1836 / 309 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Diebe von 18 bis 17 Jahren, uͤber welche der Recorder von London dem Koͤnige am Mittwoch Bericht abstattete, sind sammt—⸗

lich von Sr. Masestaͤt begnadigt worden. Hiesigen Blattern zufolge, hat Se. Koͤnigliche Hoheit der

Herzog von Cambridge den Russischen St. Andreas-Orden er⸗ halten.

Es heißt jetzt, daß der Fuͤrst von Schdnberg der Nachfol⸗ ger des Fuͤrsten Esterhazy, als Oesterreichischer Botschafter am hiesigen Hofe, seyn werde.

Man glaubt, daß der Fuͤrst von Polignes und seine Fami⸗ lie, wenn der Erstere aus seiner Gefangenschaft entlassen werden sollte, ihren Aufenthalt in der Uũmgegend von London nehmen wurden, denn es soll bereits ein Agent eine kleine Villa in der Naͤhe von Regents-Park fuͤr den Fuͤrsten aussuchen.

Um zu zeigen, wie revolutionair die Plaͤne des jetzigen Ministeriums seyen, hebt die Times aus einem seit kurzem erscheinenden neuen Blatt, „der Englaͤnder“, dessen Redaction unter der Hauptleitung des Großsigelbewahrers selbst, des Lord Duncannon, steht, folgende Stelle hervor: „Der erste Schritt zur Kirchen-Reform ist die gaäͤnzliche Abschaffung des Ueberrestes jener religioͤsen Unterscheidungen und Dis qualifizirungen, die unsere Statuten⸗Buͤcher noch befiecken, obgleich die gehässigsten davon schon aufgehoben sind. Die Belastung der Dissenters mit Kir⸗ chen⸗ Steuern, die Zehnten-Erpressung von den Katholiken, die bürgerliche Zuruͤcksetzung der Juden, dies und viele unbedeuten⸗ ders Unbildẽn machen die Außenwerke der geistlichen Mißbraͤuche aus, und bevor diese nicht niedergerissen sind, wuͤrden wir mit Angriffen auf die Citadelle selbst unsere Krafte nur umsonst vergeuden.“

Sir Hussey Vivian, der in Ost-Cornwall als Gegen⸗Kan⸗ bidat des Lord Eliot auftritt, sagt in seiner Adresse an die Waͤhler unter Anderem: „Es ist der aufrichtige Wunsch der Minister, die Institutionen des Landes nicht nur zu reformiren, sondern auch aufrecht zu erhalten und zu befestigen, nicht aber, wie ihre Feinde um persoͤnlicher Zwecke willen ihnen vorzuwer⸗ fen pflegen, dieselben niederzureißen und zu zerstöͤren.“ Wenn dies der Fall wäre, meint die Times, warum unterstuͤtze dann Sir H. Vivian nicht lieber die Wahl des Lord Eliot, statt sich demselben entgegenzustellen.

Die Weslehanischen Methodisten von Norwich hielten vo—⸗ rige Woche eine Versammlung in St. Andrews Hall, zu wel— cher sich elfhundert Personen gegen ein Eintrittsgeld von 1 Shil— ling einfanden und zum Theetrinken niedersetzten. Jeder sie⸗ benten Dame war eilte Theekanne zur Bedienung uͤberwiesen.

In Manchester, welches 250,060 Einwohner enthaͤlt, haben nicht weniger als 40, 151 Kranke in einem Jahre unentgeltlich ärztliche Huͤlfe in den Arbeits- und Krankenhaͤusern, so wie in anderen medizinischen Instituten, erhalten.

Man will wissen, die Bank habe jeden Gedanken an eine abermalige Erhohung des Diskontos aufgegeben.

In der Times wird darauf aufmerksam gemacht, daß be— reits Schreibpapier mit dem Wasserzeichen 1837 in Umlauf sey, und daß daher der Beweis, den man aus dem Wasserzeichen nehme, um das Alter einer Urkunde zu bestimmen, sehr truͤglich seyn könne.

Ein Nachkomme Shakespeare's im sechsten Grade, Herr

William Smith, welcher in Gloucester ein Gasthaus besaß, das er nach dem Namen seines Ahnherrn benannt hatte, ist kuͤrzlich in seinem J2sten Jahre mit Tode abgegangen. In London hat ein Zwerg aus Manilla, Don Santiago de los Santos, 50 Jahr alt und 25 Zoll hoch, mit einer Zwergin, Mstrs Ann Hopkins aus Birminghzm, 31 Jahr alt und 38 Zoll hoch, ein Kind gezeugt, welches 13½ Zoll groß war und 1“ Pfund wog. Es war wohlgebildet, starb aber schon eine Stunde nach der Geburt.

Bei der letzten vierteljährlichen Versammlung der menschen⸗ freundlichen Gesellschaft in Exeter nahm ein Mann von ihr eine Belohnung in Anspruch, weil er seine Frau vom Ertrinken ge— rettet habe.

Am vergangenen Sonnabend, den 22. Oktober, wurde hier ein zweites Nordlicht beobachtet, welches um 5 Uhr Morgens begann und bis gegen 6 Uhr dauerte.

Nachdem die Antworts⸗-Adresse des Versammlungs⸗Hauses von Nieder⸗-Kanada auf die Eroͤffnungs-Rede des Gouver, eurs angenommen und uͤberreicht worden war, beantragte zuerst Herr Morin die zweite Lesung seiner Bill zur Aenderung der Verfassung des gesetzgebenden Raths und zur Aufnahme des Wahl⸗Prinzips in denselben. Dieser Antrag, so wie der fol⸗ gende, daß die besagte Bill an die General⸗Kommission zur Er⸗ wägung des Zustandes der Provinz uͤberwiesen werden sollte, wurde einstimmig angenommen.

In Madras wurde, nach Inhalt der letzten Zeitungen von dort, viel daruͤber gesprochen, was wohl die Britische Regierung bewogen haben koͤnnte, einen so jungen Mann, wie Lord El— phinstone, zum Nachfolger des Sir F. Adam, als Gouverneur jener Präͤsidentschaft, zu ernennen.

London, 28. Okt. Während in England der Aus— druck politischer Feindseligkeiten auf die Zeitungen, auf die Re— den bei den großen Festmahlen und hoͤchstens auf das Bestre— ben sich beschränkt, sich gegenseitig das Recht, als Waͤhler re— ,. zu werden, streitig zu machen, kommt es in Irland da—⸗

ei immer zum Blutvergießen. So haben denn wieder bei ei⸗ nem Versuche, einige widerspenstige de nr gn liche ge vor Gericht zu laden, zwei Menschen das Leben verloßen. Da man es naͤm— lich schwer gefunden, sich der Habe der Widerspenstigen zu be— mächtigen und in den meisten Fällen, wenn man sie hatte, Kaͤu⸗ fer dafür zu bekommen, so haben die Zehnten-Eigenthumer be, kanntlich es seit einiger Zeit vorgezogen, sich an den Fiskalhof zu wenden, welcher die Verhaftung des Verklagten befehlen kann. Dazu aber ist es noͤthig, daß diesem erst die Vorladung angekündigt werde, eigentlich durch persoͤnliche Einhandigung und, wo dieses nicht thunlich, durch Anschlagung derselben an dessen Wohnung. Daß die hierzu gebrauchten Personen bei den Landleuten in uͤblem Geruche stehen, versteht sich wohl von selbst, und wenn man weiß, wie bei jenem gesetzlosen Volke Mißwollen augenblicklich zur Thaͤtlichkeit und nicht selten zum Todtschlag uͤbergeht, so erscheint es auch ganz natuͤrlich, daß die Gerichtsdiener bewaffnet gehen und gewohnlich von bewaff— neten Polizeidienern begleitet sind. Dies war denn auch hier der Fail, und als sich die zwei Gerichtsdiener und fuͤnf Polizei— Soldaten von mehreren tausend blutduͤrstigen Bauern umringt und ihr Leben bedroht sahen, feuerten sie unter die Menge und erschossen einen Mann. Dieses aber brachte einem von den Ersteren den Tod, und ohne die Dazwischenkunft des Ortsprie— sters wuͤrden wahrscheinlich die Uebrigen, welche entwaffnet wor— den waren, Opfer der Volkswuth geworden seyn. Dieses scheint, nach Vergleichung der beiderseitigen Nachrichten von der un— gluͤcklichen Begebenheit, der Verlauf der Dinge gewesen zu seyn. Die Sache wird natuͤrlich gerichtlich untersucht werden, und es

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wird sich alsdann zeigen, ob die Gerxichtspersonen mit ihrem 1

Schießen zu voreilig gewesen sind oder nicht. Die wichtigere Frage aber ist, wie den unseligen Verhaͤltnissen, welche zu solchen trau⸗ rigen Resultaten fuuͤhren, ein Ende gemacht, wie eine Auflage beseitigt werden kann, welche dem Volke so druckend und unge— recht scheint, daß es lieber Gut, Freiheit und Leben wagt, ehe es diefelbe freiwillig entrichtet. Die Whigs beschuldigen die Tories, daß sie ihren Vorschlag nicht angenommen, und die To⸗ ries die Whigs, daß sie die Bill, wie sie hatten annehmen wollen, verworfen, da dieselbe doch die Steuer abgeschafft haben wurde! Nun hatten die Torles freilich Recht, wenn ihre Bill dem Streit ein Ende gemacht hätte; aber so lange die Zehnten— pflichtigen nicht damit zufrieden waren (und diese zufrieden zu stellen, war ja doch der Hauptzweck), war auch an keine Beru— higung zu denken, und statt der Widersetzlichkeit gegen den Zehn⸗ ten, ware es zum Widerstand gegen den Grundzins gekommen, in welchen jener alsdann einbegriffen war. Freilich blieb es immer noch zweifelhaft, ob der ministerielle Vorschlag, einen Theil der statt des Zehnten zu erhebenden Grundsteuer auf den Volks-Unterricht zu verwenden, die Katholiken lange befriedigt haben wurde; aber es war denn doch immer des Versuches werth, da auf jeden Fall die Geistlichkeit fuͤr immer des Strei— tes mit den Bauern uͤberhoben und ihres Einkommens vom Staate versichert worden waͤre. Je laͤnger aber der Streit dauert, desto mehr gelingt es den Landleuten, den Zehnten fak— tisch abzuschaffen, Und desto weniger werden die Gutsherren (Protestanten wie Katholiken) geneigt werden, sich aufs neue eine Bürde aufzuladen, von welcher der Volks Widerstand sie befreit hat. Dergestalt wird der schwierige Gegenstand immer schwieriger, so daß auch die Tories, wenn sie morgen ans Ru⸗ der kaͤmen und durch eine neue Aufloͤsung des Unterhau es

eine Mehrheit von 100 Mitgliedern erhielten, denselben ohne ein sehr großes Opfer nicht wuͤrden schlichten koͤn⸗ nen. Aber é diese Rückkehr der Tories ist immer noch

unwahrscheinlich, und noch unwahrscheinlicher ist, daß sie sich solchergestalt im Unterhause verstärken wuͤrden. Denn trotz der vielen Konservativfeste, von denen uns die Zeitungen erzählen, und den Hunderten, welche daran Theil nehmen, scheint es doch nicht,

daß sie im Allgemeinen in den Wahllisten gewonnen haben, wor—

auf doch am Ende Alles ankömmt. Waͤren alle Gegner der Tories in ihrem Streben nach Reform gemaͤßigt, oder waͤren die Whigs wirk⸗ lich die Zerstöͤrer, fuͤr die man sie ausgeben will, so ware an ein Aufkom⸗ men jener Partei nicht einen Augenblick zu denken. Wie lange aber duͤrfte sie sich am Ruder behaupten koͤnnen, wenn sie nur dann dazu gelangt, wenn etwa die Radikalen die Whigs zu ge— maͤßigt finden und von ihnen abfallen? Doch ist es vorzuͤglich diefer Abfall, auf den sie ihre Hoffnung setzt, und zwar

gerade uͤber die Frage der sogenannten Oberhaus⸗Reform, eine

Reform, die nur deswegen gefordert wird, weil die Tories in der ersten Kammer die Whigs verhindern, auch nur diejenigen Reformen durchzusetzen, welche dieselben fuͤr nothwendig erkannt, und die doch noch weit hinter denen zuruͤck bleiben, welche die Radikalen wollen. Aber dann hoffen die Tories, die am meisten gemaͤßigten Whigs wuͤrden sich zu ihnen schlagen, was sehr moglich ist; doch die heftigeren duͤrften sich dann auch zu den Radikalen wenden, und die Whigpartei geht zu Grunde ein Erfolg, uͤber welchen nur Kurzsichtige und Revolutionairs triumphiren koͤnnen. Das Wahrscheinlichste also vor der Hand ist, daß, wenn die Tories nicht den Whigs nach⸗ geben, diese sich mehr von dem Wesen der Radikalen aneignen und vielleicht selbst eine Pairie-Reform in Schutz nehmen muͤs⸗— sen, damit ihnen nur einigermaßen die Leitung des Reformgan— ges bleibe und Demokratie und Aristokratie nicht in unmittelba— ren Kampf mit einander gerathen. Die Einschraͤnkungen der Bank veranlassen große Klagen, doch haben dieselben bis jetzt noch zu keinen bedeutenden Fallissementen Anlaß gegeben; dage— gen ist der tollkuͤhne Speculationsgeist, welcher zum Vortheile nichtsnutziger Menschen in immer hoͤheren Schwung zu kom— men drohte, gluͤcklicherweise dadurch gezuͤgelt worden.

Schweden und Norwegen.

Christiania, 206. Okt. Das Comité des Storthings hat in der Sache gegen den Nepraͤsentanten Mjelva bereits seine Entscheidung abgegeben. Das Comité meinte, daß zwar die Denunciation des Repraͤsentanten Vogt, nach Beschaffenheit der Sache, Aufmerksamkeit verdiene; da inzwischen Vogt 's Schrei— ben mit Bellage nicht solche bestimmte Indicien enthalte, die einen entscheidenden Einfluß auf Mjelpa's Eintritt als Repraͤ⸗ sentant haben konnten, sondern bloß Aeußerungen betrafen, de—⸗ ren Absicht und Meinung nicht beurtheilt werden koͤnnten, in— dem sie nicht deutlich entwickelt seyen, so habe das Comité nicht geglaubt, daß fuͤr jetzt hinlaͤnglicher Anlaß sey, auf irgend eine Verfuͤgung des Storthings in diesem Be— tracht anzutragen. Im Storthinge selbst ließ Mjelva sich krank melden Und eine Rechtfertigungsschrift verlesen, in welcher er sich sehr erstaunt uͤber Voigt's Angaben und Andeutungen seiner Reise äußert. Er will diese unter Anderem darum ge— macht haben, um Muͤtzen- und StrumpfFabriken in Schweden zu besehen, weil er eine dergleichen besitze, so wie auch, weil ein Reskript von 1743 den Einwohnern seiner Gegend das Recht zum Handel mit groben Waaren verliehen, was er mit einigem Kapital gut werde benutzen konnen. Da die Bereit— willlgkeit Sr. Majestaͤt, zu helfen, wo Sie nuͤtzliche Thaͤtig— keit bemerkten, ihm bekannt gewesen und vorgestellt wor⸗ den und in den einheimischen Leih-Anstalten, so weit ihm be—⸗ kannt, nicht oder nur höͤchst schwierig Darlehne ohne Kapital⸗ Abtrag zu erhalten staͤnden, habe er sich entschlossen, Seine Majestaͤt um ein Darlehn von 3000 Sps. gegen gesetzliche Zin⸗ sen und erste Prioritaͤt in seinem Besitzthum anzusprechen. Der Koͤnig sey so gnaͤdig gewesen, ihn solches fuͤr naͤchstes Jahr hoffen zu lassen; dies koͤnne Staats-Seeretair Due, der zugegen gewesen, bezeugen. Die Guͤte Sr. Maj habe ihn hoffen lassen, daß ein kleineres Darlehn von 400 Sps., welches draͤngende Umstaͤnde fuͤr ihn wuͤnschenswerth machten, vielleicht gleich zu erhalten seyn moͤchte und habe er deshalb ein Gesuch durch Herrn Due eingereicht, aber keine⸗ Antwort erhalten. Alle uͤbri⸗ gen Angaben Vogt's erklart er fuͤr ungegruͤndet. In der Berathung über die Sache meinte Weidemann, die Wuͤrde des Storthings arheische, die Sache nicht ohne gehörige Unter suchung hingehen zu lassen, um so weniger, da letzthin (vom Advokaten Petersen als Defensor Löwenskiold's) behauptet wor— den, das Storthing mache nur immer Jagd auf Fehler bei den höchsten Mitgliedern der vollziehenden Gewalt und uͤbersehe, was in seiner' Mitte vorgehe; er schlage demnach vor, die Do⸗ kumente dem Odelsthinge zu uͤbergeben. Nach einigen Bedenk— lichkeiten wurde einstimmig beschlossen, dies zu thun, sobald die Verhandlungen des Storthings in der grundgesetzmäßigen Weise eroͤffnet seyn wuͤrden.

Die Beamten unter den Storthings-Mitgliedern haben be— schlossen, daß ihre beim Anfange des letzten Storthings getrof—

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fene Verabredung, ohne ihre Uniform zu erscheinen, wo sie als

Storthings-Maͤnner zusammenkommen fuͤr dieses außerordent—⸗

siche Storthing nicht gelten soll. In Folge dessen werden heute

mehrere sich in ihren Amts-Kleidungen einstellen, wodurch einer

ir bedeutenden Beschwerdepunkte wider das Storthing weg— t.

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Regensburg, 26. Okt. Die Baulust des Fuͤrsten von. Thurn und Taxis, der an seinem Palaste bei St. Emmeran viele Verbesserungen und Anbauten herstellen laßt, giebt neben dem Bau der Walhalla der arbeitenden Klasse viel Beschaͤfti⸗ gung. Unter Anderem laßt der Fuͤrst gegenwärtig in der Kirche zu St. Emmeran eine prachtvolle Gruft-Kapelle erbauen, die aus lauter Quadersteinen errichtet wird und schon ziemlich vor geruͤckt ist. In diese Gruft ist ein Meisterstuͤck von Dannecker in Stuttgart bestimmt.

Bei den juͤngsten Gemeinde-Wahlen hier hat es sich getrof, fen, daß lauter Protestanten in den Magistrat gewaͤhlt wurden. Ueber dieses anscheinend auffallende Ergebniß ist nun die katho— lische Einwohnerschaft (ungefaͤhr 140690 an der Zahl, oder zwei Drittel der Gesammt-Bevölkerung) ungehalten, und soll zur Wahrung der katholischen Interessen Schritte thun wollen, in— dem sie geneigt ist, religioöͤse Parteilichkeit, Einverstaͤndniß ꝛc. als Grund des Ergebnisses anzusehen. Der wahrscheinlichere Grund ist aber, daß die protestantischen Buͤrger, obwohl in der Min⸗ derzahl, den katholischen an Wohlhabenheit bedeutend voranste— hen, was denn auch nach den Bestimmungen des Gemeinde Edikts geeignet ist, jene in groͤßerem Verhaͤltnisse als Waͤhler, und dann besonders als wählbar erscheinen zu lassen, so daß die Wahlen das Ergebniß, man moͤchte fast sagen, einer zufaͤlligen Nothwendigkeit waren.

Der Verwaltungs- Ausschuß der privilegirten Bayerisch— Wuͤrttembergischen Donau⸗Dampfschifffahrts⸗-Gesellschaft schreibt auf den J. Dezember eine Actien- Einzahlung mit 5 pEt. aus. Die Zukunft dieser Gesellschaft scheint von dem Erfolge eine nach Wien abgehenden Deputation abzuhaͤngen. ö ö

Aschaf fenburg, 29. Okt. (Hannov. Ztg.) Am Schlusse des vorigen und im Anfange dieses Monats wurden unsere Buͤr— ger durch die Nachricht einiger Bayerischen Zeitungen von d Aufhebung des Lyceums so sehr beunruhigt, daß sie sich zu ei—

ner gemeinschaftlichen Vorstellung an Se. Maj. den Koͤnig um

Abwendung dieses angedrohten Uebels vereinigten. Das wahre Verhaͤltniß ist, daß seit 2 bis 3 Jahren nicht mehr als 2 bis; U Kandidaten der Theologie suͤr die 5 Professoren der theologischen Section vorhanden waren, und fuͤr das naͤchste Jahr kaum Ei— ner zu hoffen ist, obschon vor vier Jahren die ungegruͤndete An⸗ zeige gemacht war, der Professor der Philosophie, Pr. Aschen⸗ brenner, suche seine Zuhoͤrer vom geistlichen Stande, zu welchem er selbst gehoͤrte, abvendig zu machen; weswegen er auch auf der Stelle seines Amtes entsetzt wurde. Vielmehr ist zu beruͤcksich= tigen, daß die Kandidaten der Philosophie nach der Beendigung ihres Kurses, wenn sie zur Theologie schreiten wollen, sich so⸗ gleich nach Wuͤrzburg begeben, wo sie Aufnahme und Verpfle, gung unentgeltlich im Priesterhause finden, statt daß sie im theuern Aschaffenburg drei Jahre Theologie aus eigenem Ver— moͤgen studiren, oder eine kummervolle Excistenz bei den schwa— chen Unterstuͤtzungen einiger Goͤnner haben. Aus diesen Grün— den kann die theologische Lehr-Anstalt, obschon sie neben der Phi— losophie als zweiter Faktor einen Hauptbestandtheil des L5yceums ausmacht, im strengen Sinne nicht bestehen Da jedoch di Stadt Aschaffenburg durch die Aufhebung des ganzen Lyceums sehr viel verlieren durfte; und da die dasigen Aeltern gewohnt

sind, ihre Soͤhne daselbst Philosophie studiren zu lassen, um sie

laͤnger in wohlfeileren und angenehmeren Familten-Verhaͤltnissen zu erhalten, so koͤnnte die theologische Section wieder aufgehen ben werden, und die philosophische Lehr-Anstalt, wie fruͤher schon

Kniphausen, 27. Okt. Zur Berichtigung der verschiede— nen Erzählungen uͤber die hiesigen Vorgaͤnge theilt die Bre'— mer Zeitung Nachstehendes mit: „Der Reichsgraf Gu stav Adolph Bentink befindet sich bekanntlich seit dem 23. Mai 1831 in dem durch die oͤffentlich ihm geleistete Huldigung anerkann— ten Mitbesitz der zum Aldenburg-Bentinkschen Fideikommiß ge⸗ hoͤrigen Herrschaft Kniphausen, so wie er seit dem am 22. Ott. v. J. erfolgten Ableben seines Vaters, des Reichsgrafen Wil— helm Gustav Friedrich Bentink, sich im ungestörten Alleinbestz fammtlicher zu diesem Fideikommiß gehöriger Guͤter befand. Wenn daher auch der Graf Wilhelm Friedrich Christian Ben— tink als vermeintlicher Nachfolger in gedachtem Fideikommiß durch eine Proclamation vom 22. Januar d. J., die uͤberall nicht auf eine fuͤr irgend Jemand rechtsverbindliche Weise bekannt ge— macht ist, die Regierung angetreten haben mag, so konnte das doch auf den Besitzstand des Sohnes, der seinem Vater in dem Nachlaß desselben gefolgt war, keinen Einfluß haben, sondern dieser konnte, gleich jedem Privatmanne, unter dem Schutze der Gesetze im ruhigen Besitze seines vaͤterlichen Erbes erwar, ten, was auf dem Wege Rechtens entschieden werden wurde, den gedachter Graf Wilhelm Bentink durch die beim Großherzogl. Bber-Appellationsgericht zu Oldenburg, als der nach dem durch die hohe Bundes-Versammlung garantirten Berliner Abkommen

kompetenten Behoͤrde, angebrachte Klage betreten hatte. Der Königlich Großbritanische Oberst; Lieutenant, Graf Karl

Anton Ferdinand Bentink, und sein Bruder, der Koͤnigl. Großbritanische Major, Graf Heinrich Johann Wilhelm Bentink, scheinen aber von den schon zur Zeit des Deutschen Reichs gegen Gewalt und Eigenmacht gegebenen Gesetzen keine

Kenntniß genommen zu haben, und haben so Scenen herbeige⸗

fuͤhrt, die seit dem Mittelalter in den eivilisirten Staaten Deutschlands und Europa's unerhoͤrt sind. Es konnte also auch keinem Menschen einfallen, daß der Graf Kar! Bentink solche Attentate gegen die oͤffentliche Ruhe und Sicherheit beabsichtige, als er am I. Oktober Nachmittags, von einem Bedienten be, gleitet, auf die Burg Kniphausen kam, wie auch sonst schon fruͤher geschehen und ihm nie gehindert war. Als aber sichere Kunde einging, daß er schon am Tage vorher die Herr

schaft durchstreift und mit mehreren unbekannten Leuten an der Graͤnze derselben Zusammenkuͤnfte gehalten, als man wahrnahm, daß sich ein Haufe fremden Gesindels

in Wagen der Burg nahe, schoͤpste man Verdacht, man ver sperrte, so gut man konnte, die gegen einen feindlichen Anfall wenig Sicherheit gewährenden Zugaͤnge der Burg und soh derte den Grafen auf, zu erklaͤren, in welcher Absicht er sich dort befinde und jenes Gesindel heranziehen lasse. Er wich einer genuͤgenden Erklaͤrung daruͤber aus, bis die Bande unter An fuͤhrüng des Grafen Heinrich der Burg sich genaͤhert und von dem einen Eingange derselben, durch die muthige Demon,

stration eines Beamten zuruͤckgescheucht, mit entwendeten Wa

schlossenen Zugänge der Burg noch in der Hand hielt, solche

Bande die schleunigste Flucht ergriss. Unwahr ist es, daß der Graf hat proklamiren lassen, vielmehr hat der Pr. Tabor lediglich durch

drohte n rng desselben abzuwenden gesucht; unwahr ist es,

dem Wagen gerufen, die unter dem Getoͤse der Abschied rufen,

Pkomisch, als das Ausgeben einer Proclamation, welche in ei— einmal geschehen ist, ganz allein bestehen. J w ; ch

Herrn machen, als die Abwehr der Behörden und Eingesesse—

Betracht kommt, so wird die Zahl derer klein seyn, welche in

Neberschrift:

genleitern begonnen hatte, die aufgezogene Bruͤcke des an⸗ dern Eingangs zu uͤberklettern. Schon waren sieben Mann von dem Haufen, der Sprache nach Engländer, so auf die Burg gelangt, und selbst Graf Heinrich war im Begriff, uͤber eine Wagenleiter zu klettern und ihnen zu folgen, ais von dem Knechte des Paͤchters, dem die Leiter entwandt dar, mit Huͤlfe eines audern, diese sammt dem Grafen zuruͤck—

gezogen wurde Graf Karl hatte indeß im Vertrauen auf seine apfere Mannschaft nun nicht laͤnger seinen Zweck verhehlt und hon dem ersten Beamten der Herrschaft die Einraͤumung des Besitzes verlangt, welche ihm jedoch von diesem wie von den hrigen Beamten kraͤfig verweigert wurde. Auf das An⸗ sehen der Sturmglocke waren inzwischen viele Einwohner serbeigekommen und hatten sich um die Burg gesam— helt, der Graf mußte daher einsehen, daß er mit sei⸗ hem a welcher etwa 25 Mann stark seyn mochte, inen Zweck nicht erreichen werde. Es wurde also konvenirt, die Sache in der Lage, worin sie eben war, bleiben, die seruͤbergekommene Mannschaft die Stelle vor der Bruͤcke nicht erlassen und zwischen dem Grafen und den Beamten meeiter onferirt werden solle. Nach längeren Verhandlungen, wobei her auf den Wunsch des Grafen Karl auf die Burg gelassene Hraf Heinrich zugezogen wurde, erklaͤrten endlich die Beamten, saß der Graf Karl entweder als Gefangener auf der Burg leiben oder sofort mit seinen Leuten auf eine von den Beamten bestimmte Weise uͤber die Graͤnzen der Herr— chaft ziehen muͤßte. Er waͤhlte dies Letztere und wurde un mit seiner Gesellschaft, worunter sich auch ein Ald— z6kat Muͤller aus Jever befand, und seinem ganzen Haufen urch zwei dazu von den Beamten ernannte Commissaire uͤber ie Graͤnze gebracht. Unwahr ist es, wenn behauptet wird, daß er erste Beamte dem Grafen Karl Schluͤssel uͤbergeben habe, selmehr hat derselbe diesem, der die Schluͤssel der so eben ver—

dewaltsam entrissen, ist aber auf der Stelle festgehalten und die Schluͤssel sind ihm augenblicklich wieder abgenommen worden. Als am 17, Oktober, dieser Abfuͤhrung ungeachtet, der Graf einrich sich in einer von seinem Bruder schon fruͤher in Seng— arden gemietheten Wohnung eingefunden hatte, wurde ihnn

n der Polizei-Behoͤrde der * angedeutet, daß nach n am Tage vorher begangenen Stoͤrungen der offentlichen Luhe und Sicherheit ihm der Aufenthalt in der Herrschaft icht weiter gestattet werden koͤnne, und er fuͤgte sich auch ohne Tiderrede dem Befehl, solche zu verlassen. Es war also eine anz natuͤrliche Folge, daß, als am 18. Oktober auch Graf Karl, beglei⸗ et von seinen Rathgebern, dem Dr. jur. Tabor und gedachtem (dvokaten Muͤller, auch einem Haufen Gesindels von 40 bis O Mann in Sengwarden einruͤckte, auch ihm die Polizei⸗ behoͤrde andeutete, die Herrschaft zu verlassen. Unwahr ist s aber, daß der Beamte dabei an der Spitze einer bewaff— eten Schaar erschienen, obgleich er wohl berechtigt gewesen häre, seinen Befehlen die Kraft zu geben, die ihm noͤthig schien, enn der Erfolg lehrte, daß der Graf, der die Befehle der Po— zei Anfangs nicht achtete, in der groͤßten Eile sich gehorsam ewies, als er den ersten Ton der erst auf seine wiederholte Feigerung angezogenen Sturmglocke vernahm und, um der an— edrohten Verhaftung zu entgehen, mit seinem Gefolge und seiner

linen angeblichen Regierungs-Antritt durch seinen Kabinetsrath ine Darlegung der angeblichen Rechte des Grafen die ange—

ß eine solche Proclamation auf dem freien Platze vor den rsammelten Unterthanen wiederholt worden. Einige Worte in er Eile der Flucht unter dem Gelaͤute der Sturmglockéen aus

en Menge verhallten, eine Verkuͤndigung zu nennen, ist eben

em Ballen aus dem Wagen geworfen, jedoch von dem versam— elten Volke Angesichts des Grafen sofort ungelesen zerrissen nd in den Koth getreten wurde. Regierungs-Handlungen sol— her Art werden den Grafen Karl Bentink in den Augen ei— es vernuͤnftigen Menschen so wenig zu einem regierenden

en eine rebellische Auflehnung genannt werden kann, da ie Beamten jeden Exceß zu verhindern bemuͤht gewesen und im ebrigen nur dem Gesetze und ihrer Pflicht folgten. Da nicht „Erfolg, sondern die minderrechtliche Handlung an sich hier

olchen Handlungen nur eine energische Ausuͤbung landesherr— icher Rechte, ein treues Verfechten der Legitimität erblicken. Ein solches Verfechten, wobei die Verfechter sehr leicht wirklich

den Staub herabgezogen werden koͤnnen, wuͤrde der Legitim i— ͤt weit mehr schaden als nuͤtzen, und um es auch nur schein⸗ ar zu rechtfertigen, mag allerdings eine vollstaͤndige juristische useinandersetzung sehr noͤthig seyn. Die hiesigen Eingesessenen aben ihren Unwillen uͤber solche Handlungen und ihre Anhäng⸗ chkeit an ihren regierenden Herrn, den Grafen Karl, laut und— ernehmlich genug zu Ohren gebracht, und die Bewohner der ngraͤnzenden Herrschaft Jever sind entruͤstet über ein Verfah— en, welches fremdes Gesindel in ihre Naͤhe zieht, das auch ih— er Sicherheit und ihrem Eigenthum Gefahren droht.“

Die Hannoversche Zeitung meldet: „Seine Masjestät er Konig haben dem Seconde- Lieutenant Gu stav Adolph ßrafen Bentink von der Garde du Corps die nachgesuchte dienst,- Entlassung mit Beilegung des Charakters von Rittmei— er ertheilt. Der Rittmeister Graf Bentink hat zugleich die rlaubniß erhalten, die Armee-Uniform zu tragen.“

Spanien.

Madrid, 22. Oktober. Der Español enthaͤlt unter der „Das Ministerium muß sich erklaͤren“, einen egen die Verwaltung gerichteten Artikel, in welchem es heißt: s ist ein wunderliches Verfahren, wenn man, um die Ver— arbung einer Wunde, die sich eben schließen will, zu bewirken, J wieder aufreißt; wenn man, um das Vertrauen wieder zu J eben, beunruhigende Maßregeln dekretirt; wenn man zur Beile— . der Zwietracht Sequestrirungen und Denunciationen ver— nr, Welchen moralischen Nimbus kann man in Regierungs— ) ßregeln zu finden hoffen, die so offenbar den Stempel der 1 des i hf, an sich tragen?“ ö e Cortes werden sich, wie es heißt, zuerst mit folgenden . beschaͤftigen: 1) Abschaffung des Regent— , athes; 2) Ausschließung des Don Carlos und seiner n . men von dein Throne; z Ernennung der Koͤnigin Chri— : ö. ad nigen Regentin im Namen ihrer Tochter Isabella. * glaubt, daß das Ministerium bei diesen Fragen mit Si— eit auf die Masoritaͤt rechnen koͤnne.

86 estern sah man im Sitzungssaale der Cortes auf jeder eite des Thrones einen Schild mit vergoldeter erh chl *

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dem einen standen die Worte: „Juan de Padilla, Juan Bravo

und Francisco Maldonado, Vertheidiger der Freiheit von Casti— lien;“ auf dem anderen las man: „Juan de Lanuza, Diego de Heredia und Juan de Luna, Vertheidiger der Freiheit von Aragonien.“

Die Regierung hat finanzielle Unterhandlungen mit der Bank San Fernando ,, die sich unter gewissen Be—⸗ dingungen bereit erklaͤrt haben soll, die 17 Millionen Reglen vorzuschießen, welche von der gezwungenen Anleihe auf Ma⸗ drid fallen.

In Malaga sollen ernstliche Unruhen stattgefunden und mit der Proklamirung der Republik geendigt haben. Die Bestuͤr⸗ zung der dortigen Kaufleute soll so groß seyn, daß saͤmmtliche Waaren an Bord der auf der Rhede liegenden Schiffe gebracht worden sind.

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Die Tim es enthaͤlt ein Schreiben aus Konstantinopel vom 5. Oktober, worin gemeldet wird, daß die Russen auf den an der Muͤndung der Donau liegenden Inseln sehr umfang— reiche Gebaͤude errichteten, die angehlich zu Quarantaine⸗ Anstal⸗ ten bestimmt seyen, und daß diese Bauten mit außerordentlicher Thaͤtigkeit betrieben wurden. Demselben Korrespondenten zu— folge, haͤtte der Russische Gesandte, Herr von Butenieff, eine Note an den Sultan gerichtet, worin er auf Verweisung des Tscherkessen⸗Haͤuptlings Tefer Bey aus dem Gebiet des Tuͤrki⸗ schen Reichs dringe, indem er diesen als einen geheimen Agen⸗ ten der aufruͤhrerischen Tscherkessen bezeichne; die Pforte soll jedoch bis zum 5ten auf diese Note noch nicht geantwortet ha⸗ ben. Lord Ponsonby hatte endlich eine Antwort von dem Bri— tischen Kabinet erhalten; uͤber den Inhalt derselben verlautete zwar noch nichts, man glaubte aber, daß der Gesandte damit zufrieden sey.

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Berlin, 5. Nov. In der Rheinprovinz ist nachfolgende Bekanntmachung des kommandirenden Generals des Sten Armee— Corps, Generals der Kavallerie, von Borstell, zur oͤffentlichen Kenntniß gebracht worden:

In Anerkennung der lebhaften Theilnahme, mit welcher die Bewohner der Rheinprovinz der vaterländischen Armee⸗ Verfassung ,, sind und welche sich auch bei der kürzlich stattgefundenen devue⸗Versammlung der zum Sten Armee-Corps⸗-Bereich gehörenden Linien- und Landwehr-Truppen ausgesprochen hat, gereicht es mir zur angenehmen Pflicht, die Ergebnisse derselben zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Der dargethane praktische Ausbildungs⸗Zustand und die disciplinarische Führung aller zur Revue bei Koblenz versammelt gewesenen Truppen des stehenden Heeres und der Landwehr sind von Sr. Königlichen Soheit dem Kronprinzen, dem Hohen Stellvertreter Sr. Maj. des Königs, bei der Revue Abnahme in einem so erfreu⸗ lichen Grade anerkannt worden, daß Se. Königl. Hoheit geruht ha⸗ ben: 1) dem Unterzeichneten anzubefehlen, den fämmtlichen Truppen Ihre höchste und vollständigste Zufriedenheit zu erkennen zu geben und außerdem in der besonderen Berücksichtigung der lobenswerthen Verfassung und tüchtigen Leistungen unserer Rheinischen Landwehr, selbige ihrem Nährstands- Verhältniß zwei Tage vor Beendigung der Corps-lUebungszeit zurückzugeben. 2) Sr. Maj. dem Könige die erfreulichen Revue-Ergebnisse schon den 15. September per Tele— graph einzuberichten, welches die fofortige Ausfertigung der nachste— henden Königlichen Kabinets-Ordre, per Telegraph, wegen ungün⸗ . Witterung erst den 17. September eingegangen zur Folge

)6 9 „„Telegraphische Depesche. Berlin, 13. September 1836. Se. Maj. der König an den kommandirenden General des

ö Sten Armee-Corps.

Ich habe aus dem Berichte Meines Sohnes des Kronprinzen Königl. Hoheit vom 15ten d. M. mit besonderem Wohlgefallen erse— hen, daß die bei Koblenz versammelten Truppen sich in einem sehr lobenswürdigen Zustand befunden und will daher nicht säumen, Ih⸗ nen Meinen Dank zu sagen, indem Ich Sie beauftrage, allen BVe⸗ fehlshabern und allen Truppen Meine Zufriedenheit bekannt zu machen. . fgez) Friedrich Wilhel n 3) Dem Sr. Majestät dem Könige später eingereichten ausführ⸗ lichen Berichte spezielle Anerkennungs-Vorschläge beizufügen, welche unsern verehrten, jede ausgezeichnete Pflichterfüllung so gern beloh— neuden König und Herrn bewogen haben, mittelst Kabinets⸗Ordre vom 17. Oktober e. alle zu den Herbst-Uebungen versammelt gewese⸗ nen Truppen mit einem Revne⸗-Geschenk von 10 Sgr. für jeden Un⸗ texoffizier und 3 Sgr. für jeden Gemeinen, und ihre sämmtlichen höheren Corps-Vorgesetzten mit namhaften Aeußerungen der Aller— höchsten Zufriedenheit zu erfreuen. Dieser in meinem Berufs— Berhältniß zu den Linien- und Landwehr-Truppen und zu der Ein— wohnerschaft des diesseitigen General-Kommando-Bereichs mir sehr erfreulichen Mittheilung füge ich gleichzeitig meinen Dank hinzu für die thätigen Beweise der vaterländischen Gesinnungen mehrerer annoch namhaft zu machenden landräthlichen Kreise und Einwohnerschaften der Rheinprovinz, durch welche sie nicht nur den äußeren Putz- und Parade⸗-Zustand ihrer resp. Landwehr verschönert haben, sondern auch, und zwar vorzugsweise gehaltvoll und dankenswerth, denen von der Uebungs-Landwehr-Mannschaft zurückgelassenen, etwa bedürftigen Frauen und Kindern eine werkthätige Unterstützung im täglichen Le— bensunterhalte haben überweisen lasfen. Koblenz, den 26 Skt. 1836. Der kommandirende General des Sten Armee-Corps (gez) von Borstell.“ Man meldet aus Stettin unterm 2ten .; Am z0sten v. M. wehte ein orkanmaͤßiger Sturm aus N. N. O, so daß die Plantage am Swinemuͤnder Hafen uͤberschwemmt wurde und das Wasser sast bis zur Hoͤhe des Bollwerks auf— trieb. Die ganz Bade-Anstalt am Strande wurde in Truͤm— mern gelegt. on den aus See zuruͤckgekommenen und im Swinemuͤnder Nothhafen eingelaufenen Schiffen hat nur das Schiff „Triton“, Schiffer Gentke, Beschaͤdigung an Segel ze. erlitten; als es im Hafen vor Anker ging, brach ihm sein An— ker, so wie dem Schiff „Lucifer“, Capt. M. Nuͤske, welches mit Stuͤckgüͤtern nach Afrika zu segeln bestimmt ist, die Ankerkette.“

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Ergänzungen und Abänderungen der Preußischen Gesetzbuüͤcher oder Sammlung aller das Allgemeine Landrecht, die Allgemeine Gerichts,, Kriminal, Hypothe— ken- und Deposital-⸗Ordnung, das Stempel⸗BGesetz und die Gebuͤhren⸗Taxen ergänzenden, abaͤndernden und erlaͤutern⸗ den Gesetze und Königlichen Verordnungen, verbunden mit einem Repertorium der Justiz-Ministerial⸗-Reskripte und der in der Simon- und v. Strampffschen Samm— lung von Rechtsspruͤchen der Preußischen Gerichtshoͤfe enthaltenen Judikate; nach den Materien der Gesetzbuͤ— cher geordnet. In sechs Banden, Preis 7 Rthlr. Mit Genehmigung Eines Hohen Justiz-Ministerii her— ausgegeben von A. J. Mannkopff, Koͤnigl. Preuß. Kreis⸗Justizrath und Land- und Stadtgerichts-Direktor. Berlin, 1836. Im Verlage der Nauckschen Buchhandlung.

Das nunmehr vollendete Werk hat die als zweckmäßig anerkannte

spstematische Anordnung sciner Vorgänger beibehalten, unterscheidet 1 Loose zu 500 Fl. 1185,. 113).

sich aber dadurch, daß es die ergänzenden und abändernden gesetzli. chen Bestimmungen (bis incl. 1831) ihrem wörtlichen Inhalte nach ö hat, wodurch man beim Gebrauch dieses Werkes der M he überhoben wird, diefe Gesetze erst anderweitig aufzusuchen, und ältere Sammlungen daneben entbehren kann, ferner dadurch, daß es nicht nur auf die ergangenen Ministerial-Reskripte (bis incl. 1833) sondern auch auf die Entscheidungen des Geheimen Ober-Tribunals in der Sammlung von Simon und v. Strampff hinweiset, und deren Inhalt kurz, aber doch so weit erwähnt, daß man daraus er⸗ sehen kann, ob man über das, was man sucht, in dem bezügli⸗ chen Reskripte oder Erkenntniß Auskunft erhalten wird. Moch ganz besonders zeichnet sich dieses Werk vor anderen ähnlicher Art durch seine Vollständigkeit aus, und da der Verfasser sein dem sech⸗ sten Bande vorgedrucktes Versprechen, in Supplement-Bänden die sväter erscheinenden Gesetze und Ministerial-Reskripte von Zeit zu Zeit folgen zu lassen, schon jetzt im Begriff ist zu erfüllen, indem, wie aus zuverlässiger Quelle uns bekannt ist, der 1ste Supplement⸗ Band, welcher die 1833 und 1836 ergangenen Gesetze und die 1834 und 18358 ergangenen Ministerial-Refkripte im wörtlichen Abdrucke enthält, binnen sehr kurzer Zeit erscheinen wird, so muß sein Werk stets ein Bedürfniß für den praktischen Juristen bleiben, und wird dieser genügende Veranlassung haben, die Bemühungen des Verfas⸗ sers dankbar anzuerkennen. z

Die tvpographische Einrichtung des Werkes betreffend, so schließt sich diefelbe den neuerschienenen wohlfeilen Ausgaben des Allgemei⸗ nen Landrechts, der Allgemeinen Gerichts-Ordnung und der Krimi⸗ nal-Ordnung an, und können wir das Werk auch in dieser Hinsicht als ein wohlausgestattetes empfehlen. .

. Se. Majestät der König haben ein Allerhöchstdemselben über— reichtes Exemplar des vorstehenden Werkes allergnädigst anzunehmen geruht und durch Verleihung einer goldenen Medaille an den Ver— faffer die Brauchbarkeit des Werkes für den Geschäftsgang Allerhöchst anzuerkennen die Gnade gehabt. ö

Die Verordnungen vom 14. März 1834, über die Execution in Civilsachen und über den Sub— hastations- und Kaufgelder⸗Liquidations⸗Pro— zeß, nebst saͤmmtlichen gesetzlichen und ministeriellen Ab— änderungen, Ergaͤnzungen und Erlaͤuterungen, unter Be— nutzung der Akten des Hohen Justiz⸗Ministeriums, her— we, von Dr. Löwenberg, Königl. Kammer— 87 K Berlin, 1836. Nauck. gr. 8. Preis

thlr.

Die mannigfaltigen Anfragen der Gerichtshö i ange⸗ nen ö über Verfügungen der . , n . Verordnungen vom z. März 1834 über Execution in Civilsachen und Über den Subhastations- und Kaufgelder-Liquidations⸗-Prozeß haben eine große Anzahl Ministerial⸗Restripte peranlaßt, welche für den prakti- schen Juristen von der größten Wichtigkeit sind, theils weil die Praxis sich schon danach gebildet hat, theils weil dieselben einen Schatz von Rechts⸗

liegenden wissenschaftlichen Studium des Rechts und seiner inner

Fortbildung den größten Vortheil gewähren. 3. Der Herr Verfasser hat in sein Werk sämmtliche in Betreff die—

ser Verordnungen ergangenen gesetzlichen und ministeriellen Abände—

rungen, Ergänzungen und Erläuterungen nach ihrem woͤrtlichen Ju—⸗

halte aufgenommen; zugleich empfiehlt sich das Buch neos ĩ eigenen Bemerkungen des Verfassers und durch i . bei jedem einzelnen Paragraphen der Verordnungen vom 4. Mar 1834 die darauf Bezug habenden Ministerial-Reskripte in der gedach⸗ ten Art gegeben sind, wodurch das Werk, zum Hand-Gebrauch für den n ,, , mn um ,,, ist.

ie Verordnung vom 14. Dezember 1833 über das zmittel der Revision und Richtigkeits-Beschwerde, von ,,, und unter derselben Anordnung bearbeitet, ist unter der Presse. ö

r. Der Mond ist, wie man durch ein gewöhnliches F o voller Vulkane, die jetzt ruhen, aber r r n rn ,,,, Thätigkeit gewesen sind. 66 Weil nun der Mond sehr klein ist, denn er hat nur à8s0 Meilen Durchmesser, und weil er fast gar keine Luft hat, so wirft er, wenn die Geschwindigkeit größer ist, als so00 Fuß in einer Setunde diese Steine wie kleine Monde, und sie gehen um unsere Erde herum Zu Zeiten ist der Auswurf der Mond⸗Vulkane so, daß er sich gegen die Erde hinneigt, denn sie sitzen rund um die Mondfläche

Herr von Schreiber hat gezeigt, daß täglich 2 Steine auf die Erdẽ ,, aber 2/3 ga, . umgeben ist.

Es scheint demnach, daß es eine ungeheüre N Mor j giebt, die um die Erde herumlaufen, 9 wir en n , n, wegen größtentheils nicht sehen, denn sie haben nur 1, 2 bis 3 Juß Durchmesser, selten A bis 5 Fuß. ; mn

Die Sternschnuppen, deren wir in einer Nacht oft z0 bis 100 am durchsichtigen Himmels-Gewölbe sehen, sind auch solche Mond. steine, die aber oft 10. 29, 30 bis 40 geographische Meilen von der Erde entfernt sind und eine außerordentliche Geschwindigkeit haben von ö. ö 6 . in einer Sekunde. . J

ie aber weiter als 50 Meilen von uns entfe sind, sehe ñ nicht mehr, weil der Luftkreis der Erde da . 3 unendlichen Leeren und werden, weil der Durchmesser zu gien n nämlich 1, 2 bis 3 Fuß, von dem Auge nicht weiter gesehen. e Ein solcher Stein kam zu Florenz den 18. September 1836 Morgens 19 Uhr auf dem Thurme Monte Oliveto an, und folgender Bericht darüber befindet sich in der Allgemeinen Preußischen Staats Senn vom 10ten d. M.: a 6

„Am Sonntage, den 18. September d. J. Vormi 6 zerplatzte eine aus der Luft gefallene e m m. , Thurme der Kirche von Monte Oliveto, brach das große Gesimse derselben ab, riß das darauf befindliche 3800 Pfund schwere eifer ; Kreuz heraus und warf es auf ein nahe liegendes Feld nieder Hrn der Zerplatzung theilte sich die Kugel in mehrere andere Jenettugd ö die dann in das Innere der Kirche und des Klosters , Man kennt den Schaden noch nicht bestimmt, welche diefe in 55 Luft gefallene fürchterliche Erscheinnug verursachte, leider er chert mn aber, daß mehrere Kloster⸗Mitglieder dadurch Verletzungen erlitten ö.

Es ist Schade, daß derjenige, der diesen Artikel geschrieben, feinen Namen nicht genannt hat. Und dies, ist unrecht. Man e . e fich nur an den Artikel, wonach der Fürst Schwarzenberg im nene ter zu Neapel seine Gemahlin erschossen haben fol. zllles diefes war nicht wahr, aber der Name von demjenigen, der dieren r fr! geschrieben hatte, blieb verschwiegen. . Zuerst müßte es ausgemacht seyn, ob dijeser Stein vom 18 September auf den Thurm der Kirche Monte Oliveto gefallen C Ich kenne Riemand in Florenz, und daher die Bitte, daß unn sich im Kreise der Leser der Staats-Zeitung Jemand befindet der j Florenz Bekannte hat, daß dieser dahin schriede, ob sich diefer Ste 3 fall den 18. September wirklich zugetragen hat. .

Ich bin erbötig, Jedem, der sich in der Sache bemüht, ein Exem plar meiner neuesten Schrift über die Sternschnuppen zu übersende .

Düffeldorf, den 25. Sftober 1836. ö

Benzenberg.

A usnyärtige Börsen. Amsterdam, 31. Oktober. Niederl. wirkl. Schuld 53 /“ 3. S0, do. 10015 22 9. do o Shan. 161 633 hPussire o5/9. Ausg. Seh. —. TZinsl. Preuss. Prüm. Sch. 11132. Faln. —. Cesterr. Met. 9834. ; Antwerpen, 30. Oktober. . Neue Anl. 163 2. . rankfur 3. M., 2. November. OQesterr. 50M, Met. 102369. 102 5. A0 981.

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SSI g. 21,3 C

57. 11 201, i. Bank Lefien söis. 16167 Fartfal. Gysi,. * Loose zu 100 FI. 220. Fræuss·

Ansichten enthalten, welche dem praktischen Juristen bei dem ihm ob-