1837 / 218 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der Garnison wurden in verschiedenen Abtheilungen bewirthet. Die Köoͤnigliche Universitaͤt beging das hohe Geburtsfest durch einen offentlichen feierlichen Akt, zu welchem das, von dem Professor Dr. Schneider verfaßte und im Namen der Universitaͤt ausgegebene Programm eingeladen hatte, in dem großen akademischen Hoͤrsaale. Die Feierlichkeit wurde mit einem Choral: „Lobe den Herrn den maäͤchtigen Koͤnig der Erde“, und einem Psalm von Bernhard Klein, unter Lei tung des Musik⸗Direktors Mosewius von dem akademischen In⸗ stitut fuͤr Kirchen- Musik ausgefuͤhrt, eroͤffnet. H Herr Prof. Br. Ambrosch eine gehaltvolle Lateinische Rede: „uber die Bedeutsamkeit der gen ge fuͤr das Studium des Alterthums, und die Förderung derselben in Preußen, waͤhrend der Regierung Sr. Majestaͤt Friedrich Wilhelm's 11I.“; pro— klamirte sodann die Namen der Verfasser der durch die Fa—⸗ kultaͤten gekroͤnten Preisschriften, und schloß mit der Bekannt— machung der fuͤr das kuͤnftige Jahr aufgestellten Preisfragen. Den Beschluß der Feierlichkeit machte ein Hymnus: „Singt Lob dem Herrn, der uns beschuͤtzt.“ Nach Beendigung dieser Feier versaãmmelten sich die Universitaͤts-Mitglieder zu einem gemeinschaftlichen Mittagsmahle in dem sogenannten Tempel— Garten, wozu auch die Studirenden, welche Preise errungen hatten, von dem Rektor eingeladen waren. Die Namen dieser Sieger sind: 1) von der katholisch⸗theologischen Fakultat Alexan⸗ der ö. 2) von der evangelisch / theologischen Fakultat, Adolph Schoöͤnfeld, Eduard Adolph Scholz; 3) von der juristischen Fa— kultät, Wilhelm Haͤusler; 4) von der medizinischen Fakultät, Joseph Auerbach; (. von der philosophischen Fakultat, Wil⸗ 1 Markscheffel, Alexander Koch, Karl Sondhauß. Die

aufmannschaft hatte ein Festmahl im Zwinger veranstaltet, und auch andere Vereine begingen den Tag in feierlichen Neunions. Die Schuͤtzengilde begann an dem heutigen Tage ihr Koͤnig— schießen und hielt den feierlichen Auszug nach dem Schießwerder.“

Ueber die Feier in Magdeburg liefert die dasige Zei—⸗ tung folgenden Bericht: „Das Geburtsfest unsers hochverehr— ten Königs wurde auch diesmal in gewohnter Weise von al— len Staͤnden in unserer Stadt mit der Liebe und Herzlichkeit gefeiert, die jeder Preuße an diesem Tage so gern laut werden läßt. Die Feier des Tages hat seit einer langen Reihe von Jahren immer mehr den Charakter eines allgemeinen Volksfe⸗ stes angenommen, also auch das Eigenthuͤmliche solcher Feste, daß, an dem gewohnten Orte, gleichartige Kreise, in der ih⸗ nen am meisten zusagenden Weise, sich gemeinschaftlich erfreuen. Es bedarf daher keiner neuen ausfuͤhrlichen Beschreibung des all⸗ jaͤhrlich Wiederkehrenden. Nachdem die Jugend aller Schulen in den Fruͤhstunden auf die hohe Bedeutung des Nationalfestes auf— merksam gemacht war, eilte sie entlassen nach dem neuen Markte, unter die zahlreich versammelten Zuschauer, welche dem feier⸗ lichen Gottesdienste der dort zu großer Parade versammelten Garnison beiwohnten, um in das laute Lebehoch mit einzu— stimmen, welches dem geliebten Landesvater ertoͤnte, und vom Donner der beim Fort , ,. aufgefuͤhrten Kanonen be⸗ gleitet wurde. Ein Festmahl vereinigte die hohen Mi— litair⸗ und Civil-Behoͤrden im Friedrich-Wilhelms⸗-Gar— ten; die Freimaurer Logen versammelten ihre Mitglie⸗ glieder in ihren Lokalen, so wie die geschlossenen Gesellschaften die ihrigen. In allen zahlreichen Vergnuͤgungsorten außerhalb der Stadt jubelten fröhliche Kreise. ie gewohnlich blieb der Herrenkrug das Ziel der Mehrheit, die sich schneller als sonst durch wiederholte Fahrten des Dampfschiffes „Friedrich Wil⸗ helm III.“ dort vereinigen konnte. Auch diesmal war durch den erfinderischen Fleiß der Pioniere ihr Uebungsplatz sehr ge— schmackvoll geschmuͤckt und zum festlichen Tanze eingerichtet; und anstaͤndige Madchen folgten gern der Einladung zu frohen Tanzen in den Kasernen. Nur auf kurze Zeit storte ein star⸗ ker Gewitterregen hier und da die allgemeine Freude.

Aus Halle wird gemeldet: e en am 1. August

war in den Frankeschen Stiftungen, als Vorfeier des hohen Ge— burtstages, durch den Saͤnger-Chor der Hauptschule ein Vokal— Konzert veranstaltet. Am Vorabend des Festes fuͤhrte die hie⸗ sige Sing⸗Akademie zu gleichem Zwecke das Oratorium Pau⸗ lus“ von Mendelssohn auf, nachdem vorher ein vom Musik— Direktor Dr. Naue komponirtes Salvum fac Rkegem gesungen worden war. Die Universitaͤt beging den Geburtstag Sr. Ma— zestaͤt, ihres erhabenen Erhalters, um 11 Uhr im großen Hoͤr— saal, wo der Professor Meier in einer Lateinischen Rede, „von der Bedeutung“ sprach, „welche die Geburtstags— Feier des Koͤnigs für die Universitaͤt und die Studi— renden insbesondere . und am Schluß seines Vor— trags die Urtheile der Fakultaͤten uͤber die bei ihnen eingegan— genen Preisschriften und die Namen der Verfasser publizirte, denen der Preis zuerkannt wurde. Es erhielt: 1) in der theologischen Fakultät den Preis der Studirende Friedrich Galle aus dem Papsthaus bei Graͤfenhainchen; 2) in der juristischen a) den Preis Franz Gustav 26 Grosch aus Muͤnstereifel in der Rhein⸗Provinz, h) das Accessit Albert Gutike aus Halle; 3) in der medieinischen Karl Ludwig Barriés aus Hamburg; 4h in der philosophischen den physikalischen Preis 6 Au⸗ gust Herrmann Marbach aus Jauer, und den philologischen Rudolf Traugott Schmidt aus Erussov in der Ucker— mark. Die hiesige Garnison, an welche eine große An⸗ zahl Landwehrmaͤnner sich anschloß, hatte in der Markt ⸗Kirche feierlichen Gottesdienst, in welchem, der Allerhoͤchsten Kabinets⸗ Ordre gemäß, derer noch besonders gedacht wurde, die als Be— weis ihrer in den Befreiungs-Kriegen bewiesenen , n, nach denselben durch Vererbung den Orden des eisernen Kreuzes erhalten hatten und als solche auf den in der Kirche haͤngenden Gedächtnißtafeln nachträglich aufgezeichnet sind. Auch die Schuler des Waisenhauses, welche ihre Freistunden theilweise zu mili⸗ tairischen Uebungen benutzen, hielten eine Parade ab. Des Mtetags hatte sich im Lokal der Freimaurer⸗-Loge eine zahlreiche Geseilschaft zu einem Festmahle vereinigt, an welchem die hie⸗ sigen Behöoͤrden Theil nahmen. Noch allgemeiner aber au— ßerte sich die Freude am Abend, wo in groͤßern und klei— nern Gesellschaften der Frohsinn und die Liebe zum Könige sich laut aussprachen. Das schönste Wetter begünstigte die verschie— denen Illuminationen, welche theils an oͤffentlichen Orten, theils von PrivaZt-Gesellschaften veranstaltet waren, und unter denen sich vor allen die in dem Stadt⸗Schießgraben durch sinnige An⸗ ordnung auszeichnete. Damit aber auch der Jugend dieser Tag ein Freudentag seyn moge; wurden von Seiten der staͤdtischen Behörde die Kinder der Gtadt Armenschule bewirthet, in den Franckeschen Stiftungen an die Schuͤler der Armenschule die üblichen Geschenke vertheilt und die auf der Anstalt wohnenden Zöglinge und Waisenkinder des Mittags festlich bewirthet.“

Das Geburtsfest Sr. Majestaͤt wurde auch diesmal in Prenzlau wieder durch eine kr ch Sitzung des Ma—

Hierauf hielt

878 gistrats und der Stadtverordneten, so wie durch eine gemein⸗ nuͤtzliche Thathandlung, die Legung des Grundsteins zu einem neuen Gynnasial⸗Gebäude, gefeiert. Frohsinn und Scherz be⸗ lebten den Rest des . in den verschiedenen Zirkeln, die das gemeinschaftliche Gefaͤhl ihres buͤrgerlichen Gluͤcks vereinte.

Aus Koblenz schreibt man: „Die hiesigen Buch— druckergehulfen haben die diesjährige Gedaͤchtnißfeier Gutten⸗ berg's nicht besser begehen zu koͤnnen geglaubt, als indem sie, neben der vergänglichen Freude eines debe ein nuͤtzliches und dauerndes Institut in's Leben riefen. ie haben daher eine „Kranken⸗Kasse fuͤr Buchdrucker“ gegruͤndet, durch welche den . conditionirenden Gehuͤlfen, die sich sämmtlich zu regelmaͤ⸗ igen Beitragen verpflichten, sobald sie der Huͤlfe beduͤrftig sind, zur Wiedererlangung der Gesundheit alle Mittel zugesichert sind. Indessen soll auch die Sakular-Feier nicht ohne festliche Froͤh⸗ lichkeit voruͤbergehen; die Gehuͤlfen aller hiesigen Offizinen, de— nen sich eine Anzahl achtbarer Burger anschließen, werden den 15. August, als den Tag, an welchem in Mainz die Statue Guttenberg s enthuͤllt werden soll, in dem Lefevreschen Garten mit einem Festmahl begehen, bei dem ein Transparent, nach jener Statue gezeichnet, aufgestellt, und Reden und Gedichte, die von Gehuͤlfen selbst verfaßt sind, vorgetragen werden sollen.“

Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin. In der Versammlung der eren hif n Gesellschaft am 8. August gab Herr Zeune einige Nachträge zu seinen neulichen Mittheilungen über die Inschrift von Rosette; Herr Lichten stein berichtete von Herrn Ferd. Deppe's im vorigen Jahr unternomme⸗ nen Reise durch die ganze Länge der Californischen Halbinsel und kündigte die nächstens zu erwartende Heimkehr dieses Reisenden an; 89 Mädler setzte Struvpe's Berdienste um die Keuntniß der

oppelsterne, nach dessen neuestem Werke über diesen Gegenstand, auseinander, und Herr Schultz tbeilte einige Stellen aus dem Briefe eines Deutschen Arztes in Neu-Orleans mit.

Goethe's Werke. Neueste vermehrte Ausgabe, in zwei Bänden. Mit Stahlstichen.

Dem Deutschen Volke kann wohl nichts Erfreulicheres sich er⸗ eignen, als wenn der kostbarste Schatz desselben, der in sich schon un⸗ versieglich währt und belebend umläuft, auch wirklich noch vermehrt wird, wenn Goethe's Werke, welche das eigenste und zugleich univer— salste Erbthetl seines Volkes sind, aus seinem Nachlasse noch bedeu⸗ tend bereichert hervorgehen. Solches geschieht, unn abermals in die⸗ ser neuesten Ausgabe derselben, die in zwei Bänden alle seine eigenen Werke enthält, mit Ausschluß der streng wissenschaftlichen; für welche letzten, so wie für die Üüebersetzungen und Briefe, noch ein Band nöthig ist, so daß drei Bände in würdiger Gestalt, uns den ganzen unerschöpflichen Reichthum leichter überschauen und stets bei der Hand haben lassen. Man erstaunt freudig über die aliseitige leben— dige Fülle schou bei dem Urberblicke des vorliegenden ersten Bandes, welcher die sämmtlichen lyrischen, epischen und dramatischen Gedichte, nebst einigen dazu gehörigen Aufsätzen, umfaßt. Es bedarf keiner Hinweisung auf die allbekannten Gebilde darin, und wir heben hier nur die bedeutendsten neuen Erscheinungen hervor, für deren Mit— theilung wir den berufenen Herausgebern, Riemer und Eckermann, den besten Dank zu sagen haben. :

Goethe's Lieder, welche mit Reichardt's und Zelter's Sangweisen noch immer diejenigen sind und bleiben, die vor allen gesellig gesun⸗ . werden, eben weil sie aus der höchsten und heitersten Gesellig⸗ eit entsprungen sind gewinnen hier unter Anderen den humoristi⸗ schen „Bruder Liederlich“, die „Erinnerung zweier Liebenden an die schöne Zeit, wo sie sich an einander srrien“, und das histo— rische Volkslied „Tillp's Eroberung von Magdeburg.“ Eine Kantate feiert bedeutsam das Andenken „des frohsten Mannes des Jahrhun⸗ derts“, des Fürsten von Ligne: die darin (1818) wiederholte Klage „Rein, es bleibt kein Trost dem Tage, der dem Vater nahm den Sohn!“ war für den Dichter selber weissagend, dem Zelter leider sol⸗ chen Trost (1830) erwiedern mußte. Aus frühester Zeit sind die „drei Oden an Behrisch“ (767), als Goethe noch zu Leipzig studirte, in Klopstock's antiken Maaßen, und schildern Leipzig nicht so günstig, als die Den stärksten Zuwachs erhalten die spruchartigen Gedichte, Gleich⸗ nisse ꝛc., worin G. auf echt Deutsche Weise vor Allen so mächtig ist, daß die meisten sogleich in den reichen Schatz unserer alten Sprich⸗ wörter übergehen können und werden, so wie sie zum Theil daraus, nur mit neuem Gehalt, umgeprägt sind.

Nicht minder gewinnen die Epigramme und Tenien, sowohl die wilden als die zahmen; und eine ganz neue Ahtheilung sind die Invectiven, welche namentlich gegen , . Böttiger, Müll⸗ ner, Pustfuchen, und andere Erscheinungen dieses Gelichters unbarm— herzig loszichen. Es scheint, daß der zinfernalische Sack“, worin Goethe dergleichen Citate unsauberer Geister verschlossen hielt, und von welchem er selber zu Fall) nur mit Grauen sprach, sich nach seinem Tode aufgethan, so weit er jene Abgeschiedenen betrifft; einige noch Lebende laufen schon mithnter, und noch manche Andere dürf⸗— ten darin ihr Todtengericht vorsinden. Daß die Politica nicht leer ausgehen, versieht sich: der unfähige Liberalismus und die machtlose Macht erhalten derbe Lectionen; Goethe zeigt auch in diesen Gedichten den rechten Weg, wie die Tagesgeschichte für die Poesie tauglich ist, soll diese nicht von ihr verschlungen und anfgezehrt werden. Meist aus mancherlei Sprüchen und Kernworten besseht auch die Erweiterung des west östlichen Divan g. Die Gedichte „Religion und Kirche“ überschrieben, sind fast alle neu, und höchst wichtig als Zeug— niß und baares Bekenntniß wahrhaft frommer Gesinnung und chrisi⸗ lichen Glaubens, dem die Ironie und Entrüstung des Dichters gegen unziemliche Anmuthung in dieser Hinsicht, fo wie gegen das finstere Pfaffenthum (auch in der Wissenschaft) nicht Eintrag thun kann. Sehr merkwürdig ist hier eins der ältesten Gedichte Goethe's, „die Höllenfahrt Jesu Ehristi, auf Berlangen entworfen 1765“, also noch in Leipzig, wo Gellert damals so segensresche Borlesungen hielt. Be—⸗ dentender jedoch ist der „erste Fetzen“ des ewigen Juden, eines erjählenden Gedichts, worin Goethe, auf Grundlage des Volksbuchs, noch vor dem Faust, eine große Darstellung des Christenthums und der Kirche begann (i769), die ihü noch in Italien (1786) beschäftigte, aber es scheint, daß er durch den noch umfassen— deren Entwurf der auch nicht vollendeten Geheimnifse (1785, an der Ausführung gehemmt wurde, was diese gewaltigen Bruchstücke, die wohl noch nicht sämmtlich mittheilbar waren, höchlich bedauern lassen. Dasselbe gilt auch von Hans Wurst's Hochzeit (177), derbe Stücke eines Fastnachtspicls, wie der gleichzeitige Pater Brei, nur noch unumwundener. In ganz auderem Tone sind die hier vermehrten Vorarbeiten zu der idyllsschen Tragödie Rausikaa, welche in Sicilten (1787 entstand, neben der Umarbeitung der Iphi— genia in Taurxis und dem erhabenen Entwurf einer Iphigen ta ln Delphi. Die ungleichen Haus genossen, Sing fpiel, dessen erster, vierter und fünster Aufzug meist ausgearbeitet sind (1789) und schöhng sanghare Lieder eythgire6n, treffen in rie Zeit, wo das, wat G. für die dramatische Mußik nünschte, durch Mozart erfüllt wurde, zn. 9 Zauberflöte G. sogar einen zweiten Theil dichtete. Ein Zusammen wirken dieser beiden großen Dichter- und Tonmächte müßte ein Schauspiel für Götter gewesen seyun. Die Wette, 1812 in Terlitz gedichtet, ist ein meisterlich vellendetes kleines Lnst⸗ spiel, welches ünn nicht länger von der Bühne bleiben sollte. Die Bruchstticke einer namenlosen Tragödie, um 1810, sind sichtlich ver— anlaßt durch, Calderon, dessen standhafter Prinz damals über die Weimarer Bühne ging; dazu stlmmt nicht nur die Form, sondern auch der Inhalt, dem der Widerstreit des Heldenthums und Chrzstenthum,

rankfurter Reim -⸗Epistel (1768) „an Mademoiselle Oeser.“

es scheint zur Zeit der Sachsen⸗Bekehrung, zum Grunde lieg. ; Fortsetzzung der Pan dora wird der bedentsame Entwurf miltgethn und läßt erst recht den Umfang und die Tiefe dieser Dichtung em sen. Am meisten zu bedauern ist jedoch, zumal nach dem nun g vorliegenden Entwürfe zur Fortsetzun daß diese, bekanntlich aüf den Denkwürdigkeiten der Prinzessin e phanie von Bourbon⸗Conti beruhende Tragödie nicht ) der beab tigten Trilogie gediehen ist. Der vorhandene erste Theil schon tritt die höchste Vollendung der neuen dramatischen Kunst, nicht; in der Darstellung, sondern auch durch den Inhalt, welcher eine in eure gleichzeitige Weltbewegung und Umwälzung auf die erg ang s und zugleich würdigste Weife vor Augen und ins tiefste milth führt, so daß man zuvor keine Ahnung von der M zii eines solchen Werkes hatte. Wenn die e n, d,. 9 band ⸗Geschichte im Großcophta ein, wie selber im Stoffe vergriffenes Vorspiel des hereinbrechenden gr Unheils ist, so würde die hohe, aus der Erniedrigung wiedergehan Eugenie, auch im Untergange, wie einst die Jungfrau von Srl die Befreiung von der Tyrannei der Masse und die erstellung im untersten Grunde erschütterten Vaterlandes und Welitheiles! kündigt haben. Das Größte aber, der Goethe des Goethe, An und Ende (1769 bis 1831 sechzig Jahre ), bleibt immer der Fa und wie die , , dieses Weltgedichtes das reichste Verm niß des Deutschen Volkes, so ist auch jeder davon abgesprum unke das köstlichste Ueberbleibsel. Unter diesen „Paralipomemn gin begegnen freilich solche Stellen, Derbheiten, Invektiven die, auch erst jenem infernalischen Schlauche entfahrend, manche erschrecken werden, und einige Auftritte auf dem Blocksberge das Kolossalste, was in dieser Art vorkömmt; aber alles ist hier nur nach seinem eigenen Maaße zu messen, und es stehen eben s neben die herrlichsten und erhebendsten Dinge, so je in Dei Zunge gesagt worden, und es ertönt hier jene zumal in den älteren len des Faust waltende mächtige Rede, die schon durch den h Klang der Sprache in der tiefsten Seele wiederklingt und u löschlich haftet. Man höre: Warum man sich doch ängstlich müht und plackt, Das ist gewöhnlich abgeschmackt, Dum Beispiel unser täglich Brod, as ist nun eben nicht das feinste, Auch ist nichts abgeschmackter als der Tod, Und gerade der ist das Gemeinste. Mephistopheles höhnt den Faust: Geh' hin, versuche nur dein Glück! Und hast du dich recht durchgeheuchelt, So komme matt und lahm zurück, Der Mensch vernimmt nur, was ihm schmeichelt. Sprich mit dem Frommen von der Tugend Lohn, Sprich mit Irion von der Wolke, Mit Königen vom Anseh'n der Person, Von Freiheit und von Gleichheit nit dem Volke! Fan st aber erwidert: Auch diesmal imponirt mir nicht Die tiefe Wuth, mit der du gern zerstörtest, Dein Tigerblick, dein mächtiges Gesicht. So höre denn, wenn du es niemals hörtest: Die Menschheit hat ein fein Gehör, Lin reines Wort erreget schöne Thaten; Der Mensch fühlt sein Bedürfniß nur zu sehr, Und läßt sich gern im Ernste rathen. Mit dieser Aussicht trenn' ich mich von dir, Bin bald und triumphirend wieder hier. Wie den Faust diese edle Zupersicht, trotz aller Irren und Wim nicht betrog, lehrt sein glorreiches seliges Ende. v. d. Hagen.

Auswvüärtige Börsen.

Amsterdam, 1. August. Niederl. wirkl. Schuld 83/5. S C do. 1001/6. Kan- 231,“ 6. 390 Span. 2676. Hassive 7M s. Ausg. Sch. —. Ij 72. Preuss. Prüm. - Seh. 1002,39. Eolu. —. Oenterr. Net, I0

Aut werpsn, 31. Juli. Zinsl. 7/4. G. Neuss Anl. 201. Frankfurt a. M., 3. August.

Gesterr. 8 υο Met. 104534. G. Ac, S9. 9o . 2 S644. G. 106 Eni. G. Bank- Actien foso. IFe8. Hirtis] 14154. G6. Loose zu S500 Fl. 1185. 1127. Loose zu 100 HLM hreuss. hrüm- Sch. 626. 6215. do. Ab, Anl. 100. G. Polu n 6äs/i. 6M. S6 Spun. Aut. i716. I75½. 215 cυσ Holl. S3. in

. Humburg, 4. August. Bank-Aetien 1353. 1350. Engi. Rus. 1061. So, Port. -= 3 9e 26. Neus Anl. 20.

London, 1. August. Cons. 30 91g. Belg. 102. Neue Anl. 221. Patti Ausg, Seh. 8 la. 212 υά Holl. Ss oö. 8 c 10125. Bo, bor. do. 3oιo 26236. Engi. Russ. 110. Bras. San. Tolump. 25. Peru 21½ . Chili 33.

aris, 231. Juli. dM Rente 110. 25. 3 0 do. 79. 18. 8 ,ο Neap- 8 Go Span. Rente 225,9. Passive SI. 300 Porta. 265.

Wien, 1. August. f Ko 10016. 3 G 771½. 216 C h

d υ Met. 1051. Neue Anl. —.

Bank · eüen 13677 8.

Königliche Schauspiele.

Montag, J. Aug. Im Schauspielhause, zum erstenn Vetter Heinrich, Schauspiel in 5 Abth., vom Verfasee „Luͤge und Warheit.“

Dienstag, 8. Aug. Im Schauspielhguse: Corona von luzzo, Schauspiel in 5 Aufz., von E. Raupach. ESFräul! v. Hagn wird hierin vor ihrer diesjährigen Urlaubsreist letztenmale auftreten.)

Mittwoch, 9. Aug. Im Opernhause: Der Liebe Oper in 2 Abth., aus dem Italiaͤnischen. Musik von Donih

Königs städtisches Theater. Montag, 7. Aug. Der Reiche und der Arme. Oh in 5 Akten, nach dem Franzoͤsischen des Emil So uwvestte, bearbeitet von Friedrich Gene. (Dlle. Peroni: Louie, drittes Debut.) ff Dienstag, 8. Aug. Fra Diavolo, oder: Das e th zu Terraeina. Ron sthe Oper in 3 Akten. Musik von

Redacteur Ed. Cottel. m

Gedruckt bel A. W. Hayn

der natürlichen Tochi

Allgemeine

reußische Staats⸗

218.

ü ————

.

Berlin, Di enstag den Sten Au gu st

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestaͤt der Koͤnig haben dem Kaiserl. Russischen llitair⸗Arzte, lh. Sturm er zu Warschau, den Rothen Ad— Orden dritter Klasse zu verleihen geruht.

Der Justiz⸗Kommissarius Köppelmann zu Gesecke ist zu⸗ ch zum Notarius im Bezirke des Ober-Landesgerichts zu nsberg ernannt worden.

Der bisherige Land, und Stadtgerichts-Assessor Görlitz Frankfurt ist zum Justiz-Kommissarius in Luͤben bestellt rden.

Der , Ober⸗LandesgerichtsAssessor Karl Eduard aximilian Richtsteig ist zum Justiz-⸗Kommissarius in Goͤr⸗ bestellt worden.

Bekanntmachung.

Die Inhaber von Schlesischen Pfandbriefen Litt. B. wer—

hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß die faͤlligen Cou— s derselben fuͤr jetzt in Breslau von dem Handlungshause Ruffer und Comp., in Berlin durch die Koͤnigl. Haupt⸗Seehandlungs-⸗Kasse geloͤst werden.

Berlin, den 4. August 18317.

Königliches Kredit-Institut füuͤr Schlesien.

Angekommen: Der General-⸗Major und Commandeur lsten Garde-Landwehr-Brigade, von Strantz, aus hhlesien.

Zeitungs-⸗Rachrichten. en gr, rng,

Rußland.

Orenburg, 4. Juli. Am 24. Juni, schon bei Anbruch s Tages, belagerte eine Volks masse das hiesige Orskische Thor, die Ankunft des Thronfolgers zu erwarten. Ungefaͤhr um Uhr gaben die entfernter stehenden Posten das Zeichen der nahéeung Sr. Kaiserl. Hoheit. Ein freudiges Hurrah! be— kommnete den Casarewitsch und begleitete ihn bis zur Preobra⸗

mrotkischen Kirche, wo derfelbe von? der Söehstlächtertk mit Kreüs,

und Gebeten empfangen ward. Aus der Kirche begab der oßfuͤrst sich in die fur ihn in Bereitschaft gesetzte Wohnung S Kriegs-Gouverneurs. Inzwischen betete der Mufti, der ne Mühammedanische Gemeinde versammelt hatte, fuͤr das Pohl des Kaisers und seines Thronfolgers und hielt dabei eine tze, jedoch bemerkenswerthe Rede. Bevor die Ehrenwache hien, wurden die Divisions-, Brigade⸗ und Bataillons-Be— sshaber vorgestellt, auch stattete der Civil-Gouverneur seinen richt ab, Um 4 Ühr waren zum Mittagsmahl der Kriegs— der Civil- Gouverneur, so wie der Ehef des Stabes ein— den worden. Um 6 ühr hatten der Stab des Corps die anwesenden Militair-Befehlshaber die Ehre, Sr. Ho⸗ vorgestellt zu werden. Darauf besichtigte der Caͤsarewitsch große Gefangniß, die Ingenieur-Gefangenen, das Armen— uu, das Militair-Hospital, die Kaserne, das Bataillon der litair-Kantonisten, die Neplujeffsche Kriegsschule, den Garten s Kriegs-Gouverneurs und das sogenannte Sa-Uralskische thege, von wo er zu Fuß in die Stadt zuruͤckkehrte und dort

artesischen Brunnen besah, der bereits 434 Fuß tief in fem rothen Sandstein ausgebohrt ist.

Am folgenden Tage empfing ber Caͤsarewitsch den Gouver— ients⸗Marschall und die angesehensten Edelleute; darauf den Afti, den Chan der inneren Horde und zwei Sultane, welche n mittleren und den westlichen Theil der Sa-Uralskischen rde verwalten. Die Letzteren erschlenen bereits in den ihnen lerhöͤchst bewilligten Kosaken-Uniformen. Zum Schluß hatte aus Russen und anderen Glaubens-Verwandten bestehende pufmannschaft die Ehre, Sr. Hoheit Brod und Salz zu uͤber⸗ ichen. Nach Anhoͤrüng der Mittags ⸗Messe inspizirte der roßfürst das innerhalb der Festung versammelte Militalr. Nach (Parade wohnte Se. Kalserl. Hoheit einem Exercitium der aschtiren und der reitenden Artillerie bei. Zur Mittagstafel aren der Kriegs- und der Civil-Gouverneur, die anwesenden geherale, der Chan und der Gouvernements. Marschall einge⸗ . 1 .

m 6 Uhr Abends begab sich Se. Kaiserl. Hoheit zum serderennen, welches 843 7 Wer von 3. Sar n iteppe stattfinden sollte. Um einen Huͤgel, auf welchem sich it Dach überzogene Bänke befanden, ging ein Rennkreis von 3 Werst im Umfang; am Fuße des Huͤgels war ein huͤbsches D geraͤumiges Bretterhaus gebaut; außerdem hatte man Zelte fgeschlagen und eine, eigends fuͤr Se. Kaiserl. Hoheit einge⸗ chtete sogenannte Kibitka (Tatarisches Zelt von Filz). Ange⸗ delte, halb und ganz nomadisirende Bewohner der Ümgegend men von allen Seiten her zum Fest geritten und bildeten auf r weiten Steppe malerische Gruppen. Auf seinem Hinritt m Pferderennen besichtigte der Casarewitsch den großen stei⸗ Ji Tauschhof (Basar), und empfing dort eine Deputation die Steppe bewohnenden Kaissaken, von denen einer, der [ Jreiwilltzer sich den Kasaken angeschlossen hatte, die Medaille die Einnahme von Paris trug. Auch besuchte Se. Kaiserl.

heit unterweges die Aulen der Kaissaken und Baschkiren,

denen er sich uͤber ihre Einrichtun ihr

der ; gen und ihre Lebensart eth elt Die Baschkiren baten den fh en den von ih— 76 einer hölzernen Schaale dargebrachten Kumiß (berau⸗ endes Getränk aus Pferdemilch) in Stelle von Brod und

e anzunehmen, indem sie weni ̃ gstens das erstere nicht besaßen. lerauf eilte das Volk auf den Wunsch Sr. àans n,

don allen Seiten her zu einem fuͤr dasselbe angerichteten leckeren Festmahl. 50 . waren zubereitet und in 3 6. Schuͤs⸗ seln servirt worden. Nach Beendigung diefes Mahles begann das Pferde-Rennen in 3 Abtheilungen. Zuerst rannten 35 Pferde viermal die Bahn entlang; dann I und zuletzt 105 Pferde dreimal; den Schluͤß machten 19 Kameele, die einmal herum liefen. Fur jedes Rennen wurden 19, groͤßtentheils von derOrenburg⸗ schen Kaufmannschaft ausgesetzte Prämien vertheilt: die erste Pra⸗ mie bestand in einem Kameel mit hellrother Decke; die zweite in einem Pferde gleichfalls mit hellrother Decke und die duitte in Scha⸗ hracken und Kleidungsstuͤcken von verschiedener Güte. Selne Kaiserl. Hoheit fuͤgten dazu noch Geld Prämien, was die schlecht bekleideten, halbnackten Baschkiren sehr zu freuen schien, von denen einer, der ohne anzuhalten 18 Werst durchjagt hatte, auf die Frage des Großfuͤrsten, ob er nicht müde sey, antwor⸗ tete: „Ich bin ja nicht gelaufen, sondern mein Pferd!“ Dar— auf näherte Se. Hoheit sich den auf dem Platz befindlichen Ringern, Tänzern und Musikanten, und sah den Kunststuͤcken eines Kirgisischen Schamans zu, der lebende Schlangen zwischen den Zaͤhnen nahm, auf der Schneide eines scharfen Saͤbels sich hinstellte u. s. w. Endlich, nach kurzer Erholung in der Ki— itka, beehrte der Caäsarewitsch mit seiner Gegenwart den Oren— burgschen Adel, der sich unter einer Kolonade versammelt hatte, die zwischen den Säulen mit einer Art von Marquisen aus Segeltuch versehen und glaͤnzend erleuchtet war. Se. Kaiserl. Hoheit geruhten, an dem Tanz Theil zu nehmen und kehrten erst lange nach Mitternacht auf einer hellerleuchteten Straße unter dem lauten Jubel des Volkes in die Stadt zurück.

Am dritten Tage wohnte Se. Hoheit der Wachtparade bei, nachdem vorher ein Bataillons-Exercitium stattgefunden hatte. Um 10 Uhr begab der Großfuͤrst sich mit seinem Gefolge und vom Torps⸗Commandeur begleitet nach dem 66 Werst von Orenburg entfernten Ort Ileßk, Auf dem Steppenwege schlossen sich Hunderte von Vaschkiren an, und mehrere auf der Wanderung begriffene Kirgisische Aulen hatten das Gluͤck, von Sr. Kai⸗ serl. Hoheit huldreich aufgenommen und beschenkt zu werden. Nach Besichtigung der Iletzkischen Salzwerke kehrte der Thron⸗ folger gegen 6 Uhr Abends nach De uruͤck.

Am Dienstag den 27. Juni um 5 Uhr Morgens reiste der Gäsarewitsch nach der Stadt Uralsk ab. Auf allen Kasaken⸗

Stationen auf einer Strecke von beinah 306 Werst war Alt

und Jung herbeigeeilt, um den erhabenen Ataman zu bewill⸗ kommnen. z

Se. Kaiserl. Hoheit kamen um Mitternacht in Uralsk an; die huͤbsche aus steinernen Haäͤusern gebaute Stadt war praͤchtig erleuchtet, so wie eine Strecke vor der Stadt; die breite Haupt⸗/ straße war kaum zu passiren, so groß war das Gedränge der Menschen. Der Ordnungsrichter und der Polizeimeister uͤber⸗ reichten am Eingange des dem Ordnungsrichter gehorenden . ihre Rapporte. Se. Hoheit verließ am zweiten Tage . um 6 Uhr die Stadt, um uͤber Umeta nach Busulük zu reisen.

Frankreich.

Paris, 2. August. Vorgestern empfing der Koͤnig den General Sebastiani, Franzoͤsischen Botschafter am win chen Hofe, und arbeitete dann mit den Ministern des Seewesens und des Handels.

Der Prinz Alexander von Wuͤrttemberg speiste gestern in den Quilerieen mit dem Koͤnige und der Koͤnigl. Familie.

Die Gräfin von Lipano (Wittwe Murat's) soll noch im—⸗ mer mit der hiesigen Regierung in Unterhandlung wegen einer Entschaͤdigung fuͤr mehrere ihr zugehoͤrende Schlösser stehen, die zu der Kron-Domaine geschlagen worden sind. Der „Nouvelle Minerve“ zufolge, haͤtte die Graͤfin vor einigen Tagen eine Audienz beim Koͤnige gehabt, deren Resultat die Zusicherung einer lebenslaäͤnglichen Pension von 109,000 Fr. gewesen sey.

Das Journal de l(Indre vom 29. Juli widerspricht allen uͤber den Gesundheits-Zustand des Fuͤrsten Talleyrand ver⸗ breiteten Geruͤchten und erklart, aus guter Quelle zu wissen, daß der Fuͤrst sich niemals wohler befunden habe, als in diesem Augenblick. (!)

Der Handels ⸗Minister, Herr Martin, ist gestern nach Eng— land abgereist, hauptsächlich um sich durch den Augenschein uͤber den Zustand und die ganze Einrichtung der Englischen Eisen⸗ bahnen zu unterrichten. Der Graf Mols leitet interimistisch die Geschaͤfte des Handels⸗Ministers.

Die Eroͤffnung der Eisenbahn von Paris nach Saint⸗Ger⸗ main scheint noch bis zum 26sten d. verschoben werden zu muͤssen, da die Lokomotive und die Wagen, welche man wegen des muthmaßlichen Andranges in Menge bereit halten will, nicht eher fertig werden durften. Man will sich so einrichten, daß taglich 0 z5, 000 Personen an den Fahrten Theil neh— men konnen.

Dem Cæourrier frangais giebt die Nachricht von dem zwischen den Niederlanden und Preußen kuͤrzlich abgeschlossenen Schifffahrts-⸗Vertrag zu Betrachtungen uͤber die Isolirung Frankreichs in kommerzieller Hinsicht Anlaß. „Drei Haupt⸗ schwierigkeiten“, sagt der Courrier, „hemmen den Aufschwung unseres Handels nach Außen hin. Die erste besteht in der übertriebenen Hoͤhe unserer Zolltarife und in der Gleichguͤltig⸗ keit unserer Regierung gegen alle Gelegenheiten, die sich zur Ausdehnung unseres Verkehrs mit den benachbarten Voͤlkern darbieten; die zweite liegt in der Untergeordnetheit unserer In— dustrie, die die hohen Preise ihrer Produkte nicht immer durch die Schönheit oder innere Guͤte derselben ausgleicht; die dritte endlich muß dem schlechten Zustande unserer Straßen und theilweise auch unserer Fluͤsse zugeschrieben werden. Die Unvollkommenheit der Verbindungswege in Frankreich wird hoffentlich bald verschwinden. Man baüet jetzt nach allen Richtungen hin Straßen, arbeitet an der Verbesserung der Flußgebiete und der gasen und die im Jahre 1823 begonne— nen Fanaͤle sind jetzt beendigt; aber es bleiben noch viele Miß⸗ braͤuche in der Art und Weise der Transporte abzustellen.

Sowohl unsere See- als unsere Fluß ⸗Schifffahrt ist theurer, als die aller anderen Nationen. Man hat rn , uͤber den Zustand der Industrie in Frankreich an estellt; es waͤre nun auch Zeit, auf demselben Wege die rfid zu erforschen, warum unsere Handelsmarine täglich mehr zu Grunde geht. Aber unsere Industrie wird sich nicht eher aus ihrem gedruͤck⸗ ten Zustande erheben und unsere Verbindungen mit dem Aus⸗ lande werden sich nicht eher vermehren, als bis unser Douanen⸗ System auf eine gruͤndliche Weise reformirt ist.“

Die Gazette de France erwidert auf den (gestern mit⸗ etheilten) Artikel des „Journal des Debats“ Folgendes: „Die Frage wegen der gebieterischen Mandate und wegen der Wahl⸗ Reformen beunruhigen das „Journal des De bats“, und daͤs— selbe haͤlt es fuͤr nothwendig, auf die Angriffe zurückzukommen, die es schon fruͤher gegen jene Rettungsmittel gerichtet hat, zu denen Frankreich seine Zuflucht zu nehmen entschloffen ist. Das „Journal des Debats“ will gegenwärtig glauben machen, daß es nicht die Regierung, sondern das Repraͤsentativ⸗ Sy— stem und die Freiheit ranged! e. Niemand wird sich aber dadurch taͤuschen lassen. Wir ö von den September⸗Ge— setzen an bis zu den Apanagen das System entwickein sehen, zu dessen Beschuͤtzer sich die Debats aufwerfen, und man begreift, daß, wenn die Mandate dem genannten Blatte schlecht erschei⸗ nen, es nur deshalb geschieht, weil sie das ganze Werk der Doctrinairs umgestalten warben. Die Angriffe des „Journal des Debats“ sind daher ein Argument fur die Nothwendigkeit der Mandate und der Wahl⸗Reformen. Wen wird man uͤben⸗ zeugen, daß die Mandate und das Mitstimmen aller Steuer⸗ pflichtigen die Zerstoͤrung des Repraͤsentativ- Systems und der Freiheit herbeiführen würde? Wen will man glauben machen, daß die Nation unterdruͤckt seyn wuͤrde, wenn sie ihre Repraͤ⸗ sentanten ernenne? Montesquieu sagt, daß ein Land nicht fret sey, wenn die Buͤrger nicht die Waͤhler ihrer Deputirten er⸗ nennten, und das „Journal des Dehats“ sagt heute, daß es keine Freiheit gäbe, wenn die Waͤhler durch bie Bärger erwaͤhlt wuͤrden. Was die Ce , geg Nandate betrifft, 5 behauptet das „Journal des Debats“, daß die Deputirten Rullen seyn wurden, wenn sie im voraus von ihren Waͤhlern eine bestimmte Mission erhielten, Uns will es nicht einleuchten, daß ein Ge— sandter eine Null seyn muͤsse, oder daß ein Advokat, der eine Sache vertheidigt, nicht des Talents bedürfe, um sie zu gewinnen. Eben die Sucht, aus den Deputirten gewissermaßen So uve⸗ raine machen zu wollen, kann die Negierung umstuͤrzen und hat in Frankreich seit 0 Jahren alle Uchel hervorgebracht. Die erste Revolution ward durch Deputirte gemacht, die keine Ruͤck⸗ sicht auf ihr Mandat nahmen, und die Juli-Revolution durch Deputirte, die sich ein Mandat beilegten, welches im Wider spruch mit der Charte von 1814 stand, auf die sich doch das Mandat jener Deputirten bezog. Uebrigens ist das „Journal des Debats“ genöthigt anzunehmen, daß der Grundsatz des allgemeinen Wahlrechts in Frankreich bestehe, um Argumente gegen die Reform zu finden. Es sagt namlich, daß die Repraͤ⸗ sentativ:⸗ Regierung bewundernswuͤrdig sey, weil sie den Massen die , . entziehe, um ihnen das Recht zu geben, einen Repräsentanten zu wählen, der für sie berathe und beschließe. Zum Ungluͤck fuͤr das, Journal des Debats“ aber haben die Massen in Frankreich nicht das Recht, ihre Re⸗ praͤsentanten zu wahlen. Wenn man eine Fiction als wahr hinstellt, um die Wirklichkeit zu bekampfen, fo heißt das doch sich ein wenig zu sehr uͤber seine Leser lustig machen.“

Es verbreitet sich hier seit einigen Tagen das Geruͤcht, daß die Negierung eine Expedition nach Haiti beabsichtige, um die Ausfuͤhrung des im Jahre 1823 abgeschlossenen Traktats zu erzwingen.

Es sind neuere und nicht sehr guͤnstig lautende Nachrichten aus Bona eingegangen. Man schreibt von dort unterm 23. Juli: „Seit drei Tagen verwuͤstet Achmed Bey die ganze Um⸗ gegend und pluͤndert alle uns befreundeten Stämme., Vorgestern erschien er mit 5 6000 Reitern dicht vor dem Lager von Guelma, vertrieb die bei dem Straßenbau beschaͤftigten Arbei⸗ ter, verwundete und toͤdtete 686 Soldaten und versuchte sogar, in das Lager einzudringen. Der General Trezel ruckt noch in dieser Nacht mit allen hier befindlichen Truppen aus, um un— ser Lager und wo moglich auch die uns befreundeten Stamme k beschuͤtßen. Unsere Expedition nach Konstantine wird auf den ebhaftesten Widerstand stoßen. Drei Bey's haben sich unter einander verbunden und bauen emeinschaftlich eine Stadt zwi⸗ schen Konstantine, Bugia und * Sie wird den Namen „Stadt der Kabailen“ fuͤhren und auf demokratische Weise re⸗ . werden. Die ersten Chefs derselben werden bie drei Bey's eyn. Alle in Konstantine befindlichen Schätze sind bereits nach der neuen Stadt gebracht worden, aber nichts destoweniger wird man Konstantine aufs äußerste vertheidigen und dasfelbe im schlimmsten Fall den Franzosen nur als einen Schutthaufen überliefern.“ Das Journal du Commerce bemerkt, daß es diese Nachrichten gebe, wie sie ihm aus Toulon zugegangen seyen; aber man duͤrfte sich darauf verlassen, daß die Erreditlon nach Konstantine gar nicht stattfinden werde. Das Ministerium unterhandle jetzt mit Achmed Bey; ein Agent desselben sey be⸗ reits in Bona angekommen und man habe sich mit ihm über die Praͤliminarien des Traktats verstaͤndigt. „Vor funf Jah⸗ ren“, sagt das genannte Blatt, „bot mes Bey 109 und einige Millionen, um einen einzigen Hafen zu erlangen; dies wissen wir gewiß. Man wird nun sehen, was das Ministerium setzt von Achmed Bey erlangt. Wahrscheinlich wird man ihn bitten, Guelma zu . und zu behalten, und uns dies als einen großen 2 schildern, weil mau dann nicht mehr noͤthig habe, die Garnison zu bezahlen. So aͤußerte man sich wenigstens in Bezug auf Tremezen.“

ie Krisis unter der arbeitenden Klasse scheint jetzt immer mehr und mehr ihrem Ende zu nahen, da die hiesige Sparkasse in der abgelaufenen Woche an neuen Zuschuͤssen die 2 von * r. erhielt, und nur 292,906 Fr. zuruͤck zu zahlen rauchte.

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