1838 / 99 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

pations-Akte von 1833 auch nach dem 1. August 1810 noch eine Anzahl von Negern im Lehrlings- Zustande bleiben wuͤrden, naͤmlich diejenigen Negerkinder, die keine Aeltern hatten, welche fuͤr sie sorgen konnten; ihre Zahl werde jedoch wahrscheinlich nicht bedeutend seyn, und er denke, dem Hause naͤchstens einen Nachweis darüber vorlegen zu koͤnnen. Der Minister des Innern, Lord J. Russell, erwiederte auf eine Frage des Lord Tennor, daß die Kommission zur Untersuchung der Marine⸗Ve⸗ foͤrderungen zwar noch nicht ernannt sey, weil man uͤber die Mitglieder derselben noch nicht einig geworden, so viel aber könne er schon jetzt versichern, daß die Regie— rung jedenfalls einen Marine - Offizier mit in die Kom— mission anfnehmen werde, und er hoffe auch, die Zusammen— stelung derselben baldigst anzeigen zu koͤnnen. Am 11. April will Lord J. Russell vorschlagen, daß das Haus sich von da bis zum 25. April vertage, und zugleich den Tag bezeichnen, an welchem er nach den Osterferien auf Erneuerung der Kom— mission zur Untersuchung der Kirchenpachtungen, mit Hinsicht auf die Abschaffung der Kirchensteuer, anzutragen gedenkt. Die Berichterstattung uͤber die Irlaͤndische Armen-Bill beabsichtigt der Minister noch vor Ostern, die dritte Lesung derselben aber erst nach den Ferien zu beantragen. Die Irlaͤndische Munizi⸗ pal-Bill will er nicht eher zur Sprache bringen, bis die Grund⸗ zuͤge des ministeriellen Planes in Betreff der Irländischen Zehn— ten eroͤrtert seyn werden. Hiermit wollte Lord J. Russell je— doch nicht verstanden haben, als ob er der Opposition in Be— zug auf deren Ansicht uͤber den nothwendigen Zusammenhang der Munizipal-Reform mit der Zehnten-Maßregel irgend ein Zugestaͤndniß mache; er wuͤnsche nur nicht, sagte er, das Haus in eine lange Debatte uͤber die bloße Frage hinsichtlich der Prioritaͤt der einen dieser Maßregeln zu verwickeln. Mit der Bill zur Verbesserung der Sklaven-Akte gedenkt der Minister am Frei⸗ tage weiter fortzuschreiten und hofft dieselbe noch vor Ostern durchzubringen. Herr James Stuart, Mitglied fuͤr Honi— ton, zeigte aber an, daß er im Ausschusse uͤber diese Bill als Amendement darauf antragen werde, die Lehrlingschaft der Ne— 9 wenigstens auf der Insel Jamaika mit dem 31. Januar

S39 gänzlich aufzuheben. An der Tagesordnung war nun die weitere Erwaͤgung des Ausschuß⸗Berichts uber die von Hrn. Charles Buller eingebrachte Bill zur Verbesserung des Gesetzes in Betreff der Untersuchung und Entscheidung streitiger Wahlen. Sir R. Peel, Herr O Connell, Sir W. 30er; und Lord Stanley mach⸗ ten bei dieser Gelegenheit verschiedene Vorschlaͤge zur Abänderung dieser Bill, unter denen besonders die von Sir R. Peel aus— gehenden großen Anklang im Hause zu finden schienen und da— her wahrscheinlich die Grundlage des neuen suͤr die Entschei— dung der streitigen Parlamentswahlen zu errichtenden Tribu— nals bilden duͤrften. Alle Mitglieder, die nach Sir R. Peel das Wort nahmen, selbst O Connell, erkannten an, daß der Baronet in dieser Angelegenheit mit der ehrenwerthesten Maͤ— ßigung und frei von allen Partei-Ruͤcksichten zu Werke gehe, und namentlich war auch der Urheber der dem Hause vorlie— genden Bill, Herr Charles Buller, in mehreren Punkten mit Sir R. Peel ganz einverstanden, so daß es wohl zu einer Ei— nigung zwischen Beiden uͤber die besagte Verbesserungs-Maß— regel kommen wird. Beide sind schon jetzt in der Hauptsache ihres Plans, nämlich daruͤber, daß die Untersuchung der Wah— len dem Unterhause nicht entzogen werden duͤrfe, da dieselbe eines seiner vornehmsten Privilegien bilde, vollkommen einig, und es handelt sich nur noch um die Details in Betreff der kuͤnf— tigen Zusammensetzung der Wahl-Untersuchungs-AUusschuͤsse und in Betreff der Vorschriften, die ihren Entscheidungen zu Grunde zu legen wären. Jetzt werden diese Untersuchungs-Ausschuͤsse bekanntlich durch Kugelwahl zusammengestellt, und jeder der beiden Parteien, der ministeriellen und der Opposition, ist es uͤberlassen, von der durch das Ballottement zu Stande gebrach— ten Liste 11 Namen zu streichen, die ihr die feindlichsten schei⸗ nen. Kein Mitglied aber, gegen dessen Wahl eine Petition eingereicht ist, darf an einem solchen Ausschusse Theil nehmen. Je mehr Petitionen daher die eine Partei gegen die andere aufbringt ¶nd je mehr Geldmittel ihr zu Gebote stehen, um solche Untersuch ungen zu veranlassen, die mit bedeutenden Kosten verknuͤpft sind, um desto mehr Mitglieder der Gegenpartei schließt sie von der Zusammenstellung der Ausschuß-Listen aus, und um desto uͤber— wiegender muß ihr Einfluß in den Untersuchungen der Aus— schuͤsse seyn, und daß die Mitglieder der letzteren, wenn es in streitigen Faͤllen an festen Normen und an hinreichenden Be— weisen fehlt, bei der Entscheidung uͤber eine Wahl geneigt sind, dem Kandidaten ihrer Partei ihre Stimme zu geben, ist sehr naturlich. Deshalb erregte denn auch die Subscription, welche die Tories vor dem Beginn dieser Session unter der Leitung eines Herrn Spottiswoode veranstaltet hatten, um die Mittel zur Beförderung moͤglichst vieler Petitionen gegen die liberalen Parlaments⸗Mitglieder aufzubringen, gewaltige Entruͤstung un—⸗ ter ihren Gegnern; deshalb brachten Herr C. Buller und Herr O'Connell gleich zu Anfange der Session Bills zur Verbesse— rung des Wahl“ Untersuchungs-Gesetzes ein, doch nahm Letzterer die seinige spaͤterhin zu Gunsten der Buller— schen Maßregel zuruͤck, um keine Spaltung des libe— ralen Interesses zu veranlassen; deshalb auch beschuldigte O Lonnell die Wahl-Ausschuͤsse öoͤffentlich der Verletzung ihres Eides und fuͤhrte dadurch eine Debatte im Unterhause herbei, in welcher die bei den Untersuchungen dieser Ausschuͤsse vor— herrschei den Mißbraͤuche weitläuftig eroͤrtert wurden. Nachdem nun die Bell des Herrn Buller schon durch den Ausschuß ge— gangen, beantragte Herr O' Connell heute, als Amendement zu dem Antrage auf die Brrichterstattung, daß dieselbe erst noch einmal einem besonderen Comité zur Pruͤfung uͤberwiesen wer— den solle. Seine Absicht ging dabei eher auf Verwerfung, als auf Annahme der Bullerschen Maßregel, denn der Plan, wel— chen er vorschlug, weicht nicht nur in den Details, sondern im Haupt-Prinzipe von derselben ab. Er will namlich, daß ein von dem Sprecher zu ernennender Ausschuß von fuͤnf Mitglie⸗ dern des Hauses die streitigen Punkte, welche sich bei der Untersuchung einer Wahl herausstellten, dem Gerichts— hofe der Queen's Bench zur Entscheidung uͤberweisen und daß dieser dann eine gerichtliche Untersuchung an Ort und Stelle einleiten solle. Durch die Annahme dieses Vorschlages, meinte er, wuͤrde nicht nur der oͤffentliche Charakter des Hauses, son— dern auch die persoͤnliche Ehre jedes einzelnen Mitgliedes von den Vorwuͤrfen befreit werden, welche ihnen die jetzige Enischeidung aber streitige Wahlen zugezogen haͤtten. Gegen diesen Plan wandte Herr C. Buller ein, was schon in einem Artikel des „Examiner“ gesagt worden (s. Nr. 91. der St. 3.), daß man schwerlich außerhalb des Hauses, weder in Westminster, Hall noch sonst wo, Richter finden wurde, die dem Partei Einfluß weniger unterworfen wären, als die Parlaments-Mitglieder selbst, und daß man oft aug wenn irgend eine mit der Po—⸗ litik in Verbindung stehende Angelegenheit vor den Gerichtshoͤ— fen und Juries zur Entscheidung gekommen, im Publikum uͤber

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die Partei-Vorliebe der Richter und Geschworenen habe klagen hoͤrn. Das Amendement des Herrn O'Lonnell wurde auch nach einigen Debatten mit 80 gegen 57, also mit einer Majoritaͤt von 23 Stimmen verworfen. Sir R. Peel einigte sich dann mit Herrn Buller dahin, daß er die von ihm gemachten Vorschlaͤge in eine besondere Bill ge— stalten und dieselbe dem Hause, als Amendement zu der Bul— lerschen Bill, zur Erwägung vorlegen wolle, weshalb die letztere noch einmal in den Ausschuß gebracht werden soll. Um dem Baronet zur Anfertigung seiner Maßregel die gehoͤrige Zeit zu lassen, wurde dieser neüe Ausschuß uͤber die Bill erst auf den 11. Mai festgesetzt. Sir R. Peel will vorschlagen, daß nach der Zusammenkunft eines jeden neuen Unterhauses eine Liste aller zur Theilnahme an Wahl- Ausschuͤssen xerpflichte⸗ ter Mitglieder entworfen und daß, um dem Mißbrauch des Petitions-Rechts gegen Parlaments-Wahlen nicht den geringsten Vorschub zu leisten, auch diejenigen Mit— glieder des Hauses, gegen deren Wahl petionirt worden, von dieser Liste nicht ausgeschlossen werden sollen. Dann soll der Sprecher, in dem Vertrauen auf dessen Unparteilichkeit, die Befugniß erhalten, einen allgemeinen Wahl⸗Ausschuß, aus vier, hoͤchstens sechs Mitgliedern des Hauses bestehend, zu ernennen; diesem allgemeinen Ausschuß, der uͤber seine Gewissenhaftigkeit zu vereidigen waͤre, soll die Ernnennung aller Ausschuͤsse fuͤr die einzelnen Faͤlle uͤberlassen seyn, und diese sollen aus sieben oder neun Mitgliedern bestehen. Jedem Ausschusse soll ein Assessor beigegeben werden, zu iwelcher Function sich alle Advokaten der Barre bei dem Sprecher melden koͤnnen. Können sich die bei der Wahl⸗Untersuchung betheiligten Parteien nicht uͤber die Wahl eines Advokaten einigen, so soll der allgemeine Ausschuß selbst einen solchen zum Assessor bestellen. Dieser Beamte wuͤrde fuͤr seine Functionen angemessene Emolumente zu erhalten haben. Sollte sich endlich in einzelnen Fällen ein ganz besonders schwieriger Streitpunkt ergeben, so schlaͤgt Sir R. Peel vor, ein Comité von mehreren Assessoren zur Entscheidung desselben nie⸗ derzusetzen. Abgesehen von diesem Plane Sir R. Peel's, zeigte Lord Stanley seinerseits noch an, daß er am nachsten Dien stage auf Einsetzung eines besonderen Ausschusses antragen werde, der die bedeutendsten Faͤlle, in welchen in der letzten Zeit widersprechende Entscheidungen von den Wahl-AUusschuͤssen gefällt worden, untersuchen und daruͤber berathen solle, wie sich die Untersuchung dieser Tribunale am besten vereinfachen und Gleichfoͤrmigkeit in ihre Entscheidungen bringen lasse.

London, 3. April. Noch vor seiner Abreise nach Paris hat sich Lord Brougham veranlaßt gesehen, gegen die Zeugnisse aufzutreten, mit denen man sich sowohl im Parlament als in den Zeitungen gegen sein Benehmen in der Sklaven-Frage er— hoben hat. Der Courier war so weit gegangen, auf die auf— fallende Art von Agitation hinzuweisen, deren sich der edle Lord schuldig mache, indem er jetzt uͤber die Unmenschlichkeit der so— genannten Sklaven Lehrlingszeit schreie, wahrend er es doch selbst gewesen, der sich fruͤher im Kabinet gen die sofortige voöͤllige Freilassung der Neger ausgesprochen. Auch der Kriegs— Minister, Lord Howick, hatte im Unterhause (man vergl. un⸗ sern gestrigen Bericht uͤber die Parlaments-Verhandlungen) et— was Aehnliches uͤber Lord Brougham ausgesagt. Dies veran— laßte denselben nun, an seinen Freund, den Marquis von Sligo, ein Schreiben zu richten, in welchem er erklaͤrte, daß er nur in Uebereinstimmung mit allen Mitgliedern des Kabinets vom Jahre 1833, unter denen uͤber diesen Punkt durchaus keine Differenz stattgefunden, seine Zustimmung

zu der Einfuͤhrung der Lehrlingszeit, als eines Ueberganges von

der Sklaverei zur Freiheit, ertheilt habe. Spaͤter sey er jedoch von der Unzweckmaͤßigkeit dieser Anordnung uͤberzeugt worden,

und seitdem habe er nicht aufgehoͤrt, sich unumwunden dagegen auszusprechen. Der Marquis von Sligo, der dieses Schreiben

in der gestrigen Sitzung des Oberhauses vorlas, hatte es zu— gleich fuͤr schicklich gehalten, den Kriegs-Minister von dem In⸗ halt desselben in Kenntniß zu setzen. Lord Howick fand sich jedoch dadurch nicht veranlaßt, das, was er im Unterhause ge— sagt, zuruͤckzunehmen; vielmehr behauptet er in einem Briefe an den Marquis von Sligo, in dem Schreiben des Lord Broug— ham nur die Bestätigung dessen gefunden zu haben, was er (Lord H.) im Unterhause gesagt. Er LLord H.) habe freilich im Jahre 1833, als Unter- Staats -Secretair fuͤr die Kolo— nieen, noch nicht zu dem eigentlichen Kabinette gehort, aber er wisse sehr wohl, daß der Widerstand, den er damals gegen die Anordnung der Lehrlingszeit geleistet, hauptsaͤchlich dadurch

gebrochen worden sey, daß sich Lord Brougham im Interesse

der Westindischen Sklavenbesitzer fuͤr die entgegengesetzte An— sicht erklaͤrt hatte. Im Oberhause erhoben sich nach Vorlesung dieser beiden Schriften auch noch zwei gewichtige Stimmen, naͤmlich der Graf Grey und der Graf von Ripon, die beide zum Kabinet von 1833 gehort hatten, und die nun, obwohl sie aus druͤcklich andeuteten, daß sie es fuͤr unpassend hielten, uͤber das⸗ jenige zu sprechen, was unter ihren a ,. Kabinette vorgefallen, doch auf indirekte Weise zu verstehen gaben, daß sie das jetzige stuͤrmische Verfahren des Lord Brougham fuͤr nicht ganz konsequent hielten. Graf Grey namentlich erklaͤrte, daß er, ob— wohl er sich zur Zeit gegen die Lehrjahre erklart hatte, jetzt doch nicht fuͤr die Abaͤnderung eines Gesetzes seyn koͤnne, das die Folge eines direkten Abkommens mit den Sklaven-Besitzern sey. Dem Courier, dessen Artikel uber Lord Brougham bei dieser Gelegenheit im Oberhause viel besprochen wurde, ist da— durch eine seltene Ehre zu Theil geworden, und gewissermaßen auch eine Genugthuung, indem das Schreiben des Lord Broug— ham durch dasjenige des Lord Howick vollig paralysirt wor—

den ist.

9 waren die Debatten im Parlament sowohl im Ober— hause als im Unterhause ohne besonderes Interesse. Im letzte⸗ ren wurde ein Antrag auf gänzliche Abschaffung der Abgabe von Seife ohne Abstimmung verworfen, nachdem auch ein Amendement zu dem Antrage, wonach die Abgabe wenigstens um ein Drittheil vermindert werden sollte, mit 186 gegen 78 Stimmen verworfen worden war. Den Ausfall, den die Ab— schaffung der Steuer erzeugen wuͤrde, gab der Kanzler der Schatzkammer auf 7 800,000 Pfd. an. Am Schlusse der Sitzung machte der Marquis von Chandos einen Antrag, des⸗ sen Zweck die Verringerung der Kosten fuͤr Lord Durham's Mission war.

Am Mittwoch sind die Schulden der Herzogin von Kent h Een mn: man sagt, daß die ausgezahlte Summe 100,000

d. betraͤgt.

Die Gesandten von Oesterreich, Preußen und Frankreich hatten gestern mit Lord Palmerston eine lange Konferenz im auswärtigen Amte.

Der Großsiegelbewahrer, Lord Duncannon, befindet sich seit einigen Tagen unpaͤßlich.

Als das schoͤne Dampfboot der „große Westen“ am Sonn

mit taͤglich groͤßerem Ernste von dem Journal de Liegt,

abend die Themse hinunterfuhr, bemerkte man auf den als man unterhalb Gravesend angelangt war, einen an ruch nach brennendem Hele und fand, daß der Finn, w. obere Theil der Kessel bedeckt ist, sich entzuͤndet hatte. ni lang jedoch bald, das Feuer zu dampfen, welches dadurt standen war, daß die Arbeiter den Filz zu nahe Schornstein angebracht hatten. Bei dem Ausbruch 24 fiel der Ingenleur Herr Brunel der Juͤngere, als er Raum hinabsteigen wollte, von der Leiter; doch ist 2 cher Weise mit einigen Queischungen davongekommen ! Dampfboot setzte darauf seinen Weg nach Beistol fort 9 es am 7. April nach New-Pork abgehen wird. Dee fuͤr das Schiff betragen 50,000 Pfund, wovon 21,3 13 Shillinge io Pence fuͤr den Bau desselben, 1530 fuͤr die Waschinen und etwa 1006 Pfd, für die Aten, die Moͤbel und die Malerei des großen Saales, und 8 fuͤr Vorraͤthe, Kohlen u. s. w. verausgabt wurden.

Durch ein Kaiserl. Brasilianisches Dekret vom 2.4 sind der Hafen und die Stadt von Bahia und alle Hißn Plaße⸗ welche die Regierung der Rebellen anerken Blokade⸗Zustand erklaͤrt worden; doch soll diese Blokaz, rung sich nur auf die Orte beziehen, wo wirklich eine liche Seemacht aufgestellt ist, uns soll auch nur für die gelten, deren Regierung diese Erklaͤrung mitgetheilt u Der Hafen von Bahia ist indeß noch nicht vollkommen und man glaubt, daß es dem Praͤsidenten der Prithn üͤberlassen bleiben, uͤber die Vollkommenheit der Blut der desfallsigen Erklarung zu entscheid en. Die Schadumn tungen, welche die Blokade von Rio da Plata fruͤher gefuͤhrt, scheinen noch nicht vergessen zu seyn.

Nachrichten aus Valparaiso vom 21. Dezember welche drei Tage neuer sind, als die letzten, sollen die l die sehr ungehalten uͤber die Nicht-Ratifizirung des R mit Perun waren, allmaͤlig der Ueberzeugung Raum geln am Ende die Ratification doch noch werde ertheitt n muͤssen, da sich wohl nicht gut leugnen lasse, daß der des Traktats von Seiten des Chilischen Ober ⸗Befehlls durch die Schwierigkeit seiner Lage vollkommen gereths werde. 6

Niederlande. Aus dem Haag, 3. April. Se. Majestaͤt der Kin

ben dem Finanz⸗Minister das Großkreuz des Niederlinm

Loͤwen-Ordens verliehen.

Wie man allgemein erwartet hatte, ist der Geseßz⸗ Enn in Bezug auf die auf Rechnung des Staates zu bewirkende gung einer Eisenbahn von Rotterdam nach Arnheim in zweiten Kammer der Generalstaaten abgelehnt worden. zehn Redner nahmen in der gestrigen Sitzung nacheinander Wort und zwar groͤßtentheils gegen das Gesetz. Sie hielte Anlegung der Eisenbahn von Arnheim nach Rotterdam nit so unerläßlich nothwendig, daß man dazu dem Lande gn einer neuen Schuld aufbuͤrden sollte; freilich wolle n Sache nur als einen Vorschuß ansehen, aber es sey nog weges ausgemacht, daß der Ertrag der Eisenbahn aeg werde, um die Zinsen und die sonstigen Unterhaltunt sten zu decken; bei der gegenwartigen ungewissen (n Landes, das sich doch noch immer in halbem Kriegs-i befinde, sey es besser, die Sache noch aufzuschieben nn Beendigung des Zwistes mit Belgien, die fernern Erfahn auswärtiger Eisenbahn-Unternehmer und namentlich Mt Gewißheit daruͤber abzuwarten, ob wirklich eine Pre Bahn an die Hollaͤndische Graͤnze gefuͤhrt werden sollK Finanz-Minister suchte in ausführlichem Vortrage die stellungen zu widerlegen, aber vergebens. Das Gesetz. zur Abstimmung gebracht und mit 16 Stimmen gegens worfen: „Se. Majestaͤt soll also ehrerbietigst ersucht nn den Gesetz-Entwurf in nochmalige Erwaͤgung zu ziehen!

Heute Nachmittags wird die diesjährige Session ng neralstaaten durch den Minister des Innern in fei erlitt 6 zung geschlossen werden.

Das Antwerpener Journal du Commerce mebtht gestern, es sey die Nachricht eingegangen, daß die Difarnm in Bezug auf die 20 Artikel von der Londoner Konfeten zu Gunsten Belgiens entschieden worden seyen. Das hr delsblad macht bemerklich, daß jene Zeitung vom Jh datirt sey, und die Nachricht sich daher leicht erklaͤren lisi

Belgien.

Bruͤssel, 3. April. In der gestrigen Versammlun Assisen kam der gegen den Herausgeber des Lynx, Herm den Plaes, anhaͤngig gemachte Prozeß wegen der berejh waͤhnten, von dem Letztern unter dem Titel: „Schaͤndlichh des Kriegs-Ministeriums, aufgedeckt vom Lynx“ her ausgeyth Broschuͤre zur Verhandlung. In der genannten Schrst! dem Kriegs-Ministerium und besonders den Ministern g und Willmar eine Veruntreuung im Betrage von 15h Fr. vorgeworfen worden. Die gestrige Sitzung wurde mi Verlesung der Anklage-Akte und dem Zeugen-Verhoͤre in fuͤllt. Der Angeklagte bekannte sich ohne Umstaͤnde 95 Verfasser der erwaͤhnten Schrift, worauf der General⸗Umn auf die Eroͤffnung der Debatte und auf die Anwendum UIten Art. des Dekrets des National-Kongresses vom 1831 antrug. .

Luͤttich, 3. April. Die Parteien treten hier imm, schiedener gegen einander hervor. Der Csurrie Meuse, die halbamtliche Zeitung des durch seine politis archischen Gesinnungen bekannten Bischofs van Bommel,

Organe unserer aufgeklärten Magistratur, bekaͤmpft. Di tere deckt schonungslos alle Versuche auf, die von der, 6 partei gemacht werden, um auch die wenigen Untertü

Bildungs-A1nstalten, die sich noch nicht unter ihrer Voln keit befinden, an sich zu reißen; es weist auf die geheimen offentlichen Umtriebe hin, die sich wie ein Spinngewehe Belgien verbreiten und die auch im Auslande gar zu 3 Spielraum gewinnen mochten. Der Courrier' de la . seinerseits bezeichnet diefe Angaben als Denungationen, on Beweis von dem Mangel an Duldung und zlufräicht izt Journal de Liege seyn sollen. Aber das Letztere ert

mn seinem heutigen Blatte: „Rein, nur diejenigen, die Scheu vor der Constitution und mit Hintenansetzung a sichten, welche sie hohen Personen schuldig sind, oder

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wohl

um diese zu verletzen, eine von den Gesetzen aner kannt bindung, wie die Freimaurer⸗Logen, angreifen, nur . unt weder Duldun Ale

noch Aufrichtigkeit. Sie betrachten . die truͤbe Brille ihrer Leidenschaften, und gehen bald ie. z Gesichtspunkt der buͤrgerlichen Toleranz, bald von dem zei,

matik! aus; und so * geben sie ihre Bruͤder, so weir

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dem Hasse . en, nr, 136 sächtigen Stolz verhuͤllen sie mit dem Deckmantel der ren ,. 3 4 dem, der ihr finsteres Treiben, elig ehrgeizigen Schliche zu enthuͤllen sucht! er wird als ein lo er verschrieen. Sie selbst behaupten, ihren Obern un— Jin zu seyn, aber sie verhöhnen alle diesenigen, die sich * ihrer Leitung uͤberlassen; selbst als der Bischof, den sie . bis in den Himmel erheben, im Jahre 1829 einen Hir— ö brief erließ, der nicht ganz nach ihrem Geschmacke war, sag— é. sie: „„Wir wollen es abwarten, wir wollen sehen, wie er . benehmen wir Das sind also die Leute, welche Dul— e und Aufrichtigkeit predigen und von Ruͤcksichten sprechen, . beobachten muͤsse! Und so koͤnnen wir ihnen mit meh sem Rechte und mit festerer Ueberzeugung zurufen: „Mit 1 Gegnern muͤssen wie uns also herumschlagen! Das ist ihre Aufrichtigkeit! Wollte das Publikum auf ihr Geschreib— e achten, so wäre nicht viel für die Zukunft des Landes zu boffn. Wir hoffen etwas Anderes; diese Partei wird ihren Zweck nicht erreichen; dazu ist es aber nothwendig, bestaͤndig vor ren Lügen und falschen Einfluͤsterungen auf der Hut zu seyn.“ Ja, der Gottesdienst soll frei, die Diener der Religion sol⸗ in Und müssen geachtet seyn; aber eine Partei darf sich nicht e Alleinherrschaft anmaßen, noch unter dem Deckmantel der seligion oder unter dem uͤbertuͤnchten Schein eines unbegraͤnz⸗

en Eifers Alles an sich reißen wollen!

Deutschland. Schwerin, 6. April. In Rostock wurde am 27. Marz, n Guͤstrow am 26., 2. und 28. Maͤrz die Gedaͤchtnißfeier des

ihrer Ma cht steht,

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die

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r 25 Jahren an die Mecklenburger ergangenen Aufrufs zu zen Waffen festlich begangen. In Rostock hatten die Schiffe hre Flaggen aufgezogen, und auf den Wällen der Stadt wur— hen die Kanonen abgefeuert. Auf dem Balkon des Rathhau— es ließ sich ein Musik-Corps hoͤren, und im Schleudeischen Hasthause versammelte sich eine zahlreiche Gesellschaft zu einem lͤnzenden Diner. Im Schauspielhause wurde am Abend ein rolog gesprochen, der sich auf die Feier des Tages bezog. kinige Häuser der Stadt waren illuminirt. Auf aͤhnliche Weise urde das Andenken an jene denkwuͤrdige Zeit in Guͤstrow ge— tiert, wo sich 5—=- 600 ehemalige freiwillige Jager zusammenge— unden hatten. Am 27. Marz fand daselbst ein feierlicher Got— esdienst in der Domkirche statt, an welchem saͤmmtliche Frei— billige Theil nahmen. Leipzig, 5. April. Durch Verordnung der Ministerien ber Finanzen und des Innern vom 2. April wird zu weiterer llusfährung des Gesetzes vom 8. Januar d. J. uͤber Annahme nd Ausgabe des Conventions- und Preußischen Geldes nach nem festen Course, festgesetzt: „Daß auch diejenigen nicht or dem ersten dieses Monates ausgestellten Wechsel oder ihnen zleich zu achtenden Anweisungen, welche zwar auch auf Wech— tzzäahlung, jedoch zugleich alternativ auf eine oder mehrere be— snnte Sorten nach Cours gestellt sind, lediglich in der, §. 3 es Gesetzes vom 8. Januar d. J. geordneten Wechsel— hlung zu berichtigen, mithin nur diejenigen Wechsel und nweisungen, welche ausschließlich auf eine bestimmte ein— lne Geldsorte ausdruͤcklich lauten, in der verschriebe— en Sorte zu zahlen sind.“ Als Grund dieser Bestim— lung wird angegeben, daß in Erfahrung gebracht worden y, man wolle außer dem Fall spezieller Vereinigung zwi— en dem Zahler und Empfaͤnger des Geldes, die Zahlung r in einer besonders verschriebenen Sorte zu leisten, die in e Wahl des Schuldners gestellte Alternative, ob die Zahlung r Wechsel und Anweisung in der gesetzlichen Wechselzahlung er anstatt deren der Werth in einer anderen Sorte geleistet rden solle, dann fuͤr zulaͤssig ansehen, wenn neben der allge— zinen Wechselzahlung zwar keine unbenannte, aber noch eine nannte besondere Serte, z. B. . . Thaler Wechselzahlung, er Louisd or nach Cours, ausdruͤcklich bemerkt ist; durch eine che im Wege der Privat-Vereinigung von Seiten des Han— lsstandes herbeigeführte Ordnung aber, wodurch nach Wahl s Schuldners der gesetzlichen Wechselzahlung des Landes noch Coder mehrere Sorten hinzugefuͤgt wuͤrden, der Zweck des esetzrs, einen unveraͤnderlichen allgemeinen Werthmesser fuͤr erechnung der Geld- und Wechsel-Course, wie aller anderen ufmaͤnnischen Werthe zu begruͤnden, vernichtet werden muͤßte. Leipzig, 6. April. Die auf Antrag der Staͤnde jn der Regierung genehmigte Geldbank wird in kurzem hier s Leben treten, und verlautet wenigstens jetzt so viel, daß zu r Bank, deren Stamm-Kapital anderthalb Millionen Thaler 21 Fl. Fuße betragen soll, die Unterzeichnung gleichzeitig er und in Dresden, Chemnitz, Zittau ünd Plauen erfolgen ll Jede der 0c Actien ist zu 250 Rthlr. bestimmt, uͤnd llen deren zuerst 1400 Stück den dermaligen Actionairs der iskonto⸗-Kasse angeboten, so wie den Mitgliedern des proviso⸗ chen Comités zusammen 450 Stück uͤberlassen werden. Auf de Actie sind 23 pCt. eder 62 Rthlr. I2 Gr. einzuzahlen, und ese Zahlung entweder in Preußischem Courant der in Zon⸗ ntionsgeld zu dem Cours von 274 pCt., oder endlich in Eon, ntiens-Spezies zu 1 Rthlr. 9 Gr. 3 Pf, in 26 Kr. das tuͤck zu 5 Gr. 8 Pf. Saͤchs., in Louisdiors zu 5 Nthlr. 16 zu bewirken. Insofern die noch zu zeichnenden Actien ver⸗ st werden sollen, und schon jetzt, ehe noch die Geldbank er— net und Interimsscheine ausgegeben sind, die Actien mit 8 di0 pCt. Aufgeld verkauft worden, duͤrfte auch diesem volks— n Institute von vorn herein eine verderbliche Agiotage bhen. Die Gegensaͤtze der Humanität und Intoleranz begegnen auch hier bisweilen. Vor kurzem hielt ein Kaplan der hie— en katholischen Kirche bei einer feierlichen Entlassung der Kon— manden in einer der drei Freimaurer-Logen eine herzlich ge⸗ inte Nede, die bei allen Anwesenden viel Anklang fand; da— zen erlaubte sich der Lehrer an einer der hiesigen Stadtschu— ei iner öffentlichen Pruͤfung der Schuler vor wenigen ,. Frage vorzulegen, ob ein wahrer Christ Schauspieler n tönne, was allgemeine Indignation erregte, zumal mehrere r höiesigen Theater, Mitglieder ihre Kinder dlestr Anstalt an⸗ traut hatten. Indessen fand man hier weniger das Beneh⸗ En des Lehrers selbst, dessen Drang, siich in schiefen Religions⸗ sictten bei unpassenden Gelegenhelten zu aäußern, bekannt ist s die Unthaͤtigkeit des anwes. ; ö nt h anig es anwesenden Schul⸗-Direktors auffallend. Die gestern veroffentlichte Verordnung der Ministerien des nern und der Fi Ii ĩ n und der Finanzen gegen das neulich erwaͤhnte Cirku— . hiesigen Handelshäͤuser, in WechfelFahlung oder ö ors (nicht Sorten) nach Cours auf sie zu ziehen, giebt 56 zu der Vermuthung, daß es an großen Verdrießlichkei⸗ ei Geldzahlungen unter Kaufleuten n ; der Vefů rn . usleuten nicht fehlen wird, wie ö . j ag daß, die Verordnung bei girirten Wechseln iranten f 1d Intervention des Bezogenen zu Ehren des 5. 34 umganger, werden durfte, Veranlassung⸗ e⸗Abdruͤcke des bei der letzten Staͤnde⸗Versammlung

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berathenen Kriminal⸗Gesetzbuchs sind vor kurzem hier eingesandt worden, daher die Publication dieses fuͤr Sachsen hoͤchst wich⸗ tigen Gefetzes bald zu erwarten steht. Der als Verfasser und Vertheidiger des Entwurfs bekannte Geh. Justizrath Dr. Groß in Dresden hat das Ritterkreuz des Civil⸗Verdienst⸗Ordens er⸗ 8 Von dort aus wird der Ober-Appellations-Rath Dr. reitschke genannt, dem die Ausarbeitung einer neuen Prozeß⸗ Ordnung uͤbertragen worden sey. Karlsruhe, 31. Maͤrz. (Leipz. A. 3.) Der bis herige Direktor des Ministeriums des Innern, Staatsrath Nebenius, mit dem verstorbenen Staats⸗Minister Winter durch Verwand⸗ schaft und gleiche politische Bestrebungen eng verbunden, hat provisorisch das Portefeuille des Ministerium des Innern er— halten. Diese Nachricht verbreitet große Freude im Lande und verscheucht Besorgnisse, welche Winter's Tod hier und dort hervorgerufen hatte. Die Erhebung jenes ausgezeichneten Ge— lehrten und Staatsmannes ist eine Buͤrgschaft dafür, daß der Gang unserer Regierung sich gleich bleiben wird, also dem besonnenen Fortschreiten huldigend. Insbesondere wird die Ausfuͤhrung unserer großartigen Eisenbahn nicht verschoben werden, da be— kanntlich Nebenius die Sache mit dem ganzen Gewichte seiner Kraft foͤrderte. Die Karlsruher und Mannheimer Zeitungen enthalten die Aufforderung, dem Staats-Minister von Winter ein Denk— mal zu setzen. An der Muͤndung der neuen Eisenbahn moͤge eine Bildsaͤule mit erhobener Hand auf die Laͤnder verbindende Bahn hinweisen. In Karlsruhe ist eine Unterzeichnung von Beitragen zu diesem Zwecke bereits mit Erfolg eroͤffnet worden.

Italien.

Das Giornale del Lloyd Austriaco meldet nach einem Schreiben aus Messina vom 14. Maͤrz, der Koͤnig habe so— gleich nach seiner unvermutheten Ankunft die Kathedralkirche, die Citadelle und die Kasernen in Augenschein genommen, und zwar stets zu Fuße, inmitten der großen Volksmenge, die ihn mit jauchzendem Vivatrufe begleitete. Manche hoffen, daß man die Trennung der hiesigen Sanitaͤtsbehoͤrde von jener zu Palermo erlangen duͤrfte; uͤber die Nuͤtzlichkeit und Zweckmä— ßigkeit dieser Maßregel hatte die berathende Handelskammer dem Koͤnige bereits berichtet. Es wird hinzugefügt, die ersten Behoͤrden von Palermo seyen durch den Telegraphen hierher berufen worden.

Spanien.

Madrid, 23. Maͤrz. Die Aushebung der Rekru— ten zur Ergaͤnzung der Armee (la Quinta), die in Spanien zu allen Zeiten große Schwierigkeiten dargeboten hat, mußte in der gegenwartigen Epoche, wo die Mehrzahl der Dienstpflichti⸗ gen gezwungen wird, die Waffen zur Vertheidigung einer Sache zu ergreifen, die so Viele nicht als die Ihrige betrachten, die Ausfuͤhrung des Dekretes wegen eines Kontingents von 40,000 Mann nothwendiger Weise noch um ein Bedeutendes erschwe— ren. An mehreren Orten haben die jungen Leute ihre Heimath verlassen, und sich entweder nach anderen Provinzen, oder auch wohl gar nach fremden Laͤndern, besonders nach Amerika, ge— wandt, um sich dem Militairdienste zu entziehen. Dies hat den Minister des Innern, Marquis v. Someruelos, veranlaßt, den politischen Chefs in allen Provinzen, auf den Grund einer desfallsigen Koͤniglichen Verordnung, auf das Strengste zu untersagen, dienstfaͤhigen jungen Leuten, selbst noch vor zuruͤckgelegtem 18ten Lebensjahre, fernerhin Pässe nach dem Auslande zu ertheilen. Ein in der hiesigen Hof— Zeitung vom 16ten d. M. enthaltenes, an denselben Minister gerichtetes Königl. Dekret erneüert die, wie es scheint, unbe⸗ achtet gebliebene Verordnung vom 27. Mai v. J., wonach die in den aufgehobenen Kloͤstern vorgefundenen Kunstgegenstaͤnde gesammelt und durch Aufstellung an den hierzu bezeichneten Or— ten der Nation erhalten werden sollten. Zugleich dehnt das er⸗— waͤhnte Dekret diese Verfuͤgung auf die mitunter hoͤchst pracht—⸗ vollen Chorbuͤcher der Kirchen aus. Die Erneuerung dieses Befehls ist durch die Rede herbeigefuͤhrt worden, die der Her—⸗ zog von Rivas am 1sten d. M. im Senate hielt, und aus wel⸗ cher ich Ihnen am gten einen Auszug mittheilte. Es mochte nicht uninteressant seyn, auf diese Rede hier noch einmal zu⸗— ruͤckzukommen, namentlich insoweit sie die Verwendung der bisher aus dem Verkaufe der nicht weniger als 525,381,515 Realen betragenden Sum— men betrifft. Nachdem der Herzog von Rivas der vielen Ungerechtigkeiten gedacht, welche die Regierung unter Mendi— zabal's Verwaltung begangen, und die er zum Theil geradezu als einen Raub (röho) bezeichnet, fuhr derselbe also fort: „Was hat man damit erreicht, meine Herren? Etwa, daß ein Dutzend gewissenloser Spekulanten, die nur von dem oͤffentlichen Elend leben, Gelegenheit fanden, sich zu bereichern, oder daß die in den Provinzen bei den Tilgungs-Kassen angestellten Beamten, deren Luxus und uͤbermaͤßige Verschwendung mit der allgemei— nen Noth auf das Aergerlichste kontrastirten, in den Stand ge— setzt wurden, in kurzer Zeit große Schaͤtze zu sammeln? Was hat die Nation dadurch gewonnen? Nichts! Sie hat im Gegentheil durch die Zerstoͤrung der Kloͤster, und das unmittel— bar darauf erfolgte Verschwinden so vieler schoͤnen Kunstdenk— maͤler aus uralter Zeit, unendlich viel verloren. Das Niederreißen der Kloster-Gebaͤude selbst ist ein wesentlicher und effektiver Verlust fuͤr das Land. Und was hat die Maßregel gefruchtet? Zahlen wir seitdem ein Bataillon mehr als fruͤher? Haben wir dadurch die Feinde der Regierung fuͤr unsere Sache gewonnen? Nein! Die Kloͤster sind verschwunden; die Zahl unserer Gegner hat sich vermehrt.“ Die von dem Herzog von Rivas an einer anderen Stelle entworfene Schilderung der mannigfachen Veruntreuungen der Staats⸗-Fonds ist gewiß nicht dazu geeignet, das Vertrauen zu der Regierung zu erhoͤhen, und es ist schwer zu begreifen, wie sich unter diesen Umstaͤnden noch Maͤnner finden konnen, die sich, unter welchen Bedingun— gen es immer seyn mag, zu einem Darlehn verstehen. Es kann den Banquierhaͤusern, die sich bereit erklart haben sollen, der Regierung zu borgen, nicht unbekannt seyn, daß letztere, nach— dem ihre Huͤlfsquellen langst erschoͤpft sind, unumwunden erklaͤrt hat, daß die von ihr beabsichtigte neue Anleihe ausschließlich zur Bezahlung und Erhaltung der Armee bestimmt sey. Die nämliche Verlegenheit, in welcher die Regierung sich heute be— findet, muß also nothwendiger Weise, und zwar in einem noch weit groͤßeren Maßstabe, aufs neue eintreten, sobald der letzte Real aus jener Anleihe zur Besoldung der Truppen ausgege⸗ ben ist. Wer sich nur einigermaßen mit den Grundsätzen der Staatswirthschaft bekannt gemacht hat, muß sich auf den ersten Blick uͤberzeugen, daß es bei dem Zustande, in welchem Spa⸗ nien sich gegenwaͤrtig befindet, und nachdem die Provinzen auf das Aeußerste ausgesogen worden, ganz unmoglich ist, eine reelle Buͤrgschaft fuͤr ein zu eroͤffnendes Anlehen darzubie—

ten, am allerwenigsten, wenn, wie in dem vorliegenden

Klosterguͤter geloͤsten und

Falle, der Ertrag derselben ausschießlich der Armee zu Gute kommen, nicht aber dazu dienen soll, entweder der Staats-Verwaltung selbst, oder der gewerbtreibenden Klasse aufzuhelfen, damit ein solches momentanes Opfer mit der Zeit durch eine kluge und rechtliche Verwaltung oder durch eine er— weiterte und vermehrte Productionskraft vergolten werde. Hier ist aber die begbsichtigte Anleihe lediglich dazu bestimmt, inner— halb weniger Monate von der Armee verschlungen zu werden; der Ertrag derselben wird daher spurlos verschwinden, ohne auch nur auf einen einzigen Zweig des ehemaligen National— Reichthums einen guͤnstigen Einfluß geäußert oder der jetzi⸗ gen National⸗Armuth im mindesten abgeholfen zu haben. Die kuͤrzlich erfolgte Hinrichtung des Karlisten-⸗Chefs Tallada wird hier sehr verschieden beurtheilt. Viele sind der Meinung, daß, wenn Tallada auch wirklich im Siegestaumel einige Offi— ziere der Koͤnigin habe erschießen lassen, eine solche Handlung, wenn auch in hohem Grade verwerflich, doch in kei— nem Vergleiche zu jener besonnenen und gewissermaßen systematischen Verletzung des Voͤlkerrechts und der Eliot— schen Convention stehen, wonach die Execution Tallada's, nachdem derselbe von einem aus den exaltirtesten Maͤnnern be— stehenden Tribunale kondemnirt worden, fast unter den Augen der verwittweten Koͤnigin vollzogen worden ist. Man erzaͤhlt sich, daß es der General Cordova gewesen, der die Königin be— stuͤrmt habe, in die Hinrichtung Tallada's zu willigen. Zu an⸗ deren Zeiten wußte jener General die puͤnktliche Vollziehung der Eliotschen Convention nicht dringend genug 9 jetzt aber, wo er fern vom Kriegs-Schauplatze ist, dringt er in den Cortes mit großem Geschrei auf die Ausuͤbung von Grausam— keiten, die er mit dem Namen Repressalien zu bezeichnen fuͤr gut findet. Nach meinem Gefuͤhle koͤnnen solche „Repressalien“ nie⸗ mals zu etwas Gutem fuͤhren; sie tragen nur dazu bei, die ge— genseitige Erbitterung zu erhoͤhen.

Portugal.

Lissabon, 27. Maͤrz. Die neue Verfassung ist am 21 sten d. von den Cortes definitiv genehmigt und von den ein— . Mitgliedern unterzeichnet worden. Es wurden dann

bgeordnete ernannt, um der Koͤnigin ihre Aufwartung zu machen und Ihre Majestaͤt zu ersuchen, daß sie einen Tag zur offentlichen Bekanntmachung der Constitution bestimmen moͤge. Die Adresse, welche der Koͤnigin bei dieser Gelegenheit uͤber⸗ reicht wurde, lautete folgendermaßen:

„Señsora! Die allgemeinen und konstituirenden Cortes haben nach langen anhaltenden Arbeiten das große Werk beendigt, um des— sen willen sie einberufen waren, und sie bieten jetzt Eure Majestät den neuen gesellschaftlichen Vertrag ehrerbietigst zur Erwägung dar, indem sie im Namen der von ihnen repräsentirten Natien Ew. Ma— jestät um Genehmigung desselben ersuchen. Die Cortes glauben die ihnen übertragenen Pflichten getreulich erfüllt zu haben, insofern sie ihre höchste Sorgfalt auf die Entwerfung einer Verfassung verwand— ten, die Ew. Majestät und einer tapferen, loyalen Nation, welche so viele schmerzliche Opfer für die Freiheit gebracht hat, würdig wäre. In ihr werden Ew. Majestät die Freiheit und Unabhängigkeit der Ration mit den Gerechtsamen uad Prärogativen der Königlichen Gewalt, die Rechte des Volks mit der dem Monarchen, als Ober⸗ haupt des Staats, gebührenden Ehrerbietung und Gehorsamkeit ver— söhnt, die heilige Religion unserer Vorfahren aufrecht erhalten, den Besitz des Thrones den rechtmäßigen Nachkommen Ew. Majestät ge—⸗ sichert und die Unverletzlichkeit Ihrer Königlichen Person befesiigt finden. Eine Verfassung, welche so viele Unterpfänder für den Frie⸗ den, die Ordnung und Stabilität gewährt, muß die große Portügie⸗ sische Familie beruhigen und um Ew. Majestät Thron sammeln. Ge— ruhen Ew. Majestät also den neuen gesellschaftlichen Vertrag zu prü— fen und zu erwägen und, wenn Sie ihn Ihrer Königlichen Geneh— migung würdig finden, einen Tag zur Beschwörung desselben zu be— stimmen.“

Hierauf antwortete die Koͤnigin, ganz den Worten der Adresse folgend:

„Mit großer Genugthunng habe Ich das Original des neuen ge— sellschaftlichen Vertrages empfangen, den die allgemeinen und außer- ordentlichen Cortes nach langen anhaltenden Arbeiten beendigt haben, und dessen Genehmigung sie jetzt im Ramen der Nation von Mir verlangen. Ich werde ihn mit der besonderen Aufmerksamkeit, die ein so hochwichtiger Gegenstand erheischt, prüfen und erwägen, und wenn Ich, wie Ich hoffe, ihn würdig finde, Grundgesetz der Monarchie zu werden, so will Ich, dem Ersuͤchen der Cortes gemäß, einen Tag zur Beschwörung desselben bestimmen.“

Kurz darauf erklaͤrte Ihre Majestaͤt, sie wuͤnsche, daß die neue Verfassung an ihrem Geburtstage, dem 4. April, bekannt gemacht werde.

vorgegangen; Sa da Bandeira und Joao d'dliveira, der Pre— mier⸗ und der Finanz-⸗Minister, die beiden Hauptstuͤtzen dessel⸗ ben, sind geblieben, aber an die Stelle des Herrn Sanchez ist Herr Fernandez Coelho, der kuͤrzlich das Portefeuille der Ju— stiz uͤbernommen hatte, Minister des Innern und an dessen Stelle Herr Duarte Leitao Minister der Justiz geworden.

Seit dem 14ten v. M. ist die Ruhe im Allgemeinen zwar wieder hergestellt, aber es herrschen dennoch Aufregung und Verwirrung mehr als zu wuͤnschen waͤre. Mehrere Zeitungen, besonders der „Procurador dos Pobres“, haben sich sehr hef— tig gegen jede Maßregel der Regierung ausgelassen und das Volk aufgefordert, den „ruchlosen Meuchelmord ihrer Mitbuͤr ger“ zu raͤchen. Demzufolge hat der neue Civil-Gouverneur das genannte Blatt zwar unterdruͤckt, aber es herrscht unter den Parteien noch immer Unzufriedenheit, und unmsͤg lich laͤßt sich voraussehen, wie lange der Frieden ungestoͤrt bleiben durfte. Die Mißvergnuͤgten unter der National-Garde verlangen noch immer Rache gegen die Linien -Truppen. Die Letzteren beziehen allein die Wachen; die National⸗Garde hat nur bei den Cortes Wache zu halten; eine Aufloͤsung der— selben ist, gegen alle Erwartung, noch nicht erfolgt. Die De— batten in den Cortes uͤber den Aufstand waren von heftiger und uͤberaus stuͤrmischer Art. Einige Mitglieder gingen so weit, sich in der Kammer in persoͤnliche Kampfe einzulassen. Die Zahl der beim Tumulte Ermordeten und Verwundeten ist sehr äbertrieben worden; auch einige unschuldige Zuschauer fielen als 8 ihrer Neugierde, darunter 5 Frauenzimmer und 3 Kinder. .

Soares Caldeira, der fruͤher wohl der Lafayette von Por— tugal genannt wurde, und die Herren Mantas und Fran ga, weiche die Hauptanstifter der letzten Revolte waren, bleiben noch immer unbehelligt. Die beiden Ersteren wohnen muh in ihren Haͤusern, und der Letztere ist nach drei Tagen der Abwesenheit kaͤhn genug gewesen, nach dem Zollhause zu kommen und dort seine Functionen wieder anzutreten. Die Gefangenen, die in dem Castell St. George eingesperrt waren, haben, wenigstens

roßtentheils, stillschweigende Erlaubniß erhalten, sich nach ihren e gen hen begeben zu duͤrfen.

Am 22sten kam es bei den Berathungen uͤber das Fu

in den Cortes wieder zu einer Finanz-Diskussion. Der Mi—

nister versicherte bei dieser Gelegenheit, daß Portugals aus-

Es ist schon wieder eine kleine Veränderung im Kabinet

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