1836 / 276 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Hoffnung der Anhaͤnger Dom Miguel's zu heben, denen die anhaltende Ruhe in der neueren Zeit sehr ärgerlich gewesen sey. Als die mehr oder minder unmittelbaren Befoͤrderer der Bewe— gung bezeichnet dieser Korrespondent die Anhänger solgender vier Parteien. Erstens diejenigen, welche nur eine Mi— nisterial⸗Veraäͤnderung wuͤnschten und sich zur Unterstuͤtzung der Revolution verleiten ließen, weil sie ihnen ein Mittel schien, ih— ren Zweck schleuniger zu erreichen. Zweitens diejenigen, welche wirklich eine mehr demokratische Regierungsform wollten und in der Verfassung von 1820 die konsequenteste Durchfuͤhrung republikanischer Institutionen unter einer monarchischen Form fänden. Drittens diejenigen, welche eine Art foͤderativer Union mit Spanien beabsichtigten und die Verfassungs-Veranderung als einen Schritt zur endlichen Vernichtung der Monarchie und zur Vereinigung beider Laͤnder in eine Republct betrachteten: und endlich viertens die keinesweges ganz ohnmächtigen Migue— listen oder die absolutistische Partei, welche die gegenwärtige Veraͤnderung als ein Mittel betrachte, Anarch e herbeizuführen, die am Ende Alle in dem Wunsche nach einer unumschränkten Monarchie vereinigen werde, welche allein geeignet sey, das Ei— genthum zu schuͤtzen und die Ordnung herzustellen.

Der Portugiesische Nacional, ein revolutionsires Blatt, behauptet, im Widerspruch gegen die Korrespondenz Nachrichten der hiesigen Blaͤtter, daß Alles von Freiheitsglut erfuͤllt sey, und daß selbst die suͤdlichen Provinzen von Portugal, die man doch als weniger vom Geiste des Liberalismus durchdrun— gen betrachte, ihren Eifer fuͤr die Constitution von 1820 kund— gegeben haͤtten.

Hiesige Blaͤtter meinen, wenn auch im Allgemeinen die An— gelegenheiten Portugals durch die Verfassungs-Veränderung, falls sie mit Konsequenz durchgesetzt werde, vielleicht gewinnen konnten, so schienen doch wenigstens fuͤr den Augenblick die Fi—

ianzen des Landes, die wunde Seite desselben, von der Revo— lution nur Nachtheile ziehen zu koͤnnen, und dies scheine um so gewisser zu seyn, wenn man sehe, daß einem Manne, wie Cam— pos, dessen gaͤnzliche Unfaͤhigkeit seine ungluͤckliche Finanz⸗Ver⸗ waltung vor ganz kurzer Zeit nur zu deutlich dargethan habe, abermals ein bedeutender Einfluß auf die Geld-Angelegenheiten des Landes verliehen werden solle, indem er als Praͤsident des neu zu bildenden Finanz-Kollegiums genannt werde. (Vergl. den Art. Portugal im gestr. Bl. der St. Ztg.)

Man vermuthet, daß die Wahlen zu den neuen Portugie— sischen Cortes schon gegen Ende dieses Monats anfangen und daß die Cortes am J. November zusammentreten werden. Einige glauben, diese Cortes, denen die Modifizirung der Verfassung von 18239 vorbehalten ist, moͤchren wohl ihren Auftrag dadurch ausfuͤhren, daß sie die von Dom Pedro verliehene Charte, viel— leicht mit einigen Abänderungen, ihr substituirten.

An dem hiesigen Courier scheint der Wechsel der Redac— tion sehr merklich zu seyn. Er erklaͤrt sich wider alle fernere, der Spantschen Regierung zu leistende Hülfe und ist daruber in großem Kampf mit der sehr leidenschaftlichen‚,Morning-Chro—

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hiesigen Buͤrgergarde sehr zufrieden gewesen seyn. Masestaͤt die Koͤnigin hat vom Balkon ihres Palastes der Pa— rade zugesehen.

Deutschlan d.

Dresden, 30. Sept. Se. Masjestaͤt der Konig und Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Johann sind von der nach Leipzig und der dasigen Gegend unternommenen Reise am 28sten d. M. wieder zurückgekehrt. Am 29sten d. M. ist auch Se. Kaiserl. Ho— heit der Erzherzog Franz Karl im Sommer-Hoflager zu Pill— nitz angekommen. Ihre Köoͤnigl. Hoheit die Prinzesse Augusta Oktober eine Reise von hier nach Leipzig antreten.

wird am 2. München, 265. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Erbprinz

von Hessen ist heute nach Berchtesgaden abgereist. Det m old, 28. Sept. In diesen Tagen ward hier das seit vier Mongten zusammengezogen? Bundes-Kontingent des

Furstenthums Lippe durch den vom Bundestage dazu kommittir— ten Königlich Preußischen General⸗Major von Quadt inspizirt. Die reiche Ausstattung des Bataillons, die geschmackvolle Uni— formirung, dabei die ausgesucht schoͤnen Leute, ihre treffliche Haltung und echt militairische Ausbildung erweckten, wie auch

Bataillon Lippe, welches allen Offizieren und namentlich dem Bataillons-Chef, Major Roth von Langenholzhausen, der auch im Jahre 1831 das Bataillon einexerzirt und nach Luxemburg gefuͤhrt hatte, zur großen Ehre gereicht. Zu der diesen Mor— gen auf der Jerxer Haide abgehaltenen Revue war eine unge— heure Menschenmasse aus dem ganzen Lande zusammengeströmt. Sehr zu bedauern war es, daß gegen neun Uhr ein heftiger Gewitterregen eintrat, der den ganzen Tag uͤber anhielt. Nach beendigter Revue wurde das saämmtliche Offizier⸗orps zur fuͤrst—⸗ lichen Tafel gezogen. Von hier aus wird der General-Major von Quadt nach Arolsen abgehen, um das dort zusammengezo— gene Bundes-Kontingent des Fuͤrstenthums Waldeck und Pyr— mont zu inspiziren.

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Pesth, 11. September (Allg. Ztg.) Heute Vormittag hielt die Ungarische Akademie der Wissenschaften ihre oͤffentliche

Jugendfuͤlle aufbluͤhenden Erzherzogs Stephan, ältesten Sohnes des verehrten Reichs-Palatsns, und vieler Großen geschmückt wurde, die in den letzten Jahren durch die lange Dauer des Landtags von der Theilnahme an diesen wissenschaftlichen Ver—

nicle.“ So sagt jenes Blatt heut unter Anderem; „Wir werden; sowohl von der ultratoryistischen „Morning Post,“ wie von der

ultraliberalen „Chronicle“ wegen unserer letzten Artikel über die;

auswaͤrtigen Angelegenheiten ins Gebet genommen. Da wir so von beiden Extremen angegriffen werden, muͤssen wir glau— ben, daß wir gerade den goldenen Mittelweg getroffen haben.“

Der Marquis von Sligo war nach den Nachrichten aus Jamaika von Portauprince zuruͤckgekehrt, und man glaubte, daß er um die Mitte Augusts nach England absegeln wuͤrde.

In Demerara war man im Begriff, eine neue Bank mit 300,000 Pfund Kapital in 6960 Actien zu stisten. Es waren viele neue . aus Antigua angekommen.

Den neuesten Nachrichten aus Para zufolge, welche von der Mitte Juli datirt sind, befuͤrchtete man, daß es den India— nern gelingen werde, sich ber Stadt wieder zu bemaͤchtigen, da der Brasilianische General Andrea, welcher die Stadt am 13ten Mai eroberte, ganz ohne Unterstuͤtzung von Seiten seiner Re— gierung gelassen wird und sich um so weniger lange wird hal— ten koͤnnen, da seine Truppen durch den anhaltenden Kampf, den sie mit den noch immer in den naheliegenden Waͤldern be— findlichen Indianern zu fuͤhren haben, auf das aͤußerste ange— griffen sind.

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Aus dem Haag, 28. Sept. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfuͤrst Michael von Rußland ist gestern Abend hier einge— troffen.

. Bei Gelegenheit der feierlichen Taufe des neugebornen Soh— nes Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Friedrich haben Se. Ma— jestàat der Koͤnig dem hiesigen Buͤrgermeister 5005 Gulden uͤber— sandt, die unter die Beduͤrftigen aller Konfessionen vertheilt werden sollen. Außerdem haben die Geistlichen der hiesigen re— sormirten Kirche die Summe von 16009 Gulden zu ahnlichen Zwecken erhalten.

Hiesigen Blaͤttern zufolge, gedenken Ihre Koͤnigl. Hoheiten der Kronprinz, so wie der Prinz und die Prinzessin Albrecht von Preußen gegen Ende dieser Woche die Ruͤckreise von hier nach Berlin anzutreten.

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Bruͤssel, 25. Sept. (Hamb. Ztg.) Unter den verschie— denen Festlichkeiten, mit denen das Andenken der Revolutions— Septembertage begangen wird, zog unstreitig der Zug der Flä— mischen und Brabantischen Schuͤtzen-Gesellschaften am meisten an, die zu dem vom Magistrate veranstalteten Bogen- und Arm— brustschießen aus allen Theilen des Landes fast herbeigeeilt wa— ren, und von denen sich Viele in dem alterthüͤmlichen Kostuͤme des Mittelalters, mit mannshohen Bogen, mit Koͤchern, Pfei— len, mit bebuschten Klapphuͤten und Hunderten von Fahnen und Fähnlein darstellten, gefuhrt von jenen bunt und Spnanisch ge— tleideten Trommlern und Pfeifern, deren die alten Chroniken und unsere modernen historischen Novellen, wie sie Blumen— hagen, Doering u. A. noch vor kurzem schrieben, gedenken. Jede Kommune hat ihr besonderes Fahnlein gestellt, und, sah man diese Gruppen auf dem merkwuͤrdigen und alterthuͤmlichen Marktplatze von Bruͤssel, so durchstroͤmten das Deutsche Herz viel wehmuͤthige Erinnerungen und Bilder, und Egmont und Klärchen und Jetter und Brakenburg stiegen vor der Seele auf. Wie aber in unserer Zeit politische Betrachtungen jeden Augenblick die poetischen verdrängen, so stoͤrte auch die meinigen sehr bald der Anblick einiger Fähnlein Luxemburgischer Kom]mmunen aus dem Theile dieser Provinz, der nach den Londoner Artikeln an Hol— land und somit zum Deutschen Bunde zuruͤckfallen soll.

Bruͤssel, 27. Sept. Der Koͤnig ist gestern, begleitet von den Prinzen von Sachsen-Koburg, näch dein Lager von Bever— loo abgereist.

Se. Majestaͤt sollen mit der vorgestrigen Musterung der J

handlungen abgehalten gewesen waren. Die Sitzung ward mit einer gediejenen Rede des Praäͤsidenten der Akademie, Grafen Joseph Teleky, eroͤffnet, worin fich derselbe uͤber die Vortheile verbreitete, welche einer Nation aus der Vervollkommnung und Ausbildung ihrer Nationalsprache erwachsen; er ruͤhmte in

dieser Hinsicht den bedeutenden Fortschritt, daß jetzt zum erstenmale die auf dem letzten Landtage zu Stande gekom— menen Gesetze nicht bloß in der Lateinischen, sondern als

Gruand-Fext in der Ungarischen Sprache publizirt worden. Ein umstäandlicher Bericht des Gesellschafts-Secretairs gab hierauf Rechenschaft uͤber die dies aͤhrigen Leistungen der Akademie, woraus sich vorzuͤglich ergab, daß nebst ununterbrochener Fortsetzung der Vorarbeiten zur Herausgabe des großen akademischen Lexicons, der zweite, namlich der Deutsch-Ungarische Theil des Taschen— woͤrterbuchs, schon zum Drucke bereit liege. Die hierauf folgen— den Vorträge und Nekrologe bewiesen neuerdings, wie schwierig die Auswahl von Vorträgen sey, die sich fuͤr das gemischte Publi— kum, das solchen oͤffentlichen Sitzungen beiwohnt, eignen, d. h. die richtige Mitte zwischen allzu Abstraktem und Populairem tref— fen. In dieser Hinsicht stand die heutige Versammlung nach dem allgemeinen Urtheile der vorjaͤhrigen bei weitem nach; am an— ziehendsten war ein Gedicht von Hoͤlesey, dem jedoch ein zu emphatischer Vortrag einigen Abbruch that. Der zum Schlusse gegebene Berit uͤber die vorjahrige Preis-Vertheilung gab einen neuen Beweis fuͤr die allgemein beklagte Thatsache, daß unser gegenwärtiges Zeitalter den dramatischen Musen nicht zu— sagt, da von allen um den Preis von 160 Dukaten eingesandten Theaterstücken auch nicht Eines fuͤr preiswuͤrdig erkannt wurde.

Fuͤr das Jahr 1836 wurde nebst einer mit hundert Dukaten zu

honorirenden Preisfrage aus dem Gebiete der vaterlaͤndischen Jurisprudenz ein ähnlicher Preis auf die beste naturhistorische Beschreibung irgend einer ausgedehnteren Gegend Ungarns mit seinen Nebenlaͤndern oder Siebenbürgens ausgesetzt. Die Donau-Dampfschifffahrt erfreut sich in diesem Jahre immer glaͤnzenderer Erfolge, besonders sind die ungeachtet des niederen Wasserstandes wiederholt unternommenen Fahrten des „Nador“ von Pesih bis Wien, und von dort in Einem Tage zuruͤck nach Pesth, eben so erfreulich für das Publikum, als einträglich für die Gesellschafts⸗Kasse. Der Bau des achten Gesellschafts⸗Dampfschiffes „Arpad“, das, bei einer Maschine von 80 Pferdekraft, durch eine an den Donau- Dampfschiffen noch nicht angebrachte Construc— tion, selbst bei voller Ladung nicht uͤber drei Fuß einsinken wird, und daher zur Befahrung der mißlichsten Stromstrecke zwischen Drenkova und Orsova bestimmt ist, wird auf dem Schiffswerft bei Aslt⸗Osen mit der groͤßten Thätigkeit betrieben, so daß es noch kuͤnftigen November zu einer Probefahrt gebraucht werder soll. . Noch immer sieht man mit sehnlicher Erwartung der Allerhoͤchsten Entscheidung uͤber die Statuten der Ungarischen Handelsbank entgegen eine Entscheidung, die wahrscheinlich nur durch die Reise zur Prager Kroͤnung verzoͤgert worden ist. Die Gesellschaft von Wem-Erzeugern zu Bekanntmachung und unverfaälschtem Verschleiß ihrer eigenen Bouteillen,Weine hat guten Fortgang und wird noch mehr Ausdehnung gewinnen, sobald nach voruͤbergegangener Sommerhitze die unbedenkliche Zufuhr mehrerer edlen Weingattungen und deren Bekanntwer— den in Auslande eingetreten seyn wird. Eine neue Anstalt zur Beförderung des inländischen Verkehrs soll durch den von einem thätigen jungen Kaufmann angekuͤndigten Muster-Bazar eroͤffnet werden, zu welchem man alle Gutsbesitzer und Fabri— kanten einladet, Proben ihrer Natur- und Kunstprodukte mit den dieselben betreffenden Notizen zu gemeinsamer Aufstellung einzusenden. So wuͤnschenswerth ucrigens die hierdurch erzielte Uebersicht auch seyn mag, so scheint doch eine solche Anstalt dein gegenwärtigen Beduͤrfnisse der vaterlaͤndischen Industrie zu sehr vorausgeeilt, auch der Tarif fuͤr die einzusendenden Muster zu hoch gestellt, um sobald einigen Erfolg erwarten zu koͤnnen.

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m Ein Schreiben aus Ancona enthaͤlt fol— gendes Aktenstuͤck: „Tagesbefehl des Generals Cubie— res, 31. August. Es gereicht mir zum Vergnuͤgen, der Be— satzung meine ganz besondere Zufriedenheit uber den Eifer und Muth auszudrücken, von denen sie seit dem Ausbruche der Epi— demie, die bereits unsere Reihen lichtete, so vielfache Beweise ge— geben hat. Ueber 130 Militairs des 66sten Linlen-Regiments

Rom, 17. Sept.

leicht vorauszusehen war, ein hoͤchst guͤnstiges Urtheil uͤber das :

Jahres-Sitzung, welche durch die Gegenwart des in anmuthiger

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Auch Ihre ; gluͤcklicherweise bedurfte ich deren nur zwoͤlf, aber ich kann ih

Achtung der Chefs und die Dankbarkeit ihrer Kameraden worben hat, meine Erkenntlichkeit zu bezeugen. Die Hin Sanitaͤts-Beamten des Hospitals und das Corps haben in gebung und Thätigkeit gewetteifert und sich des hohen 3. wuͤrdig gezeigt, dessen die Franzoͤsischen Aerzte genießen. 3 Hr. Jordan, der mit allen bel dem Ausbruch einer Epiden immer so großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, wußte z durch Muth und Geschicklichkeit zu uͤberwinden. Offiziere i Grade haben sich durch ihren Eifer im Beistand der Kran ausgezeichnet und dem schlimmen Verxurtheile der Ansteckung! Stirn geboten; ihr durch eine große Anzahl Franzoͤsischer Sen ten nachgeahmtes edles Benehmen widerlegt vollkommen fe. Vorurtheil. Hoffen wir, daß die mit der Behandlung der Kr ken Beauftragten sich derselben mit groͤßtem Vertrauen widny und somit den von der Krankheit befallenen Einwohnern ꝰIg na's das von unserer Garnison gegebene Beispiel um Nin

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gereichen werde. Die Cholera gleicht einer Kanonenkugel, rafft hin, aber in der Aufnahme der Verwundeten liegt kein

Gefahr. Die HH. Corps⸗-Offiziere haben mir den einstimmin Vorsatz ihrer Subalternen zu erkennen gegeben, den von Cholerg befallenen Stadtarmen Beistand zu leisten; ein chtg voller Entschluß, dem sich die Herren Offiziere des Generalstiy die Gesundheits- und Verwaltungs-Beamten beigeseilt hahn Ich eilte an die Lokal, Behoͤrden folgendes Schreiben zu rich und hoffe, darin die Gesinnungen, von denen die Franzos

erwähnte Schreiben des Generals Cubières an den Pro-⸗QMy

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Paris gegeben.)

Piedigrottenfest, zum Andenken an die unter Karl ii. bei M letri gewonnene Schlacht, gefeiert. Die hier und in den h gebungen liegenden Truppen, die National-Garde, die Ehn Garde, so wie il Corpo dei Nobili, beide letztere zu Pserdt Allem 25 bis 3h, 909 Mann, desilirten vor dem Koͤnigl. Palastt) Se. Majestät, von der ganzen Koͤnigl. Familie umgeben, aufn Balkon stand, voruͤber. Nach Beendigung der Parade bildete! Militair von dem Schloßplatze an, längs der Straße Sta. n und der Riviera Chiaja bis zu der nahe bei der Grotte di h silipo belegenen Kirche „Piedigrotta“ Spalier, und um 41 kam der Zug von 22 achtspaͤnnigen Wagen unter dem Donn des Geschuͤtzes aus dem Koͤnigl. Palaste, um in benannter Kut das ubliche Dankgebet zu verrichten. Dies war das erstemal, daß t Kronprinz, Herzog von Calabrien, der nun im achten Ma ist, bei einer offentlichen Feierlichkeit zum Vorschein kam. N Zufluß von Fremden war wie gewohnlich außerordentlich gr es ist aber auch in der That der Muͤhe werth, die Ceremonh die hauptsaächlich durch die Pracht des hiesigen Militairs seh gewinnt, zu sehen. Die Schweizer Regimenter zeigten sich zu erstenmal in ihrer neuen Uniform, die roth wie fruͤher, 4h ohne goldene Brustklappe ist. Auch wurden die Epaulettes q Franzoͤsische Art eingefuhrt. Leider stoͤrte gegen das Ende ch starkes Gewitter dieses prachtvolle Schauspiel. Unlaͤngst toͤn tete der Blitz einen Hirten, der seine Heerde huͤtete, ohne sonse den geringsten Schaden anzurichten. Einige Tage spaͤter fan weit davon ein ganz entgegengesetzter Fall statt, der Blitze schlug 126 Schafe ünd ließ einen jungen Knaben, der in ihn Mitte stand, unversehrt.

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Unter der Ueberschrift: „Donna Maria und die Portugt sen“ bringt die Allgemeine Zeitung folgenden aus Pm datirten Artikel: „Die Constitutions-Erklärung in Poriun wird in Deutschland um so mehr Verwunderung erregen, h die wahre Stellung der Portugiesischen Regierung im Auslamn wenig bekannt geworden ist. Seit Donna Maria's Thronbest gung bestehen drei Parteien in jenem Lande: die der Marl v. Louls, Schwester Dom Miguel's, welche der einen exaltinn Liberalismus affektirende Marquis v. Louls leitete; ferner die nigen, welche der Tochter Dom Pedro's und ihrer Mutter, nn Herzogin von Braganza (unter der letztern Vormundschast) de Regierung wuͤnschen, und endlich die reinen Miguelisten. Dom ö Maria's oder die Dom Pedristische, eigentlich vierte Pam wenn man diese so nennen kann, hatte seit dem Tode des a zogs von Leuchtenberg manche von ihren Vertheidigern verhören, Die Königin selbst, welche schon als Kind ihrer ganzen Ulmgze bung, so wie denen, welche sie spaͤter in Paris in der Nähe um in vertrauten Kreisen erblickten, als eine äußerst eigensinnige / leic aufbrausende, wenig fuͤr sich einnehmende Eischeinung bekam war, ist in Portugal, seit sie die Gewalt in ihren Handen fuͤhln noch bei weitem launiger und willkuͤrlicher geworden. Eine n keiner Seite vollendete und doch Vieles in sich fassende Ch hung, ein fruͤhzeitiges Reifwerden, eine große Säacht nachh gebundenheit, nebst einer großen Dosis Selbstvertrauen, hin sich bei der jungen Fuͤrstin, so wie sie die Krone auf dem Hin fuͤhlte, nur noch mehr entwickelt, und Prinz Ferdinand von burg z. B. uͤbte nicht den mindesten Einslüß auf sie aus; junge Koͤnigin dominirte ihren Gemahl in jeder Hinsicht. llh endlich weiblicher in allen Beziehungen, auch weit schoöͤner, b ßerst sanft und li benswürdig, und doch damit einen gewist ererbten Adel des personlichen Auftretens verbindend, aumuth und wahrhaft welterfahren, mußte die hohe Gestalt der wühh gen Herzogin von Braganza einen ganz andern Eindruck . Portügal hervorbringen, als die junge Koͤnigin, die ven! rem Vater nichts geerbt zu haben schien, als den Leichts seiner Jugend (erst Alter und Ungluͤck machten ihn wel und sein ausdrucksloses Gesicht. Die beiden Damen lellt⸗ aͤußerst gespannt Die Koͤnigin entfremdete sich durch allels Mißgriffe und durch ihr ganzes von zu jugendlicher Aus gelastn heit geleitetes Benehmen die Herzen ihrer Anhänger. Sie, ih ponirte Riemand, beleidigte vielmehr oft durch launische Hofsih

tigkeit. . So mußten sich natuͤrlich Parteien gegen sie bi lj die selbst unter einem verstaͤndigen Herrscher nicht ausgebliebt

waren, die aber jetzt ihr Spiel durch die Königin felbst beföͤrden sahen. Jedermann sah, daß die junge Fuͤrstin nicht zu regiest verstand, und unter solchen Umstaͤnden schadete es ihrem Al sehen nur noch mehr, daß sie die Geschäfte oftmals mit wahrho possirlicher Grandezza behandelte. Das Hin- und Herzerren

Parteien ist nun von den geheimen Gesellschaften benutzt worde! welche, die Unmacht der Regierung kennend, eine guͤnstige 6, legenheit wahrnahmen und die Koͤnigin zwangen, eine vern dn rein radiale Regierungsform zu unterschreiben. So kam . Gewalt, welche in unpraktische, weibisch-kindische Haͤnde gef len war, in revolutionaire Faͤuste, welche den Spanischen Dem

erboten sich freiwillig, als Waͤrter bei Cholera⸗Kranken zu dienen;

gogen, mit denen laͤngst die Sache abgekartet war, die echt

umhin, ihnen fuͤr das großmüthige Benehmen, das ihnen d

er bezeugen lassen und den ersten Schritt zu einer Annaͤhe—

Eten. Dle Herzogin von Braganza hat sich bei dieser Gele, enheit wieder eben so taktvoll als edel benommen, wie in ihrer Enzen fruheren politischen Laufbahn. Obgleich mit Donna Ma⸗ nespannt, hat sie der jungen Koͤnigin sogleich ihre Ergeben—

ung gethan. Donna Maria soll aber ihre naͤchste Umgebung ir großem Mißtrauen behandeln und sich durchaus verlassen „len. So steht denn diese junge, noch nicht zwanzigjährige haigin allein und, was noch schlimmer, ungeliebt zwischen Parteien, zu spät einsehend, daß der Scepter kein Spiel— uz in den Handen sorgloser Jugend werden kann. Die Con⸗ nütonnellen, welche jetzt in Lissabon die Oberhand haben, be— zachen die Koͤnigin aufs strengste, da man noch immer fuͤrch⸗ ei, e wolle an Bord eines Englischen Kriegsschiffs fluͤchten. heizens ist, den letzten Privatbriefen zufolge, die Ruhe seit⸗ In nicht wieder in Lissabon gestoͤrt worden.“ rie che nælẽ and

Athen, 18. August. (Münchner pol. Zeitung.) Durch tige der Journale war die ? achricht verbreitet worden, als „bsichtige die Regierung eine Beschraͤnkung der Presse; bis et hat noch keine Maßregel diese Voraussetzung bestaͤtigt. ch wird von dem halboffiziellen „Courier.“ döieses Geruͤcht als naegruͤndet erklart. Der Prozeß des „Sauveur“, der wegen ker Abwesenheit des Gerichts-Praͤsidenten verschoben werder mußte, wird erst heute uͤber acht Tage stattfinden. „O 10. sn, eine Art Tagblatt, versichert auf das bestimmteste, daß ber Bayern A, 96h, 605 Fr. fuͤr Rechnung der dritten Serie auf In Wege nach Griechenland seyen. Es wird allerdings von dort Held erwartet; ob der Betrag aber so hoch und das Geld wirklich nn Theil der Serie ist, weiß man nicht näher anzugeben. Von der tuen medizinischen Zeirschrift „Aeskulap“ ist bereits das erste hest erschienen; es befindet sich darin auch eine Abhandlung des ‚sönigl. Leib Apothekers Landerer uͤber die Mineralwasser in Opezi. h . K ö. Der Oesterreichische Gesandte am hiesigen Hofe, Here Rit— r von Prokesch-Osten, ist vor einigen Tagen von seiner Neise sich Smyrna wieder im Piraͤus eingetroffen. ö

Die Akropolis wird mehr und mehr von dem unklassischen Ichltte gereinigt. Der Tempel der ungestuͤgelten Siegesgoͤttin s aufgerichtet. Bei den Nachgrabungen auf der Akropelis hat nan einige zu dem Parthenon gehoͤrige Gegenstände von der rheit des Phidias gefunden; in dem Theseus-Tempel, dem pro— ssorischen Mustum, sieht man mehrere interessante Statuen, munter einen Merkur, eine Statue von Milos und eine Minerva.

Die Schule des Waisenhauses in Andros nänmt täglich an

(

zahl ihrer Zoͤglinge zu; es zählt unter diesen nicht bloß Grie⸗ hen aus allen Provinzen, sondern auch Fremde aus Odessa, zus Konstantinopel u. s. f. ö ö Die vereinigte Englisch-Franzoͤsische Flotte, die vor 18 Ta⸗ jen in der Nähe des Piräus vor Anter gegangen war, ist vor cht Tagen wieder abgesegelt. Man sagt, die Bestimmung der franzdsischen Flotte sey Kreta. (?) Die vereinigte Flotte bestand dus II großen Fahrzeügen, theils Linienschiffen, theils Fregatten. Der Gesundheitszustand der Hauptstadt ist hoͤchst befriedi—

gend; bei einer Bevölkerung von 18,0906 Menschen sind in der

segel kaum mehr als 40 bis 59 Kranke. In diesem Jahre bewährt also das Attische Klima seinen alten Ruf. Das Mi— lnir-Hospital ist bereits fertig; es ist unstreitig das schoͤnste un zweckmäßigste Gebäude der Hauptstadt. Mit der Leitung e¶f Baues war der Ober-Lieutenant Weiler beauftragt.

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d.

Berlin, 3. Okt. Am 1sten d. M. sand zu Branden— burg an der Havel die Einweihung des dortigen neu wieder— hergestellten Domes, in Gegenwart Sr. Masestaͤt des Koͤnigs, Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Karl und Ihrer Durchlaucht er Frau Fuͤrstin von Liegnitz statt. Die Feierlichkeit begann gegn 1 Uhr Vormittags mit einem geistlichen Liede, das von der ganzen Gemeinde gefungen wurde, worauf der Herr Bischof Neander eine auf die Feier bezuͤgliche Rede hielt und am Altare das Weihgebet sprach. Die Liturgie hielt der Dom,Prediger,

sProfessor Schroͤder, und den Beschluß der ganzen Feier machte

ein Tedeum, von dem Musik-Lehrer der Ritter⸗Akademie, Herrn

Seyffert, besonders komponirt und von dem dortigen Gesang—

Vereine ausgeführt. Der Geheime Hofrath Trommsdorff in Erfurt ist von * 2 .

dem physikalischen Verein zu Frankfurt a. M. zum Ehren-Mit—

gliede erwählt worden.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Beiträge zur naheren Kenntniß und wahren Dar— stellung Johann Kaspar Lavater's. Aus Briefen seiner Freunde an ihn und nach persoͤnlichem Umgange. Von Ulrich Hegner. Leipzig, Weidmannsche Buch— hand ung. 1836.

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Die lange Reihe der Denkschriften über die Heroen der Litera— tur des verwichenen Jahrhunderts, welche Göthe selbst mit Wahrheit und Dichtung aus seiner Leben eröffnet hat, ist noch immer nicht dani geschlossen. Der Reichthum jener Periode scheint diese Erschei— un genügend zu extlären, und man braucht daraus nicht auf eine rmuth der gegenwärtigen Zeit zu schlicßen. Auch steht der An— wuchs jener Memoiren-Literäiur keinesweges im Mißverhältniß mit der Nachfrage; im Gegentheil, es fühlt die heutige Zeit, daß sie eine andere geworden oder doch wenigstens den erforderlichen Abstand habe, und in dem Vermögen, die üächste Vergangenheit ruhiger und vorurtheilsfreier zu überblicken, liegt zugleich der Reiz, es zu thun. Nun war aber auch jene Zeit recht eigentlich eine Zeit des Brief⸗ vbechselns, und ausgezeichnete Mäuner, konnten damcls nicht ohne brief iche Berührungen bleiben; es gehört dies mit zu jenem Charak— tet harmloser Einträchtigkeit, und daher kommen denn auch in den berschiedenen Briefwechseln dirselben Dersonen wieder. Diesmal giebt Göthe's Freund Lavater den Mittelpunkt; aber was hier geboten wird, ist kein gegenseitiger Austausch, es sind bloß die Briefe der Freunde an Lavater, man kann sagen, die Autworten; die vorange— henden und dazwischen liegenden Briefe Lavater's fehlen; doch spie— Felt sich ihr Inhalt aus dem, was darauf zurückerfolgt, deutlich ge— ung, so daß der Leser kaum etwas verliert. Das Interesse wird fo— ir fast noch höher gespannt, das Wesentliche triti noch näher zu— lanmen und die Phautasie wird doppelt beschäftigt; denn zvährend

man den Eindruck einer so stark ausgeprägten Individualität auf

schr verschiedene Naturen sieht, guckt zugleich überall Lavater's Ge— icht mit seinen markirten Zügen zwischen den Zeilen hindurch. Eben so wird man es dem Herausgeber danken, daß er micht Alles in extenso, zu—

mal nicht mit allen Haus- und Muhmen⸗Angelegenheiten abdrucken ließ,

nden in einer sehr löblichen Auswahl nnr das gab, was unmittel— i Bezug auf die Literatur und den Charakter literarif llitäten hat. wollte entgehen lassen, dafür sprich: am besten, daß er aus ganzen Brie—

fen zuweslen fanm mehr als ein einzelnes Wort ausschnitt, z. B. 11

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den Zeilen, die Pfenninger's unbegränzte Hingebung bezeichnen, vom 29. Juli 17090: „Ich weine und umfasse deine Knie.“ Diese so lako— nische Enthaltsamküit des Herausgebers erklärt sich zum Theil da— durch, daß er, nach dem Vorbericht, bei Lavater's Lebzeiten seine Aus⸗ züge machte, ohne dabei an Veröffentlichung zu denken. Was aber die Treue der Mittheilungen betrifft, so ist diese so groß, daß z. B. in Tischbein's Briefen nicht einmal die gänzliche Zerfällenheit init der Grammatik beigelegt worden.

Die namhafteren Personen, die uns hier nach einander schreibend vorgeführt werden, sind: Campe, Gate, Gleim, Goethe, Hamaun, Herder, Jacobi, Jerusalem, Jung-Stilling, Klopstock, Knebel, Lenz, Meiners, Moses Mendelssohn, Merk, Reinhold, Schlosser, Schlözet, Spalding, beide Stolberg, Sulzer, Wieland, Zimmermann; und die Künstler: Chodowiecki, Füßli und Tischbein. Von Goethe sin⸗ den sich nicht weniger als 15 Briefe, woron die meisten zwar aus dem besonderen Briefwechsel (Briefe von Goethe an Lavater, aus den Jahren 1776 bis 1783, herausgegeben von Heinrich Hirzel. Leipzig, Weidmannsche Buchh. 1833) hier wieder abgedruckt sind, rinige aber, und darunter ein sehr bedeutender, hier zum erstenmal gelesen wer⸗ den. Diese Goetheschen Briefe erstrecken sich vom Jahre 1776 bis 1783; die sämmtlichen Briefe des Büchltins von 1763 bis 1794. Von Herder finden sich 9, von Wieland 12. .

Bei aller Verschiedenheit der Schreibeuden geht doch fallende Einheit des T dingt von Lapater's Pe kaum irgendwo eine Die

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. tine auf⸗

bulichkeit. ussion und einen eigentlichen Gedankengus— tausch findet: der Mann war rinmal dafür nicht gemacht; er strömte scin Herz über, er predigt: und hörte dabei keinen Anderen. So ent— halten denn auch die Briefe nur Zeichen der Zu- oder Abneigung, entweder die wärmste, ausschweiftudste Verehrung, oder ein völli— ges Ablehnen, und sehr bemerkenswerth ist, daß für viele seiner er— gebensten Anhänger eine solche Krise nicht ausblieb, wo sie sich des Man⸗ nes zu erwehren suchen, wo ihnen der Nimbus des Heiligen verschwin— det und sie nur menschliche Schwachheiten sehen bis sie zuletzt dech wieder scin Herz, seinen innern echten Kern anerkennen müssen. Der Schlüs— sel dazu liegt nicht fern. Lavater, der Mann des Euthusiasmus und der Phantasie, mit seinem religiésen Feuereifer und poetischen Wun— derglauben mußte in einer Zeit, die mehr als eine andere an Ver— standeserkältung und unter dem lähmenden Druck äußerer Konvenienz litt, eine um so abstechendere Erscheinung seyn. Dabei war die Hal⸗ tung des Pastors von Zürich durch die fast Europäische Berühmtheit eigenthümlich verschoben; dagegen stand seine zunächst ehrlich ge— meinte Rücksichtslosigkeit in gewissem Einklange mit dem Charakter eines Hropheten, wöfür er sich einmal hielt und von den Seinigen gehalten wurde. Aber mit dieser Zudringlichkeit und Rücksichtslosig⸗ keit mußte er oft verstoßen und, bei aller sonstigen Weltklugheit sei— nes Standes, aus Freunden sich Feinde machen; auch konnte der lehrhafte Ton, den er überall ohne Unterschied austimmte, nicht Allen willkommen seyn. Klopstock rerbittet sich seinen Besuch; er schreibt vom 3. Juni 1793: „Sie schen, daß eine Zusammenfunft mit Ihnen nicht zu den Aufheiterungen meines Alters gehören würde. Wir denken über sehr ernstliche Dinge allzu verschieden, weron soll— ten wir reden? Das Beste ist, daß wir uns nicht sehen.“ In ähn⸗ lichem Fall war nun erst vollends Mendelssohn, und nicht beffer ging

es Geöethe, nachdem nämlich alle Versuche, mit Lavater auf friedli—⸗ chem Fuß zu bleiben, erschöpft waren.

Er schreibt ihm, S. 147: „Laß mich Deine Menschenstimme hören, damit wir von dieser Seite verbunben bleiben, da es von der andern nicht geht.“ Und S. 152: „Wir sollten einmal unsere Glaubensbekenntnisse in zwei Kolumnen dicht neben einander setzen und darauf cinen Friedens- und Toleranz-Bünd errichten.“ Nämlich die Intoleranz und Ausschließlichkeit seiner Ansichten ist es hauptsächlich, was Goethe an Lavater beklagt; was das Glau— bensbekenntniß selbst anlangt, so fehlt es nicht an Stellen, worin Goethe mit großer Klarheit, dem Lavaterschen gegenüber, das seinige ausspricht. Aber wenn mit Lavater über Gegenstände der innern Ueberzeugung zu sprechen mißlich war, so verschloß er sich oft noch mehr gegen jede andere Unterhaltung. Dies spiegelt sich unter Au— derem in Goethe's Worten: „Wieland's Oberon wird, so lange Poesie Poesie, Gold Gold, Krostall Krystall bleiben wird, als cin Meisterstück poetischer Kunst geliebt und bewundert werden. Ob er Dir etwas seyn wird, glaub' ich nicht, davon ist aber auch die Rede micht.

Diese Aeußerungen geben gewiß die schärfste Charakteristik und ein hinläugliches Verstäudniß des Mannes. Daß aber derselbe Göthe, der voln 2. November 1779 schreiben könnte: „Rur noch ein herz— liches Wert der Sehnsucht und der Hoffnung; sie sind alle Tage stärker. Laß uns an einander bleiben, einander mehr werden, denn neue Freunde und Lieben mach' ich mir nicht. Adien, Du Guter, meine Seele ist bei Dir!“ daß derselbe dennoch später mit Lawa— ter zerfiel und ihn, als er 1797 iu Zürich war, nicht aufsuchen mochte, scheint nach dem Vorigen keinesweges fo unerklärlich, und die Dar— stellung des Herausgebers läßt sich schwerlich billigen, wenn er sich Seite 247 ausdrückt: „daß Göthe in späterer Zeit, als aus dem ge— müthlichen Hamlet ein steifer Poölonins gewerben, den alten Bruder verfolgte, ja zuwriien mit Füßen trat, ist cine fast schauerliche Ver— änderüng.“ Wie ungerecht dies Urtheil ist, erhellt besonders aus Wahrheit und Dichtung aus meinem Leben. Bd. 26, S. 299 ff. (nach der Duodez⸗ Ausg.).

Ueberhaupt scheint uns die Charakter-Zeichnung, welche der Herausgeber entwirft, so anzichend auch im Einzelnen die Farben— gebung ist, doch den Hauptcontur eher za verhüllen und weder die wahre Würde und Bedeutung, noch Einheit des Mannes ins Licht zu stellen. Das besie und reinste Zeugniß für 2avater giebt gewiß der nachhaltige Einfluß seiner Erscheinnng: er war und bleibt einer der Vorkämpfer gegen die Extravaganz der kalten und nackten Auf— klärungs-Ideen des vorigen Jahrhunderts. Seine Kraft aber und seine Einseitigkeit dürfen nicht getrennt von einander beuriheilt werden, und zuletzt muß man, auf einem höheren Standpunkt, Kraft und Wi⸗ derstand, welche sich gegenseitig bedingen, ais cin Ganzes auschlagen. Der Verfasser, welcher unter den Rubriken: Freunde, Freundinnen, Feinde, Glaube, Gemüthsart, Physiognemik, Philosokhie, Poesic, Lavater's Bild zeichnet, hat zugleich eine novelistische Eleganz der Darstellung erstrebt, aber eine Schreibart, die es besonders auf, fleine anziehende Kontraste absieht, scheint für die Hauptsache nicht überall die vortheilhafteste. So sehr er übrigens allen denen zürnt, die ir— gend einen Schatten auf Lapater's Leben und Wesen fallen ließen, fo wenig schonungsvoll geht er doch selbst mit seinem Helden um. Er hatte bei seiner Darstellung die Begünstignng, Lavater aus zran— zigjährigem Ungange zu kennen, drei Jahre in seinem zeinlichen Hause gelebt und an feinem freundlichen Tische gespeist zu haben; allein auch eine allzn große Nähe kann vielleicht in mancher Beziehung ihre Nachthecile haben. Ein Anhang aus einer anderen Feder giebt noch die Kapitel: Freunde, Glaubenssache, Art Und Weist, Tod. Das Buch ist reich an prägnanten Zügen und iied für die Auffassung jener Literatur-Epoche und ihrer Haupt-Charaftere immer von Be— deutung bleiben. Gr.

Das Hydro⸗-Oxygengas-⸗Mikrolkop.

Ein großer Ruf war dem Erscheinen dieses Justrument-s in Deutschland vorausgeeilt. Das Abenteuerliche der im begeisterten Tone geschriebenen Berichte fiel bei uns, den wissenschaftlichen Män— nern, sogleich ins Ange: d:nn die Kenntniß mikroskopischer Gegen— stände, namentlich der dem unbewaffneten Auge nicht mehr erkennba— ren Thierwelt, verdanken wir haupisächiich den Bemühungen Deut— scher Naturforscher. Besonders begünstigt wurden wir hierbei durch die große Vollkommenheit der achtomatischen Mikrosfope aus den Werkstätten von Plößl in Wien und Pistor und Schleck in Berlin, denen die früher so berühmfen Amicischen und Cherallierschwn In—

1 * * 51 2 l s cher NRota⸗ schaftlichen Beobachter sehr Austrengend, Wie wenig er dagegen sich irgend etwas Prägnantes ; ͤ z

strumente um VBitles nachstehen. Da aber der Gehrauch seibst der vorzüglichsten dioptrischen Justrumente einestheils für den wissen— anderntheils wenig geeignet zu Demonstrationen für den Unterricht, namentlich bri einer größe— ren Anzahl zu Belehrender, ist, so hatte man schon längst eine solche

Hülfe nicht allein mikroskopische Untersuchungen anstellen, sondern auch die gefundenen Resultate leichter anschaulich veröffentlichen ie— ßen. Und allerdings wurde durch die Englische Erfindung, die Ju— tensität des Sonnenlichtes durch Ausströmen von Knallgas auf Kalk u ersetzen, vielen Uebelständen der alten Sonnen-Mikrostope abge— . Es wird nicht allein der Heliostat entbehrlich und die Beob⸗ achtung uberhaupt von dem Stand der Sonne unabhängig gemacht, sondern es ist auch das Verhältniß des Lichtes und der Wärme hei dem neuen Apparat ein solches, daß nicht wie bei der Sonne die se— bendige Welt, d. h. die bei dem nöthigen Lichte zu beobachtenden Thiere, durch die zu große Hitze im Fokus der Gläser getödtet werden. Dits sind aber auch leider die einzigen Vorzüge, die sich an dem neuen Instru⸗ niente auffinden lassen. Im Uebrigen leistet selbiges, wie sich Referent durch Anschauung des gegenwärtig in Berlin aufgestellten überzeugt hat, wenig mehr, als ein gutes Sonnen⸗-Mikrostop. Die Bilder find weder farblos, noch scharf begränzt, Ersteres viellicht darum etwas weniger als beim Sonnen-Mikroskop, weil hier der das Son⸗ nenlicht reslertitende Spiegel gewöhnlich dem ganzen Spektrum far⸗ bige Streifen mitthesit Fessenungeachtet verdient die Englische Erfindung von Seiten des erperimentirenden Physikers hehe Aner⸗ kennung. Sie giebt ihm einen Apparat in die Hände, mit dessen Hülfe er alle epiischen VBersuche, die früher einen günstigen Stand der Senne, unbedeckten Himmel, ein verfinstertes Zimmer und einen He— ssofiaten verlangten, init Leichtigkeit anzustellen im Stande seyn wid, und fchon darum dürfte es der Mühe werth seyn, das Justrument, das feit furzem Herr Christeinike in Berlin aufgestellt bat, in Augen⸗ schein zu nehmen. He. J. J. S.

Meteorologische Beobachtung.

1835. Wergens Nammitt 36 Abrnhs Nach einmallger 2 Oktober. ß hr. 2 Uhr. 19 Uhr. Eeor ach turn. Tier g me , . r . K 2

z30, x2“ par. * 1205.

33270“ dar 4 104 R.

2* ö 9 43* Luftdrůck. ... 331 82“ Par.

; Quell drme 70* R. . r z 5 ö Luftwärmꝛ... = 6,1 9 R.

Flu? warme 6 9 R

Z haurunkt... 5.80 R. 4 G59 R. 4 M R. ] B zrme 106 * R. Dunstsattig ng 96 26. ßhA pCt. 71A IEt. 90 oss Rh. Wetter.... halbheiter regnig ber ter. ,. K Mind.... W A8d R 1. Rez. RNiederschiag O 10 ih.

Woltenzug. . A N18. Nachtkaite 4 A 89 R. Tagesmittel: 33131 Par.. 4 850 R.... 4 S6 R... 78 30t

n , Den 3. Oktaber 1836.

Im itläi cher E0zeGĩR . S- N, Ce lĩd-CQur s- Zet. es.

6 : Tour. . Rr. Cour. 8 enn Fan eig. E Brier. 1 Gela. St. Schuld- Sch. 1 191 Ve. 161 * 8 Qatpr. Pfandur ] Io, 102 Pr. Engl. Ohl. 390. 1 160 991 Pomm. d0. . ö 1601 2 83 ꝛrau Sch. d Seen - 617 6142, s Kur- u. Nionm. ao. 1 536 1600 Kur ginn d., I lait, , 101, e, mn, ne, ,, 98. Rm. Iut. Seh. do. 4 191M ñIseulesis ho a0 1051 19222 kerl. Stadt Ol. 4 1017, 1013 KRuiekst. C. und Z. n en, n,, . Seh. 4. K. * 8. -= 6 Elbinger do. ig 6 1. Gold al mare. 1 218.4 214* 4 hanz. da. in Tu. A3 13 Nene Duk. ö. 183, 4 West hr. Psandhr. J 10913 ; Frie ariehsc'or. ö 1 13 Grossh Pos. do. 4 1031 Disconto. 6 4 5 Auswärtige Börsen. Aas terdam, 28. September. Niederl. wirkl. Schulkl Si. So do. 381,3. Kanz, Bill. 2118. Joe Span. 2279. Passive 75169. Ausg. Seh. Zins.

bPròuss. i'rüm. ch. 10624. Paln. 113. Gesterr. Met. S7, 2. Antwerpen, 27. September. Pussive —. Aus. Seh. 235. Linsl. Ss. (ö. Neue Anl. Fraußkfurti a. M., 30. September. zesterr. 50, Met. 1001½.. (.. Ac g8 1. 9774. 2M gn 87. 195, 25. Br. Bank-detien 135372. 157909. Fartinal-9bl. 137. Hr. Loas o zu 500 FI. 111255. 11III3. Loose zu 10990 FI. 2151, . Hreuss. Präm. Seh. 602. do. 4060 Anl. 100“. Er. I'nin. Loose 3M, Span. Anl. 255 . 252353. 2 &,, Holl. Hod. A927. Paris, 27. September. Do Rente 1095. 3 65 do. 78. Iz. S9 Neap. 96. 25. 390 Span. Kente 232.7. Passive 7. Ausg. Sch. Neue Ausg. Sek. . 33 Eortug. 33.

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Wien, 28. Septeniher. 35 Net. 1023,22. A6 99? S332. 3d 72. 2 go 35. 190 Bank- Actien 13262. Nene Aul. S6.

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Königliche Schauspiele. Dienstag, 4. Okt. Im Schauspielhause: Die Familien Capu— i und Montecchi, Oper in 4 Abth., Musik von Bellini. Mittwoch, 5. Okt. Im Schauspielhause: Onkel Brand, Lustspiel in 3 Abth., nach dem Franzoͤsischen, von L. Angely. Herr Franz: Brand.) Hierauf: Der Polterabend, komisches Ballet in 1 Akt, von Hoguet.

Donnerstag, 6. Okt. Im Opernhause, auf Begehren: Ali— Baba, große Oper in 4 Abth., mit Tanz. Musik von Cherubini.

Im Schauspielhause: Pour l'ouverture du theatre fran. gais sa premiere représentation de: Mathilde. au: l- julousie. drame-vaudeville nouveau en 3 actes, par Mr. Baxan(.

Zu dieser Vorstellung werden Schauspielhaus-Billets, mit Freitag bezeichnet, verkauft.

Freitag, 7. Okt. Im Schauspielhause, zum erstenmale: König Richard II., Trauerspiel in 5 Aufzügen, von Shakespeare, uͤbersetzt von A. W. Schlegel. Fuͤr die Buͤhne eingerichtet von Eduard Devrient. J

Zu dieser Vorstellung hleiben die bereits gelöͤsten, mit Den— nerstag bezeichneten Sc auspielhaus / Billets guͤltig; auch werden die dazu sioch zu verkaufenden Billeis ebenfalls mit Donnerstag bezeichnet seyn.

Die Franzssischen Theater-Vorstellungen werden am kt. beginnen und bis Ende Juni k. J. fortdauern. Da die frühe— ren Abonnements-Bedingungen wiederum eintreten, so werden die resp. Abonnenten eriunt, sich uber die Beibehaltung der Plaͤtze bis spaͤtestens den 5ten d. M. Mittags 12 Uhr, zu erkläͤ— ren, widrigenfalls uͤber dieselben anderweitig disponirt werden muß. Meldungen um Abonnements werden im Billet-Verkauf— Buͤreau abgegeben. Berlin, den 1. Oktober 1836.

General-Intendantur der Königlichen Schauspiele. Königstädtisches Theater.

Dienstag, 4. Okt. Zum erstenmale: Der Brautschleser. Lustsplel in J Akt, von Frau von Weißenthurn. Hieraur, zum erstenmale: Charlatanismus. Lustspiel in 1 Akt, nach Scribe, von Achat. Vorher: Nach Sonnen-Untergang. Lustspiel in 2 Akten, von Lotz.

Mittwoch, 5. Okt. Julerl, die Putzmacherin. Posse mit Gesang in 2 Akten.

Donnerstag, 6. Ott. Der Wagen des Emigranten. Mili— tairisches Schausptel in 5 Akten, von Friedrich Genée.

Redacteur EA. Cu ttel.

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Parodirende

Vervollkommnung der Sonnen Mikroskepe gewünscht, daß sich mit ihrer!

Gedruckt ej A. W. Hayn.

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