1836 / 193 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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au; und auch die bedeutende Fraction der Nadikalen ließ aus Gerechtigkeitsliebe einem Ministerium, das fuͤr sich allein keine Kraft hat, eine so maͤchtige Unterstuͤtzung zu Theil werden, Was ist aber nun aus diesen Versprechungen geworden? Vei den ersten Drohungen mit Widerstand von Seiten des Ober— hauses schrieen die ministeriellen Redner, man werde an das Volk appelliren, und der Kanzler der Schatzkammer, deim man nicht eben Enthusiasmus vorwerfen kann, erklaͤrte im Unterhause, die Niederlage der Tories sey gewiß, wenn erst i, dation um Rath gefragt wuͤrde. Indeß die von Sir Robert Peel geleitete Minoritaͤt ließ sich dadurch nicht einschuͤchtern und zeichnete im voraus den Lorbs' die Bahn vor, die diese zu befolgen haͤt— ten. Die Masjoritaͤt verstaͤrkte sich gerade dadurch noch nehr, und die Regierung stimmte einen noch höheren Ton an. Enblich kommt die Bill so amendirt, daß fast nichts davon übrig bleibt, aus dem Oberhause zuruͤck. Was thun nun die Whigs, die so oft wiederholt hatten: Kein Zugestaͤndniß Sie erschöpfen sich in der Muͤhe, zu zeigen, daß sie lautere Absichten hatten, daß sie die tiefste Eh erh gran gegen das Oberhaus hegten, und sie treten, zum Beweis davon, mit einem neuen, sehr ,, ten, sehr bescheidenen und bis zur vollkommensten Selbstver leug⸗ nung demuͤthigen Plane hervor. Aber schon war von einer Parlaments- Aufloͤsung keine Rede mehr; es handelte sich nur noch um eine Prorogirung, um den Gegnern des Vol⸗ kes Zeit zur Üeberlegung zu verstatten, Dieser neue Plan wird noch veraͤchtlicher als der erste behandelt, und nach einer einzigen Sitzung sendet ihn eine furchtbare Masjoritäͤt ent— ruͤstet und unwillig an seine Urheber zurück. Und siehe da, nun ist weder von einer Aufloͤsung, noch selbst von einer Prorogirung des Parlaments mehr die Rede. Die Bill wandert ganz einfach wieder in Lord John Russell's Portefeuille. Was nach einem so traurigen Ende vom Liede unbegreiflich scheint, ist, daß O Con⸗ nell beharrlich bei seinem Ministerialismus bleibt. Was will die Agitation sagen, womit er seinen Gegnern droht? Weiß man nicht, was er unter Agitation versteht? Er ver steht darunter nur Volks⸗ Versammlungen, Schmähungen der Presse und Spazierfahrten durchs Land, bei denen er seine schoͤne Stimme und seine maͤchtige Rede ertoͤnen lassen wird, Da aber die Englaͤnder ein praktisches Volk sind, so wird auf solche Herausforderungen gar nicht geachtet; wer Eindruck ma—⸗ chen will, muß handeln; aber gegen wen? Etwa, gegen die To⸗ ries? Sie sind nicht im Besißz der Staatsgewalt. Die Agita⸗ tion hatte einen Sinn, als Peel und Wellington am Ruder waren; aber wozu soll sie jetzt dienen? Etwa um es dahin zu bringen, daß der Geistlichkeit kein Zehnten bezahlt wird? Aber die Geistlichkeit wuͤrde die Gesetze anrufen, und die setzigen Voll⸗ zieher der Gesetze, welche einschreiten muͤßten, sind die Whigs und ihre Agenten, gegen die doch O Connell keinen Aufruhr wird predigen wollen. Oder soll etwa dieser Aufruhr noch weiter ge⸗ hen, und foll das Irlaändische Volk, den Unions⸗-Vertrag gewalt⸗ sam brechend, sich unabhaͤngig erklaͤren? Das ware eine Revo⸗ lutlon, die O'Connell mehr als irgend Einer fuͤrchtet. Was will er also eigentlich? Er ist wohl vorerst zufrieden, wenn nur die Verwaltung von Irland in Lord Mulgrave's Haͤnden bleibt, denn unter ihm uͤbt er den ganzen Einfluß eines Vice-Koöͤnigs aus; er will den katholischen Geistlichen die Macht, die sie er— langt haben, seit Melbourne's Kabinet sie unterstůtzt oder schont, noch vermehren. Reformen fuͤr Irland wuͤnscht O Connel ohne Zweifel; aber er wuͤrde, um sie zu erreichen, nimmermehr ein Rinisterium stuͤrzen lassen, das von seinem Wink ab— hangt. Er war im voraus auf die ersten Amendements der Lords gefaßt, und wissen Sie, was er jetzt durch das Dub liner Journal, welches seine Auftraͤge empfaͤngt, vorschlagen laßt? Er verlangt, die Regierung solle dem Oberhause mit einer Pairs⸗ Creirung drohen, und damit sich nicht etwa Jemand durch die Posse hinters Licht fuͤhren lasse, setzt der Zeitungsschreiher wohl⸗ weislich hinzu: „„Diese Drohung wird nicht in. Erfuͤllung zu gehen brauchen; es wird hinreichen, wenn der Konig sich ihrer dedient; die Lords werden dann auf der Stelle nachgeben.“

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Nach einem so naiven Gestäͤndniß mußte das Oberhaus wirk—

lich sehr linkisch seyn, wenn es nachgaͤbe. Aber der König wird es so weit gar nicht einmal kommen las⸗ sen, und die Whigs, die sich laut gegen jede organische

Veranderung aussprechen, wissen sehr wohl, daß es besser ist, eine Institution zu vernichten, als sie zu verfaͤlschen. Ueber— bies waͤre es jetzt nicht mehr mit einer Ernennung von zehn oder zwoͤlf Pairs gethan, denn die Majoritaͤt belauft sich fast uf hundert Mitglleder, und den Abfall hinzugerechnet, den die Ernennung neuer Mitglieder unter den alten stets zur Folge at, müßte man wenigstens 120 Staatsmänner und 1260 Titel in Bereitschaft haben. Diese Loͤsung der Frage ist also nicht moglich, und die Lords werden sich an diese Drohung gar nicht

kehren; dennoch ist dies das einzige Mitte!, welches die ministeriellen Blatter fordern und anrathen, denn sie sehen keinen anderen Weg, außer einer Unmoͤglich— eit, vor sich, um aus ihrer traurigen Lage herauszukom⸗—

men. Unter solchen Verhältnissen hätte die radikale Partei eine entscheidende Stellung einnehmen können wenn sie orga— nisirt gewesen ware. Aber, sey es aus Unerfahrenheit, sey es aus Bescheidenheit, es hat sich noch kein Mann gefunden, der ihre Leitung uͤbernehmen mochte. Sie zaͤhlt indeß 140 bis 160 Stimmen im Unterhause und hat Maͤnner unter sich, die, wie Herr Grote, ein bedeutendes Vermoͤgen, den unbescholtensten T harakter, eln großes Rednertalent und allgemeine Achtung be— sitzen. Sie hat Gelehrte, wie Herrn Warburton, und eifrige, gebildete, geistvolle junge Manner, wie die Herren Roebuck, Mo⸗ sesworth, Buller und Lalor, in ihren Reihen aufzuweisen. Aber Trägheit halt sie zuruͤck, Mißtrauen macht sie scheu, und so lassen sie, vielleicht zu sehr auf die Macht ihrer Grundsaͤtze vertrauend, dem Strom seinen Lauf; sie erwarten von den Er— eignissen, daß sie ihnen Bahn brechen sollen, und geben eine Demokratie, die sich überall nach einem Mittelpunkt und nach

einer Leitung umsieht, dem Impuls des Zufalls preis.“ .

Aus dem Haag, J. Juli. Die Gesetz- Sammlung ent— halt eine vom Ften d. M. datirte Koͤnigliche Verfügung in Be— zug auf eine Sekte der reformirten Kirche, die sich in verschie— denen Theilen des Landes gebildet und sich neuerdings an Se. Majestät in einer Adresse gewandt hat, welche von einem Herrn . Brummelcamp, als deren Bevollmächtigten, unterzeichnet

ist. Die genannte Sekte wird in der Koͤniglichen Verfü— gung als eine ungesetzliche erklart, und es werden des—

halb ihre bisherigen kirchlichen Zusammenkuͤnfte verboten, doch soll es an denjenigen Orten, wo es eine großere Anzahl ihrer Anhaͤn— ger giebt, diesen gestattet seyn, sich an die Behoͤrden zu wenden, um die Erlaubniß zu einem unter obrigkeitlicher Aufsicht stehen⸗ den Gottesdienst zu erlangen, wobei inzwischen der Staat we— der fuͤr die Ausgaben der Kirche, noch fuͤr die Armen dieses

wurde die Stadt illuminirt.

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Polen. Warschau, 8. Juli. Gestern wurde hier der Alste Ge⸗ burtstag * Majestũt des Kaisers Nikolaus aufs festlichste be⸗ gangen. In der Kathedrale war Gottesdienst, bei welchem der Bischof von Plozk das Hochamt verrichtete, und dem saͤmmtli⸗ che Behoͤrden beiwohnten. Der, Fuͤrst Paskewitsch von War⸗ schau empfing im Schloß die Gluͤckwuͤnsche der Generale, der Regierungs-Mitglieder, der Beamten, der fremden Konsuln und des Adels, worauf in der Schloß-Kapelle unter Abfeuerung von 101 Kanonenschüͤssen ein Tedeum gesungen wurde. Se. Durch⸗ laucht der Statthalter gab dann im Palast Lazienki ein glaͤnzen⸗ des Diner; im Theater war freies Schauspiel, und Abends

Die hiesigen Zeitungen enthalten eine unterm 23. Mai d. J. von Sr. Maͤsestät bestätigte Verodnung uͤber die Klassifizirung der Beamten des Koͤnigreichs Polen und die von ihnen zu tra— gende Uniform. . . Von Herrn Ludwig Janowski erscheint hier eine allgemeine Weltgeschichte in Lieferungen; das erste Heft hat so eben die Presse verlassen.

Deutschland. Hannover, 9. Juli. Se. Koͤnigl. Hoheit der Vicekdnig sind gestern Abend von Braunschweig hier wieder eingetrossen. Göttingen, 7. Juli. Gestern starb nach kurzem aber schmerzhaftem Krankenlager, ungefahr 70 Jahre alt, Chr st ian Friedrich Ruperti, Doktor der. Theologie und Ritter des Guelphen-Ordens, erster Universitätsprediger, Pastor zu St. Jacobi, Superintendent der zweiten Inspection Goͤttingen. In unserer Stadt, in die er von Wenningsen im Herbste Ið2o be rufen wurde, hat er- unermeßlichen Segen gestiftet und unaus⸗ sprechliche Liebe geärndtet. Als Prediger . er den ersten Rednern aller Zeiten an; als gelehrter Theologe stand er den ausgezeichnetsten Maͤnnern seiner Zeit gleich; als Mensch und als Christ war er einer der edelsten Geister. Dresden, 8. Juli. Se. Koͤnigl. Hoheit der Herzog von Bordeaux ist heute fruͤh von Pillnitz aus nach Teplitz zuruͤckge—⸗ kehrt. ö ö . Kassel, 7. Juli. Die hiesige Zeitung sagt in einem großeren Artikel uͤber die naͤchstbevorstehenden Wahlen fuͤr die im November zusammentretende neue Stande⸗Versammlung un⸗ ter Anderem: „Es ist auffallend, wie wenig Staatsdiener an der letzten Stände-Versammlung Theil genommen haben, ob⸗ gleich unter diesen doch wohl die meisten zu Abgeordneten taug, lichen Manner zu finden gewesen seyn mochten. Es erklart sich aber freilich groͤßtentheils daraus, daß den meisten gewaͤhl⸗ ten Staatsdienern der Eintritt in die Staͤnde-⸗Versammlung von der hoͤheren Behoͤrde nicht gestattet worden ist, und daher die Wähler befuͤrchtet haben, daß ihre Wahlen, wenn sie auf Staate⸗ diener fielen, vergeblich seyn wurden. Die Versagung der Ge⸗ nehmigung ist nun aber jetzt, wo alle Dienstzweige so vollstãndig besetzt sind, nicht leicht mehr zu befuͤrchten, im Fall nicht beson⸗ dere persoͤnliche Ruͤcksichten eintreten sollten, und es laͤßt sich da⸗ her erwarten, daß zu dem nächsten Landtage wieder mehr Staats⸗ biener gewählt werden. Besonders ist auch zu wuͤnschen, daß die Waͤhl sich mehr auf untere Justiz-, Verwaltungs- und Sir nanz⸗Beamten lenken moͤchte, da diese gewohnlich, neben ö. nothigen wissenschaftlichen Bildung, genaue Kenntniß von der unmittelbaren Bedürfnissen des Volkes und vielseitige Erfahrung besitzen. Der Grund, weshalb solche Beamten bisher seltener gewählt worden sind, mag hauptsaͤchlich darin liegen, daß sie nicht in dem Wahl-Bezirk, worin sie ihren Wohnsitz haben und wo ihre Tuͤchtigkeit zunächst bekannt ist, gewahlt werden koͤnnen. Da fie jedoch, bei der freien sowohl als bei der gebundenen Wahl, außer dem Bezirk ihres Wohnortes immer gewahlt wer⸗ den können, so kaͤme es nur darauf an, daß die Waͤhler sich nach tuͤchtigen, geachteten Justiz⸗-Beamten, Landräthen, Rentmeistern u. f. w. in anderen Gegenden des Landes erkundigten oder auf solche aufmerksam gemacht wurden, und sicher wuͤrde die Stände Versammlung durch die Wahl solcher Maͤnner in gar mancher Hinsicht gewinnen. Din aenz, 3h. Juni. (Allg. Ztg.) Guttenberg's Denkmal wird (wie bereits erwähnt) im Jahre 1836 nicht gesetzt werden. Gewiß wird die Welt, welcher wir seit vier Jahren in unzaͤhli— gen Zeitungs-Artikeln die offizielle Versicherung gaben, daß die⸗ ses Monument unfehlbar in diesem Jahre errichtet werden wuͤrde, neugierig seyn, die wichtigen Ursachen zu erfahren, welche ein solche überraschende Aenderung motiviren konnten, und diese heilt uns denn auch die Guttenbergs-Kommission unbefangen nist. Das Fundament zu diesem Denkmal ist fertig, der Guß der Statue ist am 28. Juni in Paris unzweifelhaft er solgt. Der von dem Kunstverein in Frankfurt übernommene Guß der Baß⸗ reliefs ist gelungen ausgefuͤhrt, viele Gelehrte und Universitaten haben ausgezeichnete Entwuͤrfe zu Inschriften eingeschickt, ja . hat schon Hrivat-Einladungen zu diesem großartigen Feste fuͤr den September gemacht, und alles dieses ist vorerst unnütz: „weil die Marmorbrüche im Rheingau das bestellte Materia! zu dem Fußgestelle nicht zu der bedungenen Zeit liefern zu koͤnnen jetzt erst am 27. Juni erklärten.“ Also zeigt die Lommission an, daß die Inauguratten erst nächstes Jahr im Juni statthaben werde. Shne uns im Geringsten uͤber die Ursachen einer so unangenehmen, die zuversichtliche Erwartung Vieler taͤuschenden Aenderung auszulassen, dieselben moͤgen nun in einer verspaͤteten Bestellung oder in einer Wortbruͤchigkeit in Betreff der . sprochenen Lieferungszeit liegen, so wuͤnschen wir nur die Eine Frage thun zu duͤrfen, ob es uͤberhaupt nicht zweckmäßiger wäre, ein solches Fußgestell lieber aus Schlesischem Granit als aus Marmor verfertigen zu lassen, da der erstere bekanntlich eine weit großere Dauerhaftigkeit als letzterer besitzt.

Muͤnchen, 5. Juli. Eine im Negierungsklatt ent⸗ haltene Königl. Verordnung besagt Folgendes: Die Unterrichts⸗ Anstalten fuͤr das niedere irztliche Personah, in Landshut und Bamberg bestehen kuͤnftig als „Schulen fuͤr Bader. Sie blei⸗ ben, wie bisher, den Regierungen der Kreise ihres an, un⸗ tergeordnet, durch welche die Antraͤge er Aufnahme, Drufung, Dispensation und Entlassung der Schuͤler, so wie über , Angelegenheiten der Schulen, an das Staats⸗Ministerium Des Audenheng langen. Die Eröffnung der Schulen hat am 1. Vo— Innern gelangen. Die Eroͤffnung h , Dember 1836 stattzufinden. Die von denselben approbirten In— dividuen erhalten die Benennung „Bader.“̃“ 6

Die Münchener politische Zeitung schreibt: Sicher Vernehmen nach haben Se. Maj, der Koͤnig die . Vay⸗ erischen Hypotheken- und Wechselbank beantragte Erxichtung ei ner Moblllar-Feuerversicherungs-A nstalt allergnaͤdigst im Inte— resse des Landes genehmigt und die desfalls vorgelegten Statuten be⸗ staͤtigt. Neben der bereits bestehenden inlaͤndischen Muͤnchen⸗Aache⸗ ner Mobiliar-Feuerversicherungs⸗Gesellschaft wird sonach kuͤnftig

gleicher Garantie fuͤr Solidität den LandesUnterthanen hinlaͤng= liche Konkurrenz fuͤr Mobiliar⸗Versich erung eroͤffnet wird.“

Stuttgart, 7. Juli. Seine Koͤnigliche Majestaͤt sind diesen Morgen nach Gastein zum Gebrauche der dortigen Baͤder von hier abgereist, und Ihre Majestaͤt die Koͤnigin haben Sich mit Ihren Königlichen Hoheiten den beiden juͤngern Prinze. sinnen nach Friedrichshafen begeben, wo Hoͤchstdieselben fuͤr einige Zeit Ihren Sommeraufenthalt nehmen werden.

S ch weiz. Bern, 4. Juli. (Bas. Ztg.) Man exinnert sich des Pro— zesses des Fluͤchtlings Gavioli, der im J. 1833 vor dem Assisen hofe von Aveyron wegen Ermordung zweier anderen Fluͤchtlinge, welche ihre Landsleute fuͤr Spione hielten, verurtheilt wurde, Dem Vernehmen nach beruft sich die Franz. Gesandtschaft in Bern auf eine angebliche Verwicklung des Hrn. Mazzini in diese Sache und verlangt von dem Vorort dessen Auslieferung ö. Nach Angabe der Gesandtschaft ware Hr. Mazzini noch immer angeklagt, mit Hrn. La Cecilia, als Hauptmitglieder eines Veh: gerichtes, das Todesurtheil unterzeichnet zu haben, das Gavioll nur folgsam vollzogen. Uebrigens lest Hr. Cecilia, der andere angebliche Unterzeichner des vehmgerichtlichen Urtheils, ruhig in Tours.

Bern, 5. Juli. Gestern fand hier die Eroͤffnung der or dentlichen Tagsatzung von 1835 statt. Unter Paradirung da Buͤrgerwache Und der Schuljugend versammelten sich die prott stantkschen Ehren-Gesandten zur Anhoͤrung einer Predigt im Muͤnster, und begaben sich dann gegen 10 Uhr, nachdem die ky tholischen Mitglieder sich mit ihnen vereinigt hatten, in feien lichem Zuge nach der heil. Geistkirche, wo sich bereits das diplo matische Eorps ꝛc. eingefunden hatte. Der Praͤsident des Von orts, Herr Schultheiß Tscharner von Bern,; eroͤffnete nun di Tagfatzung mit einer angemessenen Nede. Nach erfolgter Eider leistung verfuͤgten sich die Ehren-Gesandten i Lcorpore in da aͤußere Standes-Rathhaus, den gewoͤhnlichen Sitzungssaal, wa die Kreditive eroͤffnet wurden. So viel vernommen werden konnte, war das Beglaubigungs-Schreiben des Standes Tessu nicht reglementarisch abgefaßt, und es wurde deshalb zur Nich tigstellung zuruͤckgewiesen. Der bisherige Staatskanzler, Hen Amrhyn, wurde fuͤr diese Stelle aufs neue erwaͤhlt und ben digt. Der eidgenoͤssische Gruß hatte in Gemäßheit des Regh

ments dies Jahr nicht mehr statt. .

Zurich, 4. Juli. Die Sommer-Sitzung unseres groß Rathes begann am Montag und wurde schon am folgend Mittwoch geschlossen, indem man der großen Hitze wegen md sichst viel an Kommissionen verwies oder auf die Herbst-Sitzumn vertagte. Das Wichtigste, was diese Sitzung brachte, ist oh Zweifel die Rede des Praͤsidenten, Br. Keller, üer das geg die politischen Fluͤchtlinge zu beobachtende Verfahren, und d Abordnung desselben Mannes zur Tagsatzung. Die Rede, d ren Haupt-Inhalt an demselben Tage im „Republikaner“ zu lesen war, athmete jenen Geist durchgreifender Strenge und den Sim fuͤr gesetzliche Ordnung, welcher Herrn Keller den Haß der un vernünftigen Mehrzahl zugezogen hatte, jetzt aber im Gegenthe⸗ seiner Popularitaͤt dermaßen wieder aufhalf, daß Keller und nicht der fonst beliebte Buͤrgermeister Hirzel, zum Tagsatzungt Gesandten gewählt wurde.

Die Rührigkeit der Zuͤricher Polizei scheint viele im Stillen ausgeheckte Plane zu nichte gemacht zu haben. Die Versamm lung des Schweizerischen National-Vereins zu Lausanne am Schuͤtzenfeste, wo die Constituante proklamirt werden sollte,

zessirt, und Kombst ist aus Basel Landschaft ausgewiesen. Hit wurde gestern gegen „Baron und Baronesse Eib“ (nach de Schweizerischen Beobachter „Keib“), wegen Ermordung Lessing vom Obergericht einmüthig der Anklagezustand erkannt.

Freiburg, 29. Juni. (Allg. Ztg.). Die letzte Verschwt rung der politischen Fluͤchlinge hat allen Individuen dieser Klass welche im Verdachte stehen, an den politischen Umtrieben Thi genommen zu haben, das ihnen bisher gestattete Asyl in d Schweiz gergubt. Der Vorort hat einen Beschluß gefaßt, mi telst dessen alle Kantone aufgefordert werden, jeden Fremden entfernen, und ihn der Central-Regierung bekannt zu machen, z nicht die noͤthige Garantie giebt, daß er ruhig unter den G setzen der Eidgenossenschaft leben will. Auch hat der Vor am 23sten d. eine Note an den Herzog von Montebello, Repr sentanten Frankreichs in der Schweiz, gerichtet, woörin er den selben ersucht, bei seiner Regierung auszuwirken, daß den a der Schweiz zu entfernenden politischen Fluͤchtlingen der Dutt zug durch das Franzoͤsische Gebiet gestattet, und ein Franzi scher Hafen angewiesen werde, wo sie nach Amerika eingesch werden koͤnnen. Der Herzog von Montebello hat diese N nach Paris befoͤrdert, und man zweifelt nicht, daß die Franzi sche Regierung dem Ansinnen des Vororts entsprechen werde

= In der Ober-Post-Amts-⸗-Zeitung liest man: „M gewohnter Keckheit haben die radikalen Blaͤtter, namentlich Reue Zuͤricher Zeitung, deren Redacteur durch seine Stelhh als Regierungsrath gewissen Nachrichten ein Gepräge von Au thenticttaͤt aufdruͤckt, ihren Lesern aufgebuͤrdet, die letzten Un triebe der Deutschen Fluͤchtlinge seyen durch Agents provocgteun durch von irgend einer Macht besoldete und ausgesendete Spi zum Zweck angeregt worden, den Maͤchten den Vorwand zu! ner Intervention, wie sie in Krakau stattgefunden, zu vel schaffen. Es bedurfte keiner durchdringenden Einsicht, um dit Anschuldigungen als eine Ersindung derjenigen zu erkennen, i ren unsinnige und strafbare Nachsicht gegen einige Abenteurtt welche offene Revolution in der Schweiz. Fürstenmord u Krieg gegen die benachbarten Staaten predigten die Schwe laͤngst in die groͤßte Gefahr gestuͤrzt hat. Die Neue Zurich Zeitung, welche wiederholt den angeblichen Baron v. Eib al die frechste Weise als einen bezahlten Agenten darstellte und n Verdacht einer schmutzigen Intrigue auf fremde Diplom g waͤlzte, gesteht nun selbst, daß diese Angaben gaͤnzlich grundhf gewesen sind.

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Madrid, 27. Juni. (Franz. Blätter.) Im sterium herrscht jetzt groͤßere Einigkeit, als jemals, und die rei des vorigen Ministeriums suchen vergebens Gerüchte von ( einigkeit zwischen der Königin Und ihren Ministern zu vert ten. Sie uͤberhäuft dieselben vielmehr mit Gunstbez eugun und die Antwort, die sie Jemanden auf die Frage gab, wie mit dem neuen Kabinet zufrieden sey, kann als ein Beweis ) rer Gesinnungen dienen. „Wie sollte ich nicht zufrieden seyng erwiderte sie, „da ich die Leute gemeinen Standes, die . umringten, los geworden bin und Kavaliere an deren Stelle ö setzt habe.“ Das Vertrauen an der Börse ist wiederh

Bekenntnisses soll zu sorgen haben.

ein zweites Institut dieser Art in Bayern bestehen, wodurch bei

gestellt.

neter Manner zu berathen.

abgesagt worden; Schuͤler in Biel wird auf Hochverrath pa

Der Madrider Korresponbent ber Times meldet un— jerm 23. Juni? „Es werden taͤglich Beamte, auch die verdienst⸗ vollsten, die ihre Stimme nicht den Freunden des Isturizschen Ministeriums geben wollen, abgesetzt, und Andere, die fuͤgsamer sind, treten an ihre Stelle, ohne daß man, wie sonst, ihre Na— men in der Hof⸗Zeitung publizirt. Der „Español“, das Haupt— organ der neueren Afrancesados-Partei, macht in seinem gestri—

; . Blatte einen hinterlistigen Vorschlag zu einem Verein der

aͤhler des ganzen Koͤnigreichs, um sich uͤber die Wahl geeig— Uebrigens ist die Ernennung vieler der neuen oͤffentlichen Beamten in den Provinzen gar nicht mit Zufriedenheit aufgenommen worden. Auch sind Geruͤchte im Ümlauf, daß die Koͤnigin Christine ihrer gegenwartigen Rathge— ber schon muͤde werde, besonders da Maͤnner von Ver— dienst und Grundsaͤtzen, wie Aguirre Solarte und General Seoane, sich geweigert haben, mit ihnen gemeinschaftliche Sache u machen. Seitdem man die offizielle Nachricht hat, daß Er— sterer das ihm angebotene Portefeuille ausgeschlagen, bettelt man voͤlig um einen Finanz⸗-Minister, und da es uͤblich geworden ist, nur einen reichen Mann dazu zu nehmen, aber nur noch wenige Karlisten uͤbrig sind, so verfällt man schon auf Namen wie Riera, fruͤher als Lieferant und Kontrahent beruͤhmt, jetzt aber schon seit einem Jahre in Bordeaux, welches er auch nicht verlassen zu wollen geneigt scheint; Remiso (s. den Art. Madrid im estr. Bl. der St. Ztg.); Zulueta, Finanz-A gent in London;

lanco, einstweilen interimistisch mit der Verwaltung der Finan⸗ zen beauftragt, und noch einen Anderen, der als ein Geschoͤpf Toreno's bekannt ist. General Seoane hat uͤbrigens auch seine Stelle als Commandeur, der berittenen Garden niedergelegt, und zwar mit den Worten: „„Sagen Sie dem Ministerium, ich koͤnne mich nicht dazu hergeben, in irgend einem Grade unter Leuten zu dienen, die ich verachte; das ist meine muͤndliche Resignation, und ich will sie noͤthigenfalls auch schrift— lich einreichen.“ Was die Kriegs-Operationen anbetrifft, so heißt es, man wolle alle aktive Unternehmungen in den noͤrd— lichen Provinzen bis nach vollendeter Aerndte aussetzen. Wahr— scheinlich will man die Karlisten, die jetzt Hunger leiden, sich erst wieder reichlich verproviantiren lassen! Der „Español“ enthielt dieser Tage einen seltsamen Artikel, in welchem der Ruhm der Schlacht bei Trafalgar fuͤr Spanien in Anspruch genom— men wird.“

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Lissabon, 19. Juni. Der Portugiesische Gesandte in London, Baron Moncorvo, hat von dem regierenden Herzoge von Sachsen-Coburg-Gotha das Großkreuz des Sachsen-Erne— stinischen Hausordens erhalten.

Der Ritter Draupras, fruͤher Portugiesischer General-Kon— sul in Frankreich und spaͤter, während des Kampfes in Portu—

gal, Geschaͤftstraͤger in Paris, ist zum Baron von Alochete er—

nannt worden.

Der Militair-Gouverneur der Provinz Traz os Montes, Vis— conde Boveda, ehemaliger Deputirter der Opposition, und der Gou— verneur der Capverdischen Inseln, Oberst Marinho, sind zuruͤck— berufen worden und sollen durch Freunde der Minister ersetzt werden. Der Oberst Sousa Monteiro, Commandeur des zwei— ten Infanterie-Regiments, ist zum Gouverneur von Madeira ernannt worden. .

Zu dem Verkaufe der National-Guͤter am 14ten hatten sich viele Käufer eingefunden. Mehrere kleine Besitzungen wurden fuͤr den fuͤnf- bis siebenfachen Werth der Veranschlagung verkauft.

T n re.

Konstantinopel, 22. Juni. Die Tuͤrkische Zeitung Tekwimi Wekaji vom 7. Rebi el Ewwel (21. Juni) enthaͤlt

folgenden wichtigen Artikel in Bezug auf die Absetzung des

Reis⸗-Efendi, die als eine Genugthuung fuͤr den dem Englaͤnder Churchill widerfahrenen Schimpf angesehen werden kann, obwohl dieses Umstandes nicht ausdruͤcklich Erwaͤhnung geschieht:

„Nachdem Se. Hoh. der Sultan die Wuͤrde eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten auf einen anderen Staats— Beamten zu übertragen beschlossen, hat Hoͤchstderselbe ein Kabi— . folgenden Inhalts an den Groß-Wesir zu erlassen geruht: ;

„„Mein Wesir! Der hochwichtige Beruf eines Ministers der auswärtigen Angelegenheiten erfordert, daß ein Jeder, dem dieses Amt anvertraut worden, unausgesetzte Thaͤtigkeit beweise (woͤrtlich: bestndig an seinem Werke sey). Da nun der bisherige Minister des Auswärtigen, Hadschi Akif Efendi, wegen schwächlicher Gesundheit den Pflichten seines Be— rufes nicht mehr gewachsen ist (wortlich: bei seinen Amts-Ge— chaften nicht mehr ausdauern kann,, so habe ich denselben uverabschieden und dem vormaligen Kaimakam Ahmed Chulußi Pascha diese Wuͤrde anzuvertrauen geruht. Ich befehle Dir sonach, daß Du den genannten Ahmed Chulußi Pascha an Unsere Hohe Pforte bescheidest und ihm das Amt eines Ministers der auswaͤrtigen Angelegenheiten sammt der Wurde eines Muschir zuwendest. Ermahne ihn, daß er, Tag fuͤr Tag an Unserer Hohen Pforte erscheinend, im Mittelpunkt seines Berufes walte und sammt— lichen Gesetzen, Institutionen und Verordnungen Unseres Rei— ches unbedingten Gehorsam leiste! Dem Akif Efendi sollst Du, als ausgedientem Beamten, aus dem Schatze des Linien-Mili— tairs eine monatliche Pension von zehntausend Ghurusch (Pisstern) anweisen, damit er fuͤr die Erhaltung Unseres Lebens und Unserer Herrlichkeit zu Allah bete. Der Allmaͤchtige gebe zu Unserem Beginnen seinen Segen! Im Namen des wahren Propheten.““

In der genannten offiziellen Zeitung liest man ferner: „Es ist der gnaͤdige Wille des Suͤltans, daß die Bewohner dieser Hauptstadt an Oliven-Oel keinen Mangel leiden. Da nun der bisherige Mudir dieses Artikels, Hamdi Efendi, seinem Amte nicht, wie sich's gebuͤhrt, hat vorstehen koͤnnen, so ist selbiger dieses Amtes erledigt und der bisherige zweite Bittschriften— Meister, Ißmail Efendi, damit bekleidet worden.“

ö Minister des Innern und der auswärtigen Angelegen—

n haben, einer andern Notiz derselben Zeitung zufolge, nun auch den Titel Pascha bekommen. Zwei Linien-Regimen— ter haben vor der Kaserne von Rami Tschiftlik in Gegen⸗ wart des Sultans ein sehr gutes Mandͤver ausgefuͤhrt. ;

Griechenland.

ö Athen, 23. Mai. (Journ. de Smyrne). Die Zeit . Nücktehr des Koͤnigs ist noch nicht bestimmt, doch glaubt nan, daß sie noch vor dem Schlusse der schoͤnen Jahreszeit stattinden werde. ge Der neue Tuͤrkische Kommissarius Kudsi-Efendi ist, in Be— gz des ausgezeichneten Rechtsgelehrten Said Efendi, am . hier angekommen. Kudsi-Efendi ist von der hohen Pforte uftragt, die Angelegenheiten in Bezug auf Türkisches Eigen— um in Attika, Euboea und Phthiotis zu reguliren.

D Hr, Emanuel Argyropulb ist zum Dollmetscher und Herr

Johann Sutzo zum Secretair bei der Griechischen Gesandtschaft in Konstantinopel ernannt worden. ,

Athen, 5. Juni. (Muͤnch. Ztg. Der Jahrestag der Thronbesteigung Sr. Majestaͤt in, nh. n . rr, dienst unter Paradirung des Militairs und durch freiwillige Beleuchtung der Hauptstadt gefeiert. Nachmittags wurde in An— wesenheit des Staats-Kanzlers der Grundstein dem Gemeinde— . Am 3 des Festtages gab der Staats—

nzler einen glaͤnzenden Ball und am Fe i = en. zlaͤnz Festtage selbst ein splen Der Graf Rosen soll, wie man sagt, in seiner Stelle als Arsenal-Direktor durch den im Freihelts⸗ Kampfe beruͤhmt ge⸗ wordenen See-Helden Sachturis ersetzt werden. Capitain Sackini, ein durch gründliche Kenntnisse ausgezeichneter Seemann, ist zum Kommandanten der Escadre im Aegaͤischen Meere ernannt worden. 4 Der Fuͤrst Puͤckler⸗Muskau hat uns verlassen, um eine Neise nach Konstantinopel zu machen. Er soll hier sehr viel uͤber Griechenland geschrieben haben. Wenn der Inhalt dieses Wer— kes eben so originell ist, als die Lieblings-Kleidung des Ver— ö. so kann es nicht fehlen, daß es außerordentliches Furore Acht. „Die Arbeiten auf der Akropolis gehen rasch und nach einem sehr gut durchdachten Plane vorwaͤrts. Die naturhistorische Gesellschaft hielt am J. Juni oͤffentliche Sitzung, in welcher die Herren Labinetsrath Frey, Medizinalrath hr. Roͤser, Medizi⸗ nalrath Wuros und der Konservator Dr. Roß Vortraͤge hielten. Die naturhistorische Gesellschaft wird in Verbindung mit der medizinischen Gesellschaft ein periodisches Journal in Griechi— scher Sprache herausgeben.

In unserer Journaltstik ist eine nicht unwichtige Veranderung vorgegangen. Der Stix, der seit mehreren Monaten entschieden die Partei der Regierullg ergriffen hatte, ist nun wieder in die heftig⸗ ste Opposition übergegangen, die sich durch eine widrige Persönlich— keit entwuͤrdigt. Ueber die Gruͤnde dieser schnellen Sinnesaͤnderung ist das Publikum im Reinen. Es ist der Ausdruck des tiefsten Unmuths uͤber fehlgeschlagene Erwartungen. Der Redacteur des Sotir war Minister-Kandidat, und da das Gluͤck ihm nicht hold war, so sucht er nun in den leidenschaftlichsten Diatriben die ge— kraͤnkte Eigenliebe zu rächen. Vollkommen paßt auf ihn daruͤm die St ge in einem den Dedichte des geistreichen Alexander Sutzo:

kao dr, soo C0sGtts,

1 . Y Cee

. (Gieb mir ein Amt, oder ich schreibe eine Zeitung.) Fast gleichzeitig mit diesem Abfall des Sotir erschien die Ankuͤn— digung einer neuen Zeitschrift: „Der Griechische Courrier“, dessen erste Nummer, in Griechischer und Franzoͤsischer Sprache redigirt, bereits erschienen ist. Sie scheint einen halb offiziellen Charakter zu tragen. Die Athina laͤßt es beim Alten. Die Haupt-Gegenstaͤnde ihrer Opposition bilden der Zustand des öf— fentlichen Unterrichts, über dessen Vernachlässigung sie fast in jeder Nummer sich beschwert, und die Anwesenheit der vielen fremden Offiziere. In letzterer Beziehung haben die neuerlichen Befoͤrderungen und Auszeichnungen im Heere, die, wie sie sagt, nur Deutschen Offizieren zu Theil geworden seyen, ihr neuen Stoff zu sehr heftigen Ausfaͤllen gegeben. Sie sucht das bisher befolgte Militair-System als eine Kraͤnkung der Nation darzu⸗ stellen, und will das fremde Militair je eher je lieber aus Grie— chenland entfernt wissen.

A eg y pre n.

Alexandrien, 10. Mai. Man erwartet die Ruͤckkehr Mehmed Ali's in den ersten Tagen des naͤchsten Monats, und es, werden schon Vorbercitungen zu seinem Empfange in dem Palaste getroffen, in welchem er gewoͤhnlich die heißeste Jahres— zeit zuzubringen pflegt. In diesem Augenblicke befindet er sich noch in Unter-Aegypten, wo er namentlich diejenigen Dorfer besucht, die er fuͤr den Anbau der Baumwolle am geeignetsten haͤlt. Er sucht die Landleute durch alle mögliche Mittel zur Er— fuͤllung seiner Wuͤnsche geneigt zu machen und wendet bald Bitten und Versprechungen und bald Drohungen an. Es wird sogar versichert, daß er Vorschuͤsse leistet. Er will durchaus, daß die Baumwolle in diesem Theile Aegyptens vorzugsweise an— gebaut werde.

Weder hier, noch in Kahira sind neue Pestfaͤlle vorgekom— men, und die Furcht, daß diese Krankheit mit der Ruͤckkehr der schöänen Jahreszeit wieder an Heftigkeit zunehmen werde, ist fast ganz verschwunden.

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Berlin, 12. Juni. Nachstehendes ist das in dem heute ausgegebenen Blatte der Gesetz-Sammlung enthaltene Privilegium, die Emission von Partial-9Obligationen uͤber die von dem Fuͤrsten zu Wied bei dem von Rothschildschen Hause kontrahirte Anleihe betreffend:

Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, Köoͤnig von Preußen ꝛc. ꝛc. Nachdem der Fuͤrst zu Wied bei Uns dar— auf angetragen hat, ihm zur Aufnahme eines Darlehns von 90,9060 Rthlr. Preußisch Eourant von dem Banquierhause M. A. von Rothschild und Sohne zu Frankfurt a. M. gegen Aus— stellung von, auf den Inhaber lautenden und mit den erforder— lichen Zins-Coupons versehenen Partial-Obligationen, Unsere Genehmigung zu ertheilen, sich auch gegen die Fassung des von ihm vorgelegten Entwurfs zu den Schuld-Verschreibungen nichts zu erin— nern gefunden hat, und der Inhalt derselben die Sicherstellung des Hauptglaͤubigers und der Inhaber der Partial-Obligationen nachge— wiesen hat; so ertheilen Wir hierdurch Unsere Landesherrliche Geneh— migung zur Emission der letzteren, nach Maßgabe des §. 2. des Gesetzes vom 17. Juni 1833, wegen Ausstellüng von Papieren, welche eine Zahlungsverpflichtung an jeden Inhaber enthalten, durch gegenwärtiges Privilegium mit der rechtlichen Wirkung, daß die gedachten in 1509 Apoints bestehenden Partial-Obliga— tionen, wenn sie von der Fuͤrstlichen Rentkammer beglaubigt seyn werden, mit der Haupt -Schuld verschreibung pro ratä gleiche Wirksamkeit gegen den Schuldner haben und gewaͤhren sollen, dergestalt, daß den Darleihern, deren Erben oder Cessionarien im Nichtzahlungsfalle ein eventuelles Klagrecht gegen den Fuͤr— sten zu Wied zustehen soll, und dieselben befugt seyn sollen, sich wegen Kapitals, Zinsen und Kosten an den ihnen verpfaͤndeten Gegenstaͤnden zu halten. Durch vorstehendes Privilegium wird fuͤr die Befriedigung der Gläubiger, deren Erben oder Cessionarien in keinerlel Weise eine Gewaͤhrleistung uͤbernommen, und wird dasselbe vorbehaltlich der Rechte Dritter ertheilt.

Berlin, den 24. Mai 1836.

(LL. S.) Friedrich Wilhelm. v. Kamptz. Rother. Graf v. Alvensleben.“

Die in demselben Blatte der Gesetz Sammlung enthal— tene Allerhöͤchste Kabinetsordre vom 19. Juni 1836, hetressend die Einziehung der Kirchen-, Pfarr- und Schul-Abgaben, so wie der Forderungen von Medizinal⸗-Personen, lautet folgendermaßen

„Da bei Einforderung von Kirchen- und Pfarr-Abgaben sowohl uͤber die Zulaͤssigkeit der Execution ohne vorgängigen Prozeß, als auch daruͤber, ob die Execution von dem Richter oder von der betreffenden Regierung zu verfuͤgen ist, Zweifel entstanden, auch gleichzeitig uͤber die Einziehung der Forderun— gen der Medizinal-Personen nahere Bestimmungen in Antrag gebracht worden sind; so verordne Ich hierdurch, nach den An— tragen des Staats⸗Ministeriums, auf Ihren Bericht vom 2Tten d. M.“ 1) Alle bestaͤndige dingliche oder persoͤnliche Abgaben und Leistungen, welche an Kirchen und oͤffentliche Schulen, oder an deren Beamte, vermoͤge einer allgemeinen gesetzlichen, oder auf notorischer Orts- oder Bezirks⸗Verfassung beruhenden Verbindlichkeit zu entrichten sind; desgleichen die Forderungen oͤffentlicher Schul- und Erziehungs— Anstalten an Schul- und Pensionsgeld, unterliegen bei Saͤumig— keit der Debenten sowohl hinsichtlich der laufenden als der aus den letzten zwei Jahren ruͤckstaͤndig verbleibenden Beträge der exekutivischen Beitreibung durch die betreffende Verwaltungs— Behoͤrde, 2) Die exekutivische Beitreibung wird gehemmt, wenn der in Anspruch Genommene eine Exemtion behauptet und we— nigstens seit zwei Jahren, vom letzten Verfall-Termine zuruͤck— gerechnet, im Besitze der Freiheit sich befindet. 3) Das recht⸗ liche Gehoͤr bleibt nach Vorschrift des 5. 79 u. f. Tit. 14 Thl. II. des Allgemeinen Landrechts, der Verordnung vom 26. Dezember 1808 §§. 41 und 42, einem Jeden verstattet, der aus besondern Gruͤnden die Befreiung von einer solchen Abgabe oder Leistung geltend machen will, oder in der Bestimmung seines Antheils, über die Gebuͤhr belastet zu seyn, behauptet. ) In Betreff der, aus besonderen Kontrakten oder testamentarischen Dispositionen auf Grundstuͤcken haftenden jaͤhrlichen Abgaben an Kirchen und Schulen (§. 430. Tit. 50. der Prozeß⸗Ordnung) findet die Exe⸗ cution nicht sofort statt, es muß vielmehr, wenn sie eingetragen sind, der Mandats-Prozeß, und wenn sie nicht eingetragen sind, der Bagatell- oder summarische Prozeß, nach naͤherer Anleitung der desfallsigen gesetzlichen Bestimmuͤngen, vorausgehen. 5) Wegen aller anderen Forderungen der Kirchen- und Schul -Bedienten findet, wenn sie mit einem Festsetzungs-Dekrete versehen sind, der Mandats-Prozeß, sonst der Bagatell- oder summarische Prozeß, nach Vorschrift der Verordnung vom 1. Juni 1833, statt. 6) Die Forderungen ordnungsmaͤßig konzessionirter Privat-Schul⸗ und Er⸗ ziehungs⸗AUnstalten an ruͤckstaͤndigem durch ihren Einrichtungs-⸗Plan festgesetzten Schul- oder Pensionsgelde aus dem Zeitraume eines Jahres von Einreichung der Klage zuruͤckgerechnet, duͤrfen im Wege des Mandats-Prozesses eingeklagt werden. 7) Mit glei⸗ cher Zeitbeschraͤnkung soll dieses Vorrecht auch den Forderungen der Medizinal-Personen und Apotheker für ihre Besuche, Hpe— rationen Und Arzneimittel zustehen. Die Liquidationen muͤssen jedoch von den ärztlichen Personen aller Klassen mit specieller Angabe der Dienstleistungen und mit Berechnung einer jeden Dienstleistung nach den Bestimmungen der Medizinal-Taxe auf— gestellt, so wie die Rechnungen der Apotheker mit den aͤrztlichen Rezepten und einem Festsetzungs-Dekrete belegt seyn. Diese Bestimmungen sind zur Nachachtung durch die Gesetz-⸗Samm— lung zur oͤffentlichen Kenntniß zu bringen.

Berlin, den 19. Juni 1836.

Friedrich Wilhelm. An die Staats-Minister Frh. v. Altenstein und Muͤhler.“

Am 19. Juni feierte die evangelische Gemeinde zu Kanth (Reg. Bez. Breslau) das langst erwänschte Fest der Einweihung ihrer neu errichteten, durch die Gnade Sr. Majestaͤt des Koͤnigs gegruͤndeten, schoͤnen Kirche. Auf dem Rathhause versammelt, bega— ben sich des Morgens um 8 Uhr, ein ansehnliches Sänger-Corps und die Schuljugend der evangelischen Gemeinde an ihrer Spitze, unter dem Gelaͤute saͤmmtlicher Glocken der Stadt, das Kirchen⸗Kollegium, mehrere Geistliche, welche die heiligen Gefäße der neuen Kirche tru— gen, der an diese Kirche berufene Pastor, gefuͤhrt von den Herren Superintendenten des Neumarktschen und des Schweibnitzer Kreises, der Magistrat der Stadt in Gemeinschaft mit der stäͤd— tischen Justiz-Behoͤrde und den evangelischen Herrschaften der Land-Gemeinden und die Stadtverordneten, begleitet von der Stadt- und Land-Gemeinde, unter gedrängter Umgebung frem— der Theilnehmer an dieser Feierlichkeit und bei Posaunenspiel der Melodie: „Nun danket alle Gott“, zu den Eingangsstufen der neuen Kirche, wo die Feierlichkeit selbst auf eine angemessen und erhebende Weise stattfand. .

Im Jahre 1833 fanden im Reg.-Bez. Posen uͤber— haupt 28,472 Vaccinationen und 40,S45 Revaccinationen statt, im vorigen Jahre wurden 29,789 Individuen vaccinirt und 45,109 revaccinirt; die Zahl beiderlei Impfungen uͤberstieg also die des Jahres 1831 um 5581. Nach den Populations-Listen betrug die Zahl der saͤmmtlichen im hiesigen Departement im vorigen Jahre geborenen Kinder 29,953. Bringt man davon 1863 aus besonderen Ursachen ungeimpft gebliebene, 832 todt— geborene und die Haͤlfte der vor Erreichung des ersten Lebens— jahres gestorbenen, gleichfalls nicht zur Impfung gelangten Kin— der mit 2769, in Summa also 5461 in Abzug, so bleiben noch 21,490 Neugeborene zu impfen. Da nun die Gesammt-Summe der Vaccinirten 29,789 betrug, so wurden im vorigen Jahre nicht nur saͤmmtliche impffaähigen Neugebornen, sondern außer dem noch 5299 altere Individuen mit den Schutzblattern zum erstenmale geimpft. Die Revaceinationen anlangend, so wur— den im vorigen Jahre, außer 181 zum drittenmal ohne Erfolg vaccinirten Kindern, von den Civil-Impfaͤrzten 41,928 Indivi— duen, in dem Alter von 10 bis 30 Jahren, rein okulirt. Der Erfolg fiel, nach den daruͤber eingegangenen Berichten, zwar sehr verschieden, jedoch im Allgemeinen dahin aus, daß „12 der Impflinge regelmaͤßige und „e derselben unregelmäßige Vac— einapusteln erhielten, bei 2 aber die Operation ohne Wirkung blieb. Diesen zahlreichen Revaccinationen ist es großentheils zuzuschreiben, daß die Menschenblattern, welche im Jahre 1834 in 134 Orten des Departements zum Ausbruch gekommen wa— ren, im vorigen Jahre nicht mehr als 21 und im Laufe dieses Jahres erst 3 Ortschaften ergriffen haben.

Auf dem Territorium des Gutes Goray, im Birn— baumschen Kreise des Regierungs- Bezirks Posen, sind in Folge der Separation zwei neue Etablissements entstanden, denen die Namen „Annahoff“ (Vorwerk) und „Janowo“ (Dorf) beige legt worden sind.

Die in der Stadt Danzig bestehende Sparkasse schloß am Ende des Jahres 1834 mit einem Bestands-Kapital von 26,121 Nthlr. 11 Sgr. 11 Pf. Im Jahre 1835 wurden depo— nirt 13,205 Rthlr. 17 Sgr. 2 Pf., zuruͤckgefordert und ausge— zahlt sind 7383 Rthlr. 13. Sgr. 8 Pf.; am Schlusse des Jäh— res 1835 verblieb daher ein Kapital von 31,943 Rthlr. 15 Sgr. 5 Pf. An Zinsen sind von den Interessenten erhoben 207 Rthir.

9 Sgr. 8 Pf. und zum Kapital-Bestande belassen 477 Rthlr.