1837 / 276 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Palmerston die Karlisten mit Waffen und Munition auf Kosten des Britischen Volks, denn es ist nicht zu erwarten, daß das insolvente Spanien je einen Pfennig auf die mehr als eine halbe Million Pfund Sterling betragende Schuld bezahlen werde. Die Koͤniglichen See-Soldgten scheinen ebenfalls zu der Beute, welche die Karlisten in Andogin gemacht haben, beigetragen zu haben, denn sie hatten alle ihre Zelte den Spa⸗— nischen Truppen geliehen, die so tapfer davonliefen.“

Der Courier hat Nachrichten aus San Seba stign vom 17. September, denen zufolge ein Parlamentair nach Andoain abgesandt worden war, um eine Auswechselung der Gefangenen vorzuschlagen und, falls dies verweigert werden sollte, mit Re— pressalien zu drohen. Bei dem Abgange des Schreibens war noch keine bestimmte Antwort erfolgt. Man erfuhr jedoch, daß die Englaͤnder der Jaͤger-Compagnie, die bei Andogin, nachdem sie sich uͤberzeugt, daß aller Widerstand vergeblich sey, die Waf⸗ fen niedergelegt haͤtten, sofort er schossen worden seyen. Als die Schotten auf dem Platze dies sahen, beschlossen sie, sich bis zum letzten Blutstropfen zu vertheidigen; sie schlugen mehrere An— griffe zuruck und leisteten einen verzweifelten Widerstand, bis auch der Letzte von ihnen niedergehauen wurde. Die Mor ning Post bemerkt jedoch hierauf: „Mehrere unserer Kolle— gen haben gemeldet, daß die kuͤrzlich in der Kirche von Andoain gefangen genommenen Englaͤnder in Folge des Dekrets von Du⸗ rango erschossen worden seyen. Wir wollen aufrichtig gestehen, daß wir keine bestimmte Nachricht uͤber diesen Gegenstand ha⸗ ben; aber mehrere Umstaͤnde lassen uns glauben, daß ein so be⸗ klagenswerthes Ereigniß nicht stattgefunden hat. Wir wissen, daß, als vor wenigen Wochen die Franzoͤsische Legion aufgeloͤst, die Englische bis auf das bloße Skelett reduzirt wurde und die Portugiesische Legion im Begriff stand, in ihr Vaterland zuruͤck⸗ zukehren, und also der Spanische Boden von der verhaßten Gegenwart der bewaffneten Fremdlinge befreit wurde, Don Carlos beschloß, das Dekret von Durango zu suspendiren, und das einzige, was wir bei dieser Gelegenheit zu befuͤrchten haben, ist, daß, bei der schwierigen Verbindung durch ein feindlich es Land, der Befehl, das Leben unserer ungluͤcklichen Landsleute zu schonen, den Befehlshabern in den Baskischen Provinzen noch nicht mitgetheilt seyn mochte.“

Der Courier enthaͤlt auch noch Briefe aus San Se— bastian vom 21. Sept., nach welchen der von Madrid dort eingetroffene General O'Connell den Offizieren der Englischen Legion in einer dazu angesetzten Versammlung vorgetragen hatte, wie man in Madrid die Legion ganz vergessen zu haben scheine, daß man nichts fuͤr sie thun koͤnne, und daß er (O Connell) die neue Legion aufloͤsen und von der Spanischen und Engli⸗ schen Regierung die Mittel erbitten werde, sie nach England hinuͤberzuschaffen. Man beschloß, von dem wenig vorhandenen Gelde die Soldaten zu bezahlen, wegen des restirenden Soldes der Offiziere aber eine Adresse an Lord Palmerston zu richten. Dasselbe zeigte nach der Versammlung General O'Connell den Truppen der Legion an, deren Wirken in Spanien somit seine Endschaft erreicht hat.

Die Adresse des Versammlungshauses von Nieder-Ka— nada, welche dem General-⸗Gouverneunr am 26sten v. M. uͤber— reicht wurde und die unverzuͤgliche Vertagung der Kolonial— Versammlung bis zum 5. Oktober veranlaßte, beschaͤftigt sich vorzugsweise mit den von dem Parlamente des Mutterlandes zur Ordnung der Kanadischen Verhaltnisse angenommenen Re— solutionen, deren Tendenz keinesweges den Wuͤnschen der de— mokratischen, in dem Versammlungshause vorherrschenden, Par— tei entspricht. Namentlich ist dies der Fall in Bezug auf den Hauptstreitpunkt, die Zusammensetzung des gesetzgebenden Raths, des ersten Hauses der Kolonial-Versammlung, dessen Umwand lung in eine durch Volkswahl zu bildende Kammer dem Ver⸗ langen der Demokraten verweigert wird, ungeachtet des in einer der Resolutionen enthaltenen Eingestaͤndnisses, „daß es zweck— maͤßig erscheine, Maßregeln zu ergreifen, um diesem Zweige der Legislatur (dem gesetzgebenden Rath) einen größeren Grad des Volks-Vertrauens zu sichern, als er bisher be— sessen.“ Der zweite Punkt, welcher in der Adresse als beson— ders gnstoßerregend bezeichnet wird, ist die von dem Parlament auf Veranlassung der Minister getroffene Auskunft in den sinanziellen Verhaͤltnissen der Provinz. Bekanntlich hat die zweite Kammer der Kolonial⸗Versammlung schon vor vier Jah— ren angefangen, das Mittel der Steuer-Verweigerung in An⸗ wendung zu bringen, um von der Regierung Nachgiebigkeit gegen ihre Forderungen zu erlangen, und dadurch ist es gesche— hen, daß alle auf die Revenuͤen der Kolonie angewiesenen Ko— lonial-Beamten seit jener Zeit ihrer Besoldung haben entbeh— ren muͤssen. Diesem Uebelstande mußte nothwendigerweise ab⸗ geholfen werden, und es wurde demnach durch eine der erwaͤhn⸗ ten Resolutionen bestimmt, daß das Irische Unterhaus einen Vorschuß leisten solle, um den Beamten ihre Soldruͤckstaͤnde abzutragen, welcher Vorschuß alsdann, in Gemaͤßheit einer zu erlassenden Parlaments-Akte aus dem Kolonial⸗-Schatze erstattet werden soll, „falls nicht das Versammlungshaus, durch Be— willigung der erforderlichen Steuern, die Nothwendigkeit eines Einschreitens des Parlaments beseitige.“ Diesen „beabsichtigten Eingriff“ in die Rechte des Versammlungshauses deprecirte' die Adresse auf, das entschiedenste.

„Wir hätten geglaubt,“ heißt es in derselben, „daß eine Regie— rung, welche, gleich der des Mutterlandes, ihren schönsten Anspruch auf die Llchtung anderer Rationen auf ihre Berücksichtigung der na— türlichen und politischen Rechte der Unterthanen begründet, eingese⸗ hen haben sollte, daß, bevor sie durch Maßregeln von so ertremer und für die conßitutionnellen Rechte eines ganzen Volkes so ver— derblicher Art der Weigerung dieses Hauses, die Kosten für die Ci— vil-Verwaltung der Provinz beizusteuern, entgegenträte, es gerecht wäre, die Hauptursachen dieser Weigerung zu beseitigen, zumal da dieselbe auf offene und anerkannte Mißbräuche und Beschwerden be⸗ gründet ist. Wir würden Ew. Excellenz und die Regierung zu täu— schen glauben, wenn wir nicht offen und fest erklärten, daß, wie eifrig wir auch wünschen, das Werk der Versöhnung zu fördern, wir doch diese Maßregeln als ein Angriff auf das Eigenthum des Volkes und die heiligsten Rechte dieses Hauses ansehen und dafür halten müssen, daß sie dazu dienen, die Sscherheit der loyalen Bewohner der Provinz und ihr Ver⸗ trauen zu der Regierung derselben zu stören, fo daß dieselben ein ernstliches Hindernsß der Ausgleichung der besiehenden Mißhelligkei⸗ ten und dazu geeignet sind, die Banude zu schwächen, welche diese Kolonie an das Mutterland knüpfen.“ Nachdem sich dle Adresse als⸗ dann über die Inkonsequenz in den Resolutionen des Parlamentes beklagt hat, welche den gesetzgebenden Rath des Vertrauens des Vol— kes unwerth erklärten und doch, ohne Berücksichtigung der in Betreff der Umgestaltung desselben wiederholt ausgesprochenen Wünsche der Volks-Repräsentanten, von diesen verlangten, daß sie im Vereine mit jener ersten Kammer die gesetzỹgebende Gewalt ausüben sollten, heißt es in der Adresse weiter: „Ein derartiges Verfahren des Reichs Parlamentes würde in uns für immer alles Vertrauen und alle Zu⸗ versicht zu unserer jetzigen politischen Existenz vernichten, wenn üns nicht die Hoffnung bliebe, daß die beiden Häufer des Parlaments und Ihrer Majestät Regierung daju veranlaßt worden sind durch eine sejwungene Interpretation der Ausdriscke, in denen dieses Haus

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während der letzten Session die Erklärung abgab, daß es entschlossen sey, seine Beraihungen zu suspendiren. Wenn man nicht in blin— dem Eifer, und nur um einen Vorwand für Zwangs, Maßregeln ge⸗ gen die Kolonie zu haben, diese Auslegung aufgegriffen hat, wenn eine bestimmtere und offenere Erklärung über die Äbsicht dieses Hau⸗ ses noch in Stande ist, die Behörden des Mutterlandes zu einer Be⸗ seitigung der Folgen des Mißverständnisses zu veranlassen, so erklä⸗ ren wir jetzt, daß wir stets der Meinung gewesen sind und auch jetzt noch dafür halten, daß das einzige Mittel, um der Kolonie auf danernde und genügende Weise die Wohlthaten der Repräsentativ⸗ Verfassung zu sichern, darin besteht, das Prinzip der Wahl durch das Volk auf den gesetzgebenden Rath anzuwenden, und daß wir des halb die Auwendung irgend eines anderen Mittels nicht empfehlen kön— nen. Wenn aber, ungeachtet der traurigen Erfahrung eines hal⸗ ben Jahrhunderts, Ihrer Majestät RegiZrung noch die Hoffnung hegt, im Stande zu seyn, denselben auf eine solche Weise umzugestalten, daß er den Zwecken seiner Einführung zu entsprechen und nament⸗ lich sich das öffentliche Zutrauen zu sichern vermöchte, so ist es, die Pflicht der Regierung Ihrer Majestät, schleunigst zu dite sem Mittel zu greifen und seine Wirksamkeit auf die Probe zu siellen. Es wird alsdann diesem Hause zukemmen, zu erwägen, oh die auf diesem Wege her⸗ beigeführte Reform der Art ist, daß sie die Hoffnung rege machen kaun, cin für das Land nützliches und ehrenhaftes System der Gesetzge⸗ bung entstehen zu sehen, welches der einzige Zweck ist, den die ses Hans zu erreichen suchte, als es die Anwendung de s Wahl ⸗Prin⸗ zipes auf den gesetzgebenden Nath dieser Provinz beg ehrte. . Für jetzt müssen wir Ei. Excellen; bemerken, daß zwar die Erklärung der beiden Häuser des Parlaments in Betreff dieses gesetzgebenden Raths dazu geeignet ist, die Hoffnung neu zu beleben, es werde d ieser Zweig der Legislatur in einem vielleicht nicht fernen, aber uubestmmt gelassenen Zeitpunkte so zusammengesetzt werden, daß das Land sich wenigstens temporair eines regelmäßigen und wohlthätigen Systems der Gesetzgebung werde erfreuen können; da aber diese Erklärung die Gründe, welche dieses Haus in der letzten Session veranlaßlten, seine Berathungen zu suspendiren, weder (ändert noch schwächt, so finden wir uns in die betrübende Nothwendigkeit versetzt, bei dem von uns gefaßten Beschlusse zu beharren, nämlich un sere Berathu ngen zu suspendiren, bis die durch die Behörden des Muütterlah— des und in deren Ramen angekündigten Reformen (und vor allen die des gesetzgebenden Raths) ins Werk gesetzt worden sind, Reformen, welche, durch Wiederbelebung des Vertrauens und Wiederherstellung der Uebereinstimmung in der gesetzgebenden Ge⸗ walt, die Hoffnung zu erzeugen versprochen, daß die zablreichen Ge— genstände der Beschwerde, welche in den verschledenen Adressen und Resolutionen dieses Hauses in früheren Sessionen aufgezählt worden sind, schleunigst verschwinden werden. Wir geben daher Ew. Excel⸗ lenz die Versicherung, daß, sebald das Werk der Reform auf diese Weise von Seiten der Regierung begonnen ist, dieses Haus bereit seyn wird, die verschiedenen Vorschläge entgegenzunehmen, in Erwä— gung zu ziehen und wo möglich zu genehmigen, welche Ihrer . stät Regierung zu machen gecignet sinden mag, um die endliche Ab⸗— stellung der sinanziellen und übrigen Schwierigkeiten, welche so lange in dieser Provinz bestanden haben, herbeizuführen; so wie wir auch versichern, daß alsdann der regelmäßige Lauf der Ver— handlungen wieder beginnen soll, denn diese sind nur un— terbrochen worden in der lüieberzeugung, welche dieses Haus früher haate und noch hegt, daß unter den gegenwärtigen Umständen ihr Resultat kein anderes seyn könnte, als die Belastung des Volkes mit bedeutenden Unkosten, ohne daß demfelben dafür irgend einer der Roßen Vortheile zu Theil würde, welche es berechtigt ist, von einer Session der Legislatur zu erwarten.“

Dieser unumwundenen Erklarung, bei dem bisher betrete— nen Wege beharren zu wollen, fuͤgt die Adresse die Aeußerung des Wunsches hinzu, daß die Regierung ihre besondere Auf⸗ me ksamkeit auch noch auf die so nothwendige Umgestaltung des vollziehenden Raths wenden moöͤge, einer Behoͤrde, welche dem Britischen Geheinien-Rathe analog ist und jetzt nach der Wahl des Gouverneurs aus den Mitgliedern der aristokratischen Fä— milie der Kolonie ergaͤnzt wird. Schließlich wird fuͤr alle von dem Gouverneur in seiner Eroͤffnungsrede der Berathung em— pfohlenen Gegenstaͤnde, namentlich auch in Betreff der einzel⸗ nen Theilen der Provinz geleisteten Vorschuͤsse, ernstliche Er⸗ wägung versprochen, so bald die Verhaͤltnisse der Pro⸗ vinz dies erlauben wurden, das heißt, sobald die Regierung den Forderungen des Versammlungshauses Gehör gegeben haben wird. In seiner Antwort auf diese Adresse spricht der General-Gouverneur, Graf Gosford, sein Bedauern daruͤber aus, daß die Versammlung bei ihrem fruͤheren Be— schlusse beharre, und will darin dem Wesen nach eine Zerstoͤrung der Verfassung erblicken, der das Versammlungshaus seine Exi— enz verdankt. Er glaubt, die von der zweiten Kammer der Kolonial-Versammlung aufgestellten Forderungen um so weniger als solche anerkennen zu duͤrfen, deren Verweigerung das Haus zur Einstellung seiner Functionen berechtigen koͤnnte, da es nicht in der Macht der ausüͤbenden Gewalt stehe, dieselben zu bewil— ligen, und da die hoͤchste Behoͤrde des Reiches, das Parlament, dem diese Forderungen auf Veranlassung des Versammlungs⸗ hauses vorgelegt worden seyen, durch solennen Beschluß die Ge⸗ nehmigung derselben fuͤr unstatthaft erklaͤrt habe. Indeß ver— spricht Lord Gosford, die Adresse unverzuͤglich an die Regierung zu befoͤrdern, und hat mittlerweile, wie oben gemeldet, die Ko— lonial-Versammlung bis zum 5. Okt. vertagt.

Die heutigen Abend-Blaͤtter theilen die durch das Pake t⸗ schiff. Roscoe uͤberbrachte Botschaft mit, durch welche der Praͤsident der Vereinigten Staaten, Herr van Buren, am Aten v. M. die Session des außerordentlichen Kongresses eroͤffnete, der zusammenberufen worden ist, um uͤber die schwierige Lage des Landes Bergthungen zu pflegen. In der Botschaft wird als Grund der Handels-Bedraͤngniß die Speculationswuth, die allgemein um sich gegriffen hatte, angegeben und zugleich einge⸗ tanden, daß diese uͤbertriebenen Speculationen großentheils durch das Verfahren des Praͤsidenten Jackson, des Vorgaͤngers und Freundes van Buren's in Bezug auf die Staats-Deposita her— vorgerufen worden seyen, welche derselbe bekanntlich der Bank der Vereinigten Staaten entzog und sie an eine Anzahl ande— rer Banken durch die ganze Ünion vertheilte, wodurch denn der allzuleichtfertigen Noten-Emittirung bedeutender Vorschub gelei⸗ stet worden sey. Die Mittel der Ab uͤlfe, welche die Botschaft vorschläͤgt, beschraͤnken sich nur auf Maßregeln, um der Negie— rung die zur Bestreitung der Staats-Beduͤrfnisse noͤthigen Geld⸗ mittel zu sichern; sie bestehen hauptsaͤchlich darin, daß die Staats⸗ Einnahmen nur in Metallgeld oder in Noten, die unverzüglich in Geld umgesetzt werden koͤnnen, erhoben und unmittelbar in den Staatsschatz (statt, wie bisher, in die Depositen-Banken) ein⸗ gezahlt werden sollen; zugleich soll fuͤrs erste die Vertheilung des Ueberschusses der Einnahmen an die einzelnen Staaten ein⸗ gestellt werden. Ob der Erfolg dieser Maßregeln ein heilsamer seyn werde, meint ein hiesiges Blatt, muͤsse dahingestellt blei⸗ ben, jedenfalls aber koͤnne die Botschaft wenig Befriedigung erregen, da sie sich nur mit der Sicherung der Staats⸗Beduͤrf⸗ nisse befasse und es den Kaufleuten und uͤberhaupt Allen, welche durch die Krisis gelitten haben, uͤberlasse, sich zu helfen, so gut sie koönnten, während man von der Regierung den Vorschlag zu allgemeiner Abhuͤlfe des Uebels erwartet habe, wie denn auch wirklich die Einberufung des außerordentlichen Kongresses selbst nur das Resultat der allgemein geäußerten Ueberzeugung

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gewesen sey, daß es der gemeinsamen Bemuͤhung der Rai gen esie Der Courier aͤußert sich zufriedener uͤber die Botschaft. ie beschraͤnkt sich“, sagt dieses Blatt, „bloß auf den einen Gege stand, um dessenwillen der Kongreß sich versammelt hat, nan lich auf die Circulations-Frage in allen ihren Beziehungen Der Praͤsident geht auf die Prüfung der Ursachen der leß Handelskrisis ein, und wahrscheinlich wird es wohl nur Wem geben, die den meisten von ihm uͤber diesen Gegenstand ausgt sprochenen Ansichten nicht beistimmen. Er giebt den aus warn gen Glaͤubigern der Vereinigten Staaten die beruhigende, um wie wir glauben, zuverlaͤssige Versicherung, daß die endlij Zahlung ihrer Forderungen keinem Zweifel unterliege. „Ee sind“ “, sagt er, „„durch ein Land gesichert, das durch die Erzen

und Legislatur beduͤrfe, um die Kalamität zu

nisse seiner Industrie hinreichende Mittel zur Liquidirung darbietn und durch das offenbare Interesse jedes Kaufmannes, dun schnelle Anwendung jener Mittel einen bis jetzt hohen Kren

zu erhalten.“ Der Praͤsident uͤberschaͤtzt, wie wir glauh⸗ weder die Huͤlfsmittel des Landes,

Kaufleute, die, ungeachtet der beispiellosen Handels- Kris

welche sie uͤber sich gebracht haben, doch mit Ehren daraus hi Er erklaͤrt sich uͤbrigens auf das entsts denste gegen die Errichtung einer National-Bank und setzt s

vorgehen werden.

weitlaͤuftig auseinander, wie es durchaus angemessen sey, ? alle Geldgeschaͤfte des Staates in dem gesetzmaͤßigen Cireu tionsmittel gefuͤhrt wuͤrden.“

Das New-⸗Yorker Paketschiff „Roscoe“ hat 11,000 Sg reigns und etwa eben so viel in Silber uͤberbracht. Das ) ketschiff „Washington“, welches Portsmouth am 19. Aug

verlassen hat, war im Einsegeln in den Hafen von New

begriffen, als der „Roscoe“ abging.

Nachrichten aus Central-Amerika zufolge, grassirhn selbst die Cholera. In San Salvador waren in 19 2m daran 1300, in Tonganata in 21 Tagen 1200 Menschen!

in vielen anderen Dörfern * Theile der Bewohner gestor In zweien der Indischen Dorfer, unfern San Salvador,! ren die Indianer in Masse aufgestanden und hatten meh Einwohner unter dem Vorwande ermordet, der Praͤsident Republik und Andere haͤtten alle Fluͤsse vergiftet, um die Am zu toͤdten, wovon der Beweis der sey, daß keiner der Net gestorben wäre. Die Indianer glaubten ferner, daß das h den Englaͤndern uͤbergeben werden wuͤrde. Sie hatten en Englaͤnder, der an dem Ufer des Flusses Limpy nach ein Maulesel suchte, beschuldigt, den Fluß vergiften zu wollen, ihn ermordet. Man fuͤrchtete, daß diese Tumulte und die vorstehende Praͤsidenten⸗Wahl der Republik zu einer allgen nen Revolution fuͤhren wuͤrden.

Schweden und Norwegen. „Stockholm, 28. Sept. Das heute hier angekomm Carlscroner Wochenblatt beschreibt den festlichen Empfang? Königs in Carlscrona. Am igten wird die Buͤrgerschaft ihre Koͤnigl. Gaste ein Mittagsmahl im Freimaurer-Saale geben.

Das Abendblatt ist von neuem mit Beschlag belegt,

daß es seinen vor wenigen Tagen angenommenen Namen, d

„Neunte Abendblatt“, schon wieder hat umwandeln muͤssen u heute Abend als das „Zehnte Abendblatt“ erschienen ist, ind es die Beschlagnahme, weiche heute Nachmittag erfolgt ist, in

anzeigt. n n r . Kopenhagen, 29. Sept.

zur Bestimmung des Quartal-Courses die Zettel dein Sit wieder ganz gleichstellt, so daß 100 Species gleich 260 Reich bank⸗Thaler⸗Zettel sind.

noch die Rechtlichkeit

Ein Plakat der Daͤnish Kanzlei macht bekannt, daß, in Uebereinstimmung mit dem niglichen Befehle vom 6. April 1813, das bestaͤndige Com

„so wie die Mittheilungen, welche der Senat in Bezug auf tschiedene dieser Angelegenheiten den drei Residenten zu achen hat, und den Einfluß, welchen diese darauf auszuuͤben üben.

Deutschlan d.

Munchen, 29. Sept. Ihre Königl. Hoheiten der Kron⸗ kinz und die Kronprinzessin von Preußen sind diesen Mittag f ihrer Reise uach Tegernsee durch unsere! Stadt gekommen. hre Majestät die Königin von Sachsen wird in den ersten agen der naͤchsten Woche gleichfalls in Tegernsee eintreffen, selbst jedoch nur acht Tage verweilen. Auch die Allerhoͤchsten errschaften in Berchtesgaden werden der Koͤnigin Mutter nen Besuch abstatten, und die hohe, allverehrte Frau wird so pn dem vollen Kreise ihrer geliebten Kinder und Enkel be— üickend und begluͤckt umgeben seyn. Se. Koͤnigl. Hoheit un— Kronprinz, der nun nach Hohenschwangau zuruͤckgekehrt ist, ll, wie die Sage geht, gesonnen seyn, bald wieder eine groͤ—⸗ re Reise zu unternehmen.

Eine Anzahl Bayerischer Edelleute aus mehreren Provin⸗ n des Königreichs ist neuerlich in einen Verein zur Bildung er Praͤbenden⸗Stiftung fur Toͤchter adeliger Familien zusam— engetreten. Die heutlge Nummer des egierungs⸗Blattes ingt, die Allerhöͤchste Bestaͤtigung dieses Vereins? Die be— effende Bekanntmachung lautet also: „Staats⸗Ministerium des nnern. Nachdem mehrere Adelige des Koͤnigreichs den eh— nvollen Entschluß gefaßt haben, eine Praͤbenden⸗-Stiftung zu unsten unverehelichter adeliger Fraͤulein zu gruͤnden, und zu n Ende in einen Verein zusammentreten, so werden die Aller⸗ öchst bestaͤtigten Satzungen dieses Vereins mit dem Bemerken ind gegeben, daß 1) der beabsichtigten Stiftung die Benen— ng „allgemeine adelige Fräulein⸗Stiftung in Bayern“ be⸗ sligt ist, daß dieselbe 2) in dem Falle ihres Zustandekommens sch der Natur ihres Zweckes in die Neihe der milden Stif⸗ sngen eintritt, und daher auch von Rechtswegen aller jener srivilegien, Rechte und Vorzuͤge theilhaftig wird, welche die sfsetzs den milden Stiftungen beilegen, daß 3) dieselbe gleich

en uͤbrigen auf gleichen Voraussetzungen beruhenden Stif⸗ nen der unmittelbaren Kuratel des Königl. Staats- Min! riums des Innern untergeordnet und insbesondere gehalten „diesem mit Schlusse eines jeden Jahres seine summarischen gecchnungs⸗Auszuͤge, und auf jeweilige Aufforderung die Rech⸗ ungen selbst zur Einsicht vorzulegen, und daß endlich ) dem Verein vohl als der Stiftung ein eigenes Siegel zukommt, welches goldnen Felde ein Edelfraͤulein mit purpurrothem goldver— 'mten Gewande, blau und weißer Binde und goldener Ro⸗ nkrone darstellt, deren rechte Hand einen Kranz von rothen nd weißen Rosen traͤgt, wahrend die linke auf der Stiftungs⸗ rkunde ruht, und aus der Hoͤhe herab ein Stern, als Sym— ol der Erhaltung und Begluͤckung leuchtet. Muͤnchen, den 7. Sept. 1857. Auf Sr. Koͤnigl. Majestaͤt allerhoͤchsten Befehl: sürst von Oettingen -Wallerstein. Durch den Minister der Heneral-Secretair: Fr. v. Kobell.“

Die Herbst-⸗Uebungen unserer Garnison, die seit einigen Fochen durch Trommelschlag und Janitscharen⸗Musik die Stra⸗ n unserer friedlichen Stadt kriegerisch beleben, schließen uͤber⸗ lergen mit einem Brigade-⸗Manoͤver der sechs hier befindlichen gnfanterie⸗Bataillone.

Die guͤnstige Entscheidung der Kammer uͤber das Expro⸗ sations-Gesetz macht hier einen angenehmen Eindruck. Der hnister des Innern, Fuͤrst von Oettingen⸗-Wallerstein, hatte hrauf hingewiesen, daß die Eisenbahnen in Bayern nicht bloß agmente seyn, sondern von der suͤdlichen bis zur noͤrdlichen ranze des Landes sich erstrecken wurden. Der Geheime Le⸗ ntions-Rath von Abel gab zu verstehen, daß, wenn dem Ent—

Jurfe die Zustimmung versagt wuͤrde, die Regierung die Eisen⸗ hahnen, ein dringendes Beduͤrfniß der Zeit, doch nicht fallen

Die drei aͤltesten fungirenden Geistlichen in Danemark silassen würde, sondern sie nach Umstäͤnden selbst für eigene Rech⸗

Dr. theol. Kofoed, Pfarrherr der heiligen Geist⸗-Gemeinde in) penhagen, geboren 17523, Kandidat seit 1778; Hentze, Pft herr auf den Faroe-Insein, geboren 1753, Kandidat seit i und Horn, residirender Kapellan und Pfarrer am Hospital Horsens, geboren 1753, Kandidat seit 776. Der 174 gehn Probst Seger Malling Beier ist kuͤrzere Zeit im Amte Al ebengenannten.

Die Kjsbenhavns po st meldet: „Am Mittwoch, del September, fand sich der Vogt des Koͤnigs auf dem Fried Hospital ein, wo der pensionirte Lieutenant, Kriegs—-⸗AUssesse— hingebracht war, damit sein Geistes-Zustand untersucht t koͤnne, und arretirte ihn. Arrestat soll in letzterer i fortwaͤhrend befugt gefunden haben, den Koͤnig mit seinch vat-Angelegenheiten zu inkommodiren und namentlich . suchen, eine Korrespondenz einzuleiten, in welcher er nicht die Achtung bei Seite setzte, welche er dem Regenten ak chen schuldig ist, sondern sogar die Regeln verletzte, welch gemeine Hoͤflichkeit zu beobachten gebietet. Die Unterstt soll inzwischen nicht die Resultate geliefert haben, welche zu erwarten Ursache zu haben glaubte, indem sowohl die Ii als seine Familie erklaͤrt haben, daß keine Geistessch wach. ihm bemerkbar sey, noch gewesen sey, daß er aber vielhh wohl von einer oder der andern fixen Idee besessen seyn kin welche ihn zu sehr unuͤberlegten Handlungen habe veranhh koͤnnen. Daß wir uns nicht auf die naheren faktischen ln staͤnde dieser ungewoͤhnlichen Begebenheit einlassen, ist mn, wovon man leicht den Grund wird einsehen konnen, n iii. sen wir, um Mißdeutungen zu vermeiden, bemerken, diß du Arrestat eine, im Verhaͤltniß zu seiner bisherigen Stellung n Staate, sehr reichliche Penston genoß, so daß er auch in di Hinsicht der Regierung Dank schuldig war.“

Freie Stadt Krakau.

Krakau, 29. Sept. Durch zwei Bekanntmachungen! 9. September bringt der hiesige Senat mehrere Veraͤnden gen zur oͤffentlichen Kenntniß, welche die drei hohen S ö maͤchte in dem organischen Statut uͤber die politischen Versan lungen und in dem organischen Statut über die inn ere Ein tung des Senats angeordnet haben, und die dem Senat ö den Residenten der drei Höoͤfe ünterm 9. August mitgetheilt w den sind. Diese Abänderungen und Ergaͤnzungen betieffen Fuͤhrung und den Druck des Journals der politischen Versan lungen, die Wahl der Senatoren, die Ben i ligung Budgets, die Vergusgabung der offentlichen Gelder h. den Senat, die Prorogirung der Reichstags-Berathmn wenn in der Repraͤsentanten-Versammlung nern vorkommen, die Ermaͤchtigung des Senats, Prasiden Senats -⸗Beschluͤsse, welche mit Stimmenmehrheit angenem worden, zu suspendiren, die Fuͤhrung der Senats Prot die Ernennung des Polizei-Direktors oder Miliz Command die Beurlgubung von Polizei-Beamten und die Volt. in waltung uͤberhaupt, deren oberster Chef der Senats-Praͤ

g ausführen konnte, unter Zugrundlegung des Gesetzes vom ahre 1315, das den Grund⸗Eigenthuͤmern weit weniger Vor—⸗ eile und Garantieen bietet, als der neue Entwurf, dessen , durch die Reichsraͤthe die Regierung bereits an— annt hat. n von Schubert ist von seiner langen Kreuzfahrt sch dem heiligen Lande gestern in Muͤnchen wieder ange— mmen.

Augsburg, 1. Okt. In der Allgemeinen Zeitung m heurigen Tage liest man: „Wir haben mehrfach der te erwahnt, welche Sir Edmund Lyons, nach der Versiche⸗ ng Englischer Blaͤtter, an Herrn von Rudhart gerichtet hat, nd welche, hoͤchst auffallend in ihrem ganzen Tone, noch auf⸗ lender dadurch wurde, daß sie sogleich der offentlichen Presse in ngland uͤberantwortet wurde, mit Kommentaren, welche Jedem 6unwuͤrdig erscheinen mußten, der die geistvolle, thatkraͤftige hesönlichkeit des Staatsmannes kennt, an den sie gerichtet burden. Wenn die Englischen Blaͤtter die ungereimtesten Be—⸗ btgnisse beifüͤgten z. B., daß man ein Desterreichisches Decupations-Corpg nach Griechenland berufen werde W so sserten sie damit den besten Maßstab fuͤr ihre blinden Ver— uglimpfüngen, Die Allg. Zeitung hat in gar vielen fruheren lrtikeln über Griechenland gezeigt, daß sie in Betreff der An— legenheiten dieses Landes nicht bloß als Bayerisches, sondern i Curopaͤisches Blatt sich betrachte. Sie wird also, wenn sie annächst die dortigen Verhaͤltnisse etwas naͤher beleuchtet, und fich die Kehrseite dieser Note zeigt, nicht befürchten durfen, der mnseitigen Parteinahme fuͤr einen Bayerischen Staatsmann be— Lid zu, werden. Haͤtte die Allgemeine Zeitung sich im fande gesehen, auch in den letzten Monaten mit gleicher Of— ö. uͤber die Griechischen Dinge zu reden, wie fruher, so 56 jetzt die Englischen und Franzoͤsischen Anklagen nicht, , stummen Presse gegenuͤber, eben in diesem Mangel an Wi— legung eine Art Rechtfertigung finden, sondern es wuͤrde ih— n,jede Widerlegung im voraus begegnet seyn, so daß das öf⸗ sneche Urtheil darauf vorbereitet und im Stande gewefen waͤre, ö ö ihrem Werthe zu schaͤtzen. Die Erlaubniß aber, die m Note, nach der Uebersetzung des „Journal des Debats“, ; [ mg mitzutheilen, ist ein guͤnstiges Vorzeichen, daß auch . 1 mmentaren die gleiche Freiheit werde gegeben wer- Er 6 (Folgt nunmehr die Mittheilung der bekannten Note

r Edmund Lyons in Franzoͤsische Sprache.)

Stuttgart, 29. Sept. (D. Cour.) Se. Majestaͤt der en War helcher im Anfang dieser Woche von den Manoͤvern hen eta mb erßischen Armee, Corps, die zur hoͤchsten Zufrie— ö gefallen seyn sollen, in hiesige Residenz zuruͤckgekehrt ö . . ei seinem Erscheinen im Theater am Mittwoch, als . ah essen Geburtsfeste, von dem zahlreich versammelten . 9 herzlichsten Freudenruf begruͤßt. Es wurde . . „Puritaner von Bellini, aufgefuͤhrt. Der rig gn erg so freudige Tag wurde in oͤffentlichen und

irkeln mit Freude und Herzlichkeit und mit aufrichti—

gen Wuͤnschen fuͤr die Erhaltung des guten, geliebten Monar— chen gefeiert. Im Vur ger Heil f u fen und ft von mehr als 2060 Couverts statt, im oberen Museum ein glaͤnzender Ball. Das Volksfest, welches gestern in Cannstadt abgehal⸗ ten wurde, war von dein schoͤnsten Wetter beguͤnstigt, und eine große Volksmenge, man kann sie wohl auf 12 15, 0 G0 Menschen schaͤtzen, stroͤmte hinzu. Se. allgemeinem Lebehoch empfangen. Bis spaͤt in der Nacht wogten Menschen und Wagen auf der Straße von Cannstadt nach Stuttgart, und soviel wir gehort haben, fiel nicht die geringste Unordnung vor.

Die zum Mandver an der Donau ausgeruͤckten Trup⸗ pen werden dieser Tage wieder in ihrer Garnison zuruͤck er⸗ wartet. ;

0 eich.

Wien, 25. Sept. (Schles. 3tg.) Ein zwischen Lokwe und Mrzlawodicza im Agramer Komitate, 4 Meilen von Fiume, mit seinem 13jaͤhrigen Sohne reisender Engländer kam am 1zten v. M. nach Skadra und bewies seine feine Bildung hier schon dadurch, daß er dem Stations⸗Haiducken (weil er nicht gleich einen Wagen bekam) und dem etwas zu spaͤt gekom— menen Kutscher das uͤbliche Trinkgeld mit Schlaͤgen entrich— tete und selbst den Ortsrichter nicht ganz ö ließ. Beim Eintreffen in Lokwe erzaͤhlte der Kutscher dem dortigen Stations Haiducken den Vorfall in Skadra, der sich deshalb um so eiliger um Wagen und Pferde umsah. Nachdem diese angekommen waren, zeigte er dies dem Reisenden an und bat wegen der Saumseligkeit des Kutschers um Vergebung, welche Bitte von dem ihn nicht verstehenden Briten mit Bruststoͤßen erwidert wurde. Der neue Kutscher hatte ungluͤcklicher Weise etwas schwaͤchere Pferde, wurde aber dessenungeachtet von dem Reisenden durch „Marsch, Marsch!“ und derbe Ruͤckenstoͤße ununterbrochen zu immer schnellerem Fahren angetrieben, so daß die Pferde bald mit Schaum ganz bedeckt waren. In dieser Noth klagte der Kutscher einem ihm auf der Straße entgegen⸗ kommenden Burschen, daß er die ermuͤdeten Pferde gern ein wenig ruhen lassen moͤchte, weshalb dieser die Pferde beim Zaume aufhielt, und dem Reisenden in seiner Sprache begreif⸗ lich zu machen suchte, daß die Pferde der Ruhe noͤthig hatten. Statt der Antwort stieg der nicht verstehende Engländer aus dem Wagen und schlug auf den Burschen los, und als dieser davon lief, schoß er sogar ein Pistol nach ihm ab, das gluͤckli⸗ cherweise nicht traf, setzte sich hierauf in den Wagen und trieb die Pferde eigenhaͤndig an. Allein er kam auf diese Weise nicht weit, indem der Bursche und der fruͤher abge⸗ stiegen, Kutscher ihm nachliefen und durch ihren Laͤrm viele Menschen herbeiriefen. Unter diesen befand sich auch der Ortsrichter, auf den, wie er sich dem Wagen naͤherte, der Sohn des Reisenden ein Pistol abschoß. Als sich der Reisende so⸗ nach eingeschlossen und umringt sah, versuchte er es noch, sich mit dem Saͤbel einen Weg zu bahnen, allein nun war die Ge— duld der Leute zu Ende und sie griffen jetzt mit einem Stein— regen ihn an, wodurch er mehrere Wunden erhielt. Trotz dem wollte er sich noch nicht ergeben, fiel aber beim Zurůckziehen uͤber einen Stein und schlug sich dabei eine große Wunde in den Kopf. Hierauf wurde er ergriffen und in Ketten gelegt, um zu dem betreffenden Stuhlrichter abgefuͤhrt zu werden. Dieser kam aber gluͤcklicherweise den läten nach Lokwe, wo noch am naͤmlichen Tage auch der Großbritanische Konsul von Fiume, von dem Vorfalle benachrichtigt, mit einem Arzte eintraf. Der Stuhlrichter bergab Letzterem den Verwundeten, der sich nun in Fiume heilen läßt, sein Sohn ist unverletzt geblieben. Ein bedauerlicher Umstand bei diesem Vorfalle war, daß der Englaͤnder keinen eigenen Wagen hatte, sondern von einen Sta⸗ tion zur andern einen Bauernleiterwagen nehmen mußte. Söonst wurde man ihm gewiß manches nachgesehen haben, so aber hiel⸗ ten ihn die Leute, die nur auf das Aeußere sehen, fuͤr einen Spion, welcher Verdacht durch seine Unkenntniß der Sprache, seine Eile und Rohheit bestärkt wurde. Oder hat der Herr Reisende vielleicht irgendwo gelesen, daß die Bauern in Ungarn so wie die Neger in Jamaika zum Dienst mit Pruͤgeln getrie—⸗ ben werden müssen? Jedenfalls muß man von der Bildung und Sanftmuth desselben, da er dazu noch ein Geistlicher seyn soll, einen sonderbaren Begriff bekommen. Pruͤgel und die zwei Pistolenschuͤsse hat er dem verhoͤrenden Stuhlrichter sogleich ein⸗ gestanden. Fuͤr die Richtigkeit dieser Darstellung buͤrgt die allgemein bekannte Wahrheitsliebe und der Charakter des be—

treffenden Stuhlrichters, von dem wir diese Mittheilung er—

hielten.

Pesth, 23. Sept. Gestern Nachmittags ist Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Palatin, von seiner Reise nach Bad Ems zuruͤckkehrend, im erwuͤnschtesten Wohlseyn wieder in Ofen an⸗ gekommen und im Königl. Resid enz ⸗Schlosse abgestiegen. Er ward. von den Behoͤrden und den Honoratioren Ofens und Pesths empfangen, und von einer zahlreichen Volksmenge ju— belnd begruͤßt. Abends waren die dlei Schauspielhaͤuser beider Vachbarstaͤdte, so wie die ganze praͤchtige Donau-Fronte der Stadt Pesth, festlich erleuchtet.

Deutsche Blatter haben zur Zeit ausfuͤhrlichen Bericht uͤber die tumultuarischen Auftritte erstattet, die vor einigen Jahren, bei Gelegenheit der Restauration des Heveschen Komitats zu Er— lau stattgefunden, und wobei die Aufwiegler sich namentlich ge⸗ gen die Person des dortigen Obergespans, des berühmten Erz⸗ bischofs Pyrker (des Deutschen Epikers), grobe Insulten er— laubten. Schon vor langerer Zeit ward' von der Regierung eine Deputation ernannt, um die Sache an Ort und Stelle zu untersuchen und die Schuldigen zu bestrafen. Der Aus— spruch dieser Deputation ist auch schon vor mehreren Monaten erfolgt. Die Angelegenheit kam aber darauf zu der Koͤniglichen Tafel in Pesth, als erstem Appellations-Gericht, und vorgestern, am 1Iten d. M., erfolgte das Verdikt derselben, das auf be— deutende Verschaͤrfung der Strafe lautete.

It al

Rom, 21. Sept. Neapel will nicht allein gegen hier, sondern auch gegen Frankreich, Sardinien und Toscana die Absperrung zu Land und See in ihrer ganzen Ausdehnung er— neuern. Von der Paͤpstlichen Reglerung sind nun mobile Ko⸗ lonnen Dragoner errichtet, welché das Land durchziehen und die diesseitigen Ortschaften zwingen, sich den getroffenen Ver— ordnungen zu fuͤgen, und die Thore fuͤr die freie Passage der Landstraßen zu oͤffnen. Sie haben bereits mehrere Widerspen— stige hierher gefangen gebracht. Die Bewohner von Foligno und Spoleto, welche in Furcht und Angst leben, daß die Cho⸗ lera von Terni eingeschleppt werden moͤchte, wurden uͤberdles durch ein Erdbeben heimgesucht, welches sich in sieben Stoͤßen wiederholte, gluͤcklicherweise ohne sonderlichen Schaden anzu— richten. Die Nachricht aus Tivoli, wonach dort ein Arzt er⸗

Masestaͤt wurde auch hier mit

mordet seyn sollte, hat sich als unwahr ergeben, da es bloßen Drohung, ihn zu erschießen, ger ; . * Die Leipziger Allgemeine Zeitung enthalt über die Cholera in Rom einen Bericht vom 19. eptember, in welchem es heißt: „Obgleich eine vorausgegangene siebenjaͤhri ge Erfahrung die hiesigen Behörden haͤtte zar m n belehren köon⸗ nen und sollen, traf dennoch die einbrechende Seuche das ganze Land, Regierung wie Volk, ohne alle Vertheidigung. Die ZJi⸗ nanzen, durch die Kosten der Gesundheits? Kordoms erschöpft wiewohl die Nutzlosigkeit der Absperrungen laͤngst bis zur Evi⸗ denz erwiesen war, reichten zur Errichtung von Hospitaͤlern nicht mehr hin. Man war, um Zeit fuͤr die unerlaͤßlichsten Vor⸗ kehrungen zu gewinnen, genoͤthigt, mehrere Wochen hindurch das Daseyn der Krankheit uberhaupt zu leugnen; man mußte, das Volk zu beschaͤftigen, oͤffentliche Gebete veranstalten, und Prozessionen, wobei sich die gesahmte Roͤmische Bevoͤlkerung, . Theil barfuß und mit unerhoͤrter Gemüths Aufregung und anatischer Inbrunst zusammenfand, und wodurch die Intensitaͤt der Krankheit nur zu bald zum Steigen gebracht wurde. Un— terdeß hatte man einige kn en getroffen, aber so eilig und unvollständig, daß z. B. in dem ospital des am meisten lei⸗ denden Stadtviertels, in St. Marias Fraste vers eine große An⸗ hh Kranker keine Bettdecken vorfand, und aus Mangel an aum im Hofe liegen mußte, bis durch Wegschaffung von Tod ten im Innern Platz fuͤr sie geworden war. Da nirgend von Amtswegen Aerzte bestellt worden, blieben anfangs die meisten Kranken stunden- und tagelang ohne Huͤlfe; endlich machte die Regierung, um nur einigermaßen das Entsetzen und die Ver⸗ zweiflung zu mäßigen, die Errichtung von Rettungshaͤusern be⸗ kannt; aber die Angehörigen der Erkrankten fanden nur die Haͤuser, nicht aber die Rettung. Zur Fortschaffung der Kran— ken mangelte es anfangs an Fuhrwerken und Pferden; man spannte Esel vor, was die Ankunft der Leidenden in den Hos⸗ pifälern freilich nicht beschleunigte; dagegen übereilte man das Abfuͤhren der Todten, so daß (leider auch Lebende mit fortge— nommen wurden, von denen Einige, wir wollen wuͤnschen, daß es Alle gewesen, unterweges noch gluͤcklich genug waren, sich zu befreien. Dem Mangel erst an schneller, dann an zweckmaͤ— iger ärztlicher Huͤlfe und der Verlassenheit so vieler Kranken ist es, nach der Ueberzeugung aller Sachkundigen, zuzuschreiben, daß die Zahl der Todten hier eine Hoͤhe erreicht hat, die, so viel bekannt ist, in ihrem Verhaͤltniß zur Einwohnerzahl nur noch in Palermo und in Lemberg uͤberboten worden. An eini— gen Tagen namlich ist sie weit uͤber 400 gewesen (obgleich offi⸗ ziell nie mehr als 217 angegeben worden) und im Ganzen ist anzunehmen, daß, seit die Krankheit erschienen, also seit etwa s Wochen, die Zahl der Todten zwischen 7 und 800d ist. Viele sind allerdings auch Hpfer ihres eigenen Unverstan— des geworden, oder uͤbermaͤßiger Räucherungen, durch die sie sich zu schuͤtzen glaubten schlechter Nahrung, weil sie auf keine Warnungen horten, und allzuaͤngstlicher Ab sperrung. Selbst die een Te hr! ließ Niemand in ihre Buͤreaus und verkehrte mit dem Publikum durch eine enge in der Mauer angebrachte Oeffnung. Danach hielt sich jeder Pri— vatmann, jedes Dorf der Umgegend, jedes Staͤdtchen fuͤr be⸗ fugt, sich seinerseits abzusperren, um so mehr, als in einem Edikt, das zum Behuf offen licher Troͤstung die Ausstellung des heiligen Kreuzes, des Gesichtes Petri uns des Fingers Pauli, nebst anderen Reliquien befiehlt, die Contagiosität der Cholera offiziell von der Regierung proklamirt worden! Als hiernach ein paͤpstliches Edikt erlassen ward, das die Aufhebung aller Kor—

dons in einem Umkreise von etwa 36 Miglien um die Stadt

Rom anordnet, ward diesem Edikt mit der Bemerkung, daß die Regierung den Staäͤdten und Flecken nicht befehlen könne, sich vorsaͤtzlich anstecken zu lassen, der Gehorsam verweigert. Fremde, die im Vertrauen auf dieses Edikt ihre Koffer gepackt, Wagen gemiethet und abgereist waren; sahen sich, die Einen vor Viterbo, die Anderen vor Civita Castelläna mit vorgeh alte⸗ nen Flinten empfangen, und waren trotz Bitten, Vorstellungen und selbst Geldanerbieten, genoͤthigt umzukehren. In Viterbo ist seither nun die Cholera ungeachtet allen Absperrens ebenfalls ausgebrochen. Andere Ortschaften, wie z. B. Palestrina, ver⸗ harren noch setzt im Ungehorsam, und Dragoner, welche vor— gestern zur Aufhebung der Sperre dorthin gesandt worden, sind unverrichteter Sache, da sie nicht eingelassen wurden, keine In⸗ structionen hatten und uͤberdies, in Feldjacken und Mutzen, zum Angriff nicht geruͤstet waren, wieder zuruckgekehrt.“

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Konstantinopel, 13. Sept. (O est. Beob.) Ein Er— eigniß, welches beim hiesigen Publikum das groͤßte Aufsehen erregte, ist die plotzlich erfolgte Entfernung Pertew Pascha s von dem Posten eines Umuri⸗Mulkie⸗Nasiri oder Ministers des Innern und dessen Verweisung nach Adrianopel. Dieser Groß— herrliche Befehl wurde gestern Morgen erlassen, und wenige Stunden darauf war Pertew Pascha bereits auf dem Wege nach seinem Exil. An dessen Stelle wurde Elhadsch Mehmed Aakif Efendi, vormaliger Minister der auswaͤrtigen Angelegen⸗ heiten, zum Umuri-MulkieNasiri ernannt. Auch der Bruder Pertemw Pascha's, Emin Efendi, wurde seiner Stelle als Auf⸗ seher uͤber die Kriegs-Munitionen enthoben und durch den ehe— maligen Defterdar Hadschi Ali Bey ersetzt. Ersterer soll, nach⸗ dem er Rechnung uͤber seine Administratelon abgelegt, ins Exil nach Konieh abgehen. ö . . Gesundheitsstand der Hauptstadt hat sich merklich ge⸗ essert.

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In Berlin sind von gestern auf heute 18 Personen als an der Cholera erkrankt und 14 als . selben verstorben angemeldet worden.

Berlin, 4. Okt.

Wenn verschiedene Zeitschriften des Notbstandes, welchen die jetzt herrschende Epidemie der Cholera herbeiführt, erwähnen, und zur Unterstützung der durch den Tod ihres Bersorgers in einen Zuftand der Dürftigkeit versetzten Familien auffordern, so verdienen die des⸗ fallsigen Bemühungen der Behörden und einzelner Privatpersoncn gęwiß alle Billigung und auch in sofern befondere Berücksichtigung, als es seit der bei der Königlichen Allgemeinen Wittwen⸗-Verpflegungs⸗ Anstalt eingetretenen Beschränfung, nach welcher jetzt nur noch die Aufnahme unmittelbarer Staats diener gesiattet ist, den Privatperso⸗ nen an Gelegenheit gefeblt hat, noch während ihrer Lebenszeit ihren Ehefrauen und Kindern selbst ein nothdürftiges Auskommen für die Zukunft zu sichern.

So fühlbar diese Beschränkung für viele Familien, insbesondere für die der Kommunal- und ständischen Beamten, für die der Justiz⸗ Kommissarien und Aerzte geworden, eben so sebr wurde die Trrich- tung eines der Königlichen Anstalt ädbnlichen Instituts dringendes Bedürfuiß. Und dennoch ist zur Errichtung cines solchen, den Wob!⸗ stand vieler Familien erhaltenden Instituts, bisher nicht geschritten

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