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ley⸗Street, hat wahrschetnlich in Folge der Uebervölkerung der— selben und der Duͤnste, die sich bel anhaltendem Nebel dort an— gesammelt hatten, ein bösartiges Fieber um sich gegriffen, an welchem binnen kurzer Zeit zwanzig Personen gestörben sind.
Die Times han in ihrem u Blatte einen langen Artikel aus der medizinischen Zeitung uͤber die Truͤglichkeit des thierischen Magnetismus mit, weil ste verngmmen, daß kuͤrzlich im Nördlichen Londoner Hospital einige Versuche mit dleser empoͤrenden Betrügerei angestellt worden seyen; wenn man da⸗ bei, meint sie, einen anderen Zweck vor Augen gehabt habe, als die dortigen Zöglinge davor zu warnen, wie weit die Quack— salberei es in ihrer w,, treibe, so muͤsse man jenes Hospital laut als ein Seminar J Marktschreier denunziren, denn die Aeltern schickten ihre Sohne dorthin, um die Wissen“ schaft der Medizin, nicht Charlatanerteen zu lernen.
Belgien.
Bruͤssel, 21. Sept. Der König und die Königin wer— den heute im Schlosse Laeken von London zuruck erwahtet.
Dem Vernehmen nach, sind die bisher mit Sequester be⸗ legt gewesenen dem Prinzen von Oranien gehorenden hiesigen Grundstuͤcke an eine Geselschaft fuͤr 1200,06 Franken verkauft worden, die im Haag ausbezahlt werden sollen.
Gegenwaͤrtig ruͤstet sich Alles hier zur Feier der Septem— ber-Tage, die in Belgien den volksthuͤmlichen Charakter, den die Juli⸗Tage in Frankreich schon verloren, immer noch beibe⸗ halten. Gleich nach den September⸗Festen wird dann die Eisenbahn von Mecheln bis Gent, und endlich am 3. Oktober die Strecke von Loͤwen bis Tirlemont feierlich eroͤffnet, so daß in kurzem von Mecheln aus nach allen Richtungen hin endlose Wagenzuͤge daherfliegen werden. Eine Industrie, die hierdurch auf den betreffenden Straßen total umgeworfen wird, ist die der Postwagen, die in Belgien keine Regal bildet, sondern freier Konkurrenz uͤberlassen ist. In den letzten Jahren hatte sie sich unglaublich entwickelt. An die Stelle der eingehenden Peostwagen traten nun aber gleich auf der ganzen Linie der
tisenbahn Omnibus und kleinere Landkutschen, Si ihre Rei⸗ senden üm die bestimmte Zeit an den Stationen absetzen und im Ganzen jetzt vielleicht schon eben so viele Pferde beschaͤfti⸗ en, als fruher die Postwagen. Von den Feierlichkeiten in Gent, zu denen die Stadt den Konig eingeladen hat, verspricht man sich eine Annäherung der einflußreicheren Hrangisten, die n . noch immer in schroffer, feindseliger Stellung gehal⸗ ten haben.
ö. Päpstliche Unter⸗Staats⸗Secretair, Monsignore Capac⸗ cini, den man in wenigen Tagen hier erwartete, hat, dem Ver⸗ nehmen nach, von Köͤln seinen , nach Rom bereits an— getreten, nachdem ihm in jener Stadt Briefe feiner Regierung zugekommen, die ihn unverzuͤglich hierzu aufforderten. Seine Absicht war sonst, sich einige Zeit hier aufzuhalten, wobei es ihm, dem gewandten Staatsmanne, der sich vor der Revolution als Paͤpstlicher Bevollmaͤchtigter einige Jahre hier befand, nicht an Gegenständen gefehlt haben wurde, die seine Thaͤtigkeit in Anspruch genommen hatten.
Die neuen Wagen des Herrn Dietz sollen zuerst auf der Straße von Gent nach Lille, als Fortsetzungen der bis Gent reichenden Eisenbahn, in Anwendung kommen. Es ist zu die⸗ sem Behufe eine Gesellschaft zusammengetreten.
Schweden und Norwegen.
Stockholm, 19. Sept. Die Koͤnigin, der Kronprinz und die Kronprinzessin kamen am 16ten d. von Drottningholm zur Stadt und wohnten der Einweihung einer von der hiesigen ka⸗ tholischen Gemeinde fuͤr ihren Gottesdienst aufgeführten und kürzlich vollendeten Kapelle bei, welche den Namen der heiligen Eugenia erhalten 6
Der in Luͤbeck verstorbene Kriegs⸗-Hofgerichts⸗Praͤsident, General / Lieutenant Freiherr von Schultzenheim, wurde hier am Ützten in der Jakobi⸗Kirche mit militairischer Feier bestat⸗ tet und sein Wappen uͤber seinem Grabe von dem General⸗ Major Lefrén, der eine Lobrede auf ihn hielt, in uͤblicher Weise zerbrochen.
Deutschland.
— — Deß au, 25. September. Se. Majestaͤt der Koͤnig von Hannover haben dem Herzogl. Geheimen Kabinets-Rathe, Kammerherrn von Berenhorst, welcher von St. Hochfuͤrstlichen Durchlaucht dem Herzoge, um die Nachricht von der am 7ten d. M. erfolgten glücklichen Entbindung der regierenden Frau Herzogin, Tochter Ihrer Majestät der Königin von Hannover, dahin zu uͤberbringen, abgesandt worden war, das Ritterkreuz des Koniglichen Hannoverischen Guelphen⸗Ordens verliehen.
n, n, 22. Sept. Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm der Niederlande, Sohn Sr. Königl Hoheit des Prin en von Oranien, sind gestern Abend zu einem Besuche bei E. Koͤnigl. Hoheit dem Großherzog und der Großherzoglichen Familie hier eingetroffen.
Oesterre ich.
Wien, 20. Sept. (Schles. Ztg.) Der Koͤnigl. Han— noversche außerordentliche Gesandte, Graf von Schulenburg, ist von hier nach-Stuttgart abgereist, um Sr. Majestaͤt dem Koͤ⸗ nige von Wurttemberg das Notifications, Schreiben von der Thronbesteigung seines Souverains zu uͤberreichen. — Die Reise des Erzherzogs Franz Karl ins Lager nach Verona duͤrfte moͤg⸗ licherweise unterbleiben, da in einem Regimente einige Chole⸗ rafälle vorgekommen seyn sollen und das Lager darum gaͤnzlich aufgehoben werden durfte. In diesem Falle soll Se. Raiserl. Hoheit Willens seyn, bloß einen kurzen Ausflug nach Steyer— mark zu machen. — Nach einem amtlichen Ausweise wurden hier in dem verflossenen Jahre nicht weniger als 67, 455 Arme unterstützt. Es giebt das bei einer Bevoͤlkerung von 3ötz, 900 Einwohnern ein starkes Mißverhaͤltniß ab; uͤber , sind Arme in Wien! Die verwendeten Fonds beliefen sich auf beinahe anderthalb Millionen Gulden C. M. (l, 410, 977.)
Wien, 21. Sept. Se. Kaiserl. Hoheit der , Larl wird in diesen Tagen nach Brunn reisen, um seinem Sohne, der daselbst als Oberst in Garnison befindlich, einen Seh abzustatten. Der Erzherzog Palatin ist mit seiner Fa⸗ milie aus dem Bade Ems im erwuͤnschtesten Wohlseyn wieder hier ,, e. und hat heute seine weitere Reise nach Ofen foetgesetzt. Vergangenen ienstag empfing er die Aufwartung der hier anwesenden Gesandten und des hohen Adels. Mitt— wochs darauf war Abschtedstafel bei Hofe.
Am gestrigen Tage ward von der hier garnisonirenden Ar— tillerie das erste diesjährige Herbst⸗Mandver auf der Simm: ringer Haide mit der größten Praͤcision ausgefuhrt. Prinz Wasa und die hiesige Generalitat wohnten demselben bei, auch waren viele Tausende von Wiens Bewohnern als Zuschauer
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dabei gegenwartig. Heute soll die hiesige Infanterie und Ka— vallerie auf der Gch nch ein Mansver abhalten.
Im Palais des Fuͤrsten von Esterhazy, welcher, wie man zuverlaͤssig hoͤrt, noch ferner den Votschafter⸗Posten in London bekleiden und im naͤchsten Fruͤhjahre sich wieder dahin begeben wird, wird ein praͤchtiges Fes zu Ehren der Thronbesteigung der Koͤnigin Victoria vorbereitet?
Unsere drei bekannten Walzer⸗Komponisten werden im naͤch⸗ sten Monat Wien auf einige Zeit verlassen. Strauß 3 nach Paris, Lanner folgt einem Rufe nach Muͤnchen und Morelly begiebt sich nach St. Petersburg.
Prag, 25. Sept. Am 20sten waren sammtliche Mitglie⸗ der der Naturforscher⸗Versammlung, so wie die Frauen, Soͤhne und Tochter der fremden Gaͤste, zu einer Abend⸗Gesellschaft bei dem Oherstburggrafen, Grafen von Chotek, geladen. Als die ganze Versammlung sich in den großen Raͤumen des Guber⸗ nial⸗-Hauses eingefunden hatte, begann das Konzert, bei wel⸗ Dem die Schuͤler des Konfervakoriüms unter der Leitung des Direktors Weber und des Professors Pixis mitwirkten, und welches durch den Gesang der Miß Adelaide Kemble aus Lon⸗ don verherrlicht wurde. Der Praͤsident, Graf von Sternberg, eroͤffnete die zweite allgemeine Sitzüng der Versammlung Deutscher Naturforscher Und Aerzte am 22. September um 11 Uhr Vormittags mit der Aufforderung zur Wahl der jenigen Stadt, wo im kuͤnftigen Jahré i838 die sech⸗ zehnte Versammlung gehalten werden soll. Es waren schriftliche Einladungen aus den Staͤdten Freiburg (im Großherzogthum Baden), Erlangen und Rostock eingegangen, deren jede den Wunsch ausdruͤckte, bei der Wahl vorzugs weise auf sie Ruͤcksicht zu nehmen. Nachdem man durch eine sehr überwiegende Mehrzahl von Stimmen mittelst Aufruf der Na— nen der einzelnen stinimfähigen Mitglieder fuͤr Freiburg ent— schieden hatte, ward. Hert Geh. Hofrath Prof. Beck zum Vor— steher und Herr Prof Hr. Lelickart zum Seeretair der kuͤnfti—⸗ gen Versammlung in Freiburg gewahlt. Hierauf folgten die Vorträge. Herr Prof Schweigger aus Halle las eine Ab— handlung uͤber die Wichtigkeit einer in Wien neu zu gruͤnden⸗ den Akademie der Wissenschaften in Bezug auf Verbreitung der Naturwissenschaften im Orient. Ihm folgte Herr Prof. von Ettingshausen aus Wien; er erklaͤrte einen von ihm neuerfundenen, sehr sinnreichen elektro⸗magnetischen Apparat und erlaͤuterte seinen Vortrag durch einige hoͤchst interessante, allge⸗ mein ansprechende Versuche. Hierauf trat der Protomedikus von Lenhosser aus Ofen auf, welcher sich uber die Wuth⸗ krankheit verbreitete und Nachricht uͤber einen von ihm selbst ausgesetzten Preis von 100 Dukaten fuͤr die beste Abhandlung üer diesen Gegenstand gab. Die Zuerkennung dieses Preises soll durch die Mitglieder der kuͤnftigen Versammlung in Frei⸗ burg erfolgen. Herr Hr. CThaufepied aus Hamburg theilte hierauf Betrachtungen uͤber den Branntwein in Hinficht seines verderblichen Einflusses auf Gesundheit, Lebensgluͤck und Sitt̊ lichkeit mit, in humoristischer Weise. Nach ihm berichtete Herr Professor Zipp'e uͤber raͤthselhafte lavaäͤhnliche Gebilde der bekannten Schotttschen verschlackten Berge und eines aͤhnlichen in Boͤhmen, und äußerte seine Meinung uͤber das We— sen und die Entstehung derselben. Den Beschluß machte ein von Herrn Kammer“ ., von Schlieben aus Dresden, Vorstand des statistischen Vereins in Sachsen, vorgetragener medizinisch - statistischer Aufsatz desselben uͤber die furchtbare Zunahme der Selbstmorde und der unehelichen Ge⸗ burten, wobei er zugleich die anwesenden Aerzte aufforderte, ihre eigenen Beobachtungen und Erfahrungen uͤber diesen be— herzenswerthen Gegenstand dem statistischen Vereine zu Dres— den mitzutheilen. — Hierauf sprach der erste Geschaͤftsleiter die Einladung Sr. Excellenz des Oberst-Burggrafen zu einem am 27. September in der Burg um 2 Uhr abzuhaltenden Gastmahl aus, an welchem alle eigentlichen Mitglieder sammt den Frauen und erwachsenen Toͤchtern der auswärtigen Mitglieder dieser Gesellschaft Theil nehmen sollen. Auch kuͤndete derselbe den Anwesenden an, daß die Stadt Prag, um das Andenken der in dieser Stadt abgehaltenen sfunfzehnten Versammlung Deut— scher Naturforscher und Aerzte fuͤr die spaͤteste Zukunft aufzu⸗ bewahren, eine Gedaͤchtniß⸗Muͤnze habe ausprägen lassen, denen Vertheilung an die wirklichen Mitglieder am 23. September erfolgen werde. — Hierauf vertagte sich die Versammlung und die Gesellschaft verfuͤgte sich auf die Faͤrberinsel.
Schweiz.
Basel, 21. Sept. Die hiesige Zeitung giebt heute nachstehenden Artikel: „Durch ein Schreiben vom 7. Septem— ber berichtete das Koͤniglich Hannoverische Stagts⸗Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, daß aus der Schweiz an ver— schiedene Einwohner des Koͤnigreichs Hannover gedruckte, auf⸗ rührerische anonhme Proclamationen eingegangen, welche, wie es scheint, sogleich den Behoͤrden eingeliefert wurden. So ge⸗ langten dergleichen Aufrufe in versiegelten Brief⸗Umschlaͤgen in Hildesheim an 4, in Herzberg vor dem Harze an 3, in Eelle an J, in Osnabruͤck an 4, in Quackenbruͤck an 4 Einwohner, n Esens in Ostfriesland an die Zimmer? und Tischler⸗Zunft und in Wittmund in Ostfriesland an 4 Einwohner. Beinahe alle diese Leute gehoren dem handel- und gewerbtreibenden Stande an, und stehen im Nufe, ruhige und wohldenkende Maͤnner zu seyn. Die Brief⸗Umschlaͤge, in welchen diese Yro⸗ lamationen enthalten waren, sind saͤmmtlich vom 3. bis 8. Au⸗ gust datirt; 11 davon tragen das Postzeichen von Basel, 2 das on Lörrach im Badischen, 5 das von Luzern, 1 das von Zuͤ— ich und 1Ü ein unleserliches (wahrscheinlich Bern). In dem Schreiben ersucht das Hannoverische Ministerium schließlich um Anstellung von Nachforschungen und Untersuchungen in Betreff der Verfasser dieser Prockamation und der etwa mit ihnen in Verbindung gestandenen Einwohner des Königreichs Hannover. Daß diese Nachforschungen hier wenigstens erfolglos blieben, war um so eher zu erwarten, da schoͤn vor mehr als einem Monat, also gerade um die Zeit, wo die Aufrufe abgeschickt wurden, ein dunkles Geruͤcht ging, das junge Deutschland, des⸗ sen Schwingen durch das kraͤftige Einschreiten der vorjaͤhrigen Tagsatzung gelaͤhmt worden, glaube sich wieder fluͤgge, daher denn höͤchst wahrscheinlich schon damals die Wachsamkeit der Schweizerischen Polizei jedem Versuch von vorne herein be⸗ gegnet und die zukuͤnftigen Befreier Deutschlands genoͤthigt ha⸗ ben mochte, einen andern Sammelort, als die Schweiz, zu dem Frojektirten Zuge nach Hannover aus uwaäͤhlen.“ (Die Baseler Zeitung giebt auch dle beruͤhrte Her rler en und nennt sie ein „jämmerliches Machwerk“ — das „letzte und laͤcherlichste der authentischen Aktenstuͤcke uͤber das Treiben der fremden Fluͤchtlinge in der Schweiz.“)
Italie m Rom, 9. Sept. (Altg. Ztg.) Nicht das geistliche An⸗— sehen des Statthalters Gottes auß Erden, nicht die weltliche
Macht des Oherhauptes der katholischen Christenheit vern Rie Bewohner der Umgegend zu entwaffnen. Dem Befehl Oeffnung der Straßen antworten selbst Weiber mit dem
wehr in der Hand, und die Truppen, die dem Befehl N. druck geben sollten, scheinen sich an das Motto ihrer Wa „Pace * zu halten. Bei dem Allen bleibt zu verwundern,
jene der Ent chlossenheit weichen und die esterreichischen . riere frei passiren lassen, waͤhrend der Paͤpstliche seine
e Ghene . wo man ihnen haͤtte den Kampf an⸗ leten können. Gegen Abend fingen sie au, sich zuruͤckzuziehen. nsere Kavallerie verfolgte sie bis Ballecas. Tin Bataillon nö eine Schwadron deckten den Marsch der Kolonne. Waͤh— end der kleinen Gefechte mit dem Feinde hatten wir die an— nehme Ueberraschung, unsere erhabene Regentin des Reiches nd ihre erlauchte Tochter unter uns zu sehen. Sie befanden sich einem Landauer, ohne weiteren Schutz als die Liebe des
schen abgeben und umkehren muß. Handel und Wandel a olkes. Es wurde schwer seyn, den Enthusias mus zu schil⸗
die Lebensmittel fangen an, betraͤchtlich im Preise zu gen, und das sonst so froͤhliche Rom, dem ein Marientag Paradies aufschließt, sah am gestrigen mit seiner spaͤrlid Illumination und feinen menschenleeren Straßen den 7 komben aͤhnlich, in denen der Schein der Fackel nur auf Grj und Vergangenheit faͤllt. si
Und Zoch, wie benimmt sich die voöͤlkerung Roms! Bedenkt man, was hier von der ersten Pf des Menschen an Zucht und Unterricht versaͤumt wird, sph nichtigen Vorstellungen von Kindguf zu frommem Glan werden, dem sie Staͤrkung und Erhaltung des Lebens ) trauen, welche Unsicherheit und Furcht von der Seite gt wird, von wo aus mit Einsicht, Muth und Kraft den Cn nissen entgegengetreten werden sollte, so erstaunt man uͤber Ruhe und Ordnung, mit der das taͤgliche Leben seinen Fort nimmt, uͤber die Enthaltsamkeit von fast jedem Exceß, zu dem sinnlich reizbare Volk so geneigt ist. Gewiß, es ist ein edles und gluͤcklich ware, der es zu leiten verstaͤnde! Wie saͤhe es n in Rom aus, wenn die Thorheiten der Obern auch die Um ergriffen? Wenn Kaufleute und Speisewirthe, wenn Handy und Handlanger sich absperrten, wie die Eminenzen und M nistratoren? Steckt man nicht sogar auf der Polizei hinter y Gitter, und nimmt Einem das Geld mit der Papierscheen ] Der Cholera⸗Graͤnzkordon gegen Neapel besteht noch inn Was Wunder, wenn die Gebirgsstaͤdte, in denen bereit
Cholera zum Theil sehr heftig ausgebrochen ist, sich eben so n abgesperrt halten! Inzwischen hat die Krankheit in Rom s an Kraft verloren, vielleicht auch haben nur die Anstalten
wonnen, da bloß die Zahl der Todes— nicht der Krankheit
sich gemindert hat. Selbst letztere konnen sich noch betraͤch mindern, ohne ein bestimmtes objektives Merkzeichen in B
auf die Krankheit selbst zu geben, da man erst seit einigen U
anfaäͤngt, vorsichtiger im Genuß der Früchte, namentlich der! lonen, zu seyn, und nun auch zu hoffen steht, daß der Rh wenigstens fuͤr jetzt seine Leidenschaft auf unreifes Obst bey gen werde. Der Arzt der Oesterreichischen Gesandtschaft, Mr. M hat auf Verlangen des Kardinal⸗Staats.Secretalr? Vorsch zur Zaͤhmung der Seuche gemacht. Dieser Arzt, der besonderz! tig und glücklich in Behandlung der Cholerafaͤlle ist, hat hauptsaͤchlich auch auf die in Maͤnchen gemachten Erfahrung so wie auf die daselbst getroffenen zweckmäßigen Maßregeln rufen. Es steht nun zu erwarten, wie man sich in eim! durchaus verschiedene Denk- und Handlungsweise wird find koͤnnen und mögen. Gewiß ist, daß Alle, die das Uebel an vel schiedenen Orten erlebten, die Ueberzeugung theilen, daß d Schlimme nicht in der Gefahr des Todes liegé, dem man zu jeder Zeit so ausgesetzt ist, daß man den folgenden Mon nicht ohne Uebermuth sein nennen kann, sondern in der M und Kraftlosigkeit der Lenker des Staats, in der Ignoran⸗
zufaͤllig zusammentreffende Ereignisse in eine Folgeverbin
bringt, in der Stoͤrung der Lebens verhaͤltnisse und all den
wandten willkuͤrlichen Nothwendigkeiten, daß aber mehr al Haͤlfte des Uebels durch eine weise, muthige und festgegrum
Regierung gehoben wird.
— In einem Privatschreiben aus Nom vom 3. Sepl liest man: „Daß Sie gut gethan haben, so eilig von hier ah reisen, sehe ich nun wohl ein; die Cholera war damals w
lich schon in Rom, aber man suchte es zu verheimlichen. S,
ter haben die Ortschaften Ronciglione, Viterbo ꝛc. sich bem net und Niemand mehr passiren lassen. Selbst ein Kard wurde mit der Drohung, auf ihn zu feuern, wenn er vort fahren sollte, nach Rom zuruͤckgewiesen. Trotz Paͤpstlicher M ordnung gegen diese Absperrung stehen die Sachen noch im so. Die Seuche hat hier ungeheuer gewuͤthet, weit stäͤrker in Neapel, namlich im Verhaͤltnisse der Bevoͤlkerung, und sie schon in Abnehmen ist, so sind doch noch alle Nacht gh Transporte von Leichen in Bewegung.“
Spanien.
Madrid, 13. September. In der Sitzung der G am 11Iten wurde ein Schreiben des Fiskals verlesen, worin selbe die Cortes auffordert, das Ecc' del Razon wegen darin erschienenen Artikels,
worin behauptet wird, daß Koͤnigin Isabella II. mit dem fünften Sohne des König Franzosen, dem Herzog von Montpensier, vermaͤhlt bot solle, zur Verantwortung zu ziehen, und uͤberhaupt Mu geln zu ergreifen, um den Mißbraäuchen der Presse Einheh thun. Herr Valdes schlug vor, die Kommisston fuͤr die s heit der Presse mit der Untersuchung dieses Gegenstandes; beauftragen; auf die Erklarung des Ministers des Innern, n er diese angebliche Vermählung erst aus dem „Eco del Raph erfahren habe, ging man nicht weiter auf diesen Gegentzn ein. Hierauf wurde ein Antrag der Herren Caballero, ö. und Verdejo verlesen, worin dieselben verlangen, daß din Mm nister aufgefordert werden sollen, sich im Kongreß ein sfdin um die noͤthigen Aufschluͤsse uͤber die Operationth di Karlisten zu geben. Herr Osca sagte in dieser Vest, hung: „Ich fuͤrchte weniger die Karlisten, als die Enmmu gung, die sich der Gemuͤther bemaͤchtigen koͤnnte. Ja, es 4 moͤglich, daß die Avantgarde des Feindes gefaͤhrlicher wür als seine Armee selbst. Es ist daher von der hoͤchsten Wicht keit, daß die Regierung sich mit den Eortes über die Annaht energischer Maßregeln verstaͤndige, und ich verlange daher. der vorliegende Antrag in Erwaͤgung gezogen werde.“ Au ; Bemerkung des Ministers des Innern, daß die Regierung! moͤglich sich uͤber die von ihr getroffenen Anordnungen, so n uͤber die Stellungen der Truppen aussprechen konne, inn der Feind leicht daraus Vortheil ziehen koͤnne, erwiderte Hu Fuente Herrero, daß es sich ja hier nicht datum handle Minister zu tadeln, sondern im Gegentheil ihnen dle Erfulln ihrer heiligsten Pflichten zu erleichtern. Uebrigens musse ö den Ministern Zeit lassen, sich auf die zu gebenden Aufschli vorzubereiten. Der Antrag wurde angenommen. 9e Der Español berichtet in seinem heutigen Blatte: stern fruͤh erblickte man die Karlistischen Kolonnen auf denn hen des Weges von Ballecas, dem Buen Netiro gegenubt Sie machten verschiedene Evolutionen, ohne sich jedoch in
E erunter zu wage ier Kanonen unserer glänzende Ebene heru zu wagen, wo vier g s g . dige g n,
Grenadiere und reitende Jager 9 niglichen Garde, so wie ein Bataillon des Regiments „KK ⸗ gin⸗Regentin“ sie erwarteten. Das Feuer der Guerillas 1 einige Kanonenschuͤsse waren nicht im Stande, die Feinde
Garde⸗Schwadronen,
Lchahs haben die durch den Abmarsch
ern, welchen die Gegenwart der Königin erregte. Wü haben ar viel von dem Patriotismus der Hauptstadt erwartet, aber seke Erwartungen sind uͤbertroffen worden. Die Garnison d die National⸗Garde wetteiferten unter einander an Treue d Ergebenheit. Obgleich keine unmittelbare Gefahr mehr Pzrhanden ist, so bestehen doch alle Anordnungen fort, um jeden eberfall unmoͤglich zu machen.“ Schließlich bittet dieses Blatt ine Leser um Entschuldigung, daß es ihnen einen so unvoll— andigen Artikel liefere; Redacteure, Setzer und Drucker he, nden sich als National⸗Gardisten seit TI Stunden im Dienste d alle Artikel waren unterm Tschacko geschrieben.
Portugal.
Lissab on, 3. Sept. (Allg. Ztg.) Wie oft ist Lissabon jon durch das Geruͤcht von der naͤhen Entbindung der Koͤni—
in Erwartung gesetzt worden? orgestern stand im Diario lesen, daß Ihre Majestät von Morgens 8 Uhr an Wehen rspüͤrt habe, daß die Minister den anzen Tag im Palast rsammelt gewesen, die auswaͤrtigen Hesandten, der Cortes— räͤsdent ab- und zugegangen seyen, um Erkundigungen einzu⸗ hen. An dem Triumphbogen vor dem Arsenal⸗ Eingang wa⸗ n die mit gruͤnen, blauen und rothen Fluͤssigkeiten angefullten saslaͤmpchen aufgehaͤngt. Allein sie wurden nicht angezuͤndet, das GlockengelKͤute und die Attillerie⸗Salven blieben aus, d jetzt heißt es wieder, die Niederkunft konne sich noch bis itte des Monats verzoͤgern. Ein solches Ereigniß in diesem zgenblick haͤtte vielleicht eine allgemeine Versoͤhnungs, Feier erden koͤnnen. Leider scheint es aber, daß eine solche noch cht so nahe ist. ⸗
Unleugbar haben die Chartisten empfindliche Verluste erlit⸗ . Besonders bedauert werden Baron S. Cosme, der eine au mit neun unerzogenen Kindern ohne Vermoͤgen hinter— ft. Man erzaͤhlt, er sey in seiner Hitze auf Bom fim losge⸗ engt, ein hinter diesem stehender Lancier habe ihn aber durch⸗ hrt. Der Sohn des Grafen. Villareal, dem das Bein ab— schossen worden ist, war der Stammhalter dieses Hauses. lele Chamorros lassen indeß immer noch den Muth nicht sin—
Erst das gestrige Diario bringt wieder die Ramen von
Offizieren, worunter 4 Generale, die aus Lissabon zum eere Saldanha's gefluͤchtet sind.
— Jig n e s sin Blättern vom 20. Sept. sind Nach⸗ ichten aus Lissabon bis zum Iten dieses Monats enthalten. pie Briefe in der Times und Morning Post schiloern den tand der Dinge so, als gewaͤnnen die Chartisten immer mehr e Oberhand in den Provinzen. Das Ministerium in Lissa⸗ 'm soll dagegen immer ; an Popularitaͤt verlieren, und n glaubte, daß es sich nicht lange mehr halten wurde. Der
stitutionnelle General, der die Truppen vor Valenca kom— ndirte, ist angeblich von allen feinen Soldaten verlassen wor— fa und es blieben ihm nur seine beiden Adjutanten uͤbrig. nahm seine Zuflucht nach Porto. Man sprach auch von hoeren, die von den Constitutionnellen abgefallen seyen, und E Minister sollen selbst über die Treue des Baron Bomssim veifel hegen. Marschall Saldanha soll am 7. September in Provinz Tras⸗os⸗Montes eingeruͤckt seyn, um sich mit den 8 Spanien gekommenen Zruppen zu vereinigen. Dann wurde so hieß es, mit dem Herzoge Lon Tercekra wieder nstoßen, um gegen Lissabon zu ziehen. bt der Courier.
ne einzige Hoffnun ölfs⸗-Legion bildend
zu seiner der Visconde d
eschlos⸗ n An⸗ Abgange der der „Hastings“, der „J linden“, und eine Franzoͤsische Fre⸗ rd versichert, es waren in igeknuͤpft worden, Um eine Aus. den Parteien herbeizufuͤhren, und vergießen aufhoͤren und Saldanha arteigaͤnger den Kampf aufgeben wuͤrden.
bwesen⸗ Krank⸗ glaubt jedoch, da seine 0 E lexrandra?⸗ nach ,. 6 bei der 1 Vachrich 66. hten flllu d ö! Herat auf— obwohl er mehrmals versprochen hat, diese xpedition [, . Die Armee wird bei der vorgerückten Jahreszeit =, Zweifel bald vom Winter äberrascht werden und dann e, Hinderhiffe finden, daß der Schah es zu spät bedauchn e, dem Rathe seiner Freunde nicht gefolgt zu seyn. Die⸗ . die seine Streitkraͤfte und den Zustand seiner Finanzen, 9 die Lage seiner Feinde kennen, sind keinesweges beruhigt en Ausgang dieses Unternehmens. Drei Oheime des der Armee erzeugte Ver— Man glaubt allgemein, ernstlichen Unruhen Veran⸗
tung benutzt und sind entflohen.
u neuen und . geben are; ; . vor kurzem ein Englischer Taucher hier angekom— der vermittelst eines eigenen Apparates mehrere Stunden
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auf dem Grunde des Meeres sich auzufhalten vermag. Er hat sich bei der g erboten, die Kanonen von den an verschiede gangenen Schi
wieder hera man ihm die
der gerettet ewillige.
sundheitszustand der Hauptstadt hat sich in dieser Woche etwas gebessert. Dies ist jedoch . atmosphaͤri⸗ schen Ursachen zuzuschreiben, da man hier noch immer alle Vor⸗ sichts maßregeln vernachlaͤssigt.
Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.
New⸗Hork, 26. August. Bei der nahe bevorstehenden BVersammlung des Kongresses fehlt es natuͤrlich nicht an Muth⸗ maßungen uͤber das, was der Kongreß und der Praͤsident thun werden. Der New-⸗Hork American bemerkt daruͤber: „Wenn die Proclamation zur Einberufung eines außerordent⸗ lichen Kongresses jetzt noch zuruͤckgenommen werden konnte, so würde der Praͤsident es ohne Zweifel thun. In einem Augen⸗ blick des Schreckens oder ungewoͤhnlichen Mitgefuͤhls mit dem Ungluͤck des Landes, berief er den Kongreß ein, wahrscheinlich, ehe er die Umstaͤnde des Landes gehoͤrig erwogen, oder uber das von ihm den beiden Haͤusern gegenuber zu beobachtende Verfahren im Klaren war— Die Entwickelung der Ereignisse, und namentlich die Meinungs⸗Verschiedenheit unter seinen eige⸗ nen Freunden, hat die Hindernisse auf seinem Wege nicht geeb— net, und ihm auch keinen Fingerzeig gegeben, welche Politik er befolgen müsse, um die Macht und den Einfluß seiner Partei, wenn auch nicht zu vermehren, doch unverletzt zu erhalten.“
Inland.
Ber lin, 27. Sept. Von dem 26sten bis 27sten d. M. sind als an der Cholera erkrankt angemeldet worden 39 Perfo— nen, als an derselben verstorben 24 Personen. — Es wird wiederholentlich darau daß der Zahl der Todesfälle auch diejen „welche bei bereits fruͤher angemel
tadt vereinigte, Gegenstand zur 6 utenden Versammlung wurde dieser Gegenstand reiflich besprochen; Gutsbesitzer und Landwirthe, Buͤrgermeister wie Aerzte, Prediger und Lehrer sprachen, Jeder aus dem naͤheren Kreise seiner Erfahrung, aufs entschiedenste ihre Ueberzeugüng aus, daß jener Branntweins Pest, wie sie Zschocke so richtig nennt, nur durch gemeinsame Verbindung der Menschenfreunde gewehrt werden könne. Etwa sechzig Personen aus allen Klassen und Staͤnden des Volkes verpflichteten sich noch an jenem Abend durch ihre Namens Unterschrift, fuͤr ihre Person sich des Genusses von Brannt— wein — mit Ausnahme jedoch desjenigen, der als Arznei ver⸗ ordnet sey — zu enthalten und mit allen Mitteln, welche ihnen zu Gebote stehen, auch den Gebrauch desselben von Anderen zu wehren. Auf Mittwoch den 4. Oktober, Nachmittags 2 Uhr, ist eine zweite oͤffentliche Versammlung festgesetzt, in welcher die Statuten des Vereins noch näher aufgestellt uünd ein Comitẽõ erwaͤhlt werden soll, deffen Aufgabe alles das seyn wird, was dem Genusse des Branntweins entgegenwirkt und zugleich dem Volke ein genuͤgendes und gesundenes Surrogat bietet“ Berichtigung en. In Rr. 265 der St. Ztg., S. 1673, Sp. 2, 3. 42 v. u., statt: „Infanterie Regimenter? lies: Sarde Infanterie Regimenter, und Sp. 3, Z. W v. ö statt: „Kroͤnungswagen“, lies; großer Staatsiwvagen Sr
Majestaͤt des Königs, welches letztere die richtigere Bezeich⸗
nung ist.
Wissenschaft, Kunst und Literatur. Jahrbacher des Deutschen Reichs unter dem Saͤch⸗
sischen Hause, herausgegeben von Leopold Ranke. Erster Band, erste Abtheilung. — Auch unter dem Ti tel: Jahrbuͤcher des Deutschen Reichs unter der Herr⸗ schaft Koͤnigs Heinrich's ]. von kr. Georg Waitz. Berlin. Duncker und Humblot, 1837. XII. und 2602 Seiten. gr. 8.
Das tiefere und allgemeinere Studium der Deutschen Geschicht ist das Produkt des politischen gef er nee er f ,, gl, in den Jahren von 1895 bis 1815. Vorher diente Deutsche Geschichte fast nur der praktischen Beamtenwelt, und wurde deswegen nur in so weit bearbeitet, als der Jurist und Staatsmann ihrer bedurfte. Zwar blieben die Thaten Friedrichs des Großen und Joseph's 11., sor wie der Aufschwung der Philosophie und Literatur in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts nicht ohne günstigen Einfluß auf die Ausbildung der Geschichts⸗Wissenschaft in Deuischland, aber es war mehr die Universal⸗Geschichte und das historische Studium über⸗ haupt, welches göwann, als die Geschichte des Vaterlandes. Der weltbürgerliche Sinn der Deutschen, und der Mangel an BVolksthiüm— lichkeit und organischer Einheit ihrer Staats⸗Verfaffung führte sie frü⸗ her zur Geschichte fremder Nationen, als zur eigenen.
Die ersten Männer, welche die Roth der Gegenwart zum tie— feren Studium der vergangenen Größe ihres Volkes drängte, waren K. Fr. Eichhorn und Fr. Wil ken. Beide schrieben Erste⸗ rer seine Deutsche Staats? und Rechtsgeschichte Göttingen 1808, Letzterer sein Handbuch der Deutschen Historie, Scadelberg 1810) mit patriotischer Wärme und mit dem Hinblick auf eine hessere Zukunft, aber auch mit Kritik und wissenschaftlichem Geist. Sie wossten dem Vaterlande dienen, aber durch echte Wissenschaft, durch Erforschung der Wahrheit.
„Für die einzelnen Theile der Deutschen Geschichte und besonders für die Kritik der Quellen war indeffen noch zu wenig geschehen, als daß diese ersten Anfänge einer wissenschaftlichen Bearbeitung des Ganzen für die Dauer hätten genügen können. Erst nach und nach, als mit dem Fortschritt des Kampfes für Selbstständigkeit und Ra⸗ tivnalität das Jnteresse für die vaterländische Geschichte gewachsen war, drang man tiefer in den Entwickelungsgang des Deutschen Volkes ein, und unter den vielfachen Bestrebungen, welche in dieser Beziehung die Zest der patristischen Begeisterung erzeugte, machten stch vorzugsweis? zwei Haupt⸗Richtungen geltend. Einersests suchte man nämlich den Gesammt'“— Vorrath der Quellen kennen zu lernen, und durch Sammlung und kritische Bearbeitung derselben für die For⸗ schung, eine feste Grundlage zu gewinnen; andererseits erstrebte man eine künstlerische Form, und bemlhte sich, durch eine schöne lebens volle Darstellung die vaterläudische Geschichie dem ganzen Voire zugänglich zu machen. Für den ersten Zweck wirkte man besonder? durch Gründung historischer Vereine. Vit tüchtig sten Geschichts forscher traten zusam⸗ men und begannen in den monnginentis Gerinani ne hisioricis eine
alter der Sächsischen Kaiser zu erhalten.
kritische Gesamut⸗ Ausgabe der bedeutenderen Quellen ⸗ Schriftsteller, und fast in allen Gegenden Deutschlauds wut den nach und nach ein⸗ jelne Provinzial ⸗ Vereine gebildet, welche neues Material ans Licht zogen, und durch Erforschung einzelner Theile für cine allgemeine Heschichte Deutschlands Vorarbeiten lieferlen. Für die wichtigsten Erscheinungen in der anderen Richtung sind dagegen Fr. v. Ra umer's Geschichte der Hohenstaufen (ELeipz., 1825. 5 Theilch und H. Suden's Ge⸗ schichte des Teütschen Volkes (Gotha, 1825 —= 37. Theile) anzuschen. Beide Werke sind unmittelbar aus den Quellen geschöpft, und so umfangreich, daß sie ohne die genauesten Detail ⸗Studten nicht ge⸗ schrieben werden konnten; aber die Kritif ist in ihnen der schwächere Theil. Luden schreibt vorzugsweise patriotisch; seine Kritik steht mit⸗ unter im Dienste seines Enthusiasmus, und wird bald zu wenig bald h viel angewandt, wie es eben das Interesse seiner Liebling s⸗Ider erheischt.
uch Raumer's Vorzug besteht iwohl nicht überall in der Wahl und Be⸗ arbeitung der Quellen; nach seinem Werke bleibt, wie man Schlosser und , so weit wohl beistimmen kann, immer noch eine Bearbeitung dessel⸗ ben egenstandes möglich und wünschenswerth. Aber das große Ver⸗ dtenst diefer Werke liegt in der Form und in der für das gebildete Publikum anregenden Kraft, welche eben durch jene bedingt ist. Durch ihre leichte, geistreiche Darstellung gewann 'ein großer Theil des, Volkes erst seine Geschichte lieb und wurde mit der ehemaligen Größe seines Vaterlandes näher vertraut.
So hob sich die Quellen- Krütik und Forschung auf der einen Scite und die Darstellung auf der andern. Aber es fehlte noch die gegenseitige Durchdringung beider Richtungen. Die Kritik war mehr philologische Thätigkeit ais historische, sie wurde mehr von den Her— ausgebern der Quellen geübt, als von den Geschichtsschreibern; es kam daher darauf an, den Quellen Reichthum auch kritisch zu verar⸗ beiten, und die historische Darstellung auf die schärfste und gründ⸗ iichste Forschung zu bastren. Der erste, welcher diesen Zweck in einem größern Werke zu erreichen suchte, war Sienzel in seiner Geschichte Veutschlands unter den Fränkischen Kai⸗ sern (Leipzig, 1827 — 25. 2 Theile) Sein historisch krütlssches Ta— lent, welches er schon in seiner Habilitation s⸗Schrift: „De duenn;
ermanorum host lempora Garoli magui origine el progressu. Lips. 1816, und nhuren iich in seiner „Geschichte der Kriegs- erfafsung Deutschlands vorzüglich im Mittelalter. Berlin 1820“ bewährt hatte, zeigt sich in diesem Werke so ausgebildet und so vollendet, daß ihm unter den Deutschen Spezial⸗Historikern einer der ersten Plätze nicht abgesprochen werden kann? Sein Werk ist für historische Forscher ein Muster, und wird auch nach Aufsindung neuer Quellen seinen Werth nicht verlieren. Freilich steht der künstlertsche Werth des Werkes dem wissenschaftlichen nach; aber einig: Mängel der Darstellung machte die außerordentliche Gründlichkeit und strenge Kritik von aß noth⸗ wendig. Eben weil der Verfaffer nach der größten Objektivität und Wahrheit strebte, konnten die Spuren der verschiedenen Elemente, welche dem Ganzen zum Grunde liegen, nicht völlig verwischt und ein gewisser mosaikartiger Anstrich einiger Haupttheile nicht vermieden werden. Auch sollte die Phantasie die Lücken der Quellen nicht er⸗ gänzen, sondern die Geschichte sollte dargestellt werden, so weit sie nach den vorhandenen Quellen gewußt werden kann. Dadurch blich öfters auch die Form lückenhaft und unvollendet, aber für die Wissen⸗ schaft brachte diese Methode großen Gewinn.
Bei der Herausgabe dieses Werkes erregte Stenzel zugleich die Hoffnung, von ihn später auch ein ähnliches über dag Zeit⸗ Andere schriftstell erische Arbeiten scheinen ihn indessen so in Anspruch genommen zu haben, daß eine Ausführung diefes Planes leider uicht mehr zu erwarten ist. Auch hat bis jrttzt, obwohl seit dieser Zeit noch manche andere treffliche il, wie der jetzt veistorbene J. E. von Pfister und George Phillips, ihre Kräfte ausschlie lich der Deutschen Geschichte zugewendet haben, kein klnderer diefen Plan aufgefaßt. Daher ist s erfreulich, daß die Arbeit von einer Gesellschaft mehrerer jungen Männer begonnen wird, die sich auch in der Methode der von Sten⸗ zel nge f la gen n kritischen Richtung anschließtu. Sie arbesteien unter Leitung ihres ausgezeichneten Universitärs-Lehrers, des Pro— fessor Ranke, von dem ber Vorschlag zu diesem Unternehmen dus— gegangen ist, und haben sich in den zu behandelnden Stoff so getheilt, daß jedem eine Regierung zusiel. Nur die Geschichte Dtto's des Großen ist zweien Arbeitern aubertraut worden, von denen der Eine den Zeitraum vor dem ersten Italiãnischen Zuge, der Andere die Zeit nach demselben übernommen hat. Diesẽe Theilung der Arbeit unter vereinte, aber doch verschiedene Geisteskräfte hat freilich den Nachtheil, daß keine eigentliche Geschichte dieses Zeitraums, sondern nut. Vorarbeilen zu einer solchen, nämlich nur ein? chronologisch fort⸗ laufende kritische Darstellung der in den Quellen berichteten That— sachen geliefert werden fann; aber letztere ist auch das Wichtigere, und kounte hier um so gediegener werden, da alle Arbeiten wech seljeitiger Durchsicht und Beurtheilung unterworfen wurden.
Das vorltegende erste Heft, wömit Herr Dr. Waitz das Ganze eröffnet, enthält die Deutsche Umarbeitung einer am z. August 1835 von der philosophischen Fakultät zu Berlin gekrönten Preisschrift über die Geschichte Heinrich's J. In der Einleitung (pag. 1 - 34) wird zuerst Deutschlands Zustand unter den schwachen Kaͤrolingern, die Zeit der Berwirrung und Gährung geschildert und dann die Ge⸗ schichte der Vorfahren Heinrich's und stein eigenes Leben bis zum Tode Konrad's 1. dargestellt. Hierauf folgt Sie eigentliche Abhand⸗ lung, und zwar zuerst die Geschichte Heinrich s als König von Deutsch⸗ land in den Jahren von 9glo bis zs, dann (pag. 73 — S3) ciue Ile⸗ bersicht der inneren Thätigkeit des Königs, die Gründung und Ein richtung befestigter Oerter, die Umgestaltung des Heerwesens, die Srd⸗ nung der Herzogthümer n. s. w., und endlich (pag. 85 — 124) die Ge⸗ schichte Heinrich's in den Jahren von 927 big 936. Das Ganze be⸗ schließen 20 Excurse, in denen für einzelne Behauptungen der augz⸗ , , ö . nebst einer Bellage über Fie sagenhaf⸗ en Zusätze, womit späͤtere Schriftsteler vSeschi Heinrichs aus— arge ar n p hriftsteller die Geschichte Hei rich 's aus
Die Aufgabe des Berfassers war mit vielen Schwierigkeiten ver— knüpft. Der politische Berfassungs⸗Zustand Deutschlands in der anarchischen Zeit vor Heinrich ist wenig bekannt. Heinrich selbst, der eigentliche Gründer des Deuischen Reichs, dem di? Deutsche Nation nicht nur ihre du ßere Freiheit im Kampfe mit den barbarischen Nach⸗ barvölkern, sondern auch die Concentration ihrer inneren Kräfte und viele politische Einrichtungen verdankt, die sic erst zu ihrer späteren welthistorischen Stellung erhoben, ist von seinen Seitgenosseh nicht ßenug gewürdigt worden. Die gleichzeitigen oder nicht viel später lebenden Schriftsteller sind dürftig, und berichten mehr seine Kriegs⸗ thaten, als die weit wichtigeren inneren Institutionen. Vieles ist nur hie und da angedeutet, und kann nur aus einzelnen zerstreuten Nachrichten lombinirt werden und überdies hat das Mittelalter die Geschichte dieses Fürsten durch eine Menge unhisiorischer Sagen ent? stellt. Zur Lösung der Aufgabe gehört daher eben so sehr ausdauern⸗ der in den trockensten Unterfüchungen bebarrlicher Fleiß, als kritischer Scharfsinn. Dem Verfasser ist es nun gelungen, die se Schwierigkeiten groß tenatheils zu überwinden. Er hat nicht uur die älteren und spä⸗ leren Duellen sorgfältig geprüft, sondern fortwährend auch auf die Ansichten der bedeutendtren neueren Schꝛriftsteller Rücksicht genommen Und Dadurch sowohl manche geltende Ausicht berichtigt, als auch! nn les Reue zu Tage gefördert. . ö.
Natürlich werden nicht alle Resultate die allgemeine Billi erhalten. Die Behauptung z. B., kun J n,. . E nn vater Heinrich's, von den Ostfränkischen Königen zum Herzog von Sachse n erhoben sey, was der Verfasser as,. 7 und im ersten Errurs zu erweisen sucht, möchte schwerlich shaltbar seyn. Di beiden gleichzeitigen . die eine vom Jahre er (e. 15 nitz seripit., rer. Br. T. Ji. , en dem Verfasser selbst angeführte vom Jahre So:, mn än . . dolfs Söhne nad Nachfolger, Bruns und Otto, noch comes und mar chione genannt werden, sind ohne Zweifel weit sichrere Zen 9 nisse, als das der Hros vitha. die durch ihr Gedicht das Saͤchff⸗ Königshaus nur zu verherrlichen suchte. Auch kann wohl manches noch beffer begründet werden. So ist z. B. Heinrichs Abstammung vom Sach sen⸗Herzog Widukind nicht nur unwahrscheinsich, weil sie von den älteren Quellen nicht berichtet wird, sondern wirflich un⸗
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