1836 / 181 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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bafiig, wenn mein gelehrter Freund nicht der Mistreß Morris be⸗ durft hätte, um die Haundschrift der Briefe zu beweisen, so wis'rde die Jury von dem Grunde, der Trennung zwischen Herrn und Mistreß Norton gar nichts gehört haben; ja, sie wäre dann zu dem Glauben verleitet worden, daß Herr Norton sich wirklich deshalb von seiner Gattin getrennt, weil er ihr vertrautes Verhältniß mit Lord Melbourne entdeckt habe. Es ist vielleicht noch ein anderer Grund vorhanden, warum Fitneß nicht vorgeladen wurde. Er hätte der Jurn fagen können, wie es sich mit der von Sir W. Follett er⸗ zählten Geschichte hinsichtlich der Aufsindung von Mistreß Norton's Papieren verhalte; er hätte jener Geschichte widersprechen und die offene, nuverholene Art, wie Lord Melbourne seine Besuche in Storey s Gate gemacht, und wie man bei vbllig schuldlosem Bewußtseyn seine Briefe habe frei umherliegen lassen, darthun können. (Die drei Billets von Lord Melbourne, die man unter den Papieren der Misireß Norton vorgefunden, lauten folgendermaßen: Nr. 1. „Ich werde gegen halb 3 oder 3 Uhr kommen. Der Ihrige.“ Nr. 2. South⸗Street, 1. Inli 1833. Heute ist keine Parsameuts-Sitzung. Ich werde nach deim Lever kommen, gegen A oder halb 8. Wünschen Sie lieber frü⸗— her oder später, fo schreiben Sie es mir. Der Ihrige.“ Mr. 8. 4. Februar 1836. Wie geht es Ihnen? Ich werde heute nicht kom⸗ men önnen, aber wahrscheilich morgen. Der Ihrige, Melbourne.“ Nicht, daß diefe Billets erft später, nach dem Beginn der Uwntersn⸗ chung, fabrizirt worden, wie gestern irrthümlich gemeldet, wollte Sir W. Follett aus dem unbedeuienden Inhalt und kurzen Ton derselben folgern, sondern er bediente sich vielmehr dieser ungenirten Kürze des Aus⸗ brucks als eines Arguments, um zu beweisen, daß das Verhältniß zwischen Lord Melbourne und RMistreß Norton keine gewöhnliche Freundschaft, sondern eine schon über alle Fermen sich hinwegsetzende Vertraulichkeit gewesen seyn müsse, und er schloß daraus, daß man sich wohl becilt haben ige, andere Briefe, die in ähnlichem Ton abgefaßt gewesen seyn möchten, beiseit zu bringen, und jene drei nur aus Versehen habe liegen lassen, indem er es für höchst unwahrschein⸗ lich hielt, daß in der ganzen Zeit, wo Lord Melbeurne im Nortzn⸗ ,. aus und eingegangen, nicht mehr Briefe zwischen ihm und Mist⸗ reß Korton gewechselt worden wären, zumal da mehrere Dienstboten aussagten, daß sie häufig Billets hin und her getragen hätten.) Ge⸗ rade der gänzliche Mangel an Briefen.“ fuhr der Redner fort, die ein Ver⸗ hältniß zwischen Lord Melbourne und Mistreß Norton beweisen könnten, ist das erste Symptom von der Zerbrechlichkeit eines Gebäudes, das bald ganz vor Ihnen in Staub zerfallen wird. Was nun die angebliche Beimlichkest von Lord Melbourne's Besuchen betrifft, von der Ihnen mein gelehrter Freund so viel gesagt hat, wie steht es damit? Die segenannte Hinterthür ist die Thür, die nach dem Park hinausgeht, und die in den Speisesaal führt, an der kein Klopfer und keine Klin⸗ gel ist. Und siehe da, gleich der erste Zeuge, den Sie vernommen haben, Herr Fletcher Norton, erklärte, daß er stets durch diese Thür in das Haus gegangen sev; es isi die Straßenthür; und weil Lord Melbourne durch diese Thür eingetreten ist, deshalb soll die Jury glauben, er habe eine schlechte Äbsicht bei seinen Besuchen gehabt. Das Mißlingen dieses Versuchs meines gelehrten i,, hatte au⸗ genscheinlich einen großen Eindruck auf die Gemüͤther der Geschwo— renen und aller Anwesenden gemacht, und mein gelehrter Freund wagte es daher nicht mehr, einen der folgenden Zeugen noch darüber zu befragen. Offenbar hat die Anklage gegen Lord Melbonrne mit der Trennung der beiden Ehegatten gar nichts ge⸗ mein; offenbar war diese Anklage ein späterer Einfall, ein Gedanke, ber dem Kläger von irgend einem Schelm eingegeben wurde, der ihm einen Streich spielen wollte oder einen anderen Grund dabei hatte, denn vorher ist dem Kläger eine solche Beschuldigung gar nicht in ken Sinn gekommen. In Betreff der verhörten Zeugen kann ich im Allgemeinen behaupten, daß sie aus ersonen besianden, die entwe— der gar keinen Glauben verdienen, oder die nur ganz unwesentliche Thatfachen aussagten. Ohne Zweifel befinden sich ein paar achtbare Personen unter denen, gegen die ich nichts Unehrerbietiges sagen willz Tiese haben aber auch nur Dinge berichtet, die sich mit der Unschuld der Betheiligten voll kommen vereinigen lassen. Herr Fleicher Nor— leon und Herr Darby, ein Advokat, sind beides höchst acht— bare Personen, und ihre Aussage war gerade sehr wichtig, in⸗ tem sie erklärten, daß Herr Norten und seine Gattin bis zu 1drer Trennung stets sehr glücklich jusammen gelebt hätten. Warum wurde Lord Grantley nicht als Zeuge aufgestellt? Er sitzt dort auf der Bank während des ganzen Verhörs; ob dies gerade von, Takt zeugt, will ich hier nicht untersuchen; aber er ist hier, er, den Bruder des Klägers, der Eigenthümer von Wonersh, wohin zwei der vor⸗ geladenen Zeugen, Flooke und Anna Cummings, die früher im Ror— ronschen Hause gedient und sich beide durch ihre Aussagen als lüder⸗ iche Subjekte bekundet haben, ihre Zuflucht nahmen; er hätte ihnen sagen können, welche Mittheilungen zwischen ihm und diesen beiden Leuten stattgefunden, deren Behauptungen die wesentlichste Grund⸗ age der Auschuldigungen gegen meinen Klienten bilden. We sind pie anderen Verwandten, Miß Norton, die Schwester des Klägers, Lady Graham, die Tante der Mistreß Norton, Lady Sevmour und Mistreß Blackwood, die Schwestern der Letzteren, und Herr Sheri⸗ dan, ihr Bruder! Warum hat man keinen von diesen vorgeladen? Statt deren erscheinen Ninette Elliot, eine fortgejagte Dienerin von schlechtem Charakter, eine Person, die selbst die Gebote der Keuschheit übertreten hat. Dasselbe ist mit Anna Cummings der Fall. Und wie hat sich der ehemalige Kutscher des Herrn Norton, der wegen Trunks ebenfalls aus dem Dienst gejagte lookes als Zeuge benemmen? Hat er nicht auf alle Fragen über Dinge, die er Doch besser als alles Ändere hätte behalten inüffen, geantwörtet: „Ich kann mich dessen nicht erinnern.“ Mindestens zehnmal hat er dies wiederholt, wenn ich ihn nach etwas fragte, was für die Sache des Beklagten von Wichtigkeit war. Als ich ihn fragte, ob er sich nicht auf 35 - 600 Pfd. Belohnung fur seine prächtige Aussage, nach welcher Mistreß Ror— fon als die verworfenfte Perfon erscheinen würde, Hoffnung gemacht, antwortete er sehr naiv: non mi recordo, und ein ander Mal gar: „Rechnen Sie nicht auch auf Lohn für Ihre Arbeit?““ Anf die Aussage solcher Leute wird doch die Jury wahrlich kein Verdikt ge⸗ gen meinen Klienten fällen wollen.“

Sir J. Campbell machte nun noch auf die vielen Wider— spruͤche und Abgeschmacktheiten in den Aussagen jener Dienst— boten aufmerksam, wies dann auf den Glanz und Adel der She— ridanschen Familie und auf den achtbaren Umgang hin, welchen Mistreß Norton gehabt, und schloß mit der Erklarung, daß Lord Melbourne ihn beauftragt habe, aufs feierlichste und emphatischste zu versichern, daß er 'der Lord) niemals in einem verbrecherischen Verhältniß mit Mistreß Norton gestanden, daß er sie nur als Treund, und um sich in ihrer geistreichen Unterhaltung von den Staats— Geschaͤften zu erholen, besucht und das Vertrauen des Herrn Norton nicht im mindesten gemißbraucht habe. ;

Man ist auf die Beschluͤsse des Oberhauses in Betreff der Irländischen Munizipal, Bill sehr gespannt. Die Oppositlons— Vlaͤtter bleiben dabei, daß das Oberhaus sich standhaft dem Plane des Unterhauses widersetzen werde. Anderer Ansicht sind die mi— nisteriellen Organe. Der Courier unter Anderem sagt in dieser Hinsicht: „Die Spannung des Publikums auf das fernere Ver⸗ halten der Lords in Hinsicht der Irländischen Munizipal⸗Bill hat ben höͤchsten Grad erreicht. Es sind daruͤber verschiedene abweichende Gerüchte im Umlauf; wir hoffen indeß, daß die, welche glauben, daß die Lords friedlichen Rathschlägen Gehör geben werden, der Wahrheit am nächsten kommen. Denn wenn eine Veränderung stattfinden sollte, so wird es kein Uebergang von Whigs zu To⸗ ries, sondern von Whigs zu Radikalen seyn, und wir sind uͤber— zeugt, der Herzog ven Wellington und Lord Wharncliffe werden leber mit Lord John Russell und Lord Melbourne, als mit den Herren Hume und Roebuck zu thun haben wollen.“

Borgestern fand die Feier des Jahrestages der konservati⸗/ ven Gesceilschaft fuͤr Middlesex im Englischen Opernhause statt. Lord Stormont fuͤhrte den Vorsitz. Die ausgebrachten Toasts

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bezogen sich alle auf die Erhaltung der protestantischen Kirche in' Irland. Der Marquis von Londonderry pries das Be⸗ nehmen des Oberhauses und ruͤhmte namentlich, daß er es durch seine Vermittelung allein bewirkt habe, daß die jetzige Krisis nicht gefaͤhrlich fuͤr die Freiheiten des Landes geworden sey. Er sprach die Ueberzeugung aus, daß das Oberhaus sich am näch⸗ sten Montag (wo bekanntlich die Irländische Munizipal⸗ Bill wieder zur Sprache kommen soll) den Beifall aller rechtlich Gesinnten erwerben werde; auch deutete er an, daß jetzt noch die passendste Zeit sey, um ein konservatives Ministerium ans Ruder zu bringen, doch, meinte er, werde dies sich vielleicht nicht ganz ohne gewaltsame Mittel thun lassen.

Der 'Courier ruͤhmt den Vortrag des Herrn Grote, mit welchem dieser seine Motion wegen Einfuͤhrung der geheimen Abstimmung bei den Parlamentswahlen hegleitete, sowohl in Hinsicht auf politische als auf thatfächliche Darstellung, ganz außerordentlich und bezeichnet ihn als den Beginn einer neuen Aera männlicher und philosophischer Beredsamkeit. Herr Grote begruͤndete seinen Antrag zunaͤchst darauf, daß die Wahlen trotz der Reform -Bill weder frei, noch rein waren, und daß folglich keine Partei bei der Beibehaltung des jetzigen Wahl⸗Modus in— teressirt seyn koͤnne. Bestechungen und Einschuͤchterungen aller Art waren in den Wahl Comité 's erwiesen; in Irland, sey es sogar bis zu Drohungen und Mißhandlungen der Wähler ge— kommen. Diese Uebelstände entspraͤngen in England aus dem pecuniairen Einflusse der Grundbesitzer und der hohen Geistlich— keit, in Irland aus dem moralischen Einflusse der katholischen Geist⸗ lichkeit. Fuͤr diese geistigen und moralischen Einwirkungen koͤnne die Legislatur nicht verantwortlich seyn, wohl aber sey sie es fuͤr die Einfluͤsse, die ausschließlich im Partei-Sinne wirkten, und zu denen er die Irländisch-protestantische Kirche zahlte, denn diese koͤnne nur durch den Willen des Parlaments und der Regie⸗ rung bestehen. Sein Haupt -⸗Argument aber war, daß Lein Wah⸗ ler einem Anderen als seinem eigenen Gewissen fuͤr die Ausuͤbun g des Wahlrechts verantwortlich sey.

Der katholische Erzbischof von Armagh, Dr. Crolly, fordert

in oͤssentlichen Blaͤttern die katholische Geistlichkeit des Briti— schen Reiches auf, den einmuͤthigen Beschluß zu fassen, unter keinen Umstaͤͥnden ein Gehalt vom Staate anzunehmen, weil eine so gehässige Einrichtung den Feinden der Kirche Gelegen— heit an die Hand geben wurde, sich in ihre Verhaͤltnisse zu mi⸗ schen und nicht allein die Kirchenzucht, sondern auch die heilige Religion selbst zu zerstoͤren. Ein Schreiben von einem die Euphrat-Expedition be— gleitenden Offizier, datirt vom 8. Februar, enthalt einige anzie— hende Details uͤber die Sitten der Arabischen Stämme an bei— den Ufern jenes Stromes. Er drang mit noch zwei Englaͤn⸗ dern ins Innere bis Dirr vor. Ein Gluͤck aber fuͤr sie, daß sie stark bewaffnet waren, denn die Beduinen sagten ihnen unver— holen, daß sie gesonnen seyen, sie zu toͤdten, da Gott sie in ihre Haͤnde geliefert hätte. „Er hat uns aber nicht unbewaffnet Euch in die Hände geliefert“, antworteten die unerschrockenen Reisen⸗ den. Oft war der Häuptling eines Stammes mit ihnen in Ge⸗ sellschaft, speiste mit ihnen, segte ihnen aber ganz ruhig dabei, daß er fie bei der näͤchsten Gelegenheit umbringen werde. An Versuchen der Art ließen es denn die Beduinen auch nicht feh— len, und die Englaͤnder hatten bei einem ihrer Angriffe einen Verwundeten. Die Reisenden kamen gerade noch zeitig genug zu Dirr an, um zu verhuͤten, daß die Aegyptischen Truppen den Ort zerstoͤrten, wie sie es eben mit einem Dorfe unterhalb Dir gemacht hatten. Der Einfluß der Reisenden auf die Aegypter setzte fie bei den Eingebornen in Respekt, und sie hatten daher auf der Ruͤckkehr weniger von ihrer seindseligen Stimmung zu leiden.

Nach Briefen aus Sidney (Neu⸗Suͤd⸗Wales) vom 26. Januar war der 48ste Jahrestag der Gruͤndung jener Kolonie daselbst feierlich begangen worden. Es waren uber 1900 Per— sonen bei dieser Feier zugegen, und es wurden goldene Medaillen und landwirthschaftliche Prämien vertheilt. Ein Neuseelaͤndi— scher Stamm hatte ein Englisches Schiff angehalten und den Capitain gezwungen, ihn von Port Nicholson nach Chatham⸗ Island zu bringen, weil ein maͤchtigerer Stamm jenen zur Aus— wanderung noͤthigte. Uebrigens haben die Neuseelaͤnder den Capitain fuͤr den Gebrauch seines Schiffes nach Kraͤften bezahlt und 76 Tonnen Kartoffel-Aussaat mitgenommen: ein Beweis, daß sie in der Civilisation fortschreiten.

Die Morning Ehronicke meldet in einem Schreiben aus Boston vom 6. Mai uͤber den fuͤr den Verkehr in den Vereinigten Staaten so laͤstigen und nachtheiligen großen Ueber— schuß der oͤffentlichen Einkuͤnfte im Schatzamte Folgendes: „Die- ser Üeberschuß ruͤhrt großentheils von den Verkaufen oͤffentlicher Ländereien in den fudlichen und westlichen Gebieten her, und die Geschichte von dem Verfahren bei diesen Verkaufen ist merk— wuͤrdig. Man haͤlt es in jenen Gebieten fuͤr hoͤchst entehrend, wenn Einer den Andern bei diesen Versteigerungen uͤberbtetet, so daß der, welcher es thaͤte, schwerlich mit dem Leben davon— kommen wurde; man wurde ihn ohne Umstaäͤnde todt schießen. Die Regierung, obgleich sie die Laͤndereien zur Versteigerung bringt, wuͤnscht doch nur, sie zu einem niedrigen Preise zu ver— kaufen, um Ansiedler anzulocken, und ihr Minimums⸗Preis ist 114 Dollar fur den Acre. In Folge dieser Umstande bilden sich Gesellschaften mit Kapitalien von verschiedenem Belauf, von 10h, 000 bis eine Million, welche das Land zum Minimums Preise kaufen und es dann. in kleinen Parzelen, sehr haufig zu 10 und 20 den Acre, verkaufen. Land in und bei neuen Staͤdten, das vor 4 Jahren zu 19 Dollars verkauft wurde, hat seitdem 5609 Dollars fuͤr den Acre gebracht, und dies in sehr vielen Fällen. Natuͤrlich hatten die Regierungs⸗ Beamten die Auswahl fuͤr sich, und so werden die besten Ab⸗ theilungen zum Bebauen mit Haͤusern, townships genannt, ih— nen von del Kommissarien nominell zugeschrieben, mit der Ver⸗ abredung, daß, wenn Käufer kommen, ihnen gesagt wird, die und die Kavelinge seyen schon weggeschlagen. Der Einwanderer muß dann das zunaͤchst angränzende nehmen, und sobald Ansied⸗ ler genug eintreffen, um das Land umher in Besitz zu nehmen, werden jene besten Bodenstuͤcke den Beamten zugeschrieben und gelten dann natuͤrlich gleich viel mehr, als die Regierung da— fuͤr erhalten hat, so daß jene Beamten schnell zu großem Ver— mogen kommen. Tausende stroͤmen nach dem Westen hin, jeder in der Zuversicht, sogleich reich zu werden.“

Nieder lande.

Amsterdam, 25. Juni. Die hiesige Fondsbörse bot diese Woche wirderum nichts befonders Merkwürdiges an; der Han⸗ del, war im Ganzen von wenig Umfang und beschränkte sich haupt⸗ fachlich auf einigen Unsatz n den Spanischen, Griechischen und Süt,⸗ Ameritanischen Schmid. Dofumenten, Wegen gän lich n Mangels au Kauflust ging es mit mehreren Holländischen Fonds etwas flauer, so daß Jutegrake gegen os, s pet., wirkliche 5 prec. Schuld zu 10135 pCt. und Kagnzbillets zu 2113 6 Fl. zu haben gewesen sind; doch ge⸗

stern stellte sich wieder 'was Finge ein, welche die Preise auf den

vorigen besseren Stand zurückführte; der bisherige lebhafte Handel in Actien der Handelsgefellschaft hat fast aufgehört und der Courz erhielt sich unveränderh auf 171 pCt. Die CGourse von Spanischen Ardoin-Obligationen waren zwar steigend und erreichten vorgestern zi à i, pCt.; aber ein Weichen derselben zu Antwerpen und die Vermuthung, daß auch in London der Preis gesunken sey, ver, ursachte bei lebhaftem Geschlfte gestern eine rückgängige Bemtgung von pCt; in zinslosen Spanischen Papieren wurde, diese Woch ebenfalls etwas umgesetzt, wobei alte ausgestellte zuletzt 153,3 Pär und passive 1315½ pCt. standen. In den Coursen der Griechischen Obligationen sielen einige Abwechselungen vor; an der Montagbirse blieben selbize 211 ü 25 pt, sie sielen nachher auf 33 26, pCt., welchen Preis sie nach einer anderweiten kleinen Verbessern⸗ zuletzt wieder behielten. Wiener Metalligues waren gut preishn tend, dagegen ging es mit Rassischen 6proc. Inscriptionen wegn häufigeren Vorkommens etwas lauer. Von den Süd⸗Amerikanisch Obligationen haben Brafiltanische sich bei lebhafterem Begshr bi S7 pCt. gebessert und sind Kolumbische und Peruanische ohne heblichen Preiswechsel geblieben; dagegen wurden Obligationen ass Mexiko erst zu zz 4“, dann zu 3M und zuletzt zu 32 pCt. verhandes Im Geldcontse ist keine Beränderung eingetreten. Die Spekuln fen hielten sich olese Woche fern vom Getraidemarkft, und da die Y haber von Weizen und Roggen ungtneigt schienen, billiger abzun; fen, mußte sich der Umsatz auf das, Bedürfniß der Verbraucher h. schränken, wofür die vorigen Preise angelegt wurden, nämlich fi 130 pfünd. weißbunten Polnischen Weizen 260 Fl., 133 pfünd. di 255. 258 Fi. nach Güte, für 123. 130 pfünd. geringen bunten 19 208 Fl., für 131pfünd. schönen Wismar Weizen 220 Fl., für alt 116pflülnd. Preußischen Reggen 153 Fh, sür 126 pfünd. alten Rr stocker 162 Fl., für 122pfünd. Pommerschen 155 Fl. für 117pfüm geringen Dreuß. Pommerschen 14 Fl. Mit Gerste war es anz nehm, Hafer wurde aber mehr ausgeboten. (. Belgien. Bruͤssel, 25. Juni. Der Minister der auswärtigen An gelegenheiten, Graf von Meulenaexe, hat porgestern eine Ness] in die Provinz angetreten; in seiner Ab wesenheit ist Henn Rothomb mit der Unterschrift des Ministeriums beauftragt., Dem Vernehmen nach ist der diesseitige Gesandte in Parl. Herr Lehon, zum Grafen ernannt worden.

Schweden und Norwegen. . Stockholm, 23. Juni. Gestern Abend sind hier Ih Koͤnigl. Hoheit die Frau Herzogin von Leuchtenberg und dern Kinder, die Erbprinzessin von Hohenzollern⸗Hechingen, der Prin Max und die Prinzessin Theodolinde von Leuchtenberg mit dej Dampfboote „Gylfe“ eingetroffen. Hoͤchstdieselben wurden vn Sr. Masestaͤt dem Koͤnige am Bord des Dampfbootes begriss und begaben sich dann, Unter dem Hurrahruf der Menge, nit dem Königl. Schlosse, wo auch Ihre Masjestaͤt die Koͤnigin di hohen Reisenden empfing. Der Kronprinz und die Kronprin zessin, die Denselben bis Tulgaarn entgegengefahren waren, k men ebenfalls auf dem Dampfboote mit an, welches letztere m Kanonendonner salutlrt wurde. Heute Abend findet bei de es h von Leuchtenberg große Praͤsentation des Hofes i Gala statt. Unsere Zeitungen enthalten in dieser Hinsicht ej ausfuͤhrliches Programm.

Deut schl and. .

Schwerin, V. Juni. Se. Köoͤnigl. Hoheit der Erbgro herzog sind von Wismar und Ihre Königl. Hoheit die Erh, großherzogin von Ludwigslust am 2ö5sten d. Mittags hier einge troffen und heute Nachmittag nach Ludwigslust wieder abgereist Wie es heißt, werden? JJ. KK. HH. in der Mitte des naͤch. sten Monats Juli sich nach Dobberan begeben. .

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Das Großherzogl. Hof-Theater wird anfangs

Juli nad Dobberan gehen und am 160ten dort seine Vorstellungen eroͤf nen. Sicherm Vernehmen nach wird Fraͤulein von Hagn aus Ber

lin der Zeit vom 24. Juli bis gegen die Mitte des Augusts in Dobberan in mehreren Gastrollen auftreten.

Bremen, 26. Juni. (Hamb. Neue Ztg.) Seit eint Reihe von Jahren waren die Klagen unserer Kaufleute uͤbe schlechte Zeiten nicht so allgemein als dieses Jahr; besonders kl gen die Importeurs von Kolonial⸗Wagren über große Verlust, die sie seit langerer Zeit an sast allen Artikeln erleiden; als Be⸗ leg dazu mag dienen, daß in diesem Fruͤhjahre große Partien roher Zucker, kaum aus Westindien angekommen, wieder nach

Tord-Amerika gesendet wurden. Der fuͤr Bremen so viel be deutende Tabackshandel liegt sehr danieder, da es an Abzu fehlt, und die Getraide-Spekulanten runzeln die Stirn, da Folge des seit einiger Zeit herrschenden fruchtbaren Wetters ve allen Seiten sehr guͤnstige Berichte uͤber den Zustand der Fel der eingehen und die Preise stark weichen; unsere Sch ffsr hehe wuͤrden mit ihren großen schoͤnen Schiffen sehr in Ber slegen— heit seyn, wenn nicht Tausende hierher kamen, um nach l ner h geschifft zu werden. Durch den großen Andrang der Auswan derer haben sich unsere Schiffsrheder veranlaßt gefanden, daß Passagegeld bedeutend zu erhoͤhen, wodurch wohl viele jener ohnehin Ungluͤcklichen in Noth und Verlegenheit konnen, d das Passagegeld voriges Jahr ungleich billiger war und sie, von Manchemn der Passagierbefoͤrderer darauf hingewiesen, hier ser g lockt worden sind. Seit vielen Jahren hatten wir mchte nen so anhaltend hohen Diskonto als jetzt seit drei Monaten; del Grund ist wohl vorzüglich darin zu suchen, daß seit einem Jahr' so bedeutende Kapitalien aus Bremen gezogen sind, und nig minder in dem großen Vorrathe von Waaren bei stockenden Absatze. .

Muͤnchen, 23 Juni. Diesen Abend ist Se. Majestaͤt der Koͤnig Otto mit Gefolge von seiner Neise nach Darmstadt hier her zurückgekommen, wird aber, wie man hoͤrt, Muͤnchen naͤch sten Sonntag wieder verlassen, um sich in die Boͤhmischen Bu der zu begeben. -

Se. Majestaͤt Koͤnig Ludwig werden bei ihrer demnachs nach Bruͤckengu anzutretenden Reise den Weg uͤber Augsburg nehmen und daselbst ihre beiden neuen Schoͤpfungen, die Be— nediktiner⸗Abtei und die Gemaͤldegallerie, besichtigen.

München, 25. Junl. Morgen wird Ihre Masestaͤt die verwittwete Kaiferin von Oesterreich nach Wien abreisen, worauf JJ. M M. die regierende Koͤnigin und der König von Grie— Penland (welcher am 23sten Abends wieder hier eintraf) Ihre Reise nach Marienbad am 28sten antreten. Seine Majestaͤt der Koͤnig wird am 2nsten nach Bruͤckenau abreisen. Dem Ver, nehmen nach wird die Allerhöoͤchste Koͤnigliche Familie bis zum 15. August wieder in München versammelt seyn, sich nach einem kurzen Aufenthalt hier nach Berchtesgaden begeben um zum Oktoberfest wieder in Munchen eintreffen, nach welchem Feste erst die Ruͤckreise Seiner Majestaͤt des Koͤnigs Otto nach Griechenland stattfindet. ö

Stuttgart, 22. Juni. (Nuͤrnb. Korr.) Zwei Ih fanterle⸗Lieutenants der hiesigen Garnison haben ihre ntlassung genommen, um sich in die Dienste des Pascha's von Aegypten zu begeben. Auch ein sich gegenwärtig hier aufhaltender Bayerischer Arzt, welcher fruͤher bei der Polnischen Armee war, will in Aegypten

los die Lorbeern verweigert, zeigt mus, ein Symbol der zas Modell der Statue nach Munchen gelangen,

ffnet sich durch Aussicht, daß das Monument auch in seinen Beiwerken aufs

sein Gluͤck versuchen. Meigung, in dem Dienst des Don Car⸗ u suchen, die der gluͤckliche Friede anderwaͤrts ich un sers Wissens bei unserm Militair nirgends. Immer näher rückt der Zeitpunkt, wo unsere Stadt in dem Standbilde Schiller's ein Wahrzeichen des Deutschen Patriotis— geistigen Einheit der Nation und eine Im Laufe des Sommers wird und dort ist Gußarbeit sogleich zu beginnen. Indessen er— die fortdauernde Theilnahme des Publikums die

errliche Zierde besitzen wird.

man geruͤstet, die

würdigste ausgestattet werden kann,

Stuttgart, 26. Juni. (Deutscher Cour.) In der gestrigen Sitzung der Ab geordneten⸗Kammer fand die Berathung der abweichenden Beschluüsse der ersten Kammer uͤber den von der zweiten angenommenen und modifizirten Gesetz⸗Entwurf in Bezug auf die Ablssung der Frohnen statt. Die Kommission beantragte, theilweise bei den diesseitigen Beschluͤssen zu behar— ren, und theilweise die von der ersten Kammer vorgenommenen Abänderungen ebenfalls zu genehmigen. Die Abgeordneten ha— ben sich mit den Anträgen der Kommission zum größten Theile einverstanden erklärt, doch wurde unter Anderm derjenige, daß die an die Stelle der früher bestandenen Natural „Frohnen im Laufe der Zeit getretenen Dienstgelder, oder andere Frohn⸗Sur⸗ rogate, im 221 fachen Maßstabe zum Kapital berechnet wer— den sollen, mit As gegen 40 Stimmen verworfen.

e rr i ch.

Wien, 24. Junt. Am 2lsten d. M. Abends ist dle i. in von Parmä von ihren Kaiserlichen Verwandten in Schoͤnbrunn empfangen worden; Ihre Majestät hat aber auch in Wien ihr Absteigequartier in der Kaiserlichen Burg. Auch der Herzog von Salerno hat seine Wohnung in der Stadt, in der ehemaligen Reichskanzlei, wo Se. Majestaͤt der Konig von Neapel, den man hier erwartet, ebenfalls absteigen werden. Pie es heißt, hat der König bereits in der Tochter des Her⸗ ogs von Modena, Maria Theresia, geboren den 14. Jul 1817, . Braut gewählt.

Der General-Major Fuͤrst Karl von Lichtenstein ist von Sr. Majestat dem Kaiser dem Koöͤnige von Neapel während seines hiesigen Aufenthalts als General⸗Adjutant bestimmt worden.

Hier sagt man, die Herzöge von Orleans und von Nemours seyen durch einen Kurier, den sie auf ihrer Reise von hier nach Italien aus Paris erhalten haͤtten, vor Meuchelmoͤrdern gewarnt worden, die ars der Franzoͤsischen Hauptstadt abgegan⸗ gen seyen.

Der hier

vor 8 Tagen am Darmbrand verstorbene ehema— lige Leibarzt des

hoch stsekigen Kaisers Franz, Staats- und Kon— ferenzrath Baron von Stift, hinterlaͤßt ein sehr beträchtliches Vermoͤgen. An dieser und ähnlichen Krankheitsformen sterben nach Ausweis der Wiener Hof-sZeitung täglich 10 - 12 Perso⸗ nen, weshalb sich hier das Geruͤcht verbreitete, die Cholera sey vleder zum Vorschein gekommen.

In dem Bergwerke von Wielitzla werden (wie die Sch le⸗ sische Zeitung berichtet) einige Vorbereitungen getroffen, die auf die Erwartüng eines sehr hohen Besuches hindeuten. Dem Vernehmen nach wäre es wahrscheinlich, daß Ihre Majestaͤten der Kaiser und die Kaiserin vor oder nach der Kröoͤnung in Prag, die Mitte September stattfindet, das beruͤhmteste Bergwerk der Monarchie besuchen.

Roveredo, 20. Junt. (Allg. Ztg.) Am 18ten d. Nach⸗ mittags gegen A Uhr kamen Ihre Königl. Hoheiten die Herzoͤge von Frleans und von Memours von Botzen hier an. Die Freude des zahlreich versammelten Volks wurde indessen durch die Nach— richt' getrübt, daß der Herzog von Nemours an einer bedeuten den Halsentzündung litt und sich sogleich ins Bett gelegt hatte. Auf hoͤheren Befehl eilte unser geschickter Kreis-Chirurg Aberle zu ihm und fand für nsöthig, ihm eine beträchtliche Zahl Blutegel an⸗ zusetzen. Da die ses noch nicht die gewünschte Wirkung hervorbrachte, mußte man am 19. Morgens zu einem Aderlaß schreiten und, da die Enizuͤndung immer noch nicht wich, abermals eine gute Zahl Blut⸗ egelsetzen. Gegen Abend ließ die Entzuͤndung merklich nach, so daß der Kranke die Nacht vom 19ten zum 24sten ziemlich ruhig zu— brachte. Heute dauert die Besserung fort, und man hat Hoff⸗ nung, ihn bald ganz Hergestellt zu sehen. Der Herzog von Or⸗ leans, welcher am 18ten und (ihten das Bett seines Bruders nicht verlassen hatte, reiste heute nach Verona, um daselbst mit dem Könige beider Sicilien und dem Prinzen von Salerno zu— sammenzutreffen, in deren Gesellschaft er vermuthlich heute Abend nach Roveredo zurückkehren wird.

Schweiz.

Neuchatel, 21. Juni. Der hiesige Constitutionnel enthaͤlt den vom Stagts-Rathe unterm 30. Mai festgestellten Tarif der Ein- und Ausgangs-Zoͤlle, sowohl zu Lande als zu Wasser. Es ist deim selben zugleich ein Reglement fuͤr die Er⸗ hebung des Bruͤckengeldes beigefuͤgt.

3äörtch, 2. unt. (Allg. Ztg.) Die Verhaftungen der politischen Fluch t linge, welche neue verbrecherische Entwuͤrfe verabredet, dauern fort, und die Untersuchung scheint. bedeutende Resultate zu versprechen. Namentlich gewinnt die von Anfang an ausgesprochene Bermuthung, das Geheimniß, welches uͤber den Mord Lessing's herrschte, möchte bei dieser Gelegenheit durch— brochen werden, an Wahrscheinlichkeit; wenigstens sind die Ak⸗ ten schon so weit vorgeruckt, daß auf Anklagezustand wegen die— ses Mordes gegen einige Personen angetragen wurde. Die Re⸗ gierung von Bern ist ubrigens gegenwärtig mit der von Zuͤrich einig, und beide scheinen entschlossen, dem Unwesen dieser Ver— schwörer ein füͤr allemal ein Ende zu machen. Aber auch sie werden zu keinem Ziele kommen, wenn sie nicht die Sache zu einer eidgensssischen erheben und eidgendssische Beamte zu Be— handlung der Spezialfälle mit ausgedehnten Vollmachten er— nennen.

Lausanne, 21. Juni. Gestern ist der Prinz von Capua mit seiner Gemahlin, Miß Penelope Smith, hier angekommen. : hier aus werden dieselben ihre Ruͤckreise nach Italien fort etzen.

edi en.

Verona, 21. Juni. Se. Koͤnigl. Hoheit der Herzog von brleans war gestern hier angekommen, um Se. Maj. den Koͤ⸗ nig beider Sicilien, der mit dem Prinzen von Salerno aus Florenz ankam, zu begrüßen. Sämmtliche hohen Herrschaften sind bereits nach Roveredo weiter gereist, wo sich der Herzog von Nemours noch krank befindet. (S. oben Oesterreich) Das Halsüͤbel, an dem Se. Koͤnigl. Hoh. leidet, ist jedoch durchaus nicht von beunruhigender Art.

Turin, 21. Juni. Nachdem in Mailand, so wie an meh— reren andern Orten der Lombardei, die Cholera wieder zum Ausbruch gekommen, sind durch eine Koͤnigl. Verordnung die fruuher bestandenen Quarantaine⸗Vorschriften in Bezug auf Rei—⸗ sende und Guͤter, die aus der Lombardei kommen, wieder er— neuert werden.

Florenz, 20. Juni. Se. Maj. der Konig beider Sicilien hat uns am 17ten d. in Begleitung des Prinzen von Salerno wieder verlassen. Höchstdieselben häben den Weg nach Bologna eingeschlagen.

Der hiesigen Zeitung zufolge, werden JJ. KK. HH. die Herzoͤge von Orleans und von Nemours binnen wenigen Ta⸗ gen hier eintreffen.

Spanien.

Madrid, 11. Juni. (Allg. 3) Am gten begann in dem hiesigen Stadthause die oͤssentliche Derstet ger un verschiedener in Madrid belegener, nun fuͤr National-Eigenthum erklaͤrter Haͤu⸗ ser. Der Erfolg fiel uͤber alle Erwartung aus, indem der zu—⸗ geschlagene Kaufpreis das Dreifache der gerichtlichen Veranschla⸗ gung uͤberstieg; fuͤr sieben Haͤuser naͤmlich, die auf 1,507, Sz2 Realen veranschlagt waren, wurden 5,505,900 Realen geboten. Eine sehr große Anzahl Kauflustiger hatte sich eingefunden, und die Käufer, denen die Grundstuͤcke zugeschlagen würden, gehören nicht gerade zu der Klasse der Boͤrsen⸗- Spekulanten. Gestern wurde die Versteigerung mit demselben Erfolge fortgesetzt, indem fuͤr neun Haͤuser, die, zusammen ge— nommen auf 2,209,587 Realen angeschlagen waren, ein Kaufpreis von 7, 57, j00 R. erfolgte. Auf diese Weise werden die Haäͤuser nicht nur weit uͤber ihren wahren Werth bezahlt, son⸗ dern der Kaufpreis uͤbersteigt auch bei weitem den wirklichen Werth des dafuͤr gebotenen Papiers. Jedoch darf man aus die— sem glaͤnzenden Erfolge, den die Versteigerung hier in Madrid gehabt hat, nicht auf eine gleiche Wirkung der in den Provinzen stattfindenden Verkaufe schließen. Die groͤßte Masse der einheimi— schen Staatspapiere ist in den Häͤnden von Madrider Kapitali—⸗ sten, und diese suchen natuͤrlich die Kaufpreise so hoch als moͤglich zu steigern, um die Kaͤufer zu nöthigen, ihnen ihr Papier abzu⸗ nehmen. Ferner haben hier die Haäuser einen ganz außerordent— lichen und um so mehr steigenden Werth, da aus den Provinzen immer mehr bemittelte Leute sich in die Hauptstadt vor den Graäueln des Buͤrgerkrieges zuruͤckziehen; dagegen fallt der Werth der Grundstuͤcke in den Provinzen natuͤrlich immer mehr, und namentlich solche, die nicht ausschließlich in Haͤusern bestehen, sondern deren Ertrag von dem Erfolge ihrer Bebauung abhaͤn— gig ist, werden schwerlich Käufer im Uebermaße finden. Die staͤatswirthschaftlichen Verhaͤltnisse, welche aus dem raschen Ueber⸗ gange von Klosterguͤtern in die Hande habsuͤchtiger Spekulanten fuͤr die von den Grundherren abhaͤngigen Bebauer entstehen, sind bekannt genug und werden in Spanien mehr, als irgendwo eine außerordentliche Erschuͤtterung hervorbringen.

Madrid, 15. Juni. In der Revista liest man: „Ge— stern fuͤhrte Ihre Majestaͤt die Koͤnigin in einer Konferenz den Vorsitz, bei welcher die Mitglieder des Regentschafts-Rathes, die Minister und der General Cordova zugegen waren. Letzterer sprach uͤber den Zustand des Krieges, uͤber das System, welches er bisher befolgt, und uͤber den Operations-Plan, welchen er ent— worfen. Man versichert uns, daß die Rede des Generals einen lebhaften Eindruck auf alle Anwesende hervorgebracht habe, und daß das System desselben von den erfahrenen Militair⸗-Personen, die zugegen gewesen, gebilligt worden sey. Wir hoffen, daß die Humanitaäͤt, welche in dieser Konferenz herrschte, auch den Operationen des Krieges Kraft und Starke verleihen werde. Der Ober-Befehlshaber wird unmittelbar zur Nord⸗Armee ab— gehen, wo er schon mit Ungeduld erwartet wird.“

Das Echo meldet aus Tremp in Catalonien, daß der Ad— jutant des Parteigaͤngers Torres, als er den schlechten Stand der Angelegenheiten seines Chefs gesehen, mit dem Gelde des⸗ selben nach Frankreich geflohen sey.

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Berlin, 30. Juni. Die in dem heute ausgegebenen Blatte der Gesetz⸗Sammlung enthaltene Allerhoͤchste Kabinets⸗Ordre, wegen Aufhebung des fiskalischen Vorzugsrechts vor den ent— fernteren Seitenverwandten bei der Intestat-Erbfolge im Her— zogthum Schlesien und in der Grasschaft Glatz, lautet folgen— dermaßen:

„Die in mehreren Theilen und Staͤdten des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glatz zufolge aͤlterer Gesetze und Statuten bestehende Anordnung, wodurch die Intestat⸗ Erbfolge der Bluts-Verwandten in der Seitenlinie auf gewisse Grade beschraͤnkt ist und die entfernteren Seitenverwandten durch den Fiskus ausgeschlossen werden, will Ich nach dem Antrage des Staats-Ministeriums hiermit aufheben und in Uebereinstim⸗ mung mit dem Allgemeinen Landrecht Thl. II., Tit. 3. S5. 48 u. f. und Tit. 16 §§. 4. 16 u. f. verordnen, daß eine Verlassen⸗ schast nur dann als erblos angesehen werden soll, wenn der ohne letztwillige Disposition Verstorbene uberhaupt keine Blutsver— wandten und keinen Ehegatten hinterlassen hat. Diese Bestim— mung ist durch die Gesetz- Sammlung bekannt zu machen. Ber⸗ lin, den 4. Juni 1835. .

Friedrich Wilhelm.

An das Staats-Ministerium.“

Die Posener Zeitung berichtet: „Bekanntlich ist un⸗ sere Provinz reich an Bruch, und Sumpfgegenden, deren suc— cessive Entwasserung dem Ackerbau bereits große Landstriche ge— wonnen hat. Besonders ist in der letzten Zeit von der Koͤnigl. Regierung außerordentlich viel zur Trockenlegung dieser Suͤmpfe geschehen, und stellenweise zeigt sich bereits da die hoͤchste Frucht⸗ barkeit, wo n. nur ein spärlicher Heu⸗Ertrag erzielt wurde. Die schon zu Anfange dieses Jahrhunderts begonnene, spräͤter unterbrochene Entwasserung des durch 7 Kreise sich hinziehen den Obra⸗Bruchs ist neuerdings durch bedeutende Vervollkomm— nung der Meliorations-Anlagen wesentlich gefoͤrdert worden und wird jetzt, da man die zeitherigen Streitigkeiten der anwohnen⸗ den Interessenten durch ein foͤrmliches Statut beseitigt hat, rasch vorwärtsschreiten. Desgleichen ist gegenwaͤrtig die Entwaͤsserung des sogenannten Polnischen Bruchs im Fraustädter Kreise, der eine Quadrat-Meile groß ist, im Werke. Die geometrischen Vorarbeiten sind bereits ganzlich beendigt, und die Aufstellung des vollstandigen Entwässerungs-Planes wird binnen kurzem statthaben. Auch die Regulixung des Orla⸗-Flusses im Kroͤbe— ner Kreise, der fast alljährlich uͤber seine Ufer trat und den Er— trag von 20,000 Morgen Landes verkuͤmmerte, hat schon begon— nen und verspricht den guͤnstigsten Erfolg. Eben so ist die Ent—

waässerung der a gc ner Bruͤche in demselben Kreise, fuͤr welche die geometrischen Vorarbeiten schon fruͤher beendigt waren, im

verflossenen Jahre wieder aufgenommen worden, so wie die Trockenlegung des Bartsch, Bruches, welche bereits zu Suͤd⸗ Preußischen eiten beabsichtigt wurde. So schreitet unsere Pro— vinz in der Boden⸗-Kultur mit raschen Schritten vorwaͤrts.“ Am 3. Juni schlug bei einem heftigen Gewitter der Blitz in ein Einliegerhaus zu Mrowintec, im Wongrowitzer Kreise (Reg. Bez. Bromberg), ohne zu zuͤnden, zertruͤmmerte den aäͤußern Theil des Schornsteins, ging durch die untere Oeff— nung des letzteren, dann durch die Wand in die Stube, zerbrach dort 2 auf der Erde stehende eiserne Töpfe und warf das ganze Fenster auf die Straße hinaus. Ein Kind, welches ganz in der Naͤhe war, blieb unbeschädigt. An demselben Tage schlug der Blitz zweimal in ein a ,. zu Kawencin, bei Gnesen, verletzte dort eine Frau, jedoch nicht lebensgefährlich, an Kopf. und Schulter und töͤdtete im Stalle eine Ferse, zuͤndete aber gleichfalls nicht.

Aus Rossau in der Altmark wird gemeldet: „Der Jo— hannistag war fur den hiesigen Ort und die Umgegend ein Tag des Schreckens und der fuͤrchterlichsten Verwuͤstung. Nach einer Hitze von 27 Grad im Schatten thuͤrmten sich gegen Abend im Westen schwarze Gewitterwolken auf. Ein ununter— brochenes Donnern ließ sich in der Ferne hoͤren, und gegen 8 Uhr entlud sich ein furchtbares Hagelwetter bei dem heftigsten Sturm, der in seinem weitern Laufe die staäͤrksten Baͤume zer⸗ brach und sogar groͤßere Gebaͤude umwarf. Die Eisstuͤcke hat— ten zum Theil die Größe eines Taubeneies, die meisten waren wie Flintenkugeln. Alle Fensterscheiben auf der Westseite wur— den in einem Augenblick zertruͤmmert. Die Aussicht zu einer der gesegnetsten Aerndten ist ganzlich vernichtet; denn Alles auf dem Felde . zu Boden geschlagen. Eben so traurig sieht es in unsern Gärten aus. Kein Obst und keine Gartengewaͤchse sind geblieben.“

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Ueber die Erwerbungen der Gemälde Gallerie des Königlichen Museums wahrend der letzten zwei Jahre. Von Dr. Waagen.

Es gehört zu den erfreulichsten Seiten der großartigen Stif⸗ tung des Königlichen Museums, daß diese Anstalt durch jährlich be⸗ willigte Fonds in den Stand gesetzt ist, die vorhandenen Kunsi⸗ schäße auf eine zweckmäßige Weise zu vermehren. Es kann hiernach nicht fehlen, daß das Mufeum in seinen verschiedenen Abtheilungen mit der Zeit zu einer seltenen Vollständigkeit und großen Auszeich, nung gelaugen muß. Durch diese Erwerbungen wird zugleich das öffentliche Interesse für dasselbe von Zeit zu Zeit immer von neuem belebt, und es ist nie jene Gleichgültigkeit zu befürchten, welche sich so leicht einstellt, wenn solche Sammlungen als ein für allemal ab⸗ geschlossen betrachtet werden muüssen, wie dieses an so vielen Orten der Fall ist. Da solche Erwerbungen meist einzeln gemacht und an den Stellen eingereiht werden, wo sie hingehören, verliert man in⸗ deß leicht den Ueberblick über ihre Gesammtheit, und es erscheint daher zweckmäßig, von Zeit zu Zeit eine, Zusammenstellung er⸗ selben zu geben. Diese betrifft hier zunächst nur die Abtheilung der Gemälde. Einige Bemerkungen über Art und Herkunft der erworbenen Bilder, so wie über ihre Verwandtschaft mit anderen berühmten Gemälden, dürften den Kunstfreunden ebenfalls nicht un⸗ willkommen seyn.

Wie unvergleichlich auch die Gallerie für die große Alt. Flan⸗ drische Schule der Brüder van Eyck, durch die sechs Flügel des berühmien Hauptwerks dieser Meister, des Altarbildes? zu Gent, eröffnet wurde, so war die Zahl namhafter Werke ihrer Schü⸗ ler verhältntßmäßig gering. Es war daher der für die Ankäufe von Kunstwerken für die Königlichen Museen niedergesetzten Kommissisn erwünscht, diese Lücke durch drei Gemälde auf eine würdige Weise ausfüllen zu können.

Das eine derselben, jetzt unter Nr. 19 A. der zweiten Abthei⸗ lung aufgestellt, ist ein Altarbild mit Flügeln. Die Mitte stellt die Geburt Christi dar. Maria verehrt mit drei Eugeln knieend das am Boden liegende Kind. Joseph nähert sich bedächtig mit einem Stümpfchen Licht, dessen Flamme er sorgsam mit der linken Hand schützt. Ibm gegenüber knieet in Verehrung der Besteller des Bil— des, der Baron Snoy. Ueber dem Dache des Stalles, aus dem Ochs und Esel hervorsechen, schweben noch drei Engel. In der Landschaft sieht man die Verkündigung der Hirten. Rechter Ilügel: Christus, dem Herrscher des Occidents verkündigt. Der Römische Kaiser Au⸗

ustus, in der Tracht der alten 5 von Burgund, richtet knieend seinen Blick zur Maria mit dem Ehristustinde empor, auf deren Er⸗ scheinung in der Luft die Sibplle von Tibur ihn aufmerksam macht. Er bringt der wahren Gottheit, das Rauchfaß schwingend, ein Opfer von Weihrauch dar. Zur Seite drei Römische Hofleute. Linker Flügel: Ehristus, den Herrschern des Orients verkündigt. Die hei— ligen drei Könige verehren kniend das Christustind, welches ihnen in dem Stern erscheint. Die Zusammenstellung dieser Gegenstände ist dem großen Kreise der aus dem alten Testament und der Legende genommenen Beziehungen auf das neue Testament angehörig, wel— cher im Mittelalter von der katholischen Geistlichkeit ausgebildet wor— den war. Auf dem Mittelbilde befindet sich die Aufschrift: 101. MkEMI.XNCGRK fee. Der ersie Blick lehrt, daß diese nicht gleichzeitig ist. Dennoch rührt sie auch nicht aus unseren Tagen her, wie dieses so hun sig der Fall ist, um Unwissende zu hintergehen; denn sie widersteht dem Putz⸗ waffer, welches neue Oelfarbe leicht auflöst. Dieselbe mag daher zu einer Zeit darauf geschrieben worden seyn, als die Tradition über den Meister sich nech in der Familie erhalten hatte. Doch wie es auch hiermit beschaffen seyn mag, so dürfte hierauf nichts über den Urhe— ber des Bildes zu gründen seyn. Daß dasselbe ein Werk des Mem- [ing ist, beweiset einzig und allein dit vollständige Uebereinstimmung in allen Theilen mit dem einzigen durch eine gleichzeitige und un berührte Aufschrift beglaubigten Gemälde dieses Meisters, welches bei allen Bestimmungen über dessen Bilder als Ausgangspunkt be⸗ trachtet werden muß. Dasselbe befindet sich in dem Sitzungssaale des Hospitals des heiligen Johannes zu Brügge, stellt in der Mitte die Anbetung der Könige, auf den Flügein die Geburt Christi und die Darstellung im Tempel vor und trägt die Aufschrift: X60 MCCCCLXXIX. Oh. 0HlAXAIS MkEMLING. Als ich vor drei Jahren auf einer Kunstreise iGn Belgien unser Bild bei dem Kunst— händler Nieuwenhnys in Brüssel fand, untersuchte ich es genau, ging darauf nach Brügge, um jenes beglaubigte Werk des Memling zu sehen und kehrte von da mit dem frischen Eindruck des Bildes wie⸗ der nach Brüssel zurück. Ich fand die Uebereinstimmung beider Bil⸗ der schlageud. Rieuwenhüys hatte unser Bild erst vor kurzem aus der Familie des Barons Snor zju Mecheln, für welche es ursprüng⸗ lich gemalt worden, erwortzen. Eine schon früher gehegte Vermuthung, daß auch das unter den Ramen des Jan van Eyck so berühmte Bild der Anbetung der Könige, mit der Verkündigung und Darstellung im Tempel auf den Hing n, in der vormals Boifferẽ eschen Samm lung ein Werk des Memling (auch irrig Femling genannt sey, wurde mir? dadurch zur oölltgen Gewißheit erhoben. Zeigt dieses Bild schon mit dem zu Brügge in Charakteren, Gefühlsweise und Technik die auffallendste Aehnlichkeit, so ist vollends die Uebereinstimmung mit dem unseren so groß, daß Riemand, welcher beide Bilder mit einiger Aufmerksamkeit betrachtet hat, auch nur einen Augenbtick zweifeln fann, daß beide von derselben Hand herrühren. Ja schon der Ver⸗ gleich der Steindrücke uach dem sogenannten van Eyck, welche sich jn den Händen so vieler Kunsifreunde befinden, mit unserem Bilde, sehrt die große llebereinstimmung beider. Daß jenes Bild nicht von . van Eyck ist, darüber haben sich schon länger alle unbefangene

unsiforscher geeinigt. Es weicht zu entschieden von dem Genter

Altar, wie von allen anderen beglaubigten Bildern des Jan von Eyck