1836 / 294 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ein entschiedener Feind jeder anderen als einer despotischen Politik, und jeder anderen als einer papistischen Religion, dahin gelan— gen sollte, die Spanische Krone zu usurpiren. Indeß was bleibt einem uͤbrig, als eine Wahl zwischen zwei Uebeln, wenn man bedenkt, wie wenig Aussicht dazu vorhanden ist, daß auf dem entgegengesetzten Wege eine regelmäßige und vernuͤnftige Regie— rung zu Stande kommen koͤnne? Wir wissen kaum, welches das großere Uebel ist, ein bigotter Despotismus, oder eine ruͤck— sichtslose Demokratie.“

Ein hiesiges Blatt erzaͤhlt: „In der Lissaboner „Re— vista“ erschien kurzlich ein Artikel, der die Ehre der in Portu— giesischen Diensten stehenden Britischen Offiziere antastete und einiges Aufsehen in Lissabon erregte. Der Verfasser des Arti— kels war der Oberst Saavedra. Sir J. Doyle und einige sei— ner Kameraden fingen Feuer uͤber den Schimpf, und der Erstere forderte eine Entschuldigung von dem Oherst. Diese ward aber verweigert, eine Entscheidung durch die Wassen ebenfalls, wor— auf dem Oberst angezeigt wurde, er habe sich so anzusehen, als ob er die Peitsche bekommen. Der Oberst sah sich aber nicht so an, er blieb bei seinem ersten Entschluß, und so loͤste sich die Sache in Nichts auf.“ Die Times räth dem Sir J. Doyle, den sie gern fuͤr einen tapfern Mann gelten lassen will, nicht so sehr den Bramarbas zu spielen, und erinnert ihn daran, daß einmal Jemand, dem man auch sagte, er solle sich so an— sehen, als hatte er die Peitsche bekommen, seinem Gegner zur Antwort gab, er moͤge sich so ansehen, als ob ihm durchs Herz geschossen worden.

Die Mannschaft des Britischen Geschwader bis auf 1000 Mann verstaͤrkt werden.

In einem der Times zugegangenen Schreiben aus Phi— ladelphia vom 24. September heißt es. „In Havana sieht man taͤglich einer Empoͤrung entgegen. Das Volk schreit laut nach der Verfassung von 1812, und die Truppen ebenfalls; auch verlangen diese, nach den Bedingungen, unter denen sie ange— worben worden, nach Spanien zurückgebracht zu werden. Es wird aller Energie des General Tacon bedürfen, der wohl mit Recht fuͤr den redlichsten, festesten und musterhaftesten aller Gouverneure gilt, um die Ruhe zu erhalten. Sein Bruder kommandirte in Cadix, als der letzte Aufstand ausbrach, und mußte sich dort dem Willen des Volks unterwerfen.“

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Aus dem Haag, 16. Okt. Der Prinz von Oranien hat seinen dritten Sohn, den Prinzen Friedrich Heinrich, nach dem Helder begleitet, zvo sich der junge Prinz nach Ostindien ein— schifft, wird jedoch morgen wieder hier seyn, um der Eroͤffnung der Generalstaaten⸗Sitzungen beizuwohnen. .

s im Tajo soll

8 Bruͤssel, 16. Ott. Herr Professor Thiersch aus Muͤn— chen, welchen Belgische Blätter den „Deutschen Guizot“

reizenden Anblick uͤber den See und die malerische Ufergegend

1196

zu ihrem neuen großeren Schuͤtzenhause, in welchem sie neben einer hieruͤber ausgefertigten Urkunde viele auf Weimar und die Armbrustschuͤtzen Bezug habende Denkwuͤrdigkeiten, nament— lich auch sehr seltene Sachsen-Weimarsche Gold., Silber- und Kupfermuͤnzen und Medaillen in einem sorgfaͤltig verschlossenen Kaͤst⸗ chen versenken ließ. Unter letzteren befanden sich zwei silberne Me— daillen, die Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog zu diesem Be— hufe verehrt hatte. Auf die Feierlichkeit folgte ein frohes Mit— tagsmahl und Abends ein Ball.

Meiningen, 15. Okt. Nach den oͤffentlich bekannt ge— machten Resultaten der letzten Rechnung uͤber die Sachsen— Meiningische Staats-Schulden-Tilgungskasse hat sich die Staats— Schuld des Herzogthums in dem Zeitraume vom 1. April 1835 bis 31. Marz 1836 um 13,287 Gulden vermindert und betrug am Schlusse der Rechnung noch 5,133,920 Gulden Rheinisch.

Leipzig, 17. Ott. (Leipz. Ztg.) Gestern reiste der auf hohe Minssterial⸗Verfuͤgung hierher gekommene Ober-Rabbiner Ur. Frankel nach Dresden zuruͤck. Der Zweck seiner Neise, die Ordnung der Synagogen- und Schulverhaͤltnisse der hiesigen seiner Oberaufsicht in Religions-Angelegenheiten anvertrauten israelitischen Gemeinde, ist vollstaͤndig erreicht worden. Nicht nur daß der Religions-Unterricht kuͤnftig auch hier, wie in esden, auf eine Weise vorgetragen werden wird, die beson— ders auf moralische Veredlung der jugendlichen Gemuͤther hin— zielt, war es auch ein Hauptgegenstand der Sorge des Vr. Frankel, die bisher in verschiedenen Synagogen vereinzelten Israeliten zum Bau eines großen Gotteshauses zu bewegen, zu— mal die wohlwollenden Behoͤrden der Stadt die Hoffnung zur Anweisung eines zu diesem Zwecke passenden Platzes erweckten. Auch eignet sich gerade Leipzig, während der Messen der Zu— sammenfluß von Isrageliten aus alen Weltgegenden, dazu, um das Beispiel eines verbesserten Gottesdienstes, mit Predigten in Deutscher Sprache verbunden, zu geben. Der von Dr. Frankel am 8. Oktober gehaltenen Predigt wohnten die Vorstaͤnde der Koͤnigl. städtischen und geistlichen Behörden und mehrere der achtbarsten christlichen Einwohner bei.

Muͤnchen, 15. Okt. Im großen Koͤniglichen Theater

1 . *

c . Dr

6 wurde gestern bei festlich beleuchtetem Hause die Oper Robert der Teufel von Meyerbeer gegeben. JJ. MM. und der ganze Hof waren bei der Vorstellung anwesend, und J. Maj. die Königin empfing in dem lauten Freudenruf der zahlreichen Ver— sammlung den Gluͤckwunsch derselben zu diesem festlichen Tage. Heute Vormittag begaben Sich JJ. MM. und die gesammte Koͤnigliche Familie in vier sechsspaͤnnigen Wagen nach dem Frei— herrlich von Perfallschen Schlosse Greiffenberg am Ammer-See, um diesen schoͤnen Herbsttag, voll Wärme und Sonnenschein, im Freien zuzubringen. Eine dortige Anhoͤhe gewahrt einen

desselben. JJ. MM. werden heute Abend hierher zuruͤckkehren. Heute Morgen verkuͤndeten die Freudensalven des Geschützes und die durch die Hauptstraßen ziehenden Musik-Corps das Namens—

nennen, befindet sich jetzt in Gent, wo er die dasigen gelehrten Anstalten einer genauen Untersuchung gewuͤrdigt hat, da er, wie es heißt, mit einem Werke uͤber Schulen und Universitaͤten in Frankreich und Belgien beschaͤftigt ist.

General Goblet geht am 17ten nach London, wo er bis zu Ende der Woche bleiben wird, um sich sodann nach Lissabon ein— uf .

Der Marquis de Miraflores, Grand von Spanien, und der Herzog von Ossunga sind von Madrid hier angekommen.

Die Zahl der Reisenden auf der Eisenbahn betrug im Laufe

des Monats September 103,060; eine sehr große Zahl, beson— ders wenn man das bestaͤndige schlechte Wetter in Anschlag bringt. Seit einiger Zeit spricht man im Publikum nur von der Ankunft eines Bau-Direktors aus Deutschland, der ein neues System bei der Anlage von Eisenbahnen erfunden hat. Nach diesem System kann man, je nach der Richtung des Ter— rains, 3 Centimeter auf- und abwärts fahren und folglich die ungeheuren Ausgaben, welche das Abraumen der Erde, die Dämme, die Brücken und Tunnel verursachen, vermeiden, die Kosten um die Hälfte vermindern und auf eine merkliche Weise den Bau beschleunigen.

D g he m g rk.

Kopenhagen, 15. Okt. Das neue Universitaͤts-Gebaͤude ist mit einem Aufwande von 180,900 Rthlr. S. M. nach einem vom Stadt-Baumeister Professor Malling ausgearbeiteten und von Sr. Majestaͤt genehmigten Plan in den fuͤnf Jahren von 1831 1836 zu Stande gebracht. Zuerst ward auf derselben Stelle im Jaht 1539 ein Gebaͤude fuͤr Universitaͤts-Zwecke ein— gerichtet, auf dem Grunde des Kapitels, wo fruͤher die katholi— schen Bischoͤfe ihre Residenz hatten. Dieses brannte in der gro— ßen Feuersbrunst von 1728 nieder, ward 1732 wieder aufgebaut und dann endlich 1807 beim Bombardement wieder in Asche gelegt.

Deutsch land.

Hannover, 16. Oktober. (Ham b. Korr.) Mit unserer Kunstausstellung fuͤr das Jahr 1837, die gewohnlich am 24. Fe— bruar, dem Geburtstage unsers Vice-Koͤnigs, eroͤffnet wird, sieht es noch mißlich aus. Das Lokal, worin diese Ausstellung im ersten Jahre stattfand, war im zweiten vereits in eine Schule umgewandelt. Dann wurden im Koͤnigl. Schlosse einige Zim— mer eingeräumt, die aber nun ausgebaut und dekorirt, folglich fuͤr diesen Zweck nicht mehr disponibel sind. Man hat nun eines der an der neuangelegten Adolphstraße belegenen Haͤuser in Vorschlag gebracht. Findet sich von diesen keines bereit, so wird am Ende, wie es heißt, die Ausstellung unterbleiben muͤssen. Dann haben wir allerdings zu beklagen, daß sich in unserer ganzen schoͤnen Residenz nicht ein Plaͤtzchen findet, um einige Hundert Gemaͤlde aufzunehmen.

Goͤttingen, 15. Okt. Die Georg Augustus-Universitaͤt hat den Verlust eines ihrer ausgezeichneten Lehrer zu beklagen. Heute Nachmittags halb 4 Uhr endete der Hofrath Amadeus Wendt im 53sten Jahre seines Alters, nachdem er seit Ostern 1829, wo er von Leipzig hierher berufen wurde, als Professor der Philosophie hier gewirkt hatte. Eine Lähmung, welche, an den Fingern der linken Hand beginnend, sich allmaälig der ganzen linken Seite mitgetheilt und endlich die edlern Theile ergriffen hatte, machte seinem thaͤtigen Leben ein Ende.

Weimar, 13. Okt. Die Frau Großherzogin und der Erbgroßherzog haben, von den schoͤnen Oktobertagen beguͤnstigt, ihre Reise auf einen Theil der Schweiz ausgedehnt. Ihre KG.

H. waren am 11Iten d. M. von Biel uͤber die Petersinsel gluͤcklich in Neuchatel angekommen und gedachten, die Reise den 12ten d. M. uͤber Orbe nach Tolochenaz am Genfer See fort— zusetzen.

Am 13ten d. M. legte die seit mehr als 400 Jahren zu Weimar bestehende privilegirte Stahl- und Armbrustschuͤtzen⸗

fest Ihrer Maj. der Koͤnigin. Wie alljährlich, wurde dieser Tag auch diesmal wieder von den treuen Bewohnern der Hauptstadt in den Tempeln des Herrn gefeiert. Saämmtliche hier garniso— nirenden Regimenter und die Landwehr der Haupt- und Resi— denzstadt hatten feierliche Kirchen-Parade.

Der Oberst Gustavson, welcher unter dem Namen eines Freiherrn von Moltke vor acht Tagen hier ankam, haͤlt sich fort— dauernd hier im Gasthause zum goldenen Kreuz auf und hat die hiesigen Merkwuͤrdigkeiten in Augenschein genommen. Augsburg, 16. Okt. Seit wenigen Tagen ist Herr von Lippe, unter dessen Leitung die Koͤnigl. Bayerischen Posten ste— hen, aus Frankfurt a. M. zuruͤck, und wir hoͤren, daß die von ihm dort wegen der Beschleunigung verschiedener Posten ge— fuͤhrten Verhandlungen gluͤcklich beendigt sind. Spaͤtestens bis zum J. November, vielleicht noch im Laufe Oktobers, wird die bisher in Stuttgart zuruͤckgehaltene Franzoͤsische Post fruͤh Morgens, statt bisher Abends in Augsburg ein— treffen, und von da ohne Aufenthalt weiter befoͤrdert werden. Eine entsprechende Beschleunigung wird die Wiener Post, so wie die bisher in Frankfurt uͤberfluͤssig lange zurüͤckge— haltene Niederlaͤndische Post erhalten. Endlich werden die Po— sten nach der Schweiz und Italien Antheil an den getroffenen Beschleunigungs-Maßregeln bekommen. Auch der Personen— Verkehr wird befoͤrdert werden; am meisten auf der Route von Straßburg nach Wien, wo kuͤnftig tägliche Eilwagen gehen sollen, wahrend darauf bisher nur dreimal in der Woche Eilwa— genfahrten bestanden.

Schweiz.

Neuchatel, 13. Ott. Die Herren von Chambrier und Ter— risse sind fast einmuͤthig, namlich mit 70 unter 73 Stimmen, wieder zu Abgeordneten auf die außerordentliche Tagsatzung er— nannt worden.

Die neun Stimmen, welche (wie gestern gemeldet) nicht fur den Instructions-Antrag des Staatsraths in der Streitsache mit Frankreich waren, theilten sich anfangs folgendermaßen: fuͤr einfache Verwerfung jenes Antrages stimmten: die Herren Bo— billier, Beguin, Udriet und Perrochet; die Intervention Eng— lands verlangten: die Herren Grellet, Blanc, Louis und Frede— rie Jeanrenaud und Erhard Borel. Die vier Ersteren schlossen sich zuletzt dem Antrage der fuͤnf Letzteren an. Herr Jacot— Descombes stimmte weder fuͤr noch gegen.

Der Instructions-Antrag des Staatsraths in Bezug auf die wegen der Weigerung des Kantons Waadt zu ergreifenden Maßregeln lautet folgendermaßen: „Da das Konklusum vom 23. August durch die nach der Bundes-Akte erforderliche Mehr— heit der Stande angenommen worden, so muß es auch in allen Standen der Eidgenossenschaft gleichfoͤrmig und vollständig aus— gefuͤhrt werden, und es ist folglich: J) das Konklusum vom 23. August für den Stand Waadt eben so verpflichtend wie fuͤr die anderen Stände, und es muß 2) dieser Kanton aufgefordert werden, ein Mitglied des Repräsentanten-Raths in Ausfuͤhrung des besagten Konklusums zu ernennen, widrigenfalls der Vor— ort sogleich diejenigen Kantone, die der Reihe nach folgen, zu jener Ernennung einladen soll, wobei die Deputation ermächtigt ist, sich dem Gutachten einer Mehrheit von Kantonen beizuge— sellen, die sich etwa dafür aussprechen mochten, diesen Sitz ledig zu lassen.“ Dieser Antrag, der, wie der hiesige Con stitu— tionnel bemerkt, fuͤr den Augenblick jeden Gedanken an Zwang durch die bewaffnete Macht ausschließt, ist von dem gesetzgeben— den Corps einstimmig angenommen worden.

Zuͤrich, 12. Okt. So weit die Instructionen der Gesandt— schaften fuͤr die außerordentliche Tagsatzung schon bekannt sind, schließen sich einige mehr oder weniger an diejenige an, welche Zuͤ⸗ rich gegeben hat, naͤmlich Verweigerung der Satisfaction und Zuhuͤlfenehmung einer beiden Theilen befreundeten Macht, da— mit auf diese Art Frankreich doch zu seinen billigen Forderungen

Gesellschaft nach den altherkoͤmmlichen Formen den Grundstein

habe und in Wahrheit nachgeben muͤsse. St. Gallen will die Franzoͤsische Regierung, die den Zustand der Schwe y zu kennen scheine, vom wahren Sachverhalt und den ; gen der Tagsatzung in Kenntniß gesetzt werde, wenn dies nicht helfe, Retorsions⸗Maßregeln ergreifen lich daß man sich durch Strenge gegen die Flucht das Wohlwollen der uͤbrigen Nachbarstaaten erhalten Die Beschluͤsse von Baselstadt werden von der „Bafelrr! tung“ nicht mitgetheilt; sie bedauere, daß fie das nicht aus Ursachen, die sich nicht oͤffentlich eroͤrtern lassen. In 9 hat die Partei Tscharner's gesiegt, desselben Staatsmanneg den Bericht uͤber Conseil, auch nachdem er die erforderlich zahl Stimmen beisammen hatte, nicht abschickte, sondern sechs Tage lang behielt, bis durch die neue Note die Absch unmoͤglich war. Das Votum von Bern oder das von z werden an der Tagsatzung ohne Zweifel uͤberwiegen, un Sache wird etwas fruͤher oder spaͤter friedlich enden, zun auch die Franzoͤsische Regierung nicht auf den strengsten rungen beharren zu wollen scheint. f Der Schwäb. Merkur schreibt aus dem Jurgy Okt.: „Von einer betraͤchtlichen Anzahl großer Raͤthe sind die y tionen fuͤr die bevorstehende Tagsatzung bereits bekannt. Dir lauten zum großen Theile so, daß sie zu der Hoffnung ben gen, es werde, selbst ohne Vermittelung einer fremden M das gute Einverstaͤndniß zwischen der Schweiz und In reich demnächst wieder hergestellt seyn. Bern wird ih Spitze dieser Friedens Politik stehen. Die letzten Den aus Waadt geben der Vermuthung Raum, daß der a Rath von seinem letzten Beschlusse zuruͤckkommen und! Tagsatzungs-Konklusum endlich doch auch sich unten fen werde. Ein solcher Schritt würde der Eidgenossenschast Verlegenheiten ersparen und wesentlich zu einem glůcklichen uͤbergange der jetzigen Krisis beitragen. Trotz der fortdauen mannigfachen Aufforderungen zum Ergreifen von Neprisn gegen Frankreich hat immer noch kein Kanton zu einer sa Maßregel sich bewegen lassen; denn gegen Frankreich syen hieße, ohne irgend einen Zweck zu erreichen, nur die vohsn nen Unannehmlichkeiten vermehren und sich selbst schaden. der Franzoͤsischen Schweiz haben jedoch viele Kaufleute iht bindungen mit Frankreich freiwillig abgebrochen und daß, gebene Waarenbestellungen zuruͤckgenommen.“

Gesim daß

Spanien.

Madrid, 8. Okt. Der Britische Botschafter am Hofe ist vollig wieder hergestellt.

Man glaubt hier allgemein, daß bei der Eroͤffnung di tes eine Aenderung im Ministerium stattfinden werde.

Die Hof-Zeitung meldet, daß der Oberst Iriartt, cher in den Distrikten von Taragona und Tortosa kommmähh 30 Karlisten in die Flucht geschlagen, 12 Mann getbdtet! zu Gefangenen gemacht habe. Dasselbe Blatt enthalt auh Nachricht von der Gefangennehmung des Karlistischen Anf Bernardo Guerrero Guerro durch die berittene Nationach! von Vargas. Die Regierung hat befohlen, daß der Prozeß des von Provinzial-Deputation von Cordova zum Tode verurthel— Don Michael Parejo von kompetenten Richtern von nel durchgesehen werde,

Der Español enthalt Nachstehendes: „Man vessich daß der Praͤsident des Conseils allen Intendanten den Vef ertheilt habe, von keinem Britischen Unterthan einen Veh zu der Zwangs-Anleihe zu erheben, bis Ihre Majestaͤt uh zug auf die von dem Britischen Botschafter gemachten Ru mationen einen Beschluß gefaßt. Wir koͤnnen an eine sit Maßregel, die allen Grundsaͤtzen der Gerechtigkeit Und Ih keit widerspricht, kaum glauben. Alle in Cadix, Malaga,! cante, Barcelona und anderen Staͤdten ansaͤssigen Au der zahlen gleich den Inlaͤndern gewisse Abgaben Steuern, und wenn man eine Ausnahme zu Gun der Englaͤnder machen will, so läßt sich nicht absehen, wa dieselbe nicht auch auf die Unterthanen anderer Länder al dehnt werden soll? Es ist uns unmoͤglich, an die Existen ner solchen Maßregel zu glauben. Die Regierung kann! Maßregel dieser Art nicht annehmen, ohne sie sogleich behh zu machen, denn sie ist von allgemeinem Interesse. It! Ganze indeß nur ein leeres Geruͤcht, so ist es die Pflicht Regierung, diesem Geruͤcht auf eine bestimmte Weise zu nh sprechen. Es darf keine Vorrechte geben, am wenigstens« fuͤr Auslaͤnder.“ Dasselbe Blatt beklagt sich uͤber das Stillschweñ welches die Regierung, seit dem Gefechte bei Villarobledo, den Marsch der Karlisten beobachte. „Dies Schweigen,“ das genannte Blatt, „entmuthigt die Freunde der Freihet giebt zu einer Menge betruͤbender Geruͤchte Anlaß. Mm! zaͤhlt sich, daß ein Karlistisches Corps in Asturien eingeduh sey und, ohne Widerstand zu sinden, denselben Weg wh den Gomez genommen hatte. Man weiß nicht, hn aus der Eentral- Armee geworden, deren Ober, Istj vor kurzem dem General San Miguel uͤbertrage! llt Man erfaͤhrt nichts uͤber die zur Verstaͤrkung jenes Chf nh der Nord⸗Armee abgesandten Truppen. Die Bewegung, Mn von dem Kriegs-Minister in Person kommandirten Armee bh nen zu keinen glaͤnzenden Hoffnungen zu berechtigen. Die un Armee thut nichts und laͤßt die guͤnstige Gelegenheit zu in entscheidenden Schlage gegen die Karlisten unbenutzt. 1 talonien, in dieser so reichen und bevoͤlkerten Provinz, ho 4,009 Mann Soldaten und eine große Anzahl NM nal Gardisten befinden, wo die Bewohner der gi Staͤdte selbst fuͤr ihre Vertheidigung sorgen koͤnnen; in ii Provinz, so wie in allen anderen, währt ein Kampf noch im fort, der, wenn man die Summen, welche er schon gekostet, die unermeßlichen Opfer, die er schon erfordert, in Erwäht zieht, laͤngst beendigt seyn sollte. Die Regierung schweigt,! dies Schweigen erzeugt große Unruhe. Es ist endlich ell Zeit, daß die Resultate den dargebrachten Opfern enisprett Die Cortes werden sich versammeln und man wird ohne zl fel neue Forderungen an sie richten; allein ehe sie dig h genehmigen, ist es noͤthig, von den bereits dargebrachten Oyss Rechenschaft abzulegen. Das Kriegs, Ministerium könnte th Bulletins uͤber die Kriegs-Operationen ausgeben, dh deshalb Geheimnisse zu verrathen brauchte. Diese l wuͤrde der Sache der Nation sehr guͤnstig seyn. W sn die Regierung auf, zu erwaͤgen, ob es nicht besser seyn 60 durch Mittheilung von Nachrichten die Besorgnisse zu zʒerstrel als sie durch Schweigen zu vermehren.“ . nn Man behauptet hier im Publikum, daß Mend izabe ĩ dem Englischen Botschafter Vorschlaͤge zur Abänderung der er ann ,, ; z auch Frankreich l stitution von 1812 erhalten habe und daß auch Frankte— gn derselben nicht ganz einverstanden sey und namentlich die

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gelange. Bern bekennt, daß die Schweiz in der Form Unrecht

behaltung einer ersten Kammer wuͤnsche.

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ns zhsten Landwehr -Regiments

Bei Fortsetzung Ihrer Reise fanden Se. Königl. Hoheit am Bege bei dem abgebrannten Schloße Junkerrath unter einer prö erbauten Ehrenpforte die Gemeinde Gladt versammelt, welche

hrte Trarbach den 7ten uͤbernachteten. lie Reise nach Trier fortgesetzt.

bon Ladenberg ab, in dessen Begleitung Se. Koͤnigl. Hoheit demnaͤchst die Alterthuͤmer der Stadt und Umgegend, die Kir— hen, so wie die staͤdtischen und Militair-Anstalten in Augen—

set Stadt waren mit Laubwerk geschmuͤckt, und auf dem Markte bar

und Glied aufgestellt.

Erfrischungen zu sich gen vo Hoͤchstdieselben gegen 1 Uhr eintrafen und gleichfalls bei Herrn von Ladenberg Hoͤchstihrem Absteigequartier empfingen Se. Koͤnigl. Hoheit die Milltair i in Trie . Offiziere, verließ bald nach beendigtem Mittagsmahl die Stadt Trier, um auf einer Kronprinzen nach Rhei noch den. krank danieder liegenden Bischof von Hommer mit ei— hem Vesuche, nahm die Liebfrauen-Kirche und den Dom in ugenschein und setzte um 6 Uhr Abends in B Ober-Praͤsidenten von Grafen zu Donn nach Saarburg fort. Der ganze W fackeln erleuchtet, auch gewährte

Die Zinsen der inneren Schuld sind bezahlt worden und außt, daß Mendizabal auch im Stande seyn werde, die November fälligen Zinsen der auswaͤrtigen Schuld zu

I.

e Belgrad, 6. Okt. Die Fuͤrstin von Serbien ist mit ih— heiden Soͤhnen und zahlreichem Gefolge in Semlin angelangt. 1Erzbischof der Orientalisch . Griechischen Kirche, von Stra⸗ srobies, hat die hohe Reisende in Carlowitz am zten d. glan⸗ D empfangen und ihr ein prächtiges Banket veranstaltet. Der lischof legte Jeine Freude uͤber diesen hohen Besuch so offen mage, daß alle Auwesenden, ihn. nie in so froͤhlicher Stimmung sen zu haben erklaͤrten Die Fuͤrstin hatte ihm nach Serbischer ste aks Geschenk ein Hemd von Atlas mit Goldstickere üuͤber, bei desfen Empfang der Bischof die Aeußerung machte, daß Heses schaͤtzbæare Andenken einst ins Grab begleiten solle, wohl st ahnend, daß diese testamentarische Verfuͤgung so bald ver⸗ licht werden solle. Leider wurde nämlich in der darauf fol⸗ hen Nacht der Erzbischof von einem Schlagan all heimge⸗ st, und mußte nach wenigen Stunden in dem Alter von fast Fahren, und nachdem er durch 46 Jahre seinem hohen Amte mit Eos vorgestanden, diese Welt verlassen. Vermuthlich haben Freude und die Genuͤsse der Tafel bei dem an strenge Dit bihnten Greise zu diesem Trauerfall mitgewirkt. Er war als hischof der nicht unirten Griechischen Kirche das geistliche Ober⸗ yt aller in den Oesterreichischen Staaten lebenden Glaubensge⸗ sen erwähnter Kirche, bei2!“ Millionen an der Zahl, ungbhängig ] jeder anderen auslaͤndischen und inlandischen geistlichen Ju— Fiction, und auch in weltlichen Angelegenheiten ward er von 1 Bekennern seiner Kirche eben so hoch angesehen, als von EKRegierung geachtet. Bekannt sind seine Verdienste um gluͤck⸗ h. Biilegung der im Jahre 1867 in Syrmien gegen die dor— en Grundherren ausgebrochenen Bauern-Unruhen, wofuͤr er dem Großkreuze des Kaiserl Lespold-Ordens beehrt wurde. fe Fuͤrstin Mitosch hat ihre Besuchsreise über Peterwardein

G Temesvar fortgesetzt.

R 8 .

Berlin, 21. Okt. Die Triersche Zeitung enthalt in n Rummern vom 12ten, 13ten und 14ten d. M. uͤber die se Ihrer Koͤnigl. Hoheiten des Kronprinzen und des Prin— AFrecht durch den Regierungs-Bezirk Trier einen sehr aus— htlichen Bericht, wovon Nachstehendes ein gedraͤngter Auszug „Is war am ten, daß Ihre Köoͤnigl. Hoheiten, von Mont⸗ eie nmend, den Regierungs-Bezirk Trier bei Hallschlag be— hrten Ueberall waren Ehrenpforten erbaut und es sprach sich gemein die herzlichste Freude der aus der Nahe und Ferne fbeigestroͤmten Einwohner aus. An demselben Tage gegen lb (2 Uhr Vormittags trafen Se. Koͤnigl. Hoheit der Kron⸗ inz in Stadtkyll ein und wurden hier von dem Negierungs⸗ zräsidenten von Ladenberg empfangen. Hoͤchstdieselben nahmen gleich von dem Major und Commandeur des 3ten Batail— ö den Rapport an und des Kreises Pruͤm, den Buͤrger— und den Orts-Pfarrer vorstellen.

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eßen sich den Landrath neister von Stadtkyll

schstdenselben ihren Dank fuͤr das Gnadengeschenk bezeigte, seches Se. Maj. der Koͤnig im Laufe des Jahres derselben m Bau ihrer Kirche zu bewilligen geruht hatte. In Hilles— im, wo Hoͤchstdieselben um 1 Uhr anlangten, hatte sich der ndrath des Kreises Daun, Hauptmann Avenarius, unter einer hrenpforte eingefunden, um den hohen Reisenden zu bewill— hmmnen. Während Se. Koͤnigl. Hoheit die Kirche besuchten, afauch der Prinz Albrecht ein, und beide KK. HH. hatten sodann die hnade, die Einladung der angesehensten Einwohner des Orts zu ei— em Mittagsmahl im Hause des Distrikt⸗-Arztes, Dr. Neukirch, anzu— ehmen. JJ. KK. HH. entließen in Hillesheim den Regierungs— raͤsdenten, Grafen von Arnim, in den huldvollsten Ausdruͤk— mund sendeten von hier aus den Regierungs-Praͤsidenten von adenberg nach Trier, um daselbst den Prinzen Albrecht, da die— einige Stunden vor Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Kronprinzen n Trier einzutreffen beschlossen hatte, um die Merkwuͤrdigkeiten er Stadt in Augenschein zu nehmen, zu empfangen und ihm ls Führer zu dienen. Sodann verließen JJ. KK. Hoheiten hillehheim Um 3 Uhr Nachmittags und erreichten hinter Dreis hie Graͤnze des Regierungs-Bezirks Trier. Die Reise ging von ja in den Regierungs-Bezirk Koblenz, wo Hoͤchstdieselben im Den Sten fruͤh wurde Der Prinz Albrecht verließ rarbach bereits um 4 Uhr Morgens und stieg nach seiner An— unft in Trier in der Wohnung des Regierungs-Praͤsidenten

chein nahmen. Mittlerweile war Se. Koͤnigl. Hoheit der Kron— krinz, Hoͤchstwelcher um 8 Uhr aus Trarbach ausgefahren war, lach zwei Stunden in Wittlich eingetroffen. Die Haͤuser die—

eine Ehrenpforte errichtet; auch hatten sich hier die audwehrmänner von Wittlich freiwillig versammelt und in Reihe Nachdem Se. Koͤnigl. Hoheit einige ommen, ging die Reise nach Trier fort, abtraten. Gleich nach der Ankunft in „und Civil ⸗Behoͤrden und zogen sodann die saͤmmtlichen t garnisonitenden so wie auch die anwesenden fremden bbs. die hohere Geistlichkeit und die Chefs und orgesetzten der Civil-Behoͤrden zur Tafel. Der Prinz Albrecht anderen

Tour Seiner Koͤniglichen Hoheit dem

nstein zu folgen. Letzterer begluͤckte sodann

egleitung des neral⸗Masjors, n Division) die Reise eg dorthin war durch Brand— , ch gewährte die Conzer Bruͤcke im strah— kenden, Feuer einen schoͤnen Anblick. In Saarburg stiegen Se. önigl. Hoheit auf dem Schlosse bei dem Kammerherrn, Frei⸗ herrn von Warsberg, ab. Am folgenden Tage in 'aller Fruͤhe begaben Hoͤchstdieselben Sich in Begleitung Ihrer Adjutanten, so wie des Over⸗-Praͤsidenten, des Generals, Grafen zu Dohna, des Regierungs-Präsidenten von Ladenberg, des Majors von

a Vodelschwingh und des Ge a (Commandeurs der 16te

Koͤniglichen Hoheit aus Frankfurt am

Glockenthurme hinauf, so wie die Hauptstraßen in der Naͤhe

1197

Main eingefunden hatte) und des Landraths von Cohausen nach dem nahe gelegenen Kastel, um den in diesem Jahre ausgefuͤhrten Ausbau der dort Hoöͤchstihnen zugehoͤrigen Klause in Augenschein zu nehmen. Von hier verfuͤgten Sich Se. Königl. Hoheit nach den Ufern der Saar und bestiegen hier eine Barke, auf welcher Sie diesen Fluß eine Strecke hinabfuhren bis zu dem jenseitigen Ufer, wo der Reisewagen in Bereitschaft stand. Waͤhrend der Fahrt hatten sich die Dorfbewohner der Umgegend mit Fahnen aus den National-Farben an den Ufern versammelt und brach— ten dem hohen Reisenden ein Lebehoch. Gegen Mittag langten Se. Koͤnigl. Hoheit in Otzenhausen an, von wo aus Hoͤchstdie⸗ selben den sogenannten Steinring bestiegen, eine etwa 48 Mor— gen enthaltende Flache, von einem ungeheuren Steinkreise ein— geschlossen, aller Wahrscheinlichkeit nach ein befestigtes Lager aus vor— roͤmischer Zeit. Nachdem Se. Koͤnigl. Hoheit dieses merkwuͤrdige Ueberbleibfel des Alterthums genau besichtigt, nahmen Hoͤchstdiesel⸗ ben ein Ihnen von dem Ober-Forstmeister von Beulwitz angebotenes Déjeun« in einer auf dem Steinringe selbst erbauten geschmack— voll eingerichteten Halle ein. Nach beendigtem Fruͤhstuͤck ent— ließen Se. Koͤnigl. Hoheit den Regierungs-Praͤsidenten von La— denberg unter Versicherung Hoͤchstihrer ganzen Zufriedenheit mit dem Ihnen uͤberall zu Theil gewordenen festlichen Empfang. Die Reise ging nun uͤber Hermeskeil, Malborn, Thronecken (wo die Ruinen des dortigen alten Schlosses in Augenschein genom— men wurden), Thalfang, Morbach, Bischofsthron und Hund— heim nach Buchenbeuren an die Graͤnze des Regierungs-Be— zirks Koblenz, woselbst Se. Koͤnigl. Hoheit um 8 Uhr Abends eintrafen. Diese ganze Wegstrecke war durch Pechfackeln glaͤn— zend erleuchtet; der sogenannte stumpfe Thurm, dieses ehrwuͤr— dige Denkmal der Roͤmerzeit, so wie das alte Schloß Balde— nau, schienen in Flammen zu stehen, und zu beiden Seiten des Weges brannten Holzstoͤße.“

Der 16. Okt. war der Tag, an welchem vor 1060 Jahren der Bau der ehemaligen Franziskaner-Kloster-, jetzigen Maxi— milian⸗Pfarrkirche zu Duͤsseldorf, vollendet wurde. Zur Er— innerung dessen war an dem gedachten Tage das mit Laub be— kraͤnzte Bildniß des H. Maximilian, des Schutz-Patrons der Pfarre, mit der Stadt Duͤsseldorf im Hintergrunde, uͤber dem Eingang der Kirche aufgestellt. Das Innere derselben war ge— schmackvoll und sinnreich ausgeschmuͤckt, und auch die nach der Kirche fuͤhrenden Straßen prangten im festlichen Schmucke. Nach Beendigung des Hochamtes durchzog eine Prozession mit dem Allerheiligsten, dem 60 weiß gekleidete Madchen vorangin— gen, unter Festgelaͤute und Geschuͤtzes donner die Hauptstraßen der Pfarre. Auch Nachmittags war Gottesdienst, und nach eingetretener Dunkelheit waren die Fagade der Kirche bis zum

derselben, glaͤnzend erleuchtet.

Das Prorektorat der Universitaͤt zu Königsberg ist am 16ten d. M. auf den Professor Hr. Sieffert, das Dekanat in der theologischen Fakultat auf den Professor Dr. von Lengerke, in der juristischen auf den Professor Dr. Backe, in der medizi— nischen auf den Medizinal-Rath, Professor Pr. Burdach und in der philosophischen auf den Regierungs-Rath, Professor Dr. Hagen uͤbergegangen.

Der in Koͤnigsberg in Pr. bestehende Verein zur Unterstuͤtzung Kinder armer Aeltern mit Kleidern und Buͤchern beging am 14ten d. M. zur Vorfeier des Geburtsfestes Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen, seines erhabenen Protek— tors, die Erinnerung seines jetzt zehnjaͤhrigen Bestehens. Nach der von dem Vereine oͤffentlich abgelegten Rechnung hat die Einnahme in dem letzten Verwaltungsjahre 1383 Rthlr. betragen, worunter sich bedeutende Wohlthaten befinden, welche die Huld Seiner Masestaͤt des Koͤnigs und die Gnade Seiner Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen dem Vereine zugewiesen haben. Aus— gegeben wurden 1650 Rthlr.; mithin sind im Bestande geblie— ben 333 Rthlr. Seit dem 15. Oktober 1835 sind 200 Knaben und 106 Maͤdchen, an dem oben erwahnten Festtage selbst aber 7I65 Knaben und 35 Maͤdchen bekleidet worden. Die Anzahl der seit der Entstehung des Vereins bekleideten Kinder betraͤgt bereits uͤber drei Tausend. Außerdem ist theils durch Ver— abreichung von Bibeln und Gesangbuͤchern, theils durch Zuwei— sung des freien Schul-Unterrichts, fuͤr die Beduͤrftigsten nach Moͤglichkeit gesorgt worden.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Ausstellung auf der Koͤniglichen Akademie der Kuͤn ste.

Eduard Bendemann's Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem war zwar bereits vor einem halben Jahre einzeln ausge— stellt, dennoch mußte es sehr erfreulich seyn, ein Bild von so nach— haltiger Wirkung wieder zu sehen, denn während bei jedem Werke von leichterem Gewicht der erste Eindruck der größte zu seyn pflegt, kann ein solches vielmehr erst nach längerem Betrachten ganz ge— nossen werden; auch giebt der Vergleich mit so vielen anderen Kunst⸗ werken noch ein erhöhtes Interesse, freilich auch einen strengeren Maßstab. Wenn nun bei weitem für die meisten Bilder die Aus— stellung selbst der schlimmste Kritiker ist, denn immer von neuem macht man die Erfahrung, daß Bilder, welche einzeln gesehen von Bedeutung schienen, sich bei diesem großen Wettstreit ziemlich unter— ordnen, so hat dennoch Bendemann auf dieser Seite nichts zu fürch— ten; hätte er es überhaupt, so wäre es mehr durch die Erinnerung, welche den meisten Beschauern noch von seinem wunderbar schönen Bilde „die trauernden Juden in Babylon“ übrig ist. Wir haben schon früher bei Gelegenheit der Ausstellung des Jeremias unser Dafürhalten freimüthig ausgesprochen und gestehen, auch jetzt noch der⸗ selben Meinung zu seyn, daß der Künstler in dem gegenwärtigen Gemälde sich zwar weit vorgeschritten zeige und daß er eine viel hö— here Aufgabe mit reiferer Kraft erfaßt habe, daß aber dennoch jenes erste einfachere, absichts- und anspruchslosere Bild als gerundetes Kunstwerk höher stehe und einen reineren und harmonischeren Ein— druck mache. Dort war es besonders das Maß und die stille Zu— sammenstimmung, vor allem aber die Vereinigung der tiefernsten, erhabenen Trauer mit idyllischer Einfalt und Freundlichkeit, was jenen elegischen Klageton in so eigenthümlichem Akkord anschlug, unmittel— bar aus Herz greifend und lange nachklingend. Der Jeremias nun hat viel Mächtiges und Imposantes, aber statt jener Ünbefangenheit glaubt mag eine gewisse Anstrengung zu fühlen, und es scheint, als hätte der Maler sich überbieten wollen. Es ist hier mehr zusammen⸗ gebracht, als sich zugleich mit der Phantasie fassen und in Ein Gefühl vereinigen läßt, und so hoch man auch das Einzelne anschlagen muß, so ist es nicht überall eine Bereicherung des Ganzen, sondern kann nur neben und nach einander genossen werden. Wie kalte Farben nicht neben warmen harmoniren können, so dürfte es auch Nüancen der Empfindung geben, welche nicht unmittelbar zu einander stimmen, und namentlich scheint der in sich vertiefte und abgeschlossene Schmerz, wie man ihn uns aus Düsseldorf in einer Reihe gesteiger— ter Bilder vorgestellt hat, sich seiner Ratur uach am besten mit einer symmetrischen und architektonischen Ruhe zu verbinden, er scheint Stille

stören. Lessing's trauerndes Königspaar besaß in sich diese Samm— lung und Stille, und Bendemann's trauernde Juden, die sich hier nahe anschließen, gingen an Fülle, Reichthum und Tiefe noch weiter, ohne jene Bedingung zu verlieren. Nun wollte aber Bendemann abermals eine Staffel höher; seine künstlerische Kraft schwang sich auch noch kühner auf, allein er überschritt diesmal schon jene lyri— sche Einheit der Stimmung, von welcher dort die Macht des Ein⸗ drucks so wesentlich abgehangen hatte; und vielleicht würde er auch durch größere Simplicilät, namentlich im Landschaftlichen, den epi— schen und historischen Styl noch wirksamer unterstützt haben. Aber man muß das großartig gedachte und mit so vieler Meisterschaft durchgeführte Bild nehmen, wie es ist; es bleibt jedenfalls einer der höchsten Punkte, welche die neuere Kunst erreicht hat.

Ueberhaupt ist es ja nur der konsequente Fortschritt der Künst— ler, welcher nun auch die Anforderungen so hoch gesteigert hat. Von Jahr zu Jahr haben unsere Künstler eine größere Kraft entwickelt, allein auch das allgemeine Urtheil ist in demselben Maß fortgeschrit— ten; so ist es denn auch nicht mehr jener zufriedene Genuß des je— desmal Gebotenen, sondern man will die Hoffnungen erfüllt sehen, die man an die Leistungen eines Künstlers geknüpft hat. Ein Bild von gleichem Werth, als das frühere, würde für Rückschritt gelten, ja das Außerordentlichste, was dem Künstler im glücklichsten Moment gelang, wird bald der allgemeine Maßstab der Anforderung an ihn. Es könnte dies ungerecht scheinen, wenn es nicht unwillkürlich wäre, und wenn nicht die Kraft selbst wüchse mit dem Vertrauen, das man in sie setzt.

Seit Carl Sohn sich mit zwei Bildern von so poetischer Wir— kung, als Rinald und Armide und als sein Hylas, angekündigt, ha— ben sich auf ihn die Blicke geheftet, als auf den größten Meister in der Carnation und den eigentlichen Darsteller des Liebreizes. Daß er selbst hierin sein Gebiet erkannte, zeigt die Wahl der Stoffe zu seinen nachfolgenden Bildern, denn in welchem anderen Sinn hätte er Diang mit den Rymphen wählen können, als um seine Kraft in der Darstellung weiblicher Schönheit zu bewähren. Und eben dies gilt gewiß von dem großen Bilde, das er zur gegenwärtigen Aus— stellung beigesteuert hat; die Erwartungen mußten aufs Höchste wachsen, sobald man erfuhr, Sohn habe das Urtheil des Paris ge⸗ malt, er wolle mit seinem Pinsel uns vor Augen führen, wie die drei Göttinnen sich auf dem Gipfel des Ida dem phrygischen Hirten un— verhüllt darstellen, damit er ihren Streit um den Preis der Schön— heit entscheide. In der That konnte der Maler seinem eigenthümlichen Talent keine kühnere Aufgabe stellen, als eben diese göttliche Schönheit, so unmittelbar im Wettkampf begriffen. Und doch schließt der Gegen— stand noch mehr ein, denn er enthält zugleich eine reiche dramatisthe Handlung und verlangt einen Künstler, welcher derselben im vollen Maße gewachsen sey. Wir wollen nicht nur die Göttinnen sehen, jede werth zu siegen, und jede von besonderem Charakter der Schön— heit, in der Juno die Gemahlin des Zeus, die Mutter der Göiter, die sich aber siets von neuem im Brunnen der Jungfräulichkeit ba— det, in der Minerva die ätherische Jungfrau, streng, aber mit hellem Geist auf ihrer Stirn, und endlich die lachende Aphrodite, den Inbe— griff aller bezaubernden Schönheit und Anmuth; sondern es soll nun auch ganz besonders die Leidenschaft dargestellt seyn, welche die Ent— scheidung mit sich bringt, wir sollen in Juno den göttlichen Zorn und ihre beleidigte Hoheit, in Minerva nicht minder die kränkende Nach— setzung der geistigen Würde unter die sinnliche Anmuth sehen, wäh— rend die mächtige Gottheit der Liebe, ihres stolzen Sieges froh, den Preis davon trägt.

Der Maler hat eben diesen Moment der Entscheidung gewählt, wo Paris so eben den goldenen Apfel der Venus darreicht. Wir se— hen die Figuren auf dem Gipfel des Berges, größtentheils frei gegen die blaue Luft erscheinend; unten wird das Merr sichtbar. Die Gruppe hat eine pyramidalische Form, indem Venus steht und die beiden anderen Göttinnen sitzen, rechts Juno, links Minerva, noch weiter links Paris, der, da er tiefer gesetzt ist und Minerva nicht in ganzer Figur erscheint, der Symmetrie der drei Figuren sich mit un— terordnet. Minerva sitzt nämlich abgewandt und kehrt dem Paris den Rü— cken zu; endlich erscheint noch Amor neben der stehenden Venus, der sich lächelnd an sie anschmiegt. Durch diese Anordnung, welche in mancher Rücksicht sehr natürlich scheint, bekommt das Ganze eine re— licfartige Ausdehnung in die Breite, wie sie einem antiken Gegen— stande noch besonders angemessen ist, allein sie hat auch den Nach— theil, daß Paris etwas zu weit von Venus entfernt sitzt und daß er ihr den Apfel bei dem Rücken der Minerva vorbei reichen muß, und also Geben und Nehmen, nicht bequem genug, mit weit vor— gestreckten Armen geschieht.

Was nun die Gestalten selbst anlangt, so läßt sich ihre Schön— heit nicht verkennen, Venus ist, wie billig, die schönste, und doch glauben wir von Sohn bereits Schöneres gesehen zu haben. Der Kopf der Venus erinnert mit Recht an die mediceische; die Juno aber sollte man nach der Kopfbildung mehr für eine Diana erkennen und für Minerva scheint am wenigsten ein bestimmter Charakter vorgeschwebt zu haben. Am meisten suchte der Künstler die Göttinnen durch das Kolorit zu unterscheiden; die Carnation der Juno, mit dunkelm Haar, spielt ins Violette, und demgemäß gab er ihr auch ein violettes Ge— wandstück über ihren Schooß; Venus, der blonden, gab er eine ent— schieden ins Rosige spielende Fleischfarbe und ließ auch ein Gewand vom schönsten Incarnat von ihren Hüften herabfallen; Minerva wie— der ist gleichfalls blond, doch spielt ihre Hautfarbe durchweg ins Gelbe über, wie es nicht bloß der Reflex ihres gelben Gewandes seyn kann. Derselben Weise blieb der Künstler auch bei Paris treu, denn während er seine Glieder brauner färbte, gab er ihm zugleich einen braunen Gewand Ueberwurf: gewiß eine recht sinnige Art, das gesammte Kolorit der einzelnen Figu— ren durchgängig zu unterscheiden. Was die Handlung be— trifft, so wirft Juno einen stolzen, zornigen Blick auf Paris und Venus, und, man darf rühmen, daß hier wirklich ein gött— licher Zorn ausgedrückt sey; eben so schön ist es gedacht, daß sie mit Selbstbewußtseyn ihre Hand auf die Brust legt, auch ist sie in allen Formen voller gehalten, wiewohl immer noch schlauk, gan; wie es der ewig jugendlichen Gemahlin des Zeus zukommt. Schwe rer war es, den göttlichen Unwillen der Minerva auszudrücken, und er möchte auch minder gelungen seyn, wenigstens will eine Beimi— schung von saurem Verdruß nicht recht göttlich erscheinen. In der Venus hat nun aber der Künstler vor allen Dinzen den Ausdruck des Holdseligen festgehalten, so wie er ihr auch in diesem Sinne einen Amor von der heitersten Kindes-Frenndlich— keit beigab; allein über diesen durchgehenden Charakter verlor er zu viel von dem momentanen Ausdruck und schwächte dadurch das dramatische Leben. Venus nämlich erscheint nur eben süß lächelnd, höchstens verlegen, ob sie den Apfel nehmen solle, und fo ist denn auch die Art, wie sie ihn nimmt, höchst schüchtern, unentschloffen und fast gleichgültig. Vielleicht wäre es schöner und gewiß ange— messener gewesen, wenn sie mit hastiger Freude, siegreich und trium— phirend und im sicheren Bewußtseyn zugegriffen hätte, als ob es sich von selbst verstehen müsse, daß sie die Siegerin sey. Amor, der jetzt ziemlich unbetheiligt nur eben gus dem Bilde heraus mit dem Beschauer liebäugelt, hätte immerhin auch nach dem Apfel mit zugreifen dürfen mit seinem Händchen, oder mit beiden, und sein Gesicht hätte wohl die gleiche Freude ausdrücken müssen: „Wir haben ihn!“ Die feurige Freude, das Jauchzen der Venus war hier vielleicht die schönste Auf— gabe der Kunst; der Jubel über den Sieg der Schönheit hätte sich gewiß mit der lebendigsten Schönheit selbst aufs innigste vereinigen lassen, ja man behauptet nicht zu viel, wenn man sagt, daß für diese gar kein günstigerer, poetischerer Moment denkbar sey. Aber eben hier blieb der Maler hinter seiner Aufgabe zurück, und selbst nicht einmal Paris, der sonst so schön gestellt ist, wird von einem Aus. druck beseelt, der den Inhalt der Situation poetisch ausspräche; man sieht hier nicht, daß er der Venus den Preis ertheilt wegen ihres bezaubernden Versprechens, daß er das schönste Weib der Erde be— sitzen solle. Sie scheint ihm hier in der That nichts der Art ver— sprochen zu haben. Dafür reicht er ihr aber auch den Apfel auf eine . hin, als ob er ihn festhielte und ihn nicht recht geben

Radowitz (der sich schon in Trier zur Bewillkommnung Seiner

und Einfachheit in allen Formen und in aller Umgebung zu erfordern; verschiedenartige, zumal bewegte Scenen können hier nur

wollte, so daß sie ihn zwischen seinen Fingern herausziehen muß.

Die landschaftliche Umgebung ist sehr einfach, sie besteht aus