machte ihre Bekanntschaft, indem er sie in mehreren Privathäusern autraf. Am 29. Juli begleitete er sie nach Baden. „Da Madame Gordon Wittwe war“, sagte der Oberst Vaudrey, „so lag nichts Un— ziemliches darin, daß ich sie nach Baden begleitete, indem sie sich in einem fremden Lande, wo sie Niemand kannte, allein befand. Als wir in Baden ,, waren, begaben wir uns gleich am ersten Abend auf einen Ball. Ich traf dort den Obersten Eggerle, welcher sich mit einem jungen Manne unterhielt, von dem ich später erfuhr, daß es der Prinz Ludwig war. Der Oberst, den ich kannte und dem ich mich näherte, indem ich den jungen Mann, der sich bei ihm befand, grüßte, stellte mich dem Prinzen vor, indem er ihm meine Eigenschaft als Artillerie- Oberst und meinen Ramen nannte. Wir sprachen lange miteinander, und der Prinz lud mich ein, ihn am nächsten Tage zu besuchen. Ich nahm seine Einladung an und lei— stete derselben Folge. Damals sprach er mit mir von seinen Ent⸗ würfen und sagte mir, daß er hoffe, auf mich zählen zu können. Ich machte ihm mehrere Einwürfe; die Unterhaitung dauerte fort ünd wir trennten uns, ohne daß irgend eine Verpflichtung von meiner Seite eingegangen worden wäre. Ich suchte ihn von seinen Plänen abzubringen, indem ich ihm die Gefahren vorstellte, welche ihn be— drohten, und die Unmöglichkeit des Gelingens. Unsere Unterhaltung beschränkte sich hierauf und hatte keine weitere Folge.“
Der Präsident: „Als der General Voirol Sie fragte, ob Sie den Prinzen Ludwig zu Baden gesehen hätten und ob er mit Ihnen von seinen Plänen gesprochen, was antworteten Sie da!“ Der An— geklagte: „Ich sagte ihm, daß ich den Prinzen gesehen hätte, aber daß er mir nichts von seinen Entwürfen mitgetheilt habe.“ Der Präsident: „Legten Ihnen die Pflicht und der Eid der Treue, welchen Sie dem Könige geleistet, nicht die Verpflichtung auf, sich rei⸗ müthig gegen den General auszusprechen?“ Der Angeklagte: „Ich glaubte nicht, daß die Ehre mir geböte, vertrauliche Mittheilungen, rotlche mir gemacht worden, zu verrathen.“ Der Präsident: „Seit— dem haben Gie den Prinzen Ludwig nicht wieder gesehen?“ Der Angeklagte: „Ich habe ihn erst am Abend vom 29. zum 30. Ok— tober wieder gesehen.“ .
Jetzt forderte der Präsident den Obersten auf, sich über seine Reise nach Dijon und seine Rückkehr nach Straßburg näher zu er— klären. Rachstehendes ist eine Analyse dieses Theils des Verhörs. Die Vertraulichkeit des Obersten mit der Madame Gordon war sehr
roß; sie war uach Dijon gereist, um dort mit ihm zusammenzutref⸗ 969 und er hatte zu diesem Behufe einen einmonatlichen Urlaub ge— nommen. Am 25. Oktober reisten sie zusammen wieder von dort ab, um nach Straßburg zurückzukehren. Als aber der Oberst in Colmar angekommen war, wandte er sich, obgleich schon am 27. Oktober sein Urlaub ablief und obgleich er unwohl gewesen zu seyn behauptete, mit seiner Begleiterin — angeblich bloß zum , — nach i nr, von wo er am ae Tage nach Colmar zurückkehrte.
er Präsident machte dem Obersten bemerklich, daß es schwer zu er— klären sey, wie er bei seiner Unpäßlichkeit, bei der schlechten Jahres— . und bei seiner Eil diesen Abstecher nach Freiburg habe machen
önnen; die Anklage⸗Akte behaupte vielmehr, jene Resse habe keinen anderen Zweck gehabt, als sich zu einer Unterredung zu begeben, die ihm von Persigny vorgeschlagen worden sey; auch ergebe sich aus den Prozeß⸗ Alten, daß Persigny sich wirklich in der Nacht vom 27sten unter dem Ramen Manuel in Freiburg befunden habe und daß der Prinz in der Nähe dieser Stadt gewesen sey. Der Oberst Vaudrey blieb je⸗ doch bei seinen obigen Erklärungen und behauptete, daß er in Frei⸗ burg Niemanden gesehen habe. Zwei Stellen aus Briefen, die er früher an Madame Gordon geschrieben, bezog er auf reine Privat⸗ Angelegenheiten. Zuletzt noch über sein Zusammentreffen mit dem Prinzen befragt, antwortete er, daß am Abend des 29. Oktober, ge⸗ rade als er in seine Wohnung zurückkehrte, ein ihm unbekannter Mensch zu ihm herangetreten sey und ihm gesagt habe, daß er ihn zum Prinzen Ludwig Buonaparte führen solle, von dem er erwartet würde; das Rendez⸗vous habe demzufolge am Ende der langen Straße stattgefunden und die Unterredung sey sehr lebhaft gewesen. Erst hier will der Oberst Vaudrey, nach langem Schwanken, sich den Ent— würfen des Prinzen Ludwig zugesellt haben. stand er um 5 Uhr Morgens auf, begab sich ins Austerlitzer Quar⸗ tier und ließ daselbst sein Regiment zusammentreten. Der Prinz Ludwig zögerte nicht, zu erscheinen. Was Vaudrev betrifft, so be⸗ gnügte er sich von , Augenblick an damit, Befehle zu empfan⸗ gen und neben dem Prinzen zu gehen. Nicht aus Hoffnung auf
vancement habe er die Partei des Prinzen ergriffen; er gehöre nicht u den Personen, die sich verkauften. Wenn er unter die Sol— daten Geld vertheilen ließ, so geschah dies nicht, um sie zu verfüh⸗ ren, und es wäre auch lächerlich gewesen, ein ganzes Regiment mit 65 oder 700 Fr. bestechen zu wollen. Dieses Geld, welches übrigens sein Eigenthum war, wurde lediglich in der Absicht vertheilt, damit die Soldaten, welche vielleicht den ganzen Tag außerhalb ihres Quar⸗ tiers zubringen mußten, ihre Bedürfnisse befriedigen konnten. Es ist ihm unbekannt, wer den Detaschements, welche sich zu den ver⸗ schiedenen Behoͤrden begaben, Befehle ertheilt habe. Er seinerseits habe keinen Befehl ertheilt. Da er sich an der Spitze der Kolonne befand, so konnte er nicht sehen, was an dem hintern Ende derselben vorging. — Auf die Bemerkung des Präsidenten, daß es, als Baudrey den Prinzen zu dem General Voirol geführt, noch Zeit gewesen wäre, den Ermahnungen des Generals nachzugeben, antwortete der Angeklagte, daß es zu spät war, und daß es seinerseits eine Feigheit gewesen wäre, hätte er jetzt den Prinzen verlassen wollen. Als er an der Finkmatt-Kaserne angekommen war, gab er durchaus keinen Befehl. Man ließ nur den Ruf „es lebe der Kaiser“ erschallen, und als er den Prinzen verhaftet sah, zog er es, obgleich er, umgeben von sei— nen Rinn sien hätte Widerstand leisten können, doch vor, sich zu ergeben, statt Blutvergießen zu veranlassen.
Man ließ hierauf den Obersten Vaudrey abtreten, und der Lieutenant Laity wurde *, . Er erklärte unter Ande— rem, daß er Persigny im onat Juli kennen gelernt habe und am 25sten desselben Monats in die Pläne des Prin—⸗ zen eingeweiht worden sey. Auf die Frage, wer ihn hierin eingeweiht habe, antwortete er, daß die Ehre ihm verbiete, solches zu sagen. Am ersten Tage, — fuhr er in seiner Erzählung fort — habe er bloß erfahren, daß der Prinz einen Handsireich gegen Straßburg im Sinne führe und daß er einen Aufruf an das Volk ergehen lassen wolle; er (Lait) sey Republikaner und so habe er, da das Unter— nehmen ihm demokratisch geschienen, dasselbe um so lieber zu unter— stützen versprochen, als er geglaubt, daß der Prinz die Armee und Frankreich für sich haben würde; der Prinz habe ihm, wie mehreren anderen Personen, Geld gegeben, um, für den Fall eines Mißlingens, die Flucht ergreifen zu können.
Mach Herrn Laity fam die Reihe an den Kommandanten Par— quin. „Aus welcher Zeit“, so fragte ihn der Präsident, „schreiben sich Ihre Verhältnisse zu der Familie Buonaparte her?“ Ant. „Aus dem Fahre 1822, als der Zeit, zu welcher ich eine Ehrendame der Königin Hertensia heirathete; ich bewohnte damals das Schloß Wolfs— berg, ungesähr eine halbe Stunde ven Arenenberg. Ich war im be— stndigen Umgange mit der Familie Buonaparte.“ — Fr. „Wie konn— ten Sie, als ein Beamter der Juli-Regierung, sich einer Verschwö— rung beigesellen, welche auf den Umsturj derselben abzweckte“ Ant. „Vor 33 Jahren habe ich als Bürger und Soldat dem Kaiser Napoleon und seiner Doönastie einen Eid geleistet; ich bin nicht wie jener Diploinat, der 13 Eide leistete; an dem Tage, an welchem ein Reffe Napoleon's in Frankreich erschien, erhielt mein Eid vom Jahre 1804 seine vorige Gültigkeit wieder.“
Der Angeklagte wollte von dem Komplott erst am Tage vor des— sen Ausführung Kenntniß erhalten haben. „Herr de Persigny“, sagte er, „forderte mich schriftlich auf, zu ihm zu kommen. Ich sah den Prinzen. „Parquin“, rief er aus, „ich bin ohne Erlaubniß nach Fran reich zurückgekehrt, und setze sonach meinen Kopf aufs Spiel, indem ich mich an die Spitze des Aten Artillerie⸗Regiments stelle.“
Ich erwiderte: „Prinz, überall, wo Sie in Gefahr schweben, werde sch neben Ihnen seyn.“ .
Herr Parquin berichtete hierauf über die bereits bekannten Er— eigniffe des 30. Oftober: Im Quartier Austerlitz⸗, sagte er, „riefen die Artilleristen: Es lebe der Kaiser! lauter, als ich es jemals in den
HMeihen ber asten Garde gehört habe. Bel dem General Poirol, zu
Am folgenden Tage
1 dem ich mich mit dem Prinzen und dem Obersien Vaudrey begab, übernahm ich es, auf Befehl des Prinzen, ihn gefangen zu halten. Als es ihm gleichwohl durch die Unterstützung mehrerer Offiziere ge— lang, sich frei zu machen, verfügte ich mich nach der Finkmatt-Kaserne. Hier erfuhr ich, daß das Komplott gescheitert war. Und es mußte scheitern, denn der Prinz hatte sich geweigert, auch nur einen einzi— gen Flintenschuß abfeuern zu lassen, indem er wollte, daß die Revo— lution durch den bloßen Zauber des Namens des Kaisers bewirkt werden solle.“ — Herr Parquin protestirt gegen eine Stelle der An— klage⸗Akte, in welcher von ihm gesagt wird, daß er die Flucht ergrif— fen habe; er habe keinesweges gesucht, zu entweichen, und der Be— weis liege wohl darin, daß sein Kleid von einem Bajonnet-Stich durchbohrt worden sey. Auf die Bemerkung des . daß die Vertheilung von Patronen unter die Artilleristen eben auf keine friedlichen Absichten deute, erwiderte der Angeklagte, daß die Sol⸗ daten von diesen Patronen nur zu ihrer eigenen Vertheidigung hät— ten Gebrauch machen sollen.
Dem Herrn Parquin folgte der Angeklagte Querelles, der sei—⸗ nen Antheil an dem Komploltte ohne Weiteres eingestand, auch zu— gab, daß er den Namen Courcelle angenommen gehabt habe. Der Präsident: „Haben Sie den Prinzen am 28sten um halb 11 Uhr Abends, als er in Straßburg ankam, gesehen?“ Der Angeklagte: „Ja, ich trat ihm meine Wohnung ab und brachte die Nachi bei Persigny zu.“ — Der Angeklagte erklärte hierauf, daß er es gewesen, der die Wohnung des Prinzen gemiethet habe; alle Angeklagten, mit Ausnahme Vaudrey's, Laitp's Und der Madame Gordon, hätten sich um Mitternacht hier eingefunden und ihre Rollen zugetheilt erhalten; jene drei Personen wären erst am folgenden Morgen angekommen. Micht durch Versprechungen irgend einer Art, fügte er hinzu, sey er zur Theilnahme an dem Komplott verleitet worden, sopdern lediglich durch die Aussicht auf Ruhm; daher er denn auch alles, was in sei⸗ nen Kräften gestanden, gethan, um so viele Personen wie möglich für das Vorhaben des Prinzen zu gewinnen. —
Nach einer viertelstündigen Unterbrechung wurde das Verhör mit dem Angeklagten von Gricourt fortgesetzt. Derselbe erklärte, daß er die Bekanntschaft des Prinzen im verwichenen Sommer nach einer Rückkehr aus dem Badeorte Baden gemacht habe. „Ich brachte“, sagte er, „einige Tage bei dem Kommandanten Parquin zu. Eine Dame stellte mich der Königin Hortensia vor. Meine Familie ist mit der von St. Leu verwandt. Ich gestehe, daß ich dem Herrn Querelles Eröffnungen in Bezug auf das Komplott machte; er nahm sie mit Freuden auf.“ — Der Präsident machte dem Angeklagten be— merklich, daß er am 10. Juli mit Qucrelles in dem Gasthof zur Stadt Paris angekommen sey, wo er 260 Fr. in 10 Tagen ausgegeben und wahrscheinlich die Offiziere, welche seine Einladungen angenommen, in das Komplott hineinzuziehen versucht habe. Herr von Gricourt behauptete aber, daß er mit den Offizieren durchaus über keine poli— tische Gegenstände gesprochen habe.
Der Präsident ließ jetzt Madame Gordon eintreten, worauf sich im Auditorium sofort Zeichen der lebhaftesten Reugierde kund gaben. Die Angeklagte erksärte zunächst, daß sie die Bekanntschaft Persignp's zu Baden gemacht, der sie hier ein oder zweimal besucht habe; in ihren kurzen Unterredungen sey aber niemals die Rede von den Plänen des Prinzen gewesen; sie habe nicht gewußt, daß Per— signy sein thätigster Agent sey; etwa 11 Tage nach der Abreise Per— signy's habe auch sie Baden verlassen, um nach . zurückzukehren und seit dieser Zeit habe sie nicht weiter mit ihm korrespondirt. — Genöthigt, sich über die Stelle eines Briefes von Persigny zu erklären, in welcher ihr derselbe verspricht, ihr Mittheilungen über Gegenstände aus ihrer Fabrik (3ur les alfaires de leur fahri, ue) zu machen, antwortete Mad. Gordon, daß sie nicht wisse, was unter diesen Worten zu verstehen sey, und bleibt bei der Behauptung, daß sie in durchaus feinen Ver— hältnissen mit Persigny gestanden habe. — Als ihr der Präsident entgegnete, daß man sie im Augenblicke des Mißlingens des Kom⸗ ploits in der Wohnung Persigny's angetroffen habe, beschäftigt, Pa— piere, welche auf die Verschwörung Bezug hatten, zu verbrennen, antwortete sie, daß dieser Umstand sehr natürlich sey. „Ich ging“, sagte sie, „aus, um Nachrichten einzuziehen, und traf Persigny bei der Schindbrücke; er bat mich, nicht von diesem Zusammentressen zu sprechen; da ich ihn nicht verlassen wollte, so begleitete ich ihn in seine Wohnung und half ihm, Papiere verbrennen; ich bin niemals in das von dem Prinzen bewohnte Haus, in der Waisengasse Rr. A, gekommen. Als ich einmal in der Wohnung Persigny's war, ging ich nicht wieder daraus weg.“ Madame Gor— don bleibt bei der Behauptung, daß zwischen ihr und Per— signv durchaus kein vertrauliches Verhältniß bestanden habe.
Der Präsident: Wann haben Sie die Bekanntschaft des Obersten Vaudrev gemacht? Ant. Gegen das Ende des Monats Juli. Vor meiner Ankunft in Straßburg, woselbst ich ihn mehrere— male, und unter Anderen bei dem General Voirol sah, kannte ich ihn nicht. Seit dem 25. Juli wurden unsere gegenseitigen Bezie—⸗ hungen häufiger. Es war mir unbekannt, daß der Oberst mit dem Prinzen in Verhältnissen staud.“ — Der Präsident fordert die An— geklagte auf, sich über ihre Zusammenkunft mit dem Obersten Vau— drey in Dijon zu erklären. „Ich schrieb', sagte sie, „an den Obersten, um mir seinen Rath über meinen Plan, in Dijon ein Konzert zu geben zu erbitten. Der Oberst kam darauf selbst nach Dijon. Von hier reisten wir am 24. Oftober wieder ab. Eine Unpäßlichkeit nöthigte mich, in Colmar zu verweilen. Damals schlug mir der Oberst eine Exkursion nach Alt⸗-Breisach vor, um daselbst noch die kurze Zeit zuzubringen, die sein Urlaub ihm übrig ließ; ich machte ihm aber bemerklich, daß Alt— Breisach ein langweiliger Ort sey und bestimmte ihn, sogleich nach Freiburg zu reisen.“ — Der Präsident: „Rach Ihrer Rückkehr nach Straßburg brachten Sie die Zeit bis zum Ausbruch des Kom— plottes bei dem Obersten Vaudrev zu.“ Die Angeklagte: „Ich hatte früher bei dem Obersten mehrere Kisten zurückgelassen, die ich bei meiner Abreise nach St. Petersburg wieder an mich nehmen wollte. Als ich die Wohnung des Obersten verlassen wollte, fiel ich mir auf der Treppe die rechte Schulter aus. Man suchte einen Arzt, welcher mir den Arm wieder einrenkte. Die Operation war schmerzhaft; man empfahl mir die vollkommenste Ruhe. Nicht also weil ich alle Scham abgelegt — wie es in der Anklage-Akte heißt — blieb ich in der Wohnung des Obersten, sondern weil ich dazu gezwungen war.“ — Der Präsident: „Abgesehen von diesen Ihren Verhältnissen zum Obersten Vandrey, hatten Sie dergleichen auch noch mit dem Prin— zen zu Baden angeknüpft. Sie befanden sich zu Rastadt in seiner Gesellschaft.“ Die Angeklagte: „Ich bin nicht mit dem Prinzen nach Rastadt gereist; ich traf ihn hier erst und habe in Rastadt bloß einen einzigen Ausflug, und zwar in der Gesellschaft des Herrn von Gricourt gemacht. Der Schein ist wider mich; aber ich habe dennoch zu Baden niemals von einem von dem Prinzen beabsichtig— ten Komplotte gehört. Späterhin setzte mich der Sberst Vaudrey von der Anweschheit des Prinzen in Straßburg in Kenntniß, ohne mir jedoch dessen Pläne mitzutheilen, die ich indeß errathen konnte.“ — Auf die Bemerkung des Präsidenten, der Oberst Vaudrey habe selbst eingeräumt, daß Madame Gordon zweimal hei ihm gewohnt habe, erwiderte die Angeklagte, daß diese Behauptung nothwendig von einer Zerstreuung seinerseits herrühren müsse. Hiermit war das Verhör der Madame Gordon beendigt, die dasselbe mit vielem Au— stand und ohne ein einzigesmal verwirrt zu werden, bestand.
Der siebente und letzte Angeklagte, der vorgeführt wurde, war Herr von Bruc. Gleich auf die erste Frage erhob derselbe seine Stimme und rief: „Ich schwöre auf meine Ehre, vor Gott und den Menschen, daß Alles, was die Anklage-Akte in Bezug auf mich ent— hält, durchaus unwahr ist. Ich habe niemals von einem Komplott sprechen hören; ich habe durchaus feinen Antheil an demselben ge— habt.“ — Der Präsident forderte den Angeklagten auf, sich schickliche⸗ rer Rusdrücke zu bedienen; die Anklage-Akte könne Irrthümer eut— halten, und den Angeklagten komme es zn, dies zu beweisen; niemals aber dürfe man sagen, daß ein Irrthum absichtlich begangen wor— den sey. — Herr von Brur erklärte hierauf seine Verbindungen mit Persigny durch den von ihnen Beiden beschlossen gewesenen Plan, die Regentschaft Tripolis zu erobern; er habe den Prinzen nur ein ein— ziges Mal gesehen, und zwar zu Aarau in der Schweiz in dem Augenblicke, wo er die Pferde gewechselt habe. Hier habe er in aller Eile mit dem Prinzen
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über seine Entwürfe gesprochen und von ihm einen Brief für den General Excelmans empfangen, den er späterhin selbst dem Gene— ral cingehändigt habe, ohne jedoch den Inhalt desselben zu kennen. Nachdem der General diesen Brief gelesen, habe er ihm geantwortet daß, wenn er etwa mit dem Prinzen politische Verbindungen an knüpfen sollte, er sich nicht zu der von ihm (dem Prinzen) vorge⸗ schlagenen Zusammenkunft begeben würde, da er seinen der Juli⸗Re, gierung geleisteten Eid nicht brechen wolle. Als dem Angeklagten mehrere Briefe vorgehalten wurden, woraus sich klar zu ergeben scheint, daß er in das Komplott vollkommen eingeiveiht gewesen, be— hauptete er, daß die betreffenden Stellen sich lediglich auf seine Pri— vat-Verhältnisse mit Persigny bezögen. Auf dieselbe Weise erklärn— er seine Reise nach Freiburg am 27. Okt. (wo er in der nämlichen Privat-Angelegenheit eine Zusammenkunft mit Persigny gehaßt haben will), so wie alle seine anderen Reisen. Er legte sich mit einem Worte auf das hartnäckigste Leugnen jedweder Mitwissenschas um das Komplott; alle seine Mit⸗Angeklagten habe er erst im G. fängnisse kennen gelernt, und der Prinz werde es ihm aus den Ver, einigten Staaten bezeugen können, daß er seine Entwürfe auch icht im entferntesten gekannt habe. ; Nach Beendigung dieses Verhörs wurde die Sitzung aufgth, ben und die Fortsetzung der Debatte auf übermorgen (-Htem angestz.
Großbritanien und Irland.
London, 6. Januar. Vorigen Montag erkrankte die He zogin von Gloucester so ernstlich, daß der Leibarzt, Sir Henh Halford gerusen werden mußte; doch ist seitdem Besserung ein getreten.
Lord Morpeth und Herr Spring-Rice sind wieder hie eingetroffen, und auch Lord Palmerston wird heute Abend hie zuruͤck erwartet.
Der Fuͤrst und die Fuͤrstin Polignac wollen sich laͤngetz Zeit in Richmond-Hill aufhalten.
Der Schwedische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf Bjoͤrp ö sich eine Zeitlang unpäßlich befand, ist jetzt wiede
ergestellt.
An die Stelle des verstorbenen Herzogs von Montrose win, dem Vernehmen nach, Lord Abercromby zum Lord-Lieutengn von Stirlingshire und Sir J. Colquhoun zum Lord Lieutennng von Dumbartonshire ernannt werden.
Wie verlautet, werden bei den naͤchsten Armee-Befoͤn rungen Sir William Gomm von der Coldstream-Garde s . uͤber ihm stehenden Obersten zu General⸗Majors ern werden.
Ein hiesiges Blatt sagt: „Lange ist die Eroͤffnung d Parlaments nicht so nahe gewesen, ohne daß sich etwas hinsich lich der Absichten der Regierung vernehmen ließe. Lord Mel— bourne hat sein Geheimniß so gut bewahrt, daß kein Unein ge⸗ weihter auch nur die mindeste Irre hat, was fuͤr Maßregeln Vorbereitung sind. Geruͤchte haben wir im Üeberfluß geht doch hat sich keines uͤber ein paar Tage halten koͤnnen, Und zh Parteien muͤssen sich jetzt mit Vermuthungen troͤsten. Es er⸗ haͤlt sich indessen die Meinung, daß wir im Fruͤhling eine all— gemeine Parlamentswahl haben werden; doch ist auch dies nur eine Meinung.“
Die Times ist uͤber die Britische Intervention bei Bilbah und uͤber die Mittheilung der bei der Admiralitaͤt daruͤber ein . Depeschen sehr unwillig. Sie fragt, wie sich diesf
erfahren mit dem von Lord Palmerston ausgesprochenen Pri zip der Nicht-Intervention vereinbaren lasse, und welcher A tikel des Quadrupel-Vertrages ihn ermächtige, mit Britischel Streitkräften gegen irgend eine Partei auf Spanischem Gebsen Krieg zu fuuͤhren? wann und wo die Kriegserklaͤrung erschieneh und ob ein Staats⸗Secretair ermaͤchtigt sey, ohne vorgaͤngig Geheimerathsbeschluß in ein befreundetes Gebiet einzufalsy gleichviel ob mit 20,900 oder mit 20 Mann, mit 20 Kyi schiffen oder mit einem? Sie fordert das Parlament auf H Kabinet fuͤr diese antisociale Politik zur Rechenschaft zu scse, welche sowohl dem Buchstaben des Vertrages, als der Nö schen Constitution und dem Voͤlkerrechte zuwiderlaufe.
Die Morning Chronicle vertheidigt Lord Palmersznt Politik gegen die Angriffe der Oppositionsblatter bei Gelegß heit der Entsetzung von Bilbao auf folgende Weise: „Bishin sagt sie, „nahm man den Grund der Anklage immer daran her, daß die „Intervention“, wie man sich ausdruͤckte, ersoh los sey, und man behauptete sogar oft, daß Englands Mltwit kung Bilbao gefaͤhrdet habe. Man sprach schon von dem Ver— derben, welches man uͤber den Britischen Schiffen im datugen 9 . Flusse und uͤber dem Britischen Eigenthum und den Britischn Einwohnern in Bilbao schweben sah. Und nun kehrt mm die Anklage um. Was will man denn? Glaubt ma das Ministerium werde vor der Verantwortlichkeit zurhh beben, einen Traktat erfuͤllt zu haben? Nein „we lich, wenn Lord Palmerston's Politik einer Vertheidigung! duͤrfte, so wuͤrde der Erfolg, den dieselbe zu Bilbao gehabt die staͤrkste und schlagendste seyn, die sich ihm darböte. „gestehen“ nicht bloß, daß die Mitwirkung unserer Regiellj zur Entsetzung Bilbao's beigetragen hat; nein, wir verkuͤmñ⸗ es uͤberlaut mit Stolz und Freude. Es ist nicht die Mein den Umfang der Britischen Mitwirkung bei dieser Gelege irgend wie zu leugnen oder zu verkleinern. England hat gehn wozu es traktatenmaͤßig verpflichtet war, und nicht mehr. in ware es selbst weiter gegangen, so erklären wir ohne Beha uns fuͤr fest uͤberzeugt, daß sowohl der Zweck als der Ersth j gerechtfertigt haͤtten.“
Der General Lemarchant, Lord Henry Russell und Ii Fortescue, der den Befehl über die Scharfschuͤtzen der Hin schen Legion wieder uͤbernimmt, sind am 27. Dezember i England in San Sebastian angekommen.
In Santander ist am 27. Dez. die Britische Jh „Inconstant“ mit einer neuen Sendung von Waffen, Mumm und Vorraͤthen aller Art fuͤr die Christinos eingetroffen
Der Streit der bischoͤflichen Kapitel mit‘ den! Ischhsen, wegen der angeblichen Eingriffe der Letzteren in die Rühn um das Eigenthum der Kapitel, vermittelst der ministeriellen i, chenreform-Kommission, deren Seele bekanntlich die Dich sind, wird immer erbitterter und droht, eine ernstliche Epalui innerhalb der Kirche selbst herbeizuführen. Erst dieser Tagt ! schien daruͤber eine lange Denkschrift des Kapitels von CGyell an jene Kommission.
Aus Dublin vom 3ten d. wird einem hiesigen Blatte ) schrieben: „Wie ich hoͤre, sind Briefe von Lord John Riu hier eingegangen, worin er die Irlaͤndischen Daria nent. if der dringend auffordert, sich schon vor dem 31. Januar in f don einzufinden. O'Connell befindet sich jetzt in Tralee; uit sten Sonntag will er in Limerick seyn und am folgenden 0 in Dublin eintreffen. Am Dienstag wird er dem Lever ben Lord-Lieutenant beiwohnen, was nicht wenig Interesse ertes duͤrfte. Ich wundere mich sehr, daß er dies nicht eher sch gethan hat. Dann begiebt er sich nach Carlow, und Mitin will er von da nach Kilkenny reisen, um einer Versammj seiner Konstituenten beizuwohnen. Darauf kehrt er wieder n
sblin zuruͤck, um bei der auf Donnerstag den 12ten angesetz— Versamm ung der General, Association zugegen zu seyn, in cher die Frage in Betreff der Armengesetze wieder zur rache kommen wird.
In Irland sind neuerdings wieder die Haͤuser zweier pro— nnrischer Pächter in der Nähe von Pallas-Kenry von einer waffueten zwoͤlf Mann starken Bande uͤberfallen, die Bewoh- taufs schaͤndlichste gemißhandelt und alle aufgefundenen Waffen, had und sonstige werthvolle Gegenstaͤnde geraubt worden.
Die arbeitenden Klassen fangen jetzt an, sich sehr thaͤtig in e Bitik zu mischen. Ein aus ihrer Mitte konstituirter Ver—
pet in einer viel verbreiteten Flugschrift nach, daß, waͤh— solb Burgflecken mit 2111 Wählern 20 Mitglieder ins Un— aus schickten, nur eine gleiche Anzahl von 10 anderen Burg— tin mit S6, 672 Wählern ernannt werde: ein Beweis, daß fe tzformirte Parlament noch gar sehr der Reform beduͤrfe.
Der Ausfall der Quartal Einnahme hat die Erwartungen offen; jedoch zeigt die Verminderung in den Zoͤllen eine sahme in den, Consumtionsmitteln der arbeitenden Klasse an. sonders groß ist diese Abnahme im Zucker.
Reisende sagen aus, daß die Befahrung der noͤrdlichen Ei— sbahnen während des Schneegestoͤbers nicht im mindesten un— tbrochen worden ist. Aehnliches ist auch auf der Greenwicher ssenbahn der Fall gewesen, die durch hohe und dicke Mauern egen den anwehenden Schnee geschuͤtzt ist. Waͤren Eisenbah— En nach allen Richtungen hingelegt, so meint man, wuͤrden E Communicationen nur um ein oder zwei Stunden verspaͤtet brden seyn, während mit den gewohnlichen Landstraßen die zauptstadt vier Tage von dem Inlande fact abgeschnitten war.
Von New-Yark ist eine betrachtliche Quanmttät Chinesischer eidenstoffe nach England herübergesandt worden, da der Ame—
anische Markt damit uͤberhaͤuft ist.
Nach den Berichten aus Ober-Kanada vom 3. v. M. hien in der Kolonial-Versammlung dieser Provinz der Wider⸗ ind der Opposition gegen die Regierung gaͤnzlich gebrochen. äimerkenswerth ist der Antrag eines Herrn May in Bezug ff die Feststellung der Gränze der Kolonie; es wird darin für peckmaͤßig erklart, die Insel Montreal und den ganzen jetzt zu der- Kanada gehorenden Landstrich, welcher zwischen Mont— und Hber-Kanada liegt, zu Ober-Kanada zu schlagen. Das ftire würde dadurch einen Seehafen gewinnen, was sowohl i die Kolonie als fuͤr das Mutterland sehr nuͤtzlich ware. Der hirag wurde zur Untersuchung verwiesen. Eine andere in der ssommlung eingebrachte Bill betrifft die Errichtung einer ninzial⸗Bank von Ober⸗Kanada mit einem Kapital von 50, 000 sös Ste, in Actien zu 25 Pfd. vertheilt, von denen die Regie— um 15,000 uͤbernehmen soll, so daß fuͤr Privatpersonen nur 0b übrig bleiben. Man glaubt, daß die Bill angenommen berden wird.
Mieder lande.
— — Amster dam, 7. Jan. Der Geldmarkt hat sich ider merklich gebessert, da man zu 4 à 41, pCt. Zinsen zur Duige Kapitalien gegen Unterpfand vorfindet. Der Getraide— ut ist wegen der durch den Winter unterbrochenen Schiff— it sehr veroͤdet, weshalb davon nichts Interessantes zu mei— ist. Die Eingangszoͤlle fuͤr den Monat Januar sind mit lutnahme des Zolles fuͤr Weizen, der von 36 Fl. auf 45 Fl. Last erhoͤht worden, fuͤr alle ubrigen Getraidesorten unver— irt geblieben. Man schaͤtzt die hiesigen Vorraͤthe beim Jah— kichluß auf 13,500 Lasten Weizen, 12, 009 L. Roggen, G600 „hnfer, 168 g. Gerste, 50) L. Buchweizen, 1860 L. Raͤbsaa—
und 250 L. Leinfaat.
d .
Srůss el, 8. Jan. Der Moniteur zeigt an, daß Se. git der König die Trauer fuͤr Ihre Koͤnigl. Hoheit die hinzessin Louise von Preußen, verwittwete Fuͤrstin Radziwill, 6 jum 17ten d. M. angelegt hat. . 49 n d Hamburg, 3. Jan. Der 'pseudo-Lord Lowther sitzt hier ttäufig auf dem Winserbaume. Was die hiesigen Behoͤrden nt ihn beschließen durften, steht dahin; daß eine Auslieferung n england, selbst bei stattfindender Reklamirung des Indivi— siuns von Seiten seiner Regierung, bewilligt werde, moͤchte nichl unzulässig seyn, da in solchen Faͤllen bekanntlich doch eine Reziprozität herrschen muß, Großbritagien aber nicht ausliefert. Wen wee es wahrscheinlich ist, der Gefangene mit einer maͤßigen Most hier se lb st davontommt, so kann sich derselbe ubrigens gluͤcklich shchn, indem er in seiner Heimath wenn auch dem Strange, doch schaa einer sehr schweren Bestrafung nicht entgehen wuͤrde. Alle Hechte stimmen darin uͤberein, den Pseudo⸗Lord als einen sehr söketen Mann zu schildern, der mindestens sich mit vielem Giscick in den Ton eines Gentleman hineinzustudiren gewußt hat„falls er nicht etwa fruͤher langere Zeit in' der großen Welt gelt haben sollte. Er hatte ein sehr einnehmendes Aeußere, icht gelaufig mehrere Sprachen und hat durch seine sogenannte mnahlin, die wirklich ein reizendes Wesen seyn soll, mehr als ene in der kurzen Zeit zu bezaubern gewußt, welchen er fuͤr n gegolten hat, wofür er sich ausgab. Beilaͤufig liegt ein Mil⸗ hrungsgrund bei seiner Bestrafung in dem Umstande, daß er . . hier Leute zu induciren, damit aber nicht reussirt [, ö suristischer Ansicht nach den hiesigen Gerichten Jar . , zastehen durfte, das besagte Individuum fuͤr 6. wi lige Intention! zu bestrafen, da die Faͤlschung der ö. als ins Auslande und zum Nachtheil von Auswaͤrti⸗ ö 3 ö. ihr Forum natuͤrlicherweise nicht hier finden kann. . 4 san, möchte es schwer halten, daß man hiesige Kauf— ‚ . schen Kreditivbriefen betroͤge, denn das Mißtrauen shroduzitung von Accreditiven hat sich seit dem, gluͤcklicher lise . gn. . Vorfall, sehr vermehrt. r n, 6. Jan. eit einiger Zeit haben unguͤnstige dels erhaltnisse sich sehr nachtheilig 9 unserem .
äßert. Man zaͤhit 11 Haäͤuser, welche zum Theil mit bedeu—
hden Summen fallirten, und vi Famili n Sun , viele achtbare Familien haben tige Feiertage gehabt. ö. Im Wagrenhandel herrscht . er. und Kaffee, Zucker, Taback und Baumwolle sind stark im et gewichen. Letztere duͤrfte noch tiefer herabgehen, da von ö. Seiten die neue Aerndte gut geschildert wird. — BVeden⸗ ö 6 , , r werden in Getraide, besonders Amerika, gemacht; die Preise sind uͤbrigens seit drei . ebenfalls gewichen. ö. Jö Wan no ver, 9. Jan. Die hiesige Zeitung vom heu— ieegen enthält in einer besonderen Beilage die sehr aus— Mittheilung Sr. Königl. Hoheit des Vice⸗Koͤnigs, so
ö . 8 r des Koͤnigl. Kabinets,Ministeriunis, an die Stände? Be!
iner tber die Einrichtung der Verwaltung Des . Es wird in Folge derselben, eben so wie es chen mit dem Militair , Eiat der Fall war, auch beim
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TLivil-Etat durch Vereinfachung des Geschaͤftsganges diejenige Ersparniß herbeigefuͤhrt, welche geeignet 3 . der Einnahme und Ausgabe der General-Kasse herzustellen.
In voriger Woche feierte zu Hannover ein Ehepaar aus dem Buͤrgerstande das Fest seiner funfzigjaͤhrigen friedlichen Ehe, wobei der Umstand merkwuͤrdig war, daß derselbe Schuh⸗ macher, der vor 50 Jahren als Jungmeister die Hochzeitsschuhe fuͤr die Braut machte, jetzt, ebenfalls als Jubilarius, der Ju⸗ belbraut die neuen Schuhe anfertigte.
Goͤttingen, 5. Jan. Heute wurde hier ohne großen äͤußeren Pomp, aber mit Innigkeit und Herzlichkeit das Jubel fe st eines wuͤrdigen Greises gefeiert. Der Konsistorialrath, Abt David Julius Pott, Ritter des Guelphen-Ordens, wurde heute vor 50 Jahren durch den Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig als Professor fuͤr die damals bluͤhende Universitaͤt Helmstaͤdt berufen. Im Jahre 1810 kam er als Professor or⸗ dinarius der Theologie hierher und hat bis jetzt mit der ausge— zeichnetesten Thaͤtigkeit, der dankbarsten Anerkennung seiner Schuͤler und der Llebe seiner Kommilitonen hier gewirkt.
Kassel, 9. Jan. Se. Hoh. der Kurprinz und Mitregent haben den Ober- Hofmarschall v. Biesenroöt, ruͤcksichtlich seiner geschwaͤchten Gesundheit, von dem Praͤsidium des Ober⸗Hofmar⸗ schall⸗Amtes entbunden, und solches dem Ober⸗Jaͤgermeister von Baumbach uͤbertragen.
Bamberg, 10. Jan. Nach gestern Abends hier einge⸗ troffener Estafette kommen Ihre Majestaͤt die Königin Karo— line nicht hierher, sondern nehmen die Route von Bayreuth über Amberg nach Munchen. Die Dienerschaft, welche J. Maj. hierher vorausgegangen war, ist heute fruͤh uͤber Nuͤrnberg nach Muͤnchen abgereist.
„Se. Königliche Hoheit der Herzog Wilhelm in Bayern verschied gestern Nachts 11 Uhr 38 Minuten in einem Alter von s8ä Jahren, 1 Monat und 29 Tagen an Entkräftung. Der Enkel des Verblichenen, Se. Hoh. der Herzog Max, und Hoch styessen Gemahlin, Frau Herzogin Louise K. H., sind mit ihren Kindern heute fruͤh 7 Uhr nach Bayreuth zu Sr. Hoh. dem Herzoge Pius abgereist, werden allda mit Ihrer Maj. der Koͤnigin Karoline zusammentreffen und nach den Begraͤbniß⸗ Feierlichkeiten hierher zuruͤckkehren.
Die Bayerische Armee hat einen neuen Verlust erlitten durch den am 4. Januar erfolgten Tod des Herrn Grafen A. v. Rechberg und Rothenlöwen, General-Lieutenant, General⸗Ad— jutant Sr. Majestaͤt des Koͤnigs ꝛc, der, schon laͤngere Zeit krank, von der Cholera befallen wurde und ihr erlag.
J Oe ster rei ch.
rag, 10. Januar. Die hiesige Zei ; „Se. Excellenz der Oberstburggraf, n, Et ern . gestern von seiner Urlaubsreise in dieser Hauptstadt, zur Freude der Bewohner, wieder eingetroffen. Kaum hatte sich wenige Stun⸗ den vorher die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft Sr. Excellenz verbreitet, als die Prager Buͤrger⸗-Corps sich in dem Wunsche vereinigten, dieselbe durch einen feierlichen Empfang des verehrten Landes⸗Chefs zu verherrlichen, und zugleich die freudigste Theilnahme an der demselben durch die Verleihung des Ordens vom goldenen Vließe zu Theil gewordenen Aus— zeichnung zu bezeugen. Zu diesem Zwecke wurde Se. Excellenz von einer Abtheilung der berittenen Scharfschuͤtzen an dem Thore erwartet und bis in die Wohnung begleitet, wahrend eine De— putation der Offiziere der verschiedenen Buͤrger-Corps, den Bür— germeister und Appellationsrath Ritter von Sporschill an der Spitze, sich zum Empfang Sr. Excellenz in das Gabernial⸗-Ge— bäͤude begeben hatte. Am 9ten haben die Eivil-Behöͤrden Sr Excellenz aus eben diesem Anlasse die feierlichen Glaͤckwunsche abgestattet, und am Abende dieses Tages wurde von den in Parade ausgeruͤckten saͤmmtlichen Buͤrger⸗Corps ein festlicher Fackelzug mit Musik dargebracht.
Wien, 7. Jan. (Schles. Ztg.) Dem Vernehmen nach wird noch im Laufe dieses Monats das Programm einer Nayvl⸗ gations⸗ und Industrie⸗Unternehmung erscheinen, die, schon lange im Stillen vorbereitet, allgemeine Sensation erregen und von Europaͤischem Interesse seyn duͤrfte. Das Ganze soll nach ei— nem großartigen Maßstabe und mit allumfassender praktischer Sachkenntniß angelegt, so wie auf unerschuͤtterlich sollde Basis begruͤndet seyn. Es scheint fast, als wollte man jenen anmuthig gelegenen Außentheil der Residenz — die Brigittenau, wo all— jahrlich das berühmte Volksfest gefeiert wird zu einem Oe— sterreichischen Manchester fuͤr alle Industrieen, welche Wasser— kraͤfte beduͤrfen, umgestalten, und zugleich Wien, in wenigen Jahren schon, zum Central-Stapel- Und Umladungsplatze des Speditionshandels der durch den Ludwig-Donau⸗Mal l Kanal zu vollendenden Wasserstraße von den Gestaden Hollands bis an die Kuͤsten Klein-Asiens erheben. Das Erfreulichste und In— teressanteste aber bei der Sache ist, daß sie keine gewoͤhnliche Actien⸗Speculation bilden, sondern mit der Tendenz wohlthaͤtig⸗ ster Gemeinnuͤtzigkeit, durch bedeutende pecuniaire Opfer reicher . 1 ihre , arbeitsamen Mitbuͤrger
n mittleren und unteren . f , n Staͤnden, ins Leben gerufen
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Basel, 2. Jan. Trotz der vielen Unbilden, die wir zu ertragen hatten, und trotz der beträchtlichen Geldopfer, die von unserer Stadt gebracht werden mußten, fuͤhlt man nichts mehr von diesen kaum vergangenen traurigen Zeiten. Handels- und Gewerbsthaätigkeit vermehren sich sichtlich und dasnit auch der Wohlstand und die hiesige Bevölkerung. Nicht nur erheben sich mit jedem Jahre in und um Vasel neue Etablissements, sondern es machen die hiesigen Kapitalisten und Geschaͤftsleute auch die Nachbarschaft Badens, als eines Mitgiiedes des Deutschen Zoll⸗
vereines, sich zu Nutzen und legen im Wiesenthale eine Fabrik Um die andere an, so daß dasselbe in wenigen Jahren eine Baseler Industrie⸗Kolonie seyn wird. Schon sind dort mehrere Baumwollen-Spinnereien, mechanische Webereien und Tuch⸗ fabriken, alle von bedeutender Ausdehnung, in vollem Gange, und andere Manufakturen ähnlicher Art sind eben im Entstehen begriffen. Versteht sich von selbst, daß die Badische Regierung derartige Unternehmungen sehr beguͤnstiget.
Italien
Nom, 27. Dez. Die angekuͤndigte Promotion mehrerer Praͤlaten ist bereits erfolgt. Der bekannte und verdienstvolle Nuntius in Neapel, Monsignore G. Ferretti, ist zum Bischof von Monte-Fiascone und Corners, an die Stelle des verstorbe⸗ nen Kardinals Velzi, ernannt. Dem Nuntius am Hofe in Munchen, Monsignore Merch d' Argenteau, aus Luͤttich gebuͤrtig, ist die Stelle als Uditore generase della Reverenda Camara Ahoslolie angehoten; sollte er diesen Posten ablehnen, so ist der Monsignore Luigi Amat di S. Filippo e Sorso, zuletzt Nun ⸗/ tius in Madrid, dazu bestimmt, Beide Stellen fuuͤhren zur naäͤch⸗
sten Weiterbefoͤrderung den Kardinalshut mit sich. Die Nach— folger fuͤr die zwei Nuntiaturen sind noch nicht bestimmt. Mon⸗ signore Bufalo della Valle ist Uditore della Sacra Rota für den verstorbenen Monsignore De Cupis geworden; seine Stelle bei der Segnatura ward dem Monsignore Lippi zugetheilt. Eine von dem Finanz⸗Minister, Monsignore Tosti, getroffene Einrichtung in seinem Departement ist dadurch besonders wich⸗ tig, daß in der General-Rechnungskammer außer den schon be— stehenden drei Sectionen, Zoll, öffentliche Schuld, Stempel, Register ꝛc., noch vier andere Abtheilungen, die oͤffentlichen Ge— faͤngnisse, die offentlichen Arbeiten, das Personal und die Ab— gaben errichtet sind, und daß drei dieser Sectionen von Secu— lairen praͤsidirt werden, was sehr beachtungswerth ist.
Wir haben hier Nachrichten aus Masta, wonach die Pest durch ein Schiff aus Konstantinopel dahin gebracht worden sey, so daß alle Fahrzeuge von dieser Insel im Königreich Neapel nicht mehr zugelassen werden. Die nächste Post aus dem Suͤ— den wird zeigen, in wie weit das Geruͤcht Glauben verdient.
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Madrid, 30. Dez. Heute uͤberreichte der Ritter Metaxa, außerordentlicher Gesandter und bevollmaächtigter Minister des Königs Otto von Griechenland, der verwittweten Königin sein Beglaubigungs⸗Schreiben. ;
Die Hof-Zeitung macht bekannt, daß der außerordentliche Gesandte der Republik Mexiko, Don Miguel Santa Maria, der Regierung offiziell angezeigt habe, daß die Hafen der Re⸗
nischen Handel von jetzt an geoͤffnet seyen. Ein in demfel— ben Blatte mitgetheiltes Königliches Dekret befiehlt die Zu— lassung der Mexikanischen Flagge in alle Häfen der Halbinsel.
Der Vapor von Barcelona berichtet, daß mau am 21. Dezember daselbst das Geschrei: „Nieder mit den Kammern!“ gehoͤrt habe, daß es jedoch der Rational-Garde gelungen sey, die Ordnung aufrecht zu erhalten. .
Die Revista will wissen, daß der Baron von Mur zum General ⸗Capitain von Catalonien ernannt worden sey.
Durch eine Verordnung des Ministers des Junern vom 18. Dezember werden alle in Spanien wohnenden Franzoöͤsischen und Englischen Unterthanen von der Aushebung fuͤr den Militair— dienst befreit.
Im Español liest man: „Die Karlisten unter Ros d' Eroles . in der Nacht die Stadt Benabarre, sechs Meilen von Varbastro, uͤberfallen und die ganze Nacht geplündert und Excesse aller Art veruͤbt. Um 11 Uhr Vormittag zogen sie, mit Beute beladen, wieder ab.“
Die Regierung wird morgen Kleidungsstuͤcke fuͤr die Ge— fangenen von Cantavieja nach Tuenga senden.
— Franzssische Blaͤtter enthalten nachstehendes Schrei— ben aus Madrid vom 30. Dezember: „Der persoͤnliche Ein— stuß des mit Recht allgemein geachteten Premier⸗Ministers Ca⸗ latrava ist allein im Stande, die Dauer des jetzigen Ministe⸗ riums noch auf einige Zeit zu garantiren. Mendizabal leidet schon seit einigen Tagen an einer Halsentzuͤndung, wodurch er ver— hindert wird, den Finanz-⸗Geschaͤften die selbe Aufmerksamkeit zu widmen, wie fruͤher, und die Nullitaͤt des Kriegs⸗Ministers Ro— driguez Vera ist spruͤchwoͤrtlich geworden. — Bie Cortes, dlese aus revolutionairen Prinzipien hervorgegangene Versamm— lung, setzen ihre Arbeiten mit constitutionneller Maͤßi⸗ gung fort. Die allmaͤlig von der Kammer angenommenen Grundlagen der Constitution koͤnnten gluͤckliche Resultate herbeifuͤhren und dazu dienen, eine vernuͤnftige Regierung zu begründen, wenn nur endlich tuͤchtige Staatsmänner ans Rader gestellt wurden, aber leider sind dieselben in Spanien eben so selten, wie gute Generale. — Die in der vorgestrigen Sstzung her Cortes stattgehabte Genehmigung des Prinzips der diretten Wahl ist ein Ereigniß von großer Wichtigkeit. Einige Depu— lirte, welche fur diese Maßregel siimmten, haben sich dadurch selbst aus der Kammer verbannt. Alle Gemaͤßigten sind erfreut uber die Annahme einer Maßregel, die spater den Triumph ier politischen Grundsatze herbeiführen wird, denn von dieseimn Augenblicke an ist die Herrschaft der Exaltirten von 1812 ais beendigt anzusehen. — Barcelona hat, wie man sagt, gedroht sich unabhängig zu erklaͤren, und es sollen lin Gehei⸗ men Nachforschungen angestellt worden seyn, ob nicht noch ein Nachkomme der ehemaligen Grafen von Barcelona cxisti: . um ihn an die Spitze des neuen Staats zu stellen. Es wird indeß versichert, daß die deshalb gehegten Besorgnisse fast i lich verschwunden s Die Nati .
h ver iden seyen. Die National-Garde, die Kauftenhe und Eigenthuͤmer von Barcelona haben beschlossen, die Eortes um eine Veraͤnderung der Bewaffnungs⸗Junta und der Na, nizipalitaten zu ersuchen, weil man glaubt, daß durch Liese belden Koͤrperschaften die Unordnungen genährt werden. — Der Ge⸗ neral Aldama, General⸗ Capitain von Sevilla, hat sich nach Ea— dix begeben, wo sich Sympto ne von Unzufriedenheit gezeigt haben.“
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Konstantinopel, 21. Dez. Heute, als am Geburtsfeste Sr. Hoheit, wurden zu den . Stunden . ven von den Batterieen der Hauptstadt Und den Tuͤrkischen Schiffen gegeben. Der Sultan wollte des Ramasans wegen erst Abends die Gluͤckwuͤnsche der großen Wuͤrdentraͤger des Nel⸗ ches empfangen. Nachts sollten die an beiden Ufern des B v: porus und im Hafen gelegenen Haäͤuser beleuchtet werden ö
Bekanntlich ist unlaͤngst Said Pascha, der zweite Sch wie⸗ gersohn des Großherrn, züm Muschir der Großhrrlichen G irde , ,,, . Garde und der Truppen er⸗
unt worden. In Folge dessen hat Se Hoh. befohlen, daß all. Ma schire und Ferike der ö len die Landwehr betreffenden Angelegenheiten an ihn wenden und ihm Bericht erstatten sollen; da zugleich befunden wurde , Wuͤrdenträger einen hoöͤhern Rang ) aben Se. Hoheit irh riasker Anato
ö. ö , , , heit ihn zum Seriasker von Anato— Die Stelle eines Aufsehers der Schloͤsser am Schwarzen
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, ,, dein Miri⸗-Alai (Obersten) Ibrahim Bey uͤbertragen
Den neuesten Berichten zufolge, hat die Pe ; ü dauernd gelinden Witterung ö ,, ö ken wieder zugenommen. Einen Begriff von ben großen Ver heerungen, welche sie anrichtet, giebt der Umstand, daß von . unter der Aufsicht des Kapellmeisters Donizetti stehenden Miu sik-Lorps des Großherrn, welches aus funfzig Individuen m, sammengesetzt war, sieben und dreißig an der Pest a, sind. Auch der neue Redacteur des Moniteur . (an des verstorbenen Blaque Stelle), Hassan Mazher Efendi ist ein Opfer derselben geworden. j 2
— Ein Schreiben aus Konstantinopel vom ?. Dezember,
welches von der Times mit etheilt wird, besagt j t vird, besagt, daß die Pfort auf Veranlassung des Nu ssshe Gesandien inen 8a / 9.
publik an beiden Meeren der Spanischen Flagge ünd dem Spa⸗
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