1837 / 124 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Königin in Thätigkeit gebracht, und jetzt faͤngt eigentlich der Feldzug an. . ist dies Manöver mit Courieren nach San Sebastian und Bilbao gemeldet worden, und wir konnen nun jede Stunde wichtigen Resultaten entgegensehen, Irribar⸗ ren's Eil ist von guter Vorbedeutung. Hoffentlich wird sie Nachahmung finden. Auf Evans und die Legion wird man je⸗ denfalls einige ,, . duͤrfen. Die Dampfboͤte sind jetzt mit Truppen nach Bilbao unterweges; sobald dieselben in San Sebastian anlangen, werden ohne Zweifel die Operationen beginnen. Hier erwartet man allgemein einen baldigen gleich⸗ eitigen Angriff auf Fuentarabia ünd Irun. Das Wetter ist eider noch immer unguͤnstig, indeß gehen die Operationen doch wohl ihren Gang.“ Der Courier meldet, nach einem Privat— Briefe aus Bayonne (dessen Datum indeß nicht angegeben wird), daß General Evans, obgleich Espartero endlich Anstalt zu machen schiene, ihm Verstaͤrkungen zu senden, doch ent— schlossen sey, den Befehl uber sein Armee-Corps unverzuͤglich aufzugeben, und daß bereits General Seoane in San Sehastian angekommen sey, um das Kommando zu uͤbernehmen.

Portugal.

Lissabon, 5. April. Der Periodieo dos Pobres bringt folgendes Schreiben aus Vizeu vom 28 Maͤrz: „Ich glaube, es wird von einigem Nutzen seyn, wenn Sie Folgendes in Ihren Periodico aufnehmen, um zu sehen, ob das Gouverne⸗ ment erwacht und energische, entscheidende Maßregeln trifft, uns aus dem gefaͤhrlichen Zustande zu reißen, in welchem wir in dieser Provinz jetzt leben. Die Provinz, und ich glaube, mit ihr der groͤßte Theil des Reichs, ist mit einer vollständigen Anar— chle bedroht. Individuelle Sicherheit existirt nicht mehr: Raͤu— ber dringen gewaltsam in die Wohnungen; jeder uͤbt sein Recht mit eigener Faust und nach Gutduͤnken, da man von den Beamten kein Recht erlangen kann: diese haben weder physische noch mo— ralische Kraft; die Juizes de Direito (Landrichter) und Dele- ados regios (Staats-Anwaͤlte) bekuͤmmern sich, da sie fixe Be⸗ oldungen haben und nichts bei Prozessen gewinnen koͤnnen, wenig darum; die Jury begeht tausend Thorheiten; es ist eine schöne Institution, allein nur fuͤr ein Land, in dem man begreift, was es ist, nicht fuͤr Bauern und ungebildete Menschen, wovon sie fast dercn gn hier zusammengesetzt ist. Der Hauptfehler liegt in der Gesetzgebung, die immer nur provisorisch ist und weder den Sitten noch dem Charakter des Volks entspricht; und so lange dieses sortdauert, werden wir auch auf den größ⸗ ten Irrwegen wandeln. Das . wird durch folgende Bei⸗ spiele bestätigt. In der Villa de S. Pedro do Sul wurde der Arzt aus Privathaß ermordet; einige Tage nachher ein anderes Individuum in Folge des ersten Mordes; in Lamego wurde vor einigen Tagen der Escrivas des Juiz do Direito ermordet, ein braver Mann, der emigrirt war in der Miguelistischen Zeit, und unter den Volontairs der Koͤnigin gedient hatte. Gestern trug sich nun 1“ Legoa von hier im Povolide ein schrecklicher Fall zu. An jenem Orte wohnen zwei reiche und fruchtlose, unruhige und unter sich uneinige Bruͤder, die sich schon mehrmals wech— selsweise angegriffen und durch Gewehrschuͤsse verwundet haben. Jeder hat dabei seine Partei streitsuͤchtiger Köͤpfe. Ein Mensch dieses Orts, der in die Parteien verwickelt war und in Furcht lebte, von seinen Gegnern ermordet zu werden, hatte sich deshalb seit langerer Zeit nach Vizen zuruͤckge— ogen; allein da er sich in Geschaͤften nach Povolibe zu begeben 6. so lud er einen Sergean ten und einen Korporal vom 2ten Jaͤger⸗Regiment ein, ihn dahin zu begleiten. Kaum waren sie dort angekommen, so wiegelte einer der Bruͤder das Volk egen sie auf, man fiel uͤber sie her und ermordete sie alle drei. 3 Nachricht verursachte hier das groͤßte Mißfallen, und heute begab sich die Justiz dahin in Begleitung von 50 Jaͤgern und 25 Mann Kavallerie, um jenen Schaͤndlichen eine Lection zu geben; allein, was wird daraus erfolgen? Ungluͤck auf Un— gluͤck! Denn wenn auch getrachtet wuͤrde, die groͤßte Manne— zucht unter den Truppen zu halten, so wird man doch dieselben, aufgebracht durch den Mord ihrer Kameraden, schwerlich von Excessen abhalten konnen. Bei Francoso wurde die Wohnung einer reichen Familie von einer Bande von 40 Raͤubern beraubt, die alle zu Pferde waren. Sie wutden von den Jaͤgern aus Almeida verfolgt, die auch Mehrere getoͤdtet haben sollen. Diese und aͤhnliche Vorfälle verbreiten allgemeine Unzufriedenheit, Mißtrauen und Schrecken, denn Niemand haͤlt sich mehr fuͤr sicher: das Volk, dem nur Thaten und nicht schoͤne Worte ein— leuchtend sind, welches diesen Zustand von Desorganisation vor Augen sieht, blickt mit Sehnsucht auf die alte Verfassung zu— ruͤck, wo die Zuchtlosen von Corregidores und Juizes de Fora in Ordnung gehalten wurden. Wenn das Gouvernement sich nicht beeilt, weise und kraftige Maßregeln zu treffen, nicht bloß auf dem Papiere, sondern vermittelst Handlungen, so weiß ich nicht, wohin dieses noch fuͤhren soll. Vizeu, 28. März 1837.“

Zu diesem Artikel bemerkt ein Korrespondent der Allg. Zeitung: Auf diese Art aͤußert man sich durchgaͤngig; jeder fuͤhlt, daß es anders werden muß, keiner weiß aber ein Mittel anzugeben, wie es anders werden kann; da glaubt man denn an die Wun⸗ derkräfte des Gouvernements und schreit: die Minister muͤssen energische, weise Maßregeln treffen! Dies ist bald gesagt. Vom Jahre 1834 an hat man den Ministerien aller Farben die⸗ ses vorgeschrieen und wird es noch gar oft schreien und ohne

Erfolg; denn woher soll das Licht kommen in dieser Finsterniß?

woher die Kraft, energisch zu handeln? woher der so noͤthige . des Gehorsams im Veh Wunder uͤber Wunder muͤß⸗ ten geschehen, wenn es jetzt schon besser werden sollte; allein so wenig wie eine von einem steilen Abhange rollende Kugel in ihrem Lauf aufgehalten werden kann, eben so wenig ist nun auch dem Verderben zu steuern, dem man das Land entgegen efüͤhrt hat; das allgemeine Elend, durch die Aufloͤsung aller 3 hat seinen Gipfel noch nicht erreicht, es ist noch immer im Wachsen, die politischen Suͤnden der Koryphäen der Re— volution sind noch im Steigen, das stuͤrmende Zeitalter muß sich noch austoben, bevor es besser werden kann, und eine große Krisis dem jetzigen Zustand ein Ende macht. In andern Staa— ten pflegt zuerst das Volk zu revolutioniren, wenn es mit der Reglerungs⸗-Verfassung unzufrieden ist; hier trat der Fall ein, wohl einzig in seiner Art, daß das Volk ruhig war, keine an— dere Verfassung verlangte, das Gouvernement aber gegen sich selbst revoltirte, alles Bestehende uͤber den Haufen warf und alle Zweige der Verwaltung dermaßen und plotzlich so von Grund aus umgestaltete, daß daraus solche Staatswirren ent⸗ standen, die selbst die Stifter derselben nicht entwirren koöͤna— ten. Es war ein langgesponnener Faden zu einem Knaͤuel ge— ballt, aus dem man nun weder den Anfang noch das Ende wieder finden konnte. In den hundertkoͤpfigen Cortes, in den kopflosen, veraͤnderlichen Ministerien wurden nur vielfaͤltige Staats Verwaltungs Experimente ausgeheckt; heute dies, morgen jenet; heute in Kraft gesetzt, morgen wieder fuͤr unguͤltig er— klaͤrt. Der Knaͤuel verwirrte sich immer mehr, und daruͤber verwirrten sich endlich auch die Kopfe des Volks, welches nun nicht mehr weiß, was es thun noch lassen, wem und wie es ge⸗ horchen soll; was Wunder also, wenn es Niemanden mehr ge— horcht, wenn jeder sich selbst hilft durch die Mittel, die ihm zu Gebote stehen, erlaubt und unerlaubt, nicht durch Gesetz, son— bern nach seinem sittlichen Gefuͤhl; da dieses nun nicht durch Religions-Begriffe gelaͤutert, sondern bis zur untersten Stufe gesunken, bloß den 6, Leidenschaften folgt, so werden alle jene Scenen von Rache, Raub und Mord herbeigefuͤhrt, die Schauder erregen. Nach den ersten fehlgeschlagenen Staats— Experimenten hatte man gleich wieder einlenken, die alte Ver⸗ waltungs⸗Verfassung, die nicht schlecht und nur durch Mißbraͤuche verdorben und verunstaltet war, wieder gelaͤutert herstellen sol— len, und Alles wäre zeitig ins alte Geleis zuruͤckgetreten, allein da traten die theoretischen Weisheitsmänner in dem Kongreß auf und schrieen: „nicht ruͤckwärts zum Alten, sondern vorwärts muͤssen wir in den Reformen schreiten, alle Revolutionen er— zeugen anfaͤnglich Unordnungen und Unzufetedenheit, wir muͤssen uns nicht davon abschrecken lassen, und wenn auch die jetzige Generation darunter leidet, Vieles zu Grunde geht die kuͤnf— tige wird uns dafuͤr segnen; Frankreich giebt den Beweis da— fuͤr. Also nur vorwärts mit den Reformen, mit der Auf— klaͤrung des Volks.“ Und so ist man denn so weit vorwaͤrts ge— schritten, daß man den Ruͤckweg nicht mehr zu finden weiß. Welche Maßregeln dagegen kann nun ein Gouvernement ergrei— fen, das keine physische und moralische Kraft mehr besitzt, nur stark und produktiv in , ,, ist, dem die Kraft abgeht, welche das Revolutions-Tribunal in Frankreich unterstuͤtzte, um die Reformen wirksam zu machen, und das nicht einmal so viel Muth besitzt, einen Nachrichter zu ereiren und die vielen Ver— brecher in den Gefaͤngnissen hängen zu lassen; ein Gouverne— ment, das die Armee fuͤrchtet und diese so vermindert hat, daß es daran keine Stuͤtze haben kann, selbst wenn es sich auf die— selbe verlassen koͤnnte, was doch nicht der Fall ist, wie jetzt der Krieg gegen den Raͤuber Remeschido zeigt. Unter solchen Umständen kann wahrlich kein Ministerium mehr helfen, man setze es auch aus den besten Elementen zusammen. Die Sitt— lichkeit der gegenwartigen Generation ist schon zu sehr gesunken, als daß man auf Besserung der Zustaͤnde hoffen konnte, und am wenigsten koͤnnen wohl die öfteren Ministerwechsel dazu beitra— gen. Man will dadurch bessern, und geraͤth in einen immer tieferen Abgrund, aus dem nur eine große Kriesis retten wird. Wer in dieser Krisis aber den Sieg davon tragen wird, ob die Lortes unter einem zweiten Robespierre durch ein Schreckens— system, wie schon hin und wieder durch manche Aeußerungen angedeutet worden ist, oder das absolute Köͤnigthum, wenn sene mit ihren Planen scheitern und vom Volke vernichtet werden, laͤß sich nicht im voraus berechnen bei einem Volke, das so

schwankend ist und sich von kleinen Parteien hbeherrschen läßt, Eine Mittelstraße zwischen beiden Extremen scheint aber nicht mehr vorzuliegen.

Fnlan d.

Berlin, 3. Mai. In Tilsit hat sich ein Verein zur Linderung der Noth der durch das Austreten des Gilge⸗ und Rußstromes verun, gluͤckten Einwohner der Kaukehner Niederung gebildet, und unterm 26. April von dort aus einen Aufruf zur Wohlthaͤtigkeit an sein Mitbuͤrger in der Naͤhe und Ferne erlassen. Die Zahl der dur die Dammbruͤche ploͤtzlich unter Wasser gesetzten Ortschafn wird in demselben auf mehr als 100 angegeben, die damt (am 26. April) bereits seit zehn Tagen 5 bis 10 Fuß hoch uͤben schwemmt waren, so daß der groͤßte Theil der Verungluͤcktn auf Boden, ohne warme Nahrungsmittel, umgeben von halb verhun, gertem, tief im Wasser stehenden Vieh zubrachten. Dem erstpy Nothstande ist zwar sofort von den Nachbarn moͤglichst abgehg fen worden, doch ist das Ungluͤck zu groß und zu nachhaltq als daß die Kraͤfte des armen Landes zu einer wesentlichen Lon derung ausreichen koͤnnten. Der gedachte Verein besteht au dem Landrath Ferne, dem Buͤrgermeister von Goͤllnitz, dem Pr diger Lambert und dem Ober-Post-Direktor Nernst.

Meteorologische Beobachtung.

Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger

6 Uhr. 2 Uhr. 10 uhr. Beobachtung. 82 re,

Quellwãrme 7,0 0 8 Flußwärme 9.20 g Bodenwärme 8, 10 Ausdünstung O 119 Niederschlag 0.

Nachtkälte 44 8, 109 60 pCt. W.

1837. 2. Mai.

335, 83“ Par. 336, 01“ Par. 4 14,69 R. 4 9, 10 R. 4 340 R. 4 A, 20 R. 72 pCt. Al pet. ös pet. bezogen heiter. halbheiter. XB. W. W. Wolkenzug ... W. Tag esmittel: 335, 8s“ Par.. 4 10770 R.. 4 Ab 0 R..

33576 Par. 4 8S, 3 0 R. 4 A,3 O R.

Luftdruck

Luftwärme ... Thaupunkt ... Dunstsättigung

——

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 28. April.

Niederl. wirkl. Schuld 521/99. S0υ¶, do. 993. Kang - Bil 224. S0,½ Span. 1959. Passive —. Ausg. Seh. . Zinsl. M l'reuss. Prüm. Sch. 1 II Va. Holn. —. Oesterr. Met. 99.

Autwerpeu, 27. Aßrit.

Ausg. Sch. —. Zinsl. S. Nene Anl. 19. Hamburg, 1. Mai.

Bank-Actien 1347. 1315. Engi. Russ. —. 39, 28169. Neue Anl. 20.

London, 28. ApriI.

Cons. 379 905g. Belg. —. Neus Anl. 213. Passire Ausg. Sch. Si. 21, G loll. S3. 39 160. So Hort. As do; 3 20 V. Engl. Russ. —. Bras. Si l/. Columb. 23 163. 231 /½. HFeru 18. Chili 40.

baris, 27. April.

sz Y Rente 106. 90. 3 υ, do. 78. 809. Sc, Nenp. 98. q

d Co Span. Rente 23 I/. Passive Ss... 309 Portug. 295,5. Wien, 28. April.

zwo Met. 1021148. Ao 09. z, 7413, 6. 2u Co Sz 1. I

—. Bank-Actien 13668. Veuẽ Aul. 567 .

Passive —.

0 Port. . q

Königliche Schau spiele—

Donnerstag, 4. Mai. Im Opernhause: Nurmahal, od Das Rosenfest von Kaschmir, lyrisches Drama in 2 Akten, Ballets. Musik von Spontini.

Im Schauspielhause: 1) Le Savant, vaudeville en actes, par Serihe. 2) kenaudin de Caen, vaudeville en actes.

Freitag, 5. Mai Im Schauspielhause (als siebente Vg stelung der Dramen aus der Geschichte der Hohenstaufen Kaiser Friedrich II., vierter Theil, oder: Friedrich's Tod, hist rische Tragoͤdie in 5 Abth., von E. Raupach. (Herr Ro Kaiser Friedrich II.)

Königstädtisches Theater. Donnerstag, I. Mai. Der Verschwender. Orig inal⸗Zalhe Maͤhrchen in 3 Akten, von F. Raimund. Musit vom Kay meister Konradin Kreutzer. (Herr Rott, vom Königl. Sthn schen Theater zu Pesth: Valentin, als Gastrolle.)

. Redacteur Æd. Co tte.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Allgemeiner Anzei

Einwendungen haben, ssolche gerichte zur weiteren Verfuͤgung anzuzeigen, widri⸗ 3 genfalls mit dem Verkaufe der Pfandstüͤcke verfahren,

Der Arbeitsmann Carl Friedrich Witte und und der Pfandglaͤubiger wegen seiner in dem Pfand⸗ buche eingetragenen Forderüngen aus dem Kaufgelde

Bekanntmachungen.

ur Warnung.

der Büdner Gottfried Muller zu Sieversdorf sind wegen unterlassener Rettung esnes Menschen aus Lebensgefahr rechtskraͤftig zu üutaͤgiger Gefaͤng⸗ nis⸗ Strafe vom Königl. Kammergerichte verurtheint. Neustadt a. d. Dosse, den 14. Azuhril 1837. Königl. Preuß. Fustiz⸗Amt.

Nothwen diger Verkauf. Stadtgericht zu Berlin, den 7. April iss?. Das Mittelstr. Nr 3 belegene Grundstuͤck des Baͤcker⸗ meisters Kuppermann, taxirt zu 7273 Thlr. 25 sgr, soll am 13 Dezember 1837, Vorm 11 ühr, an der Gerichtsstelle subhastirt werden. Tage und Hypothekenschein sind in der Registratur einzuseben Die verehelichte Baͤckermeister Kuppermann, fruher verwittwete Mertens, Dorothee Sophie geborne Eich⸗ staͤdt, oder deren Erben werden oͤffentlich vorgeladen.

werden soll.

Bekanntmachung.

Der privilegirte Pfandleiher Hiß, wohnhaft in der Lintenstraße Nr 188, hat darauf angetragen, die seit laͤnger als 6 Monat bei ihm verfallenen Pfaͤnder, bestehend in Gold⸗ und Silbersachen, Leinen, Bett 2) zeug, mannlichen und weiblichen Kleidungsstücken und dergl. mehr, öffentlich an den Meistoietenden zu verlaufen, und ist dazu ein Termin auf

den 5. Juni 1837, Vormittags um 9 uhr, vor dem Königl. Auetions⸗Kommissarius Herrn Vecken⸗ stedt in der obenerwaͤhnten Wohnung deg Pfandlei⸗ hers angesetzt. Es werden daher die Eigenthümer dleser verfallenen Pfaͤnder aufgefordert, vor obigem Auctions⸗Termin entweder dieselben , . oder, wenn sie gegen die eontrahirte Schuld gegründete

gegen die contra

Berlin, den 2. Maͤrz 1sz37. Königliches Stadtgericht. Abthellung für Kredit⸗, Sübhastations—⸗ und Nachlaßsachen.

Oeffentliche Bekanntmachung.

Der Papierfabrilant Philipp Andreas Hornig zu Kemnitzerhagen beabsichtigt

I) sein bis Michaelis 1858 laufendes, aus dem am 16. September 1788 mit der Königl. akademi⸗ schen Administration geschlossenen, am 29. Ja— nuagr 1816 auf ihn transportirten Kontrakte ori⸗ ginirendes Pachtrecht an der Papiermühle zu Kemnitzerhagen und den daju gelegten Laͤnde⸗ reien, so wie sein Pachtrecht aus den mit der erwaͤhnten Administration resp. am 6. Dezember 1822 und 19. April 1823 uͤber einige Laͤndereien geschlossenen Kontrakten abzutreten, die ihm an jener Papiermühle und deren Neben⸗ gebaͤuden, so wie an einem zu Kemnitzerhagen belegenen Kothen, zustehenden sonstigen Rechte zu veraͤußern, und hat bei uns auf die ser Gegenstaͤnde angetragen. eltationg⸗Termine duf den 20. April und den 1. und 22 Mai, jedesmal Vormittags 10 ühr, angesetzt und laden Erwerbslustige hiermit ein

Fur den Fall, daß das beabsichtigte Geschaͤft nicht sollte zu Stande kommen önnen, wird eine Verpach⸗

beabsichtigt und

betroffen.

oͤffentliche Ausbietung die⸗ Wir haben deshalb Li⸗

den Terminen entgegen genommen werden.

In dem ersten Termine haben die Glaͤubiger des lelde in Höͤrnig sich uͤber die Verkaufs- und die eventuellen befriedigt, der Ueberschuß aper an die zirmen⸗Kasse Verhachtungs, Tedingungen, in dem letzten Termine abgeliefert und Niemand mit seinen Einwendungen aber uͤber den Zuschlag zu erklaren, und wird von hirte Pfandschuld weiter gehört den Nichterschelnenden angenommen werden, daß sie

dem Heschlusse der Mehrheit der Erschelnenden bei— treten. Auch ist von einem jeden der hierselbst nicht anwesenden Kreditoren des Hornig, in so fern dies noch nicht geschehen seyn sollte, binnen Rechtsfrist ein zu den Akten gehörig legitimirter Stellvertreter am hiesigen Gerichtsorte fuͤr die Debitsache zu be— stellen, widrigenfglls sie bei allen das gemelnsame Interesse der Glaͤubigerschaft betreffenden Vorkom— menheiten als in die Heschlüsse der MNiehrheit der übri⸗ gen Kreditoren einwilligend werden angefehen werden.

Zugleich fordern wir alle diejenigen, die an die bezeichneten Pachtungen und sonstigen Gegenstaͤnde Anspruͤche irgend einer Art zu haben vermeinen, auf, in den oben angesetzten Terminen diese Ansprüͤche anzugeben und zu bewahrheiten, unter dem Nach⸗— theile, daß sie sonst mit allen Anspruͤchen an die be— zeichneten Gegenstaͤnde werden ausgeschlossen werden Alle diejenigen, welche ihre Forderungen in dem Hör nigschen Diskussions Verfahren bereits baben, werden von der gestellten Verwarnung nicht

Datum Greifswald, den 25. Maͤrz 1837. Königliches Kreisgericht. 8 chan itte

Bekanntmachung.

Zur anderweitigen Verpachtung des im Thorner Kreise belegenen adel. Guts Warszewice haben wir einen Termin auf den 20. Mai e, Nachmittags Uhr, anf dem hiesigen Landschaftshause angesetzt,

m Koͤnigl. Stadt tung der bezeichneten Gegenstaͤnde auf kuͤrzere Zeit zu welchem wir Pachtliebhaber mit dem Bemel sollen die desfallsigen Gebote in eben einladen, daß die Verpachtung auf Ein Jahr

Jobannis bis Johannis k. J erfolgt und der min zum Verkauf des Guts in nothwendiger 8 hastatlon auf den 30. August ee ansteht, die Ka lustigen werden also auf die Wahrnehmung Termins aufmerksam gemacht.

Marienwerder, den 25. Maͤrz 1837. Kdͤnigl Provinztal⸗Landschafts-Direttht

Wollmarkt in Torgau.

Daß mehrfachen Wunschen gemäß der hiesige Min markt, unter hoher Genehmigung, von Mittwochn Donnerstag vor Pingsten auf Müttwoch und Brin nerstag nach Trinitatis, dieses Jahr also n

den 24. und 25. Mal E. verlegt worden ist, bringen wir hierdurch zur ih meinen Kenntniß. Torgau, am 8. April 1837. Der Magistrat.

Literarische Anzeigen.

VUeueste Tanz- Composition von Jose Lanner. Bei Pietro Mechetti in Wien ist so eben,“ schienen und in Berlin bei Gustav Crantz, Fi riehsstrasse No. 165, zu haben:

Joseph Lanner, ztes Panorama der beliebtesten Galoppet enthaltend: No. 1. Gartenlest- Galopp; ; No.2 Galoppe nach stoticen aus der Ohe die Hugenotten, von Meyerbeer; Na. 3. Champagner Knall- Galoppe; ür das Pianosorte. Op. 114. Preis 18 sgr.

angemeldet

ö

Allgemeine

Preußischt Staats-Zeitung.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

. Im Bezirke der Koͤnigl. Regierung

zu Köln ist der bisherige Pfarrer zu Kuͤrten, Schmitter, um Pfarrer in Menden im Sieg-Kreise ernannt worden;

zu Posen ist der Vikar August Seidel aus Schneide— hl zum Pfarrer in Altenhoff, Kreis Meseritz, und der Vi— ar Benediet Sauer zum Pfarrer in Reisen ernannt worden;

zu Stettin ist der Predigtamts-Kandidat Karl Frie— drich Wilhelm Pfotenhauer zum Rektor und Huͤlfspredi— ger in Penkun ernannt worden.

Angekommen: Der Großherzogl. Mecklenburg⸗Schwe— insche General-Majer und General- Adjutant, von Bod—⸗— hien, und

Der Koͤnigl. Niederlaͤndische außerordentliche Gesandte und hevollmaͤchtigte Minister am Kaiserl. Russischen Hofe, Freiherr von Heeckeren, von St. Petersbura.

Abgereist: Der Großherzogl. Mecklenburg ⸗Schwerinsche

General⸗ Major und Brigadier, von Both, nach Ludwig lust.

2

Zeitungs-Rachrichten. n m .

Frankreich.

Paris, 28. April. Gestern begaben sich der Konig, die Königin, die Prinzessinnen Adelaide ünd Clementine und der erzog von Montpensier in Begleitung der Kurfuͤrstin von fal Bayern und des Grafen von Arco nach Sevres, wo Ihre Majestaͤten und Ihre Koͤnigl. Hoheiten die Porzellan-Manu— saluur in Augenschein nahmen. In Sevres stand die Natio— nal Garde unter den Waffen und erwartete den Koͤnig, der die⸗ selbe, tropö eines heftigen Regengusses, die Revue passiren ließ. Der Koͤnig und die Koͤnigl. Familie speisten in Saint-Cloud, und kehrten erst um 9 Uhr Abends nach den Tuilerieen zuruͤck. Die heutigen Blatter enthalten das Programm der Festlich— 66. ö des Namenstages Sr. Majestaͤt, der auf den l. Mai t.

Da der Baron von Huͤgel, der in Abwesenheit des Grafen von Appony als Geschaͤftstraͤger fungiren soll, noch nicht ange— kommen und dadurch die Abreise des Botschafters verzoͤgert worden ist, so wird dieser am Namenstage des Koͤnigs als Ver⸗ treter des diplomatischen Corps das Wort fuͤhren.

Im Journal des Debats liest man: „Ueber die Zeit

der Ankunft der kuͤnftigen Herzogin von Orleans in Frankreich scheint noch nichts Bestimmtes beschlossen zu seyn, so wenig wle

über die bei der Vermaͤhlung statifindenden Festlichkeiten. Nach Allem, was wir erfahren haben, ist es indeß wahrscheinlich, daß diese Festlichkeiten in der ersten Hälfte des Monats Juni, und zwar in Fontainebleau und Versailles, stattfinden werden. Die Eroͤffnung des Museums wird deshalb verschoben, und das große auf den 26. April angesetzt gewesene Fest ist ebenfalls auf die Jeit der Vermaͤhlung verlegt worden.“

Die Pairs waren heute in ihrem gewohnlichen Sitzungs— Hale zu einer Gerichts-Sitzung versammelt, in welcher der General⸗Prokurator, Herr Franck ⸗Carré, im Namen des Koͤ— nizs, die Akte vorlegte, wodurch die uͤber Meunier verhängte Jodesstrafe in die Strafe der Deportatlon (oder lebenslaͤngliche Festungsstrafe) verwandelt wird. Derselbe äußerte sich bei die⸗ ser Gelegenheit etwa folgendermaßen: „Es ist Ihnen bewußt, m. H., welche Gewissensbisse und welche Reue der Verurtheilte empsand, und Sie werden daher ohne Zweifel die Gefuͤhle je— nes hochherzigen Mitleies theilen, der er seine Begnadigung zu verdanken hat. Auch wir, m. H., die wir durch unser strenges Ant zur Vertheidigung der schwer verletzten oͤffentlichen Ord— hung berufen waren, auch wir wuͤnschen uns Gluͤck zu einem Auftrage, der uns gewissermaßen der Ausuͤbung nes hohen Vorrechtes beigesellt, welchem es allein zu— leht, die Strenge! der Erkenntnisse zu mildern. Die Begnadigung hat auch nicht erst auf die Bittschrift des Schul— digen zu warten brauchen; nicht der schmerzliche Eifer einer Mutter war ihr vorangegangen, die mit verweintem Auge um bas Leben ihres Sohnes bat und zu den Fuͤßen jener erhabe⸗ nen Königin, deren eigene Kinder dürch das Verbrechen in' To— besgefahr gerathen waren, um eine Verwendung zu Gunsten des Mörders flehte. Die Begnadigung war bereits unterzeich— net, und der Konig hatte also, als man sich ihm mit schuͤchter⸗ ner Bitte nahte, nur noch Segenswuͤnsche zu empfangen und Freudenthraͤnen einzuärndten. Moͤge Meunier daher leben als en Zeuge der Parteienwuth und zugleich jener Koͤniglichen Nilde, die den durch sie verleiteten Ungluͤcklichen so gern und so rasch vergiebt. Moͤchte diese Milde doch einen wehlthaͤtigen Einfluß auf alle jene schlechten Leidenschaften üben, die sich noch um uns regen; moͤchte sie endlich dazu dienen, jene Unsinnigen zu entwaff nen, deren stets erneuerte und stets verfehlte Angriffe umsonst eine Bynastie zu erschuͤttern versuchen, die der National⸗-Wille zu den Thron erhoben hat, und auf demselben zu erhalten wissen wird, eine Dynastie, die so viele feste Stuͤtzen zählt nde deren Zukunft bald in einem neuen Buͤndnisse neue Buͤrg⸗

Disten finden wird. Wir ersuchen den Gerichtshof, uns den seh ang des Strafmilderungs-Dekrets zu bescheinigen und dem— piün die gerichtliche Bestaͤtigung zu ertheilen.“ Nachdem ichteres geschehen, wurde die Audienz aufgehoben und die erlammlung konstituirte sich als gesetzgebende Behörde. Der e og von Broglie berichtete uͤber den Gefetz Entwurf en des Dotations-Zuschusses fuͤr den Herzog von Orleans, ke. erklaͤrte, daß die Komnmission einmuͤthig fuͤr die Annahme esselben stimme. Mehrere Pairs verlangten, daß man die Berathung Nerüber sofort eröffne; da indessen das Reglement einen vierund=

Civilliste und des Privat⸗Besitzes 18

Berlin, Freitag den öten Mai

zwanzigstuͤndigen Zwischenraum zwischen der Berichterstattung und der Debatte anordnet, so wurde die Berathung auf den folgenden Tag verlegt.) Am Schlusse der Sitzung wurde noch der Gesetz- Entwurf wegen Aufhebung der Nachgebote bei der Verauctionirung des Holzschlages ohne Weiteres mit 158 Stim⸗ men gegen 1 angenommen.

Nachstehendes ist ein Auszug aus den Mittheilungen, die der Minister des Innern gestern der Deputirten⸗Kam— mer uͤber das Privat-Vermoͤgen des Koͤnigs machte: „Im Jahre 18365“, äußerte er, „hatte der Koͤnig aus seinem Fri— vat⸗Vermogen eine Einnahme von 2,5965, 757 Fr. Die Einkuͤnfte der Civilliste, mit Einschluß der 12 Millionen, schatzʒ in monatlichen Raten zahlt, so wie die Einkuͤnfte der ehe⸗ maligen Dotation der Krone, belaufen sich usammen auf 18, 674, Sᷣ9 Fr. Das Gesammt-Einkommen tel sich hiernach auf 21,271, ä Fr. Von dieser Summe sind nun bie Lasten in Abzug zu bringen, die sowohl das Privat- Eigenthum des Kö— nigs als die Civilliste zu tragen haben, damit die Kammer, wie das Land, das Residuum kennen lerne, mittelst dessen die Krone ihre Wuͤrde aufrecht zu erhalten hat. Diese Lasten bestehen fuͤr das Privat, Vermoͤgen des Königs aus bestimmten Pensionen, Steuern und sonstigen Abgaben, zum Betrage von 1, 59h, 287 Fr.; fuͤr die Civilliste belaufen sie sich u g, 642, 513 Fr., uͤberhaupt also auf 19232, 809 Fr. Hiernach bleibt der Krone noch ein baarer Ueberschuß von 10,538, S6 Fr. Die Privat-Schulden des Koö— nigs beliefen sich am Schlusse des vorigen Jahres auf 61 Millionen und die Schulden der Civilliste auf 11 i Millionen. Erworben hat der König seit dem 9. August 1830 Grund⸗Eigen⸗ thum zum Werthe von 12 Millionen Fr.; dagegen sind ande / rerseits 3590 Hektaren an Waldungen zu dem Werthe von 21, Millionen Fr. verkauft worden. Das Privat⸗Vermoͤgen des Koͤnigs ist sonach in diesen sieben Jahren um 10 Millionen angewachsen. Erwaͤgt man inzwischen, daß die Schulden der Millionen betragen, so er— giebt sich hieraus ein Defizit von 8 Millionen, und dieses Defizit wuͤrde vollends 17 Millionen betragen, wenn der Koͤnig diejenigen 9 Millionen, die er in den fuͤnf letzten Monaten von 1859 und im Jahre 1831 zuviel erhoben, hatte zuruͤckzahlen muͤssen.“ ) Ein Streit, der sich zwischen dem Münister und dem General Thiars uͤber den Privatbesitz des Königs an Waldungen erhob, fuͤhrte den ersteren noch einmal auf die Red⸗ nerbuͤhne. Er behauptete, daß der Koͤnig nur 59, 000 Hektaren an Eigenthum in Waldungen besitze, waͤhrend die ubrigen 108,000 Hektaren dem Staate gehörten. Der General Thiars berief sich seinerseits auf eine unlaͤngst erschienene Schrift, worin es aue drücklich heiße, daß die Krone 183,000 Hektaren an Waldun— gen besitze. Als Herr von Cormenin diese Angabe, von sei⸗ nem Platze aus, berichtigen wollte, wurde er aufgefordert, die Rednerbuͤhne zu besteigen, wozu er sich nach einigem Zögern auch verstand. Er erklärte darauf, daß die gedachte Ab— schaͤtzung, die der Minister des Innern als verleumderisch be— zeichnet hatte, nicht von ihm (Cormenin) herruͤhre, sondern aus einem Pamphlet entnommen worden seyh, das die Polizei, un⸗ ter dem Titel: „die enthuͤllte Civilliste“ gegen ihn ins Publi— kum geschleudert habe, und in welchem die Kron-Waldungen auf 184,000 Hektaren berechnet wuͤrden. Hiernach gebuͤhre der Ausdruck „verleumderisch“ nicht seiner (Cormenin's) Schrift, sondern der Gegenschrift der Polizei. „Dem sey indessen, wie ihm wolle“, fuͤgte der Redner hinzu, „so bleibe ich dabei, daß der König ein Privat-Vermoͤgen von mehr als 60 Millionen Fr, besitzz. Meine Berechnung ist sehr einfach. Der Minister selbst raͤumt ein, daß die Zinsen des Koͤnigs aus seinem Pri⸗ vat-Vermoͤgen sich auf etwa 2, 600,009 Fr. beliefen; dies repraͤ⸗ sentirt heutiges Tages ein Kapital von mehr als 50 Millionen e,. Der Minister erklaͤrt ferner, daß seit der Juli⸗Revolution, nach Abzug der Verkaufe, i0 Mill. . Ankaufe verschiedener liegen⸗ zen Gründe verwandt worden waren. Hierdurch ist das Kapital auf 60 Millionen angewachsen. Rechnet man hierzu noch den Forst von Breteuil, im Werthe von 14 Millionen, so stesst sich das Gesammt Kapital auf 74 Millionen Fr., und ich frage jetzt, ob man hiervon nicht die Koͤnigin der Beigier reichlich ausstatten koͤnnte.“ Der Graf von Montalävet erwiderte hierauf Fol⸗ gendes: „Der vorige Redner hat das Vermoͤgen des Koͤnigs nach dem Kapitals-Betrage statt nach den Einkuͤnften abgeschaͤtzt; hierdurch wird aber die Frage, um die es sich handelt, ganzlich verruͤckt; auf das Einkommen des Koͤnigs, nicht auf dessen Ver— moͤgen, kommt es hier an. Die Koͤnigin der Belgier hat in diesem Augenblick noch kein einziges Besitzthum aus dem Vermögen ihres Vaters. Erinnern Sie sich gefälligst, m. H., daß bei der Festsetzung der Civilliste im Jahre 1832 die Kammer zwischen zwei Meinungen getheilt war; einerseits wollte man 14 Millionen, andererseits nur 12 Millionen bewilli— gen, indem man dem Koͤnige sein Privat-Vermoͤgen mit in Ansatz brachte. Die Majoritaͤt entschied sich fuͤr diese letztere Summe, woraus klar hervorgeht, daß die Kammer wollte, der Konig solle die Zinsen seines Privatvermoͤgens mit zu den Kosten seines Haushalts und seiner sonstigen Ausgaben verwenden. Waͤre es unter diesen Umstaͤnden wohl billig, von den Kapi— talien des Koͤnigs eine Million abzuzweigen und sein Einkommen um den Betrag der Zinsen dieser Summe zu vermindern? Daß der Koͤnig dies konnte, leidet keinen Zweifel; man müßte dann aber ö nicht mehr von ihm verlangen, daß er zur Auf— munterung der Wissenschaften, Kuͤnste und Gewerbe, so wie zur Unterstuͤtzung der Nothleidenden so viel thaͤte, als er bisher

) In der Sitzung vom 2osien ist, nach einer Privat-Mitthei⸗ lung, der erwähnte Gesetz-Entwurf mit 116 gegen 2 Stimmen an= genommen worden. ö

) Das Gesetz vom 2. März 1832 setzte nämlich die Civilliste auf 12 Millionen jährlich fest, während der König bis dahin den früheren Satz von 18 Millionen Fr. jährlich, also in anderthalb Jahren 9 Millionen zuviel erhoben hatte, deren Zurückerstattung ihm aber , wurde, da das Gesetz keine rückwirkende Kraft ha—

en konnte.

die der Staats⸗

gethan hat, und ich glaube, daß dies die Ansicht der Kammer und des Landes nicht seyn kann. gr wir cher noch einige wenige Worte. Was bezweckt vorzuͤglich der Ihnen vorgelegte Gesetz⸗ Entwurf. Sie sollen durch die Annahme des⸗ selben ein Baͤndniß heiligen, das in dem wahren Interesse Frankreichs geschlossen worden ist. Nicht ich spreche diesen Ge⸗ danken hier zum erstenmale aus; der vorletzie Redner (Herr Paixhans) erklaͤrte, daß der gegenwärtigen Debatte allerdings durch ein Votum ein Ende gemacht werden muͤsse, das die durch dieselbe geschlagenen Wunden heile. In Ihren Händen, m. H., liegt dieses Votum; Sie können durch dasselbe für die Ehre der Krone viel thun, und ich hoffe, daß Sie es uns nicht verweigern werden.“ Das Resultat dieser Debatte ist bereits gestern ge⸗ meldet worden.

In der heutigen Sitzung wurden drei neue Gesetz / Ent⸗ wuͤrfe vorgelegt, die jedoch in der gegenwartigen Session schwer⸗ lich noch zur Berathung kommen dürften: der Kriegs ⸗Mi— nister brachte einen Gesetz Entwurf wegen desinitiver Feststel⸗ lung des Stammes der Armee, der Finan Minister einen zweiten wegen eines Dotations“Zuschusses fuͤr die Pairs ⸗Kam⸗ mer pro 1836 und der Hand els,Minister einen dritten, we⸗ gen verschiedener Hafenbauten in Honfleur, Port Vendres u. s w. ein. Nachdem diese Gesetz Entwürfe zum Drucke ver— wiesen worden, , die Versammlung sich mit dem Rech—⸗ nungs⸗Abschlusse von 1834. Kein einziger Redner hatte sich fuͤr die allgemeine Berathung einschreiben lassen, so daß man sofort zur Ersrterung der n . Artikel schritt. Die Debatte war fuͤr das Ausland ohne Interesse. Im ersten Artikes werden die 4 Ausgaben pro 1831 auf 1, 0z4, 996,7 Fr. 45 Cent. estgestellt. .

Der Graf Simeon,

der zum Berichterstatter des s uͤber die Verhehlun z chterstatter des Gesetze

von Staats⸗Verbrechen ernannt worden war, soll von dem Großsiegelbewahrer, Herrn Barthe, die An— zeige erhalten haben, daß es die Absicht der Regierung sey, die⸗ sen Gesetz Entwurf nicht zur Beraihung zu bringen.

Das gestrige zweite Pferderennen auf dem Marsfelde hat dem Lord Seymgur wieder 8000 Fr. eingebracht. Den ersten Preis von S0G0 Fr. errang die bisher unbesiegte „Miß Annette“, den zweiten von 3000 Fr. der im vorigen Ihr mit so großem Ruhm aufgetretene „Franck“

Der Baron Taylor, der im Auftrage des Königs nach Spa⸗ nien gegangen war, um Bilder der Spanischen . anzu⸗ kaufen, ist gestern nach Paris zuruͤckgekehrt. Er soll seinen Auf⸗ . ,, 9 . Ern 4 eine Menge ausgezeichneter Werke beruͤhn. ter anischer Meister a . bracht haben. ö. ö

In einem Schreiben aus Bayonne vom 241. April liest man: „Zwoͤlf Karlistische Bataillone Infanterie, drei Schwa⸗ dronen Kavallerie und acht Kanonen, die zu der nach Unter⸗ Aragonien bestimmten Expedition gehören, find am I7ten nach Los Arcos, Arroniz, Viliamayor, Descatillo und nach den Doͤr⸗ fern des Solana⸗Thales, zwei Stunden von Estella, aufgebro⸗ chen. Die Anfuͤhrer dieser Truppen, die Generale Sauzet, Quilez und der Brigadier Don Basillo Garcia, befanden sich am naͤmlichen Tage mit ihrem Generalstabe in Esteila. Diese Expedition wird ihren Weg durch die Rioja Alavesa neh— men und bei Olimonegro uͤber den Ehro gehen. Der General Irribarren hat, auf die Nachricht von diesen Bewegungen der Karlisten, sogleich der Kolonne der Riwerg und 9g00 Kavalleristen Befehl ertheilt, sich nach Mendavia zu begeben und den Feind zu beobachten. Auf Befehl des Infan⸗ ten Don Sebastian wird der Brigadier Ibarrola, welcher jetzt im Bastan, Thale und an der Franzoͤsischen Graͤnze steht, bei der ersten Bewegung der Christinos die Bruͤcken von San Estevan, Narbarle, Gyaregui und andere im Beytirrazana⸗ und Bastan⸗Thale sofort besetzen. Aus Bilbao vom 1hten wird gemeldet, daß am Tage vorher der General Gurrea mit der ersten Division Infanterie von dort sich nach Vittoria begeben hat, wo ein Operations Corps gebildet werden soll, um den Ein— fall der Karlisten in Kastilien zu verhindern. Der General Seoane ist zum außerordentlichen Inspecteur der Spanischen Truppen in den Provinzen Biscayn und Guipuzeoa ernannt worden.“

Im Courrier de Lyon liest man: „Die Geschaͤfte sind noch immer flau, indeß ist die Lage der Gewerbtreibenden etwas weniger Beunruhigend, als bisher. Mehrere Fabrikanten, die alle ihre Arbeiter entlassen hatten, haben wieder zu arbeiten an⸗ gefangen, und die Preise stellen sich fester.“

An der heutigen Boͤrse hat sich die Speculation fast aus⸗ schließlich auf die Actien der Belgischen Bank geworfen, weil man wissen wollte, daß sich an den Besitz dieser Actien ein vor— zugsweises Recht auf Actien 8 der Eisenbahn von Bruͤffel nach Paris knuͤpfen werde. Die Belgischen Bank-Actien stiegen an der heutigen Boͤrse von 1360 auf 1610. Die Actien der Eisen bahn ven Paris nach Versailles auf dem rechten Seine? Ufer gingen bis auf 725 Fr., konnten sich aber auf diesem Cours nicht halten, und waren zu Ende der Boͤrse mit 700 ausgeboten.

Großbritanien und Irland.

Londen, 29. April, Der Konig begab sich gestern mi seinem Gefolge von St. James, Palast 96 esschnne ler, J Einweihung der dort erbauten National⸗Galerie. Se Majestaͤt kehrte unter dem lautesten Jubel der versammelten Volksmenge nach dem Palaste zuruͤck.

Am Mittwoch erstattete der Rekorder bei dem Lever im St. James⸗Palaste dem Könige seinen Bericht uͤber die in den beiden letzten Sessionen des Kriminal⸗Gerichts zum Tode verur— theilten Verbrecher. Mit Ausnahme des Greenacre, der am Dienstage hingerichtet werden soll, und der Gale, wurde die Hinrichtung aller uͤbrigen „bis auf Sr. Majestaͤt gnaͤdiges Woh!⸗ . ausgesetzt“6, d. h. es wurde ihnen die Todesstrafe er— assen.

Wie es heißt, wird eine von den Schwestern der verstorbe— nen Lady de Lisle an deren Stelle zur Haushofmeisterin des