mit Bezug darauf: „Tory⸗Wuͤnsche sind die Väter von Tory⸗ Gedanken. Die Aeußerungen, welche der „Standard“ dem Premier⸗Minister unterlegt, sind rein erdichtet.“
Die Times macht uͤber die zu Gunsten der Konservativen ausgefallenen Wahlen der Grafschaften in England folgende Bemerkungen: „Das Volk hat gefunden, daß das Beiwort „Reformer“ den Anhaͤngern endloser Abaͤnderungen nicht ge— buͤhre; daß der Ae „liberal“ ganz unrichtig von Man— nern angenommen wird, welche mit lautem Geschrei die Aus— dehnung der politischen Rechte fuͤr Leute fordern, die nicht faͤ— hig sind, sie gehoͤrig anzuwenden, und stets versucht werden, sie als Werkzeug zur Beeintraͤchtigung Anderer zu gebrauchen; daß eine ungezaͤhmte „Demokratie“ der unertraͤglichste Tyrann seyn kann; daß der Grundsatz „der freien vom Staate ganz getrennten Religion“ nur ein anderer Name ist, um den Armen alle Belehrungen und Troͤstungen der Religion
zu entziehen; daß „Gerechtigkeit für Irland“ ein heuch— lerischer Ausdruck ist, der in Wahrheit nichts Anderes will, als zum Sturze der Kirche und des Staates und zur gaͤnzli— chen Aufloͤsung des Koͤnigreichs die Herrschaft der katholischen Geistlichkeit auf dieser Insel einführen; daß Staats-Einrichtun— gen heilsam und dem Gemeinwohl foͤrderlich seyn koͤnnen, wenn auch England sie schon 600 Jahre hindurch besessen hat; — und endlich, daß die Whigs, die in dem halben Jahrhundert, in welchem sie nicht in der Verwaltung waren, zu Gunsten der Freiheit und gegen die Bestechung schwatzten, weil sie eben keine Gewalt hatten, um zu verfuͤhren, und kein Geld, um zu be— stechen, daß diese Whigs seit ihrem Eintritt in die Verwaltung sich nicht besser gezeigt haben, als die geringste und gewissen⸗ loseste Oligarchie, die man kennt, und eine großere Unterdruͤk— kung, eine ausgedehntere und schaͤndlichere Bestechung uͤben, als irgend eine Verwaltung, welche dies Reich je hatte. Diese Wahrheiten haben bei den Wahlen im Lande gewirkt.“
Der Spectator schrziht das fuͤr die Minister so unguͤn⸗ stige Resultat der Wahlen ührer seit längerer Zeit befoigten ruͤck— gaͤngigen Politik zu. „Waͤre die Reform seit 18535 nicht zu⸗ rückgegangen?“, sagt dieses Blatt, „so wuͤrden die jetzigen Wah—
len, da die Whigs am Ruder sind und den Hof ganz in der . . haben, eine bedeutende Vhigistsch radiãgle Majoritaͤt ins Unterhaus bringen, waͤhrend die Tories, da sie nicht am Ru— der sind und den Hof , . gegen sich haben, in einer traurigen Minoritaͤt erscheinen mußten. Nun will sich aber er— ., daß die dermaligen allgemeinen Wahlen keine wesentliche Aenderung tm numerischen Stande der Parteien im Unterhause hervorbringen werden. Im Januar 1855 schlugen die Whigs die Tories aus dem Felde und hatten nichts auf ihrer Seite als oie Volks-Aufregung; im Juli 1857, mit Allem auf ahrer Seite, aber ohne Volks- Aufregung, duͤrften sie kaum der Tories Meister werden. Es ist klar, die Tories sind heute stärker, und die Reform ist schwaͤcher, als bei der letzten allgemeinen Wahl. Daruͤber soll sich Niemand wun— dern: die Natur der Umstaͤnde bringt es so mit sich. In dem Verhaͤltniß, wie die Volksaufregung abnimmt und in Apathie uͤbergeht, muß der korrupte Tory⸗Einfluß wieder an Kraft zu— nehmen. Der Toryismus retirirte, so lange die Reform avan—
cirte; jetzt ist es umgekehrt: die Reform weicht zuruck, und der Toryismus ah vorwärts.
Der Raum, den die Einen gewonnen, die Anderen verloren haben, laßt sich ausrechnen, wenn man die nun sich bildende Whigistisch⸗radikale Majoritat mit derjenigen vergleicht, welche 1835 sich wurde ergeben haben, wäre damals Lord Melbourne am Ruder und Victoria auf dem Thron gewesen. Der Unterschied, gering angeschlagen, ist an⸗ sehnlich genug; und gerade um so viel ist der Toryismus seit 1835 vorgeruͤckt, die Reform zuruͤckgewichen. Bei einem Ruͤck— zug leiden die am meisten, die sich am weitesten vorgewagt ha— ben. So sehen wir, daß die Reformer, denen es wahrer Ernst war mit der Sache des Volks, Maͤnner wie Ewart, Hutt und Roebuck, ihre Sitze im Unterhause verloren haben und Grote in der CTity beinahe ausgestoßen wurde. Letzterer erhielt be— kanntlich nur sechs Stimmen mehr als Herr Palmer.“
Die Kentish Gazette sagt: „In den Zeiten des Krie— ges und unter der „schrecklichen“ Herrschaft der Tories beliefen sich die Ausgaben fuͤr den geheimen Dienst im Durchschnitt auf 12,000 Pfd. Sterling jährlich; aber in dem abgelaufenen Jahre, welches doch ein Jahr des Friedens war, stiegen die— selben auf 35,000 Pfd. Sterling. Woher koͤmmt dies?“
Oberst Chesney, dessen Euphrat⸗Expedition verungluͤckte, ist aus Indien uͤber Land vor einigen Tagen hier wieder eingetroffen.
Die Reise des Vice⸗-Koͤnigs von Aegypten nach Kandien wird von dem Korrespondenten der Times in Konstantino— pel daraus erklart, daß auf dieser Insel Konferenzen mit Be— vollmaäͤchtigten der Pforte in Betreff der von Mehmed Ali er— betenen Thronfolgerechte seines Sohnes auf Aegypten, Syrien und Arabien stattfinden sollten.
Der Handel und das Reisen auf der Liverpool-⸗ und Man— chester⸗-Eisenbahn nehmen jaͤhrlich zu. Die Zahl der Passagiere vom 1. Januar bis zum 36. Juni d. J. betrug 16,509 mehr, als in denselben Monaten des vorangegangenen Jahres.
Der Nassau-Ballon stieg am Mittwoch Abend 20 Minu— ten vor 7 Uhr mit dem Herrn Green und sieben Herren von dem Vauxhall⸗Garten auf, und die Reisenden landeten wohl⸗ behalten auf einer Wiese in Leylem, in Surrey, ungefaͤhr 22 2 Meilen von London; schon um 12 Uhr waren sie nach dem Vauxhall⸗Garten zuruͤck. Der Ertrag dieser Luftreise ist der Wittwe des verungluͤckten Cocking bestimmt.
Ein Seiler, Namens Arnold, hat sich fuͤr eine bedeutende Summe anheischig gemacht, 1000 Englische Meilen, und zwar leden Tag 0 Meilen, ruͤckwaͤrts gehend zuruͤckzulegen.
Unter den Verbrechen, welche in der nn, Sitzung den Geschwornen der Grafschaft Chester vorgelegt werden sollen, be⸗ finden sich nicht weniger als 12 Faͤlle von Bigamie.
Die Jamaika-Zeitungen bis zum 25. Juni schildern die Aussichten der Pflanzer als hoͤchst erfreulich, denn, ungleich . weniger gluͤcklichen Bruͤdern in Antigua, waren sie mit Regen dermaßen beguͤnstigt worden, daß dis Insel uͤberall gruͤn aussah. Die Britische Kriegs-Brigs „Racer“ hatte auf der ö. von Cuba zwei Schoner von der Afrikanischen Kuͤste mit
klaven, den einen mit 180 und den anderen mit 282 Sklaven am Bord, aufgebracht und ersteren nach Nassau, letzteren nach
Port Antonio gesandt. Die Brigg „Racer“ war sogleich wie⸗ der abgegangen, in der Hoffnung, mehr Schiffe mit Sklaven auf der See anzutreffen.
Folgendes waren die Getraide⸗Durchschnittspreise in vergange⸗ ner Woche: Wöͤchentl. Sechswoͤchentl. oll. Weizen.. 60 Sh. 11 P. 57 Sh. 7 6h. 8 P. Gele, 15 19 * 10 5 Fele K 10
oggen.. 39 15
Bohnen.. 41 9
Erbsen . 40 9
— 8
— 2 C Sd
dige Erinnerungen aus der Vorzeit
928
Nieder land e.
Aus dem Haag, 14. August. Aus Ems wird gemeldet, daß der Kaiserl. m . Gesandte, Frhr. v. Maltitz, bei einer Ausfahrt mit dem Wagen in den Fluß gestuͤrzt, fuͤr seine und seiner Gattin Person zwar mit leichten Contusionen davonge—⸗ kommen, zwei sie begleitende Damen aber schwerer verletzt wor⸗
den sind.
*
Belgien.
Bruͤssel, 18. August. Man versichert, der Herzog von Orleans werde binnen kurzem nach Belgien kommen und das Lager von Beverloo besuchen. Dies Lager ist jetzt eine Art von Stadt geworden; das Terrain ringsherum ist im Preise ums dun nach gestiegen, und doch weigern sich die Besitzer noch, es zu verkaufen, in der Hoffnung, es spaͤter noch hoher loszu— chlagen.
ö wr Kriegs- Minister ist vorgestern von hier nach Luͤttich abgereist.
; . einigen Monaten starb hier der in Bruͤssel ansässig gewesene reiche Holländer Cortvriend und vermachte sein Ver— mögen seinen in Holland wohnenden Verwandten. Die Bel⸗ gische Regierung wollte von wegen des droit d'anbaine auf dieses Vermoͤgen Anspruch machen, verzichtete aber bald darauf und ließ das Sequester aufheben. Jetzt sind jedoch entferntere in Belgien wohnhafte Verwandte des Herrn Cortoriend mit Einspruch gegen das Testament aufgetreten, und wirklich hat sie das Gericht erster Instanz, auf Grund des 72isten und des 11Iten Artikels des Ein Cree hee, als die allein zulaäͤssigen Erben anerkannt und die Holländischen Verwandten ausge— schlossen. Es wird I. Zweifel von diesem Urtheil appellirt werden, welches ein Seitenstuͤck zu einem im Jahre 1836 von dem Tribunal in Doornik gefaͤllten Ausspruch ist.
Meyerbeer's „Hugenotten“ werden jetzt auch hier einstu— dirt und sollen binnen acht Wochen zur Auffuͤhrung kommen.
.
Dresden, 17. Aug. (Amtliche Nachricht.) Die heute Morgen aus kaybach eingegangenen Briefe vom 12. August enthalten uͤber den Gesundheits-Zustand unseres Koͤnigs die er— wuͤnschtesten Nachrichten. Se. Majestaͤt sind nun so ziemlich wieder im Besitz der Kraͤfte, sind fruͤh und Abends spazieren gefahren, haben auch einen Spaziergang im Freien ohne be— sondere Ermuͤdung unternommen. Die Abreise Allerhoͤchstdessel⸗ ben von Laybach ist am 13ten d. . gegangen, so daß Se. Majestaͤt am 2ästen d. im Sommer Hoflager zu Pillnitz wie⸗ der eintreffen werden.
Hannover, 16. Aug. Nach einer heute in der Gesetz— Sammlung erschienenen Bekanntmachung des Finanz-Ministe⸗ riums vom 5ten d. M. sollen die bisher bestandenen Gegensei⸗ tigkeits-Verhaͤltaisse der Kurfürstlich Hessischen Lotterie zu Kassel und der Herzoglich Sachsen⸗Gothaischen Lotterie zu den hiesigen Landes-⸗Lotterieen mit Beendigung der noch in Ziehung begriffe nen 8!sten Kasselschen und I9sten Gothaischen Lotterie aufhoöͤren, wonach diese Lotterieen demnächst im hiesigen Königreiche nicht mehr erlaubt seyn werden. .
Norderney, 10. Aug. Vorgestern hatte das . Corps des in Emden garnisonirenden 19ten Linien-Bataillons die Ehre, Sr. Koͤnigl. Hoheit dem Kronprinzen die Aufwar— tung zu machen. Se. Koͤnigl. Hoheit unterhielt sich mit meh— reren der Herren Offiziere auf die huldreichste Weise; — uͤber⸗ haupt wissen alle Diejenigen, welche in der Umgebung Sr. Koͤnigl. Hoheit sich befinden, oder das Gluͤck hatten, ihm zu nahen, nicht genug den ausgezeichneten und liebenswuͤrdigen Charakter des Kronprinzen zu schildern. .
D e i .
Wien, 13. August. Nachrichten aus Isch!l vom 10ten d. M. zufolge, erfreuten sich Se. Majestaͤt der Kaiser des er⸗ wuͤnschtesten Wohlseyns. — Ihre Majestaͤt die Kaiserin ist von der letzten Krankheit so weit hergestellt, daß Hoͤchstdieselben, wenn die schoͤne Witterung anhalt, in wenigen Tagen zum er— stenmal ausfahren werden.
Am gten d. M. erfreuten Se. Majestaͤt der Kaiser, in Be— gleitung Ihres Hofstaates und des Staats- und Konferenz— Ministers Grafen von Kolowrat, St. Wolfgang mit Ihrer Gegenwart. Allerhoͤchstdieselben geruhten, Sich bereits Mor— gens dahin zu verfuͤgen, bei dem dortigen Herrschaftsbesitzer, dem Landrechts-Praͤsidenten von Schindler, , und die theils durch ihren Bau, theils durch Gemaͤlde und ehrwuͤr— beruͤhmte Wallfahrts—⸗ Kirche des heiligen Wolfgang in Augenschein zu neh— men. Ehrenpforten waren errichtet, die Geistlichkeit, die Schuljugend, eine Menge Volkes und eine große Zahl von Ischler Badegaͤsten waren versammelt. Se. Masestät geruhten, in Begleitung von mehr als hundert Schiffen eine Fahrt auf dem See zu unternehmen und die Versuche des Echo's, welches ganze Musikstrophen wiedergiebt, anzuhdren. Spaͤter wurde unter den Augen Sr. Majestäaͤt eine Wettfahrt von einigen funfzig Kaͤhnen und zuletzt ein Fischzug gehalten. — Se. Ma— jestàaͤt der Kaiser hatten im Hause des Landrechts-Praͤsidenten von Schindler das Mittagsmahl eingenommen; erst um 5 Uhr Nachmittags kehrten Allerhoͤchstdieselben unter Glockengelaͤute und Jubelgeschrei der Menge nach Ischl zuruck. Stets wird das Andenken dieses Freudentages in dem Gedaͤchtniß dieses biedern, dem erhabenen Kaiserhause treu ergebenen Landvolkes fortleben; denn noch jetzt spricht man in St. Wolfgang von der Anwesenheit Maximilian's 1. und Kaisers Leopold.
Inspruck, 3. Aug. In wenigen Gegenden Deutschlands hat wohl in der juͤngsten Zeit die Industrie so merkwuͤrdige Fortschritte gemacht wie in Vorarlberg. Vor 12 Jahren be— stand ihre ganze Macht daselbst aus etwas Handweberei, 2 bis 3 alten sehr mittelmäßigen Spinnereien und einigen kleinen Faͤrbe— reien. Gegenwaͤrtig . sich nicht weniger als 60, 009 Spin— deln, mehrere Hundert Powerlooms, unzaͤhlige Handwebstuͤhle, verschiedene trefflich Druckereien, Roth- und Schoͤn⸗Faͤrbereien und Apretur- und eine mechanische Papierfabrik in Thätigkeit, und ein eben so starkes Kontingent ist im Fortschritte begriffen, und wird bis laͤngstens in einem Jahr ins Leben treten, — Die saͤmmtlichen Einrichtungen und Maschinerieen dieser Eta— blissements sind nach dem neuesten und besten Systeme, und stehen keinem auf dem Kontinente nach. Die ausgezeichnetsten, unternehmendsten Fabrik-Besitzer sind die Herren Golzner, Ga— nehl, Lang und Schindle, Herburg und Romberg, welche alle ihre Gewerbe mit außerordentlicher Thätigkeit und Geschicklich— keit betreiben; der erste Rang gebührt aber ohne weiteres den Herren Escher und Kennedy, welche im Jahre 1827 die erste
pinnerei nach neuerem Systeme in Feldkirch erbauten und dadurch nicht nur der Provinz, sondern sogar der ganzen Mo—
narchie den Impuls zur hoͤheren industriellen Thaͤtigkeit gab — Dieses Mutter ⸗Etablissement ist jetzt noch das groͤßte u
vollkommenste in Vorarlberg, seine Besitzer sind aber eben h
schaͤftigt, ihm ein zweites, noch bedeutenderes beizufügen, . ches durch seine Lage und Einrichtung gleich merkwuͤrdig sa
wird, und alle neuen Erfindungen im Gebiete der Spinner!
Weberei und Benutzung von Wasserkraft in sich vereinig wird. Dieses durch Rechtlichkeit, Unternehmungsgeist
Sachkunde gleich ausgezeichnete Haus ist identisch mit den
jenigen von Escher, WUyß und Tompagnie in Zuͤrich, dessen beruͤhmten Verkstatten stets die neuesten Verbessern gen Englands und des Kontinents in Spinn- und Va maschinen, Wasser- und Triebwerb, Dampfsfschiffe ꝛc. hervhnu hen, und dem besonders Neapel einen Theil seines Gewerhs⸗ ßes verdankt. Er hat es sich jetzt zur Aufgabe gemacht Industrie auch ins Innere des Tyrol zu veryflanzen, was wiß diesem armen Lande eine unschätzbare Wohlthat ist, in auch dankbar erkannt und von den aufgeklärten Behoͤrden ; vorkommend unterstuͤtzt wird. Die Herren Escher und n nedy haben zu diesem Zweck eine Gesellschaft gebildet, we bei Imst eine Wasserkraft von mehr als 299 Pferden gehn hat, und zunaͤchst eine große mechanische Papierfabrik, spn aber un hrkh sh Baumwoll- und Flachsspinnerei daselbs legen wird. Der rege Antheil, welchen diese Unternehm unter den angesehensten Beamten und Eigenthuͤmern En findet, beweist, wie allgemein sich der Gewerbgeist auch g in den Gebirgslaͤndern verbreitet, und laßt fuͤr die Jusn große und reiche Fortschritte hoffen. Schweiz.
Bern, 12. Aug. In der Allg. Schw. Ztg. liest mz „In kurzer Zeit haben drei Streitigkeiten zwischen Auf dern und Schweizern zu hoͤchst unangenehmen und fwuͤr die treffenden Stande nichts weniger als schmeichelhafcen Reclan tionen des Franzoͤsischen und Englischen Gesandten den An gegeben. In allen drei Fallen war nach unserer Ansicht in Hauptsache das Recht der Auslaͤnder begruͤndet. Der Fall war der Handel mit den Gebruͤdern Wahl. 2
hatten nach eingeholter Bewilligung des Regierungs-Run
von Basellandschaft eine Liegenschaft angekauft. Der Landth aber kassirte den Kauf, verursachte dadurch den Herren Wahl en bedeutenden Schaden und verweigerte eine angemessene Ents digung. Frankreich legte sich ins Mittel und Basellandst ward zur Entschaͤdigung genoͤthigt, welche einfaches Rec gefuͤhl diesem Stand freiwillig zu leisten, zur Pflicht gem 6 Der zweite noch in hangendem Rechte befindliche St etrifft die Regierung von Luzern Durch eine verkehrte M fuͤgung des erstinstanzlichen Richters von der Stadt Luzern w auf eine Masse transitixrendes den Herren Cellard gehoͤrendetz hy Arrest gelegt und dieser nach langer Zoͤgerung endlich win aufgehoben. Allein fuͤr den Verlust, den die Herken Cellard dun die aus der unrechten Arrest-Verfuͤgung der Luzernischen erstinstan lichen Gerichts-Behoͤrde entsprungenen Zeitver saumniß erlitten h ben, weist das Ober-Gericht die Herren Cellard an kLeuzinge der außer Stand ist, die Entschäaͤdigung zu leisten. Dan, sandte Frankreichs fordert nun fuͤr jene die ,,, der Regierung von Luzern, deren Gerichts-Behoͤrde den In verhängte. Der dritte Fall scheint uns der aͤrgste. Derselbe hh die Regierung von Zuͤrich in Konflikt mit dem Englischen
sandten. Ein reicher Englaͤnder, Namens Th. Nater, stir
Kanton Zuͤrich, wo er sich angekauft, eingebuͤrgert und den A
viele Wohlthaten erzeigt hatte. Die Regierung geluͤstete nach
Erbe. Nachdem sie es unthunlich gefunden, das vorgefum Testament als unguͤltig zu stuͤrzen, gedachte sie durch Gehn machung des Abzugsrechtes zehn Prozent nicht nur von den Kanton befindlichen Vermoͤgen des Verstorbenen, sondern so noch von dem viel großeren im Ausland liegenden Theil desselh ein schoͤnes Suͤmmchen einzustreichen. Ihre Gewalt mißbrauchg legte sie den Sequester auf die ganze im Kanton liegende Ja lassenschaft, damit sie als Pfand fuͤr das Uebrige hafte. O
Erbe, Wilhelm Mather, machte die Sache bei der Englischen 4h
gierung anhaͤngig, der hiesige Englische Gesandte erhielt daruͤb Instructionen und der Regierungsrath von Zuͤrich wird, m zweifeln nicht, von Hrn. Morier belehrt, von dem angeblich Abzugsrecht auf das auswaͤrtige Vermoͤgen des Verstorhemng wie recht und billig abstehen muͤssen. Wenn die zwei lh Haͤndel beigelegt seyn werden, so wird es merkwürdig s von den . Windposaunen zu vernehmen, wie Vortheil und Ehre die drei betreffenden Staͤnde dabei gen
haben.“
Span ien.
Madrid, 1. August. (Allg. Ztg.) Das Ministzt verwickelt sich immer tiefer in die Intriguen, durch welh! sich vor dem allgemeinen Unwillen zu retten glaubt. Der g Luchana, der den Ministern als ein gemaͤßigt denkender schon laͤngst verdächtig geworden ist, mußte von der Armeq, in seinen Handen ein gefaͤhrliches Werkzeug werden kin entfernt, zugleich aber ein schicklicher Vorwand aufgefunden den, um den General als ungerecht erscheinen zu lassen, er sich uͤber diese Abberufung vom Oberbefehl beschweren Der Kriegs-Minister, Graf Almodorar, reichte also seint lassung ein; die Koͤnigin⸗Regentin genehmigte sie, und ern durch ein Drekret vom 29sten den Grafen Luchana un h Minister, mit dem Zusatze, er solle den Oberbefehl iht Truppen so lange fortführen, „bis der Fall eintrete, di in einem Königlichen Befehl vön demselben Datum n werde.“ Allein es ist zu bezweifeln, daß Luchana dieseh f folgen, und sich auf eine Bank neben J * Freunde Ferrer's setzen werde, der einst, als Espartenr thapelgorris erschießen ließ, weil sie Kirchenraub . hatten, in den Cortes seinen Kopf verlangte. Erst vot 1 machte Luchana in den Journalen seinem Unwillen h. die herrschende demagogische Partei Luft, und sin jetzt hat diese Emissaire nach Catalonien geschick ö. mit Geld versehen sind, um die Truppen geg nn Baron Meer aufzuhetzen. Wir werden bald sehen, welche sn gang jene Intrigue nimmt. Fur jetzt verwaltet dern Secretair, Don Pedro Chalon, das Krie— o, Min istet im n s hat das warnende Beispiel der Generale Valdes und Nodi 7 welche beide zugleich Kriegs-⸗Minister und ber Vefehlsht 1 ren und das schmählichste Ende nahmen. Nun eine ander . von den Mitteln, zu denen die Minister schreiten. b Abend wollte Ihre Maj. die Koͤnigin-Regentin uber, . son und National⸗Miliz Musterung halten. In der größt um fuͤnf Uhr Nachmittags, begaben sich Truppen und etwa 12,000 Mann stark, in den Prado, und , 1 und außerhalb des Thores von Atocha bis zum Kana J. gen acht Uhr wurden Zeichen der Ungeduld gegeben ; Maj. noch nicht erschien; plotzlich aber eilten die A0)
und eine Schwadron
arch die Reihen, und ließen durch die Capitalne die amtliche, d eben eingegangene Nachricht verkuͤnden, daß Don Earlos bei lantaviejg eine entschiedene Niederlage erlitten habe. Gleich darauf erschien auch die Regentin mit . Toͤchtern, und die zetrogenen National⸗-⸗Milizen jubelten. Die Revue ging nun in . Nacht vor sich, und erst um zehn Uhr erfuhren die juten Leute, als sie nach Hause kamen, daß man sie auf die nwuͤrdigste Weise getäuscht hatte. Die Gaceta von heute ent⸗ chuldigte sich damit, daß ein von Saragossa gekommenen Postil⸗ on jene Sieges, Nachricht in Calatayud habe erzählen hören. 'Eine noch schmaͤligere Lu e Gerade jener Postillon überbrachte ber Regierung die Nachricht, Don Carlos befinde sich mit Alen seinen Truppen in der Naͤhe von Calatayud, und die Truppen der Königin konnten aus Mangel an Lebensmitteln eine Bewegung unternehmen. Diese Nachricht wurde sehr ge⸗ heim gehalten, kam aber auf die zuverlassigste Weise nicht lange ach ihrem Eintreffen zu meiner Kenntniß. Was aber an ihr bahr sey, ist schwer zu bestimmen, da die Berichte sich saͤmmt⸗ ich widersprechen. Der Gefe politico von Teruel meldet, Don larlos habe am 2Asten mit fechs Bataillonen und der Kavallerie Lantavieja verlassen, und sey nach Villafranca (Castellon de la plana) zu marschirt; Tallada und Esperanza seyen am 25sten von Bivet nach Alcublas sr germ, und am 27sten hatte Oraa sich uͤber Mosqueruela nach Linares, Luchana und Buerens aber uͤber amarillas nach Montalban begeben wollen. Am selbigen Tage d Don Carlos mit seiner ganzen. Macht nach ka Cenla üfgebrochen. Demnach haͤtte er einige Tagemaͤrsche vor sen Truppen der Königin voraus gehabt. Der Gefe poli— o von Saragossa meldet dagegen Unter dem 29sten, Don larlos sollte an jenem Tage in Villar de las Navar— os eintreffen, in der Absicht, uͤber Calatayud oder Almunia as Gebirge Moncayo zu erreichen, und dann uͤber Tara— sona den Ebre zu gewinnen. Der Befehlshaber des Bezirks on Jalon habe ihm angezeigt, Don Carlos befände sich am Isten mit allen seinen Truppen in Muniesa, Blesa und Huesa . Meilen rechts von Daroca), und habe befohlen, nach Ala— on 5,000 Rationen Lebensmittel zu bringen, indem er
beabsichtige, sich uͤber die Ebene von Carisiena nach Calatayud
werfen. Dasselbe meldete der Postmeister von Saragoffa, dem er zugleich anzeigte, daß keine Truppen vorhanden seyen, m sich dem Marsche des Don Carlos auf Borja, Tarazona nd dem Ebro zu widersetzen. Diese Nachricht erregte hier die zesorgniß, daß der Franzoͤsische Botschafter, der sich auf dem Wege hierher befindet, in die Haͤnde der Karlisten fallen moͤchte; r beabsichtigte, morgen fruͤh hier einzutreffen. Da aber alle jon Saragossa kommenden Posten hieß richtig angelangt sind, oscheint bis vorgestern die Straße nicht unterbrochen gewesen susseyn und wir muͤssen daher abwarten, wohin sich Don Ear— os mit seinen Truppen begeben hat. Auch schreibt man aus Haragossa, die Zollbeamten von Egeag haͤtten sich am 29sten dort⸗ in gefluͤchtet, weil 6 Bataillone Karlisten in der Linie von Linco Villas erschienen waren. Die beiden uͤber den Ebro ge⸗ gangenen Karlistischen Corps befanden sich am 27sten drei Legugs ton Soria, und scheinen demnach Don Carlos die Hand bieten zu wollen. Der Brigadier Alcala und der General⸗-Capltain zon Alt⸗Lastilien waren am selben Tage erst in Lerma; sie hatten Bataillone, 450 Pferde und 2 . mit sich. — Der keulich hier durcheilende Portugiesische Courier überbrachte dem Baron das Antas von seiner Regierung den Befehl, in die hrovinz Salamanca einzuruͤcken, um der Portugiesischen Gränze sher zu seyn. Hiermit wird die Spanische Regierung schwer⸗ ch einverstanden seyn.
Madrid, 6. August. Gestern Abend begaben sich die
inister zu der verwittweten Koͤnigin, um ihr die Frage vor⸗— ulegen, ob, im Falle die Karlisten La Granja angriffen, man hen Palast oder die Burg von San Ildefonso vertheidigen solle, . die Koͤnigin erwiderte, man solle nur an die letztere enken. .
Den letzten Berichten von Espartero und Oraa zufolge, saubte man, beide Generale würden den Don Earkos am Il. Juli bei Iglesuela angegriffen haben, und man erwartete nher seit vorgestern von Stunde zu Stunde den Eourier mit r Nachricht von einem entscheidenden Siege. Auch Herr Men— szabal rechnete so fest darauf, daß er sich krank stellte, um die Diskussion des Plans zu einer außerordentlichen Contribution soch aussetzen zu koͤnnen, indem er hoffte, daß man ihm, in bem Enthusias mus uͤber den errungenen Sieg, Alles bewilligen perde. Da diese Hoffnung nicht erfuͤllt worden ist, so wird Herr Mendizabal wohl seine Maßregel auf der Tribune ver theidigen muͤssen.
zer Zustand von Alt⸗-Castilien floͤßt um so ernstere Besorg⸗ sssse ein, als es der Regierung an Gelde fehlt, um Truppen in shreichender Menge in diese Provinz senden zu koͤnnen. Das holk ist im Allgemeinen fuͤr Don Carlos, und die beiden neuen Expeditionen haben keinen Widerstand gefunden. Ein Bataillon sind zum Schutze der Junta von Casti— e ein Augustiner Moͤnch, Ramens Huertas, er Sierra de Burgos zuruͤckgeblieben.
Die Nachrichten aus Catalonien lauten nicht sehr guͤnstig. Der Baron von Meer meldet, es sey ihm unmoglich, mit sel⸗ hen geringen Streitkräften etwas zu unternehmen. Er fägt
nia daß, wenn man ihm nicht bald eine Verstaͤrkung von ö Mann sende, die Karlisten sich Sen d'Urgel's und aller
anderen Orte der obern und unter dontafßsa bemächtiae wurden. unteren Montaña bemaͤchtigen
Der General Alcala wegen seines Benehmenz
ien, an deren Spi stehen soll, in der
ist verhaftet worden, und es soll ihm der Prozeß gemacht werden. ?
Ur hun chuhe, aber welche die .
hristen, Huhe
da!“ sagt ů 8.
a,, sagte er zu dem Kadi
ö Harem verunreinigt. 3 ich in mein Zimmer täat.
. er ich sammt seine? Mitschuldigen he
bei
929 herbei, daß man sie ergreife und vor den Seriasker führe, da⸗ mit die Rechte eines beleidigten Gatten geraͤcht werden.““ Zum Ungluͤck fuͤr das angeschuldigte Paar war die Angabe wahr und der verbrecherische Liebhaber wurde in einem verbotenen Um— gange mit einer jungen Griechin von hoher Schöͤnheit gefun— den. Da man Beide auf der That ertappte, war keine Entschul⸗ digung möglich. „„Wir wußten nur zu gut““, sagte die Tuͤr⸗ kische Dame, „„daß unsere Liebe uns den Tod bringen wuͤrde. ir haben es darauf gewagt. Die Gerechtigkeit gehe ihren Gang.““ Das Todes-Urtheil ward von dem Seriasker ohne wei⸗ tere Untersuchung gesprochen, und am solgenden Morgen wurden die beiden Schuldigen gehaͤngt — der eine an dem Thor von Parmak⸗-Kapu und die andere an dem von Balekbazar. Jedem hatte man eine Schrift angeheftet, auf deren einer die Worte standen: „„Dies die Strafe, die uͤber jeden Unglaͤubigen ver— haͤngt wird, der die Schwelle des Harem's uͤberschreitet!“, und auf der anderen: „„Ein gleiches Schicksal warter derer, welche dem Beispiel der üngetreuen Gattin Hatidschah folgen.““ Da den Verbrechern in der Tuͤrkei die Ehre des Begraͤbniffes versagt wird, so wurden die Leichname der beiden . am folgenden Tage in den Bosporus geworfen. Die Hinrich⸗ tungen in der Turkei scheinen indeß, eben so wenig als vor Zeiten in Venedig, ein unfehlbares Mittel zu seyn, um die Ehemaͤnner vor der Aufnahme in den großen Orden zu be⸗ wahren, den sie so sehr scheuen. An demselben Tage, wo die Leichname der beiden Ungluͤcklichen alle Herzen mit Schrecken
erfuͤllten, wurde ein anderes Paar, desselben Vergehens schul⸗
dig, von der Polizei aufgegriffen. Der eine schuldige Theil be— fand sich in jenem Kostuͤme, das Mars und Venus trugen, als sie vor den Goͤttern des Olymps erschienen, nur mit dem unbedeu— tenden Unterschied, daß, statt durch das unsichtbare Netz Vulkans vor indiskreten Blicken geschuͤtzt zu seyn, der junge Grieche — denn es war abermals ein Grieche — und seine Mitschuldige nur durch die Jalousieen des Wagens, in welchem Beide vor den Kadi ge⸗ fuͤhrt wurden, den Augen der Neugierigen entzogen waren. Da sich fand, daß die Dame die Gattin eines angesehenen Mannes war, so befahl der Kadi, die beiden Schuldigen insgeheim hin zurichten. Der junge Grieche war der Sohn reicher Aeltern und hatte, um die Leidenschaft fuͤr seine Geliebte zu befriedi⸗ gen, kein anderes Mittel gefunden, als bei ihrem Mann als Kutscher in Diensten zu treten. Ueber das Schicksal dieses zweiten Paares habe ich nichts weiter erfahren. In Folge die— ser Entdeckungen hat sich die Eifersucht der Moslemin dergestalt vergroͤßert, daß die Eunuchen ganz uͤbermaͤßig im Preise ge— stiegen sind; binnen weniger als einer Woche hat er sich auf dem Sklavenmarkt verdreifacht. Eben ist ein Ferman erschie⸗ nen, welcher befiehlt, daß alle Frauen um die zehnte Stunde — d. h: zwei Stunden vor Sonnen Untergang = zu Hause seyn muͤssen; und da die Tuͤrkischen Damen seit einitzer Zeit durch den Geschmack, den sie so plotzlich daran fanden, ihre Einkaͤufe in den reichen und eleganten Laͤden von Pera und Galata selb st zu besorgen, starken Verdacht gegen sich erregt hatten, so duͤrfen die Inhaber dieser Magazine fortan keine Tuͤrkische Frau, wel—⸗ ches Alters und tandes sie auch seyn moge, ihre Schwelle uͤber— schreiten lassen, wenn sie sich nicht der Gefahr aussetzen wollen, mit dem Ohr an die Thuͤr ihres Ladens an enagelt zu werden. Die haͤusige Wiederkehr dieser Gräuel im . um des Ha—⸗ rems und die vielen seit kurzem in der Hauptstadt und den , vorkommenden Beispiele von dem bisher so seltenen und fast unerhoͤrten Verbrechen des Selbstmordes sind in den Augen der wahren Glaͤubigen ein sicheres Zeichen von dem nahen Untergange dei Welt. Wahrend der letzten vierzehn Tage ka⸗ men in der Hauptstadt drei Faͤlle von Selbstmord von Türken vor. Die Art, wie einer von diesen Ungluͤcklichen sich den Tod gab, ist originell genug, um selbst die Aufmerksamkeit der Bri⸗ tischen Exzentrizitaͤten zu erregen. Mehmed“ Efendi fuhr, in tiefe Schwermuth versunken, auf einer Barke im Bosporüs spa⸗ zieren. Waͤhrend er sich gegen den Kahnfuͤhrer uͤber die druckende Hitze beklagte, entledigte er sich nach und nach seiner Kleider bis auf das Hemd und die . Nachdem er noch eine Pfeife geraucht hatte, legte er auch diese letzte Huͤlle ab, stopfte, aller Vorstellungen des schamhaften Schiffens ungeachtet, noch mals seine Pfeife und begann, im Natur ⸗Zustand zu rauchen. Ploͤtzlich erhob er sich von der Bank, auf der er saß, rief: „„Ich kann diese Hitze nicht laͤnger ertragen; die Gewaͤsser des Bos⸗ porus allein konnen mich abkuͤhlen!““ und sprang dann ins Meer, wo die reißende Stroͤmung ihn verschlang.“
8 nl.
Berlin, 19. August. Aus Magdeburg wird vo 17ten d. herichtet: Vorgestern Rechne bc um ö Uhr n. das von hiesiger Dampfschifffahrts“ Gesellschaft, unter Leitung des Ingenieurs Herrn Tischbein, Kronprinz von Preußen?“ vom Stapel gelassen. Die Ufer des Elb-Arms, an dem der Schiffs⸗Bauplatz liegt, waren mit Tau⸗ senden von Zuschauern besetzt, als das mit verschie denen Flaggen geschmuͤckte Fahrzeug, unter dem Spiele eines Musik⸗ Corps, sich langsam und sicher von seinen Unterlagen auf den Wasser Piegel hinab senkte. Die Vorkehrungen dazu waren auf das Soꝛgfltigste getroffen; auch nicht der geringste Unfall ereignete sich dabei und ein heiterer Himmel verherrlichte die Scene. Es handelte sich bei Ausführung dieses so zeitzemäßen Unterneh⸗ mens hauptsaächlich um Lösung der Schwierigkeit, ein Schiff herzustellen, dessen geringer Tiefgang mit dem stellen weife seichten Wasserstande ünserer Elbe in gehoͤriges Verhaͤltniß ge— bracht werde und nach diesen Erfordernissen ein Fahrzeug zweck⸗ mäßig und solide zu konstruiren. Der Verwaltungs Rath der Elb Dampfschifffahrts⸗Eompagnie setzte sich zu diesem Ende in Verbindung mit dem beruͤhmten Herrn Röntgen zu Rotter dam, dem Begründer der Rhein⸗Dampfschifffahrt, welcher seine kraftige Mitwirkung zusagte und obige schwierige Frage gluͤck— lich loste. Nach seinen vielfaltigen Erfahrungen und technischen Prinzipien hat der Ingenieur Herr Tischbein nun den Bau des ersten Dampfschiffs fuͤr den Elbstrom in der Hauptsache vollendet. Gleich nachdem das Fahrzeug, welches unter unseren Augen sich nach und nach gestaltete und dessen hoͤchst sinnreiche und dem Gebrauche ganz entsprechende Einrichtung bei näherer Pruͤfung sich so uͤberzeugend herausstellt, dem Wasser uͤberwie— sen war, wurde der Tiefgang ' desselben ermittelt, und es ergas sich, daß solcher nur 6 Zoll Rheinlaͤndisch betrug, obgleich der innere Ausbau, bis auf die Einsetzung der Kajüͤten, schon vollendet ist. Hiernach ist zu berechnen, daß das Schiff, nach⸗ dem es die Maschine und den Kessel aufgenommen, mit Feue— zungsmaterial, Wasser und Allem, was zur vollstaͤndigen In⸗ sandsetzung desselben erforderlich, versehen ist, nur 16 bis 17 Zoll Wasser ziehen wird und daher seinem Zwecke, bei jebem, auch dem niedrigsten Wasserstande der Elbe gebraucht we wen zu konnen, vollkommen entsprechen muß. Das Dampsschiff ist
ü25 Fuß auf dem Wassersplegel lang Und o Füͤß brelt, und
erbauete erste Dampfschiff
wird eint von dem Herrn Röntgen in Rotterdam erfun⸗ dene und nicht allein in Holland, sondern auch in Eng— land und Preußen patentirte Expansions⸗Maschine erhalten, welche bereits auf den Rheinischen Dampfsschiffen wit dem be— sten Erfolg in Anwendung gebracht ist, indem dieselbe mit grö⸗ ßerer Leichtigkeit und vermehrter Schnellkraft eine sehr bedeu— tende Kohlenersparniß verbindet. Die Absicht der Elb⸗Dampf— schifffahrts-Gesellschaft konnte keine andere seyn, als durch die Erbauung dieses ersten Fahrzeuges und noch mehrerer anderer, deren Bau ebenfalls beginnen soll, den Verbindungsweg mit Hamburg zu beschleunigen und solchem eine Bestimmtheit und Regelmäßigkeit zu verschaffen, welche derselbe bis jetzt 2 und der doch 6 enwärtig, im Interesse des Handels des hie— sigen Platzes i , mehr als jemals nothwendig geworden ist. Nach diesen Voraussetzungen sind wir veranlaßt, dem Un⸗ ternehmen der Gesellschaft die guͤnstigsten Resultate zu progno⸗ stieiren. Nach schrift. So eben vernehmen wir, daß auf Anord⸗ nung des Verwaltungsraths das Dampfschiff heute Nachmittag 450 Ctr. Steine als Ballast aufgenommen hat, und daß, nach einer neuen Vermessung, dasselbe mit dieser Labung nur 16 Zoll tief geht. Diese Bekastung uͤbersteigt bei weitem das Gewicht der Maschine, des Kessels, des Feuerungs-Materials, kurz das Ge—⸗ wicht der saͤmmtlichen Schiffsausruͤstung, und es ergiebt sich daraus zur Evidenz, daß das Schiff, selbst wenn die Ladung noch um 200 Ctr. erhoͤht wuͤrde, dennoch bei dem niedrigsten Wasserstande der Elbe wird fahren können.
— Aus Bresl'au melden die dasigen Zeitungen vom 17. d. M.: „Durch die außerordentliche Hitze der letzteren Tage ist die Asiatische Brechruhr, welche schon sehr im Abnehmen war, aufs neue gesteigert worden, so daß die Zahl der täglichen Erkrankungen wieder bis auf 17 und 21 gestiegen ist. Als ge— wöhnliche Veranlassung zum Ausbruch dieser Krankheit stellen sich nach wie vor: Unmaͤßigkeit und Unvorfichtigkeit im Genuß von Speisen und Getraͤnken, vorzuͤglich von unverdaulichen und blaͤhenden Speisen, Erkältung, Vernachlässigung beginnender Diarrhse und unvorsichtiger Verkehr mit Cholerakranken, oder solchen, die lange in ihrer Nahe gewesen, . Daß diese Krankheit unter gewissen Bedingungen ansteckend ist, wird nach den vielen vorliegenden Beweisen eben so wenig in Zweifel ge— zogen werden koͤnnen, als daß sie nicht unbedingt fuͤr jedes Individuum ansteckend ist. Ware Maͤßigkeit und vorsorgliche Lebensweise allgemein zu machen, und wäre uͤberall da, wo die Krankheit ausgebrochen ist, auch zugleich besonnene Gewissen— *g eit gegen leichtsinnige weitere Verbreitung derselben her— eizufuͤhren, so wurden der Krankheit schnell Graͤnzen zu setzen seyn. — Bekanntlich hat auf Antrag der hiesigen Sanitaͤts⸗ Kommission die Kommune Breslau besondere Desinfections“ Kommissionen eingerichtet, welche den erfreulichen Erfolg haben, daß uͤberall in den Häusern, wo sie schnell und ungestort ihren Auftrag verrichten konnen, fast nirgends die Krankheit weiter um sich . hat; wo ihnen aber Unverstand und boͤser Wille entgegengetreten sind, wo Gegenstände, die der Desinfection bedurften, ihr entzogen worden sind, wo Personen, die sich in der Krankenstube aufgehal— ten, sich, ohne ihre Desinfection abzuwarten, in andere be— wohnte Stuben begeben haben, hat überall die Krankheit um sich gegriffen. Um diese wohlthaͤtige Desinfection nach einge— tretenen Sterbefaͤllen beschleunigen zu koͤnnen, sind auf Antrag der Sanitäts⸗-Kommission auf einigen Kirchhoͤfen Leichen ⸗Aufbe⸗ wahrungs⸗-Kammern errichtet worden, wohin die Leichen, sobald es der Arzt gestattet, gebracht werden können. Bis zu ihrer kuͤnftigen Beisetzung stehen sie daselbst unter Aufsicht eines Vaͤchters Wer von dieser Anstalt fuͤr eine Leiche aus seiner Familie Gebrauch machen will, hat sich wegen des Naͤheren nur an den Polizei⸗Kommissarius seines Bereichs zu wenden.“
— In Stettin sind im Monat Juli 67 belapene und 28 geballastete, zusammen 95 Schiffe angekommen und von dort lo7 beladene und 35 geballastete, zufammen 112 Schiffe, seewaͤrts ausgegangen. Der Import bestand hauptsaͤchlich in 1665 Ctr. Baumwolle, 1683 Ctr. Eisen, 19,182 Etr. Eisenbahnschienen, zur Stettin, Berliner Eisenbahn bestimmt, Sorg Etr. Farbehoͤl⸗ s 2137 Ctr. Hanf, 666 Tonnen Häring, 2884 Ctr. Kupfer, 3,539 Ctr. Oel, 6735 Ctr Pottasche, 99 Ctr. Reis, 968 Etr' Rosinen, 3518 Ctr. Schwefel, 145 Last Steinkohlen, 35735 Ctr. Talg, 1686 Ctr. Thran, 13,889 Ctr. Wein und j7, 8o9 Ctr ro— . Zucker. Die vorzüglichsten Ausfuhr-Artikel waren S6äo Ctr. bfaͤlle von Glashütten, Knochen, 9tz,126 Scheffel Getraide und Huͤlsenfrüchte, 489 Ctr. Leinsaat, 335 Ctr. Glas, Ms Stuͤck Bloͤcke und Balken von hartem und 3795 Balken von Kiefern— holz, 145614 Lasten Bohlen und Bretter, 278 Ctr. Lumpen, 2871 Ctr. Muhlen⸗Flabrikate, 13,533 Ctr. roher und 906 Ctr. Zink in Blechen und 11,612 Ctr. Rapp. und Leinkuchen. — Die bekannte große Katastrophe in dem Amerikanischen und Englischen Handel hat in Stettin noch immer nicht ihren Ein y ,. Verkehr mit Waaren verloren; jedoch machen einzelne rtikel hiervon eine erfreuliche Ausnahme. So sind z. B. in dem ersten Semester d. J. 43, 00 Tonnen Haring auf 1065 Schiffen daselbst aus Norwegen eingefuͤhrt worden, welche, da dieses Quantum dem gewohnlichen Abfatz- Bedarf entspricht, keinen Verlust besorgen lassen. Eben so war auch das Expor⸗ tations-Geschaͤft, namentlich in Getraide, bedeutend, und um⸗ faßte in dem genannten Zeitraume an Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen und Leinsaamen ein Quantum von S9o6g Lasten ader 25,00 Wispeln, wovon der größte Theil nach England, Norwegen, Holland und Danemark ging und nur etwa 606 Lasten nach Nord-Amerika verschifft wurden. Nach Holland wurden 640 Wispel Rapps ausgeführt und eben so war die Ausfuhr von Holz, Zink, Oelkuchen, Lumpen und Thierknochen nicht unerheblich. Die Rhederei fand unter diesen Umständen bei ziemlich guten Frachten volle Beschaͤftigung. Es sind auf den Stettiner Werften bereits 7 Schiffe vom Stapel gelassen und 4 zur Zeit noch im Bau begriffen.
— In den Danziger Hafen sind im verflossenen Monat 152 Schiffe eingegangen, von welchen 7 aus Preußischen, 4 aus Englischen, 28 aus Daͤnischen, 27 aus Schwedischen und Norwegischen, 22 aus Hollaͤndischen, 10 aus Franzoͤsischen, 5 aus Russischen Hafen u. s. w. waren. Von denselben waren 120 Schiffe mit Ballast, S mit Haͤringen, 7 mit Stuͤckgut u. s. w. beladen. Ausgegangen sind 186 Schiffe, namlich 2 nach Preußischen, 55 nach Englischen, 39 nach Hollandischen, 5 nach Daͤnischen, 14 nach Hanseatischen, 13 nach Schwedischen und Norwegischen, 19 nach Französischen Hafen u. s. w. on den⸗ selben waren beladen 49 Schiffe mit Roggen, 37 mit Weizen, 33 mit Holz, 24 mit verschiedenem Getraide, 11 mit Getraide, Mehl und Brod, 6 mit Zink und Holz u. s. w., nur 3 Schiffe hatten Ballast. Kuͤsten⸗Fahrzeuge waren 17 ein und 2 T aus— gegangen. Strom-Fahrzeuge waren 349 nebst 125 Traften Holz eingekommen. In Elbing sind 2 Schiffe, 1 Riederlän, disches und 1 Danisches eingegangen und seiblge mit Napp