1837 / 304 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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mich neben ihm auf der Ottomane niederzulassen, worauf fuͤr

ihn und mich Pfeifen und Kaffee gebracht wurden. Seine 6 behandelte mich durch die Art feines Empfanges mit der groͤßten Courtoisie, fast als seines Gleichen, und der einzige markirte Unterschied bestand darin, daß, obgleich die Pfeifen zu gleicher Zeit von zwei Dienern gebracht würden, doch ihm die seinige einige Sekunden fruher präsentirt wurde, ferner auch nur meine Pfeife, nicht aber meine Tasse, ganz so reich als die fuͤr ihn bestimmte, mit Diamanten besetzt war. Spater, als ich mit dem Vice⸗-Koͤnig reiste, fielen selbst diese kleinen Unter⸗ schiede weg. Ich begann das Gespräch mit den bei den Orien⸗ talen ebenfalls zur Etikette gehoͤrenden Sanitaͤts-Komplimenten, und eilte dann, meinen Dank fuͤr die Freundlichkeit und edle Gastfreiheit auszudruͤcken, deren Se. Hoheit mich wuͤrdige, was, glaube ich, nicht so ganz der Tuͤrkischen Sitte gemaͤß war. Denn Mohammed ⸗Ali schuͤttelte lachend den Kopf, erwiderte dann aber verbindlich: wenn ein fremder Mann von Ansehen so weit herkaͤme, ihn zu besuchen, so ware es wohl das Wenigste, was er thun koͤnne, ihm durch moͤglichst gute Aufnahme seine Freude dar— uͤber zu bezeugen. Er bedauere nur, setzte er mit großer Bon—⸗ ommie hinzu, daß ich, gegen Europa gehalten, Alles hier noch . unvollkommen finden muͤsse. Dies gab mir die natuͤrlichste Gelegenheit, mein Erstaunen uͤber die Wunder auszudrucken, die ich bereits in Alexandrien und Kahira gesehen, und ich bat im voraus Se. Hoheit, mir zu verzeihen, wenn der Enthusias⸗ mus, den so Außerordentliches in mir erwecke, meinen Worten das Ansehen der Schmeichelei gaͤbe, da sie doch nur der treue Ausdruck meiner Empfindungen und der 3. Verehrung fuͤr einen Fuͤrsten waren, der dem Orient jetzt Das sey, was einst Peter der Große fuͤr Rußland gewesen. „In wie viel Zeit Fiel Mohammed-Ali lebhaft ein hat Peter der Große seine Marine hergestellt, und aus was fuͤr Schiffen . Ich ömuß gestehen, daß ich im Augenblick weder Eins noch das Andere wußte, aber wohl bekannt mit der Regel, daß man große Herren nicht ohne Antwort lassen darf, gab ich in Erwiderung der uner⸗ warteten praktischen Frage e ien, an, die zu verifiziren gluͤck⸗ licherweise Niemand gegenwaͤrtig war, schnell hinzufägend, daß zu des Zars Zeiten diese Branche uͤberhaupt unvollkommener als jetzt gewesen sey, und daher die Resultate in jeder Hinsicht auch nur weit geringer hätten ausfallen koͤnnen, als die Sch op⸗ fungen des Vice⸗Koͤnigs, die wahrscheinlich einzig in ihrer Art in der Geschichte dastaͤnden. Und damit sagte ich nur die Wahrheit: „Wohlan fuhr Mohammed - Ali fort ich will nicht leugnen, daß hier mehr als Alltägliches geschehen ley, und ich habe gestrebt, den Beispielen großer Maͤnner zu folgen, so weit ich es vermochte. Es ist auch wahr, daß ich jetzt mit mehr Beruhigung fortarbeiten kann. Ich stehe nicht mehr wie fruͤher ganz allein. Man faͤngt an, mich zu verstehen, und die Maschinerie ist im Gange. Doch nur meine Enkel koͤnnen ärndten, was ich gesaͤet habe. Wo eine so tiefe Barbarei herrschte als hier, wo eine so voll— stͤndige Aufloͤsung aller gesünden Staats-Verhaͤltnisse stattfand, wo ein so ganz unwissendes, zu Allem unfaͤhiges Volk lebte da kann die Civilisation nur langsam wieder emporwachsen. Sie wissen, daß Aegypten einst das erste Land der Erde war, jetzt ist es Europa; mit der . nimmt die Aufklaͤrung vielleicht auch hier von neuem ihren Sitz. Es schaukelt ja ewig Alles in der Welt!“ Er fragte mich hierauf, wie ich Kandia gefunden, und ich konnte nur mit groͤßter Gewissenhaftigkeit erwidern, daß ich nirgend die Griechen wahrhaft freier, wohlhabender, und groͤßtentheils selbst zufriedener angetroffen habe, als dort, ich aber auch uͤberzeugt sey, dast des Vice-Köoͤnigs fruͤher geuͤbte Strenge, wahrend einer partiellen, durch auswaͤrtigen Einfluß fomentirten Insurrection, eben so viel als seine unparteiische Gerechtigkeit und Milde seitdem . beigetragen hatten, einen solchen erfreulichen Zustand herbeizurufen. „Sie hatten mich bei meiner Herrscherehre angegriffen erwiderte der Vice-Koͤnig —, und das darf Keiner dulden, der seine Pflicht kennt und sich selbst achtet. Im Uebrigen bin ich, im⸗ mer bereit gewesen, Alles fuͤr die von mir abhängigen Griechen zu thun, was in meinen Kraͤften stand; ja ich habe sogar, als die Europaäͤischen Mächte mir fortwährend Vorstellungen in die— ser Hinsicht machten, mich erboten, Kandia ganz nach dem Mu— ster zu regieren, das Europaͤische Weisheit in Griechenland selbst aufstellen wuͤrde, und nur gebeten, mich sobald als moͤglich mit genauen Notizen daruͤber zu versehen. Doch ist mir nie der⸗ gleichen zugekommen.“ Die Ironie dieser Aeußerung war nicht zu verkennen; ich eilte daher, das Gespraͤch auf die Fabriken und neuen Anlagen jeder Art für die Kultur des Landes zu lenken, und hier traf ich auf das Steckenpferd des Vice⸗Koͤnigs wahrlich ein würdiges für einen Souverain. Er hoffe sagte er ich wurde mit dem, was hierin bereits geleistet wäre, zufrieden seyn. Bald setzte er hinzu wird das Land im Stanöe seyn, sich im Nothfall, unabhängig von Andern, eine Zeit lang selbst genügen zu kon nen. Deshalb, und nicht bloß des Gewinnes wegen, obgleich auch dieser mir nicht entgeht, lege ich eine so große Anzahl neuer Manufakturen und Fabriken an.“ „Friedrich der Große that dasselbe“, fiel ich ein, „und man hat zu seiner Zeit genug dagegen geeifert. Dennoch dankt diesem Impuls Preußen jetzt seine hoͤhere Industrie.“ „Ueberdies fuhr Mohammed-Ali fort sind diese Etablissements in mehr als Einer Hinsicht ein kraͤftiges Civilisations- Mittel fuͤr das Volk, und wurden mir ugleich sagte er mit einem glaͤnzenden Aufblicke der lugen im Nothfall 40,000 gute Soldaten mehr lie— fern, wenn ich sie brauchen sollte. Doch wuüͤnsche ich weit mehr, daß das Schicksal mir gestatten moͤge, alle meine Kraͤfte der Industrie und dem Ackerbau allein widmen zu duͤrfen. Krieg habe ich immer nur geführt, wo er nicht zu vermeiden war, und ich bin fern davon, ihn lieben.“ Hier war mit Leichtig⸗ keit auf die glorreichen Campagnen Ibrahim's uͤberzugehen, aber, obgleich ein Wink Mohammed⸗-Alss schon seit einiger Zeit den ganzen Hof entfernt hatte und wir allein waren, ließ ssich doch der Vice⸗Koͤnig über diesen Gegenstand nur in Gemein“ plaͤtzen, oder, wenn man lieber will, in diplomatischen Phrasen aus. Doch laͤchelte er, als ich ihm sagte, es sey' Sr. Hoheit ergangen wie Suwaroff, der oft versicherte, er liebe den Krieg nicht, aber der Krieg liebe ihn und ich haͤtte zugleich, setzte ich hinzu, auf den Werften von Alexandrien wohl bemerkt, wie gut Se. Hoheit verstanden habe, sich durch den Krieg selbst die Mittel zum Kriege zu erobern, womit ich das Holz zu seinen Schiffen meinte, das ihm früher gänzlich fehlte. Der letzte Gegenstand unserer Unterhaltung bei der heutigen Audienz be⸗ traf ein anderes Lieblingsthema des Vice⸗Königs, die Erziehung der Jugend, und er schilderte mit Feuer, was er bis etzt zu die fem Vehufe gethan. Wer ihn hieruͤber gehoͤrt und dann mit eignen Augen die fast unglaublichen Resultaie gesehen hat, die ein so kurzer Zeitraum hervorgebracht, muͤßte blind seyn wollen, um zu verkennen, daß dieser Mann nur den Schein des Egoismus auf sich lud, um der Wohlthäter seines Volkes fuͤr Hahrhun, derte werden zu konnen, daß er Alles, was er unfaͤhigen Han

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den nahm und nimmt, hundertfaͤltig einer Population wieder giebt, ij mit jedem 40. einem ganz neuen, regenerirten Le⸗ ben entgegenschreitet. Er hat weder einen baaren Schaß noch einen koöstspieligen Hofstagt, ja, ungeachtet seiner so reißend an— gewachsenen Revenuͤen, ist er oft kaum im Stande, die inn, Ausgaben zu bestreiten, weil er, immer Neues ö zurücklegt. Aber man betrachte die andere Seite der 5 In keinem Lande sind verhaͤltnißmäßig die Staats- und li litair-⸗Beamten nur zur Halfte . besoldet als hier au⸗ ßer der Unzahl von angelegten Fabriken, Kanälen, Hospitalern, Schulen und Etablissements aller Art, die den Fortschritt der Civilisation bezwecken, sind in diesem Augenblicke von neuem 95 oͤffentliche Gebaͤude im Bau begriffen und 11,099 Kinder und junge Leute werden vom Vice-Koöͤnig in progressiven An stalten 6! bei uns unbekannter Profusion gekleidet, ernährt, unterrichtet und sogar besoldet! Die Einrichtung dieses, nir— end seines Gleichen findenden Erziehungswesens ist in kurzem n folgende: An der Spitze des Ganzen steht ein eigenes Ministerium des oͤffentlichen Unterrichts und des Medizinal— wesens. In jeder Provinz befinden sich Primair-Schulen fuͤr den ersten Elementar-Unterricht, wo die Kinder, wie in allen uͤbrigen Erziehungshaͤusern, freie Wohnung, Kost, Kleidung und von 13 30 Piaster monatliche Besoldung erhalten. Von hier gehen sie in die Vorbereitungsschulen über, deren sich eins in Kahira, die andere in Alexandrien befindet, und wo die Be— soldung auf 30 59 Piaster steigt. Nach vierjahrigen Studien treten sie in die hoͤhern Schulen ein, die sogenannte polytech⸗ nische in Bulak, die der Sprachen in Kahira, die der . in Tura, der Kavallerie in Dschisch, der Infanterie in Da⸗ miette, der Marine zu Alexandrien und der Mediein in Abu— Sabel, in welchen allen die Besoldung 1099 150 Piaster be⸗ traͤgt. Aus diesen Schulen, denen sich auch nech eine der Musik neuerlich angeschlossen, gingen bereits viele Lehrer und ein gro— ßer Theil der jetzigen Staaisbeamten hervor. Außerdem werden fortwährend auf des Vice⸗-Köoͤnigs Kosten viele Individuen nach Europa zur Ausbildung in jeder Art gesandt Diejenigen, welche ein Handwerk erlernen und ihre Geschicklichkeit darin hinlänglich bekunden, dotirt der Vice⸗-Koͤnig mit einem Kapital von 12,00 Piastern und er bezahlt ihre ganze Einrichtung bis auf die Werkstaͤtten und Verkaufslaͤden, deren man, in der Stadt um⸗ 3 in gllen Straßen immer neue entstehen sieht und sie eicht an der Soliditaͤt und Eleganz ihrer Ausfuͤhrung erkennt. Mit wie gleicher Generositaͤt die Marine versorgt wird und ihre eignen Anstalten hat, meldete ich bereits fruͤher, und noch viel Einzelnes dieser Art konnte erwaͤhnt werden. So fuͤhrt der Vice-Köͤnig jetzt die Vaccine ein, und da das Volk da— wider ist, zahlt er für jedes Kind, das vaccinirt wird, den Aeltern einen Piaster. In den Hospitaͤlern, die urspruͤnglich nur fuͤr das Militair bestimmt sind, wird dennoch auch jeder andere Kranke, der darum bittet, unentgeltlich aufgenommen, und wer nicht Platz findet, wenigstens gratis mit Medikamenten versehen, wie⸗ wohl die Abneigung, welche die Eingebornen gegen Hospitaͤler haben, sie selten davon Gebrauch machen laͤßt. „Ich mußte von jeher sagte der Vice-Koͤnig die Leute ier zu ihrem Besten zwingen, oder sie dafuͤr bez ah len.“ eim Abschied reichte mir Mohammed,Alli, auf meine Bitte, nach Europaͤischer Weise die Hand, was hier etwas Ungewoͤhnliches ist; ich aber setzte, enthusiastisch wie ich bin, einen hohen Werth darauf, des merkwuͤrdigen Mannes Hand in der meinigen gehalten zu haben. Er fuͤgte dann noch verbindlich hinzu, daß, da er bald nach Ober⸗ Aegypten abreise, und ich, wie er hoͤre, dieselbe Absicht habe, meine Begleitung ihm angenehm seyn wuͤrde, ich ihn aber auch, so

lange er noch hier verweile, an jedem Tage besuchen konne, wie es mir konvenire. Nach dieser gnaͤdigen Aeußerung entließ;

er mich mit einem Ausdruck wuͤrdevoller Guͤte, dessen lebendiges Bild sich mir eben so tief als der Geist seiner gehaltreichen Worte eingepraͤgt hat. Es fehlte aber auch den folgenden Un— terredungen, mit denen er mich beehrte, nicht an gleichem, ja noch sehr erhoͤhtem Interesse, nach dem Maße, wie sein Ver⸗ trauen zu mir wuchs, alle aber haben meine fruheren und er— sten Eindruͤcke nur bestaͤtigt und verstaͤr kt.“

9 nl nnd.

Berlin, 31. Okt. Bei dem verwahrlosten Zustande, in wel— chem bei der Preußischen Wiederbesitznahme der Provinz Posen das Elementar⸗Schulwesen in derselben vorgefunden wurde, kam es darauf an, demselben um so schneller und kräftiger aufzuhelfen, je mehr man von der Ueberzeugung durchdrungen war, daß vorzuͤglich in ihm eines der durchgreifendsten Mittel zur Hebung des sittlichen Werths, so wie des physischen Wohlseyns der Be— wohner des Landes angetroffen wurde. Wie es nach Maßgabe des Umfangs des Unternehmens nicht anders seyn konnte, wa— ren die hierzu erforderlichen Kosten sehr bedeutend, und wenn gleich bei Aufbringung derselben Seitens der offentlichen Kassen ede mogliche Huͤlfe geleistet wurde, so mußten doch zugleich auch die Kräfte der Einsassen selbst in Anspruch genommen werden, die allerdings wahrend der vorhergegangenen Kriegsjahre unge— wohnlich angegriffen worden waren. Mit Genugthuung muß anerkannt werden, daß namentlich die Bewohner. des platten Landes die wohlthaͤtige Absicht der Regierung richtig zu wuͤrdi— gen wußten, daß sie demzufolge die von ihnen verlangten Opfer willig darbrachten, und daß, wo dies nicht der Fall war, der Grund davon ausschließlich dem volligen Unvermögen der be— treffenden Kontribuenten beigeschrieben werden wußte. Um nun den nachtheiligen Folgen, welche aus einem solchen Unvermoͤgen nothwendig fuͤr die schnellere Foͤrderung des Zweckes entstehen muͤssen, möglichst zu begegnen, haben des Koͤnigs Majestaͤt der Provinz einen neuen Beweis Allerhoͤchstihrer landes vaterlichen Fuͤrsorge durch die Bewilligung einer jährlichen Unterstuͤtzung von 21006 Rthlr. auf die naͤchsten zehn Jahre zu geben geruht. Diese Unterstuͤtzung ist theils zur Erbauung neuer Schulhaͤuser, theils zur Unterstuͤtzung gering besoldeter Schullehrer, theils zur Einrichtung und Erweiterung der Stadtschulen und endlich zur Ausbildung von Lehrern fuͤr Land- und Stadtschulen bestimmt, und wird nicht verfehlen, sowohl die Dominien als die Ge— meinden dahin anzuregen, daß sie ihrerseits die ihnen obliegende Fuͤrsorge fuͤr ihre Schulen auf das ausdauerndste bethaͤtigen.

Vom ädsten bis 31Isten d. M. sind in hiesiger Residenz “z Personen an der Cholera erkrankt und davon 2 Personen gestorben. ö.

In Posen sind vom 26sten bis 27sten nur noch 5. Per— sonen an der Cholera erkrankt und U derselben erlegen. Der Vestand war am letztgedachten Tage 89.

Dem heutigen Blatte der Staats-Zeitung ist die vollstaͤn⸗ dige Liste der fuͤnften Ziehung der Pramien von den fuͤr dieses

Jahr zur Ausloosung bestimmten Seehandlungs- Pramien8

Scheinen beigefügt.

Mete otologische Beobachtung.

1837. Morgeng Nachmittags Abends . Nach einmaligem

Beobachtung. Quellwärme 7,49 Fluß wärme 7,0 R Bodenwärme 7,090 Ausdünstung O, 05 Niederschlag O, olo⸗

30 Oktober. 6 Uhr. 2 Uhr. 10 Uhr. ᷣ—

Luftdruch. ... 334 25 Par. 333 82“ war Bala Par. Luftwärme ... 6,619 R. 4 979 R. - 7.00 R. Thaupunkt ... 4 Jo R. 44 3,49 R. 2,49 R. Dunstsättigung 91 pCt. 60 pt. 68 pCt. Wetter . ...... trübe. heiter. heiter.

Wind ...... WSB. WES z. WB GWB. e ,, n,,

*.

Wolkenzug ... 3 SW.

Tage s mit tel 332, 29“ Par... 44 7,6 9 R.. . 3,69 R.. 73 pCt. Sy

Eerliner Börse. Den 31. Oktoher 1837.

Im tIli cher E—- nA S- iuν6 (M e, - Co n es- Zet te!

Allgemeine

Preußischt Staats-Zeitung.

Berli

36 23 . 21

n, Donnerstag den 2ten November 1837

Amtliche Rachrichten.

Fr. Cour. ö ; e Rrief. eld. Brief.

P- de- 3

Kronik des Tages.

19213 pomm. do. 1081 1012 K ur. u. Neum. do. 101 * s6338 40. do. do. o *,.) 1023 4 Sehlesisehe do. 1021½ Rückst. 0. und z. 1031/9 19259 seh. d. K. u. N. . . Gald al marco . . Neue Mus. A312 Friedriehedeor 10585 Aud. Goldmiün- 104! 2 zen à 5s Tul. 1045 10941 Iwigconta

St. - Sehuld- Seh. Fr. Engl (Ohl. 3061 PrãmSeh. d. Seeh Kurm. ObI. m. l. C. Nm. Int. Sch. do- Kerl. Stadt- Ohl. Köuiksbh. do.

Ellinger do.

Danz. do. in .' Westpr Ffandhr. Grossli. Pas. do. (stpr. Efaudhr.

T 2.

Im Bezirk der Koͤn

zu Köln . ö. uͤhlheim dem Religionslehr 3 Schumacher, elle zu Obergartzheim dem bis

igl. Regierung

holische Pfarrstelle zu Her— ich⸗Wilhelms⸗Gymna⸗ ledigte Pfarr— herigen Vikar zu Gemuͤnd, Jo—

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wum zu Köln, und die gleichfalls er

Dalldorf, Kreis

IVe ch Sel-· Cour S.

Amsterdam ... 260 FI. 143

do. ö . 260 Mi. . Hamburg-. 2 3 (. 1851 8

do. K 300 Me. 6 257 London . 118t. -. 89 . . 360 Fr. ö. S0 2

1 Wien in 20 Xr. 9 150 FI. . ö 102 ö

Augshurg 2 * 150 FI. Breslau ö. . 100 Thl. r . Leipzig .. 10) ThI. 10135 Frankfurt a. M. WX. ——— 62 * 150 Fl. ö Pæetershurg 100 Rbl.

irkliche Geheime en, von Schon,

. 1021, h

Zeitung s-Nachrichten. k R n.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 26. Ohtoher.

Niederl. wirkl. Schul S353. Scυί, do. 10012. Kanx . 22185 . 69 Span. I7 1. audio . ausg. Sch. —. TZiunsl. 65

NMajestaͤten,

Preuss. Präus.- Seh. 1101. Poln. —. Oesterr. Met. 100 6.

Antwerpen, 25. Oktober. Zinal. 655. Neue Aul. 175. Br. la. G.

Frankfurt a. M., 28. Oktoher.

Oesterr. o/ Met. 101142. 1037 6. A0 9 992. E. 21A 96 3 59. 19½ 251. Er. Bank - Actien 166A. 1662. hartial · 1125. G. Loose zu 500 FI. 118. 1172. Loose zu 100 FI. 228. Preuss. Präm. - Sch. 633. 6314. do. AG Anl. 1003. Br. Poln. Loc 66 1½. 66. 50 Span. Aul. 1414. 14. G Holl. 537“, S3,

Paris, 26. Oktaher. zo Rente fin conr. 1099. 70. 3 ½ fin cour. 81. 5. I!

Nenp. fin Cour. 99. A0. So,, Span. Reute 2074. Passive A539. 3 v.

Portug. 227.

Wien, 26. Oktoher.

. Bank -Actien —. Neue Anl. —.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 1. Nov. Im Schauspielhause: Die Geschwiste

Schauspiel in 5 Abth., von E. Leutner.

Donnerstag, 2. Nov,. Im Ovpernhause: Die Famili⸗ Capuletti und Rontecchi, Oper in 4 Abth. Musik von Belliz

Im Schauspielhause: Sperctacle demandèé: I), Le mari la veure, comédie en 1 acte. 2) La seconde représentation

Paul et Jean, vaudeville nouveau en 2 actes, par Mr. Baxard.

Koͤnigsstädtisches Theater.

in 2 Akten, von Treitschke. Musik von Mehul. Vorher,

erstenmale wiederholt: Seite vierundzwanzig, oder: Die ö War , der Großmutter. Lustspiel in 1 Akt, frei nach de je

Franzoͤsischen, von Heinrich.

Dennerstag, 2. Nov. Caͤsario, oder: Die bekehrte Sprö) Lustsptel in 5 Akten, von Wolff. Vorher, zum erstenmals nme Sch derhelt: Die unterbrochene Whistpartie. Lustspiel in 2 Ann de

von Schall.

Freitag, 3. Nov. Der Rattenfaͤnger von Hameln. 57 manch e r fh. Oper in 3 Akten. Musik vom Kapellmeist en

Franz Glaͤser. (Dlle. Haͤhnel: den Fremden.)

Nachrichten aus Odessa zu⸗ n 7ten d. M. mit dem rtsch nach Redut⸗Kals ab⸗

gen vom Jten bis zum tern Ihrer Kaiserlichen off, der Fuͤrstin Kotschu⸗ h ist Alupka der schaften ihre Excur—

Mehreremale ßfuͤrstin Helena 1 Majestaͤt nach rde dort in Ge⸗ en Liebhabern ein

in d i f den Guͤ M so wie des Grafen ei und der Fuͤrstin Naryschkin. 'ittelpunkt, von welche onen nach den rei waren Hoͤchstdieselb herweilt, die am 11Iten d. Alupka zuruͤckkehrte. enwart der hoͤchsten Herr sisches Lustspiel ,, Jocrisse e. Kaiserl. Hoheit der Maj. den Kaiser auf der zweiten Reise Kuͤste nicht begleitet, sondern traf am Sten d. ampfboot „Gromonosetz“ aus Kert sich Se. Kaiserl. Hoheit am 10ten d. Durch Tagesbefehle vom 5ten (1 e. Majestaͤt der Kaiser me und Versetzungen unter den Be fen Meeres angeordnet. Der Befehlsh 166 Stoschewsk oK Met. 10,9 100. 3 69 78199. 216 , I erhalten. 9. ! ö Der Vice⸗Kan chische Botschafter sind aus Odessa Der diesseitig von hier nach Stock

Namentli n die hohen Her! zenden Umgebungen ma en in Mischor, wo die Gro mit Ihrer Kaiserlicher demselben Abende wu schaften von me ) aufgefuühr st Thronfolger hat Se. Tscher kessischen M. mit dem sch in Jalta ein, von wo nach Simferopol begab.

und 11Iten (23sten) hrere Beförderungen fehlshabern der Flotte des Schwar⸗

M. haben

aber des Hafens von Sebastopol, Vice⸗Ad⸗ y, hat den St. Annen-Orden erster Klasse

zler Graf von Nesselrode und der am hiesigen Hofe, hier eingetroffen. Gesandte in Schweden, holm abgereist. m 15ten d. ist in Moskau der e irkliche Geheimerath Dmitrijew, Der bekannte Russische Dichter schewsky ist hier am 18ten 8. R.

E Desterrei⸗ Graf von Fiquelmont,

Graf Potozky, ist

hemalige Justiz⸗Minister, mit Tode abgegangen.

Alexei Demianowilsch Illit—⸗ im 37sten Jahre seines Alters

Zur Beguͤnstigung neuer dimir sind denjenige sonen, die daselbst Grun von zehn Jahren bedeu

wor ßittwoch J. Nov. Je toller je besser! Komische Oper?

Niederlassungen in der Stadt n handel- und gewerbetreibenden Per dstuͤcke erwerben wollen, auf die Dauer tende Abgaben⸗Erleichterungen bewilligt

Polen.

Markt ⸗Preise vom Getraide.

Berlin, den zo0. Oktober 1837. Zu Lande: Weizen 1 Rihlr 27 Sgr. 6 Pf., auch 1 R 22 Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rihlr 7 Sgr 6 Pf., auch 1 Rthlr. 6

6 Pf.; große Gersie 28 Sgr. 2 Pf.; kleine Gerste 1 Rihlr., ab Höe

28 Sar. 9 Pf.; Hafer 23 Sgr. 6 Pf. auch 20 Sgr.; Erbsen 1 Ri

13 Sgr. 9 bf, auch 1 Rihlr. 5 Sgr.; Linsen 2 Rihlr., auch 1 Rt Che

. . ö . cler: Weizen (weißer) 1 Rtihlr. 27 Sgr. 6 Pf., 9

1Röihlt. 25 Sar. und 1 Rthlr. 20 Sgr.: Roggen 1 Rtbir. 7 E 3. 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf.; Hafer 21 Sgr. 3 Pf. ö Sennabend, den 28 . 1837.

der Centuer Heu 1 Rihlr. 85 Sgr., auch 20 Sgt.

Redacteur ÆEd. Cottel.

Gedruckt bel A. WM. G apm.

weder bei Civil

en duͤrfte falls, und

ck Stroh 8 Rtblr. 27 Sar. 6 Pf., auch 3 Ritt ten Nachri an,, . gegen 20 Militair⸗-Per

Frankreich.

ch gestern kam der Ko sitz im Minister, n saͤmmtliche Minister zu einer Konferenz ver

Paris, 27. Okt. Um gegen 2 Uhr den Vor Stunden vor des riegs · Minister

nig zur Stadt, zu fuͤhren. im Hotel sammelt, in

her ware

2 ꝛ—

welcher ohne Zweifel uͤber die Afrikanischen Angelegenheiten be—

rathschlagt wurde.

Der Koͤnig hat zwei große Gemaͤlde bestellt, von denen das eine den Sturin auf Konstantine, das andere den Tod des Ge⸗ nerals Danrémont darstellen soll.

. Das angekuͤndigte Tedeum in der hiesigen Metropolitan⸗ Kirche fand gestern Mittag um 2 Uhr statt. Der Erzbischof hielt selbst das Hochamt.

Im Messager liest man: „Als vorgestern der Kanonen— donner die Einnahme von Konstantine verkuͤndigte, eilten die Mitglieder des diplomatischen Corps, sich bei dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten einschreiben zu lassen. Der Erste, der seinen Namen in die Visiten-KListe schrieb, war Lord Gran— ville und gleich hinter diesem folgte der Daͤnische Gesandte.“ Das Journal des Dabats fat hinzu, daß auch der Russi— sche Botschafter einer der ersten Diplomaten gewesen sey, der sich im Hotel des Grafen Mols gemeldet habe, um seinen Gluͤck— wunsch .

Der heutige Monit eur publizirt nunmehr in Bezug auf ö. Einnahme von Konstantine die nachstehenden amtlichen Be⸗ richte:

. Schreiben des General-Lieutenants Valse an den

Kriegs-Minister.

z Konstantine, 13. Oktober. Nach dem beklagen swerthen Tode des Generals Danremont mußte sch das Kommando der Armer übernehmen, und in dieser Eigenschaft habe ich die Ehre, Ihnen einen gedrängten Bericht über die Opera⸗ lionen derselben seit ihrer Ankunft vor diesem Platze zu übersenden, bis ich Zeit haben werde, einen detaillirteren Rapport über das Be— nehmen der Corps und der einzelnen Militairs, die sich besonders Ausgejeichnet haben, zu erstatten. Meine telegraphische Depesche hat Ihnen gemeldet, daß die dreifarhige Fahne auf den Mauern von Konstantine wehe, und aus den früheren Depeschen des Gouverneurs baben Sie das Rähere lber den Marsch der Armee bis nach Sou— mah erfahren, wo wir am Sten ankamen? Au diesem Tage nahm die Armee eine Stellung, zwei kleine Stunden von Konstantine, an den Ufern des Bou⸗Merzoug ein. Am andern Tage, erreichte sie die Höhen von Sata-Manfourah und etwas später die von Coujad⸗Aty, ohne daß der Feind ihr einen ernsten Wider— stand entgeßensetzte. Der Herzog von Nemours ward mit dem Oberbefehl Über die Belagerung, der General Trezel mit dem Angriff on Sata-⸗Manseurah aus, und der General Rulßisres mit dem von Coujad- Ati aus beauftragt. Ich rekognoszirte meinerseits mit dem General⸗Lieutenant Fleury die Plätze, wo die Batterieen aufgestellt werden sollten, und man macht sich sogleich ans Werk; kaum aber hatte die Armee sich etablirt, als furchtbares Regenwetter eintrat. Dies dauerte ohne Unterbrechung bis zum 10ten, wodurch die Bi⸗ vonaks in wahre Pfützen verwandelt wurden, so daß die Pferde bis an den Leib im Kothe standen und die Soldaten nirgends einen Ruheplatz finden konnten. Indeß war es nach bewundernswürdigen Anstrengungen gelungen, drei Batterieen auf Sata⸗Mansourah und eine auf Coujad-Ati zu montiren. Das Feuer gegen den Platz be— gaun am 9ten und ward noch einen Theil des folgenden Tages fort⸗ gesetzt. Die vorgeschobenen Werke des Feindes waren darauf zum Theil zerstört, und die Bresche-Batterie konnte am 1Iten ihr Feuer 00 Mötres vom Platze eröffnen. Am Abend war die Bresche of⸗ fen, aber noch nicht zuͤgänglich. In der Nacht wurde das Geschütz bis auf 159 Metres an den Platz herangebracht, und gestern war die Bresche vollständig zugänglich. Der Feind hat uns Überall einen lebhaften Widerstand entgegengesetzt; seine Baiterieen haben geschossen, so viel sie konnten. Schützen, die auf dem Walle, oder in den anliegenden Häusern versteckt waren, unterhielten ein beständiges und gut gerichtetes Feuer. Zu gleicher Zeit fanden täglich Angriffe gegen die beiden Positionen von Mansourah und Coujad-Att stait. Da die vorgestern durch den General-Gouverneur an die Stadt ge⸗ richtete Aufforderung keine zufriedenstellende Antwort herbeiführte, indem Achmet Bey vor allen Dingen die Einstellung der Arbeiten verlangte, so ward heute früh mit seltener Tapferkeit Sturm gelaufen, und die Einwohner wurden nach und nach aus allen Stadtvierteln vertrieben, in denen sie sich noch ziemlich lange mit außerordentlicher Hartnäckigkeit vertheidigten. Wir haben viele Verluste zu beklagen, und meine nächste Depesche wird Ihnen die genaue Zahl der Todten und Verwundeten überbringen. Ber Bataillons-Chef von Serigny ist auf der Bresche geblieben, so wie auch der Ingenieur⸗Capitain Haket. Unter den Verwundeten befinden sich der General Perregaux, ie Obersten Combes und Lamoriclère, der Vataillons-Chef Duinas, Adjutant des Königs, der Capitasn Richepanse u. s. w. Glücklicher—⸗ weise sind viele der Wunden nur leicht. Ein Theil der angesehensten Einwohner und der Behörden der Stadt ist hier geblieben. Ich habe eine Preoclamation an sie erlassen, in der ich sie ausfordere, ruhig in ihren Häusern zu bleiben, und habe von ihnen verlangt, daß sie für die Verpflegung der Armee Sorge tragen. Achmet hat sich entfernt; man versichert, daß er sich nach der Wilste zurückjziehe. Sein Kalif hat ihn verlassen und um die Erlaubniß gebeten, nach der Stadt zu— rückkehren zu dürfen. Ich werde Ihnen unverzüglich die in Kon— stantine genommenen Fahnen zugehen lassen. (gez.) Graf Valse.“

. Auszug aus einem Berichte des General-gieutenants Valse an den Confeils-räsidenten, datirt aus Kon⸗ stantine vom 16. Oktober.

. Es wurden während der Belagerung einige Versuche gemacht, Unterhandlungen anzufnüpfen. Am 11. Oktober richtet? der General Danrémont an die Einwehner die Preclamation, die Sie aulieg end unter Rr, 1. finden werden. Der Parlamentair kehrte am folgenden Tage zurück, ohne mißhandelt worden zu seyn; aber er überbrachte eine beleidigende Antwort, und die Etuwobner gaben die Absicht zu erkennen, sich unter den Trümmern der Stadt begraben zu lassen. Am 12ten, einige Stunden nach dem Tode des General⸗Gouverneurs, erschien ein Abgesandter Achmet's bei unseren Vorposten. Er ward zu mir geführt und übergab mir von Seiten des Bev's das Schreiben, von dem ich Ihnen unter Rr. 2 (IV) anliegend eine Abschrift sende. Die⸗ ser Schritt schien mir keinen anderen Zweck zu haben, als Zeit zu gewinnen, und ich antwortete deshalb dem Bey, daß, so bereit ich auch wäre, einen Ver⸗ trag mit ihm zu schließen, der den Drangfalen des Krieges ein Ende mache, ich doch, ehe ich mich auf irgend eine Unterhandlung einlassen könnte, die Uebergabe des Platzes verlangen müßte, und daß ich in Erwar— tung seiner Antwort die Belagerungs-Ärbeiten mit nicht geringerer Thätigkeit fortsetzen würde. Der Parlamentair ging mit dem Schrei⸗ ben, von dem Sle unter Rr. 3 V) Abschrift finden, ab, und feitbhem hörten wir nicht mehr von Achmet sprechen. Ich lasse mich in keine Details über den Sturm ein, den unsere Truppen mil dem glänzend⸗ sten Muthe ausgeführt haben. Es war elne der merkwürdigsten Waffenthaten, von denen ich in meiner langen militairischen Lauf— bahn Zeuge gewesen bin, und ich bin unseren Soldaten das eugniß schuldsg, daß sie sich Alle der ihnen anvertrauten Anfgabe würdig be⸗

wiesen haben. Sobald die Ruhe in der Stadt wiederhergestellt war, nahm ich mit dem Herzoge von Remours von dem Palaste des Bey s Besitz, und meine erste Sorge war, die Entwaff⸗ nung der Einwohner zu veranlaffen. Ich habe den General Rulhieres zum Kommandanten von? Könstanline' ernannt und ihm die zur Beruhigung der wenigen in der Stadt zurückgebliebenen Einwohner geeigneten Maßregeln vorgeschrieben. Ich habe dem Polke angezeigt, daß wir uns verpflichteten, die Sitten und die Ren gion des Landes zu achten. Den Französischen Soldaten ist der Ein—⸗ tritt in die Moscheen untersagt worden, und seit heute früh verrich⸗ ten die Muselmänner wieder zu den üblichen Stunden ihre Gebete. Wir haben in der Stadt eine für die Armer hinreichende Menge von Getraide vorgefunden, aber kein Schlachtvieh, und die Truppen leben noch von dem Fleische, welches sse von Merdjez⸗Hammar mit⸗ gebracht haben. Uebrigens hoffe ich, daß die benachbarten Stämme uns bald Lebensmittel 6 werden. Ich habe an dem einen Thore der Stadt einen Markt eröffnen lassen, und Alles scheint an⸗ . daß er bald besucht werden wird. Die Spuren des Bey's asse ich so viel als möglich verfolgen; den letzten mir zugegangenen Berichten zufolge, wäre er von den Arabern seiner Schätze beraubt worden, und hielte sich mehrere Tagemärsche von Konstantine ent— n, Ich habe Spione abgesandt, um seine Stellung genau zu er— orschen.“ III. Proclamation des Generals Danrémont an die Einwohner von Konstantine.

„Meine Kanonen stehen am Fuße Eurer Mauern; diese werden umgestürzt werden, und meine Trüppen werden in Eure Stadt ein? rücken. Wenn Ihr großes Unheil vermeiden wollt, so unterwerft Euch, so lange es noch Zeit ist. Ich bürge Euch mit meinem Eide dafür, daß Eure Frauen, Eure Kinder und Euer Eigenthum respek⸗ tirt werden sollen, und daß Ihr friedlich in Euren Häusern leben könnt. Sendet mir gutgesinne Leute, mit denen ich mich besprechen nnd Alles verabreden kann, bevor ich in die Stadt einziche. Ich werde ihnen mein Siegel geben und was ich verspreche, werde ich pünktlich halten. (gez) Graf von Danré mont.“

II. Schreiben Achmet Bey's von Konstantine an den Oberbefehlshaber der Expedition.

„Wir haben erfahren, daß Ihr einen Boten an die Bewohner dieser Stadt gesandt habt, der durch die vornehmsten Einwohner fest⸗ genommen worden ist, aus Furcht, daß ihn der Pöbel tödten mächte. Dieselben Einwohner haben mich von dieser Sache in Kenntniß ge⸗ setzt und meinen Rath verlangt. Wenn es Eure Absicht ist, Frieden u schließen, so stellt Euer Feuer ein, und dann werden wir unter— handeln. Wartet 21 Stunden, damst ich Euch eine einsichtsvolle Person senden kann und damit durch einen Traktat diesem Kriege, aus dem nichts Gutes entstehen kann, ein Ende gemacht werde. Be—= n g. Euch nicht über Euren Boten; er ist in Sicherheit in der

adt.“ V. Antwort des General-Lieutenants Valée an den Bey von Konstantine.

„Ich sehe mit Vergnügen, daß Ihr die Llbsicht habt, . zu schließen und daß Ihr einsehet, daß unsere Interessen in dieser Be— ziehung dieselben sind. Aber in dem Zustande, jn dem sich die Bela⸗ gerungs-Operationen besinden, können dieselben nicht aufgeschoben werden, und nur in Konstantine selbst können wir einen Träftat un— terzeichnen. Wenn die Thore uns auf Euern Befehl geöffnet wer— den, so wollen wir die schon bewilligten Bedingungen erfüllen. Wir verpflichten uns, die gute Ordnung in der Stadt aufrecht zu erhal— ten, die Personen, das Eigenthum und die Religion zu achten und die Stadt auf die am wenigsten drückende Weise und auf möglichst kurze Zeit zu besetzen. Wenn wir aber mit Gewalt in dieselbe ein⸗ dringen, so werden wir uns durch kein früheres Versprechen mehr für gebunden halten und die Drangsale des Krieges werden dann uns nicht zugeschrieben werden können. Wenn Ihr, wie wir glau— ben, den Frieden aufrichtig wünscht, so werdet Ihr die Rothwendig⸗ keit einer unverzüglichen Antwort einsehen. (gez.) Graf Valse.

Ein ., etwas laͤngerer Bericht des Generals Valse an den Kriegs⸗Minister wiederholt im Wesentlichen nur den Inhalt des Berichts an den Conseils-Praͤsidenten. Es wird in demselben außerdem noch der Verlust der Franzosen an Todten auf Sie— ben und Neunzig Mann und der der Verwundeten auf 494 Mann angegeben; unter dieser Zahl sollen sich 18 getoͤdtete und 38 verwundete Offiziere befinden. In dem Platze hat man 39 Stuͤck Geschuͤtz in mehr oder weniger gutem Zustande ge— funden. In einem noch spaͤteren Schreiben aus Konstantine vom 17ten bittet der General Valse den Kriegs-Minister, den Koͤnig zu veranlassen, daß die Leiche des General Danrémont in dem Invalidenhause beigesetzt werde, ein Wunsch, den der Koͤnig bekanntlich schon im voraus erfuͤllt hatte. Auffallend ist es, daß in den obigen Berichten der Ankunft des Prinzen von Joinville mit keiner Sylbe gedacht wird. Auch vermißt man ungern die näheren Details uͤber den Sturm, die, wie der Moniteur sagt, von der Regierung mit der groͤßten Ün— geduld erwartet wuͤrden.

Man versichert, der Kriegs⸗-Minister habe mehreren Regi— mentern den Befehl ertheilt, nach Toulon aufzuhrechen, um von dort nach Algier ünd Bona eingeschifft u werden.

Der General⸗Major, Marquis von Brossard, der ein Kom— mando in der Provinz Oran hatte, ist von dem dortigen kom— mandirenden General, General-Lieutenant Bugeagud, entfernt worden und gegenwaͤrtig auf der Ruͤckreise nach Frankreich be— griffen. Mehrere hiesige Blaͤtter, die dieses Faktum unlängst mittheilten, gaben zugleich zu verstehen, daß der General Bu— geaud zu jener Maßregel durch Veruntreuungen, die man dem General Brossard zur Last lege, veranlaßt worden sey. Ge⸗ gen diese Behauptung tritt nunmehr der Sohn des Generals, der bei der diesseitigen Gesandtschaft in Madrid attachirt ist und sich gegenwartig auf Urlaub in Paris befindet, f— fentlich auf. 3 hat ein Schreiben in das „Jour⸗ nal des Debats“ einruͤcken lassen, worin er uͤber die ab— geschmackten Beschuldigungen Klage fuͤhrt, die man sich nicht scheue, gegen einen General vorzubringen, welchen 36 ehrenvolle Dienstjahre und 22 Feldzuͤge der allgemeinen Achtung , . „Ich enthalte mich vorlaufig“, sagt der Schreiber am Schlusse, „aller näheren Details, deren Resultat nur diejenigen mit Schmach bedecken wurde, die sich der eigenen Strafe dadurch, daß sie den General Broͤssard ins Verderben stuͤrzen, zu entziehen suchen. Mein Vater will ihnen diese Strafe so lange wie möglich ersparen. Ich ehre diese Absicht; moͤge aber ihr unvorsichtiger Haß ihn nicht zwingen, zur Ret— tung der eigenen Ehre dem Lande kund zu thuͤn, wer der wahre