November 1723. Beide Brüder, obwohl sie so vitle Spuren ih⸗ rer nützlichen Thätigkeit hinterließen, erreichten hiernach doch kaum ein Alter von 55 Jahren. David Ancillon, der Sohn, hat, noch weniger als David Ancillon, der Vater, förmliche Werke in Druck gegeben; selbst in Ansehung seiner Predigten folgte er dem Beispiele des Vaters. Er scheint indessen ebenfalls ein ungemein beliebter Kanzelredner gewesen zu seyn. Der Akade⸗ miker Formey in seinen Eloges (1757, S. 251) sagt schon von ihm dasselbe, was auch von dem nachherigen Staats-Minisier, als er noch Prediger war, zu rühmen ist: „Niemand hatte jemals einen größern Zulauf und fand einen allgemeinern Bei— fall, als er. Er besaß in einem hohen Grade die dußeren Vor— züge, welche die Aufmerksamkeit fesseln: eine Ehrfurcht gebie— tende Gestalt, eine bewundernswürdige Haltung, die Stimme, die Bewegungen, mit Einem Worte, Alles, was zum Aeußern eines gediegenen Redners gehört. Seine Reden waren von innigem Gefühl durchdrungen. Er sprach zum Herzen und ließ in demselben jene heilsamen Eindrücke zurück, welche die Ver— kündigung des göttlichen Wortes vor allen Dingen bewirken soll.“ Nicht minder bemerkenswerth ist die diploniatische Tüch—⸗ tigkeit, die er, obwohl nicht wie sein Bruder Charles, amtlich dazu berufen, bei schwierigen Gelegenheiten an den Tag legte. Die Nachfelge zum souverainen Besitze des Fürstenthums Neu— chatel, das durch den am 16. Juni 1707 erfolgten Tod der Herzogin von Nemours erledigt war, setzte damals Frankreich, England, Rom, Schweden, besonders aber die Schweiz und Preußen, in große Bewegung. David Ancillon, Sohn, hatte früher, als er in Genf studirte, Bekanntschaft mit dem ehrwür— digen Pfarrer Osterwald zu Neuchatel gemacht und stand mit ihm in Briefwechsel. Hierdurch fand sich König Friedrich JI. veranlaßt, David Anecillon noch einmal nach der Schweiz rei— sen zu lassen. Er predigte zu Neuchatel mit solchem Erfolge und fiößte den Einwohnern eine für Preußen so vortheilhafte Meinung ein, daß die anwesenden Abgesandten der das Land in Anspruch nehmenden Fürsten und Höfe bei dem Staats-Rath darauf antrugen, ihm das Predigen zu untersagen, was jedoch nicht geschah, noch geschehen konnte, da die Predigten rein christ⸗ lichen Inhalts waren und das Talent des Redners allein ihm in solchem Maße die Herzen gewann. Späterhin, als die öf— fentlichen Verhandlungen in Neuchatel begannen, wurde David Ancillon dem damaligen Preußischen Gesandten Grafen von Metternich beigegeben. Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Berlin entband ihn der König seiner Pfarre bei der Französi— schen Kirche und ernannte ihn zu seinem Hof⸗Kapellan. Spä⸗— terhin wurde er in Preußischer Offiziers-Uniform und unter dem Ramen St. Julien nach Polen und Ungarn zum Fürsten Ragogki zu dem Zwecke beordert, ein milderes Verfahren gegen die in Ungarn befindlichen Protestanten zu vermitteln.
Viele halten Louis Fréderic Ancillon, den Akademiker und
Vater des Staats-Ministers, für einen Sohn jenes David Ancillon, welcher zur Zeit mit diplomatischen Verhandlungen in der Schweiz beauftragt war. Letzteres war aber der Fall mit beiden Brüdern, Charles und David, indem jener von dem großen Kurfürsten nach Basel, dieser von dem Könige Friedrich J. nach Neuchatel eben solche Aufträge erhielt. A. J. C. Saint - Prosper, autenur de l'observateur au XIXe Sièecle etée. in seiner „Notice“ über Fréderic Ancillon, Ministre des atlaires étrangeres de Prusse, welche „Notice zum Vorwort einer neuen Auflage des Tableau des révolutions du Systéme hęolilique de 1Enropo bestimmt seyn soll, nennt (S. 8) den Vater des Verfassers einen Enkel von David aus Metz, der Einen Sohn, Charles, hinterlassen habe. David, der Sohn, welcher ganz übergangen wird, kam aber ebenfalls aus Metz. Drei bereits erschienene Nekrologe des verstorbenen Stgats-Mi— nisters machen ebenfalls den Louis Fréderie, seinen Vater, zu einem Sohne des Charles. Es fragt sich nun also, von wel— chem der beiden Brüder Charles oder David, jener Louis Fréderie ein Sohn war, und die Antwort ist: Von keinem von Beiden. Louis war 1740 geboren, David starb 1723 und Charles schon 1715; demnach konnte weder Charles noch Da— vid der Vater des Louis sehn. Louis FréderiJe Aneillon, der Vater des jüngstverstorbenen Ministers, war vielmehr der Sohn von T réderie Auguste Luc Ancillon, welcher, so wie auch noch eine Tochter, dem Charles zu Basel geboren wurde, wie dies aus dem uns vorliegenden Trauungsschein des Fréderie Au— guste Lue vom 8. April 1728 aktennäßig hervorgeht. Letzterer starb zu Berlin den 9. Dezember 1758 in seinenm 60sten Jahre, woraus folgt, daß er um das Jahr 1698 geboren war. Nach— dem er einige Jahre lang eine kleine Pfarrerstelle in der Uker—⸗ mark versehen hatte, erhielt er im Jahre 1733 das Predigt— amt bei dem Französischen Spital zu Berlin, in welchem er bis zu seinem Tode verblieb. Er wirkte bei der ihm zu Theil gewor— denen bescheidenen Stellung nur im Stillen, und außer seiner wohl⸗ thätigen drei und jwanzigsährigen Hingebung für die bedrängte Menschheit möchten mithin auch nur wenige merkwürdige Le— bensbegebenheiten von ihm anzuführen seyn. Daß indeß die rühmlichen Geistesgaben, welche sich in seiner Familie als erb— lich bekundet hatten, keinesweges in ihm erstorben waren, son— dern, bei anderer lobenswerthen Richtung seiner Thätigkeit, nur einstweilen ruhten, beweist genügend der neue Schwung, wel— chen die Familie in seinem Sohn, dem berühmten Akademiker Louis Fräderic vincillon, vollends aber in seinem Enkel, dem verstorbenen Staats⸗-Minister, erhielt. —
Dieser Letztere, Jean Pierre Fréderie Ancillon, wurde zu Berlin den 30. April 1767 (nicht 1766, wie es in allen Biographien von ihm, im Widerspruch mit seinem uns vor— liegenden Taufschein heißt) geboren. In seiner Jugendzeit bil— dete die Französische reformirte Gemeinde in Berlin Eine große Familie / deren Mitglieder sich mit wahrhaft christlicher Liebe gegenseitig unterstützten und einander mit lebendigem erheben— den Beispiel in geistiger und sittlicher Bildung vorangingen. Kein Zweifel, daß die verdiente Achtung, welche dem Vater Ancillon in diesem großen Familienkreise gezollt wurde, und die Erinnerungen an den alten David Ancillon aus Metz, so wie an dessen beide gleich ausgezeichnete Söhne, einen tiefen Eindruck auf unsern jungen Fréderic Ancillon gemacht und ihn mäch— tig zur Ausbildung seiner großen Fähigkeiten angeregt haben. Ber Vexfasser hat Kenntniß von einem ungedrückten Briefe, welchen Ancillon noch als Kandidat der Theologie, von Genf aus an seinen Vater schrieb. Erhebend ist es zu lesen, wie der dankbare Sohn dem schon 5ojährigen Vater die große Achtung beschrieb, in welcher dieser wegen feiner Schriften in der dorti— gen gelehrten Welt stand, das Wohlwollen und die Auszeich— nung, womit er, seinetwegen, überall aufgenommen wurde, und wie er seinen väterlichen Bemühnngen den überraschenden Bei— fall zuschrieb, welchen die von ihm gehaltenen ersten Predigten gefunden hatten.
Der junge Fréderie Ancillon machte seine ersten Stu⸗ dien auf dem Französischen Gymnasium zu Berlin, dessen Di— rektorat sich seit 1766 in den Händen eines Mannes (Erman's)
befand, welcher in einem seltenen Grade die Gabe besaß, die Liebe der jungen Leute zu gewinnen und sie zum Fleiße durch edle Begeisterung anzuspornen. Ancillon war kein frühzeiti⸗ ges Genie, kein sogenanntes Wunderkind, nur ein gutmüthiger Knabe, in welchem keiner seiner damaligen Bekannten den nach⸗ herigen geistreichen Mann auch nur geahnt haben würde. Seine Entwickelung ging bis etwa zu seinem sechzehnten Jahre nur lang—⸗ sam vor sich, doch aber gediegen und fest. Zwischen seinem siebzehn⸗ ten und achtzehnten Jahre wurde er in das noch bestehende Seminar des genannten Gymnasiums aufgenommen, in welchem er die drei letzten Jahre vor seinem Abgange nach Genf (im Jahre 1788) in einer Abgeschiedenheit verlebte, die man heutiges Tages eine klösterliche nennen würde. Wie schon bemerkt, erhielt Ancillon die priesterliche Weihe in Genf am 27. November 1789. Darauf begab er sich nach Paris, wo er nach der vier Monate zuvor staitgehabten Erstürmung der Bastille Augenzeuge mancher Auf— tritte der unaufhaltsam einbrechenden Revolution war. Diese Auftritte waren es aber nicht, welche die später von ihm aus— gesprochenen anti-revolutionairen Grundsätze bei ihm bervorrie⸗ fen, wenn gleich sie allerdings dazu beigetragen haben mögen, ihn noch titfer in den früher schon von ihm gehegten politischen Ansichten zu stärken und zu befestigen. Nach seiner Rückkehr von Paris im Jahre 1790 fängt nun seine erste Laufbahn als Prediger, Professor, Historiograph, Akademiker und Schriftstel— ler an, welche wir bereits oben in allgemeinen Zügen geschildert haben. Ungefähr zwei Jahre, nachdem er nach Berlin zurückgekehrt war, namlich 1792, schloß er seine erste Ehe. Aneidllon war dreimal vermählt, das erstemal mit Marie Henriette Baudouin, das zweitemal mit Louise Ferdinandine Moliere, das drittemal mit Marie Flore Marquise von Verquignieul, mit welcher er sich erst im vorigen Jahre verbunden hatte und die ihn überlebt hat. Eine Nachkommenschaft sollte ihm nicht zu Theil werden, was ihn oft auf das schmerzlichste berührte. Uebrigens blieb Ancillon in seinem Herzen wenigstens nicht kinderlos, denn zahlreich war die Familie derer, die er sich durch nie ermüden— des Wohlthun verpflichtete.
Ancillon starb am 19. April 1837 nach kurzem Kranken— lager im beinahe vollendeten 70sten Lebensjahre. So einfach wie er für seine Person immer gelebt, eben so einfach wollte er auch zur Erde bestattet seyn. Der Thronerbe gab das Beispiel der Achtung vor diesem letzten Willen des theueren Hingeschie— denen. An der Ruhestätte erwartete Er mit anderen hohen Gönnern den prunklosen Leichenzug. Was aber der Verstorbene dem erhabenen Königssohne gewesen, das bestätigte, als der Sarg in die stille Gruft gesenkt wurde, der tiefe unverhaltene Schmerz um den Verlust des geliebten Lehrers. —
Die Behauptung, die der Verfasser gleich Anfangs aufgestellt, daß nämlich Ancillon die Fähigkeiten mehr als Eines hochge⸗ stellten Mannes in sich vereinigte, wird das bisher Gesagte hin— länglich bestätigt haben, wenn gleich, um eine genügende Lebens- beschreibung zu liefern, noch Vieles hinzugefüßt werden müßte. Er war abwechselnd ein vorzüglicher Kanzelredner, Verwalß— ter seiner Kirchengemeinde und Religionslehrer, dem sich nur Wenige an die Seite stellen lassen; ein eben so scharfsin— niger als fruchtbarer Schriftsteller, der sich in gleichem Maaße und mit gleichem Erfolge auf dem Gebiete der Ge— schichte, der Philosophie, der Moral und der Politik ver— suchte; ein ausgezeichneter Staatsmann, der durch seine gründliche wissenschaftliche Bildung und seine zum Repräsenti— ren ganz geschaffene äußere Erscheinung zu der ihm anvertrau— ten Stellung gleichsam berufen schien, und in dieser Stellung schon durch seine bekannte politische Gesinnung vorweg das un— bedingteste Vertrauen einflößte. Zugleich trat er als ein ge— wandter, einnehmender, geistreicher Hofmann auf, und bewährte sich wieder in seinem Privatleben als ein Mann, dessen war— mes, empfängliches Herz allen häuslichen Tugenden entgegen—
schlug.
Niederschreiben, von selbst und ungesucht die treffendsten, anzie⸗ hendsten Antithesen entfielen, eben so bildete auch sein nur von Wenigen richtig gewürdigter persönlicher Charakter ähnliche Ge— gensätze. Mit einem unerschütterlichen, man möchte fast sagen, eisernen Willen verband er die Weichheit des Herzens eines Kin— des. Er mußte sich Zwang anthun, um bei der Erzählung ir— gend eines Unglücks, der Schilderung der Lage irgend eines hart Bedrängten seine Thränen zurückzuhalten; wogegen man, wenn etwa von einer Pflichtverletzung die Rede war, oft von der Strenge seines Urtheils überrascht wurde. Bei seinem Ach— tung gebietenden Aeußeren, seiner hohen fast athletischen Gestalt, seinem würdevollen Benehmen, erschien er Manchem als stolz und hochmüthig. Jene Haltung galt indessen bloß seiner amtlichen Stellung. Im heiteren Kreise seiner Freunde, oder bei den ihnen begegnenden Widerwaͤrtigkeiten zeigte er sich ganz anders, und Fremde, die nur den Staatsmann in ihm kennen lern— ten, würden sich gewiß nicht wenig gewundert haben, wenn sie ihm hier in traulichem Gespräche zugehört hätten. Bei dem überwiegenden Hang seiner Seele zum Wohlthun und ihrer nie verstegenden Empfänglichkeit für die Drangsale Anderer, bei der großartigen Einfachheit der in seinen volitischen, ge— schichtlichen und philosophischen Schriften niedergelegten Ansich— ten, bei dem Ernst und der hohen Wichtigkeit seiner täglichen Beschäftigungen, hätte man meinen sollen, daß er auch wohl nur an aͤhnlichen Unterhaltungen gern Theil nehme. Und doch hat es vielleicht wenige Männzr gegeben, denen in solchem Maße wie ihm, die glücklichsten Zusammenstellungen, die scharf— sinnigsten Unterscheidungen, die sinnreichsten Einfälle, kurz alle Waffen des anziehendsten, treffendsten Witzes, augenblicklich zu Gebote standen. Bei dem Allen hat Ancillon nicht ein Ein— zigesmal in seinem Leben von diesen Waffen gegen die Tadler seiner Schriften, wie leicht ihm solches auch gewesen wäre, Ge⸗ brauch gemacht. Dies hing mit einem anderen Gegensatze in Ancillon's Charakter zusammen. Er liebte es nicht, von sich reden zu lassen und Andere mit sich zu beschäftigen, und wenn er auch, aus Grundsatz, in seinen Schriften seinen Namen nicht verschwieg, so vermied er es doch stets, für seine Person Aufsehen zu erregen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dem Verf. ist auch nicht bewußt, daß er jemals eine Beförderung oder Auszeichnung für sich nachgesucht hätte; mehrere aber hat er abgelehnt und wo er ihnen nicht auswei— chen konnte, da schien er jedesmal in ihnen weniger eine äußere Ehrenbezeugung als die Anerkennung einer Pflichterfüllung zu erblicken. Nie war eine Spur von Groll, noch weniger von Haß in seiner Seele zu sinden; dagegen war die Freundschaft ihm stets und unter allen Umständen heilig. Er war für seine Untergebenen ein zugleich milder und gerechter Chef, welcher von ihnen die gewissenhafteste Erfüllung ihrer Pflichten ver— langte, der aber auch die Treue, den Diensteifer, den guten Willen, sowohl in den unteren als in den höheren Stufen, zu erkennen und zu erhalten wußte. Der Nepotismus war ihm
Wie ihm in der flüchtigsten Unterhaltung, im schnellsten
bis in die tiefste Seele zuwider, so daß seine Verwandten um Freunde niemals von ihm amtlich bevorzuget wurden. In den
Staats⸗-Ausgaben befleißigte er sich der Sparsamkeit, was fe
nen geringen Gegensatz zu seiner persönlichen Freigebigkeit ö, dete. Auch diese Erscheinung findet ihre Lösung in dem berenn gethanen Ausspruche, daß er nicht sich, sondern Anderen lebte. Obgleich er keinen Luxus weiter kannte, als denjenigen den seine Mildthätigkeit ihm zuzog, so hielt er doch aut Ci, ganz, bei welcher indessen weniger der innere Werth, als de Geschmack vorherrschen sollte und auch wirklich vorherrsch Für die ihm von der arbeitenden Klasse geleisteten Dienste zi er immer mehr, als den gewöhnlichen oder verlangten Kg und das von ihm ererbte bescheidene Vermögen, das man, seiner amtlichen Einnahme, bei der grundsätzlichen Beschranlm seiner persönlichen Ausgaben, noch mehr aber bei den vich Unterstützungen, die er, den Empfängern oft unbewußt, währte, für bedeutend halten mußte, hat sich nach sein Tode, eben in Folge seiner großen Freigebigkeit, ver min gefunden. Pünktlicher Gehorsam gegen die Staats-Behn und genaue Befolgung der gesetzlichen Ordnung, anderer aber kräftige Vertheidigung derselben, wo sie irgend bedroht t möchte, berrachtete Ancillon als durchaus unerläßliche M ten, weshalb denn auch seine politischen Ansichten, besenden früherer Zeit, oft gemißdeutet und falsch ausgelegt worden s Wenn Ancillon der feste, unerschütterliche, entschiedene fechter der bestehenden Ordnung war, so erwies er sich minder als der feste, unerschütterliche, entschiedene Freund! Beförderer der Freiheit, wenn sie nur auf gesetz lichem M nachgesucht wurde. Der Verf. hat sich hiervon nicht bloß im viele Schriften, in welchen Ancillon als ein Freund ga mäßiger Freiheit bestimmt und offen austritt, sondern auch in seine amtlichen Verhältnisse zu ihm, oft zu überzeugen Gel heit gehabt.
Das Ergebniß dieser Gegensätze und Charakterzüge, ln sich leicht noch andere hinzufügen ließen, mußte in dem gestellten Manne ein Gleichgewicht der Ansichten und Gesna gen hervorbringen, welches kaum erklärlich seyn würde, h sich seine so sehr über das gewöhnliche Maß erhebenden stigen Fähigkeiten einzeln in ihm vorgefunden. Eins blieb dessen in ihm bis zu seinem letzten Lebenshauche vorwaltem nämlich das seltene Herz über den seltenen Geist. Vis ab sein Herz füllte und leitete, war das religibse Gefühl, der lebe dige ergreifende Gꝛdanke, daß jeder Mensch, so gering er in g großen gesellschaftlichen Verkettung auch erscheinen mag, imm als ein von der Vorsehung in allgütiger Absicht der Erde vertrautes Wesen betrachtet werden muͤsse, dessen Seele einer heren Zukunft entgegen geht, in welcher ein jeder vonn Rechenschaft über seine Thaten abzulegen haben wird. Es si geschrieben, daß wem viel gegeben ist, von dem auch vi gefordert werden soll. Ihm, Ancillon, war viel gh ben. Wollte Gott, daß wir mit dem Wenigen, das Manhg von uns zu Theil geworden, nach unserem inneren Gewist
auf gleiche Gnade, wie er, hoffen könnten! . s ö F. ij. d. .= R
. — k ö r s e. Hen 17. Juni 1837. Aim / Ii cker Eende- un d Ge IJ CGOuure - Zettel.
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Auswärtige körsen. Amsrerdam, 12. Juni.
Niederl. wirkl. Schuld Ii. ScR, do. 988 3,6. Hun 221,3. S0½, Span. 22“, Fassive 6. Ausg. Seh. w . Hreusa. l'ränm.- Beh. 11126. Foln. IIIM2. HGosterr. Mel.
Aut werpen, 11. Juni. Neue Anl. 2276. rrankfurt a. M., 14. Juni. 1
OQesterr. So, Met. I9u3, . 102. A,, 99 6. 98). 1 Sala r. 19, 2439. 215,6. tzank-Actien 1641. iA. tarts a1... G3. Louse zu SoM I. 113566. 1I3I,3. Loose zu 16) h! kr. Frauss. Främ. Sch. 637 . 635,,. do 406, Anl. 100 (z. boln s
l.. 63 /a. SY Span. Anl. 1976. 19d. 2 C Holl. Sli . di
Faris, 12 Juni. . 80. do y Renz.
½ do. 77. 30, Paring,. 233.
50M Rente 108. 89. Passive 85 6.
d YM, Sonn. Rente 2323.
Königliche Schauspiele.
Sonntag, 18. Juni. Im Opernhause: Symphonie h van Beetheven. (A dur.) Hierauf: Johann von Paris, z spiel in 2 Abth., mit Tanz. Musik von Boieldieu. (di] wird am Schlusse der Ooer eine Arie aus der Oper; Ku di Custiglia. von Donizetti, singen.) j Im Schauspeihause: 1) Arriver à propas. vanllj
en J acte. 2) Le rève du Mari, comédie en 1 acle. Un bonheur ignorès, vaud ville en 1 acle. — 1 In Charlottenburg: Das war ich! Lustsriel in . von Hutt. Hierauf: Die drei Gefangenen, Lustspes ö Abih, frei nach Dupaty, von P. A. Wolff. (Neu einstu
Köniasstädtisches Theater. Sonntag, 18. Juni. Zu ebener Erde und er oder:; Launen des Glückes. Lokalposse mit Gesang i
von J. Nestroy.
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Redacteur Ed. Cotteæl.
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Gedruct bei A. B. Haph.
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Allgemeine
Prenßische Staats-Zeitung.
6 168.
Beim Ablaufe des Quartals wird
bilten,
] hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Be öinzen aber bei den Königlichen Post⸗Aemtern zu machen sind, und 3 a6 ien! für den fen das Blatt am Vorabende seines Datums durch die Stadtpost frei ius Haus gesandt wirb.
die Bestellungen bis spätestens den z0sten d. M. an uns gelangen zu lassen, Blattes eine Unterbrechung erleidet und nicht sämmtliche Kümmern von Anfange
Berlin, Montag den 19ten Juni
Um jedoch die erforderliche indem sonst die
stellungen auf diese Zeitung nebst Pränumeration hier am Orte ganzen Umfang der Monarchie auf 2 Rthlr. Preuß.
Stärke der Auflage nteressenten es si des Quartals am nachgeliefert werden
1837.
bei der Redaction (Mohren⸗Straße Rr. zu), in den
Cour. vierteljährlich rr gt ist, wofür den hiesigen Abon⸗
ö das kommende Vierteljahr abmessen zu könn en, müssen
. zuzuschreiben haben, wenn die Zu sendung u en.
— — ——————
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.
Bekanntmachung. des Woll-Comtoir der Seehandlungs-Societaͤt wird auch snsährigen Wollmarkt unverkauft gebliebene Wolle zum Immssions⸗Verkauf im Schaͤferbande oder nach erfolgter Sor— g entweder zu den von den Eigenthuͤmern angegebenen Prei— oder ohne vorher bestimmte Limita (§. 10. Jilt. b., und C. im Jahre 1829 bekannt gemachten Bedingungen) uͤberneh— und darauf angemessene Vorschuͤsse leisten, wobei der Zins— zur Erleichterung des Geschaͤfts fuͤr dieses Jahr von fünf vier pCt. herabgesetzt worden ist. Auf einfache Woll-Pfand“ haͤfte (5. 10. Liti. a. der Bedingungen), wozu die Eigen— er anderweit hinreichende Gelegenheit finden, kann sich da— en das Comtoir diesmal nicht einlassen. Berlin, den 13. Juni 1837. General-Direction der Seehandlungs-Societaͤt. (gez.) Kayser. Mayet. Wentzel.
8eitungs-Nachrichten.
.
Franktrel ch
paris, 12. Juni. Durch eine Koͤnigl. Verordnung vom . M. ist der Prediger Cuvier, Praͤsibent des reformirten mssistoriums, zum Offizier, und Herr Bartholdy, Mitglied 6 Konsistoriums, zum Ritter der Ehren Legion ernannt jeden. Im Journal de Paris liest man: „Bei dem Feste in ssailles fiel ein Mitglied des Instituts fehr auf, welches der gruͤnen Uniform das große rothe Band der Ehren— jon trug. Dieses Mitglied des Instituts war Herr Dupin,. etwa Herr Karl Dupin, sondern Herr Dupin, Präsident Deputirten⸗Kammer. Herr Dupin predigt seit beinahe zwei hren mit unermuͤdlichem Eifer gegen den schwarzen Frack D für den gestickten Rock. Diejenigen seiner Kollegen, die auf seine dringenden Vorstellungen ein Deputirten-Kostuͤm ftten machen lassen, fanden es daher sehr seltsam, daß er sie hissermaßen zu verleugnen schien, und fragten sich, wie es zu— ge, daß er bei einer so feierlichen Gelegenheit den Akademi— dem Präsidenten der Deputirten-Kammer vorziehe. Es sey g um so seltsamer, sagten sie, als Herr Dupin sich noch vor nigen Tagen zu Gunsten der Maßregel ausgesprochen habe, es den Deputirten zur Pflicht machen wollte, in Uniform erscheinen. Wir begreifen das Erstaunen jener Deputirten, och ohne es zu theilen. Herr Dupin schließt drei bis vier schiedene Personen in sich; er ist bald der Mann der Kam— t, bald der Mann des Schlosses, dann wieder der Mann des stiz-Palastes und endlich der Mann der Journale. Diese e Person beherrscht aber alle uͤbrigen, und von dem Augen⸗ kan, wo wir sahen, daß der „Constitutionnel!“ Herrn Dupin Sittenpredigt in Betreff seiner Vorliebe fuͤr den gestickten th hielt, waren wir fest überzeugt, daß er seine Meinung aͤn— wuͤrde. Indeß war es nicht gut moͤglich, im schwarzen Frack kcheinen, da man so lange und so lebhaft gegen denselben dekla— hatte. Was war also zu thun? Die Schwierigkeit mußte kungen werden. Herr Dupin oͤffnete seinen Kleiderschrank und lckte dort neben seinem schwarzen Frack, neben seiner General— vkurators-Robe und neben seinem Deputirten-Kostuͤm einen men Rock, der ihm vortrefflich geeignet schien, sich aus der tlegenheit zu ziehen. Man versichert uns ubrigens, daß Herr upin, als man ihn nach den Gruͤnden dieser Wahl fragte, ge— twortet habe: „„Da es sich um Besichtigung von Gemaͤlden ndelte, a schien inir der Rock des Akademikers am geeignet— n. Diese Antwort paßt durchaus zu dem Benehmen.“ 1 obgleich sonst ein eifriger Vertheidiger der an dera ung, scheint mit dem Grundsatze, den man bei o Wngen nach Veisailles befolgt hat, nicht ganz einver⸗ n. as genannte Blatt äußert sich in dieser Beziehung , „Man hat sich gefragt, ob die Festlichkeiten in . . es Familien⸗ oder National Festlich keiten gewesen sind. Wie ö ö diele Frage auch nur moglich war? Der Pairs⸗Kam—⸗ 63 der Deputirten⸗Kammer 415 Einladungen zugegangen. nd alle nicht diese beiden Kammern felbst, sondern nur H von Mitgliedern derse ben eingeladen worden. nel st es den uͤbrigen politischen oder gelehrten Koͤrper— en gtgangen. Besser waͤre es gewesen, wenn man Rie— ti ausgeschlossen hätte. Die Legitimisten sind höͤchst erfreut . und sie beeilen sich, es sehr passend zu finden, daß man 6 eingeladen habe. „Wird jemals““, sagen sie, „ein z Salon denjenigen Personen geoͤffnet, die sich noch nie —enselben hatten bicken lassen, und die weder zu den Freun⸗ 65 zu den Bekannten des Hausherrn gehöten? Es wird ande rath in einer Familie gefeiert, die wir nicht die Ehre saen zu kennen; warum sollte es uns beleidigen, daß ma t einladet ?““ , gen, daß man uns gn! et? Waren die Legitimisten eingeladen worden, . 53 sie sich durch die Annahme der Einladung der Charte ö . und dem Nationalwunsche angeschlossen, oder sie haͤt⸗ chr le. durch ihr Wegbleiben fselbst ausgeschlossen. War es esser, dies in ihre Wahl zu stellen?“ ie Preise der Wagen nach Versailles waren gestern und
vom 12. Juni. Der
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vorgestern unglaublich theuer. Ein Fremder hat eine Chaise fuͤr einen Tag mit 160 Fr. bezahlt.
In einem Schreiben aus Jack vom ten d. heißt es: „So ist denn die Karlistische Expedition gerettet, Dank der Sorglosigkeit, der Feigheit oder der Verrätherei' unserer Ge— nerale; denn man kann nicht umhin, sich dieses Wortes zu be— dienen, wenn man sieht, daß 10, 000 Mann Karlisten, die einen Train mit sich fuͤhren, wie man ihn selbst bei den Napoleoni— schen Heeren nicht sah, 26,009 Mann Linientruppen zum Besten haben, 26,000 tapfere und für die Freiheit begeisterte Soldaten, die aber, um nichts Schlimmeres zu sagen, von Dummtoͤpfen kommandirt werden. In der Nacht vom aten zum 5ten hrach die Expedition mit bewundernswuͤrdiger Ruhe auf. Die drei Alavesischen Bataillone marschirten auf Alais, nachdem sie auf einer Schiffbruͤcke uͤber die Cinca gegan⸗ gen waren; vier Castilische und drei Navarresische Bataillone passirten die Cinca dicht bei ihrem Zusammenflusse mit der Esserra. Don Carlos selbst mit allen zu seinem Hofe gehoͤrigen Personen, begleitet von mehreren Batailonen, bildete die Avant⸗ Harde; der Schatz ward von zwei Guiden-Dataillonen eskortirt. Unbegreiflich ist dabei, daß alle diese Bewegungen im Ange—
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sichte unserer Vorposten mit eben der rdnung und Ruhe ausgefuͤhrt wurden, als ob gar kein Feind da waͤre; daß 4 Kar— listische Schwadronen, die vor Castelan aufgestellt waren, unsere ganze Truppenmacht im Schach hielten und sich erst nach be— werkstelligtem Uebergange der gesammten Infanterie ebenfalls zurückzogen, und dem General Oraa erlaubten, Barbastro zu besetzen. So ist also Don Carlos nun in Catalonien, und Oräa haͤlt vielleicht noch die Ufer der Cinea besetzt, denn ich glaube nicht, daß er der Expedition folgen wird. In wenigen Tagen wird Don Carlos eine zahlreiche Armee um sich gesammelt ha— ben, und er kann dann ungehindert Catalonien und Valencia durchstreifen.“
Es ist heute folgende telegraphische Depesche aus Bayonne vom 1IIten d. hier eingegangen: „Espartero ist am 9ten mit 16 Bataillonen von Tafalla nach Larraga aufgebrochen, um sich den bei Estella versammelten Karlisten? Bataillonen zu naͤhern. Die Ueberreste der Fremden-Legion sind in ein einziges Ba— taillon zusammengezogen worden, das unter der Anführung eines Capitains nach Pampelona zuruͤckgekehrt ist, nachdem alle hoͤ⸗ heren Offiziere theils geblieben, theils verwundet worden. 27 Qffiziere und 600 Gemeine sind kampfunfaͤhig gemacht worden. Der Oherst Conrad ist in der Affaire vom 3ten geblieben. Nach seinem Tode war die Legion moralisch und physisch vernichtet.“
Ein Schreiben aus Saragossa vom 6ten enthält Folgendes: „Don Carlos ist am 5ten bei Estadilla uͤber die Cinca' gegan— gen. Der ö5te war fuͤr die Christinos verderblich. Oraa hat an Todten und Verwundeten uͤber 4000 Mann verloren. Die Kavallerie hat eine furchtbare Verheerung unter ihnen ange⸗ richtet. Die Algiersche Legion ist dergestalt mitgenommen wor den, daß kaum 309 Mann uͤbrig geblieben sind, die sich nach Pampelona in der Absicht begeben haben, nach Frankreich zu⸗ ruͤckzukehren. Die Division des Villapadierna hat sich zer streut, weshalb Oraa diesen General hat festnehmen lassen.“
Großbritanien und Irland.
Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Sitzung. Marquis von Londonderry zeigte an, daß er nächstens an den Premier-Minister eine Frage uͤber den jetzigen Zustand des Krieges in Spanien richten werde, wozu er durch die Erneuerung des Geheimeraths-Befehls in Betreff dieses Krieges vollkommen berechtigt zu seyn glaubte; auch er— klarte er, daß es ganz von der Antwort, die er darauf erhielte, abhängen wuͤrde, ob er noch einen besonderen Antrag in dieser Beziehung machen werde oder nicht.
Oberhaus. Sitzung vom 13. Juni. Eine Bill des Marquis von Lans dow ne, die oͤffentlichen Arbeiten in Ir— land betreffend, wonach der Lord-Lieutenant noch 50, 000 Pfund zu diesem Zweck hergeben soll, wenn eine gleiche Summe durch Privat Personen aufgebracht wird, ging durch den Ausschuß. Lord Brougham setzte seine auf den Volks ⸗Unterricht bezuͤg⸗ liche Motion bis zum Dienstage aus. Die neuen Amendements des Unterhauses zur Englischen Munizipal-Bill sollen am Frei— tage . .
nterhaus. Sitzung vom 12. Juni. Auf eine Frage des Herrn Wallace erklaͤrte Herr Spring Rice, en. 5 das Budget vorlegen moͤchte, daß er dies aber jetzt nicht könne, um den Fortgang anderer Geschaͤfte des Hauses nicht aufzuhal— ten, worauf Sir R. Peel bemerkte, daß die Finanzen des Landes ihm doch das Wichtigste schienen. Lord J. Russell sagte auf eine an ihn gerichtete Frage, er denke, die Londoner Munizipal⸗Corporations/ Angelegenheñt in dieser Session noch nicht vorzubringen, und trug sodann auf die Ernennung einer Kommission an, um die Art und Weise zu untersuchen, wie jetzt bei der Verpachtung der Ländereien und anderen Besitzun— gen der Bischoͤfe, Dechanten, Domherren und der uͤbrigen Geist⸗ leichkeit in England und Wales zu Werke gegangen wird und wie dergleichen Pacht, Kontrakte erneuert werden, in Erwaͤgung zu ziehen, und um zu untersuchen, bis zu welcher Hoͤhe sich der Betrag des Einkommens aus diesen Pachten durch eine zweck⸗ maͤßigere Verpachtungsart vermehren lassen mochte, dabei aber auch das Interesse der herrschenden Kirche und der etzi⸗ gen Paͤchter gehörig zu beruͤcksich—tigen. „Ich muß“, sagte der Minister unter Anderem, „bemerken, daß sch diesen Aus schuß in Folge der Abstimmung vorschlage, welche vor wenigen Aben⸗ den uͤber die Frage in Betreff der Abstimmung wegen Abschaffung der Kirchen-Steuern und wegen Substitui⸗
rung eines von meinem sehr ehrenwerthen Freunde, dem Kanz⸗
ler der Schatzkammer, vorgeschlagenen Planes, mit dem Kir⸗
chen-Eigenthum anders zu verfahren, stattgefunden hat. Das
Resultat jener Abstimmung war, daß das Haus sich mit gerin⸗
ger Majoritaͤt zu Gunsten des Plans erklaͤrte, wonach die Kir⸗
chen-Steuern abgeschafft und die Kosten der Ausbesserung der
Kirchen auf andere Art bestritten werden sollten. Diese Ent—
scheidung des Hauses steht jetzt in seinen Journalen ver—
zeichnet, und ich halte es nicht fuͤr recht, das Prinzip
aufzugeben. Indeß raͤume ich doch ein, daß die gering« . joörität nicht hoffen laßt, daß eine auf den von dem Hause an— genommenen Beschluß gegruͤndete Maßregel in dieser Session Gesetzeskraft wurde erlangen koͤnnen. Ich habe gesagt, daß die Majoritaͤt zu Gunsten des Plans nur gering war; aber wenn ich die dagegen gemachten Einwendungen betrachte, wenn ich bedenke, daß der Plan fuͤr das Land etwas ganz Neues ist, und daß die Interessen einer großen Menge von Indivi⸗ duen dabei betheiligt sind, wenn ich bedenke, wie man den Plan vor den Augen des Publikums zu entstellen und zu verdrehen gesucht hat, wenn ich dies Alles erwaͤge, so muß ich sagen, daß die Majorität, so gering sie auch war, als entscheidend fur die Ansicht des Hauses zu Gunsten desselben zu betrachten ist. Es fragt sich daher, ob wir nicht, ohne das Prinzip aufzuge⸗ ben, den Grund zu einer besseren Beurtheilung derjenigen Theile des ministeriellen Plans in Betreff der Kirchen-Steüern, der sich auf die jetzige Verpachtungsweise des Kirchen⸗-Eigenthums bezieht, zu legen haben. Ich zweifle nicht, daß, wenn mein Antrag auf Ernennung einer Koömmission durchgeht, aus ihren Untersuchungen sich ergeben wird, daß eine bessere Verwaltung jenes Eigenthums einen Ueberschuß ergeben muß; und was die Verwendung dieses Ueberschusses betrifft, so halte ich es fuͤr die erste und dringendste Pflicht der Legisla— tur, zuvoͤrderst die bestehenden Anspruͤche an die Kirchen⸗ Revenuͤen zu bedenken, ehe man neue Kanäle fuͤr ihre Verthei⸗ lung aufsucht. Ich sehe nicht ein, aus was fuͤr Gruͤnden man sich der Untersuchung widersetzen koͤnnte, wenn man nicht Scheu davor hat, daß die wahre Sachlage vor dem Publikum zu Tage koͤmmt und dem Lande bekannt wird.“ Der Antrag des Mi— nisters, der von demselben dann noch weitlaͤuftiger begruͤndet wurde, gab Veranlassung 8 einer sehr lebhaften Debatte. Herr Palmer bekämpfte den Vorschlag, weil er auf die Vernich⸗ tung des Real-Eigenthums der Kirche abziele und die Bi— schofe zu Soͤldnern machen wuͤrde. Sir H. Verney sagte, er wolle zwar fuͤr den Antrag stimmen, aber die Verwen— dung der Kirchen⸗Fonds zu anderen als religissen Zwecken werde er nicht unterstuͤtzen. Herr Goulburn erklärte sich aufs ent— schiedenste gegen den ministeriellen Antrag und sagte, er wuͤrde zuerst auf gaͤnzliche Verwerfung desselben antragen und dann, wenn er damit nicht durchkomme und die Kommission doch er— nannt warde, die strengste Einschraͤnkung der Verwendung des etwa aus der Untersuchung sich ergebenden Ueberschusses auf Verwahrung des Religions Unterrichts und der Seelsorge vorschlagen. Nach dem hierauf noch Herr G Knight und Herr Wason fͤr, Obersst Sib th orp und Herr G. Vernon aber gegen den Antrag gesprochen hatten, schlug Herr Harvey amendementsweise zu der Motion Lord Russell's den Zusatz vor, „daß, es moge das Resultat der Untersuchungs⸗Kominission auch seyn, welches es wolle, es den⸗ noch die Meinung dieses Hauses ware, daß nach einer festzusez⸗ zenden Periode die Kirchensteuer in England und Wales ganz⸗ lich abgeschafft werden mußte“ was Oberst Thompfon unter— stuͤhte. Lord Howick, der Kriegs ⸗Secretair, bekaͤmpfte dieses Amendement, erstens weil das Unterhaus seine Meinung uͤber die Abschaffung der Kirchen-Steuern schon ausgespro— chen, zweitens weil die Verwendung des etwanigen durch die Kommission u ermittelnden Ueberschusses mit der Er— nennung dieser Kommission selbst nichts zu schaffen habe, und drittens, weil die Kirchen- Steuern nicht abgeschafft werden koͤnnten, wenn sich kein solcher Ueberschuß ergäbe, der als Substitut dafuͤr zu verwenden wäre. Sir R. Peel sprach sich gegen die Ernennung der Kommission uberhaupt aus, indem er sagte, er koͤnne sich um ihre Nuͤtzlichkeit nicht kuͤmmern, son⸗ dern muͤsse sich um des Prinzips willen, das man dadurch auf⸗ stellen wurde, derselben widersetzen. Nach einer Entgegnung von Seiten des Kanzlers der Schatzkammer wurde zur Abstim⸗ mung uͤber das Harveysche Amendement geschritten und dasselbe mit 89 gegen 58, also mit einer Majoritaͤt von 431 Stimmen verwor— fen. Nun trat Herr Goulburn mit seinem angekuͤndigten ersten Amendement auf, daß die von Lord Russell beantragte Ernennung einer Kommission ganz unterbleiben sollte; er wuͤnschte daß die Debatte daruͤber bis auf den folgenden Abend vertagi werde, Lord J. Ru ssell drang aber auf Abstimmung, und es ergab sich eine Majoritaͤt von 83 Stimmen (319 gegen 236) für die Ernennung der Kommission. a der zweite Vorschlag des Herrn Goulburn, den er hierauf amendements weise machte, namlich die Hinzufuͤgung der Worte: „und den etwanigen Ueberschuß zur allmäligen Verminderung der Uebel zu verwenden, die aus dem Mangel an Mittesn fuͤr den Religions Unterricht und fuͤr die Seelsorge in der herrschenden Kirche entstehen“, zu dem urspruͤnglichen Antrage Lord Russell's, wurde verworfen, jedoch mit der geringeren Majoritaͤt von 25 zo! gegen 265 Stimmen. Die Kommission wurde zwar in dieser Sitzung noch nicht zusammengestellt, doch kam man uͤber⸗ ein, daß sie aus 21 Mitgliedern bestehen solle.
Unterhaus. Sitzung vom 13. Juni. Der Kanzler der Schatzkamm er zeigte an, daß er am 16ten um die' Er— laubniß anhalten werde, eine Bill wegen besserer Regulirung des General⸗Post⸗Amtes einzubringen. Die Minister beabsich⸗