalten zu versagen, und mit so großer Vorliebe bei einem und demselben Kopfe zu verweilen, den wir nicht einmal fuͤr ein so umfassendes Muster ausgeben möchten. Vielleicht ist auch Anderen aufgefallen, daß der Künstler das blonde Haar zu sehr in der Naͤhe des Fleisch—

tons hält, was der Wahrheit und Schönheit wohl nicht entspre— chen kann. Fortsetzung folgt) . Gr.

lerin, von der man eine Zeit lang besorgt hatte, daß sie durch ein bedatternswerthes Mißverstaͤndniß die Gunst des Publikums ver— loren haben und unserer Buͤhne vielleicht gaͤnzlich entzogen werden mochte, wurde glelch bei ihrem Erscheinen mit dem lebhaftesten Bei⸗ fall begrüßt, denn einzelne Stimmen der Mißbilligung, wie sie bei jeder Sache, die einmal zur Parteisache geworden, zu erwarten sind, konnen hier nicht in Betracht kommen. Nachdem der erste Beifalls⸗ sturm sich gelegt, naͤherte Fraͤulein von Hagn sich dem Proscentum, um einige gewählte Worte an die Versammlung zu richten. Sie fühle sich um so gluͤcklicher, dußerte sie etwa, die Bühne wieber betreten zu koͤnnen, als auch sie, wie so viele Künstlerinnen vor ihr, ihren Ruf dieser Stadt verdanke; ihre Kunst sey ihre Freude, und der Ausübung derselben sey jede Stunde ihres Lebens geweiht; die Nachsicht des kunstliebenden Publikums habe sie gebildet, und der Beifall desselben wurde sie stolz machen; stets aber sey in ihrem Innern der Vorsatz wach, durch fortgesetzten Fleiß so viele Güte, wie thr bisher widerfahren, zu verdienen; wenn auch die That in ihrer Armuth zuruͤckbleibe, so sey doch ihr Will immer unendlich reich, und mit diesem Wahlspruche vertraue sie sich aufs neue dem Schutze und der Gewogenheit des Publikums an. Ein einstim⸗ miger Beifallruf erscholl bei diesen Worten aus allen Theilen des Sales. Nach dem ersten Akte und am Schlusse der Vorstellung wurde Fräulein von Hagn gerufen, worauf sie noch einmal erklärte, daß sie gerade an diesem Tage fuͤr ihre durch den Drang ihrer Ge— üble geßtoͤrte Leistung mehr als je die Nachsicht des Publikums in Ansprüch nehmen muͤsse. Wir wuͤnschen uns hiernach Gluͤck, neben unserer hochgefeierten Crelinger und ihren hoffnungsvollen Töchtern, der Bühne anch noch eine Kuͤnstlerin erbalten zu sehen, die derselben in jeder Beztehung zur Zierde gereicht und gewiß schwer zu ersetzen gewesen seyn würde. Was das Eingangs erwaͤhnte Lustspiel selbst betrifft, so ist dasselbe in diesen Blattern bereits besprochen worden.

/ ‚— ——— —— —— ——

w . Den 18. Mürz 18356.

Am tlr cher Fonds- un d &elId- Co TZette!.

Auswärtige Böracen.

. Amsterdam, 13. Mürx. Niederl. wirkl. Schuld S6 U/Jö„. Do do. —. 25259 à Ve Passivn 14. Lins. 16,4. Nene Anl. A3,

; Antwerpen, 12. Müræ. Fansive 143½, Aung. Sehuld —. Zinsl. 1896. Nene Am. . 9.

Frankfurt a. M., 15. Murr. gesterr. So, Metall. 19376. 1083. 40,0 9918 8. 96 ls. 215

60. Br. 1 υ 255. (4. Bank-Actien 1612. 1830. hartis l Hys. i G. Loose zu 560 l. 11438. Br. Loose zu 190 FI. 2161,“ Preuss. Präm. - Sch. 6023.35 Br. do. A0 Anl. 997“ (6. ot

Loote 663 Br. 9M Sgan. Anl. AlII2. A/. 214 Holl. S6 M ze Paris, 12. März.

Fo, Rente pr. eompt. 107. 309. fin eour. 107. 35. 30, compt. 681 sin eour. 81. 10. 59½ Neap. 100. . 50, 3 Rente M21 /. Hassive 137. Neue Ausg. Sch. 20. Aus Je. 1535. 3 υ Hortug. A7 M. .

St. Petersburg, S. Märæ.

Amsterdam 5232. Humhbarg 8l 2. Paris in.

Lond. 1016, Silber. Rub. 385873.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 19. Maͤrz. Im Schauspielhause: Der Bin ler, Drama in 1 Akt, von E. Raupach. Hierauf, zum ersten male: Buͤrgerlich und romantisch, Lustspiel in 4 Abth., vn Bauernfeld.

Sonntag, 20. März. Im Opernhause: Nurmahal, ode Das Rosenfest von Kaschmir, lyrisches Drama in 2 Abth., m Ballets. Musik von Spontini. (Dlle. Stephan: Namuna)

Im Schauspielhause: Konzert des Herrn Gusikow, entheh tend: Variationen über ein Thema von Herz; Allegro woa Hoffmeister, auf dem Holz⸗ und Stroh-Instrument vorgetragen Hierauf: Die Royalisten, Schauspiel in 5 Abth., von E. Raupach. Und: Großes Potpourri, arrangirt und vorgetragen von Herrn Gusikow. ö

Montag, 21. März.

Im Schauspielhause: Zum ersten⸗

male: Der Narr seiner Freiheit, Lustspiel in 2 Abth., von E. Raupach. Hierauf: Er mengt sich in Alles, Lustsptel in;

Abth., von Juͤnger.

Donnerstag, 24. Maͤrz. Im Schauspielhause: Ahonne. ment suspendu. Représentation extraordinaire au héucsiee de Mademoiselle Laneeztre.

Köntgstädttsches Theater.

Sonnabend, 19. Maͤrz. Zum erstenmale: Die Schule sie große Kinder, Lustspiel in 5 Akten, nach dem Englischen des X. Morton, von Bernd von Guseck.

Sonntag, 20. März. Zum erstenmale wiederholt: Gagparo, der Lasttrager von Granada, romantisch-komische Oper in 3 Ab ten, nach dem Franzoͤsischen des Scribe, von J. Cornet. Must von Gomis.

Marit ⸗Preise vom Getraide. Berlin, den 17. Maͤrz 1826.

Zu Lande: Weizen (weißer) 1 Rtylr 21 Sgr. 11 Pf., auch 1 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf. und 1 Rthlr. 10 Sgr.; Roggen 1 Rihlr. 3 Sar. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf.; große Gerste 26 Sgr. 3 Pf.; kleine Gerste 28 Sgr. 9 Pf., auch 26 Sgr. 3 Pf.; Haher 25 Sgr, auch 21 Sgr. 11 Pf.; Linsen 1 Rihlr. io Sgr. gangen sind 368 Wispel 5 Scheffel.

1 Rihlr. 22 Sgr. 6 Pf. und 1 Itthlr. 12 Sgr. 6 Pf.; Roggeh

1Rthlr. 5 Sgr., auch 1 Rthlr. 3 Sgr.

9 Pf., auch 21 Sgr 3 Pf. Eingegangen sind 683 Wispel 13 Scheffel. Mittwoch, den 16 Maͤcz 1836.

Das Schock Stroh 5 Rthlr. 28 Sgr., auch 8 Rthlr. ? Sgr;

der Centner Heu 1 Rthlr. 19 Sgr., auch 20 Sgr. Branntwein ⸗Preise vom 11. bis 17. Maͤcz iszs. Das Faß von 209 Quart nach Tralles 1 pCt. oder A6 pt Rlchter gegen bagre Zahlung und sosortige Ablieferung: Korn— Breanniwein 17 Rthlr., auch 19 Rthoir; Kartoffei-Branntwelb

Kanz Pil

Einge Zu Wasser: Wäzen (weißer) 1 Rthlr. 26 Sgr. 3 Pf, auch

9 P.; Hafer 23 Sgr.

Allgemeine

e Staats-

22 h/ ,,.

; Beim Ablaufe des Quartals wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Bestellungen auf diese Zeitung nebst Praͤnumergtton hier am Orte bei der aber bei den Königlichen Post-Aemtern zu machen sind, und daß der Preis fuͤr den ganzen Umfang der Monarchie auf 2 Rthlr. Preuß s Blatt am Vorabende seines Datums durch die Stadtpost frei ins Haus gesandt wird. die Bestellungen bis spatestens den zisten d. M an uns gelangen zu lassen, indem sonst die Intere zes Blattes eine unterbrechung erleidet und nicht sammtliche Nummern vom Anfange des Quartals an nachgeliefe

gropinzen i, da . yt hitten,

erer

Berlin, Son gtagg den 20 ten Mar;

nn, n n 2 ee, k e, en, n nr , , , 7

Um jedoch die erforderliche Starke

ssenten

. Redaction (Mohren⸗Straße Nr. 32), in den ö ö. Cour vierteljährlich festgesetzt ist, wofür den hiesigen Äbon⸗ der Auflage fuͤr das kommende Vierteljahr abmessen zu können, muüͤssen es sich 9 zuzuschreiben haben, wenn die Zusendung den können

rt wer

tlie N ächvrichten. . 6 6.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem katholischen Schulleh— er Stelzer zu Ossig, im Striegauer Kreise in Schlesien, das Algemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht.

Im Bezirke der Koͤnigl. Negierung u Koln ist der Vikar Theodor Hartmann zum Pfar— ter in Rheidt ernannt worden. Angekommen: Se. Excellenz der General der Artillerie ad General-Adjutant Sr. Majestaͤt des Kaisers von Rußland, kon Suchosaneth, von Dresden.

w

Zeitungs- Nachrichten. 19 z

Rußland. St. Petersburg, 9. Maͤrz. Die Nordische Biene nthaͤlt ein Kaiserliches Reskript an den General-Lieutenant und Benator Michailowski-Danilewski, in welchem Se. Majestaͤt er Kaiser die Allerhöͤchste Zufriedenheit mit einer von genann— em General verfaßten Schilderung des Feldzuges von 1814 zu rkennen geben und den Verfasser zur Beschreibung des Feldzu— es von 1812 auffordern. ö In Stelle des verstorbenen Akademikers fuͤr die Abtheilung er Staatswirthschaft und Statistik, Geheimen⸗Raths von Storch, der zeitherige extraordinaire Akademiker, Wirkliche Staats— sath Herrmann erwählt und von Sr. Majestaͤt dem Kaiser be—⸗ ätigt worden. . Zur Erleichterung der Ausfuhr von Meiallen, als: Guß— isen, Roheisen, Stahl, Kupfer und der aus diesen Metallen erfertigten Fabrikate, nach Asien, ist es erlaubt worden, die— elben deim Zoll-⸗Amte von Orsk, bis auf Weiteres, zu verzollen.

ö Paris, 13. Marz. Die beiden Prinzen von Sachsen— Foburg wohnten der vorgestrigen Vorstellung von Meyerbeer s

w

Hugenotten“ im großen Opernhause und spaͤterhin einem Balle ei dem Englischen Botschafter bei.

Der Großsiegelbewahrer, Herr Sauzet, ließ sich in der sesttigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer uͤber die Amnestie⸗ frage etwa in folgender Weise vernehmen:

„Was man über diese Frage auch sagen mag, sie enthalt zwei anz verschiedene Begriffe, insofern man nämlich dabet die bereits Fondemnirten oder bloß die Angeklagten im Sinne hat. Es leuch⸗ t ein, daß, so lange ein Prozeß noch nicht begonnen hat, die polt— Uschen Parteien über die Veranlassung zu demfelben getheilter Mei— ung seyn konnen; ist der Prozeß aber einmal eröffnet, so muß die Herechtigteit ihren Lauf haben, und es bleibt nur noch das Begna— gungs⸗-Recht üͤhrig. Dieses Recht gebuͤhrt der Krone; es ist ohne

veifel eines ihrer kosibarsten Privilegien, das von keiner der ande— n Stagats-Gewalten in irgend einer Weise gehemmt oder erzwun— Aäwerden darf. Schon als Deputirter have ich diese Grundsaͤtze krtheidigt, und gewiß werde ich mich nicht von ihnen lossagen,

theile man selbst, ob dies den schoͤnen Moment wahrhaft ausspricht, 8 Fr. Ver k . 18 Rthle. 22 Sgr. 6 Pf., auch 17 . ob dies eine würdige, innerlich empfundene Auffassung sey, welche El elt; = Leg. A= n = e. Kartoffel ⸗Preise dem Beschauer den eigentlichen Alt künstlerischer Productiön naher ears, , ü , is , , dm, if id, = vom 10. bis 16. Maͤrz 1836. Am lebendigsten und naivsten ist, nach unserem Pr. Kagl. Obi. za * 101595! 101 bonn. do. 4 102,9. Der Scheffel 18 Sgr. 9 Pf, auch 13 Sgr. 9 Pf. Gefähl, der Böttcherbursche, welcher, mit dem Kopf an die Tonne rämngeh. d. Beh 61/9] (0 ter- n. Nenm. do. 1 1021. gelehnt, dem entstehenden Bilde zuschaut. Auch eine aͤltere a karm. Oul. m. l. C. 4 1025. do. do. do. 3; 9959 k . neben der Mutter athmet eine irh! schone Natur. Der Kopf Na. Lat. ek. d. 1 1021 Igsechleriache do. . 1063 Redaeteur Rd. Cotta. Raphael's fiel wohl zu klein aus getzen die Figur. Mit der Per⸗ Kerl. Stadt- Hol. 4 10515 Ri okat. C. und 2. ———— spective ist auch hier nicht alles in voller Richtigkeit, die Figuren Königsb. do: 14 gch. . K. .. N. S839 und Gegenstaͤnde haben nach der Dimension in die Tiefe nicht überall ruliager do. id 90 gold el nurse - 21616, 21516 Gedruckt bei A. W. Hayn. den ihnen zukommenden Raum. Dunz. do. in Tb. A Neue Puk. 181,2 In maricher Ruͤcksicht verwandt mit dem eben betrachteten Wertyr. Ptaadbr. 1 102, sFrltedriohsdbor 1375 13560 Bilde ist das von Schorn, Salvator Rosa unter Raͤubern darstellend; ! Ceotsk. Pos. do. 1 103142 Jolaconto k F * K 1 X w /

Bekanntmachungen.

Oeffentliche Aufforderung.

Georg Friedrich Rungesser, von Darmstadt, schon seit geraumer Zeit in der Fremde, wird hiermit auf. gefordert, sich zur Em̃pfangnahme des ihm durch Tante, Friederike Nungesser, zugesicherten Erbthei⸗ les binnen drei Monaten bei unterzeichneter Behörde zu melden, widrigenfalls die der Erbeinsetzung beige⸗ fuͤgte Bedingung, daß dieses Erbtheil, wenn der Erhe innerhalb zehen Jahren nach dem Ableben der Erb— . lasserin nicht hierher zuruͤckkehre, seinen Geschwistern . zufallen solle, ohne weitere Bekanntmachung in Voll— zug gesetzt werden wuͤrde.

Darmstadt, den 19. Februar 1836.

Großherzoglich Hessisches Stadtgericht. Strecker.

curatore e

. treffen, ir

Nachdem Herr Dr. Johann Adam Bergk allhier mit Tobe abgegangen ünd dessen Verlassen schaft zu Befriedigung der bekannten Forderungen unzurei⸗ end befunden worden, dessen nachgelassene Frau Wittwe und Kinder sammt dem Altertvormunde der , den Nachlaß anzutreten 2 age aben und eröffnen beschlossen worden; H ls werden hiermit alle bekannte und unbekannte

Allgemeiner Anzeiger fuͤr die Pren

Gldubiger und Interzssenten, welche an die erwähnte blger zu Annahme küͤnstiger Zufertigungen Bevoll— Verlassenschaft Anspruͤche und Forderungen als Glaͤu= biger oder aus irgend einem andern Grunde zu ha— ben vermeinen, geladen, daß den achtzehnten Juni 1836,

ich als welcher zum Liquidatioöons- Termine anberaumt. Testament seiner am 6. Februar 1826 verstorbenen worden, zu rechter fruͤher Gerichtszeit an Universi— taͤts-Gerichtsstelle entweder in Person resp. eum r tutores oder durch gehdrig legitimirte und zu Abschließung eins Vergleichs gehörig in— struirte Gevollmaͤchtigte erscheinen, zusorderst mit dem bestellten Herrn Curator litis gütlich Verbhor und pflegen und wo moöͤglich einen Vergleich m dessen Entstehung ihre Ansprüche und Forderungen liquidiren und bescheinigen unter der Verwarnung, daß diejenigen, welche außen bleiben oder ihre Ansprüche nicht gehörig liquidiren, versel— ben, so wie diejenigen, welchen das Recht der Wie⸗ dereinsetzung in den vorigen Stand zustehen mochte, dessen fuͤr verlustig und pro praeelusis, nicht min— der diejenigen, welche zwar erscheinen, jedoch uͤber einen etwa vorliegenden Vergleich sich deutlich nicht erklaren, fuͤr einwilligend werden geachtet werden, hierauf mit dem bestelften Herrn Curatar sitis recht- lich verfahren binnen sechs Wochen beschließen und

den sechszehnten Juli 1836, der Publiegtion eines Praͤelusiv⸗Bescheides sowohl

den sechsten Au gu t der Inrotulation der Acten z Einholung eines Lo⸗ eations- Erkenntnisses der Abfassung eines Gerichts⸗ Bescheides gewaͤrtig seyn, auch die auswaͤrtigen Glaͤu⸗

Leipzig, den 23. Dezember 18435.

ßischen Staaten.

machtigte in hiesigen Orte hestellen sollen.

Das Univer itats-Gericht daselb st. P. Ruͤling. Boͤttger, Act

des Infanterie-Dienstes bis einschließlich des Wir kungskreises des Compagnie - Chefs, und zwar sowehs fuͤr die Infanterie⸗Offiziere der Linien- als auch der Landwehr Regimenter. Der Inhalt umfaßt fn 3 Ku⸗ piteln: die Formation, die Chargen, Verpflichtung zum Dienst, Ersatz, Annahme von Freiwillig en, Ent—⸗ lassung, Versorgung, Urlaub, Disziplin, civilrecht=

ist so eben erschienen:

Handschriften

Regiment.

1835,

Preuß. Armee.

Literarische Anzeigen. Bei E. S. Mittler in Berlin (Stechbahn Nr. 3)

Friedrich Wilhelm der Große Kurfuͤrst.

Nach bisher noch ungekannten Original—

von Leopold von Orlich, Seconde⸗Lieutenant im Kaiser Alepander Grenad er—

Mit dem Portrait und zwei Faesimile. Gr. So. Sauber Broschirt. Preis 3 Thlr.

So eben ist in der Schlesingerschen Buch⸗ und Musilhandlung, unter den Linden Nr. 34, erschienen und in allen soliden Buchhandlungen zu haben:

von Griesheim, Hauptmann, der Compagnie⸗Dienst. Ein Handbuch fuͤr Infanterte-Offiziere der Königl..

Milt 2 lithograpblrten Tafein. Gr. sro. 2 Thlr. Vorstehen des Handbuch enthaͤlt das ganze Detail

liche, polizeiliche und kirchliche Verhaͤltnisse, Unter= richt und Praäͤfungen, Gesundheitspflege und Kranl— heiten, Auszeichnungen, Bekleidung und Anzug, Leder; w Armatur und Instrumente, Munition, Feld⸗ geraͤthe, Natural- und Geld Verpflegung, Reise— ünd Transportmittel, Porto, Quartier, Sxervis, Ka sernement, Exerziren, Tirailliren, Schieß-Uebungen, Mandver, muͤndlichen Unterricht, Schwimmen, innert Compagnie⸗-Dienste, Kommando's, Maͤrsche, Ga nison⸗, Cantonnement⸗, Lager⸗ und Vorposten⸗Dien

Den Offizieren der Landwehr, und denen, die zum Sfffzüer-Eramen sich melden, ift dieses Werl als das vollsländigste und praktischsie angelegentlich zu empfehlen.

Bel Ludwig Hold in Berlin, Koͤnigsstr. Nr. 6, neben der Post, ist so eben erschienen:

Hein fils, Th., Hygeg und die Gymnasien. . leuchtung der Abhandlung des Me die nal M hb Bre. Lortnser: „Zum Schutz der Gesundhe in den Schulen.“ Gr. Syo. Geh. 74 sgr.

schdem der Koͤnig mir die Ehre erzeigt hat, mich in seinen Rath berufen. Ich will nicht in Abrede stellen, daß die Politik cinen esentlichen Einfluß auf das Begnadigungs-Recht ausuͤhen muͤsse. In die Leidenschaften sich legen, die Gemüther sich beruhigen, s kann die Nachsicht in größerem Umfange walten. Es gebührt uns icht, in dieser Beziehung der Zukunft vorzugreifen, doch trage ich in Bedenken, Ihnen schon jetzt zu erklaren, daß das Kabinet inesweges an jene Begnadigungen in Maffe denkk, wodurch die eglerung leicht entkraͤftet, die Justiz geschwaͤcht und daz Land unruhlgt werden konte, Wer wollte uns mit gutem Gewissen then, diejenigen, die voller Ergebung in ihr Schicksal der Gnade 6„Kentgs vertrauen, mit denen zu vermengen, die ihm und der hesellschaft auch noch in Fesseln drohen. Wenn die Regierung die gangenen Straf- urtheile nicht mildert, so geschieht es wahrlich scht aus bloßem Gefallen an den verhängten Strafen, sie genügt un den Erfordernissen der gesellschaftlichen Ordnung. In so weit lese letztere es gestattet, werd sie sich stets gluͤcklich schaͤtzen, durch

hilderungen, die von dem Throne ausgehen, jenen Geist r Maͤßigung zu beweisen, der, zugleich fest und einsich— . weder den Grundsaͤtzen etwas vergeben, noch den Un— klichen verzweifeln lassen will. Die Zelten bessern sich glich; wir wollen ihnen zu Hülfe kommen. Wir wissen, daß,

Inn blinde Schwachhett die Throne untergräbt und die G. af Krzt, die Königliche Milde eine der , ,, bas Begnadigüngsrecht müssen wir dem Könige heillg bewahren, nd so lange wir am Ruder sind, soll es in Keinerlei Weise verletzt ktden.“ Nachdem Here Jan vier dem Minister zu beweisen sucht, daß er früher uͤber die Amnestie⸗ Frage anders gedacht habe, ergriff n Sanet zum zweiten Male das Wort und sagfe: „Wenn es wahr ö de daß sich im Laufe der Zelt meine Ansich ten uber gewisse Gegenstaͤnde

. haͤtten, so glauben Sie ja nicht, m. H, daß sch' aus laä— trlicher Eitelkeit mich einer solchen Meinungs⸗-1Aenderung sch amen r e. Gerade diejenigen Manner sind die inkonsequeniesten von 7 die nicht sehen wollen, was um sie her vorgeht, sondern in ‚n ner Halsstarr ig keit lieber ihr Gewissen als ihre Eigenliebe zum . bringen. Ich wuͤrde meinerselts keinen Augenblick Anstand . i meinen f un oͤffentlich einzugestehen und anzuerkennen, er I . meine Ansichten geändert haͤtten; dies ist aber

n ch * z Jedermann weiß, daß bei der Eroffnung der . . Session große Meinungs⸗Verschiedenhelten über die n 6 ange ü walteten Der Gegenstand kam auch mehrmals in dieser nen n ng zur Sprache; nachdem aber einmal der April⸗-Prozeß

nfang genommen hatte, sprach die Majoritat sich dahin

aus, daß die Gerechtigkeit ihren Lauf haben muͤsse; und dieser Mei⸗

nung war auch ich. Bedürfte es noch eines Beweises dafuͤr, so würde ich Sie an meinen Bericht uͤber die letzte Adresse an den Koͤnig erinnern, worin ich ausdruͤcklich erklaͤrte, daß der April-Pro zeß nunmehr der Koͤniglichen Gnade verfallen sey, und daß die Kommission zur Entwerfung der Adresse sich daher wohl gehuͤtet habe, irgend eine Ansplelung auf jenen Prozeß zu machen, indem man dem Begnadigungsrechte auch nicht im entferntesten vorgrei⸗ fen dürfe. So dachte ich damals als Deputirter; so denke ich auch heute noch als Minister. Und jetzt gestatten Sie mir noch einige wenige Worte, als Antwort auf die Keschu hi ungin des vorigen Redners. Herr Janvier meint, daß mir im Grunde meines Her⸗ zens das Ungluͤck so vieler Verurtheilten unmoͤglich gleich guͤltig seyn koͤnne. Hüterin hat er vollkommen Recht; aber ich weiß die Gefühle meines Herzens mit den Pflichten meines Gewissens zu vereinigen. Herr Janvier erinnert mich auch noch an eine Zeit, wo ich einen ungluͤcklichen Minister vor dem Pairshofe vertheidlgte. Nie werde ich die Worte, die ich damals zu Gunsten meines Klien⸗ ten sprach, verleugnen; eben weil das Mitgefühl allein mich zur Ver— theidigung jenes Mannes hewogen hatte, eben weil ich, trotz der damaligen Stimmung der Gemuͤther, die Advokaten-Pflicht getreu⸗ lich uͤbte, hat sich zwischen Vertheidiger und Angeklagtem ein Band geknuͤpft, das keine Macht der Welt jemals zerreißen wird, und wenn mir die Geschichte je einen ehrenvollen Platz in dem Annalen parlgmentarischer Debatten anweisen will, so ist es gerade jener, den ich fuͤr mich in Anspruch nehme; er entsprach meinem Herzen, wie meiner Pflicht; nie wird er mir leid werden, wie auch meine Zukunft sich gestalten mag. Meine Gefuͤhle haben sich seitdem nicht geandert, und der schbnste Tag meines Lebens wird derjenige seyn, wo die Erfuͤllung meiner Wuͤnsche in Bezug auf eine Amnestte sich mit den Erfordernissen der offentlichen Ordnung und der Politik wird vereinigen lassen.« Es soll mich freuen, wenn es mir gelungen ist, Sie, m. H., zu uͤberze ugen, daß ich meinen Grundsaͤtzen treu geblieben bin; jedenfalls wird die Kammer mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen daß, wenn mein Geist geirrt, mein Herz sich stets gleich gerlieben üt, und daß ich ihrer Achtung nach wie vor werth bin. Bevor ich diese Rednerbuͤhne verlasse, müß ich noch im Namen der Regierung er klaͤren, daß meine Kollegen und ich in Bezug auf die Amnestie⸗ Frage keiner Herausforderung, keinem 3Zwange, keinem Befehle ge⸗ nuͤgen werden. Wir erklären es mit voller üeberzeugung: Die Par⸗ telen muͤssen erfahren, daß die Koͤnigliche Macht die gesellschaftli⸗ chen Interessen unablaͤssig im Auge hat, und in Anerkennung dessen muß die Kammer, indem sie die eingegangenen Hittscheiften durch die Tagesordnung beseitigt, dem Lande beweistn, daß sie in Bezug auf die Amnestie der Sorge des Koͤnigs unbedingt vertraue.“

Daß die gedachten Bittschriften in der That mit großer

1 Stimmen-Mehrheit durch die Tagesordnung beseitigt wu ist bereits gestern gemeldet worden.

Das Journal des Déäbats ist, gegen alles Erwarten, mit den gestrigen Verhandlungen in der Deputirten-Kammer nicht sehr zufrieden. Es scheint ihm zu mißfallen, daß einer der neuen Minister, Herr Sauzet, das Organ des Kabinets gewesen ist, und daß also das Votum der Kammer zu Gunsten der neuen Verwaltung ausgelegt werden kann. „Warum“, sagt das ge— nannte Blatt, „uͤbernahm es nicht der Conseils-Präsident, Herrn von Sade zu antworten? Warum uͤberließ er diese Sorge sei— nem Kollegen, Herrn Sauzet? Wie groß auch das Talent des Herrn Sauzet seyn mag, so giebt es doch Verlegenheiten der Stellung, die das groͤßte Talent der Welt nicht uͤberwinden kann. Man fuͤhlte in seinen Worten einen gewissen Zwang, etwas Un— sicheres und Peinliches, das auf der Kammer lastete, wie auf

dem Redner. Es war augenscheinlich ein schlechtes De— buͤt fuͤr den neuen Minister. Wir wollen uns der geistreichen Rede des Herrn Janvier nicht als Waffe

gegen ihn bedienen; aber wir koͤnnen nichtsdestoweniger nicht ver— hehlen, daß Herr Sauzet genoͤthigt war, bei dieser wichtigen Frage zu viel von sich seibst, von seinen Wuͤnschen und von den Regungen seines Herzens zu sprechen. Niemand zweifelt daran, daß Herr Sauzet ein gutes Herz hat. Was hat diese seltsame Stellung des Herrn Sauzet zur Folge gehabt? Daß nach seiner Rede dieselbe Ungewißheit uber die Stellung des Ministeriums zur Kammer fortdauerte. Wenn Herr Sauzet von Mäßigung und von Versöoͤhnung spricht, so fragt man sich, ob diese Worte in seinem Munde nicht eine Art von Verdammung der Politik vom 13. Maͤrz und 11. Oktober, einen indirekten Tadel fur die Minister in sich schließen, die den April⸗Prozeß gegen den Willen des Herrn Sauzet eingeleitet und durchgefuͤhrt haben? Wuͤrde es Heren Thiers, der sehr wohl weiß, daß Maͤßigung schon laͤngst ein Grundsatz der Reglerung war, nicht besser ange— standen haben, die Politik vom 13. Maͤrz und 11. Okt. an die Politik des neuen Kabinettes zu knuͤpfen? Wurde nicht ein Wort aus seinem Munde uͤber die Mäßigung und den Muth der fruͤheren Verwaltungen sehr an der rechten Stelle gewesen seyn? Wir sind uͤberzeugt, daß das Ministerium seine Stabili— täts-Berechnungen nicht auf diese Art von Chaos der Meinun— gen gegruͤndet hat; es sucht nicht, aller Welt Hoffnungen zu machen und Niemanden vollkommen zufceiedenzustellen. Es wird indeß endlich einsehen, daß diese zweideutige Stellung nicht laͤn— ger haltbar ist, daß die Angelegenheiten des Landes zu ernst sind, um wie eine Theater⸗Intrigue geleitet zu werden, und daß, wenn heute Jedermann zufrieden ist, morgen Jedermann fuͤrchten wird, daß man ihn zum Besten gehalten habe.“

Der Courrier frangais berichtet, daß Herr Gisquet vor— gestern, in Folge einer Konferenz mit dem Conseils-Praͤsidenten, uͤber hundert Verhafts-Befehle erlassen habe, die sich alle auf die in der Oursine⸗Straße entdeckten Pulver-Vorraͤthe bezogen. Man wolle wissen, daß sich unter den Verhafteten mehrere Ad— vokaten befaͤnden. Die Gazette des Tribunaux versichert, daß der großere Theil der verhafteten Personen aus Studenten bestehe. Dieses Blatt giebt außerdem folgende Details: „Es scheint, daß schon vor einiger Zeit in einem Hause in der Gur— sine⸗Straße eine Pulver⸗Fabrik eingerichtet war. Dorthin be—

1

gaben sich täglich unge Studenten, in Blousen gekleidet, die an der Fabrication des Pulvers Theil nahmen. Bei Ankunft des von dem Praͤfekten abgeordneten Polizei⸗Kommissarius, Hrn. Jon, weigerten die jungen Leute sich, die Thuͤr zu oͤffnen; darauf ließ der Kom— missarins das Haus durch Agenten umstellen und erklärte den Eingeschlossenen, daß er die bewaffnete Macht zu Huͤlfe rufen Man entschloß sich nun, zu oͤffnen, und die Polizei fand eine vollstaͤndig eingerichtete Pulver-Fabrik. Der Eigenthuͤmer des Hauses ist nicht verhaftet worden, wie man irrthuͤmlicherweise gemeldet hatte. Man versichert sogar, daß sich aus der Unter— suchung, die der Polizei⸗Kommissarius an Ort und Stelle ange— stellt, ergeben hat, daß der Eigenthuͤmer bei der Vermiethung seines Hauses nur seine persoͤnlichen Interessen zu Rathe gezo— gen und sich nie um den Gebrauch bekuͤmmert hatte, den die Miether ven seinem Eigenthume machten. Der Polizei⸗Kom— missarius hielt es daher nicht fuͤr gerathen, den Wirth zu verhaften, aber die sechs jungen Leute, die man in der Wohnung gefunden hatte, wurden nach der Polizei⸗Prafektur gebracht. Die Masse des vorgefundenen, bereits fabrizirten Pulvers belief sich auf 150 Pfund. In Folge dieser Entdeckung sind eine große Menge Verhafts⸗Befehle gegen andere Studenten und gegen vier junge Advokaten erlassen worden. Man erzaͤhlt, daß einer der verhaf— teten jungen Leute eine Liste bei sich gehabt habe, worauf die Namen von Personen stehen, die vermuthlich an der Verschwoͤ— rung Theil genommen oder doch darum gewußt haben. In der vergangenen Nacht haben in verschiedenen Stadtvierteln die Po— lizei-Commissaire neue Verhaftungen vorgenommen und viele Waffen mit Beschlag belegt.“

Der (gestern erwaͤhnte) Artikel im Memorial des Py— renées vom Sten d. lautet wortlich folgendermaßen: „Es scheint, daß es dem Insurgenten⸗Chef Cabrera gelungen ist, ein Corps von S00 Mann um sich zu sammeln, mit denen er uͤberall, wo er sich zeigt, Tod und Schrecken verbreitet. Die National⸗Garden aller Staͤdte von Nieder-Aragonien wollen sich konzentriren, um diese wahrhafte Hoͤllen-⸗Bande zu vernichten. Wir haben die Proclamation vor uns liegen, die Cabrera in Bezug auf die Hinrichtung seiner Mutter erlassen hat, welche bekanntlich der General Nogueras auf ausdruͤcklichen Befehl des Generals Mina erschießen ließ. Wir enthalten uns, die Verwuͤn— schungen und das schreckliche Wuth, und Rache-!Geschrei abzudrucken, dem Cabrera in seinem Dekrete Worte leiht;

*

twwerde.

aber man sieht aus den nachstehenden Artikeln, daß er in

Grausamkeit nicht zuruͤckbleiben will, und daß der Krieg einen bisher auch bei den wildesten Afrikanischen Voͤlker⸗Staäͤmmen un— bekannten Charakter der Barbarei annehmen wird. Art. 2. In Folge der gegenwartigen Erklarung sollen kuͤnftig alle Gefangene erschossen werden. Art. 3. Werden unverzuͤglich, als Repressa— lien für die Ermordung meiner ungluͤcklichen Mutter, erschossen: Die Frau des Obersten Don Manuel Fontileras, die Senoras Cinta Tos, Mariana Guardia, Franziska Urquesa; und 39 an— dere unten namhaft gemachte Frauen sollen dasselbe Schicksal erleiden, um fuͤr die Hinrichtung der wuͤrdigsten und besten der Muͤtter zu hüͤßen. Art. 4. Ich werde fortfahren, den Tod jedes Schlachtopfers auf dieselbe Weise und ohne Erbarmen an den 6 . der Chefs zu raäͤchen, die dergleichen Handlungen an— befehlen.“

Großbritanien und Irland,

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz— zung oom 10. März. (Nachtrag.) Herr Divett erhob sich, um das Haus auf das Gesetz uͤber die Licenzen zum Brannt— wein⸗Schank aufmerksam zu machen, in welcher Beziehung er schon am Schluß der vorletzten Session mit einem Antrage her— zorgetreten war, den die Versammlung damals wenig beachtet hatte. In der vorigen Session erneuerte er seine Motion, und der Kanzler der Schatzkammer versprach, die Sache in Erwaäͤ— gung zu ziehen und zuzusehen, ob die Abgabe fuͤr diese Licenzen sich vermindern lasse. „Es wurde“, sagte nun der Redner, „in Folge dessen zwar etwas von dieser Steuer nachgelassen, aber so wenig, daß man allgemein der Meinung war, mein sehr ehren— werther Freund habe sein Wort nicht gehalten. Kuͤrzlich wurde das Schatzamt um eine weitere Reduction ersucht, man erhielt aber zur Antwort, daß es nicht in der Macht der Lords-Kom— missarlen stehe, fuͤr jetzt eine Linderung zu gewähren. Die ganze Reduction, welche der Kanzler der Schatzkammer bewirkt hat, betrug z3, 189 Pfd. und erstreckte sich auf 21, 535 Individuen. Die Viktua— lienhändler sind aber meiner Ansicht nach die am schwersten besteuerte Volksklasse, und die Herabsetzung dieser Auflage warde gewiß den Verbrauch von Branntwein vermehren, also wurde die Staats-Einnahme durch eine solche Maßregel nicht leiden. Die Erhohung der Steuer hat das Schmuggeln sehr vermehrt, und durch die partielle Reduzirung derselben in der vorigen Session hat es noch mehr um sich gegriffen, da die Abhuͤlfe sich nur auf eine sehr geringe Zahl von Personen erstreckte, namlich auf die, welche weniger als 50 Gallonen Branntwein jaͤhrlich in ihren Laden ausschenken. Diese Einschraͤnkung hat dem Betruge Thür und Thor geöffnet, denn die Bersuchung, das Gesetz zu umgehen, ist zu groß, als daß man ihr widerstehen koͤnnte. Ich trage daher darauf an, daß das Haus sich in einen Ausschuß verwandle, um zu eriwaͤgen, ob es nicht angemessen sey, den Theil der 4ten und 5ten Akte Wilhelm's IV. Kap. 75, durch welchen die Abgabe vom Branntwein⸗Schank um 50 pCt. er— hoͤht worden, wieder aufzuheben.“ Herr Ewart unter— stuͤtzte den Antrag. Der Kanzler der Schatzkammer, Herr Spring Rice, ließ sich hierauf folgendermaßen vernehmen“

„Ich 6 daß mein ehrenwerther Freund, das Mitglied fur Exeter (Herr Divett), dem es peinlich gewesen ist, als Freund