1837 / 167 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

5 * x *

8 * 2 = . . 6.

ei e hilsstuͤndige Pause ein.

auszusetzen, uͤberging.

München, 14. Juni. Entschließung in Betreff der Fabrication des Zuckers ist folgenden Inhalts:

1) Die Fabrication des Runkelrüben⸗Zuckers ist in Gemäßheit Art, 8. Ziff. 2. der gesetzlichen Grund⸗Bestimmungen für das Ge— werbelesen vom 11. September 1825 in allen Theilen des Reiches

Lonkurren; der Landwirthe überlassen. 2) Lebhafter Wunsch Sr. Königl. Majestät ist es, daß das erste Fabrications⸗Stadium, nämlich Zuckerstoffes, möglich lokal stattfinde, damit das verbranchende Residuum, so wie dies nur immer . roduzenten en werden Allerböchstdieselben es sehr chen, wenn die Landwirthe einzelner Disteikte oder ganzer ; r . größeren Appa⸗ rat und erweiterte Technik voraussetzenden Fibricatiöns: Momente sich in förmliche Gesellschaflen, und zwar nach Umständen unter Mitbethelligunz nicht güterbesitzender Kapitalisfen vereinigen, dä⸗ mit die Bavperische Zucker-Fabrication neben der möglichsten Lokalisi⸗

der freien F

die Extraction des als Důngermittel zu ihunlich erscheint, dem Wirthschafts-Betriebe des Rüben⸗P̃ selbst . Gute gehe. 3) Dagegen

gern

Kreise Behufg der späteren fostspieligeren, einen

rung des Lokglisirbaren, auch die erforderliche Concentration des mit ͤ auf solche WBeise mit den zum Theil kolessalen Societäten des , . . ö rr : ) Se. K. Maj. werden selchen Gesellschaften die, nach den Ge ctzen des Reiches jede Verein sbildinng bedin gende, K. Genehmigung auf erfolgendes Anfu— Befunde der mit vorzulegenden Statu—

s) Uebrigens versteht sich von selbff, auch die lend: selbst verar⸗ t . sich in der Folge allen jenen Be— Fetz erungä und Kontrolle-Anordnungen zu fügen haben, welch etwa anf dem durch Tit. VII. 5. 2 der erfassungs ülrkunde vorgezeichne⸗

reinten Kräften leichter Durchfübrbaren darbiete, und

ind nachhaltige Konkurrenz zu halten vermöge.

chen und bei entsprechendem ten mit Fergnügtn ertheilen. daß sowoehl die in solcher Weise sich bildenden Vereine, als bre Rüben bis zur gänzlichen Vollendung des Zuckers beite nden ein jelnen Gutsbesitzer,

ten Wege festgesetzt werden könnten.

Portugal.

Lissabon, 21. Mat. (Allg. Ztg.) Die Koͤnigin und ihr Gemahl befinden sich jetzt im besten Wohlseyn, und man sieht sie taglich zusammen spazieren fahren in einem geschmack⸗ vollen offenen Wagen mit vier Schimmeln bespannt; zwei kleine Jockeys dienen als Vorreiter. Die Oberhofmeisterin, eine Hof⸗

dame nehst dem dienstthuenden Kammerherrn und dem Adsusan— ten des Prinzen, nehmen einen andern offenen Wagen ein, wel—⸗

4

cher mit vier Maulthieren bespannt ist. In der vorgestrigen Cortes, Sitzung kam eine Scene vor,

in der sich deutlich zeigte, in welcher geringen Achtung die tt?! ; ; ; . j sich c, ge gte, , mn n. 6 Bulgarien eine neue Epoche beginne, indem in dem offentlichen

nistey bei den Volks⸗Repraäͤsentanten stehen. Der Justiʒ / Mini⸗ ster sprach darin ironisch seinen Dank gegen die Kammer aus wegen der Art und Weise, wie man ihn in der letzten Sitzung n seiner Atwesenheit behandelt, wo man ein so großes Gewicht auf die Anklage eines Menschen gelegt beisting eines Verbrechens sieben Neonäte im Gefängniß ge— tien haben sollte, Der Minister zeigte nun aus den Akten die Schuldhaftigkeit dieses Menschen. ganze Kammer wegen der Ungerechtigkeit ihrer Klagen auf das surchtbarste herunter; einige Deputirt⸗ hatten sich der inde— centesten und beleidigendsten Ausdrucke gegen das Ministerium bedient. Er wies auf das Unpolitische eines solchen Verfahrens in einem Zeitpunkte, wo das Land sich in einer so mißlich en, und Spanien in einer so kritischen Lage besinde.

ich gewesen, denn kein rechtlicher Mann wolle Minister seyn, enn man fernerhin die Ungeschliffenheiten einer groben uns alolen ten Sprache zu ertragen habe. (Laͤrm im Saal und auf den Gäallcrieen.) Er freue sich immer mehr, seine Dimission eingegeben zu haben, und die Herren Deputirten konnten ver— äichert seyn, daß ihn keine menschliche Macht wuͤrde vermoͤgen konnen, sein Portefeuille wieder anzunehmen. Er gehe ärmer sus dem Ministerium, als er eingetreten, allein reich und sogar übersatt an unverdienten Kraͤnkungen. Der Kongreß duͤrfe Ibrigens nicht glauben, daß er in dieselbe grobe und insolente Syrache verfallen werde, deren man sich gegen ihn bedient habe, sewohl sein Charakter als seine hessere Erziehung hinderten ihn daran. Valentin dos Santos, welcher eben in der vorigen Sitzung die derbste Sprache gegen das Ministerium geführt hatte, hielt eine stundenlange Rebe, um darzuthun, daß seine Worte einzig den Zweck gehabt hätten, das Recht zu vertheidi— gen. Der Minister des Innern bemerkte in Antwort darguf, man wolle zu verstehen geben, daß die Deputirten, welche mit den Mi⸗ nistern stimmten, ihre Angestellten waͤren. Der Redner sey auch An— gestellter gewesen und habe es so lange mit dem Ministerium Gehalten, bis man ihn bei den etz ten Stellenvergebungen Küber— gangen habe. Diese Aeußerung brachte einen großen Aufruhr hervor, unaufhoͤrlich schrie man zur Ordnung, zur Ordnung, während Andere dazwischen ums Wort baten. Der Minister des Innern wollte zu reden fortfahren, allein jedesmal, so wie er ansiag, entstand ein solcher Laͤrm, daß er sich genoͤthigt sah, zu 1a weigen; bloß dadurch wurde die Ruhe wieder hergestellt. Endlich, attentioͤs wie die Portugiesen zu seyn pflegen, brachte jeder seine Entschuldigungen vor, um zu zeigen, daß er Nie— tiacken habe beleidigen wollen. Dieses geschah Alles mit dem ü erstüssigsten Wortkram, so daß die ganze Zeit der Sitzung vero en ging.

Am 21ssen fruͤh zwischen J und 8 Uhr verspürte man hier eine kleine Erderschuͤtterung, doch war sie so unbedeutend, daß bie wentgsten Menschen etwas davon einpfunden haben. Die Atmosphäre fing aber von der Zeit an sich zu truͤben, ein trock— ner Nebeldujt ließ kaum die Umrisse der entlegenen Gebirge er— kennen, und die Sonnensirahlen verloren ihre Macht. Wahrend drei Tagen hat dieser Nebel nun angehalten.

daß diese ungefähr in 1350 über dem Horizonte schon wie eine bunkle glühende Scheibe erscheint; dabei weht den ganzen Tag über ein äußerst empfindlich kalter Nordost- Nord⸗ v der Nord—⸗ westwind abwechselnd, der erst bei eintretender Nacht sich etwas legt.

Man spricht abermals von mehreren Pferde diebstaͤhlen,

welche in voriger Nacht vorgefallen seyn sollen, unter Anderem in der Wohnung des Marquis von Palenga, wo man auch einen Bedienten ermordet haben soll. Alle solche Streiche giebt man den Miguelisten Schuld. Es geht das Geruͤcht, daß naͤchstens sieben von denen, die man hei Loires gefangen genommen hat, auf dem Campo d Ourique erschossen werden sollen.

Endlich hat man es doch so weit gehrgcht, eine Fregatte, eine Charrua und eine kleine Brigg auszuruͤsten, welche in diesen Tagen nach Goa absegeln sollen, um die dortigen Unruhen zu Killen und ein erdentliches Gouvernement wieder einzusetzen. Da diese Expedition zuerst sesl, um auch da die schon so Dinge herzustellen, und auch zeigen, daß Portugal noch eine

If unterbrochene Ordnung der ngola besuchen wird, um zu

ii e h! Nach Verlauf derselben wurde beschlossen, die weitere Diskussion uͤber den Etat des Landgestuͤts worauf die oͤffentliche Sitzung in eine vertrauliche

Eige so eben erschienene Königl. unkelruͤben⸗

schildert wird.

Kolonieen zuͤchtigen zu konnen, worauf sie den neuen Gouverneur von Mozambigue, Marquis d' Aracaty (Carlos d' Oeynhausen), an seinen Vestinmunge ort bringt, so kann wohl uͤber ein Jahr vergehen, bevor diese Expedition in Goa ankommt. Das Uebelste bei diesem Unternehmen ist, daß bei dem gegenwartigen Zustande Portugals, wo man nicht weiß, ob morgen noch aufrecht steht, was man heute gebaut hat, diese Expedition aller moralischen Kraft entbehrt. Das schoͤne Geschenk von mehreren Hundert Verbrechern, welche bei dieser 6 der Mutterstaat seinen Kolonieen zuschickt, ist auch nicht sehr geeignet, dort große Freude zu erregen. Taͤglich wird das Schiff erwartet, welches den flüchtigen Vice König von Indien, Don Manoei de Portugal e Castro, an Bord hat, und schon seit 14 Monaten unterwegs ist. Es hatte in alle. Afrikanischen Haͤfen einlaufen müssen, um Lecke zu stopsen; vielleicht, daß man deshalb die Abreise der Spedition noch bis zur Ankunft dieses Schiffs, welches jetzt in Fahal seyn soll, verschiebt.

Turkei.

Belgrad, 30. Mai. (Allg. und Schles. Ztg.) Der Sultan ist, Berichten ans Adrianopel zufolge, berelts in dieser zweiten Stadt seines Reichs auf der Rückreise nach Konstantinopel eingetroffen und mit unbeschreibllchem Jubel von einer zahllofen Menschenmasse begrüßt worden. Wöe aller Orten, hielt auch hier der Sultan Anreden an die Tuͤrkischen Vorsteher der Stadt und die Oberhäupter der verschiedenen anderen Nationen, worin er das Gluͤck all seiner Unterthanen als das einzige Ziel seiner Wuͤnsche und seiner Sorgfalt bezeichnet, und einen Brad von Duldung predigt, der das civilsirteste Volk Europa's ehren wurde. Dabet erkundigte sich der Sultan angelegenlichst nach den Maͤngeln und Bedärfnissen seiner Unterthanen, und wo er Noth sah, war seine Hand zur Huͤlfe bereit. In einigen Ge— genden, besonders denen, die durch den letzten Krieg stark gelit— ten, hat er die Steuern gaͤnzlich erlassen, in andern sie bedeu— tend erleichtert. In Adrianopel, wo vor kurzer Zeit eine Feuers⸗ brunst so großes Ungluͤck angerichtet hat, gab er Befehl, die Woh⸗ nungen von Hunderten der ärmeren Abgebrannten auf seine Ko— sten wieder aufzubauen. Veranlassungen, die Noth zu lindern, sanden sich uberall, so daß man sich nicht wundern darf, wenn die Wirkung, welche diese Reise des Sultans auf die Stim— mung des Volkes im Allgemeinen aͤußerte, als alimaͤchtig ge— Leute, welche im Rufe der besten Kenniniß des Landes stehen, sind unerschoͤpflich in Folgerungen von den wohl— thaͤtigen Resultaten dieser Reise für das Land; sie gehen so weit, zu behaupten, daß damit wenigstens fuͤr Rumelien und

Geiste der Bewohner dieser Provinzen eine sichtbare Aenderung

für das Gouvernement genommen habe.

habe, der ohne Ueber, bis in die letzten Monate in diesem Theile der Tuͤrkei sich hin

Darguf machte er die ner Gebrauch war, t Mi ; Himmel flehten, so seyen nun auch diese fuͤr den Sultan gewon⸗

Jene Dis⸗

kusston sey der Bildung eines neuen Ministeriums schr hinder⸗ 9 ö ö ! . n K . ehr den im Süden der Europaischen Turkei allein auf die Provinz

Er pflegt beson⸗ ders hej Untergang der Sonne gewöhnlich stärker zu seyn, so

gesammte daselbst bis zum Schlusse des genannten

an den Kap⸗Vexpdischen Inseln landen

eemacht hat, um unruhige

vorgegangen und derselbe nun eine bestimmt gunstige Richtung Wenn, sagen sie, noch

und wieder Spuren von Unzufriedenheit bemerkbar machten, wean vor kurzem noch manche Rayas, wie dies früher allgemei— um einen Herrscher ihres Glaubens zum

nen, und es sey nur zu wuͤnschen, daß es diesem Monarchen durch den Besuch seiner übrigen Provinzen auch dort gelingen moͤchte, den oͤffentlichen Geist zu regeneriren. Wir lassen dahingestellt, wie viel Uebertreißung in diesen Versicherungen liegen und wie viel bloß dern Eindruck des ersten Moments angehören mag. Neue aus Bitoglia hier eingegangene Briefe versichern, daß sich die Unru⸗

Thessalten heschränken. Dies bestaͤtigt, daß die bisherigen Nach' richten daruber in hohem Grade uͤbertrieben waren. Aus Konstantinopel berichtet man, daß die Truppensendungen von Odessa nach Sebastopol fortdauern, und daß es keinem Zweifel unterliege, daß diese Ruͤstungen gegen die Tscherkessen gerichtet seyen. Briefe aus Buchakest melden, daß Fuͤrst Ghuka nach bestandener Quarantaine am 21 sten d. von Silistria zurück wieder in seiner Residenz eingetroffen sey. Herr Urquhart ist in Bel— grad eingetroffen, und will morgen in Lie Semliner Kontumaz eintreten. Der Englische Konful fuͤr Serbien, Oberst Hodges, soll bei seinem ersten Besuch von dem Pascha von Belgrad, Jussuff Pascha, nicht mit der Achtung und Hoͤflichkeit empfan⸗ gen worden seyn, welche zu fordern seine Stellung ihm zur Pflicht macht. Er soll deshalb, ohne ein Wort mit dem Pascha zu wechseln, dessen Palast sogleich wieder verlassen haben. Man ist begierig, etwas Naͤheres hierüber zu erfahren. Jussuff Pa— scha ist bekannt als Gouverneur von Varna, als welcher er im letzten Kriege diese Festung ben Russen uͤberlieferte, und sich selbst unter ihren Schutz begab. Der Sultan konfiszirte damals seine Guͤter, und gab sie ihm erst spaͤter auf Verwenden Ruß⸗ lands mit der Wuͤrde eines Pascha's von Belgrad zuruͤck. Smyrna, 22. Mai. Ein Tuͤrkischer Kutter, welcher einen Abgeordneten der Pforte an Bord hat, ist des schlechten Wetters wegen in dem hiesigen Hafen vor Anker gegangen. Sobald die Witterung es erlauben wird, beabsichtigt er wieder unter Segel zu gehen, und die Reise nach Alexandrien, wohin seine Bestimmung lautet, fortzusetzen. Der Abgeordnete ist mit einer speziellen Mission an Mehmed Ali beauftragt. Man vermuthet, daß er dem Pascha zu insinuiren habe, sich der gro— ßen Belaͤstigungen zu enthalten, womit er wieder gegen den fremden Handelsstand vorgeht, und ihn besonders aufmerksam zu machen, daß es ihm nicht zustehe, irgend ein aus sch ließ li⸗ ches Handes⸗Monopol anzusprechen; es wird ihm dabei bemerkt, daß die darunter leidenden Nationen wiederholte Beschwerde bei der Pforte uͤber ihn geführt haben. Um diesen Beschwerden abzuhelfen, und dem Englischen und Franzoͤsischen Kabinette die verlangte Genugthuung zu gehen, soll der Abgeordnete, der zu⸗ gleich mit einem Ferman der Pforte versehen ist, wodurch die Aus, und Einfuhr in Aegypten auf Befehl des Sultans regu⸗ lirt wird, beauftragt seyn, Mehmed Ali anzudeuten, daß die Pforte die Veroffentlichung und Befolgung jents Fermans von ihm erwarte; dadurch wurden die Unterhäandlungen erleichtert, welche die Pforte im gegenwärtigen Augenblick fast mit allen Europaͤischen Regierungen zur Festsetzung eines Handels⸗-Tarifs betreibe. Diese Sache ist also wichtig; sie wird dazu dienen, die Unterwürfigkeit zu pruͤfen, welche Mehemed Ali fortwährend fuͤr die Pforte zu haben assektirt.

Inland.

Berlin, 17. Juni. Am 1l5ten sind zum Wollmarkte in Stettin 932 Ctr. 4 Pfund feine und 1578 Ctr. 17 Pfund mittel, zusammen 2310 Ctr. 61 Pfund Wollen e tl fen das

ages ein⸗ gegangene Wollquantum beträgt mithin 25, 400 Ctr. 34 Pfund. SGelbst am 16ten, als dem letzten Markttage, gingen noch einige Posten Wolle ein. Besonders lebhaft war der Markt am 15ten, indem, angeblich durch eingegangene guͤnstigere Nachrichten vom Auslande veranlaßt, bis spät am Abend so lebhaft gekauft wur—

de, daß nur ein unbedeutendes Quantum fuͤr den letzten Nn fag uͤbrig blieb und der Markt mit dem erstgenannten Tage beendigt angesehen werden kann. Die Preise blieben denen

Vortage mit geringen Schwankungen gleich, neigten sich

mit der Abnahme des Tages mehr zum Sinken und warghl!

I6ten noch gedruckter.

bbgleich Ancillon's Verhaltniß als Erzieher Sr. Königl. hoheit des Kronprinzen schon früher aufgehört hatte, so blieben Ich Beide durch ein Band tief empfundener Dankbarkeit einer— ts und unerschütterlicher Anhänglichkeit andererseits vereinigt, 1s der Tod allein zu zerreißen vermochte.

Bei der im Jahre 1817 erfolgten Errichtung des Ausschus—

In der Nacht von Iten auf den aten d. M. if ks für die Bearbeitung und Einführung der Provinzlalständi—

. . ; 2 große Spinnerei der Herren C. H. und A. Bauendahl in gi drichsthal, eine Stunde von Lennep, durch eine Feuer hn

gaͤnzlich in Asche gelegt worden. Berichtigung. S. 668, Sp. 2, 3. 17 v. u., lies: wilde, statt: milde /

Friedrich Aneillon.

1m den Nekrolog des verewigten Staats. Mini ers] eillon würdig zu schreiben, müßte man, wie er, die Höher den Glanz der Rede mit der Kraft und der Seele des drückes vereinigen und der Schriftsteller Ancillon selber⸗ That, wenn sein merk ger Lebenslauf, seine außerordentlichen Geistesgaben un

Billig und schön wäre es in der

noch bewundernswürdigeren Eigenschaften seines Herzenz vorgehoben und mit Meisterhand geschildert würden, n selbst in seinen zahlreichen Schriften und bei so vielen Gel heiten an Anderen gethan hat und erhebend, begeisternd ji verstand. Dies scheinen auch Viele zu erwarten, wenn nem Aufsatze über ihn in diesen Blättern die Rede ist; nen vorauszusetzen, daß, wer sich an den wagt, auch demselben gewachsen seyn müsse. fasser des gegenwärtigen Rekrologs so gefährliches] verständniß muß derselbe vor allen Dingen zu bericht jn müht seyn. Niemand würde herzlicher, dankbarer, wie h, eillon's Grab mit dem verdienten Denkmale eines mijn Nachrufes, mit den Blüthen und Kränzen seiner Berehn] schmücken. Niemand fühlt aber auch niederschlagender, nn daß er, bei dem redlichsten Willen, in Ansehung der Behn lung doch stets unter seinem Gegenstand bleiben würde.

ter diesen Umständen zieht er es denn vor, jedem Bestreln

sich auf die ganze Höhe seines Gegenstandes hin aufyuschwing

vorweg zu entsagen und sich dagegen die größte Einsach und die schlichteste Darstellung zum Gesetze zu machen. M

Absicht findet übrigens auch seine Rechtfertigung in Am lon's wohlwollender, gemüthlicher Persoönlichkeit selbst, din nie verleugnete, wenn auch vielleicht sein bffentliches Wirken Staatsmann und Schriftsteller, und die würdevolle Halt

Im gestrigen Blatte der * g

11

vn sie hohen. Gegen Ein für den R

die er dabei zu behaupten wußte, zuweilen eine andere Mein

über ihn hervorgerufen haben mögen.

Von einem weltbekannten Schriftsteller des vorigen Ih hunderts wurde gesagt, daß aus dem bei ihm vorhandenen) stigen Schatze mehrere ausgezeichnete Philosophen, Gesch schreiber, Dichter und Schönschreiber gebildet werden könm Ein Aehnliches würde sich auch von Ancilton behanm Zu dem scharfsinnigen, hinreißenden und nur h Gute und Schbne bezweckenden Schriftsteller würden hier ah noch der hohe Staatsmann und der treffliche Mensch häu Als Staatsmann und Schriftsteller ist Ancillon d Welt schon bekannt und es käme hierbei nur auf mehr weniger vollständige und genaue Angaben an, deren Zusamm tragung oder Ermittelung nicht minder der Zukunft ais der! genwart offen steht. Anders verhält es sich aber mit dem] muß ei Mann persönlich und näher gekannt haben, um sich über sch Charakter mit vollständiger Ueberzeugung aussprechen zu nen. Da dem Verfasser diese Ehre in Bezug auf den Veren ten zu Theil geworden war, da er von Jugend an fast un terbrochen dem Leben des berühmten Mannes gefolgt ißt, so es ihm hauptsächlich gestattet, Aneillon's Persönlichkeit

lassen.

ten.

vatmann, mit dem eigentlichen Menschen. Man

vorzuheben.

Voraus schickt er indessen einige Worte über die amtl

Thätigkeit des Verstorhenen. . Nachdem Ancillon zu Genf am

27.

nem 23sten Jahre, Anfangs 1796, zum Prediger bei der?

derschen Kirche der Berliner Französischen reformirten Gemein und zwar durch Abstimmung derselben, erwählt. Dies war st

eine Auszeichnung und die erste ehrenvolle Anerkennung se Tüchtigkeit, indem nicht nur die Werdersche Kirche damals

ter den fünf in Berlin bestehenden Französisch reformirten

chen vorzugsweise mit der Gegenwart des Königlichen beehrt wurde, sondern auch weil vorschriftsmäßig die bei i fünf Kirchen anzustellenden zehn Prediger wenigstens Jahre vorher das Predigtamt bei einer Provinzial⸗Pfam waltet haben mußten; eine jetzt noch, bestehende Ein h Des damals regierenden Kbnigs Majestät ernannten n später den Prediger Ancillon zum Professor der (att bei der Militair-Akademie, welche Stelle er, zugleich, nil in Predigtamt, im Jahre 1810, wegen des, ihm um die gewiesenen neuen, seine volle Thätigkeit in Anspruch ie ö den Wirkungskreises niederlegte, nachdem er also 18 3 Professor und 20 Jahre Prediger gewesen war. 2 . ihm am Sonntage den 5. August 1810 gehalten nn die Trauerrede über die verewigte unvergeßliche Königin en Um jene Zeit fing für Ancillon gleichsam ein ju n ben an, indem er eine, dem Anscheine nach, mehr weltli n bahn betrat, in welcher er wieder 26 Jahre lang für . mit Erfolg wirkte. Wäre er aber auch damals schen z Weltbühne abgetreten, so würde er immer einen mit , rühmten Namen als Kanzelredner und Geschi chr hren tief denkender, glänzender, mächtig beredter politischer i losophischer Schriftsteller hinterlassen haben. Jm n z nämlich wurde Ancillon zum Erzieher Sr. n , des Kronprinzen, der damals im 15ten ,,,, nannt, eine Stellung, e, er dem seitdem ver ehr verdienten hr. Delbrück folgte. 60 . Schon ein Jahr zuvor, nach, Auflbsung . 66 supérieur der Franzbsischen Gemeinde, war ln ce rien Stagtsrath bei dem Departement des Kultus im nuscht in des Innern ernannt worden. Seine eigentliche polit . bahn, für die er einen angebornen Beruf zu a n. 9. ginnt aber erst im Jahre 1814, wo er zum wir Hingch men Legationsrath im Ministerium der gie wr igen er un heiten, das damals der Staats-Kanzler leitete, beför iner Die mit dieser Ernennung verbundene , , Hun schäfte veranlaßte ihn jetzt, nicht nur seine Stel . 9. rath bei dem benannten Departement, bn z als Secretair der philosophischen Klasse der hiesig der Wissenschaften, die er 1810 angetreten , auch die Stelle als Historiograph des a , welche ihm 1803 Allerhöchst verliehen worden wär,

November 189 Weihe zum geistlichen Stande erhalten hatte, wurde er in

j

derselben mit einer großen

n Verfassung und des Ober⸗Censur-Kollegiums wurde An— llon als Mitglied hinzugezogen. Auch ward er vermöge be⸗ nderen Allerhöchsten Verkrauens zum Mitgliede des Staats— Faths ernannt, als diese oberste Staats⸗Behhrde im Jahre 1817 1s Leben gerufen wurde.

Der Zeitraum von 1817 bis 1830 führte zwar in Aneil—

on's amtlichen Verhältnissen keine solche Veränderungen wie er von 1810 bis 1817 herbei, gab indessen seiner Thätigkeit inen weiten Spielraum. An der Spitze des Ministeriums er auswärtigen Angelegenheiten stand seit dem Jahre 1818 der Heheime Staats⸗Minister Graf von Bernstorff, bei dessen wie— frholten und langwierigen Krankheits- Anfällen Aneillon die heschüfte der politischen Section des Ministeriums leitete; und 6 endlich die zunehmende Kränklichkeit des Grafen von Bern— vrff diesen allgemein verehrten Staatsmann zwang, sich eines heils seiner Geschaͤfte gänzlich zu entledigen, ward A neillon pitelst Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 16. Mai 1831 zum pitlichen Geheimen Rath mit dem Prädikat Excellenz und zu⸗ lich zum selbstständigen Chef des Departements für das Fuͤr— selhum Neuchatel und Valangin erhoben. Kurz darauf, durch in Kabinets-Ordre aus Teplitz vom 25. Juli 1831, erfolgte eine Ernennung zum Staats-Secretair für die auswärti— fm Angelegenheiten. Durch eine Allerhöchste Kabinets-Ordre n 10. Mai 1832 endlich trat er als Geheimer Staats- und Minister der auswärtigen Angelegenheiten ganz an die Stelle es Grafen von Bernstorff, der inzwischen bis zu seinem am g. März 1835 erfolgten Tode nie wirklich pensionirt war. Nicht icht war es, der Nachfolger eines Mannes zu seyn, welcher h, wie Bernstorff, unter schwierigen Umständen eben so sehr urch seine würdige Haltung, als durch seine gemäßigten Ge— nungen in der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten so ihmlich ausgezeichnet hatte. Ancillon zeigte sich aber während zt fünf Jahre, in welchen er diese Angelegenheiten leitete, der ihm stellten Aufgabe in mehr als einer Beziehung so gewachsen, daß in Hinscheiden mit Recht als ein schwer zu ersetzender und denfalls höchst empfindlicher Verlust für den Staat betrachtet aden mußte.

Vieles würde über diese, sich so mannigfach gestaltende unsiche Thätigkeit Ancillon's zu bemerken seyn, und mehr uh, wenn man zugleich mit dem Staatsmann, den Gelehrten, den Schriftsteller, besonders aber den Privatmann zusammen⸗ hilken woilte. Kein Mensch hat sich je das friedliche stille Pri⸗ haeben süßer als er geträumt, während die Vorsehung ihm sinahe sein ganzes Leben hindurch das häusliche Glück vorent— lt und ihn dagegen für das öffentliche Leben bestimmte, das bielleicht auch Wenige, so herrlich ausgerüstet wie er, betraten. nter und Stellen hat er nie nachgesucht, vielmehr hielt er sh, so lange er konnte, von denselben fern. Bei' der uner— sipflichen Fruchtbarkeit seines Geistes würde er als Schrift⸗ siler mehr Stoff zu einer ehrenvollen Beschäftigung gefunden hen, als er zu bearbeiten im Stande gewesen wäre, und bei fer einfachen Lebensweise und seiner großen Genügsamkeit pfren seine obwohl bescheidenen Vermbgens⸗-Umstände nach sei⸗ len eigenen Ermessen mehr als hinreichend gewesen, um seine Bidürfnisse zu befriedigen. Doch aber setzte er seine Pflichten hegen den Staat unbedenklich über seine persbnlichen Neigun— hen, und wurde ihm einmal vön seinem uneigennützig, tief ver— ihrten Könige ein Amt angewiesen, so galt ihm kein schriftstel⸗ ericher Ruhm, selbst kein häusliches Stillleben; der redlichen rfüllung der ihm neu auferlegten Pflicht ergab er sich nun— ehr mit derselben Hingebung, als wenn er längst nach dem m anvertrauten Amte gestrebt hätte. Daß die einfluß— liche Stellung, in der er sich seit dem Jahre 1810 be—

ind, ihm Auszeichnungen aller Art zuwenden mußte, ver— iht sich von selbst. Es war schon kein Leichtes, bei Ab— nssung der im Gelehrten Berlin enthaltenen Biogra— hie Aneillon's das Verzeichniß der ihm verliehenen Or⸗ en zusammen zu tragen, und hauptsächlich nur durch die sch des Inhabers Tode vorgefundenen Insignien haben die fun hinzu gekommenen ermittelt werden können. Eben so mit n gelehrten Gesellschaften. Auch in dieser Beziehung vermag kr Verf. für jetzt nicht eine genaue Auskunft über die verschie⸗ men Akademieen zu ertheilen, deren Mitglied Ancillon war. sur vier oder fünf lassen sich mit Gewißheit angeben. Hier saüge es, die Königliche Akademie der Wissenschaften in ban zu nennen, in welche Ancillon im Jahre 1804 ait auf höhere Veranlassung, sondern in Folge einer Ab— sinnung, was damals und in früheren Zeiten einen besonde— in Werth hatte, aufgenommen wurde. Im Jahre 1810 er⸗ üihlte ihn die Akademie zum Secretair ihrer philosophischen Hlasse, ein ihm ohne Zweifel zusagendes gelehrtes Amt, welches er her schon vier Jahre nachher, wegen des ihm angewiesenen neuen Beschäfts kreises wieder aufgeben mußte, wie er denn, nach der ebernahme des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, auch als wirkliches Mitglied der Akademie ausschled, nachdem er in einer Reihe von beinahe 30 Jahren die Abhandlungen mit Menge eben so nuͤtzlicher als glän— zender Beiträge theils in Deutscher theils in Französischer Sprache bereichert hatte. Zur näheren Schilderung des außerordentlichen Mannes dürfte wohl die Bemerkung nicht überflüssig seyn, daß w dennoch bis zu seinem Lebensende wirkliches Mitglied der Ver— waltung des Französischen Ghmnasiums blieb, deffen erste Ein— richtung wesentlich schon seinem Urgroßvater zu verdanken ge⸗ vesen war und in welchem er vor mehr als 50 Jahren seine hmnasial⸗ Studien vollendet hatte. Das sogenannte consi— r acaddemicum beehrte er noch am 26. März d. J. zum ten male mit seiner Gegenwart, wo er an den Berathungen inselben angelegentlichen Antheil nahm, den er nur immer an mmer wichtigen politischen Konferenz hätte nehmen können. Noch [in. als er im Jahre 1810 feine Kirche verließ, übernahm er Stelle eines Aeltesten bei derselben und noch kurz vor sei— ö Ernennung zum Staats-Minister sah man ihn in den klei— Lokal-Angelegenhesten einer vollkommen demokratischen Kir— r Verwalkung, wie jedes andere J, . und bei vorkom⸗ ander Gelegenheit nicht ohne gleichen Widerspruch zu finden, läne Stimme abgeben. eh Unter den Begebenheiten, welche Ancillon's äußeres ben bezeichnen, würden auch noch, bei weniger beschränktem ume, seine verschiedenen amtlichen Reisen eine besondere Be— e gl gung verdienen. Die zwei größten, die er in Beglei— ö seines ehemaligen erhabenen Zöglings unternahm, waren die dige von 1813 und 1814. Am 206. September 1828 trat

, als Begleiter Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen,

673

die Reise nach Italien bis Neapel an. Er hatte eine aus führliche Beschreibung dieser letztern angefangen, wurde aber an der Fortsetzung derselben durch überhaͤufte Geschäfte verhin⸗ dert, Die Beschreibung seiner Reisen in den Jahren 1813 und 1814 fand sich hingegen in seinem Nachlasse in einem höchst anzie⸗ henden und lehrreichen Briefwechsel mit feiner ersten Gattin vor. Dieser für die Geschichte jener bewegten denkwürdigen Zeit so kost⸗ bare, Schatz hat aber leider nach des Verewigten ausdrücklichem Willen den Flammen geopfert werden müssen. Es war ein ent⸗ schieden er Zug in Ancillon's Charakter, daß, wenn gleich vielleicht wenige Menschen es mehr wie er verdienten, Andere mit ihrer Persönlichkeit zu beschäftigen, solches doch nie in seinen Absichten lag; vielmehr schien es ihm immer nur darum zu thun zu seyn, als ein Werkzeug zu gelten, das nach Erreichung des Zweckes, zu welchem es gedient, den Augen des Zuschauers wie— der entzogen werde. Dieser bescheidene Sinn, der sich seit An⸗ cillon's erstem Auftreten als Schriftsteller und Staatsbeam— ter bis zu seinem Tode stets bewährte, konnte ihn denn auch allein bewegen, sich von dem einen seiner drei Testaments⸗Vollstrecker das Ver sprechen geben zu lassen, gleich nach seinem Tode seine ganze Privat-Korrespondenz dem Feuer zu übergeben, was denn auch mit schmerzlicher Gewissenhaftigkeit geschehen ist. Aus eben demselben Charakterzuge Ancillon's läßt sich auch erklären, warum er, dem alle Waffen der scharfsinnigsten Dialektik und eines unerschöpflichen schlagenden Witzes zu Gebote standen, auf Kritiken seiner Werke zu keiner Zeit ein einziges Wort zu deren Berichtigung oder Wider legung bffentlich vernehmen ließ. Sein Werk: „Ueber den Geist der Staats-Verfassungen“ be⸗ schließt das im Gelehrten Berlin im Jahre 1825 enthal⸗ tene Verzeichniß. Hierzu kommen seitdem noch, seine „Gedan⸗ ken“ und die „Vermittelung der Extreme“, welche letz— tere Schrift er nicht selbst niedergeschrieben, sondern einem Schnell⸗ schreiber diktirt hat. Nach der Herausgabe dieser beiden Werke durfte man glauben, daß sein schriftstellerisches Talent, nunmehr von der Masse der Geschäfte überwältigt, geruht habe; in⸗ dessen war dies nicht der Fall. Im Jahre 1825 besaß Ancil— lon noch einen ansehnlichen Vorrath hochwichtiger Manuseripte, geschichtlichen und politischen Inhalts, welche er damals der Seffentlichkeit⸗ noch nicht übergeben wollte, und seitdem hat - er diesen literarischen Schatz durch eine Menge bedeutender, theils diktirten, theils selbst niedergesetzten Schriften, gleichen, auch mitunter rein literarischen Inhasts, vermehrt.

Ancillon's Sprachkenntnisse dürfen hier nicht ganz mit Stillschweigen übergangen werden. Außer seinen beiden Mutter⸗ sprachen, der Deutschen und Fra nzösischen, setzen die von ihm als Kandidat der Theologie ehrenvoll bestandenen Prüfun⸗ gen eine genügende Aneignung der todten Sprachen, des La— teinischen, Griechischen und Hebräischen voraus; und in den lebenden Sprachen, dem Ftaliänischen und Spa⸗ nischen, vorzüglich aber dem Englischen, hatte er die besten Werke gelesen. Es ist eine bekannte Thatsache, daß er beinahe bis zu der Zeit seiner Ernennung zum Staats-Minister noch fortwährend mit einem Philologen theils eben solche Werke las, theils auch die alten Klassiker wieder durchging.

An cillon leistete in seinen amtlichen Verhältnissen so viel, als hätte er sich mit Schriftstellerei gar nicht beschäftigt, und er war daneben ein so fruchtbarer Schriftsteller, als ob er nur für die Presse geschrieben hätte. Zugleich erschien er bei Hofe, hatte fast täglich die Ehre, in der Gesellschaft Sr. K. H. des Kronprinzen zu seyn und entzog sich doch eben so wenig seinen alten bewährten Freunden. Um eine so vielseitige Thätigkeit und Wirksamkeit zu begreifen, muß man seine außerordentliche Auffassungs- und Darstellungsgabe berücksichtigen. Er besaß sowohl im Denken wie im Ausdruck des Gedankens eine wahre künstlerische Virtuosität. Er schrieb, wie er sprach, und sprach, wie er schrieb. Die besten Stellen in seinen Schriften sind in Einem Guß zu Papier gebracht worden, ohne daß irgend eine Wortänderung hinzugeko]mmen wäre. Auf diese Leichtigkeit, die Feder zu handhaben, legte er indeß nur den Werth des Augenblickes; was er bleibend schätzte, war ernster Verstand und Tiefe des Gemüthes, vorzüglich aber ein wohlwollendes ge⸗ fühlvolles Herz. In dem Glanze seiner Schreibart, in seinen häufigen aber treffenden Gegenstzen haben Kritiker, namentlich Herr von Sismondi, eine allzukünstliche Ueberarbeitung er⸗ blicken wollen; man kann hierauf mit Recht antworten, daß niemand weniger wie Ancillon im Schreiben zu künsteln suchte, niemand mehr, wie er, den bloßen Eingebungen seines Geistes zu folgen brauchte, in welchem sie sich augenblicklich in ihrer ganzen Fülle entfalteten.

Eine wichtigere Bemerkung in Beziehung auf den Inhalt seiner Schriften glaubt aber der Verf. hier noch hinzufügen zu müssen. Sie betrifft die ihnen beiwohnende seltene Einheit in philosophischer, religibser und politischer Beziehung. Beinahe ein halbes Jahrhundert lang schrleb Ancillon; gedruckte Briefe von ihm, schon im Jahre 1788, liegen dem Verf. vor, dem auch mündliche Aeußerungen Ancillon's, nach seiner Rückkehr von Paris im Jahre 1789, auf durchaus authentischem Wege bekannt sind. Dies war gerade die Zeit, in welcher die Französische Revolution ausbrach und leider Viele, selbst außer⸗ halb Frankreichs, mit Bewunderung erfüllte. Was für ein Hin⸗ und Herwogen der Meinungen in Europa hat nicht seit diefer ber— hängnißvollen Zeit bis zur Gegenwart stattgefunden! Welcher Staatsmann und Publizist kann sich rühmen, in diesem Zeit— Abschnitte in seinen Meinungen und Ansichten nie gewankt zu haben. Aneillon blieb sich unter allen Umständen konsequent. Es lag nicht in seinem Charakter, jemals ein Wort hierüber fallen zu lassen; vielleicht wird sogar jene Behauptung über ihn hier zum erstenmal öffentlich aufgestellt; aber sie ist deshalb nicht minder wahr. In den erwähnten Briefen finden sich bereits die ersten Keime der Hauptgrundsätze, welche er seitdem unerschütterlich fest hielt, vielseitig entwickelte und auf die unaufhaltsam vor⸗ überziehenden, verschiedenartigsten großen Weltbegebenheiten, sich selber immer gleich bleibend, anwendete. Der zwanzigjährige Ancillon beurtheilte schon bei seinem ersten Eintreten in die Welt die Ereignisse in derselben Weise, wie späterhin der gediegene Schriftsteller und erfahrene Staatsmann. Eine so seltene Er— scheinung setzt, nebst den herrlichsten natürlichen Anlagen, eine hohe geistige Ausbildung und eine treffliche sittliche Erziehung voraus. Diese war aber dem jungen Ancillon auch zu Then geworden.

Louis Fréderie Ancillon, sein Vater, war ein geistreicher und gelehrter Mann, welcher unter den damaligen berühmten Predigern der Franzbsischen reformirten Gemeinde zu dem aus— gezeichnetsten gehörte und die Königliche Akademie der Wissen— schaften zu Berlin, deren Mitglied er war, wie die ganze ge⸗ lehrte Welt, mit vielen gehaltreichen Abhandlungen beschenkte, von denen wenigstens drei als Preisschriften gekrönt wurden. Daß dieser Ancillon, welcher von seinen 9 Kindern, nämlich 4 Söhnen und 5 Töchtern, nur drei Töchter und einen einzi⸗ gen Sohn, den jetzt betrauerten Jean Pierre Frederic Aneil,

lon, am Leben behalten hatte, diesem letzten männlichen Sprbßling seiner Familie, eine ganz besondere Sorgfalt gewidmet . würde nicht zu bezwelfeln seyn, wenn auch die Früchte der. selben minder glücklich gerathen wären. Gleich ausgezeichnet durch strenge Gewissenhaftigkeit und gediegene 6e e,. war er trefflich dazu geeignet, den hohen Geistesgaben seines Sohnes die angemessenste Richtung und Nahrung zu geben und ihm zugleich als Führer und Muster zu dienen. Daher darf man sich i nicht wundern, wenn in den vielen Notizen über Vater und Sohn, Beide so oft mit einander verwechselt und bis; nnn auch nur für einen und denselben Schriftsteller gehalten werden. ; Ehe wir dem jungen Ancillon in seiner ferneren geistigen Ausbildung weiter folgen, führen uns jene Mißverständnisse dar⸗ auf hin, über seine hochachtbare Famille hier genauere Nachrich⸗ ten, als die theils abgerissenen, theils widersprechenden mitzu⸗ theilen, welche darüber in den bis jetzt erschienenen Schriften, wie sie auch immer heißen mögen, zu finden sind. Die vielen, sowohl von den Réfugiées als von Anderen herrührenden Bi⸗ cher, und selbst die bekannten, 8 Bände starken „Memoires pour servir à Lhistoire des réfugiés frangais dans lies tats du Roi, bar Mrs. Erman et Reclam, Berlin, 1782 1794 geben über die Abstammung des jüngst verstorbenen Staats⸗Ministers keine genügende Auskunft. In ihm hat seine Familie mt ihrem Aus⸗ sterben zugleich ihren Culminationspunkt erreicht. In ihm ha⸗= ben alle seine Vorfahren sich abgespiegelt, und man lernt daher schon die Persönlichkeit des ausgezeichneten Mannes kennen, wenn man die glänzende Reihefolge seiner Vorältern überschaut.

Die nach dem Widerruf des Edikts von Nantes mit so vie⸗ len anderen Französischen Flüchtlingen nach Preußen ausgewan⸗ derte Familie Ancillon kam aus Metz her, wo ein anderer Zweig derselben jetzt noch leben und ansässig seyn soll. Beim Änbe ginn der Reformation war schon, nach den geschichtlichen und biographischen, dem Verfasser vorliegenden alten Werken und Handschriften, ein Ancillon Préͤsident eines Französischen Reichs⸗ gerichtes gewesen, eine Stelle, die er aber niederlegte, weil er zur neuen Lehre überging. Dessen Sohn Georgin war später ein Hauptbegründer der protestantischen Kirche zu Metz und Pfarrer bei derselben. Abraham, ein Sohn von Geor⸗ gin, zeichnete sich wiederum als Rechtsgelehrter aus, besaß ein ansehnliches Vermögen und bildete sich in einem Ze jt⸗ raum von 40 Jahren eine der bedeutendsten Privat ⸗Biblio⸗ theken des damaligen Frankreichs. Sein Sohn, David Ancil⸗ lon, geboren zu Metz den 18. März 1617, war es nun, welcher unmittelbar ngch dem Widerruf des Edikts von Nantes mit sei⸗ ner Familie Metz verließ und eine nelle friedlichere Heimath in der Mark Brandenburg unter dem Schutze des großen Kur— fürsten suchte und fand. Dann Ancillon, dem Bayle in seinem bekannten Dictionnaire einen langen Artikel widmet, ist das Fa⸗ milienglied, welches zuerst nicht bloß durch seine Auswande— rung, sondern auch durch seine gelehrten Kenntnisse den aus—⸗ gebreiteten Ruf seines Namens in Europa begründete. Als der 6ojährige Greis dem Kurfürsten zu Potsdam 16865 vorgestellt wurde, empfing der christlich menschenfreundliche Held ihn mit den Worten: „Ich danke Gott dafür, daß er Ihnen den Ge⸗ danken eingegeben, sich in meinen Staaten niederzulassen; was ich kann, werde ich thun, damit Sie bei uns Ihre übrigen Le⸗ benstage so angenehm wie möglich zubringen möbgen.“ Er wies ihm auch sogleich eine Pfarrerstelle in Berlin an und versorgte in derselben Stunde seine beiden ihm zugleich vorgestellten Sähne. Der Aeltere, Charles, welcher, wie sein Großvater, Jurist war, wurde zum Oberrichter der Französischen Flüchtlinge ernannt, deren Gesammtzahl, nach seiner Berechnung, im Jahre 1706 14,843 Seelen betrug, und die in den zwei folgenden Jahren noch um 2069 Orangisten wuchs. Der Jüngere, der ebenfalls den Namen David führte und, erst 16 Zahr alt, seine theolo— gischen Studien noch nicht vollendet hatte, wurde zu diesem Be— hufe bei der Universität zu Frankfurt an der Oder auf Kosten des Kurfürsten unterhalten. David Ancillon, Vater, starb zu Berlin den 3. September 1692, in einem Alter von etwas über I5 Jahren, und etwa 4A Jahre nach seiner Einwanderung. In seinem langen Leben hatte er, durch die Zeitumstände nothge— drungen, nur Vertheidigungs⸗Schriften in den damaligen kirch— lichen Streitsachen herausgegeben, welche aber ein großes Auf— sehen erregten und ihm bei seinen Gegnern selbst Achtung ers warben. Doch war er nie zu bewegen, seinen gediegensten Pre— digten, zu welchen die Katholiken seibst sich drängten, durch den Druck eine andere Oeffentlichkeit, als die rein apostolische zu geben. Er war nicht bloß ein gelehrter, sondern auch ein über— aus wohlthätiger Mann, der die Armen, ohne Unterschied auf Religion, kräftig unterstützte. Echter Glaube, fromme Hinge— bung in den göttlichen Willen, galten ihm über Alles, und ein wahres apostolisches Leben führte er bis zu seinem gleichwürdi⸗ gen christlichen Ende. ö

Charles Ancillon, der Sohn des Vorigen, geboren zu Metz den 29. Juli 1659 und gestorben den 5. Juni 1715 zu Ber— lin, wohin er in seinem 2sten Jahre mit feinem Vater gekom⸗ men war, erwarb sich in seiner neuen Heimath mannigfache Verdienste in der ihm durch seine juristische Ausbildung vorge⸗ schriebenen Laufbahn. Da er anfänglich Oberrichter der Fran— zösischen Kolonieen war, so wird er oft mit seinem Oheim Jo⸗ seph Aneillon verwechselt, welcher gleichfalls jenen Titel hatte und den aten November 1719 zu Berlin im gäasten Lebensjahre starb. Außer jenem Oberrichter-Amt erhielt aber Charles An⸗ eillon die Stellen als Historiograph, als Aufseher des eben be— ründeten Französischen Gymnasiums, als Polizei⸗Direktor, als Dae er sämmtlicher Französischen Gerichte und als Hof und Ambassade⸗Rath. Schon von Metz aus war er von den Pro⸗ testanten nach Paris abgesandt worden, um wo möglich eine mildere Behandlung zu erwirken. Der Kurfürst Friedrich III., nachher König Friedrich J., beorderte ihn auch in wichtigen Verhandlungen nach Basel, wo er sich seit 1695 bis 1699 auf⸗ hielt. Mit dem letztverstorbenen Stagts-Minister hatte Charles Anecillon, außer seinen diplomatischen Functionen, auch noch das gemein, daß er neben seinen zahlreichen amtlichen Geschäften literarisch thätig war und mehrere zum Theil recht schätzbare Schriften herausgab, welche in den biographischen Wörterbit— chern angegeben werden. Zugleich rührend und lehrreich ist sein „Discours sur la vie de feu Mr. Ancillon et ses dernieres heures, (Bäle, 1698.)“ Man weiß nicht, wenn man dieses Buch liest, wen von beiden man glücklicher preisen soll, den Sohn, der einen solchen Vater, oder den Vater, der einen sol—⸗ chen Sohn hatte. Leider sind über Charles Aneillon's Lebens lauf selbst ausführliche Nachrichten nirgends zu finden. Während er, wie der Staats⸗-Minister, ganz fir Andere lebte, scheint er, wie dieser, darauf bedacht gewesen zu seyn, da, wo sein Name nicht verschwiegen bleiben konnte, wenigstens seine Person so viel als möglich dem Lobe der Welt zu entziehen.

David Ancillon, der Bruder des Vorigen, war den 22. Februar 1670 zu Metz geboren und starb zu Berlin den 16,