1836 / 302 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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jüäten bedeutende ihnen untergebene Fonds milder Stiftungen vor—

halten. Seine Truppen sind von einem vortrefflichen Geiste beseeit; die moralische Wirkung des Sieges bei Villarobledo war ungemein groß gewesen und hat nicht wenig zu dem wichtigen Siege, den Alaix in Andalusien errungen hat, beigetragen. Die Streitkräfte des General Alaix belaufen sich jetzt auf 7000 Mann. Man zweifelt nicht, daß wenn wie zu hoffen steht, das Corps des Generals Gomez in Andalusien aufgerieben wird, die Kar⸗ listen bald aus allen Punkten, die sie in den Provinzen jenseit des Ebro besetzt halten, werden vertrieben werden.“ .

Das Journal de Paris will von gut unterrichteten Personen erfahren haben, daß uͤber die bevorstehende Einmi— schung Englands in die Portugiesischen Angelegenheiten kein Zweifel mehr obwalte.

Großbritanten und Irland.

London, 22. Okt. Da die von dem General- Prokurator, Sir John Campbell, zu Edinburg gehaltene Rede die ausfuͤhr lich ste Ueber⸗ sicht der Resultate der letzten Parlaments⸗Session gewahrt, die bis jetzt om ministeriellen Standpunkte aus gegeben worden ist, so duͤrfte es nicht uninteressant seyn, außer demjenigen, was derselbe über die in beiden Häͤufern durchgegangenen Bills und uͤber die vom Unterhause genehmigten, vom Oberhause aber verworfenen Irlaͤndischen . (s. das gestrige Blatt der St. Ztg.), auch noch dessen Aeußerungen uͤber die auf England und Schottland bezuͤglichen Bills, denen das letztere Schicksal wi⸗ 1 ist, zu vernehmen. Der Redner sagte in dieser Be⸗ tehung: . ü „Bie erste Maßregel, welche ich anführen will, war eiue Bill . Ämendirung der Reform-⸗Lfte; der Zweck derselben war die Ver⸗ esserung der Einregistrirung der Wähler und vor Allem die Errich= tung eines geeigneten Tribunals zur Entscheidung über streitige Ab⸗ siiminungen und zur Aburtheilung über alle Streitigkeiten wagen be= strittener Wahlrechte. Die Hauptschwierigfeit lag in der Revision der Wähler⸗-Listen und in der Enischeidung über die Vota. Der Re⸗ form⸗Akte gemäß sollten dazu besondere gerichtliche Revisoren (rei- „ing barristers) durch die Richter ernannt werden und ihre Zahl sich auf 178 belaufsn. Daraus entstanden große Uebel. Nicht nur wa⸗ ren die Kosten beträchtlich, sondern es mußten auch die Revisoren, selbst wenn sie auch noch so gewissenhaft verführen, sich nothwendi⸗ gerweise oft in ihren Entscheidungen widersprechen. Die Absicht war daher, die Zahl zu vermindern und eine zweite Instanz zu errichten, an welche man von den Entscheidungen jener Erstexen appelliren könnte, und durch welche Uebereinstimmung in den Entscheidungen herbeigeführt würde. Bevor die Session begaun, sprach Lord John Russell nit mir davon und drückte den Wunsch aus, daß die Zahl der Reviscren etwa auf 10 verringert werden möge, welche dann permanent in Thätigkeit bleiben sollten, und daß ein Individuum als höchster Richter eingesetzt werden möchte, welcher in letzter In⸗ hen zu entscheiden haben söllte. Durch wen aber sollten diese zehn evisoren und der Richter ernannt werden? Es ist mit Unrecht be⸗ hauplet worden, daß bisweilen Bills eingebracht worden seyen um des Patronats willen, um Beamtenstellen zu kreiren, welche dann von den Ministern vergeben werden fönnttu. Ich kann dagegen nach meiner eigenen Erfahrung erklären, daß gerade aus diesen ein⸗ zuführenden Beamtenstellen in manchen Bills, welche eingebracht werden fellten, große Schwierigkeiten entstanden, und daß wegen des scheinbaren Patronats die Minister bisweilen genöthigt worden sind, Maßregeln aufzuseben, welche für das Land von Nutzen gewesen wären. Der Schwierigkeiten wegen, welche für die Regierung bei der Ernennung der Indsbiduen zu den slemtern der Revisoren entstanden, wurde diese Bestiunnung in die ursprüngliche Bill nicht aufgenommen; im Laufe der Verhandlungen über dieselbe im Unterhause schlug dagegen err Warburton vor, daß diese Revisoren durch den Sprecher des Hauses, Ihren ausgezeichneten Representanten, meinen ehrenwerihen Kollegen (Herrn Abercromby), ernannt werden sollten, Er dagegen erklärte mit der jhm immer beiwobnenden gewissenhaften Anhänglichkeit au die Verfassung und ganz in dem Geiste, den er unter allen imständen zeigt, daß er ein solches Patronat nicht annehmen werde, weil er es als unverein— bar mit den Pflichten des Sprechers betrachte. Es wurde darauf von Seiten des Sir Robert Peel und des Sir James Graham in Vorschlag gebracht, daß diese Revisoren in der Bill selbst durch das Pariament ernannt, daß von beiden Seiten des Hauses eine gleiche Anzahl in Vorschlag gebracht werden, daß Herr Erskine, der Richter des Bankerott- Gerichtshofes, der höchste Kpellations-⸗Richter bei strei⸗ tigen Abstimmungen seyn und daß die Bill unter diesen Bestimmun⸗ gen angenommen und zum Gesetze werden solle. Der Borschlag wurde von Seiten Lord John Russell's und der, Regierung genehmigt, und ich selbst hatte wiederholte Zusammenkünfte, zum mindesten zwanzig, mit Sir Frederick Pollock und Sir William . (Geueral⸗ Prokurator und General-Fiskal im Peelschen inisterium), um die ö ernennenden Revisoren zu bestimmen. Endlich wurden wir über die Ramen einig; sie wurden unter der Voraussetzung in die Bill aufgenemmen, daß dieselbe nun so abgefaßt sey, daß feine Opposition mehr stattfinden könne. Auch wurde die ,, ge⸗ radezu durch Sir Watkins Wynn, einen der Führer der Tories, gebilligt. Sie war von Seiten der Regierung genehmigt worden ünd hatte den erwähnten Vergleich zwischen ,, und den Füh⸗ rern der Opposttion herbeigeführt. Die Bill wurde ins Oberhaus gebracht und dort verstümmelt. Alle nützlichen Bestimmungen wur— den ausgemerzt, so daß endlich die Bill von der Regierung zurück⸗ genommen werden mußte. Lord Lꝑyndhurst giebt als Grund für diese Ver⸗ werfung an, daß die Maßregel der Regierung durch die Radikalen, von de⸗ nen diese unterstůtzt werde, aufgedrungen worden sey. (Gelächter) Er be⸗ hauptet, die Maßregel seh von Lord Melbonrne offenbar nur deshalb jurilckgenommen worden, weil er die Opposition und die Rache der, ni fe Klasse stiner Anhänger gefürchtet habe, durch welche die Bill m Ünterhause verändert und entstellt worden sey. Allerdings war sie verändert, aber zugleich verbessert worden, und zwar mit der gus— drücklichen Zustimmang der Regierung, in Gemäßheit ihrer ursprüng⸗ lichen Absicht und niit vollkommener Zustimmung beider Seiten des Hauses. Die nächste Bill, von der ich zu sprechen habe, ist eine von mir selbst entworfene, welche den Zweck hatte, die Munizipal-Reform— Akte zu amendiren, und ich kann ernstlich, aufrichtig und feierlichst behaupten, daß es bei der Entwerfung der Bill mein Hauptzweck war, Alles zu vermeiden, was ein Gegenstand des Zwiespaltes der beiden Säuser in Betreff der Munizipal-Reform gewesen war. Die Bill würde dem Oberhanse , Die Lords veränderten we— nig darin, weil es unmöglich war, daß sie mit einiger Vernunft An— floß an den in derselben enthaltenen Bestimmungen nehmen konnten. Eine Beraͤnderung wurde jedoch in der Klausel vorgenommen, welche dahin ging, daß, falls die Mitglieder des Stadtraths bei der Wahl der Aldermen in Stimmengleichheit getheilt seyen, die Konstituenten selbst über den Modus der Wahl der Aldermen entscheiden sollten. Die Lords fanden es für an, zum Würfelbecher ihre Zuflucht 1 nehmen und ihm die Entscheidung zu überlassen, ob die Aldermen onserpative oder Reformer seyn sollten. Doch das war von gerin— gerer Wichtigkeit, als das Manöver, welches ich Ihnen jetzt ausein— andersetzen will. Sie wissen, daß sich in den Englischen Munizipa—

fanden, welche zur Erwerbung politischen Einflusses und zu Be⸗— stechungen verwendet worden waren. Durch eine Bü, der früheren Seffion war bestimmt worden, daß die alten Mitglieder der Tory Munizipalitäten fortfahren sollten, diese Stiftungen zu verwalten, aber nur bis zum 1. August 1836, und nicht länger. Run war der Zweck, daß diesen alten Torv-Munizpal-Beamten auf un⸗ bestimmte Zeit hinaus die Verwaltung und Verwendung en. Fonds gelassen werden soll, so daß sie dieselben wie früher würden haben verwenden können. Zu diesem verderblichen Plane wurde gegriffen und eine Klausel in die Bill eingefügt, derzufolge die Munizipal— Beamten die Verwaltung der Fonds noch auf ein Jahr länger, nach

schaffen, was ich eine hächst unrernünftige und verkehrte Bevorzu⸗—

daß irgend eine Maßregel dieser Art dringend erforderlich sey, denn

1228 lament es auders bestinmen werde. Es wurde eine Bill in das Un—

terhaus eingebracht in Betreff der Verwaltung dieser milden Stiftun gen, genanut die Charitable Jrustees Bill, und ich kann behaupten, daß

nie eine Maßregel in das Parlament eingebracht worden ist, welche auf

gerechterem Grunde beruhte. Derselben zufolge sollten die Verwal— jungs-Beamten der Stiftungen r alle Steuer⸗Pflichtigen ernaunt werden, und damit die Minorität eben sowohl wie die Majorität in dieser Verwaltung repräsgutirt werde, wurde bestimmt, daß kein Wäh⸗ ler für mehr als die Hälfte der zu ernennenden Beamten stimmen solle, so daß beide Parteien in gleicher Anzahl der Billigkeit gemäß repräsentirt worden seyn würden. Die Bill wurde verworfen, um die Verwaltung und Verwendung der Fonds jener milden Stiftun— gen noch ferner in den Händen der alten Münizipal-Beamten von der Tory-Partei zu laffsen. Dem konnte unmöglich beigestimmt wer⸗ den. Wir waren damit zufrieden, daß die Wahl der Aldermen durch das Loos entschieden werde, obgleich eine solche Procedur weder von dem Wesen der Justiz noch von dem der Gesetzgehung etwas an sich trägt; aber daß jene 6er auch nur einen Tag länger in den Hän— den derer bleiben sollten, welche sie so schmählich gemißbraucht hatten, war nicht zu dulden. Dies führte zu der berühmten Konferenz jwischen den beiden Häusern des Parlaments, und ich muß sagen, daß ich glaube, wenn die Pairs, deren Intelligenz und Ehre ich achte, alle Umstäude des Falles genau gekannt hätten, es unmöglich gewesen seyn würde, sie dazu zu verleiten, daß sie auf einem solchen Amende⸗ ment beständen; sie wurden nämlich veranlaßt, sich dem Wesen nach dahin zu erflären, daß die Bill nicht durchgehen solle, wenn nicht den Munizipal-Beamten der Tocy-Partei die Verwaltung der Fonds der milden Stiftungen noch auf ein Jahr länger gelassen werde. Zu bemerken ist auch noch, daß sie durch Verwerfung der Bill ihren Zweck gar nicht erreichen konnten; denn wenn der erste August eimrat, ohne daß das Parlament andere Bestimmungen traf, fo wurden jene der Tory- Partei angehörende Munizipal⸗ Beamten ihrer Macht entbunden, und die Verwaltung der Fonds der milden Stiftungen siel in die Hände des Lord- Kanzlers, fe daß ste, nichts gewinnen konnten und, wie Lord Howick bemerkte, für das kämpften, was zu erlangen durchaus nicht in ihrer Macht stand. Wir brachten dies Argument in der Konferenz vor, denn och blieben sie bei ihrem Beschluffe, und die Bill fiel durch; aber ihr Zweck war nicht erreicht, sie opferten eine nützliche Maßregel auf nnd erlangten doch nicht das, was sie haben wollten, denn mit dem 13. August d. J. ging die Verwaltung der erwähnten Fonds auf den Lord-Känzler ilber, Es bleibt mir nur noch eine Engische Bill au zuführen übrig, die letzte und jüngste der Familie, welche die Lords derworfen haben. Es war eine Bill aus sehr wenigen Zeilen beste— hend, und sie war derselben Munizipal-Amendirungs-Bill entuom⸗ men, welche die Lords genehmigt hatten. Der Zweck war, einige Irrthümer zu berichtigen, welche hei, der Wahl der Mitglieder des Gemeinderaihs und der Munizipalität von Ipswich, Sunderland und anderen Orten vorgefallen waren. Die Bill (bestand nur aus acht Zeilen und war in ipsissimis verbis der von den Lords genehmigten Bill entlehnt. Ich hegte große Hoffnung, daß wenigstens diese Bill ge⸗ schont werden würde, ich machte sogar einen Umweg deshalb und ging Lord Londhurst ganz speziell um Schonung an. Unam mini- mamque relinque, de multis miuiuram peto! Doch der tödtende Pfeil entfloh dem Geschoß, und die Bill wurde den verstümmelten Leichen ihrer Geschwister beigesellt Die Folge davon ist, daß in Ipswich und Sunderland keine Munizipaliläten besiehen, und daß es sehr schwierig ist, die gehörige Rechtspflege dort zu üben. Ich komme nun auf Schottland. ier hatte mein sehr ehrenwerther Freund, der Lord-Advokat (großer Beifall), dem dies Land in Bezug auf Ver— besserungen, in den Schottischen Gesetzen mehr verdankt, als irgend einem seiner Vorgänger, eine überaus treffliche Waßregel vorbereitet. Es war eine Bill zur Berdesserung der kleinen Schuldengerichte, wodurch die Sheriffs in den Stand gesett werden sollten, Kundreisen in ihren Graf⸗ schaften zu machen und überallhin wohlfeile Gerechtigkeit zu briugen. Diese Kill war schon längst vorgeschlagen. Sie war Schottland wohlbekannt, die Sheriffs und die von Sr. Majestät niedergesetzte Gesetz⸗Kommis⸗ sion hatten dieselbe gebilligt, und von der Advokaten-Fakultät war sie iu einem besonderen Berichte empfohlen worden. ie wurde im Unterhause einstimmig angenommen, von den Lords aber verworfen, ohne daß, so viel ich mich erinnern kann, ein einziges Wort dagegen gesagt worden war. Eine andere vielleicht noch wichtigere Bill, für die das Land ebenfalls dem Lord-Advokaten verpflichtet ist, hatte die Verbesserung der Rechtspflege an den Sber-Gerichtshöfen zu Edin—⸗ burg zum weck. Sie sollle die Gebühren vermindern. (Beifall) Wäre diese, Bill durchgegangen, so würden die Gebühren auf unge— fähr ein Viertel ihres jetzigen Betrages herabgesetzt worden. (Anhal⸗ tender Beifall) Man hat schon die Frage aufgeworfen, ob an Ge— richtshäfen überhaupt Gebühren bezahlt werden sollten, und Viele behaup— ten, die Regierung müsse dem Kläger kostenfreie Gerechtigkeit gewäh— ren; jedenfalls aber ist es eine schmähliche Erpressung, dem Kläger mehr abzunehmen, als zur Bestreitung der Kosten der Rechtspflege unümgäuglich nothwendig ist. Auch diese Bill war von der Ceset⸗ Kommission gebilligt worden. Es waren zwei Berichte zu Gunsten derselben vorhanden. Sie hatte zwei oder drei Monate lang den öffentlichen Körperschaften Edinburgs vorgelegen; sie hatte das Un⸗ serhaus passirt, wurde aber von den Lords unter den LAuspizien Lord Lyndhurft-s verworfen, weil in jener Bersammlung, ich kann es Ih⸗ nen versichern, sein Wort als Gesetz gilt; und wenn dort auch eine andere Person vorgeschoben wird, um irgend einer Bill den Gna— denstoß zu versetzen, fo würde doch, wenn er sich ins Mittel legte, ein anderes Refultat erfolgen. Eine andere Bill, die ich selbst einbrachte, sollte etwas ab⸗

gung nenne. Wenn ich in der Erfüllung meiner Pflicht aufgefordert werde, meine Ansichten auszusprechen, so werde ich es ohne Furcht thun, was auch die, Folge davon seyn mag. Die Befreiung von Mitgliedern des Justiz-Kollegiums von der Beisteuerung zum Unter⸗ halt der Armen gereicht dieser Hauptstadt keinesweges zur Ehre; (Großer Beifall.) Ich brachte eine Bill zur Aufhebung dieser höchst vernuuftwidrigen Ausnahme ein. Warum sollen die Mitglieder des Justiz⸗ Kollegiums, gewöhnlich die voruehmsten und wohlhabendsten Einwohner der Stadt, Edinburg, warum sollen sie, wie die Franzö— sische Noblesse, ein privilegirter Stand und davon befreit seyn, als Men⸗— schen, Bürger und Christen zur Linderung des Elends der in Armuth und Roth befindlichen beizutragen? (Anhaltender Beifall.) Ich sehe kei⸗ nen Grund, weshalb sie nicht steuerpflichtig seyn sollten. Jene Bill ging im Unterhause durch, und obgleich ein wenig darüber gekrittelt wurde, so wagte es doch Niemand, das Haus zur Abstimmung zu treiben oder auch nur die Klausel zu unterstützen, die man hineinzu— bringen versuchte, daß nämlich die Ausnahme nach Gunsten aller jetzt lebenden Mitglieder des Justiz⸗Kollegiums fortdauern sollte; wie ge⸗ sagt, so entschieden gab sich die Gesinnung im Unterhause kund, daß Sir George Clerk, der diese Klausel vorschlug, es nicht wagte, auf Abstimmung darüher zu dringen. Auch diese Bill, die n knterhause eiustimmig durchging, ward von den Lords verworfen. (Beifall.) Run will ich Sie noch von einem Versuch!l unterhalten, der ge— macht wurde, mit Bills im Oberhause anzufangen. Da es in den Augen Ihrer Herrlichkeiten keine Empfehlung für cine Bill schien, wenn sie bei den Repräsentanten des Volks Billigung gefunden hatte, so wurde vom Lord-Kanzler eine Bill zur Erleichterung der Rechtspflege am Kanzleigericht und im Oberhause zuerst in dieses Haus eingebracht. Dies ist eine Angelegenheit, bei welcher wir Schotten besonders beiheiligt sind. Der Zweck dieser Bill war, daß im Kanzleihofe stets ein Richter zu Gericht sitzen und sein Amt auf Lebenszeit bekleiden und daß der Lord Kauzler während der ganzen Gerichts-Session im Oberhguse zu Gericht sitzen und Appellationen von England, Irland und Schottland auhören sollte. Man gab zu,

es hatten sich ungeheure Rückstände in deu Geschäften des Kanzlei⸗ hofes und des Oberhauses angehäuft So wurde J. B. während der vorigen Session nur ein einziger Schottischer Rechtsfall entschieden. Einige miß— billigten diese Maßregel. Warum? Weil sie nicht weit genung ginge. Aber so weit als sie ging, wurde sie doch allgemein gebilligt. Die

en wurde. Es fand noch ein anderer Versuch statt, die

9 Oberhause h beginnen, und zwar mit Hinsi chr auf . il h h s

die g

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gen, sondern das llebel fortbestehen, ohne daß eine Abhülfe der ich das le interessiren werde.

Hslulg wegen Schulden ein Ende machen. läubiger das Rechtsmittel gegen

gen das Eigenthum zu verleihen.

Ich denke, meine Herren, daß ich

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zuletzt ge

daß Lord Lyndhurst selbst sich klüger benehmen oder daß, seiner Bemühungen, die Sache der Freiheit siegen wird.“

auf Abschaffung der Kirchensteuer gedrungen wurde,

Mitgliedern auch die Herren Hume, Harvey, Ewart, D und Humphery gegenwartig waren. Der groöͤßte Theil

schieben laͤßt. Die Dissenters haben lange genug an beln, welche Herr Lushington auseinandersetzte, gelitten, den liberalen Bruͤdern der herrschenden Kirche unterstuͤ

Kultus nicht der seinige ist. Die Kirche, sagte Herr

Hume versicherte, sie belaufe sich auf 5 Mill. Pfd.),

sollte sie auch das eruͤbrigen, was die Ausbesserung der haäͤuser erfordere.

wohnten, während deren Frauen und Toͤchter, ungefaͤhr

ten.

derem:

lassen haben, und mit aller Hochachtung vor denjenigen

Briefe aus Antigua vom 5ten v. M. fuͤhren laute

auf den Plantagen wesentlich darunter litten.

der Frage beschäͤftigt, wie der Ausfall an Neger, Arbeit setzen sey, und auf vielen Inseln ist man daruber einig,

handel.“

September, daß von den Moͤrdern 8 ergriffen und nm Theil des geraubten Geldes hatte sich wiedergefunden.

d Bruͤssel, 24. Okt.

aus Achen hier eingetroffen.

bergwerks-Arbeitern eine Zusammenrottung stattgefunden

geschickt, die dem Unwesen hoffentlich ein baldiges chen werden. wesen, die zuͤgellosen Massen zu bändigen.

Die hiesige staͤdtische Verwaltung geht damit

reißen zu lassen und an dessen Stelle ein anderes, Muster der Pariser Porte St. Martin zu erbauen. Der Mercure Belge meldet aus Bruͤssel

los heimlich auf unseren Boͤrsen in Bruͤssel und Antwerpe kauft worden; vorgestern muß es unverholen geschehen seyn das (Antwerpener) Journal du Commerce notirt den zu G6 pCt. Nachahmungsweise wollte man sie vorgestern auch hier im Lloyd noten, allein die Inhaber oder scheinen es aufgegeben zu haben.“

Dänemark.

dem 1. August 1836, behalten sollten, falls nicht mittlerweile das Par⸗

Bill ward zum erstenmale im Oberhause verlesen, bei der zweiten Verlesung aber verworfen; man ließ sie nicht in den Ausschuß gelan—

afteste Interesse nehme, und für die ich mi ü ĩ Es würde mir sehr wehe thun, wenn nicht biunen 6 Landes⸗Gesetz würde. Diese Bill sollte der Ihr Zweck war,

R die Person, mit Ausn, von Fällen gröblichen Betruges, zu entziehen und es ihm Die Bill erhielt a

die erste Lesung, die zweite sollte nach sechs Monaten sta Ihnen nun auseinandergesetz weshalb, um mit Lord Londhurst zu reden, die Session das hielt, was die Thron⸗Rede versprochen hatte, und das Publikum, ich, wird wissen, wem es diese Täuschung zuzuschreiben hat zweifle i. nicht, daß jener Zweig der Legislatur, von d j prochen, nach gehöriger Ueberlegung und Berathung sp

nächsten Session auf die öffentliche Stimme hören und sich und nachgiebiger zeigen wird, daß wir am Schluß derselben bloß das Versprechen, sondern auch die Erfüllung haben werden l.

hoͤrer bestand natuͤrlich aus Dissenters, denen die Ente, der Kirchensteuer am lästigsten ist. Das genannte Blatt zin hei me sich uͤber das Resultat der Versammlung solgendermaßen;. „n Verurtheilung der Kirchensteuer ist besiegelt, und die Mss werden einsehen, daß sich diese Frage nicht länger mehr i

den sie es nicht laͤnger mehr dulden, daß z. B. einem Quaͤker in g Eigenthum zum Belaufe von 15090 Pfd. zu den Kosten des u eder der Reparatur eines Gotteshauses konfiszirt wird, in welchen

ton, habe die ungeheure Einnahme von 3,506,000 Pfd. h

sie 150,000 Pfd. erabrigen koͤnnte, um 24 Bischoͤfe in i mit der heiligen Schrift unverträglichen Pompe zu erhalta (e 6 Wir sind nicht zur Nothwendigkeit n . gen, nach Mitteln zur Aufrechthaltung der Kirchengebaͤuden hersuchen zu muͤssen; die Mittel sind vielmehr im Ueben . 5 vorhanden, und Alles, was die Minister zu thun haben, bestesn darin, daß sie jede die heilige Schrift entheiligende Anwenhn der Fonds fuͤr solche Geistliche verhindern, welche nicht sah zu der Heerde gehoren, sondern vielmehr sie nur scheeren“

Vergangene Woche feierte die Liverpooler konservative 6 sellschaft der Handwerker den ersten Jahrestag ihrer Stisth durch ein Gastmahl im Amphitheater, dem 709 Mitglieder

der Zahl, in den Logen als Zuschauer saßen. Es wurden Tu im loyalsten Sinne ausgebracht und konservative Reden gh Die Times, die Morning Po st und der Stani 4aͤußern ihre Freude uͤber die gute Gesinnung dieser Handheth

Die Morning Chrontele ist das einzige Blatt welches die Nichtbezahlung der am 1. November faͤllig wan den Spanischen Zinsen zu vertheidigen wagt; sie sagt Untah „Hätte Mendizabal die Zinsen am 1. Novemba ln zahlt, so würde er die Armee der Koͤnigin ganz ohne Gehz il nnn Moralisten, die, natuͤrlich aus reiner Hen n n, J daß er dies hätte thun sollen, glauben wir dennoch, daß, su er die Zinsen bezahlt, er sich sehr strafbar ö. haben u

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daß, seit der Emancipation der Neger, die dort stehenden lip Regimenter diese Neger zu Rekruten annahmen. Einige fo zer hatten demzufolge so viele Neger verloren, daß die Arch Die Pf haben deshalb der Legislatur eine Petition eingereicht. Anh war eine der Inseln, auf welcher die Emancipations-At gleich, ohne den Uebergang des Lehrlings-Systems, in trat. Die Times bemerkt bei dieser Gelegenheit: „In ih Westindischen Inseln und besonders in unseren Kolonien, die Zuckerkultur im Großen betrieben wird, ist man vielfach 1

Der Kaiserl. Oberst-Burggref!

Im Hennegau hat vor einigen Tagen unter den Koss

um, R naͤchsten Fruͤhsahre das baufaͤllige „Antwerpener Thor“ 69 na rn ö 20 rage vorlage, vorgreifen zu wollen, wuͤrde Vermessenheit seyn. vom d. M.: „Bisher waren die Scrips der Anleihe des Dont

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welcher, außer dem Praͤses, hr. Lushington, von Par lame unh

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mn ter aus Europa kommen zu lassen. Hieraus duͤrfte sich alz n Folge ergeben, daß, wenn Englische Arbeiter nicht auf iin Hut sind, ein Handel mit weißen Maͤnnern in Gang kaͤme, z schwerlich tadelloser ware, als der nunmehr abgeschaffte Nip

Hinsichtlich der Beraubung des Etablissements der Von . Bergwerk-Compagnie melden Briefe aus Ca raccas vj

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Gefaͤngnisse von San Felipe gebracht waren. Auch de ii

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mittelst deren sie einen hoͤheren Tagelohn ertrotzen wollten, 1 Mons wurden jedoch sogleich einige Compagnieen if, mnde

Die Orts-Gendarmen find nicht im Stande!

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gesch ie ist abgeschafft;

ö zu seinem Gebrauch fuͤr seine Ueberfahrt nach Schweden uch in l hätten. ö tim Bes Rorwegische Morgenblad enthält mit Bezug auf

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. ! ö eim Eintritts-Karte zur Gallerie des Storthings zu ve in, wird Lr so gut

ell. . tu in [ Mariboe auf Laaland wird vom 11Iten d. M. gemel—

Mit großem Vergnuͤgen verweist die Morning Chron

ihre ker auf fuͤnf ihrer langen Spalten, welche die V lungen der (neulich erwahnten) Versaminlung erh enr äs mehreren Gegenden des noͤrdlichen Norwegens gehen

t . un damit nach Nord-Amerika abzugehen.

Nahrungsmitteln ent loͤßt sind.

51

Böhmen, Graf von Chotek, ist nebst Gemahlin und Fim

ergessen. Von einem Akte der Gnade scheint nach der Lage

é dasjenige, was die

i ung, was die Sicherheit J agg. erheit Ihrer Staate es ge Deutschen Vaterlandes fordert.“ ö J

. ele . . . ; ehnte Antrag des Senats wegen Erbauung einer neuen Boͤrse

9 iellen Antraͤgen, genehmigt.

die Strafe des Gefaͤngnisses bei Wasser s

Prod hat zwei Grade erhalten und ist im Ganzen gemil—

en. a6 ; z port L chwedische Minister der auswärtigen Angelegenheiten,

22 —— . . * 2 9 Wetterstedt, erhielt bei seinem hiesigen Aufenthalte . Staats-Minister Herrn von Krabbe Ee istne An⸗

daß Se. Majestaͤt der Konig von Dänemark ein Dampf—

J ll

sirzlich erwahnte Anschuldigung gegen das Storthings-Mit—⸗ , Herrn Mjelva, daß er nach Stockholm gereist sey, um Dienste gegen Geld anzubieten, folgende satyrische Privat⸗

j Wenn Herr Mijelva geneigt seyn sollte, fuͤr ein billi⸗

4

seyn, es durch ein Billet, mit der

ift; „Alles zu Kauf““, im Comtoir dieses Biattes

lie ß das Schiff „Chrestina Marig,. dort 49000 Tonnen Wei—

Christiania die betruͤbendsten Nachrichten uͤber Aussall der Aerndte ein, so daß den armen Bewohnern selben eine Hungersnoth bevorsteht. So schreibt man aus E Söndmder vom 23. September u. A.: „Nach fünftaͤgigem shacegestöͤber ist die Erde nun mit einer Schneelage von zum nehr als 2 Fuß Hoͤhe bedeckt, und unter dem Schnee, durch den in den letzten Tagen hinzugetretenen Frost hart ummengefroren ist, liegt nun das zum Theil schon geschnittene rn begraben. Es ist ein hetrůbter Zustand, der jedes Menschen t met Angst und mit VBekuͤmmerniß fuͤr die Erhaltung des ens erfullt, da es hier viele Familien giebt, die schon jetzt von

Das Vieh muß auf dem e stehen und allein mit Heu gefuttert, werden, da es an eh fehlt.“ Und von Helgoland: „Hier im Distrikte sieht wohl mit der Heu- als mit der Korn-Aerndte traurig aus, äberall erwartet nan Hunger und Elend fuͤr den bevorste— en Winter, da wir weder Staͤdte noch Magazine in der se haben, zu denen wir im Falle der Noth unsere Zuflucht hmen koͤnnten.“ Aus dem suͤdlich:n Norwegen lauten die Mhöhrichten allerdings etwas besser, aber auch keineswegs er— Mulich.

sährend in

B eu sch lan d.

annover, 26. Okt. Die Hannoversche Zeitung sin— sih veranlaßt, zur Berichtigung eines in die Frankfurter Eörsen-Zeitung aufgenommenen und aus dieser in das dortige surnal'ubergegangenen Artikels aus Goͤttingen vom 18. Okto⸗ ä, welcher die wegen des Gottinger Aufruhrs in Untersuchung Mogenen Personen betrifft, das Folgende mitzutheilen: „Wegen Wrtheillgung bei dem Aufruhr sind zehn Personen, theils als heber des Verbrechens, theils als Haupttheilnehmer, zur rafe des Zuchthauses, und zwar der Kanzlei-Prokurator Pr. Fzeling, der Kanzlei Prokurator Laubinger und der Advokat Seidensticker der Aeltere auf Lebenszeit, der Kanzlei⸗Proku⸗ or Dr. Kirsten auf funfzehn Jahre, der Privat-Docent Lr. th und der Advokat Dr. Brauns auf zwoͤlf Jahre, der Ad⸗ stit Hr. Renzel, genannt Braunhold, der Gastwirth Ulriei . der Buchdrucker Saler der Aeltere auf acht Jahre, endlich

Gastwirth Braunhold auf sechs Jahre verurtheilt. Zu— ich ist gegen die unter dieser Zahl begriffenen Advokaten, Pro⸗ atoren und Notarien auf Amts-Entsetzung erkannt. Den mtlichen Verurtheilten sind die gegen sie gesprochenen Er⸗ ntnisfss im Laufe des Monats August eröffnet. Sie haben nmtlich das Rechtsmittel der weiteren Vertheidigung ergriffen, ssen Erfolg zu erwarten ist, zugleich aber die wider sie erkann⸗ Strafen vorlaufig antreten zu wollen erklart. Demzufolge ist r Gastwirth Braunhold in das Zuchthaus zu Osnabruͤck und r Buchdrucker Baier in das Zuchthaus zu Emden abgefuͤhrt. er Dr. Kirsten und der Dr. Brauns sind einstweilen aus be— jderen Gruͤnden in das Staatsgefaͤngniß zu Hildesheim aufge— mmen. Die übrigen Verurtheilten befinden sich saämmtlich in dem cchthause zu Celle. Ueber eine Vertheilung derselben in meh⸗ e Straf-Anstalten, ihren Unterhalt und ihre Behandlung wird Hesenige, was die Umstande und die Gesetze erfordern, bestimmt erden, wenn die wider sie ergangenen Urtheile in Rechtskraft treten sind. Bis dahin hat auch eine amtliche Bekanntmachung sInhalts derselben ausgesetzt bleiben muͤssen. Die Kosten des riminal-Prozesses und des Unterhalts der Angeschuldigten, eiche diese nach den Gesetzen zu tragen haben, sind bis jetzt s öffentlichen Mitteln vorgeschossen, und ihre Vermoͤgens— Emstände gewähren kaum einge Aussicht, daß auch nur für einen ringen Theil derselben ein Ersatz erfolgen werde. Der Dr. Brauns wird nicht als Geisteskranker behandelt, da ein während ner Verhaftung an ihm wahrgenommener Anfall von Gemuͤths— erwirrung nur voruͤbergehens gewesen ist. Die mehrsten der Berurtheilten haben seit dem Jahre 1831 in Untersuchungshaft Gefunden, Die lange Dauer der Untersuchung ist nicht bloß er Verwickelung der Sache an sich, sondern zum großen Theile Rer Art der von den Angeschuldigten gewaͤhlten Vertheidigung keizumesses. Dies mag zur Berichtigung der Thatsachen ge— i Wat der erwähnte Zeitungs-Artikel sonst enthalt, so wie iu ganze Tendenz, kann man der Wuͤrdigung Derer überlassen, welche der Sache des Rechts und der Ordnung anhängen. Diese moͤ⸗ . welches Urtheil der Versuch verdient, ein fuͤr immer ; Ie et es blechen der gefahrlichsten Art, durch welches . enige die Menge zu verleiten und das ganze Land der 4 ah n. . Gesetzlosigkeit preiszugeben, unternommen ha— . einem Verdienste um das Vaterland zu stempeln. Hoͤchst (: . ist allerdings das Ungluͤck, in welches dadurch 1 ,, gesturzt sind; allein, wenn man die Folgen

erbrechens beklagt, darf man auch das Verbrechen nie

er Sache fuͤr den Augenbli e Er j den Augenblick die Frage uͤberall nicht seyn zu nnen. Der Entschließung des Koͤnigs fuͤr den Fall, wenn die

. . Urheber von Petitionen durften auf dieselbe eu ö e , äußern. Dagegen aber kann man als Yer . in dem gedachten Falle Se. Majestaͤt , he lles, was fuͤr Milde und Schonung den üelchlᷓag geben koͤnnte, mit gleicher Sorgfalt erwaͤgen wurden, Aufrechterhaltung von Gesetz und Ord—

Hamburg, 27. 9tt.

36 ö In dem heute gage denn, , heute abgehaltenen Rath⸗

der in dem verigen Konvente ab— uf, dem A

dolposplatze, nebst damit zusammenhängenden finan—

1229

of, 24. Okt. Nach gestern hier eingegangenen speziellen Nachrichten uͤber die in Eger ausgebrochene Cholera waren bis vorgestern von 88 Erkrankungen 28 töͤdtlich gewesen; es erkrankten und starben bis dahin nur Leute der untersten Volksklasse, welche in der bittersten Armuth leben. Seit man diesen armen Menschen von Seiten der Behörde mehr Sorg— falt in Bezug auf Kleidung, Nahrung, Wohnung u. dergl. widmete, besserte sich der Krankheits-Zustand von Tag zu Tag. Es ist dieses wieder ein neuer Beweis dafuͤr, daß das beste Mit— tel gegen diese eigenthuͤmliche Seuche darin besteht, daß man der . und der Armuth uberhaupt, bei dem Ausbruch der

rankheit eine bessere physische Existenz verschafft. So erzählt man, daß vor vier Jahren, als die Cholera in Thuͤringen aus— gebrochen war, auch drei Weimarische Doͤrser von der elben be⸗ fallen wurden. Natuͤrlich geschah von Seiten der Weimarischen Landes⸗-Direction sogleich Älles zur Dampfung der Krankheit; doch soll durch Dampfküchen, welche Ihre Kaiserl. Hoheit die regierende Frau Großherzogin auf der Stelle in diese Dorfer gefendet hat, das Beste bewirkt worden seyn; denn nachdem man die ärmeren Bewohner mit Kleidung und kraͤftiger Nah— rung unterstuͤtzt, hat die Krankheit sogleich an Energie verlo— ren, und der Gesundheits-Zustand ist schnell wieder hergestellt worden.

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Madrid, 16. Okt. Die Hof-Zeitung bestaͤtigt, nach der Aussage eines Conducteurs, die (gestern nach Franzoͤsischen Blaͤt⸗ tern mitgetheilte) Nachricht von der Absendung eines Karlisti⸗ schen Parlementairs an den General Alaix und von dem Siege, den die Truppen des Letzteren uͤber den Vortrab des Gomez da— vongetragen haͤtten. Ein offizieller Bericht hieruͤber ist jedoch dem Ministerium noch nicht zugegangen.

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Berlin, 29. Oktober. Se. Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen⸗ Weimar ist am 24sten d. M. mit seinen beiden Soͤhnen auf dem Dampsschiffe von Coblenz nach den Nieder landen, Ihre Hoheit die Herzogin Ida, Gemahlin des Herzogs Bernhard, aber nach Bieberich abgereist. Se. Koͤnigl. Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar begleitete Höchstseinen Bruder bis Bonn, wollte jedoch am folgenden Morgen wieder nach Eoblenz zurückkehren und diese Stadt noch einige Tage mit Seiner Gegenwart beehren.

Dem heutigen Militair-Woch enblatte zufolge, ist der General der ö und kommandirenze General des Iten Armee-Corps, Baron von Muͤffling, zum Chef des 27sten Infanterie⸗Regiments (Magdeburg⸗-Wittenberg) ernannt worden.

Die hiesige Hufelandsche medizinisch chirurgische Gesell⸗ schaft hat, nach testaͤmentarischer Verfugung ihres juͤngst ver— storbenen wuͤrdigen Stifters, den Geheimen Ober⸗Medizinal⸗Rath, Praͤsidenten des Kuratoriums fuͤr die Krankenhaus-Angelegen— heiten und General-Stabsarzt, Professor Dr. Rust, zu ihrem perpetuellen Direktor ernannt. Gleichzeitig wurde nach Mehr⸗ heit der Stimmen der Professor Dr. Ssann zum Vice⸗-Direktor der Gesellschast erwaͤhlt. .

Die Professoren an der hiesigen Universitaͤt, DD. Cas— per, Dieffenbach, Hecker, Osann und ,. sind von dem Vereine Großherzoglich Badischer Medizinal⸗Beamten zu Ehren⸗ Mitgliedern ernannt worden. 39

Die im Bromberger Departement vorhandene Forst⸗ flache von 471,240 Morgen war urspruͤnglich mit der Helz— berechtigung von 146, und mit der Weideberechtigung von 359 Ortschaften belastet. Die Zahl des einzutreibenden Viehes be⸗ trug fast 5060 Pferde, uͤber 20,600 Haupt Rindvieh und unge, fähr 10, 000 Haupt Jungvieh, 128,50 Schafe und gegen 4009 Schweine. Seit 1815 sind 71 Ortschaften mit 23,277 Morgen abgefunden worden, und 167 Ortschaften sind dermalen in der Abfindung begriffen. . .

Alle Nachrichten aus dem Regierungs-Bezirk Brom— berg stimmen darin uͤberein, daß die unguͤnstige Witterung des verflossenen Monats der Aerndte der spaten Gerste, des Hafers und des Heu's geschadet und dieselbe mindestens aufgehalten hat. Der Rapps hat vom Wurmfraß gelitten, und die Kar⸗ toffel-Aerndte liefert ebenfalls nur einen mittelmaͤßigen Ertrag. Was den Getraidehandel betrifft, so ist derselbe fortwährend ge—⸗ druͤckt, und nur mit Rapps wurden im September bedeutende Geschäfte gemacht; von 111 Kaͤhnen, die den Bromberger Kanal passirten, waren allein 59 mit jener Oelfrucht beladen. Außer diefen Kähnen kamen noch 132 Schiffsgefaͤße von Nakel und 15 von den Weichselstädten, ohne den Kanal zu beruͤhren in Bromberg an. In der Tuchfabrication ist kein merkliches Fort⸗ schreiten sichtbar gewesen. Im Monat September wurden im Wezen Regierungs⸗-Bezirke 1901 Stuͤcke Tuch und 232 Stuͤcke Boy verfertigt; abgesetzt wurden, mit Einschluß fruͤherer Be⸗ stande, 2120 Stuͤcke Tuͤch und 186 Stuͤcke Boy, davon auf der letzten Leipziger Messe 111 Stuͤcke Tuch.

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Die Kunst-Ausstellung in St. Petersburg. (Zweiter Artikel aus der St. Petersb. Zeitung.)

Bon den Landschaften, über die wir am Ende des ersten Arti— kels berichtet haben, wollen wir nun zu den sogenaunten Genrt⸗ Bildern übergehen. Das Genre ist in der Malerci, was in der dramatischen Poesie das Lustspiel ist. Es genügt nicht, bloß eine Scene aus dein gemeinen Leben darzustellen; wenn uns dieselbe in⸗ teressiren soll, muß Witz und Humor in der Wahl und in der Aus⸗ führung des dargestellten Gegenstandes vorherrschen, wie dies bei den Erfindern und den noch immer unübertroffenen Mustern dieser Gat— tung, den Niederländern, der Fall ist. Die diesjährige Kunst⸗Aus⸗ stellung hat nur wenige Bilder aufzuweisen, welche zugleich witz ig er⸗ funden und witzig ausgeführt sind. Wir nennen züerst ein Bild von Sacharo w, auf dem eine alte Frau die Karten schlägt, offen—⸗ bar für den jungen Bauerburschen und das junge Mädchen, die an dem Tische, auf welchem die Alte mit großem Ernste die Kartenblätter ausiegt, sich einander gegenübersitzen. Der Coeur⸗ König, der in der Mitte der schon aufgeschlagen u Kartenblätter liegt, ut an, daß von einem Liebesverhällnisse die Rede ist. Der junge Bursche schielt halb nach den Karten, aus denen ihm die Lllte seine Zukunft vorherfagt, und halb nach dem Mädchen, dem Gegenstande feiner Wünsche, hin, und der alte Bauer, welcher hinter der Karten⸗ schlägerin steht und mit nicht kleinerer Spannung auf die BVerkündi⸗ gungen der alten Sibolla horcht, als das Liebespaar selbst, läßt uns in seinem sprechenden Gesichte lesen, daß die Prophejeiung nur Gutes enthält. Ein Gegenstück zu diesem Bilde hat uns Sobo⸗— lozkij geliefert. Ein j nges Mädchen erholt sich bei einer alten Fran Rathes über ihre Zukunft, und diese sucht ihr dieselbe aus der Zusammenlegung von Bohnen zu verkündigen. Das Mãäd⸗ chen hält einen Silberrubel nebst einigen Kupfermünzen in der Hand, ohne Zweifel um die Alte für ihre Mühe zu hann! und diese

artigen Mädchen, auf dessen Schulter sie zugleich vertraulich und zur Bekfräftigung ihrer Rede die Hand legt, nur Liebes und Gutes vor⸗ Ee, mn diesem Gemälde haben wir noch drei Genrebilder von oboloz derfelben stellt eine dunkle Küche vor, in der eine Diensimagd halb⸗ erloschene Kohlen auf dem Heerde anbläst, um daran ein Schwefelholn und mit diesem ein neben ihr stehendes Talglicht auf einem messin⸗ genen Leuchter anzuzündkn. Die Beleuchtung geht von den durch den Athem des Mädchens angefachten Kohlen aäus, und es scheint, he. der Künstler den Humor feines Bildes in diese Beleuchtung der aufe ,, Pausbacken des Mäßchens gelegt hat. 2

bemerki, die in ihrer Art vortrefflich ind. Das eine

Auf dem zweiten ilde sehen wir einen die Balalatfa spielenden Knaben und auf dem dritten einen Russischen Soldaten in voller Armatur, einen wacke⸗ ren Veteranen, wie die Ehrenzeichen, welche seine Brust schmücken, beweisen; er hat sich, ermildet vom Marsche, am Wege niedergesetzt⸗ und sucht neue Kräfte zur Fortsetzung seines Weges zu sammeln. Als ein Seiten sück zu diesem letztern Bilde kann die von Petschenkin darge⸗ ssellte Scene betrachtet werden, welche uns einen ebenfalls auf dem Mar⸗ sche befindlichen Soldaten vorführt, der un dem Wasser⸗Eimer eines Baucrmädchens seinen Durst löscht. Die Scene ist durchaus natür⸗ lich gemalt, und befriedigt, wenn man sich mit der naturgetreuen Darsiellung einer Scene aus dem Leben begnügt, ohne irgend einem witzigen und humoristischen Element zu fragen. einem poetsschercn'Hauche übergossen, scheint uns das zweite Bild desselben Kiünfilers, auf welchem wir eine Russische Fran mit ihrem Knaben an einem Bethause vorbeigehen sehen; die Mutter wirft ein Almo⸗ sen in die dabei aufgestellte Armenbüchse, während ihr Knabe das Zeichen des Kreuzes macht. -Wenn wir zu den erwähnten Bildern noch zwei mit Wasserfarben gemalte von einem ungenannten Künstler hin⸗ zufügen, von denen das erste einen Bauern im Winterfleide, nämlich in einem Rocke von Schafpelz mit einer nf von Lämmerfell, bei einer Flasche Branntwein und einem Stücke chwarzen Brodes, und das andere einen jungen Burschen in seinem sommerlichen Sonntags⸗ Anzuge darstellt, der auf einem Tische mit herabhängenden Beinen sitzend zwei vor ihm befindlichen Mädchen auf der Balalaika vorspielt, so haben wir alle aus dem Russischen Volksleben genommene Bil⸗ der genannt, die uns der Erwähnung werth schienen. Von ausländischen Scenen findet sich, mit Ausnahme der Ko⸗ pieen von einigen Riederländischen, Stücken, nur eine 7 auf ber Kunst-Ausstellung, nämlich Plüchart's Italiänerin, die unter dem Vordache ihres rebenumrankien Hauses Flachs spinnt, während ein Knabe im bloßen Hemde auf, der Brüstüng des Vorhauses sitzt und sich eine Traube schmecken läßt. Das anmuthige Bild macht einen fehr freundlichen Eindruck und erhält durch die darüber aus— gebreitete Ruhe einen wahrhaft idpllischen Charakter.“ Wir kommen nun zu einem Bilde, das vor allen den Beifall des Publikums erworben hat, und vor dem die Zuschauer Gruppen nie anders als mit Bewunderung und enthusiastischen Lobeserhe— bungen verweilten. Es ist dies ein Mädchen mit einem Tambeu⸗ rin, von Tyronow gemalt. Wir können nicht unbedingt in die diesem Bilde ertheilten Lobsprüche einstimmen; uns scheint im Ge⸗ gentheile hier mehr Künstelel als Kunst aufgewendet, um einen Ef⸗ . hervorzubringen, der am Ende doch nicht befriedigend ist, weil er an S e eh der dein Maler angewiesenen Gränzen liegt. Das Mäd⸗ chen hält nämlich ihr Tambourin so gegen das zu einem Fenster hereinfallende Licht, daß dieses 2 Theil durch das Fell dersel⸗ ben aufgefangen wird, zum Theil aber scharf das Gesicht des Mäd⸗ chens streift und voll auf den Aermel ihres rothen Kleides fällt, von wo aus es sich als röthlicher Schimmer über das allerdings reijende und lieblich lächelnde Mädchen-NANntlitz verbreitet. Durch die WMischung dieser drei verschiedenen Lichter entf eht der von dem Künst⸗ ser berechnete Effekt, daß das Bild gleichsam plastisch aus der Lein⸗ wand heraustritt und sich wie ein in Wachs poussirter Kopf dar⸗ stellt. Gerade dieses wachssigurenartige aber ist das, was uns das Bild bel längerem und unverwandteni Betrachten unangenehm macht und diefe Spielerei mit Licht-Effekten als bedenklich und leicht auf Abwege führend erscheinen läßt. Das von dem gewaltsamen Licht⸗ Effekt geblendete Auge bedarf der Erholung und wir wollen Taher noch den von Alexejew gemalten Judenknaben, der auf einer Man⸗ doline spielt und dazu singt, ein Produkt der Arsamasschen Schule, betrachten. Dieses Bild verdient alles Lob und erweckt das beste Vorurtheil für die Schule, aus der es hervorgegangen ist. “) Es „bleibt uns Jetzt noch das Fach der großen historischen Compositionen übrig. Diese bilden eigentlich den Maßstah für die Beurtheilung, wie hoch ein Land oder eine Zeit in der Kunst siehe. Um solche Werke zu schaffen ist Genie nöthig,. In die sem 6 wird das bloße Talent entweder nur Mittelmäßiges hervor⸗ ringen, oder sich auf die Nachahmung vortrefflicher Muster beschrän⸗ ken; zum eigenen Schaffen großer historischer Compositionen gehört dagegen Erfindungsgeist, Schwung und Energie der Phantasie und cine Begeisterung, die durch das lange Festhalten einer und derselben Ar⸗ beit nicht ermüdet, sondern vielmehr aus der mühsamen Ausarbeitung des Einzelnen neue Rahrung zieht. Wir fangen billig mit den Kopieren großer Compositionen von älteren und neueren Meistern an. Das Kopiren ist keine zu verachtende oder niedrig zu stellende Kunst; es erfordert nicht bloß Fleiß, sondern auch das Talent, sich in eine fremde Manier ganz hineindenken und die eigene mit derselben ver⸗ tauschen zu konnen. Der Maler gleicht hier dem Uebersetzer eines großen poetischen Meisterwerkes; wie dieser sich nicht damit begnügen darf, Wort für Wort und Gedanke für Gedanke wiederzugeben, son⸗ dern wie er fich bemühen muß, dem Sriginal seine Eigenihümüchkeiten abzulauschen und sie ihm nachzubilden, so muß auch der Kopist in der Malerei sich in den Meister, nach dem er arbeiten will, hincinstudiren, um den Geist desselben zu erfassen und wiederzugeben. Dieser Zweig der Kunst verdiente mehr aufgemuntert zu werden, als es geschieht. Die Lite ratur verzeichnet die Namen glücklicher Uebersetzer in ihre Annalen, und ein Foh. Heinrich Voß, ein A. W. von Schlegel und ein J. D. Gries werden in der Deutschen Literatur mehr durch ihre Ueber setzungen, als durch ihre eigenen poetischen Arbeiten einen unsterbli— chen Namen behalten, warum sollte nicht auch die Kunst gegen glückliche Kopisten gleich dankbar seyn“ Wenn Kopieen gehörig. zewürdigt und bezahlt würden, wie viele Talente würden dann nicht lieber gute Kopien, als mittelmäßige Originale hervorbringen! Unter den auf der Ausstellung befindlichen Kopien neunen wir zu⸗ erst die Kopie von Krüger's großer Composition, die Se. Maj. den Kaiser und zu den beiden Seiten des Kaisers IJ, KC. SS. den Großfürsten Michail Pawlowitsch und den Großfürsten Thronfolger nebst einer glänzenden Suite in Lebensgröße und zu Pferde darstellt. Die Kopie ist von Piratskij, und obgleich noch unvollendet, doch Jecignet, demjenigen, der das Original nicht gesehen bat, eine Vor⸗ siellung von der Kühnheit und Trefflichkeit desselben zu geben. Krüger ist bekanntlich in der Darstellung von Pferden einer der größten Meister; er hat das edle Thier bis in die kleinsten Details feines Baues und seiner Bewegungen studirt und dadurch eine Si⸗ cherheit gewonnen, die ihm auch die schwersten Stellungen mit Leich= tigkeit ausführen ldzt. Wie verschieden sind nicht guf diesem Bilde die Stellungen der Pferde, und wie sind doch alle voll Bewegung und Leben! Der Gedanke, das Pferd des Kaisers so zu verkürzen, daß es gleichsam aus dem Rahmen des Bildes herausgallopirt, ist eben 1 kühn, als in der Ausführung gelungen. Man fürchtet fast dem Bilde zu nahe zu treten, um nicht überritten zu werden. Bon ehe⸗ maligen Zöglingen der Akademie, die jetzt zu ihrer weiteren Ausbildung in allen seben, find Kopieen von A berühmten großen Bildern eingesandt FTorden: Guido Reni's Bethlebemitischer Kindermerd von Fedorow, Eorreggio's sogenannter „Tag“ und Guido Reni's Kreuzigung des Apostels Petrus von Shiwoi, und Raphael's Madonna di Foligno

von Kane wsk ij. ö . sinter den Original-Gemälden wollen wir zuerst die Bilder, wel⸗

) Die Malerschule zu Arsamgé einer Kreisstadt im Rishego⸗ rodschen Gouvernement, wurde im Anfange dieses Jahrhunderts von dem Afademiker Stupin gegründet und hal bereits tüchtige Qünst⸗ ler gebildet. Es hefinden sich jetzt etwa 20 Zöglinge in derselben; u der Kunst-Ausstellung sind aber von Arsamas aus nur von Aleze⸗

scheint das Geid dadurch mit Ehren verdienen zu wollen, daß sie dem

jew Bilder geliefert worden. (Aumerk. der St. P. Ztg.)

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