1836 / 99 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Artikel wird auch gesagt, daß die große Mehrheit der Bericht⸗ erstatter fuͤr die Zeitungen aus Irlaäͤndischen Papisten bestehe.“ Der Redner schloß mit dem Antrage auf Vorlegung eines Nach⸗ weises über die Zahl der roͤmisch-katholischen Kapellen in Groß- hritanien, nebst Angabe der Zeit ihrer Erbauung, uͤber die Zahl der Mönchs- und Nonnenkloͤster mit Angabe der Zahl der dar— in befindlichen Personen, uͤber die Zahl der Individuen, die sich in jedem der katholischen Kollegien und anderen Unterrichts— Anstalten befinden, mit Unterscheidung derjenigen, die zu dem Jefuiten-Orden gehoͤren, und über die Zahl der Katholiken, welche Großbritanien im Jahre 1799 umfaßte, so wie uͤber de— ren Zunahme bis auf die Gegenwart. Lord Melbourne hatte gegen einige dieser Nachweisungen nichts einzuwenden;

die Reglerung, sagte er, koͤnne die Zahl der katholischen Andachtshäuser und die Zeit, wann der Bau derselben

erlaubt worden, allerdings nachweisen; was aber die Zahl der Katholiken in Großbritanien im Jahre 1799 betreffe, so sey es nicht moͤglich, dieselbe zu exmitteln. Der Herzog von New— castle wollte diese Unmoͤglichkeit nicht zugeben und hoffte, daß sein Antrag genehmigt werden wuͤrde, da der Papismus sich nach jeder Richtung hin ausbreite. „Ich habe,“ bemerkte der Redner, „einen Brief erhalten, worin gesagt ist, daß sich zu St. Leonards und zu Hastings bedeutende katholische Institute be— finden. Daß zu Stohey ein Jesuiten-Institut besteht, ist allge— mein bekannt. Ich habe selbst die Bulle gesehen, vermoͤge de— ren es begruͤndet wurde, und es wird darin als eine Anstalt des Jesujten-Ordens bezeichnet“. Lord Holland hielt das Haus nicht fuͤr berechtigt, nach Jemandes Religion zu forschen; ein solches Beginnen wuͤrde nichts Anderes seyn, als die Uebertragung der päpstlichen Excommunications⸗- und Absolutions-Gewalt auf die protestantische Geistlichkeit Großbritaniens (hoͤrt, hoͤrt!), während die Hauptlehre der protestantischen Religion die sey, daß Nie— mand ein Recht habe, danach zu fragen oder daruͤber zu urthei— len, was fuͤr religioͤse Ansichten ein Anderer habe. (Hort, hoöͤrt!) Der Marquis von Clanricarde meinte, er wuͤrde gegen den Antrag des edlen Herzogs nichts einzuwenden haben, wenn sein Verlangen als eine bloße Wißbegierde betrachtet wuͤrde, aber parlamentarische Gruͤnde fuͤr seine Motion habe derselbe nicht angegeben; er (der Redner) glaube, die Jesuiten seyen schon vom Papste aufgehoben worden, ehe noch der edle Herzog sich um sie gekuͤmmert habe. Der Herzog von New eastle erklaͤrte darauf, daß er, wenn das Haus seinem Antrage nicht beistimme, in den Zeitungen Jedermann, der etwas Naͤheres uͤber die Kloͤster wisse, auffordern wuͤrde, es ihm mitzutheilen. Der Graf von Winchilsea behauptete, der Herzog habe ein Recht, die Vor— legung der verlangten Aufschluͤsse zu fordern, damit man sehen konne, welche Wirkung die katholische Emancipations-Bill ge— habt. (Hort, hoͤrt! Die Motion wurde schließlich bis zu den Worten „nebst Angabe der Zeit ihrer Erbauung,“ hinter denen auf den Antrag Lord Melbourne's noch hinzugefuͤgt wurde: „so weit sich dieselbe ermitteln laßt,“ vom Hause genehmigt, der uͤbrige Theil derselben aber verworfen.

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London, 1. April. Der Graf von Eldon faͤngt allmaͤlig an, von dem heftigen Gicht-Anfall zu genesen, der ihn seit lan— ger Zeit an das Zimmer gefesselt hat.

Herr Warburton hat im Unterhause angezeigt, daß er bei der Wiederaufnahme der Berathungen uͤber die Englische Zehn— ten-Bill auf gaͤnzliche Abschaffung des Zehnten antragen werde; auch will derselbe nächstens einen Antrag gegen die Korn-Ge— setze machen.

In der letzten Versammlung des liberalen Vereins der Stadt Lincoln wurde der Beschluß gefaßt, O'Connell wahrend der Osterferien zu einem oͤffentlichen Diner einzuladen; dieser ehnte aber die Einladung ab und ermahnte den Verein in sei— nem Antwortschreiben zugleich, daß er sich bemuͤhen solle, bei den naͤchsten, wohl nicht mehr fernen Parlamentswahlen dem Herrn Edward Lytton Bulwer einen liberalen Kollegen zu ge— ben, damit alle Neform-Maßregeln von beiden Parlaments-Mit⸗ dliedern Lincoln's unterstuͤtzt wuͤrden, indem er die Ansicht, daß eine Staöbt zwei Mitglieder von entgegengesetzten politischen Gesinnungen haben muͤsse, damit die Interessen beider Parteien vertreten wären, geradezu fuͤr abgeschmackt erklaͤrte. Das an— dere Parlaments⸗-Mitglied fuͤr Lincoln ist jetzt der Oberst Sib— thorp, bekanntlich einer der eifrigsten Tories.

Am Donnerstag kam das Schiff „Jome Brown“ mit einer Theeladung direkt von Canton nach einer merkwuͤrdigen kurzen Fahrt es hatte nur 4 Monate und einen Tag gebraucht en Greenock an.

Die gesetzgebende Versammlung (Unterhaus) der Kolonie „Kanada hat die Steuern nur auf ein halbes Jahr bewil— igt; man erwartete, daß der gesetzgebende Rath (Oberhaus) der Bill in dieser Beschraͤnkung seine Zustimmung versagen werde.

Im Sydney Herald vom 29. Oktober findet sich folgende Anzeige: „Am Montage wurde ein Kind von nicht mehr als drei Fahren in Verwahrsam gebracht, weil es 3 Pfund in einem Hause in Sussex-Street, das eine kurze Zeit seiner Aufsicht üͤberlassen worden war, gestohlen hatte.“ Der John Bull bemerkt hierzu: „Ein Diebstahl von 3 Pfund in einem Alter von 3 Jahren ist ein so merkwuͤrdiges Zeichen von fruͤher Reife, daß wir es kaum fuͤr moglich halten wuͤrden, ware es nicht in Sydney geschehen, wo die Kinder wahrscheinlich gleich zum Ver— hrecherhandwerk auferzogen werden; wenn wir aber zugleich lesen, daß eben diesem fruͤhreifen Kinde die Beaufsichtigung eines Hauses anvertraut worden, so können wir freilich nicht mehr daran zweifeln, daß wir hinter den Aufklaͤrern in jener Welt— gegend weit zuruͤckstehen!“

New-JYorker Blättern zufolge, haben die Kamantsche— Jadianer und mehrere andere Indianer-Staͤmme den Insurgen— ten von Texas den Krieg erklart und wollen Santana's Opera— tionen unterstuͤtzen; ihre Streitkräfte sollen sich auf 10,000 Fuß— gänger und 50060 Reiter belaufen.

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Bruͤssel. 2. April. Der Herzog von Orleans wird am sten d. nach Paris zuruͤckkehren. Dagegen wird die Koͤnigin ver Franzosen am 7ten d. zu Bruͤssel erwartet.

Antwerpen, 2. April. Unsere Handels-Marine hat wie— der einen Verlust erlitten. Das unserm Hafen angehoͤrende London Packet“ ist, wie man sagt, mit Mann und Maus im Hangl. Ua Manche untergegangen; es kam von Liverpool. Eine Englische Brigg, „der Traveller“, fuͤr diesen Hafen bestimmt, soll das nämliche Loos gehabt haben.

D ähh e ma Yk Tope nhagen, 2. April. (Ham b. Korr.) Der Bericht ber Finanz Viskussion ist nunmehr mit Ni 119 der Stände— Zeitung geschsossen. Die umfassenden Verhandlungen uͤber die verschiedenen Propositionen lassen keinen Auszug zu; nur ver—

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dient bemerkt zu werden, daß Algreen-Ussing's Bericht und die Aufschluͤsse des Koͤnigl. Kommꝛiffarlus besonders lesenswerth sind. Dagegen glauben wir, das eigentliche RNesultat der Diskussion der Länge nach aus dem Staͤndeblatte ertheilen zu muͤssen, naͤm⸗ lich der von dem Eigenthuͤmer Tutein im Auftrage der Kom⸗ mission und nach Ruͤcksprache mit deren Referenten, Prokurator Haagen, verfaßte Petitton der Dänischen Stände, die Finanzen und Staats-Schulden Dänemarks betreffend.

Wenn die Stände-Versammlung hiermit allerunterthänigst einen Antrag, den finanziellen Zustand des Staates betreffend, an Ew. Maj. richtet, so geschieht dieses in Hof fnung n nd Zuversicht; mit Hoffunung, denn noch hat Dänemark nicht die Aussicht in eine freudigere Zukunft, mit Rücksicht auf diese wichtige Staats⸗ Angelegenheit verloren, wenn nur bei Zeiten ernsthafte und kräftige Maßregeln ergriffen werden; mit Zuversicht, denn das Däni⸗ sche Volk weiß, daß sein König die billigen Wünsche seiner treuen und ergebenen Unterthanen mit Freuden vernehmen wird, und daß er einen starken Willen besitzt und unverdrossenen Eifer, für das Wohl feines Landes zu wirken. Gegenseitiges Vertrauen zwischen König und Volk ist der festeste Grundpfeiler des Landes; deshalb ward auch die Uebersicht über den Zustand der Stagts-Schulden und Finanzen, welchen Eiv. Maj im verwichenen Jahre gnädigst hahen be⸗ kaunt machen lassen, mit wahrer Dankbarkeit aufgenommen. Wenn die Ver⸗ samũmlung daher Ew. Maj. den aufrichtigsten Dank des Volkes dafür darbringt, daß jene Verbffentlichung des Finanz-Zustandes seinen Wülnschen entgegen kam, hält sie sich zugleich davon überzeugt daß die ernsthaften Betrachtungen, welche dieses Aktenstüch sie auszu— sprechen veranlaßt, nicht als eine Folge unbegründeter Unzufrieden⸗ heit mit dem Bestehenden betrachtet werden wird, sondern vielmehr als der Ausdruck wahrer Vaterlandsliebe und aufrichtiger Untertha⸗ nen-Treur, welche Aeußerungen dadurch hervorgerufen sind, daß der bekannt gemachte Finanz-Etat die finanzielle Verfassung Dänemarks als minder günstig darstellt. Nach diesem Status ruht eine Schul⸗ denlast von ungefähr 130 Millionen auf dem Staate, während er 22 Millionen Äctiva besitzt, die zu einem jährlichen Zinsen-Ertrage von 2 pCt. berechnet sind. Wiewohl diese Staats⸗-Schuld sehr be⸗ deutend ist, würde sie allein doch nicht dit Besorgniß wegen des Zu⸗ standes der Finanzen rechtfertigen können, wenn es nur auf irgend eine Weife wahrscheinlich gemacht wäre, daß der Staat die nöthigen jährlichen Ressourcen besitzt, um seine jährlichen Ausgaben und ent⸗ sprechende Abträge seiner Schuld zu beffreiten; aher weit entfernt, daß der bekanntgemachte Finanz⸗Etat dies vermuthen läßt, weiset er vielmehr nach, daß die stipulirten Abträge der Staatsschuld nur durch Reali⸗ sation der Activa beschafft werden, und daß nichtsdestoweniger eine bedeutende jährliche Unterbalance zwischen den Ausgaben und Ein⸗ nahmen des Staats stattfindet. Im Jahre 1835, welches in keiner Rücksicht als besonders ungünstig für die Staatskfasse dargestellt ist, sind nämlich zwar 96! 000 Rtihlr. S. von den Schulden abbezahlt, aber auf der andern Seite sind als Abtrag von den Königl. Activis zo, 000 Rthlr. ais Einnahme berechnet, so daß also die Verminde⸗ rung der Staatsschuld keinesweges durch die ordinairen Einnah— men des laufenden Jahres bewirkt ist, sondern im Gegen⸗ theil von den aus den Activis erhobenen Abträgen 66,000 Rthlr. verbraucht sind, um die laufenden Ausgaben damit zu decken. Wenn die Staatsschulden mit den Activis bezahlt werden, ist dies nichts als ein im. wobei der Status unverän⸗ dert bleibt. Wenn daher ein solcher Umsatz in jene Uebersicht aufge⸗ nommen ist, so ersieht man daraus nur, daß der Staat im laufenden Jahre im Stande gewesen ist, seine Ausgaben J bestreiten, keines⸗ weges aber, daß er es auch ferner seyn wird. Um zu einer richtigen Ansicht zu gelangen, ist es folglich nothwendig, jene Abträge der Ak⸗ tiva nicht unter die ordinairen Einnahmen aufzunehmen. Denn theils ist es wünschenswerth, diese Aktiva zu bewahren, oder insofern sie reali— sirt werden, sie zu ertraordinairen Abträgen der Staats schuld zu ver⸗ wenden, theils ist es einleuchtend, daß diese Hülfsquelle bald gänzlich erschöpft seyn muß, wenn sie in dem Grade angegriffen wird, wie im Jahre 1835. Die Aktiva sind, wie schon bemerkt, zu 28 Mill. anzu⸗ schlagen, da aber die Zinsen nur 2 pt. dieser Summe ausmachen sollen, so kann man den ziustragenden und realisablen Theil dersel⸗ ben nicht zu mehr als 11 Mill. berechnen. Hierzu kömmt noch, daß der Zinsen-Betraͤg in demselben Grade abnehmen muß, als das Ka⸗ pital⸗Vermögen zu den laufenden Ausgaben verbraucht wird, und follte es daher aüch möglich seyn, mehrere Jahre nacheinandar, so große Abträge der Aktiva zu erhalten, als im Jahre 1835, so würde man doch sehr bald dahin gelangen, daß außer der ganzen Summe welche als Abtrag der Königl. Aktiva für das Jahr 1833 mit 1,039,909 Rthlr. angeführt ist, auch die Summe, welche als Zinsen der Königl. Aktiva zu nni0,009 Rthlr. berechnet ist, aus der jährlichen Einnahme abgehen müssen. Es giebt noch einen Posten, auf den die Ver⸗ sammlung es für ihre Pflicht hält, die Allerhöchste Aufmerksamkeit Ew. Maj. zu lenken, indem nämlich in jedem Akttenstücke zu Uunver⸗ hergefehenen Ausgaben nur 100,000 Rthlr, berechnet sind. Dieser Posten fordert ohne Zweifel bedeutend mehr; denn so wie die Fi⸗ nanzen in den nächstvorhergehenden Jahren auf Veranlassung der befürchteten Cholera, der CEhaussee-Aulage zwischen Kiel und Hamburg, so wie zur Mobilisirung des „Holstein⸗ Lauenbur⸗ gischen Armee- Corps eine bedentend größere Extraordinair⸗ Ausgabe gehabt haben, so kann es kaum in Zweifel gejogen werden, daß ähnliche extraordinaire Ausgaben in jedem Staats- Haushalte bestäudig vorfallen werden; ja jenes Aktenstück selbst deu⸗ tit auf eine solche Ausgabe zu einem Chausseebau zwischen Hamburg und Lübeck für das Jahr isstz hin. Die Stände-Versammlung glaubt daher, diesen Ausgabeposten nicht zu weniger als 300,000 Rthlr. anschlagen zu können, oder zu 200,000 Rthlr. mehr, als für das Jahr 1835 aufgeführt sind. Wenn demnach in Uebereinstim⸗ mung hiermit die Abträge der Aktiva aus dem Einnahme⸗Posten ausgelassen werden und 260,000 Rthlr. für unvorhergesehene Ausga⸗ ben hinjugefügt werden, so ergiebt dies in Verbindung mit der für 1835 angeführten Unter-Bilance ein Resultat von 1,531,009 Rthlrn., als zu welchem Betrage die ordinairen Ausgaben die Einnahmen übersteigen. Zwar sind in jenen Finanz- Etat einige Summen auf⸗ genommen, dse den Finanzen nicht mit Recht zur Last fallen, oder bie in den kommenden Jahren abnehmen oder gänzlich aufhören werden. So ist eine Ausgabe von 10,000 Nthlrn. für die Stände aufgeführt, wiewohl diese Ausgaben nur als Vorschuß von den Fi⸗ nanzen entrichtet werden, und nur, theilweise der Staatskasse zur Last' fallen. Gleichfalls werden die Ausgaben zu Wartegeldern

und Pensionen, so wie die 100,009 Rthlr. zum Christians⸗ burger Schloßbau mit der Zeit theils vermindert werden, theils aufhören; aber, gleichwie es unzweifelhaft ist, daß an—

dere temporaire Abgaben in der Zukunft die gegenwärtigen ablbsen werden, so kann eine Beurtheilung des jetzigen Finanzstatus nicht auf die Verringerung solcher Ausgabeposten Rücksicht nehmen, welche erst nach einer Reihe von Jahren eintreten wird. Dieses gilt auch von den Zahlungen der Finanzen an die Bank; erst, in einer späteren Periode werden die Finanzen die freie Disposition über diese Summe erhalten. Freilich giebt es noch einen Umstand, der dafür zu sprechen scheint, daß die ünter-Bilance künftig vielleicht nicht völlig so groß werden dürfte, als oben angenommen. Es ist nämlich behaup⸗ tet worden, daß die Finanzen nicht kontraktmäßtzig verpflichtet sind, in den folgenden Jahren jährlich !, 000 Rthlr. von den Staatsschulden abzube⸗ zahlen, aber wenn auch künftig ,, . viel von der Staatsschuld be⸗ ahlt werden follte, als im Jahre isz5, so darf man auf der andern Seite auch nicht außer Acht lassen, wie leicht verschiedene Einnahme⸗ Posten durch veränderte Konjunkturen bedeutend verringert werden können; die großen Verluste, welche die ane mehrere Jahre hin⸗ durch dadurch erlitten, daß sie Korn als Bezahlung der Landschätzung annehmen mußten, bietet ein Erempel dar, das noch in frischem An⸗ gedenken ist. Die Versammlung muß daher annehmen, daß, wenn man sich nicht illusorische Begriffe von dem Zustande, der Reichs-Fi⸗ nanzen machen will, und wenn das Gleichgewicht gwischen den Ein⸗ nahmen und Ausgaben hergestellt werden soll, die Berechnung dar⸗ über von der Ansicht ausgehen muß, daß die Differenz zwischen den

ordinairen Einnahmen und Ausgaben der oben angenommenen Sumn sehr nahe kommen wird. ö.

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Koͤthen, 31. März. Se. Durchl. der aͤltest regieren Herzog zu Anhalt haben dem Privat-Docenten an der Unip h sttät' Veklin, praktischen Arzt und Sperateur Dr. Emi Isent die Medaille fuͤr Verdienst und Treue am weiß und . Bande zu verleihen geruht. en

Leipzig, 5. April. Am 2ten d. M. starb hier der a anatomisch-pathologischer Zeichner sehr geachtete Kupferstech J. F. Schröter im äösten Jahre seines Alters. se .

Bei J. Muͤller in Leipzig ist so eben das „Verzeichniß du Buch-, Kunst- und Musikalien-Handlungen im Jahre lz erschienen, welches 1213 solcher Handlungen in und außer Deut land aufführt, worunter freilich auch manche, wie Expedith ö von Zeitschriften c, sind, welche streng genommen, nicht zu eigentlichen Buchhandlungen gehören. Alle stehen durch 3 missionaire mit Leipzig in Verbindung. Sie sind in 338 Etz ten vertheilt; die meisten kommen: auf Augsburg 16, Berlin 3 Breslau 20, Dresden 17, Frankfurt a. Ma 3!, Hamburg z Leipzig 112, Muͤnchen 20, Nurnberg 28, Paris 16, Prag h) Stuttgart 25, Wien 45. 5

Zur Befoͤrderung der Arbeiten bei der Leipzig-Dresden Eisenbahn hat die Regierung neuerlich einige Erleichterunnjn hinsichtlich der Expropriation der Grundstuͤcke eintreten lasfn wonach nunmehr 1) Parzellen, welche durch die Eisenbahn de gestalt von dem Hauptstuͤcke abgeschnitten werden, daß sie dr Eigenthuͤmer nicht mehr benutzen kann, in eben dem Manz von dem Comité erworben werden, wie der zur Eisenbahn sehs erforderliche Boden, und 2) die Expropriation nicht mehr h zur beendigten Regulirung wegen Separation der Grundlisn und bis zur erfolgten Veranstaltung der zur Wahrnehmung de Rechte dritter Interessenten noͤthigen Maßregeln aufgehaltn wird. Das Letztere ist durch eine von der Eisenbahn-Eompg— nie ein fuͤr allemal gestellte Caution von 20,900 Thaler erwih worden.

Kassel, 3. April. Seitdem die Domainen und Forstz der Rothenburgischen Quart zu heimgefallenen Bestandthesh des Kurfuͤrstlichen Haus-Vermoͤgens erklaͤrt worden sind, gith es in Kurhessen außer den Staats-Domainen auch noch Hiß Domainen, die nicht der Staats-Verwaltung angehoͤren, sonden unabhaͤngig ven dieser eine eigene Verwaltung erfordern. Dp her ist eine neue besondere Behoͤrde unter der Benennung Direction der Hof-Domainen (unter Leitung des Sr, Eggena)

onen

kreirt und dem Hofmarschallamte zur Seite gesth worden, zu deren Mitgliedern schon fruͤher der vormalige ln gräfliche Hessen-Rothenburgische Kanzleirath, jetzt Kurhessshe Geheime-Hofrath Lometsch und der Hofrath Kraushagar hen Hofmarschallamte ernannt worden waren, zu denen nachher altz Hr. v. Blumenstein mit dem Wtel eines Ober⸗Forstmeistth der zugleich den Kammerherrn-Schluͤssel erhielt, fuͤr die For Verwaltung in der Quart hinzukam.

Man spricht von Veraͤnderungen, die mehreren Stellen in Ministerium bevorstehen. Als wahrscheinlich wird betrachte daß ein Wechsel im Finanz-Ministerium vorgehen duͤrfte. Du

Kammerherr v. Eschwege, einer der drei Ober⸗Vorsteher de

adeligen Stifter, von dem schon fruͤher einmal in dieser Hip

sicht die Rede war, wird von neuem als Kandidat dazu bezeihs Man glallt,

net. Derselbe wird in diesen Tagen hier erwartet. daß das durch den Abgang des Herrn v. Trott erledigte Min⸗ sterium des Auswaͤrtigen entweder dem bisherigen Finanz ⸗M nister v. Motz, dem dasselbe provisorisch anvertraut ist, oder den Kurhessischen Gesandten am Wiener Hofe, Staatsrath v. Sten ber, uͤbertragen werden wird.

Stuttgart, 1. April. (Nuͤrnb. Korr.) Dem Vernkh men nach wird der Ober-Tribunalsrath von Prieser, bisher hh der Central-Untersuchungs-Kommission in Frankfurt beschaͤftig hierher zuruͤckberufen, und es duͤrfte ihn hier ein wichtiges I ferat erwarten. An seine Stelle zu Frankfurt tritt Ober⸗Justh rath Freiherr von Breitschwert.

Nachdem die bisherigen Versuche, Runkelruͤben-Zucker if uns zu bereiten, nicht ganz gelungen oder wieder aufgegebt worden sind, hat sich jetzt, wie es scheint auf Anregung des lanb wirthschaftlichen Vereins fuͤr den Neckar-Kreis, ein Verein s Bereitung von Zucker aus Runkelruͤben gebildet. Derselbe mith es sich zur Aufgabe, mit der Selbstbereitung des Runkelruͤb Zuckers in den ländlichen Haushaltungen einen, oder, je mij dem es die Zahl der Actien zuläßt, mehrere Versthh an verschiedenen Orten ausfuͤhren zu lassen. DOeffentltz— Blaͤtter hatten in neuerer Zeit die Art, wie einzel Haushaltungen die fuͤr sie erforderliche Quantitaͤt Illkt bereiten koͤnnen, mitgetheilt. Die Actien sind auf 3 Fl. ahh setzt. Der genannte Verein ist wieder ein erfreulicher Beh von der Thätigkeit der landwirthschaftlichen Vereine, inshf dere der Bezirksvereine, welche nach und nach auch in einzehhh Ober⸗Aemtern entstehen. Die Bereitwilligkeit, mit welcher n Bezirks-Beamten sich dieser Sache annehmen, ist eine hcs wohlthaͤtige Folge der uͤberall sich bewaͤhrenden Fuͤrsorge Si, Maj. des Koͤnigs fuͤr die landwirthschaftlichen Interessen. wuͤnschen ist nur, daß nicht bloß die Schultheißen und ration, len Oekonomen, sondern auch die uͤbrigen praktischen Landwir⸗ diesen Vereinen sich anschließen, damit ihr Zweck, gegenseitizh Durchdringen der Wissenschaft und der Erfahrung, der Theo und der Praxis, erreichbar werden moge.

Stuttgart, 3. April. Der Schwaͤbische Merkur elb haͤlt folgende neuere Nachrichten von dem im Orient befindlich Wuͤrttembergischen Reisenden, Herrn Schimper: „Nach ine sechsmonatlichen Aufenthalte am Sinai kehrte der von dem Wut tembergischen naturhistorischen Reise-Verein nach Arabien Aut gesandte Raturforscher W. Schimper, von dem in diesen Blhh tern schon ofter die Rede war, im September v. J nach Su zuruͤck, nachdem er seine reichen naturhistorischen Sammlung! aus dem felsigen Arabien nach Kahirg abgesandt hatte, von!“ sie in sieben Kisten gluͤcklich an den Ort ihrer Bestimmung kommen sind und nun zu Eßlingen, wo die Direktoren n Vereins sich befinden, vertheilt und von hier an die Mitglichn versendet werden. Der reiche Gewinn, den die Wissenschaft von ditsst Reise aͤrndtet, wird vollständig uͤbersehen werden koͤnnen, sobalddi gesammelten Gegenstaͤnde, theils Pflanzen, theils Thiere, amm, lich untersucht Und beschrieben seyn werden, was nach Verl einiger Monate der Fall seyn wird, . sichert werden, daß der Erfolg nicht nur den Erwartungen en sprochen, sondern sie auch uͤbertroffen hat, und daß namen eine betrachtliche Zahl neuer Pflanzen entdeckt worden ist.“« n die Fortsetzung der Reise nach Yemen, wohin sich Schimper Et Suez aus im Oktober v. J. auf dem Rothen Meer eingeschij hat ö. ist gluͤcklich in Diedda angekommen), und von da, . Abyssinien, verspricht noch wichtigere Entdeckungen, da diese lad der noch weit weniger von Europäern bereist und unter sucht sind

Vor der Hand kann vr, n

als das felsige Arabien. Im November hatte er von Djedda aus eine gefaͤhrliche Reise von 5 —6 Tagereisen durch die Wuͤste nach Taifaä, in den hohen Gebirgen des J, unternommen. Er tehrte im Dezember mit reicher naturhistorischer Ausheute nach Dfedda zuruͤck, wobei er. unterwegs von den Arabern ausgepluͤn⸗ Fart, d. h, zwar nicht seiner wissenschaftlichen Schätze, aber sei⸗ nes Proviants beraubt. wurde, so daß er mit seinen Begleitern jnen Tag und eine Nacht ohne Nahrung auf der Reise durch die Wuͤste zubringen mußte. Das Englische Dampfboot. das in Februar auf seiner Fahrt von Bombay nach Suez in Djedda anlegt, durfte inzwischen die neuen Sammlungen des Reisenden sscher nach Suez gebracht haben. Die letzten Nachrichten von den eifrigen Naturforscher sind vom 21. Januar d. J., wo er in Begriff war, einen zweiten Ausflug in das Innere des Hedjas zu wagen. Uebrigens wartet er auf Briefe von dem betannten . Gobat aus Abyssinien, um sich dann dort— u begeben. . Tubingen, 1. April, Vor einiger Zeit hatten wir hier die seltene e i he, der Einweihung eines evangelischen Mis⸗ sonairs. Der zu diesem heiligen Amte Bestimmte war ein unger Theoleg von ausgezeichnetem Talent, welcher in Basel die erste Vorbildung fuͤr seine jetzige Bestimmung erhalten hat. Die Einweihung nahm der ehrwuͤrdige Hr. Steudel, Professor der Theologie, vor. Daß der Eingeweihte in seiner bei dieser Gelegenheit gehaltenen Rede auch sein fruͤheres Leben beruͤhrte, war natuͤrlich; unangenehm jedoch fiel es auf, daß er unter dem Diabolischen, in das er fruͤher verstrickt gewesen sey, und dem er nun abgesagt habe, auch das Studium der klassischen Literatur aufzählte. Dieser junge M ssionair hat sich vorerst nach England begeben, um dort vollends seine Vorbereitungs— udien zu beendigen. Sein Bestimmungsort ist Ostindien. Speyer, 3. April. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß sich der Wohlstand der Bewohner des Rheinkreises in den etzten Jahren bedeutend gehoben hat. Auch die Bevoͤlkerung tt, jedoch in weit geringerem Maße als fruͤher, gestiegen. Das letzt kann nun, bei den haͤusig stattfindenden Auswanderungen, nicht Wunder nehmen, dagegen sind die Auswanderungen selbst ünter diesen Verhaͤltnissen einigermaßen auffallend. Eine andere beachtenswerthe Erscheinung ist sodann das Steigen der Guͤter— preise seit einigen Jahren, waͤhrend eine ungewoͤhnlich große Masse Felder durch die Auswanderer veraͤußert wurde. Dies war aber offenbar Folge der reichen Erträgnisse, welche das Jahr 18345 gewährte. Gegenwärtig, wo noch enorme Quantitäten von Weinen unabgesetzt bei den Producenten lagern, wo das Ge— fraide und der Taback nur zu verhaͤltnißmaͤßig geringen Preisen erkauft werden koͤnnen, beginnen die Guͤter bereits wieder im Werthe zu sinken, und zwar, nach den lokalen Verhaͤltnissen, 4 und da mehr oder minder, jedenfalls aber in verschiedenen BHemeinden ziemlich merklich. Wie dem nun aber auch sey hie Auswanderungen, fast sämmtlich nach Amerika, beginnen der— malen weit . zu werden, als sie jemals waren. Im RFreis-Intelligenzblatte wurden solche Auswanderungen amtlich lusgeschrieben: im Monate Januar 61, Februar 189, Maͤrz vba, zusammen 554, was, da es sich häufig von ganzen Fami— lien handelt, mindestens auf eine Zahl von 25690 Koͤpfen duͤrfte sshließen lassen. Frankfurt a. M., 5. April. Heute Vormittag Farb ein Mitglied des hiesigen Senats, Herr Schoͤff und Se— gtor Zeitmann, im Gösten Jahre seines Alters. Die e ist fortwaͤhrend äußerst lebhaft, Und nur durch das an—

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Mess galten sehr schlechte Wetter im Kleinhandel etwas gehemmt. Der Lederhandel, der sich ganz von hier weggezogen hatte, ist n diese Messe wieder von ansehnlicher Bedeutung und wird bald seine fruͤhere Höhe erreichen. Im Ganzen hoͤrt man wohl das Urtheil faͤllen, daß die Messe (gleich der ersten Leipziger nach dem Zollauschluß) den großen Erwartungen der Verkaͤufer, ie ungeheure Vorraͤthe zu Markt gebracht hatten, keinesweges intsprochen hat. Man verspricht sich aber von der naͤchsten Herbstmesse ein weit glaͤnzenderes Resultat. Die bei der Ver— lun Contirung, Versendung, und so weiter zu beobachten— en Formalitäten sollen hier bisher noch nicht so vereinfacht seyn, als zu Leipzig. Aber auch hierin wird man nach und nach mehr in Uebung kommen, und wohl auch dem Interesse . Handelsstandes in einigen Beziehungen etwas nachgeben konnen. j

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Lemberg, 28. Maͤrz. Seit dem letzten Drittel des Fe— hruar erfreuen wir uns eines äußerst milden und warmen Wet— ters. Es ist ein Fruͤhling, wie wir ihn seit vielen Jahren nicht gehabt haben und ein Ersatz fuͤr den anhaltenden und schneerei— hen Winter, welcher am 9. November anfing und mit dem . Februar sein Ende erreichte. Die Vegetation ist weit ] butgerüͤckt, die Bruchweide (welche bei uns zuerst gruͤn wird) Und die Birke entwickeln ihr Laub; nachdem in der Nacht des 2isten d M. ein warmer Gewitterregen gefallen war. Waͤhrend in der Regel die Fruͤhkirsche bei uns erst in den letzten Tagen des April, oder in den ersten des Mai ihre Bluͤthen entfaltet een dies Jahr, wenn keine ploͤtzliche Aenderung eintritt, zu 4 ern die Obstbaume in voller Blüthe prangen. Die Winter— ö. . versprechen eine reiche Aerndte. ;

en 6 969 . d. hier abgehaltenen Wochenmarkt wur⸗ i 2 tůck Ochsen, das Stuͤck zu 72 830 Fl. W. W. (20 E86 22 Rthlr.) verkauft.

kö, ö Im grohen Rathe des Kantons Schwyz ist beschlossen wor— . [e . Bern das Bedauern auszudrucken, daß man . . Bevoͤlkerung des Jura dasjenige, was ihr erstes Hen-Hberhaupt verdammt habe, mit Waffengewalt aufdringen

ghelshe Religion soll auch saͤmmtlichen katholischen Standen heilung geinacht werden.

. NJ ö. . Maͤrz. Die Liste der fuͤnf Kandidaten fuͤr Ia nn des Praͤsidenten der Prokuradoren-Kammer, aus wel— n Die Königin Herrn Gonzalez ausgewaͤhlt hat, bestand aus Inden Namen: Antonio Gonzalez, Arguelles, Ferrer, Ortez l: und. Isturitz Die Revista und Espanol drucken 9 n, . Hintansetzung des Herrn Isturitz aus, lum in nntlich * raͤsident der vorigen Kammer war und auch , Praͤsidenten der jetzigen war erwaͤhlt wor— n ,, laͤßt das letztere Blatt auch den Grund— hen. n gehn des Herrn Gonzalez Gerechtigkeit wider— on Geit? . ja betrachtet die Bevorzugung des Letzteren ö en der Kammer als einen entschiedenen Sieg fuͤr die ö daß die Kammer, indem sie Herrn Isturitz atz auf der Kandidaten Liste anwies, was einer

Jus fschlineß ; Ausschließung desselben gleichkomme, dein Publikum

volle, Von dieser Beschlußnahme und den Besorgnissen um die

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die Meinung habe benehmen wollen, als setze sie ihr Vertrauen auf den Mann, von dem es allgemein hieß, daß er Herrn Men—⸗ dizabal von der Praͤsidentschaft des Conseils verdraͤngen wolle. Die Herren Anis, Huelves, Carasco und Buriel sind zu Secretairen der Prokuradoren-Kammer ernannt worden. . Abeja enthaͤlt eine Petitisn des Oberst Don Manuel Fontiveras an die Köoͤnigin, worin derselbe Ihrer Majestaͤt klagt, daß seine junge Gattin auf Befehl Cabrera's zur Rache fuͤr die Toͤdtung seiner Mutter erschossen worden. Der Bittsteller fuͤgt hinzu, daß auf diese Weise schon 30 schuldlose Frauen von jenem wilden Parteigaͤnger hingeopfert seyen. Sesora Fontiveras lebte zuruͤckgezogen in der Stadt Chilva, wurde aber von einigen schlechten Menschen verrathen und ihrem Henker in Ketten nber liefert. Der Oberst fordert die Koͤnigin auf, diese den Spani— schen Namen schaͤndenden Grausamkeiten zu rächen. .

Tine in der Leipziger Zeitung befindliche Mittheilung aus Smyrna vom 135. Maͤrz besagt unter Anderem Folgendes: „Wenn unsere Nachrichten aus Athen bis zum gten O. zuver— laͤssig sind ), war dort Alles in großer Bestuͤrzung. Die In— surgenten sollten bis Vrachori vorgedrungen seyn und ganz Akarnanien uͤberschwemmt haben. Mehrere Dorfer, welche Widerstand geleistet hatten, wurden von ihnen zerstoͤrt. Am 28. Februar ist bei Stilida ein Bayerisches Detaschement zer⸗ streut und der Befehlshaber desselben getoͤdtet worden. Koͤnig

Otto hat in Folge dieser Ereignisse einen vom 28. Fe— bruar datirten Aufruf an die Griechische Phalanx und an die Nation erlassen, worin Nicolaus Jerva, Demo

Tzelio und Malama, Häupter dieser Rebellen, als Mitglie— der der Phalanx in die Acht erklaͤrt werden; die uͤbrigen Z. irrten sollen Verzeihung des Vergangenen erhalten. Alle No— marchen und Civil-Beamten in den dortigen Graͤnz-Bezirken sind abgesetzt; endlich hat Se. Majestaͤt eine Ordonnanz erlas⸗— sen, nach welcher 2009 Palikaren zur Unterdruͤckung der Re— bellen aufgerufen wurden. Diese nationale Maßregel hatte all— gemeim Enthusiasmus erregt, und bereits zogen am 6ten, un— ter Anfuͤhrung des berühmten Grivas, 150 Palikaren von Athen aus, um sich nach Agrapha zu begeben, in dessen Naͤhe Ba— taillone, aus 699 Mann bestehend, sich vereinigen werden. Oberst Vasso folgte ihm am 7ten init 2900 Mann nach Con— douva und wird gegen Zeituny manoͤvriren. Alle zu Sr. Ma— jestaͤt gerufene Palikaren versprachen, Gut und Blut fuͤr ihren Fönig hinzugeben. Der berühmte Tzavellas zog am Sten nach Akarnanien ab, und nahm den Tzangos mit 2090 Mann mit sich, so daß sein Corps 666 Mann betragen wird. Oberst Ma— mouri ist endlich aus Salona mit 400 Palikaren aufgebrochen, um vereint zur Herstellung der Ruhe mitzuwirken. Es laͤßt sich nicht leugnen, daß nach allen Berichten großer Enthusias— mus herrscht, allein der Preis, der fuͤr die Unterdruͤckung dieser Unruhen gefordert wird, ist kein anderer als das Traumbild einer ephemeren Constitution, fuͤr welche das Volt nicht reif ist. Es ist daher mehr als wahrscheinlich, daß diese Ereignisse laͤngst

vorbereitet warden, denn alle Briefe der Opposition sag— ten es seit Monaten voraus, und es scheint, daß ge— taͤuschte Hoffnung seit der Anwesenheit des Koͤnigs Luͤd—

wig von Bayern die Fuͤhrer veranlaßte, schon jetzt loszuschlagen. Eine gänzliche Veraͤnderung im Ministerium war in Folge dieser Krisis unvermeidlich, aber alles schreit bereits nach Koletti. Der Eifer, mit dem sich die Palikaren zum Dienst meldeten, zeigt mehr als Alles, daß sie geheimen Veslhnn gehorchen. Das neue Ministerium hat indeß bis heute die Stimmen fuͤr sich: Rizzo ist beliebt, eben so Drosso Mansola und vorzuͤglich Condo— stavlos als Finanz-Minister, der neue Kriegs-⸗Minister war noch nicht ernannt. Nikolaus Skouffos ist Staatsrath geworden. Die neuen Minister gehören mehr der Partei der Bewegung an, und man schmeichelt sich bereits mit der Hoffnung, daß ihr erster Schritt die Entfernung aller Bayerschen Militairs aus Griechenland seyn werde. Der Umstand, daß das neue Ministerium sich ganz der sogenannten National-Parrei in die Arme warf, und den Auf— stand durch Griechenland allein zu unterdrücken bemuͤht ist, giebt dieser Hoffnung viele Wahrscheinlichkeit. Der Konig Ludwig hat auf mehreren Inseln Nachgrabungen zur Entdeckung von Alterthuͤmern veranstaltet. Am hten befand er sich noch in Milo, und erhielt dort die erste Nachricht von dem Vorruͤcken der In— surgenten nach Vrgchorie, so wie einen Brief seines erlauchten Sohnes mit der Bitte, seinen Aufenthalt um einige Wochen zu verlaͤngern. Der neue Franzoͤsische Minister hatte seine Audienz beim Koͤnige Otto gehabt, und war von Sr. Majestaͤt mit der groͤßten Aufmerksamkeit empfangen worden. Sein Vor— gaͤnger, Herr Rouen, hat das Großkreuz des Erloͤsers erhalten. Die uͤnterhandlungen mit den Londoner Banquiers zur Er— richtung einer National-Bank waren wieder aufgenommen worden.

k Die großen Plaäͤne von Mehmed Ali auf den Besitz von Arabien (so liest man in einem Schreiben aus London in der Allgemeinen Zeitung) haben bis jetzt wenig Fruͤchte ge— bracht. Nach zwei Feldzuͤgen an der Kuͤste, in welchen Ibrahim Pascha (ein Neffe des Pascha) Mokka, Hodeida und Loheia un⸗ ter Aegyptische Herrschaft brachte, setzte er sich im Sommer letz— ten Jahres mit drei Regimentern gegen das Innere in Marsch. Die Befehle von Mehmed Ali waren, daß er sich Sanna's und der Kaffee-Distrikte bemächtigen solle. Ibrahim benutzte die ge— wohnliche Politik der Aegyptier, einige Arabische Stämme zu er— laufen, und sich so Transportmittel, leichte Truppen und einen Zugang ins Innere zu verschaffen. Er erkaufte den Beitritt des Stamines der Beni Zilan, welche sich mit seinem Lager vereinigten, und ihn mehrere Monate lang auf seinem langsamen Zug ins Innere begleiteten. Aber sey es, daß sie von Anfang an auf. Verrath dachten, oder daß die anderen Staͤmme ihnen ihren Ab— fall vorwarfen, und sie wieder auf ihre Seite brachten, kurz sie ließen in einer finstern Nacht ein betraͤchtliches Corps feindlicher Beduinen bis in die Mitte des Aegyptischen Lagers dringen, ver— einigten sich mit ihnen, und uͤberfielen die schlafenden Truppen von Ibrahim. Sie drangen in die Zelte, zerstreuten die Aegypti— schen Regimenter, pluͤnderten das Lager und verfolgten unter großem Blutbade die Fliehenden. Ibrahim kam von wenigen Reitern begleitet in Dschidda an, seine Artillerie von 30 Kano⸗ nen, seine Munition und Gepaͤck waren verloren, und der groͤßte Theil seines urspruͤnglich aus 10,9090 Mann bestehenden Corps getoͤdtet. Er soll seinem Oheim geschrieben haben, daß er nicht dazu bestimmt scheine, Arabien zu erobern, und so scheint es al— lerdings. Man hat diese Nachrichten in Kahira moͤglichst geheim gehalten, aber der Zustand von Syrien und der Mangel an Re— kruten erlaubt dem Pascha nicht, einen neuen Feldzug in Arabien zu unternehmen; er begnuͤgt sich fuͤr jetzt mit den Punkten der Seekuͤste, die er besetzt hält, und die Imame von Sanna und

) Was nicht immer der Fall ist. (Aum. d. Leip. Ztg.)

Maskat koͤnnen noch einige Jahre ruhig schlafen. Diese Nach— richten kamen durch die Offiziere der Englischen Station im Rothen Meere, und sind daher schon etwas alt, scheinen aber zuverlaͤssig zu seyn.

. Berichtigung. Im gestrigen Blatte der St. 3. S. 404, Sp. 2, Z. 44 v. u. lies „zerspringen“ st. „verbrennen“.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

, , ö Es ist cin tröstlicher Gedanke, daß die Wissenschaften in dem Maaß, als sie wahrhaft fortschreiten, auch an Einfachheit, ja gera— dezu an Popularität gewinnen. Die Resultate der erakten Wissen— schaften haben von jeher jeden Gebildeten angezogen, nur die Art, wie sie erworben wurden, blieb in den Händen der Männer des Fachs. Je mehr nun aber die Mütel und Methoden sich selbst ver einfachen, läßt sich auch von diesen eine allgemeinere Recheuschaft e, Die Naturwisenschaften haben die Welt umgestaltet und sie zaben es nur mit Hülfe der Mathematik vermocht. Daß letztere nach ihren beiden Haupttheilen, der Analysis und Geometrie, in neue— ster Zeit gleich bedeutende Fortschritte gemacht, kann für jene nicht ohne Folgen bleiben; daß aber hierbei Gelehrte unseres Vaterlandes betheiligt sind, veranlaßt uns, an diesem Ort einen kurzen Ueber blick der Richtung zu geben, in der die neuesten Erweiterungen der Mathematik gemacht sind. ; 2 Die; Analysis, in ihrer gegenwärtigen Gestalt, besteht aus einer Reihe höchst scharfsinniger Methoden, das Quantitative an sinnli— Hen Wahrnehmungen oder sinnlichen Abstractionen zu ermessen. Da sich aber fast bei jeder sinnlichen Erscheinung das Dualitative derselben in mehrere quantitative Bestimmungen auflösen läßt, so werden der Analysis auch Untersuchungen Über, Dualität zugäng— lich. Sie bedarf dazu gewisser Fundamental-Sätze, die sie aus der Physik der Erscheinungen zu nehmen hat. Mit wenigen dieser Sätze erreicht sie es oft, das Maß einer Fülle von Phänome— nen zu bestimmen und durch glückliche Combinationen ueue vor herzusagen, wogegen ihr eine ganze Reihe anderer für immer ver— schlossen bleiben würde, wenn sie nicht abermals Entdeckungen des Physikers zu weiteren Untersuchungen benutzte. In einem ihn lichen Verhältnisse zur Analysis, wie die Natur-Wissenschaften, steht auch die Geometrie, obgleich gewöhnlich beide als unzertrennliche Theile der Mathematik betrachtet werden. Bedeutende Analytiker brauchen aber nicht zugleich auch große Geometer zu seyn, und um— gekehrt. Fast in jedem Lande sinden sich jetzt Männer, die durch ihre analvytischen Keuntnisse die Geometrie zu fördern suchen, und andere, die in diese Wissenschaft selbst durch geometrische Speculation ein— dringen. Wir möchten die Letztern fast physikalische Geometer nen— nen. TDiesen Namen zu rechtfertigen, braucht nur bemerkt zu wer— den, daß in der Geometrie ein wirkliches Experimentiren stattfinden kann, was ganz denselben Werth und Sinn hat, wie Experimente in der Physik. Es ist z. B. möglich, ohne andere Hülfsmittei, als Lineal und Zirkel, die wichtigsten Eigenschaften der Kegelschnitte zu entdecken, wie vielen Geometern bekannt seyn wird. f

Unter den Deutschen Mathematikern hat Herr Professor Plücker?) sein Talent hauptsächlich der Ausbildung anglytischer Methoden zur Lösung geometrischer Probleme zugewandt. In seinen früheren Ar— beiten verfolgte er mit feinem mathematischen Sinne die Spuren Französischer Analytiker von Bedeutung, seine neuesten Leistungen zeigen ihn aber auf einer Höhe, auf der er allein dazustehen scheint. Die ältere analvtische Geometrie setzte zur Lösung eines Problems verschie— dene Gleichungen an, und das Endgeschäft bestand dann gewöhnlich in einer sehr mühseligen Elimination; die neuere Analvse wußte oft diese Operation zu vermeiden und gerade darin lag das Ueberraschende ihrer Schlußweise. Aus Plücker's Entwickelungen sind nun diese Eliminationen ganz verschwunden, ja man kann sagen, es ist fast über— haupt keine Rechnung mehr darin zu finden. Die analytische Geo— metrie beschäftigt sich nicht mit absoluten Größen-Bestimmnngen, sie berechnet nicht Körper- und Flächenräume oder die Länge von Kurvenbögen; sie hat nur Form-Bestimmungen zu ihrem Inhalte. Dadurch ist die Möglichkeit bedingt, daß Plücker jetzt fast in blo— ßen Anschauen der Form der Gleichung die Eigenschaften des unter— suchten Raumgebildes erkennt. Es ist dies ein Schauen, von dem man schon die Ahnung aussprechen darf, daß es zu einer Klarheit gelangen wird, für die das in Zeichen geschriebene Wort und die Sache eins ist. Die höchste Kraft der Mathematik ruht darin, daß sich Operationszeichen wie Größen behandeln und der Rechnung un— terwerfen lassen, daß sich lebendige Begriffe dem strengen Gesetze die— ser Gebieterin beugen; diese wunderbare Erscheinung hat die Analv⸗ sis zur Wissenschaft gemacht und ihren Weg bestimmt. Auch WBlücker benützt diese Macht des Calenls, indem er nicht mehr ausschließlich mit einfachen Coordinaten, sondern oft sehr glücklich mit linearen Functionen derselben operirt. Durch diese Mittel ist es ihm gelun gen, eine wahrhaft wissenschaftliche Untersuchung der Kurven dritter Ordnung zu liefern, eine Arbeit, der die jetzige Geometrie, als solche, nicht gewachsen seyn würde. Es ist erfreulich, Analytiker zu sehen, die ihre Schritte in andere Gegenden richten und nicht mehr mit der gewohnten Ausführlichkeit bei den Kegelschnitten verweilen, die nun schon ganz das Eigenthum der Geometrie geworden sind, denn das Juteresse des Analytikers am einzelnen geometrischen Resultate ist ein falsches, da sein hauptsächlichster Zweck die Ausbildung einer Methode ist und seine geometrischen Leistungen daher dem eigentli chen Geometer doch nur wie die Ausführung einzelner Kunststücke erscheinen. Und ju der That, um in die Geheimnisse der Geometrie einzudringen, müssen wir von der schon gewonnenen analytischen Höhe herabsteigen und die geometrische Form vor nus entstehen se— hen, ja ihre Bildung fast mit fühlendem Ange verfolgen, kurz, wir müssen physikalische Geometer werden.

Neuerdings ist erst recht klar geworden, daß es über die gebräuch— lichen Methoden hinaus noch eine ganz andere gleichsam intuitive Euntwickelungsart giebt, welche unmittelbar den innern organischen Zusammenhang der Sätze unter einander schaut und darlegt. Dieser Geist hat der neueren Geometrie Charakter und Schwung gegeben, und hier hat von allen jetzt lebenden Geometern Professor Stei ner das weiteste Gebiet erobert. Man findet in seinen geistreichen Leistungen nichts mehr von eigentlicher Methode, weder die analy tische noch die sunthetische, aber er führt uns fast unmittelbar zur Wahrheit hin. Er nennt sein Werk eine sostematische Entwicklung der Abhängigkeit geometrischer Gestalten von einander, und in der That, so weit als dieses Werk gediehen ist, nur so weit ist die Geometrie zur Wissenschaft erhoben, denn daß die Analysis dies nicht für sich allein vermag, ist gewiß, und daß die älteren Bearbeitungen der Geometrie noch kein Sostem begründen, wird denen einleuchten, die das Wesen desselben nicht darin suchen, daß man bei einer Reihe von Sätzen die späteren nicht versteht, wenn man die früheren nicht gelesen hat; darauf aber reduzirt sich doch wohl so ziemlich die gepriesene Wissenschaftlichkeit der meisten ma— thematischen Disziplinen. In dem Werke des Herrn Steiner scheint gleichsam der Gedanke bei der Schöpfung der ersten und einfach— sten Raumgebilde, die in der Natur die tiefste Bedeutung hahen, belauscht zu seyn Er ist bei jeder einzelnen seiner Operationen fest⸗ gehalten; das, was dem gewöhnlichen Verstande ineinanderfließt, ist hier in seine Elemente gesondert und nach der Sonderung sind diese Theile wieder zu einem lebendigen Ganzen verbunden, und unr beide Thätigkeiten zusammen begründen das Wesen einer Wissenschaft. Die Analvsis ist zwar an vielen Stellen diesen Produchonen weit vorausgeeilt und noch eröffnen sich keine Aussichten, wie die Gee— metrie als solche zu denselben Resultaten gelangen könnte; doch diese Resultate für sich allein begründen noch keine Wissenschaft, die a mälig ihr Gebiet erweitern und früher oder später diese einzelner Besitzungen ihrem großen Reiche einverleiben wird.

). System der analytischen Geometrie von Dr. Julius Plücker. Berlin iszs.

Duncker und Humblot. 4.

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