1836 / 242 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1 ö

den Kräften der Anstalt berücksichtigen lassen. Die Aufnahme dieser Letz⸗ teren hat jedoch jederzeit nur versuchsweise zu geschehen. VII. Der Unterricht ene sich auf Mufik, auf Erlernung einfacher, einen Erwerb gewährenden Handarbeiten oder auf die Ausübung des vor der Erblindung betriebenen Handwerks mittelst eigenthümlicher Hülfgmittel. Die Üntexrichtszeit wirs im Allgemeinen auf zwei Jahre festgesetzt. VIII. Rach Vollendung des Unierrichtes sind die Zöglinge zu einer Erwerb' begründenden Thätigkeit anzuhalten, und der aus den Er⸗ zeügnissen der erlernten Hand-Arheiten oder der öffentlichen musika⸗ kschen Leistungtn, wovon auch Aufspielen bei Tanz-Lusibarkeiten nicht ausgeschlofftn ist, erzielte Erlös ist für die Anstalt zu erheben und zu verrechnen. JX. Die Verleihung aller Plätze dieser Unserer KRöntzlichen Stiftung hat von Uns und Unseren Regierungs-Nach— foigern auszuzchen. Die gegenwärtigen Satzungen der ven Uns ge⸗ machten Stiftung bestätigen und bekräftigen Wir mit Unserer eigen— bändigen Unterschrift, mit Vorbehalt, während Unserer Lebenszeit noch daran ändern zu können, und lassen ur Beurkundung Unser Gehei— mes Kanzlei⸗Siegel beidrucken. Gegeben zu München am 25. Aug. im Jahre 1836. Ludwig.“

Man versichert, der Konig Otto werde bis nach den Okte— berfesten hier verweilen und dann nach seinem Reiche zuruͤck⸗ kehren. ; Bie Vorarbeiten fuͤr die naͤchste Staͤnde⸗Versammlung sind bet allen Ministerien im vollsten Gange; man sagt, sie wurden alsbal' St. Maj. dem Koͤnige zur Entscheidung durch den Mi— nister und Staats-Rath vorgelegt werden. Die Versammlung wird wohl im Winter einberufen werden und wenigstens 4 Mo⸗ nate dauern.

Das heutige Regierungs-Blatt enthalt folgende Bekannt— machung, die Gruͤndung von vier neuen Unterstuͤtzungen fuͤr Kinder von Mitgliedern des Militair⸗Max⸗Josephs-Ordens be— treffend: „Se. Majestaͤt der Koͤnig haben sich Allergnaͤdigst be⸗ wogen gefunden, zu den vermöge Urkunde vom 27. Febr, 1835 gestifteten Unterstuͤtzungs-Beiträgen fuͤr Kinder von Mitgliedern des Militair⸗Max-FJosephs-Ordens noch vier neue Unterstuͤtzun, gen zu begruͤnden, sohin die Zahl derselben von acht auf zwoͤlf zu vermehren.“ ;

Die Berathungen des Zoll⸗Kongresses sollen sehr erfreuliche Resultate versprechen, besonders auch Grundlagen, um bei dem nächstsahrigen uͤber gleichen Muͤnzfuß sich zu vereinigen. Von Bayerischer Seite sind, wie man hoͤrt, die entscheidendsten Schritte dafuͤr geschehen, und es werden die naͤheren Instruc— tionen desfalls für die Kongreß-Deputirten von ihren respektiven Regierungen erwartet.

Die Heneral-Delegation der Bayerischen Eisenbahn-⸗Gesell⸗ schaften hat am 22. August den ersten Buͤrgermeister von Augs— burg, Herrn Carron du Val, zu ihrem Praͤsidenten und Herrn von Hörnthal aus Bamberg zum Secretair gewaͤhlt. Dem Ver⸗ nehmen nach, hat der Staats-Minister des Innern bei der Er⸗ oͤffnung der Verhandlungen den Deputirten die erfreulichsten Mittheilungen über die Mitwirkung gemacht, welche die groß— artigen Eisenbahn-Unternehmungen von Seiten der Staats— Regterung zu erwarten haben. Da die Koͤnigl. Behörden der Konferenz mit allgemeiner Bereitwilligkeit entgegenkommen und, weit entfernt, Schwierigkeiten hervorzurusen, vielmehr bemuͤht sind, abweichende Ansichten zu vereinigen und die Interessen des Staats mit jenen der Gesellschaften in Einklang zu bringen, so ist ein ganstiges Resultat zu erwarten. Die Sitzungen dauern ununterbrochen fort und durften mit Ende dieses Monats ge— schlossen werden.

Darmstadt, 25. Aug. Se. Hoheit der Prinz Georg ist . Abend von seiner Reise nach Italien wieder hier einge— troffen.

o estenrei ch.

Prag, 26. August. Bei der Erbhuldigung in Prag wird folgendes Ceremoniel beobachtet werden:

„Ann 3. September, als an dem zur Erbhuldignng bestimmten Tage, findet sich der männliche Hofstaat (in Galg, die Toöisonisten und Greßkreuze der inländischen Orden mit der Kolane) zwischen 8 und 9 Uhr früh bei Hofe ein. Ebendaselbst versammeln sich die Stände.

üm 9 Uhr erheben Sich Seine Majestät in der Feldmarschalls⸗ Uniform, mit den vier Ordensketten und dem großen Mllitair⸗Ordens⸗ bande umgeben, aus den inneren Gemächern und verfügen Sich durch Die beiden? Antekammern (in welchen die Arzieren- ünd Ungarische eibgarde paradirt), dann durch die sogenannte Trabantenstube (in welcher ein Spalier von Trabanten-Leibgarden aufgestellt ist), über den mit Grenadieren besetzten Schloßgang in das Oratorium der, Dom⸗ kirche. Die Generalität und das Offizier-Corps machen in den Vorge— mächern beim Vortibergehen Seiner Majestät die Aufwartung.

Die Ordnung des Zuges ist folgende: Die K. K. Hof-Fouxiere; die K. K. Edelknaben; die K. K. Kammer-Fonuriere; die geistlichen und weltlichen Stäude (darunter die Oberstlandes-Offiziere ünd Erb— ämter) dann die K. K. Kämmerer ohne Beobachtung eines Ranges; bie K. K. Geheimen Räthe nach ihrem Range; der K. K. Erste Oberst⸗Hofmeister mit dem Stabe; der Oberstland-Marschall mit dem entblößlen Königlichen Staats-Schwerte.

S. Majestät mit bedecktem Haupte; der Stellvertreter des K. T. Obersi⸗Kämmerers, die Leibgarde: Hauptleute und der General Abjntant. Sechs Arzieren und sechs Ungarische Leibgarden leisten zu beiden Seiten Sr. Majestät die Neben-Begleitung bis an den Ora— 16rium⸗Gang.

Sobald Allerhöchsidieselben in dem Dratorium angekommen sind, legt der Oberst-Landmarschall das Staatsschwert auf den daselbst be— findlichen mit rothem Sammt bedeckten Tisch und begiebt sich durch bie Rebenthür auf den anstoßenden langen Gang, in welchem auch bie Heschargen, Toisonisten und Großkreüze, Oberst-Landes-Ofsiziere und Keheinin Räthe, dann von Seiten des Klerus der Prager Fürst⸗ Erzbischef mit dem Dom-Kapitel und die Infulirten, insoweit es der Raum erlaubt, stehen bleiben; die übrige Begleitung begiebt sich in die Kirche hinab.

Der Dom-Dechant des Domstiftes der Pꝛrager Metropolitan-Kirche stimmt nun das Veni Sancte an, worauf die Hofmusik antwortet, und hält dann das Hochamt.

Rach Ablesung des ersten Evangeliums wird Seiner Majestät das Evangelsum-Buch zum Küssen, nach dem Offerterium das lucenw vum, und während des Anus Bei das Paciticule und der Weihspren— gel von dem Erzdiakon (im Vespermantel und mit der Infel auf dem Haupte) unter Vortretung des Hof-Ceremoniairs dargereicht. Dit Üeberreichung des Evangelium-Buches und des Pacifcale geschieht

unter Nebenleuchtung zweier K. K. Edelknaben.

Nach gecndigtem Hochamte nimmt der Oberst-Landmarschall das Schwert wieder in die Hand und der Zug geht in der vorigen Ord⸗ nung nach dem Huldigungssaale, woselbst sich die Generalität und das Offijier-Corps bereits früher eingefunden haben.

In die em Saale ist auf einer breiten Unterbühne cin drei Stu— fen hoher Thren unter einem reichen Baldachin errichtet. An der einen Seitenwand des Saales, nicht weit vom Throne, besindet sich ine deforirte Tribüne, auf welcher Ihre Majestät die Kaiserin und die übrigen Durchlauchtigsten Famillenglieder der Huldigungs-Feier— lichkeit beiwohnen. Gegenüber ist eine andere roth und weiß über— . Bühne für den Landtags-Secretair und den landtäflichen Registratur-Direktor. Längs der beiden Seitenwände gegen den Thren zu paradirt die Arzieren- und Ungarische Leibgarde, von wel—⸗ chen beiden Garden sich ebenfalls ein Posten an der Landstubenthür befindet, Der Zugang zum Huldigungssaale und der rückwärtige Theil dieses Saales ist von der Trabantengarde hesetzt.

Im Saale angelangt, besteigen St. Majestät den Thron und

988 lassen Sich mit bedecktem Haupte nieder die Garden der Beglei⸗ tung schließen sich an die zu beiden Seiten im Saale aufgestellten Garde-Spaliere an, die Uebrigen nehmen die ihnen angewiesenen Stellungen ein. .

Sobald Alles geordnet ist, neigt der Oberst⸗ Landhofmeister sich ehrerbietigst gegen Se. Maj: und hält dann in Allerhöchstderen Namen cine Böhmische Rede an die versammelten Stände, welche der Oberst-Burggraf in der nämlichen Sprache beantwortet.

Runmehr üähert der Stellvertreter des K. K. Oberst⸗ Kanzlers sich Sr. Maj, eihält von Allerhöchstdemselben das Zeichen, den Erb⸗ huidigungs- und Landtags-Vortrag zu machen, kehrt dann wieder auf seinen vorigen Platz zurück und vollzieht in Böhmischer Sprache den ihm erthetlten Allergnädigsien Auftrag. ö

Nach Beendigung seines Vortrages geruhen Se. Maj. in Deut⸗ scher Sprache eine huldvolle Rede an die Landstände zu halten, bei deren Schlusse die Postulate durch den hierzu bestimmten Beamten ber K. K. bereinigten Hof- Kanzlei dem Stellvertreter des K. K. Oberst-Kanzlers überreicht werden, welcher selbe mit guädigster, durch Neigung des Hauptes ausgedrückter Genehmigung Sr. Maj. dem Oberst-Burggrafen übergiebt. Letzterer behändigt die ostulate dem Präsidial- und zugleich Landtags-Secretair (welcher sich wit densel⸗ ben auf die Bühne begiebt) und hält dann au Se. Maj. in Böhmi⸗ scher Sprache eine ehrfurchts volle Dankrede.

Hierauf wird zur Huldigung geschritten. Die Huldigungs worte werden zuerst von dem Landtags-Secretair in Böhmischer, dann von dem gleichfalls auf der Bühne befindlichen landtäflichen Registratur⸗ Tirckior in Dentscher Sprache vorgelesen. Die versammelten Stände sprechen den Eid, und zwar die der Böhmischen Sprache Kundigen Böhmisch, die Uebrigen aber Tentsch, nach. wobei die geistlichen Stände die rechte Hand auf die Brust legen, die weltlichen Stände dagegen den Daumen und die nächsten zwei Finger der rechten Hand empor halten.

Rach abgelegtem Eide geschieht die Vorlesung der Postulate durch den Landtags-Secretair; sämmtliche Stände verbengen sich sodann lief vor Sr. Majestät, Allerhöchstdieselben aber erheben Sich nun pom Throne und kehren in der früheren Begleitung in die Kaiser— lichen Gemächer zurtick, worauf sich Alles entfernt.“

Schweiz.

Neuchatel, 20. Aug. In den Verhandlungen des gese⸗ gebenden Korpers uͤber den Bericht der Tagsatzungs⸗Kommission in Berreff der Flüchtlinge sprach Herr Perrot seine Vercwun⸗ derung uͤber den Theil des Kommissional⸗Berichts aus, in wel— chem Genf die vollkommene Unschuld der Handwerksburschen— Vereine ruͤuͤhmt, welche daselbst stattfanden. Er bezeugte, daß die Aktenstuͤcke, welche er in Haͤnden gehabt habe, aufs klarste bewiesen, daß der Handwerks-Geselle, der in dem Neuchateler Klub präsidirte, aus einem Genfer Verein hervorgegangen sey. Bonhote: „Man hat in den letzten Zeiten viel von der Schweizer-Ehre gefaselt. Es scheint, daß, je geringer sie ist, desto mehr davon gesprochen wird, Wer wirklich Ehre besitzt, ist nicht geneigt, dieselbe bei jedem Anlaß zu Markt zu bringen.“ Favarge'r billigt den Beschluß der Tagsatzung;. Allein mehrere im Bericht enthaltene Phrasen, wie z. B., daß politische Ver⸗ brechen ein Recht zum Asyl erwerben, so wie die Erscheinung, daß selbst Mitglieder dieser Versammlung (Jeanrenaud⸗Besson) geduldig angehört hätten, wie ein Magistrat eines benachbarten Kantons, Druey, Neuchagteller, welche einem Volksfest beiwohn⸗ ten, geradezu zum Aufruhr aufforderte, lassen den Redner wenig Vertrauen in die Ausfuhrung der beschlossenen Maßregeln setzen. Sie seyen eine Folge der Furcht; so wie diese verschwunden, werde es gehen wie im Jahre 1834. Viel Aufhebens werde im Bericht von Schweizerischer Redlichkeit und Treue gemacht; nie erschienen aber diese geringer, als in der durch diese Angelegen— heit veranlaßten Verhandlung; uͤberall Ausfluͤchte und Hinter— halte; seit länger als einem Jahre seyen Schweizerische Magi⸗ straten im Besitz der wichtigsten, die Plaͤne der Flüchtlinge und die Umtriebe einheimischer Wüͤhler aufdeckenden Aktenstuͤcke; sie haͤtten dieselben vorsichtig zuruͤckgehalten, und erst jetzt, da ohne— hin Alles aufgedeckt sey, rückten sie mit denselben heraus. Hier theilte der Deputirte der Versammlung eine an die Schweize— rischen Patrioten gerichtete, jzͤngst im Druck herausgegebene Proclamation mit, wodurch ihnen die Plaͤne der Franzoͤsischen Propaganda, welche in Paris unter dem Namen Haufe vente universelle ihren Sitz hat, enthuͤllt werden. Seit einem Jahre seyen diese Aktenstuͤcke veroffentlicht, seyen seit dieser Zeit im Besitz von Schweizerischen Magistrats-Personen und erst mitge— theilt worden, als man sich durch die gewaltige Hand jener Macht ergriffen gefuͤhlt, auf deren Huͤlfe man gerechnet. Der Redner stimmt für den Tagsatzungs-Beschluß, ohne Hoffnung, daß derselbe wirksam sey. Ein anderer Redner meinte, das ein— zige Mittel, wodurch dem Tagsatzungs Konklusum einige Wir— kung verschafft werden konne, bestehe darin, daß die Tagsatzung alle Klubs und National- und andere Vereine schließe.

Bern, 23. Aug. Thurgau, Genf und Waadt haben den Tagsatzungs-Beschluß in Betreff der Fluͤchtlinge nicht rat fizirt.

Hr. Garth, der bisher in Bern die Stelle eines Staats⸗ Prokurators bekleidete und bei den Auftritten am 3. April 1833 in Frankfurt großen Antheil genommen haben soll, ist mit einer Menge anderen Deutschen Fluͤchtlingen von Bern abgereist und hat sich nach London begeben.

Die Allgemeine Schweizer,Zeitung sagt; „Wie nahe verwandt die radikalen Schweizer⸗Wuhler dem Geschmeiß sind, welches die Dolche gegen die Fürsten wetzt, zeigt der Geist ih⸗ rer Tagblaͤtter. So äußert sich unter Anderem die „St. Galler⸗ Zeitung“ über den Koͤnigsmoͤrder Alibaud: „„Auf die Franzo— fen hat die aus reiner Ueberzeugung hervorgegangene That Ali⸗ baud's und sein wuͤrdiges Benehmen einen tiefen Eindruck ge— macht, und die Franzoͤsische Regierung scheint einen Ausbruch zu fürchten.““ Richtig bemerkt der „Waldstaͤtter Vote“: „„Da die nämliche Zeitung den Aufruf zu der Volks⸗Versammlung in Flawyl ergehen ließ, muß man da nicht die herbeigeeilten Haupttheilnehmer jener Zusammenkunft fuͤr gleichgesinnte Lieb— haber von Meuchel⸗ und Koͤnigsmord halten?““

Chur, 20. August. Durch Eilboten ist hier die Nachricht eingegangen, daß die Cholera im Tyrolischen Marktflecken Mals und einer zu demselben gehorenden Filialgemeinde ausgebrochen sey. Der Bericht erwaͤhnt im Ganzen 26 Todesfaͤlle. Briefe aus Cleven vom 19. August melden, daß sich vom 18ten bis 19ten sieben bis acht Cholerafälle dort ereigneten.

8 nn R nm.

Madrid, 16. Aug. Die hiesige Hof-Zeitung enthält in ihrem heutigen Blatte Folgendes: „In Folge des Dekrets Ihrer Majestaͤt der Koͤnigin-Regentin vom 13ten d. M. ist die ü Cadix von den allgemeinen und außerordentlichen Cortes im Bahr 1812 votirte Eonstitution mit den uͤblichen Feierlichkeiten publizirt worden. Die Haäͤuser und die offentlichen Gebaͤude wa— ren zum Zeichen der Freude mit Teppichen geschmuͤckt; es wurde mit den Blocken geläͤutet und Abends war die Stadt erleuch— tet. Den ganzen Tag uͤber herrschten Ordnung und Ruhe. Man bemerkte eine ungeheure Menschenmenge in den Straßen; die

Freude und der Enthusiasmus gaben sich auf alle Weise und; hoͤchsten Grade kund.“ Ein in San Ildefonso am 14ten db, erlassenes Dekret nennt zum interimistischen Justiz: Minister Don J. danden! Corchado; zum interimistischen Kriegs-Minister Don A 9 Camba; zum interimistischen See-Minister Don M. Maren Don Mariano Egeg ist waͤhrend der Abwesenheit des ö. Ferrer mit der Leitung des Finanz⸗Ministeriums beauftragen Allgemein glaubt man, daß Herr Arguelles zum Min der auswaͤrtigen Angelegenheiten ernannt werden wird. Ein hie siges Blatt sagt, die erste Maßregel des neuen Mi steriums muͤsse die Verhaftung der abtretenden Minister i diese haͤtten sich von den auf ihnen lastenden Anklagen zu n gen, oder sie mußten die ihren Freveln gebuͤhrende Zuͤchtii erhalten; ihre Hartnäckigkeit und Unvorsichtigkeit sey ö daran, daß Blut in Madrid geflossen sey; ein großes ej muͤsse gegeben werden. 4 Der neue Gencral-Capitain der Provinz, Don Annn Seoane, hat gestern zwei Proclamationen erlassen, die tin. die Einwohner von Madrid, die andere an die Soldaten

l 9

National-Gardisten. In beiden ermahnt er zur Ruhe n

Ordnung. . Der Espaßol, bisher ein Organ des Isturisp Ministeriums, hat seine Redaction geängert und erzählt helz einem wesentlich veraͤnderten Tone die Exeignisse der beg Tage folgendermaßen: „Das Madrider Volk, das nüt'g nem schlecht verhehlten Unwillen die gewaltsame und ungettzh Entwaffnung der National-Garde mit angesehen hatte, um n mit Zorn, aber ohne Furcht die ihm durch den General Man

angedrohten Todes-Urtheile las, hatte alle seine Hoffnungen Ennffuß ist der des Terrorismus, gestuͤtzt auf die Militair-In—

die erhabene Christine, die Mutter der Spanier, geseßt, ; immer geneigt ist, ihre gerechten Wunsche zu befriedigen. j Morgen des 13ten bemerkte das Volk mit Erstaunen, di n Courter von San Ildefonso nicht zu der gewoͤhnlichen Sun eintraf, und dieser Umstand gab zu einer Menge von Gent ten und Vermuthungen Anlaß; äber bald vernahm min Wahrheit, obgleich sich gewisse Personen alle mogliche M gaben, sie zu verheimlichen. Die ganze Hauptstadt fuhr, daß die unsterbliche Christine, der die energs Manifestationen eines großen Theils von Spanien ih nem ganz falschen Lichte und als unbedeutend dargestellt win waren, auf die freimuͤthige und loyale Stimme der Tusn die ihre Person bewachen, gehort, ihre Wuͤnsche mit Kt wollen aufgenommen und die Constitution von 1812 fäth beschworen habe. Alle am Abend eingehenden Briefe stimmui diesem Punkte uͤberein, und inmitten aller militgirischen Vösh rungen des Ministeriums, freuten sich die Madrider Pansmn im Voraus des gewissen Sieges unserer Freiheiten. Int floͤßten die Vermehrung der Patrouillen, so wie verschiedent i den Anhaͤngern der Minister verbreitete treulose Gerüchte, z dacht uͤber die Absichten des Kabinettes ein. Am anderen Tagk itz, als man den General Quesada die Straßen durchziehen und ab h bellen diejenigen verfolgen sah, die mit Enthusiasmus die Constihun von 1812 proklamirten, kannte der Unwillen keine Gränzen meht. Drohungen des Generals Quesada blieben wirkungs os. lieben und besonders an der Puerta del Sol, bildeten sich Grun die mit der Garnison fraternisirten und die laut ihr Mön gnuͤgen daruu·ber zu erkennen gaben, daß die Minister und die Vehbhe in einer so wichtigen Krisis ein so hartnäͤckiges Stillschweigen betht teten. Welches Unheil konnte die Hartnaͤckigkeit des Mini riums uns nicht zuziehen! Es ist kostbares Blut gestosen, ind die Namen Goldoni's und Calvet's werden immer nit eilen Gefuͤhl des Abscheus an den letzten Tag der abgesehzten Nun waltung erinnern. Der tapfere Goldoni ven der Kavallerie zn National-Garde hatte seine Uniform angethan und befund st auf dem kleinen Platze Cebada, als der Chef des Batnilan eines Regimentes der Königin, Namens Calvet, mit engt seiner Leute auf demselben Platze ankam. Calvet hei seinen Truppen, die National-Gardisten anzugreifen. M wissen nicht, ob der General Quesada ihm Besehl hierzt gh theilt hatte. Die National-Gardisten vertheidigten sich unt und trieben die Soldaten zuruͤck; vier derselben und ihr Anfsh rer Ealvet wurden schwer verwundet, auch Goldoni hatte ch leichte Wunde erhalten. Diese Nachricht verbreitete sich n Blitzesschnelle und vermehrte die Wuth des Volks gegen n Ministerium. Die Soldaten gaben auf eine unzweiden Weise ihre Gesinnungen kund, indem sie sich weigerten, alf du Volk zu feuern, und indem sie, den foͤrmlichen Be fehlen ii Generals Quesada zum Trotz: Es lebe die Constitution ih fen. Indessen durchritt der General mit seiner Eskorte it Straßen, mitten unter den allgemeinen Verwuͤnschungen ln Einwohner, und entging wie durch ein Wunder den n ihn gerichteten Kugeln und Steinen. Die Gaͤhrung erreitk enen immer hoͤheren Grad, ohne daß das Ministen sich bemuͤhte, dieselbe zu beschwichtigen. Es war schon Nu als man uͤberall Bekanntmachungen zur Unterdruͤckung der? poͤrung anschlagen ließ; es wurden neue sehr strenge mill sche Maßregeln angeordnet, und man war darauf gefaßt, . folgenden Tage wieder Blut fließen zu sehen. Gluͤcklichettss ist dies nicht geschehen, und die erhabene Christine hat dem stande der Angst, in dem sich das Volk befand, ein. Ende y macht. Alle Buͤrger haben fraternisirt; man las die Freuden allen Gesichtern. Die Nation wird diesen Tag als den llt lichsten der jetzigen Epoche betrachten (!), und gesammelt in den Thron ihker erhabenen Mutter, wird sie ihre Feinde ö. nichten und das große Werk ihrer Wiedergeburt immer nell zu befestigen streben.“ 2

Im Eco liest man: „Es ist 7 Uhr Abends (15. h wir erhalten die Nachricht, daß General Quesada, welche n zu seinem Ungluͤcke diesen Morgen aus der Hauptstadt ente hatte, bei Hortaleza getoͤdtet worden ist. Das Ereigniß bol dert uns nicht; die Erbitterung der Bewohner der Provinz 9 den hoͤchsten Grad erreicht. Wir sind weit entfernt, ac mordung zu billigen; aber es ist offenbar, daß er die ses Schi ö dadurch, daß er' die Rechte eines freien Volks mit Fuͤhen tn hervorgerufen hatte.“

Am 15ten um 5 Uhr wurde auf der Plaza

Mayor lin ungeheurem Zulauf ein provisorischer Stein mit der nt „Constitutionsplatz“, aufgerichtet; dabei jubelte das Dol, nerten die Kanonen, läuteten alle Glocken. Am nämlichen 5 traf eine, vier Garde⸗Compagnieen und über 190 Knrassieres Kolonne der Aragonesischen Armee in der Hauptstabt ein; war in Eilmaͤrschen herbeigeeilt. ,,, Die Revista giebt folgenden Bericht uͤber die ern, kannten Ereignisse in San Ildefonso: „Am 121en d. führte n auf dem Koͤnigl. Theater ein Stuͤck unter dem Titel: L lefen Revolutionstag in Panis““ auf. Das Zusammen dieser Darstellung init der Nachricht von dem zlufstande n gi Provinzen veranlaßte einige Gaͤhrung in den Gemñthernj⸗ gat Zuschauer verhielten sich indeß im Allgemeinen ruhig, g

Min n , ,, z . ö

iner ber Koͤnigin gefuͤhrt, um ihr die Wuͤnsche des Volkes darzulegen. chts vernach lessigen werde, um den Wohlstand des Spanischen Bolks zu sichern, schrieb man guf ein Blatt Papier die magi— ien Worte: „Es lebe Isabelle 11. und die Constitution von

greifen wird.

1 1

2

Bataillon der Provinzial Truppen, welches außerhalb der Thore enirt war, lic veisammelte und sich unter dem Rufe: Es lebe die h ,,, dem Segovia⸗Thore näherte, welches ver⸗ schlossen war. Nachdem sie dassel he erbrochen hatten, schloß sich hen ein Bataillon des . Garde⸗Regiments an, und beide Ba— nillone marschirten dem Königl. Schlosse zu, unter Absingung der Riego⸗Hhmne. Die spaͤte Stunde erlaubte der erhabenen Rutter des Volkes nicht, sich auf dem Balkon zu zei— zen; aber eins Deputation der Bataillone wurde in die

Sobald Ihre Maj. erklaͤrt hatte, daß sie

lz!“ Man ließ dieses Papier unter die Truppen zirkuliren, I schwenkte Fahnen vor ihm, und um 2 Uhr Morgens zogen Lich die So daren zuruͤck. Am folgenden Nachmittage um 3 Uhr

wyrdt

die Constitution feierlich proklamirt.“ Der Espaslol meldet, daß die Zusammenkunft der vorbe—

9 ö ö reitenden Junt i der Cortes verschoben worden sey, und man also mit ziemlicher Gewißheit annehmen koͤnne, daß die Regie—

rung beabsichtige, neue Cortes nach den Vorschriften der Consti—

futlhn von 1812 wählen zu lassen. . Die Franzoöͤsischen Blätter enthalten nachstehendes

.

OSchreiben aus Madrid vom 16ten d,. „Die Mittheilungen

as la Granja sind in ein so geheimnißvolles Dunkel gehuͤllt,

deß die Hauptstadt, durch die in den beiden letzten Tagen be—

aangenen Excesse in Schrecken versetzt, fast versucht werden unte, zu glauhen, daß es in diesem Augenblicke keine Koͤnig⸗

liche Autorität in Spanien mehr giebt. Der vorherrschende surrection. Niemand zweifelt daran, daß die Koͤnigin, durch öas Mordgeschrei einer brutalen Soldateska eingeschuͤchtert, ge⸗ zungen worden ist, fuͤr den Augenblick gewissermaßen ihrer pouverainen Gewalt zu entsagen. Einige Soldaten, blinde und

drohende Werkzeuge der geheimen Gesellschaften, haben den con—

stitutionnellen, ja sogar den gesellschaftlichen Vertrag mit dem Schwerte durchbohrt. Die Constitution von 1812 wird nun,

urch ein Dekret, das der Koͤnigin eher entrissen als von ihr

bewilligt worden ist, der Gegenstand einer Art von Kultus wer— den. Man wird jener Constitution den Eid leisten, und mor—

en werden die Truppen die Koͤnigin von La Granja nach der

Hauptstadt fuͤhren, wo ein schauderhafter Terrorismus um sich z J Schon haben alle Personen, die dem Ministe— rriun Isturiz anhingen oder wegen ihrer gemäßigten Gesinnun— gen bekannt waren, Madrid verlassen, oder sich daselbst verbor—

zn, um den Streichen besoldeter Meuchelmoͤrder zu entgehen. uesada ist gestern zwei Stunden von Madrid durch National⸗ Gardisten ermordet worden, die sich auf diese Weise fuͤr den

bon ihm erlassenen strengen Tagesbefehl raͤchen wollten. Herr

turiz und seine Kollegen wuͤrden dasselbe Schicksal erfahren

haben, wenn nicht edelmüthige Freunde ihnen eine sichere Zufluchts— fitte bereitet haͤtten. Alle hoͤheren Staats-Beamten, die an der fiheren Verwaltung Theil genommen, sind aus Madrid entflohen. Vesches Ministerium wird inmitten dieser Volks-Gaͤhrung, die— sc blutigen Reackon, die oͤffentliche Ordnung aufrecht erhalten knen! Man glaubt nicht an die Dauer des neuen Kabinettes, heches schon bei seiner Geburt unfaͤhig ist, jenen Durst nach rvatrache zu unterdruͤcken, der sich eines Theils der Bevoͤlke— ung bemächtigt zu haben scheint. Die Emeute erhebt stolz ihr Hupt; mit den Fuͤßen in Blut stehend, schickt sie sich an, Ge— sete vorzuschreiben. Drohende Haufen durchziehen ungehindert Höie Straßen; die Unordnung ist uͤberall, nur die Behoͤrde er— Ischeint nirgends. Dieser gewaltsame Zustand der Dinge kann nicht von Dauer seyn. Das Karlistische Corps des Basilio Garcia hat sich der Straße nach Aragonien bemaͤchtigt und ver— hehrt dadurch noch die Verlegenheiten und die Besorgnisse. Set sechs Tagen nichts von Frankreich, nichts von Aragonien. Vilche Lage!“

a n.

Berlin, 39. August. Ueber den Aufenthalt Sr. Königl. heit des Kronprinzen in Stettin berichtet die dortige Heitung in folgender Weise: „Nachdem Se. Koͤnigl. Hoheit iir Kronprinz am 24sten d. von Berlin hier eingetroffen waren, bannen am folgenden Tage Morgens die Herbst-Uebungen der dazu hier und in der Umgegend versammelten Truppen mit einer Rwoßen Parade. Am Abend desselben Tages verherrlichten Nchsdieseben eine bei Sr. Hochwuͤrden dem Herrn Bischof - Ruschl veranstaltete musikalische Abend-Unterhaltung durch hre hohe Gegenwart. Am 2oösten, nach geschehenem Divi— sions“Mandver, besichtigten Se. Koͤnigl. Hoheit den Ausbau sder hiesien Garnison- Kirche und wohnten Nachmittags

1 Mitt bei ! rn, von R Sz. Jato hi , . ö ;

MloblcKirche, um einer von dem Herrn Musik-Direktor Lõwe

R 6. MWM P 4 . . 1. ke Morgens begaben sich Se. Königl. Hoheit, begleitet hie 4 gl ieh ech, und machten nach abgehaltener Kirchen⸗Pa⸗ an ö Koͤnigl. Hoheit der Frau Prinzessin Elisabeth noch ii. ch th. Zu Mittag war glaͤnzendes Diner bei Sr. Koͤ— hit rn dem Kronprinzen guf dem Landhause, worauf fin, 66 um 4 Uhr uͤber Finkenwalde nach Massow rei— . gie e Division versammelt ist.“ Minden ie Bewohner von neun Kreisen des Regierungs-Bezirks n n haben zur Verschoͤnerung der Landwehr die Summe thlr. aufgebracht, und ist diese Summe von den

989

Landräͤthen jener Kreise den verschiedenen H ĩ Eammangguten , ö H

Dem in der Nummer 240 der Staats-⸗Zeit ö nen Nachweis von der gesammten Berg- und n r,, Production der Preußischen Monarchie im Jahre 1834 sind noch 63,957 Centner Rohstahl hinzuzufuͤgen.

J Auf der Rennbahn bei Achen würden am 25sten d. M. ö. dies jaͤhrigen Pferderennen, beguͤnstigt von dem schoͤnsten Wetter, fortgesetzt. Das Richteramt hatte an diesem Tage der Herr Ober-Praͤsident von Bodelschwingh, uͤbernommen. Es wurden abermals zwei Rennen abgehalten: das erste um einen Preis von 36 Friedrichsd'or mit einem Einsatze von 3 Friedrichsd'or, das zwelte um einen Preis von 150 Friedrichsd'or mit einem Einsatze von 5 Friedrichsd'or. Den ersten Preis machten sich vier Pferde streitig, von denen der vierjaͤh— rige Hengst „Wailbone“ des Barons van Heeckeren von Enkhuyzen Sieger blieb. Die Einsaͤtze fielen dem „Erivan“ des Grafen Duval de Beaulieu ä, der nur um eine Pferdelaͤnge von jenem geschlagen wurde. Die Bahn maß bei diesem ersten Rennen anderthalb Englische Meilen und es war nur ein einfacher Sieg erforderlich. Fuͤr das zweite

Rennen war die Bahn auf zwei Englische Meilen abgesteckt,

und es galt einen doppelten Sieg. Es erschienen nur zwei Pferde, der vierjährige Hengst „Elisondo“ des Lord H. ey⸗ mour und die dreijährige Stute „Flight“ des 9Obersten Hotton. Glison do siegte in beiden Laufen und erhielt sonach den Preis von 150 Friedrichsd'or. Zwischen beiden Rennen fand dasjenige der Landpferde, um einen von dem Comitè ausgesetz⸗ ten silbernen Pokal statt, den ein Pferd des Gutsbesitzers Wuͤ— sten von Sankt-Goͤrres gewann.

. ——

M ö ; Wissenschaft, Kunst und Literatur. Die neuesten litergrischen Erscheinungen in Bezte— hung auf Runkelrüben-Zucker⸗-Fabrication.

Herrn Prof. Schubarth's erwartete „Beiträge zur näheren Kennt— niß der Runkelrüben⸗-Zucker-Fahrication in Frankreich, Berlin bei Rlcker 18366 sind nunmehr erschienen. Der Verfaffer sagt darin daß sich in Frankreich die Zahl der Fabriken seit 1828, also in 8 Jah⸗ ren, mehr als, verfünffacht, nämlich von s9 auf 466 vermehrt hab und. daß die im Arbeits-Jahr 18332. 7,298,900 Kilogr. betragende Zuckergewinnung im Jahre 1825 schon auf 32,97, 260 Kilogr. ge⸗ stießzen sey und im Jahre 1836, nach den bereits vorliegenden No⸗ ne . auf e steigen werde. ; . Solche Fortschritte sprechen am deutlichsten für die Wichtigkei einer Sache, die hoffentlich auch in . ö n gt Fuß fassen,/ dem noch schwankenden Unternehmungsgeiste eine be— stinmite Richtung geben und vielen ungenützten Kapitalien ein siche⸗ . Unterkommen verschaffen wird. Wir sind wenigstens geneigt sie . ö halten, um ihrer hier durch . eu Schriften, die in diesem Gebiete erschienen sind, zu

Herr Prof. Schubarth kündigt seine oben bezei Schrif

als einen Bericht über das an, . er in n , . von Ter, Verwaltung für Handel, Fabrication und Bauwefen ertheil— ten Auftrages, hinsichts der Runkelrüben-;Sucker-Fabrication gefehen und gehört hat. Wir gestehen, daß uns etwas mehr als ein bloßer Bericht, von ihm erwünschter gewesen seyn würde; wenn auch nicht gerade ein vollstäudiges Lehrbuch, deren schon mehrere vorhanden a unter anderen die treffliche und ausführliche „Darstellung der FƷabri⸗ cation des Zuckers aus Runkelrüben von Krause. Wien 18357 so doch ein gründliches Urtheil über die Anwendbarkeit sciner Beobach= tungen auf unsere Verhältuisse, eine Beleuchtung der letzteren und eine muthmaßlich: Berechnung der Resultatt, welche die ser Industrie⸗ zweig bei uns liefern möchte. Und wenn der Herr Verf. nuch hier⸗ mit, der Urtheilskraft und dem genauern Kalkül cines sinternehmungs⸗ lustigen, welcher die nöthigen Materialien dazu in der vorliegenden Schrift sinden kann, vielleicht nicht hat vorgreifen wollen, so würde

es doch überall dankbare Anerkennung gefunden haben, wenn er we— nigstens einige Notizen über das beigefügt hätte, was in unferem Vaterlande in der Sache schon geschehen ist, wo bereits Fabriken be— stehen, was sie geleistet haben und iwas in der nächsten Zukunft noch zu erwarten ist. Namentlich würde eine Beurtheilung der Zier-Pa— newaldschen Methode von Juteresse gewesen seyn, deren außcrordent⸗ liche Bersprechungen die allgemeinste Aufmerksamkeit erregten und . Zweifel in die Glaubhaftigkeit aller bisherigen Angaben tzen licß.

Als Bericht über das was in der Sache vis jetzt in F geschehen und großes geleistet wurde, ist die . uf gn fe

euswerth. Herr Prof. Schubarth scheint aus der besten Quelle . schöpft zu haben. Herr Crespel-Delisse in Arras, Besitzer mehrerer sehr bedeutenden Runkelrüben-⸗Zucker-Fabriken hat ihm insbesondere mit der größten Bercitwilligkeit, ohne die entfernteste Geheimniß krä⸗ merei, das genzueste Studium seines Fabrications-Betriebes mit allen Reben⸗Requisiten, gestattet und seine eigenen reichen Erfahrungen fen mitgetheilt. Die hierbei gemachten Beobachtungen und gefam⸗ melten Notizen zum systematischen Ganzen trefflich geordnet bilden den K des Berichts. .

erselbe beginnt mit Machricht über den An die e⸗ wahrnng der Rüben und führt dann die , der Rüben,Zucker-Darstellung gründlich beschrieben an unz vorüber Dahin gehört das Waschen, Reiben und Pressen der Rüben mit . nauer Beschreibung der hydraulischen Presse von Hallette in lr und der Pumpen zu diesen Pressen; Nachricht über cine neuerfün— dene 'resse des Herrn Pecquecur in Paris, welche sehr biel ver⸗ spricht; Beschreibung des Martinschen NMacerations - Verfahrens, welches ungeachtet seiner Wohlfeilheit bei der ersten Anschaffung doch so viel Mängel hat, daß es fast überall wieder abgeschafft worden isi; der Herr Verfasser hält dasselbe indeß großer Berbesserungen fählg' Dann folgt das Läutern, wozu man sich in Frankreich nicht mehr der verdünnten Schwefelsäure, sondern nur des Kalks bedient. Das Abdampfen unter Anführung der verschiedenen Apparate dau Das Filtriren, Kochen und Füllen. Das Rafsiniren erfolgt in keiner Fahrik, sondern in den besonderen Raffinerieen, jn deinen man den Rüben-Zucker, seiner stärkeren Cryftallisation s:. Zihigkeit wegen mit Vortheil unter den Rohrzucker mischt.

In den meisten Fahriken werden nur zwel Produkte dargestellt und beträgt die Zucker-Ausbeute davon 4 3 eM des Rüben? Ge— wichts. Herr Crespel fertigt A Produkte an, d. h. die Abgänge bei der ersten Crystallisation werden von neuem aufgelöst, filtrirt, einge— dickt und, auf Formen gesüllt, wodurch das zweite Produkt krystallisert⸗ Die Abgänge hiervon verarbeitet Herr Crespel nun nochmals zu einem dritten und was davon abgeht, endlich zu einem vierten Produkt, die na— türlich immer geringerer Qualität sind und der zeitraubenden kostba— ren Darstellung wegen von andern Fabriken gemieden werden; man vꝛrarheitet bier die Melasse des zweiten Produkts auf Brannfwein.

Was die Zuckerpreise aubetrifft, so erhielt Herr Crespel für das erste Produkt (blaßgelhlich-weiß) für den Preußischen Centner 14 Rihlr. 20 Sgrz 6 Pf. für das zweite (bräunlichgelb) 12 Rthlr. 8 Sgr. 8k bf. bis 1 Rihlr. 2 Sgr. 6 Pf. für das drilte (braun) 8 Rthlr. 26 Sgr. Eine andere Fabrif erhielt für schönen weißen Zucker 23 Rthlr. 24 Sgr. 9 Pf. (Graf Magni in Schlesien soll sogar für ausgezeich⸗ net 6 nn,, . Rthlr. erhalten haben.)

ie Steuer für fremden Rohzucker beträgt in Frankreich 6 Rthlr. 7 ö. Pf. für den Preußischen Centner bei n. J. n ö ei den großen Verschiedenheiten und Unsicherheiten in den Angaben über die Kosten der Darstellung des Zuckers, hält Herr Pro— fessor Schubarth fich vorzüglich an die Berechnungen des Herrn Sres bel; Dangch kostet i Pfund Rohzucker bei? pCt. Ausbeute 2255 Cent. (1 Sgr. 165 Pf), bei 8 pCt. nur 20 Cent. zu erzeugeu,

während der Verkaufs Preis 15 Centimes beträgt

chend hiervon ist das 3 einer Berechnung, k, 183 * versgmme lte angesehene Zucker-Fabrikanten angelegt haben und die Herr prof. Sch. speciell mittheilt. Nach derselben siellt sich der Ko⸗ sienpreiz bei 6 pCt. Ausbeute auf 317 Cent. und bei 7 pét. auf 277, Cent. pro Pfund., Herr Crespel rechnet die Rüben dabeh um 14 Ct höher, die Fabrigätions-Kosten dagegen um 331 pät. nie driger als jene Herren. Eine Aeußerung des Herrn Verf. Über die Ursachen dieser Differen jen und über die Richtigkeit der einen oder andern Annahme, würde um so schätzenswerther gewesen seyn, als er ander weit hemerkt hat, daß (im Widerspruch mit diesen Berechnungen) Herr Crespel kosispieliger fabrizire als andere Fabrifen.

Der Besorgniß, daß der ausgedehnte Rlbenbau die Getraide—⸗ Production beeinträchtigen müsse, wird durch den Rachweis begeg— het daß zum Erbau von 1666*2 Mill. Kil. Rüben, welche ju 60 ö ö Zucker-Bedarf Frankreichs zu 190 Mill. Kilog.

e ; n würden, nur *8, 610 Hek ] ren . erforderlich sind. r in ren, n,,

s folzt nun noch ein interessanter Anhang: ) über . Erjtugung mit Beschreibung der besten ö 2) eine . bung des Grundrisses und der allgemeinen Einrichtung der Fabrik des Herrn Crespel; 3) Angabe des Personenstandes und der Lohn— sätze; A) über Darstellung der Knochenkohlen und deren Wiederbele— bung; s) Yreis⸗Augaben verschiedener Maschinen und Apparate; 6) Plan zu einer Fabrik, in welcher 1 Mill. Kilog. (19,37 Preuß. Ctr.) Rüben verarbeitet werden sollen. Nach demselben soll das Gebäude 30,000 Fr., Maschinen und Geräthe zz. 090 Fr. kosten, und der jährliche Aufwand für Rübrn ago Klgr. zu 16 Fr.), Brenn- und anderes Material, (lufsicht, Arbeitslohn, Zinsen ꝛc. :. 6,86. Fr. betragen. Bei 6 pCt Ausbeute werden 69006 Klgr. Rohzucker im Werth von 55,000 Fr. erzeugt, folglich jährlich eirea 18,060 Fr. gewonnen.

Das Ganze schließt mit verschiedenen Zusätzen und interessanten statistischen Notizen über die Runkelrüben-Zuͤcker-Fabrtcation in ,, ö

Sechs Tafeln sehr gelungener Zeichnungen von der Hand des Herrn Reich, Zöglings des hiesigen Königl. ,, . fast . in dem Bericht vorkommende und genau beschriebene Maschinen, Appa⸗ w, n n. 1c. : c. darstellend, erhöhen den Werth der Schrift be—

Das zweite so eben erst erschienene Werkchen ist „die Zucker⸗ und Sprup⸗-Fabrication aus Runkelrüben und Kartoffeln, nach den neuesten und vortheilhaftesten Methoden c. von F. Kirchhof, Leip— zig, Wienbrack, 1836. Der Herr Verf. scheint ganz bedeutend aus dem schon oben beiläufig genannten sehr gründlichen Werke von Krause geschöpft zu haben, ohne gerade aus eigener Erfahrung und genauer Beobachtüng, wesentliches Neues hinzufügen oder den Werth und Unuwerth der beschriebenen Verfahrungsweisen gründlich beur— theilen zu können. Vieles von dem, was Herr Prof. Schubarth in Frankreich neu und empfehlenswerth gefunden hat, muß ihm noch unbekannt gewesen seyn, wogegen er anderes als neu darstellt, was dort als unpxaktisch schon wieder beseitigt ist.

Wer nicht immer auf dem neuesten und höchsten Standpunkt der Wissenschaft steht und nebenbei praktisch mitarbeitet oder alle Operationen in einer gut betriebenen Fabrik beobachtet, für den ist es wohl überhaupt schwer, auf den bloßen Grund des Studiums der Literatur und vielleicht selbstgeschaffener Theecrieen hin ein das Ganze umfassendes Lehrbuch über ein Gewerbe zu schreiben, das an sich komplizirt, gewissermaßen noch im Werden ist und täalich Veränderungen und Pervollkommnungen erlebt. Für ein solches ge⸗ nügt, unseres Dafürhaltens, vorerst ein gründlicher Leitfaden. Die leberzahl neuer Entdeckungen und Verbesserungen tritt zeitig genug durch die Tagesblätter an das Licht, wie die vielen Aufsätze in allen tech— nologischen und landwirthschaftlichen Zeitschriften beweisen; sie wer— den hier beurtbeilt, geläutert, verworfen oder beibehalten und weiter verbessert. Erst wenn das Brauchbare aus dem Gemisch von Neu— erungen herausgefunden ist und sich bewährt hat, und wenn die (. empfohlenen Methoden dadurch wesentliche Abänderungen er—

eiden, ist es Zeit jenen Leitfaden umzuarbeiten oder ein neues voll— ständiges Lehrbuch zu ediren. Folgen solche sich zu schnell, so ent— halten sie entweder nichts ersprießliches Neues oder verwirren die Begriffe, jenachdem jeder Autor mehr für diese oder jene streitige Methode eingenommen ist, oder je weniger ihm die neuesten Ansich— ten darüber bekannt sind.

Bei dem allgemeinen Interesse an der Sache kauft Jeder gern, was die Presse ihm nenes darbietet. Das öffentliche Urtheil kommt in der Regel zu spät, um ihn, davon abzuhalten. Viele Schriften über solche neue Industriezweige sind daher, als gangbare Artikel, bloße Speculations -Produkte, welche die Wissenschaft um ö k

ir wollen das Kirchhofsche Werk übrigens uicht gerade in diese

Kategorie stellen; dasselbe enthält vielmehr . . Ansicht 63 ist faßlich geschrieben; zur Verständigung der beschriebenen vielfälti= gen Apparate fehlen aber überall die so nöthigen Zeichnungen. Die angehängte kurze Beschreibung der Stärke-, Syrüps⸗ und Zucker Fabrication aus Kartoffeln, wird für alle die eine willkommene Zu gabe seyn, die damit noch nicht bekannt sind. tz -

In der am 22. Angust stattgehabten Sitzung der Pariser Ak a⸗ demie der Wissenschaften theilte Herr ö r , ö.. von den Herren Forbes und Irwing in den Bleigruben von Leadhill in Dum friesshire angestellten Thermometer-Beobachtungen mit. Die Umstände waren diesen Beobachtungen besonders günstig, indem seit mehreren Monaten nicht in den Gruben gearbeitet worden war, so daß also die Temperatur derselben weder durch die Wärme der Arbei— ter, noch durch die der Lampen modifizirt werden konnte. Die Pum— pen auf der Oberfläche der Erde hielten die Gruben beständig frei von Wasser. Die Quellen gaben eine Zunahme der Temperatur von Do F. auf 9 Faden Gu 6 Fuß) oder etwa 19 Cent. auf 62 Metres. Diese Zunahme ist weit geringer, als man gewöhnlich annimmt, indeß doch noch sehr merklich. Herr Arago bemerkte, daß die Beobachtungen des Herrn Irwing zwar die Zunahme der Temperatur mit der Tiefe be wiesen, daß sie aber nicht als ein Maßstab für diezunahme angenommen werden dürften, weil ungeachtet aller Vorsicht, die man augewendet habe, um die fortwährend durchsickernden Tagewasser hinauszuschaffen, diese Was— ser, indem sie an den Wänden herunterliefen, nothwendig die Tem—⸗ peratur modifiziren müßten; überdies kämen sie auch mit Gebirgs— massen in Berührung, die in verschiedenen Höhen liegen, und wären daher nothwendig ungleich erwärmt. Herr Browne, Professor der Mi— neralogie in Philadelphia, hat der Akademie folgende Mittheilung gemacht. Bei din Durchsägen eines grauen Marmorblocks von Nor— ristown in der Grafschaft Montgommery, im Staate Pennsplvanien, fand man im Innern des Blockes eine Höhlung, die mit einer schwar— zen, pulverförmigen Substanz ersüllt war, die Herr Brown für pri— mitiven Kohlenstoff (Carhone primitif) hält. Nach Wegräumung dieses Pulvers fand man, daß die Vertiefung, die auf dem einen Theil des Blockes etwa 2 Zoll lang und 4 Zoll breit war, auf einem völlig ebe⸗ nen Grunde einige hervorspringende Linien zeigte, die vollkommen deutlich . Buchstaben des Hebräischen Alphabets bildeten. Zwischen den

inien war die Oberfläche des Steines wie verglast. Herr Brown hat dies Marmorstück an sich gebracht und erbietet sich, es nach Pa— ris zu senden, wenn man es der Aufmerksamkeit werth halte. Das Schreiben schloß mit einer geologischen Beschreibung des Bezirks, in dem der Marmorbruch liegt. Sodann wurde ein Schreiben des Herrn Kaup über die Auffindung eines Schädels von Hingthe— rium giganteum bei Eppelsheim verlesen. Herr Pontus, Pro— fessor zu Cahors, benachrichtigte die Akademie, daß er am 24. Juli einen Ring um den Mond beobachtet habe, dessen inne⸗ rer Durchmesser überall 450, und dessen Breite 30“ betragen habe. Herr Arago bemerkte jedoch, daß diese Beobachtung des Herrn Pontus erst dann von Werth sey, wenn er angebe, auf welche Weise er den inneren Durchmesser des Ringes bestimmt habe. Herr Pontus theilte auch noch einige Details mit über die von ihm angestellten meteorologischen Beobachtungen. Er glaubt, der Hagel entstehe aus den feinen in der Atmosphäre schwebenden Eis-Prismen,

denen bekanntlich Herr Arago die Bildung der Ringe um Sonne

2

3 . ö 8 . 33 ö U 5 . ö. J .

r r

8 w

e 3

6 8

*