1836 / 121 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

n.

ö.

ahl von Zuschauern eingefunden hatte. In dem rster Um den von der Stadt Chantilly ausgesetzten Preis von 1269 Fre, siegte der „Humbug“ des Baron Lecouteulr. in den drei ubrigen Rennen siegten ausschließlich die Pferde Fes Lord Seymour. Besonders zeichnete sich seine beruͤhmte „Niß Annette“ wieder aus, die ihrem Besitzer vorgestern uber ko, Fr. eingebracht haben soll. Heute, am Sonntag, durfte halb Paris nach Chantilly auswandern, da das schoͤnste Wetter die Lustbarkeit beguͤnstigt. 2 Verninhac-St. Maur hat auf Tassation des gegen ihn er⸗ lassenen Urtheils angetragen. Nur die Bitten und Vorstellun⸗ konnten ihn dazu bewegen, da er entschlos⸗

unt, zu tragen, ohne irgend ein weiteres Rechtsmittel zu er— fen.“ Man glaubt übrigens, daß der Konig aus Ruͤcksicht fuͤr

Die Instruction in Betreff des von dem Schauspieler De⸗— 1 scheint endtgt zu seyn. on t heute im Justiz-⸗Palaste versicherte, in seinem Berichte an die Raths ⸗Kammer darauf angetragen haben, den Angeklagten vorlaufig in Freiheit zu setzen. gnie de tional-Garde, bei welcher Debureau steht, hat ein Gesuch zu seinen Gunsten unterzeichnet und dem betreffenden Gerichtshof als ein Zeugniß fuͤr Bebureau's bisherigen muster haften Lebens—⸗ wandel eingesandt.

Der Tonstitutionnel meldet, daß der Kommandant von Senilhes morgen Paris verlassen werde, um eine Mission bei em General Eordova auszuführen, die ihm die Franzoͤsische zegierung anvertraut hahe. .

Man will wissen, daß der Betrag des bei dem Bischofe ven Leon vorgefundenen Geldes sich auf drei und eine halbe Million Fr. belaufe. . .

Die Gazette des Tribunaux theilt nachstehendes Schrei⸗ en aus Poitiers vom 24. April mit; „Seit mehr als vier— ehn Tagen bewacht ein Polizei⸗Kommissarius bestaͤndig das hie⸗ ge Posthaus, mit dem besonderen Auftrage, alle Passe der Recisenden, die den Weg nach Spanien einschlagen, genau zu

d 59

3 28

ö

. 2

*

untersuchen. Am vorigen Sonntag wurden zwei Personen, die mit Extrapost ankamen, angehalten und in einem Gasthofe der

;

Stadt unter polizeiliche Aufsicht gestellt, dabei aber mit allen den Ruͤcksichten behandelt, die eine hohe Geburt und ein hoher Rang erfordern. Die bald darauf aus Paris eingegangene Nachricht ron der Verhaftung des Bischofs von Leon in der Umgegend on Bordeaunr täuschte die hiefige Polizei in ihrer Vermuthung, daß der genannte Geistliche sich in ihren Haͤnden befinde. Einem allgemein verbreiteten Gerüchte zufolge, dem man aber wenig Glauben schenkt, waͤre der juͤngste jener beiden Fremden der Sohn des Don Carlos. Wenn auch ihr Name bis zu dieser Stunde noch ein Geheimniß zu seyn scheint, so kann man über

ihre Eigenschaft als Agentn des Don Carlos nicht den min—

desten Zweifel hegen. Man hat bei ihnen bedeutende Summen n Gold und SGechseln gefunden. Heute Morgen hat der an— gebliche Sohn des Don Tarlos mit seinem Reise-Gefaͤhrten in einem Wagen, der von Gendarmen eskortirt wurde, den Weg nach Bordeaux eingesehlagen.“ . Von her Spanhischen Graͤnze fehlt es heute gaͤnzlich an neueren Nachrichten. Großbritanien und Irland. Parlaments-Verhandlungen, Oberhaus. Siz— zung vom 22. April. Nachdem auf den Antrag des Mar— zuis von Clanricarde beschlossen worden war, eine Bot⸗ schaft an das Unterhaus zu richten und dasselbe um Mittheilung des letzten Berichts der zur Untersuchung des Zustandes der Ir— sandischen Armen niedergesetzten Kom nission zu ersuchen, erhob sich der Marquis von Londonderry und sagte: „Ich muß zw., Herrlichkeiten einige Augenblicke um Ihre Nachsicht hitten, wel ich mich genoͤthigt sehe, ein paar Bemerkungen uͤber einen fast von allen Zeitungen der Hauptstadt mitgetheilten Brief des Hberst-Lieutenant Evans zu machen, der auch Brigade; General oder Feldmarschall genannt wird, oder was er sonst fuͤr einen Rang in Dienst der Koͤnigin von Spanien einnehmen mag. In diesem Briefe wird meiner mit Namen erwähnt, sonst wurde sch ihn gar nicht beachtet haben, denn er ist voll von Behaup— ungen und Aufstellungen in Bezug auf den wahrscheinlichen Erfolg des Spanischen Kampfes, die das eigentliche Sach ⸗Ver⸗ hasensß eben so wenig klar machen, als alle fruͤhere Angaben ßieser Art. Es wird in dem Briefe von mir gesagt, ich haͤtte in diesem Hause Dinge geäußert, zu denen ich gar keinen Grund gehabt. Nun ist es aber nicht meine Art, mich gegen meine ilitairischen Bruͤder so zu benehmen, und ich würde mich schämen, wenn ich einer Behauptung hinsichtlich ihrer faͤhig wäre, zu der ich nicht guten Grund haͤtte.“ Der Marquis verlas hun die auf ihn bezuͤgliche Stelle aus dem besagten Schreiben (man vergl. den Art. Spanien im gestr. Bl. der éäc, Ztg.) und sagte dann, Ihre Herrlichkeiten wurden sich er⸗ unern, daß er am 12. Februar im Oberhause wirklich erzaͤhlt, wie ein Trupp von Soldaten der Britischen Legion auf seinem Rckzuge auf Vittorla nach dem Treffen vom 16. Januar in trunkenem Zustande mehrere Karlistischen Soldaten auf barba— rische Weise umgebracht haͤtte. „Diese Nachricht!, fuhr der Tord fort, „befand sich in einem aus St. Jean de Luz vom 31. Januar datirten Schreiben, welches die Gazette de France vom 5H. Februar mittheilte. Am 8. Februar wiederholten die me ssten Londoner Blaͤtter denselben Bericht, und am 12ten er— wähnte ich des Umstandes in diesem Hause. An jenem Tage kam mir ein Brief von einem Individuum zu, welches mit den Spani— schen Angelegenheiten sehr genau bekannt war, und von dem ich schon oͤfters wichtige Aufschluͤsse über die Lage der Dinge in Spanien erhalten hatte. Ich ssnete diesen Brief und fand darin dieselben Angaben wie in der Franzoͤsischen Zeitung. Ich will auch nicht den geringsten Anstand nehmen, diesen Brief Ihren Herrlichkeiten vorzulegen, um Ihnen zu zeigen, worauf. ich meine Aussagen gestuͤtzt habe, wenn der edle Viscount dage— gen bereit ist, die Depesche vorzulegen, welche ich neulich ver— langte, um zu sehen, ob die Elliotsche Convention heilsame Fol— gen gehabt hat.“ Da Lord Melbourne nicht im Hause anwe⸗ send war, so konnte uͤber den Vorschlag des Marquis keine ge—⸗ genseltige Verstäͤndigung stattfinden, und die Sache hatte bei der von Letzterem abgegebenen Erklärung ihr Bewenden. Am Schluß der Sitzung beantragte noch der Graf von Winchilsea die Vorlegung eines Verzeichnisses der fuͤr das laufende Jahr in Irland zu Ober-Sheriffs empfohlenen Individuen. unterhauz. Sitzung vom 22. April. Herr Divett brachte mehrere Resolutlonen gegen das jetzige Verfahren bei Ehescheidungen in Antrag, deren wesentlicher Inhalt dahin ging, daß der Gebrauch, in solchen Sachen an der Barre des Unter— hauseg in Zeugen⸗-Verhsr anzustellen, eine ganz ungenügende

5 . 496

gerichtliche Untersuchungsweise sey und abgeschafft werden muͤsse, daß es eine Bevorzugüng der Reichen und eine Beschraͤnkung der Armen sey, wenn Ehescheidungen nicht aaders zugelassen wurden, als auf ein Gesuch an das Parlament und vermittelst einer Parlaments-Akte, weil dies sehr große Kosten verursache, und daß es keine andere Abhuͤlfe fuͤr diesen Uebelstand gebe, als die Ehescheidungen vor die gewoͤhnlichen Gerichtshoͤfe des Lan⸗ des zu bringen. Der Antragsteller machte noch besonders auf das oͤffentliche Aergerniß aufmerksam, welches durch das bisherige Verfahren bei Ehescheidungen gegeben werde. Er wolle, sagte er, nicht so weit gehen, zu behaupten, daß Ehe— scheidungen ünerhaupt nicht erlaubt werden sollten, aber er glaube, daß in den meisten Faͤllen die Parteien, die sich deshalb an das Parlament wendeten, nicht mit reinen Haͤnden hierher kamen, sondern daß meist grobe Betruͤgereien dabei vorfielen, und daß oft der schuldigste Theil am besten dabei fahre, waͤh rend der unschuldigere der Zuͤchtigung und Entehrung unterwor— fen werde; er setze, fuͤgte er hinzu, das groͤßte Vertrauen auf die Tugend der Englischen Frauen und glaube, daß in der Mehrzahl der vor das Parlament gebrachten Ehescheidungssa— chen die Schuld auf Seiten der Männer sey. Da aber Herr Dwiwett seinen Antrag als Amendement zu einer besonderen, dem Hause gerade vorliegenden Ehescheidungs-Bill stellte,

. 911 m, bedenken, ob er nicht besser thun würde, dieser Sache noch ihren Lauf zu lassen, da die Parteien noch nicht auf eine solche

Veränderung in der Gesetzgebung hatten vorbereitet seyn koͤnnen und sich daher unnuͤtze Kosten gemacht haben wuͤrden; lieber solle er seine Resolutionen spaͤter als einen allgemeinen Vor⸗ schlag, ohne Bezug auf einen bestimmten Fall, wieder zur Sprache bringen Ehört, hoͤrt!); am besten aber wuͤrde es seyn, wenn er sie erst fuͤr die naͤchste Session anzeige, damit die jetzt schwebenden Ehescheidungs-Bills in ihrem Fortgange nicht be⸗ hindert wuͤrden. Herr Divett ließ sich durch diese Bemerkungen bewegen, seine Resolutionen zuruͤckzunehmen, so daß das Haus sich in den Ausschuß uͤber eine ihm vorliegende Ehescheidungs— Bill verwandeln konnte. Lord John Russell setzte sodann die weitere Diskussion der Englischen Zehnten-Bill bis zum 2. Mai aus, bei welcher Gelegenheit Sir R. wel erklärte, er wolle dem edlen Lord jede moͤgliche Gelegen— heit zur Vervollkommnung seinen Bill verstatten, nur hoffe er, daß, wenn das Haus etwa der Meinung seyn sollte, die erzwun— gene Umwandlung des Zehnten konne nicht durchgefuhrt werden, die Zehnten-Bill nicht auf unbestimmte Zeit verschoben werden wurde. „Im Ausschusse“, sagte der Baronet, „wilt ich der Bill kein Hinderniß entgegensetzen; sobald sie aber aus dem Aus— schusse heraus ist, werde ich eine Gelegenheit ergreifen, die An⸗ sicht des Hauses über die vorgeschlagene Anordnung zu erm tteln. Sollte daun das Haus der Meinung seyn, daß die Anordnung nicht befriedigend sey, so werde ich meine Bill zur freiwilligen Umwandlung des Zehnten einbringen und die Ernennung von Kommissarien vorschlagen, welche die Ausfuͤhrung des freiwilli— gen Umtauschs beaufsichtigen und daruͤber Bericht erstatten sollen, damit das Haus in den Stand gesetzt wird, zu ent— scheiden, wann mit Rücksicht auf die eigenthuͤmlichen Ver— hältnisse der verschiedenen Theile des Landes endlich zu Zwang geschritten werden koͤnne.“ (Hort! Auf eine Frage des Herrn Williams gab Lord J. Rufsell zu verstehen, daß die Stadt London schwerlich noch in dieser Session eine Munizipal⸗Resorm zu erwarten habe. Sir R. Peel bemerkte demnaächst, daß es wohl gut seyn möchte, wenn Lord Morpeth sagen wollte, ob die Irländische Zehnten-Bill, die derselbe am Montage einzubringen gedenke, ein Appropriations-Prinzip oder irgend einen anderen

Grundsatz, wogegen Widerspruch zu erwarten sey , ent⸗ halten würde. Lord Morpeth erwiederte, die Resolu⸗

tion, die er vorzuschlagen beabsichtige, werde folgend erma⸗ ßen lauten: „Daß der Zehnten in Irland in eine den Grund— eigenthuͤmern aufzulegende Grundrente verwandelt und daß au— erden noch weitere Maßregeln zur besseren Regulirung der kirchlichen Gebuͤhren und Einkünfte getroffen werden sollten.“ Bei einer solchen Abfassung der Resolution meinte Sir R. Peel, es sey kein streitiges Prinzip darin aufgenommen, worauf Lord FJ. Russelk erklärte, man habe sich auch bemuͤht, dieselbe so abzufassen, daß gegen ihren Inhalt nichts eingewendet werden könne. Es fand sodann eine kurze Debatte uͤber die Londoner Polizei statt, wobei Sir R. Peel den Nutzen dieser Polizei im Allgemeinen und namentlich den Eifer und die Thaͤtigkeit ihrer bei— den Ober-⸗Kommissarien sehr ruͤhmte. Nachdem noch Hr. Hume den General-Prokurator gefragt hatte, ob Hoffnung vorhanden ware, die Bill wegen Verhaftung der Schuldner noch in dieser Ses— sion durchgehen zu sehen, worauf Sir J. Campbell erwie— derte, diese Bill befinde sich jetzt in den Händen des Lord-Kanz— lers, schritt das Haus endlich zur Fortsehung der Debatten uͤber die Hardysche Motion in Betreff des Benehmens von O Lon—

nell bei der Wahl des Herrn Raphael in der Graf— schaft Carlov, womit es bis nach 3 Uhr Morgens zu— brachte. Der wesentliche Inhalt des am Abend vorher von

Lord' J. Russell vorgeschlagenen Amendements, uͤber welches heute hauptsächlich debattirt wurde, war, daß das Haus erklaren solle: die Sache, worauf der Antrag des Herrn Hardy sich beziehe, lasse sich füͤglich in zwei Theile scheiden, namlich

in die Unterhandlung zwischen Raphael und O Connell wegen eines Parlamentssitzes für Ersteren, und in die Verwendung der von diesem angeblich Herrn O'Connell zugestellten Geldsumme; nun scheine es aber dem Hause unnoͤthig, sich auf eine ausfuͤhr— liche Erörterung des von der Kommission, die früher von dem— selben zur Untersuchung dieser Angelegenheit ernannt worden, ange— stellten Zeugen⸗Verhöͤrs einzulassen, und es glaube seine Auf⸗ merksanskest nur auf die Hauptpunkte richten zu müssen; der ganze Ton und Inhalt des ain 1. Juni 1835 von O Con⸗ nell' an Raphacl gerichteten Schreibens, worin 26066 Pfund fuͤr die Erwählung des Letzteren zum Repraͤsen⸗ tanten der Brafschaft Carlow ausbedungen worden, habe aller— dings starken Verdacht erwecken und zu ernster Nuͤge Anlaß ge— ben koͤnnen, aber aus einer genauen Untersuchung der Sache sey hervorgegangen, daß früher schon Unterredungen und Mitthellun⸗ gen zwischen Raphael, Vigors und anderen mit der Grafschaft Carlow in Verbindung stehenden Personen stattgefunden hätten, und daß O Eonnell ber dieser Gelegenheit nur auf Raphael's ausdrückli⸗ chen Wunsch gehandelt und bloß die Mittelsperson zwischen Ra— phael, Vigors und dem politischen Klub von Carlow gewesen; das Geld fey zwar auf Rechnung O Connell's an dessen Ban— quiers in London gezahlt, von ihm aber augenblicklich, so wie

Herr Vigors es verlangt habe, an diesen ausgehaͤn⸗ digt worden, so daß in pecunigirer Hinsicht kein Vor— würf auf H'Connell hafte; endlich sey dies Geld auch

von Herrn Vigors und unter seiner Leitung von anderen mit der Grafschaft Carlow in Verbindung stehenden Personen zu Ausgahen verwendet worden, die man gesetzlich oder doch so un—

vernöeihlich nennen koͤnne, daß das Haus keinen Grund sehe,

3 ..

ihre Gesetzmäßigkeit in Frage zu stellen, und der Ueberschuz sey in der Vertheidigung der Wahl der Herren Raphael und V; gors vor der am 28. Juli 1835 zur Untersuchung derselben er. nannten Kommission daraufgegangen. Der Erste, der am heutl, gen Abend das Wort nahm, war der ehemalige Gene; ral⸗ Prokurator Sir F. Pollock, der von Seiten der Opposition in der zur üntersuchung dieser Sache fri her niedergesetzten Komm'ssion das Zeugen“ Verhoͤr gelei. tet hatte, waͤhrend andererseits der Serjeant Wilde die Leitung des Verhoͤrs fuͤr die ministerielle Partei, also fuͤr O Con- nell, fährte. Sir F. Pollock sagte, er wuͤrde sich aller Theil. nahme an dieser Diskussion enthalten haben, wenn nicht sein Kollege, Herr Wilde, es suͤr angemessen gehalten haͤtte, seinen „Klienten“, wie dersfelbe Herrn O'CLonnell genannt habe, vn dem Hause zu vertheidigen. Er erklaͤrte nun, daß Herr Ra— phael vor der Kommission keine Aufschluͤsse uber den vielbesprochenen

Handel habe geben wollen, und daß derselhe es zuch seinem Abvokaten verboten habe, etwas auszusagen; er (Sir F. Pollock) wisse daher von der ganzen Sache nicht mehr, als was er aus Herrn Har, dy's Rede habe entnehmen koͤnnen, und doch haͤtten Mitglt, der jener Kommission ihn aufgefordert, mit „bestimmten Ve, schuldigungen“ hervorzutreten, so daß es fast scheine, als ob se eine Sache der bloßen legislativen Untersuchung gern zu einer Anklage umstempeln moͤchten. Was den Umstand anbetreffe, da O'Connell sich als Zeuge gestellt habe, und daß er (Sir F. Pol— lock) dennoch keine Frage an ihn gerichtet, so sey es gegen alen Rechts-Gebrauch, die angeklagte Partei zu verhoͤren, und eg , immer ein Vorurtheil gegen eine Sache, die ganz af Aussagen beruhe, die man dieser Partei abgefragt habe. Abe man solle sich nicht taͤuschen lassen; Allem, was sich in den Zeh gen-Aussagen gegen O'Connell befinde, haͤtte dieser wider prechen koͤnnen, wenn er gewollt; er habe dies aber nicht gethan; et sey von dem Anerbleten der Baronet-Würde und allen Neben umständen in den Zeugen-Aussagen die Rede gewesen, und doch habe O'Connell weder vor der Kommission noch in seiner Rede in diesem Hause den diesfälligen Angaben widersprochen. Waz endlich die Beschaffenheit des ganzen Handels anbelange, so sy es erwiesen, daß eine ausdruͤckliche Uebereinkunft mit Hinsich auf den Kauf und Verkauf eines Parlaments-Sitzes abgeschlos⸗ sen worden, wonach 1009 Pfd. für die bloße Ernennung zum Kandidaten, wie viel oder wie wenig dieselbe auch kosten moge, und andere 1660 Pfd. nach erfolgter Wahl, es moͤchte eine Pe tition dagegen eingehen oder nicht, gezahlt werden sollten; ein solcher Handel aber sey eine groͤbliche Verletzung der Privile

767 vorgẽkommenen Fall, wo die Corporation von Oxford sich erbo— ten hatte, die beiden Parlamentssitze fuͤr diese Stadt um 400) Pfund zu verkaufen; das Anerbieten war abgelehnt und die Sache vor das Unterhaus gebracht worden, welches den Mayor und Andere, von denen das Anerbieten ausgegangen war, nach Newgate ins Gefängniß geschickt hatte; zwischen beiden Faͤllen fand der Redner keinen aäderen Unterschied, als die Art der Ver. wendung des Geldes, welches in Oxford fuͤr die Corporation und in Carlow zur Bezahlung des Grundzinses fuͤr die Wah. ler bestimmt war. „Wenn Ihr fuͤr uns stimmt“, habe der Earlower Wahl-Klub gesagt, „so wollen wir den Pachtzins, den Ihr Eurem Gutsherrn schuldig seyd, fur Euch bezahlen. wo Nicht, so muͤßt Ihr ihn selbst entrichten.“ Der Sen. seant Wilde hatte gemeint, wenn döese Art von „Schutz“ den Wählern verweigert werden solle, dann wolle er sich fuͤr die geheime Abstimmung erklaren. „Mag es lieber zur geheimen Abstinnung kommen“, entgegnete Sir F. Pollock darguf, „wegn es keine andere Alternative giebt, denn der geheime Nutzen oder Schaden der Kugelwahl mochte immer noch unendlich besser seyn, als eine so offenbare Unbilligkeit, die der gelehrte Ser— jeant Schutz zu nennen beliebt. Wenn das Haus dies Ver— fahren gutheißt, so gestehe ich, daß ich nicht einsehe, was int. kuͤnftige Kandidaten, die 290 oder 3450 Pfd. hesitzen, abhal⸗ ten soll, sich Waͤhlerschaften, die sie dafuͤr zu wählen Lust haben, in den Zeitungen anzutragen, oder umgekehrt, was Waͤhler schaften, die gerade Geld brauchen, verhindern. soll, die vo ihnen zu vergebenden Parlamentssitze öffentlich feilzubieten · Der Redner kam dann noch einmal auf die Baronetwürde zu. rück, die O'Connell Herrn Raphael angeboten haben soll, um sagte: „Der edle Lord (J. Russell) hat gestern von diesem Umstande mit einer Miene des Triumphs und der Selbstgefal ligkeit gesprochen, die ihm, ich muß es gerade heraus sagen, sehr schlecht ansteht. Hat Herr QConnell die Baronetwurde Herrn Raphael etwa von dem Ministerium gefordert, und ist si ihm abgeschlagen worden? Wo nicht, so ist die Thatsache, daß die Baronetwürde an Herrn Raphael nicht verlieheh wordel, kein Beweis dafuͤr, daß die Regierung nicht unter dem Einfluß oder Unter der Sklaverei O' EConnells steht.“ Sir. F. Po lock schloß seine Rede mit der Erklarung, daß, wem das reforinirte Unterhaus das in diesem Falle begangent Vergehen nicht ruͤge, wie unresormirte Häͤuser es in ähnliche Fallen gethan, allen möglichen Bestechungen bei den Wahlen Thor und Thür geoͤffnet werden wuͤrde. Auch Sir R. Peel sprach sich noch sehr energisch gegen das von Lord Russell vet geschlagene Amendement aus, aber nichtsdestoweniger wurde die ses Muletzt mit 243 gegen 169, also mit einer Majoritaͤt von 71 Stimmen angenommen und dagegen ein Zusatz, den Lon Stanley noch zu den Russellschen Resolutionen beantragte, um wonach wenigstens die Uebereinkunft in Bezug auf die Verwelf ! dung des nach Bestreitung der Wahlkosten von der Summe, die Herr Raphael gezahlt hatte, gebliebenen Ueberschusses, zl Zwecken des liberalen Carlower Wahl⸗-Klutzs, als ein gefahrliche Mißbrauch gerügt werden sollte, mit 238 gegen 16tz Stimmen verworfen. h

6. des Hauses. Sir F. Pollock erinnerte hier an inen im Jahr!

London, 23. April. Ihre Majestäten sind gestern Nach.

mittag wieder nach Windsor zuruͤckgekehrt. Herr William Hooker, Königlicher Professor der Botanl an der Universitaͤt Glasgow, ist zum Ritter ernannt worden. Vorgestern Abend wurde ein glänzender Ball nebst Soupe in der prachtvoll eingerichteten und, fürstlich moͤblirten Gol schmidtshalle gegeben. Die Gesellschaft kestaud aus mehr alt 160 Personen aus den vornehmsten und achtbarsten Klasseh ohne Ruͤcksicht auf Partei⸗Meinungen. Da fand sich Viscoun Melbourne den Herzogen von Wellington und Neweastle gegeh äber, Lord J. Nussell neben dem Marquis von Londonderry und der Graf von Winchilseg dicht neben der massiven Gestalt de⸗ Herrn Joseph Hume. Der Lord-Mayor machte die Honneurs Séät dem Befehi zur Vermehrung der Zahl der- Britische Matrosen fur die Flotte ist es schwer, Matrosen für Kauffahl

teischiffe anzuschaffen. Zwei Schiffe der Ostindischen Compagnie, J

.

„Thames“ und „Inglis,, wurden mehrere Tage, da es ihnen an Matrosen fehlte, in Gravesend zurückgehalten.

Es hieß gestern allgemein in der Cit, Herr James Wood,

der reichs Banguier in Gloucester, sey gestorben und habe sei

von groͤßter Wichtigkeit.

3 gungen der

Vermoͤgen zum Belauf von 1, Son, 000 Pfund in vier Theilen hinterlassen, den einen fur den Alderman Wood, zwei andere Theile an zwei seiner Somnnis und den übrig bleibenden Theil an seinen Advokaten, der hier in London mit dem Testamente des Verstorbenen eingetroffen ist; ö.

Aus den in Bom bay publizirten amtlichen Angaben geht ervor, daß sich der Handel gener Stadt seit den letzten Jahren sehr vergrößert hat. Der zLusfuhrhandel hatte sich seit 1813 beinahe verdoppelt. Im Jahre 1813 belief er sich auf 2901. 65. zz Rupien, im Jahre 1826 auf 27. 2. 457, und im Jahre 35 auf zöt. 73. A953 Rupien. Die Ausfuhr von Vaumwolle nach Ching helie sich im Jahre 1315 auf den Werth von 36. 22. 580, im Jahre 182 von 65. 05. 418, und im Jahre 1835 von 57. 47. 418 Rupien. Die Baumwollen⸗Ausfuhr nach England betrug im Jahre 1815: 95. 235 Rupien, im Jahre ss35z: 38. 79. 5337, und 13835: 68. 18. 3510 Rupien. Der Werth der Ausfuhr von Opium uach Ching war im Jahre 1826: . 57. 788 und im Jahre 1833: 125. 29. 5338 Nupien; nach England im Jahre 1825: 48. 357 und im Jahre 1835: 86. 178 e Die gegenwärtige Baumwollen-Aerndte wurde auf

*

Rupien. 2. ö ) 1 g 1481 360 300,060 Ballen und die Opium-Aerndte auf 20,909 Kisten geschaht.

Den Jam aika-SZeitungen vom 13. Maͤrz zufolge, ver— hielt sich die Negerbevs (kerung ruhig, arbeitete aber nicht regel⸗ mäßig. Die Aussichten auf die Aerndte werden in mancher Rucksicht als ungünstig dargestellt, doch sind solche Angaben in der Regel verdächtig urd auf Steigerung der Preise berechnet. Lord Sligo, der Gouverneur, schien immer mehr an Populari⸗ fät zu verlieren. Ein gewisser Herr Martin, ein Pflanzer, war wegen einer gegen eine weibliche Sklavin begangenen Grau— samkeit angeklagt und von einer Jury von Pflanzern schuldig befunden worden. Die Jamaika⸗-Zeitungen halten dies fuͤr einen Beweis des festen Entschlusses der Pflanzer, den Grausamkei— ten gegen die Neger ein Ende zu machen.

Berichte aus Brasilien melden, daß die Streitigkeiten in Rio Grande abgemacht waren, und daß die republikanische Partei den neuen Präsidenten anerkannt hatte. Commodore Taylor, der Befehlshaber der Brasilianischen Flotte vor Para, war abgesetzt worden und sein Nachfolger aus Rio-Janeiro be— reits abgegangen, um den Befehl zu ubernehmen.

Laut Brtefen aus Lima ist es sehr wahrscheinlich, daß der Krieg nach Bolwien verlegt werden wird, ohne daß jedoch der Repüblik Peru daraus die Hoffnung erwüchse, von dem Kriege und der Anarchie, deren Schauplatz sie schon so lange gewesen, haldigst befreit zu werden. Es geht nämlich aus diesen Nach⸗ richten hervor, daß Santa-Cruz, der Praͤsident von Bolivien, der mit seiner Armee ungefaͤhr 3) Leguas von Lima stand, ge— noͤthigt seyn wurde, sogleich nach Bolivien zuruͤckzukehren, in—

dem der usurpatorische Praͤsident Salaberry den küͤh— nen Streich gemacht hatte, den groͤßten Theil seiner

Truppen plotzlich einzuschiffen, in Islay zu landen und rasch auf die Hauptstadt Bolipiens zu marschiren, welche ihm leicht in die Hände fallen muß, da der Präsident Santa-Cruz beinahe alle Truppen der Republik mit sich genommen hat und mitten im Winter nicht weniger als 30 Leguas von Bolivien entfernt ist. Die unverzuͤgliche Rückkehr des Santa⸗Cruz schien unumgänglich nothwendig, aber selbst seine baldige Ruͤckkehr durfte zu spät seyn, uin ahnliche Plünderungen und Erpressun— gen zu verhindern, als deren sich Salaberrh in Lima schuldig gemacht hat, wo er doch nicht einmal durch die Behauptung, daß es eine feindliche Hauptstadt sey, sich zu entschuldigen vermochte. In Lima war noch Alles in dem traurigsten Zustande; dieser vormals so reiche Markt war ohne allen Handel, ohne Geld, von aller Communication mit dem Innern abgeschnitten und durch räuberische Bergböewohner belaͤstigt.

1 2. Aus dem Haag, 25. April. Die Koͤnigl. Familie ist ge— stern um 3 Uhr Nachmittags von Amsterdam zuruͤck in der hie— sigen Residenz wieder angekommen.

Die Hannoversche Zeitung schreibt aus Amster— dam vom 29. April: „Der Erfolg der in diesen Tagen statt— gefundenen Verhandlungen beweist abermals das vollkommene Vertrauen unserer Generalstaaten zur Regierung. Er enthaͤlt die tressendste Widerlegung der Geruͤchte über die Meinungs— Verschiedenheit, Uneinigkeit und Mißtrauen zwischen Regierung und Generalstaaten, die man mit schadenfroher Erwartung auszustreuen süchte. Der Gegenstand der Verhandlungen war Der Staat der vereinigten Nieder— lande opferte früher seine Schätze zum Besten seiner uͤberseeischen Besitzungen; jetzt, wo diese Kolonieen bluͤhen, war daher der Zeitpunkt zur Annahme einer festen Grundlage zur Wieder— verguͤtung eingetreten. Jetzt konnten die Kolonieen den treuen Niederlandischen Provinzen Huͤlfe gewaͤhren und auf diese Weise sich einer alten Schuld entledigen. Die Berathschla— ungen Generalstaaten bewiesen eben so klar die Villigkeit der hierzu vorgeschlagenen Maßregeln, als die Moͤglichkeit ihrer Ausführung. Sie bestehen in der „Uebertra— gung eines ansehnlichen Theils der National-Schuld „auf die Kolonieen?, unter Buüͤrgschaft des Mutterlandes für die Bezah— lung der Renten. Auf diese Weise tragen die Kolonieen ohne großen Druck, was sie wirklich schuldig waren. Das Band, welches Tolonieen und Mutterland wechselseitig umschlingt, wird so sester geknüpft, und letzteres erhalt dadurch Hulfsmit⸗ tel, um mit festem Müuthe den dann doch nicht ausbleiben köon— nenden Augenblick zu erwarten, wo das gute Recht siegen und ., belohnt werden wird. Die Ueberzeugung von der llligkeit der Vorschläge und das Vertrauen einer zweckmaͤßi⸗ gen Verwendung der daraus entspringenden Huͤlfsmittel war denn auch so allgemein, daß diefe Voörschläͤge mit einer uͤber— großen Mehrheit angenommen wurden. Weniger einstim— . . man. uber die Festsetzug nes mehrjährigen . D* Regie dung, wollte, sich den Vorschriften des . . i glich t naͤhernd, das Budget der gewdt n⸗ ten schlen d en für. ö Jahre entwerfen; den Gener alstaa— * , n. schiekliche Zeit hierzu noch, nicht gekommen, und 1 ö n, über die Annahme der die Kolo— ten sie ö dachten, eben so einstimmig glaub⸗ 5 , . nicht auf langere Zeit, als dies auch in an— dan] i nn esten Staaten geschieht, aunehmen zu koöͤnnen, nisse zu , thunlich bleibe, den Stand der Verhaͤlt⸗ woöhnlsched en esichtigen⸗ ö Dies wird denn auch auf die ge⸗ 6 . in der Herbst-Sitzung der Fall seyn, und Nie— 1833 ga kan nf das zurncksehen will, was in dieser Hinsicht seit . . wird nur einen Augenblick daran zweifeln, daß haltn i ,,, jährlich das zugelt chen wird, was die Ver— piel daydh e, und daß unsen Land stets ein ehrenvolles Bei— kenne,. nr ll efern wird, was Liebe zur Ordnung und wechsel, rauen zwischen Fürst und Volk zu leisten vermo gen.“

497 J

Brussel, 25. April. Dem Vernehmen nach werden der König und die Koͤnigin, die am 2. Mai nach Antwerpen reisen, dort drei Tage verweilen.

Der General Goblet ist nach Tournay (Doornik) abgereist, wo sein juͤngster Sohn gefaͤhrlich erkrankt ist.

Der Cassationshof wird in diesen Tagen uͤber die Frage zu entscheiden haben, ob die in Belgien ansaͤssigen Hollander auch der allgemeinen Pflicht, in die Buͤrger-Garde einzutreten, unter den jetzigen Umständen zu genuͤgen haben. Die Hollän— der behaupten nämlich, daß, so lange der Frieden zwischen Bel— gien und Holland nicht zu Stande gekommen, sie durch ihren Eintritt in die Buͤrgergarde in die Kategorie derjenigen fallen wurden, die gegen ihr Vaterland die Waffen ergreifen und nach dem Code Napoleon ihr Leben verwirken. Wegen der bevorstehenden Feierlichkeiten bei Eröffnung der Eisenbahn treffen bereirs täglich Fremde, unter denen sich be— sonders viele Englander befinden, in Antwerpen ein.

Auf der Eisenbahn von Bruͤssel bis Antwerpen wird der erste Platz Lin einer Berline) 3! * Fr. und der letzte (in einem Wagon) J Fr. 20 Cent. kosten.

ö h we n 3 Stockholm, 22. April, Hiesige Zeitungen berichten fortwährend von der bevorstehenden Ausruͤstung von Seeschiffen, verbinden jedoch damit die ganz ungegruͤndeten Nachrichten von der bereits erfolgten Ankunft von 15 Englischen Kriegsschiffen im Kattegat, von dem Auslaufen eines eben so großen Russischen Geschwaders aus Kronstadt Uu. dgl. m. Deshalb duͤrfte denn auch wohl die erste Notiz fuͤr durchaus unzuverlaͤssig zu hal— ten seyn.

ö 8 2 Kopenhagen, 22. April. Zur Feier der dreih undertjäh— rigen Einfuͤhrung der Reformation in Daͤnemark ist, einer Koͤnigl. Verordnung vom I0sten v. M. zufolge, ein Jubelfest auf den 30., 31. Oktober und 1. November d. J. angeordnet worden. ; Gestern starb hier einer unserer thätigsten Mitbuͤrger, der Buchhaͤndler Friedrich Brummer, im Tästen Jahre seines Alters. Am Mittwoch Nachmittag ist hier ein Holläͤndisches Dampf— boot vorbeipassirt, welches seinen Lauf suͤdwärts nahm.

J

Hannover, 27. April. Die Koͤnigl. General-Direction der indirekten Abgaben und Zoͤlle hat bekannt gemacht, daß in Folge einer zwischen der Koͤnigl. Hannoverschen und Herzogl. Braunschweigschen Regierung getroffenen Uebereinkunft die Na— tural-Gefaͤlle an Getraide und Huͤlsenfrüchten, welche Einwoh— ner, Corporationen, Stiftungen ꝛc. im Steuer⸗-Vereins⸗Gebiete vom Auslande zu beziehen haben, vom 109. Mai d. J. an uͤber die Granz-Steuer-Linie, bei Befolgung angemessener Kontrolle— Vorschriften, frei von der Eingangs-Abgabe werden eingelassen werden.

ö

Die Times enthalt in nachstehendem Schreiben aus San— tander vom 13. April das Nähere in Bezug auf die Weg— nahme von Lequeitio: „Heute Morgen traf die ziemlich uner— wartete Nachricht hier ein, daß die kleine Kuͤstenstadt Lequeitio, nach einem etwa zweistundigen sehr schwachen Widerstande, von Seiten der fast 76 Mann sstarken Garnison am gestrigen Tage den Karlisten uͤbergeben worden sey. Die mit sieben eisernen und fuͤnf metallenen Kanonen versehenen Festungswerke der Stadt waren stark genug, um die Belagerer viel langer abzuhalten, als die Garnison gethan hat. Daß es nicht geschah, wird dadurch noch auffallender, daß fruͤh um sieben Uhr an dem Tage der Uebergabe das Spanische Dampfboot „Isabella II.“ in den Hafen einlief und der Capitain desselben, Kommodore Henry, den Gouverneur benachrichtigte, daß er, im Falle er von den Karlisten im Laufe des Tages angegriffen werden sollte, Alles aufbieten möchte, um sich einige Stunden zu halten, da um fuͤnf Uhr Abends das andere Regierungs-Dampfovot „Reyna Gobernadora“ mit einer Verstärkung von 760 Mann aus Bil— bao ankommen werde. Um 5 Uhr erschien auch wirklich das genannte Dampfboot mit der Verstaͤrkung am Bord auf der Hoͤhe des Hafens, erhielt jedoch durch einige Boͤte von der Kuͤste die Nachricht, daß die Huͤlfe zu spaͤt komme, indem die Gar— nison vor einigen Stunden die Stadt übergeben habe. Man— gel an Festigkeit oder Rechtlichkeit von Seiten des Gouverneurs, der an Tapferkeit und Treue Seitens der Garnison hat den Karlisten eine Stadt an der Kuͤste überliefert, ihre Artillerie um zwoͤlf Kanonen vermehrt und ihnen eine beträchtliche Menge Munition, so wie 7060 Flinten der gefangenen Garnison ver— schafft. Das geringe Vertrauen, welches nach diesem und fruͤheren Beispielen in die Gouverneure und Garnisonen der Staͤdte an der Kuͤste zu setzen ist, hat sowohl den Englischen als den Spanischen Behoͤrden hierselbst die Nothwendigkeit ge— zeigt, die Englische Regierung um eine großere Zahl Britischer Krlegsschisse und Seesoldaten zu ersuchen, um diejenigen Orte, deren sich die Karlisten schon bemaͤchtigt haben, ihnen wieder entreißen und die an der Kuͤste von den Truppen der Koͤnigin noch besetzten Punkte unterstuͤtzen zu koͤnnen. In dieser Be— ziehung wird, wie ich hoͤre, eine Bepesche an Lord Palmerston abgesandt werden, worin dargethan wird, wie dringend noͤthig es sey, sogleich noch 1500 Seesoldaten, drei Kriegsschiffe und zwei Dampsodte nach der Spanischen Kuͤste zu senden. Diese Depesche soll von dem Britischen Regierungs⸗Dampfboot „Phoenix“ uͤberbracht werden. (Jenes Dampfooot war bekanntlich am 22sten bereits in England eingetroffen. Wird diese Forderung bewilligt, so duͤrfte die Kuͤstenlinie von hier bis zur Muͤndung der Bidassoa bald der Schauplatz wichtiger Ereignisse werden. Die erste Division der Britischen Huͤlfs-Legion wird in eini— gen Tagen hier erwartet. Das Dampfboot „James Watt“ ist heute Morgen mit 506,090 Patronen und einer großen Quan— titaͤt Pulver Und Kugeln von hier nach Bilbao und Santander abgegangen. Die letzten Briefe aus Bilbao bringen die wich— tige Nachricht, daß der Capitain Lapidge, vom Britischen Schiffe „Ringdove“, den von Lord John Hay gegebenen Befehl, auf die Karlisten zu feuern, sobald sie in den Bereich der Kanonen kamen, bei folgender Gelegenheit genau ausgeführt hat: Ein Spani— sches Regiment wurde auf dem Marsche von Portugalette nach Bilbao, langs dem Flusse hin, plotzlich von einer großen Zahl Karlisten, die im Hinterhalt gelegen hatten, angegriffen und zuruͤckgedraͤngt; als aber die „Ringdove“ ein wohlgerichtetes Feuer auf die Karlisten eroͤffnete, nahmen dieselben Reißaus. In Folge dieses thaäͤtigen Einschreitens der Britischen Seemacht stiegen die Spanischen Papiere in Bilbao beträchtlich, und einige Spekulanten reisten eigens deshalb nach Madrid, um hiervon Nutzen zu ziehen.“

Dasselbe Blatt meldet aus Cor usig vom 19. April Die Stadt Coruna befindet sich in einem Zustande fast voͤlliger Lethargie, denn es zeigt sich in ihren Laden, auf ihren Straßen und Qugis kaum eine Spur von Handel. Die einzige noch thaͤtige Fabrik ist eine der Regierung gehörende Cigarren-Fabrik, die eine kurze Strecke von der Stadt entfernt liegt und etwa 2400 Frauen und Maͤdchen beschaͤftigt. Ein guter Arbeiter ver— fertigt in einem Tage im Durchschnitt 500 Cigarren, so daß diese Fabrik taglich 1,200,009 Cigarren liefern kann. In dem Hafen, etwa eine halbe Englische Meile von der Kuͤste, liegt das vom Capitain Sir William Dillon befehligte Britische Linien⸗ schiff „Russell“ von 76 Kanonen vor Anker. Die Gegenwart desselben ist der Sache der Koͤnigin von großem Nutzen gewesen, da es den Behoͤrden und gutgesinnten Einwohnern Vertrauen einflößt und zugleich die Annaͤherung der beiden kuͤhnen Guerilla— Anfuͤhrer Lopez und Sarmiento verhindert, die etwa 1000 Mann, wovon einige beritten sind, unter ihrem Kommando haben und die Provinz in bestaͤndigem Schrecken erhalten Vor einigen Tagen wurden zwei kleine Staͤdte, Monteforte und Melida, von jenen Leuten gepluͤndert, und die Landstraßen sind so unsicher, daß die Madrider Post auf ihrem Wege, einer Strecke von etwa 69 Meilen, oft 10 12 Tage zubringt und von einer starken Eskorte begleitet seyn muß. Es ist dem Sir William Dillon gelungen, einen Nachlaß der Munizipal-Hoͤlle zu erlangen, die vor seiner Ankunft von dem Rindfleisch, Schweinefleisch und Wein erhoben wurden, welche Artikel die Britischen Kriegsschiffe in großer Menge verbrauchen. Da heute fruͤh die Nachricht hier ein— getroffen ist, daß Lopez mit seinen Guerillas sich nicht weit von hier befindet, so hat der General Latiz, Gouverneur der Pro— vinz, den Truppen den Befehl ertheilt, sich bereit zu halten, unter seiner Anfuͤhrung gegen die Insurgenten zu marschiren.“

In einem von der Times mitgetheilten Schreiben aus Bilbao vom 16ten April, worin ebenfalls uͤber die Einnahme von Lequeitio berichtet wird, heißt es demnäͤchst: „Die Karlisten besitzen jetzt 60 Kanonen, und es ist kaum zu bezweifeln, daß zwischen dem Karlistischen General Eguia und dem Obersten Espinosa, der in Lequeitio kommandirte, ein Ein⸗ verstaͤndniß geherrscht habe. Den General Cordova wird wohl nichts bewegen, mit seiner Armee vorzuruͤcken, da er durch seine Unthaͤtigkeit Herrn Mendizabal zu verdraͤngen hofft. Er hat sich jetzt von der Britischen Legion getrennt, die unter dem Kommando des Generals Evans sich auf der Straße von Bri— viesca langsam nach der Kuͤste hinzieht. Der Zweck des „ju— gendlichen Helden“ ist hierbei wahrscheinlich nichts Anderes, als

einen Vorwand zur Unthätigkeit zu haben, bis die Le— gion in Bilbao angekommen ist, wozu, wenn sie so langsam marschirt, wie im November, etwa vierzehn Tage

erforderlich seyn werden. Ist sie endlich hier angekommen, so bietet die Schwierigkeit, die Operationen zu kombiniren, einen neuen Entschuldigungs-Grund dar. Daruber vergeht ein Mo— nat, die finanzielle Verlegenheit Mendizabal's vermehrt sich und zwingt ihn vielleicht, zu resigniren, Auch weiß ich nicht, wie er bei den Intriguen, die ihn von allen Seiten umgeben, sich hal— ten kann, wenn nicht von den Provinzen Adressen zu seiner Un— terstützung eingehen, welche diejenigen zum Schweigen bringen, die stets von Patriotismus sprechen, aber nur auf ihren eigenen Vortheil bedacht sind. Unsere Stadt wird hoͤchstwahrscheinlich eine Petition zu Gunsten Mendizabal's an die Königin senden, worin eini— ge den sogenannten Liberalen eben nicht sehr angenehme Wahrheiten gesagt werden durften. Das Regiment, welches in Lequeitio stand, bildete einen Theil unserer Garnison wahrend der Belagerung im vorigen Juni. Hieraus ergiebt sich, wie Bilbao wuͤrde ver— theidigt worden seyn, wenn die Urbanos nicht gewesen waren. Die Karlisten werden uns jetzt wohl schwerlich mit einen Angriffe beehren, da sie wissen, daß die Britische Legion bald hier eintreffen wird. General Evans wird, uͤber Santander kommend, morgen hier erwartet. Es heißt, daß, wahrend Espeleta Balmaseda bewacht, die Portugiesen sich mit der Bri— tischen Legion vereinigen sollen, um eine für die Offensive hin—

reichend starke Macht zu bilden. Jedenfalls glaube ich, daß das schlechte System, die Armee in kleine Garni—

sonen zu zersplittern, in Zukunft wird aufgegeben werden. Die Karlisten muͤssen im Felde geschlagen und ihre Artillerie ihnen wieder abgenommen werden, ehe man daran denken kann, Garnisonen, wenn sie nicht sehr stark sind, zuruͤckzulassen. Der beste Plan ist, die Provinzen zu verwuͤsten und das Getraide in Brand zu stecken, denn nichts als die Vernichtung seiner Huͤlfsmittel kann das hartnaͤckige Landvolk zur Unterwerfung zwingen. Die hier auf dem Flusse liegenden Schiffe feuern zuweilen einige Schuͤsse auf einzelne Streifpartieen des Feindes, de sich auf den Bergen zeigen.“

.

Berlin, 36. April. Se. Durchlaucht der Fuͤrst Johann August Karl zu Wied, Graf zu Isenburg, Herr zu Runkel und Neuerburg, Koͤnigl. General-Lieutenant und Chef des 290sten Landwehr? Regiments, Ritter des Schwarzen Adler-Ordens zc0. ist am 24. d. M. zu Neuwied mit Tode abgegangen. Ge— boren am 25. Mai 1779, succedirte er seinem Vater, dem Fur sten Friedrich Karl, nach dessen Resignirung, am 29. Septem— ber 1802, und nach dem Erloͤschen der Wied-Runkelschen Linie, am 28. April 1824, auch im Fuͤrstenthume Wied-⸗-Runkel. hohen Verblichen folgt das segnende Andenken Aller, die in nä— herer Beruͤhrung mit ihm gestanden.

Aus Königsberg wird gemeldet:! Nach der durch die Amtsblätter der 4 Preußischen Regierungen erlassenen Be— kanntmachung des Koͤnigl. Wirklichen Geheimen Raths und Ober-Präsidenten von Preußen, Herrn von Schoͤn Excellenz, vom 9. April d. J. uͤber die Resultate der Wirksamkeit des In— stituts der Schiedsmaͤnner in der Provinz Preußen sind im verflossenen Jahre 9903 Vergleichssachen bei den Schiedsmaͤnnern

Dem

angemeldet und davon 7397 wirklich verglichen worden. In

1237 Fallen haben Vergleiche nicht zu Stande gebracht werden konnen; es schweben noch 344 Faͤlle, und 915 Falle konnten, wegen Ausbleibens der Parteien, von den Schiedsmännern nicht beendigt werden. Gegen das Jahr 1831, in welchem 9654 Ver⸗ gleichssachen angemeldet und davon 6845 wirklich verglichen wa— ren, hat sich im verflossenen Jahre die Theilnahme an denn Schiedsmanns-Institute um 419 Faͤlle erhoͤht, und 552 Falle mehr sind verglichen worden. Dagegen sind in 28 Fällen we⸗ niger die Vergleiche nicht zu Stande gekommen, 39 Faͤlle we⸗— niger sind schwebend geblieben, und 18 Faͤlle weniger konn— ten, wegen Ausbleibens der Parteien, nicht geschlichtet werden. Bei diesen guͤnstigen Resultaten wird die Erwartung ausgespro⸗ chen, daß die Institution der Schiedsmaͤnner sich auch ferner in ihren segensreichen Wirkungen bewahren werde.