1836 / 186 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

rung zu bringen, nach Tunis sendet. Die Dinge konnen nicht laͤnger in diesem Zustande bleiben, eine Loͤsung ist nothwendig; moge dieselbe schnell stattfinden und den Interessen Frankreichs guͤnstig seyn.“

Man schreibt aus Bayonne vom 2östen d. ,, . heißt, der General Evans habe den Befehl aus Madrid bekom⸗ men, die Karlisten anzugreifen und sich um jeden Preis zum Herrn der Linie von Irun nach Hernani zu machen; er habe darauf bemerklich gemacht, daß die unter seinen Befehlen ver— sammelten Streitkräfte ihm nicht hinreichend schienen, um mit Erfolg zu operiren, und daß er es der Vorsicht gemäß erachte, die beiden Regimenter abzuwarten, deren Absendung ihm angekuͤn⸗ digt worden sey. Man weiß nicht, was nach dieser Antwort beschlos. sen worden ist. Die Christinos sollen aber heute Morgen von San Sebastian und von der Passage, so wie von Valcarlos aus, an⸗ gegriffen haben: es ist außer Zweifel, daß der Besitz von Her⸗ nani in diesem Augenblick das Hauptstreben der Christinos ist, andererseits aber deutet Alles darauf hin, daß dieser Platz ihnen auf energische Weise streitig gemacht werden wird.“

Großbritanien und Irlan

London, 28. Junt. Se. Maj. der Konig werden morgen von Windsor nach der Stadt kommen, um Lever zu halten. Vor⸗ gestern wurden zur Feier des Jahrestags der Thronbesteigung Sr. Maß. im Park und im Tower die Kanonen geloͤst. Ihre Maj. gaben in Windsor ein großes Gastmahl—

Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz von Oranien ist nach Bath Zgereist und wird sich von da nach Oxford begeben.

Die Morning Chroniele sagt, sie koͤnne mit Vergnuͤgen melden, daß der Koͤnig nach dem fuͤr Lord Melbeurne guͤnstigen Ausspruch der Jury unverholen seine Freude uͤber diesen den Wuͤnschen und Gefuͤhlen des Monarchen so entsprechenden Aus⸗ gang des Prozesses geäußert habe.

Der Franzoͤsische Botschafter und der Tuͤrkische Gesandte sollen in der Churchillschen Angelegenheit lange Konferenzen mit Lord Palmerston gehabt haben. ;

Der zweite Brief O' Connell's an das Volk von Großbri— tanien ist in Vergleich zu seinen fruheren ahnlichen Schreiben dieser Art ziemlich kurz gefaßt. Er beginnt folgendermaßen:

Es giebt ein altes Englisches Sprüchwort, welches sagt: Ein Faktum wiegt eine ganze Fracht von Argumenten aufn Ich will Ihnen das Faktum geben. Es ist eine Sache, die mich selbst betrifft.! Ich habe einen Wohnsitz in Irland, er liegt in einem Kirch⸗ spiel, genannt Kilcrohane, in der Graͤfschaft Kerrv. Das Kirchspiel ungefähr 17 Englische Meilen lang und 3 bis A breit. Seine jetzige Bevölferungszahl ist 10, 184. Davon sind 9990 Katholiken und 163 Protestanten. Von diesen Protestanten kommen 87 auf die Kü⸗ stenwache und die Polizei nebst deren Familien. Diese Personen sind im eigentlichen Sinn des Wortes nicht Pfarrkinder. Sie stehen in Dienst des Staats, können nach Belieben entfernt werden und werden auch zu bestimmten Zeiten immer wieder entfernt; genng, es sind Fremde, die sich nur zu einem bestimmten Zweck und für eine ge— wisse Zeit in dem Kirchspiel aufhalten. Die Zahl der protestanttischen Pfarr⸗ kinder ist alse nur 77. Der Pfarrer dieses Kirchspiels ist Hr. Longfield. Er ift es seit den letzten 19 oder 12 Jahren. Ich glaube aber, er hat nicht so viel Tage in dem Kirchspiel zugedracht. Ich sah ihn nie, und der einzige Dienst, den er mir je geleistet, war, daß er seinen gewöhnlichen Wohnsitz. zu Bath oder Cheltenham verließ und zu ei— ner Wahl nach Kerry kam, um gegen mich zu stimmen; das war Alles. Sein Zehnten-Ertrag aus, dem Kirchspiel beläuft sich auf zo Pfund jährlich Eder fo ungefähr. Er hat auch drei oder vier Pfarthäuser. Nach der katholischen Eintheilung sind es zwei Kirch— spiele, und wir Katholiken unterhalten gern die katholischen Geistli⸗ chen beider Theile. Die Sache steht also folgendermaßen: Ich, als Katholik, habe meine eigenen Geistlichen zu unterstützen, meine eigene Kirche zu bauen und sie in Stand 79) erhalten. Das Kirchspiel ist ire, aüt kite Häuptlast ven dem Allen fällt auf mich; und nun desteht außerdem hoch Se. Ehrwürden Herr Lougfield darauf, daß ich ihm jährlich 0 Pfund für Zehnten zahlen soll, und eil ich diese Forderung, wie sie es offenbar ist, für höchst unge— recht und unvernünftig halte, läßt er am Schatzkammer-Gericht eine Klage gegen mich anhäugig machen, überliefert mich einem gierigen Anwalt, üm mir schwere Geldbußen abzupressen, und sagt dann, ich bitte Sie, die Religion, die ihn dazu getrieben und die diese hand—⸗ greifliche Ungerechtigkeit gutheißt, sey besser, als meine Religion. Ich giaube es nicht, Engländer, ich glaube es nicht! Ich halte meine Religion für besser als die seinige, und ich werde ihm daher nie ei— nen Shilling zahlen, nein, keinen Heller. Er und sein Auwait mö⸗ gen mein Vieh, mein Getxaide, mein Hausgeräth fortnehmen, sie mögen meine Pächter fortführen, sie mögen Alles wegschleppen und verkaufen oder vernichten, ich werde ninimermehr einen Penny ent— richten. Ich werde dem Gesetz nicht Widerstand leisten, weil auch dies, wie fo manche andere unerhörte Unbilligkeit, Gesetz ist, aber, ,, es, ich werde ihm oder für ihn nie einen Heller ahlen.“

! Nachdem O'Connell dies noch ein Dutzend Mal mit ande— ren oder mit denselben Worten wiederholt hat, fragt er die Eng— laͤnder, ob sie so etwas ruhig dulden, ob sie Zehnten fuͤr katho⸗ lische Geistliche entrichten wuͤrden, und behauptet, die Katholiken koͤnnten sich das Umgekehrte noch weniger gefallen lassen, da die Zehnten urspruͤnglich zu katholischen Zwecken bestimmt gewesen seyen; er vergleicht die protestantische Geistlichkeit in Irland mit dem Goͤtzen Dschuggernauth, der unersaͤttlich stets nur blutige Opfer fordere, und droht zuletzt damit, daß es bald zu einem friedlichen Vergleich zu spaͤt seyn werde.

In den Kirchspielen St. Pancratius, Marylebone und in Finsbury wurden heute Aufforderungen an die Kirchen / Vorsteher und Wahl-Beamten unterzeichnet, so bald als moͤglich oͤffentliche Versammlungen der Waͤhler zu veranstalten, damit diese dar Über berathschlagen koͤnnten, ob es nicht angemessen sey, das Unterhaus um Unterstüͤtzung der O' Connellschen Motion auf Reform des Oberhauses zu ersuchen.

Zwei Capitaine und drei Lieutenants von der Plymouther Marlne⸗Division haben Befehl erhalten, sich an Bord des Dampfboots „Pluto“ zu ihrem Bataillon nach der Kuͤste von Spanien einzuschiffen. Auch 4 Offiziere und 100 Mann von der Woolwicher Division, so wie eine kleine Abtheilung Marine—⸗ Artillerie, sind dorthin beordert,

Die Kriegsschiffe „Gannet“ und „Racer“ haben zwei Skla— venschiffe, jedes mit 259 bis 309 Negern an Bord, aufgebracht.

Die verwittwete Marquise von Conyngham hat vor einigen Tagen bei dem Umsturze ihres Wagen eine Rippe gebrochen.

Nach Nord-Amerikanischen Blättern vom 1. Juni war der Ober-Befehlshaber der Texianischen Truppen, General Houstoun, am 22. Mai zu New-⸗O-rleans eingetroffen, um we— gen der in dem Treffen vom 21. April erhaltenen Wunde aͤrzt— liche Huͤlfe zu suchen. Durch ihn erfuhr man den genauen Hergang der Niederlage Santana's. Von 7099 Mann, welche unter ihm in Texas eingeruͤckt, waren kaum 2500 entkommen, und diese wurden von den siegreichen Texianern eifrig verfolgt. Santang befand sich unter strenger Bewachung in Velasco. Seine Anträge auf Wafsenstillstand waren zuruͤckgewiesen wor—

Ten, worauf er sich erboten hatte, die Unabhängigkeit von Texas anzuerkennen. Der Rio Grande soll die bestaͤndige Graͤnze zwi— schen Mexiko und Texas seyn, und Santang bleibt als Geisel

764

in den Händen der Texiauer, bis der Vertrag vom Mexikanischen Se⸗ nat genehmigt und von den Vereinigten Staaten Nord⸗Amerika's ga⸗ rantirt seyn wird. Aus Mexiko wird im Globe ohne An—

gabe des Datums gemeldet, daß der Tod des General Barra— gan in jener Hauptstadt große Verwirrung verursacht habe, und daß Alles in Anarchie und Aufruhr begriffen sey; das Haus des Schwedischen Konsuls sey gepluͤndert und er selbst ermor— det worden; die liberale Partei suche eine Revolution herbeizu— fuͤhren und zeige offene Feindseligkeit gegen die bestehende Ord⸗ nung der Dinge. .

Belgien,

Brüssel, 27. Junl. Im Senate wurde vor dem Schlusse der Session ein Bericht uͤber einen Gesetzesvorschlag erstattet, der von allgemeinem Interesse ist. Es ist dies der Gesetzesvor⸗ schlag gegen die Duelle. Der Bericht der mit Pruͤfung dessel— ben beguftragten Kommission, der von Herrn v. Haussy erstattet wurde, hat die oͤffentliche Aufmerksamkeit in einem hohen Grade gefesselt, und der Senat hat verordnet, daß alle richterlichen Behörden offiziell davon in Kenntniß gesetzt werden sollen. Die Hauptpunkte des Gesetzesvorschlags sind folgende: Auf jede Herausforderung steht eine Gefaängnißstrafe von 1 bis 3 Mo— naten Und eine Geldbuße von Io bis 500 Franken. Hat das Duell stattgefunden, ohne Verwundung oder Tod zur Folgen zu haben, so werden die Duellanten mit 2 Monaten bis Jahr Gefängniß, 260 bis 10900 Franken Geldbuße be— straft. Ist einer der Duellanten leicht verwundet, so kann der andere zu 3 bis 18 Monaten Gefängniß und 360 bis 1390 Franken Geldbuße verurtheilt werden. Hat die Verwundung eine Untuͤchtigkeit zum Arbeiten wahrend 20 Tagen zur Folge, so steigt die Strafe von 6 Monaten bis 2 Jahren und von 560 bis 2509 Franken. Außerdem ist der Verlust eines Theils oder aller buͤrgerlichen Rechte, und der Stelle, wenn es ein Beamter ist, waͤhrend einer der Gefaͤngnißstrafe gleichen Zeit damit verbunden. Hat das Duell eine Verstümmelung und eine Krankheit von mehr als 40 Tagen zur Folge gehabt, so kann die Strafe auf lw bis 5 Jahr Gefaͤngniß und 10690 bis 5909 Franken Geldstrafe geschaͤrft werden, neben dem Verlust des Amtes und der buͤrger⸗ lichen Rechte. Wer endlich seinen Gegner im Duell getoͤbtet hat, soll mit 2 bis 10 Jahren Gefaͤngniß, 2000 bis 16,600 Franken Geldbuße und Verlust des Amtes und Interdiction aller buͤrger⸗ lichen Rechte, während eines der Dauer der Gefaͤngnißstrafe glei⸗ chen oder sie bis um das Doppelte uͤbertreffenden Zeitraums, bestraft werden. Bei Duellen auf Leben und Tod ohne Sekun— danten und dergleichen werden die Strafen noch geschärft. Die Sekundanten werden, wenn das Duell Verwundung oder Tod zur Folge gehabt hat, zu der Haͤlfte der Strafe, der die Duel— lanten unterliegen, verurtheilt. Duelle, die keine oder nur eine leichte Wunde verursacht haben, gehoren zur Kompetenz der cor— rectionellen Gerichte. Alle ubrigen werden von den Assisen ge— richtet. Außer der Verurtheilung kann noch Entschaͤdigung ver— langt werden. Belgier, die sich außerhalb des Koͤnigreichs duel— lirt oder sekundirt haben, koͤnnen bei der Ruͤckkunft in daffelbe gestraft werden, wenn sie nicht schon im Auslande daruͤber zur Rechenschaft gezogen sind. Das Gesetz findet seine Anwendung auf alle Stande der Nation, Militairs sowohl als Civilisten.

Deutschland.

Dresden, 1. Juli. Se. Majestaͤt der Konig geruh ten

gestern dem Königl. Bayerischen Gesandten, Wirklichen Staats— und Geheimen Rath Grafen von Luxburg, sodann dem Koͤnigl. Preußischen Gesandten, Wirklichen Geheimen Rath von Jor— dan, und dem Köͤnigl. Franzoͤsischen Gesandten von Bussierre Partikular-Audienzen zu ertheilen und die von ihnen uͤberreich— ten neuen Beglaubigungsschreiben in Empfang zu nehmen. Auch hatten gestern der Koͤnigl. Bayerische Kammerer und Ge⸗ neral-Lieutenant, Graf von Pocci, so wie der Koͤnigl. Preußi— sche General-Major von Quadt die Ehre, Sr. Majestäaͤt dem Könige in den ihnen bewilligten Partikular-Audienzen die von ihnen uͤuͤberbrachten Kondolenz⸗ und Gluͤckwunsch-Schreiben ihrer Allerhoͤchsten Souveraine zu uͤberreichen. Augsburg, 30. Juni. Se,. Majestaͤt der Konig von Bayern sind diesen Morgen nach acht Uhr hier eingetroffen und in der Koͤnigl. Residenz abgestiegen. Sie besuchten sogleich das Benediktiner, Institut, wo Sie uͤber eine Stunde verweilten, und von wo Sie sich in das polytechnische Institut und die Gemaͤlde⸗Gallerie verfügten. Um zwei Uhr wollen Allerhoͤch st⸗ dieselben Ihre Reise fortsetzen und, dem Vernehmen nach, in Noͤrdlingen uͤbernachten.

Mainz, 30. Juni. Se. Königl. Hohelt der Prinz Wil⸗ helm von Preußen, der allverehrte Gouverneur hiesiger Bun⸗ desfestung, kam gestern mit seiner Erlauchten Gemahlin und Fa— milie hier an, und man giebt sich der Hoffnung hin, daß Se. Königl. Hoh. langere Zeit hier verweilen werden.

Darm'stadt, 30. Juni. (Hess. Ztg.) Se. Königl. Hoh. der Großherzog haben heute den Landtag in hoͤchster Person ge— schlossen. Bie Mitglieder beider Kammern versammelten sich um halb 12 Uhr in dem Großherzog! Residenzschlosse. Der Großherzog erschien in Begleitung der Prinzen des Hauses und hielt von dem Throne folgende Anrede an die Staͤnde:

„Meine Herren Stände! Ich habe Sie um Mich versammelt, um am Schlüsffe dieses Landtaßes noch einige Worte persönlich zu Ihnen sprechen zu können. Länger, als sonsst gewöhnlich, mußten Sie sich Ihren Familien und Ihren eigenen Geschäften entziehen. Ich erkenne die Widmung und die Ausdauer, mit welcher Sie Ihre ftändischen Pflichten erfüllt haben, in vollem Maße an, und das Land wird mit Mir die Opfer zu würdigen wissen, welche von Vielen un— ter Ihnen dem allgemeinen Wohl gebracht worden sind. Ihre Aufgabe war weitumfassend und wichtig. Sie sollten erledigen, was zwei erfelglose Landtage unerledigt gelassen hatten. Sie sollten sich den Arbeiten unterziehen, die ohnehin jeder Landtag mit sich bringt. Noch mehr! Ich hatte Mich zu Maßregeln genöthigt gesehen, die Viele, obgleich fehr wahrheltswidrig, als eine Folge von Zerwürfnissen zwischen Mir und Meinen Unterthanen und des Verlüstes des Vertrauens und der Liebe eines Volkes, mit dessen Wohl und Weh Ich Mich doch sc innig verflechten fühle, darzustellen bemüht waren. Daher erwar— tete das Land von dem gegenwärtigen Landtage vor Allem die Ve⸗ seitigung jedes Zweifels über seine Gefinnungen gegen seinen Für—⸗ sien? und es wär Ihnen, meine Herren beider Kammern, vorbeha!—⸗ ten, durch Ihr Beispiel zu zeigen, wie die Entfernung des Mißtrauens, das Festhasten an dem wahren und ursprünglichtn Geiste der Verfas— sung und das offene und redliche, von Parteisucht freie, Zusammen— wirken der Regierung und der Stände zu dem gemeinsamen Ziele, dem öffentlichen Wehle, dem Staate fromme. Diese Aufgaben sümmilich haben Sse gelöst. Rit Ümficht, mit ruhigem und ünbe— fangenem Ernste haben Sie die zahlreichen Vorlagen, die Ihnen ge— macht waren, geprüft, und überall hat eine Vereinigung der Ansich— ten, zum wahren Besten des Vaterlandes, unsere Bestrebungen ge⸗ krönt. Ich fühle Mich glücklich in der Ueberzeugung. daß auf diefem Landtage wichtige und große Fortschritte zur Beförderung des

Allgemeinen Wohls theils gemacht, theils begründet worden sind, und Mitwirkung hierzu.

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre treue Eben so erhebend ist für Mich die Aussicht, daß unter dem Schutze

des Friedens, den dle göttliche Vorsehung uns erhalten zu wllen scheint, Mein Land einer immer hessern Zukunft entgegenschüten werde. Ich habe befohlen, daß Ihnen Meine landesherrlhen Entschließungen auf Ihre Eingaben nunmehr verkündigt undder Landtag in Meinem Namen geschlossen werden soll. . dann in Ihre Heimath zurückkehren, fahren Sie fert, auch dort für Eintracht, Vertrauen und Erhaltung der, gesetzlichen Ordnung zu wirken, damit das Gute, was Sie se thätig mitbegründen hal

seine segensreichen Früchte entwickle, in deren Gedelhen guch ; Ihren schönsten Lohn finden werden. Wohlwollens seyn Sie zugleich versichert.“

Minister des Innern, Freiherr du Thil, ließ den Landtags⸗Ab

zogs, den Landtag fuͤr geschlossen. beider Kammern hatten die Ehre, von Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Großherzoge zur Tafel gezogen zu werden, .

Stüärtgärt, 30. Juni. (Schwäb. Merk.) In den heutigen Sitzung der Abgeordneten-Kammer war die Berathung des Berichts der Justiz-Gesetzgebungs-Kommission uͤber den An— trag des Abgeordneten Menzel: „die Regierung um ein Gese bitten, wodurch der Nachdruck, als ein das Eigenthum beeintraͤchtigendes, der offentlichen Moral schaͤdliches und die Ehre des Wuͤrttembergischen Namens vor dem Auslande verun glimpfendes Institut, unbedingt aufgehoben werde“, an der Tages-Ordnung. (Berichterstatter Pfizer.) Der erste Kom= missions⸗Antrag geht dahin: Die Regierung um den Entwurf eines Gesetzes zu bitten, wodurch, unabhangig von Erlangung eines Privilegiums gegen Nachdruck, die . der Schrift steller und Verleger gegen den Nachdruck sicher gestellt werden Geh. Rath v. Sch layer will nur kurz bemerken, daß die Re, gierung schon laͤngst mit einem solchen Gesetz-Entwurfe umgehe der schon der Stände-Versammlung zur Berathung übergeben worden seyn wuͤrde, wenn nicht allgemeine Bestimmungen von Seiten des Bundes für ganz Deutschland in dieser Beziehung demnaͤchst zu erwarten staͤnden.

Schweiz.

Neuchatel, 25. Junt. Hinsichtlich der auf den Artlkel über die Revision der Bundes-Akte folgenden Paragraphen des eidgenossischen Kreisschreibens, bis zum zlsten, wurde in der vor gestrigen Sitzung des gesetzgebenden Korpers das Gutachten det Staarsraths ohne weitere Diskussion gebilligt. Die Versamm lung sprach sich zum erstenmal ganz einmüthig zu Gunsten von Schwyz aus. Als die Reihe an den Stand Neuchatel kam verlangte der Abgeordnete von Fleurler, Herr Jeanrenaud noch einmal die Verlesung der von Sr. Majestat in Bezug au den Fuͤrstenthums-Titel dieses Standes ertheilten Antwort, d von der Versammlung von neuem mit der großten Freude angt hoͤrt wurde. Ueber die Farben kam es zu keiner Debatte; die Medaille aber beschaͤftigte die Versammlüng einige Augenb licke. Herr L'Eplattenter, der Abgeordnete von Coffrane, sprach sich nämlich mit hoöoͤchster Entruͤstung uͤber das Votum von Genf aus, welches seiner Tagsatzungs⸗-Deputation anbefohlen, zu ver langen, daß das Tragen keiner Decoration, die zur Bezeichnunz einer Partei diene, gestattet werden solle; es sey, sagte er, eine seltsame Gedanken-Verwirrung, wenn man die Medaille, welch die Neuchateller truͤgen, ein Parteizeichen nenne; das heiße Treue und Empoͤrung, Pflichterfuͤllung und Verbrechen auf glei, che Stufe setzen und mit gleichen Namen bezeichnen; er wuͤnsch te, daß die Neuchateller Tagsatzungs - Deputation einen solchen Vorschlag so, wie er es verdiene, zuruͤckweise und sich kurz ur l. buͤndig gegen eine Anmaßung ausspreche, die zu beweisen schein daß man nicht mehr den Muth habe, die Dinge bei ihrem wah ren Namen zu nennen. Der Vortrag dieses Redners wurde mit dem lebhaftesten Beifall aufgenommen, und Hr. v. Char brier erklärte, die Instruction an die Deputation sey auch vo Staats Rath ganz in diesem Sinne ertheilt. Herr Jeam renaud stimmte fuͤr gänzliche Abschaffung aller Decorg tionen in der eidgensssischen Armee; eine solche Maß, regel, meinte er, sey dem alten Schweizer Geiste angemessen, doch wollte er die bei Gelegenheit der Ereignisse von 1815 von der „Eidgenossenschaft“ verliehenen Ehrenzeichen davon ausge, nominen wissen. Der Kanzler machte auf die Inkonse quenz, um sich keines staͤrkeren Ausdrucks zu bedienen, in diesen Verlangen aufmerksam, indem eine Medaille, welche Maͤnnern, die eine Schweizer Kantonal⸗Souverainetät vertheidigt haͤtten, zu Belohnung verliehen worden, ausgeschlossen und dagegen ausnahme, ! weise eine andere, ohne Zweifel sehr ehrenwerthe, aber filr Dienste, die einem fremden Souverain geleistet worden, er, theilte, beibehalten werden sollte; viel einfacher, meinte er, Um namentlich viel offener und loyaler wäre es gewesen, wenn deb Abgeordnete von Fleurier statt dessen gerade herausgesagt hatte er wolle die Neuchateller Medaille nicht; man wurde, um de Frieden zu erhalten, wohl bereit seyn, eine allgemeine Maßrege zu genehmigen, aber ohne Ausnahme. Herr von Perregau glaubte, daß eine allgemeine Maßregel dieser Art den wahren Interessen der Eidgenossenschaft widerspreche, weil sie tuͤchtige O fiziere von der eidgenoͤssischen Armee zurückhalten durfte, inden dieselben ehrenvoll erlangte Decoratlonen für die Ehre eine Kommandos in dieser Armee nicht würden ablegen wollen. Das Gutachten des Staatsraths wurde demnächst auch uͤber diesen. Punkt mit großer Majoritaͤt angenommen; die Minoritaͤt belief sich immer üur auf 5 bis 7 Stimmien. Die Debatten nahmen dann wieder einen ruhigeren Gang bis zum A6sten Paragraphen, der von den Basellandschaftlichen Angelegenheiten handelt. Der Staatsrath hatte vorgeschlagen, sich um eine friedliche Ausglej chung zu bemuͤhen, ubrigens aber anzuerkennen, daß Liestal sich im Untecht befinde, denn der Landrath habe sich, um den Aus spruch des vollziehenden Raths zu kassiren, auf den 5. Artikel des Baseler Gesetzes von 1816 gestützt, welches den Juden die Niederlassung in diesem Kanton verbiete, aber durch ein Geseh vom Jahre 1821 seyen die Artikel 5 und 6 des Gesetzes von 1816 foͤrmlich aufgehoben worden, und die Entscheidun des Landrathes beruhe also auf einer falschen Grund lage. Herr Jeanrenaud wollte zwar nicht die Sympath der Versammlung zu Gunsten Lestals anrufen, doch meinte eh es heiße, die einem eidgendssischen Stande schuldige Ruͤcksichl verletzen, wenn man so ünumwunden erkläre, daß derselbe ln recht habe; wenigstens muͤsse man doch seine Vertheidigung hi ren; auch sprach sich dieser Abgeordnete sehr start gegen die vo Frankreich ergriffenen Maßregeln aus. Der Maire von J Chaux de Fonds antwortete ihm, wenn man sein Urtheil t Aktenstuͤcke begruͤnde, laufe man keine Gefahr, sich zu irren, un die vorgelegten seyen klarer als der Tag; ohne Zweifel waͤres die Maßregeln Frankreichs hart, aber es sey in seinem Recht; ubrigens habe man bei dieser Gelegenheit sehen konnen, daß det Vogel, dessen mächtigen Fittich man einst der Schweiz als iht Schutzdach gezeigt, duch Krallen und Schnabel zu gebrauchen wisse. Da der Vorschlag des Abgeordneten von Fleurler gar kei nen Anklang fand, so wurde nicht erst daruber abgestimmt.

Meines landesfürstlichg 1 ; : ve ; nd auf die Geschichte; Eee keönll Höher lschlichen hierauf den Thronsaal. Da] f 9

schied verlesen und erklaͤrt- sodann, auf Befehl des Großher irgeg Saͤmmtliche Mitglieden

Kanzler

die

Akte so verwerflich erscheine, ersucht, doch zu sagen, worin die

Helegenheit des 48sten Artikels nahm Herr Jeanrenaud wie— ker das Wort und klagte daruͤber, daß man den politischen Fluͤcht— ingen eine Zuflucht in der Schweiz verweigern wolle, da es ich doch die alte Schweiz stets zum Ruhm angerechnet habe, Berbannte und Verfolgte in ihren Schooß aufzunehmen, und a das goͤttliche Gestz selbst gebiete, den Fremden zu beherber— en; jedenfalls sollte man einen Unterschied machen und nicht sie Flüchtlinge in eine und dieselbe Kategorie stellen. Herr von hambrier verwies dagegen den Redner auf die Vertraͤge niemals, sagte er, habe sich die alte zum Schlupfwinkel fuͤr alle schlechte Subjekte Europas en; in den Zeiten ihres groͤßten Ansehens, als Fon allen Maͤchten gefürchtet und geachtet worden, abe sie doch Verträge abgeschlossen, durch die sie sich nheischig gemacht, Leute, welche die Ruhe ihres Vaterlandes estrt, nicht auf ihrein Gebiet zu dulden; ja in neuerer Zeit hätten selbst Individuen, die vor dem Nevolutionsbeil geflohen, a sich aus ihrem Vaterlande entfernt, nicht weil sie dort Un— uhen angestiftet,

Ehmen

sondern weil sie ihrer Religion und ihren Ei⸗ hen treu bleiben gewollt, keine Zuflucht hier finden koͤnnen, ob— bleich sie dieselbe gewiß nicht wurden gemißbraucht haben, denn Frankreich habe die Ausweisung der Emigrirten verlangt, weil ts gefunden, daß sie seinen Graͤnzen zu nahe seyen, und die Schweiz habe gehorcht; die Vertrage erheischten sogar die Aus— seferung jener Individuen, hinsichtlich deren der Staatsrath ich auf den Vorschlag beschranke, sie aus dem Gebiet der Schweiz lu entfernen, wodurch der Eidgenossenschaft selbst ein großer Dienst geschehe, da sie durch ihr Benehmen nur die Ruhe der— selben stoͤrten. Auch bei dieser Frage fand der Antrag des Ab— geordneten von Fleurier nicht die geringste Unterstuͤtzung. Eben o ging es demselben mit seinen Bemerkungen uͤber den die Pe— stisnen an die Tagsatzung betreffenden Artikel. Herr Jeanre— naud meinte namlich, die Bevölkerungen muͤßten durchaus das Recht haben, sich bei der Tagsatzung uͤber ihre Regierungen zu

beschweren, denn die Menschen glichen einander alle, und so wie

sie zur Macht gelangten, boten sie alles Moͤgliche auf, sich darin

zu erhalten, und scheuten sich nicht, die Verfassung zu verletzen, wenn sie dadurch ihre Stellen behaupten könnten; in dieser Hinsicht handelten die Radikalen eben so wie die Libera— en, und die Liberalen wie die Aristokraten; man muͤsse also dem olke eine Bürgschaft gegen diese allgemeine Tendenz, eine Buͤrgschaft gegen die Verletzung der Verfassungen geben. Der erwiderte darauf, wenn man Verletzungen der Ver— assung nur von Seiten der Regierungen fuͤrchte, so koͤnne man Hzohl ganz ruhig seyn, und es ware zu wuͤnschen, daß diejenigen, se unaufhorlich Garantieen gegen die Regierungen forderten,

die Gesetze und die Verfassung eben so streng, wie jene, beob⸗

chteten und nicht durch fortwährende Anregung von erbitternden nd unnuͤtzen Fragen überall Unzufriedenheit und Unruhen zu naͤhren suchten; so bediene man sich auch der Frage uͤber die Reviston der Bundes-Akte nur zur Aufregung der Gemuͤther, während die Thatsachen bewiesen, daß das Schweizer Volk eine olche Revision gar nicht wolle, weil es nicht Manner zu seinen Repraͤfentanten ernenne, die für die Revision waren; die Bun⸗ des „Akte sey allerdings ein Pakt der Regierungen unter einan— er, jetzt aber garantire sie, wo die Bevoͤlkerungen souverain seyen, die Volks-Regierungen eben so, wie sie früher die aristokra— scchen Souverainetaͤten garantirt habe, und die in den Kanto⸗ nal, Verfassungen eingetretenen Veranderungen erheischten einesweges auch eine Veränderung in der Bundes Akte, ndem diese die erneuerten Constitutionen eben so ver— huürge, wie fruͤher die alten; in jeder Session habe man Liebhaber der Revision, denen die jetzige Bundes⸗

Mangel derselben lagen, aber immer seyen sie stumm geblieben.

ne langere Debatte wurde schließlich noch durch die Reclama— lon der Kloͤster von Aargau veranlaßt. Herr Jeanrenaud fand es unangemessen, daß der gesetzgebende Korper sich jetzt chon erlauben wolle, uͤber eine Maßregel einer so achtbaren Re⸗ gierung, wie die von Aargau, seine Meinung zu außern, ohne diese Regierung gehört zu haben. Herr Frochaux da— Begen dankte dem Staatsrath fuͤr das von ihm vor— eschlagene Gutachten er fürchtete nach den Beschluͤs— en dör Aargauer Regierung, daß sich ein heißer Kampf ntspinnen möchte, doch setzte er noch seine Hoffnung zuf die Neuchateler Deputation, die gewiß, wie immer, auch hier die Sache des guten Rechts vertheidigen werde. Er machte sodann auf die Lage aufmerksam, in welche die reli— gioͤsen Corporationen durch die Dekrete der Aargauer Regierung ersetzs worden, auf die gewaltsamen Maßregeln, die man gegen

fie ergriffen, Und auf die ungerechte Behandlung, die man ih—

nen habe widerfahren lassen; man beduͤrfe, meinte er, gar kei—

oer Erklaͤrung von Seiten der Aargauer Reglerung, ihr Dekret

preche fuͤr sich selbst; der 12te Artikel der Bundes ⸗Akte garantire den Corporationen den Schutz der Eidgenossen— schaft, und die Guͤter einer Corporation in Beschlag neh— nen, den groͤßten Theil ihrer Einkuͤnfte konfisziren, ih— nen neue Verstärkung zu verbieten, heiße, sie ganz ver— nichten. Herr L'Eplattemier hielt es sehr schwie⸗

. : ; fuͤr rig, zu entscheiden, wie weit sich die Rechte einer Regierung

mit Hinsicht auf die Aufloͤsung von Corporationen uͤberhgupt und derjenigen insbesondere, deren Existenz unnuͤtz oder gefaͤhr— lich werde, erstrecke; die Kloͤster, sagte er, hätten der Civilisation

große Dienste geleistet; sie seyen die Mittelpunkte gewesen, wo

die Wissenschaften eine Zuflucht und die Ungluͤcklichen in einer eit, als die buͤrgerlichen Gesetze noch nicht die noͤthige Macht gehabt, um die Freiheit Einzelner gegen die Verfolgung der Staͤrkeren zu schuͤtzen, ein Obdach gefunden; auch der Ackerbau verdanke ihnen viele Vervollkommnungen; aber die Zeit sey vorgeschritten, die Bildung habe sich verbreitet, die Gesetze reichten jetzt zum Schutz der Burger hin, und die Kloͤster seyen gegenwartig kein Beduͤrfniß mehr. Indeß wenn man nun auch den Regierungen das Recht zugestehe, unnuͤtze oder gefaͤhrliche Corporationen aufzuloͤsen, so müsse man doch aner— kennen, daß sie vor Allem verpflichtet seyen, den Mitgliedern derselben den ungeschmalerten Genuß ihrer Guͤter zu lassen, und daß sie ihnen davon nicht das Geringste entziehen duͤrften; so aber habe die Aargauer Regierung nicht gehandelt, denn sie habe die Mitglieder der Kloͤster beraubt und scheine sie auf das Gras in ihren Gärten verweisen zu wollen indem sie ihnen kaum et—

was zu ihrem Lebens,Unterhalt gelassen; solche Maßregeln koͤnn—

9 nie die Billigung eines Standes erlangen, der die Gerech— . len Wah lspruch und die gewissenhafte Beobachtung . ertrage zu seiner Regel gemacht habe. Herr Perrochet e suhte es, die Regierung von Aargau zu rechtfertigen; es habe hel gte er, in Folge der Annahme der Badener Konferenz⸗ . kel in Aargau, eine Bewegung kund gegeben, die

eine pozitisch-religidse nennen wolle; die Regierung habe sehr gut gewußt, woher diest Bewegung komme, und sie habe die rheber derfelben bestrafen wollen. Herr von Ehambrier aber

7653

sprach sein Erstaunen daruͤber aus, daß man, nicht zufrieden, die Beraubung der Aargauer Kloͤster gutzuheißen, dieselben auch noch der Anzettelung von Komplotten beschuldige, und auch Herr von Perrot war der Meinung, daß ein Stand, der sich selbst achte, ein Land, welches das i habe, unter der Regierung eines Königs zu leben, dessen Wahlspruch; Sunm euiqus sey, sei— ner Deputatlon zur Tagsatzung keine andere Instruction ertheilen koͤnne, als daß sie von der Aargauer Regierun

verlange, das, was sie ungerecht und gewaltsam an sich geris⸗ sen, wieder fahren zu lassen. Diese ul t r n wurde eben⸗ falls mit großer Masoritaͤt genehmigt; nur 7 Stimmen erho— ben sich dagegen. Hiermit waren die Berathungen uͤber die Instruirung der Tagsatzungs-Deputation beendigt, und es wurde nun zur Ernennung der Deputirten selbst geschritten. Herr von Ehambrier ward mit 68 Stimmen unter 74 zum ersten Deputirten ernannt; die Wahl des Anderen mußte bis zum fol⸗ genden Tage verschoben werden, da bei der naͤchsten Abstim⸗ mung keiner mehr die erforderliche Majoritäat erhielt. Herr von CThambrier legte sodann noch den Bericht uͤber die Aus⸗ gaben und Einnahmen des Jahres 1835 auf dem Vuͤreau nieder; die ersteren betragen 438,476, die letzteren 458,000 Franken; unter den ersteren befinden sich jedoch mehrere außerordentliche, so daß, wenn diese davon abgezogen werden, ein Ueberschuß von 4a,005 auf Seiten der Einnahmen bleibt. Se. Majestät der König haben im vorigen Jahre eine Summe von 88,000 Fr. an das Fuͤrstenthum Neuchatel geschenkt.

In der gestrigen Sitzung wurde die Wahl des zweiten De⸗ putirten fuͤr die Tagsatzung vorgenommen; sie fiel auf Herrn Terrisse, der von J0 Stimmen Iz erhielt. Den uͤbrigen Theil der Sitzung fuͤllten Debatten uͤber die Wirthshaͤuser aus.

ü .

Turin, 24. Juni. Ein Königliches Dekret hat die so⸗ genannte persöͤnliche Servite zur Ausbeutung der Salinen auf der Insel Sardinien abgeschafft und 24 Gemeinden des Be— zirks Oristano, die seit 1791 fuͤr die Befreiung davon ein jährliche Geldzahlung leisteten, von letzterer befreit.

. Die Allgemeine Zeitung schreibt von der Ita⸗ liänischen Gränze vom 23. Juni: „Da der Herzog von Nemours noch nicht voͤllig hergestellt ist, so heißt es, er werde vielleicht in Mailand verweilen, wahrend sein Bruder nach Florenz reist. Der Großherzog von Toscana hat die bei— den Prinzen ausdruͤcklich eingeladen, ihn mit ihrem Besuche zu beehren. Der Aufenthalt des Herzogs von Orleans in Florenz wird aber nur einige Tage dauern. Vor wenigen Tagen kam ein Adjutant des Königs der Franzosen in Florenz an und reiste bald darauf den Prinzen entgegen. In Mailand sind große An⸗ stalten zum Empfange der Prinzen gemacht worden, in Turin nicht. Der Turiner Hof lebt bekanntlich sehr eingezogen, und die hohen Gaͤste werden daher ihre Unterhaltung nur in dem en— gern Kreise der Königlichen Familie suchen muͤssen. In Turin wollte man Nachrichten aus Spanien haben, die ziemlich guͤnstig fuͤr Don Carlos lauteten. Besonders soll die Geldnoth im Kar listischen Hauptquartier nachgelassen haben und seit einigen Wochen alle Ruͤckstaͤnde der Armee ausgezahlt worden seyn. Auch versicherte man, es bereiteten sich in Aragonien und Gali— zien große Bewegungen vor.

Spanien.

Madrid, 20. Juni. (Franzosische Blätter) Die groͤßte Verlegenheit der Regierung entsteht aus dem Geldman— gel. Der Schatz hat keine Einnahmen, und das, was noch eingeht, erleidet solche Reductionen, daß es für die Beduͤrfnisse der Verwaltung nicht ausreicht. Wenn die Abgaben im gan— zen Köonigreiche regelmäßig gezahlt wurde, so wurden die Ein⸗ nahme 1130 1146 Millionen Realen betragen; allein es kommen nie mehr als 450 500 Millionen ein. Diese ungeheure Dif⸗ ferenz zwischen den veranschlagten und den wirklichen Einnah⸗ men erklart hinlaͤnglich den verworrenen Zustand der Finanzen.

Der Morning-Herald giebt in einem Schreiben aus Villafranca vom 15. Juni folgende Details uͤber den Hof. und die Armee des Don Carlos: „Villafranca, die jetzige Re⸗ sidenz des Don Carlos, ist eine kleine Stadt an der großen Straße von Tolosa nach Bergara, etwa neun Spanische Mei— len von der Franzoͤsischen Graͤnze entfernt. Sie hat ungefahr 1300 Einwohner, die sich hauptsaͤchlich mit dem Ackerbau be⸗ schaͤftigen. Die Festungswerke bieten einen ziemlich guten Schutz gegen einen Handstreich dar, und im Juni vorigen Jahres be— lagerte Zumalacarreguy diese Stadt vierzehn Tage lang, ehe er sie einnehmen konnte, obgleich die Garnison nur aus 250 Mann bestand und keine Artillerie hatte. Die hier errichtete Po— lizei ist sehr streng, und Niemand darf ohne die Erlaubniß des Ministers in die Stadt kommen. An den beiden nach Tolosa und Villareal führenden Thoren sind mehrere Mu— nizipal⸗Beamte stationirt, die jedem Reisenden sogleich den Paß abfordern. Ist der Reisende so gluͤcklich, einen Paß zu haben, so wird er von einem Soldaten auf das Polizei-Amt gefuͤhrt, und sindet es sich, daß er mit der gehörigen Erlaubniß versehen ist, fo ist es ihm gestattet, seine Angelegenheiten zu besorgen, allein ohne einen besonderen Befehl darf er unter keiner Bedin⸗ gung seinen Aufenthalt verlaͤngern. Diese strenge Wachsam— keit koͤnnte auf den ersten Blick ein uͤbles Licht auf Don Carlos wer⸗ fen, der mitten unter seinen treuen Unterthanen lebt; erwaͤgt man aber die weiter unten zu erwaͤhnenden Umstaͤnde genau, so wird man einsehen, daß dem Herrn Erro großes Lob für die Weis— heit der von ihm ergriffenen Maßregeln gebührt. Es kommt mir nicht zu, eine Parallele zu ziehen zwischen Herrn Erro und dem vorigen Minister Cruz-⸗Mahor; indeß ist es von Wichtig— keit, verschiedene Maßregeln anzufuͤhren, die von beiden Mini⸗ stern zur Verwaltung der Provinzen ergriffen worden sind. Herrn Cruz-Mayor gebuͤhrt die Ehre, zu einer Zeit, wo sein Koͤniglicher Herr im Gebirge umherirrte und fast jeden Tag seinen Aufenthalt verandern mußte, eine Verwal— tung organisirt zu haben; allein er fand, sey es nun, weil er die Gewohnheiten des Baskischen Volkes nicht kannte, oder weil er die Juntas dem Willen des Don Carlos unter werfen wollte, mächtige Hindernisse bei seinen Entwuͤrfen, die zuletzt seine Entlassung herbeiführten. Es war durchaus nothwendig, einen Mann von Festigkeit an seine Stelle zu setzen. Die Subordination un⸗ ter den Eivil-Beamten war sehr erschlafft, und die Chri— stines, denen der Aufenthalt in den Provinzen gestattet worden war, hielten Zusammenkuͤnfte und zeitelten Ver— schwoͤrungen gegen Don Carlos an. Eine andere Klage gegen Eruz- Mayor war, daß er, waͤhrend Mendizabal die Aushebung von 109, 00 Mann eifrig betrieb, nichts that, um die Armee zu vermehren, und daß waͤhrend seiner Verwal⸗ tung die Provinzen ihrer Huͤlfsmittel beraubt wurden und keine fremde Anleihe kontrahirt worden war. Ich weiß nicht, inwie— fern diese Anklagen begruͤndet sind, allein ich muß zur Steuer

der Wahrheit erklaren, daß man, seit die Zuͤgel der Regierung

in die Hände des Herrn Erro uͤbergegangen sind, uͤberall Ver, besserungen wahrnimmt. In dem Augenblick, wo Unordnung und 3Zwietracht aufs höͤchste gestiegen waren, wurde Hr. Erro zum Minister ernannt. Dieser Staatsmann hatte vorher eine Anleihe abgeschlossen, und es war Geld in Menge vorhanden. Die erste Handlung des Ministers war die Organisirung der verschiedenen Departe⸗ ments des Staates. Er ernannte Secretaire fur die Finanzen, fuͤr die auswaͤrtigen Angelegenheiten, fuͤr die Justiz und den Krieg; Aemter, die sich früher sämmtlich in den Händen von Cruz-Mahyor und Villemur befunden hatten. Er errichtete etz, nen Geheimen⸗Rath, uͤbernahm selbst das schwierige Amt eines Universal-Ministers und leitete, als solcher, die Regierungs⸗ maschine mit fester Hand. Die Mitglieder der Juntas wur— den aus Gegnern des alten Ministers Freunde des neuen und versprachen ihm alle in ihrer Macht stehende Unterstuͤtzung. Herr Erro bemerkte bald, daß es im Hauptquartiere des Königs eine Menge unbeschäftigter Personen gabe, und daß uͤberhaupt in Spanien der Mangel an Thätigkeit immer in Intrigue aus⸗ arte. Er versetzte daher mehrere Unter⸗Beamten des Hofes nach entfernten Orten und befahl zugleich, daß Niemand ohne besondere Erlaubniß an den Hof kommen duͤrfe. Er hatte in— deß noch einen anderen Grund zu dieser Vorsichtsmaßregel. Seit einiger Zeit war eine verbrecherische Korrespondenz mit gewissen Ehristinos in Cordova unterhalten worden, die in die Hande des Ministers fiel. Es fanden mehrere Verhaftungen statt; da man jedoch die Namen dieser Verraͤther nicht saͤmmtlich kannte, so war die groͤßte Wachsamkeit noͤthig. Die verschiedenen von Herrn Erro erlassenen Dekrete sind bekannt, allein keines hat ihm eine großere Popularitaͤt verschafft, als das Dekret zu Gun— sten der Familie Zumalacarreguy's. Ich war erstaunt, hier eine so große Zahl achtbarer und einflußreicher Personen zu finden, die mit Gefahr Madrid verlassen hatten, um Don Car— los ihre Dienste anzubieten. Besonders zog ein junger Mann von Adel meine Aufmerksamkeit auf sich; er hatte niemals, we— der im Civil, noch im Militair gedient, und auf meine Frage, welche Laufbahn er einzuschlagen denke, erwiderte er: „„Ich bin gekommen, um meinem Koͤnige zu dienen; er hat uber mein Vermoͤgen und mein Leben zu gebieten, Meine Absicht ist, an der Seite der tapferen Bergbewohner als Freiwilliger zu fechten.““ Ich bemerkte, daß er ohne Zweifel sogleich ein Offizter, Patent erhalten werde, worauf er antwor⸗ tete: „„Nein, es ware ungerecht, nach einem dreijährigen Kampfe dergleichen Patente Anderen, als Basken zu geben; ich werde meinem Souverain als ein Soldado distinzuido dienen.““ 37 hatte die Ehre, dem Don Carlos vorgestellt zu werden. ch fand diesen Prinzen voll Zuversicht und sehr wohl. Er scheint des endlichen Erfolges gewiß zu seyn und sagte mir, daß er seit den letzten drei ö. Zusicherungen erhalten habe, die feinen Einzug in Madrid „ußer Zweifel setzten. Herr Erro ist etwa 60 Jahre alt; Benehmen zeigt von guter Erziehung und seine Physiognom nn den Mann von Kenntnissen. Er ist etwa sechs Fuß groß, gut gewachsen und eher mager als korpulent. Er ist leicht zuganglich und höoͤrt gern und aufmerk⸗ sam diejenigen an, die sich ihm nähern. Er ist sehr thätig, steht fruͤh auf und begiebt sich sogleich in sein Kabinet. Um Mittag begiebt er sich zu Don Carlos, mit dem er bis 1“ Uhr arbei— tet, worauf Don Carlos eine oͤffentliche Audienz giebt. Herr Erro kehrt in seine Wohnung zuruck, um zu Mittag u speisen, und um 4 Uhr findet man ihn von neuem in n Kabinet, wo er oft bis nach Mitternacht bleibt. e Worte uͤber den General Eguia und die Armee. Die effektive Macht, ohne den Aufstand in Masse zu rechnen, besteht aus 35,000 Mann Fußvolk, 1i00 Mann Kavallerie und 459 Artilleristen mit 24 gut bespannten und etwa 30 Reserve— Geschuͤtzen. Diese Armee ist folgendermaßen vertheilt: Die Generale Eguia, Villareal, Iturralde und Gomez stehen jetzt mit einem Veobachtungs-Corps von 14,000 Mann bei Vittoria; der General Sarasa mit 3000 Mann vor Bilbao; Iturriza mit S090 Mann vor San Sebastian und der Passage, und die Generale Garcia und Taragual beobachten mit 6009 Mann den Franzssischen General Bernelle und die Christinischen Garnisonen in der Ribera. Die Artillerie⸗Depots befinden sich zu Oñgte und Mondragon. Die Kavallerie ist groͤßtentheils bei dem Corps des Generals Equia. Der Enthusiasmus der Armee fuͤr Don Carlos ist noch immer derselbe und eher noch groͤßer, als fruher. Die Diszi⸗ plin und die Organisirung des Heeres machen bedeutende Fort— schritte. Die am wenigsten Unterwürfigen in der Armee sind wohl die Navagrresen, und man versicherte, daß sie Bedenken tragen, die Englaͤnder in ihren Verschanzungen anzugreifen. Sie sagen: „„Es ist unnuͤtz, eine durch unzählige Kanonen vertheidigte Linie ohne eine gleiche Artillerie angreifen zu wollen; man lasse die Englaͤnder nur aus ihren Verschanzungen herauskommen, dann wollen wir sie so empfangen, daß auch nicht ein Mann nach San Sebastian zuruͤckkehren soll““ Diese Meinung der Navarresen scheint allgemein gebilligt worden zu seyn, und es wird sich nun zeigen, ob der General Evans es wagen wird, ohne Lord John Hay und dessen Geschwader vorzuruͤcken. Die ganze Armee ist gut gekleidet, und ich war gestern zugegen, als die Truppen einen vierzehntägigen Sold empfingen, mit dem man nur sechs Wochen im Ruͤckstande ist. Der General Eguia ist sehr beliebt bei der Armee; die Soldaten setzen großes Ver— trauen in ihn, allein sie wunschen eine groͤßere Thatigkeit und mehr reelle Vortheile als Resultat ihrer Siege. Eguia ist ein umsichtiger, bedaͤchtiger Mann; er wagt niemals ein Gefecht oder einen Angriff gegen eine befestigte Stadt, ahne vorher die Vortheile und Nachtheile gegen einander abzuwägen; wenn er dagegen einmal etwas unternimmt, so ist er auch des Erfolges gewiß. Ich glaube, daß seine jetzige Unthaͤtigkeit die Folge einer vernünftigen Politik ist; er muß es zu verhindern suchen, daß die Christinos in die Provinzen eindringen, und auf jeden Fall einen ernstlichen Verlust vermeiden. Er verhin— dert dadurch zugleich, daß das neue Kabinet in Ma⸗ drid eine moralische Stärke gewinnt, und Cabrera, der Zumalacarreguy Aragonten's, erlangt Zeit, seine Armee zu or— ganisiren und zu vermehren, denn es ist ganz gewiß, daß Don Tarlos durch Aragonien und Valencia nach Madrid marschirer wird. Wenn Eguia ohne Kavallerie nach dem Ebro marschirte, so wuͤrde er nicht nur nichts dadurch gewinnen, sondern er koͤnnte fogar noch eine Niederlage erleiden. Wabrera hat vor etwa

Nun noch eini

acht Tagen sich erboten, Don Tarlos im Triumphe bis vierzig Stunden von Madrid zu fahren, und ich glaube mich nicht zu taäuschen, wenn ich versichere, daß im Hauptquartier des Koͤnigs ernstlich davon die Rede gewesen ist, ob es nicht besser sey, wenn Don Earlos sich an die Spitze der Truppen von Aragonien und Valencia stelle, 6000 Mann Jufanterie und drei Batterieen Geschuͤtz mit sich nehme und den General Eguia mit dem Reste des Heeres zum Schutz der Provinzen zuruͤcklasse. Was LCata⸗ sonien betrifft, so ist schon ein Anführer, zu dem die Bewohner diefes Fuͤrstenthums Vertrauen haben, auf dem Wege dorthin,

und man wird bald sehen, daß alle von der Madrider „Hof sZei—